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CULTURCON medien BEESKOW EINST UND JETZT

Einst & Jetzt: Beeskow

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CULTURCON medien Redaktion: MOZ-Redaktion GmbH Andreas Oppermann (Projektleitung), Gitta Dietrich (Redaktion) und Lokalredaktion Beeskow Gestaltung: Kathrin Strahl, Berlin Druck: Silber Druck OHG, Niestetal Berlin / Wildeshausen 2011 Alle Rechte vorbehalten. ISBN 978-3-941092-76-1 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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CULTURCON medien

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ISBN 978-3-941092-76-1

„Beeskow ist nicht so schlimm, als es klingt“ schrieb Theodor Fontane in sein Tagebuch, nachdem er 1862 in der Mönchsherberge übernachtet hatte. Seine Antipathie hing wohl mit seiner schwierigen famili-ären Beziehung zu Beeskow zusammen: Seine Frau Emelie wurde hier als uneheliche Tochter geboren. Und das galt damals als ehrenrührig. Der moderne

Fontane würde sich heute sicher korrigieren, wenn er das gegenwärtige Beeskow sehen könnte. Das Buch

„Einst und Jetzt“, das mit faktenreichen Texten und fotografischen Gegenüberstellungen vom Vergehen und Werden in der Stadt erzählt, würde ihn auf eine spannende Zeitreise mitnehmen.

B E E S K O W

EINST uNd JETZT

EINST uND JETZTBEESKOW

Texte:Dieter Gutsche

Fotos:Jörn Tornow,Dieter Gutsche (S. 47)

Historische Aufnahmen:Stadtarchiv Beeskow,Stadtverwaltung Beeskow (S. 72), Privatarchiv Krumnow (S. 48), Privatarchiv Keil (S. 52, S. 62)

Dank an die Mitarbeiter der Beeskower Stadt-bibliothek und des Stadtarchivs für die Unter-stützung bei der Recherche.

Frank Mangelsdorf (Hg.)

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Die Stadt kommt wuchtiger daher, als sie ist. Schon aus der Ferne grüßt Sankt Marien. Die Kirche, An-fang des 16. Jahrhunderts nach mehr als 130-jäh-riger Bauzeit fertiggestellt, ist etwas gewaltig für die Kleinstadt geraten. Doch das mittelalterliche Beeskow, dessen slawischer Name einst eine von Sumpf umgebene Insel bezeichnete, wollte wohl dem nahen Frankfurt (Oder) und seiner Marienkir-che nicht nachstehen. Seither überragt Sankt Ma-rien alles in Beeskow und gibt der Silhouette der Stadt ihr Gesicht.

Wieder, muss man sagen. Denn im April 1945 war das einst von Fontane als einer der schönsten Back-steinkirchen der Mark gerühmte Gebäude nach einem Artilleriebeschuss ausgebrannt. Über Jahr-zehnte blieb das Gotteshaus eine Ruine, nur das Südschiff konnte von der Kirchengemeinde genutzt werden. Als dann auch das Dach der Sakristei in den 1970er Jahren einzustürzen drohte, begannen be-herzte Beeskower noch zu DDR-Zeiten, ihre Kirche zu retten. Vom Staat war keine Hilfe zu erwarten – und so könnten die Geschichten, die sich um die Materialbeschaffung ranken, ganze Bände füllen.

Seit 2002 sind Dach und Turmspitze komplett. Der Innenausbau wird noch eine Weile brauchen.

Längst hat man in Beeskow Grund, stolz zu sein. So viel ist im Ort geschehen. Herausgeputzte Häu-ser säumen den Marktplatz. Die Altstadt erstrahlt in neuem Glanz. Die Stadtmauer ist bis auf die Tore noch zu großen Teilen erhalten. Die Burg auf der Spreeinsel gehörte im 16. Jahrhundert den Bi-schöfen von Lebus, die sie zum Residenzschloss ausbauten. Heute beherbergt sie das Kultur- und Bildungszentrum des Landkreises Oder-Spree. Dort werden immer wieder Bilder und Skulpturen gezeigt, die in der DDR im Auftrag von staatlichen Institu-tionen, Parteien und Betrieben entstanden. Diese Auftragskunst wird in Beeskow gesammelt. Und noch eine Besonderheit hat die Stadt aufzuweisen: Seit 1993 hat Beeskow einen Burgschreiber. Die Stelle wird vom Kreis und von der Stadt Beeskow in Zusammenarbeit mit Brandenburgs Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur finanziert.

Frank MangelsdorfChefredakteur der Märkischen Oderzeitung

Einführung

ISBN 978-3-941092-76-1

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

CULTURCON medien Bernd Oeljeschläger Choriner Straße 1, 10119 Berlin Telefon 030 / 34398440, Telefax 030 / 34398442 Ottostraße 5, 27793 Wildeshausen Telefon 04431 / 9559878, Telefax 04431 / 9559879 www.culturcon.de

Redaktion: MOZ-Redaktion GmbH Andreas Oppermann (Projektleitung), Gitta Dietrich (Redaktion)und Lokalredaktion BeeskowGestaltung: Kathrin Strahl, BerlinDruck: Silber Druck OHG, NiestetalBerlin / Wildeshausen 2011Alle Rechte vorbehalten.

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Die Stadt kommt wuchtiger daher, als sie ist. Schon aus der Ferne grüßt Sankt Marien. Die Kirche, An-fang des 16. Jahrhunderts nach mehr als 130-jäh-riger Bauzeit fertiggestellt, ist etwas gewaltig für die Kleinstadt geraten. Doch das mittelalterliche Beeskow, dessen slawischer Name einst eine von Sumpf umgebene Insel bezeichnete, wollte wohl dem nahen Frankfurt (Oder) und seiner Marienkir-che nicht nachstehen. Seither überragt Sankt Ma-rien alles in Beeskow und gibt der Silhouette der Stadt ihr Gesicht.

Wieder, muss man sagen. Denn im April 1945 war das einst von Fontane als einer der schönsten Back-steinkirchen der Mark gerühmte Gebäude nach einem Artilleriebeschuss ausgebrannt. Über Jahr-zehnte blieb das Gotteshaus eine Ruine, nur das Südschiff konnte von der Kirchengemeinde genutzt werden. Als dann auch das Dach der Sakristei in den 1970er Jahren einzustürzen drohte, begannen be-herzte Beeskower noch zu DDR-Zeiten, ihre Kirche zu retten. Vom Staat war keine Hilfe zu erwarten – und so könnten die Geschichten, die sich um die Materialbeschaffung ranken, ganze Bände füllen.

Seit 2002 sind Dach und Turmspitze komplett. Der Innenausbau wird noch eine Weile brauchen.

Längst hat man in Beeskow Grund, stolz zu sein. So viel ist im Ort geschehen. Herausgeputzte Häu-ser säumen den Marktplatz. Die Altstadt erstrahlt in neuem Glanz. Die Stadtmauer ist bis auf die Tore noch zu großen Teilen erhalten. Die Burg auf der Spreeinsel gehörte im 16. Jahrhundert den Bi-schöfen von Lebus, die sie zum Residenzschloss ausbauten. Heute beherbergt sie das Kultur- und Bildungszentrum des Landkreises Oder-Spree. Dort werden immer wieder Bilder und Skulpturen gezeigt, die in der DDR im Auftrag von staatlichen Institu-tionen, Parteien und Betrieben entstanden. Diese Auftragskunst wird in Beeskow gesammelt. Und noch eine Besonderheit hat die Stadt aufzuweisen: Seit 1993 hat Beeskow einen Burgschreiber. Die Stelle wird vom Kreis und von der Stadt Beeskow in Zusammenarbeit mit Brandenburgs Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur finanziert.

Frank MangelsdorfChefredakteur der Märkischen Oderzeitung

Einführung

ISBN 978-3-941092-76-1

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

CULTURCON medien Bernd Oeljeschläger Choriner Straße 1, 10119 Berlin Telefon 030 / 34398440, Telefax 030 / 34398442 Ottostraße 5, 27793 Wildeshausen Telefon 04431 / 9559878, Telefax 04431 / 9559879 www.culturcon.de

Redaktion: MOZ-Redaktion GmbH Andreas Oppermann (Projektleitung), Gitta Dietrich (Redaktion)und Lokalredaktion BeeskowGestaltung: Kathrin Strahl, BerlinDruck: Silber Druck OHG, NiestetalBerlin / Wildeshausen 2011Alle Rechte vorbehalten.

inhALTgrussworT

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich lade Sie zu einem Spaziergang durch Vergan-genheit und Gegenwart der Stadt Beeskow ein.

Vieles ist seit Anfang der 1990er Jahre geschehen. Wahrscheinlich hat die Stadt bis zu diesem Zeit-punkt eine solch umfassende bauliche Entwicklung in ihrer gesamten Stadtgeschichte noch nicht er-fahren. Dass dies so gekommen ist, ist sicherlich in erster Linie ein Verdienst derer, die in Stadtverwal-tung und Stadtverordnetenversammlung in den An-fangsjahren nach der demokratischen Veränderung Verantwortung trugen. Viele private Eigentümer und Bauherren haben sich ebenso dem historischen Ambiente verpflichtet gefühlt. So war es zwangs-läufig, dass Beeskow zu den Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ gehörte und sich bis heute gemein-sam mit 30 weiteren Mitgliedsstädten aktiv in die Arbeitsgemeinschaft einbringt.

In den vorbereitenden Untersuchungen zur Stadt-sanierung aus dem Jahre 1991 sind klare Aussagen enthalten, welchen Herausforderungen sich die Stadt stellen muss. Neben der Gebäudesanierung

war ein Schwerpunkt die Stadtbildaufwertung. Klug und mit Gespür für die neuzeitlichen Entwick-lungen wurde der Sanierungsprozess vorangetrie-ben und dabei besonderer Wert auf eine nachhal-tige Stadtentwicklung gelegt. Manchmal bedurfte es dazu viel Überzeugungsarbeit. Getragen war der Prozess im Kern von der Liebe vieler Beeskowerin-nen und Beeskower zu ihrer Stadt.

Ganz gleich, welcher Blickwinkel Ihr besonderes Interesse findet: Historie, Kunst und Kultur, Na-tur, Wohnen und Einkaufen, Arbeit oder Freizeit – Beeskow hat viel zu erzählen und jede Menge zu bieten. Bleibende Stadterinnerungen vermitteln geführte Stadtrundgänge, die zu den schmucken Häusern und den verborgenen Winkeln der histori-schen Altstadt führen. Nach einem Bummel durch die Innenstadt laden Restaurants und Cafés zum Verweilen ein.

Erleben Sie Beeskow und schließen auch Sie Beeskow in Ihr Herz.

IhrFrank SteffenBürgermeister der Stadt Beeskow

50 _ 1930 Kammerlichtspiele

52 _ 1980 Keils Ecke

54 _ um 1960 Mönchsherberge

56 _ um 1920 Kleine Spreebrücke

58 _ um 1960 Alte Schule

60 _ um 1999 Kupferschmiede

62 _ 1934 Bootshaus des Rudersportvereins

64 _ 1928 Katholische Kirche „Heilig Geist“

66 _ um 1925 Bodelschwinghstraße 39

68 _ um 1920 Darrturm

70 _ um 1900 Brandstraße

72 _ 2008 Hüfnerhaus

74 _ um 1910 Schützenhaus

76 _ 1931 Spreebrücke

78 _ 1927 Sportzentrum Bertholdplatz

80 _ um 1920 Alte Stärkefabrik/Spreepark

82 _ um 1900 Storchenturm mit Stadtmauer

84 _ um 1930 Mäuseturm

86 _ um 1960 Vom Hafen zur Wasserwelt

88 _ um 1930 Nadelwehr

90_ um 1900 Marktplatz

92_ nach 1945 Kirchplatz

6 _ um 1930 Rathaus

8 _ 1945 Nordansicht der Stadt

10 _ Vor 1995 Kirchgasse 2

12 _ um 1950 Östliche Breite Straße

14 _ um 1930 Luckauer Tor

16 _ um 1955 Ecke Berliner/Breite Straße

18 _ um 1910 Berliner Straße 20 _ um 1920 Junker-/Bodelschwinghstraße 22 _ um 1930 Bahnhof 24 _ Vor 1888 Kaiserliches Postamt 26 _ Vor 1918 Hotel „Zum grünen Baum“ 28 _ um 1920 Münzturm 30 _ Vor 1990 Eckhaus Bodelschwinghstraße 32 _ 1907 Kaserne/Gymnasium 34 _ um 1960 Kietz 36 _ um 1900 Hotel „Zum Schwan“ 38 _ um 1950 Marienkirche 40 _ um 1930 Blick vom Kietz 42 _ um 1920 Burg Beeskow 44_ um 1920 Badeanstalt am Fluss 46 _ 1910 Landratsamt

48 _ 1912 Berliner Straße 28

inhALTgrussworT

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich lade Sie zu einem Spaziergang durch Vergan-genheit und Gegenwart der Stadt Beeskow ein.

Vieles ist seit Anfang der 1990er Jahre geschehen. Wahrscheinlich hat die Stadt bis zu diesem Zeit-punkt eine solch umfassende bauliche Entwicklung in ihrer gesamten Stadtgeschichte noch nicht er-fahren. Dass dies so gekommen ist, ist sicherlich in erster Linie ein Verdienst derer, die in Stadtverwal-tung und Stadtverordnetenversammlung in den An-fangsjahren nach der demokratischen Veränderung Verantwortung trugen. Viele private Eigentümer und Bauherren haben sich ebenso dem historischen Ambiente verpflichtet gefühlt. So war es zwangs-läufig, dass Beeskow zu den Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ gehörte und sich bis heute gemein-sam mit 30 weiteren Mitgliedsstädten aktiv in die Arbeitsgemeinschaft einbringt.

In den vorbereitenden Untersuchungen zur Stadt-sanierung aus dem Jahre 1991 sind klare Aussagen enthalten, welchen Herausforderungen sich die Stadt stellen muss. Neben der Gebäudesanierung

war ein Schwerpunkt die Stadtbildaufwertung. Klug und mit Gespür für die neuzeitlichen Entwick-lungen wurde der Sanierungsprozess vorangetrie-ben und dabei besonderer Wert auf eine nachhal-tige Stadtentwicklung gelegt. Manchmal bedurfte es dazu viel Überzeugungsarbeit. Getragen war der Prozess im Kern von der Liebe vieler Beeskowerin-nen und Beeskower zu ihrer Stadt.

Ganz gleich, welcher Blickwinkel Ihr besonderes Interesse findet: Historie, Kunst und Kultur, Na-tur, Wohnen und Einkaufen, Arbeit oder Freizeit – Beeskow hat viel zu erzählen und jede Menge zu bieten. Bleibende Stadterinnerungen vermitteln geführte Stadtrundgänge, die zu den schmucken Häusern und den verborgenen Winkeln der histori-schen Altstadt führen. Nach einem Bummel durch die Innenstadt laden Restaurants und Cafés zum Verweilen ein.

Erleben Sie Beeskow und schließen auch Sie Beeskow in Ihr Herz.

IhrFrank SteffenBürgermeister der Stadt Beeskow

50 _ 1930 Kammerlichtspiele

52 _ 1980 Keils Ecke

54 _ um 1960 Mönchsherberge

56 _ um 1920 Kleine Spreebrücke

58 _ um 1960 Alte Schule

60 _ um 1999 Kupferschmiede

62 _ 1934 Bootshaus des Rudersportvereins

64 _ 1928 Katholische Kirche „Heilig Geist“

66 _ um 1925 Bodelschwinghstraße 39

68 _ um 1920 Darrturm

70 _ um 1900 Brandstraße

72 _ 2008 Hüfnerhaus

74 _ um 1910 Schützenhaus

76 _ 1931 Spreebrücke

78 _ 1927 Sportzentrum Bertholdplatz

80 _ um 1920 Alte Stärkefabrik/Spreepark

82 _ um 1900 Storchenturm mit Stadtmauer

84 _ um 1930 Mäuseturm

86 _ um 1960 Vom Hafen zur Wasserwelt

88 _ um 1930 Nadelwehr

90_ um 1900 Marktplatz

92_ nach 1945 Kirchplatz

6 _ um 1930 Rathaus

8 _ 1945 Nordansicht der Stadt

10 _ Vor 1995 Kirchgasse 2

12 _ um 1950 Östliche Breite Straße

14 _ um 1930 Luckauer Tor

16 _ um 1955 Ecke Berliner/Breite Straße

18 _ um 1910 Berliner Straße 20 _ um 1920 Junker-/Bodelschwinghstraße 22 _ um 1930 Bahnhof 24 _ Vor 1888 Kaiserliches Postamt 26 _ Vor 1918 Hotel „Zum grünen Baum“ 28 _ um 1920 Münzturm 30 _ Vor 1990 Eckhaus Bodelschwinghstraße 32 _ 1907 Kaserne/Gymnasium 34 _ um 1960 Kietz 36 _ um 1900 Hotel „Zum Schwan“ 38 _ um 1950 Marienkirche 40 _ um 1930 Blick vom Kietz 42 _ um 1920 Burg Beeskow 44_ um 1920 Badeanstalt am Fluss 46 _ 1910 Landratsamt

48 _ 1912 Berliner Straße 28

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Die Berliner Straße 30 war schon immer eine der ers-ten Adressen der Stadt. Hier, mitten in der Stadt, mit Blickrichtung zum Marktplatz befindet sich das Rathaus. 1794 wurde das Haus gebaut – allerdings nicht als Rathaus. Eine erste Nutzung ist als Hotel

„König von Preußen“ nachweisbar. In den Bauakten wird 1837 und 1877 ein Kaufmann Koch genannt, 1897 ein Gastwirt Wilhelm Schwadtke. 1898 ist als Besitzer der Restaurator Bernhard Sitte benannt. Wahrscheinlich können ihm auch die umfangrei-chen Umbau- und Verschönerungsarbeiten um 1905 zugeschrieben werden. In der Zeit sind Balkon und Schmuckgiebel entstanden. 1929 wurde das obere Satteldach erhöht. Nach 1945 kam das Gebäude in den Besitz der Stadt. Ein Hotel war es damals nicht

mehr, aber als Rathaus diente das Gebäude erst endgültig seit den 1970er Jahren. Nachdem das Haus zwischen 1947 und 1952 schon einmal als Rathaus genutzt wurde, beanspruchte die SED-Kreisleitung das weiträumige Gebäude. Um 1970 zog die Partei in das wesentlich größere Landratsamt. Das frei-gewordene Haus konnte nun endgültig wieder als Rathaus genutzt werden. Umfangreiche Um- und Ausbauten erfolgten zwischen 1994 und 1997 – un-ter anderem auch eine attraktive Neugestaltung des Rathaushofes und des Seitenflügels. Die letzte Bau-maßnahme erfolgte 2010. Seitdem ist das Rathaus mit Standesamt und Märkischer Tourismuszentra-le behindertengerecht und durch den Einbau eines Fahrstuhles in jeder Etage für alle Bürger erreichbar.

um 1930 rAThAus

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Die Berliner Straße 30 war schon immer eine der ers-ten Adressen der Stadt. Hier, mitten in der Stadt, mit Blickrichtung zum Marktplatz befindet sich das Rathaus. 1794 wurde das Haus gebaut – allerdings nicht als Rathaus. Eine erste Nutzung ist als Hotel

„König von Preußen“ nachweisbar. In den Bauakten wird 1837 und 1877 ein Kaufmann Koch genannt, 1897 ein Gastwirt Wilhelm Schwadtke. 1898 ist als Besitzer der Restaurator Bernhard Sitte benannt. Wahrscheinlich können ihm auch die umfangrei-chen Umbau- und Verschönerungsarbeiten um 1905 zugeschrieben werden. In der Zeit sind Balkon und Schmuckgiebel entstanden. 1929 wurde das obere Satteldach erhöht. Nach 1945 kam das Gebäude in den Besitz der Stadt. Ein Hotel war es damals nicht

mehr, aber als Rathaus diente das Gebäude erst endgültig seit den 1970er Jahren. Nachdem das Haus zwischen 1947 und 1952 schon einmal als Rathaus genutzt wurde, beanspruchte die SED-Kreisleitung das weiträumige Gebäude. Um 1970 zog die Partei in das wesentlich größere Landratsamt. Das frei-gewordene Haus konnte nun endgültig wieder als Rathaus genutzt werden. Umfangreiche Um- und Ausbauten erfolgten zwischen 1994 und 1997 – un-ter anderem auch eine attraktive Neugestaltung des Rathaushofes und des Seitenflügels. Die letzte Bau-maßnahme erfolgte 2010. Seitdem ist das Rathaus mit Standesamt und Märkischer Tourismuszentra-le behindertengerecht und durch den Einbau eines Fahrstuhles in jeder Etage für alle Bürger erreichbar.

um 1930 rAThAus

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Das Ende des Zweiten Weltkrieges war von Not, Elend und sinnloser Zerstörung bestimmt – auch in Beeskow. Verschiedene Städte vor Berlin wurden von den Nationalsozialisten zur Festung erklärt; eine Kapitulation war nicht vorgesehen. Der größ-te Teil der Beeskower Bevölkerung wurde evaku-iert. Wer Glück hatte, kam bei Verwandten in den umliegenden Dörfern unter. Einige der Flüchten-den gerieten in den Kessel von Halbe. Am 25. April 1945 war für Beeskow mit der Eroberung der Stadt durch sowjetische Truppen der Krieg zu Ende. Wer überlebt hatte, kehrte in die Stadt zurück und fand eine zum Teil noch qualmende Trümmerwüste vor. Fast 30 Prozent der Innenstadt waren durch Bom-bardements, Kampfhandlungen und Brandlegung zerstört. Ganze Straßenzüge wie die Breite Straße (Ladenstraße) und die Bodelschwinghstraße (in

Richtung Münzturm) lagen in Schutt und Asche. Zerstörte Häuser gab es auch in der Berliner Stra-ße, in der Bahnhof-, der Ring- und der Poststraße. Das alte Foto zeigt ein Bild der Verwüstung von Norden aus, etwa vom Standpunkt des heutigen Kreisverkehrs, wo sich Bahnhof-, Ring- und Post-straße kreuzen. Nicht alle Gebäude sind nach dem Krieg wieder hergerichtet worden. Erst nach 1990 wurden die letzten Ruinen auf der Ecke zwischen Bahnhof- und Ringstraße beseitigt. Im Jahr 2000 sind im Zuge der Sanierung der Ringstraße ein be-grünter Parkplatz sowie der Kreisverkehr entstan-den. Seither hat sich das Stadtbild am nördlichen Zugang zur Altstadt erheblich verändert: Dass so ein Kreisel auch Flair vermitteln kann, beweisen die jahreszeitlich unterschiedlichen Bepflanzungen mit bunten Blumenrabatten.

1945 nordAnsichT dEr sTAdT

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Das Ende des Zweiten Weltkrieges war von Not, Elend und sinnloser Zerstörung bestimmt – auch in Beeskow. Verschiedene Städte vor Berlin wurden von den Nationalsozialisten zur Festung erklärt; eine Kapitulation war nicht vorgesehen. Der größ-te Teil der Beeskower Bevölkerung wurde evaku-iert. Wer Glück hatte, kam bei Verwandten in den umliegenden Dörfern unter. Einige der Flüchten-den gerieten in den Kessel von Halbe. Am 25. April 1945 war für Beeskow mit der Eroberung der Stadt durch sowjetische Truppen der Krieg zu Ende. Wer überlebt hatte, kehrte in die Stadt zurück und fand eine zum Teil noch qualmende Trümmerwüste vor. Fast 30 Prozent der Innenstadt waren durch Bom-bardements, Kampfhandlungen und Brandlegung zerstört. Ganze Straßenzüge wie die Breite Straße (Ladenstraße) und die Bodelschwinghstraße (in

Richtung Münzturm) lagen in Schutt und Asche. Zerstörte Häuser gab es auch in der Berliner Stra-ße, in der Bahnhof-, der Ring- und der Poststraße. Das alte Foto zeigt ein Bild der Verwüstung von Norden aus, etwa vom Standpunkt des heutigen Kreisverkehrs, wo sich Bahnhof-, Ring- und Post-straße kreuzen. Nicht alle Gebäude sind nach dem Krieg wieder hergerichtet worden. Erst nach 1990 wurden die letzten Ruinen auf der Ecke zwischen Bahnhof- und Ringstraße beseitigt. Im Jahr 2000 sind im Zuge der Sanierung der Ringstraße ein be-grünter Parkplatz sowie der Kreisverkehr entstan-den. Seither hat sich das Stadtbild am nördlichen Zugang zur Altstadt erheblich verändert: Dass so ein Kreisel auch Flair vermitteln kann, beweisen die jahreszeitlich unterschiedlichen Bepflanzungen mit bunten Blumenrabatten.

1945 nordAnsichT dEr sTAdT

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Das Älteste Haus in der Kirchgasse 2 ist eines der ältesten Fachwerkhäuser in der Mark Brandenburg. Damit kann es einiges über die Lebensgewohn-heiten im ausgehenden Mittelalter erzählen. Die Fachwerkbauweise war zu jener Zeit üblich, weil es auch die billigere Bauweise für Wohnhäuser war. Ein Grundgerüst aus Holzbalken und Querstreben wurde mit einem Lehm-Strohgemisch ausgefacht, die Dächer waren anfangs sogar noch mit Stroh, Schilf oder Holzschindeln gedeckt. Im Frühjahr 1995 wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten an dem Gebäude abgeschlossen, bei denen auch die in den alten Balken eingravierten Fälldaten des Holzes (1482 – 1487) entdeckt wurden. Um 1490

als Speicher erbaut, zählt es schon über 500 Jah-re und hat somit die verheerenden Stadtbrände 1512/1513 überstanden. Dieser Speicher wurde aus der Not heraus zum Wohnhaus umgebaut. Obwohl es uns mit 10,20 Metern Länge und 5,30 Metern Breite heute sehr klein anmutet, war es im Mit-telalter ein relativ großes Gebäude. Eine schwar-ze Küche mit offenem Kamin, in der noch heute bei Festen gekocht wird (die Blockbohlenstube, in der der schöne Napfkachelofen auffällt) sowie ein paar Kemenaten im oberen Stockwerk mussten als Wohnraum für eine Großfamilie ausreichen. Zum Grundstück gehören noch ein kleiner Kräutergarten sowie ein Brunnen.

Vor 1995 kirchgAssE 2

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Das Älteste Haus in der Kirchgasse 2 ist eines der ältesten Fachwerkhäuser in der Mark Brandenburg. Damit kann es einiges über die Lebensgewohn-heiten im ausgehenden Mittelalter erzählen. Die Fachwerkbauweise war zu jener Zeit üblich, weil es auch die billigere Bauweise für Wohnhäuser war. Ein Grundgerüst aus Holzbalken und Querstreben wurde mit einem Lehm-Strohgemisch ausgefacht, die Dächer waren anfangs sogar noch mit Stroh, Schilf oder Holzschindeln gedeckt. Im Frühjahr 1995 wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten an dem Gebäude abgeschlossen, bei denen auch die in den alten Balken eingravierten Fälldaten des Holzes (1482 – 1487) entdeckt wurden. Um 1490

als Speicher erbaut, zählt es schon über 500 Jah-re und hat somit die verheerenden Stadtbrände 1512/1513 überstanden. Dieser Speicher wurde aus der Not heraus zum Wohnhaus umgebaut. Obwohl es uns mit 10,20 Metern Länge und 5,30 Metern Breite heute sehr klein anmutet, war es im Mit-telalter ein relativ großes Gebäude. Eine schwar-ze Küche mit offenem Kamin, in der noch heute bei Festen gekocht wird (die Blockbohlenstube, in der der schöne Napfkachelofen auffällt) sowie ein paar Kemenaten im oberen Stockwerk mussten als Wohnraum für eine Großfamilie ausreichen. Zum Grundstück gehören noch ein kleiner Kräutergarten sowie ein Brunnen.

Vor 1995 kirchgAssE 2