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374 Bericht: Allgemeine analytische 5{ethoden etc. Bericht iiber die rortschritte der analytischen Chemie. I. Allgemeine analytische Methoden, analytische 0perationen, Apparate und Reagenzien. 2. Auf angewandte Chemie beziigliche. Vo~ W. Tetzlaff. ]~ine neue Doppeimesspipette ist yon W. Nag e ls ~) konstruiert worden. -- Der Apparat erweist sich als eine Kombinatiou zweier Messpipetten mit einem wagereeht angeordneten Vierweghahn. Sein Gehituse besitzt vier, den Durehbohrungen des ttahnki~kens entsprechende 0ffnungen, yon denen sieh je eine oben und unten -- einander gegen- tiber liegend -- und je eine an den beiden Seitea befindet. An jede dieser Offnungen ist eine Glasrt~hre angesehmolzen. Von ihnen ftihrt die obere zu der die betreffende Fli~ssigkeit enthaltendeu Vorratsflasche, aus welcher die Pipetten gespeist werden, w~hrend die untere als Ab- flussrohr dient. Die beiden seitliehen RShren sind nach oben gebogen und tragen die zylindrisch geformten Messpipetten, welche nach obeu hin in einen engeren Hals auslaufen und in einem auf diesen auf- geblasenen Kugelrohr endigen. In dem verjiingten Teile ist ein Schwimmer untergebracht. Je nach der Stellung des ¥ierweghahns fliesst nun die Fliissigkeit aus dem Vorratsbeh~lter in die Pipetten, wobei die Schwimmer ein Ubersteigen der ersteren verhindern, so dass sie sieh selbsttlttig auf 0 einstellen, oder die Fli~ssigkeit lituft aus den Pipetten durch das untere Rohr ab. Dabei ftillt sich immer die eine Pipette, withrend die andere auslituft. Der Apparat, weleher ein zuverl~ssiges Arbeiten ge- starter, wird yon der Firma StrShlein & Co. in Dtisseldorf angefertigt. Eine Pr~zisionsbllrette fiir ~harmazeutisch-chemi~che Unter- suchungen wird yon der Firma Gustav M~ller, Ilmenau2), ange- fertigt. In erster Linie kommt alas Instrument ftir mafsanalytische UntersuchungeD des deutschen Arzneibuchs in Betracht, welche mit grSsster Genauigkeit vorgenommen werden mtissen. Sehr h~ufig ist niimlich die Anzahl der Kubikzentimeter einer bestimmten Titerfltissig- 1) Stab[ und Eisen 80, 461. 2) Chemiker-Zeitung 34, 308.

Eine Präzisionsbürette für pharmazeutisch-chemische Untersuchungen

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Page 1: Eine Präzisionsbürette für pharmazeutisch-chemische Untersuchungen

374 Bericht: Allgemeine analytische 5{ethoden etc.

Bericht iiber die rortschritte der analytischen Chemie.

I. Allgemeine analytische Methoden, analytische 0perationen, Apparate und Reagenzien.

2. A u f a n g e w a n d t e C h e m i e b e z i i g l i c h e . Vo~

W. Tetzlaff.

]~ine neue Doppeimesspipette ist yon W. N a g e ls ~) konstruiert worden. - - Der Apparat erweist sich als eine Kombinatiou zweier Messpipetten mit einem wagereeht angeordneten Vierweghahn. Sein Gehituse besitzt vier, den Durehbohrungen des ttahnki~kens entsprechende 0ffnungen, yon denen sieh je eine oben und unten - - einander gegen- tiber liegend - - und je eine an den beiden Seitea befindet. An jede dieser Offnungen ist eine Glasrt~hre angesehmolzen. Von ihnen ftihrt die obere zu der die betreffende Fli~ssigkeit enthaltendeu Vorratsflasche, aus welcher die Pipetten gespeist werden, w~hrend die untere als Ab- flussrohr dient. Die beiden seitliehen RShren sind nach oben gebogen und tragen die zylindrisch geformten Messpipetten, welche nach obeu hin in einen engeren Hals auslaufen und in einem auf diesen auf- geblasenen Kugelrohr endigen. In dem verjiingten Teile ist ein Schwimmer untergebracht. Je nach der Stellung des ¥ierweghahns fliesst nun die Fliissigkeit aus dem Vorratsbeh~lter in die Pipetten, wobei die Schwimmer ein Ubersteigen der ersteren verhindern, so dass sie sieh selbsttlttig auf 0 einstellen, oder die Fli~ssigkeit lituft aus den Pipetten durch das untere Rohr ab. Dabei ftillt sich immer die eine Pipette, withrend die andere auslituft. Der Apparat, weleher ein zuverl~ssiges Arbeiten ge- starter, wird yon der Firma S t r S h l e i n & Co. in Dtisseldorf angefertigt.

Eine Pr~zisionsbllrette fiir ~harmazeutisch-chemi~che Unter- suchungen wird yon der Firma G u s t a v M ~ l l e r , I l m e n a u 2 ) , ange- fertigt. In erster Linie kommt alas Instrument ftir mafsanalytische UntersuchungeD des deutschen Arzneibuchs in Betracht, welche mit grSsster Genauigkeit vorgenommen werden mtissen. Sehr h~ufig ist niimlich die Anzahl der Kubikzentimeter einer bestimmten Titerfltissig-

1) Stab[ und Eisen 80, 461. 2) Chemiker-Zeitung 34, 308.

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2. Auf angewandte Chemie beziigliche. 375

keit, welche far eine gewisse Menge der zu untersuehenden Substanz

zur Ausftihrung tier betreffenden Reaktion zu verbrauchen sind, ange-

geben. Es darf die Orenze auch nicht im mindesten iiberschritten werden, soll nicht die Substanz fSr pharmazeutische Zwecke als unge- eignet angesehen werden. Das Btirettenrohr besteht aus einem weiteren and l~tngeren Tell, welcher oben liegt, und einem engeren und kfirzeren, welcher sich unten befindet. Dicht unterhalb der bTbergangsstelle des ersteren Tells in den letzteren, und zwar in diesem, ist der Nullpunkt tier Skala al~gebracht, welche sich sowohl nach oben als auch nach unten bin fortsetzt. Auf dieser s i n d - - v o m ~ullpunkt an g e r e c h n e t - die einzelnen Teilstriche nach oben und unten mit aufsteigenden Zahlen bezeiehnet. Im oberen Raum werden die ganzen Kubikzentimeter und

im unteren die Zehntelkubikzentimeter, sowie deren Teile, abgelesen.

Die Skala des engeren Raums umfasst niimlicb nur 1 c c w , welcher

weiter in 1/50 oder 1/loo c c ~ eingeteilt ist. Es kann dies mit grosser Oenauigkeit ausgeftihrt werden, well dieser eine Kubikzentimeter eine verh~ltnismiifsig grosse L~nge des Btirettenrohrs einnimmt.

Unterhalb der Skala geht das enge Rohr wieder in ein weiteres fiber, an welches einerseits die Ausflussspitze angeschlossen und anderer- seits seitlich ein Zulaufrohr ftir die Titerflassigkeit angesetzt ist. - - Es soll nun zum Beispiel nach dem deutschen Arzneibueh die mafsanalytisehe Untersuchung des Bromnatriums vorgenommen werden, ftir welches nicht

mehr als 29:3 c c m einer i/lo-Normalsilberl0sung (entsprechend 0,8 °/o Chlornatrium) zu verbrauchen sind. Man fallt die Bth'ette bis zum

Teilstrich 29 auf und liisst die Fltissigkeit bis zum ~Nullpunkt ablaufen,

worauf man also zun~tchst genau 29 c c m L6sung verwendet hat. Voraus- gesetzt ist dabei natfirlich, dass die auf der Barette einge~ttzte Wartezeit far das Zusammenlaufen tier Flfissigkeit abgewartet wurde, was durchaus notwendi~ ist. Sodann titriert man zu Ende und liest die Zehntelkubik- zentimeter, beziehungsweise deren Teile, mit grosser Sch~rfe a b . - - Selbstverst~ndlich kann die Barette auch zur Bestimmung anderer als pharmazeutischer Substanzen, zum Beispiel in Fabrikstaboratorien, ge- braucht werden, sobald man nur dem weiteren Btirettenteil das ent- sprechende Volumen gibt. Will man die Barette als gewShnliche benutzen, so ist nut nStig, auf der linken (freien) Seite der Skala des weiten Rohres die einzelnen Teile mit aufsteigenden Zahlen in der Richtung yon oben nach unten zu bezeichnen.