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1/26 Eine Spurensuche zum Phänomen des ‚ Nichthandelns’ im aktuellen Lebensvollzug Wie kommt es zum Phänomen des ’Nichthandelns’ und wie vollzieht sich der Prozess des ’ins Handeln Kommens’ ? Abschlussarbeit für die Ausbildung in Logotherapie und existenzanalytischer Beratung und Begleitung von Ines Ruth Gronwald Eingereicht: 20. Februar 2004 Erstleser: Dr. Christoph Kolbe Zweitleser: Helmut Dorra

Eine Spurensuche zum Phänomen des ‚Nichthandelns’

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Page 1: Eine Spurensuche zum Phänomen des ‚Nichthandelns’

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Eine Spurensuche zum Phänomen des ‚Nichthandelns’

im aktuellen Lebensvollzug

Wie kommt es zum Phänomen des ’Nichthandelns’ und wie vollzieht sich der Prozess des ’ins Handeln Kommens’ ?

Abschlussarbeit für die Ausbildung in Logotherapie

und existenzanalytischer Beratung und Begleitung

von

Ines Ruth Gronwald

Eingereicht: 20. Februar 2004 Erstleser: Dr. Christoph Kolbe Zweitleser: Helmut Dorra

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Zusammenfassung:

Diese Arbeit ist eine Spurensuche nach dem Phänomen des „Nichthandelns“ der

Menschen. Welche Lebenseinstellungen liegen vor, die den existenziellen

Lebensvollzug blockieren und welche Prozesse müssen eingeleitet werden, um

frei und authentisch das eigene Leben führen zu können?

Nach mehreren Beratungsgesprächen wird anhand der Biografie von Frau K.

aufgezeigt, wie schwer es ist, in den existentiellen Lebensvollzug zu gelangen.

Schlüsselwörter:

• Handeln, Reagieren und Nichthandeln

• Selbstbesinnung und Selbstbestimmung

• Freiheit und Verantwortung

• Grundmotivationen

Abstract:

This paper is a search for the phenomenon of non-acting of people. Which mental

attitudes are due to the blockades of existential way of living and which processes

must be initiated in order to live one´s own life in a free and authentic way? After

several counselling meetings according to the biography of Mrs. K. it will be

pointed out, how difficult it is to come into an existential way of living.

Key words:

• Acting, re-acting and non-acting

• Self-consciousness and self-determination

• Freedom and responsibility

• Fundamental motivations

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Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung 2

Inhaltsverzeichnis 3

Einleitung 4 - 6

I. Phänomene Handeln, Reagieren und Nichthandeln 6 - 10

I.1. Das Handeln 6 - 7

I.2. Das Reagieren 8

I.3. Das Nichthandeln 8 - 10

II. Aus der Biografie von Frau K. 10 - 13

III. Grundmotivationen 13 - 20

III.1. Sein-können 14 - 15

III.2. Leben-mögen 15 - 17

III.3. Selbstsein-dürfen 17 - 18

III.4. Sinnvolles-wollen 18 - 20

IV. Beratungsansätze im vorliegenden Fall 20 - 22

V. Schlusswort 22 - 24

VI. Literaturverzeichnis 25 - 26

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„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“ Mahatma Gandhi Einleitung:

Mich interessiert, welche Lebenseinstellungen vorliegen müssen, um in den

eigenen existentiellen Lebensvollzug zu gelangen und welche Phänomene dazu

führen, dass Menschen blockiert sind und sich selbst nicht oder nicht ausreichend

genug spüren.

Dieses Thema bewegt mich, weil ich selbst fast 40 Jahre meines Lebens benötigt

habe, um mich selbst zu spüren, um zu fühlen, was will „Ich“!

Im Rahmen einer dreijährigen Meditationsausbildung bei Masanobu Hirata in

Hermannsburg bin ich zum ersten Mal mit der Logotherapie und Existenzanalyse

nach Viktor E. Frankl in Berührung gekommen. In der Meditationsausbildung

sollten Körper, Geist und Seele gleichermaßen angesprochen werden. Neben der

Meditation, meditativem Tanz und Körperarbeit wurden mir die anthropologischen

Grundlagen der Existenzanalyse durch die Logotherapeutin Gisela Hirata

vermittelt.

Die Aussage in der Existenzanalyse: „Freiheit und Verantwortung bedingen

einander“, wurde für mich zu einem Schlüsselwort und hat mein Leben prägend

verändert. Ich habe es als einen Akt der inneren Befreiung erlebt, diesen Satz

ausgesprochen so zu hören: Dass es auf mich ankommt und zwar nur auf mich.

Ich bin frei zu handeln, wenn ich für mein Handeln, natürlich immer vor dem

Hintergrund meiner Möglichkeiten, die Verantwortung übernehme. Denn kein

anderer Mensch kann mir die Verantwortung für mein Leben und wie ich mein

Leben gestalten möchte, abnehmen. Die Erkenntnis, dass das, was ich in der

Meditation von mir gespürt habe, auch sein durfte, dass ich mich selbst ernst

nehmen darf und sogar muss, hat mich tief berührt und ins Handeln gebracht. Mir

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war mit einem Mal klar: Auch meine Bedürfnisse sind wichtig, genau so wichtig,

wie die Bedürfnisse der anderen wichtig sind. Diese Erfahrung hat mein bis dahin

stark ausgeprägtes Über-Ich-Denken radikal verändert. Ich begriff mit einem Mal

sehr elementar: Ich bin die „Gestalterin meines Lebens“. Ich kann alles tun, ich bin

frei, wenn ich bereit bin, für mein Handeln die ganze Verantwortung zu

übernehmen. Ich kann mich abgrenzen von dem, was andere wollen, denken oder

tun. Ich habe in jedem Fall die Freiheit, zu dem Wollen, Denken oder Tun der

anderen Stellung zu nehmen und die Möglichkeit, durch mein Handeln mein „Ja“

oder „Nein“ zu sprechen, mich zu entscheiden, was für mein Leben, für mich das

Richtige ist. Für mich kam es einer inneren Befreiung gleich, mich aus der

Umklammerung des „Fremdbestimmtseins“ zu lösen.

Durch meine Erfahrungen mit den Meditationsübungen im Zen habe ich gelernt,

im Alltag innezuhalten, in der Stille in mich hineinzuhören, mich wahrzunehmen

und zu spüren.

„ Die Selbstbesinnung erfolgt nach dem delphischen Imperativ `Erkenne dich

selbst!´; die Selbstbestimmung geschieht nach dem Wort von Pindar: `Werde,

der du bist!´“ (Frankl, 1984,145).

„Selbstbesinnung hat zunächst mit Selbstwahrnehmung zu tun.

Selbstwahrnehmung heißt spüren, wer ich selber bin und was ich selbst will. Das

aber erfordert den Mut, eine Begegnung mit mir selbst auszuhalten“. (Kolbe, 1993,

104)

Nach meiner Meditationsausbildung schloss sich die Ausbildung am

Norddeutschen Institut für Logotherapie und Existenzanalyse in Hannover bei

Dr. Christoph Kolbe an, und ich habe im Verlauf meiner Ausbildung das, was ich in

meinem Leben umgesetzt habe, in der Theorie der Logotherapie und

Existenzanalyse bestätigt gefunden.

In der Beratungsarbeit stelle ich immer wieder fest, dass die Erfahrung, die ich

gemacht habe, keine Selbstverständlichkeit ist. Mir begegnen Menschen, die

nicht in den eigenen Lebensvollzug gekommen sind.

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Mit dieser Arbeit möchte ich den Prozess des „ins Handeln Kommens“

beschreiben , die Vollzugsphänomene Handeln, Reagieren und Nichthandeln

erläutern und auf der Basis der vier Grundmotivationen Blockaden und Störbilder

herausarbeiten.

Aus der Praxis werde ich ein Fallbeispiel beschreiben und den Phänomenen des

„Nichthandelns“ nachspüren.

I. Phänomene Handeln, Reagieren und Nichthandeln I.1. Das Handeln Handeln setzt immer die freie Entscheidung des Willens voraus.

Natürlich ist das „Handeln“ eines Menschen immer vor dem Hintergrund seiner

Möglichkeiten zu sehen, aber da der Mensch ein geistiges Wesen ist, hat er auch

die Fähigkeiten in sich, immer wieder neu Stellung beziehen zu können, um ins

Handeln zu kommen.

„Was wir jedoch betonen, das ist die Tatsache, dass der Mensch als geistiges

Wesen sich der Welt – der Umwelt wie Innenwelt – nicht nur gegenübergestellt

findet, sondern ihr gegenüber auch Stellung nimmt, dass er sich zur Welt immer

irgendwie ‚einstellen’, irgendwie ‚verhalten’ kann und dass dieses Sich-Verhalten

eben ein freies ist“. (Frankl, 1994, 94).

Jeder Mensch kommt mit bestimmten Fähigkeiten und Begabungen auf die Welt,

die er sich nicht ausgesucht hat, die aber in ihm als Anlagen vorhanden sind. Er

wird in eine Familie, eine physische und soziale Umgebung hineingeboren, auf die

er keinen Einfluss hatte, die vorhanden war und ihn prägte. Aber der Mensch hat

durch seine Freiheit Stellung beziehen zu können die Möglichkeit, sein Leben

selbst in die Hand zu nehmen und es zu gestalten. Er kann also Dinge und

Situationen für sich sinnvoll verändern. Er kann aktiv in sein Leben eingreifen,

seine alten Muster verlassen, neu Ideen planen und entscheiden, wie er in Zukunft

leben möchte. Ob er die ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzt oder

verfallen lässt, entscheidet er allein. „Er ist letztlich selbst der Gestalter seines

Lebens“ (Längle, 1987,18 ).

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Somit entscheidet der Mensch für sich selbst, ob er die Offenheit für die Welt, die

ihn umgibt, zulässt oder nicht. Diese Offenheit und Neugier ist aber nötig, damit er

sich auch selbst in der Welt entdecken kann. Denn diese offene Haltung zur Welt

stellt den Menschen vor Werte, und jede und jeder muss für sich die eigenen

Werte erspüren, für die es sich lohnt zu leben. Wenn mich Werte so stark

anziehen, dass ich nicht anders handeln kann als sie zu berücksichtigen, bin ich

auch bereit, Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen. Hier werde ich

unverwechselbar ich, weil jeder Mensch anders handelt und seine Werte anders

liegen. Ich bin also durch mein Handeln erkennbar. Es ist genau wie mit meiner

Handschrift. Die, die so schreibt, das bin unverwechselbar nur ich. Der Mensch

muss allerdings jeden Tag zwischen einer Vielzahl von Werten auswählen, und es

ist oft nicht einfach zu erkennen, ob es nun genau das ist, was ich wirklich will.

Die meisten Menschen leben eingebunden in der Familie, in Freundschaften und

im Beruf. Sogar in der Freizeit muss der Mensch sich immer wieder neu

entscheiden und sich die Frage stellen: „Will ich das wirklich immer noch?“. Kann

ich immer noch ganz hinter dieser Entscheidung stehen und es absolut vertreten,

auch vor meinem Gewissen? Höre ich auf mein Gewissen, diese innere Stimme ,

die unverwechselbar nur ich bin, und die sich oft leise meldet, die aber oft mit

vielen Sachargumenten zum Schweigen gebracht wird für eine gewisse Zeit , bis

sie sich wieder im Inneren regt und einen nicht so richtig zur Ruhe kommen lässt?

Es sind viele Fragen, die auftauchen und sich bemerkbar machen, und es gehört

Mut dazu, sich diesen vielen Fragen immer wieder zu stellen. Wann habe ich den

Mut, zu meiner inneren Stimme zu stehen, auch wenn meine äußere Situation

diesem inneren, authentischen Gespür entgegen seht? Unablässig stehe ich also

in der Spannung zwischen dem, was ist, oder vor dem, was werden kann. Beides

ist in mir vorhanden. Diese Dynamik oder Spannung, die da entsteht, stellt eine

Kraft dar, die einen Prozess in Gang bringen kann, der zu einer Entscheidung

führt. Der Prozess gestaltet sich bei jedem Menschen anders und immer wieder

neu. „ Der Mensch gestaltet sich mit seinen Entscheidungen selbst.“ (Frankl,

1984, 226)

Die Entscheidungen, die ich für mein Leben treffe, ziehen immer Konsequenzen

nach sich, mit denen ich dann leben muss. Aber auch meine „Unentschiedenheit“

hat Konsequenzen, mit denen ich leben muss.

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I. 2. Das Reagieren

„Dagegen ist das Reagieren abhängig vom äußeren Stimulus und Spiegelbild der

inneren Verfassung“. (Längle, 1997, 22.).

Andere Menschen geben mir einen Wert vor, und ich reagiere auf ihr Handeln,

ohne meinen eigenen Wert dagegen zu setzen. Menschen mit dieser Haltung

werden wie Schachfiguren hin und her bewegt und kommen nicht in ihren eigenen

Lebens-vollzug und somit auch nicht zu einer echten Sinnerfüllung.

Wenn ich reagiere, lebe ich von Impulsen, die von Außen kommen, aber ich prüfe

nicht, ob sie auch zu meinem Impuls werden sollen. Meine Stellungnahme fehlt.

Ich spüre mich nicht, ich weiß noch nicht, was ich will. Ich mache mich also von

Dingen abhängig, die in der Welt sind und mir ständig begegnen. Ich nehme sie

wahr, aber ich mache nichts mit ihnen. Werte, Normen, und Meinungen anderer

Menschen spielen in meinem Leben eine größere Rolle als meine eigene

Sichtweise der Dinge. Ich habe meinen eigenen Wert noch nicht entdeckt und

scheue mich vor der Verantwortung für mein Leben. Es kann sein, dass ich mein

„Eigenes“ noch nicht höre oder ich höre es ganz zart und leise und habe Angst

dazu zu stehen. Die Macht des Über-Ichs ist noch zu groß. Was sagen die

anderen, Eltern, Freunde, Nachbarn etc. dazu? Ich kann meine Position noch

nicht halten. Wenn meine Position, meine Stellungnahme nicht anerkannt wird, wo

bleibe ich dann?

Um dem Über-Ich, der Stimme, die einem sagt, was „man“ tut, zu entkommen,

muss der Mensch in der Lage sein, frei, autark und stark sein Leben zu führen, nur

dem eigenen Gewissen gegenüber verpflichtet.

Der Mensch, der seinem Gewissen folgt, bleibt in seiner Entscheidung frei und

übernimmt für seine Entscheidung die Verantwortung. Bleibt der Mensch aber in

der Macht des Über-Ichs stecken, kommt er auch nicht ins eigene Handeln.

I. 3. Das Nichthandeln Wenn ich mich selbst nicht erkenne; wenn ich nicht weiß, wer ich bin; wenn ich

nicht spüre, was ich will, dann kann ich auch nicht für mich eintreten und meine

Bedürfnisse deutlich machen. Ich kann nicht in die Auseinandersetzung treten

mit einem Gegenüber oder der Welt. Dann verharre ich in der mir vorgegebenen

Situation, erleide und erdulde alles, lege mir Ausreden zurecht, die in Sätzen

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gipfeln: „Ich könnte ja, wenn...; ich würde ja, aber...“. Das Ertragen der Situation,

auch wenn sie noch so ungeliebt ist, scheint immer noch besser zu sein als den

Mut aufzubringen, um ins Handeln zu kommen und sich der Angst vor dem

Neuen, das auf mich zukommt, auszusetzen. Habe ich so viel Grund in mir, um

diese neue Situation aushalten zu können? Ich bin dann ganz allein für diesen

Schritt, den ich gehe verantwortlich, ich muss die Verantwortung für mein Tun

übernehmen. Aber nur wenn ich einen Schritt vor den anderen setze, komme ich

voran. Wenn ich ganz bewusst gehe, wie in der Meditation, wird mir klar, welche

Bewegung ich da vollziehe. Aber keinesfalls, wenn andere mir sagen, was für

mich gut oder schlecht ist, dann bleibe ich auf der Stelle und lebe nicht, sondern

werde gelebt.

Der Mensch, der in dieser Haltung lebt, fühlt und interpretiert sein Dasein: so ist es

nun einmal, ich kann ja doch nichts machen. Er nimmt seine Schwächen als

gegeben hin, statt in ihnen eine Aufgabe der Selbsterziehung zu sehen. Auch

wenn man oft der eigenen Willensschwäche unterliegt und es sehr schwer ist, sich

selbst kritisch gegenüber zu treten, ist es doch möglich. Frankl hat den Begriff von

der „Trotzmacht des Geistes“ geprägt. D. h., ich muss mir auch von mir nicht alles

gefallen lassen!

„Die Freiheit der Person ist aber nicht nur eine Freiheit vom Charakter, sondern

auch eine Freiheit zur Persönlichkeit. Sie ist Freiheit vom Sosein und Freiheit zum

Anders-werden“. (Frankl, 1979, 220).

Wenn das Leben des Menschen auf Zukunft und Werden angelegt ist, so befindet

sich der Mensch in einem ständigen Prozess der Möglichkeiten zur Veränderung.

Er sieht sich immer wieder mit der Frage konfrontiert: Was mache ich aus meinem

Leben? Er sieht sich verantwortlich für sein konkretes und persönliches Dasein.

Der Mensch ist vor dem Hintergrund seiner Möglichkeiten das, wozu er sich selber

macht. Aber das gelingt nicht so nebenbei, das ist ein ständiger Lern- und

Veränderungsprozess, der ohne Auseinandersetzungen und sehr oft auch

schweren Verletzungen der Seele nicht möglich ist. Die Selbsterziehung ist also

noch weitaus wichtiger in unserem Leben als unsere Erziehung.

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Auch erlittene „Erziehungsfehler sind keine Entschuldigung, sondern durch

Selbsterziehung auszugleichen“. (Frankl, 1982, 130).

Ohne unsere Eltern wären wir nicht in dieser Welt, aber sie sind nicht der Grund

unseres Daseins. Deshalb hört die Verantwortung der Eltern für das Gelingen

unseres eigenen Lebens auch irgend wann einmal auf. Viele Menschen klagen

aber manchmal ihr Leben lang die Eltern oder die Gesellschaft an, an ihrem So-

Sein schuld zu sein. Der Widerstand gegen die Übernahme der eigenen

Verantwortung ist höher, als sich aus den ungeliebten Lebensumständen zu

befreien.

Wie kommt es nun zu solchen Lebenshaltungen, in denen die Menschen nicht in

den eigenen Lebensvollzug kommen, oft ein Leben lang nicht. Welche Kette von

Entscheidungen haben zu dem Muster ungelebten Lebens geführt und welche

Anstöße von Außen sind notwendig, um aus diesem Kreislauf auszusteigen, um

„Nein“ oder „Ja“ zu sagen und diesen Kreislauf des Nichthandelns in eigener

Sache zu durchbrechen und zu einem authentischen, eigenverantworteten,

sinnvollen und erfülltem Leben zu kommen.

Die Biografie von Frau K. verdeutlicht, wie schwer es ist, ohne Anstöße und Hilfe

von Außen, in den eigenen Lebensvollzug zu kommen.

II. Aus der Biografie von Frau K.

Frau K. , Jahrgang 1934, kommt aus einem behüteten Elternhaus, wie sie es nach

eigener Einschätzung formuliert. Sie beschreibt sich als ein immer sehr liebes,

braves und angepasstes Kind und als sehr bemüht, ihren Eltern alles Recht zu

machen. Familienfotos, die Frau K. zur ersten Stunde mitbringt, sollen mir

beweisen, wie glücklich und harmonisch es im Elternhaus zugegangen ist, damit

ich, wie sie sagt, „nicht schlecht von ihr denke“. Hauptsächlich ihre Mutter hat ihr

immer zur Seite gestanden. Bei ihr hat sie Sicherheit erfahren und sich immer Rat

holen können, wenn ihre eigene Lebenssituation sie überforderte.

Allerdings hat sie kaum die Möglichkeit gehabt, sich selbst zu entdecken und ihre

Lebensvorstellungen, zum Beispiel in schulischer und beruflicher Hinsicht, zu

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leben. Sie ist ein sehr kreativer Mensch und liebt schöne Dinge. Gerne wäre sie

Dekorateurin oder in einem gestaltenden Beruf tätig gewesen. Ihrem 3 Jahre

älteren Bruder wird der Besuch des Gymnasiums ermöglicht und das Schulgeld

aufgebracht, bei ihr wird der Satz geprägt:“ Du heiratest ja so wie so mal“. Das

Geld für die weiterführende Schule ist für Frau K. nicht vorhanden und sie ist auch

nicht in der Lage, für sich nach Alternativen zu suchen.

Frau K. berichtet, dass sie sich mit 20 Jahren in einen 7 Jahre älteren Mann

verliebt hat. Er ist Angestellter, spielt in seiner Freizeit in einer Band und wird von

den Frauen angehimmelt. Sie fühlt sich als etwas „Besonderes“, als er ihr den

Vorzug vor allen anderen Frauen gibt. Die Eltern warnen vor der Heirat, aber Frau

K. ist verliebt und glaubt, einen starken Mann gefunden zu haben, an den sie sich

anlehnen kann und mit dem sie glücklich wird. Sie widersetzt sich zum ersten Mal

dem Rat der Eltern und gleitet fast unbemerkt in die Abhängigkeit zu einem Mann.

Nun erfährt sie bitter, dass ihrer Meinung nach, ihre Eltern mit ihrer Meinung über

ihren Mann Recht behalten, denn nach der Hochzeit und der sich ankündigenden

Schwangerschaft untersagt ihr Ehemann ihr, dass sie ihn wie zuvor, zu seinen

Auftritten begleitet. Die häusliche Situation spitzt sich zu. Ihr Mann ist jedes

Wochenende mit der Band unterwegs, kommt betrunken nach Hause und schlägt

Frau K.. Sie fügt sich in ihr Schicksal, fühlt sich aber absolut allein und überfordert

mit dieser Situation. Sie sieht für sich keine Möglichkeit, ihre Lage zu verändern,

sich mit ihrem Mann auseinander zu setzen, für ihre Rechte zu kämpfen. Sie sieht

sich zerrissen zwischen den Ansprüchen ihres Mannes auf der einen Seite und

auf der anderen Seite dem Druck der Eltern ausgeliefert, sich von ihrem Mann zu

trennen. Es verstärkt sich das Gefühl bei Frau K., dass sie sich auf ihre eigenen

Gefühle und ihre innere Stimme nicht verlassen kann. Frau K. ist überfordert mit

der Frage wie sie ihr Leben mit ihrem Kind gestalten kann und was sie konkret an

Hilfe und Unterstützung benötigt, um in ihren eigenen Lebensvollzug zu gelangen.

Nach einer äußerst bedrohlichen Situation nimmt sie ihr Kind und findet Zuflucht

bei den Eltern. Sie fühlt sich weiterhin wie ein Spielball zwischen den Eltern und

ihrem Ehemann. Die Ehe wird nach zwei Jahren geschieden, aber sie schafft es

nicht, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ihre Mutter zieht ihr Kind groß.

Frau K. übernimmt eher die Rolle der größeren Schwester, als dass sie Mutter für

ihr Kind ist. Sie muss keine Verantwortung übernehmen, die wird ihr von der

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Mutter gerne abgenommen, aber so begibt sie sich weiterhin in den Kreislauf der

Abhängigkeit zur Mutter. Wenn Frau K. andere Vorstellungen bezüglich

Kindererziehung etc. hat, stellt ihre Mutter sie vor die Alternative, sich ganz

zurückzuziehen, sozusagen als Drohgebärde: „Du wirst schon sehen, wie weit du

ohne mich kommst“. Frau K. ist mit dieser Situation überfordert. Der angedrohte

Liebesentzug der Mutter schüchtert Frau K. so ein und hält sie klein, dass sie

selbst ihr Ja zum Leben nicht sprechen kann und somit auch nicht in der Lage ist,

für sich und ihr Kind zu sorgen. Sie bleibt in der Abhängigkeit.

Fünf Jahre später lernt sie ihren zweiten Mann kennen, mit dem sie bis heute, also

seit über 40 Jahren, verheiratet ist. Sie sagt über ihn: „Er raucht nicht, er trinkt

nicht, sieht gut aus und ist ordentlich, nur die Liebe fehlt“. Trotzdem glaubt sie, mit

der erneuten Heirat endlich das Glück zu finden, nach dem sie sich sehnt.

Außerdem steht für sie an erster Stelle, den äußeren Schein zu wahren. Denn

was sollen nur „die Leute“ sagen und von ihr denken, wenn sie unverheiratet mit

einem Mann zusammenlebt, nach einer gescheiterten Ehe und mit einem Kind.

„Da kommt man schnell in Verruf“.

Doch mit der erneuten Heirat und dem äußeren Bild, „Es ist alles in Ordnung“,

willigt sie wieder in ein Leben ein, das nicht das ihre ist. Sie lebt in einer

Scheinwelt der äußeren Sicherheit. Die Liebe fehlt in dieser Beziehung und ein

ständiges Aneinanderreihen von Verletzungen und Böswilligkeiten beherrscht den

Alltag von Frau K., aus dem sie sich nach wie vor nicht befreien kann. Es herrscht

keine Achtung vor dem Anderssein des Partners, keine Akzeptanz und Liebe.

Seit nunmehr 5 Jahren redet sie mit ihrem Mann fast gar nicht mehr, obwohl sie

nach wie vor in einer Wohnung leben. Sie hat mit dieser Sprachlosigkeit als

Copingreaktion absolut „dicht gemacht“ wie sie sagt und „sie lässt sich nicht mehr

verletzen“.

Somit schneidet sie sich weiterhin von ihrem aktuellen Lebensvollzug ab. Frau K.

ist es in ihren fast 70 Lebensjahren nicht gelungen, aus ihren leidvollen

Erfahrungen zu lernen, sich selbst und ihre Bedürfnisse wichtig zu nehmen und

zu achten und ihre Lebensweichen so zu stellen, dass sie mit innerer Zustimmung

leben kann.

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Sie sagt, wenn sie über ihr Leben nachdenkt:“ Ich habe keinen Menschen, ich bin

ganz allein und es ist so unendlich traurig, wenn man erkennt, dass man sein

Leben nicht gelebt hat.“

Diese Schwere, die da im Leben von Frau K. spürbar wird, erträgt sie nicht und

deshalb flüchtet sie in ständige Aktivitäten (Seniorenkreis, Grüne Damen im

Krankenhaus ). Nach Außen trägt sie immer ein heiteres Gesicht, sie sagt: „ wie

es im Inneren aussieht, geht keinen etwas an“. Und dass sie das immer wieder

schafft, anderen Menschen etwas vorzuspielen, darauf ist sie stolz, das gibt ihr

Kraft zum Weiterleben.

Die unaufgearbeiteten Strebungen bei Frau K. im Sinne der Grundmotivationen

werden unter IV. dieser Arbeit näher erläutert. Zunächst gehe ich grundsätzlich auf

die Grundstrebungen ein, die Voraussetzung für gelingendes Leben und gute

Entfaltung bei jedem Menschen sind. Alle Menschen streben nach Halt, Schutz

und Raum und suchen Nähe, Liebe, Wertschätzung, aber auch Unabhängigkeit

und Autonomie, um den Sinn ihres Lebens zu erfahren.

III. Grundmotivationen

Die Grundmotivationen wurden von Alfried Längle 1993 in die Existenzanalyse

eingeführt. Sie vertiefen Frankls Motivationslehre, in dem sie die Aufmerksamkeit

auf drei menschliche Strebungen richten, die seiner Meinung nach dem Willen

zum Sinn voraus gehen:

• Der Mensch will den Grund des Seins empfinden

• Den Wert des Lebens fühlen

• Das Eigene, das Persönliche spüren.

Seinsfrage, Wertfrage und Rechtfertigungsfrage sind mit der Sinnfrage die vier

personal-existenziellen Grundfragen des Menschseins.

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III. 1. Grundmotivation - Sein-können -

Jeder Mensch wird ungefragt in die Welt hineingeboren und muss zunächst mit

den Gegebenheiten leben, die er vorfindet. Ein Säugling hat keine Möglichkeit,

seine Situation zu verändern, er ist darauf angewiesen, dass er einen Raum

vorfindet, wo er sein kann, wo er beschützt und gehalten wird, um sich entwickeln

zu können.

Im besten Fall sind dass die Eltern, die verlässlich dem Kind die Kontinuität des

Raums, des Versorgtseins mit Nahrung und Pflege bieten. Wenn dieser Raum für

ein Neugeborenes nicht vorhanden ist, entsteht schon sehr früh ein sehr

unsicheres Gefühl für die eigene Existenz, die ja so sehr auf Hilfe von Außen

angelegt ist. Sein Leben ist ohne Schutz und Halt sehr schnell massiv bedroht.

Also nur wenn wir uns in der Tiefe unseres Lebens gehalten wissen, wenn wir

diese Erfahrung gemacht haben, können wir auch gelassen sein. Wenn ich

gehalten werde, kann ich ja zum Leben sagen. Wenn der Mensch sich in der

Tiefe vertraut und annimmt, kann er auch schwierige Konflikte bestehen. Wenn

der Mensch spürt, dass er sein kann, findet er Halt.

Der Mensch ist also darauf angewiesen, bevor er selbst ein inneres Wissen vom

Gehalten-Sein erfährt, die Erfahrung zu machen, dass er von außen beschützt

und gehalten wird, dass er einen Platz in der Welt hat, wo er sein kann. Die

Erfahrung von Halt in der Welt ist die Voraussetzung, sich selbst anzunehmen und

damit auch die Welt.

Wenn aber der persönliche Lebensraum schon in den ersten Lebensjahren

bedroht ist, findet der Mensch keinen Halt in der Welt. Er erfährt schon sehr früh

in seinem Leben, die Welt ist unzuverlässig. Nichts ist sicher. Wenn ich nicht

aufpasse, mich nicht anpasse, bin ich verloren. Angst macht sich breit. Angst, die

sich sowohl in aggressivem Verhalten als auch in fehlender Eigenständigkeit

zeigen kann, hat hier eine Wurzel. Dem Menschen wird die Grundlage seines

eigenen Da-sein-Könnens entzogen, er hat kein Vertrauen in seinen eigenen

legitimen Anspruch auf Lebensraum gewinnen können, d.h., er ist nicht in der

Lage für sich zu handeln und ein Gespür zu entwickeln, dass er sein darf und zwar

mit allen seinen Gefühlen, Wünschen und Ideen, ohne Repressalien fürchten zu

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müssen. Es wird sich das Gefühl verstärken oder durchsetzen: „Ich bin allein“. Der

Mensch, der diese Grunderfahrung gemacht hat , spürt kein Vertrauen und kein

Geborgenheitsgefühl in sich und zur Welt.

Im Beratungsprozess werden folgende Fragen relevant:

• „Habe ich jetzt Orte oder einen Raum, der mir gehört?

• Was gibt mir Halt in meinem Leben – was kann ich jetzt endlich als Halt

spüren?

• Welche Menschen kann ich annehmen? Wem kann ich problemlos Raum

geben?

• Kann ich meine Welt annehmen und wirklich sein in ihr? Habe ich meinen

Raum, Ort und Halt? Was kann ich nicht annehmen? (Erfahrungen, Leid,

Krankheiten, Gefühle, Körper) Wie gehe ich damit um?“

(Längle, 1997,157)

Wer an innerer Raumnot leidet, wird ein Lebensgefühl der Enge und Begrenztheit

entwickeln, und aus Enge kann Angst werden. Es ist hilfreich und nötig, diese

Angst anzusprechen.

III. 2. Grundmotivation - Leben-mögen –

An äußeren Bedingungen wie Reichtum, Gesundheit und Begabung liegt es nicht,

ob der Mensch gerne lebt, Lebensfreude empfindet und „Ja“ zum Leben sagen

kann, oder unter Lebensangst und Lebensüberdruss leidet. Es braucht vielmehr

die wohlwollende Anerkennung anderer Menschen, die ihn so lieben und mögen

wie er ist, ohne dass er eine bestimmte Leistung erbracht hat oder ein bestimmtes

Verhalten zeigt. Diese Bestätigung des Angenommenseins in seinem „So-sein“

benötigt der Mensch nicht nur zu Beginn seines Lebens, sondern durchgehend

und immer wieder.

Damit wird der Grundstein gelegt für das Bewusstsein vom eigenen Wertsein und

dem Gespür, dieses kostbare Leben auch zu gestalten und als etwas wertvolles

und sinnvolles zu empfinden. Es wird vermittelt: „Es ist gut, dass es dich gibt, du

bist wichtig!“ Vertrauen in die eigene Kraft, Vitalität und Lebensenergie wächst

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und wird spürbar. Dem Menschen wird es möglich, seine Gefühle zu spüren,

Nähe, Wärme und Nähe zu erleben, Beziehungen emotional zu empfinden. Aber

auch Trauer, Leid und Schmerz, Verluste und Belastungen werden erfahren und

auch mit diesen Gefühlen muss und kann der Mensch sich auseinandersetzen.

„Die 2. Grundmotivation ist somit die Kraftquelle für das Erleben und Handeln und

bildet als solche den Rahmen der Emotionalität“. (Längle, 1997, 160)

Fehlt diese bedingungslose Annahme des Menschen in seinem Sosein, kann sich

also das Kind der Liebe seiner Eltern nicht sicher sein, so fühlt es sich nicht als

selbstverständlich getragen und geborgen und entwickelt schon sehr früh die

Überzeugung, dass es den eigenen Wert des Daseins ständig und immer wieder

neu unter Beweis stellen muss durch besonderes Nettsein und Bravsein.

“Wo nicht mehr feststeht, dass es mich geben darf, da werde ich versuchen

nachzuweisen, dass es mich geben muss, und je mehr in der Folgezeit von Muss

und Soll die Rede ist, desto mehr wird das Gefühl tagtäglich wachsen, dass das

ganze Leben sei wie eine Last, wie eine Pflicht“ (Drewermann, 1986, 104).

Wenn das Kind das Gefühl hat, es ist nicht gewollt, dann spürt es, dass ihm etwas

fehlt, was es sich selbst nicht geben kann. Es erlebt ein inneres Defizit, das es

durch Ehrgeiz und Leistungsstreben zu kompensieren versucht. Es definiert sein

eigenes Daseinsrecht über die Leistung und macht sich von der Leistungsfähigkeit

abhängig. Diese Kompensation ist ein Fass ohne Boden, und auch mit der

größten Anstrengung kann das Loch nicht gefüllt werden. Die Spirale dreht sich

immer tiefer, manchmal bis hin zur Depression. Das Leistungsdenken wird dann

kritisch, wenn ein Mensch außer seiner Leistung nichts findet, was ihm ein Recht

zu leben gibt. Er kann nicht für sich eintreten, für sich handeln, er erlebt sich als

fremdbestimmt und ist gefangen in den Ansprüchen anderer Menschen.

Im Beratungsprozess werden folgende Fragen relevant:

• „Bei wem mag ich gerne sein? Wer mag mich gerne bei sich? Hier und jetzt,

oder früher (biografisch) oder bei wem mag ich nicht sein?

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• Von wem erhalte ich Zuwendung? Wie geht es mir dabei? Kann ich es

annehmen und genießen oder gibt es Probleme? Erfahrung ist: lebendiger

werden.

• Was an mir mag ich (Körper, Gefühle, Verhalten) – und was nicht?

• Bei welchen Aufgaben und Handlungen habe ich das Gefühl, dass ich sie mag

und dass sie mir wichtig (wertvoll) sind? Wie sehr achte ich darauf?“

(Längle, 1997, 160)

Bei einem Lebensgefühl, das sich vorwiegend an den Bedürfnissen und

Erwartungen anderer Menschen und Situationen orientiert, entwickelt sich eine

Haltung der Überforderung und Depression. Der Mensch lebt auf Kosten seiner

Reserven, er kommt unter inneren Druck und kann in eine Abhängigkeit rutschen.

Die Begleiterscheinungen müssen in der Beratung in den Blick genommen

werden.

III. 3. Grundmotivation -Selbstsein-dürfen –

Jeder Mensch ist in seinem Personsein, in seinem Wesen einzigartig und

einmalig. Es gibt ihn nicht noch einmal! Und jeder Mensch möchte auch so sein,

wie er ist, mit seinen Stärken und Schwächen, möchte zu sich stehen können und

will vom anderen die Bestätigung, auch so sein zu dürfen wie er ist. Es geht um

die Würde des Menschen und sein Recht auf Authentizität. Der Mensch lebt in der

Spannung zwischen dem Recht auf das Eigene und der Verantwortung gegenüber

der Welt und seinen Mitmenschen.

Wenn ein Kind erfährt, dass es um seiner Selbstwillen geliebt wird und nicht weil

es eine Leistung erbringt, dann hat es den inneren Raum, um sich selbst zu

spüren und zu erfahren, dass es in seinem So-sein sein darf. Ein Wort von

Dostojewskij: „Lieben heißt, den anderen Menschen so sehen, wie Gott ihn

gemeint hat“. Ein Kind, das seine Gefühle nicht aus Angst vor Liebesentzug

unterdrücken muss, lernt auch mit seinen Empfindlichkeiten, seinen Gefühlen von

Wut, Rivalität und Verletztheit umzugehen. Sein Selbstvertrauen kann sich in der

Geborgenheit der Liebe und des Angenommenseins entwickeln. Der Mensch

entdeckt sich selbst als Person. Er kann für sich und andere einstehen, wenn es

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notwendig ist. Im tiefsten Inneren sagt uns unser Gewissen, was Frankl als das

„Sinnorgan“ des Menschen bezeichnet, was stimmig und damit richtig für uns ist.

Hier fühlen wir, was existentiell für uns notwendig ist und was wir zu tun haben.

Wenn wir den für uns erkannten Wert leben, erfahren wir den Sinn unseres

Lebens.

Wenn der Mensch nicht erfahren hat, dass er um seiner Selbstwillen geliebt wird,

dann empfindet er „sein in der Welt sein“ als ein „nicht-so-sein-dürfen“ wie man ist.

Wie schmerzhaft und traurig ist es, wenn Menschen erkennen, dass noch nicht

einmal die eigenen Eltern einen so annehmen können, wie man ist. Wer keine

Möglichkeit hat, sein Eigenes zu leben, wird abhängig von der Zuwendung

anderer. Anpassung ist also der sicherste Weg, sich von sich selbst zu entfernen.

Kinder haben in ihrem Lebensvollzug bei solchen Strukturen aber kaum eine

Möglichkeit bei sich zu bleiben und für sich zu handeln, da sie ja von den

Erwachsenen abhängig sind, die mit ihnen leben. Dieses Gefühl von Abhängigkeit,

von Unfreiheit, von Angepasst sein zieht sich dann wie ein roter Faden durch das

gesamte Leben. Die innere Freiheit fehlt, um zu sich stehen zu können, um für

sich und sein Leben eintreten zu können, um ins Handeln zu kommen.

Im Beratungsprozess werden folgende Fragen relevant:

• „Gibt es Menschen, wo es mir möglich ist, so zu sein, wie ich bin?

• Bei wem erlebe ich Wertschätzung – was gibt mir Selbstachtung?.

• Was schätze ich an mir? (Körper, Gefühl, Verhalten) – was nicht?

• Bei welchen Aufgaben und Handlungen habe ich das Gefühl, dass sie ganz

meine sind und ich sie auch ausführe, dass ich dazu stehen kann? Wie sehr

achte ich darauf? (Stellenwert der Verantwortung (Dürfens) bzw. Stellenwerts

im Leben)“

(Längle, 1997,163)

III. 4. Grundmotivation -Sinnvolles-wollen-

„...,nur in dem Maße, in dem es uns um die Welt da draußen und die Gegenstände

geht, nicht aber um uns selbst oder um unsere eigenen Bedürfnisse, nur in dem

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Maße, in dem wir Aufgaben und Forderungen erfüllen, Sinn erfüllen und Werte

verwirklichen, erfüllen und verwirklichen wir auch uns selbst“. (Frankl, 1994, 103)

Wenn ein Mensch, wie in den vorher beschriebenen drei Grundmotivationen Halt,

Raum und Schutz erfahren hat und mit Liebe und Achtsamkeit aufwachsen

konnte, damit sich auch sein So-sein entfalten und entwickeln konnte, wird er es

leichter haben, sein Leben als sinnvoll zu erfahren, weil er von sich selbst

absehen kann und offen auf die Welt und andere Menschen zugehen kann, ohne

in der ständigen Erwartungshaltung zu leben, dass die Welt oder andere

Menschen ihm etwas schulden. Er ist nicht ständig auf der Suche, sein als

defizitär erlebtes Leben, d.h. seine Bedürfnisse mit Aktivitäten stillen zu müssen,

weil sie schon vom Beginn des Lebens an befriedigt worden sind und sich ein

Urvertrauen in die Welt und in sein eigenes Leben entwickeln konnte. Kinder, die

sich als nur fremdbestimmt erlebt haben, die keine Möglichkeiten hatten, sich auch

in ihren Stärken, Vorlieben und Werten angenommen zu fühlen, werden immer

das Gefühl haben, auch noch als erwachsene Menschen, um ihre Rechte auf

Raum, Liebe und Akzeptanz kämpfen zu müssen. Sie werden auch sinnvolle

Dinge im Leben tun, aber mit einer anderen Motivation, die dahinter steht. Nämlich

mit der Motivation, ihre eigene Bedürftigkeit zu füllen, d.h., sie sehen nicht von

sich ab, sondern zu sich hin und befriedigen ihre Bedürfnisse. Frankl sagt aber wie

o.g., der Sinn liegt außerhalb von uns. Er lässt sich nicht geben, er muss gefunden

werden. Der Sinn ist also schon da, schon in der Welt vorhanden und auch nicht

davon abhängig, ob ein Mensch religiös ist oder nicht. Vielen religiösen Menschen

fällt es vielleicht leichter, einen Sinn in ihrem Leben zu finden, weil sie durch ihren

Glauben von sich absehen können und auf Gott schauen. Hans Küng hat einmal

formuliert, dass der Gottesglaube kein Patentrezept für alle Sinnkrisen unseres

Lebens sei, und dass die Kirchen oft mehr zur Sinn-Krise als zur Sinn-Findung

beitrügen. Wer also sein Leben selbstbestimmt leben kann, so dass er seine

Werte verwirklichen und vor seinem Gewissen verantworten kann, der wird auch

Freude und Sinn in seinem Leben finden, weil er die Fähigkeit besitzt,

schöpferisch über sich hinauszugehen und mit seinen Erlebniswerten und

Einstellungswerten sich zu seiner jeweilige Lebenssituation frei entscheiden und

darauf einstellen kann.

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Sind die Voraussetzungen der existentiellen Grundbedingungen nicht erfüllt, sind

also die Voraussetzungen für das Dasein-Können, für den Lebenswert, für den

Selbstwert und den Lebenssinn subjektiv nicht erlebbar, so entsteht ein

existentielles Bedroht-sein. Dieses gefühlte Bedroht- sein erfasst die

Psychodynamik, und sie steuert dagegen, und richtet ihre Kraft darauf aus, die

fehlende oder bedrohte existentielle Grundbedingung aufzufüllen und

auszugleichen. Fehlt z.B. das Gefühl des Gehaltenseins, dann entstehen auf der

psychischen Ebene Angstreaktionen und psychodynamische Absicherungs-

tendenzen.

Um die inneren Spannungen aushalten zu können, entwickelt die Psyche eigene

Schutzreaktionen, damit der Mensch sein Leben weiterleben kann. In der

Existenzanalyse werden sie als Copingreaktionen bezeichnet und als

...“psychodynamische Mechanismen und als reflexartige, automatisch ablaufende

Schutz- und situative Bewältigungsreaktionen definiert“. (Längle, 2003, 155)

Diese Copingreaktionen dienen dem Schutz der Seele und laufen meistens

unbewusst ab. Sie bearbeiten aber nicht das Problem und stellen demnach auch

keine Lösungsformen dar.

IV. Beratungsansätze im vorliegenden Fall

Der Prozess des „ins Handeln Kommens“, der für Frau K. notwendig wäre, heißt

Verantwortung im logotherapeutischen Sinne zu übernehmen. - In dem Wort

Ver- Antwort -ung ist das Wort Antwort enthalten:

Ich bin ein(e) vom Leben Befragte(r), und mit meinen Handlungen gebe ich

Antwort.

Für Frau K. sind die Lebensprobleme Resultate aus folgenden Lebenssituationen:

• Verhaltensweisen der Eltern, die den Bruder bevorzugten und eigene

Lebensideen nicht förderten

• Erste Ehe, in der ihre Liebe nicht geachtet wurde, in der Gewalt und Macht

herrschten

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• Erfahrungen der Ausgrenzung in der Gesellschaft als geschiedene Frau mit

Kind

• Erneute Abhängigkeit zu den Eltern, die die Tochter großzogen

• Zweite Ehe mit einem ungeliebten Mann.

Um Verantwortung übernehmen zu können, bedarf es der Ermutigung sich der

Realität zu stellen und zu erkennen: „ so ist meine Wirklichkeit“, auch wenn es

weh tut und es mir nicht gefällt. Sobald Frau K. erkennen würde, welche Rolle sie

in ihrem Leben bisher gespielt hat, und dass nur sie die Macht hat, diese Rolle zu

verändern, verändert sich auch ihre Situation. Dieses genaue Hinschauen auf ihr

Leben kann sehr starke Reaktionen auslösen, und durch die Beratung muss

gewährleistet sein, dass hier ein Schutzraum angeboten wird, in dem man sein

kann und Schutz und Halt findet.

Frau K. hat in ihrem bisherigen Leben Schutz in Abwehrstrategien gesucht. Eine

erkennbare Strategie ist der selbstauferlegte Zwang. Besonders deutliche

Beispiele sind:

• Mit dem Ehemann kein Wort mehr zu sprechen

• Alle Polstermöbel mit Tüchern abzudecken

• Kein Porzellangeschirr zu benutzen, sondern auf Butterbrotpapier ihr Brot zu

essen.

Sie erscheint in ihren Reaktionen als eine Person, die wie unter einem fremden

Einfluss fast mechanisch reagiert, ohne inne zu halten und im Hier und Jetzt zu

überprüfen, ob ihr Tun noch in irgend einer Weise sinnvoll ist.

Zum anderen versucht Frau K. mit einer nicht zu übersehenden Anstrengung nach

Außen, den Zustand ihres Lebens zu verbergen. Mit großer Sorgfalt kleidet sie

sich, die Betreuung der Seniorengruppe wird regelrecht inszeniert. Mit kleinen

Geschenken und Aufmerksamkeiten erhofft sie sich das Wohlwollen der anderen

zu erkaufen. Ihr Leben ist auf Schein aufgebaut. Diese Lebenslügen kosten sehr

viel Kraft und verbrauchen die Lebensenergie, die sie für lebensbejahende

Entscheidungen dringend benötigt.

Page 22: Eine Spurensuche zum Phänomen des ‚Nichthandelns’

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Auf der 3. Grundmotivation wird bei Frau K. deutlich, dass sie hier die auffälligsten

Defizite hat: Fehlender Selbstwert, abgrenzender Zorn den Mitmenschen

gegenüber, Abspaltung und Leugnung der ganzen Lebenswirklichkeit, Aktivismus

und Überspielen. Auf der Brüchigkeit der 3. Grundmotivation wird die Spannung

zwischen dem, wie Frau K. ist und wie sie sein will, überdeutlich und lässt die 4.

Grundmotivation unmöglich erscheinen.

Die Selbstdistanzierung von Frau K. wäre nötig, um die Selbsttranszendenz

einzuleiten, die sie aus der permanenten Eigendrehung herausnehmen könnte.

Der Wille zum Sinn bleibt bei Frau K. im Wünschen stecken und bringt sie nicht in

existentielle Wertberührung. Sie nimmt Zuflucht bei dem „Müssen“ und so bleibt

sie bei all den Aktivitäten für andere „sinnleer“. Dies hat eine innere Abstumpfung

zur Folge, fördert die Oberflächlichkeit und vermehrt die Lebensangst. Dadurch

entsteht ein immer wiederkehrender Kreislauf, der den Prozess des „ins Handeln

Kommens“ eher verhindert als fördert.

Zusammenfassend möchte ich den Prozess des „ins Handeln Kommens“ so

beschreiben, wie ich es zu Beginn meiner Arbeit als Selbsterfahrung bereits

getan habe und wie Alfried Längle es 1993 grundlegend beschreibt:

„Ziel der Existenzanalyse ist es, dem Menschen zu sich selbst und zu einer

authentisch empfundenen Zustimmung zur Lebensführung zu verhelfen. Sie sind

in einem vierfachen Ja zum Leben begründet:

• In der Akzeptanz der Bedingungen (1. GM)

• In der Zuwendung zu den Werten (2. GM)

• In der Achtung vor der Person (3. GM)

• Im Einverständnis mit dem situativen Appell (4. GM)“ (Längle, 2000, 9).

V. Schlussbetrachtung

Meine Spurensuche zum Phänomen des Nichthandelns, entlang der Biografie von

Frau K., macht deutlich, dass ihr „Handeln“ im Sinne von „Aktiv werden“, im

landläufigen Sinne bereits als „Handeln“ verstanden wird. Immerhin hat sie eine

Beratung begonnen, sie leitet den Seniorenkreis und ist bei den „Grünen Damen“

im Krankenhaus.

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Natürlich hat Frau K., wie jeder andere Mensch auch, in einem lebenslangen

Prozess unzählige Entscheidungen zu treffen gehabt. Sie musste das, was ihr

angeboten wurde, bestätigen oder verwerfen. Frau K. hat, wie jedoch am

stärksten zu beobachten ist, durch ihr „Nichthandeln“ im existentiellen Sinne, also

ohne ihre „innere freie Zustimmung“, ihre Lebensweichen so gestellt, dass sie

durch „Reagieren“ auf äußere Lebenssituationen und Menschen nicht in ihren

eigenen existentiellen Lebensvollzug kommen konnte.

Warum fällt es Frau K. so schwer, eine weitreichende Entscheidung zu treffen?

Zu jedem Ja gehört ein Nein! Sich für eine Sache zu entscheiden bedeutet, auf

eine andere zu verzichten. Konkret im jetzigen Lebensvollzug bedeutet eine

Trennung von ihrem Mann zwar Freiheit und ein eigenes Leben, aber zugleich

Verzicht auf gewohnte Versorgung und Lebensstandard. Sie verweigert die

existentielle Notwendigkeit des Verzichts, durch die sie ins eigene freie Handeln

kommen würde. Stattdessen reagiert Sie auf äußere Gegebenheiten, die

bequemer zu sein scheinen und nimmt die belastende, unfreie Situation lieber in

Kauf und verharrt somit in einem ungeliebten Leben. Diese, in den Augen von

Frau K. nicht rückgängig zu machende Entscheidung, entspricht einer absoluten

Grenzsituation und konfrontiert sie mit existentieller Isolation. Das gewünschte und

gewollte Handeln unterbleibt, weil der Wille durch die Angst völlig gelähmt wird

und ihr Reagieren als gedankliches Alternieren und Zweifeln den ganzen

Menschen ausfüllt.

Hier ist zu beobachten, dass, wenn die Entscheidungen zwischen zwei

Möglichkeiten und die damit verbundenen Handlungen schwierig werden, es

erleichternd ist, die nicht gewählte Möglichkeit zu entwerten. Außerdem werden

Konflikte, die konkret auf Entscheidungen drängen, in ihrer Bedeutung

bagatellisiert, um ihren Wert für das persönliche Leben zu schmälern. Damit

erspart man sich eine notwendige Auseinandersetzung. Desgleichen werden

Entscheidungen auf andere Personen, auf Gott oder auf Horoskope delegiert. Der

Abwehrmechanismus kann aber niemals den bestehenden Konflikt lösen.

Wie sehr wir es uns auch anders wünschen, wie viele Notlösungen oder

Vermeidungsstrategien in unserem Leben zu finden sind: Wertkonflikte,

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Entscheidungen und Stellungnahmen sind unausweichlich. Dies zu erkennen und

zu akzeptieren ist der wichtigste Schritt bei der Übernahme von Verantwortung.

Erst wenn wir verstanden haben, dass wir selbst und zwar ausschließlich wir

selbst für unser Leben verantwortlich sind, und dass uns diese Verantwortung

unseres Lebens auch von keinem anderen Menschen abgenommen werden kann,

kommen wir ins existenzielle Handeln. Es geht darum, sich bewusst zu werden,

dass auch dem „Nichthandeln“ ein unbewusstes Motiv zu Grunde liegt, allerdings

führen diese unbewussten Motive häufig in die Passivität und nicht in die

existentielle Geburt.

Erst wenn man das eigene Ja zum Leben bewusst gefunden hat, wenn einem die

Verantwortung für das eigene Leben deutlich geworden ist und man die

Schuldzuweisungen an die Eltern, die Gesellschaft oder andere aufgegeben hat,

d. h., wenn man von den Ersatzbefriedigungen absehen kann, erst dann kommt

man in den eigenen Lebensvollzug und fängt an, authentisch zu leben.

Beim Schreiben dieser Arbeit ist mir noch einmal sehr deutlich geworden, welche

Leistung dahinter steht und welche Kraft und welchen Mut es braucht, sich dem

Leben zu stellen – Stellung zu beziehen, um dann ins Handeln kommen zu

können. Aber es benötigt auch immer ein Gegenüber, einen Menschen, der einen

in seinem ‚So-sein’ erkennt, annimmt und bestärkt.

Hier liegt die Möglichkeit in der Lebensberatung, den Menschen bei seinem

Suchen in den existenziellen Lebensvollzug zu begleiten. Ihn durch Annahme

seiner Person und Bestärkung seiner Vorstellungen zu ermutigen, seinen

authentischen Weg zu gehen.

Ich beende die Arbeit mit Gandhis Zitat, das ich an den Anfang gesetzt habe:

„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“.

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