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NR. 3 SEPTEMBER 2000 DAS DEZA-MAGAZIN FÜR ENTWICKLUNG UND ZUSAMMENARBEIT Un seul monde Un solo mondo Eine Welt UNO, Entwicklung und die Schweiz – eine vielfältige und bewährte Zusammenarbeit Tansania: exotisches Sansibar, schneebedeckter Kilimandjaro und eine gehörige Portion Stabilität Das Entwicklungsprojekt – ein Auslaufmodell ? Ein Streitgespräch

Eine Welt 3/2000 - Federal Council...In der Region von Aramachay in Perus Hochland, auf 3500 bis 4000 Metern über Meer, haben sich nun 14 Gemeinden zusammen geschlossen, um ihr lokales

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NR. 3SEPTEMBER 2000DAS DEZA-MAGAZINFÜR ENTWICKLUNGUND ZUSAMMENARBEIT

Un seul mondeUn solo mondoEine Welt

UNO, Entwicklung unddie Schweiz – eine vielfältige

und bewährte Zusammenarbeit

Tansania: exotisches Sansibar,schneebedeckter Kilimandjaro

und eine gehörige Portion Stabilität

Das Entwicklungsprojekt –ein Auslaufmodell?Ein Streitgespräch

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Inhalt

Einblick DEZA

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«Wir arbeiten nicht für Regierungen, sondern für Menschen»Weg vom Einzelprojekt, hin zur sektoriellenEntwicklungszusammenarbeit: Zwei Spezialisten streitensich über Chancen und Gefahren dieser Tendenz

26Carte Blanche:Helmut Maucher – der langjährige Chef des Nahrungs-mittelmultis Nestlé über Entwicklungsländer und Gross-konzerne

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Maputo und der Marrabenta-RapEin erstaunliches Musik-Projekt undseine Schweizer Tournee

30Heisse Musik afrikanischer StädteAfrika in der Schweiz: eine hitverdächtige CD

32Editorial 3Periskop 4DEZA-Standpunkt 21Was eigentlich ist… Accountability? 25Service 33Agenda 35Impressum und Bestellcoupon 35

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), die Agenturder internationalen Zusammenarbeit im Eidgenössischen Departement fürauswärtige Angelegenheiten (EDA), ist Herausgeberin von «Eine Welt». Die Zeitschrift ist aber keine offizielle Publikation im engeren Sinn; in ihr sollenauch andere Meinungen zu Wort kommen; deshalb geben nicht alle Beiträgeunbedingt den Standpunkt der DEZA und der Bundesbehörden wieder.

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ENTWICKLUNG UND ZUSAMMENARBEIT SCHWEIZ

UNOMöglich machen, was allein nicht möglich istSeit langem schon kooperieren die SchweizerischeEntwicklungszusammenarbeit und die Vereinten Nationeneng, erfolgreich und auf vielfältige Weise

6Bevor der grosse Regen kamIn Mosambik ist die Zusammenarbeit zwischen der Schweizund der UNO besonders intensiv

12«Ohne Kontakte läuft nichts!»Der Lausanner Diplomat Olivier Chave von der schweize-rischen UNO-Beobachtermission in New York kümmert sichhauptsächlich um Entwicklungsfragen

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TANSANIADer lange Schatten des MwalimuDas ostafrikanische Land mit seinen 120 Volksgruppenerfreut sich einer gehörigen Stabilität

16Da stimmt doch irgendwas nicht! Der tansanische Journalist Adam Lusekelo erzählt aus seinem Alltag

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Wissen – mehr als blosse InformationDank moderner Technologien wird immer mehr Informationweltweit und einfacher zugänglich. Dieser Tatsache trägt dieDEZA konkret Rechnung

22Friede, Freunde, FlimmerkastenEin DEZA-Projekt fördert bei den Kindern von Mazedonien den Sinn für Toleranz gegenüber anderen Ethnien

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LÄNDER UND LEUTE KULTUR

FORUM

DOSSIER

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3Mit der Globalisierung ist die Welt definitiv zum Dorfgeworden. Der Inhalt unseres Heftes ist Beweis dafür.Helmut Maucher, der fast 20 Jahre an der Spitze vonNestlé mitentschieden hat, berichtet von seinenweltweit gemachten Erfahrungen als CEO mit derEntwicklungsfrage, ein Artikel thematisiert denStellenwert von Wissen für unsere Partner im Südenund im Osten, und das Dossier zeigt unseren Beitragim Rahmen der UNO-Organisationen.

Das Verhältnis «UNO – Schweiz» hat Bundesrat JosephDeiss, Vorsteher des Eidgenössischen Departementsfür auswärtige Angelegenheiten (EDA) und damit derpolitisch Verantwortliche der internationalen Zu-sammenarbeit, am 8. Juni 2000, anlässlich einer Redevor der Schweizerischen Vereinigung für Wilton Parkund der Schweizerischen Gesellschaft für Aussen-politik auf die Kurzformel «Der Beitritt der Schweiz zurUNO: Die Zeit ist reif!» gebracht.

Wir von der DEZA, als Teil des EDAs, wissen ausunserem Arbeitsalltag, dass sich zahlreiche Aufgabender internationalen Zusammenarbeit nur noch imRahmen der UNO realisieren lassen: Demokra-tisierungsprozesse, die Verbesserung der Stellungvon Frauen und Kindern auf breiter Ebene, GuteRegierungsführung, breit angelegte Hilfe bei Not- undKatastrophensituationen oder der weltweite Kampfgegen die Armut. Als Kompetenzzentrum des Bundesfür internationale Zusammenarbeit koordinieren wirdie Bemühungen verschiedener Bundesstellen in

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diesem Themenbereich. Gleichzeitig vertreten wir dieSchweiz in zahlreichen UNO-Gremien und stellenihnen ausgewiesene Fachkräfte und namhaftefinanzielle Beiträge zur Verfügung. Damit ist es derSchweiz möglich, ihren – übrigens hoch willkom-menen – Beitrag zu den aktuellen globalen Frage-stellungen der internationalen Zusammenarbeit zuleisten.

A propos Armutsbekämpfung – deren Stellenwert fürdie Schweizer Bevölkerung zeigt eine dieses Jahrdurchgeführte UNIVOX-Umfrage zur Friedens- undSicherheitspolitik: Als grösste Bedrohung für dieSicherheit unseres Landes erkennen die Schweizer-innen und Schweizer die Armut im Süden und imOsten. Als wirksamste Mittel dagegen erachten siezivile humanitäre Hilfe und Entwicklungszusam-menarbeit. Für uns von der DEZA sind diese BefundeAuftrag und Herausforderung. Wir werden beide unterder Leitung von Bundesrat Deiss annehmen undsowohl mittels der bilateralen Zusammenarbeit, alsauch im Rahmen der UNO-Gremien umzusetzenversuchen.

Die Welt ist ein Dorf, die UNO der Gemeinderat, dieSchweiz wird von der internationalen Staatengemein-schaft als Mitglied gerne aufgenommen: «Die Zeit istreif.»

Harry SivecChef Medien und Kommunikation DEZA

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geben. Wie in den meistenafrikanischen Ländern durftenauch in Sambia bis anhin nurMänner Land besitzen, was vorallem in der Erbfolge erheblicheAuswirkungen hat. Beim Todedes Ehemannes hat so in vielenFällen die Frau keine eigeneLebensgrundlage und kann sogarvertrieben werden. Zudemerhalten die Frauen von denBanken keine Kredite, weil sieohne Land die geforderteSicherheit nicht bieten können.Obwohl Frauenorganisationengegen die Begrenzung auf zehnProzent protestierten, hat dieRegierungsentscheidungBedeutung über die Grenzenhinweg, da sie von anderenLändern als Vorbild genommenwerden kann.

Müll für Bildung(bf) Seit jeher hielten sich inLateinamerika die Ärmsten derÄrmsten, darunter viele Kinder,mit dem Sammeln von Abfallnotdürftig über Wasser. In denvergangenen Jahren jedochwurden in vielen lateinamerika-nischen Ländern offizielleRecycling-Programme einge-führt, welche nicht nur die

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pGrünes Gold(bf) Im kenianischen Sokoke-Nationalpark befindet sich einerder letzten ostafrikanischenUrwälder am Indischen Ozean,welche sich einst von Somalia bisMosambik erstreckten. Doch dieletzte Zuflucht für scheueWaldelefanten und Antilopenund einer Vielzahl von Vögelnist bedroht. 90000 Menschenleben an den Grenzen desNationalparks, und viele unterihnen verlangen den Wald füreine Besiedlung kahl zuschlagen. Nun scheint dasKipepeo-Projekt zwischen Natur und Menschen Frieden zu stiften. Kipepeo heisst aufSuaheli Schmetterling, und seitder Ornitologe Ian Gordon vorJahren begann, einheimischeSchmetterlinge für Schmetter-lingshäuser rund um die Welt zuzüchten, entpuppen sich diebunten Falter als Exportschlager.Die Folge: 153 Kipepeo-Farmenrund um den Nationalparkschützen heute gleichzeitig denUrwald und geben mehrerenTausend Menschen Arbeit.«Früher haben wir nicht auf dieTiere geachtet. Jetzt sind sie füruns grünes Gold», sagt Baya, dermit dem Verkaufserlös seineälteste Tochter auf eine höhereSchule schickt.

Land für Frauen(bf) Die sambische Regierungwill künftig zehn Prozent derLandzuweisungen an Frauen

Lebensbedingungen, sonderngleichzeitig auch die Gesund-heitssituation der Abfallsammlerund die Umweltsituationverbesserten. Die erfolgreichstenProgramme kombinierenökologische und ökonomischeZiele. Als besonders erfolgreichesBeispiel gilt die Stadt Fortaleza,Hauptstadt der Provinz Ceará imNordosten Brasiliens. Noch vorwenigen Jahren lebten rund1000 Menschen, darunter 300Kinder in der riesigen Abfall-grube Jangurussú vor den Torender Zweimillionen-Metropole.Heute arbeiten viele derErwachsenen bei der städtischenMüllabfuhr, eine Wiederver-wertungsanlage läuft bereitsprofitabel, Abfallbewirtschaftungsteht auf dem Stundenplan derSchulen und die Jangurusseirosorganisieren sich genossen-schaftlich, um Billighäuser zubauen.

Heilige Samen(bf) Die Menschen in derRegion von Bangalore inSüdindien betrachten Samen von Wildpflanzen und Getreidenals heilige Lebensspender undverehren sie dementsprechend.Frauen spielen dabei eine ganzbesondere Rolle. Sie führenheilige Rituale durch undwachen darüber, dass möglichstviele verschiedene Samenmiteinbezogen werden. Beieiner der jahrhundertealtenZeremonien werden beispiels-weise neun verschiedene lokaleSamenarten von Getreiden,Hülsenfrüchten und Oelenzusammen mit Dünger sieben

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Tage lang zu Ehren der «SiebenDorfgöttinnen» in einer Muschelaufbewahrt und gleichzeitigverehrt. Sind nach dieser Zeitdie Keimlinge zu klein, werdendie Samen als unbrauchbarbetrachtet. Die Bauern lehnensich in diesem Fall Saatgut inbenachbarten Dörfern aus. DieRituale erweisen sich auch inheutiger Zeit als äusserst sinnvoll:Nicht nur wird damit schlechtesvon gutem Saatgut getrennt,sondern auch die land-wirtschaftliche Biodiversitätaufrecht erhalten.

Rezeptaustausch(bf) Sind die Lamas oder Alpakasder Hochlandbauern in denAnden krank – Parasitenbefall ist der häufigste Grund –gefährden sie sogleich dieLebensgrundlage der ganzen

Familie. Lange Distanzen undArmut verhindern oft, dassMedikamente besorgt werdenkönnen. Ist dies doch möglich,gelangt die westlich geprägteVeterinärmedizin für den inunseren Augen exotischenViehbestand schnell einmal anihre Grenzen, wie eine

langjährige Untersuchung zeigt.In der Region von Aramachayin Perus Hochland, auf 3500 bis4000 Metern über Meer, habensich nun 14 Gemeindenzusammen geschlossen, um ihrlokales Veterinärwissenauszutauschen. Bereits zeitigendie Treffen der Frauen, sie sind

in Peru traditionellerweise fürdie Viehhaltung verantwortlich,erste Erfolge: Einer derhäufigsten Parasiten konnte miteinem Substrat aus jungen,wilden Tabakblättern weit-räumig unter Kontrolle gebrachtwerden.

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Die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen (UNO)ermöglicht es einem Geberstaat wie der Schweiz, an Pro-grammen mitzuwirken, die er allein nicht durchführen könn-te. Die DEZA hat letztes Jahr rund 200 Millionen Franken anUNO-Unterorganisationen bezahlt, welche in der Entwick-lung und der humanitären Hilfe tätig sind. Von Jane-LiseSchneeberger.

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allein nicht möglich ist

Die 90er-Jahre waren von den grossen Weltkon-ferenzen der Vereinten Nationen geprägt: dem Erd-gipfel in Rio, dem Sozialgipfel in Kopenhagen, derBevölkerungskonferenz in Kairo und der Welt-frauenkonferenz in Peking. An diesen Foren wur-den Aktionspläne verabschiedet, welche einen all-gemeinen Rahmen für die internationale Entwick-lungszusammenarbeit stecken. Die Schweiz, welcheneben dem Vatikan als einziges Land nicht UNO-Mitglied ist, war zu allen Konferenzen eingeladen

und konnte damit ihre Ideen einbringen. Durch ihrEngagement trug sie in grossem Mass zur Suche nachLösungskonzepten von Entwicklungsproblemenbei. Anders jedoch als die 189 Mitgliedstaaten,welche automatisch eingeladen sind, musste dieSchweiz sich immer besonders um die Zulassungbemühen. Sie verlangte auch eine Einladung zuden so genannten Folgekonferenzen, an denen fünfJahre nach den entsprechenden Gipfeln eine Bilanzüber die erzielten Resultate gezogen wurde. Nichtimmer mit Erfolg: oft wurde ihr eine vollberechtigteTeilnahme verwehrt, mit der Begründung, dass dieFolgekonferenzen in Form von Sondersessionen derGeneralsversammlung der UNO durchgeführt wur-den. Und da hat die Schweiz nur Beobachterstatus.Nun ist die Schweiz zwar von den Hauptgremiender UNO wie der Vollversammlung oder demWirtschafts- und Sozialrat ausgeschlossen, sie ist aberin den Sonderorganisationen vertreten, in derGruppe der Weltbank und in zahlreichen Unteror-ganisationen, welche auch Nichtmitgliedsländernoffen stehen. Sie hat einen Sitz in den Verwaltungs-räten der wichtigsten Fonds und Programme,welche Ausführungsorgane der Vereinten Nationensind. Auf Initiative der DEZA haben die Geber-länder untereinander ein Rotationssystem einge-richtet, welches der Schweiz zur Zeit eine Präsenzwährend sieben von zwölf Jahren in diesen Rätensichert. Sie verdankt diese Regelmässigkeit demGewicht, das sie in diesen Organisationen gewon-nen hat. Dies sowohl auf finanzieller Ebene – siegehört im Allgemeinen zu den zwölf grösstenGebern – wie durch die Impulse, welche sie ein-bringt.

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Zielgerichtetes VorgehenDie Gelder für die Entwicklungszusammenarbeitwerden seit mehreren Jahren folgendermassen ver-teilt: zwei Drittel werden für bilaterale Aktivitäteneingesetzt, ein Drittel wird multilateralen Organisa-tionen ausbezahlt. Der multilaterale Teil – 336Millionen Franken im Jahr 1999 – ist ein Beitrageinerseits an das internationale Finanzsystem (Welt-bank und regionale Entwicklungsbanken) undandererseits an Sonderorganisationen der UNO(WHO, FAO, UNESCO etc.) sowie an deren Fondsund Programme. Letztere sind die Hauptkanäle fürnicht rückzahlbare Entwicklungsbeihilfen. Sie bie-ten technische Hilfe und tragen zur Umsetzungder an den grossen Konferenzen verabschiedetenAktionspläne bei.Die Hauptpartner der DEZA sind das UNO-Ent-wicklungsprogramm (UNDP), das UNO-Kinder-hilfswerk (UNICEF) und der UNO-Bevölke-rungsfonds (UNFPA). Die DEZA zahlt allgemeinejährliche Beiträge an diese Organisationen zurFinanzierung ihrer Programme. Der Einsatz dieserGelder liegt in der Kompetenz der Organisation,deren Gesamtaktivitäten vom intergouvernementa-len Verwaltungsrat überwacht wird.Manchmal bezahlt die DEZA zusätzliche, zielge-richtete Beiträge an die Fonds und Programme.«Entweder wollen wir damit die Tätigkeit dieserOrganisationen in bestimmten Bereichen stärken,indem wir zum Beispiel Analysen und Evaluationen

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unterstützen, oder wir tun es, um Projekte mitzufi-nanzieren, welche unsere bilateralen Programmeergänzen und stärken könnten», erklärt FrançoisRohner, Chef der multilateralen Abteilung derEntwicklungszusammenarbeit. 1999 belief sich diefinanzielle Unterstützung der UNO durch dieSchweiz auf nahezu 90 Millionen Franken an allge-meinen Beiträgen und rund 20 Millionen alsSonderbeiträge.

Fortschritt im humanitären BereichIm humanitären Bereich sind die wichtigstenDEZA-Partner das UNO-Hochkommissariat fürFlüchtlinge (HCR), das Welternährungsprogramm(WFP), das UNO-Flüchtlingshilfswerk für Palästina(UNRWA) und das Büro für die Koordinierung derhumanitären Angelegenheiten (OCHA). 1999machten die allgemeinen Beiträge der DEZA in die-sem Bereich 38 Millionen Franken und die Sonder-beiträge 49 Millionen aus. Letztere variieren voneinem Jahr zum andern, denn sie stehen in direk-tem Zusammenhang mit Krisen und Katastrophen.So stiegen diese Ausgaben zum Beispiel während desKosovo-Krieges beträchtlich an.In den letzten zehn Jahren gab es weltweit einesolche Häufung von Konflikten und Katastrophen,dass die Bedürfnisse der humanitären Hilfe stark an-wuchsen und eine grosse Erhöhung der Nothilfenach sich zogen. Die Aktivitäten der UNO-Orga-nisationen waren von dieser Tendenz geprägt. Beim

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Beiträge der DEZA1999Entwicklungs-zusammenarbeit(allgemeine Beiträge inFranken)UNDP: 52 MillionenUNICEF : 17 MillionenUNFPA: 11 MillionenWHO-Spezialprogramme:4,8 MillionenUNAIDS: 2,2 MillionenUNO-Entwicklungsfondsfür die Frau (UNIFEM): 0,7 MillionenFreiwillige der VereintenNationen (UNV) : 0,5 MillionenAndere: 1 Million

Humanitäre Hilfe(allgemeine undbesondere Beiträge)HCR: 36,3 MillionenWFP: 35,7 MillionenUNRWA: 8,4 MillionenOCHA: 2,6 MillionenAndere: 4,8 Millionen

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WFP zum Beispiel, das sowohl in der humanitärenHilfe wie in der Entwicklungszusammenarbeit tätigist, kehrten sich die Verhältnisse ins Gegenteil: nochvor wenigen Jahren setzte es zwei Drittel seinerGelder für die Entwicklung ein und einen Drittelfür Krisensituationen. Heute braucht es 75 Prozentseines Budgets für letztere.An die Geldgeber ihrerseits wurde immer öfter umGeld für Nothilfe appelliert. Da die verfügbarenBeträge nicht gestiegen sind, wurde ein grosser Teilder vorher für die Entwicklung eingesetzten Gelderauf das humanitäre Budget umgeleitet. Deshalb hat-ten die Organisationen, deren Arbeit auf langfristi-ge Zusammenarbeit ausgerichtet sind, weniger Geldfür ihre Aktivitäten zur Verfügung.Ein weiteres Phänomen verändert gegenwärtig dieBeziehungen zwischen den UNO-Institutionen undden Gebern. Letztere reduzierten ihre allgemeinenBeiträge zugunsten von Sonderbeiträgen. Damitzeigten sie immer offener, dass sie lieber Projekte alsOrganisationen unterstützten. Im humanitären Be-reich wurden deshalb einige Operationen sehrschnell finanziert, sogar über die Erwartungen hi-naus, wie es im Kosovo der Fall war. Dagegen erhal-ten die Organisationen nur wenig Geld für Länder,denen weniger Sympathie entgegen gebracht wird.Zur Zeit gibt es für 85 Prozent der Ressourcen desWFP mehr oder weniger genaue Bedingungen, wasdie Empfänger angeht. «Diese Tendenz erschwertuns das Leben immer mehr», klagt WernerSchleiffer, Direktor des WFP-Büros in Genf. Die

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9Entwicklung auf VideoSeit 1996 ist die SchweizHauptpartnerin vonAzimuts, einer UNDP-Einheit, welche Doku-mentarfilme produziert.Azimuts hat ihren Sitz inGenf und realisiert jährlichrund dreissig Reportagenüber Aktionen zurArmutsbekämpfung. DieSerie nimmt für sich inAnspruch, menschlichund positiv zu wirken. An Hand von wahrenGeschichten zeigt sie,was ein Entwicklungs-projekt im Leben derLeute verändern kann.Die Magazine werdenweltweit von über 60Fernsehketten gesendet.Zunehmend verwendenSchulen die Reportagenauch in ihrem Unterricht.

DEZA gehört zu den wenigen Geldgebern, welcheeinen Beitrag an die allgemeinen Ressourcen leis-ten, was Schleiffer zu schätzen weiss: «Die Schweizzeigt sich sehr flexibel. Dank dieser Art von Beiträ-gen können wir wirklich unserer Rolle als multila-terale Organisation gerecht werden und den Bedürf-nissen angepasste Hilfe leisten, ohne politische Ein-schränkungen. Dieses Geld erlaubt uns, Ländern zuhelfen, welchen die Medien keine Beachtung schen-ken, obwohl sie durch schwerwiegende Krisengehen.»

Zu heikel oder zu komplexDie multilaterale Zusammenarbeit hat viele Vorzügefür die DEZA, welche ihre bilateralen Aktivitätenauf rund zwanzig Länder konzentriert. Über dieUNO kann sie allen Entwicklungsländern Hilfe zu-kommen lassen. Sie kann auch zur Lösung vonProblemen beitragen, welche ihre Möglichkeitendurch die finanziellen Anforderungen oder durchihre Komplexität übersteigen.Aufgrund ihres universellen Charakters können diemultilateralen Organisationen in sehr heiklen Be-reichen arbeiten. So kümmert sich die UNFPA umFortpflanzungsmedizin, Empfängnisverhütung undFamilienplanung. «Die Entwicklungsländer arbeitenlieber mit multilateralen Organisationen zusammen,denn diese gehören zum Club. Einige würden nichtakzeptieren, dass eine Regierung des Nordens sichin ihre Bevölkerungspolitik einmischt», erklärt ErikPalstra, der in der UNFPA in Genf für Öffentlich-

Augenmedizin - einwichtiges Traktandumder UNO-Gesundheits-organisation WHO

Kambodscha 1993: Erste Wahlen unter UNO-Aufsicht

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keitsarbeit zuständig ist. Ein weiteres heikles Themaist die Umgestaltung der nationalen Politiken undInstitutionen. «Die Regierungen der Entwicklungs-länder wenden sich für die Reformierung ihrerInstitutionen mehr und mehr ans UNDP. ImVerlauf der Jahre entstand dank unserer Präsenz vorOrt, unserer Neutralität und unserer Aktivitäten anihrer Seite ein Vertrauensverhältnis», betont OdileSorgho-Moulinier, die Direktorin des UNDP-Büros in Genf.Von allen Fonds und Programmen der UNO,welche von der Schweiz unterstützt werden, erhältdas UNDP mit einem allgemeinem Beitrag von 52Millionen Franken den Löwenanteil. «Während dieanderen Organisationen besondere Aufträge haben,sich zum Beispiel mit Kindern, Flüchtlingen oderErnährung befassen», erklärt François Rohner «spieltdas UNDP eine Rolle als Katalysator und Koordina-tor für das gesamte System der Vereinten Nationen.»Das UNDP sorgt auf der allgemeinen Ebene für dieKoordination der Umsetzung der an den grossenKonferenzen formulierten Prinzipien. In den meis-ten Entwicklungsländern übernimmt der Vertreterdes UNDP die Funktion des «Koordinators vorOrt» für die Entwicklungsaktivitäten. Wo Krisen-situationen ausserdem die Intervention von mehre-ren humanitären Akteuren erforderlich machen,wird er im Prinzip zum «humanitären Koordina-tor» ernannt. Der Schweizer Diplomat DominikLangenbacher, von 1996 bis 1999 Vertreter desUNDP in Somalia, hat alle drei Funktionen erfüllt:«Das passte mir sehr, denn ich finde, dass manEntwicklung und humanitäre Hilfe nicht wirklichtrennen kann.» Alle diese Funktionen wurden demUNDP übertragen, weil es praktisch überall imEinsatz ist: es hat Vertreterinnen und Vertreter in134 Ländern.

Vertrauen wieder herstellenDie DEZA leistet eine finanzielle Unterstützung andie Bemühungen des UNDP im Bereich Koordi-nation. Sie hilft zum Beispiel den Koordinatoren vorOrt, ein Bedürfnisinventar pro Land aufzustellen.Dabei werden die verschiedenen in der Entwicklung

Aids-Prävention inRuandaDas UNFPA hat einProjekt ausgearbeitet, dassich mit der Präventionvon sexuell übertragbarenKrankheiten, insbeson-dere Aids, unter denJugendlichen in Ruandabefasst. Die Jungen sollendadurch ihr Wissen überFortpflanzungs- undSexualmedizin mehren.Die Unterrichtendenerhalten entsprechendeAusbildung für diesenBereich. In vier ruandi-schen Städten sollenInformationszentren fürJugendliche eröffnetwerden. Ausser ihremallgemeinen Beitrag an dieUNFPA hat die Schweizdieses Jahr 1 MillionFranken für die Finanzie-rung dieses Projekts zurVerfügung gestellt.

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tätigen Organisationen integriert. Diese Aktion istTeil der von den Vereinten Nationen eingeleitetenAnstrengungen, Doppelspurigkeiten zu vermeidenund rationeller zu arbeiten.Auch im humanitären Bereich legt die Schweizgrossen Wert auf Koordination. Vor einigen Jahren,als das UNRWA eine grosse Vertrauenskrise erlitt,ergriff sie die Initiative und baute zwischen denGebern ein Netz auf. Sie berief eine Konferenz inMontreux ein, um über die zwischen der Organisa-tion und ihren verschiedenen Partnern aufgetrete-nen Probleme zu diskutieren. Als die Spannungenüberwunden waren, konnte ein Prozess mit demZiel in Gang gesetzt werden, die Leistungen desUNRWA zu verbessern.Die DEZA hat auch beschlossen, in den kommen-den Jahren dem OCHA eine substanzielle Unter-stützung zukommen zu lassen. Es ist ihr wichtig, dassdiese Koordinationseinheit optimal funktioniert.Bei Krisen grossen Ausmasses evaluiert das OCHAdie humanitären Bedürfnisse, sorgt für einenKoordinationsmechanismus und lanciert weltweiteAppelle im Namen der verschiedenen UNO-Organisationen. Im Jahr 2000 soll der mit derSchweizer Hilfe verbundene Teil für verschiedeneKoordinationsaktivitäten des OCHA eingesetztwerden, wie die Einführung eines Systems fürNottelekommunikation oder die Ausbildung vonExperten, die im Fall von Natur- oder Technolo-giekatastrophen kurzfristig einberufen werden kön-nen.Die Beiträge der Schweiz werden jedoch nicht nurin bar ausbezahlt. Die DEZA stellt der UNO regel-mässig Experten zur Verfügung. Logistiker, Spezia-listen in den Bereichen Kommunikation, Bau,Medizin usw. werden oft für Not- oder Wieder-aufbaueinsätze benötigt. Sie leistet auch Nahrungs-mittelhilfe, im Wesentlichen mit Getreide undMilchprodukten. Auch Material wird von Zeitzu Zeit geliefert: das reicht von Fahrzeugen überZelte, Decken, Latrinen, Duschen, Medikamente,Bratöl und Kerzen bis hin zu Telekommunika-tionsmaterial.(Aus dem Französischen)

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Das UNO-System und die Schweiz

Die UNO ist die einzige wirklich globale Organisation, die sich aller Fragestellungen annehmen kann.In den Bereichen Frieden, Sicherheit, Menschenrechte, Umwelt, Entwicklung und Humanitäre Hilfeist sie die wichtigste globale Organisation. Mitglieder sind 189 Staaten. Nichtmitglieder sind einzig derHeilige Stuhl und die Schweiz. Überall dort wo die Schweiz mitarbeitet und Vereinbarungen getroffenwerden, geschieht dies auf Minister-Ebene. Die DEZA wiederum, welche bereits in vielen Bereichenmit der UNO zusammen arbeitet, gehört zum Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegen-heiten (EDA).

Das UNO-System

UNO-Hauptorgane

Generalversammlung

Sicherheitsrat

Wirtschafts- undSozialrat

Sekretariat

RegionaleWirtschafts-

Kommission fürEuropa ECE

InternationalerGerichtshof

- Keine Mitwirkung der Schweiz

- Mitwirkung der Schweiz

- Direkter Bezug zu Entwicklung und Zusammenarbeit und bestehende Mitarbeit der DEZA

Fonds, Programme, Institute

- UNAIDS – Aids

- UNCTAD/CNUCED – Handel

- UNHCR/HCR – Flüchtlinge

- UNDP/PNUD – Entwicklung

- UNFPA/FNUAP – Bevölkerung

- UNICEF/FISE – Kinder

- UNEP/PNUE – Umwelt

- WFP/PAM – Nahrung

- UNV – Freiwilligenarbeit

- UNIFEM – Frauen

- usw.

Spezialorganisationen

Arbeit – ILO/OIT

Ernährung, Landwirtschaft – FAO

Kultur, Erziehung – UNESCO

Gesundheit – WHO/OMS

Industrie – UNIDO/ONUDI

Flugverkehr – ICAO/OACI

Post – UPU

Telekommunikation – ITU/UIT

Meteorologie – WMO/OMM

Seefahrt – IMO/OMI

Geistiges Eigentum WIPO/OMPI

Landwirtschaft – IFAD/FIDA

Bretton Woods Institutionen

Währungsfonds – IMF/FMI

Weltbank – WB/BM

Hungernde aus Somaliaim Flüchtlingslager vonHagadera (Kenia 1992)

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(jls) Als der Wirbelsturm «Eline» Mosambik EndeJanuar heimsuchte, stellte die Schweiz als eines derersten Länder finanzielle Mittel bereit für die bei-den UNO-Organisationen, welche Notprogrammestarteten: das Welternährungsprogramm (WFP) undder UNO-Kinderhilfsfonds (UNICEF). Das WFPbrachte den 650000 von den Überschwemmungenbetroffenen Menschen Nahrungsmittel und char-terte die für die Hilfsoperationen nötigen Helikop-ter. UNICEF konzentrierte sich auf die Prävention

von Epidemien und errichtete Latrinen und Trink-wasserversorgungen in den Lagern der Überleben-den.DEZA-Koordinator Thomas Greminger in Maputoerklärt, warum das alles so schnell möglich war:«Diese beiden Organisationen haben Vertretungenin Mosambik, wo sie Entwicklungsprojekte finan-zieren. Wir kennen sie gut, sie arbeiten sehr profes-sionell. Deshalb haben wir ihnen sogleich unsereHilfe zur Verfügung gestellt.»Wie in allen Ländern, wo die DEZA tätig ist, stehtsie praktisch dauernd in Kontakt mit den Vertrete-rinnen und Vertretern der UNO-Organisationen. InMosambik sind die Beziehungen besonders eng,weil die Schweiz sich in mehreren breit angelegtenProjekten der UNO engagiert. Seit dem Ende desBürgerkrieges 1992 unterstützt sie mit Sonderbei-trägen laufend die Organisationen, welche sich mitdem Prozess der Demokratisierung und der natio-nalen Versöhnung befassen.

Rückkehr ins ZivillebenDie Schweiz unterstützte als Erstes die Operation derVereinten Nationen in Mosambik (UNMOZ). DieUNO-Truppen mussten die Umsetzung des imOktober 1992 in Rom geschlossenen Friedens-abkommens überwachen, die Rückkehr der Flücht-linge sichern und das Land auf die Demokratie vor-bereiten. Die DEZA finanzierte namentlich dietechnische Einheit, welche den Auftrag hatte, dieSoldaten der Regierung und diejenigen der Rebel-lenarmee RENAMO zu demobilisieren. Danacherhielten die 95000 ehemaligen Militärs materielleHilfe und Ausbildungskurse oder berufliche Bera-tung, damit sie sich wieder ins Zivilleben integrie-ren konnten. Dieser Prozess der Wiedereinführungin die Gesellschaft, welcher vom UNO-Entwick-lungsprogramm (UNDP) geleitet wurde, dauertevon 1993 bis 1997, die Schweiz steuerte zwölfMillionen Franken dazu bei.In einem nächsten Schritt ging es um die Einführungdemokratischer Institutionen. 1994 wurden Präsi-dentschafts- und Parlamentswahlen durchgeführt.Die Schweiz unterstützte das UNDP bei Vorbe-reitung und Organisation dieser Wahlen, ebenso beiden Lokalwahlen 1998 und den allgemeinen Wah-len 1999. Ferner unterstützte sie die Umwandlung

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In Mosambik ist die Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und der UNObesonders intensiv. Sie wurde nach dem Ende des Bürgerkrieges auf-genommen und half mit, der Gewalt ein Ende zu setzen, demokratischeInstitutionen zu errichten und zu einem normalen Alltagsleben zurück zukehren.

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Internationales Engagement in Mosambik: Auf humanitärer Ebene und beim Wiederaufbau einer zivilen Gesellschaft

DEZA ein Programm des UNO-Bevölkerungs-fonds (UNFPA), das die Beamten für die Proble-matik der Gleichberechtigung von Frau und Mannsensibilisieren soll. Sie finanziert ein Programmfür Freiwilligenarbeit in der UNO (UNV): zwölfFreiwillige leben in Basisgemeinschaften und be-mühen sich, diese so weit zu stärken, dass sie an derEntwicklung teilhaben können. Im BereichGesundheit arbeitet die Schweiz mit der UNICEFbei der Budgetunterstützung zusammen, und mitdem UNDP bei der Finanzierung von Spezialärztenin den Provinzspitälern. Und der Weltbank gewährtsie einen Beitrag zu einem Programm für Trink-wasserversorgung.Die gesamte Zusammenarbeit mit der UNO spieltsich in den vier von der DEZA in Mosambik be-sonders unterstützten Bereichen ab: Förderung derZivilgesellschaft, gute Regierungsführung, Gesund-heit und Wasser. «Wenn wir einer multilateralenOrganisation einen Beitrag gewähren», erklärtThomas Greminger, «dann immer mit dem Ziel, einProjekt zu realisieren, das unserem sektoriellenProgramm entspricht.»

(Aus dem Französischen)

der RENAMO in eine politische Partei. Doch derjunge Friede wurde 1996 ernsthaft von einer Welleder Kriminalität und der Gewalt erschüttert, bei dereine Mitarbeiterin der DEZA ermordet wurde. DieGeldgeber forderten Maputo dringend auf, dieSicherheit wieder herzustellen. Mit Hilfe der inter-nationalen Gemeinschaft ging die mosambikanischeRegierung daran, die Polizeikräfte auszubilden undauszurüsten. Die Schweiz beteiligt sich insbesonde-re am Aufbau einer Polizeiakademie.

Mehr oder weniger heikelDie Zusammenarbeit mit der UNO erwies sich insolchen Situationen als unumgänglich, wie ThomasGreminger festhält: «Die Polizeireform und dieUnterstützung der Wahlen sind Programme, dieeine bilaterale Organisation nicht allein durchziehenkann. Erstens, weil es dabei um politisch sehr heik-le Bereiche geht. Zweitens, weil zahlreiche Geberdaran interessiert sind, was viel Koordinationsarbeitbedingt. Die Regierung des Empfängerlandes ver-fügt nicht über die nötigen Ressourcen, um mitjedem Geber einzeln zu verhandeln.»Aber auch in politisch weniger exponierten Bereich-en wird zusammengearbeitet. So unterstützt die

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Am Rande der ArmutMosambik ist eines derzehn ärmsten Länder derWelt. Über 70 Prozent derMenschen leben auf demLand, die meisten vonihnen hängen von derLandwirtschaft ab, sowohlfür das Überleben wie fürihr Einkommen. Aber dieProduktivität ist tief.Ausserdem ist das Landgrossen klimatischenKapriolen ausgesetzt. 63 Prozent der Be-völkerung ist unterernährt,und die Lebenserwartungbeträgt lediglich 42 Jahre.Nach der vom UNDPerarbeiteten Klassierungder Indikatoren dermenschlichen Entwicklungbelegte Mosambik 1997den 169. Rang von 174erfassten Ländern.

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Einer der neun Diplomaten, welche am New Yorker Hauptsitzder Vereinten Nationen die schweizerischen Interessen undAnliegen vertreten, ist der Lausanner Diplomat Olivier Chave.Er beschäftigt sich hauptsächlich mit Entwicklungsfragen. VonBeat Felber.

Morgendliche Rush-hour in Manhattan. Millionenvon Menschen streben zügigen Schrittes, wie aufge-zogen imaginären Zielen entgegen. Blicke werdenkaum ausgetauscht. «Stop!» wenn das rote Zeichenleuchtet, «Go!» wenn es grün wird. Zehntausendevon gelben Taxis bilden zusammen mit Hundert-tausenden anderer Autos hupende, sechs Autos brei-te Blechschlangen. Unter ihnen auch Olivier Chave,Botschaftsrat in Diensten der SchweizerischenUNO-Beobachtermission, zuständig für Entwick-lungsfragen. Er kennt sich nicht nur im Strassen-gewirr von New Yorks Wolkenkratzer-Dschungelaus, sondern auch in den Eingeweiden derMammut-Organisation UNO. An deren NewYorker Hauptsitz verbringt der 43 jährige LausannerDiplomat einen guten Teil seiner Arbeitszeit, um dieInteressen der Schweiz zu vertreten und ihnenGehör zu verschaffen. Sei dies in Debatten imPlenum, bei Verhandlungen oder informellenBeratungen und in zahlreichen Gesprächen mitVertretern anderer Länder. Sei dies indem er aus derSchweiz angereiste Delegierte betreut – immerhinengagiert sich die Schweiz als achtgrösstes Geberlandstark in den Verwaltungsräten des UNO- Entwick-lungsprogramms (UNDP) und des UNO Kinder-hilfsfonds (UNICEF). Oder sei dies wie an diesemMorgen, indem er Anlässe organisiert, an welchendie Schweizer Anliegen im informellen Rahmen öf-fentlich vorgestellt und diskutiert werden.

Informelle Anlässe kitten zusammenKonkreter Anlass ist die Tagung der Kommission fürNachhaltige Entwicklung CSD (Commission onSustainable Development), dem Umweltforum desWirtschafts- und Sozialrats der UNO. Diese tagt ineinem der unzähligen Plenarsäle im ersten Unter-geschoss des UNO-Wolkenkratzers. Die Delegier-ten der 53 Mitgliedstaaten sowie mehrerer DutzendBeobachternationen treffen sich jährlich einmal, umStrategien über eine nachhaltige Entwicklung zuentwickeln, die den Bedürfnissen kommenderGenerationen Rechnung tragen. Obwohl nichtUNO-Mitglied, wurde die Schweiz diesen Früh-ling in eben diese CSD gewählt. «Kein Zufall», sagtOlivier Chave, «hat sich doch unser Land seit dem

Umweltgipfel von 1992 in Rio als glaubwürdigeund innovative Verfechterin einer nachhaltigenEntwicklung, unter anderem auch von Bergregio-nen, einen Namen gemacht.» So organisierte sieauch an der diesjährigen Tagung mit Kirgistan zu-sammen einen sehr gut besuchten Nebenanlass unterdem Thema «Berge und Wälder». Neben ausge-zeichneten Präsentationen bot der Anlass den gegen100 Teilnehmern, darunter eine ganze Reihe vonDelegationschefs, Gelegenheit, informell unterei-nander ins Gespräch zu kommen. So etwa der ne-palesische Forstwissenschaftler Lhakpa Sherpa, derNorweger Tage Michaelsen von der UNO-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAOoder die Amerikanerin Elizabeth Byers von derNichtregierungsorganisation Mountain Institute.«Genau darum geht es», sagt Olivier Chave, «Men-schen und Länder zusammen zu bringen und für ge-meinsame Interessen zu sensibilisieren. Gemeinsamerhalten wir mehr Gewicht, und gleichzeitig flies-sen so auch die schweizerischen Interessen vermehrtin die verschiedensten UNO-Programme ein.Kontakte sind deshalb für unsere Arbeit extremwichtig, zumal die internationalen Beziehungenimmer dichter werden.»

Bereichsübergreifende ArbeitsweiseDenn eines ist klar: Entscheidungen werden zwarwährend der Abstimmungen getroffen, doch die

«Ohne Kontakte läuft nichts!»

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Ebenbürtige SchweizDie Schweiz ist zusam-men mit dem Vatikan dieeinzige Nation mit demSonderstatus einerBeobachterin. Dieschweizerische UNO-Beobachtermissionbesteht seit 50 Jahrenund «funktioniert alsNichtmitglied in vielenBereichen ebenbürtig mitUNO-Mitgliedstaaten»,wie Minister Peter Maurer,StellvertretenderMissions-Chef, erklärt.Insgesamt arbeiten 21Angestellte im 29. Stockdes Hochhauses Nummer633 an der Dritten Avenuein Manhattan. Geleitetwird die Mission vonBotschafter Jenö C.A.Staehelin. Neun diploma-tische Spezialisten teilensich in die ArbeitsgebieteAbrüstung, internationaleSicherheit, friedens-erhaltende Operationen,Finanz- und Wirtschafts-fragen, Entwicklungs-zusammenarbeit,Soziales, Umwelt,Humanitäres, Politisches,Finanzen und Personal,Völkerrechte undMenschenrechte.

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Meinungen dazu werden an unzähligen informel-len Anlässen und Treffen gebildet. Und: Alleineläuft bei der UNO rein gar nichts, zu vielfältig sinddie Probleme, zu übergreifend die Themen.Diese bereichsübergreifende Arbeitsweise schlägtsich auch deutlich in der Schweizerischen UNO-Beobachtermission nieder (siehe auch Randspalte).Zwar betreut jeder der neun Diplomaten klar defi-nierte Arbeitsgebiete, dennoch betont MissionschefBotschafter Jenö C.A. Staehelin: «Wir arbeiten hierextrem interdisziplinär. Entwicklung ist nie nurEntwicklung. Es betrifft genauso die Menschen-rechte, wie die Umwelt, das Militär, das Soziale undso weiter.»Olivier Chave kann dies genauso bestätigen wieseine Diplomaten-Kollegin Monika Rühl: «DieZeiten sind längst vorüber, als ein Bereich isoliertbetrachtet werden konnte. Mein ArbeitsgebietHumanitäres überschneidet sich beispielsweise glei-chzeitig mit Entwicklungs-, Gleichstellungs-,Menschenrechts- und Wirtschaftsfragen.» Ist Olivier Chave mal nicht im UNO-Gebäude sel-ber anzutreffen, überwacht der studierte Antropolo-ge die Arbeit der zahlreichen entwicklungspoliti-schen Institutionen, an denen sich die Schweiz fi-nanziell beteiligt, bereitet weitere Tagungen oderSitzungen vor und rapportiert über neuste Ent-wicklungen in die Schweiz. Oder er brütet darüber,wie er seinem erklärten Ziel ein bisschen näher

kommt: «Ich möchte die grosse praktische Erfahrungin der Entwicklungszusammenarbeit, welche dieSchweiz zweifellos besitzt und für die internationa-le Gemeinschaft wertvoll ist, noch besser in dieUNO-Programme einfliessen lassen.»

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D e r l a n g e S c h a t t e nd e s M w a l i m u

Es stand für Henri Ngotezi ausser Frage, dass er nachdem Weisseln seines Werkzeugladens am Randeder tansanischen Provinzstadt Arusha die beidenBilder an ihren früheren Platz hängen würde. Daskleinere, ein Foto des amtierenden Staatspräsiden-ten Benjamin Mkapa, seitwärts neben ein Gestell,das etwas grössere an die Wand hinter der Theke,wo die Blicke aller Eintretenden zuerst hinfallen.«Dieser Platz gebührt dem Mwalimu.» In Tansania braucht es keine nähere Erklärung, wermit «Mwalimu» gemeint ist. Das Kiswahili-Wort fürLehrer ist der landläufige und respektvolle Titel fürden ersten Staatspräsidenten des Landes, JuliusNyerere, der im Oktober vergangenen Jahres ges-torben ist. In den westlichen Industrieländern galt

er in erster Linie als der Urheber des Ujamaa, derteilweise missglückten afrikanischen Form desSozialismus. In Tansania ist er der Vater der Nation,dem Tansania die Einheit verdankt und vor allemein ausgeprägtes nationales Zusammengehörigkeits-gefühl.Friedfertigkeit ist eine Eigenschaft, die man ganzspontan mit Tansania in Verbindung bringt. Bisheute hat sich die Anrede Ndugu, Bruder, gehal-ten, und wenn Tansanier ihre Besonderheit cha-rakterisieren sollen, greifen sie gerne zu einemNegativbeispiel: sie seien keine «man-eat-man-society» wie die Gesellschaft im benachbarten

In den Industriestaaten sind vor allem der Kilimanjaro alsschneebedeckte Kuppe Afrikas bekannt und Sansibar mitseinem Hauch von Exotik: Tansania ist selten in den Schlag-zeilen der Weltöffentlichkeit. Das ist durchwegs ein positivesZeichen. Das ostafrikanische Land erfreut sich einer gehö-rigen Stabilität. Von Peter Baumgartner*.

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Kenia. Diese Selbsteinschätzung freilich spendetein Stück weit Trost für die Rolle des Zweit-platzierten hinter dem wirtschaftlich ungleich stär-keren Kenia und entbehrt nicht eines gewissenClichés: Die Korruption wächst sich in Tansaniagenau so zu einem staatszerfressenden Krebsübel auswie im Nachbarstaat. Und doch, Tansania gehörtzu jenen wenigen glücklichen afrikanischenLändern, die bisher von ethnischen Konflikten ver-schont blieben. Zwar gleicht die Landeskarte mitden verschiedenen Ethnien einer Sammlung vonBriefmarken unterschiedlicher Grösse: Tansaniasetzt sich aus 120 Volksgruppen mit fast ebenso vie-len Sprachen zusammen. Aber keine ist so gross,dass sie sich einen übermächtigen nationalen

Einfluss sichern kann; zu dem leben die bevölke-rungsstärksten Ethnien, die Sukuma, im Nord-westen und die Chagga um den Kilimanjaro, somitan den Rändern des Landes, was zwangsläufig dieGefahr einer Dominanz mindert. Die von Nyereredurchgesetzte Nationalsprache Kiswahili bildet einzusätzliches einigendes Band.

Von Goldschürfern...Natürlich kennt auch Tansania die mehr aufVorurteilen denn auf Fakten beruhenden und meist in leicht spöttischem Unterton gehaltenenTypisierungen, wenn etwa die Küstenbewohner das

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als äusserst fleissig und sparsam geltende Volk derChagga als «Preussen Tansanias» apostrophierenund ihm Besitzgier zuschreiben; für HenriNgotezi, einen Chagga, sind die KüstenbewohnerFaulenzer und die Volksgruppen im Westen die«Halbwilden, die im vergangenen Jahr über 300Frauen als Hexen verbrannt haben». Ngotezi weissdas von seinem Bruder, der im «wilden Westen»sein Glück versuchen ging, wie er die Region süd-lich des Viktoria-Sees umschreibt. Dieser Lands-trich gilt als kommendes Eldorado, seit dort inter-nationale Goldfirmen wie Ashanti aus Ghana oderAnglo-American aus Südafrika Gold im grossen Stil

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abzubauen beginnen. Die Zeiten der vielen tau-send kleinen Goldschürfer sind freilich noch nichtvorbei, die in halsbrecherischen Schächten in dieTiefe steigen und sich von dort aus wie Maulwürfeseitwärts in die Erde graben – und bei aller Gefahrund Rackerei doch arme Teufel bleiben.1999 wurde die Goldausbeute gegenüber demVorjahr glatt auf elf Tonnen verdoppelt, und imnächsten Jahr rechnet das tansanische Minen-ministerium gar mit 40 Tonnen. Allerdings musses einiges mehr dransetzen, um die Staatskasse amgoldenen Segen teilhaben zu lassen: man schätzt,dass für rund 300 Millionen Franken Gold und

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Edelsteine an den Steuerbehörden vorbei aus demLand (meistens nach Kenia) geschmuggelt werden,was etwa dem zweifachen Wert der offiziell dekla-rierten Werte entspricht.

... Kleinbauern...Henri Ngotezi ist dem Lockruf des Goldes nichterlegen wie sein Bruder. Die bei ihm kaufendenBauern verschaffen ihm ein bescheidenes, aber si-cheres Einkommen, die Region um den Kili-manjaro ist wasserreich und fruchtbar. Vier Fünftelder tansanischen Bevölkerung leben von der Land-wirtschaft, müssen davon leben; Arbeitsplätze inIndustrie und Handwerk sind rar. Und wie fastüberall in Afrika sind es Klein- und Kleinstbauern,deren Einfallsreichtum und Schaffenskraft oft durchschlechte Strassen und eine ausufernde Vermarkter-bürokratie gebremst werden. Als ob die Unbill derWitterung nicht schon Belastungen genug hergä-be, gerade in dem oft von Trockenperioden heim-gesuchten Nordwesten.Liberalisiert ist der Markt lediglich bei den Agrar-Schwergewichten Kaffee, Tee und Baumwolle,die neben dem Bergbau (Gold und Diamanten)einen erheblichen Anteil haben am heutigendurchschnittlichen Wirtschaftswachstum von überfünf Prozent. Das dritte ökonomische Standbein istder Tourismus mit den AnziehungspunktenSerengeti, Kilimanjaro und Sansibar.

... und PfefferSchon längst bringen die Gäste aus aller Welt weitmehr Geld auf die Insel Sansibar als die Einkäufervon Gewürznelken, von Zimt, Pfeffer und anderenKöstlichkeiten, die unsere Speisen bereichern. DieZeiten, in denen drei Viertel der Weltproduktionan Gewürznelken aus Sansibar stammten, sindlängst vorbei.

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Das Ding im AlltagGiraffen in jeder Tasche:Nach seiner Wahl zumStaatspräsidenten vor fünfJahren bekam BenjaminMkapa Besuch von derstaatlichen Notenbank. Er solle sich überlegen,baten ihn die Herren, mitwelchem Bild er künftigdie neuen tansanischenBanknoten zieren wolle.Es gehe nicht an, dassallzu lange die Noten mitseinem Vorgängerzirkulierten. Das leuchteteMkapa ein, aber dannsagte er zu den Herrender Notenbank: «Tansaniaist längst eine Einheit, wirbrauchen keinen Staats-präsidenten mehr alsEinheitssymbol auf dieBanknoten.» Er riet denBesuchern, nach einemSujet zu suchen, dasdauerhafter sei als diePräsidenten. Sie kamenzurück mit einemVorschlag, dem Mkapasofort zustimmte. Als dasResultat bekannt wurde,waren alle im Land froh über die Abkehr des Präsidenten vomPersonenkult. Seither zierteine prachtvolle Giraffe dietansanischen Banknoten.

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Aber das sind noch die geringsten Sorgen desFestlandes mit der Insel. Als Nyerere 1964 einenseiner panafrikanischen Träume wahr machte unddas damalige Tanganyika mit Sansibar zu Tansaniavereinigte, lockte er die Insel mit erheblichenSonderrechten. Zum Problem wurden nicht dieüberproporzionalen Mitspracherechte an den zen-tralstaatlichen Institutionen, sondern die wirt-schaftlichen Vorteile, vor allem die tieferenEinfuhrzölle als jene auf dem Festland. Sie ent-wickelten sich zu einer Einladung zu Import-betrügereien.Was indessen zahlreiche europäische Staaten zumRückzug ihrer Hilfe an Sansibar und die Schwester-insel Pemba bewog und sich um die Jahreswendezu einer ernsthaften innenpolitischen Krise aus-wuchs, war das autoritärrepressive Verhalten derInselregierung. Wie in vielen anderen StaatenAfrikas war auch in Tansania die seinerzeitigeDemokratisierung eher eine scheinbare Wende.Zwar entstanden viele Parteien, doch die bisherigeEinheitspartei, die Chama Cha Mapinduzi, behieltihre erdrückende Mehrheit und blieb damit Ver-teilerin von Chancen, Posten und Pfründen. AufSansibar ging dies zusätzlich einher mit einer rich-tiggehenden Verfolgung der Opposition. DieZentralregierung, auf das delikate Verhältnis zwi-schen dem grossen «Mainland» und dem kleinenInselpartner Rücksicht nehmend, schwieg lange –zu lange, wie Henri Ngotezi mit einigem Rechtbemängelt: «Der Mwalimu hätte früher eingegrif-fen.» Vielleicht auch nicht. Tansania hat sichlängst aus dem Schatten des Mwalimu gelöst. Aberdie Stabilität, deren es sich erfreut, hat es vor allemihm zu verdanken.

*Peter Baumgartner ist Afrika-Korrespondent des «Tages-Anzeiger». Er lebt in Nairobi, Kenia.

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In der wechselvollen Geschichte Sansibars undTanganyikas spielten die Herren von Oman, die Britenund die Deutschen eine wichtige Rolle: alle hatten sieein Auge geworfen auf die fruchtbaren Landstriche umden Kilimanjaro und auf die Gewürze der InselSansibar. Nicht minder wichtig waren die Häfen derInseln wie des Festlands für den fernöstlichen Handel.Für Sansibar war der Weg in die Unabhängigkeit bitte-rer als für Tanganyika, weil das Ringen zwischen denarabischen und den britischen Kolonisatoren auf demBuckel der Inselbevölkerung ausgetragen wurde.

1961 Das unter Uno-Treuhandschaft stehende Tanganyika wird unabhängig, Julius Nyerere wird erster Premierminister. Knapp zwei Monate später tritt er zurück, reist quer durch das Land, um dem Volk die Republik näher zubringen. 1962 übernimmt er erneut die Regierungsgeschäfte, nun als Staatspräsident.

1963 Sansibar wird unabhängig, es wird eine konstitutionelle Monarchie mit einem Sultan an der Spitze.

1964 Revolte gegen den Sultan, Sansibar wird zur Volksrepublik erklärt, Abeid Karume wird Präsident.

1964 Tanganyika und Sansibar schliessen sich zur Republik Tansania zusammen, Nyerere wird Präsident.

1967 Nyerere veröffentlicht die Arusha-Deklaration,in der er seine Vorstellungen von einem afrika-nischen Sozialismus umreisst: die dörflichen Gemeinschaften sollen nach dem Vorbild der Grossfamilien (Ujamaa) umgestaltet werden. Inden 70er Jahren kam es zu oftmals gewaltsam durchgesetzten Massenumsiedlungen.

1978 Krieg gegen den ugandischen Diktator Idi Amin. Die enormen Kosten beschleunigten dasEnde des Ujamaa-Konzepts, es war, wirtschaft-lich gesehen, gescheitert.

1985 Für den Ausweg aus der Wirtschaftsmisere verlangen die Bretton-Woods-Institutionen harte Wirtschaftsreformen, die Nyerere nicht mittragen will; er tritt zurück, sein Nachfolger wird Ali Hassan Mwinyi.

1995 Zum ersten Mal finden Mehrparteien-wahlen statt. Neuer Staatspräsident wird Benjamin Mkapa. Betrügereien bei den Wahlen auf Sansibar zugunsten der regie-renden Chama Cha Mapinduzi (frühere Einheitspartei) führen in Langzeitwirkung zu einer innenpolitischen Krise und zur Belastungsprobe für die Union.

2000 Oktober: Präsidentschafts- und Parlaments-wahlen

Die Schweiz und TansaniaVon Malaria, Strassen und Reformen

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Zahlen und FaktenStaatsform: Republik

HauptstadtPolitische Hauptstadt:DodomaWirtschaftsmetropole:Dar es Salaam

Fläche945 087 km2

Der Kilimanjaro (5895 m)ist der höchste BergAfrikas, der Grund desTanganyika-Sees ist mit358 m unter demMeeresspiegel der tiefstePunkt des Kontinents.

Bevölkerung28,8 Mio. Einwohner27,5 Mio. leben auf demFestland, der Rest auf den Inseln Sansibar undPemba;Bevölkerungsdichte:30 Einw./km2Bevölkerungswachstum:ca. 3% Landbevölkerung: 70 % Lebenserwartung:Frauen 51,9 JahreMänner 49 Jahre

SprachenKiswahili (Landessprache),Englisch

EthnienCa 120 Volksgruppen, diegrössten sind die Sukuma(ca. 14 %) und die Chagga(5,2 %).

ReligionenJe 1/3 Muslime, Christen,Naturreligionen

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Aus der Geschichte

(bf) Die Entwicklungszusammenarbeit zwischenTansania und der Schweiz hat Tradition, begannsie doch bereits Mitte der 70er-Jahre. 1981 wurdeTansania zu einem Schwerpunktland der DEZA,und seit 1986 gibt es in Dar Es Salaam einKoordinationsbüro. Das aktuell laufende Pro-gramm 1999-2003 ist ein Gemeinschaftspro-gramm der DEZA und des Staatssekretariats fürWirtschaft (seco), mit einem jährlichen gemein-samen Budget von rund 30 Millionen Franken.Dieses Geld wird hauptsächlich für Projekte in dreiTätigkeitsgebieten investiert: Gesundheitssystem: Gemeinsam mit zahlreich-en anderen Geberorganisationen wird in Zusam-menarbeit mit dem tansanischen Gesund-heitsministerium das Gesundheitswesen refor-miert.Auf Projektebene ist die Zusammenarbeit desSchweizerischen Tropeninstituts und dem IfakaraResearch Center in Tansania besonders interessant.In deren Mittelpunkt steht die Malaria-For-schung. Das ländliche Tansania hat, mit 44% der

Todesursachen, eine der Weltweit höchsten Mala-ria-Raten.Infrastruktur und Transport: Zusammen mitanderen Gebern wird ein landesweit funktionie-rendes Strassennetz aufgebaut, welches haupt-sächlich der Landwirtschaft zugute kommen undden Zugang zu sozialen und wirtschaftlichenDienstleistungen verbessern soll. Die Schweizunterstützt vorab den Strassenbau in abgelegenenLandesgegenden.Wirtschaftshilfe: Trotz grosser Fortschritte in denletzten Jahren ist Tansania noch immer das fünft-ärmste Land der Welt. Mit Zahlungsbilanzhilfe undBudgetausgleich sollen dem Land Stabilität sowiewirtschaftliche und soziale Reformen ermöglichtwerden.

Neben diesen drei Programmschwerpunkten unter-stützt das Länderprogramm weitere Projekte in denBereichen geschlechtergerechte Entwicklung sowieDezentralisierung und Demokratisierung.

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Man wacht auf, steht aber nicht auf. Der Grunddafür ist klar – das Leben ist teuer, und deine Taschensind mehr oder weniger leer. Also verlässt man sichauf seine einzige Verbindung nach draussen – dasHandy.Tansania ist friedlich, es gibt keine Revolutionen.Vielleicht wird es im Oktober interessant, mit denallgemeinen Wahlen. Dann werd ich von ausländi-schen Medien Aufträge bekommen, um die Wahlenfür sie zu verfolgen.So bleib ich halt im Bett und höre zum x-ten Maldie BBC-Nachrichten. Osttimor, Landbesetzungenin Simbabwe, Bill Clintons letzte Tage im WeissenHaus.Etwas sehr Wichtiges lässt einen dann aufstehen.Wer hat sich nicht schon über seine verstorbeneGrossmutter lustig gemacht, weil sie so auf Tee ver-sessen war? Und plötzlich hat man unbemerkt ihreVersessenheit geerbt.Irgendwelche Geschichten? Ja, das Ökosystem derMasai Mara im Serengeti ist in Gefahr. Kenia hat einLandproblem, die Bauern dringen in den MasaiMara-Park in Kenia ein. Dann gibt es auch denMassentourismus in Kenia, der die wilden Tierestört. Zu viele Touristen schiessen Bilder von ihnen.Die Tiere kommen unter Stress. Das kann man derBBC verkaufen, die zahlt gut.Aber darüber später. Mein kleiner Bruder hat Fieber.Ein Albtraum. Denn das bedeutet: Geld. Und davonhat man nicht gerade viel. Zwar gibt es Spitäler. Abervon der Dame am Empfang bis zum Arzt wollen allenur eines – Geld.Unser Dach ist undicht. Es wurde vom Regen desEl Niño beschädigt. Das kann warten. Jetzt habe ichkein Geld. Jedenfalls nicht genug. Das kostet eineMillion Shilling.

Der Bruder beklagt sich auch, dass ich sein Schulgeldnicht bezahlt habe. Wo zum Teufel kriegt man 500Dollar her? Vielleicht sollte ich einen Kredit auf-nehmen.Der Bankmanager ist sehr freundlich. Er schaut je-weils meine Talkshow im Fernsehen.Ich runzle die Stirne und sage ihm, dass ich 2000Dollars brauche, dass ich sie zurück zahle, sobaldmeine Zeitschrift lanciert ist. Er hört einen zu undspricht von Sicherheiten. Was sind Sicherheiten? EinHaus, ein Geschäft, Regierungsanleihen.Das hab ich alles nicht. Deshalb bringt mich derBankmanager freundlich zur Tür.Aber man dankt Gott. Wenigstens ist man einiger-massen gesund und kann im Auto herum fahren, umweitere Kredite für sein Überleben zu suchen.Ein eleganter Mercedes fährt an mir vorbei. Dannein nagelneuer Toyota mit Vierradantrieb, dannwieder ein Mercedes. Wo haben die das Geld her?Die Regierung sagt immer wieder, dass Tansaniaarm ist. Warum leben die in solchem Luxus?Weshalb sind einige so verdammt reich und andereso arm? Da stimmt doch irgendwas nicht.Die Regierung spricht von Kleinkrediten an Klein-unternehmen. Aber das ist alles, was sie tut: sie sprichtdavon.Also geht man in seinen Club und tut es derRegierung gleich: man redet. Dann geht man in denSportclub und trainiert gegen den Stress an. Geld istkeines da. Wenigstens kann man arbeiten und hof-fen. Bald ist Schlafenszeit. Schlafen ist das Billigstein Tansania. Vielleicht läutet das Handy und jemandbietet einem einen Auftrag an. Aber im Moment istkein Geld da.

(Aus dem Englischen)

Adam Lusekelo ist freier Journalist in Dares Salaam, Tansania. Erarbeitete während zehnJahren für die damalseinzige Englische Tages-zeitung «Daily News».Zuvor, 1982, hatte er ander Universität von Dar esSalaam sein Studiumabgeschlossen. Währendder letzten zwölf Jahrearbeitete er regelmässigfür die BBC, heute ist erHerausgeber des «EyeSpy», der tansanischenVersion des «Private Eye».Ausserdem leitet er einebeliebte wöchentlicheTalkshow, die sich vorallem mit sozialen Fragenbefasst.

Da stimmt doch irgendwas nicht!

Stimme aus... Tansania

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DEZA-Standpunkt

Die humanitäre Hilfe ist in allererster Linie eineAufgabe ziviler Akteure. Erst wenn zivile Akteurekeine humanitäre Hilfe leisten können – dies istunter Kriegsbedingungen öfters der Fall – sollte dieHilfeleistung militärischen Einheiten übertragenwerden. Des weiteren ist ein Beizug des Militärsdann statthaft, wenn die koordiniert zum Einsatz ge-langenden zivilen Kapazitäten nicht ausreichen.Diese Maximen wurden am «Fribourg Forum» vonden 52 teilnehmenden Ländern mehrheitlich ausEuropa und der GUS-Region sowie von 25 eben-falls teilnehmenden internationalen Organisationenbekräftigt.

Das von UN-OCHA (Office for the Coordinationof Humanitarian Affairs) am 15. und 16. Juni 2000veranstaltete «Fribourg Forum» – die Schweiz warmit Bundesrat Joseph Deiss an der Spitze Gastgeber– gelangte zu einer weiteren zentralen Feststellung:Um die Wirkung der humanitären Hilfe zu erhö-hen, ist eine Verbesserung der Kooperation undKoordination notwendig.

Als erster Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel sollein Inventar der vorhandenen Kapazitäten erstelltund allen Ländern und Akteuren zugänglich ge-macht werden. Ferner sollen die institutionellenVoraussetzungen aller Partner so verbessert werden,dass damit das ganze internationale System anEffizienz gewinnt. Dazu sind der entsprechendeWille und angemessene finanzielle Dotierungenwichtig. Neue Strukturen sind nicht notwendig,wohl aber funktionierende Kommunikationsins-trumente und gut eingeübte nationale Akteure. Solldie internationale Zusammenarbeit in Krisen- undKatastrophenfällen funktionieren, braucht es vorbe-reitete Dispositive und eingeübte Abläufe. Was nichtvorbereitet ist, kann in Krisen und Katastrophennicht funktionieren. Das darf nicht sein, geht es dochum die Rettung von Leben, die Linderung von Not

und die Sicherstellung des Überlebens. Die Hilfe-leistung an die Opfer muss neutral, unparteilich,ohne Bevorzugung oder Benachteiligung vonRassen, Ethnien und Religionen, ohne politischeund wirtschaftliche Konditionen erfolgen.

Darum ist es besonders wichtig, dass humanitäreHilfe nicht verpolitisiert wird. Dieser Gedanke ent-spricht einer Grundhaltung der Schweiz. Er hat sichbewährt und das «Fribourg Forum» war willkom-mene Plattform, dies zu bekräftigen. Das Konzepteiner humanitären Hilfe frei von politischer Instru-mentalisierung findet zunehmend Anerkennung.Dass die Schweiz hier eine Führungsrolle wahr-nimmt, entspricht einer in Gesellschaft und Ge-schichte unseres Landes tief verankerten humanitä-ren Tradition. Und dieser bewährten Tradition wol-len wir auch in Zukunft unbeirrt folgen.

Walter FustDirektor der DEZA

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Humanitäre Hilfe darf nichtverpolitisiert werden

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Dank moderner Technologien wird immer mehr Informationweltweit und einfacher zugänglich. Dies ist eine grosseChance für die Entwicklungszusammenarbeit, birgt aber auchGefahren. Ein weites Feld, in dem die DEZA künftig einenSchwerpunkt setzen will.

(gn) An der zweiten Konferenz über «Wissen undEntwicklung» (Knowledge and Development) vomletzten Frühjahr in Kuala Lumpur, wurde Weltbank-Präsident James Wolfensohn für seine Rede perVideo von Washington zugeschaltet. Ein Zeichender Zeit – und passend zur Thematik, die rund 1000Teilnehmerinnen und Teilnehmer während einerWoche intensiv diskutierten: Es ging um «dieChancen und Risiken des Informationszeitalters imHinblick auf nachhaltige Entwicklung». Dass Bildung und Wissen im Kampf gegen Armutund Unterentwicklung eine wichtige Rolle spielen,ist nicht neu. Doch die rasanten Veränderungen derletzten Zeit rückten den Aspekt der «Wissens-gesellschaft» vermehrt ins Zentrum des Interesses.Dank Internet und Mobiltelefonie scheint bald dieganze Welt im globalen Dorf zusammengeschlossenzu sein. Scheint. Denn der Zugang zu den neuenTechnologien mit ihren fast grenzenlosen Möglich-keiten ist nach wie vor für viele, insbesondere in denärmeren Ländern, schwierig bis unerreichbar.

Chancen und Risiken«Global Knowledge Partnership» (GKP) ist eineOrganisation, der auch die DEZA angehört undwelche die Konferenz in Kuala Lumpur zusammenmit dem Gastgeberland Malaysia organisiert hatte.Ihr Ziel ist es, negative Einflüsse auf die Ärmstenmöglichst zu unterbinden und die Chancen, welchedie neuen Technologien für die Länder des Südensbieten, effizient und zielgerichtet zu nutzen. Denndie Lageanalyse zeigt: Heute sind die neuenInformationstechnologien zu einem entscheiden-den Faktor der künftigen Entwicklung geworden.Die GKP spricht von einem «Digital Divide», dasheisst von einem wachsenden Graben zwischenjenen Menschen, die dank der neuen TechnologienZugang zum «globalen Wissen» haben und jenen,die immer mehr an den Rand und in die Armut ge-drängt werden, weil sie keine Möglichkeit haben,dazu zu gehören. Um dieser Entwicklung Gegen-

steuer zu geben und auch die Ärmsten am «globa-len Wissen» teilhaben zu lassen, müssen Massnahmenergriffen werden. An erster Stelle steht dabei dieSchaffung der notwendigen Infrastruktur.Obschon der Zugang zum globalen Netz eine wich-tige Voraussetzung ist, genügt dies aber keineswegs.Entscheidend, so die Stellungnahme der DEZA, sei«die selektive Übersetzung von relevanter Infor-mation in Wissen». In der Regel müssen Informa-tionen ausgewählt, aufbereitet, übersetzt, umgesetztoder interpretiert werden, um dem Zielpublikumauch wirklich zu nützen. So kann zum Beispiel ein

Wissen – mehr als blosse

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EntscheidendesWissenDie Global KnowledgePartnership ging 1997 aus der ersten globalenKonferenz über Wissenund Entwicklung inToronto hervor. DieOrganisation, die eng mitder Weltbank verknüpftist, hat ihren Sitz inWashington undorganisierte, zusammenmit Malaysia, im März2000 die «2. Konferenzüber Wissen undEntwicklung» in KualaLumpur. Grundlage ihrerArbeit ist die Überzeu-gung, dass «Wissen» fürnachhaltige Entwicklungvon entscheidenderBedeutung sei, aber aucheine globale Ressourcedarstelle, die entsprech-end genutzt werden kann.

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Information

Normalbürger mit einer wissenschaftlichen meteo-rologischen Karte, wie sie von Satellitendiensten aufdas Netz geschaltet werden, wenig anfangen. Erstdie Interpretation und die Formulierung der Wetter-vorhersage bringt den Betroffenen das Wissen, dasweiter hilft.

Neue Technologien integrierenDie neuen Informationstechnologien prägen heuteunseren Alltag, und sind auch aus der Entwick-lungszusammenarbeit nicht mehr wegzudenken: Inallen Programmen und auf allen Ebenen spielen sieeine mehr oder weniger wichtige Rolle. Deshalbwill ihnen die DEZA künftig entsprechendesGewicht beimessen: «Wissen und Entwicklung»soll als wichtiges, zukunftsträchtiges Querthema indie DEZA-Arbeit einfliessen.Dabei wird vor allem darauf geachtet, dass auch lo-kale Bedürfnisse der Bevölkerung berücksichtigtwerden: Das Internet soll nicht bloss Informationenaus dem Norden in den Süden transferieren, son-dern vielmehr zu einem Instrument werden, mitwelchem sich auch die bisher Unterprivilegiertenweltweit Gehör verschaffen können. Schulung undAusbildung sollen es der lokalen Bevölkerungermöglichen, die neuen Technologien selber aktiv

zu nutzen und deren Möglichkeiten für ihre eige-nen Bedürfnisse einzusetzen. Das heisst konkret:Diversität, lokale Kulturen, Sprachen und Inhaltemüssen ins Netz fliessen, das Internet darf keineEinbahnstrasse sein.Besonderes Gewicht legt die DEZA zudem auf dieIntegration der neuen Technologien in das bereitsbestehende Angebot an Kommunikationsmittelnwie Radio, Presse und Fernsehen. In diesemBereich bietet die Schweiz denn auch in der inter-nationalen Zusammenarbeit mit anderen Entwick-lungsorganisationen ihr Fachwissen an: An derKonferenz von Kuala Lumpur wurde ein Aktions-plan verabschiedet, der die wichtigen Arbeitsgebietefür einen nachhaltigen Einsatz der neuen Tech-nologien festhält und an dessen Umsetzung sich dieSchweiz aktiv beteiligen wird.Zentrale Themen sind die gleichen, die JamesWolfensohn bereits in seiner Rede angesprochenhatte: Zugang zu den Technologien («Access»), dieFähigkeit, sie zu nutzen («Empowerment») sowieder richtige Umgang mit ihnen («Governance»).Weiter werden im Aktionsplan vier wichtigeUnterthemen genannt: Der Einbezug der Frauen,der Jugendlichen sowie die Integration von loka-lem Wissen und der Medien.

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F r i e d e , F r e u n d e ,F l i m m e r k a s t e nIn einem kriegsgefährdeten Land wird Toleranz den Kindernnicht einfach in die Wiege gelegt. Das friedliche Zusammen-leben verschiedener Ethnien will aber früh geübt sein. Einemehrsprachige Fernsehserie, aus dem Haus der Sesam-strasse, will bei den Kindern in Mazedonien den Sinn fürToleranz fördern.

(mr) Dime hat sich Hals über Kopf in Biba verliebt.Der Neunjährige würde alles tun, um dem Mädchenein Lächeln abzugewinnen. Doch dieses hat fürJungen nicht viel übrig. Eis essen und mit Freundin-nen spielen ist für das Grossstadtmädchen ausMazedonien viel wichtiger. Will Dime ihre Auf-merksamkeit wecken, muss er sich schon etwas ein-fallen lassen: Flugs stiehlt der Knabe den Hasen einerSchulkameradin, um das kleine, weisse PrachtstückBiba zu schenken.Die kleinen Fernsehzuschauer wissen alle: WasDime im Film treibt, kann nicht gut kommen. ZumGlück steht im Keller von Dimes Siedlung ein wun-dersamer Computer, der immer wieder mit gutenRatschlägen aufwartet und somit in letzter Minuteeinen Bandenkrieg zwischen den Kindern mazedo-nischer und albanischer Herkunft abwenden kann.Gewaltfreies Lernen vor der Glotze.Die in Mazedonien auf mazedonisch und albanischausgestrahlte Fernsehserie mit dem Titel «UnsereNachbarschaft» thematisiert auf kindergerechteWeise Situationen aus dem Alltag einer vom Krieg

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Erfolg macht süchtigNach acht erfolgreichenSendungen in der erstenProjektphase von Okto-ber 1998 bis Dezember1999 stellt nun einemazedonische Filmcrewmit Unterstützung einigeramerikanischer Fachleute26 weitere Folgen derSerie «Unsere Nach-barschaft» in Mazedo-nisch, Albanisch,Türkisch und Roma her.Wie bereits für die erstenacht Folgen ist der NewYorker «Children’sTelevision Workshop»(CTW) für die Produktionverantwortlich. CTW istein grosser Name derFilmbranche, der es nichtzuletzt mit der «Sesam-strasse» zu weltweitemErfolg gebracht hat.

geprägten, wenn auch nicht direkt betroffenen, mul-tikulturellen Gesellschaft. «Das von der DEZA mit-finanzierte Projekt will einen Geist der Toleranz för-dern und somit zur Völkerverständigung undKonfliktprävention im gemischtethnischen Mazedo-nien beitragen», sagt Stefanie Burri, Programm-verantwortliche für Mazedonien bei der DEZA.Die Bevölkerung Mazedoniens ist zu drei Viertelnslawisch-orthodox und zu einem Viertel albanisch-muslimisch. Seit Beginn des Konfliktes im Balkangilt Mazedonien als Schlüsselland für die Friedens-erhaltung. Gelingt es die Situation in Mazedonienzu stabilisieren, hat dies positive Auswirkungen aufdie umliegenden Länder.In diesem Kontext ist die pädagogische TV-Serie fürKinder auf grosses Echo gestossen und bei den al-banischen wie mazedonischen Kindern sehr beliebt.Die Kinder lernen Kultur und Sprache der anderenVolksgruppen in einem positiven und spielerischenKontext kennen und Auseinandersetzungen imAlltag gewaltfrei auszutragen.

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Ingenieur Agronomin alsChancenfördererin(bf) Seit 1. Mai ist Elisabethvon Capeller die neue Beauf-tragte für «Chancenförderungvon Frauen» der DEZA.Unter anderem wird sie ihrbesonderes Augenmerk aufdie Gleichbehandlung vonFrauen bei offenen Stellen,die Ausgeglichenheit bei derZusammensetzung vonArbeitsgruppen oder dieProzessbeobachtung bei derBesetzung von Kaderstellenwerfen. Ihre Erfahrungen mitden vielfältigen Aufgabendieser Arbeit hat sie imRahmen ihrer beruflichenTätigkeit (Genderthematik)und durch ihre eigeneBiografie gemacht. Die stu-dierte Ingenieur Agronominmit dem SchwerpunktPflanzenanbau hat ihreDiplomarbeit an der ETHZürich in einem DEZA-Projekt über den IntegriertenPflanzenschutz im Reisanbauin Madagaskar geschrieben.Nach einem Feldaufenthaltam International Center for

mit Osteuropa. Andere wur-den von Infosud, Terre desHommes oder der StiftungSTEP eingestellt. DiePersonalabteilung hat vorkurzem die Broschüre «Die Berufe der DEZA» herausgegeben, die zahlreicheInformationen über die inter-nen beruflichen Möglichkei-ten liefert. Sie kann, ebensowie die für eine Kandidaturfür das Stagiaire-Programmnötige Dokumentation, an-gefordert werden bei: Cinfo,Zentrum für Information,Beratung und Bildung fürBerufe in der internationalenZusammenarbeit und huma-nitären Hilfe,Postfach 7007, 2500 Biel 7,Tel. 032 365 80 02,[email protected].

Koordinationsbüro in Kiew(ftg) Am 15. September wirddas neue, gemeinsameKoordinationsbüro derDEZA und des seco (Staats-sekretariat für Wirtschaft) inKiew offiziell eröffnet.Warum ein «Kobü» in der

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Research in AgroforestryICRAF in Kamerun, arbeite-te sie seit 1992 beimFastenopfer als Projekt-verantwortliche.

Stellen für Stagiaires(dls) Junge Leute mitUniversitätsabschluss oderdem Diplom einer Spezial-hochschule haben dieMöglichkeit, bei der DEZAoder einem ihrer Nicht-Regierungsorganisations-Partner einen Stage von 18 Monaten zu absolvieren.Dabei erwerben sie sich nichtnur einen Gesamtüberblicküber Ziele und Betrieb einersolchen Organisation, son-dern auch erste Berufser-fahrungen in den BereichenEntwicklungszusammenarbeitund humanitäre Hilfe.Vergangenen Januar haben elfPersonen einen Stage ange-treten. Einige arbeiten in derDEZA, in verschiedenenAbteilungen der Entwick-lungszusammenarbeit, derhumanitären Hilfe und dertechnischen Zusammenarbeit

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Einblick DEZA

Was eigentlich ist...Accountability?(bf) Das Wörterbuch übersetzt «Accountability» mit Verantwort-lichkeit. In der Entwicklungszusammenarbeit taucht der Begriffimmer dann auf, wenn jemand «accountable» – eben verant-wortlich oder auch erklärlich – für ein Projekt, eine Massnahmeoder ein Programm ist. Das kann eine Regierung oder einMinisterium genauso sein wie die Weltbank, die DEZA, einManager oder ein einzelner Projektverantwortlicher. Die DEZAbeispielsweise ist gegenüber dem Parlament in Sachen Armuts-bekämpfung «accountable». Sie muss sich erklären, wie der ent-sprechende Auftrag ausgeführt, das Geld eingesetzt, in welchemMasse die Ziele erreicht und Erwartungen erfüllt wurden.Accountability ist im Grunde genommen das Gegenteil vonWillkür, beinhaltet sie doch die Offenlegung, das Dafürgerade-stehen, die Rechenschaftsablage, die Übernahme der Verant-wortung und die Verpflichtung, sich zu erklären. Daraus wie-derum folgt für alle am Projekt Beteiligten die Transparenz, dieNachvollziehbarkeit und die Leistungserbringung einzelnerAktionen.

Ukraine? Die Wahl steht imZusammenhang mit derneuen Strategie der Schweizfür die Länder Osteuropas:verstärkte lokale Präsenz un-serer internationalen Zu-sammenarbeit, namentlich in den Ländern der Gemein-schaft Unabhängiger Staaten(GUS), welche früher zurSowjetunion gehörten. Inder Ukraine wird dasKoordinationsbüro zunächsteine grosse AnzahlProgramme begleiten, dievon der Neuqualifizierungvon Arbeitslosen über dieAusbildung von Bankkadernbis zur Wiedereingliederungvon Rückkehrern geht, dieauf die Krim deportiert wor-den waren. Nicht zu verges-sen – denken wir anTschernobyl! – einPilotprojekt für nukleareSicherheit. Besonders zuerwähnen sind die Unter-stützung der Zivilgesellschaftdurch ein Medienprojektsowie die Prävention imBereich Naturkatastrophen inTranskarpatien.

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Ein einzelner Brunnen in einem dürregeplagten Land trägtwenig zur Entwicklung der betroffenen Bevölkerung bei. Sinnmacht er erst, wenn er Teil eines übergeordneten Ganzenwird. Dies der Grundgedanke für Entwicklungsstrategien, wiesie zurzeit bei der Weltbank und der DEZA diskutiert werden.So einleuchtend die Visionen des neuen «Programmansatzes»erscheinen, die Umsetzung ist nicht ohne Tücken. EinGespräch mit Walter Hofer von der DEZA und Werner Külling,Geschäftsleiter der Entwicklungsorganisation Helvetas.Gesprächsführung: Gabriela Neuhaus.

Walter Hofer: Seit Mitte der 90er-Jahre gibt es inEntwicklungskreisen eine breite Debatte um dieWirksamkeit von Entwicklungszusammenarbeit.Dabei kam man zum Schluss, dass Projektarbeit nuretwas bewirkt, wenn sie in einem «entwicklungs-fördernden Umfeld» stattfindet, d.h. wenn dieRahmenbedingungen auf verschiedenen Ebenenstimmen. Man will weg von der Projekthilfe hin zugenereller und sektorieller Arbeit. Die Unterstütz-ung soll in einem ganzheitlichen Rahmen erfolgen,ausgehend von Strategien für ganze Sektoren wiezum Beispiel Gesundheitswesen, Bildung oder dieFörderung der Privatwirtschaft.

Eine Welt: Werner Külling, die privaten Organisa-tionen stehen dieser Entwicklung skeptisch ge-genüber. Weshalb?

Werner Külling: Was Walter Hofer sagt, ist bei unsunbestritten. Die Entwicklungszusammenarbeit gehtin diese Richtung: vor 20 Jahren haben die priva-ten Organisationen in zahlreichen Ländern ver-schiedenste Projekte durchgeführt, zum Teil ent-standen diese sehr willkürlich. Heute müssen auchwir uns fachlich spezialisieren und auf gewisse

Aufgaben konzentrieren. Helvetas zum Beispiel be-schränkt sich in ihrer Programmstrategie für dieAuslandarbeit auf drei Bereiche: Infrastruktur imländlichen Raum, nachhaltige Nutzung natürlicherRessourcen und Bildung und Kultur. Die Haupt-kritik oder -befürchtung der Privatorganisationenist, dass der Programmansatz oder «SectorwideApproach» die Gefahr in sich birgt, dass Paternalis-mus wieder Oberhand gewinnen könnte in der Ent-wicklungszusammenarbeit, frei nach dem Sprich-wort: wer zahlt befiehlt. Dass die DEZA oder dieWeltbank sagt, wir machen das nur so und wenn duEntwicklungsland etwas willst, musst du dich demunterordnen.

Walter Hofer: Die Problematik «wer zahlt befiehlt»ist natürlich auch bei Projekten da. Ich behaupte,eine offene Debatte mit den Staatsvertretern über dieBedingungen für die Durchführung von Program-men, gibt ihnen sogar grössere Möglichkeiten. Wirsind nicht unbedingt diejenigen, die befehlen, auchwenn wir zahlen. Wir sind bereit, ein gewissesRisiko einzugehen und Vorleistungen zu erbringen,wenn man Signale hat, dass die andere Seite auchdazu bereit ist, sich einzulassen, etwa im Bereich derguten Regierungsführung.

Eine Welt: Was sind die Voraussetzungen, für sol-che Sektor-Programme?

Walter Hofer: Zentral ist, dass sich die Durch-führung von Programmen auf eine langfristigePartnerschaft stützen kann, in der ein dauerhafterDialog über globale Politiken und Strategien des be-treffenden Landes stattfindet. Dieser Diskussions-rahmen gibt allen Partnern – von der DEZA bis zur210-mal grösseren Weltbank, aber auch Helvetas

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«Wir arbeiten nicht fürRegierungen, sondern fürMenschen»

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und noch kleineren Organisationen – die Möglich-keit, in Kenntnis des gesamten Umfelds eine Nischezu finden, die im Gesamtzusammenhang steht undauf die Spezialisierung der einzelnen Partner Rück-sicht nimmt. Heute ist eine Entwicklungsorganisa-tion kein Gemischtwarenladen mehr, jeder mussganz bestimmte Sachkenntnisse haben, die er in dassektorielle Konzept einbringen kann.

Werner Külling: Die Koordination der Geber insolchen Entwicklungsprogrammen ist ein grossesProblem. Wir erleben immer wieder, wie unter-schiedlich die Entwicklungspolitiken von verschie-denen Ländern und Organisationen sind. Alle untereinen Hut zu bringen, ist schwierig. Trotzdemerachte ich es als ganz zentral, dass wir die Geber-Koordination zustande bringen. Dem müssen sichdie einzelnen Organisationen unterordnen. Wichtigist, dass alle Partner gemeinsam nach Lösungen su-chen.

Eine Welt: Der Anspruch, dass sich alle Geber undEmpfänger gemeinsam auf eine Politik, ein Pro-gramm einigen, ist sehr hoch. Da muss jemand fe-derführend sein, sonst geht wohl gar nichts. Wemfällt diese Aufgabe zu?

Walter Hofer: Wir möchten, dass die Gesamtlei-tung bei unseren Partnern, den Regierungen der be-treffenden Länder, liegt. Das zeigt gleichzeitig, wieanspruchsvoll dieser Programmansatz ist. Um ihnumzusetzen, braucht es ein Minimum an guterRegierungsführung sowie einigermassen stabile po-litische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen,das Land muss ein vernünftiges und transparentesFinanzmanagement haben... Es braucht also eineganze Reihe von Voraussetzungen und wir alle wis-sen, dass diese nur in sehr wenigen Ländern gege-ben sind. Deshalb muss man sich beim Sektor- undProgrammansatz immer wieder fragen: was ist mög-lich, ist es teilweise möglich, können wir selbereinen Beitrag leisten, um das Terrain vorzubereiten?

Werner Külling: Wir Privatorganisationen arbei-ten – im Unterschied zu DEZA und Weltbank –meist nicht mehr mit den Regierungen der Einsatz-länder zusammen, sondern direkt mit Nichtregie-rungsorganisationen vor Ort, mit Partnern der Zivil-gesellschaft. Es ist wichtig, dass man mit dem

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Programmansatz gerade diese Institutionen nichtvergisst. Ihre Vorstellungen und Impulse müssen wiraufnehmen und entsprechend in den Dialog ein-bauen. Je nach Land ist das schwierig, oft stehenOrganisationen der Zivilgesellschaft ja in Opposi-tion zur Regierung.

Walter Hofer: Ich sehe keinen grundsätzlichenWiderspruch zwischen Sektorkonzept und Wahldes Partners. Völlig einverstanden: wir arbeitennicht für irgendwelche Regierungen, sondern fürdie Menschen. Die Wahl der Partner muss ein ganzbewusster Schritt sein.

Werner Külling: Was machen wir aber in einemLand, zum Beispiel Kamerun, das eine korrupte undrepressive Regierung hat? Kürzlich war der Vor-sitzende der stärksten kamerunischen Oppositions-partei in der Schweiz und hat unsere Behörden ge-beten, Entwicklungsgelder nicht an die Regierungauszuzahlen, wo sie sowieso verschwinden, sonderndirekt der benachteiligten Bevölkerung zu helfen.Dem grossen Teil der Menschen dort geht es heuteschlechter als vor zwanzig Jahren. Sollen wir diesenun einfach fallen lassen, nur weil sich dieRegierung nicht an die globalen Rahmenbedin-gungen hält?

Walter Hofer: Wir sehen den Programm- oderSektoransatz nicht als Allerweltsheilmittel, sondernals Instrument unter anderen. Wenn die Bedingun-gen für einen Programmansatz nicht erfüllt sind,müssen wir nach anderen Wegen suchen. Wir wol-len ja etwas tun, weil die Situation es erfordert.Letztlich geht es nicht um die Diskussion Programmkontra Projekt. Die Frage ist einzig: Was ist mach-bar, vernünftig und notwendig, und wie kann manEntwicklungsziele am besten erreichen? Wenn essein muss, arbeiten wir auch punktuell, in Projekten,aber immer mit einer Vision. Diese bestimmt vonAnfang an unsere sektorielle Gestaltung und die Part-ner, mit denen wir zusammenarbeiten wollen.

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Helmut Maucher standbis 1997 fast zwanzigJahre lang an der Spitzevon Nestlé – zuletzt alsPräsident und Delegierterdes Verwaltungsrats –und hat den ViviserKonzern erst zu demgemacht, was er heuteist: zum grösstenNahrungsmittelmulti derWelt mit Verkaufs- undProduktionsgesellschaftenauf allen fünf Kontinenten.Der 1927 im Allgäugeborene Nestlé-Ehren-präsident und Mitglieddes Präsidiums derInternationalen Handels-kammer ICC (Paris) ist auch nach seiner«Pensionierung» vielunterwegs – auch inEntwicklungsländern.

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Carte blanche

Keine Idylle, sondern realistischer VorgangIch hatte das Privileg, während derletzten 20 Jahre einen tiefgreifendenWandel in der öffentlichen – und inder veröffentlichten – Meinungmitzuerleben und diesen Wandelwohl auch zu beeinflussen. Als ich1981 mein Amt als Delegierter desVerwaltungsrates der Nestlé AGantrat, wurden multinationaleUnternehmen in breiten Kreisennoch als brutale Ausbeuter der Ent-wicklungsländer betrachtet und dierituelle Beschimpfung dieser Gesell-schaften gehörte in gewissen interna-tionalen Organisationen zum gutenTon.

Nun, das Unternehmen, dessenLeitung ich übernahm, galt als derMulti schlechthin, und meinezahlreichen Reisen in Entwicklungs-länder zeigten mir mit aller Deutlich-keit, dass die Verteufelung der Multisin vielen Fällen sachlich unberechtigtwar und an Ort auf klare Ablehnungstiess. Im Gegenteil, in zahlreichenLändern wurden Direktinvestitionengrosser Unternehmen warm begrüsstund ich habe nie einen Staats-präsidenten oder einen Wirtschafts-minister getroffen, der unsere Präsenzoder unsere Aktivitäten kritisierthätte. Sie wussten, dass Nestlé immernur dort Niederlassungen undFabriken eröffnete, wo es im lang-fristigen Interesse sowohl des Gast-landes wie des Unternehmens lag undsie sahen ein, dass gerade die Verar-beitung von landwirtschaftlichenProdukten zu haltbaren Lebens-mitteln eine vernünftige erste Stufe in der Industrialisierung darstellt.

Nun war Nestlé bereits auf allenKontinenten vertreten und es gab nurwenige grosse Länder in Asien undAfrika, die keine Niederlassungaufwiesen. Im Fall von Ägypten,Pakistan, Bangladesch, Marokko,Senegal, Vietnam und Kambodschageschah dies schon recht bald und diepolitisch-wirtschaftliche Öffnung inZentral- und Osteuropa, vor allemaber auch in China, erlaubte es uns,unsere geographische Präsenz weiterauszubauen.Eine derartige Ansiedlung geschiehtnicht ohne das Einverständnis undohne die Mitwirkung der nationalenBehörden... und wir waren überall

willkommen. Die Regierungen sindsich durchaus bewusst, dass Direkt-investitionen ausländischer Firmeneinen dauerhaften Beitrag zur lokalenWirtschaftsentwicklung erbringen –und zwar ohne das Gastland mitneuen Schulden und Zinszahlungenzu belasten. Sie bringen Arbeitsplätze,neue Technologien und Produkte,zahlen Steuern und Gebühren. Vorallem aber beleben sie die einheimi-sche Wirtschaft, indem sie Liefer-anten, den Handel, das Bankensystemund nicht zuletzt die Verwaltung mitzeitgemässen Ansprüchen undErfordernissen konfrontieren unddabei durchaus internationaleStandards ansetzen. Ein Nestlé-Unternehmen der Elfenbeinküsteproduziert nach den weltweitgleichen Qualitäts- und Sicherheits-normen – ein internationales Unter-nehmen kann es sich gar nicht erlau-ben, auf diesen Gebieten irgend-welche Kompromisse einzugehen.

Die Wirkung einer solchen Nieder-lassung ist unübersehbar:Konkurrenten müssen in Bezug aufQualität und Service gleichziehenoder sie werden vom Marktverdrängt; Lieferanten müssen ihreProdukte anpassen, um den an-spruchsvollen, aber zahlungskräftigenKunden zufrieden zu stellen.Mitarbeiter und Kader erhalten eineSchulung, zu der sie sonst nichtZugang hätten und werden ziel-gerichtet auf die Übernahme immergrösserer Verantwortung vorbereitet.Hier findet ein Wissenstransfer statt,der auf anderem Wege kaum zubewerkstelligen ist. Und schliesslicherhebt der Staat Steuern beim Unter-nehmen und seinen Mitarbeitern.

Das ist keine Idylle, sondern einerealistische Beschreibung eines Vor-ganges, wie er jeden Tag stattfindet.Und die meisten Länder der Welthaben klar erkannt, dass auf diesemWege ein Teil des entwicklungs-politischen Forderungskatalogsabgedeckt werden kann. Aus diesemGrunde haben viele Regierungenauch akzeptiert, dass überholte oderideologisch motivierte Gesetze undReglementierungen abgeschafftwerden müssen, dass man nichteinheimische Unternehmen bevor-

teilen und mit willkürlichenVerwaltungsentscheiden ein Umfeldschaffen kann, in dem ausländischeInvestoren das Risiko nicht mehrverantworten wollen.

Das erfordert Öffnung, einverlässliches Rechtssystem undweniger staatliche Willkür, allesElemente, die der Wirtschafts-entwicklung insgesamt zugutekommen und dazu beitragen, denEntwicklungsprozess zu beschleu-nigen. Dass der Prozess tatsächlichfunktioniert, hat sich in den letztenJahren ganz deutlich gezeigt undlässt sich an der von internationalenOrganisationen erstellten Liste desLebensstandards in der Welt ablesen.Die raschesten Fortschritte machenjene Länder, die auf die Öffnungsetzen. Dass diese Länder auch inHinsicht auf Freiheitsrechte unddemokratische Institutionen dieersten Plätze einnehmen, erstauntmich nicht. Und diese Entwicklunghat dazu geführt, dass die Diskussionum multinationale Unternehmen inder Folge mit mehr Rationalität undmehr Verständnis geführt wurde.Diese haben ihrerseits verstanden,dass nur ein anständiges Verhaltenund eine offene Information mit denVorurteilen aufräumen können. Ichbin glücklich, dass ich dazu meinenTeil beitragen konnte.

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Wer Glück hat, gross genug istoder aufs Schulhausdachgeklettert ist, staunt nichtschlecht: Da singt ein Alter mit.Und wenn der nicht singt, dannrappt der Junge. Hier treffenmusikalische Welten undGenerationen aufeinander. Wieheisst diese Musik? Marrabenta-Rap. Marrabenta? Obwohl oftals die charakteristischeMusikform Mosambiksbezeichnet, ist der Fall dochetwas komplizierter.Der 61jährige Lisboa Matavel istSänger bei Mabulu und weissselbst nicht so genau, woherMarrabenta eigentlich stammt.Er mag sich erinnern, dass «wiranfangs der sechziger Jahre, alsich noch einen kleinenMusikclub in einem Vorort von

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Der Schulleiter ist entsetzt: Wer nur ist auf die Idee gekommen, mitten amTag ein Konzert anzusetzen? Seine Schulzimmer sind wie leer gefegt. Allestanzt draussen an der Strassenecke um eine Band herum, die vielspannender ist als jede Schulstunde. Die Band heisst Mabulu und ist ab 31. August auf Schweizer Tournee. Jodok Kobelt* berichtet aus Maputo,Mosambik.

Maputo hatte, traditionelleMusik spielten und diese FormMarrabenta nannten». Eine andere Erklärung ist die,dass Marrabenta vom Tanzkommt. Der Tanz spricht ofteine ziemlich klare Körper-sprache zwischen den Tanz-partnern und ist immer Teileines traditionellen Marrabenta-Konzerts. Im Portugiesischengibt es den Ausdruck «rebentar»,was soviel heisst wie «bersten»,und der steht für das Gefühl, daseinem bei intensivem Tanzenüberkommt. Eine eherwissenschaftliche Erklärungliefert der Ethnologe WolfgangBender: «Es ist die Tanzmusik,die in ähnlicher Weise überall inden portugiesischen KolonienAfrikas entstanden ist, eine

Synthese aus portugiesischerTanzmusik mit afro-brasilia-nischen und einheimischenElementen.»Die Entwicklung von Musikganz allgemein und vonMarrabenta muss auf demhistorischen Hintergrundgesehen werden. Die sogenannte«Musica legeira», die Unterhal-tungsmusik, war früher vor allemdie Musik der Kolonialisten, diehöchstens in urbanem Umfeldauch von der einheimischenBevölkerung aufgenommenwurde. Tanzkapellen entstandenin den Städten, wurden aber inden Jahrzehnten der Revolutionund des Bürgerkriegs als«bourgeois» gebrandmarkt. NachBürgerkriegsende versuchte dieRegierung gar, diese Musik zu

verbieten. Die Musik derRevolution seien die Arbeiter-lieder, argumentierten sie. VieleMusiker wanderten deshalb aus,nach Portugal oder nachSüdafrika. So machten diegrossen Namen der frühenMarrabentamusik ihre Karrierevorab in Südafrika, wo es damalsdie einzigen Aufnahmemöglich-keiten gab. Was die Unter-haltungsmusik in Mosambikbetraf, wurde die Lücke vorallem durch Musiker aus Zairegefüllt. Wie fast überall in Afrikaregierten die Musikstile desHighlife und später der Soukous.

Tradition und RapLisboa Matavel ist relativ spät zurMusik gekommen. Als jungerTelefonangestellter hatte er öfters

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Alltagsleben. Die Zusammen-arbeit ist ein Lernen von-einander. Roland Hohberg,Produzent von Mabulu, betont:«Mabulu ist ein Projekt, keineBand. Es geht darum, dassGenerationen wiederaufeinander zugehen, einanderzuhören und wahrnehmen.» So fungieren die beiden Front-leute von Mabulu als Lehrer undSchüler in wechselseitigemVerhältnis. Lisboa vermittelt dietraditionellen Rhythmen, Frauund Tochter zeigen an denKonzerten, dass Marrabenta vorallem Tanz ist, Chiquito ziehtjunges Publikum an und beweist,dass Tradition und neueMusikstile einander nichtausschliessen müssen. Das Zieldieses Projekts ist für beidedasselbe: Spass haben an denAuftritten, und über die Musikvielleicht etwas dazu beitragen,was die mosambikanischeGesellschaft sucht: eine neue,eigene kulturelle Identität.

* Jodok Kobelt ist freier Journalistfür Radio DRS und andere Medien.

auch Meldungen an Musiker inSüdafrika zu übermitteln undkam so mit ihnen in Kontakt.Aus dem Kontakt wurde einMitspielen und daraus in densechziger Jahren eine Karriere.Der Bürgerkrieg und dieUnterhaltungsfeindlichkeit derfolgenden Jahre jedoch liessendiese wieder einfrieren. Zudemist für die älteren Generationen,wie überall in Afrika, Musiknicht ein Beruf oder eineErwerbsmöglichkeit, sondernwird vielmehr als zum Lebenzugehörig betrachtet.Der 24jährige Rapper Chiquitohat einen ganz anderen musikali-schen Hintergrund. Er wuchsmit modernen, importiertenMusikformen auf, mit Rap undHipHop. Er und seine Gang

«Mad Level» konnten in denStädten schon einige Hitsverbuchen. In seinem Quartierist er ein Star, ansonsten drückter die Schulbank. Angesprochendarauf, ob er nicht traditionelleRhythmen als Grundlage fürseine Freestyle-Akrobatikbenutzen wolle, meint er:«Daran gedacht habe ich wohl,aber noch nicht konkret darangearbeitet.» Dass sein letzter Hit«Fatality» die harten amerikani-schen 4/4-Schemen rhythmischaufbricht, lässt aufhorchen.

Gegenseitiges LernenWas haben der Junge und derAlte gemeinsam? Sie treffen sichin den Songtexten. SowohlMarrabenta wie Rap thematisie-ren in ihren Textaussagen das

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MabuluDie Gruppe Mabulu entstandletztes Jahr dank «Promusic»,einer Hilfsorganisation fürMusikschaffende in Maputo,Mosambik. Deren Leiter, RolandHohberg, hat nach dem Aufbauvon Promusic auch das StudioMozambique Recordings zueinem professionellen Standartausgebaut. Dank diesenInstitutionen kann der mosambi-kanischen Musikszene einebessere Zukunft blühen. Die DEZAhalf dem Studio mit einemStartkapitalbeitrag und unterstütztHelvetas bei der Finanzierung vonPromusic.

Mabulu on TourMabulu ist von September bisNovember auf Tournee undbesucht auch viele Schulen. DieseTour wird von DEZA und Helvetasgemeinsam präsentiert. Die Daten: 31. August: Biel, DEZA-Jahreskonferenz1. September: Neuenburg2. September: Frick6. September: Chur15. September: Winterthur16. September: Langnau29. September: Genf30. September: Sitten6. Oktober: Jona7. Oktober: Zug8. Oktober: Thun12. bis 14. Oktober: Hannover:Expo27. Oktober: AarauNähere Infos: Lokalpresse oderwww.africanow.ch/

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Die Musikurheber Afrikashaben’s da sehr viel schwerergegen die Piraterie anzu-kommen. In vielen Ländern hatsie die Musikszene in den Ruingetrieben, ausserafrikanischeCompanies scheuen sich zuinvestieren. Und die Konsu-menten können sich die teurenlegalen Produkte kaum leisten.Deshalb steuern wir die Lizenz-einnahmen aus dieser Produk-tion in den Aufbau von solidenUrheberrechtsgesellschaften.Mit der CD «Urban AfricaNow», herausgegeben inZusammenarbeit mit demLuzerner Label «trace von cod-music», möchte die DEZA einpaar neue Abschnitte aus dergrossartigen Geschichte derafrikanischen Musik übersMittelmeer bringen. DieOriginale, die heute (inschlechterer Qualität) aus fettenRadios auf Höfen, Strassen undFreilufttanzflächen plärren. Die kratzbürstigvitalen lokalenHeroen, die es vielleicht nieinternational schaffen werden.Die hippsten Hits der Jugend inJo’burg, Maputo, Dakar, Lagos,Ouagadougou und was derschönen Namen mehr sind.Dieser Sampler zeigt in Musikdie Kreativität auf demKontinent aller Farben. Undverweist aufs andere Afrika.

* Beni Güntert ist Mitarbeiter derSektion Medien undKommunikation der DEZA

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Heisse Musik afrikanischer StädteUngewöhnliche Werbung für Afrika hat in letzter Zeit für Aufmerksamkeitgesorgt. Mit dem Ziel, zusätzlich akustisch gute News aus Afrika in derSchweiz zu verbreiten, hat die DEZA Mitte August, in Zusammenarbeit miteinem Luzerner Label, die CD «Urban Africa Now» herausgegeben. Von BeniGüntert*.

Afrika im Jahr 2000 ist nichtmehr die Savanne voller Löwen,Elefanten und Strohhütten.Mehr als die Hälfte der 800Millionen Afrikanerinnen undAfrikaner lebt in Städten!Nicht nur in schwülheissen, im Verkehr erstickendenKüstenmetropolen, auch inumtriebigen Kleinstädten undMarktflecken, in denen alle einAuskommen suchen und meistauch finden. Städte sindAnziehungs- und Brennpunkte,dort gibt es Arbeit, das Geldsammelt sich dort, die Konsum-güter ebenso, und dann vorallem die Verwandten. Leutedie’s geschafft haben und solche,die Hilfe brauchen. DieMenschen sind hoch mobil, dieFamilien verschieben dieJugendlichen und Arbeits-fähigen gezielt.Und diese reisen gern, fort vom

Dorf. In die Städte lockt Musik,Unterhaltung, Elektrizität,Schulungsmöglichkeiten, einmodernes Leben. Die Jungenwollen anderes, als ein Leben intraditionellen Bindungen, als derharschen Natur etwas Essbaresabzuringen und meilenweitWasser zu tragen.Musik ist urban. Afrikanische(Tanz-) Musik ist ein Kern-symbol der Modernität – ihrePop-Musikerinnen und Musikersind Heroen. Nicht nur dieeinheimische Musik, mindestensgleiches Gewicht hat ausser-afrikanische Musik: Céline Dionist so beliebt wie in Europa,Black Pop ist ebensounausweichlicher Radio-Mainstream. Doch diesenProtagonisten gehts besser, auchwenn von ihren CDs undKassetten Raubkopien verkauftwerden.

Das andere AfrikaDamit neben Negativschlagzeilenauch andere Aspekte und positiveEntwicklungen aus Afrika in derSchweiz wahrgenommen werden,hat die DEZA Afrika zumKommunikationsthema des Jahresgemacht. Eine breite Informations-aktion begann im Juli mit Plakaten,sie geht weiter mit Postkarten, derJahreskonferenz, der Tournee vonMabulu, und der CD «Urban AfricaNow». Noch mehr über dasandere Afrika erfahren Sie auf derAktions-Homepagewww.africanow.ch.

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Kul

tur

Kommunikation, 3003 Bern, Tel. 031 322 31 09,[email protected]

Entwurzelt(bf) Das Bauernvolk der Bobo-Fing im Westen von BurkinaFaso bringt seine Geistlichkeitvorwiegend in Maskentänzenzum Ausdruck. Beim Masken-tanz nimmt der Tanzende oftden Geist eines Ahnen an undübermittelt so eine Botschaft.Doch wie viele andere Völker,leiden auch die Bobo-Fink unter Kulturgüterraub. AdamaMillogo, Griot (eine ArtZauberer) und Tänzer ebendieser Bobo-Fink: «Den Raubder Masken betrachten wir alsTod des ganzen Dorfes. Dasheisst, unsere Würde und Ehrewerden verhöhnt. Ohne Maskensind wir wie ein Baum ohneWurzeln – er fällt und stirbt.Unsere geistige Existenz aufErden wie im Jenseits ist nichtmehr gewährleistet.» Der eindrückliche Fotoband«Entwurzelt» über den Kultur-güterraub in Burkina Faso zeigtmit den Bildern des FotografenPatrick Darlot exemplarisch undeindrücklich, wo der Diebstahlvon Masken und Fetischstatuenzur kulturellen Entwurzelungganzer Völker beiträgt.Der zweisprachige (französisch unddeutsch) Fotoband «Entwurzelt» –Kulturgüterraub in Burkina Faso –kostet 30 Franken und ist erhältlichbei: Verlag Museum Schwab, 2502 Biel Tel 032 322 76 03,[email protected]

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Südkulturfonds(bf) Gute Nachricht fürKulturschaffende. Neben derFörderung des Filmschaffensunterstützt die DEZA dieBühnen- und Bildende Kunstaus dem Süden an Festivals,Tourneen und Produktionen.Um auch kleineren VeranstalternPräsentationen zu erleichtern,hat sie 1991 mit der Organisa-tion «Kultur und Entwicklung»den «Südfonds» mit einemJahresbudget von 65000 Frankenins Leben gerufen. Nun ist dieserFonds um 45000 Franken auf-gestockt und in «Südkulturfondsder DEZA» umgetauft worden.Die DEZA konzentriert sich seitAnfang Jahr auf grössere Projekteund tritt bei Anlässen wieAfropfingsten in Winterthuroder dem Paléo-Festival inNyon als Sponsorin auf. «Kulturund Entwicklung» kann mit denzusätzlichen Mitteln nun auchProduktionen, kleinere Festivalsund Tourneen unterstützen.Merkblatt und Information:«Kultur und Entwicklung», 3000 Bern 7, Tel. 031 311 62 60oder www.coordinarte.ch

«Arbeit gegen Armut»(bf) Weltweit sind mehr als 900Millionen Menschen arbeitslosoder unterbeschäftigt. AmWeltsozialgipfel von Ende Juniin Genf standen die Verminde-rung der Armut, ausreichendeBeschäftigung und Massnahmenzur sozialen Integration imMittelpunkt. Im Hinblick aufdiesen Gipfel publizierte dieDEZA die Informations-broschüre «Arbeit gegen Armut»in der aufgezeigt wird, was dieDEZA selber unternimmt, umArbeitsplätze zu schaffen: Sei diesmit der Förderung der Seiden-produktion in Indien, Berufs-bildungszentren in Peru oderProjekten im Bereich Klein-kredite in Benin oder Bolivien.Bezug der Broschüre «Arbeit gegenArmut»: DEZA, Medien und

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Sonne, Liebe, Tod(bf) Zamakwé, Freunde nennenihn kurz Zam, ist Journalist ineiner der frankophonenRepubliken Afrikas. Er bemühtsich um Aufdeckung vonKorruption, kämpft in seinenArtikeln gegen die Abholzungder Tropenwälder, und er liebtElisabeth, genannt Bébète, auchwenn ihn diese einen Säuferschimpft, was unzweifelhaft nichtvon der Hand zu weisen ist.Der 68jährige SchriftstellerMongo Beti aus Kamerun gehörtnach langen Jahren imfranzösischen Exil zu denklassischen Autoren derafrikanischen Literatur. Inseinem neusten Roman «Sonne,Liebe, Tod» beschreibt er Afrikaals harten, grotesken, zerrissenenKontinent. Die spannendeGeschichte erzählt er mitätzendem, schonungslosgenauem Humor, hinter demeine winzige Hoffnungdurchscheint: Das Durch-setzungsvermögen einerwiderständigen Presse.«Sonne Liebe Tod», Unionsverlag2000, Zürich

Schweiz-Dritte Welt(bf) Das Scheitern der Konferenzvon Seattle im Dezember 1999macht insbesondere dieSchwächen des Weltwirtschafts-systems in Bezug auf dieVerringerung der wirtschaft-lichen und politischen

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mediterran-karibischer Crossoversehnsüchtige Erinnerungen anbrisendurchflutete Küstenwinkel,an Düfte maghrebinischerTeestuben und ans vibrierendeLeben in den Gässchen derHäfen – samt deren chinesischenVierteln wie dem barcelonischenin Barrio Chino.Barrio Chino, «Mediterra Nostra»(Meldom/Disques Offices)

Klingende Sintflut(er) Trappel-Getrappel-Getrappel, so klingt diePerkussion. So swingt auch dieMaultrommel Khomuz und derShanzi-Bass. Dazu setzen diemongolische Schossharfe Yat-Kha und die zweisaitigePferdekopfgeige Moorin-Huurmelodische Akzente. Undschliesslich ergiesst sich mit derStimme des 35jährigenObertonsängers Albert Kuvezineine Sintflut unerhörter Klängein die Ohren, von leise hoch biskehlig tief – in der tuvanischenSprache «Karigiraa». Kuvezinkommt aus dem südsibirischenLand Tuva, an der Grenze zurMongolei. Der ausgebildeteklassische Gitarrist undKontrabassist gründete vor fünfJahren das Trio «Yat-Kha».Bereits damals wanderte dessenDebut-CD «Yenisei Punk»

schnurstracks in die WorldMusic Charts Europas – wie dasaktuelle Album «Dalai Beldiri».Dieses wurde zusammen miteiner dreiköpfigen, schon fastrockig-groovenden Perkussions-crew eingespielt: Das entsprichtdem «asiatischen Pavarotti»Kuvezin, dem Nomadenzwischen Tradition undModerne.Yat-Kha, «Dalai Beldiri»,Wicklow/BMG

Preisgekrönt(bf) Der «Blaue Planet» ist einPreis für hervorragendeLehrmittel und wird alle zweiJahre von der Stiftung Bildungund Entwicklung vergeben. Den ersten Preis im Wert von8000 Franken hat dieses Jahr dasvon einem Autorenkollektivkonzipierte Lehrmittel «Zünder»gewonnen, eine sechsmal jähr-lich erscheinende Zeitung fürJugendliche. Nach der Auswer-tung von insgesamt 23 Unter-richtsmitteln befand die Jury, der«Zünder» erfülle alle Kriteriendes Globalen Lernens. GlobalesLernen setzt sich mit Themenwie Nord-Süd-Austausch,Multikulturalität, Frieden,Menschenrechten undNachhaltigkeit auseinander undbehandelt sie mit einemganzheitlichen pädagogischenAnsatz.Auf dem zweiten Rang mit einerPreissumme von 2000 Frankenlandete das Buch «Lumina undPangolin» (Verlag Loisirs etPédagogie Lausanne), das sich an Kinder der Mittelstufe richtetund am Beispiel eines mutigenafrikanischen Jungen Themenwie despotische Regierungen,Exil und Solidarität kinder-gerecht zur Sprache bringt.Informationen: Stiftung Bildung undEntwicklung, Monbijoustrasse 31,3001 Bern, Tel. 031 389 20 24

3 Filme – 3 mal UNO(dg) Drei Filme zum selbenThema: Menschen im nahenOsten, in Afrika und in Asienversuchen während Jahren unterKriegsbedingungen zuüberleben. Sie müssen entwederihr Zuhause verlassen und ineine ungewisse Zukunft inNachbarländer flüchten, oder sie werden zwangsweiseumgesiedelt. Die ständigeUngewissheit, der Verlust vonFamilienangehörigen und dieSehnsucht nach der Heimatwerden für diese Menschen zurpsychischen Folter. Die Rolleder UNO wird in den dreiFilmen unterschiedlichbeleuchtet und hinterfragt.«Intezaar»: In Al-Shati, einemder acht Flüchtlingslager imGazastreifen, leben 700000Menschen. Der in Al-Shatiaufgewachsene Filmemacherführt auf eine Reise durchsCamp.«Die Sonne scheint weiter»:Die Umgebung von Malanje,der Provinzhauptstadt imNordosten Angolas, ist totalvermint. Die Bewohner sinddeshalb fast vollständig vonNahrungsmittellieferungen derUNO abhängig.«Die Geschichte der FamilieTan»: Nach 13 JahrenFlüchtlingslager lebt dievietnamesische Familie Tan ineinem der neuenEntwicklungsdörfer in ihrerHeimat.Die drei Filme von RashidMasharawi, Mariano Bartolomeuund Rithy Panh (La sept-arte/Formation Films 1994/95)sind je 30 Minuten lang und inDeutsch erhältlich.Information und Beratung:Fachstelle «Filme für eine Welt»,Bern, Tel. 031 398 20 88,www.filmeeinewelt.ch

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Ungleichheiten und diePartizipation der Entwick-lungsländer deutlich. DieGlaubwürdigkeit des Nordensgegenüber dem Süden steht aufdem Spiel. Sie kann nur durchdie Harmonisierung seinereigenen Handelspolitik mitderjenigen, die er seinenHandelspartnern im Südenempfiehlt, gewährleistet werden.Aus diesem Grund steht das«Jahrbuch Schweiz-Dritte Welt2000» ganz im Zeichen desThemas «Für eine bessereKohärenz der schweizerischenBeziehungen mit denEntwicklungsländern». Auch imzwanzigsten Jahr seinerErscheinung deckt das Bucheinen grossen Bereich derBeziehungen der Schweiz zu denEntwicklungsländern ab und istein wertvolles Nachschlagewerkfür alle an EntwicklungspolitikInteressierten.Erhältlich in Deutsch undFranzösisch im Buchhandel oderbeim Institut universitaire d’étudesdu développement IUED, Tel. 022 906 59 50

Quirliger Streifzug(er) Ist es Salsa, Flamenco oderFado? Ist’s Rai, arabisch-andalusische Folklore oderorientalischer Rumba? Sind esMelodien der Roma oder derSephardim? Ihre Musik lässt sichnicht schubladisieren. DieKinder eines spanischen «Piedsnoirs», Gil Aniorte-Paz alsBandleader und seine SchwesterSylvie als Sängerin, spannenzusammen mit ihrer quirligenMarseiller Gruppe «BarrioChino» einen faszinierendenmusikalischen Bogen: imGegensatz zum CD-Titel«Mediterra Nostra» nicht nurums Mittelmeer, sonderninstrumental und gesanglichvirtuos bis nach Lateinamerika.Zum einen macht dieserperplexe Streifzug fast seekrank,zum andern weckt er als

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«Eine Welt»

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Impressum«Eine Welt» erscheint viermal jährlich in deutscher,französischer und italienischer Sprache.

HerausgeberinDirektion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA)des Eidgenössischen Departementes für auswärtigeAngelegenheiten (EDA).

RedaktionskomiteeHarry Sivec (verantwortlich) Catherine Vuffray (vuc)Andreas Stuber (sbs) Sarah Grosjean (gjs)Reinhard Voegele (vor) Joachim Ahrens (ahj)Gabriella Spirli (sgb) Beat Felber (bf)

Redaktionelle MitarbeitBeat Felber (bf – Produktion)Gabriela Neuhaus (gn) Maria Roselli (mr)Jane-Lise Schneeberger (jls)

GestaltungLaurent Cocchi, Lausanne

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WiedergabeDie Wiedergabe von Artikeln, auch auszugsweise, istunter Angabe der Quelle erlaubt. Ein Belegsexemplaran die Herausgeberin ist erwünscht.

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up/Events» und «Länder» undermöglicht eine kurze,unterhaltsame und informativeAuseinandersetzung mitverschiedenen Facetten Afrikasund den Beziehungen zur Schweiz.Für vertiefte Informationen wirdeine Vielzahl interessanter Linksangeboten.

Agenda21. bis 23. September in der «Schüür»in Luzern

Festival IntegrationDas «Festival Integration» bietetWorkshops, Kinderanimation,Konzerte (u.a. mit Les Go deKotéba und Reggae) undKulinarisches aus aller Welt. Auch dieses Jahr steht jedochafrikanische Kultur im Zentrum.8. bis 10. September im Zeughaus 5in Zürich

www.africanow.ch(ursn/gnt) Seit Juli läuft in derSchweiz die Informationsaktion«AFRICANOW» der DEZA. Mit Plakaten, der CD «Urban Africa Now», Kulturanlässen sowieder Tournee von Mabulu und Postkarten (siehe Beilage) wird das andere Afrika thematisiert. Im Gegensatz zur alltäglichen Berichterstattung über denKontinent stehen nicht Armut,Krieg, Hunger oder Aids imMittelpunkt, sondern positiveSchlagzeilen, vielversprechendeAnsätze in Afrikas Gesellschaft,Politik und Wirtschaft. DieInformationsaktion wird durch dieHomepage www.africanow.chergänzt und getragen. Diesebeinhaltet vor allem «Good News»und Fakten aus Afrika, ist für einbreites, junges Publikum bestimmt,interessant und benutzerfreundlichaufbereitet.Eine einfache Navigation führt zu den Bereichen «Info», «Show

Jahreskonferenz DEZA/seco mitCD-TaufeDas andere Afrika: Am BeispielMosambiks werden die Perspektiveneines «Modell-Entwicklungslandes»und die Möglichkeiten derschweizerisch-mosambikanischenEntwicklungszusammenarbeiterörtert. Mit Bundesrat Joseph Deissund Finanz- und PlanungsministerinDiogo sowie Schriftsteller MiaCouto aus Mosambik.Am Abend läuft das Doppelkonzert– gratis, und live auf DRS 3 – mitdem Tournee-Startkonzert derGruppe Mabulu und der SchweizerBand The Shoppers sowie der Taufeder DEZA-CD «Urban AfricaNow».31. August im Kongresshaus Biel

Cinfo-AngebotCinfo, das Zentrum für Information,Beratung und Bildung für Berufe inder internationalen Zusammenarbeitund humanitären Hilfe, führtverschiedene Anlässe durch: Forum 2000: Über 60Organisationen und Institutioneninformieren am Forum 2000 überBerufe, Anforderungen,Möglichkeiten, Aus- undWeiterbildung, Engagement undPolitik in der internationalenZusammenarbeit. Darüber hinauswerden Referate zum Thema«Internationale Zusammenarbeit undFrieden – Eine Herausforderung fürOrganisationen und Fachkräfte?»gehalten.

9. September 2000 im KongresshausBielInformationstag über InternationaleZusammenarbeit – Angebot undNachfrage. Jeweils am Cinfo-Sitzin Biel.4. November auf Deutsch und 18.November auf FranzösischWeitere Info: www.cinfo.choder cinfo-Sekretariat in Biel. Tel 032 365 80 02

Frauen in NigerDie Fotoausstellung «Frauen inNiger» im Käfigturm Bern zeigtungewöhnliche Frauenportraits aus Niger und verweist auf dasLandes-programm der Schweiz in Niger.Infos: www.africanow.chBis 11.9 in Bern

Remix the worldDer Kernpunkt des nagelneuenEvents «Remix the world» liegt imkulturellen Austausch zwischenNord und Süd. Dieser passiert nichtnur mit Livebands, Marktständenund konventionellen Workshops.«Remix the world» geht einenSchritt weiter und lädt nebstLivebands auch Remixer und DJsaus der südlichen Hemisphäre ein,respektive solche, die mit Materialaus der südlichen Hemisphärearbeiten. Dabei sollen Live-Remixesvon Profis, Remix-Workstations fürAnfänger und Fortgeschrittene undWorkshops den aktiven Austauschzwischen Süd und Nord fördern.

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