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326 Durch eine etwas weniger als zur dunklen Rothgluth erhitzte eiserne Rijhre geleitet , zerfiillt der Essigather rielmehr ziemlich glatt in Essigslure, welche sich in der W o ulfe'schen Flasche ansammelte, und in Aethylengas, welches in Brom geleitet ward. C, H, 0. OCa 13, = C, H, 0, + C, H,; Das Bromid ging fast vollstandig zwischen 128 und 130° fiber und erstarrte bei 00 zu einer Krystallmasse, die bei 8-90 schmolz. Es zeigte also Eigenschaften, die iiber seine Natur keinen Zweifel liessen. 70 Gramm Essigather lieferten mehr als 38 Gramm reioes Aetbylenbromid. Ward die Temperatur bis zur dunklen Rothgluth gesteigert, so traten ausserdem auf: Aceton, Kohlenslureanhydrid und ein brenn- bares, durch Brom nicht absorbirbares Gas, offeribar Methan. Bei dieser Temperatur zerfallt also die frei werdende Essigsaure weiter im Sinne der Gleichungen: CH, . COOH = CH, + CO, uud 2 CH, . COOH = CH, . CO. CH, + CO, + H,O.f 92. 0. Emmerling und A. Oppenheim: Eine neue Hydrooxy- benzoesaure. (Am dem Berl. Univ.-Laborat. CCLXXXlV; vorgetrageo von Hro. 0 pp enhei m.) Aromatische Sauren , welche Wasserstoff aufnehmen und also doppelte Bindungen im Benzolkern gelijst enthalten, kennen wir bis- her nur in kleiner Anzahl. Die meisten derselben sind durch Ein- wirkmg von Natriumamalgam und Wasser auf die wasserstoffiirmeren Sauren erhalten worden. Auf ungewiihnlichem Wege bei der trocknen Destillation der Weinslure haben Wislicenus und Stadnicki') eine laure '3" von der Zusammensetzung C, H, 0, dem Schnielzpunkt 13.20 erhalten, der sie den Namen Pyrotritarsaure gegeben haben, eine Saure also, die zwei Wasserstoffe mehr entbalt, als die Oxybenzo6sPuren; und rieuerdings hat B6 ttingera) eine Saure von derselben Zusammen- setzung und fast demselben Schmelzpunkt (1339, durch Behandelo von Brenztraubensaure rnit Raryt erhalten und unter dem Namen Uvin- slure beschrieben. Die Entstehung und die Schmelzpiinkte kijnnen zu der Vermuthung fiihren, dass diese Substanzen identisch sirid. Eine Siiure von derselben Zusaniruensetzung aber wesentlich anderen Eigensctieften baben wir durch Oxydation der Oxyuvitinsaure 1) Wislicenus u. Stadnicki, 2) BGttinger, ebenda 172, S. 239. Ann. Chem. Pharm. 146, S. S06.

Eine neue Hydrooxybenzoësäure

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Durch eine etwas weniger als zur dunklen Rothgluth erhitzte eiserne Rijhre geleitet , zerfiillt der Essigather rielmehr ziemlich glatt in Essigslure, welche sich in der W o ulfe'schen Flasche ansammelte, und in Aethylengas, welches in Brom geleitet ward.

C, H, 0 . OCa 13, = C, H, 0, + C, H,; Das Bromid ging fast vollstandig zwischen 128 und 130° fiber

und erstarrte bei 0 0 zu einer Krystallmasse, die bei 8-90 schmolz. Es zeigte also Eigenschaften, die iiber seine Natur keinen Zweifel liessen. 70 Gramm Essigather lieferten mehr als 38 Gramm reioes Aetbylenbromid.

Ward die Temperatur bis zur dunklen Rothgluth gesteigert, so traten ausserdem auf: Aceton, Kohlenslureanhydrid und ein brenn- bares, durch Brom nicht absorbirbares Gas , offeribar Methan. Bei dieser Temperatur zerfallt also die frei werdende Essigsaure weiter im Sinne der Gleichungen:

C H , . C O O H = CH, + CO, uud 2 CH, . C O O H = C H , . C O . C H , + CO, + H,O.f

92. 0. E m m e r l i n g und A. Oppenhe im: Eine neue Hydrooxy- benzoesaure.

( A m dem Berl. Univ.-Laborat. CCLXXXlV; vorgetrageo von Hro. 0 p p enhei m.)

Aromatische Sauren , welche Wasserstoff aufnehmen und also doppelte Bindungen im Benzolkern gelijst enthalten, kennen wir bis- her nur in kleiner Anzahl. Die meisten derselben sind durch Ein- wirkmg von Natriumamalgam und Wasser auf die wasserstoffiirmeren Sauren erhalten worden.

Auf ungewiihnlichem Wege bei der trocknen Destillation der Weinslure haben W i s l i c e n u s und S t a d n i c k i ' ) eine l a u r e '3" von der Zusammensetzung C, H, 0, dem Schnielzpunkt 13.20 erhalten, der sie den Namen Pyrotritarsaure gegeben haben, eine Saure also, die zwei Wasserstoffe mehr entbalt, als die Oxybenzo6sPuren; und rieuerdings hat B 6 t t i n g e r a ) eine Saure von derselben Zusammen- setzung und fast demselben Schmelzpunkt (1339, durch Behandelo von Brenztraubensaure rnit Raryt erhalten und unter dem Namen Uvin- s lure beschrieben. Die Entstehung und die Schmelzpiinkte kijnnen zu der Vermuthung fiihren, dass diese Substanzen identisch sirid.

Eine Siiure von derselben Zusaniruensetzung aber wesentlich anderen Eigensctieften baben wir durch Oxydation der Oxyuvitinsaure

1) W i s l i c e n u s u. S t a d n i c k i , 2 ) B G t t i n g e r , ebenda 172, S. 239.

Ann. Chem. Pharm. 146, S. S06.

erhalten, und m a r fiihrte die Anwendung von chromsaurem Kalium und Schwefelsaure und von iibermangansaurem Kalium zu demselben Resultat.

Wir gingen von dem Wunsche und der Voraussetzung aus, dass die Oxyuvitinsaure in eine Oxytrimesinslure iibergehen werde, wie ea den Formeln

OH i C H , COOH

i O H C O O H

C O O H i COOH C O O H und

Oxyuvitins&ure Oxytrimesinsiiure

entsprechcn wurde. Die Reaction verliiuft jedoch in anderem Sinne. Chromsiiure giebt eine fusserst geringe Ausbeute der neuen Substanz. Eine bessere Ausbeute (etwa 10 pCt. der angewandteii Oxyucitinshre) erhalt man bei Anwendung von etwas niehr als der berechneten Menge K, Mn 0, geliist in 40 bis 60 Theilen Wasser, wahrend die Oxyuvitinsaure in kohlensaurem Natron gel6st hinzugefiigt wird. Die Oxydation findet bereits in der Kalte statt; durch kurzes, sehr gelindes Erwarmen wird sie vollendet. Da die neue Saure, welche durch Salz- s h r e oder Schwefelsaure (aber nicht durch Essigsgure) gefallt werden kann, in heissem Wasser loslichet ist als die Oxyuvitinsaure und mit Eisenchlorid keine Farbenreaction gicbt, ist es leicht sie durch Um- krystallisiren aus Wasser rein zu erhelten und ibre Reinheit zu con- statiren. Sie krystallisirt in diinuen, farblosen Nadeln. Ihr Schmelz- punkt liegt bei 274* 5 (corrigirt; gefunden 273O). Bei starkerem Er- hitzen geht sie zurn geringsten Theile unverandert iiber, sondern giebt ein klebrigcs Destillat. Mit Eisenchlorid giebt ihre L6sung eine gelbe

Die Analyse ergab sofort, dass sie nicht nur vie1 rnehr Kohlenstoff enthlilt, als einer Oxytrimesinsfure, sondern selbst als der Oxyuvitin- siiure entspricht. Es hatte sich also Kohlensaure abgespalten und der nachstliegende Schluss war , dass sich eine der drei Oxybenzo6 siiuren gebildet habe. Mit dieser Voraussetzung stehen auch die Koblenstoffbestimmutigen und die Metallbestimmungen ihres Kalk- und Silbersalzes einigermaassen im Einklnnge. Dagegen lassen die niit aller Schiirfe ausgefiitrrten Wasserstoffbestirn~~~u~igen, cbenso wie die weiter unten folgenden Griinde diese Annahlne absolut nicht zu. Wir behalten einer ausfiihrlichen Mittheilung vor, die vollstgndigen Analyseu der Salze anzufiihren nnd beecbriinken uns hier darauf, drei Kohlenwasseistoffbestimmurigcn mitzutheilen, welchr, wie man sehen wird, auf die Formel einer E - I y d r o o x y b e n z o C s i i u r e C , H8 0, niit Nothwendigkeit binfiihren. Die Substanz der ersten Analyse ist mit Chromsiiure, die der beiden anderen sind mit iibermangansaurcm Kali erhalten worden.

Pallung.

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Vcrsuch Theorie /__%c ,.---- m- \-

1 . 2. 3 . c7 118 0, c, H, 0, c 511.61 59.31 59.56 60.00 60.09 €1 6.09 G.16 6.01 5.71 4.35 Das Kalksalz lrrystallisirt in wenig gefkrbten kleinen Nadeln und

entliiilt awei Molekiile ICrystitllwasser, dos bei 16O0 fortgeht. Seine (vollstiindige) Analyse entspricht genau der Formel

(C, H, 03)2 Ca -t- 2 H , 0. Das Silbersalz C, H , Ago, , durch Fallung aus dem Kalksalz erhalten, ist wasserfrei und nicht ganz unliislich in Wasser.

Von der ParaoxybenzoGsiiure, init welcher die Eisenreaction dieser SSure iibereinstimnit, unterscheidet sie sich durch ihren um 64.5') hiihereii Schnielzpurikt, sowie dadurch, dass sie weder selbst beim Erhitzeri, noch dass ihr liallisnlz beim Erhitzeri mit Kalk Phenol liefert.

Ilire Natur wird endlich durch folgeiide Beobachtung ausser Yrage gestellt. Sie theilt niit der Uvinshure das von B i i t t i n g e r (a. a. 0.) niitgetheilte Verhalten, beim Schmelzen mit Kali einfach Wasser abzuspalten und in HenzoEsaure iiberzugehen :

C, €1, 0, = C, H, 0, c 1-1, 0. Die K a l i s c h ~ ~ ~ e l a e ward niit Schwcfelslure Gbersiittigt und der

Destillation im Dampfstrom nnterworfen. Bus dem Desfillat nahm Aether LZenzoEslure auf, die an ihrem c1iaraktcristisc:hen Schmelz- punkte (gefunden 11'30) rind ihrer Eisenreaction nicht nur, sondern auch durch Darsteliung ihres Silbersalzes und eine der Theorie fast absolut entsprechende Silberbestimmung erkannt ward.

Wir haben uns bisher vergebens berniiht, in den Nebenprodukten der Oxydation der Oxyuvitinsaure eine Erlrliirung fur den auffailenden Verlauf derselben zu finden. I n der Mutterlauge haben wir nur Kohlensiiure und wenig Oxalsiiure; in dew Destillat der niit Schwefel- sLurr angesauerten Plussigkeit nur IGssigsLure (durch Analyse des Silbersalzes) nachweisen kiinnen. Die I-lydrooxybenzoeslure theilt also niit ihren Isorneren die Dunkelheit ihrer Entstehung. Wenn man etwa glauben wollte, dass die Oxyuvitinslure selbst, aus welcher sie hervorgeht, zwei Wasserstoffatome mehr enthSlt, als bisher in dersel- beri angenommen werden, so wurde man nicht nur rnit den Analysen derselben und rnit ihrer Bildung, sondern vor Allem auch mit ihrer leichten Zerlegung in Kohlensallre und Kresol in Widerspruch ge- rathen. Eine solche Annahme wurde also die Thatsachen eher ver- dunkeln, als erhellen konneu.

Augenblicklich sind wir datnit beschiiftigt, durch das Studium der Einwirkung der Salpetersaure auf Oxyuvitinsiiure, die Kenntniss ihrer Oxydationsprodukte zu vervollstandigen.