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Ein Reader anlässlich der Wander-Ausstellung Uran – oder das Recht auf Leben? Ein SchülerInnen-Studierenden Projekt zu den Auswirkungen des Uranabbaus Gruppe AGURMINE – AGainst URanium MINEs –

Ein Reader anlässlich der Wander-Ausstellung Uran – oder ... · Dort lagert dann der Millionen Jahre strahlende Atom-müll. Ein sicheres Endlager gibt es nicht, und es ist frag-lich,

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Ein Reader anlässlich der Wander-Ausstellung

Uran – oder das Recht auf Leben?

Ein SchülerInnen-Studierenden Projekt zu denAuswirkungen des Uranabbaus

Gruppe AGURMINE – AGainst URanium MINEs –

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1 Uran – oder das Recht auf Leben?

Editorial

AGURMINE – AGainst URanium MINEs –Ein SchülerInnen-Studierenden Projekt zum ThemaUranabbau und den Folgen

Uran – oder das Recht auf Leben?Was weißt Du über Uranabbau? Weder in der Schule nochim täglichen Leben wird über Uranabbau offen diskutiert.Dabei betrifft es uns täglich. Wenn wir das Licht anmachen,oder wenn wir am PC sitzen. Wir verbrauchen dabei fastimmer etwas Uran ohne es zu wissen.Wir sind eine Gruppe von SchülerInnen und Studierenden,die eine Wanderausstellung zum Thema „Uran – oder dasRecht auf Leben“ vorbereitet und gestaltet haben.Wir haben versucht herauszufinden welche Menschen inwelchen Gebieten dieser Erde vom Uranabbau betroffensind, wie diese damit umgehen, uns mit zweiAustralierinnen und getroffen und viele Kontakte in dieganze Welt geknüpft. Wir möchten allen Menschen, die unsunterstützt haben, danken, dass wir unsere Ideenrealisieren konnten und möchten dazu beitragen, dass überUranabbau offen diskutiert wird.Die Ergebnisse unserer Arbeit können hier in unseremAusstellungsreader gelesen und in unsererWanderausstellung angeschaut werden.Vielen Dank von der GruppeAGURMINE

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Inhalt

Uran – oder das Recht auf Leben? 2

Verwendung von Uran . . . . . . . . . . . . . . 3Uran & Gesundheit. . . . . . . . . . . . . . . . 5Uran & Klima . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Afrika – Kolonialismus und kein Ende. . . . . . . 10Amerika – Rechte der Indianer . . . . . . . . . . 14Asien – Uranabbau im Stillen . . . . . . . . . . . 19Australien – Widerstand der Aborigines . . . . . . 23Europa – die Erben des Kalten Krieges. . . . . . . 27World Uranium Hearing . . . . . . . . . . . . . 30Was tun?! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34Geschichtliches . . . . . . . . . . . . . . . . . 35Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53Danke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

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3 Uran – oder das Recht auf Leben?

Verwendung von UranUranDas Uran (Symbol U) ist ein Element mit der Ordnungs-nummer 92. Es ist ein reaktionsfreudiges, radioaktives undeines der schwersten Metalle. Es liefert den Brennstoff fürden Betrieb von Atomkraftwerken und für die Herstellungvon Atomwaffen.Seinen Namen erhielt es 1789 von dem deutschen Chemi-ker Martin Heinrich Klaproth. Erst 100 Jahre später hatAntoine Henri Becquerel zufällig entdeckt, dass das Uraneine natürliche Strahlung hat: die Radioaktivität.Die Spaltung von Urankernen mit Hilfe von Neutronengelang erstmals 1938 Otto Hahn und Fritz Strassmann.Es gibt drei natürliche Uranisotope. Das sind U 234, U 235und U 238. Die Halbwertzeit von Uran 238 beträgt 4,5 Milli-arden Jahre. Das heißt, dass erst nach 4,5 Milliarden Jahrendie Hälfte von Uran 238 radioaktiv zerfallen ist. Nachmenschlichen Zeitvorstellungen bleibt Uran also ewig radio-aktiv.

Was hat das Uran mit mir zu tun?Die Firma E.ON hat aktuell die größte Marktmacht aufdem deutschen Strommarkt. Sie ist an vielen Stadtwerkenund Stromversorgern beteiligt oder verkauft diesen ihrenStrom. Ebenso gehören E.ON die meisten deutschenAtomkraftwerke. RWE ist der zweitmächtigste deutscheStromkonzern. Von diesn zwei Firmen werden die meistendeutsche Haushalte mit Strom versorgt.Durch die Verwendung von Strom haben wir fast immeretwas mit Uran zu tun.Wir möchten versuchen, dass an einem kleinen Beispiel,nämlich der Firma Urenco darstellen:Die Firma Urenco betreibt in Deutschland, Großbritannienund den Niederlanden Anlagen zur Anreicherung vonUran und versorgt Atomkraftwerke weltweit damit. Siehat am weltweiten Markt für Urantrennarbeit einen Anteilvon 15% (2002). Das Uran bezieht Urenco z.B. aus Russ-land.Die Beteiligungsgesellschaft der Urenco-Gruppe istUrenco Ltd.Gesellschafter der Urenco Ltd. sind zu gleichen Teilen dieFirma BNFL Enrichment und die Firma Uranit GmbH(einer Tochtergesellschaft der RWE Power AG und derE.ON Kernkraft GmbH) und der niederländischen FirmaUltra Centrifuge Nederland N.V. Damit sind RWE undE.ON nicht nur über den Verkauf von Strom ins Urange-schäft involviert, sondern aktiv durch Tochterunterneh-men am Uranabau beteiligt.

Quelle: www.urenco.com (Stand 03.05.04)

UranressourcenIn fast allen Ländern wurde nach Uran gesucht. Die größ-ten bekannten Vorkommen gibt es in den USA, Kanada,Russland (GUS), Australien, Namibia, Niger und Kongo).Uranerz wird fast nur in Gebieten, in denen starke Armutherrscht, abgebaut. Besonders häufig in Gebieten, indenen indigene Menschengruppen wohnen.Beispielsweise in Australien in Gebieten der Aborigines,in Kanada in Gebieten der Cree Indianer, in Lakota (USA)in Gebieten der Hopi Indianer, in Nigeria in Gebieten derTouarek und Peul (wandernde Hirtenfamilien), in Chinain Gebieten, wo Uiguren leben, sowie in Tibet und inIndien in Gebieten, wo vor allem Adhivasis leben.

Quellen: Anti-Atom-Aktuell: »Dritte und Vierte Welt tragen die Fol-gen des Uranabbaus« von Bernhard Mogge

Produktion von Uranoxid1 (U3O8)im Jahr 2000 weltweit in TonnenKanada 10.682Australien 7.578Niger 2.895Namibia 2.714Usbekistan 2.350Russland (geschätzt) 2.000Kasachastan 1.740USA 1.456Südafrika 878Tschechische Republik 500China (geschätzt) 500Ukraine (geschätzt) 500Frankreich 319Spanien 251Indien 200Übrige Länder 183Gesamte Welt 34.746

1) Uranoxid ist Uran nach dem Anreicherungsprozeß, wo es dann fürdie Herstellung der Brennstäbe für Atomkraftwerke genutzt werdenkann.

Quelle: AK gegen Atomanlagen Frankfurt

Weltweite Uranvorkommen

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Uran – oder das Recht auf Leben? 4

Uranabbau …Wie andere Metalle wird auch Uranerz in Bergwerkenoder im Tagebau abgebaut. Darüber hinaus kann es auchdirekt mit Hilfe von Chemikalien aus dem Gestein gelöstwerden. In chemischen Prozessen wird das Uran aus demErz gelöst, um anschließend in Uranmühlen zu einem Pul-ver gemahlen zu werden, dem so genannten „YellowCake“.Dieses Pulver wird üblicherweise in gelben 200 Liter Fäs-sern zur Weiterverarbeitung zum Beispiel nach Pierlatte inFrankreich transportiert und dort zu gasförmigem Uran-hexaflourid umgewandelt.Von hier aus wird es mit dem LKW in die Urananreiche-rungsanlage zum Beispiel nach Gronau ins Münsterlandgefahren. Hier wird das Uran 235 mit Hilfe einer speziellenZenrtifuge für weiter Verarbeitungsvorgänge angerei-chert.Von dort aus kommt das angereicherte Uran in die Brenn-elementherstellung zum Beispiel nach Lingen. Das abge-reicherte Uran, das strahlt, aber nicht für Atomkraftwerkegenutzt werden kann, wird nach Russland gebracht.Um Uran im Atomkraftwerk nutzen zu können, sind vieleBearbeitungsschritte nötig.Dazu wechselt das Uran mehrmals seinen Aggregatzu-stand: fest – pulverförmig – flüssig – gasförmig – flüssig –pulverförmig – fest. Die Umwandlungen brauchen vielZeit. Hinzu kommen die vielen Transporte, die zum Teileinmal die ganze Erde umrunden. Dabei fallen immer wie-der radioaktive Abfälle an.

…Strahlende HinterlassenschaftenWenn die Uran-Brennstäbe der Atomkraftwerke verbrauchtsind, werden sie in Behälter verpackt. Ein Teil der Behälterwird zunächst einmal in Zwischenlagern abgestellt, einanderer Teil wird in die Wiederaufarbeitungsanlagen zumBeispiel nach Frankreich und England gefahren.Hier wird das Uran recycelt, wobei radioaktive Abwässerin das Meer gelangen und radioaktive Abluft in die Erd-atmosphäre entweicht.Bei der Wiederaufarbeitung fallen große Mengen nichtverwertbarer Abfälle an, die beispielsweise nach Deutsch-land in das Zwischenlager Gorleben gebracht werden.Dort lagert dann der Millionen Jahre strahlende Atom-müll. Ein sicheres Endlager gibt es nicht, und es ist frag-lich, ob in Zukunft diese heißen, aggressiven und unbere-chenbaren Abfälle sicher von allen Lebewesen ferngehal-ten werden können. Durch den Uranabbau fällt radioakti-ver Abraum an, der bis zu 80% der Radioaktivität des Aus-gangs-Gesteins enthält und für hunderttausende von Jah-ren radioaktiv bleibt.

AGURMINEAtommüllzwischenlager Gorleben – in dieser Halle lagerndie strahlenden Abfälle für die nächsten 40 Jahre

Uranmine –Peter Diehl

Schiff mit Uran-ladung – Anti-Atom-Aktuell

BrennelementefabrikLingen

Atomkraftwerk Lingen

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5 Uran – oder das Recht auf Leben?

Uran & GesundheitAuswirkungen von Uranauf die menschliche Gesundheit

Uran ist überall auf der Erde zu finden. Wir nehmenimmer eine gewisse Menge Uran über unsere Nahrung,die Luft und das Wasser auf. In den meisten Gebieten aufder Erde ist die Konzentration von Uran jedoch sehrgering.In Gebieten, wo Uran abgebaut wird, ist die Konzentrationfür Menschen oft gefährlich hoch. Wegen der sehr langenHalbwertszeiten bleibt diese Gefahr lange bestehen.Ab welcher Konzentration Uran sich für den Menschenschädlich auswirkt, ist unter Experten umstritten.Das Uran liegt überall in unterschiedlichen chemischenVerbindungen vor und lässt sich nicht als reines Uran fin-den. Deshalb ist die Wirkung sehr unterschiedlich. Man-che Uranverbindungen sind z.B. schnell wasserlöslich,andere weniger.Die Zerfallsprodukte von Uran können Zellen in erhebli-chem Maße schädigen und wirken krebsauslösend underbgutschädigend, wenn Menschen mit diesen Stoffen inBerührung kommen.Durch die Aufnahme von Uran kommt es im Körper zugesundheitlichen Belastungen der inneren Organe, wiezum Beispiel der Nieren. Auch die Lunge wird durchradioaktiven Staub belastet. Durch radioaktive Elemente,die im Körper weiter zerfallen, steigt das Risiko an Krebszu erkranken.Die gesundheitlichen Folgen von Uran sind neben denUranabbaugebieten auch in Kriegsgebieten zu finden, woabgereichertes Uran durch die militärische Verwendungvon Uranmunition liegt. Besonders betroffen hiervon sindIrak, Afghanistan und der Kosovo.

AGURMINE

Ökologische und gesundheitlicheFolgen des Uranabbaus

Durch den Abbau von Uran werden vielfältige Gefahren fürdie Natur und die Gesundheit des Menschen verursacht.Die schwerwiegendsten ökologischen Auswirkungen desUranabbaus liegen in der radioaktiven Verseuchung wei-ter Landstriche.Aus der Tagebaugrube, den Halden und durch die Staub-entwicklung beim Sprengen, Auf- und Abladen und Zer-mahlen des Erzes werden radioaktive Stoffe freigesetzt.Das gefährliche Radon-Gas entströmt in großen Mengenden Halden und den Gruben und wird durch den Windüber weite Strecken verteilt. Die flüssigen Abfälle, die z.B.bei der Rössing Mine in Namibia nach offiziellen Angabentäglich 80000 m3 ausmachen, werden durch einen sogenannten Tailingsdamm zu einem See aufgestaut. Da Tai-lings-Becken oftmals durchlässigen Böden haben, gelangtradioaktives Material in den Wasserkreislauf.Lecks und Dammbrüche, die zur Verseuchung ausgedehnterGebiete führten, wurden von vielen Uranminen gemeldet.Da die Bergleute dauernd den gefährlichen Staub einatmen,sammeln sich mit der Zeit in ihren Körpern große Mengenvon strahlendem Staub an. Grenzwerte, die an sich schonfraglich sind, wurden in der Vergangenheit ständig herabge-

setzt und in der Praxis kaum eingehalten. Mehr als 40% allerUranminenarbeiter erkrankten an Lungenkrebs.Die in der Umgebung von (ehemaligen) Uranminen leben-den Menschen müssen ebenfalls mit einer erhöhten Rategefährlicher Krankheiten rechnen, darunter Leukämie,Knochen-, Eierstock- und Hodenkrebs. Besonders bei Kin-dern ist die Zahl dieser Erkrankungen und körperlicherLeiden erschreckend gestiegen. In der BundesrepublikDeutschland musste die Produktion der Urananlage in Ell-weiler nach massiven Protesten wegen hohen Strahlenbe-lastung eingestellt werden.Indigene Menschen und Menschen, die in großer Armutleben, sind besonders häufig den gesundheitlichen Folgendes Uranabbaues ausgesetzt, meist ohne im Gegenzugeine finanzielle Entschädigung zu erhalten. Ihr Wider-stand gegen den Abbau von Uran blieb bisher oft erfolglos.Sie müssen hinnehmen, dass ihre Gesundheit, ihreUmwelt und manchmal auch wichtige kulturelle und reli-giöse Stätten durch den Uranabbau zerstört werden.

Nicole Steidel http://www.unki.deNicole Steidel mit kleinen Änderungen von AGURMINE

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Risiken durch die Rückstandsbecken der UranminenDie folgende Übersicht bekannt gewordener Dammein-brüche und Dammsschäden seit 1954 verdeutlicht, dass

neben der Strahlung auch das Risiko besteht, dass schad-hafte Dämme zu einer Verseuchung der Gebiete um die

Minen herum führen.Die Rückstände sindnicht so leicht zu sichern.Starkem Regen und Erd-beben halten die Dämmenicht immer stand.Auf der Website desWISE Uranium Projektsgibt es eine Chronologyvon Damm-Unfällen desgesamten Erzabbaues.Ohne vermisste Men-schen mitzurechnen,wurden bei bekanntenUnfällen durch Damm-einbrüche seit 1960 ins-gesamt 930 Menschenvon den Rückstands-massen getötet. Da essich meist um Menschensehr armer Bevölke-rungsschichten gehan-delt hat, sind viele dieserUnfälle kaum an dieÖffentlichkeit gelangt.

Uran – oder das Recht auf Leben? 6

Ajun Karmakr mit seinem schwer kranken Sohn Ghandhar. Ajun arbeitet in der Uranmine Jadugora in Indien – Richard Grove (Fellowtra-vellers)

Rückstandsbecken der Key Lake Mine in Saskatchewan, Kanada

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7 Uran – oder das Recht auf Leben?

Uran & GesundheitBekanntgewordene Dammschäden seit 1954Datum Ort Mutter-

gesellschaftArt des Ereignisses Freigabe Auswirkungen

1954 Lengenfeld, Vogt-land, Deutschland

Wismut Dammbruch durch eine Über-schwemmung

50.000 m3 Rückstände Rückstände verbreiteten sichüber 4km und stauten sich inder nähe eines Flusses ineinem Feuchtgebiet auf

April 1958 Mayluu-Suu Tai-ling, Kirgisistan

Dammbruch nach einem Erd-beben und starkem Regen

600.000 m3 Rückstände Menschen wurden getötetund viele Häuser zerstört. DieRückstände flossen 40 km denFluss hinunter und verseuch-ten Überflutungsflächen

19.08.1959 Union Carbide,Green River, Utah,USA

Union Carbide Dammbruch durch ein star-kes Ungewitter

8.400 m3 Rückstände

1960 Gunnar mine, Bea-verlodge area, Sas-katchewan,Kanada

Gunnar Mines Ltd. Dammbruch Rückstände gelangten in denSee Athabasca und verursach-ten in der Langley Bucht einRückstandsdelta

06.12.1961 Union Carbide,Maybell, Colo-rado, USA

Union Carbide Dammbruch 280 m3 Rückstände Die freigegebene Flüssigkeiterreichte keinen Fluss

16.06.1963 Mines Develop-ment, Edgemont,South Dakota,USA

Dammbruch 100 m3 Rückstände die freigegebenen Rückständeerreichten einen Nebenflussund ein Teil gelangte in ein 25Meilen entferntes Wasserre-servoir stromabwärts

06.02.1967 Atlas Corp., Moab,Utah, USA

Der Ausfall eines Überlaufesführte zum Überlaufen desRückstandbeckens

1700 m3 Rückstände

02.07.1967 Climax, GrandJunction, Colo-rado, USA

Deichbruch durch ein unge-prüftes Zurückhaltungs-Sys-tem

1.200 – 12.000 m3 flüssigeAbfälle

Flüssigkeit gelangte in denColorado River

16.02.1971 Petrotomics, Shir-ley Basin, Wyo-ming, USA

Petrotomics Deichbruch 7.6 m3 Flüssigkeit Flüssigkeit wurde in einemnicht begrenzten Gebiet frei-gesetzt

23.03.1971 Western Nuclear,Jeffrey City, Wyo-ming, USA

Western Nuclear Dammbruch wegen einerkaputten Leitung

Keine Kontamination außer-halb der Mine bekannt

01.04.1976 Kerr-McGee,Churchrock, NewMexico, USA

Kerr-McGee Dammbruch Eine geringere Menge

01.02.1977 Homestake, Milan,New Mexico, USA

HomestakeMining Company

Dammbruch durch eine zer-brochene (gefrorene)Schlammleitung

30.000 m3 Rückstände und7.600 – 30.000 m3 Flüssigkeit

Keine Kontamination außer-halb des Minen-Geländes

April 1977 Western Nuclear,Jeffrey City, Wyo-ming, USA

Western Nuclear Rückstandsschlämme über-spülten den Damm, durcheine Fehlkonstruktion desDammes und zusätzlichschmelzenden Schnee

40 m3 Rückstands-Schlämmeund 8.700 m3 Flüssigkeit

Keine Kontamination außer-halb des Minen-Geländes

01.03.1979 Union Carbide,Uravan, Colorado,USA

Union Carbide Durch schmelzenden Schneewurden zwei Dämme durch-sickert

16.07.1979 Church Rock, NewMexico, USA

United Nuclear Der Dammwall brach weilder Grundboden keinen rich-tigen Halt bot

370.000 m3 radioaktives Was-ser und 1.000 Tonnen Sedi-ment wurden freigesetzt

Kontamination des RioPuerco Sediments für 110 kmFlussabwärts

05.01.1984 Key Lake, Saskat-chewan, Kanada

Cameco (67%),Uranerz (33%)

Ein Prozessvorratsbehälterlief wegen ungenügende Pla-nung über

87.330 m3 kontaminiertesWasser

1985 Lengenfeld, Vogt-land, Deutschland

Wismut eingeschränkter Ausfall desDammes

gering

14.02.1994 Olympic Dam,Roxby Downs,Australien

WMC Ltd. Leckage des Rückstandsdam-mes über 2 oder mehr Jahre

5 Millionen m3 kontaminier-tes Wasser liefen in denGrund

1994 Zirovski vrh, Slo-venien

Rudnik Zirovskivrh, Gorenja vas

Fortwährendes Abrutschendes Walles (7 Millionen t) des„Borst“ Rückstandslagers(600.000 t) mit einerGeschwindigkeit von 0.3 mpro Jahr

Quelle: WISE Uranium – übersetzt ins Deutsche von AGURMINE, Stand 10. August 2003. Im Englischen WISE Uranium Projektes www.antenna.nl/wise/uranium

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Uran & Klima

Uran – oder das Recht auf Leben? 8

Die Klima-Gas-Emissionender Atomenergie

Klimaschutz: Falsche Rechtfertigungfür eine Renaissance der Atomkraft

„Aber wenn alle Atomkraftwerke ausgeschaltet werden,dann entsteht vielmehr CO2, und das macht unser Klimadoch kaputt?“ Diesen Satz hört man immer wieder.Tageszeitungen und andere Medien wiederholen gebets-mühlenartig die These vom klimafreundlichemAtomstrom.Die Internetseite des Nuclear Energy Institute(www.nei.org) zum Beispiel vermittelt plump, aber nichtminder wirkungsvoll, dass nur mit Atomkraft Umwelt-schutz zu erreichen sei: „Atomkraft ist eine emissionsfreieEnergiequelle, es wird nichts verbrannt, um Elektrizität zuerzeugen.“ Daneben das niedliche Bild einer Wildkatze.Um zu zeigen, wie unterschwellig uns die Behauptungimmer wieder begegnet, zitiere ich hier einige Auszügeaus Presseerzeugnissen der letzten Monate:Vereinigte Wirtschaftsdienste (Vwd) 03.02.04:„Die E.ON Energie AG fordert im Ausgleich für den Atomaus-stieg zusätzliche Rechte, Kohlendioxid (CO2) emittieren zu dür-fen. e.on-Energie-Vorstand Rainer Frank Elsässer rechnetdamit, dass sich der höhere CO2-Ausstoß in Folge des Atomaus-stiegs bis zum Jahre 2012 auf 27 Mio t CO2 addiert.“Handelsblatt vom 16.01.2004:„Die Energiewirtschaft ist in Bewegung: Sie muss die Kyoto-Ver-pflichtung zur Reduktion der CO2-Emissionen umsetzen, denAusstieg Deutschlands aus der CO2-freien Kernenergie verdauen und denErsatz von einem Drittel ihrer Kraft-werkskapazitäten in den kommendenJahren verkraften.“Werner Schnappauf, MdL (CSU)2. Dez. 2003:„Auch wenn die Bundesregierungihre hochgesteckten Energieeinspar-ziele erreichen sollte, kann das Loch,dass die Abschaltung der Kernkraft-werke bei der Stromversorgungunseres Landes reißen wird, auflange Sicht nur um den Preis eineserhöhten CO2-Ausstosses unddamit nur auf klimaschädliche Weisegestopft werden.“Reuters 14.11.03:„Der Verband der Elektrizitätswirt-schaft (VDEW) hat sich mit Blick aufdie anspruchsvollen Klimaschutzzieleder Bundesregierung für eine Verlän-gerung der Laufzeiten von Atomkraft-werken ausgesprochen. „Wenn tat-sächlich die Klimavorsorge brennen-der wird, muss man über eine Lauf-zeitverlängerung nachdenken“, sagtder VDEW-HauptgeschäftsführerEberhard Meller in einem Reuters-Interview am Freitag in Berlin.“Stuttgarter Zeitung 08.10.03Erwin Teufel:

„Wir kommen an der Nutzung der Kernenergie nicht vorbei, dasist kostengünstig und klimaneutral.“Auch Wirtschaftsminister Clement fordert, dass die Atom-industrie für den Ausstieg aus der Atomenergie beimkommenden Emissionshandel besser bedient wird: „Unteranderem die Konzerne E.on und EnBW sollen kostenlose Zertifi-kate für 5 Millionen Tonnen Kohlendioxid erhalten“ – so Cle-ment in der TAZ vom 20.03.04.Die Liste von Zitaten, welche die Atomkraft bewusst undunbewusst als CO2-frei und klimaneutral beschreiben,könnte noch endlos weitergeführt werden, mit VertreterIn-nen aller Parteien. Das oft verwendete stilistische Mittel, denangeblichen Klima-Vorteil der Atomenergie nur im Neben-satz zu erwähnen, lässt dabei diese Behauptung umso glaub-würdiger erscheinen. Gerade so, als wüssten dies alle, undniemand könnte in Frage stellen, dass es so wäre.Ein letztes Beispiel: In einer Bundestagsrede sagt MichaeleHustedt am 13. November 2003: „Ersetzt man ein altes Koh-lekraftwerk gar durch ein Kraftwerk mit Auskopplung vonWärme, (…) dann kann man 80 bis 90 Prozent der CO2-Emis-sionen einsparen. Das heißt, das Ziel 40 Prozent CO2-Reduk-tion, also Klimaschutz, und der Atomausstieg sind miteinandervereinbar.“Schaue ich mir diese Formulierung an: „Klimaschutz undAtomausstieg sind vereinbar“, dann stelle ich fest, dass dieenergiepolitische Sprecherin von Bündnis 90/Grüne selbstin ihrem Bemühen, Werbung für Alternativen zur bisheri-gen Versorgung mit Strom zu machen, indirekt auch dieRichtigkeit der Behauptung stützt: „bei der Produktionvon Atomstrom wird dem Klima nicht geschadet.“

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9 Uran – oder das Recht auf Leben?

Uran & KlimaAtomenergie schützt das Klima nicht

In der Klimaschutzdebatte, die im Moment in der BRDgeführt wird, wird immer nur jenes CO2 berücksichtigt,welches während des Kraftwerksbetriebs direkt im Kraft-werk entsteht. Emissionen die im Ausland anfallen, wäh-rend die Brennstoffe abgebaut und bearbeitet werden, wer-den in dieser Debatte in aller Regel nicht berücksichtigt.Da in den Atomkraftwerken kein CO2 anfällt, wundert esnicht, dass in der Klimaschutzdebatte so getan wird, alsgäbe es keine CO2 Emissionen im Zusammenhang mitAtomkraftwerken. Wird jedoch die gesamte Brennstoffspi-rale berücksichtigt, kommen einige WissenschaftlerInnenzu Ergebnissen, die ein völlig anderes Bild erzeugen.Bei der Erzeugung von Atomstrom entsteht CO2 haupt-sächlich beim Uranabbau und der Umwandlung desUranerzes zu Kernbrennstoff. Da bis heute völlig unge-klärt ist, wie mit Atommüll in Zukunft umgegangen wer-den kann, ist es auch denkbar, dass bei der weiterenBehandlung des Atommülls erhebliche Mengen an Klima-gasen frei werden.Das Ökoinstitut Darmstadt hat versucht, CO2-Gesamtbi-lanzen für die verschiedenen Energieträger zu erstellen. InGesamtbilanzen, in denen auch der Rohstoffabbau und dieAufbereitung des Brennstoffes berücksichtigt werden, hatsich gezeigt, dass bei der Erzeugung von Atomstrom 25-50Gramm CO2 pro erzeugte Kilowattstunde Atomstromentsteht. Das ist mehr CO2 als bei modernen Gas-Block-heizkraftwerken freigesetzt wird, weil die Abwärme derAKWs fast gar nicht energetisch genutzt wird. Demgegen-über emittiert ein Gas-Blockheizkraftwerk etwa 23Gramm CO2 pro Kilowattstunde Strom. (Kurzbericht zumGEMIS Modell von Januar 2001, Ökoinstitut Darmstadt).In den GEMIS Bilanzen werden mögliche Emissionen derAtommüllbehandlung nicht berücksichtigt.Atommüll sind zum einen die abgebrannten Brennstäbeaus den AKWs, aber auch das abgereicherte Uran, wel-ches bei der Urananreicherung anfällt. Außerdem hatdie Studie des Ökoinstituts die Uranabraumhalden,die nach dem Uranabbau hinterlassen werden undgesichert werden müssen, nicht mit einbezogen.In einer anderen Studie von Günther Haupt für die FirmaSiemens zum CO2 Ausstoß der Atomkraft sind es „nur“ 25Gramm pro erzeugte Kilowattstunde. Hier wird derBetrieb des AKWs, die Bereitstellung des Brennstoffs undder Anlagenbau berücksichtigt. Auch hier finden sichkeine Daten zur Lagerung des Atommülls. Welche Postenunter „Bereitstellung des Brennstoffs“ fallen, ist hier nichtaufgezählt.Es gibt weitere Studien zu den CO2 Emissionen der Atom-energie. Die Minimalwerte liegen bei (inzwischen wider-legten) 5 Gramm und die Maximalwerte bei 129 Grammpro Kilowattstunde. Die Grundlagen der Betrachtungensehen sehr unterschiedlich aus, je nachdem, was mitge-rechnet wird.Da wir derzeit überhaupt nicht voraussehen können, wel-che weiteren Emissionen durch den Müll anfallen, sindhier prinzipiell jedoch keine festen Werte ermittelbar.

Deutlich wird:1. Atomkraft ist nicht CO2 frei2. Fossile Gas-Blockheizkraftwerke erzeugen wenigerCO2 als Atomkraft.

Klimawirkung von Krypton 85

Das Edelgas Krypton 85, welches im Atomkraftwerk ent-steht und spätestens bei der Wiederaufarbeitung oderKonditionierung von Atommüll frei wird, findet bei aktu-ellen Klimadebatten keine Beachtung. Die Konzentrationvon Krypton 85 in der Erdatmosphäre hat in den letztenJahren durch die Atomspaltung stark zugenommen, undwar noch nie so hoch wie heute. Das kaum beachtete Kryp-ton 85 wirkt sich intensiv auf das Klima aus, spielt jedochbei aktuellen Debatten keine Rolle.Helga Linsler schreibt über Krypton 85: „Das radioaktiveEdelgas Krypton 85, ein Produkt der Kernspaltung, ionisiert dieLuft unter allen radioaktiven Stoffen am intensivsten. Einmalfreigesetzt, bleibt Krypton 85 so lange in der Atmosphäre, bis esinnerhalb eines Zeitraumes von 110 Jahren auf 1 Promille zer-fällt. Es löst sich in den Meeren nur gering – etwa 15mal weni-ger als CO2“ (http://www.sofortiger-atomausstieg.info/krypton85.htm Stand 20.03.04).Roland Kollert hat 1994 Studien zu den Auswirkungenvon Krypton 85 durchgeführt und sagt dazu: „Ein Krypton-85-spezifischer, also durch Atomenergie verursachter Treibhaus-effekt und anders geartete Störungen von Klima und Wetter sindmöglich, wenn die Konzentration des Krypton 85 in der Atmo-sphäre weiter steigt“ (Anti-Atom-Aktuell 113).Leider fehlt eine allgemein anerkannte Quantifizierungder Wirkung von Krypton 85 im Verhältnis zu CO2.

EmissionsrechteBei der aktuellen Zuteilung von Emissionsrechten hat dieEnergiewirtschaft Zusatzrechte als Entschädigung für den„Atomausstieg“ zu erhalten. Bei der Emissionsrechtsver-gabe werden sowohl die CO2 Emissionen, die vom Uran-abbau bis zur Ankunft bzw. Nutzung des Urans im Atom-kraftwerk entstehen, als auch Krypton 85 nicht berück-sichtigt, so dass Unternehmen durch angeblich CO2-freienAtomstromeinkauf aus dem Ausland weitere Emissions-rechte zugesprochen bekommen. In einem Pressetext derInternationalen Energieagentur vom 15. März heißt es:„Finnland muss den Zeitplan zum Bau des KernkraftwerksOlkiluoto-3 einhalten und das neue Kernkraftwerk wie geplant2009 ans Netz bringen, um die Treibhausgas-Emissionen in denGriff zu bekommen.“

Zu guter letzt: was wäre wenn?Selbst wenn AKWs sicher wären, und selbst wenn es einesichere Entsorgung gäbe, und selbst wenn AKWs keineKlimagase emittieren würden: Der Anteil der Kernenergiean der weltweiten Primärenergieversorgung ist mit nur5 % sehr gering (World Energy Council 1993).Die Weltenergiekonferenz kam zu dem Ergebnis, dassauch bei einer Verzwölffachung der Atomenergie bis zumJahre 2050 das klimaschädliche Kohlendioxid von heute 24auf über 43 Milliarden Jahrestonnen ansteigen würde(FUSER-Studie Kommentar, Berliner Zeitung, 16.06.2001).Angenommen, die Energieindustrie wollte tatsächlichviele weitere Leichtwasserreaktoren bauen, würden dieUranreserven nicht mehr lange, den Bedarf der AKWsdecken können, da schon bei dem heutigen Bedarf dieUranreserven nur noch wenige Jahrzehnte für die beste-henden Leichtwasserreaktoren ausreichen.

Iris – AGURMINE

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Afrika

Uran – oder das Recht auf Leben? 10

Uranminenund Uranmühlenin AfrikaDemokratische Republik Kongo� Uranmine Shinkolobweist nicht mehr in Betriebkeine Infos über aktuellen Abbau

Gabun� alle Minen sind nicht mehr in Betrieb

Malawi� Kayelekera Lagerstätte:Australische Firmen Paladin und Bal-main Ressources Ltd.

Namibia� Rössing Mine:Rössing Uranium Ltd.� Langer Heinrich Lagerstätte:Paladin Ressources Ltd.

Niger� Akouta Mine:COGEMA, Office National des Ressour-ces Minières du Niger, Overseas Ura-nium Resources Development Com-pany, Japan , ENUSA S.A., Spain,� Arlit Mine:COGEMA, Office National des Ressour-ces Minières du Niger und die Urange-sellschaft mbH aus Frankfurt,� Taza/TakrizaMine,(bei allen Minen stehen Uranmühlen)

Sambia� Lumwana Kupfer Projekt:Equinox Ressources Ltd, Phelps DodgeCorp.� Njame, Mutanga, und BunguaLagerstätten-Balmain Ressources

Südafrika� Hartebeestfontein-MineBetreiber Durban Roodepoort Deep,Ltd.� Palabora Mine (nicht mehr in Betrieb)Betreiber: Palabora Mining Co Ltd,� Vaal Reefs-Mine:Anglogold Ltd,� Western Area:Western Areas Gold Mining CompanyLimited (an den drei laufenden Minenstehen Uranmühlen.)

Zimbabwe� Kanyemba Uran-VanadiumMinen Projekt: Cassiar Mines& MetalInc., Cline Mining Corporation, Canada

Quelle: WISE Uranium

Uranabbaugebiete in Afrika – Phantom Atom (Dropkin, Clark)

NamibiaNamibia war bis 1918 eine deutsche Kolonie. Bekanntwurde Namibia besonders wegen der Diamantenförde-rung, aber auch Uran wird in diesem Land gefördert.Rio Tinto Zinc (RTZ) beherrscht den Uranabbaubetrieb derRössing Uranmine. Der Uranbetrieb ist ein englischerKonzern. Anteile daran besitzen die deutsche Urangesell-schaft und die Französische Total. Die aktuellen Mehr-heitsverhältnisse sind nicht bekannt.

AGURMINE und Kaufmann, D. Stand 2002

RössingDer Uranabbau in Namibia begann 1976. Die sich in dernamibischen Wüste befindende Rössingmine ist dergrößte Urantagebau der Welt.Umweltprobleme entstehen vor allem durch Sickerwässerder Mine, die letztendlich über die Flüsse Khan und Swakobins Meer fließen. Da Rössing gegen die UN-Resolution Nr.1verstößt, die besagt, dass der Abbau und Export von namibi-schen Erzen verboten ist, stand Rössing vor der Unabhängig-keit Namibias (1990), unter strenger internationaler Aufsicht.Desweiteren wurde nach der Unabhängigkeit bekannt,dass die Rössingmine auch gegen das Strahlenkontrollge-

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11 Uran – oder das Recht auf Leben?

Afrika –

KongoIm Zweiten Weltkrieg wurde bei der Eroberung von Bel-gien durch die Deutsche Wehrmacht und die SS Uranoxidbeschlagnahmt. Es diente dem Aufbau des Nazi Atompro-gramms. Das Uranoxid stammte aus dem Kongo.Ebenfalls aus dem Kongo kam auch der größte Teil desUrans für das Atomwaffenprogramm der USA, welchesfür die Hersellung der Hiroshima – und Nagasaki – Bom-ben verwendet wurde. Während die Erze vom amerikani-schen Colorado-Plateau nur 0,23 Prozent Uranoxyd ent-hielten, fand man in Kongo Uranerze mit dem fastunglaublichen Gehalt von 65 Prozent Uranoxid. Die dama-lige US-Regierung versuchte aus diesem Grund die allei-nige Verfügungsgewalt über das kongolesische Uran zubekommen.In den letzten Jahren war die Demokratische RepublikKongo einigen Hinweisen zufolge am verdeckten Handelmit Uran beteiligt. Laut einem Artikel der Financial Timeskam dieser Verdacht erstmals im Jahr 1999 auf, als nordko-reanische Montaningenieure in einen kongolesischen

NigerDer Staat Niger hängt heute finanziell fast vollständig vomUranabbau ab. Das Uran wird über Benin und Nigeria ver-schifft. Die Schifftransporte gehen hauptsächlich nachFrankreich. Frankreich hält über die Firma Cogema auchdie Mehrheit der Anteile an zwei Firmen, die in dem LandUran fördern. Niger ist eines der ärmsten Länder der Welt.Niger war früher eine Kolonie von Frankreich. Dasgesamte Uran wird exportiertIn Niger werden durch die Folgen des Uranabbaus nebenden Arbeitern vor allem die wandernden Hirtenfamiliender Peul und Tuareg getroffen, denn die Abbaugebiete lie-gen unweit der Weidegründe für deren Ziegen undKamele. Auf den jahreszeitenbedingten Wanderungenwerden die Uranabbaugebiete gestreift.Für den Aufbau der Uranindustrie hat die Regierung hoheSchulden aufgenommen. Es ist eine direkte Beziehungzwischen dem Wachstum der Uranindustrie in Niger undeiner Verarmung des Landes festzustellen.

Quellen: Kaufmann, D. Stand 2003; Schuhmann, H. ua. – Das Uranund die Hüter der Erde

AGURMINE

setz der Internationalen Strahlenschutzkomission (ICRP)verstieß. Deshalb war der Weiterbetrieb der Rössingminegefährdet. Mit riesigen Werbeauftritten rettete man denfünft größten Uranabbaukonzern der Welt.Im Gegensatz zu den weißen Arbeitern die rund 65 kmvon der Mine entfernt wohnen, leben die schwarzenArbeiter nur rund 13 km von der Mine entfernt, wo eigensfür sie ein Ghetto errichtet wurde. Bei mehreren Besuchenwurden von der Internationalen Atomenergiebehörde„hohe“ Sicherheitsstandards in den Ghettos festgestellt.Arbeiter und Gewerkschaften die sich über gesundheitli-che Beschwerden wie Lungenprobleme beschwerten, wur-den eingeschüchtert.

Quelle. www.ratical.com – Erca OlivierFranziska, Miram, Johanna – AGURMINE

Die Gewerkschaftder Minenarbeiter in Namibia

Nach der Unabhängigkeit Namibias veröffentlichte dieGewerkschaft „Mineworkers Union of Namibia“(MUN),in der sich 1992 13.000 Minenarbeiter organisierten, einewichtige Studie zu Rössing.In der Studie kam heraus, dass die Uranstaubmengen deroffenen Mine wesentlich höher sind als vorgeschriebeneStandardwerte, wodurch das Risiko von Lungenkrankhei-ten stark erhöht ist:Etwa 36 mal höher als die von der US National Academy ofSciences 1990 festgelegten Grenzwerte.Da Rössing auch den anonymisierten Eingriff in die Kran-kendaten verweigert hatte, begann die Gewerkschaft 1993mit Hilfe eines namibischen Arztes epidemologische Stu-dien an den Arbeitern durchzuführen.

Quellen: Dropkin, G. und Clark, David; Past Exposure-Rössing Ura-nium, 1992, und Ludwig, K; Voigt, S; Phantom Atom, 1993

AGURMINE

Bezirk gereist waren, der über reiche Uranvorkommenverfügt.Dort befindet sich die Uranmine Shinkolobwe, in derschon über 25.600 Tonnen Uran abgebaut wurden. Uran-abbau erfolgt auch heute noch, wenn es die politische Lagezulässt und nicht gerade wieder der Bürgerkrieg tobt.

Quellen: Kaufmann, www.friedensnetz.de, Arbeitsausschuß des Frie-densnetzes Stand 99, Gefährdung nuklearer Einrichtungen durch deninternationalen Terrorismus, Braun, Steinhäusler, Zaitseva, WISEUranium Projekt)

AGURMINE

SüdafrikaIn der Palabora-Mine, die der britischen Rio Tinto Zinc.gehört, wurde Kupfer und Uran abgebaut. Die Uranmineist der Haupt-Arbeitgeber für die Menschen der sogenannten „Townships“, den Wellblechsiedlungen derschwarzen Arbeiter, die zwischen den Abraumhalden derUranmine liegen. Regen spült die Rückstände des Abbausin die Flüsse, was zu Krankheiten bei Menschen, Tierenund Pflanzen führt, die von diesem Wasser leben müssen.Die häufigsten Krankheiten im „Township“ sind Tuberku-lose, Kehlkopf-, Augen-, Knochen- und Nierenerkrankun-gen sowie verschiedene Krebsarten.Der Minenkonzern Rio Tinto Zinc. hat ein großes Kranken-haus errichtet, das ausschließlich für Minenarbeiter undderen Angehörige bestimmt ist. Die Ärzte dieses Kranken-hauses geben aber keine Informationen über die Erkran-kungen der Arbeiter an die Öffentlichkeit.

Quelle: www.muenster.de/~uwz/wiga/uran/rundgang/afrika.htmlAGURMINE

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Kolonialismus und kein Ende

Uran – oder das Recht auf Leben? 12

Rede von Strongman MpanganaDer Gesundheits- und Sicherheitsbeamte der südafrikani-schen Gewerkschaft „National Union of Mineworkers ofSouth Africa (NUM)“ während des World Uranium Hea-rings 1992 in Salzburg:

Sehr geehrte Damen und Herren,Brüder und Schwestern!

Wir sind froh, diese Chance zu bekommen, über die Dingezu sprechen, die uns in Südafrika umgeben. Wir möchtendem Arbeitskreis Münster danken, dass er uns ermöglichthat hierher zu kommen, weil wir zu Hause nicht immermitbekommen, was in unserem Land passiertWir wussten nicht viel über Uran, bevor wir herkamen,aber während dieser Woche mit Ihnen haben wir ein paarDinge erfahren, mit denen wir glauben, unseren Leutenhelfen zu können.Südafrika ist ein sehr schönes Land, und es liegt im süd-lichsten Teil von Afrika, an der Unterseite, und ich denke,dass es das letzte Land ist, das von Afrika geboren wurde.Es hat viele Mineralien, von denen ich nur ein paar nennenkann. Wir haben Gold, Diamanten, Nickel, Kohle, Man-gan, Uran und Chrom, um ein paar zu nennen.Wie in anderen Ländern der »Dritten Welt« war Südafrikaseit der Ankunft des weißen Mannes 1652 unter Kolonial-herrschaft. 1867 wurden Diamanten bei Kimberly amNördlichen Kap entdeckt. Gold wurde 1886 in dem Witwa-terstrand Gebiet entdeckt, wo Johannesburg heute liegt.Wenn Sie nach Südafrika kommen und herumschauen,werden sie viele Gruben entdecken. Das sind die erstenMinen in Südafrika.Die Mineralien liegen teils gemischt mit Uran vor. Uran istein Nebenprodukt des Goldes.Seit der Entdeckung der Mineralienvorkommen in unse-rem Land, werden Schwarze dazu gebracht, in der Näheder Industriegebiete zu leben, die mehr als 80 % des Lan-des bedecken.Die Familien leben nach diesem System, was dazu führt,dass viele 12 Monate im Jahr gezwungen sind, ohne ihreGeliebten zu leben.Es war eine Art Vertrag mit unseren Vätern zu gehen undUntertage zu arbeiten. In dem Witwaterstrand Gebiet,West Transvaal und dem Orange Free State liegen Goldund Uran gut sichtbar vor.Die Minen gibt es seit über 100 Jahren. Und es gibt Dörfer(Townships), die direkt darum herum liegen und wo nurschwarze Menschen wohnen.Uran wird vom Gold in Fabriken rund um diese Minensepariert. Diese Mineralien werden auf den EuropäischenMarkt gebracht, wohin wissen wir nicht. Wir wissen nicht,ob es England, Deutschland oder welches Land auchimmer ist.Ein Teil des Urans wird für ein Atomkraftwerk in der Nähevon Pretoria verwandt.Das ist der Reaktor, mit dem die Bosse versuchen, aus demUran Waffen herzustellen.Aber sicher können wir das nicht sagen, denn schwarzenMenschen ist es nicht erlaubt, einen Reaktor zu besichtigenund sie werden 100 m, bevor sie das Kraftwerk erreichen,wieder weggeschickt.

Strongman Mpangana – World Uranium Hearing

Rückstandshügel der Mineralien wurden einfach mitleicht zu zerstörendem Maschendraht- und Stacheldraht-zaun eingezäunt.Es ist also leicht dort hineinzugelangen, und manchmalspielen dort Kinder und trinken von dem Wasser. Ver-dampfung findet statt, und die Oberfläche wird dem Windausgesetzt, so dass die umliegend wohnenden Menschenvon dem Staub bedroht sind. Wenn es regnet, werden dieRückstände in die nächstgelegenen Flüsse weggewaschen,viele Kilometer weg von Johannesburg. Dieses giftigeWasser wird von indigenen Menschen Südafrikas getrun-ken, auch die Tiere des Kruger National Parkes bekommendieses Wasser.Auf Kosten der Gesundheit und Sicherheit werden unsereArbeiter gezwungen, gefährliche Arbeiten zu verrichten.Jedes Jahr versuchen die Minenbosse, die Arbeiter umGesundheit und Sicherheit konkurrieren zu lassen. Was esmeiner Meinung nach jedoch nicht sicherer macht. Diemeisten unserer Arbeiter haben TB, aber wir wissen nicht,ob sie Lungenkrebs oder was auch immer haben, weil dieÄrzte der um die Minen gebauten Krankenhäuser dieInformationen geheim halten.Neben Unfällen, die jedes Jahr mehr als 800 Arbeiter töten,sterben mehr und mehr Arbeiter an verschiedenen Krank-

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13 Uran – oder das Recht auf Leben?

Afrika

heiten wie Leukämie. Gesundheits- und Sicherheitsstan-dards sind nicht gegeben.Den Arbeitern werden Papiermasken gegeben, um sichgegen Staub und toxische Gase zu schützen. Die Arbeiterwerden nicht über die Gefahr von Uran informiert, dassein Teil des Minerals ist, das sie extrahieren.Ich komme noch einmal zu den Atomkraftwerken. Wirhaben den Koeberg Reaktor, der in der Karoo Region in derCape Province liegt. Dieser Reaktor läuft nun schon seiteinigen Jahren.Der Müll dieses Reaktors wird mit Lastern nach NamaquaLand gefahren, wo er unter die Erde gekippt wird und mitBeton begossen wird. Dieser Müll ist heute eine potentielleKontaminationsquelle des Grundwassers in unseremLand.Es gibt keinerlei Informationen über die Gefahr des Reak-tors, und den Arbeitern wird erzählt, dass keine Gefahrbestünde.Bis jetzt kennen unsere Leute, die in diesen Bereichenleben, nicht die Ursachen der vielen Krankheiten, unterdenen sie leiden.Abschließend möchte ich der Welt sagen (…), dass ichglaube, dass die Ergebnisse dieses Hearings, dass z.B.Niedrigstrahlung Menschen gefährdet, aufzeigen können,dass auch Menschen um den Koeberg Reaktor und umNamaqua Land, wo der Müll entsorgt wird, in großerGefahr leben, weil diese nicht informiert sind, was in einpaar Jahren passiert. Menschen und Tiere trinken das Was-ser des nahen Flusses.

Patrick Malatji vom Itereleng Educational Project –World Uranium Hearing

Hunger oder Krankheit?Für was würden Sie sich entscheiden?Der Uranabbau ist eine der wenigen Geldquellen, die sichMenschen in einigen Teilen Afrikas zum Überleben bietet.Um überleben zu können, werden die Krankheiten wieTuberkulose und Krebs oft hingenommen, teilweise ausUnkenntnis, aber viele der Arbeiter haben einfach keineandere Wahl. Entweder ihre Familie stirbt an Hunger, daihnen das Geld für Essen und Trinken fehlt, oder sie setzensich der Uranverseuchung aus.

Bombenstoff aus Afrika und aktuelle DebattenIn den letzten Monaten kam Afrika und der dortige Uran-abbau immer wieder im Zusammenhang mit dem Irak indie Schlagzeilen. Angeblich soll Saddam Hussein versuchthaben, Uran für nukleare Waffen aus Afrika zu kaufen. Mitder Begründung, der Irak besitze Atombomben, wurdendie Angriffe der amerikanischen Regierung auf den Irakverübt.Das Uran für die erste deutsche Atombombenforschungund das Material für die Hiroshima-Bombe der USA,kamen beide aus Afrika. Und auch aktuell bestehen vieleder amerikanischen Atombomben aus afrikanischemUran. Unruhige politische Situationen in den LändernAfrikas machen eine Kontrolle über das Uran auch heutenicht einfach. Deshalb könnte es sein, dass die irakischeRegierung genauso wie andere Regierungen auch – tat-sächlich Uran in Afrika gekauft hat.In Südafrika wird gerade ein von deutschen Wissenschaft-lern geplanter Reaktor gebaut.

Transporte von UranSchiffe mit Uranladungen umfahren auch heute noch dasKap der guten Hoffnung auf dem Weg nach Japan. In dennächsten 10 Jahren sollen allein 80 mit Plutonium und Uranbeladene Schiffe diesen Weg passieren. Dies bedeutet eineweitere Gefährdung für die Menschen am Südzipfel Afrikas.

Franziska – AGURMINE

Ich bitte alle, uns zu unterstützen, Untersuchungen zumachen und was immer sie können, um kommende Gene-rationen zu schützen.Zum Schluß möchte ich den Organisationen des Hearingsdanken und all denen, die hier vorgetragen haben. Es warsehr lehrreich für uns.Für die Gewerkschaft bin ich nun in der Lage, über dieGefahr der Radioaktivität zu informieren, was wichtig ist,weil alle Goldminen in Südafrika auch Uran haben.Ich habe gelernt, dass Uran ein Nebenprodukt des Goldesist. Ich danke dem Schreiber des Buches, das er mirgeschenkt hat.Es gab einiges, was wir vorher nicht wußten. Durch dieInformationen, die ich hier von der Wissenschaft bekom-men habe, und durch andere kleine Informationen, die icherhalten habe, werden wir in der Lage sein, Kampagnen zustarten und damit die Menschen zu schützen.Vowärts mit dem Kampf gegen Uran, vorwärts!

World Uranium HearingÜbersetzt von AGURMINE

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Amerika

Uran – oder das Recht auf Leben? 14

Uranabbau bei den Navajos lebenLeetso – das große Monster Uran

Nach den Mythen von Navajos gibt es das Monster Leetso.Dieses Monster wurde geboren, als eine schlechte Tatgetan wurde. Denn Monster werden dann geboren, wennMenschen Böses tun und keinen Respekt vor Mutter Erdehaben. In den alten Zeiten wurden Navajos von Monsternzerstört, die ihre traditionellen Länder durchstreiften.In den Mythen gibt es die „Wechselnde Frau“, welche dieMutter Erde symbolisiert. Manche Navajos glauben, dasses verboten is,t mit Maschinen in der Erde zu graben, umdie „Wechselnde Frau“ zu schützen. Die Söhne der „Wech-selnden Frau“, die so genannten Helden-Zwillinge, habenvor Urzeiten Klugheit und andere Fähigkeiten gewonnen,um diese Monster zu schwächen und zu zerstören.Das erste Monster, das die Zwillinge zerstörten, warYeetso („Big Monster“), das den heiligen Berg Tsoodzil inNew-Mexico durchstreifte. Hier wurde später die MountTaylor Uranmine gebaut.Der Navajoname für Uran ist Leetso und bedeutet „GelbesBraun“ oder „Gelber Dreck“, nach der Farbe des Uran-Erzes.In Tsoodzil ist die weltgrößte, unterirdische Uranmineerrichtet worden. Leetso, das gelbe Monster, verstreutesich daraufhin in Dinè‘tah, auf Land, auf dem viele Navajoleben.Dort wurden von 1945 bis 1988 13 Millionen Tonnen Uranabgebaut. Die Laguna Mine wurde von 1979 bis 1982 unddie Mount Taylor Mine von 1979 bis 1990 betrieben.Am 16. Juli 1979 brach in Churchrock (New Mexico) einDamm, der den Abraum einer Uranmine der UnitedNuclear Corp. zurückhalten solte. Rund 400 MillionenLiter radioaktiv verseuchtes Wasser und mehr als 1000Tonnen giftiger Schlamm und Geröll wurden frei und ver-sickerten im Boden; besonders viel floss in den Fluss RioPuerco. Die Flutwelle hinterließ viele radioaktive Rück-stände im Boden und Flusssediment.

Der Navajo Thomas Banyacya bei einer Zeremonie anlässlich desWorld Uranium Hearing – World Uranium Hearing

Zur Zeit des Unfalls lebten hier etwa 350Familien, die meisten davon warenindianische Schafzüchter und Navajos.Viele Schafe starben aufgrund des ver-seuchten Wassers. Heute gibt es unterden Navajo erhöhte Krebsraten.Von den über 1.100 genutzten Uranmi-nen in der Navajo-Reservation istheute knapp die Hälfte nicht ausrei-chend abgesichert.Und es wird diskutiert, was mit demMüll passieren soll. Ein Plan ist es, die-sen wieder in Gebieten endzulagern,wo hauptsächlich Indianer leben.Quelle: Inmotionmagazin 2004 www.inmoti-onmagazine.com, TU Berlin http://edvmix3.ub.tuberlin.de/~asnai/themen/t_havasupai.htm#Mining %20Law, StandFrühjahr 2004, Anti-Atom-Aktuell: „Dritteund Vierte Welt“ tragen die Folgen des Uran-abbaus von Bernhard Mogge

Iris – AGURMINEAnna Rondon (rechts), Diné (Navajo) Nation, Arizona, USA. Mitglied des Southwest Indi-genous Uranium Forum – World Uranium Hearing

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15 Uran – oder das Recht auf Leben?

Amerika –

Uranabbau bei den HavasupaiDie Firma »Energy Fuels Nuclear« (EFN) begann in den80er Jahren auf dem Colorado Plateau mit der Suche nachUran.In den USA ist der Uranabbau durch das Gesetz zumAbbau von Bodenschätzen (Mining Law) sehr einfachmöglich. Jeder kann öffentliches Land beanspruchen,wenn er nachweisen kann, dass es dort abbaubare Vor-kommen an Mineralien gibt.Experten gehen davon aus, dass im Gebiet des GrandCanyon ungefähr 1.500 t Uran lagern.Die EFN begann 1984 mit der Planung der sogenanntenCanyon Mine. Die Genehmigung dafür hatte die Firmabereits 1978 vom »National Forest Service« erhalten. DieseAnlage befindet sich in dem Gebiet, das die Havasupai mitWasser versorgt.Das Gebiet der Mine liegt auf heiligem Boden der Havasu-pai. Es gehört nicht zu dem Gebiet des »Grand CanyonEnlargement Act«, das den Havasupai 1975 zugesprochenworden ist. Deshalb konnte der »National Forest Service«der EFN gemäß dem »Mining Law« die Erlaubnis erteilen,dort Uran abzubauen.

Carletta Tilousi, Vertreterin der Havasupai beim World Uranium Hearing 1992 in Salzburg

Seit 1984 wehren sich die Havasupai gegen die Inbetrieb-nahme der Mine. Trotz Geldangeboten der EFN leisten dieHavasupai Widerstand.Die Havasupai sehen sich als die Hüter des Grand Cany-on‘s und fühlen sich verpflichtet, ihren Lebensraum zuschützen. Der auf dem Abbaugebiet liegende Berg »RedButte« ist für die Havasupai spirituell von wichtigerBedeutung.Bei Gerichtsverhandlungen wurde dann beschlossen, dassdas Recht der Regierung auf den Boden Vorrang hat vorreligiösen Rechten der Havasupai. Umweltstudien wurdeals sicher genug angesehen. Zuletzt entschied der US-Supreme Court 1992 gegen die Belange der Havasupai.Vor allem die Angst vor der Grundwasserverseuchungund zahlreiche Krankheitsbeispiele auf dem Gebiet derNavajo Indianer führten dazu, dass die Havasupai trotz-dem weiter Widerstand leisten.

Quelle: TU Berlin http://edvmix3.ub.tuberlin.de/~asnai/themen/t_havasupai.htm#Mining%20Law, Stand Frühjahr 2004

Iris-AGURMINE

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Rechte der Indianer

Uran – oder das Recht auf Leben? 16

Key Lake, Open Pit Mine – Kanada

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17 Uran – oder das Recht auf Leben?

Amerika –

„Du sollst kein Uran abbauen“ – Günther Wippel

Uranabbau in KanadaDie Provinz Saskatchewan ist der weltgrößte Uranabbau-produzent des Brennstoffs für Atomkraftwerke. ZweiKonzerne (Cogema und Cameco) ziehen „Gewinn“ ausdem Uranabbau.Im Distrikt Nord-Saskatchewan, mit 320.000 Quadratkilo-meter Fläche fast so groß wie Deutschland, ist die Weitedes kanadischen Nordens zu erleben: 100.000 Seen, Kanufahren, endlose Mischwälder, wandern, Bären, Elche undgroße Hirsche (Elk genannt) nur rund fünfzig Gemeindenund Siedlungen mit insgesamt rund 35.000 Menschen, inder Mehrheit IndianerInnen.Das ist das Land wo Cree- und Dene-IndianerInnen leben.Es gibt in Nord-Saskatchewan 13 indianische Bands(Grup-pen oder Teile eines Indianerstammes).Aber Nord-Saskatchewan ist auch eine Region mit welt-weiter Bedeutung für die Atomindustrie. Der Boden des sogenannten Athabasca-Beckens ist reich an Uran. Saskat-chewan ist der größte Uranproduzent der Welt. 11.000 Ton-nen wurden 1998 hier gefördert, fast ein Drittel der Welt-produktion. Konkurrenten und Partner im Urangeschäftsind die in Saskatoon (größte Stadt in der Provinz) ansässi-gen Firmen Cameco Corporation und Cogema ResourcesLimited, eine Tochter der französischen Cogéma. Seengeben den Urananlagen ihre Namen: Rabbit Lake, CluffLake, Cigar Lake, Key Lake oder Uranium City am Atha-basca Lake. Es gibt Urangruben, Anreicherungsanlagen(Yellow Cake) und Deponien für radioaktive und metall-haltige Produktionsabfälle. Trotz der gesunkenen Preise

auf dem Weltmarkt boomt Kanadas Uranindustrie (Stand2000). Die noch abbaubaren Uranvorkommen werden inNord-Saskatchewan auf rund 420.000 Tonnen geschätzt.Die McArthur-River-Mine (gehört zu siebzig Prozent derCameco und dreißig Prozent der Cogema) nahm Ende1999 die Uranförderung auf. Cameco erwartet in dennächsten zwanzig Jahren rund 220.000 Tonnen Uran för-dern zu können. In dieser Uranmine gibt es einen Urange-halt von durchschnittlich 14,3 Prozent, in einzelne Uranta-schen mit bis zu 60 Prozent.Nirgendwo auf der Welt wurde eine so hohe Urankonzen-tration gefunden. Deshalb kann nur mit automatischenMaschinen abgebaut werden.Zum Vergleich: Das Erz der Key-Lake-Mine, achtzig Kilo-meter südlich von McArthur River, hatte eine Urankon-zentration von zwei Prozent.Die Atom(Uran)industrie sieht die Bevölkerungsmehrheithinter sich. 75 Prozent der Befragten hätten den Uranab-bau befürwortet. In den Urananlagen arbeiten rund 2.400Menschen. Etwa die Hälfte davon sind BewohnerInnendes Nordens, überwiegend UreinwohnerInnen.Zurück bleibt Müll, der die radioaktiven Elemente,Metalle und Gifte enthält wie Nickel, Arsen, Eisen undAluminium, Sulfide, Sulfate und Radon, viele TausendJahre lang bleiben die Stoffe im sehr empfindlichenUmweltkreislauf der Natur im hohen Norden vonKanada.

Dieter Kaufmann, AK Frankfurt gegen Atomanlagen

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Rechte der Indianer

Uran – oder das Recht auf Leben? 18

KEY LAKE MINEDie Key Lake Mine liegt inSaskatchernan im Atha-basca-Becken in Kanada.Viele Menschen sind india-nischer Abstammung(Dene,Cree) und ernährensich zum großen Teil nochvon den traditionnellenNahrungsmitteln (Fisch,Karibou, Rentier).Die Lagerstätte Key Lakewurde 1975 von UranerzExploration and MiningLtd., einer 100%igen Toch-tergesellschaft der bundes-deutschen UranerzbergbauGmbH entdeckt.Im Oktober 1983 begann dieFörderung, an der die Sas-katchewan Mining& Deve-lopement Corp. mit 50 %,die Uranerz Exploration &Mining Ltd. mit 33,3% unddie Elden Resources Ltd.mit etwa 16 % beteiligt sind.Mit einem Lagerstättenin-halt von 100.000 Tonnen„Yellow Cake“ und miteinem Anteil von 12% ander Gesamtproduktion vonUranoxid in der westlichenWelt, gehört Key Lake zuden größten Uranminen derWelt. Der Abbau des Erzeserfolgt im Tagebau. GrößterAbnehmer sind die U.S.A.Wiederholt ereigneten sichdort Unfälle. Allein in denersten drei Monaten kam eszu 12 Lecks. Im Januar 1984lief ein Wasserrückhaltebe-cken nordwestlich der Auf-bereitungsanlage der KeyLake Mine über. Zuvor wardiesem Becken kontami-niertes Oberflächen- undGrundwasser aus demTagebau zugeleitet worden.Ein weitverzweigtes Was-sernetz wurde verseucht.Untersuchungen ergaben, dass Menschen aus der Region,die sich überwiegend von Fisch, Wild und selbstangebau-tem Gemüse ernähren, entschieden hohe Blei- und Radi-umwerte im Blut aufweisen.Uranabbau und -verarbeitung drohen nach und nacheinen großen Teil der Athabasca-Senke zu verseuchen unddie traditionelle Lebensweise einer Minderheit zu zerstö-ren.

N. Seidel, www.unki.de/schulcd/physik/atomkraf.htm (Stand 10.05.04)Nicole Seidel

Eine Cree-Indianerin protestiert gegen Uranabbau

Eine Übersicht der Uranminenund Mühlen in Amerika befindet sich

hinten im Anhang!

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19 Uran – oder das Recht auf Leben?

Asien –Indisches Atomkloin Stammesgebieten

Jadugora, die erste und wichtigste Uranmine Indiens,befindet sich im East Singhbhum District von Jharkhand(etwa 300 Kilometer westlich von Calcutta) mitten in derHeimat der Santal und Ho Adivasis. UCIL, die „UraniumCorporation of India Ltd“, untersteht dem Ministerium für

Atomenergie und betreibt drei Uranminen in dieserGegend: Jadugora, Batin und Narwapahar.Das Uranerz wird in etwa 500 Meter Tiefe gewonnen, dannzerkleinert, gereinigt und als uranreiches Erz nach Hyde-rabad gebracht, dort weiter gereinigt und zu Brennstäbenverarbeitet. Bei diesem Verfahren entsteht ein großerAnteil von Abraum- und Restmaterial aus der Uran-Mine,der als Abfall behandelt wird. Das Abraum- und Restma-terial hat jedoch immer noch einen hohen radioaktiven

Anteil. Dieser Abfall muß aufDauer in großen Teichen mit ca.15 cm Wasser bedeckt gehaltenwerden, damit keine Verwe-hungen zu den benachbartenDörfern stattfinden und dieAtmosphäre belasten.Allein bei diesen Vorgängenzeigt sich große – wenn nicht garkriminelle – Nachlässigkeit derverantwortlichen Betreiberge-sellschaft wie auch bei zuständi-gen Behörden: Arbeitsschutz-maßnahmen in den Minen selbstsind kaum vorhanden. Auch dievorgeschriebenen medizinischenUntersuchungen der Arbeiter(die ungelernten Hilfsarbeitersind zum großen Teil Adivasis)werden nicht korrekt durchge-führt.Die Behandlung des Abraum-/Abfallmaterials geschieht inäußerst laxer Weise: derSchlamm wird zum Teil durchundichte, nicht abgesicherteoder unmarkierte Leitungen zuden Lagerteichen gepumpt.Zum Teil wurden die Deicheselbst aus dem strahlendenMaterial des Grubenabraumsaufgeschüttet, um Kosten zusparen. Überlaufendes Wassergelangt auch in die fließendenGewässer und hinterläßt damiteine radioaktiv verseuchte Spurbis zum Golf von Bengalen.Das verwertbare Material („Yel-low Cake“) wird in alten rosti-gen und undichten Metallbe-hältern bloßhändig und barfü-ßig von den Arbeitern auf nichtabgesichertem Bahnhofsge-lände herumbewegt. Wieaußerdem bekannt wurde, wer-den Abfälle aus der Weiterver-arbeitung dieses Uranerzes inHyderabad und sogar Abfälleaus dem nuklear-medizini-schen Anwendungsbereich ausganz Indien nach Jadugora zurbequemen Endlagerung unterden eben genannten Verhältnis-sen gebracht.

Malka Ho arbeitete 20 Jahre in der Jadugora Mine und hat Tuberkulose. Seine einzige Tochter starbim Alter von 15 Tagen – Foto: Richard Grove

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Uranabbau im Stillen

Uran – oder das Recht auf Leben? 20

Tatsache ist weiterhin, dass kaum Vorkehrungen zumSchutz der ansässigen Bevölkerung vor der radioaktivenStrahlung und deren gesundheitsschädigenden Auswir-kungen getroffen werden. Die Lagerteiche sind nicht aus-reichend oder gar nicht eingezäunt, stattdessen weidet dasVieh in dem flachen Sumpf und frisst das dort wachsendeGras. Kinder und auch Erwachsene waten durch diesesWasser und nutzen es zum Teil zum Waschen.Gefährdung geht auch vom freigesetzten Radon-Gas aus,das unsichtbar in den Körper eintreten kann. Die örtlicheBevölkerung wurde gar nicht oder nur in höchst unzurei-chender Weise darüber informiert. Bereits aufgetreteneSchädigungen wurden von den Verantwortlichen nicht inadäquater Weise medizinisch versorgt, ein Zusammen-hang mit der radioaktiven Strahlung gar geleugnet undden angeblich unhygienischen Lebensverhältnissen undder Trunksucht der Bevölkerung zugeschrieben …Der Uranabbau findet in dieser Region seit mittlerweilerund 30 Jahren statt. Für viele Familien bedeuteten die(Hilfs-)Arbeiten im Umfeld des Uranabbaus auch einegewisse Verdienstmöglichkeit, da ihre traditionellen, sub-sistenzorientierten Wirtschaftsformen von Feldbau undViehhaltung infolge der Modernisierung einerseits unddurch Enteignung von Land für Industrieprojekte wie z.B.den Uranabbau, aber auch infolge von Verschuldung,immer weiteren Einschränkungen unterliegen. Der Preisdafür ist – neben der Zerstörung ihrer Kultur und Wirt-schaftsform – eben auch die direkte Gesundheitsschädi-

gung der erwachsenen Generation und nun zunehmendauch die genetischen Defekte, wie sie erst in der zweitenund folgenden Generationen auftreten. Das Leiden derUreinwohner von Jadugora hat dramatische Ausmaßeangenommen …

Die Bewohner des LandesDie Adivasis Indiens machen etwa acht Prozent (ca. 70Millionen) der Gesamtbevölkerung aus und zählen zuden schwächsten Gliedern der indischen Gesellschaft. IhrAnsehen in der übrigen Gesellschaft ist überwiegend sehrschlecht, und so ist es kein Wunder, dass der Fortschrittder indischen Wirtschaft konkret auf dem Rücken derAdivasis stattfindet: Der größte Teil der Ressourcen(Holz, Wasserkraft, Bodenschätze) befindet sich in Gebie-ten, die bis heute vorwiegend von Adivasis bewohntsind.Seit Beginn der Nutzung dieser Ressourcen hat es einezufriedenstellende Entschädigung der vertriebenen Adi-vasi-Gemeinschaften so gut wie nicht gegeben.Die wirtschaftliche Entwicklung Indiens in den letzenJahrzehnten hat, im Gegenteil, zur Verarmung und Ent-wurzelung der Adivasis geführt.Allerdings hat es auch immer wieder Widerstand undauch zum Teil erfolgreiche Protestaktionen der Adivasis,gerade in der Region Jharkhand gegeben.

Samitra Soren (Hintergrund mit weißer Kleidung) hatte drei Kinder, die alle nach wenigen Tagen gestorben sind. Ihre Mutter hält ihr ein-ziges überlebendes Kind – Foto: Richard Grove

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21 Uran – oder das Recht auf Leben?

Asien –

Plattgemacht!Im Jahr 1996 sollte den zwei vorhandenen Abraumteichenein Dritter folgen. Dem stand das Dorf Chatijkocha im Wege.Bereits zehn Jahre vorher hatte UCIL in aller Stille das Landerworben, worüber allerdings die Menschen von Chatijko-cha weder informiert wurden, noch wurde ihnen anderesLand zugewiesen oder eine angemessene Entschädigungs-summe geboten. Am 27. Januar 1996, nach den Feierlichkei-ten zum „Tag der Republik“, drang UCIL ohne Vorwarnungin das Dorf Chatijkocha ein und ließ die Häuser niederwal-zen: unter Leitung des Geschäftsführenden Direktors, desTechnischen Direktors, des Dienststellenleiters, zusammenmit den Einheiten der Central Reserve Police Force (CRPF),der Central Industrial Security Force (CISF), der Polizei desBundesstaats Bihar und unter Einsatz von schweren Bulldo-zern und Baggern. Sie kamen vormittags um 11 Uhr, zu einerZeit da die meisten zur Arbeit oder im Wald waren und sichnur Kranke und Kinder zu Hause befanden. Dieser Vorgangführte zu spontanen Widerstandaktionen mit Unterstützungaus den Nachbarorten.

WiderstandAufgrund bestehender Kontakte mit lokalen Unterstüt-zer- und Menschenrechtsorganisationen, die bereitsangefangen hatten, die vorhandenen Zustände zu doku-

mentieren, konnten diese Dinge sehr schnell öffentlichgemacht werden. Die daraufhin gegründete Selbstorga-nisation der Betroffenen, „Jharkhandis OrganisationAgainst Radiation“ (JOAR) hat nach jenem gewalttäti-gen Zwischenfall inzwischen in zähen und zermürben-den Verhandlungen immerhin eine kleine Entschädi-gung für die Bewohner von Chatijkocha erstreiten kön-nen. Die grundsätzliche Problematik bleibt jedoch wei-ter bestehen: ungeminderte radioaktive Strahlung ohnejegliche Schutzvorkehrungen für die Bevölkerung,unzureichende medizinische Versorgung für die bereitsGeschädigten, Leugnung des Zusammenhangs unddemzufolge Unwille bei den Verantwortlichen, sicheiner neutralen wissenschaftlichen Untersuchung zustellen und die Konsequenzen daraus zu ziehen.Im weiteren Fortgang dieses Falles kämpfen JOAR und dieUnterstützer nun mit den Problemen der Datenerhebungund -auswertung und Schwierigkeiten, aufgeschlosseneoder auch nur neutrale Experten zu finden. Der ganze The-menbereich ist zudem höchst brisant, da für die indischeRegierung das nationale Prestige-Projekt der zivilen undmilitärischen Nutzung der Atomenergie auf dem Spielsteht. Zuverlässige Auskünfte sind deshalb von offiziellerSeite nicht zu erwarten. Dennoch steht für kritische Beob-achter der Szene fest, dass das Uran für die indischenAtomversuche aus Jadugora kommt, und damit die Adi-vasis von Jadugora auch diesen Preis mit ihrer Gesundheitund der Zerstörung ihrer Kultur bezahlen. Inzwischen

Anna Letkova aus Novaya Zemlya, Russland – World Uranium Hearing

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Uranabbau im Stillen

Uran – oder das Recht auf Leben? 22

Uranabbau in ChinaIn China sind vor allem Tibeter und die Hirtenfamilien derUiguren vom Uranabbau betroffen.In Tibet besteht neben dem Uranabbau eine ständigenukleare Bedrohung durch Atomwaffenbau, atomare For-schungsanlagen sowie durch Lagerung von Atommüll. Esgibt Berichte über Missbildungen und mysteriöse Krank-heiten bei Mensch und Tier im Zusammenhang mit demUranabbau in den Gebieten TAR und Amdo. So heißt es,dass verseuchtes Abwasser aus der größten UranmineTibets bei Thewo im südlichen Amdo in den lokalen Flussfreigesetzt wurde.

Uranabbau in TibetDie meisten der in Tibet betriebenen Uranminen sindsicherheitstechnisch unzulänglich. Es gibt Berichte überUnglücksfälle und gesundheitliche Schäden, von Men-schen die in der Nähe von Uranminen leben. So sind bei-spielsweise innerhalb von drei Jahren in einem Dorf 35 von500 Menschen an mysteriösen Krankheiten gestorben.Neben dem Uranabbau befinden sich in Tibet Stützpunktemit Atomwaffen. In der Nähe nuklear belasteter Gebietewurden Gefangenenlager gebaut. Es wird berichtet, dassdie Gefangenen radioaktives Eisenerz fördern und Atom-Testgebiete betreten müssen, um gefährliche Arbeiten zuverrichten.1992 wurde geschätzt, dass in Tibet etwa 10.000 Arbeiter inUranminen und der Atomwaffenindustrie arbeiten.Bei Arbeitern und Menschen aus der Umgebung derMinen wurden gehäufte Todgeburten, Behinderungen vonKindern, Krebs und mysteriöse Krankheiten beobachtet.Die Ursachen liegen besonders in verseuchtem Wasser.In den 60er Jahren baute die Chinesische Regierung in derNähe des Kokonorsees in Amdo die Neunte Akademie.Sie war Chinas wichtigstes Forschungs-, Entwicklungs-und Produktionszentrum für Atomwaffen. Dieser giganti-schen Forschungsakademie mussten zahlreiche Häuserund einige Klöster weichen, sowie ganze Bevölkerungs-gruppen umgesiedelt werden mussten.Der Kokonoorsee ist vielen Tibetern heilig. In der über1000jährigen Geschichte Tibets spielt der Kokonoorseeeine wichtige Rolle und die Schönheit des Seegebietes galtes durch spirituelle Praktiken und ökologischen Respektzu schützen.Von der Neunten Akademie gingen erhebliche Umwelt-belastungen und -verseuchungen aus und die Bewohnerder Umgebung müssen auch Heute mit einem erhöhtenKrebs-Risiko rechnen. Inzwischen ist die Neunte Akade-mie nach Xihai, der neuen Hauptstadt von Haibei, einer

Uranhinterlassenschaftenin Kirgistan

Die deutsche Firma RWE Nukem hat Anfang 2004 einenVertrag zur Aufbereitung von 2000 Tonnen Uran mit derUranverarbeitungsanlage in Kara Balta abgeschlossen. InKara Balta wird bisher Uran aus Kasachstan für Atomreak-toren aufbereitet.Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) befürchten, dassdurch den Vertrag mit RWE Nukem große Mengen Uranin Kirgistan gelagert werden sollen.Die Menschen in Kirgistan haben schon jetzt große Pro-bleme mit den Hinterlassenschaften des Uranabbaus.Die Times of Central Asia vom 4.3.2004 schrieb: „Die großeAnlage in Maili Suu – ehemals Uranabbau – stellt zum Beispieleine enorme Gefahr dar, denn bei einem leichten Erdbeben oderbei Erdrutschen könnte das gesamte Wasser für das Ferganatalradioaktiv kontaminiert werden. Die OSZE hat wiederholt aufdiese riesigen Probleme hingewiesen. In Kirgistan existierenAbfallhalden für 70 Millionen metrische Tonnen radioaktivenAbfalls, so zitierte der BBC Kirgistans Staatsbehörde für Geolo-gie und Mineralvorkommen.“Eine Lösung für die strahlenden Hinterlassenschaften gibtes nicht.

Quelle: Times of Central Asia vom 04.03.2004Iris – AGURMINE

Eine Übersicht der Uranminenund Mühlen in Asien befindet sich

hinten im Anhang!

tibetischen autonomen Präfektur in Qinghai, verlegt wor-den. Mit ihr wurden die nuklearen Aktivitäten dort ange-siedelt.An der tibetischen Grenze bei Lop Nor in Ost-Turkestan(Xinjiang) wurden immer wieder Atomtests durchgeführt.Ein Test im Mai 1995 fand vier Tage nach Chinas Unter-zeichnung des Atomwaffen-Sperr-Vertrages, der den Ver-zicht auf Atomtests einschließt, statt. Auch 1996 hat Chinamindestens einen Test gestartet und einen weiteren ange-kündigt, ungeachtet des seit 1992 bestehenden Moratori-ums für Atomtests.Obwohl die chinesische Regierung Meldungen über dieLagerung nuklearen Abfalls immer dementiert hat, wurdeim Juli 1995 doch eingeräumt, dass man Atommüll amKokonoororsee in Amdo eingelagert hat. Die RegierungChinas hat sich wiederholt bereit erklärt, gegen Geld fürandere Länder Atommüll zu deponieren.

Quelle: Tibet Initiative Deutschland e.V. http://www.tibet-initia-tive.de/frames.html und Konferenzbericht der World Uranium Hearingvon 1992

Iris – AGURMINE

haben auch überregionale indische und internationaleMedien, Unterstützungsorganisationen und Menschen-rechtsorganisationen den Fall aufgegriffen.

Quelle: Johannes Lapping; Uranrundgang von der WIGATOM Web-site http://www.jpberlin.de/wiga/uran/rundgang/indien.html

Johannes Lapping

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23 Uran – oder das Recht auf Leben?

Australien –

Irati Wanti KampagneDie Irati Wanti Kampagne ist von Aboriginal Frauen ausdem Süden Australiens gegründet, die sich die „SiebenSchwestern“ nennen. Sie wenden sich gegen Uranabbauund gegen die Nutzung des Urans.

„Irati Wanti –The poison – leave it”

Wir sind die Aboriginal-Frauen Yankunytjatjara, Antikari-nya and Kokatha. Wir kennen das Land. Das Gift, über dasdie Regierung spricht, wird unser Land vergiften. Wirsagen: „Keinen Atommüll in unser Ngura – in unserLand“. Es ist tödliches Gift, wir wollen es nicht.

Geschichte, Leben und Glaubeder Aborigines

Die Aborigines, die australischen Ureinwohner zählen zuden ältesten Völkern der Erde. Bis vor etwa 200 Jahren hat-ten sie fast keinen Kontakt zur übrigen Welt und zu ande-ren Völkern.Man kann den Beginn der Besiedlung des Kontinents nursehr ungenau bestimmen. Schätzungen gehen 60.000 bis120.000 Jahre zurück. Auch die Bevölkerungszahl istunklar. Zum Beginn der europäischen Invasion sollen zwi-schen 750.000 bis 3.000.000 Aborigines in Australien gelebthaben. Fast jedes Stammesgebiet hatte seine eigene Spra-che und seine eigene Lebensart. Da ist es kaum verwun-derlich, dass es ungefähr 300 Sprachen gab. Noch im 19.Jahrhundert stießen Sitten, Rituale und der Glaube derAborigines bei der europäischen Bevölkerung mehrheit-lich auf Ignoranz, Intoleranz und Ablehnung.Als die Engländer begannen, sich in Australien auszubrei-ten, begann der Streit um das Land. Für die australischenUreinwohner wurde dieser Streit jedoch ein einzigerKampf ums Überleben. Die Aborigines – wie die Weißensie nannten – wurden vertrieben und ausgerottet. DieÜberlebenden wurden in so genannte Reservate Zusam-mengetrieben. Diese Reservate befanden sich allerdingsauf fast unfruchtbarem Boden. Damals dachte man, dasdort keine Bodenschätze vorhanden waren, doch dies warein Irrtum, wie sich später herausstellen sollte. Viele Jahrespäter entdeckte man in diesen Reservaten große Mengenan Uranvorkommen. In Australien befindet sich etwa einViertel der gesamten Welturanvorräte. Mit dem Uranab-bau brach für die sowieso schon unterdrückten Ureinwoh-ner Australiens erneut eine Welt zusammen.Schon viel früher wussten die Aborigines vom Uran in derErde und dessen Gefährlichkeit. Durch Beobachtungenund Erfahrungen über Tausende von Jahren sind sie zu derAnsicht gekommen, dass diese Gebiete, von denen eineGefahr für Lebewesen ausgeht, unangetastet bleiben müs-sen. „So erzählt ein Mythos der Ureinwohner von einer großenRegenbogenschlange, die in einem Berg im Reservat Arnheim-land lebt. Wer die Ruhe dieses Berges stört, provoziert, dass dieRegenbogenschlange herauskommt und alles Leben auf der Erdevernichtet.“ 1 Direkt an diesem Berg wurde eines der größ-ten Uranlager gefunden.„Der Schrecken ist nicht nur ein einzelnes Ereignis wie einAtombombentest oder ein Kernkraft-Gau. Es ist die Bombe, dielautlos, aber täglich detoniert.“ 2

Um die Haltung der Aborigines aus deren Glauben verste-hen zu wollen, kommt man nicht daran vorbei, einigesüber die Traumzeit zu erfahren. Einige Aborigines in Aus-tralien leben nach den Gesetzen der Traumzeit. Danachbasiert das Leben der Aborigines auf deren Schöpfungsge-schichte, die besagt: Riesige Schlangen sollen sich aus demErdboden erhoben haben und Berge, Flüsse und Wälderauf ihren „Traumzeit-Wanderungen“ erschaffen haben.Andere Ahnen wiederum erschufen die Sonne, Sterne undRegen, den Menschen und die ganze Natur. An den Orten,an denen diese Vorfahren emporstiegen, befinden sich nunheilige Stätten, unter anderem für Rituale. Es gibt nochAborigines die Spuren, Wege und Markierungen erken-nen, die für uns unsichtbar wären. Einst legten die Ahnendiese Wege zurück. Um weite Entfernungen zurückzule-

gen und nicht vom Weg abzukommen, werden dieseTraumpfade genutzt.

Konflikt zwischen Aborigines und RegierungDer Konflikt zwischen Aborigines und Regierung in Aus-tralien besteht schon seit Jahren. Auf der einen Seite stehendie Aborigines, deren Forderung lautet den `nuklearenKolonialismus` zu beenden und das Uran in der Erde zubelassen. Dies ist immer wieder die Forderung, die seit vie-len Jahren von Delegierten indigener Nationen an dieRegierung gestellt wird. Auf der anderen Seite steht dieaustralische Regierung, die zwar AtombombenversucheFrankreichs kritisiert, Uranabbau aber für „friedliche“Zwecke in ihrem Land unterstützt und vorantreiben will.Dies kollidiert mit der Tatsache, dass die größten Uranvor-kommen sehr häufig auf dem Land der Aborigines zu fin-den und die Ureinwohner sich weigern, den Abbau aufihrem Land zuzulassen. Bisher hat die Regierung jedochimmer einen Weg gefunden, um den Uranabbau auf Landder indigenen Völker zu legalisieren.

1) Vorstand der BBU (Bundesverband Bürgerinitiativen Umwelt-schutz e.V.) Nach Völkermord: Landraub und Uranabbau, Göttingen/Wien 19792) Mogge, Bernhard www.jabiluka.de

Cleo – AGURMINE

Die Regenbogenschlange soll das Uran hüten

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Widerstand der Aborigines

Uran – oder das Recht auf Leben? 24

Wir wurden auf der Erde geboren, nicht im Krankenhaus.Wir wurden im Sand geboren. Unsere Mütter steckten unsnicht in Wasser und wuschen uns, wenn wir gerade gebo-ren waren. Sie trockneten uns mit dem Sand. Dann legtensie uns neugeborene Kinder neben das Feuer, ohne Deckenin den warmen Sand. Und danach, wenn die Nabelschnurab war, bewegten sie uns durch den Rauch. Wir kennendas Land wirklich. Vom Baby an wuchsen wir auf demLand auf.Hört auf uns! Das Wüstenland ist nicht so trocken, wie Ihrdenkt! Sieht die Regierung nicht klar und deutlich , daß eshier Wasser gibt? Nichts kann ohne Wasser leben. Es gibtunten einen großen unterirdischen Fluß. Wir wissen, dassdas Gift des radioaktiven Mülls in die Erde gehen wirdund ins Wasser sickern wird. Wir trinken von diesem Was-ser. Nur die Regierung und solche Leute haben Tanks. DieTiere trinken von diesem Wasser, Känguruh, Emu, Stachel-schwein und all die anderen. Wir essen diese Tiere, es istunser Fleisch. Wir fürchten, daß diese Tiere vergiftet wer-den und folglich wir vergiftet werden.Überall gibt es unterirdisches Wasser. Wir wissen das. Eskommt nicht darauf an, an welche Stelle diese Deponiekommt. Es gibt viele Quellen. Die Schafe und die Rindermüssen aus den Bohrungen trinken. Sicher werden siedadurch vergiftet. Können die Landsleute dies nicht ein-deutig sehen?Das Gift, von dem die Regierung spricht, ist aus Sydney.Wir sagen, sendet es zurück nach Sydney. Wir wollen esnicht. Versuchen sie uns zu töten?Wir sind Menschen. Wir sind keine Tiere. Wir sind keineHunde. In früheren Zeiten tat der weiße Mann üblicher-weise ein Gift in das Fleisch, warf es den Hunden zumFraß vor und sie wurden vergiftet, streckten sich aus undstarben . Jetzt wollen sie das Gift in die Erde tun.Wir wollen unser Leben.Alle von uns erlebten, wie die Regierung das Land für dasBombardieren nutzte. Einige lebten in Twelve Mile, kurzvor Coober Pedy. Der Rauch war eigentümlich und allessah wie vernebelt aus. Jeder wurde krank. Andere Men-schen waren in Mabel Creek und viele wurden krank.Einige Menschen lebten in Wallentinna. Andere Menschenzogen fort. Weiße Menschen und alle Menschen wurdenkrank. Als wir jung waren , bekam keine Frau Brustkrebsoder einen anderen Krebs. Auch Männer hatten nie vonKrebs gehört. Es gab kein Asthma, wir waren gesundeMenschen.Die Regierung dachte, sie wußte, was sie tat. Jetzt kommensie wieder an und sagen uns armen schwarzen Mitbür-gern:“ Oh, es kann nichts passieren, nichts wird euchtöten.“ Und es wird genauso passieren, wie das Testen derAtombomben.Und wir fürchten um unsere Kinder. Viele Kinder wachsenin unserem Land auf und es kommen noch mehr, Enkelund Urgroßenkel. Sie haben Anspruch auf ihr Leben. Wirkämpfen seit vielen Jahren gegen diesen radioaktivenMüll. Diskutieren darüber, sprechen mit Menschen, fragenMenschen um Hilfe. Sie mögen uns helfen, aber imGrunde helfen sie sich selbst. Weiße Mitmenschen habenauch Kinder, wir alle müssen in diesem Land leben.Und dann, wir konnten es wirklich nicht glauben, sie darü-ber sprechen zu hören, den Müll aller anderen Länderauch noch zu uns schicken zu wollen! Wir können es nichtglauben. Wie könnt Ihr so leben?

Karin Lester (Mitte) übersetzt zwischen den englischsprachigenAustralierInnen und den Frauen der Irati-Wanti Kampagne –Irati Wanti

Eileen Brown von der IratiwantiKampagne setzt sich gegen dieAtommüllverkippung ins Outback ein. Sie hat selbst vor über 50Jahren die Atombombenversuche der englischen Regierungerlebt und die Folgen radioaktiver Strahlung kennengelernt –Irati Wanti

Sie beabsichtigen wirklich das Land auszulöschen, nichtnur uns, aber alles Leben auf der ganzen Erde!Von unseren Großmüttern und Großvätern haben wir dasWissen über das Land gelernt. Dieses Wissen steht nichtauf Papier geschrieben, wie das der Weißen. Wir tragen esstattdessen in unseren Köpfen und wir sprechen aus unse-ren Herzen für das Land. Ihr Mitmenschen, Ihr weißenMitmenschen, drängt uns die ganze Zeit zurück, als ob wirzu diesem Land nichts zu sagen hätten.Aber wir tragen die Geschichte dieses Landes in uns.Hört auf uns!Ivy Makinti Stewart, Eileen Kampukuta Brown, LucyKowing Wilton, Dianne Edwards, Emily Munyungka Aus-tin, Angelina Wonga, Peggy Cullinan

Quelle: WiderstandskraftÜbersetzung des Aufrufes:

M. Seffers-Michalski

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25 Uran – oder das Recht auf Leben?

Australien –Irati Wanti – the poison, leave it

Interview mit Nina Brownund Karina Lester

Die Australische Regierung möchte einen neuen For-schungsreaktor in Sydney bauen und Atommüll im Süd-australischen Outback verbuddeln. Die Irati-WantiKampagne versucht, dagegen mit Stärke vorzugehen.Die Kampagnenleiterinnen sind sehr alte AboriginesLadies. Die meisten sind Opfer der Atombombentests inEmu Fields und Maralinga. Sie möchten ihre Geschich-ten der Verbindung zwischen Menschen und Erde an dieÖffentlichkeit bringen, um die Lebensressourcen derErde zu schützen. Sie sagen: „Lasst das Uran in der Erde.“

Wir (Tim, Fabian, Ronja, Louis, Felix und Iris) trafen NinaBrown und Karina Lester von der Irati-Wanti Kampagneam 20. November 2003 in Frankfurt auf ihrer Rückfahrteine Besuches der Proteste zum Gorlebencastor und führ-ten mit ihnen ein Interview:AGURMINE: Was habt Ihr jetzt vor?Karina: Wir fahren jetzt nach Hause, nach zwei viel zu kur-zen Wochen mit Gesprächen in Berlin und Dannenberg.AGURMINE: Was macht Ihr, wenn Ihr zurück in Austra-lien seid?Karina: Ich bin eine der Enkeltöchter von Eileen Brown diebei der Kupa Piti Kungka Tjuta Gruppe ist und die Kampa-gne leitet.Irati Wanti ist die lokale Sprache des westlichen Outbacks,die die Aborigines sprechen, dass sind die Sprachen Pit-jantjatjara und Yankuytjatjara.Nina arbeitet direkt zusammen mit meiner Großmutter.Ich bin mitgekommen, weil Nina Schwierigkeiten gehabthätte, mit ihr zu kommen, weil sie schon eine ältere Ladyist, die nur Yankuytjatjara spricht.Ich als die Enkeltochter spreche beide Sprachen, also Eng-lisch und Yankuytjatjara und bin nach Deutschland

gekommen, um die Geschichten und den AboriginesStandpunkt, warum das Land für uns so wichtig ist, zuvertreten.Nina will nicht, dass die australische Regierung denAtommüll ins Outback kippt.Aus diesem Grund kamen Nina und ich zusammen.Nina arbeitet in Coober Pedy zusammen mit den Kung-kas, den dort lebenden aktiven Aboriginesfrauen.Wir sind hierher gekommen, um zu sehen, was im Wend-land passiert. Wir hatten nur zwei Wochen Zeit und ver-brachten davon die erste Woche im Wendland.Wir hatten hier viele Erfahrungen und wollen zurückgehen und den Menschen über den Gorlebencastor erzäh-len und was da passiert. Wir haben dafür ein bisschenrecherchiert und Hintergrundinformationen gesammelt.Mein Job wird es nun sein, allen Familienmitgliedern dieErfahrungen aus Gorleben zu erzählen, weil ich ihre Spra-che spreche.Ein Teil von Ninas Job ist es, die Kampagne zu koordinie-ren, wie ein Manager, versteht Ihr?Sie gestaltete eine spezielle Internetseite, nachdem sie dieGeschichten der alten Frauen gehört hatte.Wir können jetzt unsere Informationen verteilen, und wirhaben Menschen in Sydney, die mit uns arbeiten.So, das ist der Teil von Ninas Arbeit. Diese Koordination istwichtig, weil so große Distanzen zwischen den Orten sind –manchmal 500 Kilometer vom Outback bis in die nächsteStadt mit nichts als einer kleinen Tankstelle dazwischen.Wir brauchen viele Wege um unsere Standpunkte zu prä-sentieren – E-mail, Postkarten, Radiointerviews, Inter-views wie dieses, Filme und die Möglichkeit, Texte in Aus-tralien und überall auf der Welt zu verteilen. Dafür habenwir die gutgestaltete Website: www.iratiwanti.org, auf dieihr hoffentlich alle darauf schaut. Wir versuchen dieseimmer zu aktualisieren mit neuen Geschichten, Photosund indem wir die Wahrheit über das erzählen, was pas-siert. Wir trafen einen Mann in Dannenberg, der unsereWebsite in Deutsch übersetzen möchte, damit mehr Men-schen uns verstehen können.AGURMINE: Wie viele aktive Menschen seid ihr in eurerBewegung gegen die Atommüllendlagerung?Nina: Die Kampagne startete 1998. Manchmal wird Siegrößer, es gab schon Trucks mit über 2000 Frauen. DieseTrucks gingen von Sydney zur Ostküste von australien.Jeder ist willkommen in unserer Kampagne.Viele der Unterstützer leben in Sydney, andere auf demLand.Es ist nicht wie eine große Armee organisiert, aber einegroße Menge von Bewegungen arbeiten hier zusammen.Jetzt will die Regierung den Atommüll des alten For-schungsreaktors in das Outback bringen.Der Forchungsreaktor in Sydney ist schon 50 Jahre gelau-fen und sehr alt, deshalb möchte die Regierung einenneuen Reaktor bauen und den Müll des alten Reaktors 20m im Boden des Outbacks vergraben. Atommüll mussaber kühl gelagert werden, deshalb macht es überhauptkeinen Sinn, ihn ins Outback zu bringen.AGURMINE: Was ist der Bezug der Aborigines zu demLand?Karina: Unsere Vebindung mit dem Land basiert auf„Ahnen Geschichten“.Geschichten, welche die Mutter ihren Kindern über dieEntstehung erzählt, was über viele Zeitalter geschah.

Nina und Karina bei der Auftaktdemonstration gegen den Gorle-bencastor im Nov. 2003 in Dannenberg – Irati Wanti

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Widerstand der Aborigines

Uran – oder das Recht auf Leben? 26

Diese Geschichten erzählen uns, wie man auf dem Landleben kann und wie man darauf aufpasst. Die alten Ladiesteilten auch ihre Geschichten über das, was passierte, alsdie Atombomben vor 50 Jahren explodierten. Sie sagenuns allen: „Nein, lasst das Uran in der Erde.“Jetzt schauen wir nach Möglichkeiten, wie wir den Uran-abbau verhindern können.Durch Ninas tolle Arbeit haben wir viele Mails und Inter-netkontakte bekommen.Wir hatten eine große Ausstellung in Erinnerung an dieAtombombenexplosionen, die wir in Bahnstationen undSchaufenstern ausstellten. Es war genau 50 Jahre danach,erzählten uns die alten Ladies.AGURMINE: Wir sind sehr interessiert daran, was Uran-abbau für Euch bedeutet?Karina: Die Entstehungsgeschichten erzählen uns wie wirüberlebenkönnen, aber wenn das Land zerstört ist, wirdauch diese Erkenntnis für immer verloren sein.Jungen und Mädchen müssen das Wissen über das Landlernen, aber in den Uranabbaugebieten ist das Land ver-seucht und dort kann nichts mehr leben.Nun zum Uranabbau.Die Minenbetreiber haben zwei verschiedene Technikendas Uran abzubauen.Eine Technik ist die Insitu Laugung, in unterirdischenMinen wird Säure in den Boden gepumpt, um Uran undandere Schwermetalle zu extrahieren.Einige Aborigines Communities haben Probleme mit demWasser wegen den Rückständen des Uranabbaus im Was-ser. Bei Untersuchungen konnten wir feststellen, dass dieRadioaktivität im Wasser teilweise recht hoch war.Die nächste Mine von Coober Pedy ist die Mine RoxbyDowns in Süd Australien.Das ist eine der größten Uranminen der Welt.Dort gibt es für viele Menschen Arbeit und dort kann eineMenge Geld gemacht werden.Es ist nicht leicht die Menschen, die dort arbeiten, davonzu überzeugen, dort nicht mehr zu arbeiten, denn sie sindsehr froh überhaupt Arbeit zu haben.In den Uranminenstädten ist im Vergleich zu anderenAborigines Communities durch den Uranabbau mehrReichtum bei Coober Pedy entstanden.Das meiste australische Uran wird mit dem Schiff nachJapan und Amerika gefahren, etwa 15% des australischenUrans kommen nach Deutschland.AGURMINE: Wieviele Uranminen laufen gerade in Aus-tralien?Nina: Zwei offene Minen und zwei Minen, in denen dasUran mit Hilfe von Säure gewonnen wird.Die Ranger Mine wird bald geschlossen, weil sie jetztschon 25 Jahre betrieben wurde. Du kannst eine Mine nichtreinigen, nachdem sie betrieben wurde, also werden dieFirmen eine hochkontaminierte Landschaft hinterlassen,in der nichts wachsen kann.AGURMINE: Was sind eure persönlichen Ziele für dieArbeit?Nina: Ich arbeite hart daran die Erfahrungen der Kungkasmit den Atombombentests und dem Uranabbau zu veröf-fentlichen, damit die Welt von der Vergangenheit lernt undsieht, dass es ein weiterer Fehler wäre, den Atommüll insOutback zu bringen.Ich möchte, dass die Menschen die Rechte der Aborigines,das Land und die Menschen gegen radioaktive Verseu-

chung schützen und dass wir alle zusammen gegen jedenweiteren nuklearen Müll kämpfen.Karina: Ich möchte erreichen, dass mehr Menschen Ach-tung vor den Aborigines und ihrem Bezug zu dem Landbekommen und erkennen wie wichtig es für uns alle undauch für meine Großmütter ist. Australier sollen verste-hen, dass die Rolle der Großmütter und ihre traditionelleVerantwortung und ihr Wissen für das Land wichtig ist.Wir müssen es stoppen. Die weitere Erzeugung von Atom-müll muss gestoppt werden.Thank you very much!

Übersetzung und Kürzung – AGURMINE

Auch durch traditionellen, bunten Aboriginetänze versucht dieWanti Kampagne die Aufmerksamkeit für ihr Thema zu lenken.Hier Willy Inma beim Tanz – Foto: Irati Wanti Kampagne

Eine Übersicht der Uranminenund Mühlen in Australien befindet sich

hinten im Anhang!

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27 Uran – oder das Recht auf Leben?

Europa –EuropaDie drei größten Uranproduzenten, die ehemalige DDR,Tschecheslowakei und Frankreich, haben bis Anfang der90er Jahre gut 86% des in Europa seit dem 2. Weltkrieg pro-duzierten Urans geliefert.Die Sowjetunion baute in vielen östlichen Ländern Euro-pas Uran ab, z.B. in Rumänien, Bulgarien und der Ukraine.Ausführliche Zahlen und Beschreibungen dazu gibt es indem Heft „Uranabbau in Europa“ von Peter Diehl, das überden Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz zuerhalten ist.Über Proteste gegen den Uranabbau in den Regionen, wodie Sowjetunion Uran abgebaut hat, ist uns nichts bekannt.Die Firma WISMUT scheint ihre Arbeiter mit geschickterPopaganda dazu gebracht haben, stolz auf ihre Minearbeitzu sein. Heute findet man z.B. beim Ebay Auktionshaussehr viele Abzeichen für Sportereignisse und besondereEhrenmedaillen der WISMUT, die sich zu beliebten Samm-lerstücken entwickelt haben.Die Uranseen der WISMUT waren immer wieder Freizeit-ziele, so gab es nach der Wende Berichte, dass im SommerMenschen zu den uranhaltigen Seen hingefahren sind, umsich dort zu sonnen und anderen Freizeitaktivitäten nach-zugehen.

Quellen: Dieter Kaufmann , AK Frankfurt gegen Atomanlagen undPeter Diehl, Uranabbau in Europa

AGURMINE

Uranminen in Deutschland

WISMUT – Rohstofffür sowjetische Atombomben

Gleich nach Kriegsende 1945 begann die sowjetischeRegierung mit Förderungsvorbereitungen für den Uran-

bergbau imheutigen Ost-deutschland. Esgab zu dieserZeit im gesam-ten Ostblockkeine andereUranförderung.Nur in der SBZ( S o w j e t i s c h eB e s a t z u n g s-zone bis 1949,danach Grün-dung der DDR)war die Uran-förderung mög-lich, da diebergmännischeErschl ießungbereits vorhan-den war. Diespätere WIS-MUT gewannin zahlreichenB e r g w e r k e n

Sachsens und Thüringens große Mengen Uran. DiesesUran wurde zur weiteren Bearbeitung in die Sowjetuniongefahren, wo es zuerst für die Produktion von Atomwaf-fen und später für die Nutzung in Atomkraftwerken ver-wendet wurde. Der größte Tagebau lag in der Nähe vonGera in Ronneburg.In der Betriebszeit bis 1990 waren insgesamt über 400.000Menschen in den Minen der WISMUT beschäftigt, und eswurden rund 240.000 Tonne Uranerz gefördert. Mit derWiedervereinigung von West- und Ostdeutschland wurdeder Uranbergbau der WISMUT eingestellt und die Firma1991 von der Bundesregierung übernommen, die seitdemStillegungs- und Sanierungsarbeiten in Höhe vongeschätzten 6,5 Milliarden Euro durchführen lässt. DieFinanzierung läuft über den Bundeshaushalt.In den Uranabbaugebieten der WISMUT gelten nochheute die alten Strahlenschutzverordnungen der DDR(VOAS), weil die Strahlenwerte der BRD nicht erfüllt wer-den können, vor allem die hohen Radonkonzentrationen.Bei ehemaligen WISMUT-Arbeitern liegt die Rate derKrebserkrankungen höher als beim Durchschnitt derBevölkerung.Das Kapitel WISMUT wird noch lange nicht zu Ende sein.Für das Jahr 2007 hat sich Sachsen für die Bundesgarten-schau auf Teilen des Geländes des ehemaligen Abbauge-ländes beworben.

Quellen: … und strahlend soll die Zukunft sein von Aloa.le, Infos vonDieter Kaufmann.

Ausführliche Berichte zur WISMUT gibt es in dem Buch „Altlast Wis-mut“ von Michael Beleites, dass auf der Website www.antenna.nl/wise/uranium hinuntergeladen werden kann.

AGURMINE

Uranabbau in WestdeutschlandIm Westen der BRD wurden Uranvorkommen in den Mit-telgebirgen entdeckt:So gab es ein paar Versuchsbergwerke in Westdeutsch-land:Menzenschwand/Schwarzwald: Hier wurde mitten imSchwarzwald von 1961 bis 1990 Uran abgebaut. 1990wurde der Abbau nach vielen Protesten endgütiggestoppt, nachdem zuvor 80.000 bis 100.000 Tonnen Uran-erz abgebaut wurden.Rheinland-Pfalz/Ellweiler: Uranmine und Uranreiche-rungsanlage von 1961 bis 1989. Hier gab es die einzigeUrananreicherungsanlage für Yellow Cake in West-deutschland und ein Yellow Cake-Uranlager. Stillgelegtwurde die Anlage nach einer Anti-AKW-Bewegungskam-pagne und Protesten der Bevölkerung vor Ort (z. B.20.02.1988, Demo mit rund 700 Menschen).Weitere Versuchsbergwerke lagen in Gernsbach bei Baden-Baden, in Mähring und Poppenreuth in Nordbayern undin Großschloppen im Fichtelgebirge.

Peter Diehl,Uranabbau in Europa

Sportwimpel der WISMUT im Angebotbeim Ebay Auktionshaus

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die Erben des Kalten Krieges

Uran – oder das Recht auf Leben? 28

Urananreicherungin Gronau und Almelo

Eine von weltweit 16 Urananreicherungsanlagen (UAA)befindet sich im westfälischen Gronau (bei Ahaus), eineweitere 30 km von Gronau entfernt im niederländischenAlmelo. Die Anlagen gehören dem Urenco-Konzern, derin Großbritannien eine weitere UAA betreibt und auch inden USA Fuß zu fassen versucht.Die UAAs in Gronau und Almelo sollen beide massiverweitert werden, die Urananreicherungsanlage in Gro-nau auf eine ca. dreifache Kapazitä. Damit können dannmindestens 32 Atomkraftwerke pro Jahr mit Brennstoffversorgt werden. In Gronau soll außerdem das bundes-weit einzige Lager für Uranoxid gebaut werden. Bean-tragte Lagerkapazität: Ca. 60.000 Tonnen.Die Urananreicherung ist eine der Stellen, an denen die engeVerbindung zwischen militärischer und ziviler Nutzung derAtomenergie deutlich wird. Technisch wäre es nach Umbau-arbeiten kein Problem, in Gronau das Uran so hoch anzurei-chern, dass es zum Bau von Atombomben geeignet ist.Bei der Urananreicherung entsteht eine große Menge anabgereichertem Uran, das als Atommüll entsorgt werdenmuss. Ein Teil wird als „Wertstoff“ von Gronau nach Russ-land zur faktischen Entsorgung geschafft. Offiziell ist vonNeu-Anreicherung die Rede. Es wird befürchtet, dass dasMaterial irgendwann in Rußland für die Herstellung vonPanzern, Uranmunition und für Fluggewichte verarbeitetwerden könnte.

Wismut als Sanierungsfirma: die Lichtenberger Uranberbauhalde wurde zur Ablagerung von Haus- und Industriemüll genutzt, obwohlsie schon saniert werden sollte – Michael Beleites (WISE Uranium)

Der „Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz“(BBU) und örtliche Bürgerinitiativen wie der GronauerArbeitskreis Umwelt (AKU) befürchten denkbare Störfällein beiden Uranfabriken, bei denen das radioaktive undchemisch sehr giftige Uranhexafluorid freigesetzt werdenkönnte. Beide Anlagen sind nicht gegen Flugzeugabstürzegesichert. Mit dem Betrieb der beiden Anlagen sindnahezu wöchentliche Urantransporte z. B. von Großbri-tannien nach Almelo oder von Gronau nach Rußland ver-bunden.Bei einem Transportunfall mit Uranhexafluoridfreisetzun-gen müßte die Bevölkerung kilometerweit evakuiert wer-den. Weitere Aspekte, die als Einwände gegen den UAA-Ausbau auf beiden Seiten der Grenze vorgetragen werden,befassen sich mit dem menschenfeindlichen Uranabbau,mit der unlösbaren Entsorgung der radioaktiven Anrei-cherungsabfälle und mit der Problematik, dass Urananrei-cherungsanlagen zur Gewinnung von Uran für Atombom-ben genutzt werden können.

WiderstandJeden ersten Sonntag im Monat findet ab 14 Uhr ein Sonn-tagsspaziergang statt und das nun schon seit 1986.Nähere Informationen zu den Uranfabriken in Almelo undGronau gibt:Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau,c/o Siedlerweg 7, D -48599 Gronau,Tel.: 02562/23125, Fax: 02565/97782,Internet: www.aku-gronau.de

AKU und AGURMINE

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EuropaFrankreich –Uranabbau im Weinland

Frankreich war lange ein sehr großer Uranproduzent inWesteuropa. Die Uranproduktion erreichte 1988 mit 3.394Tonnen ein Maximum. Damit konnte Frankreich knappdie Hälfte der französischen Atomkraftwerke versorgen.Seit 1989 wurden viele Uranbergwerke wegen Erschöp-fung der Uranlagerstätten geschlossen. Von den im Jahre1986 vorhandenen 34 Uranbergwerken und fünf Uranauf-bereitungsanlage waren Anfang 1995 noch vier Uranberg-werke und zwei Uranaufbereitungsanlage in Betrieb. Seit1993 ist die Cogema der einzige Uranproduzent in Frank-reich.In Le Bosc waren 1994 noch zwei Minen in Betrieb: Jouacund Peny.Beim Urantagebau in Le Bosc (bei Lodeve, Herault) imSüden Frankreichs grenzen direkt an die UranhaldenWeinfelder an, denn die Umgebung bietet hervorragendeBedingung für den Weinanbau. Aus dieser Gegendstammt der Rohstoff für den beliebten leicht süffigsüßenLandwein vom Herault (Vin de Pays de l‘Hérault).Bei einem Besuch 1999 war der Tagebau von der Rückseiteher nur mit Baustellenabsperband gegen Eindringlingegesichert und es war möglich unbemerkt die Mine voninnen anzusehen.

Dieter Kaufmann, Arbeitskreis gegen Atomanlagen Frankfurt am MainInfos aus: „Uranabbau in Europa. Die Folgen für Mensch undUmwelt.“ BBU Argumente 1/1995 von Peter Diehl, Auflage 1000,1995, Seite 14/15. Und private Urlaubsberichte

AGURMINE

Uranabbau in SibirienKrasnokamensk ist die letzte große betriebene Uranminein Russland. Sie befindet sich östlich des Baikal-Sees, imGrenzgebiet zu China und der Mongolei. Seit 1967 wirddort Uran abgebaut.Die Masse der Abraumhalden wird auf 50 bis 75 MillionenTonnen geschätzt.Die Uranförderung ist ein wichtiger Pfeiler der sibirischenWirtschaft mit einem Exportanteil von 32% im Jahre 1995.Die derzeitigen Hauptabnehmer sind Firmen aus Frank-reich, Schweden und Spanien.Die gravierendsten Umweltprobleme hängen hier mitradioaktiv verseuchtem Wasser und dem radioaktivenGas Radon zusammen. In einigen Häusern um Krasnoka-mensk wurden Radon-Konzentrationen von bis zu 28.000Becquerel (Bq) pro Kubikmeter gemessen. Dieser Wertliegt 190 mal über dem Grenzwert, bei dem in den USASofortmaßnahmen gesetzlich vorgeschrieben sind.Die Gesundheitsrisiken um Krasnokamensk waren undsind signifikant erhöht.Für Krasnokamensk gibt es nicht einmal eine umfangrei-che Untersuchung und Programme zur Sanierung desAbraumgebietes. Selbst für die am stärksten belastetenWohnungen ist keine „Lösung“ in Sicht. BürokratischeHemmnisse verhinderten eine Umsiedlung der Bewohner.

Originaltext WIGA Münster hier gekürzt von AGURMINE

Uranreserven in KasachstanEtwa 19% der weltweiten Uranreserven befinden sich inKasachstan.Sie verteilten sich auf sechs Uran abbauende Provinzen:Chu-Saryssuiskaia, Syrdaryinskaia, Nord Kasachstan,Mangyshlakskaia, Kendyktas-Chuili-Betpakdalinskaiaund Ilyiskaia. Chu-Sayssuiskania hat die größten Uranre-serven Kasachstans (60,5% der Reserven Kasachstans).Nicht in allen Gebieten wird derzeit Uran abgebaut.2001-2003 leitete die OJSC Volkovgeology Pilotarbeitender Insitu-Laugung bei der Akdala-Minen. Während die-ser Zeit konnten mit dem Pilotverfahren bis zu 1000 Ton-nen Uran pro Jahr abgebaut werden.

Quelle: http://www.kazatomprom.kz/eng/profile/resources/ Stand Aril2004

Iris – AGURMINE

Eine Übersicht der Uranminenund Mühlen in Europa befindet sich

hinten im Anhang!

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World Uranium Hearing

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Das World Uranium Hearing 1992in Salzburg

Die Deklaration von Salzburg

Das World Uranium Hearing hat vom 13. bis 18. Septem-ber 1992 in Salzburg, Österreich getagt;hat aus allen Regionen der Welt Aussagen über die ökolo-gischen, kulturellen, spirituellen, gesundheitlichen undökonomischen Auswirkungen der Nutzung radioaktiverSubstanzen gehört;ist von dem destruktiven Charakter aller Glieder dernuklearen Kette überzeugt und sieht die radioaktive Ver-seuchung als Bedrohung für alle Völker und Länder unab-hängig von politischen Grenzen;ist sich dessen bewusst, dass eingeborene Völker durchden Abbau und die Verwendung radioaktiver Substanzenbesonders vernichtende Konsequenzen zu tragen haben;bekräftigt, daß das Überleben der eingeborenen VölkerRespekt vor deren Rechte auf Selbstbestimmung undUnverletzbarkeit ihrer Umwelt erfordert;erkennt, daß die spirituellen Werte der indigenen VölkerRespekt vor deren Rechte auf Selbstbestimmung undUnverletzbarkeit ihrer Umwelt erfordert;erkennt, daß die spirituellen Werte der indigenen Völker inihrer Beziehung zur natürlichen Umwelt eine Perspektivebietet, die vorherrschenden zerstörerischen, materialisti-schen Eigenschaften und Praktiken zu verändern;erinnert an die verheerenden Auswirkungen von Atom-waffenversuchen auf eingeborene Völker und andere vonLand lebende Völker an Orten wie Nevada, Bikini und Eni-wetok, Tahiti, Maralinga und Zentralasien;ist erschüttert von dem Grauen von Hiroshima/Nagasaki,das am Beginn desnuklearen Zeitaltersstand;ist alarmiert durch dieErfahrung von Tscher-nobyl und Three MileIsland;ist davon überzeugt,daß es keine sichereTechnologie für dieAufbewahrung radio-aktiv strahlender Sub-stanzen gibt;beklagt die verzerrtenökonomischen Werteund Prioritäten, insbe-sondere unangemes-senes Konsumverhal-ten, wodurch einedauerhafte Zukunftgefährdet wird;sorgt sich um dasSchicksal künftigerGenerationen, die mitden schwer zu hand-habenden Folgen derradioaktiven Hinter-lassenschaften kon-frontiert sein werden;

ist entschlossen, jener Gefahr ein Ende zu machen, wie siedie gesamte nukleare Kette bildet, und eine anhaltend har-monische Beziehung der Menschen zur Natur zu sichern;und erklärt daher feierlich:

I. ALLGEMEINE GRUNDSÄTZEDie Natur mit ihrer ganzen Vielfalt und Komplexität ist dieGrundlage allen Lebens.Alle Völker und Individuen haben das Grundrecht aufeine sichere und gesunde Umwelt, ebenso die damit ver-bundene Pflicht, die Unversehrtheit der Natur aufrechtzu-erhalten.Jede Generation ist verpflichtet, sorgsam und zum Nutzenzukünftiger Generationen und aller Lebewesen zu walten.

II. DER PROZESS DER NUKLEAREN ENTWICKLUNGExploitation, Abbau und VerarbeitungDer Abbau und die Verarbeitung radioaktiver Mineralienführen zu einer schwerwiegenden Veränderung großerÖkosysteme.Die radioaktiven und chemischen Abfallstoffe werdendurch Grundwasser, oberirdische Wasserläufe und Wind-strömungen weiterverbreitet.Die Bewohner von betroffenen Gebieten sind radioaktivenSubstanzen ausgesetzt, die sie mit kurz- oder langfristigenGesundheitsrisiken und genschädigenden Konsequenzenbedrohen. Minenarbeiter sind aufgrund ihrer Tätigkeitdurch radioaktive Substanzen besonders belastet.

Militärische AnwendungDie Atomwaffenversuche haben über die Jahre zur radio-aktiven Verseuchung von Land- und Meeresteilen unddamit zu einer breiten Palette von Gesundheitsschädigun-gen geführt, besonders zu Krebs und drohenden Genschä-

Galsan Tchinag, Tuwina Nation, Mongolei – World Uranium Hearing

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World Uranium Hearing

den. Miteinher gehen die zwangsweise Umsiedlung vonMenschen und deren kulturelle Entwurzelung.Die Entwicklung von thermonuklearen Waffen ist beglei-tet von der Produktion großer Mengen von Spaltstoffen,insbesondere von Plutonium, der giftigsten bekanntenSubstanz. Plutonium bleibt mehrere hunderttausend Jahrein der Umwelt aktiv und ist gefährlich.

Die Erzeugung der AtomkraftZivile wie militärische Atomkraftwerke produzierenStrahlungsemissionen und bringen unweigerlich ernsteund unangenehme Risikofaktoren mit sich. Dazu gehörenTransportrisiken, Diebstahl von radioaktivem Material,Unfälle, die die Verseuchung über riesige Regionen ver-breiten, und die katastrophalen Auswirkungen einer mög-lichen Kernschmelze.Noch nie wurde ein Atomkraftwerk sicher und vollstän-dig abgetragen. Die letztendlichen ökonomischen undökologischen Kosten einer solchen Demontage bleibenunberechenbar.

Nuklearer AbfallEs ist noch keine sichere Methode für die Endlagerungnuklearen Abfalls entwickelt worden. Die bisherigen For-men der End- oder Zwischenlagerung zeichnen sich durch

das beständige Risiko der Emission radioaktiver Substan-zen aus. Das Problem wird verantwortungslos den kom-menden Generationen überlassen.Zum End- oder Zwischenlagern von Abfall werden dieTerritorien von indigenen Völkern und verarmte Entwick-lungsländer benutzt, was die bestehenden internationalenUngerechtigkeiten weiter verschärft.

III. INDIGENE VÖLKERGroße Teile der Welt-Uranvorräte werden auf den Territo-rien von indigenen Völkern gefunden und abgebaut; dieseGebiete werden zudem oft für Waffenversuche sowie fürdie End- oder Zwischenlagerung von nuklearen Substan-zen verwendet. Die indigenen Völker werden durch Ent-eignung und erzwungene Umsiedlung, direkte Verseu-chung und die Entweihung heiliger Stätten ihres Rechtsauf Selbstbestimmung beraubt.Die Enteignung von indigenen Völkern und die aus dernuklearen Kette entstehende Zerstörung der natürlichenÖkologie gefährden den sozialen Zusammenhalt und dielebenswichtige kulturelle, materielle und geistige Bezie-hung zu der natürlichen Umwelt.Um sich gegen den physischen und kulturellen Völker-mord zu schützen, müssen die indigenen Völker in derLage sein, in allen mit ihren Gesellschaften und Territorienzusammenhängenden Angelegenheiten ihr Recht aufSelbstbestimmung und Kontrolle ohne Einmischung vonaußen auszuüben.

IV. WIRTSCHAFTSPOLITIKDer Verkaufpreis von Atomenergie beinhaltet nicht dieKosten der Schäden an der Biosphäre und die weitreichen-den Risiken für jetzige und zukünftige Generationen.Regierungen, Gemeinschaften, Organisationen und Indi-viduen haben die Pflicht, sicherzustellen, daß Energie aufsaubere, sichere und wirkungsvolle Weise produziert undverwendet wird; das globale Ökosystem ist außerstande,überzogenen Energiekonsum zu ertragen.Die Ansicht, auf einem bewohnbaren Planeten könneunbegrenztes ökonomisches Wachstum existieren, istfalsch und stellt eine beachtliche Einschränkung derLebensmöglichkeiten zukünftiger Generationen dar.Die gegenwärtige internationale Politik hält ökonomischeUngerechtigkeiten aufrecht und veranlaßt dadurch Ent-wicklungsländer, zerstörerische Umweltpraktiken wieAbbau von Uran, Erzeugung von Atomkraft und Bereit-stellung von Lagerstätten für radioaktiven Abfall zu über-nehmen. Das Teilen von sicheren und wirkungsvollenTechnologien zur Energieerzeugung und -nutzung istunabdingbar, um in diesen Ländern eine gerechte undökologisch gesunde Wirtschaft zu schaffen.Das Prinzip der Vorbeugung erfordert, die Sicherheit vonpotentiell gefährlichen Aktivitäten zu gewährleisten, nochbevor Maßnahmen zur Realisierung dieser Aktivitätenbeginnen. Im Fall der nuklearen Kette würde jede sinn-volle Anwendung des Prinzips erfordern, daß Uraniumund andere radioaktive Mineralien ungestört in ihrennatürlichen Lagerstätten verbleiben.

V. EMPFEHLUNGENDas World Uranium Hearing fordert Regierungen und, imRahmen ihrer jeweiligen Verantwortungs- und Kompe-tenzbereiche, nationale und multinationale Konzerne,

Mildred Mc Cain, USA. Mitglied der Bürger für eine Umweltjus-tiz (Citizens for Euviromental Justice) – World Uranium Hearing

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Erklärungen der indigenen Zeugendes World Uranium Hearings

Wir hören nicht auf, unsere Rechte als Völker zu behalten,trotz der Jahrhunderte der Enteignung, der Anpassungund des Völkermords. Wir haben weiterhin das Recht,unsere eigenen Regierungsformen zu wählen, nach unse-ren eigenen Gesetzen zu leben, unsere Kinder selbst zuerziehen und ihnen die Werte unserer Kulturen zu vermit-teln – ohne Einmischung von außen. Wir haben auch wei-terhin das unveräußerliche Recht auf unser Heimatland,auf alle Schätze über und unter der Erde und auf unsereFlüsse und Seen.Wir machen unsere Verantwortung geltend, diese Rechtean die kommenden Generationen weiterzugeben. Unser

Ajita Susan Georg aus Indien – World Uranium Hearing

Organisationen, Gemeinden und Individuen auf, folgendeMaßnahmen zu ergreifen:Das angestammte Recht der eingeborenen Völker aufSelbstbestimmung ist anzuerkennen und zu respektieren.Das schließt das Recht ein, ohne Einfluß von außen dieKernkraftpolitik, die ihre Gesellschaften und Territorienbetrifft, zu bestimmen und zu kontrollieren.Völkern, Gemeinschaften und Individuen, die durch denAbbau von radioaktiven Materialien, den Einsatz vonAtomwaffen oder die Lagerung von radioaktiven Abfällenbetroffen sind, ist eine Wiedergutmachung zu gewährleis-ten; dies beinhaltet die Milderung der Risiken und Schä-den, die durch frühere und derzeitige Verwendung vonradioaktivem Material verursacht wurden.Die Haftung für soziale und ökologische Schäden aus dernuklearen Kette ist gemeinsam von denen zu tragen, dieall ihre Teile kontrollieren.Die Einheit der natürlichen Welt ist juristisch anzuerken-nen; ihre Rechte müssen im Gesetz verankert sein.Atomverseuchte Länder der eingeborenen Völker undanderer, die vom Land leben, sind ohne Verzug zu rekulti-vieren, und zwar so nah wie möglich dem Status quo anteentsprechend.Die Grundsätze der Wirtschaftspolitik sind dahingehendzu ändern, daß sie die ökologischen Anforderungenberücksichtigen. Künftige Energiepolitik muß sicherbareund erneuerbare Energiequellen fördern und nutzen.Unterstützung ist bereitzustellen, wenn nötig finanziellerArt, für die Entwicklung alternativer Energieprogrammein Ländern, die Atomkraft nutzen.Es ist sicherzustellen, daß jede ökonomische Analyse derKernenergiennutzung alle ökologischen und sozialenAuswirkungen berücksichtigt.Völker, Gemeinschaften und Individuen sind mit vollstän-digen Informationen über die Gefahren von RadioaktivenSubstanzen in allen Teilen der nuklearen Kette zu versor-gen.Die Trennung von Plutonium aus verbrauchten Brennele-menten, einschließlich Umwandlung und Anwendung inSchnellen Brütern, Atomkraftwerken sowie in der Atom-waffenindustrie bedeutet eine untragbare Bedrohung fürdie Menschheit und des Planeten und ist daher unterStrafe zu stellen.Aktivitäten, die auf ein Ende der Verwendung von radio-aktiven Substanzen zielen, sind zu unterstützen und zufördern.Es ist für internationale und nationale Standards, Regelnund Verfahren zu sorgen, die sicherstellen, daßa) radioaktive Materialien nicht mehr abgebaut werdenundb) bestehende radioaktive Produkte jeweils ohne Rück-sicht auf die jeweiligen finanziellen Kosten mit der sichers-ten verfügbaren Technologie behandelt werden.Die Produktion von und die Versuche mit Atomwaffensind sofort einzustellen, um den Prozeß der globalennuklearen Abrüstung zu einem erfolgreichen Abschluß zubringen.Uran und alle radioaktiven Mineralien müssen in ihrernatürlichen Umgebung bleiben.

Diese Deklaration wurde im Sommer 1994 von der UN-Working Groupon Indigenous Peoples in Genf als entscheidender Beitrag von Seitender NGOs (Non-Governmental Organisations) betrachtet und dem

Report an die Menschenrechtskommission angefügt. Die Deklarationvon Salzburg kann in Englisch, Spanisch, Russisch und Chinesischbeim Center for Human Rights, Palais des Nations, CH-Geneve bestelltwerden. Das Dokument trägt die NummerE/CN.4/Sub.2/AC.4/1994/7 6 June 1994World Uranium Hearing

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World Uranium Hearing

Land und wir sind untrennbar. Wir, die indigenen Völker,sind durch den Kreislauf des Lebens mit der Erde verbun-den. Wir, die inidigenen Völker, schreiten in den Fußstap-fen unserer Vorfahren in die Zukunft. Als indigene Völkererklären wir:� Wir, die eingeborenen Völker von verschiedenen

Gemeinden dieser Erde, unsere Mutter;� wir, die wir von der nuklearen Brennstoffkette betroffen

sind� wir, die wir uns bewußt sind unseres unbestrittenen

Rechts auf Selbstbestimmung und auf eine unversehrteUmwelt,

� wir, die wir in Sorge sind um die Gesundheit und dasWohlergehen zukünftiger Generationen,

kommen zu dem Schluß:� aufgrund der Zeugenaussagen und Erfahrungen von

indigenen Völkern weltweit,� aufgrund der Beweise von Zerstörung unserer Men-

schen, unserer Kulturen, unserer Wirtschaft, unseresLandes, des Wassers und der Luft,

� aufgrund unserer Achtung für die spirituellen Werte,Ansichten und Praktiken

können wir die Zerstörung unserer Existenz nicht weiterhinnehmen.

Wir fordern daher:� Keine weitere Zerstörung unseres Landes und unserer

Menschen durch den Abbau von Uran, die Lagerungvon Atommüll und den Test von Atomwaffen!

� Entkontaminiert unsere Territorien und stellt ihre natür-liche Form wieder her!

� Macht alle Informationen über die Nuklearindustrieund die Gefahren der Nukleartechnologie zugänglich.

� Gewährt Wiedergutmachung in vollem Umfang für dieSchäden, die unseren Völkern, unseren Familien undGemeinden, unserer Kultur und Wirtschaft, unsererHeimat, unserem Wasser, der Luft und allen Lebewesenzugefügt wurden.

� Sorgt für unabhängige und professionelle Gesundheits-überwachung auf unserem Land.

Abschließend sagen wir: Angesichts der Einheit derMenschheit und der Welt fordern wir im Namen unsererKünftigen Generationen, endlich nachhaltige, erneuerbareund umweltverträgliche Energiealternative zu benützen!Wir bitten die ganze Welt, einschließlich ihrer Führer undWissenschaftler, an unserer Vision des Friedens, der Har-monie und der Achtung für das Leben teilzuhaben.Schließt Euch uns an!

World Uranium Hearing

Geshe Thupten Ngawang zusammen mit Floyd Red Crow Westerman und Robert Yazzie (von links) – World Uranium Hearing

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Was tun?!

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Was kann ichgegen Uranabbau tun?

Ich kann das Thema in die öffentliche Diskussion brin-gen, z.B. mit Hilfe von Veranstaltungen, Informationen,Filmen , Schüleraustausch mit Schülern aus Uranabbau-gebieten, Besuchen …(Wir haben in unserem Reader und der Ausstellung leiderfast nur Informationen zu denen sich schon ein bisschender Widerstand regt, weil wir die anderen Informationennicht bekommen konnten, hier wäre es wichtig, dass auchdieser Abbau nicht im Dunkeln bleibt)Firmen, die noch im Urangeschäft vertreten sind könnenöffentlich benannt werden, um so den Druck auf diese zuerhöhen. Hier einige Beispiele:� Uranerzbergbau GmbH

Kölner Str. 38-44, 50389 Wesseling� Urangesellschaft mbH

Solmsstr. 2-26, 60486 Frankfurt/Main� Urenco

Betrieb Jülich: Stetternicher Staatsforst, 52409 JülichBetrieb Gronau: Röntgenstr. 4, 48580 Gronau

� RWE AGOpernplatz 1, 45128 Essen

� E.ON AGE.ON-Platz 1, 40479 Düsseldorf

Andere Möglichkeiten� Erneuerbaren Energien fördern, z.B. durch finanzielle

Beteiligungen an Solar-/Wind-/Wasser- oder Biomasse-anlagen.

� Einsparen von Strom. Dazu gibt es eine gute Broschüredes Bundes der Energieverbraucher gemeinsam mit denElektrizitätswerken Schönau: „Energiesparen leichtgemacht“, zu erhalten bei:Bund der Energieverbraucher e.V., Grabenstr. 17,53619 Rheinbreitbach

� Stromanbieterwechsel zu einem Unternehmen, dasohne jede Kooperationen mit der Atomindustrie arbei-tet, aktuell zwei: Elektrizitätswerke Schönau GmbHund Greenpeace Energie eG

� Den Siemens Boykott der Ärzteorganisation IPPNWunterstützen. Das heißt: keine elektrischen Geräte mehrbei der Atomfirma Siemens zu kaufen. Infos unterwww.siemensboykott.de

� Knochenmarkspende für Menschen die Leukämiehaben

� Unterstützung des Widerstandes gegen die Urananrei-cherungsanlage Gronau

� Unterstützung des Widerstands der Anti-Atomkraftbe-wegung

� Teilnahme an Aktionen …Und sicher gibt es noch viele weitere Ideen …

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Geschichtliche Daten zum Uranabbau

02.08.1939 USA/Washington: Albert Einstein und LeoSzilard warnen US-Präsident Franklin D. Roo-sevelt in einem Brief vor Hitlers Atompro-gramm. Roosevelt gründet daraufhin ein„Uranium Advisory Committee“. Uran wirdaus dem Kongo und Kanada in die USAgebracht. Jahre später sagt Einstein: „Ich habeeinen großen Fehler in meinem Lebengemacht, als ich den Brief an Präsident Roose-velt unterschrieben habe“.

August 1942 USA: Das „Manhattan Project“, ein geheimesProgramm der US-Regierung zur Entwick-lung der Atombombe, nimmt seine Arbeit auf.Es entstehen 37 geheime Einrichtungen in 19US-Staaten, Zentrale ist Los Alamos in NewMexiko. Die Anschrift der WissenschaftlerIn-nen ist ein Postfach in Santa Fe. Kinder, die indieser Zeit in Los Alamos geboren werden,erhalten in der Geburtsurkunde als Geburts-ort die Angabe: Postfach 1624. Die Kosten desdrei Jahre dauernden Forschungsprojektsbetrugen über zwei Milliarden Dollar.

27.11.1942 UdSSR/Moskau: Das Staatliche Verteidi-gungskomitee beschließt den Aufbau einerUranindustrie in der Sowjetunion.

1944 UdSSR/Ostfront: Auf dem Vormarsch insDritte Reich zielte die Rote Armee auch aufdie schon bergbaulich erschlossenen Wismut-und Uranvorkommen in Sachsen und Thürin-gen.

07.07.1944 Brüssel: Die Alliierten befreien die Stadt undfinden in den Akten der Union Miniere, dieAuergesellschaft und die DEGUSSA alsAdressaten des abtransportierten Uranerzesaus dem Kongo. (Kolonie von Belgien)

Mitte Sept. 1944 Nazi-Reich/Frankfurt am Main: Nach einembritischen Bombenangriff brennen dieGebäude der Uranproduktion im Werk II inder Gutleutstraße 215 aus.

08.12.1944 UdSSR/Moskau: Das Staatliche Verteidi-gungskomitee überträgt, mit Beschluss Nr.7102 die Aufgabe zur Gewinnung und Aufbe-reitung von Uranerzen dem Volkskommissa-riat für Inneres. (NKWD)

1944/1945 Nazi-Reich: Uran-Maschinen müssennach Rheinsberg bei Berlin verlegt wer-den. Bevor das Werk in Betrieb gehenkann, wird die Anlagen vor der heranrü-ckenden Roten Armee wieder abgebaut.Sie werden nach Thüringen gebracht. Dortfallen sie dann doch in die Hände derRoten Armee. In Rheinsberg erbeutet dieRote Armee 5 t Uranmetallpulver und etli-che Uranmetallwürfel, in den Lagern derAuergesellschaft in Oranienburg 25 tunraffiniertes Uranoxid und vor allem dieUnterlagen des Berliner Hauptbüros.

1945 Straßburg: Nach der Befreiung von Straß-burg durch die Alliierten finden sie in denUnterlagen vor Ort bestätigt, dass dieStadt Oranienburg bei Berlin der Standortmit den Auergesellschaft-Uranproduk-tionsanlagen ist. Uranlieferungen wurdendorthin durchgeführt. US-General Gro-ves, Leiter des US-Atombombenprojekts„Manhattan“ empfiehlt, die totale Ver-nichtung durch Bombardierung der StadtOranienburg, da diese Stadt in der verein-barten, aber noch nicht besetzten sowjeti-schen Zone lag. Produktionsbereite Uran-anlagen sollen nicht in die Hände derRoten Armee fallen.

15.03.1945 Nazi-Reich/Oranienburg bei Berlin: Noch imJanuar 1945 kann 400 kg Uranmetall von KZ-Häftlingen aus dem nahen KZ Sachsenhausenhergestellt werden. Das Auerwerk der FirmaDEGUSSA-Auergesellschaft wird das Ziel desBombenangriffs der US Air Force mit 600 Bom-bern, bei dem die Stadt zu 75% zerstört wurde.Keine Kleinstadt im Nazireich wurde so häufigbombardiert, wie Oranienburg. Der Grundwaren die Nuklearbetriebe der Auerwerke.1991 hat man an der Stelle des früheren Auer-werkes eine großflächige radioaktive Verseu-chung mit Thorium und Radium entdeckt.

Am Ende desKrieges 1945

Kampfgebiet Weltmeer: In den letzten Tagendes Krieges läuft das deutsche Transport-U-Boot U 234 aus. Es hat u.a. 560 KilogrammUranoxid an Bord und fährt in Richtung Süd-ostasien. Atombombenpläne inklusive. Zielist Japan. U-Bootbesatzung und Kapitän wis-sen nichts von dem „tödlichen Gut“, das sie anBord haben. Die Alliierten sind aber darüberinformiert und jagen das U-Boot mit allen Mit-teln. Es darf Japan nie erreichen. Tagelangkann das U-Boot nicht auftauchen, wegen derständigen Bombardierungen. Irgendwannkommt der Funkspruch rein, das der Krieg zuEnde ist. Dem wird zuerst nicht geglaubt. DasU-Boot fährt weiter. Es wird beratschlagt waszu tun ist. Man entscheidet, sich den Amerika-nern zu ergeben. Dem kanadischen Kriegs-schiff schickt man eine falsche Positionsmel-dung, auf das nächste US Kriegsschiff hältman mit acht Knoten zu. Die US-Entermann-schaft geht schwerbewaffnet an Bord von U234. Am 19.5.1945 läuft U 234 in den Hafenvon Portsmouts/USA ein.

17.07.-02.08.1945 Alliiertes Deutschland / Potsdam / Cecilien-hof: Die Potsdamer Konferenz über Deutsch-land, auf der sich die Alliierten nicht einigenkönnen, wird auch zum Ausgangspunkt desatomaren Rüstungswettlaufes.

06. und 9.08.1945 Die Bombenabwürfe von Hiroshima undNagasaki mit schockierenden Folgen.In vielen Ländern wurden in den Folgejah-ren Atombombentests durchgeführt dieMenschen der umliegenden Gebiete wurdensehr hohen Strahlendosen ausgesetzt.

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Geschichtlicher Überblick

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29.04.1946 Alliiertes Deutschland: KontrollratsgesetzNr. 25 „Regelung und Überwachung dernaturwissenschaftlichen Forschung“. Atom-forschung ist im besetzten Deutschland ver-boten

07.06.1946 Alliiertes Deutschland / SBZ / Wismut:Gründung der Sowjetischen Aktiengesell-schaft (SAG) „Wismut“ zum Uranabbau fürdas Atomprogramm und die AKWs in derUdSSR. In den Anfangsjahren schafften bis zu100.000 Menschen im Uranabbau. „Die Sowjet-union, die bei Kriegsende selbst keine erschlosse-nen Uranlagerstätten besaß, konnte sich nur des-halb auf das wahnsinnige Spiel des atomarenRüstungswettlaufs einlassen, weil sie in der sowje-tischen Besatzungszone (SBZ) in Deutschland aufein riesiges Uranerzvorkommen gestoßen war.“Diese waren durch den vorherigen Wismutab-bau bergwerks-technisch erschlossen. In Spit-zenzeiten betrug die Produktion über 7.000 tUran.

06.06.1947 UdSSR / Moskau: Die Wismut zur Förderungund Aufbereitung von Uranerz wird gegrün-det und eingetragen im Finanzministeriumder UdSSR, Nr. 14615, Band 34 mit einenGrundkapital von 50.000.000 Rubel

1949 BRD/Menzenschwand/Südlicher Schwarz-wald: Der Belchen, eine Bergregion, wird zumNaturschutzgebiet erklärt. Kommentar: DieNaturschützer in den 50er Jahren und 60erJahren hatten dadurch ganz andere Mög-lichkeiten den Uranabbau in Menzen-schwand zu bekämpfen.

23.05.1949 BRD/Menzenschwand: Mit der ersten Uran-suche wird in der Nachkriegszeit in Badenbegonnen, mit einem für diesen Zweck vonder alliierten Militärregierung zur Verfügunggestellten Geigenzähler, so der BergingenieurOtto Leible, der auch schon in den letztenKriegsjahren des II. Weltkriegs für die Nazire-gierung nach den strahlenden Uranerzengesucht hatte. Kommentar: Nach verschiede-nen Kontrollratsbeschlüssen der AlliiertenBesatzungsmächte war das total verboten, dasie aber für ihre ehrgeizigen Atomwaffenpro-gramme immense Mengen von Uran brauch-ten, auch die möglichen Uranlagerstätten inDeutschland, wurde die Uranprospektionstillschweigend geduldet oder sogar geför-dert.

1950 USA/Paha Sapa (Black Hills): Beginn mitdem Uranabbau im Süden der Black Hills inden heiligen Bergen der Sioux-Indianer

30.10.1950 BRD/Baden-Württemberg/Menzenschwand:Die Gewerkschaft Finstergrund (GF) findetUranlagerstätten bei Sulzburg, Eisenbach undWittichen und informierte sogleich dieAtomic Energy Commission der USA. Die GFbeantragt „streng vertraulich“ als erstesUnternehmen eine Urankonzession. Eine sol-che Konzession zum Uranabbau wurde vonden zuständigen Behörden nicht erteilt. Manhatte Angst, dass bei bekannt werden derUranfunde keine Industrie nach Baden zu zie-hen sei. Ausschlaggebend für den Mantel des

Schweigens um die entdeckten Uranvorkom-men war nicht die Angst vor Radioaktivitätund damit eine negative Reputation in denRegionen, sondern die militärische Bedeu-tung des Uranminerals als Rohstoff für Atom-bomben, welche die Regionen zu einempotentiellen Angriffsziel zu machen schien.

Ende 1951 DDR / Wismut: Bereits 1949 liegen der DDR-Führung Berichte über menschenunwürdigeArbeits- und Lebensbedingungen vor. Ende1951 stürmen wutentbrannte Bergleute einVolkspolizeirevier im Saalfelder Bergbaure-vier. Doch die sowjetische Seite lässt alle Kla-gen unberücksichtigt. Bis zur endgültigenEinstellung der Urangewinnung und Uranlie-ferung im Jahr 1990 werden extreme Gesund-heits- wie Umweltbelastungen die örtlicheBevölkerung treffen.

1951 USA/Süd – Dakota/Edgemont: Als hier Uranentdeckt wird beginnt ein neuer Run auf dieBlack Hills

1951 USA/Ohio: Eine Fabrik gibt mit Erlaubnis derUS-Regierung ca. 200t radioaktiven Urans-taubs an die Umgebung ab.

08.12.1953 USA/New York: Vor der UNO verkündet derUS-Präsident Dwight D. Eisenhower seineBotschaft: „Atome für den Frieden“ In derErklärung heißt es: „Die Vereinigten Staatensind davon überzeugt, dass die friedliche Nutzungder Atomenergie kein Zukunftstraum ist. Diebereits erprobten wissenschaftlichen Vorausset-zungen sind vorhanden, hier, jetzt, heute. Werkann daran zweifeln, dass dieses geistige Potentialnicht schnell weltweit nutzbar gemacht werdenkönnte, wenn die Gesamtheit aller Naturwissen-schaftler und Ingenieure auf der Erde genügendspaltbares Material in den Händen hätte, um Ver-suche durchzuführen, an dem die Furcht vor demAtom aus den Gedanken der Völker und der Regie-rungen in OST und WEST zu weichen beginnt,sind bestimmte Schritte notwendig, die jetzt getanwerden können.“

01.01.1954 DDR / Wismut: Die Wismut wird in Sowje-tisch-Deutsche Aktiengesellschaft (SDAG)umbenannt. Bis 1956 war die Wismut direktder Sonderabteilung für die Atombomben-produktion des sowjetischen Ministeriums fürVerteidigungsindustrie unterstellt. DieArbeitsbedingungen waren katastrophal. Inder Notzeit der Nachkriegsjahren bot dieSDAG sehr hohe Löhne, zusätzliche Lebens-mittelrationen u.a. Vergünstigungen an. Eswar dort „Wilder Westen“ in der DDR. In die-ser Situation wurde in den Bergwerken tro-cken gebohrt und gesprengt, so dass die Berg-arbeiter ständig den Staub, der zusätzlichauch noch radioaktiv war, einatmen mussten.

19. -23.10.1954 Frankreich/Paris: Durch den Abschluss derPariser Verträge, tritt das Vertragswerk mitweiteren Protokollen, die den Beitritt der BRDzur NATO regeln, am 05.05.1955 in Kraft.(Kommentar: Damit sind die Atomforschungund die Nutzung der Atomenergie in der BRD offi-ziell wieder erlaubt)

Uran – oder das Recht auf Leben? 36

Page 38: Ein Reader anlässlich der Wander-Ausstellung Uran – oder ... · Dort lagert dann der Millionen Jahre strahlende Atom-müll. Ein sicheres Endlager gibt es nicht, und es ist frag-lich,

1955 BRD/Ellweiler: Die niedersächsische Uran-bergbaufirma Gewerkschaft Brunhilde bautim Tagebau Uranerz ab. Es war eher die Sorgevor dem Verlust der „Heimat“, die Angst vorVeränderungen, vor der Zerstörung des dörf-lichen, abgeschiedenen bäuerlichen Lebens-raums, welche die Menschen beunruhigte,wenn sie von Uranfunden in ihrer Nähe erfuh-ren.

05.05.1955 BRD/Bonn: Die BRD erhält ihre Souveränitätauch im Bereich der Atomforschung zurück.So kann auch der Uranabbau vorangetriebenwerden.

Dezember 1955 BRD/Bundesweit: In der BRD richtet dasEmnid-Institut an die Bevölkerung die Frage:„Woran denken Sie, wenn Sie von der Atomenergiehören?“ Mehr als drei Viertel der erwachsenenBevölkerung denken dabei nur an Bomben,Krieg und Vernichtung. Eine Reaktion derAtomwirtschaft auf derartige Ergebnisse istder Versuch, den Begriff Atom bzw. Wortver-bindungen mit „Atom“ durch „Kern“(-ener-gie, -reaktor, -technik usw) zu ersetzen.

1956 Australien / Nordwest Queensland: DieUranmine Mary Kathleen wird in Betriebgenommen. Bis 1971 wird dort Uran geför-dert.

31.10.1957 BRD/Menzenschwand/Schwarzwald : DieGewerkschaft Finstergrund stellt einen Kon-zessionsantrag um das uranhöffige Gebiet zuuntersuchen

1959 BRD/Stuttgart / Menzenschwand: DieGewerkschaft Brunhilde stellt beim Wirt-schaftsminister einen Antrag auf Konzes-sionserteilung zum Uranabbau für drei Fel-der, darunter das über 800 km² große Feld„Belchen“, das auch die Gemarkung von Men-zenschwand umfasste. Das niedersächsischeBergbauunternehmen war bereits seit 1952 inder Uranprospektion tätig. Die GewerkschaftBrunhilde betrieb seit 1955 in Ellweiler einenUranerztagebau. In der unmittelbaren Nähewurde 1957 mit Unterstützung des Atommi-nisteriums in Bonn die erste und einzige groß-technische Uranaufbereitungsanlage der BRDerrichtet.

1959 DDR / Wismut: In einem Staatsvertrag zwi-schen der UdSSR und der DDR wurde festge-legt, dass das DDR-Recht auch für die SDAGWismut Gültigkeit bekam. Zur SDAG Wismutgehörten neben den zur Urangewinnung not-wendigen Anlagen auch die meisten Zuliefer-betriebe sowie eigene Bau- und Transportbe-triebe. Eigene Volkspolizei und eigeneLebensmittelläden, die besser sortiert warenals im Rest der DDR. „Die Wismut war ein Staatim Staate DDR“. Sie war ein „Atomstaat“, einin sich „abgeschirmtes System“. In der DDRgab es praktisch überhaupt keine Veröffentli-chung zum Uranbergbau.

1960 BRD/Menzenschwand/Schwarzwald: DieUranprospektion und der spätere Uranabbauin Westdeutschland beginnt.

15.08.1961 BRD/Menzenschwand/Ellweiler: Das Uran-bergbauunternehmen Gewerkschaft Brun-hilde findet eine Uranader. Die Förderungerfolgt im Tagebau und in der Tiefe. In nureinem Monat wurden 300 Tonnen im Krunkel-bachtal ausgebuddelt.

17.09.1962 BRD/Menzenschwand: Im Radio wird ver-kündet, „dass bei der Gemeinde Menzenschwanddie Größten Uranerzvorkommen in der ganzenBundesrepublik festgestellt worden sind“. DieMenschen vor Ort sind beunruhigt und „aufeinen Schlag“ wurde die Tätigkeit der Uran-firma Gewerkschaft Brunhilde zum Problemder Bevölkerung. Die Gemeinde fühlt sichübergangen und wurde auch nicht gefragt.Das kommunale Selbstverwaltungsrechtwurde mit Füssen getreten und nicht beachtet.Die Verbitterung wächst. Der wachsendeFremdenverkehr in der Region ist gefährdetund damit die Existenz der Menschen vor Ort.

26.10.1962 BRD/Menzenschwand: Der Widerstand mitder Gemeinde beginnt mit einer fünfseitigenDenkschrift, in der die Argumente und Stand-punkte gegen den Uranabbau in ihrerGemeinde dargelegt werden. Besonders dieSchädigung des Fremdenverkehrs wird als„existenzielle Bedrohung“ empfunden.

26.06.1963 BRD/Menzenschwand: Der Gemeinderatbeschließt, das zum Uranabbau „jeglicheBodenuntersuchungen, Bohrungen undSchürfungen auf dem Gebiet der GemeindeMenzenschwand keinerlei Genehmigungerteilt wird“.

04.07.1963 BRD/Menzenschwand: Geologen der Bun-desanstalt für Bodenforschung in Hannover,die nach Uran suchten, verwies der Bürger-meister mit Polizeigewalt vom Gemeinde-grund, einen Monat später ereilte einem Mess-trupp der Gewerkschaft Brunhilde das gleicheSchicksal.

26.07.1963 BRD/Kreistag Waldshut/Menzenschwand:Ein Antrag wird verabschiedet, das Landrats-amt im Uranstreit zu unterstützen.

02.09.1963 BRD/Menzenschwand: Der Gemeinderatentscheidet, dass der Uranabbau durch dieFirma Gewerkschaft Brunhilde auf Grund derGefährdung der Trinkwasserversorgung dergefassten Quellen möglichst bald beendetwird. „Es wird beschlossen, die Schürf- undAbbauarbeiten im Krunkelbachtal mit soforti-ger Wirkung einstellen zulassen“. DemBetrieb wird eine Frist bis zum 8. September1963 gesetzt.

11.09.1963 BRD/Stuttgart/Menzenschwand: Krisensit-zung der Bergbaubehörde im Wirtschaftsmi-nisterium zu dem Uranabbau, da die Ausnah-megenehmigung in einem zum Naturschutz-gebiet erklärten Gelände nicht verlängertwird. Der Landrat lehnte bereits im Juni 1963eine neue Ausnahmebewilligung unter Beru-fung auf die vom Wasserwirtschaftsamt Wald-shut vorgetragenen Bedenken ab.

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Geschichtlicher Überblick

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12.09.1963 BRD/Menzenschwand: Die Gemeinde hattesich im Sommer bereits einen Rechtanwaltgeholt, nachdem die „große“ Politik nicht rea-giert hatte. Der Freiburger Rechtsanwalt PaulWitz reicht beim zuständigen Amtsgerichtden Antrag auf Erlass einer einstweiligen Ver-fügung ein.

16.09.1963 BRD/Menzenschwand: Das Amtsgericht St.Blasien stimmt dem Antrag zu.

20.09.1963 BRD/Menzenschwand: Die Arbeiten an derUranmine sind eingestellt. Die GewerkschaftBrunhilde hatte bereits über 2.000 TonnenUranerz nach Ellweiler zur Uranaufberei-tungsanlage abgefahren.

04.10.1963 BRD/Freiburg/Menzenschwand: Nach einermündlichen Verhandlung verwarf das Land-gericht (LG) Freiburg eine Woche später dieBerufung der Gewerkschaft Brunhilde, esgebe weder einen Vertrag, das Gemeindeei-gene Grundstück zu Schürfarbeiten zu benut-zen noch eine Erlaubnis (Grundabtretung)durch das Oberbergamt. Die Gemeinde habeauch hinreichend glaubwürdig gemacht, dassweitere Schürfarbeiten nach Uran wesentlicheNachteile für die Gemeinde entstehen.

1964 BRD/Neustadt/Menzenschwand: DieGewerkschaft Brunhilde will im Uranuntersu-chungsgebiet „Belchen“ Prospektionsarbeitendurchführen. Als die Messtruppen eintrafen,wurde von der Gemeinde Neustadt umge-hend ein einstweiliges Verbot ausgesprochen.Von den 16 Gemeinden im Landkreis habenim Februar 1965 nur drei ihre Zustimmunggegeben.

30.07.1964 BRD/Freiburg/Menzenschwand: Die Außen-stelle des Oberlandesgerichts Karlsruheschloss sich der Argumentation des LG an.Der Uranabbau darf nicht fortgesetzt werden.Freude und Genugtuung herrschen im idylli-schen Schwarzwalddorf vor. Es ist der kleinenGemeinde gelungen, ihre Interessen gegen-über einem zu 75 % vom Staat gefördertenUranabbauunternehmen durchzusetzen.

10.11.1964 BRD/Bonn/Menzenschwand: Bei einem Tref-fen der Deutschen Atomkommission im Bun-desforschungsministerium waren nach Äuße-rung des Ministerialrats Werner Haase dieEuropäische Atomgemeinschaft (Euratom)und die Atomic Energy Commission der USA„schockiert über die Verhältnisse in der Bundesre-publik […], die den Abbau der häuffigsten deut-schen Uranlagerstätte unmöglich machten“.

03.11.1965 BRD/Menzenschwand: Die GewerkschaftBrunhilde beschwert sich beim OberbergamtFreiburg: „Es war uns bisher unbekannt, dassdie Herren Landräte in Baden-Württembergabsolut weisungsfrei und autoritär ihrenLandkreis regieren können.

1965 Kongo: Uranförderung in der Mine Shinko-lobwe in der Südprovinz Katanga wurde 1935aufgenommen und 1965, nach der Unabhän-gigkeit, eingestellt. Füher wurde aus KongosUranit im belgischen Hoboken Uran 235 extra-hiert.

1966 Frankreich/La Hague: Die Wiederaufberei-tungsanlage UP 2 (Usine Plutonium No. 2) miteiner Kapazität von 800 Jahrestonnen wird inBetrieb genommen. Die rein militärischeAnlage UP 1 wurde bereits 1958 in Marcoule/Südfrankreich in Betrieb genommen.

1970 Australien/Northern Territory/Darwin: Imnordaustralischen Dschungel in Narbalek imArnhem Land der Aborigines entdecken Geo-logen ein riesiges, nur wenige Meter unter derErde gelegenes Uranerzfeld mit erstaunlichhohem Urangehalt.

13.07.1972 BRD/Menzenschwand: Die Gemeinde unter-zeichnet überraschend einen Vertrag zwi-schen der Gewerkschaft Brunhilde und derKurbetriebs-GmbH. Der Widerstand derGemeinde gegen den Uranabbau ist zu Ende.

1973 Frankreich/Paris: Der MinisterpräsidentMessmer verkündet die Errichtung von 200AKWs bis zum Jahre 2.000 in Frankreich.

April 1973 USA: Die „Atomic Energy Commission(AEC)“ – Atomare Energiekommission in denUSA – veröffentlicht ein Konzept in dem24.000 AKWs von der sechsfachen Größe denheute (1973) üblichen Blöcken gebaut werden,um den Weltenergiebedarf zu decken.

13.11.1974 USA/Oklahoma City: Auf dem Highway vonCrescent nach O. C. zu einem Treffen miteinem bekannten Reporter der „New YorkTimes“, David Burnham, und Steven Wodka,Gewerkschaftssekretär der OCAW (Oil, Che-mical and Atomic Workers) kommt die Atom-kraftgegnerin Karen Silkwood (28) bei einemmysteriösen Autounfall ums Leben. Sie hatteBeweismaterial für die grobe Fahrlässigkeitund Unfälle in der Plutoniumsfabrik des Kon-zerns „Kerr-Mc-Gee“ dabei, der auch imUranabbau mitmischte. Diese Unterlagenwurden nie gefunden. „ Karen war eine außeror-dentliche Frau. Sie ließ sich von der Firma nichteinschüchtern. Sie sagte, was sie dachte, denn siewar sehr mutig. Und – heute wissen wir es – manhat sie nicht genug unterstützt. Aber sie war bereitweiterzumachen, als andere mit der Angst zu tunbekamen“, so ein Spitzenfunktionär der Atom-arbeiter-Gewerkschaft in dem Nachruf.

1975 BRD/Frankreich: Beginn der Castortrans-porte von der BRD nach La Hague zur Wieder-aufbereitungsanlage.

1976 Australien/Nordwest Queensland: Die Uran-mine Mary Kathleen wird auf Grund der gro-ßen Nachfrage nach Uran wieder in Betriebgenommen. Bis 1982 wird dort Uran geför-dert.

1976 Australien/Northern Territory: Für die Ran-ger Uranmine (seit 1981) bestehen Exportver-träge für den Zeitraum 1976 bis 1996 in Höhevon fast 60.000 Tonnen, davon 40 Prozent nachJapan und 35 Prozent in die BRD.

1976 Australien/Northern Territory: Nach derLandrechtsgesetzgebung können sich dieAborigines nicht gegen Rohstoffabbau weh-ren, sie müssen sich mit den Uranfirmen eini-

Uran – oder das Recht auf Leben? 38

Page 40: Ein Reader anlässlich der Wander-Ausstellung Uran – oder ... · Dort lagert dann der Millionen Jahre strahlende Atom-müll. Ein sicheres Endlager gibt es nicht, und es ist frag-lich,

gen. Außerdem verbietet ein Gesetz Protestegegen Uranbergbau. Dieses Gesetz siehtaußerdem strenge Strafen etwa gegen gewerk-schaftliche Uranboykots vor.

24.05.1976 Australien: Alle Eisenbahnen wurden für 24Stunden angehalten. Anlass für den Streik warder Transport von Schwefelsäure für die Uran-mine in Mary Kathleen. Er wurde von derEisenbahngewerkschaft (ARU) durchgeführt.

1976 BRD/Gronau: Es wird bekannt, dass Gronauzum Standort der ersten bundesdeutschenUrananreicherungsanlage (UAA) werden soll.Die Bürgerinitiative „Keine Urananreicherungs-anlage UAA nach Gronau“ gründet sich daraufhin.

11.11.1976 Frankreich/Limoges: Ein Sprengstoffan-schlag führt zur Schließung der größten Uran-mine Frankreichs.

02.04.1977 Australien/Melbourne: 20.000 Menschendemonstrieren gegen Uranabbau und gegendie Atomenergie.

18.05.1977 Australien/Queensland: EisenbahnerInnenbeschließen kein Uran mehr zu verladen oderzu transportieren.

01.07.1977 Frankreich/Pierelatte: In einer Urananreiche-rungsanlage (UAA) tritt aus einem Behälterflüssiges Uranhexafluorid aus. UF6 ist hoch-giftig und radioaktiv.

02.07.1977 Australien/Melbourne/Swanson-Werft :Berittene Polizei greift brutal die friedlichenAKW-GegnerInnen und Arbeiter an, die aufeinem Betonkai neben dem westdeutschenContainerschiff „Columbus Australia“ saßen,das zum Teil „yellow cake“ mitführte, das fürdie USA bestimmt war. Es gab viele Verletzte,mehr als dreißig Menschen wurden verhaftet.Nach dem Polizeiangriff beschlossen alleArbeitsschichten nicht auf der Columbus zuarbeiten. Die Empörung war riesengroß. DieHafenarbeiter von Melborne riefen zu einen24-stündigen Streik im ganzen Hafengebietauf, um gegen den harten Polizeieinsatz zuprotestieren.

06.08.1977 Australien/Melbourne: Demo gegen denAtombombenabwurf in Hiroschima undgegen Uranabbau mit 60.000 Menschen.

Mitte August1977

Australien: Die australische Regierungbeschließt den Uranabbau fortzusetzen, dieKampagne gegen das Uran eskaliert.

05.09.1977 Australien/Melbourne: 200 DemonstrantIn-nen versuchen die Beladung des französi-schen Schiffes „Kongourou“ mit Uranoxyd zuverhindern, wieder griff die Polizei hart einund verhaftet DemonstrantInnen und Dockar-beiter.

1977 USA/New Mexiko/Milan/Homestake: Beider Uranmine bricht der Damm durch einegerissene Pipeline. Sein Inhalt ergießt sich indie Umwelt.

27.09.1977 USA/Bundesstaat Colorado: Eine Herde wil-der Pferde überquert den Highway 287. Einmit hoher Geschwindigkeit heranbrausenderLastzug bremst scharf ab, kommt ins Schleu-dern und kippt. Zwanzig Tonnen Urankon-zentrat in gelben 200l-Fässern fliegen durchdie Luft und schlagen hart auf. Die meistenFässer reißen, auf eine Fläche von 500 qm brei-tet sich eine bis zu 30 cm hohe StrahlendeSchicht aus. Die Unfallstelle wurde erst nachzwölf Stunden abgesperrt, als die erstenStrahlenschutzleute angekommen waren.Drei Tage lang blieb das radioaktive Uran aufder Straße und den angrenzenden Feldern lie-gen. „Die Möglichkeit, dass sich ein ähnlicherUnfall auch in der BRD ereignen könnte, lässtsich nicht völlig ausschließen,“ beantwortetedie Bundesregierung seinerzeit eine Anfragedes SPD-Abgeordneten Schäfers.

04.03.1978 Niederlande/Almelo: Internationale Anti-AKW Demo mit 40.000 gegen den AusbauUrananreicherungsanlage, davon rund 8.000aus der BRD.

31.03.1978 Australien/Melbourne: Anti-Uran Demounter Beteiligung von Aborigenes, der Urbe-völkerung von Australien, die direkt vomUranabbau betroffen sind mit 20.000 Men-schen die einen Sitzstreik machen.

März 1978 BRD/Menzenschwand: Die GewerkschaftBrunhilde beginnt mit dem „simuliertenAbbau“ von 6.000 Tonnen Uranerz.

28.05.1978 BRD/Gronau: Erster Aktionstag gegen diedort geplante Urananreicherungsanlage.

Juni 1978 BRD/Menzenschwand: Den örtlichen Mit-gliedern des Schwarzwaldvereins fällt auf,dass die Zahl der Uranerz – LKWs, die täglichdas Betriebsgelände im Krunkelbachtal verlie-ßen, im Vergleich zu früher stark angestiegenwar.

27.07.1978 BRD/Menzenschwand: Das Wirtschaftsmi-nisterium läd, um die Wogen zu glätten, Ver-treter des Schwarzwaldvereins zu einer Orts-besichtigung ein. An der Urangrube stellt sichaber heraus, das der Auftrag für das radioöko-logische Gutachten und die damit zusammen-hängenden Uranabbauarbeiten ohne Zustim-mung der Naturschutzbehörden erfolgt sind.

28.07.1978 BRD/Menzenschwand: Der FreiburgerArbeitskreis Strahlenschutz (AKS) erhebt ineiner Vor-Ort-Pressekonferenz mit öffentli-cher Strahlenmessung den Vorwurf, dieGewerkschaft Brunhilde biete der Gemeindedas „taube“ Gestein aus dem Bergwerk kos-tenlos für Straßenbauarbeiten an. Und sorgeso dafür, dass radioaktives Material in derganzen Gegend verteilt werde. Der AKSerstattet Anzeige bei der Staatsanwaltschaftgegen die Gewerkschaft Brunhilde „wegenGefährdung von Öffentlichkeit und Umwelt“.Erstmals wird damit die radiologischen Aus-wirkungen des Uranbergbaus angesprochen.Der Uranabbaukonflikt gerät in die Anti-AKW-Debatte, die in der BRD seit den 1970erJahren an Stärke gewonnen.

39 Uran – oder das Recht auf Leben?

Geschichtlicher Überblick

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1978 BRD/Stuttgart/Menzenschwand: Das Lan-desbergamt Baden-Württemberg gibt einradioökologisches Gutachten in Auftrag beimKernforschungszentrum Karlsruhe, das „dieUmweltbelastung in der Umgebung einesUranbergwerkes unter abbauähnlichenBedingungen untersuchen“ soll.

10.08.1978 BRD/Menzenschwand: Der AKS ist erzürntdarüber, dass die gemessenen Werte nicht ver-öffentlicht werden, spielt das Protokoll vonGünther Reichelt der Presse zu, das er am27.07.1978 in der Grube gemacht hat. „Keines-wegs ungefährlich und sehr fragwürdig ist eineVerwendung von Taubem Uranabraummaterialfür den Wegebau der Gemeinde. Es erfolgt nämlichkeine völlige Trennung von nicht strahlendemAbraum und Erz“.

24.08.1978 BRD/Freiburg/Menzenschwand/Schwarz-wald: Zwei Mitglieder des AKS fotografierenund messen eine Uranmine im Schwarzwald.Als ihnen Arbeiter den Rückweg mit einemBulldozer versperren, umfahren sie das Hin-dernis. Nach einer „spektakulären Großfahn-dung“ in der „Hochphase der Terroristen-jagd“ wegen „Mordverdacht“ wurde JoachimSchnorr festgenommen. Die Begründung warder Minenbesuch.

25.08.1978 BRD/Freiburg/Menzenschwand: SowohlSchnorr als auch Klement werden vom Haft-richter wieder auf freien Fuß gesetzt. DieStaatsanwaltschaft legt sofort Beschwerde ein,woraufhin Schnorr am 05.09.1978 in Freiburgerneut verhaftet wird. Wieder kann der Rich-ter keine Tötungsabsichten erkennen und hebtden 2. Haftbefehl wieder auf.

21.09.1978 BRD/Freiburg/Karlsruhe/Menzenschwand:Das Landgericht gibt allerdings der sofortigenBeschwerde des Staatsanwalts statt und dasOLG Karlsruhe weist die Haftprüfungsbe-schwerde des Anwalts von Schnorr zurück, sodass er mehr als zwei Monate in Haft bleibenmusst.

September 1978 Australien/Perth: Die westaustralische Ener-giekommission plant ein 1000 MW AKW imRaum Perth 100 km im Umland der Stadt.Kommentar: In Australien wurde nie ein großesAKW gebaut, vermutlich auch weil es zu heftigenAuseinandersetzungen bei den Urantransportenin den 70er Jahren gekommen ist.

09.11.-13.11.1978 BRD/Menzenschwand/Baden-Baden: Mahn-wache für Schnorr um auf den am 14. Novem-ber beginnenden Prozess hinzuweisen.

14.11.1978 BRD/Freiburg/Baden-Baden/Menzen-schwand: Die Inhaftierung und der Prozessgegen Schnorr wird innerhalb der an Selbstbe-wusstsein gewinnenden Anti–AKW-Bürger-initiativenbewegung bundesweit als einAffront empfunden. Es kommen zum mehrtä-gigen Prozess so viele Zuschauer, dass derRichter den Saal wegen Überfüllung schließt,die Jalousien herunterlässt, um die Ausge-sperrten daran zu hindern, durch die Fensterwieder einzusteigen. Schließlich gibt er nachund lässt zusätzliche Stühle holen. Der PKW-Fahrer Schnorr wird wegen versuchten „Tot-

schlags“ angeklagt – und in einem sehrumstrittenen Verfahren später wegen Nöti-gung und schweren Eingriffs in den Straßen-verkehr zu acht Monaten Gefängnis und einerGeldbuße von 2.000 DM verurteilt. Bei derUrteilsverkündung stellt der Richter aber klar,dass Schnorr „legitime“ und „löbliche“ Zieleverfolgt habe.

1979 Australien/Northern Territory/Darwin: TrotzProteste der Aborigines rücken die Abraum-bagger an. Nach sechs Monaten ist dasgesamte Uranvorkommen der Uranmine von12.000 Tonnen abgebaut. Der Dschungel andieser Stelle vernichtet und übrig bleibt eingigantisches Uranloch im Boden.

17.03.1979 BRD/Ahaus/Gronau: Aus Anlass der Probe-bohrungen in Gorleben wird der Grenzüber-gang Gronau/Enschede drei Stunden langbesetzt.

19.03.1979 BRD/Gronau: Aus Protest gegen die Bohrun-gen in Gorleben und das Atommüllzwischen-lager Ahaus blockieren AKW-GegnerInnendie deutsch-niederländische Grenze für einigeStunden.

29.03.1979 BRD/Gronau: Die Stadt unterzeichnet denAnsiedlungsvertrag mit der URANIT zurErrichtung einer Urananreicherungsanlagemit einer Kapazität von 1.000 Tonnen.

02.06.-04.06.1979Pfingsten

Kanada/Ontario: Eine Frau und vier Männerspringen mit dem Fallschirm auf den Bauplatzdes größten geplanten AKWs in der ProvinzOntario ab.

07.04.1979 Australien: 500.000 Menschen demonstrierenin Sydney und Melbourne für die Einstellungdes Uranbergbaus.

25.04.1979 BRD/Bonn/Paris: Notenaustausch der beidenRegierungen zur Verpflichtung der Rück-nahme von Atommüll der nach Frankreichgeliefert worden ist. Damit soll eine Völker-rechtliche Verpflichtung entstanden sein.Grundlage sind privatrechtliche Verträge derAtomfirmen (EVU).

Juli 1979 USA/New Mexiko/Churchrock: Bislanggrößter Unfall in der Geschichte der tödlichenUrangewinnung, Dammbruch einer überflu-teten Uranabraumhalde der Firma UnitedNuclear Corporation bei Churchrock. 400 Mil-lionen Liter. 100 Millionen Gallonen radioakti-ver Schlamm und radioaktiv verseuchtes Was-ser ergießen sich in den Rio Puerco aus demdie Region ihr Trinkwasser beziehen muss.

28.09.1979 BRD/Stuttgart/Menzenschwand: Die Lan-desregierung verlängert die Schürfkonzessionder Gewerkschaft Brunhilde um weitere fünfJahre.

Oktober 1979 Dänemark/Kopenhagen: Konferenz zu„Uranabbau – eine tödliche Gefahr für Völkerder III. und IV. Welt“ mit VertreterInnen ausAustralien, Afrika, Grönland, USA undKanada.

Uran – oder das Recht auf Leben? 40

Page 42: Ein Reader anlässlich der Wander-Ausstellung Uran – oder ... · Dort lagert dann der Millionen Jahre strahlende Atom-müll. Ein sicheres Endlager gibt es nicht, und es ist frag-lich,

18.-26.07.1980 USA/Paha Sapa (Black Hills)/Süddakota:Internationales Umwelttreffen zum Black HillGathering mit rund 1.100 Menschen aus 36Ländern und 24 Indianernationen und Konfe-renz gegen Uranabbau. Organisiert durch den„American Indian Movement(AIM)“

Mai 1981 BRD/Gronau: Demo zum Erörterungsterminder Urananreicherungsanlage

1981 Australien/Darwin/Tagebaumine Nabarlek:Durch den Wirbelsturm „Max“ kommt es zueiner vom Uranabbaubetreiber zunächst ver-heimlichten und später heruntergespieltenUranverseuchung der Umgebung.

1981 Australien/Northern Territory: Ranger Mine.Für die flüssigen Rückstände wird auf geolo-gisch unsicherem Grund ein vier Kilometerlanger und 40 Meter hoher Tailingsdammerrichtet. Über den Schlämmen muss zweiMeter Wasser stehen, um zuviel Ausgasen desgefährlichen radioaktiven Radongases zu ver-hindern – eine Bedingung, die nicht immereingehalten wurde. 1981 ließen Ingenieuredrei Tage lang verseuchtes Wasser abfließen,um einem Dammbruch zuvorzukommen.

12.-14.06.1981 BRD/Bad Alexandersbad/Fichtelgebirge:Europäische Konferenz gegen Uranabbau

September 1981 BRD/Gronau: Demo und Baubeginn derUrananreicherungsanlage.

31.12.1981 BRD/Gronau: Erteilung der ersten Teilge-nehmigung für die Urananreicherungsanlage(UAA) Gronau.

April 1982 BRD/Gronau: Baubeginn der UAA in Gronau

14.06.1982 BRD/Menzenschwand/Schwarzwald: DieBürgerinitiative gegen Uranabbau im Süd-schwarzwald wird gegründet. Am Anfangwaren zwanzig Leute dabei, später noch gutfünf.

01.08.1982 BRD/Menzenschwand: Die Stimmung istwieder mehrheitlich auf Seiten der Uranab-bau-GegnerInnen.

23.09.1982 BRD/Menzenschwand: Als sich eine Bürger-versammlung in Menzenschwand mit demvon der Gewerkschaft Brunhilde beantragtenUranabbau befasst, dürfen die Mitglieder derBürgerinitiative sogar ins Foyer des Kurhau-ses. „Vor ein paar Wochen hätten die uns wahr-scheinlich noch mit der Sense aus dem Dorfgejagt“, so ein Aktivist.

09.10.1982 BRD/Waldshut/Menzenschwand: Über 1.000Menschen demonstrieren „gegen Uranabbauund Atomkraftwerke an der Schweizer Grenze“.

November 1982 BRD/Stuttgart/Menzenschwand: Die Lan-desregierung erklärt, sie wolle nur noch einen„eingeschränkten Abbau“ genehmigen.

1983 Australien: Die neue Labour-Regierungbegrenzt den Uranabbau mit der „Drei-Minen-Politik“: Uran darf nur in drei Uran-bergwerken gleichzeitig gefördert werden.

Pläne der australischen Regierung, die Uran-minen Jabiluka und Koongarra in den Natio-nalpark einzubeziehen, um den Uranabbau zuverhindern, wurden ausgerechnet vom Abori-ginal Council (NAC) verhindert, einergewählten Versammlung der Aboriginals aufnationaler Basis.

1983 Ausralien/Northern Territory: In der RangerMine kommt es zum Streik, als die Arbeiterherausfinden, dass das Trinkwassersystemmit den radioaktiven Abwässern derSchlämme in Verbindung stand und sie pro-testieren gegen zuviel radioaktiven Staub undDesinteresse der Uranfirma an ihrer Gesund-heit. Die Uranmine darf in jeder Regenzeitzwei Milliarden Liter verseuchtes Wasser indie Umgebung abgeben.

23.06.1983 BRD/Stuttgart/Menzenschwand: Das Kabi-nett beschließt keine Uranabbaugenehmigungfür das Feldberguran zu erteilen.

07.07.1983 BRD/Stuttgart/Menzenschwand: Das Staats-ministerium verkündet auch die auslaufendeSchürfgenehmigung der Gewerkschaft Brun-hilde nicht zu erneuern.

1983 und 1984 Südaustralien/Adelaide: Die Uranabbaugeg-nerInnen konzentrieren sich auf Versuche,Vorbereitung des Uranabbaus in RoxbyDowns 500 km nördlich von Adelaide zu ver-hindern.

1984 Australien/Nordwest Queensland: Nach derStilllegung der Uranmine Mary Kathleen imJahre 1982, fließen während einer unerwartetnassen Jahreszeit rund 1.000 Tonnen radioak-tive Flüssigkeit in die Umgebung.

15.04.1985 BRD/Gronau: Betriebsbeginn der UAA

April 1985 BRD/Gronau: Demo gegen die in Bau befind-liche Urananreicherungsanlage (UAA) mit200 Menschen.

1985 BRD/Menzenschwand: Die wasserrechtlicheGenehmigung zur Einleitung von radioakti-venGrubenabwässern in den Krunkelbachläuft aus und wird aber von den Behördenweiterhin toleriert.

11./12.06.1985 Kanada / Saskatchewan / Saskatoon: Konfe-renz mit UranabbaugegnerInnen zu einer Blo-ckade von Uranminen im Norden der ProvinzSaskatchewan.

15.08.1985 BRD/Gronau: Die UAA geht mit 400t UTA/ain Betrieb.

27.08.1985 USA/North-Dakota: An einem Bahnüber-gang krachte ein Zug in einen mit 53 FässernUrankonzentrat bepackten LKW. Die Uran-tonnen platzten. Zwanzig Tonnen YellowCake verteilen sich auf einer etwa 360 Qua-dratkilometer großen Fläche. Bis zum sechs-ten September dauert es, bis Strahlenschützermit Staubsaugern die 160 Quadratmeilen kon-taminiertes Land „entstrahlt“ und Güterwag-gons und -lokomotive mit Sandstrahlgebläsegereinigt haben.

41 Uran – oder das Recht auf Leben?

Geschichtlicher Überblick

Page 43: Ein Reader anlässlich der Wander-Ausstellung Uran – oder ... · Dort lagert dann der Millionen Jahre strahlende Atom-müll. Ein sicheres Endlager gibt es nicht, und es ist frag-lich,

10.09.1985 Frankreich/Pierelatte: In der französischenUrananreicherungsanlage (UAA) ereignetsich ein schwerer Unfall. Hochgiftiges undradioaktives Uranhexafluorid tritt aus derAnlage.

14.-17.06.1985 Kanada / Saskatchewan / Wolaston: Im Nor-den wird eine Blockadeaktion vor einer Uran-mine mit rund 200 Menschen auf der Straßezur Uranmine Rabbit Lake und Collins Baydurchgeführt.

Januar 1986 BRD/Gronau: Die Firma Uranit baut die UAAweiter aus. Von 400t auf 1.000t UTA/a.

Januar 1986 BRD/Gronau: Demo und Trauerzug zur UAAin Gronau. Ein schwerer Unfall hat sich in deramerikanischen UAA in Gore ereignet. EinFass mit Uranhexafluorid (UF6) ist geborsten.Dabei wurde ein 25 jähriger Arbeiter von demausströmenden UF6 – Gas getötet. Fast 100Menschen wurden z. T. schwer verletzt. Auchin Almelo in den Niederlande wird demon-striert.

26.04.1986 Ukraine: Supergau im AtomkraftwerkTschernobyl mit verheerenden Auswirkun-gen

12.06.1986 BRD/Gronau: Einweihung der Urananreiche-rungsanlage. (UAA) Demo mit 300 Menschengegen diese Atomanlage.

21.09.1986 BRD/Gronau: Erster Sonntagsspaziergang ander Urananreicherungsanlage mit 30 Men-schen.

08.11.1986 BRD/Gronau: Sonntagsspaziergang mit Zwi-schenfall. Nach dem Spaziergang wurden fünfPersonen festgenommen und die Personalienfestgestellt. Eine Frau auf die Polizeiwachemitgenommen, weil sie einer Terroristin ähn-lich sah. Später wurde sie wieder freigelassen.

14.01.1987 BRD/Freiburg: Ein mit neun Tonnen Uranhe-xafluorid beladener LKW knallt auf der Fahrtvon Pierrelatte (Frankreich) nach Hanau süd-lich von Freiburg gegen die Leitplanke.

März 1987 DDR / Zangenberg bei Zeitz: Von Atomkraft-gegnerInnen wird ein „heimliches Uranberg-bauseminar“ durchgeführt.

13.06.1987 BRD/Gronau: Demo unter dem Titel„Demonstration gegen die Urananreiche-rungsanlage, Uranabbau und dem atomarenGrößenWAAhn“ mit 400 AKW-GegnerInnen.

18.03.1987 BRD/Gronau: Internationaler Kongress überdie Urananreicherung in Gronau mit 100 Men-schen. In der westfälischen Kleinstadt ist dieeinzige Urananreicherungsanlage, (UAA) derBRD in Betrieb.

20.02.1988 BRD/Rheinland-Pfalz/Ellweiler/LandkreisBirkenfeld: In Birkenfeld demonstrieren 700Menschen gegen die nahe Urananlage

11.-30.04.1988 BRD/Bundesweit: Urankampagne von Bür-gerinitiativen gegen Atomanlagen und Men-schenrechtsorganisationen organisiert unterBeteiligung von VertreterInnen der Ureinwoh-ner aus Nordamerika, Australien und Polyne-sien. Mit Aktionen, Demonstrationen und

Veranstaltungen wird auf die Zusammen-hänge von Uranabbau, Menschenrechtsverlet-zungen, Atomanlagen und Atomwaffen hin-gewiesen.

Juni 1988 DDR / Wittenberg: Unter dem Dach der Kir-che wird die 60-seitige Studie „Pechblende –Der Uranabbau in der DDR und seine Folgen“mit 1.000 Exemplaren herausgegeben. (AltlastWismut, 1992). Die Studie wurde in den Wes-ten geschmuggelt und von Ev. Pressedienst(epd) Nr.40/88 am 27. September 1988 in derBRD veröffentlicht. Die Stasi hatte die Unter-lagen, trotz mehrfacher Hausdurchsuchungennicht gefunden. Es wurmte sie sehr, dass dieStudie in den Westen gelangt ist.

01.07.1988 Kanada/Saskatchewan/Saskaatoon: DieCameco, das größte Uranunternehmen derWelt entsteht aus einem Zusammenschlussder provinzstaatlichen Saskatchewan MiningDevelopment Corporation und der staatlichenEldorado Nuclear. Die Canadian Mining andEnergy Corporation (Cameco) wird zum größ-ten Teil privatisiert.

16.-21.07.1988 Kanada/Saskatchewan/Saskatoon: ErsterInternationaler Uranium Congress gegen dieFolgen von Uranabbau mit 150 Menschen aus22 Ländern.

11.-14.08.1988 BRD/Gronau: Sommercamp bei der Uranan-reicherungsanlage. Das Motto: „Sonnenbrandund Widerstand!“ Zum Abschluss drei Fest-nahmen wegen „Würstchen werfen“ an einerGrillparty vor dem UAA-Tor.

1988 USA/Idaho: Der Gouverneur Andrus schließtdie Grenzen des Bundesstaates für Atom-transporte, nachdem der Plan der US-Regie-rung zur Endlagerung von Atommüll zumangegebenen Termin nicht anlief. DemDepartment of Energy teilt er mit, dass jeder inIdaho ankommenden Atomtransport zumZwischenlager der Idaho National Enginee-ring Laboratory (INEL) an den Absenderzurückgeschickt würde. Auf dem 2.300 Qua-dratkilometer großen Gelände der INEL sindhochradioaktiver Atommüll und Transuran-abfälle gelagert. Andrus ließ an der US – Lan-desgrenze des Staates Polizei aufmarschierenund setzte die Nationalgarde in Alarmbereit-schaft. Außerdem sollte ein M-60 Panzer start-klar gehalten werden. Damit war das ThemaAtomtransporte in den USA bundesweit inder Presse.

13.10.1988 BRD/Rheinland- Pfalz /Kreis Birkenfeld /Ellweiler: Nach immer neuen Skandalmel-dungen – u. a. Überschreitung der Strahlen-werte, unerlaubte Lagerung und Verarbeitungvon Kernbrennstoffen, Fehlen einer emmis-sionsschutzrechtlichen Erlaubnis, gravie-rende Mängel im Brandschutz werden alleAtomanlagen am Standort der GewerkschaftBrunhilde geschlossen. Der Landrat wird vomUmweltministerium in Rheinland-Pfalz ange-wiesen, die Voraussetzungen für den Betrieb

Uran – oder das Recht auf Leben? 42

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der UAA in Ellweiler zu überprüfen und gege-benenfalls Konsequenten zu ziehen. Kom-mentar: Die Uranerze aus Menzenschwand kön-nen damit nicht mehr aufgearbeitet werden.

19.04.1989 BRD/Gronau: Die Genehmigung zum Aus-bau der Atomanlage UAA von 400t auf 1.000twird verteilt.

03.05.1989 BRD/Stuttgart/Menzenschwand: Für vieleüberraschend teilt die Gewerkschaft Brun-hilde dem Wirtschaftministerium mit, denUranabbau in Menzenschwand im Jahr 1990stilllegen möchte.

31.05.1989 BRD/Rheinland-Pfalz/Ellweiler/Mainz :Widerstand und die Proteste der örtlichenBevölkerung und AtomkraftgegnerInnen ver-anlasste die Landesregierung in Mainz, dieUranerzaufbereitungsanlage behördlich still-zulegen, nach dem die Radioaktivitätsabga-ben erheblich zugenommen haben. Ein trag-bares Sanierungskonzept zu den radioaktivenSandhalden aus dem Uranabbau Menzen-schwand wurde von der Gewerkschaft Brun-hilde nicht vorgelegt.Der Versuch der Gewerkschaft Brunhilde, denSofortvollzug der Stilllegungsverfügung derUrananlagen in Ellweiler außer Kraft zu set-zen scheitert am 17.07 vor dem Verwaltungs-gericht.Am 21.07 übernimmt die Interuran GmbH dieUranaufbereitung in der Tschechoslowakei inMydlovary bei Ceske Budejovice (Südböh-men).

07.09.1989 BRD/Menzenschwand/Schwarzwald: DieGewerkschaft Brunhilde zieht ihre Klagezurück und schließt einen Vergleich mit derStuttgarter Landesregierung den Uranabbaubis Ende 1990 zuende zu führen. Da es sichjetzt nicht mehr um „Untersuchungen“ han-delt sondern um Uranabbau fordert die Bun-desregierung 2,7 Millionen DM Fördermittelzurück. Das Bundeswirtschaftsministeriumsetzte die Pfändung durch und löst damit eineKettenreaktion aus.

Oktober 1989 BRD/Gronau: Atomunfall in der UAA. BeimAufladen eines UF6 Behälters, auf einemAtomtransportfahrzeug ist das Fass mit demangereichertem Uran herunter gerollt.

06.11.1989 DDR/Zwickau: Arbeiter weigern sich auf derMarienthaler Straße Schotter von der radioak-tiven Wismut-Halde Aue – Alberoda in dasStraßenbahnbett einzubringen. Am Abendkam es zur Massenversammlung von rund14.000 EinwohnerInnen trotz strömendenRegen vor dem Zwickauer Rathaus von 18 bis20 Uhr. Hier wird berichtet, „dass das Zeug aufder Baustelle strahlt wie Sau“.Am Nachmittag des 07.11. spielen immer nochKinder auf dem radioaktiven Material. Pro-testanruf beim Stadtrat von Zwickau.Bei einer Versammlung von Bürgerinnen am08.11. wird ein Offener Brief besprochen. Wäh-rend der Sitzung kommt ein Anruf herein; dasradioaktive Baumaterial wird abgefahren.

1990 BRD/Menzenschwand/Schwarzwald: DerUranabbau wird gestoppt, nachdem zuvor80.000 bis 100.000 Tonnen Uranerz abgebautwurden.

1990 BRD/Pfalz / Kreis Birkenfeld / Ellweiler: Dieradioaktiven Sandhalden, der vermahlende,ausgelaugte und mit Chemikalienrückstän-den vermischtes Uranerz aus dem Uranabbauvon Menzenschwand verstrahlt den Land-kreis. Das Umweltministerium in Rheinland-Pfalz gibt zu, dass die Region im Kreis Birken-feld die am stärkten verstrahlte in der altenBRD sei. Die Kinderleukämierate im Umkreisvon fünf Kilometer ist drei bis viermal so hochwie im Bundesdurchschnitt.

21.02.1990 BRD/Menzenschwand/Schwarzwald undEllweiler/Pfalz: Da das Uranerz in Ellweilernicht mehr aufbereitet werden kann, verliertdie Gewerkschaft Brunhilde ihre finanzielleGrundlage und muss Konkurs anmelden. DieSanierungskosten in Ellweiler können auchnicht mehr aufgebracht werden. Sie stellt alleArbeiten an der Urangrube in Menzen-schwand ein.

April/Mai 1990 DDR/Thüringen/Sachsen/Wismut: DDR-Umweltinitiativen machen auf die Hinterlas-senschaften der Sowjetisch-DeutschenAktiengesellschaft Wismut aufmerksam, dieauf der Suche nach Uran weite Teile Thürin-gens und Sachsens umgepflügt und radioak-tiv verseucht hat.

Juli 1990 DDR/Berlin/Wismut: Das Wirtschaftsminis-terium der DDR beschließt den Uranbergbauin der DDR einzustellen. Die Wismut produ-zierte etwa 220.000 Tonnen Uran für das sow-jetische Atomprogramm und hinterließ inOstdeutschland mehr als 500 Millionen Ton-nen radioaktive Abfälle. Eine Fläche von 168Quadratkilometer ist radioaktiv kontaminiert,etwa 1.000 Quadratkilometer gelten als „Ver-dachtfläche“. Insgesamt müssen über 3.000Halden und etwa 20 Schlammdeponien„saniert“, bzw. „Entsorgt“ werden. In den 44Jahren arbeiteten über 500.000 Menschen imUranabbau.

17.08.1990 BRD/Frankfurt am Main: Mahnwache vorder Urangesellschaft gemeinsam mit indiani-schen und japanischen TeilnehmerInnen. DieAnnahme eines Protestschreibens wird ver-weigert. Der Protest richtet sich gegen dasUranabbauprojekt Baker Lake in Kanada.

31.08.1990 DDR/Wismut/Berlin: Der Einigungsvertrag(BRD/DDR) wird unterschrieben u.a. wird inihm festgelegt, „dass die Regelungen der Bun-desdeutschen Strahlenschutzverordnung(Stand1989), die die „Aufsuchung, Gewin-nung und Aufbereitung radioaktiver Boden-schätze“ betreffen, für das „Beitrittsgebiet“keine Anwendung finden. Es gilt nach wievor die „Verordnung über die Gewährleistungvon Atomsicherheit und Strahlenschutz(VOAS) der DDR von 1984. Die Grenzwerteliegen z. T. erheblich über denen in der BRDgültigen Verordnungen.

43 Uran – oder das Recht auf Leben?

Geschichtlicher Überblick

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12.09.1990 BRD/Bonn/Ost-Berlin/DDR//Moskau/Wis-mut: Nach dem Abschluss der 2 plus 4Gespräche (BRD, DDR und USA, UdSSR, GB,F) wird der „Vertrag über die abschließendeRegelung in bezug auf Deutschland“ unter-schrieben, darin spielt auch der sowjetisch –deutsche Uranbergbau eine Rolle. Für denVerzicht auf ihre Anteile (der UdSSR) an derSDAG Wismut muss Deutschland die – bisdahin unbekannten – Kosten für die Sanie-rung der ostdeutschen Uranabbaugebieteallein übernehmen.

20.-23.09.1990 DDR/Wismut/Ronneburg: Tagung mit demTitel „Der Uranbergbau in der DDR und seineFolgen“.

03.10.1990 BRD/Wismut: Nach der „Wiedervereini-gung“ verändert sich fast alles in Ostdeutsch-land, nur eines nicht: Die Wismut behält einenSonderstatus.

06.12.1990 BRD/Frankfurt a. Main: Der Arbeitskreisgegen Atomanlagen besucht die Urangesell-schaft. Dabei wird ein, von über 2.000 Men-schen unterzeichnetes Protestschreiben gegenden geplanten Uranabbau am Baker Lake inKanada übergeben.

04.05.1991 BRD/Gronau: Ein „Kommando Karen Silk-wood“ entwendet aus dem Rathaus in GronauPlanungsunterlagen zum Ausbau der Uran-anreicherungsanlage. Die AtomarbeiterinKaren Silkwood war 1974 bei Nachforschun-gen über die Machenschaften der „Atomma-fia“ bei einem ungeklärten Autounfall umsLeben gekommen.

16.05.1991 BRD/Bonn/Moskau: Die Regierungen derBundesrepublik (BRD) und der Sowjetunion(UdSSR) schließen ein Abkommen, das dieTätigkeit der Sowjetisch-Deutschen Aktien-gesellschaft Wismut (SDAG) beendet. Ausrund 400 Uranabbaustätten wurde bis 1990uranhaltiges Gestein gefördert. Die neueGmbH wird wieder dem Bundeswirtschafts-ministerium angegliedert. 7.000 ehemaligeArbeiter leiden an Lungenkrebs, etwa 6.000gelten als „Silikose-Verdachtsfälle“ (einedurch Uran verursachte Staublunge).

1991 BRD/Ellweiler: Die erste Abdeckung derradioaktiven Sandhalden kostet rund 6,9 Mil-lionen DM. Das Sanierungskonzept der Lan-desregierung wird auf 44 Millionen DMgeschätzt, hinzu kommt noch der Rückbauder anderen Urananlagen vor Ort.

Juli 1991 BRD/Menzenschwand: 100.000 Tonnen wur-den aus dem Uranbergwerk geholt, das sind720 Tonnen Uran. Die Interuran GmbH trans-portiert die letzten 5.000 Tonnen nach Frank-reich. Eine Aufbereitung des Uranerzes imsächsischen Seelingstädt (Wismutgebiet)wurde aus „politischer Rücksichtnahme vonden Landesbehörden nicht ins Auge gefasst.

31.07.-03.08.1991 BRD/Zwickau/Wismut: Im sächsischen Zwi-ckau, im Herzen des ehemaligen Uranreviersder Wismut, treffen sich Vertreter von Bürger-initiativen gegen Uranabbau aus acht Staatenzu einer Arbeitskonferenz.

21.08.1991 BRD/Menzenschwand: Das Uranbergwerkwird seit Juli 1991 langsam geflutet. Die letztePumpe wird abgeschaltet. Die Stilllegungs-kosten des Uranbergwerkes kostete 4,5 Millio-nen DM. Die Landesregierung konnte durchden Verkauf der 5.000 Tonnen Uranerz, dernach der Pleite der Gewerkschaft Brunhildeeinfach im Bergwerk liegengeblieben sindund unter Regie des Landesbergamtes ausdem Berg geräumt wurden, rund 2,5 Millio-nen DM wieder einnehmen.

10.09.1991 BRD/Greifswald/Lubmin/Stendal/Wismut:Stilllegungsbeschluss der Bundesregierungdie AKWs Lubmin aufzugeben. Im Zusam-menhang mit der Wiedervereinigung werdenfolgende Standorte von im Bau befindlichenAKWs oder in Betrieb gegangen AKWs aufge-geben und oder stillgelegt. Das sind Stendal,Rheinsberg, Rossendorf und Wismut .

18.12.1991 BRD/Wismut: Das Wismut-Gesetz tritt inKraft. Die SDAG Wismut wird in eine bundes-eigene GmbH umgewandelt und unterstehtdem BM f. Wirtschaft. Die gleichen Leute der„alten“ Wismut in Führungsetagen sollen jetztdie Schäden des jahrelangen Raubbaus inOstthüringen und Südsachsen beseitigen.. Esgibt ein „flächendeckendes Strahlenschutz-problem in der Region. Den BewohnerInnenwird eine jährliche Strahlendosis von 100 Mil-lirem zugemutet – dreimal mehr, als im Restder Republik erlaubt ist. Eine Sonderregelungaus der Zeit der Wiedervereinigung, speziellfür das ehemalige Uranabbaugebiet. In Gos-sen und Seelingstädt gibt es türkisgrüne Gift-schlammseen mit Schwefelsäure, Radium undArsen, die trocken gelegt werden sollen. Uran-bergbau wurde betrieben in Ronneburg, Len-genfeld, Zobes, Aue, Pöhla, Johanngeorgens-tadt, Geyer-Annaberg, Marienberg, König-stein, und Dresden-Gittersee.

Mitte Mai 1992 BRD/Seebrugg/Menzenschwand: Die ehe-malige Uranverladerampe wird von der Bun-desbahn „dekontaminiert“, die Gleise vonUranerzbrocken befreit und abtransportiert.

13.-18.09.1992 Österreich/Salzburg: World Uranuium Hea-ring mit internationalen VertreterInnen gegenden Uranabbau in aller Welt.

09.10.1992 BRD/Menzenschwand: Die ehemalige Uran-grube im Krunkelbachtal wird aus der Berg-aufsicht entlassen.

01.11.1992 BRD/Gronau: Sonntagsspaziergang um dieUAA mit Bezug auf den „Störfall N“ in derAtomanlage Gronau. Das Gehäuse einesGebläses ist in Brand geraten.

Mai 1993 BRD/Frankfurt/Saskatchewan/Kanada :Anhörungen zu den neuen MinenprojektenMcClean Lake, Midwest Joint Venture undDominique-Janine Extention in Saskatoon/Saskatchewan, Aktion auf der Zeil in Frank-furt; Brunnenverhüllung, um auf die Verbin-dung zur Wasserkontaminierung hinzuwei-sen.

Uran – oder das Recht auf Leben? 44

Page 46: Ein Reader anlässlich der Wander-Ausstellung Uran – oder ... · Dort lagert dann der Millionen Jahre strahlende Atom-müll. Ein sicheres Endlager gibt es nicht, und es ist frag-lich,

Juli 1993 Trondheim/Norwegen: Europäische Konfe-renz für IndianerunterstützerInnengruppen,Workshop zu Uranabbau mit Miles Goldstick,Resolution und Petition gegen Uranabbau inSaskatchewan.

18.10.1993 BRD/Gronau: Uranhaltiges Wasser läuft auseinem Behälter der UAA. Ein meldepflichtigesEreignis der Kategorie N.

Dezember 1993 Kanada/Saskatchewan/Saskatoon: PositiveRegierungsentscheidung zu den neuen Uran-minenprojekte McClean Lake und Domini-que-Janine in der Provinz Saskatchewan.

1994 Australien: In der Provinz Südaustralien,Roxby Downs leckt der Olympic Dam, einRückhaltebecken, der die Uran- und Kupfer-haltige giftige Soße zurück halten soll. Seitmindesten zwei Jahren versickern bis zu fünfMillionen Kubikmeter kontaminiertes Wasserin den Boden.

Juni 1994 BRD/Gronau: Neue Klage gegen die Kapazi-tätserhöhung von 520t auf 1.000t UTA/a beimVWG Münster.

Frühjahr 1995 Kanada/Saskatchewan: Start der Projekte„Nothern Lights Projekt“ und „Buy a mile“zur Unterstützung lokaler Aufklärung undWiderstandsaktionen in Nord-Saskatchewanum den Uranabbau zu stoppen.

März 1995 BRD/Gronau: In der Stadt werden 3.000Unterschriften für ein Bürgerbegehren überdie Urananreicherungsanlage gesammelt. DieStadt Gronau lehnt aber ein Bürgerbegehrenab. Ebenso wird die Klage vom OVG Münsterzurückgewiesen.

08.03.1995 BRD/Gronau: Protest vor dem Rathausanlässlich eines Störfalls in der UAA und derZustimmung des Rates zum Ausbau der UAAauf 1.800t UTA/a.

August 1995 Schweiz: Europäische UnterstützerInnenkon-ferenz, Besuch von Marlene Larocque (Cree)aus Saskatchewan und Workshop zum ThemaUranabbau.

30.09.1995 BRD/Hanau: Die Siemens AG stellt die Uran-verarbeitung ein. Die Hanauer Uranproduk-tion wird aus Kostengründen in die USA, nachBelgien und nach Frankreich verlegt. Nach 32Jahren ist der Nuklearstandort Hanau amEnde.

27.03.-10.05.1995 Kanada/BRD/Bundesweit/Frankfurt amMain: Rundreise von Marlene Larocque(Cree) und Jodi Nippi (Ojibway) beide ausSaskatchewan, Besuche bei PolitikerInnen,Umwelt- und Menschenrechtsgruppen,öffentliche Veranstaltungen z. B. in Frankfurtmit dem Titel, „Strahlendes Indianerland“,IndianerInnen schildern die Auswirkungenvon Uranabbau und die Gefahren der Endla-gerung und Uranabbau in ihrem Land.

Mai 1996 BRD/Bundesweit: Besuch von Malvina Iron(Cree), Norman Martell (Cree) und Bob Reg-nier vom Inter-Church Uranium Committee .

Juni/Juli 1996 Kanada/Saskatchewan: Jugendaustausch mitWollaston Post mit acht jungen Frauen ausZwickau und Frankfurt mit der Big MountainAktionsgruppe, Team Frankfurt.

Herbst 1996 Kanada/Saskatchewan: In der Uranprovinzverweigern die Indianer Bands Prinz AlbertGrand Concil (PAGC), sowie die Chief derIndianer Bands Found – du – Lac, Black Lakeund Hatchet Lake, die Teilnahme an den der-zeitigen Anhörungen für zwei weitere UranProjekte McArthur-River und Cigar Lake. Siefordern den Premierminister von Saskatche-wan auf, direkte Verhandlungen mit ihnen zuführen.

01.-03.03.1997 Lüneburg: NGOs gegen Atomtechnik. Zwei-tes internationales Meeting zur Vernetzungund Erfahrungsaustausch in der Uni Lüne-burg mit Anti-AKW-AktivistInnen aus 24Ländern, darunter Priscilla Settee (Cree), Nor-man Martell (Cree), Neill Sinclair vom ICUCalle aus Saskatchewan/Kanada und zwei Mit-gliedern der Sakeen First Nation, Manitoba/Kanada.

11.03.1997 BRD/Gronau: Erörterungstermin zur UAA.

März 1997 Kanada/Saskatchewan: Positive Empfehlungzum Uranabbau der Panel-Kommission zu„McArthur River“, der Uranmine mit demhöchsten Uranerzgehalt und unter deutscherBeteiligung.

05.05.1997 Kanada/Saskatchewan/Saskatoon: DieRegierung der Provinz erteilt die Genehmi-gung für den Uranabbau im Untertagebau amMc Arthur River.

27.06.1997 USA/South Carolina/Aiken: Drei Angestellteeiner Atomendlagerfirma grillen Fische ineinem streng abgeschirmten Gebäude mithochradioaktiven Atommüll. (Mit z. B. Tri-tium und Plutonium) Sie bekommen von demBetreiber der Anlage eine offizielle Verwar-nung.

22.08.1997 Kanada/Saskatchewan: Im Nordosten desBundesstaates wird die Genehmigung erteilt,die Uranlagerstätte Mc Arthur River auszu-beuten. Der Lagerinhalt wird mit 17 Mio kg imWerte von 5,5 Mrd US $ veranschlagt. Wegendes hohen Urangehalts von rund 15 % soll dieGewinnung ferngesteuert mit Maschinen undohne Menschen erfolgen.

02.09.1997 BRD/Wismut: Die Region Gera-Ronneburg,das ehemalige Uranabbaugebiet der DDRbewirbt sich um die Bundesgartenschau imJahre 2007.

08.10.1997 Australien/Northern Territory: Die Australi-sche Regierung erteilt die Genehmigung diegeplante Uranmine Jabiluka aufzuschließen.Der Inhalt der Lagerstätte wird auf 90.400 tUraniumoxid geschätzt. Die Bauarbeiten sol-len im Mai 1998 aufgenommen werden.

45 Uran – oder das Recht auf Leben?

Geschichtlicher Überblick

Page 47: Ein Reader anlässlich der Wander-Ausstellung Uran – oder ... · Dort lagert dann der Millionen Jahre strahlende Atom-müll. Ein sicheres Endlager gibt es nicht, und es ist frag-lich,

04.11.1997 BRD/Düsseldorf/Gronau: Das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium hat dieKapazitätserweiterung der Urananreiche-rungsanlage (UAA) in Gronau genehmigt.Über 8.000 Einwendungen gegen dieseAnlage wurden März 1997 vorgetragen.

09.01.1998 Australien: Die australische Regierung willim Norden die Jabiluka-Uranmine mit rund90.000 Tonnen Uran ausbeuten. Dagegen regtsich ein heftiger Widerstand. In der Protestbe-wegung unter dem Namen Jabiluka Coali-tion haben sich inzwischen über 50 verschie-dene Interessengruppen einschließlich derAborigines-Clans zusammengeschlossen. Siefordern die sofortige Einstellung des Jabiluka-Projekts. Nach einer Umfrage lehnen 80 Pro-zent aller AustralierInnen das Minenprojektam Nationalpark Jabiluka ab.

15.01.1998 Australien/Northern Territory (NT)/EU/Brüssel: Das Europa Parlament verabschiedeteine Dringlichkeitsresolution zu den Rechtenvon UreinwohnerInnen, die von Uranbergbaubetroffen sind. Das EG-Parlament fordertAustralien auf, das Uranbergbau Projekt Jabi-luka nicht weiter zu verfolgen.

23.03.1998 Australien: Die Anti-Uran Coalition Jabiluka,ein Zusammenschluss von 50 verschiedenenInteressengruppen einschließlich Aborigenes-Clans haben mit rund 80 UmweltschützerIn-nen ein Widerstandscamp beim geplantenJabiluka-Uranbergwerk, der weltweit zweit-größten Uranmine, bezogen. Für die nächstenWochen sind gewaltfreie Blockaden geplant.Parallel dazu sollen landesweit Proteste statt-finden. Bis Oktober 1998 finden sich rund2.500 Menschen bereit phantasievolle Aktio-nen durchzuführen.

05.04.1998 Australien: Über 10.000 AustralierInnendemonstrieren in Sydney, Melbourne, Bris-bane, Darwin und Byron Bay gegen den Uran-abbau am Nationalpark Jabiluka im Nordenvon Australien.

02.05.1998 Australien/Jabiluka: Die Regierung der Nort-hern Territories erteilt die Baugenehmigungfür die Uranmine erteilt, obwohl die Umwelt-verträglichkeitsprüfung nicht abgeschlossenist.

17.-19.04.1998 BRD/Erfurt: Frühjahrskonferenz der Anti-AKW-Bewegung mit rund 200 Menschen ausdem gesamten Bundesgebiet der BRD. The-men waren Wismut, Uranabbau, Castortrans-porte und Perspektiven.

19.05.1998 Weltweit/Jabiluka: In den Städten Tokyo,Osaka, Seoul, Amsterdam, Ottawa, Londonund Bonn finden Protestversammlungen stattum sich gegen den Uranabbau in Australien/Jabiluka zu protestieren.

19.05.1998 Australien/Mirrar-Land/Jabiluka: YvonneMargarula, das traditionelle Oberhaupt derMirrar wird von einer Polizeieinheit der „Tac-tical Response Group“ (so was ähnliches wiedie GSG 9 bei uns), die in Australien normaler-weise nur gegen Terroristen eingesetzt wird,in Haft genommen.

27.05.1998 Australien/Northern Territories/Darwin?/Jabiluka: Hunderte Aborigines und weißeAustralierInnen protestieren gegen die Fest-nahme von neun weiteren AktivistInnen der„Jabiluka Action Group.

02.06.1998 Australien/Northern Territory/Darwin: NachAbschluss noch anhängiger Gerichtsverfah-ren, wird die letzte noch notwendige Geneh-migung für die Errichtung des Uranbergs-werks Jabiluka erteilt.

16.06.1998 Australien/Northern Territory/Darwin: Bau-beginn für das Uranbergwerk Jabiluka.

30.06.1998 Australien/Northern Territory/Darwin: DasSchiff Arunbank wird mit fünfzehn Contai-nern „Yellow Cake“ unter Protest von Atom-kraftgegnerInnen beladen.

03.07.1998 Australien/Northern Terrytory (NT)/Dar-win/Jabiluka: Über 100 Anti-Uran-Demon-stranInnen werden am Kakadu Nationalparkverhaftet. Der zuständige PolizeiministerMike Reed warnte: „Diese Wilden provozierendas Gesetz.“ Er ist verärgert über eine Blockadedie die SteuerzahlerInnen über $ 200.000 Aus-tralische Dollar gekostet hat. Der AustralischeUrankonzern „Energy Resources Australia“(ERA) soll mit der Protestaktion am Bau derMine Jabiluka gehindert werden. Die dreimo-natige Blockade erreicht heute ihren Höhe-punkt, als 150 Menschen acht PolizeibeamtIn-nen überwältigten und in das Pachtgrund-stück eindringen. Hier verhindern sie, dassdie Baumaschinen von ihren Abstellplätzenan die Arbeit fahren können. 105 Demonstran-tInnen werden festgenommen, von ihnen ver-weigern 79 die Freilassung auf Kaution. Siewerden 200 Kilometer weit nach DarwinTransportiert, um dort vor ein nächtlich tagen-des Gericht gestellt zu werden. Die anderen 26Menschen werden in die Minenstadt Jabiruvor Gericht gebracht. Das Vorgehen der NT-Polizei und der ERA wird von der Mehrheitder australischen Bevölkerung verurteilt.

05.07.1998 Australien/Northern Territory/Jabiluka: DieProteste gegen den Bau der Uranmine gehenweiter.

14.07.1998 Australien/Darwin/Jabiluka: Am Abendwerden rund 112 Menschen inhaftiert, nach-dem ein Zaun durchschnitten wurde der umden Baumaschinenpark errichtet war. NeunPersonen bleiben an den Baumaschinen ange-kettet. Diejenigen DemonstrantInnen, welchedie Kaution verweigern, wurden nach Darwintransportiert. Über 300 Menschen, die sich amEingang der Jabiluka-Uran-Mine versammelthaben, werden am nächsten Morgen freigelas-sen. Weitere 130 DemonstrantInnen stürmenam nächsten Abend das Gelände und stoppendie Arbeiten. Über 20 Personen ketteten sichan die Baumaschinen, während die neun Men-schen immer noch an den Baumaschinenangekettet blieben und damit weiterhin dieBauarbeiten an der Uranmine stoppen. Mehrals hundert DemonstrantInnen bleiben vordem Gelände. Seit Beginn des Protestes imMai 1998 gegen den Uranabbau in Jabiluka

Uran – oder das Recht auf Leben? 46

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steigt die Zahl der Verhafteten auf 350 Men-schen. Ein NT-Polizist sagt, dass die Wider-standsaktion ruhig und gewaltfrei verlief undes keine Verletzten gab.

01.09.1998 Kanada/Saskatchewan/La Ronge: Cluff LakeMine schließt zum Jahre 2000. In der Uran-mine hatte Cogema ständig Probleme mit denUmweltauflagen, die nicht eingehalten wur-den.

22.11.1998 Australien/Sydney: 92 Umweltschutzorgani-sationen haben Deutschland aufgefordert, aufaustralisches Uran aus dem umstrittenenUran-Bergwerk Jabiluka zu verzichten.

26.02.1999 Australien/Jabiluka: Jacqui Katona undChristine Christophersen werden wegen Pro-teste gegen den Uranabbau in Jabiluka zu 500australische Dollars verurteilt. Sie treten heuteeine 12tägige Haftstrafe an.

20.06.1999 Kanada/Saskatchewan/Saskatoon: In derProvinz hat die Cogema den Betrieb einerAnlage zur Urangewinnung, sowie einerDeponie für die Atomabfälle aus dem Produk-tionsprozess für Yellow Cake genehmigtbekommen.

14.-19.09.1998 BRD/Gronau: Widerstandscamp mit mäßigerBesetzung bei regnerischem Wetter, mit Blo-ckade der Zufahrt der Atomanlage UAA.

2000 Gabun: alle Uranminen geschlossen

2000 Kongo: Ende 2000 wird ein traditioneller kon-golesischer König, dem der damalige Präsi-dent Laurent Kabila 1998 die Leitung einerstaatlichen Bergbaufirma im Osten des Kongoübertragen hatte, im französischen Lyon vonUnbekannten ermordet, nachdem er angeb-lich seinen Klienten eine Lieferung Uran undColtan schuldig blieb

15.04.2000 BRD/Münster: Uran-Konferenz

11.01.2000 BRD/Karlsruhe: Der Strahlenschutz in denneuen Ländern darf während der Sanierungdes dortigen Uranbergbaus der Firma WismutGmbH geringer sein als in Westdeutschland,solange er die internationalen Normen erfüllt.Das Bundesverfassungsgericht weist eineBeschwerde ab, in der neun Betroffene kriti-siert hatten, dass für die Sanierungsphasenoch die DDR-Strahlenschutzvorschriftenfortgelten.

15.01.2002 Australien/South Australia/Adelaide: DieUranmine Beverly, 600 km nördlich von Ade-laide wird geschlossen, nachdem 50.000 Literradioaktiver Flüssigkeit aus einem Rohr imUranbergwerk in Südaustralien ausgetretensind.

26.06.2002 Kanada/Saskatchewan: Im Norden der Pro-vinz kommt ein Waldbrand der McArthurRiver Uran – Mine gefährlich nahe. Der zumGelände gehörender Flugplatz wird geschlos-sen. 110 Mitarbeiterinnen wurden evakuiert.60 Menschen bleiben, um den Betrieb weiter-zuführen und um das Feuer zu bekämpfen.Die Ausbreitung des Feuers verlangsamt sicham folgenden Tag. Kommentar: Brände sind

in den USA und Kanada in bestimmten Gebie-ten lebensnotwendig und natürlich, vieleBäume und Pflanzen brauchen das Feuer zurFortpflanzung.

20.07.-28.7.2002 BRD/Wendland/Gedelitz: Widerstands-camps in Gedelitz mit rund 150 Menschenauch aus dem Ausland wie Frankreich undAustralien. Themen wie Uranabbau, Globali-sierung des Energiemarkts, Strahlenschutz,Endlager und Castor werden behandelt.

23.07.2002 USA: Ein Konsortium europäischer und ame-rikanischer Firmen will eine Urananreiche-rungsanlage für 1,1 Milliarden US Dollarbauen. Daran beteiligt sind die Firmen Urenco(EU), der weltgrößte Uranlieferant Cameco(Kanada), Westinghouse (USA), Fluor Daniel(USA) und die AKW Betreiber Exelon, Enteryund Duke Energy (alle USA), Eon und RWEsind über die Uranit an dem Urandeal betei-ligt. Als mögliche Standorte der Urananlagesind im Gespräch Lynchburg (Virginia), Wil-mington (North Carolina) und Erwin. (Ten-nesseee)

01.09.2002 BRD/Gronau: Uran Action Day. Demo undKundgebung vor der UAA mit rund 200AtomkraftgegnerInnen aus dem gesamtenBundesgebiet und aus den Niederlanden.

04.09.2002 Australien/Sydney: Die seit Jahren umstrit-tene Uranmine im australischen Kakadu –Nationalpark soll endgültig stillgelegt wer-den. Die Aborigines (Mirrar) fordern denBergbaukonzern Rio Tinto auf, das Gebiet dergeplanten Uranmine wieder zu renaturieren.Wegen des Widerstandes der Mirrar und Pro-testen von Umweltschützern und Atomkraft-gegnerInnen auch in Deutschland wurde inJabiluka nie Uran abgebaut. Der Chef von RioTinto, Robert Wilson hatte in einem Interviewangekündigt, die Uranmine nicht ohneZustimmung der Mirrar weiterzubetreiben.Der Kakadu – Nationalpark ist Weltkulturerbeder UNESCO. Der Park zieht im Jahr rund200.000 Touristen an.

07.11.2002 BRD/Gronau: Mahnwache und Blockadeeiniger UF6 LKW Transporter, die um 13 Uhrgerade rausfahren wollen.

07.04.2004 BRD/Gronau: „Ein Urantransport nach Russ-land wird gestoppt. Rund 30 Dort soll dasUran „veredelt“ werden und als angereicher-tes Uran zurück nach Gronau gekarrt wer-den.“

Quellen: Fast alle Daten hat uns Dieter Kaufmann vom AK Frankfurtgegen Atomanlagen zu Verfügung gestellt. Einige Daten haben wirgekürzt. Diese Übersicht soll eine Vorstellung über die Entwicklung desUranabbaus und des Widerstandes dagegen geben, die Entwicklung derAtomkraft und der Atomwaffen und dem Widerstand dagegen ist hiernur wenig betrachtet.Für Quellenangaben bitte eine E-Mail an: [email protected] schicken

47 Uran – oder das Recht auf Leben?

Geschichtlicher Überblick

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Uranminen, Mühlen und Projekte in Amerika

Minen, Mühlen, Projekte Betreiber

USA

Arizona

Canyon Mine International Uranium Corp.

Pinenut Mine International Uranium Corp.

Arizona 1 (steht aktuell still) International Uranium Corp.

Colorado

Cañon City Uranmühle Cotter Corp.

Schwartzwalder Projekt Cotter Corp.

Sunday Mine Komplex Cotter Corp.

Sunday Mine Komplex International Uranium Corp.

Graysill Uranvorkommen American Uranium Inc.

Nebraska

Crow Butte Cameco

Big Red Lagerstätte bis 1999 Cameco

Nevada

Apex Lagerstätte

New Mexiko

Ambrosia Lake Mine BHP Billiton

Churchrock Mine Hydro Resources, Inc.

Crownpoint Mine Hydro Resources Inc.

Hosta Butte Projekt New Mexico & Arizona LandCompany

La Jara Mesa Projekt Homestake Mining Company

Marquez Bokum Resources

Mt. Taylor Mine Rio Grande Resources

Roco Honda Lagerstätte Strathmore Minerals Corp.

Oregon

Aurora Uranvorkommen Strathmore Minerals Corp.

Süd-Dakota

Dewey/Burdock Uranvor-kommen

Texas

Alta Mesa Projekt, BrooksCounty

Mestena Uranium L.L.C

Hobson Uranprozessfabrik Everest Exploration Inc.

Holiday – El Mesquite COGEMA

Kingsville Dome stillstand seit1999

Betreiber: Uranium ResourcesInc.

Rosita Uranium Resources Inc.

Vasquez Projekt, DuvalCounty

Uranium Resources Inc.

Utah

Bullfrog Uranvorkommen International Uranium Corp.

Hot Rock Uranvorkommen White Canyon District

Lisbon, La Sal Uranmühle BHP Billiton

Rim Mine (aktuell nicht imBetrieb)

International Uranium Corp.

San Rafael River Uranvorkom-men, Green River District

Minen, Mühlen, Projekte Betreiber

Shootaring Canyon Uran-mühle (Ticaboo, GarfieldCounty)

U.S. Energy Corp.

Tony Mine (San Juan County) U.S. Energy Corp.

White Mesa Uranmühle (Blanding)

International Uranium Corp.

Washington

Charlie Projekt Cotter Corp.

Christensen Ranch / Irigaray COGEMA

Copper Mountain Uran Pro-jekt

Anaconda Gold Corp.

East Shirley Basin Lagerstätte CAMECO

Gas Hills Projekt Power Resources Inc.

Highland CAMECO

Jackpot Mine Projekt Kennecott Uranium Company

North Butte / Ruth Projekt Betreiber: Power ResourcesInc.

Peach Lagerstätte CAMECO

Red Desert Basin Lagerstätte CAMECO

Reno Creek Project BHP Billiton

Smith Ranch Power Resources Inc.

Sweetwater Green Mountain Mining Ven-ture-Kennecott Uranium Com-pany, CAMECO

Ruby Ranch Lagerstätte CAMECO

Taylor Ranch Lagerstätte 50 % – CAMECO , 50 % – Cot-ter Corp.

Südamerika

Argentinien

Los Colorados Mine (La Riojaprovince) nicht mehr inBetrieb seit 1995

Sierra Pintada/San RafaelMine (Mendoza Provinz) nichtmehr in Betrieb seit 1995

San Rafael Uranmühle (Men-doza Provinz)

Complejo Minero Fabril SanRafael

Cerro Solo Lagerstätte (Chu-but Provinz) noch nicht inBetrieb

Brasilien

Osamu Utsumi Mine(seit 1997nicht mehr in Betrieb),

Industrias Nucleares do Brasil

Lagoa Real / Caetité Mine(Bahia),

Industrias Nucleares do Brasil

Itataia project Industrias Nucleares do Brasil

Mexiko

Nopal, Peña Blanca Mine, Chi-huahua nicht mehr in Betrieb

Uranmühle Villa Aldama, Chi-huahua nicht mehr in Betrieb

Peru

Macusani project (Puno Dept.)

Anhang

Uran – oder das Recht auf Leben? 48

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49 Uran – oder das Recht auf Leben?

AnhangUranminen und Uranverarbeitungsstätten in Asien

Uranminen- undVerarbeitungsstätten

Betreiber

China

Hengyang Mühle(Hunan Province)

China National Nuclear Corp.

Chenxian Mine (HunanProvince)

China National Nuclear Corp.

712 Uranium Mine(Hunan Province)

China National Nuclear Corp.

Fuzhou Hangjian Mine China National Nuclear Corp.

Chongyi Mine;Tengchong Mine(Yunnan Province)

China National Nuclear Corp.

Yining Mine(Xinjiang Uygur Auto-nomous Region)

China National Nuclear Corp.

Lantian Mine China National Nuclear Corp.

Shanxi Benxi Mine(Liaoning Province)

China National Nuclear Corp.

Quinglong Projekt(Liaoning Province)

China National Nuclear Corp.

Indien:

Jaduguda Mine undMühle (Jharkhand)

Uranium Corporation of IndiaLimited

Bhatin mine(Jharkhand)

Uranium Corporation of IndiaLimited

Narwapahar Mine(Jharkhand)

Uranium Corporation of IndiaLimited

Turamdih Mine(Jharkhand)

Uranium Corporation of IndiaLimited

Rakha, Surda undMosaboni Uranverar-beitungsfirmen(Jharkhand)

Uranium Corporation of IndiaLimited

Domiasiat Mine undMühlen Projekt (WestKhasi Hills District,Meghalaya)

Uranium Corporation of IndiaLimited

Lambapur-PeddagattuProject (Nalgonda Dis-trict, Andhra Pradesh)

Uranium Corporation of IndiaLimited

Gogi Project (GulbargaDistrict, Karnataka)

Uranium Corporation of IndiaLimited

Iran:

Saghand 1 & 2 Lagers-tätten (Yazd Province)

Irak:

Akashat Mine

Al QaimUranverarbei-tungsanlage

Japan:

aktuell keine Minenmehr im Betrieb

Kasachstan:

Akdal Projekt(Chu-Sarysu District)

KazAtomProm

Inkay Projekt Joint Venture Inkay gehört zu: 60% –Cameco und zu 40% KazAtomProm

Uranminen- undVerarbeitungsstätten

Betreiber

Kandjugan Mine(Chu-Sarysu District)

Tsentralnoe Mining Co. gehört derKazAtomPro

Karamurun Mine(Syr-Darya District)

No. 6 Mining Company gehört KazA-tomPro

Munkuduk /Mynku-duk Projekt

gehört zu 33.3% – KazAtomProm und66.7% – Cameco Inc.

Muyunkum (Moyn-kum, Moinkum) Mine(Chu-Sarysu District)

Katco Joint Venture gehört zu 45% –COGEMA (Frankreich) , zu 45% –KazAtomProm; 10 % – Zambezi Hol-dings SA (Schweiz)

Tselinny Project,Stepnogorsk(Kokshetau District)

Tselinny Mining & Processing Co.gehört KazAtomProm und WorldWide Minerals Ltd.

Uvanas Mine(Chu-Sarysu District)

Stepnoye Mining Co. gehört KazA-tomPro

Zarechnoye Projectin Planung

Zarechnoye Joint Venture gehört zu45% – KazAtomProm (Kasachstan),20% – TVEL (Russland), 15% – Techs-nabexport (Russland); 10% – Atom-redmetzoloto (Russland); 10% – Kara-Balta Ore Mining Combine (Kirgisis-tan);

Irkol project(Syr-Darya Distrikt)

No. 6 Mining Company

Kirgisien:

Kara Balta Uranmühlefür Uran aus demKasachstan

Mongolei/Mongolia:

Gurvan-Saihan Mine Gurvan-Saihan Joint Venture gehört70% – International Uranium Corp.15% Geologorazvedka (Russland/Russia), 15% Mongolian Ministry ofEnergy, Geology and Mining

Dornod-Uran Mine Central Asian Uranium Co. Ltd.Gehört 58% WM Mining InternationalLtd, 21% Priargunskiy Mining andChemical Enterprise(Russland/Rus-sia), 21% Mongol Erdene HoldingCompany (staatlicher Konzern)

Mardain GolLagerstätte

Nemer Lagerstätte

Pakistan:

Tumman Leghari(South Punjab)

Pakistan Atomic Energy Commission(PAEC)

Baghalchur Mine(Geschlossen seitNovember 1999)

Pakistan Atomic Energy Commission(PAEC)

Dera Ghazi Khan Mine Pakistan Atomic Energy Commission(PAEC)

Issa Khel / Kubul KelMinen und Mühlen,(Miniawali District)

Pakistan Atomic Energy Commission(PAEC)

Russland/Russia asiatischer Teil:

Dalmatovkoye Projekt(Zauralsk District, Kur-gan Region, Transural,West Sibirien)

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Uran – oder das Recht auf Leben? 50

Uranminen- undVerarbeitungsstätten

Betreiber

Dalmatovkoyeund DobrovolskoyeLagerstätten

Malyshevsk Mining Utility

MalinovskoyeLagerstätten

West Siberia Project(Novosibirsk undKemerovo Regionen,West Sibirien)

Vitimsky Project(Hiagda District,Buryat Region, Trans-baikal)

KhiagdinskoyeLagerstätten

KrasnokamenskUranmühle

Streltsovsk Mine(Baikalsee Region)

Priargunskiy Mining and ChemicalEnterprise

Tajikistan:

Aktuell wird kein Uranin Tajikistan abgebaut

Uranminen- undVerarbeitungsstätten

Betreiber

Uzbekistan:

Uchkuduk Mine Navoi Mining and Milling Combine

Kendykijube Mine Navoi Mining and Milling Combine

Sabyrsaj Mine Navoi Mining and Milling Combine

Ketmenchi Mine Navoi Mining and Milling Combine

Shark Mine Navoi Mining and Milling Combine

Ulus Mine Navoi Mining and Milling Combine

North Bukinai Mine Navoi Mining and Milling Combine

South Bukinai Mine Navoi Mining and Milling Combine

Beshkak Mine Navoi Mining and Milling Combine

Lyavlyakan Mine Navoi Mining and Milling Combine

Tokhumbet mine Navoi Mining and Milling Combine

Sugraly Lagerstätte Navoi Mining and Milling CombineCOGEMA

Navoi Uranmühle Navoi Mining and Milling Combine

Quelle: WISE Uranium Project und AGURMINE

Gefahrenpotential der Aufbereitungsschlämme – Peter Diehl – Wise Uranium

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51 Uran – oder das Recht auf Leben?

AnhangUranminen in Australien

Uranminen die offiziell inBetrieb sind:

Betreiber

Olympic Dam WMC Ressources Ltd.

Ranger Mine ERA

Beverley Mine Heathgate Ressources Ltd.

Uranminen, die bald in Betrieb gehen, gebaut werden sollenoder untersucht werden:

Yeelirrie WMC

Jabiluka (nach starkem Wider-stand wurde der Betriebvorerst verhindert)

ERA

Kintyre ERA

Westmoreland Rio Tinto

Ben Lomond Rio Tinto

Valhalla Anaconda Gold Corp.

Koongarra Summit Ressources Ltd. undResolute Ltd.

Angela Lagerstätte COGEMA

Honeymoon Black Range Minerals NL

East Kalkaroo Southern Cross Ressources

Napperby Lagerstätte Southern Cross Ressources

Maureen Lagerstätte Paladin Brightstar Jointven-ture

Newcastle Range Lagerstätte Anaconda Gold Corp.

Skal Lagerstätte Anaconda Gold Corp.

Goulds Dam/Billeroo Projekt Summit Ressources Ltd. UndResolute Ltd.

Lake Mateland Southern Cross Ressources

Und weitere Lagerstätten sindin Aussicht

Betreiber-Aztec RessourcesLtd.

Stillgelegte Minen:

Nabarlek

South Alligatoi

Rum Jungle

Radium Hill

Quelle: WISE Uranium Projekt

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Uran – oder das Recht auf Leben? 52

Uranminen in Europa

Minen, Mühlen und Projekte Betreiber

Deutschland (alles ehemalige Minen, die bis zur Wende oderdavor betrieben wurden)

Aue / Schlema (Sachsen) WISMUT

Pöhla / Tellerhäuser (Sachsen) WISMUT

Königstein (Sachsen) WISMUT

Freital / Dresden-Gittersee (Sachsen) WISMUT

Johanngeorgenstadt (Sachsen) WISMUT

Annaberg (Sachsen) WISMUT

Marienberg (Sachsen) WISMUT

Zobes (Sachsen) WISMUT

Bergen (Sachsen) WISMUT

Schneckenstein (Sachsen) WISMUT

Gottesberg (Sachsen) WISMUT

Bärenstein / Niederschlag (Sachsen) WISMUT

Schwarzenberg / Johanngeorgenstadt(Sachsen)

WISMUT

Ronneburg (Thüringen) WISMUT

Culmitzsch / Sorge / Gauern (Thüringen) WISMUT

Dittrichshütte (Thüringen) WISMUT

Steinach (Thüringen) WISMUT

Menzenschwand Baden-Württemberg

Müllenbach Baden-Württemberg

Mähring, Poppenreuth (Bayern)

Großschloppen (Bayern)

Ellweiler (Rheinland-Pfalz)

Frankreich

Le Bernardan (Jouac, Haute-Vienne) bis2001 in Betrieb

COGEMA

Lodève (Le Bosc, Hérault) bis 1997 inBetrieb

COGEMA

Tschechische Republik

Hamr Uranmühle / Stráz pod RalskemUranmühle (Nord Böhmen)

Diamo s.p.

Stráz pod Ralskem (Nord Böhmen) – Ent-kontamination seit 1996

Diamo s.p.

Rozná Mine / Dolní Uranmühle (WestMoravia)

Diamo s.p.

Brzkov Lagerstätte (West Moravia) Diamo s.p.

Der Uranabbau findet in den meisten europäischen Ländern nicht mehrstatt. Die Sanierungen sind oft problematisch. Abgebaut wird in derUkraine, in Rumänien, in Portugal und Russland. Eine kompletteÜbersicht gibt es bei www. antenna.nl/wise/uranium/noeur.html undin dem Buch „Uranabbau in Europa von Peter“ Diehl, siehe Literatur-verzeichnis. Unter der gleiche Quelle finden sich weitere Details zuallen Abbaugebieten – WISE Uranium Projekt

Uranabbau in Deutschland – Peter Diehl – Wise Uranium

Uranabbau in Frankreich – Peter Diehl – Wise Uranium

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53 Uran – oder das Recht auf Leben?

Literatur

Weiterführende Infos, Literaturund Internetquellen

Arbeitskreis gegen Atomanlagen Frankfurt am Mainc/o Dritte Welt Haus, Falkstr. 74, 60487 Frankfurt,Tel: (069) 79201772, Fax: (069) 78960399E-mail: [email protected]: www.home.t-online.de/home/DWHFFM

Literatur:� Peter Diehl: Uranabbau in Europa

BBU Argumente 1/1995. Über den BBU zu erhaltenBundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz,Prinz-Albert-Str. 43, 53113 Bonn, www.bbu-online.de

� Armin Simon: Der Streit um das Schwarzwald UranISBN 3-933284-11-2

� Holger Schuhmann: Das Uran und die Hüter der ErdeISBN 3-7918-2261-6

� … strahlend soll die Zukunft seinBezug über Tolstefanz Verlag: [email protected]

InternetquellenAustralien:� Australian Conservation Foundation

(www.acfonline.org.au)� Irati Wanti Kampagne (www.iratiwanti.org)

� Friends of the Earth Australien (www.foe.org.au)� Mirrar Aborigines Opposition gegen Jabiluka

(www.mirrar.net)� Uranium Research group (www.urg.org.au)� Infoe Köln (www.jabiluka.de)Kanada:� Canadian Coalition for Nuclear Responsibility

(ccnr.org)USA:� Nuclear Information and Resource Service

(www.nirs.org)� Western Shoshones (www.shundahai.org)Asien:� Mines Minerals and People (Organisation von indischen

Minenarbeitern) (www.mmpindia.org)� Fotogallerie zu Uranabbau in Jadugora Indien

(www.fellowtraveller.org/here/india/adivasi/t1_jad.htm)

Europa� Arbeitskreis Umwelt Gronau-Urananreicherungsan-

lage Gronau (www.aku-gronau.de)� Internationale Arbeit gegen Uranabbau und Atomkraft:

Widerstandskraft-Internationale Vernetzungszeitschriftaus dem Wendland (www.widerstandskraft.org)

� WISE Uranium Projekt von Peter Diehl(www.antenna.nl/wise/uranium/).Hier gibt es umfangreiche Literaturangaben.

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Uran – oder das Recht auf Leben? 54

Danke

Impressum

Ausstellungsverleihund Bezug weiterer Hefte,Kritik und Anregungen:

AGURMINEc/o I. v. KnorreHolunderweg 1735043 MarburgTel. (06421) 48 98 62

E-Mail: [email protected]: www.agurmine.de.vu

Satz & Layout: EP KnaabDruck: Druckhaus Marburg

Marburg, Juni 2004

Danke!Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen bedanken, dieunser Ausstellungsprojekt „Uran-oder das Recht aufLeben?“ unterstützt haben:

� Bei Herrn Bölts, Lehrer der Richtsbergschule, der uns in derAlaufphase durch eine Anschubfiinanzierung unterstützteund immer wieder motivierenden Rückfragen stelle.

� Bei Dieter Kaufmann vom AK gegen Atomanlagen Frank-furt, der uns viele Geschichtliche Daten zum Uranabbauund Texten sowie Bildern aus Kanada gegeben hat.

� Bei Heike aus Frankfurt die uns mit Bildern zur Key LakeMine in Kanada unterstützt hat.

� Bei Nina und Karina von der australischen Irati WantiKampagne, die bereit waren sich bei Ihrem Deutschlandbe-such mit uns zu treffen, unsere Interviewtexte hinterhernochmal korrigiert haben und uns wunderschöne Bilderder Aktionen in Australien zugeschickt haben.

� Bei Magdalena Michalski von Widerstandskraft für Texteund wunderschöne Plakate.

� Bei Bernhard Mogge von Infoe Köln für zahlreiche Textedie uns bei der recherche halfen und dafür, dass er jetzt zuunsererbEröffnung eine Eröffnungsrede halten wird.

� Bei Edmund Meagher, der mit uns zusammen angefangenhat die Ausstellung und den Katalog ins Englische zu über-setzen, damit wir die Ausstellung hinterher auch in ande-ren Ländern zeigen zu können.

� Bei Peter Diehl vom WISE Uranium Projekt für Texte , Infosund Übersetzungskorrekturen und eine Homepage wosich wirklich fast alle Daten zum Thema Uranabbau finden.

� Bei Herrn Biegert und dem Nuclear Free Future Award fürtolle Informationen über das World Uranium Hearing

� Bei Richard Groove für die guten Fotos seiner Reise zurJadugora Mine in Indien.

� Bei der Redaktion der Zeitschrift Anti-Atom-Aktuell fürBilder und Textmaterial und Berichterstattung

� Beim Arbeitskreis Umwelt Gronau (AKU) für Unterstüt-zung beim Text über die Urananreicherungsanlage.

� Bei Friends of the Earth Australien für die Zusendung vonUmfangreichem Infomaterial über die Widerstände gegenUranabbau und Atomkraft in Australien

� Bei der WIGA Münster für den tollen Rundgang zu Uran-abbau im Internet, den wir nutzen konnten.

� Beim Weltladen Marburg, wo wir das erste mal die Ausstel-lung zeigen können, und die uns beratend und unterstüt-zend zur Seite standen. Besonders Johannes, Julia undSabrina.

� Beim BUND Marburg, wo wir einen Raum nutzen durften.� Bei Frank Schmitz von Profondo für die Beratung� Bei der Gemeinnützigen Treuhandstelle aus Bochum für

finanzielle Unterstützung� Bei dem EU Jugendaktionsprogramm (Jugend für Europa)

für finanzielle Unterstützung� Beim (DJN) Deutschen Jugendbund für Naturbeobachtung

für hilfreiche Unterstützung

Hier sind auf jeden Fall noch lange nicht alle Menschengenannt, die uns geholfen haben, mit Sachspenden, mitWissen, mit Texten, mit Korrekturvorschlägen und allediejenigen Menschen die noch vorhaben uns zu unterstüt-zen.Ganz vielen Dank!

AGURMINE

� WIGA Münster Rundgang zum weltweiten Uranabbau(www.muenster.de/~uwz/wiga/uran/rundgang/abbau.html)

� Mines and Communities (Zusammenschluss mehrerInitiativen, die sich gegen den die mit den Problemendes Mineralienabbaus beschäftigen)(www.minesandcommunities.org/Country/coun-try.htm)

� Nuclear Free Future Award (www.nuclear-free.com)

Die Internetgruppe bei der Arbeit

AGURMINE präsentiert sich beim Umwelttag der Schulen

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Kommentar einer Schülerin zum Uranabbau:

Von all dem kommt kaum etwas in die Öffentlichkeit.Sind diese Ereignisse etwa nicht aktuell genug?Was muss denn noch alles passieren? Meiner Meinung nach wird Uranabbauimmer mehr zu einer Menschenrechtsangelegenheit.Ganzen Menschengruppen werden die Lebensgrundlagen entzogen,Kulturen werden vernichtet. Das menschliche Leben scheint kaum nochwichtig zu sein. Oder haben diese Arbeiter, diese Betroffenen etwa nicht dasgleiche Recht wie wir. Haben nicht alle Menschen die gleichen Rechte?

Nein, es scheint nicht so. Es gibt immer noch die Mächtigen, die dieKontrolle besitzen und die kleinen Arbeiter, die Machtlosen, die sichohnmächtig fügen müssen.

Wer weint um die vielen Toten, die so qualvoll an den »Nebenwirkungen«des Uranabbaus sterben müssen?

Natürlich sind wir alle entsetzt und bestürzt über diese Ereignisse, aber wervon uns geht wirklich auf die Straße, wer kämpft für diese Menschen?

Franziska – AGURMINE