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Für Sie kostenlos zum Mitnehmen AUSBLICK Eine Arbeitsgemeinschaft der 25. Jahrgang 01.12.2014 4/2014 Nr. 98 www.ausblick-zeitschrift.de

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Für Sie kostenlos zum Mitnehmen

A u s b l i c kEine Arbeitsgemeinschaft der 25. Jahrgang

01.12.2014

4/2014Nr. 98

www.ausblick-zeitschrift.de

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2 Ausblick Nr. 98

I n h a l t / K e n n e n S i e ? / T i t e l b i l d

Kennen Sie ...die Lüner Kaserne?Von Waltraut Peter

Auflösung Seite: 23

Titelseite: Idee und Grafik Peter Wilke

Während der Personalunion des Kurfürstentums Hannovers und späteren Königreich Hannover mit dem britischen Königreich England (1714 – 1837) wird unter König Georg IV 1827 in der Garnisonstadt Lüneburg eine Kaserne für

ein Husaren-Regiment in Auftrag gegeben. Zum Einzug der farbenprächtigen blauen Husaren Ende 1828 reist der Herzog von Cambridge aus England an. Auf der Lüner Bleiche (Namensgebung bezieht sich auf den nördlich der Ilmenau gelegenen damaligen Stadtteil Lüne, heute Lüne- Moorfeld und dem alten Benediktinerkloster) übergibt er dem Kronprinz-Husarenregiment die neu erbaute Lüner Kaserne.

Kavalleriekaserne von Südosten, 1883 Friedrich Gottlieb Müller, kolorierte Bleistiftzeichnung

InhaltKennen Sie ... 2 Editorial 3 Nathan der Weise und die Ringparabel 4 Toleranz lernen – eine schwierige Kunst 5 Papa, was ist eigentlich 6 Preisausschreiben 8 Wer ist für mich ein toleranter Mensch? 8 Kulturraum Bardowick 9 Was ich bei Toleranz denke und empfinde 10 Gesamtkunstwerk mit Distel 11 Im Nachtzug nach Paris 12 Wenn einer eine Reise tut… 13 Nur Geduld im Land der aufgehenden Sonne 14 Toleranz – ein zwiespältiges Gut 16

Eine zweifelhafte Entscheidung 16 Toleranz im Alltag 17 Ein neues Redaktionsmitglied 18 Zufallsbekanntschaft 18 Mein Vorbild für „Nicht-Toleranz“ 19 Aufgeschnappt 21 Baustelle Ehe 21 Sanierung „Roter Hahn“ 22 Auflösung „Kennen Sie ...? 24 Nachsicht 27 Ein Hofwind 28 Buchtipps von Brigitte Hempel 29 Tastenkombinationen in Word 30 Die Tugenden und die Laster 32

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Ausblick Nr. 98 3

E d i t o r i a l

Editorial

Das friedliche und fruchtbare Zusammenleben in Gruppen erfordert ein hohes Maß an Toleranz. Schon, wenn zwei Menschen miteinander auskommen wollen, ist von beiden Seiten Kompromissbereitschaft angesagt. Wir, in unserer Ausblick-Redaktion,

praktizieren Toleranz jeden Montag bei unseren Sitzungen. Selbstverständlich sind wir nicht immer der gleichen Meinung. Unser Team besteht aus sehr unterschiedlichen Menschen aus den verschiedensten Berufen. „Die Ecken anderer zu umrunden ist gelebte Toleranz“, sagt die Autorin Esther Kiepgen. Unsere Diskussionen werden emotional geführt und manchmal leiten sie uns zu weit weg vom Thema. Bisher haben wir immer zu unserer Arbeit zurückgefunden. Spannungen zwischen einzelnen Mitgliedern konnten entweder ausgeräumt werden oder führten zu Veränderungen in unserer Zusammensetzung. Gruppen sind dynamisch und neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer bringen Innovationen und andere Sichtweisen in unsere Gemeinschaft.

Wir wollen erfolgreich weiter arbeiten und haben die Themen für das Jahr 2015 festgelegt.

Nr. Thema Redaktionsschluss erscheint am 99 Natur 19. Januar 02. März100 Zeitreise 13. April 01. Juni101 Eitelkeiten 13. Juli 01. September102 Versöhnung 12. Oktober 01. Dezember

Die 100. Ausgabe werden wir besonders feiern. Aus diesem Anlass laden wir Sie zur Teilnahme an einem Schreibwettbewerb ein. Die Bedingungen finden Sie auf Seite 8

Wir bedanken uns bei unseren Anzeigenkunden und Förderern für ihre Unterstützung.Im Namen aller Redaktionsmitglieder wünsche ich Ihnen ein fröhliches Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr.

Ihre Brigitte Hempel

Gemeinsame Sitzung des Deutschen Bundestages und der französischen Nationalversammlung, Foto: bundesregierung

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4 Ausblick Nr. 98

T h e m a

Nathan der Weise und die Ringparabel Von Maja Schwaak

Neue Synagoge Berlin Foto: Andreas Praefke, Wikimedia Commosn

Die Hauptkirche St. Michaelis, Hamburg Foto: hamburg.de

Die Centrum-Moschee in Hamburg Foto: Staro1, Wikimedia Commons

Die ersten Schlagworte, die mir zum Thema Toleranz einfallen, sind: Lessing, Nathan der Weise und Ringparabel.

Bei einer kleinen Umfrage in meinem Freundeskreis fiel mir allerdings auf, dass viele nur die Begriffe kennen, aber nicht die Inhalte. Dabei ist Lessings Drama „Nathan der Weise“ (1779) eines der wichtigsten Lehrstücke über praktische Toleranz. Ein Wort, das im Jahrhundert der Aufklärung zunehmend an Bedeutung gewann, ja ein Modewort war. Mit dem Einfügen der Geschichte über die drei Ringe als Parabel (gleichnishafte, lehrreiche Erzählung), gelang es Lessing, den Toleranzgedanken anschaulich darzustellen.

Hier zwei kurze Inhaltsangaben:

Zur Zeit des Dritten Kreuzzuges nimmt der Jude Nathan die Christin Recha bei sich auf und zieht sie groß. Ein junger Tempelherr rettet sie Jahre später aus dem brennenden Haus und verliebt sich in sie. Die Aufdeckung ihrer Verwandtschaft, Recha und ihr Retter sind Geschwister, verhindert eine Heirat. Das Stück endet versöhnlich und harmonisch. Die Humanität, die Nathan in seinem Handeln unter Beweis stellt, dient als Anknüpfungspunkt für die Auseinandersetzung mit den thematischen Schwerpunkten »Toleranz« und »Humanität«, um derentwillen Lessing das Stück geschrieben hat. Ganz im Einklang mit seiner Zeit, kleidet er sein Anliegen in ein Gleichnis. In dieser Allegorie geht es um einen Ring, der den jeweiligen Besitzer vor Gott und Mitmenschen angenehm macht. Der Ring wird immer vom Vater an seinen meistgeliebten Sohn vererbt. Schließlich steht ein Vater vor dem Problem, alle drei Söhne gleich zu lieben. Wem soll er den Ring geben? Schließlich lässt er zwei Kopien des Ringes anfertigen, sodass jeder Sohn einen bekommt. Als der Vater stirbt, melden die drei Söhne das Erbe an, denn sie fühlen sich im Besitz des rechten Ringes.

Als sie feststellen, alle drei Eigentümer zu sein, kommt es zum Streit. Sie bitten einen Richter um eine Entscheidung. Doch auch dieser weigert sich ein Urteil zu sprechen und sagt, jeder solle seinen Ring als den »wahren« Ring ansehen, denn dieser spiegele die Liebe des Vaters wieder.

Das Drama »Nathan der Weise« zeigt deutlich den Konflikt der drei großen Weltreligionen. Lessing macht jedoch durch die Figur Nathans bewusst, dass man Toleranz entwickeln und zeigen kann. Jede Religion hat ihre Berechtigung und keine sollte als die einzig Wahre angesehen werden. Vielmehr muss sich die Menschheit bewähren und zeigen, dass sie dem Toleranzgedanken gerecht werden kann. Vor allem die Ringparabel, von Nathan erzählt, sowie auch das Ende des Dramas, zeigen dies deutlich. Alle drei Religionen sind hier in einer Familie vertreten und somit unzertrennlich verbunden.

Quelle: http://www.inhaltsangabe.de/lessing/nathan-der-weise/

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Ausblick Nr. 98 5

T h e m a

Toleranz ist eine schwierige Kunst, ein Balance-Akt zwischen Zustimmung und Ablehnung. Ich erlaube oder

dulde etwas, mit dem ich nicht einverstanden bin. Ich überlege, woran das liegt. Gibt es grundsätzliche Unterschiede zwischen dem anderen und mir? Will ich das aushalten oder möchte ich es lieber ändern?

Toleranz ist nicht gleichbedeutend mit dem Überlaufen zur anderen Seite, aber mit der Bereitschaft, wenigstens gedanklich den Standpunkt des anderen einzunehmen. Toleranz fängt im Kopf an. Ich prüfe, was sich bei mir verändern würde, wenn ich das annehme, was der andere mir sagt. Oder ist das, was ich Toleranz nenne, in Wahrheit nur die Unfähigkeit, eindeutig Ja oder Nein zu sagen und fest dazu zu stehen? Wer tolerant ist, gibt sich nicht zufrieden mit seiner bisherigen Meinung, sondern ist bereit, neue Tatsachen wahrzunehmen und als wichtig anzuerkennen. Er ist auch fähig zur Selbstkritik. Ein guter Lehrer sollte als erste Aufgabe verstehen, seine Schüler zu lehren, auch unbequeme Tatsachen anzuerkennen. In der anschließenden Diskussion sollten die Argumente der Gegner

Toleranz lernen – eine schwierige KunstVon Peter Friedrich

nicht als Karikatur hingestellt werden, um die eigene Meinung umso glänzender leuchten zu lassen. Moderne Menschen sollten Vielfalt zulassen und Widersprüche aushalten. Weil aber Toleranz verlangt, auch das eigentlich Abgelehnte zu dulden, erzeugt sie Ambivalenz, also Zwiespältigkeit. Wer sich selbst aus toleranten oder intoleranten Episoden seines Verhaltens kennengelernt hat, weiß dass Toleranz aus einem überaus störbaren Lernvorgang herrührt, nämlich aus dem Nachdenken über die eigenen gewalttätigen Antriebe, die wir nicht so ohne weiteres zugeben möchten. Die Duldung des eigentlich Abgelehnten weckt keine Freude. Sie bewirkt ein mehr oder weniger widerwilliges Stille halten.

So liegt im Kern der Toleranz eine Zwiespältigkeit. Dies ist eine anspruchsvolle Haltung. Aber sie ist angemessen in der Auseinandersetzung mit der Nichteindeutigkeit komplexer Situationen. Wer tolerant ist, kann dabei den „zweiten Blick“ lernen, der das zunächst nur widerwillig Geduldete auch in seinen Stärken anerkennt. Dann wird aus der bloß äußerlichen Erlaubnis-Toleranz möglicherweise eine Wertschätzungs-Toleranz, wobei nach intensiver Auseinandersetzung das einst Abgelehnte schätzen gelernt wird. Für moderne Menschen ist es wichtig, mit der Zwiespältigkeit leben zu lernen, was allerdings intolerante Ideologien am liebsten vermeiden möchten.

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6 Ausblick Nr. 98

T h e m a

Tahar Ben Jelloun wurde 1944 in Fès, Marokko, geboren. Er studierte Philosophie in Rabat und Psychologie in Paris. Er gilt als der bedeutendste Vertreter der französisch-sprachigen Literatur aus dem Maghreb, sein Werk wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Seit 1971 lebt Ben Jelloun in Paris, er ist verheiratet und Vater von vier Kindern Foto: Ben-Jelloun-arabpress.eu

Der Autor Tahar Ben Jelloun hat ein lesenswertes Buch gegen Diskriminierung und Hass in der Welt verfasst. Es

ist ein Manifest für die Würde des Menschen.

Der Ausblick bringt aus diesem Buch Hinweise auf die Idee der globalen Toleranz, wie sie im 18. Jhdt. schon Lessing in seinem „Nathan der Weise“ zum Ausdruck bringt, worin er die Bibel, den Koran und die Thora als gleichwertig verteidigt.

Helmut Schmidt hat in seiner Einleitung zu seinem Spätwerk:

„Religion in der Verantwortung“ Gefährdungen des Friedens im Zeitalter der Globalisierung (Ullstein, Hamburg, 2011) die Achtung der Menschenwürde als höchsten Wert anerkannt. „Ohne die Achtung der Würde des Anderen und seiner Rechte kann es weder Gerechtigkeit noch Frieden geben.“ (Einleitung S. 22) Nun zum Gespräch zwischen Vater und 10jähriger Tochter:

„Papa, was ist Rassismus?“

„Rassismus – ist ein verbreitetes Verhalten, das mehr oder we-niger in jedem Land vorkommt und das darin besteht, anderen zu misstrauen, und zwar nicht, weil sie uns etwas Schlimmes angetan hätten, sonder einzig und allein, weil sie anders ausse-hen oder aus einer anderen Kultur kommen als wir.“

Papa, was ist eigentlich

„Wenn dieses Misstrauen auf der ganzen Welt vorkommt, ist dann jeder ein Rassist?“

„Nein, nur weil du einem Fremden misstraust, bist du noch kein Rassist. Dein anfängliches Misstrauen ist ein natürlicher Schutzinstinkt. Zum Rassisten wirst du erst, wenn du den Fremden für weniger Wert hältst als dich selber.“

„Glaubst du, ich könnte so werden?“

„Das hängt von deiner Erziehung ab. Niemand ist von Natur aus fremdenfeindlich, doch wenn man dir einredet, dass weißhäutige Menschen schwarzhäutigen überlegen seien, so könnte daraus folgen, dass Menschen mit weißer Haut grundsätzlich intelligenter als andersfarbige Menschen sind. Ein Fremdenfeind kann sich z. B. weigern, einem ausländischen Studenten ein Zimmer zu vermieten und gleichzeitig mit Vorliebe chinesisch essen gehen.

„Papa, warum haben wir Kultur und was lehrt sie uns?“

„Kultur lehrt uns, friedlich mit anderen Menschen zusammenzuleben. Das bedeutet, dass andere Lebensweisen und Traditionen genau so viel wert sind wie unsere eigenen. Leider haben wir Vorurteile. Das bedeutet, andere zu beurteilen, ohne sie zu kennen. So kann es kommen, dass wir uns vor dem Fremden ängstigen. Mit dem Rassismus oder der Religion stacheln wir andere dazu auf, einander zu hassen und zu bekämpfen. Unsere Nachbarn im Hause haben uns lange misstraut, bis wir sie eines Abends zum Couscousessen eingeladen haben. Dabei haben sie gemerkt, dass wir leben wie sie. Das gemeinsame Abendessen hat das Misstrauen verjagt, das heißt, wir fühlen uns seitdem wohl miteinander. Solche Geselligkeiten sind eine gute Idee, man lernt sich kennen, redet miteinander und stellt fest, dass wir oft gleiche Sorgen haben. Das könnte den Rassismus und die Ausländerfeindlichkeit zurückdrängen. Wenn wir uns mit anderen befassen, lernen wir auch uns selbst besser kennen.“

„Papa, können unsere Vorurteile zu einem Krieg führen?“

„Zweifellos, doch Kriege können auch andere Ursachen haben; oft geht es dabei um Geld und Macht.“

„Papa, was können wir dagegen tun?“

„Lernen. Uns bilden. Nachdenken. Zu verstehen versuchen. Auf alles Menschliche neugierig sein. Unsere Vorurteile hinterfragen.“

ein Fremder und was ein Rassist?Gespräch mit meiner französisch-marokkanischen Tochter Mérièm

Von Hermann Hummel-Liljegren (in Auszügen von Jellouns Werk)

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Ausblick Nr. 98 7

T h e m a

„Was meinst du damit?“

„Ich meine, wir müssen versuchen, die anderen kennenzulernen, bevor wir sie ablehnen. Manche Menschen versuchen, die Wissenschaft zur Rechtfertigung ihres schlechten Verhaltens zu benutzen, um andere zu diskriminieren.“

„Was heißt denn das nun wieder?“

„Diskriminieren bedeutet, eine bestimmte Gruppe schlechter als andere zu behandeln. Wenn, wie in den USA lange der Fall, schwarze Schüler in eigenen Klassen unterrichtet wurden, weil sie angeblich dümmer als die weißen seien, dann würde man schwarze Schüler diskriminieren. Im Jahre 1516 hat die Stadt Venedig bestimmt, dass die Juden auf einer benachbarten Insel leben mussten. Dieses Ghetto war eine Art von Gefängnis und das ist in jedem Fall eine Diskriminierung. Es gibt keine unterschiedlichen Rassen, sondern nur eine Menschheit. Ich schlage vor, du benutzt das Wort Rasse überhaupt nicht mehr. Alle Männer und Frauen der Erde haben rotes Blut in den Adern, egal, welche Hautfarbe sie besitzen.“

„Was ist ein Rassist?“

„Ein Rassist ist jemand, der sich anderen überlegen fühlt und behauptet: „Meine Rasse ist edel und gut, die anderen sind hässlich und böse.“ Im 18. und 19. Jhdt. listete der Historiker Ernest Renan Menschengruppen auf, die er als minderwertige Rassen betrachtete: die afrikanischen Schwarzen, die Aborigines und die Indianer. Für ihn verhielt sich der Schwarze zum Menschen, wie der Esel zum Pferd. Wir wissen heute, dass dies alles ein Irrglaube war, z. B. bestehen zwischen einem Chinesen und einem Franzosen mehr soziokulturelle als genetische Unterschiede.“

„Was sind soziokulturelle Unterschiede?“

„Soziokulturelle Unterschiede sind solche, die die Lebensformen einer Gruppe von anderen unterscheiden. Jede Gruppe hat ihre eigenen Traditionen und Bräuche.“

„Und was sind genetische Unterschiede?“

„Die werden bestimmt durch unsere Gene. Die Gene sind Träger von Erbin-formationen in uns, die bestimmen, wel-che Eigenschaften weitervererbt werden. Das Besondere an einem Menschen ist, dass er eine Identität hat, die nur ihn selbst definiert. Jeder ist einzig und da-mit unersetzlich. Und deshalb ist jedes Gesicht ein einmaliges unnachahmli-ches Wunder.“

„Auch meines?“

„Aber sicher. So gibt es in der Welt auch keine zwei Fingerabdrücke, die genau gleich sind. Genau in dieser Unterschiedlichkeit liegt der Reichtum der Menschheit.

Nicht die Religionen sind fremdenfeindlich, sondern die Gräuel, die einige im Namen ihrer Religion verüben. So erklärte z. B. im Jahre 1095 Papst Urban II. den Kreuzzug gegen die ungläubigen Moslems. Der Krieg nannte sich Kreuzzug, mit dem Kreuz als Symbol der Christen gegen den Halbmond, das Symbol des Islam.“

Mit dieser Kostprobe über unser mitmenschliches Zusammenleben möchte ich in meinem Beitrag einen Bogen schlagen. Grausame Kreuzzüge früher, die Terrormiliz Islamischer Staat (ISIS) heute, die Vergasungen der Juden durch Hitler. Ein Leben in Toleranz und Humanität, in Fairness und Mitmenschlichkeit zu leben und dies einer 10jährigen Tochter, ja allen unseren Kindern und Enkeln zu erklären, lohnt die Mühe allemal.

Dem Autor Tahar Ben Jelloun sei gedankt. Zu Recht erhielt er für die Pariser Originalausgabe von 1998 “La racisme expliqué à ma fille“ den Global Tolerance Award.

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T h e m a / I n f o r m a t i o n

Liebe Leserinnen und Leser!

100 Ausgaben unserer Zeitschrift Ausblick sind etwas Besonderes. Unter dem Motto „Zeitreise“ erscheint Heft 100 am 28. Mai 2015.Wir wollen Sie animieren, zu diesem Thema etwas zu schreiben. Der Beitrag sollte nicht länger als eine DIN A 4 Seite sein, also nicht mehr als 3000 Zeichen umfassen.Es gibt 5 Preise zu gewinnen im Gesamtwert von 165,-- Euro.Ein unabhängiges Gremium der VHS bewertet die Texte und ermittelt die Preisträger. Der AUSBLICK veröffentlicht diese in Ausgabe 100. Die Preisträger erhalten ihre Preise während der Feier in der VHS Halle am 28.05.2015. Einsendeschluss: 16. März 2015Einzusenden an: Volkshochschule REGION Lüneburg, Haagestr. 4 Preisausschreiben der Zeitschrift AUSBLICK

Wer ist für mich ein toleranter Mensch?Von Gea Schlotthaus

Nach meinen Beobachtungen sind die Menschen anderen gegenüber toleranter, die sich selbst weniger strengen

Maßstäben unterwerfen. Meistens sind sie gebildeter, sind viel gereist oder waren länger im Ausland, oft sind sie sehr belesen und können sich Alternativen des Lebens vorstellen. Sie haben einen anregenden Freundeskreis und sind weniger abhängig von Glaubensnormen, Ideologien oder Stammtischparolen. Sie lassen viel mehr gelten, was anderen wichtig ist. Sobald Gewalt, Verbrechen oder Mord im Spiel sind, hört auch die Toleranz der Tolerantesten auf. Das sage ich auch mit Blick auf die gegenwärtigen Konflikte im Vorderen Orient. Der Tolerante lässt nicht alles gelten. Er hat seinen humanitären Kompass, seine Werte, wie sie unser Grundgesetz mit der Formel von der „Würde des Menschen“ benannt hat. Dazu gehören Gewaltlosigkeit und der Respekt vor den Andersdenkenden, so z. B. vor den andersartigen sexuellen Neigungen bestimmter Menschen.

Preisausschreiben

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Ausblick Nr. 98 9

K u l t u r

Kulturraum BardowickVon Maja Schwaak

Christa Dahl

Die drei Künstlerinnen vor ihren Werken, Jorit Müllers (mitte)Fotos: Maja Schwaak

Marion Schulz

Christa Dahl:

An ihren Werken ist sofort festzustellen, dass sie Aquarelle bevorzugt. Dabei verwendet sie kräftige Farben, verleiht ihren Bildern Aussagekraft und Lebendigkeit. Motive findet sie überall. Nicht nur in der Natur, auch ihre Fantasie gibt genügend Anstöße zu beeindruckenden Bildern, wie an den hier gezeigten „Paradiesvögel“ zu sehen ist. Dabei ist sie nicht einseitig, sondern offen auch für andere Techniken.

Im September fand eine sehenswerte Ausstellung im Kulturraum Bardowick, Große Str. 2a statt. Drei Künstlerinnen des Kulturvereins, aus der Abteilung „Bildende Kunst“, konnten hier auf großer Fläche ihre Kunstwerke ausstellen.

Diese drei Malerinnen, Christa Dahl, Jorit Müller und Marion Schulz vertreten unterschiedliche Kunstauffassungen, Maltechniken und Stile.

Jorit Müller:

hat Kunst studiert und unterrichtet an der Kunstschule Ikarus. Im Laufe ihres Lebens, so ihre eigene Feststellung, wurden die von ihr benutzten Farben immer lebhafter. Sie liebt abstrakte Malerei, konzentriert sich auf Wesentliches. Überflüssige Details können hier weggelassen werden. Kraft und Lebendigkeit der ihr eigenen Persönlichkeit überträgt sie auf ihre Bilder. (wie unschwer zu erkennen ist.)

Marion Schulz:

ist experimentierfreudig, malt mit Acryl und nutzt die Gestaltungsmöglichkeiten zusätzlicher Materialien. So überzieht sie häufig die Kunstwerke mit Rost, Patina und Kupfer. Dadurch schafft sie zusätzliche Reize. Ihre Bilder sind nicht immer gegenständlich, animieren aber zu ständigem Hinschauen. Als Betrachter entdeckt man immer wieder neue Mannigfaltigkeit.

Die Ausstellung fand unter dem Thema „malKunst“ statt und machte ihrem Namen alle Ehre.

Sollte Ihr Interesse geweckt sein, dann können Sie im Mai und Juni 2015 an gleicher Stelle weitere Bilder betrachten. Die Damen stellen wieder aus.

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10 Ausblick Nr. 98

T h e m a

Was ich bei Toleranz denke und empfinde

Von Dieter Lache

In Gemeinschaften ist ein Zusammenhalt nur möglich, wenn die einzelnen Personen ein gewisses Maß an Toleranz üben.

Wenn jeder seine Standpunkte als absolut richtig betrachtet und dementsprechend unnachgiebig ist, kann kein Konsens gefunden werden. Es ist ein Abwägen wichtig, um Stillstand zu vermeiden. Gleichzeitig muss eine tolerante Einstellung Kritik ermöglichen, um vielleicht zu optimalen Lösungen zu gelangen. Ein alles „Erdulden“ um des lieben Friedens willen führt in eine Sackgasse und ist im Zusammenleben nicht wünschenswert, ja fördert geradezu Krisen herauf.

Bin ich tolerant? Eine schwierige Frage – vielleicht leichter zu beantworten: Bin ich eher tolerant oder doch mehr intolerant? Ich bin sehr schnell unduldsam, besonders in praktischen Dingen. Dabei stelle ich oft im Nachhinein fest, dass der andere vorgeschlagene Weg mindestens ebenso gut wenn nicht sogar besser ist. Ich lasse mir nicht die Zeit, abzuwägen und lege mich dadurch unnötig fest. Toleranz erfordert für mich Arbeit. Es ist das Durchdenken der gegenseitigen Argumente, der un-terschiedlichen Standpunkte. Kann ich sie akzeptieren, wie weit kann ich mich auf sie einlassen oder muss ich mich abgrenzen? Oft widerspreche ich, um den anderen zum Einlenken zu bringen, ihn zur Toleranz zu zwingen. Für mich ist es schwierig, auch nur kurzzeitig eine andere Meinung aufzunehmen und sie kommentarlos zu akzeptieren. In solchen Momenten bin ich unnötiger Weise intolerant und verbaue mir selbst bessere Lösungen.

Die tolerante Haltung eines Menschen hängt sicherlich von seiner Erziehung ab. Es ist ein Lernprozess, hinzuhören, nachzufragen und Zugeständnisse zu machen und es hat für mich auch etwas mit Wissen zu tun. Kenne ich Ursachen und Gründe, vermeide ich Vorurteile und Ängste. In Bremen, in der Nähe des Überseehafens groß geworden, lernte ich frühzeitig viele Hautfarben und die unterschiedlichsten Kleidungen kennen. Seeleute mit Turban oder Tatoos waren für mich nichts Besonderes, was mir heute ermöglicht, völlig selbstverständlich Menschen anderen Aussehens zu begegnen. Demnach kann eine tolerante Haltung das Ergebnis eines langen, vor allem frühzeitig beginnenden Gewöhnungsprozsesses sein. Anderer-seits habe ich gelernt, extremistischen Ansichten, sei es in Bezug auf Gewalt oder religiöse Fragen, eine Absage zu erteilen und bewusst keine Toleranz zu zeigen.

Toleranz ist auch etwas nach innen Gewandtes. Ich lasse die Gefühle des Anderen zu und zeige damit Zuwendung. Für mich ist dies ein Ausdruck von Liebe.

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Ausblick Nr. 98 11

T h e m a

Diestel, Foto: Wilke

Gesamtkunstwerk mit DistelVon Renate Bönig-Müller

Mein Mann ruft mich. Ich soll den Sitzplatz anschauen, den er mir in der Mitte unseres Gartens gepflastert

hat, ein Geschenk zum Muttertag. Stolz zeigt er mir sein Werk und ich bin begeistert, was ich natürlich auch entsprechend äußere. Dabei fällt mein Auge auf etwas im Rosenbeet neben dem Sitzplatz, etwas, was vorher noch nicht dort war, was ich auch nicht gepflanzt habe, was aber auch in der kurzen Zeit nicht gewachsen sein konnte. Also gibt es nur eine Erklärung dafür: Mein Mann hat es dorthin gepflanzt. Aber was ist das für eine Pflanze, die meine Aufmerksamkeit so erregt? Es ist eine Distel, eine ganz normale „Unkraut“-Distel. „Ja“, erklärt mein Mann auf meine Frage, „sie wuchs dort, wo ich den Sitzplatz pflastern wollte. Ich dachte, es wäre eine Kugeldistel, darum hab ich sie gerettet. Und außerdem musst du den Sitzplatz mit dem Rosenbeet und der Distel als Gesamtkunstwerk sehen!“

Zuerst möchte ich mich gleich übers Beet beugen, um die Distel herauszuziehen und zu entsorgen, aber dann bringe ich es einfach nicht übers Herz. Gedankenverloren betrachte ich diese schöne, kräftige Pflanze, die mein Mann so vorsichtig ausgegraben und

wieder so liebevoll auf das Rosenbeet gepflanzt hat. Sogar gegossen hat er sie schon.

Ich lasse sie stehen, sie darf weiterwachsen. Sie entwickelt sich zu einer hohen, prächtigen Pflanze mit wunderschönen lila Blüten – wie all die echten „Unkraut“-Disteln eben. Sie erinnert mich an die Artischocken, die wir in Frankreich blühen sahen, nur ist unsere viel, viel kleiner. Sie erinnert mich auch an die „schottische Distel“, das Wappen Schottlands, wo wir ein Jahr lebten und als Lehrer gearbeitet hatten.

Sie bringt mir manche Erinnerung zurück. Immer, wenn ich auf der Bank mit dem gepflasterten Platz sitze und sie sehe, freue ich mich darüber. Wie gut, dass ich gegenüber meinem Mann und der Distel so duldsam und verständnisvoll war!

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12 Ausblick Nr. 98

T h e m a

Im Nachtzug nach ParisVon Miriam Katharina Kleck

Die Pyramide vor dem Louvre, Foto: pariscitysam.de

Blick auf den Eiffelturm, Foto: pariscitysam.de

Im Herbst 2004 fuhr ich mit meiner Mutter für ein paar Tage nach Paris. Wir fuhren mit dem Nachtzug im Liegewagen.

Auf der Hinfahrt hatten wir das Glück ein Abteil mit sechs Liegen für uns zu haben, weil die anderen Reisegäste nicht kamen.

In Paris erlebten wir eine schöne Zeit. Wir besichtigten den Louvre, in dem ich die Mona Lisa fotografieren konnte, die Champs-Élysées und vieles mehr. Wir wohnten in einem kleinen Hotel am Montmartre.

Bei der Rückfahrt war ich sehr aufgeregt. Ich habe immer

Angst den Zug nicht rechtzeitig zu erreichen. Wir hatten wieder zwei Liegen in einem Sechserabteil. Eine Mutter mit vier Kindern, darunter ein Baby in der Wippe, stieg mit in unser Abteil. Sie hatte zwei Liegen ganz oben reserviert. Wir boten ihr gleich unsere unteren Liegen an. Ein weiterer Fahrgast kam nicht, ein anderer ging in ein anderes Abteil, daher reichte der Platz.

Die beiden 5 und 9 Jahre alten Jungen lagen beide mit den Köpfen zu entgegengestzten Seiten auf einer Liege. Sie waren wirklich ganz

lieb. Nur aßen sie Brote, die stark nach Knoblauch rochen. Es gab keine Lüftung im Abteil, und das Fenster konnten wir auch nicht öffnen. Es stieg ein für mich so unangenehmer Geruch nach oben.Wach lag ich da und sehnte mich nach frischer Luft. In dieser Situation kam ich doch an die Grenzen meiner Toleranz.

Der tanz!RAUM befindet sich in der Kalandstr. 10

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Ausblick Nr. 98 13

T h e m a

Während einer Italienreise erzählte mit kürzlich eine Dame, dass sie glücklich sei, gerade mit dieser Gruppe

fahren zu können, weil Ravenna mit seinen frühchristlichen Kirchen und den herrlichen Mosaiken auf dem Programm stehe. Sogleich fiel ihr ein anderer Teilnehmer ins Wort mit der Bemerkung, Kirchen habe er in seiner Jugend bereits genug besucht, er interessiere sich viel mehr für die tollen italienischen Autos. Und ein weiterer meinte, im vergangenen Jahr habe er in Kroatien (oder in Armenien oder in Bulgarien), er wusste schon nicht mehr genau, welche Länder er alle bereist hatte, so wunderbare Mosaiken gesehen, dass diese Erlebnisse gar nicht mehr zu übertreffen seien, der gebratene Fisch jedoch sei auf Malta (oder einer anderen Insel?) am köstlichsten gewesen. Hier ist guter Rat teuer. Wie lassen sich solche unterschiedlichen Erwartungen erfüllen? Doch wir hatten Glück. Bei der nächsten Mittagspause in Riccione an der Adria gab es leckere Fischgerichte, die allen Feinschmeckern mundeten. Beim anschließenden Gang am Strand entlang entdeckte ein Reiseteilnehmer das Familienhotel, wo er in den 60er Jahren gewohnt hatte, und schwelgte in Erinnerungen. Und auf der Promenade standen geschätzt 100 rote Ferraris, vom Oldtimer bis zur modernsten Luxuslimousine, deren Anblick alle Männerherzen (und sicher auch einige Frauenherzen) höher schlagen ließ. Wenige Tage später erlebten wir auf dem Marktplatz von Modena ebenso viele (blaue) Maseratis, deren Rennmotoren

„Wenn einer eine Reise tut…Von Reinhild Zenz

zur Demonstration so laut aufheulten, dass alle Fans entzückt waren. Unsere Stadtführerin verzichtete daher auf weitere Erläuterungen zur Stadtgeschichte, um nicht von dieser geballten Kraftentfaltung übertönt zu werden. Sie überließ es klugerweise unseren eigenen Augen, die Schönheiten der Stadt – Renaissancepaläste oder Rennwagen - zu ergründen.

Auch beim Essen ist es nicht immer leicht, den richtigen Geschmack zu treffen bzw. im Restaurant das zu bestellen, was man sich vorgestellt hat. Manchmal soll es ja hilfreich sein, dem Tischnachbarn auf den Teller zu schauen und dann dasselbe zu bestellen. Das kann aber auch schiefge-hen, wenn man der Sprache nicht mächtig ist. So geschah es einem rüstigen Paar, das nach einigen Dis-kussionen je einen großen Teller mit rohem Schinken und Fladenbrot mit Schafs-käse vorgesetzt bekam. Es sah lecker aus, doch sie hat-ten etwas anderes erwartet. Schließlich sprachen beide dem Essen mit gutem Appe-tit zu. Doch als es ans Bezah-len ging, weigerten sie sich beide lautstark auf Englisch mit dem Argument, sie hät-ten dies nicht bestellt. Wir alle, die Gruppe, seien ihre Zeugen. Recht peinlich für uns, denn die beiden hatten offensichtlich Unrecht. „Man muss sich zu wehren wissen“, äußerten sie anschließend triumphierend um sich bli-

ckend. Wir jedoch bewunderten den toleranten italienischen Gastwirt, der unseren Landsleuten die Zahlung der Zeche groß-zügig erlassen hatte, und versuchten uns mit einem angemesse-nen Trinkgeld zu revanchieren.

Dreitägiges Internationales Treffen zur Hundertjahrfeier von Maserati in Modena

...so kann er was erzählen.“ Was erwarten die Reisenden von der Reise, die sie gebucht haben? Als Reiseleiterin erlebe ich immer wieder Überraschungen.

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14 Ausblick Nr. 98

T h e m a

Nur Geduld im Land der aufgehenden SonneVon Peter Wilke

So sieht der Drachenkopf im Frühling aus Foto: Wilke

Januar 1999. Mein Schiff löscht im Hafen von Quinhuangdao, einer Hafenstadt mit 2,7 Mio. Einwohnern im äußersten

Norden Chinas, eine Ladung Benzin. 1900 gingen hier ausländische Truppen wegen des Boxeraufstandes an Land. Während der Olympischen Spiele 2008 wurden hier insgesamt zwölf Vorrundenspiele im Fußball ausgetragen. Am Hafentor wartet ein bestelltes Taxi, um meine Frau und mich zum Shanghai Pass zu bringen. Dort trifft die Große Mauer auf das Meer. Es ist bitterkalt, minus 15 Grad, aber durch den scharfen Wind gefühlte minus 20 Grad. Ich bitte unseren Fahrer, der in einen dicken Pelzmantel gehüllt ist, die Heizung anzustellen. Antwort:“Die ist kaputt.“ Los geht’s, im Wechsel über ein Stück Autobahn im Bau, durch felsige trockene Flussbetten und über Äcker der Bauern, auf denen uns zeterndes Federvieh begrüßt.

Nach zwei Stunden sind wir durchgefroren am Ziel angelangt. Mit einem heißen Tee wollen wir uns aufwärmen. Aber die bisher abenteuerliche Fahrt nimmt weiter ihren Lauf: an den Kiosken kein heißes Getränk, nur billiger Kitsch. Alle Kioskbesitzer haben sich schutzsuchend vor der eisigen Kälte in der Platzmitte im großen, runden Toilettenpavillon versammelt. Den hätte auch ein Blinder gefunden. Ein unverwechselbarer Geruch hängt in der Luft, denn eine Wasserspülung gibt es bei diesen Temperaturen natürlich nicht. Im Eiltempo besichtigen wir die imposante historische Anlage: Häuser mit Innenhöfen, Klöster, Tempel, Pavillons und Türme bestimmen das Bild. Ein letzter Blick auf den Drachenkopf, das Ende der Großen Mauer, und wir treten die Rückfahrt an.

Wir erreichen am späten Nachmittag die Stadt und halten Aus-schau nach einem Restaurant. Keines hat geöffnet. Alles was wir sehen, sind viele Fensteröffnungen der Häuser, die mit Ziegel-steinen oder Plastikfolien abgedichtet sind. In den Friseurläden arbeiten die Friseusen in Pelzmänteln. Und nun kommt der Hammer. In dieser Region befindet sich das größte Kohlevor-kommen Chinas und der Kohlehafen, erbaut von deutschen Firmen, ist der größte Kohleexporthafen Chinas. Und die Ein-heimischen frieren? Und nicht nur die. Meine Filipinos ver-brachten die Nacht zitternd bei ihren chinesischen Mädchen un-ter schweren, kratzenden Pferdedecken ohne eine Wasch- oder

Duschmöglichkeit. Spät abends an Bord erhalte ich unangekündigten Besuch von acht ranghohen Ver-tretern der Behörden, alle eine leere Aktentasche un-ter dem Arm. Besondere äußerliche Kennzeichen: prunkvolle Uniformen mit großen Ordensspangen. Ich lasse sie durch den Ste-ward großzügig bewirten. Und nun der Anlass des Besuchs: „Herr Kapitän, es ist nach Sonnenuntergang und unsere chinesische Flagge weht noch im Mast ihres Schiffes. Das verstößt gegen unsere Gesetze. Die Flagge darf nur zwischen Sonnenauf- und Sonnen-untergang gehisst werden.

Händigen sie uns bitte einen Brief aus, in dem sie ihre Schuld eingestehen.“ Nun folgt eine zweistündige Diskussion, in der ich wiederholt erkläre, dass ich dieses Gesetz nicht kenne, und dass ich aus Respekt vor ihrer Flagge diese ganztägig gehisst habe. Ich lehne wiederholt ab, einen diesbezüglichen Brief zu schrei-ben mit dem Hinweis, dieses soll mein örtlicher Schiffsmakler tun. Sie verlassen äußerst unzufrieden das Schiff.

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Die „andere“ chinesische Flagge als mein Glücksbringer

Foto: Wilke

„Meine“ chinesische Flagge spät abendsFoto: Wilke

Am nächsten Morgen die gleiche Prozedur, nur abgespeckt: Vier Behördenvertreter mittlerer Dienstgrade wollen den Brief abholen. Wieder eine ähnliche Diskussion wie am Vorabend. Dann ein Wunder. In der Nachbarschaft macht ein chinesisches Schiff fest. Dessen chinesische Flagge weht gut sichtbar im Wind, allerdings ist sie falsch herum gehisst, d.h., sie steht auf dem Kopf. „Meine Herren, wenn ihr chinesischer Kapitän die Landesgesetze nicht kennt, wie soll ich sie dann als Ausländer kennen?“ Die Vier blicken kurz auf das Nachbarschiff und

verlassen überhastet mein Büro ohne ein Wort des Abschieds. Eine einfache Problemlösung meinerseits wäre gewesen, am Vortage die leeren Aktentaschen mit Whiskyflaschen und Dollarscheinen aus der Schiffskasse zu füllen. Ich zog jedoch meine von den Asiaten gelernte Methode vor, mit viel Ruhe, Freundlichkeit und Gelassenheit die Sache auszusitzen, welches sich letztendlich wieder einmal bewährt hat.

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Toleranz – ein zwiespältiges GutVon Ingrid Venhuis

„Keine Toleranz gegenüber Intoleranz“. Wer hat diesen Spruch nur wieder ausgegraben? Neuerdings wird der häufig mit stolzgeschwellter Brust von Politikern in die Fernsehkamera deklamiert, als hätten sie ihn soeben selbst erfunden. Dabei ist der Gedanke nicht neu: das Internet gibt den Philosophen Karl Popper und auch Wilhelm Busch als Quelle an. Beim ersten Hören dachte ich unwillkürlich: „Ja!“, bis mir klar wurde: Wer gegen irgendetwas intolerant ist, der ist doch nicht mehr tolerant! Irgendwie beißt sich dieser eingängige Satz in den eigenen Schwanz. Vielleicht sollte es besser heißen: „Keine Toleranz gegenüber Gewalt, Demütigung, Fremdenfeindlichkeit, Missbrauch, Menschenverachtung...“, denn dafür will ich keine Toleranz. Sie ist im privaten und gesellschaftlichen Umgang ein hohes, wichtiges Gut, aber nicht mein höchstes. Noch vor Toleranz kommen für mich Akzeptanz, Respekt, Menschenwürde und Menschenrechte, Aufklärung, Friedenswille. Auch wenn solche Ziele in der Welt kaum erreichbar zu sein scheinen, so lohnt es sich doch, sich ihnen zumindest anzunähern, sie zu verteidigen und für sie zu kämpfen.

Eine zweifelhafte EntscheidungVon Jutta Eybe

Der Sportler Markus Rehm war bis kurz vor den Leichtathletikeuropameisterschaften im August dieses

Jahres kaum bekannt. Dann berichteten mehrere Zeitungen, auch die Landeszeitung Lüneburg, über ihn. Er ist ein junger Mann von 25 Jahren, der schon früh durch einen Unfall seinen Unterschenkel verlor. Er verzweifelte nicht an seinem Schicksal, sondern nahm es an und versuchte sein Leben, in dem Sport eine wichtige Rolle spielte, wie immer weiterzuführen. Er lernte Orthopädietechniker, machte seine Meisterprüfung, um so die verschiedensten Hilfsmittel zu entwickeln, die ihm und anderen Menschen mit Einschränkungen ein möglichst unbeschwertes Leben ermöglichen.

Er baute sich seine Unterschenkelprothese selber, um weiterhin an Sportwettkämpfen teilnehmen zu können. So errang er in diesem Jahr im Juli bei den deutschen Meisterschaften in Ulm den Meistertitel im Weitsprung. Er erfüllte sogar mit einem Sprung von 8,24 Metern die Norm für die Teilnahme an den Leichtathletik-Europameisterschaften, die in Zürich vom 12. – 17 August dieses Jahres stattfanden. Der Deutsche Leichtathletikverband erteilte ihm jedoch keine Nominierung für diesen Wettkampf.

Darüber diskutierte man in den verschiedenen Medien sehr unterschiedlich.

Die Grundlage für die Entscheidung des Deutschen Leichtathletikverbandes waren biomechanische Messungen. Sie ergaben, dass Rehm durch die Beinprothese einen Vorteil im Wettstreit mit gesunden Sportlern haben könnte.

Bei allen Überlegungen ging es nur um diesen eventuellen Vorteil. Mir fehlte bei der gesamten Diskussion eine wirkliche Anerkennung seiner Leistung. Es wurde nicht erwähnt, was er trotz seiner Behinderung erreicht hatte, es wurde nicht erwähnt, dass hier wieder einmal eine Benachteiligung von Menschen mit einem Handicap stattgefunden hatte.

Auf der einen Seite fordert man laut die Inklusion, es soll keine Ausgrenzung mehr geben, alle Menschen, ob mit oder ohne Behinderungen, sollen gleich behandelt werden. Irgendwo müssen wir doch anfangen die Unterschiede so weit wie möglich zu ignorieren. Wenn ein junger Mann wie Markus Rehm so eisern trainiert und sich traut außer an den Paralympics auch bei den Weltmeisterschaften mitzulaufen, dort die Bestzeit läuft und eigentlich der Gewinner ist, wäre das ein gutes Beispiel für Inklusion. Aber nein, wegen der Prothese spricht man ihm den Sieg und somit auch die Nominierung zu den Europameisterschaften ab. Ich finde das ist ein sozialer Ausschluss im Sport und eine Nichtanerkennung einer besonderen Leistung! Ein verlorener Kampf eines jungen Mannes mit einer Behinderung um Teilhabe an der Gesellschaft.

Markus Rehm, Foto n-tv.de

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Sich im Alltagsleben tolerant zu verhalten, kann das Zusammenleben wesentlich erleichtern. Das habe

ich für mich festgestellt und versuche, danach zu leben. Als ich jünger war, fiel es mir viel schwerer, die Meinungen anderer Mitmenschen zu akzeptieren. Ich konnte nicht verstehen, dass meine Sichtweise nicht von meinen Gesprächspartnern als richtig angesehen wurde und habe so manche Diskussion bis zum Ende ausgefochten. Das passierte mir mit meinem Mann, seinen Geschwistern und auch mit Freunden. Meinen Kindern gegenüber bin ich öfter intolerant aufgetreten. Die Nachbarn waren ein anderes Kapitel. Aber bei manchen Nachbarn fällt es sehr schwer, sich entsprechend zurückzunehmen. Auch beim Einkaufen in der Schlange an der Kasse hat mich so mancher Kunde – nur innerlich - aufgeregt. Das sehe ich heutzutage wesentlich gelassener und amüsiere mich oft. Dazu ein kleines Erlebnis in diesem Jahr. Für einen Salat brauchte ich an einem Sonnabend noch ein paar Zutaten. Ich hatte es etwas eilig, weil ich zu einem Essen eingeladen war. Beladen mit der großen Melone, einem Beutel Tomaten und einer Flasche Sekt stand ich in einer langen Reihe an der Kasse eines Supermarktes. Direkt vor mir war ein Ehepaar – ich schätze Anfang 40 – mit einem übervollem Einkaufswagen. Ich wartete brav dahinter. Da sagte die gut gekleidete junge Frau zu mir: „Haben Sie nur die paar Teile, dann können Sie gern vorgehen.“ Ich bedankte mich. Dann hörte ich ihren Partner motzen –

er dachte wohl, die „Alte“ hört bestimmt schlecht. „Das solltest Du nicht machen, die muss nicht am Sonnabend einkaufen gehen.“ Ich drehte mich um und meinte: „Wenn es Sie stört, dann gehe gern wieder hinter Sie.“ Er sagte nichts. Seine Frau meinte: „Machen Sie sich keine Gedanken.“ Als ich bezahlte hatte, drehte ich mich wieder um und bedankte mich. Die freundliche Frau strahlte. Er ignorierte mich. Mein Männerbild in Bezug auf ältere Menschen war wieder einmal bestätigt worden. Wenn ich mehr in meinem Wagen habe, dann lasse ich selbstverständlich Käufer mit ein bis zwei Teilen den Vortritt. Ich könnte noch viele Beispiele nennen, muss aber auch noch feststellen: Toleranz bis zur Selbstaufgabe halte ich nicht für richtig. Wenn Gefahr droht, dann mische ich mich ein. Auch wenn meine Freiheit eingeschränkt wird, wenn mich Menschen ausnutzen wollen, wenn ich selbst nicht akzeptiert und wenn ich als „unsichtbare Alte“ behandelt werde. Meine Rechte nehme ich wahr, und meine Meinung ist für mich wichtig. Der Bielefelder Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer übt prinzipielle Kritik an der Toleranz. Er bezeichnet sie als „Alleskleber“, mit der die sogenannten Sonntagsredner meinen, alle gesellschaftlichen Probleme lösen zu können. (Vgl. Magazin der Süddeutschen Zeitung Heft 10/2011). Ich denke, der Kern ist wahr, dennoch gehört Toleranz zu den Werten, die ich für ein zufriedenes, ausgefülltes Leben brauche.

Toleranz im AlltagVon Brigitte Hempel

Zwei ältere Männer unterhalten sich über das Leben. Fragt der eine: „Wie lange bist Du eigentlich mit deiner Frau verheiratet?“ Antwort: „Seit 50 Jahren!“ Darauf der andere: „Tolle Leistung. Aber was reizt dich noch an deiner Frau?“ Antwort: „Jedes Wort!“

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I n f o r m a t i o n / T h e m a

Ein neues RedaktionsmitgliedVon Ulrike C. Kannengießer

In diesem Jahr verließen vier Mitglieder die Redaktion. Daher suchte der AUSBLICK wieder Verstärkung. Nachdem

sie ein paar Mal an den Redaktionssitzungen teilgenommen hatte, entschied sich Reinhild Zenz mitzumachen. Sie ist mit der VHS seit vielen Jahren eng verbunden. Wer immer sich bei der VHS für einen Französisch-Kurs oder einen Kurs „Deutsch als Fremdsprache“ interessiert, wird auf ihren Namen stoßen. Reinhild Zenz ist seit 1998 Dozentin für Deutsch und Französisch und unterrichtete auch einige Jahre an der Abendoberschule.

Die gelernte Studienrätin kommt ursprünglich aus St. Wendel im Saarland. Sie erinnert sich noch an die Zeit, in der das Saarland zu Frankreich gehörte und man mit Franc bezahlte. Vielleicht wurde damals der Grundstein für ihre Liebe zu

Frankreich und der französischen Sprache gelegt. In der Schule war Französisch die erste Fremdsprache für die Kinder, und die Lehrer förderten den Schüleraustausch. So war es für sie nur konsequent, dass sie in Freiburg Romanistik und Germanistik studierte und später in St. Wendel unterrichtete, wo sie auch eine Familie gründete.

Als sich ihrem Mann eine neue berufliche Perspektive eröffnete, verließ sie den Schuldienst und zog mit ihrer Familie nach Bonn. Drei Kinder und viel ehrenamtliches Engagement hielten sie auf Trab. Dann aber erhielt ihr Mann eine Professur an der Leuphana Universität in Lüneburg. 1998 packten sie ihre Koffer und zogen um.

ZufallsbekanntschaftVon Erika Römhild

Es ist ein wunderbarer Morgen. Die Sonne strahlt, und der Tag verspricht sehr schön zu werden. Ich warte auf meine

U-Bahn auf einer Bank außerhalb des Bahnhofes, um die paar Sonnenstrahlen zu erhaschen. Neben mir sitzt eine Frau mittleren Alters. Wir schauen uns an und loben das tolle Wetter. Doch es bleibt nicht dabei. Wir finden uns sehr sympathisch, unterhalten uns über Alltägliches, und auf einmal sprechen wir über das Thema Religionen. Wie ich erfahre, ist sie Türkin, eine Muslima. Da sie kein Kopftuch trägt, frage ich sie nach ihren Beweggründen. Ich bin auf ihre Einstellung zu diesem heiklen Thema sehr gespannt. „Meine Religion trage ich in meinem Herzen“, so ihre Antwort. „Meine Mutter möchte, dass ich ein Kopftuch trage, aber ich habe mich anders entschieden.“ Ich erkläre ihr, dass ich als Christin nicht nur den Islam toleriere, sondern auch das Judentum. Wir stimmen überein, dass sich die meisten Menschen dieser unterschiedlichen Konfessionen nur das eine wünschen, nämlich ein friedliches Miteinander. Ich meine, bei gegenseitiger Achtung und Toleranz sowie entsprechender Bereitschaft ist dies zu erreichen. Abschließend kommen wir zu dem Ergebnis, dass die Welt wesentlich friedlicher sein könnte, als sie derzeit ist, würden ihre Bewohner diese Denkweisen praktizieren. Ich finde dieses Gespräch sehr beeindruckend, hätte es gern weitergeführt, aber die einfahrende U-Bahn hindert uns leider daran.

Was macht eine 50-Jährige, wenn sie sich in einer neuen Stadt einleben und integrieren möchte? Sie fragt bei der VHS nach Beschäftigungsmöglichkeiten. Nach einem Vorstellungsgespräch wurde Reinhild Zenz als Kursleiterin für Deutsch als Fremdsprache eingesetzt und später für die Französisch-Kurse.

Doch sie hat sich noch ein zweites Standbein geschaffen. Sie ist seit 15 Jahren Reiseleiterin für den Reiseveranstalter „Biblische Reisen“ in Stuttgart. Die Busreisen gehen nach Frankreich und Italien, wo sie den Mitreisenden die Schönheiten der Region und deren Geschichte näher bringt. Das erfordert neben fachlichen und sprachlichen Qualifikationen vor allem Menschenkenntnis und viel Fingerspitzengefühl.

All diese Aktivitäten stehen unter ihrem Motto: „Ich kann es nicht ertragen, dass es mir langweilig wird.“ Das hoffen wir auch für ihr Engagement in der Redaktion. Herzlich willkommen, Reinhild Zenz!

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T h e m a

Mein Vorbild für „Nicht-Toleranz“Von Ingrid Venhuis

Na, wenn das kein provokanter Titel ist! Doch es ist rasch erklärt: Ich mag nämlich den Begriff „Toleranz“ gar nicht.

In der Übersetzung bedeutet er „duldsam ertragen.“ Demnach zwingt der Tolerante sich, etwas hinzunehmen. Eigentlich weiß er es besser, aber er bemüht sich um Verständnis oder sieht über manches hinweg.

Und genau diese Art von Toleranz hatte meine Mutter NICHT. Sie war anderen Menschen gegenüber nicht duldsam, großmütig oder gar barmherzig. Für sie waren Andersartigkeit oder Meinungsunterschiede etwas Selbstverständliches, was sie respektierte. Wenn sie etwas nicht verstand, war sie neugierig, ernsthaft interessiert an Beweggründen und fragte so lange nach oder stritt auch darum, bis sie es nachvollziehen konnte. Sie hat sich nicht zu etwas überwunden, sondern notfalls einfach beide Ansichten nebeneinander gelten lassen.

Meine Freundin hat mich um meine moderne, aufgeschlossene Mutter beneidet. Eigenartigerweise hatte ich in der Pubertät trotzdem große Probleme mit ihr. In meiner streng katholischen Schule hatte man ganz andere Ansichten über ein „gottesfürchtiges“ Leben und - entsprechend „geimpft“ - wusste ich immer, was „richtig oder falsch“ oder „gut und böse“ war. Mit den verständnisvollen Vorstellungen meiner Mutter wollte ich mich gar nicht auseinandersetzen, ich „wusste“ es schließlich besser. Ich muss sie in jenen Jahren oft verletzt haben.

Wie dankbar konnten meine Großfamilie und ich später sein, dass meine Mutter unser Leben immer akzeptiert hat, auch als es nicht so gradlinig verlief, wie wir oder die Kirche es sich wünschten. Zwar gab es in unserer Familie keinen Mord oder Totschlag, keinen Missbrauch oder Gefängnisaufenthalt. All die anderen „kleinen“ Probleme, die manche Eltern – insbesondere katholische – in die Verzweiflung treiben konnten, sind bei uns jedoch mit Sicherheit vorgekommen. Um peinlichen Nachfragen aus dem Wege zu gehen, verzichte ich hier lieber auf eine Aufzählung all dessen, was wir unserer Mutter zugemutet haben. Aber nichts davon hat sie umgehauen. Sie wollte mehr wissen über das „Warum“. Am Ende sagte sie vielleicht: „Es ist euer Leben.“ Kein versteckter Vorwurf klang durch.

Ich bin unendlich dankbar, dass meine Mutter alt genug geworden ist, dass ich über all das noch mit ihr reden konnte. Heute ist sie in manchem ein Vorbild für mich, aber ich weiß, dass ich es niemals schaffen werde, auf eine Weise „nicht-tolerant“ zu sein, wie ich es bei ihr empfunden habe.

Doch wer nicht meiner Meinung ist…

Edmund Ruhenstroth

Ich bin ein toleranter Mann,das ist auch zu erstreben, denn nur wer tolerant sein kann,hat auch Erfolg im Leben.

Ich bin ein toleranter Mannin allen Lebenslagenund wer was auf dem Herzen hat,der kann mir alles sagen.

Ich bin ein toleranter Mannund das in jeder Phase,doch wer nicht meiner Meinung ist,der kriegt was auf die Nase.

Vielfalt bewegt, Foto frankfurt

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20 Ausblick Nr. 98

I n f o r m a t i o n

Westerdeichstrich und seine Ortsteile Butendörp und Stinteck sind als kinderfreundlicher

und ländlich geprägter Urlaubsort bekannt. Auf dem gepflegten Deich im Ortsteil Stinteck präsentiert sich dem Gast ein wunderschöner Ausblick über das Bade-, Wattlauf- und Erholungsgebiet. Für Rad- und Wanderfreunde sind verschiedene Routen, z.T. direkt am Wasser oder auf historischen Wegen, beschildert. Für die Freizeitgestaltung werden Möglichkeit zum Wattwandern, Beach-Volleyball, Minigolf, Tennis und Angeln angeboten und auf dem Reiterhof erfahren nicht nur die kleinen Gäste ein unvergessliches Urlaubserlebnis. Das Angebot an Urlaubsunterkünften reicht vom günstigen Zimmer bis hin zur exklusiven Ferienwohnung und auch für Campingfreunde stehen drei große Campingplätze zur Verfügung. Das Nordseeheilbad Büsum mit seinen Einkaufsmöglichkeiten befindet gleich neben an und bietet neben Ausflugsfahrten auf See eine große Palette an touristische Angeboten. Unsere Gästekarte wird auch im Nordseeheilbad Büsum anerkannt!

Genießen Sie Ihren Badeurlaub in unseren neuwertigen und kostengünstigen Strandkörben.Auch FKK-Freunde finden bei uns ihren eigenen Grünstrandbereich!

Das Gästemagazin können Sie über die nachstehende Kontakt-adresse anfordern oder besuchen Sie unsere Homepage: Gästeinformation der Gemeinde Westerdeichstrich Dorfstraße 51 – 25761 Westerdeichstrich Gästeservicetelefon: (04834) 96 22 56 FAX: 2490 Internet: www.westerdeichstrich.de www.echt-westerdeichstrich.de

Kraft aufbauen - und die Gesundheit kommt zurück!

Menschen, die unter Beschwerden am Bewegungsapparat leiden haben häufig zu schwach ausgeprägte Muskeln. Besonders im Bereich der Hals- und Lendenwirbelsäule ist das problematisch. Die Beschwerden wollen einfach nicht weichen,

manchmal über Jahre hinweg. Dagegen können Sie etwas tun – jetzt!

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T h e m a / I n f o r m a t i o n

AufgeschnapptVon Ingrid Venhuis

Wie bei den Pfadfindern, die jeden Tag eine gute Tat vollbringen sollen, wünschen wir uns von unseren

Mitmenschen sicher eine tägliche kleine Portion Toleranz.

Letzte Woche morgens in der VHS:

Vor den Info-Aushängen und dem Fahrstuhl stehen viele bildungswillige, meist ältere Kursteilnehmer der Volkshochschule. Der Fahrstuhl hält und gibt eine größere Gruppe junger Männer frei, die sich durch die Wartenden zwängen. Auf meiner Höhe sagt ein junger Mann zu seinem Nachbarn: „Was wollen die ganzen alten Leute hier?“

Mit zwei älteren Damen, die den Knopf für die 2. Etage drücken, steige ich in den Fahrstuhl und wähle den 3. Stock. Die kurze Zeitspanne der gemeinsamen Fahrt reicht für folgende Mitteilungen der einen Dame an die andere: „Die gehen jetzt wohl alle frühstücken. Ich habe mir jedenfalls hier noch nie ein Brötchen für 2,50 Euro gekauft. Und dann die Qualmerei! Was das kostet! Und überhaupt: Warum arbeiten die eigentlich nicht?‘“

AufrufLiebe Leserinnen und Leser,

vor einigen Jahren hatten wir Sie im Namen von Frau Wiebke Grapengießer um Spenden für Wolle gebeten. Sie haben damals viele Reste für den guten Zweck gegeben.

Nun hat sie ein neues Anliegen. Durch die Krise im Land sind die Frauen in Ägypten gezwungen, neue Wege zu gehen, um die Familien durchzubringen. Die Senior-Expertin Hannelore Schriever hat ein ehrgeiziges Frauenprojekt auf den Weg gebracht. Sie kauft Baumwollstoffe und lässt Servietten produzieren. Mit Stickereien versehen, werden sie zu besonderen Einzelstücken, die bei Touristen sehr beliebt sind.

Die Landeszeitung berichtete am 1. März 2014 ausführlich darüber.

Für diese Arbeiten werden nun Spenderinnen und Spender gesucht.

Es werden gebraucht: Stickgarn (Twist und Perlgarn), Nähgarn, Näh- und Stecknadeln, Knöpfe. (Wolle wird nicht benötigt).

Frau Grapengießer ist gern bereit, die Spenden abzuholen.

Ihre Telefonnummer : 04131 246434.

Baustelle Ehe Von Gea Schlotthaus

Die beste Baustelle für das Üben von Toleranz ist die Ehe. Das geht, wie wir wissen, oft schief; dann wackelt das

Gebäude und fällt gar um.

Ich glaube aber daran, dass das Bauwerk Ehe im Laufe der Jahre immer stabiler werden kann. Was ist da nicht alles eingemauert worden: Liebe, Verständnis, Achtung vor dem anderen, Vertrauen und – Toleranz.

Wir wohnen nun seit über 36 Jahren im gleichen Haus. Kürzlich war unser Enkel (20 J.) hier. „Es darf nie verkauft werden. Ich werde das zu verhindern wissen“, sagte er einmal. Ich glaube, für ihn ist das Haus ein Garant für jahrelanges Zusammenhalten.

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22 Ausblick Nr. 98

K u l t u r

„Nach Fertigstellung des ersten großen Bauabschnittes konnten 5 sanierte Wohnungen wieder bezogen werden. Im Juli 2014 haben die Arbeiten zur Sanierung des mittelalterlichen Gebäudekomplexes Roter Hahn/ II. Bauabschnitt begonnen. Zunächst wurden in den Wohnungen Schadstoffe wie z.B. das krebserregende PAK, KMF und Asbest ausgebaut und fachgerecht entsorgt. Der Umfang der schadstoffbelasteten Bauteile war größer als von der Planung angenommen. Anschließend sind die betroffenen Bereiche vom Bremer Umweltinstitut überprüft und nach unbedenklichen Messergebnissen für die nachfolgenden Gewerke freigegeben worden. Außen ist die alte Dacheindeckung entfernt und mit einer neuen Tonhohlpfanne eingedeckt worden. Die Schottkehlen wiesen Schäden auf und mussten ausgeklebt werden.

Der Zimmermann hat seine Arbeiten zur Instandsetzung maroder Fachwerkhölzer innen und außen und Ertüchtigung von morschen Deckenbalkenköpfen in Abstimmung mit dem Statiker beendet. Der Maurer hat die Gefache in den Fachwerk - Außenwänden repariert bzw. in Teilen eingemauert.

Sanierung „Roter Hahn“Gut vorangekommen, aber längst nicht am Ziel

Von Elke Frost, Vorstandsvorsitzende Lüneburger Bürgerstiftung

Alte Häuser zu restaurieren ist ein Abenteuer. Das weiß jeder. Je älter, desto größer. Jede freigelegte Wand kann unerwartete Schadstoffe zeigen, jeder freigelegte Balken morscher sein als geplant. Der „Rote Hahn“ ist alt, sehr alt, gegründet

im 15. Jahrhundert, und die Lüneburger Bürgerstiftung ahnte früh: Die Kosten der für den Erhalt dringend erforderlichen Sanierungsaufgaben sind kaum zu halten. 1 Mio. € hatte eine aufwendige Modernisierungsuntersuchung 2011 ergeben. Und so ist es gekommen: mehr Kosten als planbar waren. Zusätzliche Kosten durch Schadstoffbeseitigungen, gestiegene Handwerkerpreise, Schäden durch schlechte Restaurierung aus vergangenen Jahrzehnten, Ersetzen von tragenden Balken. Dazu der Architekt Gunnar Schulze vom Architekturbüro Henschke Schulze Reimers:

Im Sockelgeschoss findet derzeit eine Sanierung des maroden Klosterstein – Mauerwerks statt. In Wohnung 2 des Gebäudeflügels Haus 15 finden momentan die vorbereitenden Arbeiten zum Neueinbau der versetzten Nasszelle statt. Der Tischler hat alle historischen Außenfenster ausgebaut und aufgearbeitet. Hierbei mussten die Metallbeschläge abgenommen, entlackt, entrostet und mit einem Rostschutzanstrich versehen werden. Weiter waren einige Glasscheiben gerissen, die zu erneuern waren. Nicht mehr erhaltensfähige Holzpartien sind unter Erhalt der alten Konstruktion ausgetauscht worden. Ziel ist es, noch vor dem Winter mit den Arbeiten im Außenbereich fertig zu werden und die Sanierung der Innenräume bis Frühjahr 2015 fertigzustellen.“

Helfen Sie mit, das Juwel endgültig zu sichern Die auf die Lüneburger Bürgerstiftung entfallenden Eigenmittelmehrkosten von 98.000 € sind inzwischen durch die Hilfe großer Stiftungen, durch Lüneburger Unternehmer und Geschäftsleute und wohlmeinende Bürger, auf einen Fehlbetrag von 48.000 € reduziert worden. Danke, danke! Doch dieser Fehlbetrag gefährdet die zügige und für den Erhalt des einzigartigen kostbaren mittelalterlichen Gebäudes notwendige Fortsetzung der Sanierungsmaßnahmen. Wir unternehmen alle Anstrengungen, und wir bitten Sie uns dabei finanziell zu helfen. Bitte überweisen Sie Ihren Betrag an die Lüneburger Bürgerstiftung unter dem Stichwort „Roter Hahn“ Sparkasse Lüneburg, Konto: IBAN DE11 2405 0110 0065 2309 48 BIC NOLADE21LBG Weitere Informationen gibt es bei Elke Frost: Tel. 47634

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Ausblick Nr. 98 23

I n f o r m a t i o n

Freiwilligendienste – nicht nur ein Angebot für junge Leute

Seit über 3 Jahren ist der Zivildienst Geschichte. Abgelöst wurde er vom Bundesfreiwilligendienst

(BFD). Über 40.000 Menschen sind z.Z. als sogenannte „Bufdis“ im ehrenamtlichen Einsatz. Die Freiwilligendienste nutzen überwiegend junge Menschen nach der Schulzeit. Die Gründe für ein freiwilliges Jahr sind vielfältig: » Es dient zur Überbrückung bis zum Beginn eines Studiums oder einer Ausbildung » Es bietet Zeit für eine berufliche Orientierung und Erprobung » Es ermöglicht Bonuspunkte im Bewerbungsverfahren bei den Unis oder dient als anerkanntes Praktikum im Rahmen des Studiums. Anders als im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), das es bereits seit über 50 Jahren gibt, können im Bundesfreiwilligendienst auch Menschen über 27 Jahren eingesetzt werden. Darüber hinaus gibt es dann auch die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten. Viele nutzen den BFD als Wiedereinstieg nach einer Auszeit, z.B. durch Eltern- oder Erziehungszeit oder suchen nach Abschluss ihres Beruflebens nach Sinn und neuen Herausforderungen. Der Paritätische Lüneburg ist seit vielen Jahrzehnten Anbieter für Freiwilligendienste. Buftis oder FSJler unterstützen das hauptamtliche Personal in der Seniorenbetreuung, überwiegend als Alltagsbegleiter in den betreuten Seniorenwohnanlagen, aber auch in der Assistenz von Schülern mit Handicaps im Unterricht oder bei Essen auf Rädern. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage oder unter Tel. 04131 8618-15.

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24 Ausblick Nr. 98

K e n n e n S i e . . . ?

Die Kaserne ist in U-Form erbaut. An die Rückseite des Mittelteils schließt sich die Reithalle an. Die Quartiere

für Mannschaften und Offiziere liegen über den Pferdeställen im ersten Stock.

Durch die natürliche Begrenzung des Geländes zwischen Ilmenau und Stadtgraben können die Pferde ohne aufwendige Einfriedungsmaßnahmen auf die Weiden gelassen werden.Die Kaserne erlebt in den folgenden 150 Jahren eine wechselvolle Geschichte. Ende des 19. Jahrhunderts wird die Anlage mit Mannschaftsblöcken und dazugehörenden Stallungen erweitert und bleibt bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges Reiterunterkunft. Die Lüner Kaserne bekommt 1935 einen weiteren Unterkunftsblock, Wirtschaftsgebäude, Sporthalle und Hallen für Pferde und Geräte. Nach dem Zweiten Weltkrieg dient die Kaserne bis 1950 den britischen und dänischen Truppen als Unterkunft. In einigen Gebäuden gibt es Sammellager für Ausländer und Kriegsgefangene. 1959 erhalten die alten Gebäude mit Kohleöfen und spartanischen sanitären Anlagen für eine Abteilung des Bundesgrenzschutzes aus Neutramm (bei Dannenberg) eine zeitgerechte Modernisierung.

Auflösung „Kennen Sie ...?Von Waltraut Peter

Königliches Monogramm des13 Husaren -Regiments von 1827,

Foto: W. Peter

Ehemalige Pferdeställe - heute genutzt für Weiterbildung, Kultur und Praxen. Foto: Wilke

Das Haus der Fährleute am Lösegraben, vis-à-vis des Lüneburger Ruderclubs. In ihm lebt

die Witwe, heute 103 Jahre alt. Foto: Wilke

Nach der Wiedervereinigung 1990 werden auch in unserer Stadt Kasernen aufgelöst bzw. verkleinert. In einige Gebäude der ehemaligen Bundesgrenzschutzkaserne zieht die Bundespolizei ein. Auf dem anderen Teil des Kasernengeländes entsteht der Lünepark mit neuen Gewerbeflächen für Existenzgründer. Durch die Wirtschaftsförderung siedeln sich viele Firmen aus dem IT-Bereich, Rechtsanwälte und Banken in den ehemaligen Kasernengebäuden an. Die Backsteingebäude der alten Kaserne werden mit modernen Wohnblocks und Reihenhäusern ergänzt – gediegenes urbanes Wohnen direkt an der Ilmenau.

Zwischen den Kasernengebäuden und der Bockelmannstraße entsteht das Parkhaus Am Lünepark. Auf über 600 Stellplätzen können wir heute unsere kostbaren Karossen mit weitaus mehr als einer Pferdestärke citynah parken. Der angrenzende Kinopalast bietet uns über Stunden das Abtauchen in traumhafte Welten. Die Lise-Meitner-Str. mit der Johannes-Westphal-Brücke verbindet den neu geschaffenen Lünepark mit dem jenseits der Ilmenau liegenden Stadtteil Goseburg-Zeltberg. Sie wird im Mai 2006 für den Verkehr freigegeben. Zum Schluss frage ich Sie: Kennen Sie Lüneburgs ehemalige Fährverbindung für die Husaren und Soldaten? Ab 1904 gibt es eine Fähre über den Stadtgraben (es ist hier nicht die Ilmenau, die fließt über die Brausebrücke in den Hafen), mit der der Fährmann - und nach seinem Tode seine Frau - vom Fährsteg aus unzählige Soldaten über den Graben fährt. Im Zuge des Ausbaues der Bockelmannstraße wird eine Brücke über den Stadtgraben gebaut und 1962 der Fährbetrieb eingestellt. Der Name des Weges aber bleibt.

Ich empfehle Ihnen einen Spaziergang durch den Lünepark. Sie werden staunen, welch eine Vergangenheitsgeschichte Ihnen dort begegnet. Quelle: Landeszeitung Lüneburg

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Ausblick Nr. 98 25

I n f o r m a t i o n

Rechtsberatung für Seniorenzweimal im Monat, jeweils am zweiten und vierten Mittwoch, von 14.30 bis 16.30 Uhr ohne Anmeldung Rechtsberatung durch Beate Ellwanger-Stache RA im Senioren- und Pflegestützpunkt Heiligengeiststr. 29a

Kaffeeklatsch jeden 1. Donnerstag im Monat von

14.30 – 17.00 Uhr, 04. Dezember, 08. Januar, 05. Februar, 05. März Seniorinnen und Senioren sind herzlich eingeladen zum offenen Kaffeetrinken und Spieletreff im Veranstaltungsraum des Hospital zum Großen Heiligen Geist. Es erwarten Sie Frau Hoffmann, Frau Nowatzki und Frau Schoop, Tel: 04131 - 309-3811

BINGO-TERMINEIm Senioren- und Pflegestützpunkt Heiligengeiststraße 29a Immer am mittwochs von 14.00 bis 18.00 Uhr Im Dez. am: 03.+10., Im Jan. am o7.+14.+21. Im Febr. am: 04.+11.+18. Das beliebte Gemeinschaftsspiel findet in Zusammenarbeit mit Herrn Paul Gerski vom SoVD, Sozialverband Deutschland, im Hospital zum Großen Heiligen Geist in der Heiligengeiststr. 29a, 21335 Lüneburg, statt. Auskunft erteilen: Karin Schoop, Tel: 04131 - 309 3811 Paul Gerski, Tel: 04131 - 2207818

Sprechzeiten des Seniorenbeiratesmittwochs von 10:00-12:00 Uhr im Senioren-und Pflegestützpunkt Niedersachsen Heiligengeiststraße 29a.

Tel: 04131- 309-3589

Versichertenberater in Rentenfragen

Wolfgang Strohmeier bietet Beratung: donnerstags von 13.00 bis 17.00 Uhr Senioren-und Pflegestützpunkt Heiligengeiststraße 29a. Tel: 04131 - 309-3192

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26 Ausblick Nr. 98

I n f o r m a t i o n / L e s e r b r i e f e

Aufruf an alle, die Sütterlin lesen könnenMehrere Hundert handgeschriebene Briefdokumente einer niedersächsischen Familie liegen in Sütterlin-Schrift vor.

Diese entstanden zwischen 1930 und 1945 und dokumentieren den Briefwechsel eines Marineoffiziers mit seiner späteren Ehefrau. Die Briefe haben auf abenteuerliche Weise die Wirren des Krieges überlebt. Sie sollen nun in die lateinische Schrift übersetzt und als doc oder docx Datei auf einem Datenträger (z. B. USB-Stick) gespeichert und später ausgedruckt werden.

(Kosten für die Datenträger werden übernommen.) Geeignete Briefpassagen werden später dem AUSBLICK zur Verfügung gestellt.

Wegen der großen Anzahl von Briefen soll die Arbeit auf möglichst viele Schultern verteilt werden.

Interessierte Leserinnen und Leser melden sich bitte bei Lutz Riemenschneider:

Tel: 04131 41391 oder E-Mail: [email protected]

Kennen Sie diese Schrift noch? dann ist Ihre Hilfe gefragt..

Liebe Frau Hempel,

danke, ich habe mir im Internet „Willkommen in der Demenz-WG” angesehen, sehr schöner Artikel. In der Tat haben wir noch einige Plätze frei, aber - wahrscheinlich sind es weniger als vor einigen Wochen gedacht.

FreundlicheGrüße von Sina Traube LüWoBau

Sehr geehrte Damen und Herren der Ausblick-Redaktion,

zufällig fand ich in der "Grünen Stute" in Brietlingen Ihre Zeitschrift.

Mit großem Interesse habe ich fast alle Beiträge gelesen. Man merkt den Beiträgen an, dass sie nicht von Profi-Journalisten geschrieben sind, sondern aus echtem Interesse am Thema; erfrischend zu lesen!

Ein besonderes Kompliment zum Titelfoto, das mich reizte, die Zeitung mitzunehmen. Eine Meckerei aber zur Erklärung des Titelfotos auf der Innenseite: Köln unterscheidet sich ganz gewiss nicht von anderen Großstädten durch "wunderbar harmonisches" Multikulti; die Diskussion um die große Moschee verlief in Köln durchaus nicht "wunderbar harmonisch". Solch euphorische Übertreibung sollten Sie vermeiden.

Mit freundlichem Gruß

Dietrich Pauly, Hamburg

(Anm. d. Red.: Der Text zum Titelfoto entstammt der Feder des Fotografen Stephen Thiele.)

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Ausblick Nr. 98 27

I n f o r m a t i o n / T h e m a

NachsichtVon Brigitte Abraham

Willst Du Freundschaft Dir erhalten,lass‘ ein wenig Nachsicht walten.Akzeptanz, Respekt im Blickist ein Weg zum Freundesglück.

Auch im Kreise unsrer Liebensollten Toleranz wir üben.Und bei Kindern schau’n wir ruhig an,was vielleicht da werden kann.

Und mir selber gegenüber wär‘ mehr Duldsamkeit mir lieber.Disziplin und strenge seindas schränkt manchmal ziemlich ein.

Sollten wir nun dazu neigenallem Fremden Abwehr zeigen,lassen Anderssein nicht gelten,dann verschließen sich uns Welten.

Als ich jünger noch an Jahren,hab‘ ich manchmal das erfahren:Alles Fremde bracht‘ Verdruss,nur Bekanntes war Genuss.

Als ein Vorzug noch zu nennen,ist wohl das Verzeihen-Können.Das erfordert manchmal Mut. - Beiden Seiten tut es gut.

Doch bedenken wir beizeiten:Toleranz hat auch zwei Seiten.Oft ist sie nicht angebracht,und so wähle mit Bedacht.

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28 Ausblick Nr. 98

T h e m a

Ein Hofwind

Einer Königin entfuhr ein, wenn auch ganz kleiner nur, aber immerhin ein Ton, als sie Platz nahm auf dem Thron.

Nachdem dies Malheur passiert, standen alle sehr geniert. Jeder blickte vor sich hin, niemand auf die Herrscherin. Nur ein junger Kapitän, braun gebrannt von Wind und Böen, der zur Audienz erschien, stammelte „Vergebt mir, Queen“. Also rettete er sie, weil er heldisch ihr Vapeur unerschrocken auf sich nahm, und verließ den Saal voll Scham.

Doch die brave Königin sandte später zu ihm hin ein Billett von ihrer Hand, darin er die Worte fand:

Kapitän warst du bisher in der Flotte, aber wer einen solchen kleinen Wind auszunutzen weiß geschwind, der versteht wohl sein Metier wie kein Zweiter auf der See. Darum ein für alle Mal bist du von heut an ADMIRAL!

Gehört von Peter Wilke am 17. August 2014 im „Hamburger Hafenkonzert“ auf 90,3

Seine Stimme schenkte er in den 1960er- und 1970er-Jahren zahlreichen Songs, die eng mit Hamburg verbunden

sind. Etwa der Nummer „Herz von St. Pauli“, markant und mit Schmelz intoniert. Oder den schmissigen „Haifischbar-Song“. Knapp zwei Wochen vor seinem 87. Geburtstag ist der Sänger und Schauspieler Carl Bay jetzt gestorben. Bekannt wurde „Kuddel“ Bay vor allem durch die legendäre Rundfunk-Sendung „Hafenkonzert“, der er seit 1947 mit seinem Gesang regelmäßig maritimen Charme verlieh. „Ich sang von dem Schlepper runter auf die Massen, begleitet links und rechts vom legendären Akkordeon-Duo Frido Grothey

und Rudolf Klaus“, erinnerte sich Bay vor einigen Jahren im Abendblatt an sein Debüt in der beliebten sonntäglichen Radio-Reihe, die nach wie vor sonntags um 6 Uhr beim NDR zu hören ist. „Ich verdanke dem Hafenkonzert meine Karriere, und ich habe gutes Geld damit verdient“, sagte Bay. „Die Lieder wurden uns ja damals noch auf den Leib geschrieben.“ Bay, geboren am 29. Juli 1927 in Hamburg, erlebte das Ende des Zweiten Weltkriegs als Soldat. Seit er danach beim Rundfunk einige Shantys vorsang, war er auf Seemannslieder abonniert. Als ausgebildeter Sänger gab er jedoch immer wieder auch Gastspiele an Theatern.

„Hafenkonzert“- Sänger Carl Bay, gestorben am 28.07.2014

Robert T. Odemann, rezitiert von Carl Bay

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Ausblick Nr. 98 29

DIESES BUCH WURDE

EMPFOHLEN VON

LÜNEBUCH.de

Der tadellose Herr Taft Husch Josten 2014 Berlin University Press ISBN 978-3-86280-069-8, 19,90€

In diesem Roman erzählt die Autorin die kuriose Lebens- und Liebesgeschichte von Daniel Taft. Kurz nach der Hochzeit verschwindet seine Frau sang- und klanglos. Er zieht in Veronikas Heimatstadt, und sein Leben nimmt ganz unerwartete Wendungen. Er hat die Idee, einen kleinen Laden zu eröffnen. Sein einziges Angebot sind Ideenkarten: mit schwarzem Filzstift beschriftete Kartons, auf die er Wortbildungen wie Raumfährtensucher, Zerrinnung, Mut und andere Schlagwörter geschrieben hat. Die Menschen kommen, seine Einfälle sprechen sich herum. Er hat Erfolg. Neue Bekanntschaften geben ihm wieder Mut. Auch seine Frau will ihn plötzlich wieder sehen. Die Politik klopft an seine Tür. Noch nie hat er so ein interessantes Leben geführt. Es ist der dritte Roman von Husch Josten. Sie schreibt wunderbar.

Die Muslimbruderschaft Porträt einer mächtigen Verbindung Annette Ranko edition Körber-Stiftung, 2014, 14,-€

Die Autorin studierte Arabisch und Kulturwirtschaft in Passau und Kairo. Ihre Doktorarbeit über die Muslimbruderschaft wurde 2013 mit dem deutschen Studienpreis ausgezeichnet. Sie schafft es, mit diesem Buch Hintergründe aufzudecken und Irrtümer auszuräumen. In den Medien dominieren beim Thema Islamismus Bilder von Anschlägen. Die Wirklichkeit ist vielschichtiger. Es überwiegen derzeit zwei Richtungen: die transnationale salafistische Bewegung und die Muslimbruderschaft in Ägypten mit ihren Ablegern der al-Nahda-Partei in Tunesien und der Hamas im Gazastreifen.Annette Ranko beschäftigt sich u.a. mit der Frage nach dem wahren Gesicht dieser Vereinigung. Das Buch liefert viele Fakten und ist sehr gut lesbar. Wie viel Islamismus können wir tolerieren?

Kritik der reinen Toleranz Henryk M. Broder 2009 Pantheon Verlag, München ISBN: 978-3-570-55089-2, 12,95€

Das Buch ist provokativ und manchmal polemisch. Aber der Autor rüttelt anhand seiner eindringlichen Beispiele auf, darüber nachzudenken, wie weit Toleranz ausgelebt werden kann, ohne den Bogen zu überspannen. In den einzelnen Kapiteln beschäftigt er sich mit Themen wie: Wir tolerieren uns zu Tode; Intoleranz ist eine Tugend; Toleranz ist ein Liebesdienst am untauglichen Objekt; Toleranz ist eine feine Sache, wenn man sie sich leisten kann; Toleranz ist eine Einbahnstraße ohne Gegenverkehr; Toleranz ist der Wille zur Ohnmacht. Ehrenmorde, die weniger stark bestraft werden als vergleichsweise harmlose Vergehen, ein Kindesmörder, der Prozesskostenhilfe bekommt, weil ihm bei seiner Vernehmung Ohrfeigen angedroht wurden. So finden sich viele andere prägnante Beispiele in seinem Sachbuch. Es ist richtig, die Zwischentöne fehlen, aber als Diskussionsgrundlage ist es wertvoll und wichtig.Wussten Sie zum Beispiel, dass in Bethlehem, das zu Weihnachten von Christen überfüllt ist, 90% Muslime leben?

B u c h b e s p r e c h u n g e n v o n B r i g i t t e H e m p e l

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30 Ausblick Nr. 98

C o m p u t e r e c k e

Wer Lust hat, kommt montags zum Senioren-Computer-Club

Montags von 14.30 - 17.00 Uhr in der VHS Region Lüneburg, Haagestr. 4, Raum 24, 2. Etage

Wir sind eine Selbsthilfegruppe für alle Altersgruppen. Wir helfen bei Schwierigkeiten am PC, versuchen gemeinsam Probleme zu lösen und geben Hilfestellung fürs Internet.

Wenn Notebook vorhanden, bitte mitbringen. Voraussetzung sind PC-Kenntnisse. Wir können keinen Grundkursus ersetzen.

Information bei: Manfred Balzer. 04131-33921

Tastenkombinationen in Word und anderen SchreibprogrammenVon Maja Schwaak

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Ausblick Nr. 98 31

A u s d e r R e d a k t i o n

NaturUnser nächstes Thema für Ausgabe 99

Von Brigitte Hempel

„Die Natur braucht sich nicht anzustrengen, bedeutend zu sein. Sie ist es“ sagt Robert Walser. Nicht nur aus diesem Grund haben wir uns für die nächste Ausgabe für dieses große Thema entschieden. Was ist die Natur, wie verhält sie sich, wie gehen wir mit ihr um? Ist es richtig, dass wir versuchen, sie durch Eingriffe zu beherrschen? Können wir durch unser Verhalten wirklich zu ihrem Schutz beitragen und vielleicht den Klimawandel aufhalten und die Artenvielfalt erhalten? Reicht unsere Erde, um für alle Menschen ein lebenswertes Leben zu schaffen? Welche Erfahrungen habe ich im Laufe meines Lebens gemacht und was kann ich tun, um die noch vorhandenen Schönheiten zu schützen?

Je älter ich werde, desto mehr erfreue ich mich an den kleinen und großen Naturschönheiten. Ich liebe Blumen und Bäume, genieße Sonne und Regen und bin traurig, wenn Menschen durch Naturkatastrophen Schaden erleiden.

Wie gefällt Ihnen dieses Thema und was können Sie dazu beitragen? Wir freuen uns darauf.

Einsendeschluss ist der 19. Januar 2015

Impressum

Herausgeber Ausblick–Redaktion VHS Region Lüneburg Haagestraße 4, 21335 Lüneburg Tel: 0 41 31 - 15 66 0 E-Mail: [email protected]

Erscheinungsweise: 4 mal jährlich, Verteilte Auflage: 10.000 Redaktion:

Hempel, Brigitte, Dr., Leitung, Tel: 51211 Kannengießer, Ulrike C., stellv. Leitung Wilke, Peter, Chefredakteur Eybe, Jutta Friedrich, Peter Kleck, Miriam Katharina Peter, Waltraut Schlotthaus, Gea Schömburg Marlis Schwaak, Maja Zenz, Reinhild

Internet Internet: www.ausblick-zeitschrift.de

Peter Wilke, verantwortlich Mail: [email protected]

Layout Peter Wilke, verantwortlich Ulrike Kannengießer Marlis Schömburg Maja Schwaak

Texterfassung:

Ulrike C. Kannengießer Mail: [email protected] Maja Schwaak Mail: [email protected]

Anzeigen-Management: Peter Wilke, verantwortlich Tel: 04131-2203688 Mail: [email protected] Rolf Schöck, Freier Mitarbeiter Anzeigenbeschaffung Tel: 047215082742 mobil: 0160-2362700, Mail: [email protected]

Verteilung: November-Echo, CB - Funk-Freunde LG

Druck: v. Stern‘sche Druckerei GmbH Co KG, Zeppelinstraße 24, 21337 Lüneburg

Die Redaktion behält sich vor, eingegangene Artikel und Leserbriefe evtl. zu kürzen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge erscheinen eigenverantwortlich.

Wo der AUSBLICK kostenlos für Sie ausliegt

LüneburgAWO Käthe-Krüger Str.Barmer Ersatzkasse LüneburgBegegnungsstätte Glockenhaus Bürgeramt BardowickerstraßeDRK O.V. Lüneburg Edeka Loewe Center und weitere Bergmann Edeka Filialen Evangelische FamilienbildungsstätteKirchengemeindenKloster Lüne Lünebuch.de Buchhandlung am Markt RatsbüchereiSalü-SalzthermeSandpassage TschornSeniorenservicebüroStadttheaterTschorn am BockelsbergVHS REGION Lüneburg AdendorfBüchereiSupermärkteOlympic SportcenterAshausenSankt Andreas-Kirche

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32 Ausblick Nr. 98

K u l t u r i n L ü n e b u r g

Die Tugenden und die LasterVon Ulrike C. Kannengießer

Im historischen Rathaus der Hansestadt Lüneburg kann man neben dem Eingang zum Fürstensaal ein riesiges Gemälde mit allegorischen Figuren bewundern. Es wurde von Daniel Frese im Jahr 1600 geschaffen. Ein inoffizieller Titel heißt: Die

Verleumdung des Apelles, der weise Richter bringt die Unschuld ans Licht. (Apelles war ein griechischer Maler, der von seinen Feinden zu Unrecht verdächtigt wurde und dessen Unschuld ein weiser Richter ermittelte.)

Daniel Frese erzählt uns die Geschichte eines zu Unrecht beschuldigten und verleumdeten Mannes, der in der Bildmitte am Boden kauert und seine Hände bittend erhoben hat. Sein Name ist „PATIENTIA“, die Geduld. Drei Folterknechte zerren ihn vor den Richter: „INVIDIA“, der Neid, „IRA“, der Zorn, „CALVMNIA“, die Erpressung. Der Richter, „JVDEX“. sitzt ganz links auf einem reich verzierten Thron. „SAPENTIA“, die Weisheit, schaut auf ihn hinunter. Drei Frauen in aufreizender Körperhaltung beschuldigen das Opfer und wollen den Richter für sich einnehmen: „AVARITIA“, die Habgier, „MENDATIVM“, die Lüge, „SVSPITIO“, der Verdacht. Am Fuße des Baumes hockt eine in dunkle Tücher gehüllte Frau, die ihren Kopf mit der Hand abstützt: „TRISTITIA“, die Traurigkeit. Diese Traurigkeit hat sich wie Mehltau über die triste Landschaft im Hintergrund gelegt.

Auf der rechten Seite herrscht hingegen Sonnenschein und Freude. Fünf Figuren feiern den Sieg der Wahrheit und der Weisheit. Die Unschuld des Mannes ist erwiesen. Der Richter hat sich nicht beeinflussen lassen. Eine Engelsgestalt „VERITAS“, die Wahrheit, blickt hinter sich auf den freigesprochenen Mann: „PATIENTIA“, die Geduld. Jetzt geht er aufrecht mit zum Dank erhobenen Händen. Seine Geduld hat sich ausgezahlt. „INNOCENTIA“, die Unschuld, „CONSTANTIA“, die Beständigkeit und „VICTORIA“, der Sieg, begleiten ihn. Ihnen folgt der „CHORVS MVSARVM“, der Chor der Musen.

Freses Botschaft ist: Da, wo die Laster und die Unwahrheit die Richter und den Herrscher beeinflussen, senkt sich Unheil über das Land. Über der grauen Stadt im Hintergrund geht ein Gewitter nieder. Der Baum trägt weder Früchte noch Blätter, es herrschen Hunger und Not. Die andere Seite des Baumes trägt Blätter, und in den Ästen hängt „Der Ehren Schildt“ mit der Herrscherkrone. Der Herrscher soll wissen, dass eine tugendhafte Regierung Frieden und Harmonie beschert. Der im Hintergrund in freundliches Licht getauchte Bauernhof unterstreicht dies.

Aus Platzgründen müssen wir auf eine ausführliche Bildbeschreibung an dieser Stelle verzichten. Eine Langfassung finden Sie im Internet auf unserer Homepage: www.zeitschrift-ausblick.de

Foto

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