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G. D. Kraemef: Borkenk~iferan Douglasie -- F. Weyer: Einige Erfahrungen 133 Aus dem Institut ftir angewandte Zoologie in Mfinchen Borkenlfitfer an Douglasie Von G. D. K r a e m e r, Mfinchen Anl~iBlich einer Besichtigung des Tannen- borkenkMer-Gebietes im badischen Forstamt Sulzburg (sfidlicher Schwarzwald) bot sich Gelegenheit, eine gr6Bere Zahl Douglasien zu untersuchen, die von BorkenkMern befallen waren. Dabei wurden insgesamt fiinf an D o u g I a s i e (Pseudotsuga Douglasii) bri.i- tende lpiden gefunden: Pityogenes chalcographus L. im Stamm, Pityokteines curvidens Germ. im Stamm, Pityokteines vorntzowi Jakobs. in Stamm und Asten, Pityophtorus micrographus Gyll. in )ksten, Crypturgus pusillus Gyll. als Raum- benfitzer bei chalcographus, curvidens und vorontzowi. Im einschl~gigen Schrifttum sind bisher nur chalcographus und micrographus bekannt ge- vcesen.*) Die beiden Pityokteines-Arten sind, zumindest in Mitteleuropa, noch nicht an Douglasie bekannt gewesen. Ebenso C. pu- sillus, der aUerdings als sehr polyphag be- kannt ist. In der Umgebung der in Frage kommen- den Douglasiebest/inde befand sich eln griS- i~eres Schadgebiet von curvidens an Tanne. Doch hatte ich nicht den Eindruck, dat3 der 13bergriff auf Douglasie aus Not erfolgte, da dort noch grot3e nicht befallene Tannen- best~inde vorhanden waren. Auch trat der Douglasienbefall nicht geschlossen auf, son- dern in der bei curvidens fiblichen Art des *) nach E s c h e r i c h, Die Forstinsekten Mittehuropas II -- P. Parey, Berlin 1923. Streubefalls fiber den ganzen Bestand. Be- sonders auffallend war, daft ein grot3er Teil der curvidens-Larven sich in der R in d e der Douglasien verpuppt hatte. Nut wenige waren in das Holz eingebohrt, w~ihrend dies sonst die Regel bei curvidens ist. An Tanne kann diese Erscheinung der in der Rinde liegenden Puppenwiegen nut in Ausnahmef/illen am Fut3e starkborkiger St/imme beobachtet wer- den. P. chalcographus hatte einige B~ume allein besiedelt, nie jedoch Douglasien, in denen gleichzeitig curvidens brfitete. P. voronfzowi fand sich in den oberen St:ammpartien und ~sten yon curvidens- St~immen, ebenso P. micrographus, der auch in einigen Asten yon chalcographus-St~mmen zu finden war. Bei micrographus fiel beson- ders auf, dab die Brutbilder zu einem Zeit- punkt, an dem sich bei curvidens und chalco- graphus schon Jungk~ifer im Stamm zeigten, noch mit Junglarven besetzt waren. Er rout3 die Douglasien also wesentlich sp~ter befallen haben. Da sSmtliche Arten freiwillig angegriffen batten, erscheint es angezeigt, kfinftig auch Douglasien sorgf~ltig auf BorkenkMerbefall zu iiberwachen; wenn andere Befallsgebiete in der N~ihe liegen. Erfahrungsgem~ifl fallen St~imme in nicht standortsgem~iBer Lage leich- ter Sch~idlingen zum Opfer als am nat/.ir- lichen Standort -- ein Gesichtspunkt, der be- sonders auch ffir Parkanlagen und botanische G~irten gilt, wo Verluste viel schwerer wiegen als im Forstbetrieb. Aus dem Bernhard-Nocht-Institut ffir Schiffs- und Tropenkrankheiten, Hamburg Dir.: Prof. Dr. E. G. Nauck Einige Erfahrungcn mi! DDT-hallillen Entlausungsmilteln Von F. Weyer Mit 4 Tabellen 1. Einleitung und Versuchs- material. Na& Kriegsende war bei uns, bedingt dur& die allgemeine Notlage und die drohenr Fleckfieber- gefahr, die Na&frage na& guten Enflausungsmitteln sehr groB. Die Erfahrungen mit den yon den G e i g y - W-erken, Basel, auf der Grundlage yon 2' DDT entwickelten Mitteln waren bei der ZivilbeviSl- kerung gering, die Pr~parate selbst zun~ichst knapp. Die Ansi&t, dab ein gutes Entlausungsmittel in kurzer Zeit seine tSdli&e Wirkung enffalten miisse, fiihrte zu einem gewissen Mi~trauen gegeniiber den neuen Pr~iparaten. Die chemis&e Industrie war be- miiht, dembiangel mit no& verfiigbarenRestbesi~in- den bew~ihrterPr~iparate oder mitErsatzstoffen,bzw.

Einige Erfahrungen mit DDT-haltigen Entlausungsmitteln

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G. D. Kraemef: Borkenk~ifer an Douglasie -- F. Weyer: Einige Erfahrungen 133

Aus dem Institut ftir angewandte Zoologie in Mfinchen

Borkenlfitfer an Douglasie Von G. D. K r a e m e r , Mfinchen

Anl~iBlich einer Besichtigung des Tannen- borkenkMer-Gebietes im badischen Forstamt Sulzburg (sfidlicher Schwarzwald) bot sich Gelegenheit, eine gr6Bere Zahl Douglasien zu untersuchen, die von BorkenkMern befallen waren. Dabei wurden insgesamt fiinf an D o u g I a s i e (Pseudotsuga Douglasii) bri.i- tende lpiden gefunden:

Pityogenes chalcographus L. im Stamm, Pityokteines curvidens Germ. im Stamm,

Pityokteines vorntzowi Jakobs. in Stamm und Asten,

Pityophtorus micrographus Gyll. in )ksten, Crypturgus pusillus Gyll. als Raum-

benfitzer bei chalcographus, curvidens und vorontzowi.

Im einschl~gigen Schrifttum sind bisher nur chalcographus und micrographus bekannt ge- vcesen.*) Die beiden Pityokteines-Arten sind, z umindest in Mitteleuropa, noch nicht an Douglasie bekannt gewesen. Ebenso C. pu- sillus, der aUerdings als sehr polyphag be- kannt ist.

In der Umgebung der in Frage kommen- den Douglasiebest/inde befand sich eln griS- i~eres Schadgebiet von curvidens an Tanne. Doch hatte ich nicht den Eindruck, dat3 der 13bergriff auf Douglasie aus Not erfolgte, da dort noch grot3e nicht befallene Tannen- best~inde vorhanden waren. Auch trat der Douglasienbefall nicht geschlossen auf, son- dern in der bei curvidens fiblichen Art des

*) nach E s c h e r i c h , Die Forstinsekten Mi t tehuropas II - - P. Parey, Berlin 1923.

Streubefalls fiber den ganzen Bestand. Be- sonders auffallend war, daft ein grot3er Teil der curvidens-Larven sich in der R in d e der Douglasien verpuppt hatte. Nut wenige waren in das Holz eingebohrt, w~ihrend dies sonst die Regel bei curvidens ist. An Tanne kann diese Erscheinung der in der Rinde liegenden Puppenwiegen nut in Ausnahmef/illen am Fut3e starkborkiger St/imme beobachtet wer- den.

P. chalcographus hatte einige B~ume allein besiedelt, nie jedoch Douglasien, in denen gleichzeitig curvidens brfitete.

P. voronfzowi fand sich in den oberen St:ammpartien und ~sten yon curvidens- St~immen, ebenso P. micrographus, der auch in einigen Asten yon chalcographus-St~mmen zu finden war. Bei micrographus fiel beson- ders auf, dab die Brutbilder zu einem Zeit- punkt, an dem sich bei curvidens und chalco- graphus schon Jungk~ifer im Stamm zeigten, noch mit Junglarven besetzt waren. Er rout3 die Douglasien also wesentlich sp~ter befallen haben.

Da sSmtliche Arten freiwillig angegriffen batten, erscheint es angezeigt, kfinftig auch Douglasien sorgf~ltig auf BorkenkMerbefall zu iiberwachen; wenn andere Befallsgebiete in der N~ihe liegen. Erfahrungsgem~ifl fallen St~imme in nicht standortsgem~iBer Lage leich- ter Sch~idlingen zum Opfer als am nat/.ir- lichen Standort -- ein Gesichtspunkt, der be- sonders auch ffir Parkanlagen und botanische G~irten gilt, wo Verluste viel schwerer wiegen als im Forstbetrieb.

Aus dem Bernhard-Nocht-Institut ffir Schiffs- und Tropenkrankheiten, Hamburg Dir.: Prof. Dr. E. G. Nauck

Einige Erfahrungcn mi! DDT-hallillen Entlausungsmilteln Von F. W e y e r Mit 4 Tabellen

1. E i n l e i t u n g u n d V e r s u c h s - m a t e r i a l .

Na& Kriegsende war bei uns, bedingt dur& die allgemeine Notlage und die drohenr Fleckfieber- gefahr, die Na&frage na& guten Enflausungsmitteln sehr groB. Die Erfahrungen mit den yon den G e i g y - W-erken, Basel, auf der Grundlage yon

2'

DDT entwickelten Mitteln waren bei der ZivilbeviSl- kerung gering, die Pr~parate selbst zun~ichst knapp. Die Ansi&t, dab ein gutes Entlausungsmittel in kurzer Zeit seine tSdli&e Wirkung enffalten miisse, fiihrte zu einem gewissen Mi~trauen gegeniiber den neuen Pr~iparaten. Die chemis&e Industrie war be- miiht, dembiangel mit no& verfiigbarenRestbesi~in- den bew~ihrterPr~iparate oder mitErsatzstoffen, bzw.

134 F. Wey er: Eini~e Effahrungen mit DDT-haltigen Entlausungsmitteln

neuen Pr~iparaten abzuhelfen. Ein groBer Teil der- artiger in Hamburg hergestellter Pr~iparate, meist auf der Grundlage yon Ather, Chloroform, Schwefel- kohlenstoff, Kresol, Benzin~ Xylol oder dgl., wurde in unserer Entomologischen Abteilung auf ihre Wirkung gegeniiber Kleiderlliusen gepriift.

Bei den mehr als 100 t ' r i i fungen wurden h~iufig DDT-hal t ige Pr~iparate zum Vergleich herangezogen, und bei diesen Untersudaun- gen wurden mit DDT-Pr~iparaten einige Er- fahrungen gesammelt, fiber die im Folgenden berichtet werden soil. Gearbei te t wurde da- bei besonders mit dem yon den Besatzungs- beh6rden zur Verf i igung gestellten , ,DDT- Puder", f e m e r mit den Impr~ignierungsmit- t e ln , ,Lause to" , , ,Lause to-Neu"0 und ,,Lucex"- Puder der Fa rbenfabr iken B a y e r und mit dem Impr~ignierungsmittel , ,Duolit" der B 6 h m e - Fettchemie, Chemnitz . Die Mittel wurden mit dem handelsiiblichen Wirks tof f - gehalt nach vorschriftsm~il3iger Verd i innung angewandt . Mit den Pr~paraten haben wir fiber 70 verschiedene Versuche durchgefiihrt, yon denen hier nur ein Teil ausgewertet ist.

2. V e r s u c h s a n o r d n u n g .

In den meistenF,iUen wurden dieL~iuse auf einen vorbehandelten Stoff gesetzt. Hierfiir benutzten wir Stoffstreifen, die in Petrischalen eingelegt wer- den konnten. Der Stoffstreifen wurde bepudert und der Wirkstoff durda kr,iftiges Biirsten rein verteilt und in den Stoff eingerieben. Die mif den Impdig- nierungsmitteln behandelten Stoffstreifen kamen erst nach dem Trocknen in den Versuch.

Die Zahl der fiir jeden Versuda verwendeten L~iuse schwankte zwischen 10 und 35. Es wurden miSglichst kr,iftige Tiere, also erwachsene L~iuse beiderlei Geschlechts ira Alter yon 8--10 Tagen und Larven des 1.--3. Stadiums aus unserer Labora- toriumszucht ausgew~ihlt. ,:Wilde" L~iuse wurden zum Vergleich herangezogen. Da hungrige L~iuse widerstandsf,ihiger als satte sind, lieBen wit die Tiere nach M~glichkeit 12--20 Stunden vor Ver- suchsbeginn hungern. Die L~iuse wurden in offenen und geschlossenen Petrischalen, z.T. im Brutschrank bei 32 ~ z.T. bei Zimmertemperatur oder konstanten nledrigeren Temperaturen angesetzt. Greifbare Unterschiede ergaben sich hierbei nicht. In den meisten Versuchen wurden die Tiere eine Stunde bei offner Petrischale in den Thermostaten gesetzt, darauf in geschlossener Schale bei 32 ~ oder Zimmer- temperatur weiter beobachtet. Die Kontrollen er- folgten in regelm~iBigen Abst~inden und je nach der Fragestellung bis zum Tode der L~iuse oder zur Feststellung der Zahl der Oberlebenden nach 24 und 48 Stunden. Hierbei wurde nicht nur der All: gemeinzustand der L~iuse registriert, sondern auch die Fiihigkeit zum Blutsaugen dutch Ansetzen auf der bloBen Haut und zur Eiablage gepriift.

1) Nada Versudaen der ,,London School of Hygiene and Tropical Medicine ~ hat Lauseto-Neu die doppelte C, fftwirktmg a3tL l.Aiuse wie ~DT. ]?fir Entlauscngszwec.ke eu t s~ .h t d41ber 5%ige~ Lauseto-Nett lO%i.jem D'Dq'.

3. A l l g e m e i n e W i r k s a m k e i t - u n d V e r g l e i c h v e ~ r s c h i e d e n e r P r ~ i - p a r a t e .

Ganz allgemein kann gesagt werden, dab die Reaktion der L~iuse recht wechselnd ist. Man darf also das Ergebnis eines Versuchs nicht sofort verallgemeinern. Wiederholun- gen be s t immte r Versuche nach 24 oder 48 Stunden unter den gleichen Bedingungen und mit gleichartigen L~iusen zeitigten manch- mal auff~illige Unterschiede im Ergebnis, die nur auf eine wechselnde individueUe Empfind- lichkeit der Lfiuse, unabh~ingig yon ihrem Alter und Ern/ihrungszustand, zuriickgefiihrt werden k6nnen. Die Unterschiede in der Reaktion, die z. T. aus den folgenden Tabel- len zu erkennen sind, betreffen den Grad der Sch~idigung, die Abt6tungszei t und den pro- zentualen Anteil der gesch~idigten Tiere.

Un te r dieser Vorausse tzung miissen die Ergebnisse yon Versuchen gewertet werden, bei denen die Wirksamke i t verschiedener DDT-Pr~iparate verglichen wurde (Tab. 1). In diesen Versuchen waren nach 48 Stunden s/imtliche L/iuse tot. N u r in wenigen Ver- suchen iiberlebten einzeine Tiere 24 Stunden. Ein Vortei l eines bes t immten Pr~iparates oder

Tabelle 1: Vergleich der Wirkung einiger DDT-Pr~iparaie auf Kleiderl~iuse

Nr, P r ~ p a r a t

1 DDT-Puder ,,Duolit"

DDT-Puder 4 .Duolit"

DDT-Puder ,,Lauseto"

7 DDT-Puder 8 ,,Lauseto"

19 DDT-Puder ,,Lauseto"

11 DDT-Puder 12 ,Lauseto" 13 DDT-Puder 14 ,Lauseto" 15 DDT-Puder 16 ,,Lauseto" 17 ,,Lauseto" 18 ,,Duolit" 19 ,,Lauseto" 20 ,,Duolit " 21 ,,Lauseto" 22 ,,Duolit" 23 ,Lucax" 24 DDT-Puder

Alter des behandelten

Stoffes in Tagen

11 1

24 15 5 5 6 6

12 12 34 34 47 47 48 48 56 92 59 95

153 189

1 1

Zahl der Davon iiber- Versuchs- lebend nach

diuse 24 Stunden

20 5 20 5 25 0 25 0 3O 8 30 3 20 0 2O 0 30 0 30 0 30 3 30 2 15 0 15 0 15 4 15 5 30 4 30 6 25 5 25 I0 30 2 30 1 30 ' 5 ~0 I 0

F. W e y e r: Einige Erfahrungen mit DDT- haltigen Entlausungsmitteln 135

TabeHe 2:

Nr.

1 2 3 4 5 6 7 8

9 10 11 12 15 14 15 16 17 18 19

�9 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29

Vergle ida der W i r k u n

P r ~ p a r a t

DDT-Puder DDT-Puder DDT-Puder DDT-Puder DDT-Puder DDT-Puder DDT-Puder DDT-Puder

DDT-Pudef DDT-Puder DDT-Puder DDT-Puder

,,Lauset0" ,,Lauseto" ,,Lauseto" ,,Lauseto" ,,Lauseto" ,,Lauseto" ,,Lauseto" ,,Lauseto" ,J~auseto" .Duolit ~ ,,Duolit" ,,Duolit" ,,Duolit" ,,Duolit" ,,Lucax" ,,Lucax ~ .Lucax"

Al~er d. Z~elrd" behan- delten suchs- ,tolles l~iuse

in Taken

25 25 25 15

15 15 ~.C 36 ~4 25 ~9 30

i )s 25 I ~5 30 1 t8 25 4 t8 30 'J [9 30

30 6 20 12 30 14 30 ~8 15 19 25

1 i3 30 1 ~3 30 2 t9 30

30 ~5 25 12 30

1 ;9 30 2 ~5 ?

1 40 3 20 7 30

, spers is lenz

Davon iiberlebend nach

I 2 3 Tag Tag. Tag.

2 9 6 3 2 6 3

17 0 6 5

1 5 1

14 5 3 0 0 2 5 5 2 0 ? 0 6 0 6 1 0 0

11 2 5

der Impr~ignierungs- gegeniiber der Puder- methode ist nidat zu erkennen. Das gilt auch fiir die Versuche, bei denen "die L~use erst bestimmte Zei t nach der B e h a n d l u n g ' d e r Stoffstreifen in den Versuch kamen.

4. V e r s u c h e z u r W i r k u n g s - p e r s i s t e n z .

Die Wirkungspers is tenz wurde in wei- teren Versuchen gepriift (Tab. 2). Diese Eigenschaft ist ja ein besonderer Vorteil de r DDT-Pr~parate . Auch hier ist wieder eine

deutl iche Schwankung im Ergebnis an sich gleichartiger Versuche zu erkennen (z. B. Nr . 6 u n ' d 7, 9 und 10). Bemerkenswert ist, dab die Wi rkung noch nach fiber einem ] a h r in relativ krMtiger Form besteht (Nr . 11 und 12). Auf d e r andern Seite kann die Abt6- tungszeit schon wesentlich friiher bis zu drei Tagen verl~ingert sein. Aus diesen Versuchen k6nnte man auf eine ger inge l~berlegenheit der Impr~ignierungsmittel ,,Lauseto" und ,,Duolit" gegeniiber dem D D T - P u d e r schlie-

Ben, Selbst 249 und 285 Tage nach der Im- pr~ignierung (Nr . 21 und 26) waren nach 48 Stunden alle L/iuse tot. Die Priiparate hatten zu dieser Zei t also noch eine ausrei- daende Wirksamkei t .

Die Aufbewahrung der mit DDT bepuderten Stoffstreifen fiir 1--3 Stunden bei 60 ~ schien die x,Virkung geringftigig lierabzusetzen, bzw. die Ab- t6tungszeit zu verl~ingern. Von 25 L~iusen lebten noch 11 nach 24 Stunden, yon-16 L~iusen 4 nach 24 Stunden und 1 nach 48 Stunden. Diese Versuchs- reihe ist aber zu unvollsfiindig,, urn daraus weit- reichendere Schltisse zu ziehen.

5. A b t 6 t u n g s z e i t u . n d E i n f l u B a u f N a h r u n g s a u f n a h m e u n d V e r m e h r u n g .

An der Abt6tungszei t ist die Praxis be- sonders interessiert. Relativ h~iufig iiberlebt ein Teil der L~iuse 24 S tunden . Das ist auch aus Tab. 1 u n d 2 zu ersehen. Vielfach, abet nicht iiberwiegend, handelt es sich bei den lSlberlebenden um Larven. Diese Liiuse sind jedoch so s tark gesch~idigt, dab sie sich nidat mehr erholen, sondern im Laufe yon welteren 24 Stunden eingehen. CIberlebende nach 48 Stunden sind eine Ausnahme (Tab. 2 Nr . 3, 5, 10). Die Sp/it totwirkung ist kein groBer Nachteil, wenn die L/iuse in ihren widatigsten Funkt ionen zeitig und irreparabel gest6rt werden. V o n erheblichem prakt ischem Interesse ist daher d i e Frage, ob gesch~idigte L~iuse noch zu saugen und Eier zu legen in der Lage sind. Einige Beobachtungen in dieser Richtung sind in Tab. 5 zusammen- gestellt. Sie beziehen sida lediglich auf V e r - suche mit DDT-Puder . Gleichartige Versuche mit andern Pr~iparaten verliefen negativ. A u s der Tabelle ist z u ersehen, dab zum minde- sten l~ngere Zeit nach der B e h a n d l u n g ' e i n gewisser Prozentsatz der L/iuse nach 24 Stun- den noch Blur saugen kann. Sogar nach 48 Stunden ist Blutaufnahme m6glich. Aller- dings habe ich niemals mit Sidaerheit be- obachtet, dalq eine gesch~digte Laus zweimal gesogen hat. Die L~iuse gingen trotz der Nah rungsau fnahme innerhalb weiterer 24 Stunden ein.

Ahnliches gilt auch ftir die frisch geschliioften Larven. Bekannflich schliipfen aus den mit DDT behandehen Eiern die Larven ohne Beeintr~ichti- gung. Sie gehen erst nach dem Schliipfen und nach der Beriihrung mit dem Wirkstoff zugrunde. Der- artige Larven k6nnen noch Blur saugen, gehen dann abet ein. Das aufgenommene Blur kann nicht mehr verdaut werdem

136 F. We y e r: Einige Erfahrungen mit DDT-haltigen Entlausungsmittela

Nr.

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12

Tabelle 3: Blutaufnahme und Eiablage

nach der Behandlung

P r ~ p a t a t

DDT-Puder DDT-Puder DDT-Puder DDT-Puder DDT-Puder DDT-Puder DDT-Puder DDT-Puder DDT-Puder DDT-Puder DDT-Puder . Lucax"

Alter d. beh~n- delten Stoffes

in Tager

1 6

20 34 59 62

108 185 188 878 448

7

saug~ nada Eiab- suchs- 1 2 [ lage l~iuse Tag Iag.

25 1 25 2 2 36 6 25 5 30 2 16 2 25 4 30 4 25 ~ 72 30 + 30 9 + 30 1

L/iuse, die Blut saugen, k6nnen auch noch Eier legen. Zwei derartige F~ille kamen zur Beobachtung (Tab. 3 Nr. 3 und 5). Auf die Reproduktionsf~higkeit wurde in den meisten Versuchen geachtet u n d es wurden zu diesem Zweck in einigen Versuchen besonders junge und tr~ichtige Weibchen ausgesucht. Aus den abgelegten Eiern schliipften normale Larven. Im ganzen ist die Eiablage bei gesch~idigten Liusen, selbst wenn sie noch Nah rung auf- nehmen, eine Ausnahme.

6. E i n f l u B d e r V e r w e i l d a u e r .

Wesentlich ungiinstiger wird das Ergebnis, wenn die L/iuse nicht lange genug mit dem Wirkstoff in Beri ihrung kommen. In diesen Versuchen wurden die L/iuse bestimmte Zeit nach dem Verweilen auf dem gepuderten oder imprtignierten Stoff abgesammelt und auf unbehandel ten Stoff iibergesetzt. Die wichtigsten Daten aus diesen Versuchen sind in Tab. 4 zusammengeste l l t . Hier wurde lediglich das Verhalten d r Ltiuse 24 Stunden N~. nach Versuchsbeginn gepriift, nicht aber. wie weit die Ltiuse eine Dauerschtidigung erlitten und wann sie eingingen. Aus diesen Ver- 1 suchen ist zu ersehen, dab eine Verweildauer 23 yon 15~30 Minuten bei der in der Praxis 4 iiblichen Konzentrat i6n h~iufig nidat aus- 5 reicht. Die mangelhafte Wi rkung bei zu 6 kurzer Verweildauer ergibt sich auch aus der 87 Zahl der Liuse, die nach 24 Stunden noch 9 Blut 'sogen und Eier absetzten. Demliche 10 Unterschiede zwischen den benutzten Pr~ipa- 11 12 raten zeigten sich auch hier nicht. In einem 13 Versuch mit einstiindiger Verweildauer lebten 14

yon 10 mit D D T behandelten L~iusen nach 48 Stunden noch 4, yon denen 3 Blut sogen, nach 3 2-agen 2, yon denen eine sog. Noch nach 4Tagen zeigte eine Laus schwache Beweg- lichkeit. Im Parallelversuch mit ,,Duolit" leb- ten nach 48 Stunden yon 10 L~iusen noch 5, yon denen 2 Blur sogen, nach 3 Tagen no& 2, die aber nicht mehr stechen und saugen konnten. Auch in diesen Versuchen traten die bereits eingangs erw~hnten individuellen Resistenzschwankungen deutlich zutage.

7. E i n f l u B v o n D D T a u f R i c k e t t - s i e n .

Da in dieser fiir die Fleckfieberbek/impfung wicht;gen Frage anfangs widerspruchsvolle Ansichten bestanden, wurden Versuche an- gesetzt, um zu priifen, ob Fleckfieber-Rickett- sien - - wir arbeiteten mit Ri. mooseri und 3 verschiedenen Sttimmen von Ri. prowazeki - - bei der Abt6tung der L/iuse mit DDT- haltigen Mitteln ebenfalls geschtidigt wiirden. In 3 Versuchen wurden infizierte Ltiuse nach dem Aufenthal t auf einem mit D D T und ,,Lauseto" behandelten Stoffstreifen ver- arbeitet. Die Einwirkungszeit betrug 2 bis 24 Stunden, ein Teil der L~iuse war-berei ts tot. Die aus diesen gesch/idigten oder toten Tieren isolierten Rickettsten hatten bei der Uber t ragung auf gesunde L/iuse und Mtiuse ihre Vermehrungsf/ihigkeit, intrazellul/ire Lage und Virulenz behalten und konnten in Passagen weitergefiihrt werden. In 4 Ver- suchen wurden die Ltiuse durch rectale

Tabelle 4: EinfluB der Verweildauer au[ den Abt6iungserfolg

Ver- P r ~ i p a r a t weil-

dauer

DDT-Puder 1 5Min. DDT-Puder J 5 . DDT-Puder 10 . DDT-Puder 15 . DDT-Puder 30 ,, DDT-Puder 1 Std.

,,Duolit" 1 . ,,Lauseto" 5 Min ,,Lauseto ~ 15 .

.Lauseto-Neu" 2 . ,,Lauseto-Neu ~ 3 0 . .Lauseto-Neu ~ 1 Std. ,,Lauseto-Neu" 4 . .Lauseto-Neu" 7 .

z~k~f._ sucbs- l~iuse

I0 10 10 10 10 10 10 10 10 25 25 60 25 25

] v i Da on iiberlb.

nach 24 Std.

10 6

10 8

10 9 8 6 8

23 16 56 0 0

D'avon Ei-

24 Std.

O + 5 0 8 + O 8 5 5 + 8 + !4 + 2 0 + 0 0

F. Weyer: Einige Erfahrungen mit

Applikation tier DDT-Pr,iparate (DDT- Puder, Lauseto, Duolit) abget6tet. In diesem Fall mugte der Wirkstoff also mit den Ridcettsien direkt in BeriJhrung kommen. In Vorversuchen mit gesunden L~usen ergab sich, dab die Tiere eine derartige Behand- lung z. T. ohne Schaden iiberstehen. Ge- w6hnlich gingen die L~iuse erst nach 48 bis 72 Stunden ein. Einige Tiere sogen noch nach 3 Tagen Blur und die Weibchen legten Eier. Es wurde nicht untersucht, ob die Sch~idigung der L~iuse durch den DDT-Wirkstoff tiber den Darm erfolgte oder durch Beriihrung der vom Darm ausgeschiedenen Wirkstoffteile oder aber dutch den Emulgator. Die fiJr diesen Versuch verarbeiteten L/iuse waren s/imtlich tot. Die Verarbeitung erfolgte 3 bis 48 Stunden nach der Einspritzung und mehrere Stunden nach dem Tode der Tiere. In 2 Versuchen mit ,,Lauseto" und ,,Duolit" hatten auch bei dieser Behandlung die Rickettsien ihre Lebensf~higkeit und Viru- lenz behalten. In den 2 negativen Versuchen waren die L/iuse zu lange nach dem Tode verarbeitet worden, so dab die Rickettsien in- zwischen abgestotben waren.

8. S c h l u B f o l g e r u n g e n .

Der Wert von DDT his L/iuse- bek~impfungsmittel und die Vorteile gegen- i~ber andem Insektiziden brauchen nicht mehr betont zu werden. Unsere Versuche stellen in dieser Beziehung n u t eine Best~iti- gung anderer Erfahrun~en') dar. Besonders eindrucksvoll waren dabei die lange Wir- kungspersistenz und die sehr friahe Sistie- rung der Eiablage. Es lag uns mehr daran, einige der Ursachen fiir das gelegentlich be- obadatete Versagen yon DDT-Puder aufzu- zeigen. Solche Ursachen liegen offenbar vor- wiegend in einem zu kurzen Kontakt zwi- schen L/iusen und Wirkstoff und in einer gewissen Resistenz einzelner L/iuse. Vollst~in- dig resistente Tiere, wie das neuerdings ftir Fliegen behauptet wird, haben wir nicht ge- sehen. Vereinzelte iiberlebende oder weniger gesda~idigte L/iuse, die noch bis zu 3 Tagen nach der Be_handlung Blut saugen und Eier absetzen, k/Snnen aber Anlat3 fiir ein erneutes Aufflackern der Vdrlausung werden.

Ein Nachteil der DDT-Pr/iparate be- steht in der Sp~ittotwirkung und in der

t) Vergl. z. B, E d d y u. C a r s o n , Effects of D D T en the body louse. J. econ. Ent. 59, 759, 1946.

DDT-haltigen Entlausungsmitteln 187

fehlenden Wirkung auf die Nissen. Das Schliipfen der Larven kann dur die Be- handlung Verz/Sgert sein. In unseren Ver- suchen schliipften die Larven z. T. bis zu 4 Tagen sp/iter als unbehandelte Kontroll- nissen. BeriJcksichtigt man, dab diese Larven selbst bei sofortigem Kontakt mit dem Wirk- stoff noch 2 Tage leben k6nnen, so kommt man zu einer ,,Quarant/inezeit" yon wenig- stens 12 Tagen, wenn man d ie Entlausung einer Person gewissenhaft kontrollieren will. Das ist auch der Grund, weshalb in der Pra- xis der ambulanten Entlausung und i n den Aufnahmestationen der Krankenh/iuser un- gern mit DDT gearbeitet wird und yon h'er aus immer wieder die Forderung nach einem schnell wirkenden Entlausungsmittel erhoben wird, dessen Wirkung sofort kontrolliert werden kann. Im Rahmen der Fleckfieber- bek~mpfung ist die mangdnde Wirkung yon DDT auf Rickettsien ein weiterer Nachteil. Die L~use k(Jnnen noch 18ngere Zeit nach der Behandlung infekti/Ssen Kot absetzen. Der mit DDT arbeitende Praktiker muff diese Fehlerquellen kennen, um Fehlschl/ige zu ver- meiden. Damit ergeben sich fiJr die Weiter- entwicklung dieser hervorragenden Insekti- zide die Forderungen nach einer schnelleren t6dlichen Wirkung, einer Wirkung auf die Eier und einer Wirkung auf die Rickettsien, die vielleicht dutch Kombination mit andern Substanzen zu verwirklichen sein werden.

Z u s a m m e n f a s s u n g

1. Bei vergleichender Untersuchung einiger Han- delspr~iparate auf DDT-Grundlage ergab sich unter verschiedenen Bedingungen eine ann~ihernd glei~ gute Wirkung auf Kleiderl~iuse. Die Reaktion der L~iuse ist individuellen Schwankungen unterworfen.

2. Der Effekt ist in weiten Grenzen unabh~ingig yon der Temperatur. Von besonderer Bedeutung ist eine ausrehchende Verweildauer. Die Wirkungs- persistenz betrug mehrere Monate.

3. Ein wesentlicher Effekt besteht in der wenige Stunden nach der Behandlung einsetzenden StiSrung der Nahrungsaufnahme und Eiproduktion. Kommt es bei individueller Resistenz oder zu knapper Ver- weildauer noch zur Blutaufnahme, so wird dadurch die tSdliche Wirkung nicht aufgehoben. Auch die aus den Nissen schliJpfenden Larven gehen nach dem Kontakt mit dem Wirkstoff trotz Blutaufnahme ein. Andererseits kSnnen yon solchen L~usen abge- setzte Nissen Anlat3 zu einer erneuten Verlausung werden.

4. Der DDT-Wirkstoff hat bei infizierten Liiusen keinen sch~idigenden Einflut3 auf die Rickettsien.