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persönlich zum Islam. Die studierte Islamwissen- .schaftlerin, Übersetzerin und Mutter von zwei Kindern plädiert für Toleranz. ten worden, wenn den Männern damit die Lustvergan- gen wäre! IJnsere beiden |ungen, 13 und 14lahre alt, empfin- den sich zwar als Muslime - zu meinem Bedauern aber doch auf eine ziemlich oberflächliche und ignorante Art. Beten und Moscheen besuchen sagt ihnen nichts, weil mein Partner es ihnen nicht vorgelebt hat. Wäre mein Mann diesbezüglich allerdings <fanatisch> gewe- sen, hätte es mit uns nie geklappt. Woher meine tolerante Grundhaltung kommt? Ganz sicher von meiner Mutter. Sie als gläubige Christin hatte nie etwas gegen meinen Ubertritt zum Islam. Und nach der Annahme der Anti-Minarett-Initiative schenkte sie uns ein hübsches, selbst gebasteltes Minarettchen, das seither unsere Stube schmückt. Aufzeichnung: Manuela von Ah Anja Siouda, (steine auf dem Weg zum pass>, Buchverlag Alkyon, Fr. 23.- AIS GhfiStin hätte ich einen Muslimen heiraten nichts vorleben, von dem ich selber nicht überzeugt war. können, ohne zu konvertieren. Denn nur christliche Mein Mann hat meine Entscheidung akzeptiert. und jüdische Männer sindverpflichtet, zum Islam über- Welchen Herausforderungen eine bikulturelle Be- zutreten, wenn sie eine Muslimin heiraten. Die Kinder ziehung ausgesetzt ist, habe ich in meinem Roman eines muslimischen Mannes werden automatisch auch <Steine auf dem Weg zum Pass> in einer fiktiven Ge- zu Muslimen. Wie bei jeder andern Religion zielt auch schichte beschrieben. Eine junge Marokkanerin kommt der Islam darauf ab, die Schar der Gläubigen zuvergrös- unter mysteriösen Umständen-auf eine Alp am Brünig- sern und damit möglichst viele Menschen auf den rich- pass und begegnet dort drei Schweizer Bergbauernbrü- tigen Weg zu führen. Aus der Sicht der gläubigen Mus- dern. Im Buch zeige ich auf, dass eine interkulturelle lime ist der Islam die letzte und perfekteste Offenbarung Beziehung trotz Liebe zum Scheitern verurteilt ist, wenn und die einzrgrichtige Religion. beide Partner auf ihrem religiösen Dogma beharren. Ich war erst 19 |ahre alt, als ich meinen algerischen <Beschneidung> ist auch so ein Thema, das die Ge- Mann heiratete - noch vor der Matur. Der Religions- müter erhitzt. Die Mädchenbeschneidung - darüber wechsel fiel mir nicht schwer. ^ r. ... müssen wir gar nicht reden - ist Denn ich dachte schon damals, Def feligiöSe eineV_erstüm'melungundhatmit dass es nicht auf den Namen der - ; o- -,- , . dem Islam nichts zu tun. Der n.tigio" ""ä die eit;;Jw"i;; SChaUef Und die r"uuÄu"'.hneidung stehe ich der Verehrung Gottes ankomme. r- r _ - ;, _ zwar kritisch gegenüber, aber eusNeugieifiräi.5"ti.1i;"i"ä EfleUChtUng Wglltgn !9t' r*.s-atisShi wi. rt,uo",, MannesstudierteichnebenGer- r r : -o r . r _ habensicherkeinenNachteilda- manistik auch Arabisch-;ti; miCh einfaCh niCht """.-Ü"a für die Männer kann lamwissenschaften. In den Semi- ich zwar kein Urteil fällen, aber naren lasen wir den Koran und effaSSen. der Crauch wäre bestimmt nicht interpretierten die Stellen mithilfe über fahrtausende aufrechterhal- der traditionellen Auslegungen der islamischen Theolo- gen. Dadurch lernte ich das Christentum mit den Augen der Muslime zu sehen und wieder mehr über meine ur- sprüngliche Religion nachzudenken. Anfangs wollte ich den Islam auch im Alltag leben. Ich nähte mir ein langes Gewand, band mir ein Kopf- tuch um und versuchtä mich im riiuellen, täglichen Ge- bet. Meine spirituelle Erleuchtung fand ich dabei nicht - es wollte mich einfach kein religiöser Schauer, keine Ergriffenheit erfassen. Das Ganze schien mir für mich nt atfgesetzt. Alkohol und Schweinefleisch zu meiden wiederum fiel mir nie schwer. Den Fastenmonat Ramadan einzu- halten hingegen schon. Einen Monat lang von Sonnen- aufgang bis -untergang nichts essen, nichts trinken und meinen Mann nicht berühren - das zehrt. Trotzdem hielt ich 17 lahre lang durch, ausser während Schwan- gerschaften und Stillzeiten. Aber auch im Ramadan fand ich keine Erhebung. Deshalb hörte ich vor ein paar fahren damit auf. Ich wollte auch meinen Kindern konvertierte 20 Jahren aus Liebe zu ihrem Mann I ä ;: wir eltern 5/10 89

eit;;Jwi;; Und die Wglltgn miCh einfaCh niCht · 2019. 9. 30. · persönlich zum Islam.Die studierte Islamwissen-.schaftlerin, Übersetzerin und Mutter von zwei Kindern plädiert

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Page 1: eit;;Jwi;; Und die Wglltgn miCh einfaCh niCht · 2019. 9. 30. · persönlich zum Islam.Die studierte Islamwissen-.schaftlerin, Übersetzerin und Mutter von zwei Kindern plädiert

persönlich

zum Islam. Die studierte Islamwissen-

.schaftlerin, Übersetzerin und Mutter vonzwei Kindern plädiert für Toleranz.

ten worden, wenn den Männern damit die Lustvergan-gen wäre!

IJnsere beiden |ungen, 13 und 14lahre alt, empfin-den sich zwar als Muslime - zu meinem Bedauern aberdoch auf eine ziemlich oberflächliche und ignoranteArt. Beten und Moscheen besuchen sagt ihnen nichts,weil mein Partner es ihnen nicht vorgelebt hat. Wäremein Mann diesbezüglich allerdings <fanatisch> gewe-sen, hätte es mit uns nie geklappt.

Woher meine tolerante Grundhaltung kommt? Ganzsicher von meiner Mutter. Sie als gläubige Christin hattenie etwas gegen meinen Ubertritt zum Islam. Und nachder Annahme der Anti-Minarett-Initiative schenkte sieuns ein hübsches, selbst gebasteltes Minarettchen, dasseither unsere Stube schmückt.Aufzeichnung: Manuela von Ah

Anja Siouda, (steine auf dem Weg zum pass>,

Buchverlag Alkyon, Fr. 23.-

AIS GhfiStin hätte ich einen Muslimen heiraten nichts vorleben, von dem ich selber nicht überzeugt war.können, ohne zu konvertieren. Denn nur christliche Mein Mann hat meine Entscheidung akzeptiert.und jüdische Männer sindverpflichtet, zum Islam über- Welchen Herausforderungen eine bikulturelle Be-zutreten, wenn sie eine Muslimin heiraten. Die Kinder ziehung ausgesetzt ist, habe ich in meinem Romaneines muslimischen Mannes werden automatisch auch <Steine auf dem Weg zum Pass> in einer fiktiven Ge-zu Muslimen. Wie bei jeder andern Religion zielt auch schichte beschrieben. Eine junge Marokkanerin kommtder Islam darauf ab, die Schar der Gläubigen zuvergrös- unter mysteriösen Umständen-auf eine Alp am Brünig-sern und damit möglichst viele Menschen auf den rich- pass und begegnet dort drei Schweizer Bergbauernbrü-tigen Weg zu führen. Aus der Sicht der gläubigen Mus- dern. Im Buch zeige ich auf, dass eine interkulturellelime ist der Islam die letzte und perfekteste Offenbarung Beziehung trotz Liebe zum Scheitern verurteilt ist, wennund die einzrgrichtige Religion. beide Partner auf ihrem religiösen Dogma beharren.

Ich war erst 19 |ahre alt, als ich meinen algerischen <Beschneidung> ist auch so ein Thema, das die Ge-Mann heiratete - noch vor der Matur. Der Religions- müter erhitzt. Die Mädchenbeschneidung - darüberwechsel fiel mir nicht schwer. ^ r. ... müssen wir gar nicht reden - istDenn ich dachte schon damals, Def feligiöSe eineV_erstüm'melungundhatmitdass es nicht auf den Namen der - ; o- -,- , . dem Islam nichts zu tun. Dern.tigio" ""ä die eit;;Jw"i;; SChaUef Und die r"uuÄu"'.hneidung stehe ichder Verehrung Gottes ankomme. r- r _ - ;, _ zwar kritisch gegenüber, abereusNeugieifiräi.5"ti.1i;"i"ä EfleUChtUng Wglltgn !9t' r*.s-atisShi wi. rt,uo",,MannesstudierteichnebenGer- r r : -o r . r _ habensicherkeinenNachteilda-manistik auch Arabisch-;ti; miCh einfaCh niCht """.-Ü"a

für die Männer kannlamwissenschaften. In den Semi- ich zwar kein Urteil fällen, abernaren lasen wir den Koran und effaSSen. der Crauch wäre bestimmt nichtinterpretierten die Stellen mithilfe über fahrtausende aufrechterhal-der traditionellen Auslegungen der islamischen Theolo-gen. Dadurch lernte ich das Christentum mit den Augender Muslime zu sehen und wieder mehr über meine ur-sprüngliche Religion nachzudenken.

Anfangs wollte ich den Islam auch im Alltag leben.Ich nähte mir ein langes Gewand, band mir ein Kopf-tuch um und versuchtä mich im riiuellen, täglichen Ge-bet. Meine spirituelle Erleuchtung fand ich dabei nicht- es wollte mich einfach kein religiöser Schauer, keineErgriffenheit erfassen. Das Ganze schien mir für michnt atfgesetzt.

Alkohol und Schweinefleisch zu meiden wiederumfiel mir nie schwer. Den Fastenmonat Ramadan einzu-halten hingegen schon. Einen Monat lang von Sonnen-aufgang bis -untergang nichts essen, nichts trinken undmeinen Mann nicht berühren - das zehrt. Trotzdemhielt ich 17 lahre lang durch, ausser während Schwan-gerschaften und Stillzeiten. Aber auch im Ramadanfand ich keine Erhebung. Deshalb hörte ich vor ein paarfahren damit auf. Ich wollte auch meinen Kindern

konvertierte20 Jahren aus Liebe zu ihrem Mann

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