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Einführung in die klinische Medizin Wintersemester 2010/11 TU Wien Univ.Prof. Dr. B. Schneeweiss

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Einführung in die klinische Medizin

Wintersemester 2010/11TU Wien

Univ.Prof. Dr. B. Schneeweiss

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Grundlagen der klinischen Medizin

Pathologische Prozesse und Veränderungen Nosologie = Krankheitslehre Diagnostik Therapie Prophylaxe Exemplarische Krankheitsbilder und Methoden

aus Innerer Medizin, Chirurgie, Gynäkologie, Pädiatrie, Neurologie, Radiologie, Laboratoriumsmedizin, Pathologie

Medizinische Ethik

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Grundlagen der klinischen Medizin

Gesundheit = Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, nicht allein als Fehlen von Krankheit und Gebrechen definiert (WHO 1946)

Krankheit = Störung der Lebensvorgänge, die den Gesamtorganismus oder seine Teile derart verändert, dass der betroffene Mensch subjektiv, klinisch oder sozial hilfsbedürftig wird.

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Grundlagen der klinischen Medizin

Erklärung von Gesundheit und Krankheit:

Biomedizinisches Modell: pathogenetisch orientiert, stellt Ursache von Krankheit in den Vordergrund. Kankheit wird als eine Störung von physiologischen bzw. biochemischen Prozessen des Organismus verstanden, deren Ausmaß durch den Vergleich mit Normwerten ermittelt wird, z.B. Laborparameter, Blutdruck oder Körpergewicht. Im biomedizinischen Modell ist der Mensch entweder gesund oder krank.

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Erklärung von Gesundheit und Krankheit:

Modell der Salutogenese (Aaron Antonovsky): stellt Ursache von Gesundheit in den Vordergrund

„Was hält gesund?“

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Grundlagen der klinischen Medizin

Epidemiologische Grundbegriffe

Epidemiologie: untersucht die Verteilung übertragbarer und nicht übertragbarer Krankheiten und deren Folgen in der Bevölkerung

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Epidemiologische Grundbegriffe

Morbidität: die Anzahl der Personen, die an einer bestimmten Krankheit leiden, bezogen auf 100.000 Einwohner

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Epidemiologische Grundbegriffe

Mortalität: der Begriff gibt an, wie viele Menschen in einer Bevölkerungsgruppe, z.B. bezogen auf 100.000 Einwohner, in einem bestimmten Zeitraum an einer bestimmten Krankheit gestorben sind.

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Epidemiologische Grundbegriffe

Letalität: das prozentuelle Verhältnis der an einer bestimmten Krankheit gestorbenen Patienten, bezogen auf das gesamte Patientenkollektiv; die Letalität gibt an, wie bedrohlich die untersuchte Krankheit ist.

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Grundlagen der klinischen Medizin

Epidemiologische Grundbegriffe

Inzidenz: die Anzahl der Neuerkrankungen an einer bestimmten Krankheit in einem bestimmten Zeitraum. Die Inzidenzrate beschreibt die Anzahl neuer Fälle pro Zeiteinheit in Relation zur Anzahl der exponierten Personen.

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Epidemiologische Grundbegriffe

Prävalenz: Bestand bzw. die Häufigkeit der untersuchten Krankheit oder des untersuchten Merkmals zu einem bestimmten Zeitpunkt (Punktprävalenz) oder innerhalb einer bestimmten Zeitperiode (Periodenprävalenz). Die Prävalenzrate gibt die Zahl der Erkrankten bzw. die Häufigkeit des Merkmals im Verhältnis zur Größe der untersuchten Gruppe an.

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Epidemiologische Grundbegriffe

Relatives Risiko (RR): Erkrankungswahrscheinlichkeit einer exponierten Gruppe relativ zur Erkrankungswahrscheinlichkeit einer nicht exponierten Gruppe

RR = (Inzidenz der Exponierten) / (Inzidenz der Nichtexponierten)

Die Inzidenz einer Erkrankung ist die Anzahl neuer Krankheitsfälle, die in einem bestimmten Zeitraum auftreten, bezogen auf die Bevölkerung mit gleichem Erkrankungsrisiko.

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Grundlagen der klinischen Medizin

Berechnung

Ereignis

JA NEIN

Exposition JA a b a + b

NEIN c d c + d

RR = [ a / (a + b) ] / [c / (c + d) ]

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Beispiel

Lungenkrebs

JA NEIN

Raucher JA 90 9910 10.000

NEIN 40 19960 20.000Das Risiko der Raucher: 90 von 10.000 oder 0,9 %.

Das Risiko der Nichtraucher: 40 von 20.000 oder 0,2 %.

Das Verhältnis des Risikos der Raucher zu dem der Nichtraucher ist das relative Risiko.

RR = [90 / 10.000] / [40 / 20.000] = 4,5

Interpretation: Raucher haben das 4,5 fache Risiko eines Nichtrauches, Lungenkrebs zu bekommen.

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Grundlagen der klinischen Medizin

Einsatz

• Das relative Risiko ist nur in prospektiven Studien (Kohortenstudien) eine zulässige Größe.

• In retrospektiven Case-Control-Studien ist es nicht zulässig, das relative Risiko zu berechnen.

Interpretation

RR = 1 Das Risiko der Exponierten ist gleich groß wie das Risiko der Nichtexponierten

RR > 1 Das Risiko der Exponierten ist größer als das Risiko der Nichtexponierten (Exposition =Risikofaktor)

RR <1 Das Risiko der Exponierten ist kleiner als das Risiko der Nichtexponierten (Exposition = protektiver Faktor)

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Das Chancenverhältnis (Odds Ratio; OR)

• Quote des Expositionsfaktors unter den Erkrankten relativ zur Quote unter den Gesunden

• OR = (Expositionsquote der Erkrankten) / (Expositionsquote der Gesunden)

• Die Expositionsquote ist das Verhältnis der Anzahl Exponierter zur Anzahl Nichtexponierter (unter den Erkrankten bzw. unter den Gesunden)

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Das Chancenverhältnis (Odds Ratio; OR)

Berechnung

Ereignis

JA NEIN

(Case) (Control)

Exposition JA a b

NEIN c d

a + c b + d

OR = [a : c ] / [b : d ] = a x d / b x c

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Grundlagen der klinischen Medizin

Das Chancenverhältnis (Odds Ratio; OR)

Beispiel:

Lungenkrebs

JA NEIN

(Case) (Control)

Raucher JA 60 50

NEIN 40 150

100 200

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Grundlagen der klinischen Medizin

Das Chancenverhältnis (Odds Ratio; OR)• Die Raucherquote unter den Lungenkrebspatienten beträgt 60:40 oder 3:2.

• Die Raucherquote unter den Gesunden beträgt 50:150 oder 1:3.

• Das Verhältnis der Raucherquote der Erkrankten zur Raucherquote der Gesunden ist die Odds Ratio.

• OR = (60 / 40) / (50 / 150) = 4,5

• Interpretation: die Chance, unter Lungenkrebspatienten einen Raucher anzutreffen, ist 4,5x so hoch wie unter Gesunden.

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Grundlagen der klinischen Medizin

Das Chancenverhältnis (Odds Ratio; OR)

Einsatz:

Die Odds Ratio kann sowohl in prospektiven Kohortenstudien wie auch in retrospektiven Case-Control-Studien berechnet werden.

Die Odds Ratio dient häufig als Schätzung für das relative Risiko.

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Grundlagen der klinischen Medizin

Pathologische Prozesse und Veränderungen

Reaktion des Organismus auf exogene und endogene Prozesse

- Hypertrophie - Entzündung

- Hyperplasie - Nekrose

- Atrophie - Regeneration

- Fibrose

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Pathologische Prozesse und Veränderungen

Hypertrophie

Die Hypertrophie beschreibt eine Organ- bzw. Zellvergrößerung. Physiologische Hypertrophieformen sind z.B.:

• Muskelhypertrophie durch Krafttraining

• Uterushypertrophie in der Schwangerschaft

Pathologische Formen sind z.B.

• linksventriculäre Hypertrophie bei Aortenklappenstenose oder arterieller Hypertonie

• erbliche hypertrophe Kardiomyopathie

• angeborene Pylorusstenose (Magernpförtnerkrampf)

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Grundlagen der klinischen Medizin

Nosologie / Ätiologie

Lehre von den Krankheitsursachen

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Grundlagen der klinischen Medizin

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Grundlagen der klinischen Medizin

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Grundlagen der klinischen Medizin

Pathologische Prozesse und Veränderungen

Hyperplasie

Die Hyperplasie bezeichnet die Organvergrößerung durch eine Vermehrung der Parenchymzellen, z.B.:

• hormonell bedingte Endometrium- oder Prostatahyperplasie

• Schilddrüsenhyperplasie

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Grundlagen der klinischen Medizin

Pathologische Prozesse und Veränderungen

Atrophie

Atrophie beschreibt eine Verkleinerung der Parenchymzellen mit Organ- und Gewebeverminderung. Die Atrophie ist eine Anpassungsreaktion auf verminderte Aktivität, Belastung, Blutversorgung, Ernährung bzw. endokrine Stimulation. Physiologisch ist z.B. die Altersatrophie oder die Muskelatrophie, die bei Inaktivität, Bettlägrigkeit oder Lähmung eintritt.

Erkrankungen mit Organatrophie sind z.B.:

• Osteoporose mit Verlust von Knochensubstanz, der über das altersbedingte physiologische Ausmaß hinausgeht.

• Alzheimer-Krankheit mit vorzeitiger Alterung des Gehirns und Verfall der geistigen Fähigkeiten.