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EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTE
Autographe Partitur: Ludwig van Beethoven
Konzert für Violine und Orchester C-Dur, WoO 5
Fragment, 20 Seiten, gebunden
© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Die Handschrift dieser Partitur wird in der Beethovenforschung traditionell „jedenfalls in die
frühe Wiener, vielleicht noch in die Bonner Zeit“ des Komponisten datiert. Vieles spricht
dafür, dass sich der junge Komponist und Pianist mit diesem Konzert bei einem Wiener
Geiger und dessen Umkreis oder Publikum einführen konnte.
Auch wenn nur die erste Lage der Partiturniederschrift erhalten ist, deutet nichts darauf hin,
dass die Komposition nicht vollendet worden wäre; die weiteren Lagen der Partitur sind
offensichtlich verloren gegangen. In der Entwicklungsgeschichte des Violinkonzerts steht
dieses Werk zwischen Mozarts Konzerten und Beethovens D-Dur-Konzert.
.
Ignaz Schuppanzigh
Unbekannter Maler
Pastell
© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Der 1776 in Wien geborene Geiger Ignaz Schuppanzigh ist mit der Geschichte des
Streichquartetts eng verbunden. Er gilt als der Begründer der Wiener Streichquartett-
Tradition, wirkte außerdem als Lehrer und ist (wahrscheinlich ab 1795, gesichert ab 1799)
als Dirigent der schon unter Mozart beliebten, 12 bis 16 Mal pro Saison stattfindenden
Konzerte im Wiener Augarten und – wenngleich mit etwas weniger Erfolg – als Solist
hervorgetreten. 1824 wurde er zum expektierenden, 1827 zum wirklichen Mitglied der
Hofmusikkapelle, 1828 zum Orchesterdirektor am Wiener Kärntnertortheater ernannt.
Schuppanzighs plötzlicher Tod im Jahr 1830 hinterließ im Musikleben Wiens vor allem im
Hinblick auf die Streichquartettpflege eine große Lücke.
Joseph Hellmesberger d. Ä.
Unbekannter Maler
Leinwand
© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Joseph Hellmesberger d. Ä. einer der Söhne von Georg Hellmesberger d. Ä., trat in die
Fußstapfen seines Vaters. Er war von 1851 bis 1877 Professor für Violine am
Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde, von 1851 bis 1859 ihr artistischer
Direktor und danach Direktor ihres Konservatoriums; 1860 wurde er Konzertmeister des K.
K. Hofopernorchesters, 1863 Soloviolinist der K. K. Hofmusikkapelle und 1877 K. K.
Hofkapellmeister. Er ging als Geiger, Dirigent und Primarius des 1849 von ihm gegründeten
Hellmesberger-Quartetts in die Musikgeschichte ein, scheint aber auch ein besonderes
pädagogisches Talent gewesen zu sein.
.
Fritz Kreisler
Rudolf Bernatschke
New York, 1943
Leinwand
© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Dieses ausdrucksstarke Brustbild des weltberühmten Geigers Fritz Kreisler ist 1943 in New
York entstanden, jenem Jahr, in dem er amerikanischer Staatsbürger wurde.
1939 hat Kreisler Europa für immer verlassen, nachdem er – abgesehen von unzähligen
Konzerttourneen durch die ganze Welt – viele Jahre in Berlin und Paris gelebt und 1935 den
Ehrenring der Stadt Wien erhalten hatte. Fritz Kreisler ist der letzte Violinvirtuose, der
selbst komponierte und seine eigenen Werke in den Mittelpunkt seiner Konzerte stellte: Er
repräsentiert damit den Endpunkt einer weit zurückreichenden Tradition, in deren Zentrum
einst Paganini stand.
Niccolò Paganini
Unbekannter Künstler
Um 1840
Gips, in Öl gefasst
© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Die „caesarische“ Darstellung dieser Büste entspricht Vorstellungen der Romantik, die im
Künstler eine dem Alltag enthobene Persönlichkeit sah. Obwohl sie sich an antiken
Kaiserbüsten orientiert, spielt in eine solche Auffassung auch etwas vom Gottesgnadentum
des absolutistischen Kaisertums hinein: So wie der Herrscher ist auch der Künstler durch
Gottes Gnade zu dem geworden, als den wir ihn verehren. Die Erinnerung an die Antike
signalisiert ferner die zeitlose Anerkennung und die Unsterblichkeit des Künstlers in seiner
Kunst.
Der alte Geigenlehrer
Unbekannter Maler
Um 1840
Leinwand
© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Was oberflächlich wie ein Genrebild aussieht, ist ein vielsagendes Bilddokument zur
Sozialgeschichte der Musik. Dieser alte Mann, der Violinunterricht erteilt, wohnt in einer
Dachstube. Ihre Einrichtung lässt erkennen, dass der Musikus einmal bessere Zeiten erlebt
hat. Tatsächlich haben viele Musiker, die in einer Epoche, die keine Altersvorsorge kannte,
aus gesundheitlichen Gründen aus dem Kapell- oder sonstigen Orchesterdienst
ausscheiden mussten, ihren Lebensunterhalt als Musiklehrer verdient und damit
Erfahrungen an die jüngere Generation weitergegeben.
Hellmesberger-Quartett
Joseph Anton Bauer nach Theodor Petter
Lithographie, aufgewalzt
© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Das Blatt zeigt das Ensemble in seiner ersten Zusammensetzung: Joseph Hellmesberger
d. Ä. (Erste Violine), Mathias Durst (Zweite Violine), Carl Heissler (Viola) und Carl
Schlesinger (Violoncello).
Der Gründer übergab die Leitung des Quartetts 1887 seinem Sohn Joseph d. J., die
übrigen Mitwirkenden wechselten häufiger, kamen aber alle aus dem musikalischen Milieu
des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde und des Hofopernorchesters bzw.
der Wiener Philharmoniker.
Autographe Partitur: Franz Schubert
Quartettsatz c-Moll, D 703
16 Seiten, 13 beschrieben, geheftet
© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Nach zeitgenössischen Berichten war das Quartettspiel im frühen 19. Jahrhundert in Wien
die beliebteste Form gemeinsamen häuslichen Musizierens, es war auch im Elternhaus
Schuberts üblich. So verwundert es nicht, dass Schubert zahlreiche Werke für diese Form
des Musizierens geschaffen hat.
Die berühmteste Fragment gebliebene Komposition Schuberts für Streichquartett ist dieser
Stirnsatz eines nach 41 Takten des zweiten Satzes (Andante) nicht weiter komponierten
Quartetts: ein kammermusikalisches Gegenstück zu der „Unvollendete“ genannten
Symphonie.
Familienszene
Unbekannter Maler
Um 1810/20
Leinwand
© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
In dieser biedermeierlich anmutenden Familienidylle sind alle Mitglieder mit für sie
typischen Attributen ausgestattet bzw. bei charakteristischen Tätigkeiten dargestellt.
Im Zentrum stehen drei junge Männer, vermutlich die Söhne der Familie, jeder von ihnen
mit einem Streichinstrument. Ihre musikalische Erziehung hatte nicht nur eine häuslich-
private, sondern auch eine gesellschaftliche Funktion. Das Geigenspiel ermöglichte ihnen
schon während der Studentenzeit, auch außerhalb des Familienverbandes in den
verschiedensten musikalischen Salons zu musizieren und dort Kontakte privater und
geschäftlicher Natur als Grundlage für ihren späteren Beruf zu schließen.
Un Quatuor d’Amateurs
Claude Thielly nach Eugène-Erneste Hillermacher
Paris 1858, Sonder-Etat für die Mitglieder des Oberösterreichischen Kunstvereins 1858
Kolorierte Lithographie
© Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Wie bereits aus dem Titel hervorgeht, handelt es sich hier um ein Streichquartett von
Dilettanten, von Musikliebhabern, die in einem gemütlichen bürgerlichen Salon ohne
Zuhörer zu ihrer eigenen Freude Hausmusik machen. Die leicht ironisierende Darstellung
der Quartettmitglieder entspricht der um die Jahrhundertmitte zunehmend kritischen
Beurteilung der Amateurmusiker, da diese der damals immer anspruchsvoller werdenden
zeitgenössischen Kammermusik nicht immer gewachsen waren.
Violine
Franz Geissenhof
Wien, 1820
© Wien, Kunsthistorisches Museum
Franz Geissenhof (1753–1821) wurde schon zu Lebzeiten mit dem Beinamen eines
„Wiener Stradivari“ ausgezeichnet. Dies bezog sich auf seine handwerklichen Fähigkeiten,
aber auch darauf, dass er als erster Wiener Geigenbauer konsequent nach Modellen von
Stradivari gearbeitet hat.
Das Instrument von 1820 trägt die Merkmale eines Spätwerks. Die Ränder wirken massig
und schwer und der Schnitt der F-Löcher zeigt bereits eine etwas unsichere Hand.
Violine
Nicolaus von Sawicki
Wien, um 1835
© Wien, Kunsthistorisches Museum
Nicolaus von Sawicki (1793–1850) ist zu den besten Meistern seines Faches zu zählen. Er
gilt als der „einer der hervorragendsten, wenn nicht gar der beste unter den Wiener
Geigenbauern des 19. Jahrhunderts“.
Sawicki kopierte Stradivari und Guarneri, wobei er dessen Modell mitunter, wie beim
vorliegenden Instrument, nur als Anregung nahm. Die Violine ist handwerklich perfekt
gearbeitet und besitzt einen attraktiven Lack von großer Transparenz. Trotz ihrer
hervorragenden klanglichen Qualitäten wurde sie nur sehr wenig gespielt und befindet sich
daher in perfektem Erhaltungszustand.
Violine
Carl Hermann Voigt
Wien, 1908
© Wien, Kunsthistorisches Museum
Carl Hermann Voigt (1850–1925) zählte zu Wiens besten Geigenbauern und hatte schon zu
Lebzeiten einen hervorragenden Ruf als Reparateur. Voigt war beeideter Schätzmeister
und ab 1901 Vorsteher der Genossenschaft. 1910 übernahm Georg Rauer sein Geschäft in
der Friedrichstraße. Aus einem handschriftlichen Zettel im Inneren der Geige von 1908
kann man schließen, dass Voigt diese in unvollendetem Zustand hinterlassen hat und das
Instrument von Karl Richard Kaltenbrunner (1878–1957) fertig gestellt wurde.