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www.unibw.de/beschaffung
Einkauf der Zukunft:Digitale Prozesse und
digitale Geschäftsmodelle mit Lieferanten
Digitaler Innovationsgipfel23. September 2020
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Digitalisierung: „Alter Wein in neuen Schläuchen“? Oder „Dschungel der Möglichkeiten“?
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Digitalisierung und Innovation
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Smartphone-Hersteller verkauftFahrradhelme
Fahrradhelm kann blinken, wirddurch AppleWatch gesteuert
Fahrradhelm löst die Speicherungder gefahrenen Daten in zentraler„Health“-App auf dem iPhone aus
→ Neue Formen von Geschäftsmodellenund der Zusammenarbeit(wer ist Lieferant von wem?)
→ Softwareanteil auch in vermeintlich„klassischer“ Hardware
→ Bedeutung (und Wert) von Daten imAustausch
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Digitalisierung und Innovationen
› World Economic Forum 2011:“Data is the new oil”
› Bereits heute werden Daten im Fahrzeug gesammelt1)
› Mercedes B-Klasse: z.B. alle zwei Minuten GPS-Position des Fahrzeugs, Kilometerstand, Verbrauch, Reifendruck, Zahl der Gurtstraffungen
› Elektroauto Renault Zoe: z.B. beliebige Informationen auslesbar für Ferndiagnosen Pannenfall; Aufladen der Batterie kann verhindert werden, wenn der Käufer mit den Leasing-Raten in Rückstand ist
› BMW i3: z.B. Anzahl der eingelegten CDsund DVDs, 100 letzten Abstellpositionen des Fahrzeugs
› Pro Stunde produziert ein ConnectedCar ca. 25 GB Daten
1) Quelle: ADAC (2016) Welche Daten sammelt das Auto? https://adac-blog.de/diese-daten-sammelt-unser-auto/
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Digitalisierung und Geschäftsmodellinnovationen
Musik 2.0
Digitale Inhalte (CD) Physische
Distribution
Klassischer Kauf
Musik 1.0
Analoge Inhalte (Schallplatte, Kassette)
Physische Distribution
Klassischer Kauf
Musik 3.0
Digitale Inhalte (MP3, u.ä.)
Digitale Distribution (iTunes)
Klassischer Kauf
Musik 4.0
Ortsunabhängiger, digitaler Leistungsfluss (Streaming)
Nutzungsabhängiger Zahlungsfluss
Evolution Leistungsfluss
( )
Evolution Finanzmittelfluss
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… und was bedeutet das für den (öffentlichen) Einkauf?
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Stufe 1: Digitale BeschaffungsprozesseDigitalisierung der Beschaffungsaufgabe
Fokus Prozesseffizienz(„Software is eating administration“)
Stufe 2: Digitale BeschaffungsobjekteDigitalisierung des Beschaffungsergebnisses
Fokus Beschaffungsmärkte und Lieferantengewinnung(„Software is eating markets“)
Stufe 3: Digitale Geschäftsmodelle mit LieferantenDigitalisierung der Wertschöpfungskette
Fokus Beschaffungsperformance(„Services are eating software“)
Digitalisierungsfokus:Verfahren
Digitalisierungsfokus:Märkte
Digitalisierungsfokus:Lieferanten
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Ausgangspunkt: Das Vergaberecht ist nicht das Problem –Plädoyer für einen differenzierten Ansatz zur Digitalisierung
Wirtschaftlichkeit und Innovation als Grundsatz der Vergabe
§ 97 (1) – (4) GWB
(1) Öffentliche Aufträge und Konzessionen werden im Wettbewerb und im Wege transparenter Verfahren vergeben. Dabei werden die Grundsätze derWirtschaftlichkeit und der Verhältnismäßigkeitgewahrt.
(2) Die Teilnehmer an einem Vergabeverfahren sind gleich zu behandeln, es sei denn, eine Ungleichbehandlung ist aufgrund dieses Gesetzes ausdrücklich geboten oder gestattet.
(3) Bei der Vergabe werden Aspekte der Qualität und der Innovation sowie soziale und umweltbezogene Aspekte nach Maßgabe dieses Teils berücksichtigt.
(4) Mittelständische Interessen sind bei der Vergabe öffentlicher Aufträge vornehmlich zu berücksichtigen.
Stufe 1
Stufe 2
Stufe 3Wie beauftragen wir Lieferanten?(wirtschaftliche und verhältnis-mäßige Austauschbeziehungen)
Wie bearbeiten wir Märkte?(wirtschaftliche und verhältnis-mäßige Markterkundung)
Wie betreiben wir unsereBeschaffungsprozesse?(wirtschaftliche und verhältnis-mäßige Vergaben)
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Vergaberechtlicher Digitalisierungsfokus: Stufen 1 und 2
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• Klare Präferenz der Politik und des Normgebers für eine digitale öffentlichen BeschaffungFokus primär auf Stufe 1(Digitale Prozesse / Verfahren) und vereinzelt auf Stufe 2 (Digitale Märkte)
Ergebnis:
§§ 17-19 UVgO, § 120 GWB § 38 (3) UVgO
§§ 27 ff. UVgO
• Wiederkehrende Bezüge zu Internetportalen (bspw. BeschafferprofilIm Internet, Auftragsbekanntmachungen Internetseiten des Auftraggebers, etc.)
Befürwortung des Gesetzesgebers für Digitalisierung
§ 97 (5) GWB, § 9 (1) VgV
• Pflicht zur elektronischen Vergabe für öffentliche Auftraggeber im Oberschwellenbereich
Klare Tendenz zur Digitalisierung und elektronischen Lösungen
EU-Richtlinie 2014/55/EU
• Pflicht für alle öffentlichen Auftraggeber des Bundes zum Empfang und Verarbeitung elektronischer Rechnungen in Form von „XRechnungen“ bis Ende November 2019
• Demonstration der digitalisierten Zukunft im öffentlichen Sektor
Ziel der Bundesregierung für 2019
• „Schaffung eines durchgängig digitalisierten, medienbruchfreien und ressortübergreifenden Einkaufprozesses – von der Bedarfsermittlung über die Beschaffung bis zur Rechnungsstellung“
• Deutliche Zielsetzung für eine digitalisierte Beschaffung
Quelle: Bundesregierung (2019), tps://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/digital-made-in-de/digitalisierung-der-oeffentlichen-beschaffung-elektronische-vergabe-vergabestatistik-wettbewerbsregister-1547012/,
• Vorgabe des Auftraggebers ab dem 01.01.2020, dass Unternehmen ihre Teilnahmeanträge und Angebote ausschließlich mithilfe elektronischer Mittel übermitteln sollen
Präferenz des Normgebers für elektronische Kommunikation
• Explizite Gesetzgebungen zu elektronischen Lösungen (bspw. dynamisches Beschaffungssystem, e-Auktionen, e-Kataloge)
Forderung und Förderung nach einem höheren Maß an Digitalisierung in der öffentlichen Auftragsvergabe
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Stufe 1: Digitale Beschaffungsprozesse„Verfahrensorientierung“
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Stufe 1
Stufe 2
Stufe 3
Wichtig: B2B-, nicht B2C-Angebote nutzen (Organisationskonto mit Unterkonten)Wichtig: Rolle des Marktplatzes klären (Vermittlungsfunktion vs. direkte Auftragnehmerschaft)
Elektronische Vergaben(strategischer Beschaffungsfokus)
Elektronische Marktplätze(Bestellfokus)
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Digitale Beschaffungsprozesse:Zahl elektronischer Angebote nimmt deutlich zu
Innovative öffentliche BeschaffungTED-Daten-Auswertung
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Insgesamt verfügbare Bekanntmachungen (CAN) = 1.733.852
Quelle: Ergebnis eigener Analyse der TED-Datenbank mit Stand zum 12.07.2019
336 5.235 7.083 9.753
180.337
201320122009 2010 2014 2015
17.874
2011 2016 2017 2018
13.81624.080
141.570 147.982156.715 156.521 159.442 162.389
172.600
213.795
242.357
36.216
+35% +38% +42%+29% +35%
+50%
CAN mit elektronischer AngebotsabgabeCAN ohne elektronische Angebotsabgabe
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Fokus Prozesseffizienz: Potentiale aus der Nutzung elektronischer Marktplätze (international)
12Quelle: Puschmann and Alt (2005), Successful Use of e-Procurement in Supply Chains, Supply Chain Management,
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Fokus Prozesseffizienz: Warum werden elektronische B2B-Marktplätze genutzt?
13Quelle: Statista (2020): Umfrage in Österreich, Deutschland, Schweiz vom 21.08.2017 bis 25.09.2017; 1.313 Einkäufer; statista.com
36,3%
18,9%16,6%
13,6%9,7%
0,0%
5,0%
10,0%
15,0%
20,0%
25,0%
30,0%
35,0%
40,0%
Schnelle Findbarkeitvon Produkten
Vergleich der Kosten Große Auswahl anProdukten
Vergleichbarkeit derProdukte
Qualität der Produkte
Ante
il de
r Bef
ragt
en
Prozess(Finden, Vergleichen, Auswählen)
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Stufe 2: Digitale Beschaffungsobjekte„Marktorientierung“
14
Stufe 1
Stufe 2
Stufe 3Elektronische Markterkundung
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Warum digitale Marktorientierung?
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Realität der Lieferantenbeziehung
Umfassender Lieferantenwettbewerb de facto nicht gegeben
Zwischen 2006 und 2016 ist die Zahl der Ausschreibungen, bei denen nur ein Angebot vorgelegt wurde, von 17 % auf 30 % gestiegen. Die durchschnittliche Zahl der Angebote je Ausschreibung ging im selben Zeitraum von 5 auf 3 zurück.
Die durchschnittliche Zahl der Angebote im Verteidigungs-und Sicherheitsbereich ist zwischen 2009 und 2017 von knapp über 7 auf knapp unter 2 Angebote zurückgegangen. Die durchschnittliche Zahl der Angebote über den Gesamtzeitraum zwischen 2009 und 2017 liegt bei 3,64.
In Deutschland machen die rein auf dem Zuschlagskriterium Preis basierenden Vergaben im Zeitraum von 2009 bis 2017 rund 48% aller Vergaben aus.
Im Bereich der Verteidigungs- und Sicherheitsleistungen liegen sie für den gleichen Zeitraum bei über 53%.
Rückgang der Angebote Nur-Preis-Zuschlag
Quelle: Eßig/von Deimling (2019); Europäische Kommission (2017), S. 6
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Warum digitale Markterkundung?
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(1) Vor der Einleitung eines Vergabeverfahrens darf der öffentliche Auftraggeber Markterkundungen zur Vorbereitung der Auftragsvergabe und zur Unterrichtung der Unternehmen über seine Auftragsvergabepläne und -anforderungen durchführen.
(2) Die Durchführung von Vergabeverfahren lediglich zur Markterkundung und zum Zwecke der Kosten-oder Preisermittlung ist unzulässig.
Markterkundung (gem. VgV § 28)
Nutzung der Möglichkeiten der Markterkundung
Situation „heute“´:Wie kann ich „jetzige“ Lieferanten motivieren?
Situation „morgen“:Wer werden meine zukünftigen Lieferanten sein?
Richtungen der Markterkundung
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Warum digitale Markterkundung?Lieferanten der „Zukunft“
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Wertvollste Unternehmen (Börsenwert) im Zeitvergleich
1. General Motors
AutosUSA
2. Ford AutosUSA
3. General Electric
ElektronikUSA
4. Chrysler AutosUSA
5. Mobil ÖlUSA
1967
1. IBM Techn.USA
2. Exxon Mobil
Öl & GasUSA
3. Schlum-berger
Öl & GasUSA
4. Chevron Öl & GasUSA
5. BP Öl & GasUK
1980
1. General Electric
IndustrieUSA
2. Exxon Mobil
Öl & GasUSA
3. Pfizer PharmaUSA
4. Cisco Systems
Techn.USA
5. Wal Mart HandelUSA
2000
1. Apple Techn.USA
2. Alphabet Techn.USA
3. Microsoft Techn,USA
4. Amazon Techn.USA
5. Facebook Techn.USA
2017
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Warum digitale Markterkundung?Lieferanten der „Zukunft“
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Abhängigkeit von Lieferanten und „digitale Souveränität“
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Stufe 3: Digitale Geschäftsmodelle„Lieferantenorientierung“
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Stufe 1
Stufe 2
Stufe 3Elektronische Vertragskonstrukte:„Smart Contracts“ / „Performance Based Contracts“
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Digitale Geschäftsmodelle:Welche Zuschlagskriterien stehen im Mittelpunkt?
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85%
83%
83%
76%
72%
72%
71%
70%
49%
42%
10%
14%
13%
11%
26%
24%
23%
25%
47%
57%
12%
13%
85%
97%
6%
Spanien 10.678
31.249
Dänemark 2.172
Belgien 5.718
4.426
VereinigtesKönigreich
Polen 18.221
Norwegen
3.651
Deutschland
11.571
Niederlande 4.660
Frankreich 39.829
Österreich 3.79
Bulgarien
Italien 8.388
Auftragsbekanntmachungen 2016:
SonstigeNiedrigster PreisWirtschaftlichstes Angebot
Entwicklung der Bezuschlagung nach dem Wirtsch-Prinzip:
2013 2014 2015 2016
10%
80%
90%
100%
20%
0%
60%
70%
50%
40%
30%
Polen
Frankreich
Italien
Bulgarien
VereinigtesKönigreich
Deutschland
Österreich
Niederlande
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Digitale Geschäftsmodelle:Beispiel „Reifen“
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Digitale Geschäftsmodelle:Beispiel „Hotelbetten“
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Hersteller für hochwertige Betten
und Matratzen Hotellerie
Liefert Betten und hochwertige Matratzen (bleiben Eigentum d. Herstellers)
In den Betten verbaute Sensorik liefert Informationen über Nutzung des Bettes
Bezahlung eines festen Preises ausschließlich für genutzte Betten
(also nur, wenn in dem Bett tatsächlich eine Person schläft)
Neue Services: z.B. Organisation der gleichmäßigen Abnutzung der Matratzen
über Matratzentausch
Betten als wichtiges Instrument für zufriedene und loyale, wiederkehrende Gäste, Hochwertige Betten aber sehr teuer in der Anschaffung
Quelle: https://www.hantermann.com/leasing
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Digitale Geschäftsmodelle:Anreizorientierte, „smarte“ Verträge
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Eingangsgrößen (Ressourcen)
[Input]
Transformation / Prozess
[Throughput]
Produkt(e) und Dienstleistung(en)
[Output]
Wirkung und Nutzen / Ziele
[Outcome]
Ergebnis-/Leistungsorientierte Verträge
Beabsichtigte Auswirkungen , Folgen, Lsg. von
Problemstellungen
Qualität, Zeitpunkt, Menge, Ort, Verfügbarkeit,
Verlässlichkeit, Kosten (Lebenszykluskosten), etc.
Ergebnisorientiertes Leistungsverständnis
(i.S.e. messbaren Zielerreichungsgrades bzw.
Indikatoren)
= Anreize für ein bestmögliches Ergebnis bzw. bestmöglichen Nutzen mit dem Lieferanten in den Mittelpunkt stellen/ vereinbaren und digitale Technologien nutzen, um das zu ermöglichen
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„Software is eating the world“ …… „but services are eating software“
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“Kilometer statt Reifen”oder gar
“Verbrauchsbezogen”
„professionell verwaltete Geräteausstattung zu fixen monatlichen Kosten“
“Null-Euro-Drucker und pay-per-print”
betreiben einer flexiblen Produktionsanlage als Schlüsselkompetenz für die
Automobilindustrie (hier Chrysler und die Marke Jeep)
“Garantien für den Verbrauch von Strom oder bei Emissionen
werden vergütet”
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Digitalisierung ist mehr als e-Vergabe…
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Stufe 1: Digitale BeschaffungsprozesseDigitalisierung der Beschaffungsaufgabe
Fokus Prozesseffizienz(„Software is eating administration“)
Stufe 2: Digitale BeschaffungsobjekteDigitalisierung des Beschaffungsergebnisses
Fokus Beschaffungsmärkte und Lieferantengewinnung(„Software is eating markets“)
Stufe 3: Digitale Geschäftsmodelle mit LieferantenDigitalisierung der Wertschöpfungskette
Fokus Beschaffungsperformance(„Services are eating software“)
Digitalisierungsfokus:Verfahren
Digitalisierungsfokus:Märkte
Digitalisierungsfokus:Lieferanten