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-einblic k FORSTLICHE VERSUCHS- UND FORSCHUNGSANSTALT Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg Nr. 1, April 2005, Jahrgang 9 7 ISSN 1614-7707 Neue Intenetplattform für die Praxis: waldwissen.net Internationales Netzwerk: KnowForAlp Waldschutz : Rindenbrüter an Buche und Phytophthora- Infektionen Baum des Jahres 2005: Die Rosskastanie

-einblick€¦ · Funktionen für die Nutzer anbie-ten zu können. Geplant sind die Einrichtung eines Forums, ein Ver-anstaltungskalender, Funktionen zur Erhöhung der Interaktivität,

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-einblick

FORSTLICHE VERSUCHS-

UND FORSCHUNGSANSTALT

F o r s t l i c h e V e r s u c h s - u n d F o r s c h u n g s a n s t a l t B a d e n - W ü r t t e m b e r g

N r . 1 , A p r i l 2 0 0 5 , J a h r g a n g 9 7 I S S N 1 6 1 4 - 7 7 0 7

NeueIntenetplattform fürdie Praxis:waldwissen.net

InternationalesNetzwerk:KnowForAlp

Waldschutz :Rindenbrüter anBuche undPhytophthora-Infektionen

Baum des Jahres2005:Die Rosskastanie

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Seite 2 FVA-einBLICK

Themen dieser Ausgabe:

2 waldwissen.net - Ak-tuelles und Fachwis-sen für die Praxis

4 KnowForAlp - Inter-nationales Netzwerkfür Wald- undForstwirtschaft

6 Rindenbrüter anBuche nach derTrockenheit 2003

8 Einschätzung vonPhytophthora-Infek-tionen im Wald

9 Erste FachbeiträgeWald für Pilot-PEPLausgeschrieben

10 Die Rosskastanie –Baum des Jahres2005

12 Innerere Rundholz-merkmale mit Rönt-genscannererkennen

Die FVA hat mit anderen forst-lichen Versuchsanstalten die Inter-netplattform „waldwissen.net“entwickelt, auf der Fachwissenund aktuelle Informationen rund umdie Waldbewirtschaftung bereitge-stellt werden. Die umfassendeSammlung und Bündelung vonaktuellen und qualitätsgesichertenforstlichen Informationen zu denunterschiedlichsten Fachthemenist in dieser Form einzigartig.

Seit dem 16.02.2005 ist „wald-wissen.net“ online und steht allenInteressierten frei zur Verfügung.

Für einen weitgespannten Nutzer-kreis von forstlichen Fachleuten,Waldbesitzern, Mitgliedern forstli-cher Verwaltungen und sonstigenam Thema Wald und Waldbewirt-schaftung Interessierten steht da-mit erstmals das in mehrerenForstlichen Forschungsanstaltenerarbeitete forstliche Wissenüberall und jederzeit zur Verfügung.Die gesammelten Fachinformatio-nen sind thematisch geordnet,durch Fachredaktionen nutzerori-entiert aufgearbeitet und ermögli-chen eine zielgerichtete Recher-che.

Getragen wird die Plattformbisher von vier Forschungsanstal-ten: Bundesforschungs- und Aus-bildungszentrum für Wald, Natur-gefahren und Landschaft (BFW) inÖsterreich, Bayerische Landesan-stalt für Wald und Forst (LWF),Forstliche Versuchs- und For-schungsanstalt Baden-Württem-berg (FVA) und Eidgenössische For-schungsanstalt für Wald, Schneeund Landschaft (WSL) in derSchweiz.

Das gemeinschaftliche Betrei-ben von „waldwissen.net“ durchmehrere Forschungsanstalten istfür die Nutzer besonders interes-sant, da jetzt Informationen zu ein-zelnen Themen reichhaltiger sindund der Blick über die Landesgren-zen hinweg einfacher ist: Wie lö-sen andere Regionen ähnliche Pro-bleme?

Jeder der vier Partner verfügtüber eine eigene Redaktion, die fürdie Einstellung der institutseigenenBeiträge verantwortlich ist. Fach-beiräte, zusammengesetzt aus Ex-perten der jeweiligen Fachrichtun-gen, werden in Zukunft für dieinhaltliche Qualitätssicherung Sor-ge tragen und auch Anstöße fürweitere Entwicklungen geben.

Aufbau und Inhalt

Der Aufbau der Webseite erfolg-te mit dem Ziel, eine möglichst ein-fache, überschaubare und benut-zerfreundliche Struktur zu schaffen.

Die Artikel selbst sollen in ver-ständlicher Sprache verdichtetesund aufbereitetes forstliches Wis-sen vermitteln. Längere Artikel wer-den zusätzlich im PDF-Format zumHerunterladen angeboten. Beiträ-ge finden sich in Form von Fach-artikeln, Ratgebern, Richtlinien,Präsentationen, Lehrmitteln undSoftware. Links leiten zu weiterfüh-renden Webseiten.

Der gesamte Wissenspool istnach Fachgebieten eingeteilt, al-ternativ kann auch über eine Such-funktion recherchiert werden. Fürbesondere Themenschwerpunkteoder aktuelle Ereignisse werdenFachdossiers angeboten, die ge-sammelte Hintergrund- und Spe-zialinformationen bereitstellen.

Die Plattform wird kontinuierlichmit Beiträgen gefüllt, so dass dieAnzahl der Themenbeiträge in na-her Zukunft auf weit über 1.000 an-steigen wird.

Angeboten wird „waldwis-sen.net“ in Deutsch, Englisch,Französisch, Italienisch und Slo-wenisch. Allerdings ist derzeit derüberwiegende Teil der Beiträge nurin Deutsch erhältlich.

Technik und Betrieb

Die Plattform wird auf der Ba-sis des Content-Management-Systems (CMS) Zope „Silva“ be-trieben, einer frei zugänglichenOpen-Source-Software. Techni-sche Weiterentwicklungen stehenallen Betreibern kostenfrei zur Ver-fügung. Das System bietet vieleFunktionen an: von der einfachen

waldwissen.net - Aktuelles und Fachwissen für die Praxis

von Norbert Bär

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Seite 31/2005

Eine Beispielseite aus dem umfassenden Angebot der Internetplattform„waldwissen.net“, so wie sich diese dem Nutzer präsentiert. Am oberen Bildrandrechts ist die umfangreiche Sprachwahl positioniert.

Verwaltung und Pflege der Fach-beiträge bis hin zu umfangreichenSuch-, Filter und Navigationsfunk-tionen für den Nutzer.

Verantwortlich für die Entwick-lung und Pflege des Systems istdie WSL, auf deren Server auchdie Applikation installiert ist.

Wie geht es weiter?

Eingebettet in das Interreg IIIb-Projekt „KnowforAlp“ wird „wald-wissen.net“ kontinuierlich weiterentwickelt, um in Zukunft weitereFunktionen für die Nutzer anbie-ten zu können. Geplant sind dieEinrichtung eines Forums, ein Ver-anstaltungskalender, Funktionenzur Erhöhung der Interaktivität,beispielsweise die Möglichkeit zurKommentierung oder auch Bewer-tung von Beiträgen.

Neben den vier Gründungsmit-gliedern werden sich in Kürze wei-tere Institutionen an „waldwis-sen.net“ beteiligen: Institut derecherche pour l’ingénierie del’agriculture et de l’environnement(CEMAGREF) in Frankreich, Goz-darski institut Slovenije, Istitutosperimentale assestamento fore-stale e alpicoltura (ISAFA) in Itali-en, Verband WaldwirtschaftSchweiz sowie Institutionen ausDeutschland.

„waldwissen.net“ hat das Ziel,ein transnationaler und -regionalerAnbieter von forstlichem Wissenzu sein, als Brücke zwischen For-schung und Praxis zu wirken unddabei die Bedürfnisse, Interessenund Wünsche der Forstpraktiker imAuge zu behalten.

Hinschauen lohnt sich also. Fra-gen, Anregungen, Ideen oder Kri-tik können Sie der Redaktion überdie Kontaktseite oder die E-Mail-Adresse am Fuße jedes Beitragesübermitteln.

Norbert BärFVA, DirektionTel.: (07 61) 40 18 – 2 [email protected]

Auftaktveranstaltung für „waldwissen.net“ und „KnowForAlp“

Am 16.2.2005 trafen sich in Vaduz Vertreter von 19 forstlichen In-stitutionen aus sieben Alpenländern, um die Informationsplattform„waldwissen.net“ freizuschalten und das Kooperations-Projekt„KnowForAlp“ (Knowledge Network Forestry in the Alpine Space) zustarten. Gastgeber der Veranstaltung war das Amt für Wald, Natur-und Landschaft des Fürstentums Liechtenstein.

Dr. Ospelt, Umweltminister des Fürstentums, hob in seiner Be-grüßung die Bedeutung der internationalen Kooperation für forstlicheProjekte im Alpenraum hervor. Für die FVA, welche das Kooperati-ons-Projekt bei der EU vertritt, begrüßte Prof. von Teuffel die Teilneh-mer und Gäste. Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Boesch, Universität St.Gallen. Er ging in seinem Vortrag auf die Bevölkerungs- und Regio-nalentwicklung im Alpenraum ein.

Dr. Stöhr, Landesforstdirektion Tirol, sprach über die Bedeutungdes transnationalen Wissenstransfers aus Sicht der Forstpraxis imAlpenraum. Nachdem Dr. Ballnus, Ansprechpartner für das InterregIIIb–Programm in Deutschland, einen Überblick über die Ziele undProjekte dieses Programms gegeben hatte, stellte Prof. v. Teuffel„KnowForAlp“ als innovatives Netzwerk für Forstleute im Alpenraumvor (siehe Beitrag in diesem „Einblick“).

Herrn Huber, Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirt-schaft (LWF), blieb es vorbehalten, „waldwissen.net“ offiziell freizu-schalten und damit für die Nutzer verfügbar zu machen. Dr. Lässig,Eidgenössische Anstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), prä-sentierte in einer online-Führung die Möglichkeiten der Internetplatt-form.

Die Nutzer konnten sich unmittelbar im Anschluss an den Festaktan Internet-Terminals von der Funktionsfähigkeit und dem Wissens-angebot des Informationssystems überzeugen.

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Seite 4 FVA-einBLICK

19 Institutionen aus siebenLändern der Alpen- und Voralpen-region starteten am 16.02.2005 eineinzigartiges Kooperations-Projekt:„KnowForAlp“ steht für einen um-fassenden Wissenstransfer und–austausch zwischen forstlicherForschung und Praxis und für dieEntwicklung gemeinsamer Initiati-ven. Die FVA ist Initiator undHauptverantwortlicher (Lead Part-ner) der von der EU im Rahmendes Interreg IIIb-Programmes ge-förderten Initiative. Das Gesamt-volumen beläuft sich auf rund 2Mio. Euro und hat eine Laufzeit vonzunächst 3 Jahren.

Ausgangspunkt und Ziele

Waldökosystemen kommt imAlpenraum seit jeher eine zentraleBedeutung zu: Die Wälder des Al-pen- und Voralpenraumes sind eineinzigartiges und kostbares Natur-erbe und wichtige Grundlage fürSchutz, Erholung und Wirtschaftder Menschen. Vor dem Hinter-grund zahlreicher Gefährdungen(Sturm, Klimawandel, Ertragskrise,Strukturwandel, wachsende Ver-kehrsbelastung) ist der Erhalt funk-tionsfähiger und gesunder Wälderim Alpenraum geknüpft an regel-mäßige und fachkundige Bewirt-schaftung und Pflege, die auch inökonomischer Hinsicht rentabelsein müssen. Die Leistungen desWaldes lassen sich daher nurdurch ein fundiertes Managementder sensiblen Waldökosystemeerhalten.

Waldbesitzer und forstlicheEntscheidungsträger müssen beiihren Bemühungen um nachhalti-ge Pflege, Nutzung und Schutz derWälder unterstützt werden, um den

vielfältigen grenzüberschreitendenHerausforderungen und Proble-men gewachsen zu sein. „Know-ForAlp“ (Knowledge Network Fo-restry in the Alpine Space) alsselbstorganisierte Kooperation derwichtigsten forstlichen Institutionenim Alpenraum stellt sich dieserAufgabe. Ziele sind ein grenzüber-greifender Erfahrungsaustauschund Zusammenarbeit im Bereichdes Wissenstransfers.

Was leistet „KnowForAlp“ fürWissenschaft und Praxis?

Der Aufbau eines forstlichenNetzwerkes im Alpenraum für ei-nen umfassenden Wissenstrans-fer und -austausch steht im Mit-telpunkt der Initiative. Die Über-windung von Sprachbarrieren solldie Entwicklung gemeinsamer Ini-tiativen für Wald und Forstwirt-schaft fördern. Kernpunkte bildeneine internetbasierte Kommunika-tionsplattform zur mehrsprachigen

Bereitstellung von Informationenund Wissen („waldwissen.net“;vgl. Seite 2) und die gemeinsameEntwicklung und Durchführungtransnationaler Bildungs- und Be-ratungsangebote.

Mit der nutzerorientierten Auf-arbeitung von aktuellem Wissensollen effizientere Formen der In-formationsdarstellung gewählt undneue Wege der Wissensvermitt-lung in der Forstwirtschaft einge-führt werden. Das Angebot an Wis-sen und die Gestaltung desTransfers sollen dabei in enger Zu-sammenarbeit zwischen forstli-cher Forschung und Anwenderseitegestaltet werden. Die Nutzergrup-pen, zu denen Waldbesitzer, Ver-waltungsangehörige, forstlicheSachverständige und weitere In-teressierte gezählt werden können,werden somit direkt am Aufbaudes Angebots beteiligt (bottom-up-Ansatz).

Durch die Beteiligung aller Al-penländer am „KnowForAlp“-Pro-

KnowForAlp - Internationales Netzwerk für Wald- undForstwirtschaft

von Roderich von Detten

Der Alpenraum mit den am Netzwerk beteiligten Institutionen

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Seite 51/2005

jekt (vgl. Kasten rechts) umfasstder Wissenstransfer und -aus-tausch den gesamten Alpenraum.Zudem sind zahlreiche institutio-nelle Ebenen (Verwaltungen, For-schungseinrichtungen, Waldbesit-zerverbände und berufsstän-dische Vereinigungen) als Projekt-partner vertreten und ermöglicheneine effiziente Umsetzung der Pro-jektziele. Die Beteiligung von 19Institutionen aus 7 Ländern doku-mentiert die Notwendigkeit undBedeutung des Projektes für dieForstwirtschaft: Eine derart umfas-sende Zusammenarbeit, mit derletztlich alle potenziellen Nutzer imBereich des Waldökosystemma-nagements im Alpen- und Voral-penraum erreicht werden können,ist in dieser Form neu.

Innovative Maßnahmen imRahmen der Initiative

Die Zusammenarbeit der be-teiligten Partner zur Entwicklungund Gestaltung innovativer Maß-nahmen und Instrumente zumtransnationalen Wissenstransfergeschieht in mehreren Arbeitsbe-reichen und basiert auf:

einer genauen Analyse desbisherigen Wissenstransfers,

der Auswertung erfolgrei-cher Initiativen und Strategienmit Fokus auf Beispielen er-folgreicher Transfermaßnah-men,

Bedarfserhebungen zur Er-mittlung der Nutzeranforderun-gen (Befragungen und Work-shops) sowie der Zusammen-führung, Harmonisierung undVerbesserung bestehenderMaßnahmen,

dem Aufbau einer gemein-samen, mehrsprachigen, inter-netbasierten Informationsplatt-form, welche die Bündelungund Bereitstellung des vorhan-denen forstlichen Handlungs-wissens ermöglicht und alszentraler Anlaufpunkt dient(„waldwissen.net“),

von Praktikern und For-schern aus allen Alpenländerngemeinsam entwickelten Pilot-angeboten für die Aus- undFortbildung (Workshops, Schu-lungen, Konferenzen, Aus-tauschprogramme), die alleBeteiligten zusammenbringenund den notwendigen Erfah-rungsaustausch über Länder-grenzen hinweg gewährleisten.

Regelmäßige Zusammenkünf-te der beteiligten Partnerinstitutio-nen sollen den Erfolg der Initiativesicherstellen und einen hohen Qua-litätsstandard garantieren .

Nutzen und Erwartungen

„KnowForAlp“ erwartet vomländerübergreifenden Austauschvon Fach- und Erfahrungswissenzwischen Forschung, Praxis undVerwaltung deutliche Synergieef-fekte bei der Bewältigung länder-übergreifender Aufgaben und Pro-bleme, so zum Beispiel bei derBewältigung von Naturkatastro-phen, Initiativen im Umwelt- undNaturschutz, der Vermarktung vonforstlichen Leistungen und beimKlimawandel. Es liegt im Interes-se der Initiatoren, mit den vielfälti-gen Maßnahmen und Initiativen von„KnowForAlp“ die Wissensbasisvon forstlichen Entscheidungsträ-gern zu verbessern und praxisna-he Hilfestellungen zu geben. Es istdas Ziel aller beteiligten Institutio-nen, auf diese Weise langfristig zueiner Stärkung der Selbständigkeitund der Problemlösungskompe-tenz von forstlichen Fachleuten bei-zutragen und damit die Leistungs-fähigkeit von Forstbetrieben zuerhöhen. Das Projekt soll und kanndaher eine wichtigen Beitrag für dieStrukturförderung der Forstwirt-schaft in den Regionen leisten.

Dr. Roderich von DettenFVA, DirektionTel.: (07 61) 40 18 – 2 [email protected]

Partnernetzwerk„KnowForAlp“

Deutschland

FVA Bad.-Württ. (Lead Partner)Forstkammer Baden-Württemb.Forstverein Baden-WürttembergLandesforstverwaltung Baden-WürttembergBayer. StaatsforstverwaltungBayer Waldbesitzerverband e.V.Bayerische Landesanstalt fürWald und Forstwirtschaft (LWF)

France

Cemagref Ecosystèmes et Pay-sages de Montagne

Italia

Istituto Sperimentale perl’Assestamento Forestale e perl’Alpicoltura

Liechtenstein

Amt für Wald, Natur und Land-schaft

Österreich

Bundesforschungs- und Ausbil-dungszentrum für Wald, Natur-gefahren und Landschaft (BFW )Präsidentenkonferenz der Land-wirtschaftskammern ÖsterreichÖsterr. Bundesforste AG

Schweiz

Eidg. Forschungsanstalt Wald,Schnee & Landschaft (WSL)Schweizerischer ForstvereinVerband Waldwirtschaft SchweizSilviva

Slowenia

Gozdarski institut SlovenijeSlovenia Forest Service, CentralUnit

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Seite 6 FVA-einBLICK

Rindenbrüter an Buche nach der Trockenheit 2003

von Horst Delb

Nach der extremen Trockenheitund Hitze in Verbindung mit hoherSonneneinstrahlung während derVegetationsperiode 2003 wirdvielerorts ein an stehenden Rot-buchen selten beobachteter Be-fall durch rindenbrütende Käferfestgestellt (Karte). Wesentlichbeteiligt sind der Kleine Buchen-borkenkäfer (Taphrorychus bicolorHrbst.) und der Buchenprachtkä-fer (Agrilus viridis L.). Der Befallzeigt sich oft an Bestandesrän-dern, die meist durch Sturm ent-standen sind. Während der Befalldurch Buchenborkenkäfer bereitsim Herbst 2003 häufig beobachtetwurde, zeichnet sich der Buchen-prachtkäfer-Befall erst seit 2004deutlich ab.

Kleiner Buchenborkenkäfer

Der Befall durch den KleinenBuchenborkenkäfer zeigt sich aufder Rinde anhand zahlreicherSchleimflussflecken um die Ein-bohrlöcher, die einen Durchmes-

ser von etwa 1 mmaufweisen. Die Fle-cken sind so groß wie1- oder 2-Cent-Mün-zen und gleichmäßigüber den Stamm ver-teilt (Abb. 1). Die zuBefallsbeginn im Brut-bild unter der Rindeanzutreffenden fünf bisacht Muttergänge sindunregelmäßig ange-ordnet und bilden ofteine Sternform (Abb.2), während die Lar-vengänge sich späteroft überkreuzen.

Der Kleine Buchen-borkenkäfer weist einegroße ökologische Va-lenz auf, da er sowohl

in angetrocknetem als auch in fri-schem Holz brütet. Er befällt ste-hende Buchen, wenn sie ge-schwächt sind. Bei Massenver-mehrungen bohrt er sich auch ingesunde Buchen ein. Diese kön-nen allerdings den ersten Anflugdurch erhöhten Saftfluss, der alskleine Schleimflussflecken sicht-bar ist, abwehren und überwallen.Während einer Massenvermehrungin Folge des Trockenjahrs 1976richtete der Käfer in Hessen be-

deutende Schäden an. Jedochkann er ohne eine erhöhte Dispo-sition der Buchen, wie sie aktuellgegeben ist, keine forstwirtschaft-liche Bedeutung erlangen. In die-sen Fällen brütet er vorzugsweisein absterbenden Ästen und gefäll-ten Stämmen.

Buchenprachtkäfer

Der Befall zeigt sich auf derRinde anhand von Schleimfluss-flecken (Abb. 3) und querovalenAusfluglöchern. In und unter derRinde schlängeln sich die immerbreiter werdenden und mit festge-presstem Bohrmehl weitgehendgefüllten Larvenfraßgänge (Abb. 4).

Der Buchenprachtkäfer trittnach Trocken- und Hitzejahren inMassenvermehrungen auf, dadann die Bestände auf großer Flä-che geschwächt sind. Um 1950kam es in Mitteleuropa zu einerausgedehnten Massenvermeh-rung, ausgelöst durch die Trocken-jahre 1945, 1947 und 1949. Betrof-fen waren hauptsächlich Alt-buchen. Nach den damaligen Er-fahrungen sind Buchen auf flach-gründigen Standorten, an unter-sonnten Rändern, südexponierten

Buchenborken- und/oder Buchenprachtkäferbefall

Abb. 1: Schleimflussflecken

Abb. 2: Brutbild in Sternform

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Seite 71/2005

Steilhängen und Kuppen aufgrundvon Trockenheit besonders dispo-niert. Verlichtungen infolge vonSturm oder starken Nutzungen inälteren Beständen fördern denBefall.

Prognose und Maßnahmen

Die in der Krone (Abb. 5) wäh-rend der Vegetationsperiode äußer-lich sichtbaren Anzeichen für eineDisposition oder den Beginn einesRindenbrüterbefalls sind vorzeiti-ges Verfärben des Laubes mit an-schließendem Laubfall, Verdorrenund Absterben einzelner Kronen-teile, schüttere Belaubung undKleinblättrigkeit.

Auf der Rinde kann ein Befalldurch Rindenbrüter bei sorgfälti-gen Kontrollen anhand von Eige-legen (nur Prachtkäfer), Einbohrlö-chern und braunem Bohrmehl (nurBorkenkäfer), Schleimflussflecken

bzw. Nassstellen, Ausbohrlöchernund Spechteinschlägen festge-stellt werden.

Um einer Holzentwertung zuvor-zukommen, sollten stark befalle-ne Buchen rechtzeitig genutzt wer-den. Vermutlich wird damit gleich-zeitig ein Beitrag zur Eindämmungder Populationsdichte und des Ste-hendbefalls weiterer Buchen ge-leistet. Hierzu werden die Buchen-bestände im Spätsommer nochvor dem Einsetzen der erstenLaubverfärbung auf Vitalitätsver-luste, die sich in der Krone zei-gen, und äußerliche Befallsmerk-male auf der Rinde untersucht.Buchen mit Blattverlusten von über80% (nach den Kriterien der Wald-zustandserhebung), die gleichzei-tig Befallsmerkmale von Rinden-brütern aufweisen, sollten dabeiausgezeichnet werden. In diesenFällen ist die Wahrscheinlichkeit,dass das Holz entwertet wird unddie befallenen Buchen absterben,hoch. Die ausgezeichneten Bu-chen müssen zur Gewährleistungdes Erfolges dieser Maßnahme imanschließenden Winter unbedingteingeschlagen und abgefahrenwerden, noch bevor sich im Fol-gejahr die Holzentwertung fortsetztund der Käferflug wieder einsetzt.Da die ersten Holzbrüter und derKleine Buchenborkenkäfer bereitsfrüh im Jahr schwärmen, mussdas Holz zumindest in den wär-meren Gebieten bis spätestensEnde Februar aus den Buchenwäl-dern gebracht werden.

Abb. 3: Schwarze Schleimflussflecken

Abb. 4: Larvenfraßgänge

Abb. 5: Befall durch Rindenbrüter

Ausblick

Anlässlich des außergewöhnli-chen Befalls nach der extremenWitterung 2003 hat die FVA Baden-Württemberg im Jahr 2004 mitUntersuchungen zu Rindenbrüternan Buche begonnen. Ziel ist es,die vorhandenen Kenntnisse zu er-weitern und damit die Strategie zurBegrenzung des Schadens und zurSicherung der Buchenwälder fürdie Praxis zu optimieren.

Dr. Horst DelbFVA, Abt. WaldschutzTel.: (07 61) 40 18 – 2 [email protected]

10. Mai 2005, FVA, Wonnhaldestr. 4, Freiburg

Statuskolloquium: Menschen für Raufußhühner - Gemeinsame Zieletrotz unterschiedlicher Interessen

Nach einem Überblick über die Bestandesentwicklung im Schwarzwald wer-den aktuelle Ergebnisse der Forschung vermittelt. Da der Verlust geeigneterLebensräume eine Hauptursache des Bestandesrückgangs ist, wird die Er-haltung und Schaffung von Lebensräumen durch die Waldwirtschaft anBeispielen vorgestellt. Das Konfliktfeld Raufußhühner und Tourismus wirdeingehend beleuchtet. Ein Bezug zu jagdlichen Zielsetzungen wird herge-stellt. Weitere Informationen: Tel. (07 61) 40 18 - 0 und www.fva.bw.de.

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Seite 8 FVA-einBLICK

Einschätzung von Phytophthora-Infektionen im Wald

von Berthold Metzler

Bis vor wenigen Jahrzehntenwar P. cactorum, Erreger der Keim-lingsfäule an Buche, fast als ein-zige forstlich relevante Phytophtho-ra-Art bekannt. Durch dasweiträumige Verbringen vonBaumschulpflanzen sind neue Ar-ten bei uns eingewandert. Auchhaben verbesserte Untersu-chungsmethoden zur Entdeckungbisher unbekannter Arten geführt.

Viele Phytophthora-Arten sindaggressive Pflanzenparasiten undkönnen sich gut auf wasserbeein-flussten Standorten ausbreiten, dasie aktiv schwimmende Zoospo-ren produzieren. Dies und auchmolekularbiologische Eigenschaf-

ten zeigen, dass sie von Algen ab-stammen, obwohl sie als „Pilze“bezeichnet werden.

Die Erlen-Phytophthora (P. alni)ist Mitte der 90er Jahre zunächstin England und später auch inDeutschland entdeckt worden.Mehrfach wurde gezeigt, dass sichdiese Art von gepflanzten Erlen aufbenachbarte Altbestände ausbrei-tet und dort zum Absterben führt.

Schäden an wasserbeeinfluss-ten Standorten traten bei uns anBuche durch P. cambivora und anEsskastanie durch P. cinnamomiauf. Letztere Art ist in wärmerenLändern sehr gefürchtet. Es wirdbefürchtet, dass sie im Zuge derKlima-Erwärmung auch bei unsgrößeren Schaden verursachenkönnte.

P. ramorum wurde, zunächstals harmlos betrachtet, Anfang der90er Jahre in Baumschulen alsspezifischer Krankheitserreger anRhododendren und einer Vibur-num-Art entdeckt. Seit bekanntwurde, dass diese Art im Westender USA das „Plötzliche Eichen-sterben“ mit einer jährlichen Mor-talitätsrate von bis zu 10% verur-sacht, wurden in der EU strikteQuarantänebestimmungen einge-führt.

Vor allem Buchen und Eichenwerden als gefährdet angesehen.Diese Art bildet Sporen, die mit derLuft verbreitet werden können, je-doch ist nicht klar, wie effektiv sieauf den europäischen Wirtspflan-zen dazu in der Lage ist. Jedenfallskonnte sie in der EU bisher nursehr vereinzelt außerhalb vonBaumschulen gefunden werden.Andere Phytophthora-Arten (z.B. P.quercina), die in den letzten Jah-ren neu im Wurzelbereich von Ei-chen gefunden wurden, könnenaufgrund ihrer Verbreitung als au-

tochthone Arten betrachtet wer-den. Im Gesamtkomplex der Ei-chenschädlinge und -pathogenedürften sie nur eine begrenzte Rol-le am ehesten auf kalkhaltigenBöden spielen.

Viele Waldböden unterdrückendie Infektion durch Phytophthora-Arten: Die natürliche Bodenversau-erung ist eine Ursache dieser Sup-pressivität. Ferner sind die Fein-wurzeln der meisten Waldbäumemit einer schützenden Ektomykor-rhiza ausgestattet und beherber-gen weitere antagonistische Rhi-zosphärenpilze. Diese Faktorenverlieren jedoch ihre Wirkung aufStandorten mit Stauwassereinflusssowie gegenüber Phytophthora-Ar-ten, die ihre Sporen mit der Luftverbreiten und direkt die Blätterinfizieren.

Dr. Berthold MetzlerFVA, Abt. WaldschutzTel.: (07 61) 40 18 – 1 [email protected]

P. alni an ErleAktiv schwimmende Zoosporen

Stammfußnekrosen an Erle

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Seite 91/2005

Erste Fachbeiträge Wald für Pilot-PEPL ausgeschrieben

von Andreas Sippel

Baden-Württemberg hat in denvergangenen Jahren rund 25% derWaldfläche als Natura 2000-Ge-biete an die EU gemeldet. Die Si-cherung dieser Flächen soll nichtüber Schutzgebietsausweisungen,sondern vorrangig über freiwilligeVereinbarungen erreicht werden.Grundlage sind die Pflege- undEntwicklungspläne (PEPL), die inden kommenden Jahren für 260FFH- und 73 Vogelschutzgebieteerstellt werden sollen.

Für deren Erstellung wurdezwischen den Verwaltungen eineAufgabenteilung vereinbart: Für dieLeitung des Gesamtverfahrensund die Kartierung des Offenlan-des sind die Referate 56 bei denRegierungspräsidien (ehem. Be-zirksstellen für Naturschutz) zu-ständig, für den Wald die Landes-forstverwaltung. Im Rahmen einesFachbeitrags Wald sollen alle vor-kommenden Arten und Lebens-raumtypen erfasst, beschriebenund bewertet werden. Darauf bauteine Ziel- und eine Maßnahmen-planung auf. Diese Arbeiten sol-len im Rahmen von Werkverträgenvergeben werden. Das Ministeri-um für Ernährung und LändlichenRaum hat die FVA beauftragt, füracht FFH-Gebiete die Arbeiten öf-fentlich auszuschreiben.

In jedem Regierungsbezirk wur-de ein größeres FFH-Gebiet mitlängerer Laufzeit und ein kleineresmit entsprechend verkürztem Be-arbeitungszeitraum ausgewählt.Die räumliche Verteilung der Ge-biete sollte alle wichtigen Natur-räume abdecken. Der Waldanteilin den ausgewählten Gebieten istüberwiegend sehr hoch, so dassdie zu bearbeitende Gesamtwald-fläche rund 24.000 ha beträgt.

Neben der Erfassung und Be-wertung der Waldlebensraumty-

pen mit Schwerpunkt bei den Bu-chenwäldern dürfte v.a. die Kar-tierung der geschützten Arten einebesondere Herausforderung dar-stellen. So müssen z.B. im Hardt-wald Heldbock, Bechsteinfleder-maus und Grünes Besenmoosbearbeitet werden. Am Albtraufkommen Alpenbock und Frauen-schuh hinzu, relevante Vogelartenin den Vogelschutzgebieten sindu.a. Auer- und Haselhuhn,Schwarzspecht und Raufußkauz.

In der nun beginnenden Phaseder Pilot-PEPL sollen Erfahrungenmit dem Vergabeverfahren und denKartiermethoden gesammelt wer-den. Auch Fragen der behörden-übergreifenden Zusammenarbeit,und der Öffentlichkeitsarbeit spie-len eine große Rolle. Bevor das Re-gelverfahren ab 2006 in die Um-

setzung geht, sollen die gewonne-nen Erkenntnisse in das PEPL-Handbuch eingearbeitet werden.

Die Erarbeitung der Pilot-PEPLstellt für alle Beteiligten eine gro-ße Herausforderung dar. Es gilt,eine hohe Kartierqualität zu ge-währleisten und einen möglichstintensiven Kontakt zu Waldbesit-zern, Verbänden, Kommunen undder Forstverwaltung vor Ort auf-zubauen. Ferner müssen die Forst-direktionen eingebunden und dieZusammenarbeit mit der Natur-schutzverwaltung gefestigt wer-den.

Andreas SippelFVA, Abt. LandespflegeTel.: (07 61) 40 18 – 1 [email protected]

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Seite 10 FVA-einBLICK

Die Rosskastanie – Baum des Jahres 2005

von Manuel Karopka

„Ein Igel ist auf einem BlattDas wie die Hand fünf Finger hatAuf einem BaumDu glaubst es kaum

Der kleine Igel Stachelspitzfiel auf den Kopf vom kleinen Fritzvon seiner Mützein die Pfütze

Da war es mit dem Igel ausEr platzte - und was kam heraus?mit einem Hopsein brauner Mops“

Mit diesem Rätsel von JosefGuggenmos wird der Baum desJahres beschrieben. Bei dem ho-hen Bekanntheitsgrad verwundertes fast, dass der Rosskastanieerst jetzt die „Ehre“, Baum desJahres zu sein, zugestanden wird.

Die Rosskastanie, Aesculushippocastanum, hat in Südosteur-opa (südlicher Balkan, Südjugos-lawien, Albanien, Nordgriechen-land, Ostbulgarien und Kleinasien)ihr natürliches Verbreitungsgebiet.Zu uns nach Mitteleuropa kam dieRosskastanie erst im 16. Jahrhun-dert aus Kleinasien. Vor der letz-ten Eiszeit war sie in ganz Mittele-uropa natürlich verbreitet, wurdeaber durch den Frost fast vollstän-dig verdrängt. Aufgrund ihrerschweren Früchte ist es der Ross-

kastanie nicht gelungen, sich auseigener Kraft wieder auf ihren ur-sprünglichen Standorten anzusie-deln. Die natürliche Ausbreitungzurück nach Mitteleuropa wirdauch durch trockene Gebiete be-hindert, in denen die Rosskasta-nie nicht konkurrenzfähig ist.

Zur Gattung Aesculus gehörenweltweit ca. 24 Arten mit Verbrei-tungsschwerpunkten in Nordame-rika, Ostasien und Indien. Erwähntwerden sollte an dieser Stelle auch,dass die Rosskastanie nicht mitder Esskastanie, Castanea sativa,verwandt ist. Trotz optischer Ähn-lichkeit bei Frucht und Schale ge-hört diese zur Familie der Fa-gaceae (Buchengewächse) und istdamit den Buchen und Eichen nä-her verwandt.

Wuchs und Habitus

Rosskastanien erreichen imWaldverband in ihrem natürlichenVerbreitungsgebiet Höhen von 30bis 35 m. In Mitteleuropa stehensie oft im Freistand und erreichenbei einem breiten, ausladenden,oft knorrig wirkenden Wuchs 25 bis30 m Höhe. Die Krone setzt tief anund die meisten Stämme zeigendeutlichen Rechts-Drehwuchs.

Die Bäume ha-ben große handför-mig geteilte Blättermit 5 bis 7 gegen-ständigen, einfachoder doppelt gesäg-ten Einzelblättern.Rosskastanien blü-hen im Mai am mehr-jährigen Holz mit gro-ßen weiß-gelbgefleckten Blüten,die in 20 bis 30 cmlangen aufrechtenRispen angeordnet

sind. Eine Rispe kann aus bis zu100 Einzelblüten bestehen. Ross-kastanien sind eine begehrte Bie-nenweide. Die gelbe Farbe zeigtInsekten den reichen Gehalt anNektar an. Nektarleere Blüten be-kommen einen roten Farbstich undwerden durch dieses Signal nichtmehr von Insekten angeflogen. Ausden Blüten entwickeln sich die sta-cheligen Früchte, die im Herbst diecharakteristischen Samenkerne,ein bis zwei Kastanien, hervorbrin-gen.

Typisch sind aber nicht nurBlätter, Blüten und Früchte, son-dern auch die dicken, klebrig-brau-nen Winterknospen, die eine Län-ge von 20 bis 35 mm, bei einemDurchmesser von bis zu 15 mmerreichen. Rosskastanien könnendamit auch im unbelaubten Zu-stand eindeutig erkannt werden.

Standort und Verwendung

Rosskastanien bevorzugen tief-gründige, nährstoffreiche, frischebis feuchte Böden auf sonnigenbis halbschattigen Standorten. Al-kalische wie auch leicht saureBöden sind möglich. Bodenver-dichtung vertragen sie nicht.

Durch ihre stattliche Erschei-nung und Blütenpracht werdenRosskastanien bevorzugt in Parksund im öffentlichen Grün ange-pflanzt. Durch die breit ausladen-de Krone und die großen Blätterhaben sie eine angenehm schat-tenspendende Wirkung und wur-den schon früh für die Beschat-tung von Bierkellern und Lagernverwendet. Später kam dann derAusschank bei den Bierkellern inMode und es entwickelte sichdaraus die Kultur der Biergärten,mit der die Rosskastanie untrenn-bar verbunden ist.Biergarten vor Laubaustrieb

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Die großen und schwerenFrüchte, der meisten Kinder Freud’,sind einer anderen Klientel Leid:Den Autobesitzern verursachen siedurch Herabfallen Lackschäden.Aus diesem Grund werden im Ver-kehrsbereich bevorzugt fruchtloseSelektionen wie Aesculus hippo-castanum ‘Baumannii’ (gefülltweißblühend) und A. carnea ‘Bri-otii’ (rotblühend) verwendet.

Nutzen

Die Kastanien sind sehr stär-ke- und saponinhaltig. Der Inhalts-stoff Saponin hat eine abschwel-lende Wirkung und wird als Basisfür die Herstellung von Medika-menten gegen Gefäßerkrankungenverwendet. In Kriegszeiten wurdendaraus auch Seifen hergestellt.Heute kommt die Beliebtheit derBaumart nicht zuletzt von denSammelaktionen der Kinder undSchulklassen für die Wildfütterung.

Das Holz hat eine gelbliche bisschwach rötliche Färbung. Es hatein leichtes bis mittleres Gewicht(500 bis 600 kg/m³), ist gut zu be-arbeiten, leicht spaltbar, schwin-det wenig und wird für Schnitzar-beiten sowie für den Bau leichtererMöbel und Kisten verwendet. Daes wenig dauerhaft ist und nur einegeringe Festigkeit und Elastizitäthat, ist es als Bauholz ungeeignet.Insgesamt spielt die Rosskasta-nie als Wirtschaftsbaumart keineRolle. Daher ist sie bei uns inDeutschland auch nur selten imWaldverband zu finden.

Kastanien-Miniermotte

Da die Rosskastanie keine ein-heimische Baumart ist, sind auchdie meisten heimischen Insekten-arten nicht auf sie spezialisiert. Bisvor einigen Jahren galt die Ross-kastanie daher als robuste, kaumkrankheits- und schädlingsanfäl-lige Baumart. Das hat sich in denletzten Jahren drastisch geändert.1993 wurden im Raum Passauerstmals in Deutschland Bäumevon der Rosskastanien-Miniermot-te (Cameraria ohridella) befallen.Die 3 bis 4 mm große Motte wur-de in den achtziger Jahren in Ma-zedonien nachgewiesen und brei-tet sich seitdem stetig nachMitteleuropa aus. Mittlerweile istsie in ganz Deutschland verbrei-tet. Eine Motte legt zur Blütezeitbis zu 100 Eier auf den Blätternab. Die geschlüpften Larven boh-ren sich sofort in die Blätter einund fressen Gänge in das Paren-chymgewebe. In den folgendenWochen werden immer größereBereiche zwischen Blattober- und-unterseite gefressen. Nach eini-gen Wochen Fraßaktivität verpup-pen sich die Raupen in den Blatt-minen. Die befallenen Blätterwelken, stellen die Fotosyntheseein und fallen schon im Hochsom-mer ab. Vor allem junge Bäumewerden dadurch geschwächt undstellen ihr Triebwachstum ein. Obeine Kastanie einen mehrjährigenBefall überstehen kann, bleibtnoch abzuwarten.

Die Larven überwintern im ab-gefallenen Laub. ZugelassenePflanzenschutzmittel gibt es zurZeit nicht. Auch natürliche Feindesind bisher nicht bekannt. Die wir-

kungsvollste Bekämpfung ist einegründliche Entfernung des abge-fallenen Laubs und anschließen-des Verbrennen oder Kompostie-ren. Auch ein langer, starker Frostwäre geeignet, die Population zureduzieren. Übrigens befällt dieMotte fast ausschließlich weißblü-hende Rosskastanien.

Auch wenn die Rosskastaniestreng genommen eine fremdlän-dische Baumart ist, gehört siedoch unverzichtbar in unser Stadt-und Landschaftsbild. Wir sind mitihr seit fast 450 Jahren kulturellverbunden und sie ist nicht mehrwegzudenken. Das sollte Anlassgenug sein, trotz des Miniermot-tenproblems Rosskastanien auchzukünftig zu pflanzen und ihnenweiterhin einen Platz in unseremLebensraum zu sichern.

Manuel KaropkaFVA, Abt. WaldökologieTel.: (07 61) 40 18 – 1 [email protected]

Impressum

Herausgeber:Der Direktor der Forstlichen Versuchs-und Forschungsanstalt Baden-Württem-berg, Prof. Konstantin Frhr. von Teuffel

Adresse:Wonnhaldestr. 4, D-79100 FreiburgTelefon: (07 61) 40 18 – 0

Fax: (07 61) 40 18 – 3 33E-Mail: [email protected]: www.fva-bw.de

Redaktion:Norbert Bär, Thomas Fillbrandt,Marc Hanewinkel, Elli Mindnich,Marco Reimann, Jürgen Schäffer,Bernd Textor, Thomas Weidner

Auflage:2500 Exemplare

Die Redaktion behält sich die sinnwah-rende Kürzung, das Einsetzen von Titelnund Hervorhebungen vor. Die Beiträgemüssen nicht unbedingt die Meinungdes Herausgebers wiedergeben.

Freiburg i. Brsg., April 2005

Aufgehende Knospe

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Seite 12 FVA-einBLICK

Innere Rundholzmerkmale mit Röntgenscanner erkennen

von Bertil Burian und Udo H. Sauter

Die automatisierte Erkennunginnerer Qualitätsparameter ist mitHilfe unterschiedlicher Technologi-en möglich. Neben 3D- und Ka-merasystemen, die von außen aufdie innere Qualität schließen, kön-nen auch Systeme angewandt wer-den, die infolge der Durchstrahlungdes Holzkörpers seine innerenStrukturen ermitteln. Zu letzterenVerfahren zählen Röntgen/Compu-tertomographie, Ultraschall, Mag-netresonanz, Mikrowellen, Radarund Thermographie. An die Be-triebs- und Umgebungsbedingun-gen im Sägewerk (z.B. Produkti-onsgeschwindigkeit, Temperatur-und Feuchtigkeitsbedingungen) istdie Röntgentechnologie am bes-ten angepasst.

Die im Großsägewerk angelie-ferten Kurzholzabschnitte werdenbislang nach ihrer Dimension undAbholzigkeit sowie Krümmung sor-tiert. Der Einsatz von Röntgen-scannern bietet über die Art undVerteilung der inneren Qualitäts-merkmale in Stämmen die Mög-lichkeit, qualitätsdifferenzierter alsbisher vorzusortieren. Gleichzeitigermöglicht der Röntgenscannerschon zu Beginn Aussagen überdie Qualität bzw. Produkteigen-schaften des Schnittholzes.Dadurch kann der Anteil an Aus-schussware reduziert werden,wodurch wiederum Rohstoff-, Ein-schnitts- und Schnittholzsortier-kosten eingespart werden.

In einem vom HolzabsatzfondsBonn geförderten und in der Abt.Waldnutzung der FVA bearbeite-ten Forschungsvorhaben soll dieErkennung und Messung der Jahr-ringbreite an Fichtenrundholzab-schnitten mit einem Röntgenscan-ner weiterentwickelt werden. Zieldes Projektes sind eine Standar-disierung der Jahrringbreitenmes-

sung im Rahmen der Werksver-messung und die Nutzung einesweiteren Wertschöpfungspotenti-als im Sägewerk. Seit Mitte 2003werden Versuche durchgeführt, umdie maschinelle Jahrringbreiten-messung zu kalibrieren und dieRundholzvorsortierung zu optimie-ren.

Die verwendeten Rundholzkol-lektive bestehen aus 3 bis 6 m lan-gen und 10 bis 50 cm o.R. star-ken Fichtenrundholzabschnittenmit Jahrringbreiten von 1 bis 8 mmund repräsentieren damit die in derPraxis relevanten Merkmalsaus-prägungen.

In einem ersten Versuch mit 19Abschnitten ist den Fragen nach-gegangen worden, ob eine maschi-nelle Jahrringbreitenmessung un-ter den im Sägewerk gegebenenProduktionsbedingungen möglichist und wie präzise diese erfolgt.

Zwischen den manuellen undmaschinellen Messwerten konnteeine relativ enge Korrelation (R² =0,7) festgestellt werden. Eine aufden Jahrringbreitenmesswertenberuhende Rundholzvorsortierungin zwei Kollektive (z.B. Jahrring-breite < oder >= xx mm) je Ein-schnittssortiment führt in Abhän-gigkeit des gewähltenSortiergrenzwertes zu zufrieden-stellenden Ergebnissen. So wer-den beispielsweise über 80% al-ler Rundholzabschnitte der jeweilsrichtigen Rundholzbox zugeordnet,wenn eine Rundholzvorsortierungauf Basis der maschinellen Mess-werte in Kollektive < 4 mm oder>= 4 mm Jahrringbreite erfolgt.

Betrachtet man die maschinelleJahrringbreitenmessung hinsicht-lich ihrer Messgenauigkeit, so istfestzustellen, dass bei schwachdimensionierten (< 25 cm o.R.) undstarken (> 40 cm o.R.) Fichtenab-

schnitten größere Messdifferenzen(± >= 1 mm) zwischen den manu-ellen und maschinellen Jahrring-breitenmesswerten auftreten alsbei Stämmen mittleren Durchmes-sers. Derzeit wird der Ursache derMessabweichung bei den geringenDimensionen nachgegangen. Hin-gegen ist die Messdifferenz beistarken Abschnitten mit der zu ge-ringen Strahlungsintensität dieserVersuchsanlage zu erklären.

Ebenfalls lässt sich ein Zusam-menhang zwischen der Jahrring-breitendifferenz und dem Vorkom-men von Druckholz feststellen, derjedoch durch weitere Untersu-chungen noch abgesichert werdenmuss.

Im Jahr 2005 sind weitere Pra-xisversuche vorgesehen, um dieKalibrierung der Jahrringbreiten-messung abzuschließen. Des Wei-teren ist ein Einschnittsversuch imSägewerk vorgesehen, bei dem dieam Rundholz ermittelte Jahrring-breite am Schnittholzprodukt über-prüft werden soll.

Bertil BurianFVA, Abt. WaldnutzungTel.: (07 61) 40 18 – 2 [email protected]

Röntgenbild eines Fichtenstammes