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Eine Frage der Balance Institutionen und Geographie Entwicklungsökonomie I Sommersemester 2004 Professor Dr. Rainer Klump Dipl.-Volkswirt Florian Täube Case Study von Bernadette Thieme, Björn Gosch, Stefan Nagelschmitt und André Aschenbrenner

Eine Frage der Balance Institutionen und · PDF file- Konstruktion des Malaria Ecology Index (ME), ein Vektor aus Temperatur, Mückenvorkommen und Stechverhalten; Index ist frei von

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Eine Frage der BalanceInstitutionen und Geographie

Entwicklungsökonomie I Sommersemester 2004

Professor Dr. Rainer KlumpDipl.-Volkswirt Florian Täube

Case Study von

Bernadette Thieme, Björn Gosch,

Stefan Nagelschmitt und André Aschenbrenner

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Agenda

1. Die Kernfrage

2. Institutionen – wie maßgeblich sind sie?

3. Geographie – ein wichtiger Einflussfaktor!

4. Das Resultat – regionale Unterschiede

5. Entwicklungszusammenarbeit

6. Fazit

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Die Kernfrage

1. Welche Faktoren erklären die massiven Einkommens-unterschiede zwischen den Ländern der Welt?

E i n k o m m e n

GeographieInstitutionenKrankheiten

Zugang zu Märkten

Rechts-staatlichkeit

2. Welches Gewicht haben die einzelnen Faktoren?

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Institutionen

1.Untersuchung anhand einer Regressionsgleichung:

• mit:• Y = Pro-Kopf Einkommen• QI = Regressor, der die Güte der Institutionen angibt• Z = Regressor, der den Einfluss von Geographie angibt

2.Probleme dieses Vorgehens:- Die abhängige Variable kann die Regressoren beeinflussen.- Diese müssen also instrumentiert werden.- Dynamische Elemente werden nicht berücksichtigt

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Institutionen

• Unstrittig ist, dass Institutionen ein wichtiger Faktor zur Erklärung von Einkommensunterschieden sind!

• In der jüngeren Literatur kommt es allerdings zu einem heftigen Streit zwischen zwei Lagern:

1. Eine Gruppe von Autoren (u.a. RST, AJR, EL) behauptet, dass nur die Institutionen maßgeblich sind. Geographie, gemessen durch den Abstand zum Äquator, spielt keine Rolle.

2. Sachs (zusammen mit anderen) versucht dagegen, diese Behauptung zu widerlegen und einen direkten Einfluss von Geographie nachzuweisen.

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Geographie

• Vorgehen von Sachs:- Kritik am Geographie-Maß: Abstand zum Äquator ist nichtangemessen

- Gegenvorschlag: Test auf den Einfluss von Malaria alsgeographischen Einflussfaktor

• Malaria:- Kommt vornehmlich in den tropischen /subtropischen Klimazonen vor

- Das feuchtwarme Klima bietet den Überträgernder Krankheit ideale Lebensbedingungen

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Geographie

• Statistisches Vorgehen:- Konstruktion des Malaria Ecology Index (ME),

ein Vektor aus Temperatur, Mückenvorkommenund Stechverhalten;Index ist frei von institutionellen Einflüssen

- erneute Regression mit ME als Instrument

• Ergebnis- Institutionen bleiben zwar sehr relevant- Malaria liefert aber auch statistisch signifikanten

Erklärungsbeitrag- der „Afrika-Faktor“ wird überflüssig

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Geographie

• weiterer geographischer Faktor

Marktzugang:- Lage und Entfernung zu wichtigen regionalen und globalen

Märkten (Westeuropa, Südostasien, Nordamerika) haben großen Einfluss auf die Wirtschaft eines Landes

- Weite Entfernungen zu Handelsplätzen sind mit hohen Transportkosten verbunden

- Küstenlage begünstigt Handel• Es ist nachgewiesen, dass Länder mit einem hohen

Bevölkerungsanteil an den Küstenregionen ein höheres Pro Kopf Einkommen aufweisen als Nachbarländer ohne Küstenanteil

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Geographie

• Zusammenhang von Wirtschaft und geographischen Faktoren- In Ländern mit hohen Krankheitsrisiken scheuen ausländische

Investoren den Markteintritt

- Transaktionskosten aufgrund von höheren Vorsorgemaßnahmen im Gesundheitswesen oder langer Transportwege steigen

- Return of Investment sinkt

- In Regionen, in denen Kapital und Bevölkerung mobil sind, sind die Nachteile der Geographie zu vernachlässigen

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Regionale Unterschiede

• Gute Institutionen und ungünstige Geographie- z.B. Denver/USA- hervorragende Infrastruktur sowie gut ausgebildete Bevölkerung

kompensieren die geografischen Nachteile.

• Gute Institutionen und günstige Geographie- z.B. Küstenregionen Ostasiens- Asiatischer Wirtschaftsboom mit hohen Zuflüssen von ausländischem

Kapital.

• Schlechte Institutionen und günstige Geographie- z.B. Osteuropa- Die sozialistischen Regime haben lange Zeit trotzt der günstigen

geografischen Lage eine nachhaltige Entwicklung behindert.

• Schlechte Institutionen und ungünstige Geographie- z.B. Sub-Sahara-Afrika, Zentralasien, Andenregion- Keine oder nur sehr geringe Entwicklung.

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Regionale UnterschiedeLänderbeispielAfrika südlich der Sahara ist überwiegend durch schlechteInstitutionen und ungünstige geographische Verhältnisse gekennzeichnet.

Beispiel Sambia:GDP/Kopf 780 $HDI 0,386Lebenserwartung 33,4 Jahre

Das Land hat keinen Zugang zum Meer. Grosses Malariaproblem (34 Fälle / 100 Einwohner)Gebirgszüge behindern Warentransport.

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Regionale Unterschiede

Ausgleich von geographischen Nachteilen

Welche Möglichkeiten hat eine isolierte Region mit schlechten

geographischen Gegebenheiten?

• Verbesserung des Humankapitals• Migration in bereits erschlossene Gebiete

- nur sinnvoll innerhalb eines Landes• regionale Integration

- Entfernung von politischen Barrieren um Handel zu ermöglichen

• Investitionen, um negative geographische Gegebenheiten direkt zu beseitigen.

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Entwicklungszusammenarbeit

Gründe für EZ: die Armutsfalle

• Die notwendigen Investitionen sind meist nicht von den betroffenen Ländern finanzierbar ⇒ Armutsfalle

• Es wird genügend Entwicklungshilfe benötigt, um diese „Anschubinvestitionen“ zu tätigen.

• Erst wenn die Region an die Märkte angeschlossen ist, kann vom Handel profitiert werden.

• Solange die Region von ansteckenden Krankheiten betroffen ist, wird sich der Tourismus und die Direktinvestitionen in Grenzen halten.

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Entwicklungszusammenarbeit

Beseitigung von geographischen Nachteilen

Die negativen Aspekte einer ungünstigen Geographie können durch

bestimmte Investitionen kompensiert werden.

Beispiele:

• Bekämpfung der Malaria durch Aufklärungsprogramme und konsequente Entziehung der Lebensgrundlage des Erregers.

• Anbindung von entlegenen Regionen an regionale Märkte durch Strassen- , Schienen- und Kanalbau.

• Bau von Seehäfen und Flughäfen, um am Welthandel teilzunehmen.

Ohne diese Investitionen ist eine nachhaltige Entwicklung selbst bei

guten Institutionen eher unwahrscheinlich.

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Entwicklungszusammenarbeit

Forderungen

• Damit die Entwicklungshilfe auch sinnvoll eingesetzt wird, sind konkrete Entwicklungsziele ratsam.

• Vorrangiges Ziel sollte die Reduzierung der Armut und Kindersterblichkeit sein ⇒ Millenium Development Goals

• Um dieses Ziel zu erreichen, wäre es sinnvoll die Ursachen der Unterentwicklung zu erforschen.

• mögliche Ursachen wären:- schlechte Institutionen- ungünstige Geographie- Handelsbarrieren in den Industrieländern

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Fazit

1. Die Ergebnisse von AJR, RST und EL sind so nicht haltbar!

2. Geographie ist auch empirisch nachweisbar ein wichtigerEinflussfaktor!

3. Der Entwicklungszusammenarbeit kommt daher eine doppelteRolle zu:• Entwicklung der Institutionen (z.B. durch capacity building)• Überwindung geographischer Nachteile

(z.B. durch Hilfe bei der Krankheitsbekämpfung und Infrastruktur-Aufbau)