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© Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Einführung in die Arbeitswissenschaft
(Alter Titel: Industrial Engineering
Arbeitswissenschaft I / Betriebsorganisation)
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Frank Flemisch
Dipl.-Ing. Christopher Brandl
Dr.-Ing. Dr. rer. medic. Dipl.-Inform. Alexander Mertens
Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft
RWTH Aachen
Bergdriesch 27
52062 Aachen
Tel.: 0241 8099440
E-Mail: [email protected]
Lehreinheit 9
Produktergonomie I:
Anthropometrie und digitale Menschmodelle
Sommersemester 2017
9 - 2 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Notwendigkeit der ergonomischen Gestaltung zu erkennen
Gestaltungskriterien und Anforderungen zu verstehen
Anthropometrische Grundlagen zu erfahren
Möglichkeiten der Bewegungs-, Sicht- und Reichweiten-
Analysen nachzuvollziehen
Computergestützte Verfahren und Modellierungshilfen kennen
zu lernen
Lernziele
9 - 3 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
http://www.baddesigns.com
Einleitung - Ergonomische Produktgestaltung?
9 - 4 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Aspekte: • Anthropometrische Gestaltung (Reichweiten, Sichtbereiche)
• Energetisch-effekt. Gestaltung (Krafterzeugung, Wirkungsgrad)
• Informatorische Gestaltung (Anzeigen, Stellteile)
• Gestaltung von Software (Dialoggestaltung, Visualisierung, Gestik)
• Farb- und Formgestaltung (Industrial Design)
Arbeit oder Tätigkeit
Regel, Ordnung oder Gesetz
vorführen, hervorbringen
Wissenschaft von der Anpassung der Technik an
den Menschen zur Erleichterung der Arbeit
bezeichnet den Produktentwicklungsprozess,
dessen Ziel ein ergonomisch gestaltetes Produkt ist
„ergon“
„nomos“
„producere“
Ergonomie
Usability
Engineering
Was ist Produktergonomie?
9 - 5 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Anthropometrie
• Sichtbarkeit (Außenansicht, Anzeigen,
Verdeckung)
• Reichweite
• Stellkräfte (Pedalkräfte, Schalterkräfte,
Lenkkräfte)
• Komfort
Informatorische
Gestaltung
• Anzeigekonzept (für Multifunktionsdisplay)
• Stellteilereduzierung (Pedal und Lenkrad)
Teilautonomes Fahren
und Assistenzsysteme
(Konzeptstudie F 015 Imagination von Daimler, 2015)
Ergonomische Gestaltung – Beispiel 1
9 - 6 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Anthropometrie
• Sichtbarkeit (Programmierbares
Mehrfachansichtssystem, Infrarot
Nachtsichtsystem)
• Reichweite
• Stellkräfte (Pedalkräfte, Schalterkräfte,
Lenkkräfte)
• Komfort
Informatorische
Gestaltung
• Anzeigekonzept
• Stellteile (Side-Stick-Steuerung,
„Fly-by-Wire“)
(Cockpit eines Airbus A380)
Ergonomische Gestaltung – Beispiel 2
V10-1 Cockpit A380
9 - 7 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Prospektive und Korrektive Ergonomie
Prospektive Ergonomie
Verwirklichung ergonomischer
Forderungen im
Gestaltungsprozess
vorhandenes
Produkt
erforderliche
Nachbesserungen
unzulängliche
Arbeitsbedingungen
Korrektur des
vorhandenen
Produktes
Korrektive Ergonomie
nachträgliche Korrektur von
ergonomischen Problemen;
aufwendig und häufig
begrenzter Erfolg
ergonomische
Bewertung
Lösung
Konzipieren
Entwerfen
Ausarbeiten
Planen und Klären
der Aufgabe ergonomische
Bewertung
ergonomische
Bewertung
(in Anlehnung an Pahl & Beitz, 1997)
Produktidee und Zielgruppe definieren
Entwicklungsauftrag erteilen
9 - 8 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Änderungskosten im Produktentwicklungsprozess
Idee Vor-
entwurf
Fertige
Konstruktion
Erprobung Arbeits-
vorbereitung
Fertigung Gebrauch
Massen-
Fertigung
Serien-
Fertigung
Einzel-
Fertigung
(Ehrlenspiel, 1995)
Zeit
Qualitäts-
prüfung
Änderungs-
kosten
9 - 9 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Ergonomische Gestaltungskriterien
1
2
3
4
Ausführbarkeit
Schädigungslosigkeit
Beeinträchtigungsfreiheit (Zumutbarkeit)
Persönlichkeits- förderlichkeit/-entfaltung*
Allgemeine ergonomische Gestaltungskriterien
Anthropometrische Gestaltungskriterien
Reali- sierung
+
+
* Das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit ist im Grundgesetz festgeschrieben.
-
-
-
-
+
+
Designfragen, Individualisierung der
geometrischen sowie biomechanischen
Auslegung und des Informationsflusses
Komfortbetrachtungen, Optimierung des
Informationsflusses, (zumutbarer Schallpegel,
zumutbare Blendung)
Berücksichtigung von Maximalkräften auf
die Bandscheiben, Vermeidung schädlicher
Körperhaltungen und Überbeanspruchung
Erreichbarkeit von Stellteilen,
Sichtbarkeit von Instrumenten, maximale statische
Aktionskräfte
9 - 10 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Funktionale Anforderungsmerkmale
z. B. - Zweckmäßigkeit und Einfachheit der Ausführung
- keine Fehlhandlungs- bzw. Fehlbetätigungsmöglichkeiten des Menschen
- leichte, schnelle Erlernbarkeit der Benutzung bzw. des Einsatzes
- gute Wahrnehmbarkeit bzw. Erkennbarkeit von Informationen oder Objekten
- genaue und sichere Einstellung von Stellgrößen durch Stellteile
Beanspruchungsbezogene Anforderungsmerkmale
z. B. - erträgliche Beanspruchung
- keine Belästigung (wie Lärm) für den Benutzer
- Bequemlichkeit für den Menschen
- keine Verletzungsgefahr für den Menschen,
Aus Nebenbedingungen abzuleitende Anforderungsmerkmale
z. B. - Berücksichtigung der Häufigkeit, Wichtigkeit, Reihenfolge von Vorgängen
- Hygiene und Hautfreundlichkeit von Materialien
- Ästhetik / emotionale Wirkung
Ergonomische Anforderungen
9 - 11 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Anthropometrie
Mittelalterliche Bauwerke auf Basis menschlicher Proportionen
"Gerechte Feldrute" (Kupferstich) Anthropometrie in der Medizin/Anatomie
da Vinci's
Divina proportione, 1509
Anthropometrie in der Kunst
und erste Ansätze in der
Produktgestaltung
Anthropometrie
Lehre von den Maßen, Maßverhältnissen und der Messung des
menschlichen Körpers (Körpermaße, Bewegung, Massen, Kräfte).
9 - 12 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Anthropometrische Maße
Körpermaße
Höhen- und Längenmaße
Breiten- und Tiefenmaße
Extremitätenmaße / Reichweiten
Umfangmaße
Korpulenzmaße
Bewegungswinkel
Kräfte
Umfangreiche Normensammlung (DIN 33402 ff)
Datenerhebung (Haltung, Bekleidung, Messpunkte, Messinstrument)
Beschreibung der Stichprobe (Geschlecht, Alter, Region)
Anwendungsbereiche
Indexwerte
Beurteilung des Körperbaus und der Korpulenz
VITUS 3D-Laserscanner
9 - 13 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Su
mm
en
häu
fig
keit
[%
]
100
Körperhöhe [mm] (DIN 33402)
Altersgruppe 16-60-Jährige Männer
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
3 4 1 2
2000 1900 1800 1700 1600 1500 1841 1725 1629 1510
Männer Frauen
Frauen
Körpergrößen-
Klassen
5. Perzentil Frau
5. Perzentil Mann
95. Perzentil Frau
95. Perzentil Mann
Körpergrößen-
Klassen
5. Perzentil Frau
5. Perzentil Mann
95. Perzentil Frau
95. Perzentil Mann
3
4
1
2
Verteilung der Körperhöhen nach DIN 33402
9 - 14 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
(DIN 33402)
5. 50. 95.
F 1510 1619 1725
M 1629 1733 1841
F 1402 1502 1596
M 1509 1613 1721
F 1234 1339 1436
M 1349 1445 1542
F 957 1030 1100
M 1021 1096 1179
F 664 738 803
M 728 767 828
F 616 690 762
M 662 722 787
F 323 355 388
M 367 398 428
Perzentilmaße
1.4 Körperhöhe Türöffnungen
Maßbezeichnung Anwendungsbeispiele
1.5 Augenhöhe
Anordnung von Anzeigen,
Arbeitsbereiche visueller
Perzeption
1.6 SchulterhöheStadion-Stehplatz,
Rampen
1.7 Ellenbogenhöhe
Arbeitsplatten für
Steharbeit, Theken und
Bars
1.9Höhe der Hand
(Griffachse)Koffer, Taschen, "Rollis"
1.1Reichweite nach
vorne
Bedienelemente,
Tastenfelder
1.10 Schulterbreite
Fluchtöffnungen, Fenster,
Gitterweite in
Gefängnissen
Werte von 16-60-jährige Deutschen, unbekleidet
Daneben gibt es auch Körpermaßtabellen für sitzende Personen sowie
Maßtabellen für Größen von Fingern, Händen, Füßen und Köpfen.
Daneben gibt es auch Körpermaßtabellen für sitzende Personen sowie
Maßtabellen für Größen von Fingern, Händen, Füßen und Köpfen.
Körpermaße des unbekleideten, stehenden Menschen
9 - 15 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Geschlechtsdifferenzierung Perzentil 5. 50. 95.
Männer 1629 1733 1841
Frauen 1510 1619 1725
Werte DIN 33402 (Körperhöhe [mm]: Teil 1 – Wertedefinition, Teil 2 - Werte )
Altersdifferenzierung 18-19 m 1681 1789 1906
20-25 m 1683 1788 1912
26-40 m 1665 1764 1870
Werte Handbuch der Ergonomie (Körperhöhe [mm])
Region / Land USA 1640 1755 1870
S 1630 1740 1850
D 1629 1733 1841
F 1600 1715 1830
JP 1560 1655 1750
IND 1535 1640 1745
Bekleidung – ca. 3-4 cm für Schuhe, etc. alle Körperhöhen unbekleidet und in
[mm]
Differenzierung der Benutzergruppe
9 - 16 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Akzeleration – Ist die Grenze erreicht?
Staub et al. (2013)
9 - 17 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Verteilung der Körperdimensionen:
Längenwuchs und Korpulenz
Körpermaße sind nicht unabhängig, sondern korrelieren unterschiedlich stark miteinander
Statistische Faktorenanalyse belegt drei Variationsreihen
Längenwuchs (klein – groß)
Korpulenz (schlank – korpulent)
Proportion (langbeinig – kurzbeinig)
Bei Produktergonomie also nicht nur Körperhöhe, sondern auch weitere Variationsreihen berücksichtigen
2 x 2 x 2 = 8 Werte für Gesamtpopulation
Korpulenz
Längenw
uchs
Körpermaßkoordinaten im Längen/Korpulenz-System
9 - 18 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Körperkräfte des Menschen nach DIN 33411-1
„Körperkraft [...] ist die Kraft, die im Zusammenhang mit dem menschlichen Körper entsteht.
Körperkräfte können in Muskel-, Massen- und Aktionskräfte eingeteilt werden.“ (DIN 33411-1)
Muskelkraft: Wirkt durch Aktivität der Muskeln innerhalb des Körpers
Massenkraft: Kraft, die durch die Körpermasse als Eigengewichts- oder Trägheitskraft wirkt
Aktionskraft: Die Körperkraft, die nach außen vom Körper aus wirkt,
z.B. Arm-, Hand-, Finger-, Bein, Knie-, Fuß- und Ganzkörperkraft
Eine Körperkraft wird durch folgende
Bestimmungsgrößen festgelegt:
Betrag der Kraft F in Newton [N],
Lage des Kraftangriffspunktes relativ zum
Körper,
Richtung der Wirkungslinie der Kraft relativ
zum Körper sowie
Kraftrichtungssinn (mit oder gegen die
Schwerkraft).
Massenkraft
(Unterarm)
Aktionskraft
(wirkt auf den Griff)
Muskel-
moment
Muskelkraft
9 - 19 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Ermittlung maximaler statischer Aktionskräfte nach
DIN 33411-4
Die hier dargestellten Isodynen sind Kurven, welche
Kraftangriffspunkte in einer vertikalen Ebene durch
Schultergelenkbezugspunkte im Bewegungsraum des
Armes verbindet, in denen gleich große Mittelwerte
maximaler statischer Aktionskräfte gleicher Art ermittelt
wurden.
P1: Kraftangriffspunkt der
Armkräfte
P2: Handmittelpunkt
P3: Schultergelenkbezugspunkt
α: Höhenwinkel zwischen
Verbindungslinie P1-P3 und
Horizontalebene
β: Seitenwinkel zwischen
Verbindungslinie P1-P3 und
Körpersymmetrieebene
a: Abstand P1-P3
amax: maximaler Abstand P1-P3
(gestreckter Arm)
a/amax: relative Arm-Reichweite
Das Koordinatensystem legt den Bewegungsraum
des Armes mit Winkel α und relativer Arm-Reichweite
a/amax fest. Die Kraftrichtung und der Winkel β
müssen separat angegeben werden.
Kraftrichtung
9 - 20 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Maximale isometrische Aktionskräfte
(DIN 33411-5)
(DIN 33402-2)
Körperhöhe
[mm]
Häufigkeit
Männer
50. (1733)
95. (1841)
5. Perzentil (1629)
Frauen
50. (1619)
5. Perzentil (1510)
95. (1725)
Aktionskraft
[N] H
äu
fig
ke
it
Frauen
50. (452)
5. Perzentil (271)
95. (605)
Männer
50. (829)
95. (1051)
5. Perzentil (560)
9 - 21 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Funktionsmaße: Wirkraum des Hand-Arm-Systems
Einflussfaktoren
• Körperhaltung/ Stellung
• Bewegungsumfang der Gelenke
• Richtung von Bewegung und Kräften
• Notwendigkeit des Gleichgewichts
• reduzierte Bewegungsmöglichkeit bei
großen Muskelanspannungen
• Alter
Manueller Montagearbeitsplatz
(Sanders & McCormick, 1993)
Als Greifraum wird jener Bereich bezeichnet, in dem Gegenstände mit der Hand berührt, gegriffen und bewegt werden können.
Als Greifraum wird jener Bereich bezeichnet, in dem Gegenstände mit der Hand berührt, gegriffen und bewegt werden können.
9 - 22 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Haltungen sind nie ausschließlich statisch, sondern haben
auch stets dynamische Anteile
Arbeiten sind immer mit Bewegungen verbunden
Bewegungen müssen in der Produktergonomie unbedingt
berücksichtigt werden
Problem:
Interindividuelle Streuung bei Bewegungen verstärkt Variabilität der Körpermaße
Freiheitsgrade der Bewegung liefert extrem viele mögliche Bewegungsvarianten (z.B. Hand-Arm-System >100 FG)
Funktionsmaße: Bewegungen
9 - 23 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Phasen des Bewegungsablaufs
???
Stim
ulu
s
Stim
ulu
s
G E S A M T B E W E G U N G G E S A M T B E W E G U N G
Planung Planung Ausführung Ausführung Zie
l Z
iel
Erkennen,
Erfassen
Wahr -
nehmung
des Ziels
Perzeption
Erkennen,
Erfassen
Wahr -
nehmung
des Ziels
Perzeption
Bewegungs -
planung
Intention
Bewegungspro -
grammierung
Kognition
Bewegungs -
planung
Intention
Bewegungspro -
grammierung
Kognition
Ballistische
Bewegungsphase
Schnelle, grobe Annäherung
an das Ziel ohne Regelung
Motorik
Ballistische
Bewegungsphase
Schnelle, grobe Annäherung
an das Ziel ohne Regelung
Motorik
Visuell
kontrollierte
Phase
Feinabstimmen
Zielerreichen
Perzeption ,
Kognition,
Motorik
Visuell
kontrollierte
Phase
Feinabstimmen
Zielerreichen
Perzeption ,
Kognition,
Motorik
Zeit
Ge
sch
win
dig
ke
it Ballistische Phase
Visuell kontrollierte
Phase
9 - 24 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Kennwerte einer Bewegung
Zeitliche Kennwerte
(Zugriffszeiten)
Räumliche Kennwerte
(zu erwartende seitliche
Auslenkung)
Bewegungsbahnen und
Trajektorien
(differenzierte Analysen)
Biokinematische Modelle
(Simulation)
Schmidtke: Handbuch der Ergonomie
Zeigefinger-Bewegungsbahnen nach Alexander (2002)
0 10 20 30 40 50 60
BILD
-300
-200
-100
0
100
X
x(t
)
0 10 20 30 40 50 60
BILD
200
300
400
500
600
700
800
900Y y
(t)
0 10 20 30 40 50 60
BILD
0
100
200
300
400
500
600
700
800
Zz(
t)
Zielbewegung von definierter Ausgangsfläche nach schräg oben zu definierter Zielfläche in der vertikalen Ebene.
9 - 25 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Informationsaufnahme – Sichtanalyse – Sehfelder
Gesichtsfeld Blick-Gesichtsfeld
(field-of-view, fov)
Umblick-
Gesichtsfeld
(extended fov)
Fixierung bei ruhendem Kopf
und ruhendem Auge
bei ruhendem Kopf
und bewegtem Auge
bei bewegtem Kopf
und bewegtem Auge
Horizontal,
Hellreize
Monokular: -60 bis +90°; Binokular: -60 bis +60° (opt. 15°)
Monokular: –75 bis +110°; Binokular: –75 bis +75° (opt. 30°)
Monokular: –125 bis +160°; Binokular: –125 bis +125° (opt. 55°)
Horizontal,
Farbreize
-19 bis +32° grün -20 bis +36° rot -27 bis 47° blau/gelb
-34 bis +47° grün -35 bis +51° rot -42 bis +62° blau/gelb
-84 bis 97° grün -85 bis +101° rot -92 bis +112°blau/gelb
Vertikal,
Hellreize
-70 bis +50° -85 bis +65°
-90 bis +110°
Sichtbereich Flugzeug
Sichtanalyse
9 - 26 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
(DIN 33408, Teil 1; Pahl & Beitz, 1997)
Schablonen-Somatografie
Körperumrissschablonen,
hier eine Seitenansicht zur
Beurteilung der Sitzhaltung
eines LKW-Fahrers
Bosch-Schablone "Kieler Puppe"
Somatographie und Körperschablonen
9 - 27 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Digitales
Menschmodell
•Körpermaße
•Sichtbereiche
•Maximalkräfte
•Bewegungs-
simulation
•Analysetools
CAD-Modell des Produkts
Rapid-Prototyping
Analyse im CAD (frühe Planungsphase)
Sicht
Erreichbarkeit
Komfort
Vorgehen beim rechnergestützten Verfahren
9 - 28 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Generieren des ersten Menschmodells
Direkte Eingabe der Körpermaße
Datenbankabfrage
Menschmodell RAMSIS im CAD
9 - 29 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
1.Definition der Referenz-
punkte/-ebenen
2. Festlegung der Körperteile 3. Animation
Festlegung der Rahmenbedingungen
zur Positionierung
9 - 30 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Sichtanalyse und Reichweiten
Sichtbereiche (Kegel) und Außensicht Greifräume und Erreichbarkeit
9 - 31 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Körpermaße
(allgemein) Gelenkwinkel
(produktspezifisch)
Massen und Schwerpunkte
(detailspezifisch)
Haltungskomfortanalyse (I)
9 - 33 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Wiederholung der Analyse mit weiteren Modellen
Problem !
9 - 34 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
VORSICHT ... Auch Modelle machen Fehler
Menschmodelle sind zwar wichtige Hilfsmittel und Werkzeuge, aber sie
ersetzen nicht Fachkenntnisse des Ingenieurs.
Eine individuelle Prüfung und Einordnung der Ergebnisse ist stets
erforderlich, um fehlerhafte Analyseergebnisse zu identifizieren und zu
vermeiden.
Beispiel: Berechnete, aber offensichtlich falsche Analyseergebnisse. Ähnliche Ergebnisse wurden
auch bei anderen kommerziellen Modellen beobachtet. (Conradi, 2002)
9 - 35 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
RAMSIS - 3D-CAD-Werkzeug zur ergonomischen Konzeption
von Fahrzeuginnenräumen und Cockpitumgebungen.
• Aufgabenbasierte Haltungssimulation
• Animationsfunktionen
• Aufgabenbezogene Bewegungssimulation
• Typanalyse
• Gesundheits- und Komfortanalyse
• Sicht- und Spiegelsichtanalyse
• Kraftanalyse
• Gurtanalyse
• Erreichbarkeitsanalyse
(www.human-solutions.de)
Rechnergestützte Verfahren - RAMSIS
9 - 36 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
JACK
Menschmodell zur
Produktgestaltung und in
Bereichen der Ausbildung
Hauptanwendungsbereich
- Virtuelle Umgebungen (VU),
- Computergrafik,
- Produktgestaltung
Datenbank (primär US)
Analysen
- Sehen, Erreichen, Haltung,
Bewegungen
Rechnergestützte Verfahren – Siemens PLM JACK
http://www.plm.automation.siemens.com/en_us/products/tecnomatix/assembly_planning/jack/index.shtml
9 - 37 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
DELMIA Human
Mensch-Modelle und
komplexe
CAD-Simulationsumgebung.
Hauptanwendungsbereich
- Produktgestaltung / Fahrzeuge
Komplexe Datenbank
Statistische Modellierung
Analysen
- Sehen, Erreichen, Haltung,
Bewegungen
- MTM, Kraft- und
Leistungsanalyse
http://www.safework.com/delmia/delmia_sw.html
Rechnergestützte Verfahren – DELMIA Human
9 - 38 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
In welchem Zusammenhang stehen prospektive und korrektive Ergonomie?
Welche Ebenen ergonomischer Gestaltungskriterien können unterschieden werden?
Welche anthropometrische Maße werden unterschieden und wofür werden sie genutzt?
Welche Einflussgrößen müssen beachtet werden und wie sieht die Verteilung von Maßen aus?
Was ist ein Perzentil?
Welche Phasen des Bewegungsablaufs werden unterschieden?
Welche Sichtbereiche müssen unterschieden werden?
Wo liegen die Einsatzbereiche virtueller Menschmodelle und welche Vorteile bieten sie im Produktentstehungsprozess?
Lernerfolgsfragen
9 - 39 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Landau, K.; Luczak, H.: Ergonomie und Organisation in der Montage; Fachbuchverlag Leipzig, 2001, ISBN 978-
3446215078
Laurig, W.: Grundzüge der Ergonomie. Erkenntnisse und Prinzipien. Beuth; 4. Auflage; November 200; ISBN 978-
3410365808
Schmidt, L.; Schlick, C.; Grosche, J.: Ergonomie und Mensch-Maschine-Systeme; Springer Berlin; 1. Auflage, 25.
April 2008; ISBN 978-3540783305
Baber, C.: Human Factors Methods: A Practical Guide for Engineering and Design; Ashgate Publishing; 22.
Dezember 2005; ISBN 978-0754646617
Brookhuis, K.; Stanton, N.; Hedge, A.: Handbook of Human Factors and Ergonomics Methods; Routledge
Chapman & Hall; 16. Januar 2008; ISBN 978-0415287005
Salvendy, G.: Handbook of Human Factors and Ergonomics; Wiley & Sons; 3. März 2006; ISBN 978-0471449171
Sanders, M.; McCormick, E.: Human Factors in Engineering and Design; McGraw-Hill Science/Engineering/Math;
7. Auflage; Januar 1993; ISBN 978-0070549012
Staub, K., Woitek, U., & Rühli, F. J. (2013). Grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit anthropometrischen und
medizinischen Daten der Rekrutierung. Swiss Rev Mil Disaster Med, 1, 41-45.
Tilley, A. R.: The Measure of Man and Woman: Human Factors in Design; Wiley & Sons; 13. Februar 2002; ISBN
978-0471099550
Wickens, C. D.: Introduction to Human Factors Engineering: International Edition; Pearson Education (US), 2.
Auflage; 11. Dezember 2003; ISBN 978-0131229174
Literaturverzeichnis