5
KSI~I(t, H. Math. Annalen, Bd. 136, S. 240--244 (1958) Eine Charakterisierung der Distributionen endlicher Ordnung Von HEINZ K(iNIG in Aachen Herrn Professor Dr. HEINRICtI BEItNKE zum 60. Geburtstag gewidmet Im folgenden benutzen wir die von L. SCHWARTZ 1) eingeffihrten Begriffe und Bezeichnungen. Es sei D der lineare Raum der auf R n definierten unbe- schr/inkt stetig differenzierbaren komplexwertigen Funktionen 9) mit kom- paktem Tr~ger. Fiir jedes Q > 0 sei D e der Teilraum der Funktionen 9) E D, deren Tr~ger in der abgeschlossenen Kugel B e :Ixl ~ ~ enthalten sind. Fiir jedes 9) E D und jedes m(m = 0, 1, 2 .... ) setzen wir 119)lira= Sup {ID~ 9)(x)l : x E R n, Ipl = pl ~-''' + ~gn~ m}. Eine auf R n definierte Schwartzsche Distribution S ist genau dann eine Distribution der endlichen Ordnung m, wenn ffir jedes e > 0 die obere Grenze [ISllm(e) = Sup {IS(9))[ : 9) ~D o mit [19)llm~< 1} endlich ist. In diesem Falle erhalten wir fiir jedes 9)E D o, indem wir bei festem x E R n die dureh ~0x(t) = 9)(x--t) definierte Funktion F~ Dlxl+ e bflden und die Relation S(yJ~) = (S * 9)) (x) berficksichtigcn, die Ungleiehung [(S* 9)) (x)l g llg)[lml[s[Im(Ixl + o) ffir alle x E R n. Hieraus folgt: Ist Seine Distribution der endlichen Ordnung m, dann gibt es zu jedem ~ > 0 auf [0, ~) eine nichtnegative und monoton wachsende Funktion H mit der Eigenschaft, dab ffir alle Funktionen 9) E D o gilt (S * 9)) (x) : O(H(ix[) ) fiir Ix[ ~ c~ ; man braucht nur H(r) = I[S[I,~(r ÷ e) zu setzen. Diese letzte Aussage ist, wie wir in der vorliegcnden Note zeigen, in ver- sch/irfter Form umkehrbar. Damit gewinnen wir eine Charaktcrisierung der Distributionen endlicher Ordnung S durch das Wachstumsverhalten ihrer Regularisierten S * 9) mit 9)E D bei der Bewegung Ix]-~ ~. Es gilt der folgende Satz: Es sei Seine au/ R'* de/inierte Schwartzsche Distribution, und es gebe ein Q > 0 und au/ [0, ~) eine nichtnegative und monoton wachsende Funktion H mit der Eigenscha/t, daft/iir alle Funktionen 9) E D e gilt (s • ~) (x) = O(H([x[)) /~r [xl -~ ~. Dann ist S eine Distribution einer gewissen endlichen Ordnung m, und im Falle 1) SCHWAaTz,L. : Th~orie des Distributions I, II. Paris 1957/51.

Eine Charakterisierung der Distributionen endlicher Ordnung

Embed Size (px)

Citation preview

KSI~I(t, H. Math. Annalen, Bd. 136, S. 240--244 (1958)

Eine C h a r a k t e r i s i e r u n g der D i s t r i b u t i o n e n e n d l i c h e r O r d n u n g

Von

HEINZ K(iNIG in Aachen

Herrn Professor Dr. HEINRICtI BEItNKE zum 60. Geburtstag gewidmet

I m folgenden benutzen wir die von L. SCHWARTZ 1) eingeffihrten Begriffe und Bezeichnungen. Es sei D der lineare R a u m der auf R n definier ten unbe- schr/inkt stet ig differenzierbaren komplexwer t igen Funk t ionen 9) mi t kom- p a k t e m Tr~ger. Fiir jedes Q > 0 sei D e der Tei l raum der Funk t ionen 9) E D, deren Tr~ger in der abgeschlossenen Kuge l B e :Ixl ~ ~ en tha l ten sind. Fi ir jedes 9) E D und jedes m ( m = 0, 1, 2 . . . . ) setzen wir

119)lira= Sup {ID~ 9)(x)l : x E R n, Ipl = p l ~ - ' ' ' + ~gn~ m}.

Eine auf R n definierte Schwartzsche Dis t r ibut ion S ist genau dann eine Dis t r ibut ion der endlichen Ordnung m, wenn ffir jedes e > 0 die obere Grenze

[ISllm(e) = Sup {IS(9))[ : 9) ~ D o mi t [19)llm~< 1}

endlich ist. I n diesem Falle erhal ten wir fiir jedes 9)E D o, indem wir bei fes tem x E R n die dureh ~0x(t) = 9 ) ( x - - t ) definierte Funk t ion F ~ Dlxl+ e bflden und die Rela t ion S(yJ~) = (S * 9)) (x) berficksichtigcn, die Ungleiehung

[ (S* 9)) (x)l g llg)[lml[s[Im(Ixl + o) ffir alle x E R n.

Hieraus folgt: I s t S e i n e Dis t r ibut ion der endlichen Ordnung m, dann g ib t es zu jedem ~ > 0 auf [0, ~ ) eine n ichtnegat ive und mono ton wachsende Funk t ion H mi t der Eigenschaft , dab ffir alle Funk t ionen 9) E D o gilt

(S * 9)) (x) : O(H(ix[) ) fiir Ix[ ~ c~ ;

m a n b rauch t nur H(r) = I[S[I,~(r ÷ e) zu setzen. Diese letzte Aussage ist, wie wir in der vorl iegcnden Note zeigen, in ver-

sch/irfter Form umkehrba r . D a m i t gewinnen wir eine Charaktcr is ierung der Dis t r ibut ionen endlicher Ordnung S durch das Wachs tumsverha l t en ihrer Regular is ier ten S * 9) mi t 9)E D bei der Bewegung Ix]-~ ~ . Es gilt der folgende

Satz: Es sei S e i n e au/ R'* de/inierte Schwartzsche Distribution, und es gebe ein Q > 0 und au/ [0, ~ ) eine nichtnegative und monoton wachsende Funkt ion H mit der Eigenscha/t, daft / i ir alle Funkt ionen 9) E D e gilt

(s • ~) (x) = O(H([x[)) /~r [xl -~ ~ .

Dann ist S eine Distribution einer gewissen endlichen Ordnung m, und im Falle

1) SCHWAaTz, L. : Th~orie des Distributions I, II. Paris 1957/51.

Distributionen endlicher Ordnung 241

H ~ 0 gilt ]iir alle hinreiehend groflen m

(1) IIS]I~(r) = O((r -~ e )nH(r ÷ e)) /iir r--> cQ.

Die Absch~tzung (1) kann, wie schon das Beispiel S ~ 1 mit H ~ 1 zeigt, allgemein nicht verbessert werden. Den Gedankengang unseres Beweises entnehmen wir einer friiheren Note2), in der es sich um Distributionen S auf der Zahlengeraden R 1 handelte, deren Trigger in [0, oo) enthalten sind.

Wir betrachten eine lineare Abbildung L des Raumes D in den linearen Raum C der auf R" definierten stetigen komplexwertigen Funktionen ~. L sei stetig in bezug auf die Topologie des induktiven Limes der DQ auf D, jeder Raum D e versehen mit der Topologie der gleichmi~igen Konvergenz in allen Ableitungen, und in bezug auf die Topologie der gleichm~Bigen Kon- vergenz auf allen B e auf C. Jede Distribution S auf R n definiert vermittels L ~ ~ S * ~ eine solche Abbildung L. Diese speziellen Abbildungen L sind durch ihre Vertauschb~rkeit mi t allen Translationen des R n charakterisiert: Wenn die Funktionen ~, F ~ D dureh y~(x)~-q~(x--h) mi t festem h EJ~" auseinander hervorgehen, dann gilt auch L yJ(x):= L ~ ( x - h).

Itilfssatz 1: Es sei L eine stetige lineare Abbildung von D in C. Dann gibt es zu beliebigen Q, (~ > 0 einen Index m = m (Q, a) mit der Eigenseha/t, daft liar alle q~ E D e gilt

I L ~ ( x ) l < S u p ~ q~ : x E /iir alle x E B~.

B e w e i s : Wir nehmen an, dab die Behauptung fiir gewisse ~, ~ > 0 falseh ist. Dann gibt es eine Folge yon Funktionen q0 m E D o mit

a~_~ ? ~ (x) =~ 1 f(ir alle x E B o

und eine Folge yon Punkten xm~ B , mit IL ~m(xm)l > 1 (m = O, 1, 2 . . . . ). Bei festem p fotgt hieraus fiir alle m ~ Max (Pl . . . . . , Pn) ~ P

(2~) ~ ' - ' ' ' ( ( 2 ~ ) ~ - " ) " ' ID" ~m(X)l g ( m - - p ~ ) ! . . . ( m - - p , ) ! g (2~)nP-Ipl ( m - - P ) !

a]so die gleichmi~i3ige Konvergenz der Dp ~ gegen Null. Die L ~,, konver- gieren daher auf B, gleichmitt]ig gegen Null, im Widersprueh zu [L ~ ( x ~ ) [ > 1. Damit ist Hilfssatz 1 bewiesen.

IIflfssatz 2: Es sei L eine stetige lineare Abbildung von D in C, und es gebe ein Q > 0 und au/ [0, ~ ) eine monoton wachsende Fun]orion H mit H (O) >= 1 mit der Eigenscha/t, daf t / i ir alle Funkt ionen q~ E Dq gilt

L q~(x) = O(H(ix t ) ) /i~r lxt -~ c~.

Dann gibt es einen Index m u n d ein M > 0 mit der Eigenscha/t, daft / i~r aUe Funlctionen ~ E D e gilt

IL q)(x)[ ~ ~ I tlq~ilmH(Ixl) /i~r aUe x E R ' .

B e w e i s : Wir nehmen an, da~ die Behauptung fatsch ist. Wir wahlen rekursiv eine Folge yon Indizes mj, zwei Folgen yon Zahlen Mt, S~ > 0, eine

~) KSNI(~, H. : ~ber das Wachstumsverhalten yon linearen Funktionaltransformationen. Arch. Math. 9, 94~101 (1958).

242 HEII,~Z K 6 N m :

Folge yon Funk t ionen % ~ D e m i t I I % l I ~ j ~ 1 und m i t

(2) {L T~(x){ ~ S~H(Ix]) ffir alle x ~ R n

sowie eine Folge von Punk t en xJ ~ R n mi t

(3) ]L ~(xJ) l > M j H ( I x J { )

(~ = 1, 2, . . .) in der folgenden Weise: I m Falle ?" = 1 sei n h = M I = 1. D a n n kSnnen wir auf Grund unserer Annahme die Funk t ion ~1 C D e m i t I{ ~ll{m, n ~ 1 und den P u n k t x 1 C R n so w~hlen, dal3 (3) erffillt ist. H i e r au f bes t immen wir $1> 0 so, dab auch (2) erfiillt ist. Es sei nun ] ~ 2, und die be t rach te ten Gr5~en seien fiir 1 g k g ] - - 1 bereits festgelegt. Dann wiihlen wir einen Index m j > mj_ 1 mi t

(4) m j ~ m(Q, {x~l) + j fiir 1 ~_ k ~ i - - 1

und setzen

(5) M~ ~ $ I + • • • + S~_1+ 2~+ e2o~.

H i e r a u f kSnnen wir auf Grund unserer A lmahme die Funk t ion % C D~ mi t II ~ I I ~ j n ~ 1 und den P u n k t x~ E R ~ so w~hlen, dab (3) erfiillt ist. U n d schlieiL lieh wird S j > 0 so bes t immt , dab auch (2) erfiillt ist.

Wir be t rach ten nun die du tch

~(x) = ~7 9~(x) ~'=1

definier ten Funk t ionen yJkE Do(]c = 1, 2 . . . . ). Bei fes tem p ha t m a n ffir alle k, l m i t P g k < 1

l I n ~ ( x ) - - n ~ ( x ) l ~_ ~ ID~(x)l =<

j = k + l

- ~=~+ 1 \ (m~- P) z ¢=.~+ 1 - ~ jz '

die D~ ~ konvergieren also glejchmal]ig gegen die Ablei tung Dv ~ der durch

~ = 1

gegebenen Funk t ion y~ ~ D~. Daher gil t auch

(6) L ~(x) = ~ L ~ ( x ) .

N u n h a t m a n im Falle j > k

/ °~(°l~t) ~(x) ((2°)~-~(~'I'~l)~"

und daher nach Hilfssatz 1

[L ~j(x~)[ g \ ( m j _ m ( q , lx~[)) !

Distributionen endlicher Ordnung 243

Ffir ]c ~ 2 folgt hieraus und aus (2) bis (6)

i k H ( I x ~ l ) - IL yJ(xk)] < IL y,(x ~) -- L q~k(Xk)] k - - 1 oo

-<_ Z IL ~j(x~)[ + X IL ~(x'~)l i=1 y = k + l

j = k + l

< (s~+ . . . + G - i + e~0~) H([x~D = ( i ~ - - 2 ~ ) g ( [ x ~ l ) und mithin

[L ~(xk)l > 2kH(Ix~l) ,

im Widerspruch zu unserer Voraussetzung. Dami t ist Hilfssatz 2 bewiesen. tIilfssatz 3: Es sei Se ine au] R n de/inierte Schwartzsche Distribution. Es

ffebe ein ~ > O, au/ [0, ~ ) eine monoton wachsende Funktion H mit H(O) ~ 1, einen Index m und ein M > 0 mit der Eigenscha/t, daft /i& alle Funktionen q~ ~ D~ gilt

t(S* q~)(x)] Gi][qDllmH([x]) /iir aUe x E R " .

Dann gibt es ein N > 0 mit der Eigenscha/t, daft ]i~r alle r > 0 und alle Funktionen q~ ~ D r gilt (7) ] ( S * q ~ ) ( x ) l G N l l ~ ] l m ( r + e ) ' ~ H ( i x l + r + e ) / i i ral lex~R'*.

B e w e i s : Wir wahlen auf der Zahlengeraden R 1 eine feste mono ton wach- sende und unbeschri inkt stetig differenzierbare Funk t ion / mi t / ( t ) = 0 fiir t g 0 u n d / ( t ) = 1 f i i r t ~ 1 und setzen

K = S u p { [ / ( J ) ( t ) [ : 0 ~ t ~ l , 0 G ] G m } .

Wir ordnen ferner jedem Punk te h ff R n mi t ganzzahligen Koordina ten h i . . . . . h n die dutch

definierte niehtnegat ive l~unktion -~h ~ D zu. Der Tr/iger yon Fh ist in der

Kugel x - - ~ - ~ - h < ~ enthalten, und es gilt offenbar

(8) ~ Fh(x) = 1 fiir alle x ~ R n. h

Wir wghlen nun ein festes r > 0 und eine Funk t ion q~ E Dr. I n der aus (8) folgenden Zerlegung

(9) ~(x) = ~ ~(x) Fa(x) = V ' q0a(x) f~r alle x C R n h h

kSnnen die Funkionen ~ El,= 9h E D h6chstens fiir ~ h < r + 0 yon Null 7 " "

verschieden sein. Die Anzahl der in (9) vorkommenden Summanden ist also

244 HEINZ K6NIG: Distributionen endlieher 0rdnung

kleiner als

- ~ \ ~ /

Ferner hat man fiir Mle p mit IPl ~ ra

,D~ ~%(x)[ ~ v ' (~)[l~o[[ ~ K n (J(~)!qt = K " ( - ~ + 1) Ipl [[~o[l ~ qgp

und mithin

( l l ) [ [~vh] [m~K' (~+ l )m[ ]q~[ ]m.

x e h Nun liegt der TrSger yon ~o n in der Kugel - - ~ ~ ~ und daher der Tr~ger

der durch

--q-h ~°~(x)=~(X+ v~ )

definierten Funktion ~pj~ C D in B e. Hieraus iblgt nach Voraussetzung

t ( s , Wh)(x)l~MIIq~hll,,H(lzl) far ane x ~ R . und mithin

I(S* ~0h)(x)l < M II~,tl]rnH ( x - . - i ~ ; : h ) ~ M Ilq~hlimH (]x I + r + ~) x /

fiir alle x C R n . Auf Grund von (9), (10) und ( l l ) erhalten wir daher

[ ( S , ~ ) ( x ) [ < M K n V n + l m 3 n(r+e)n]lq][mH(ixi+r÷e)

fiir alle x ~ R n

und damit die behauptete Ungleiehung (7) mit der Konstanten

\ ~ / "

Damit ist Hilfssatz 3 bewiesen. Die Behauptung unseres Satzes folgt nun unmittelbar aus den Hilfs-

s~tzen 2 und 3. In der Tat gibt es hiernaeh unter den Voraussetzungen des Satzes einen Index m und ein N > 0 mit der Eigensehaft, dal3 fiir alle r > 0 und alle Funktionen ~ ~ D r gilt

i(s • ~o) (x) l ~< N ll~0[]~(r + e)" (a + H(lx[+ r + e)) fiir alle x ~R n.

Hieraus folgt insbesondere

]S(~0)[ ~ N ]]~]]~(r + e)n(1 + H(r + ~)). Es gilt mithin

][S]]m(r)<N(r+~)"(l+H(r+o)) fiir alle r > O .

S ist also eine Distribution der endlichen Ordnung m, und im Falle H :# 0 erhalten wir sofort die asymptotische Relation (1). Damit ist unser Satz bewiesen.

(F~ingegangen am 6. September 1958)