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Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienenden zum Umwelt- und Klimaschutz Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen Martina Nies, Michael Kunkis, Marcel Hunecke, Esther Schietinger, Immanuel Stieß, Frank Waskow

Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienenden zum Umwelt- und Klimaschutz. Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen

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Dieser Leitfaden wendet sich an Akteure aus Kommunen und Einrichtungen der Umwelt- und Verbraucherberatung, der Umweltbildung und an Umweltverbände, die verbraucherbezogene Klimaschutzmaßnahmen planen und umsetzen. Der Leitfaden soll diese Akteure dabei unterstützen, Geringverdienende und Personen mit Migrationshintergrund zielgruppenspezifisch anzusprechen, zu motivieren und zu befähigen, umwelt- und klimaschonende Verhaltensweisen im Alltag umzusetzen (Empowerment zum Klimaschutz). Dabei will der Leitfaden für die Potenziale und Besonderheiten dieser Gruppen sensibilisieren und erste Hinweise und Hilfestellungen für die Konzeption, Kommunikation und Umsetzung von Maßnahmen geben, die umwelt- und klimafreundliches Verhalten stärken.

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Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienendenzum Umwelt- und Klimaschutz

Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen

Martina Nies, Michael Kunkis, Marcel Hunecke, Esther Schietinger, Immanuel Stieß, Frank Waskow

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Ein Gemeinschaftsprodukt der Projekte EMIGMA und KlimaAlltag

Unter Mitarbeit von Frank Waskow, Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V.

Gestaltung: Harry Kleespies (ISOE)

Frankfurt am Main / Dortmund

Mai 2015

Dieser Leitfaden ist im Rahmen des Projektes „IndUK – Individuelles Umwelthandeln und Klimaschutz – Ergebnisintegration und transdisziplinäre Verwertung von Erkenntnissen aus der SÖF-Forschung zu densozialen Dimensionen von Klimaschutz und Klimawandel“ entstanden. Das Projekt IndUK wurde vom Bun-desministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Förderschwerpunkt Sozial-ökologische Forschunggefördert.

Förderkennzeichen: 01 UV 1402D

Projektlaufzeit: 1. April 2014 – 31. Dezember 2014

ANSPRECHPARTNER

Dr. Immanuel StießISOE – Institut für sozial-ökologische ForschungHamburger Allee 4560486 Frankfurt am MainTel.: +49 69 707 69 19 [email protected] www.isoe.de

Prof. Dr. Marcel HuneckeFachhochschule DortmundFachbereich Angewandte SozialwissenschaftenEmil-Figge-Str. 4444227 DortmundTel.: +49 0231 755-6289 / [email protected]

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1 Ziel und Hintergrund des Leitfadens 4

2 Gut zu wissen – MigrantInnen und Geringverdienenende als Adressaten aktivierender Klimaschutzmaßnahmen 6

Klimaschutz und soziale Lage 6

Klimaschutz und Migrationshintergrund 8

3 Schritte zu einer aktivierenden Klimaschutzmaßnahme 11

Ziele und Zielgruppen 12

Kooperation 16

Maßnahmengestaltung 19

Kommunikation 23

Umsetzung 26

Monitoring 28

4 Klimaschutz-Coaching für MigrantInnen und Geringverdienende 30

Das Coaching-Konzept 30

Erfolgsfaktoren für das Coaching 30

Profil der Maßnahmen 33

5 Linkliste und Quellen 35

Organisationen 35

Informationsportale und Beispielprojekte 35

Weiterführende Literatur 36

Webseiten der Projekte 36

INHALT

Page 4: Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienenden zum Umwelt- und Klimaschutz. Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen

Dieser Leitfaden wendet sich an Akteure ausKommunen und Einrichtungen der Umwelt- undVerbraucherberatung, der Umweltbildung und anUmweltverbände, die verbraucherbezogene Kli-maschutzmaßnahmen planen und umsetzen. DerLeitfaden soll diese Akteure dabei unterstützen,Geringverdienende und Personen mit Migrations-hintergrund zielgruppenspezifisch anzusprechen,zu motivieren und zu befähigen, umwelt- und kli-maschonende Verhaltensweisen im Alltag umzu-setzen (Empowerment zum Klimaschutz). Dabeiwill der Leitfaden für die Potenziale und Beson-derheiten dieser Gruppen sensibilisieren und ersteHinweise und Hilfestellungen für die Konzeption,Kommunikation und Umsetzung von Maßnah-men geben, die umwelt- und klimafreundlichesVerhalten stärken.

Brauchen MigrantInnen und Geringver -dienende eine besondere Ansprache?Die Antwort ist: ja und nein. MigrantInnen undGeringverdienende bilden wichtige Zielgruppenfür aktivierende Klimaschutzmaßnahmen. Beste-hende Beratungs- und Kommunikationsangebotezum Thema Klimaschutz orientieren sich über-wiegend an den Bedürfnissen und Handlungs-möglichkeiten einer gut gebildeten Mittelschicht.MigrantInnen und Geringverdienende werdenvon diesen Angeboten vielfach nur unzureichendangesprochen und ihr Potenzial für den Klima-schutz bleibt weitgehend unerschlossen. UnsereForschungsergebnisse zeigen, dass sowohl derMigrationshintergrund als auch die Höhe des ver-fügbaren Einkommens einen Einfluss auf um-welt- und klimaschonendes Verhalten und dasEngagement im Klimaschutz haben können. Bei-spielsweise belasten die Energiekosten bei gering-verdienenden Haushalten das Haushaltsbudgetstärker als bei höheren Einkommensgruppen. Fürdiese Gruppe ist die finanzielle Entlastung durchKlimaschutzmaßnahmen daher ein starkes Hand-

lungsmotiv. Zudem werden Einstellungen undVerhaltensroutinen, etwa bei der Mobilität oderErnährung, auch von kulturellen Werten beein-flusst. Somit kann der Migrationshintergrundauch für die Wahrnehmung und Bewertung vonUmwelt- und Klimaschutzmaßnahmen und dieAnsprache und Motivation bedeutend sein. Einezielgruppenorientierte Planung und Umsetzungvon Klimaschutzmaßnahmen für MigrantInnenund Geringverdienende muss daher die besonde-ren Motivallianzen und Handlungsmöglichkeitendieser beiden Gruppen berücksichtigen. Dabei ist hervorzuheben, dass mit dem gemeinsamenFokus auf Geringverdienende und Personen mitMigrationshintergrund in diesem Leitfaden kei-neswegs eine Gleichbehandlung dieser in sichsehr heterogenen Gruppen postuliert wird. Aller-dings existieren, wie sich noch zeigen wird, hin-sichtlich der Konzeption konkreter Maßnahmenimmer wieder Gemeinsamkeiten und Überschnei-dungen, so dass eine gemeinsame Betrachtungauf der konzeptionellen Ebene sinnvoll ist.

Bausteine für die Gestaltung aktivierender KlimaschutzmaßnahmenDie Erkenntnisse aus unserer Forschung sowiezahlreiche Beispiele aus der Praxis zeigen, woraufbei der Planung aktivierender Maßnahmen ge-achtet werden sollte, damit diese die individuellenPotenziale, Lebenswelten und Lebenslagen vonMigrantInnen oder Geringverdienenden ange-messen berücksichtigen. Mit dem vorliegendenLeitfaden werden diese Erkenntnisse gebündeltund es wird beschrieben, wie der Prozess zur Initiierung und Durchführung aktivierender Kli-maschutzmaßnahmen zielführend gestaltet wer-den kann.

Dabei zeigen sich insbesondere bei methodi-schen und organisatorischen Fragen der zielgrup-penspezifischen Ansprache und Prozessgestaltungdeutliche konzeptionelle Gemeinsamkeiten der

1 ZIEL UND HINTERGRUND DES LEITFADENS

4 Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienern zum Umwelt- und Klimaschutz

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Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen 5

Geringverdienenden und Personen mit Migrati-onshintergrund. Sowohl bei einkommensschwa-chen Haushalten als auch bei Personen mit Mi-grationshintergrund sind der Aufbau und die Gestaltung von Kooperationsbeziehungen ent-scheidend für den Erfolg von Maßnahmen. Mig-rantenselbstorganisationen und soziale Dienstesind in den Gemeinschaften der Zielgruppen ver-ankert und stellen damit wichtige Kooperations-partner und Multiplikatoren dar. Sie unterschei-den sich aber durch ihre vorwiegend ehrenamt-lich geprägte Arbeitsweise und teilweise auchdurch den fachlichen Hintergrund von den öf-fentlichen, etablierten Institutionen des Umwelt-und Klimaschutzes, wie z. B. Umweltämter oderVerbraucherzentralen. Wie die Herausforderun-gen, die sich aus dieser Zusammenarbeit für Ak-teure der Umwelt- und Verbraucherberatung er-geben, erfolgreich bewältigt werden können, isteine zentrale Frage, zu der dieser Leitfaden praxis-erprobte Lösungsansätze aufzeigt. Darüber hinauswird mit dem Konzept des Klimaschutz-Coachingsein eigenständiger und empirisch erprobter Bera-tungsansatz vorgestellt, der direkt an den Lebens-welten der anvisierten Zielgruppen ansetzt.

Im Folgenden werden zunächst die wichtigs-ten Ergebnisse der Projekte EMIGMA und Klima -Alltag zum Umweltverhalten und Klimaschutzvon MigrantInnen bzw. Geringverdienenden zu-sammengefasst. Danach folgt eine Beschreibungwichtiger Schritte bei der Planung und Umset-

zung von zielgruppenorientierten aktivierendenKlimaschutzmaßnahmen. Anschließend werdendie Eckpunkte des Klimaschutz-Coachings als einspezifisches Konzept einer aktivierenden Klima-schutzberatung dargestellt. Ergänzt wird der Leit-faden durch praktische Beispiele bereits erprobteraktivierender Maßnahmen, die in Informations-kästen an verschiedenen Stellen vorgestellt wer-den und zur Nachahmung einladen. Am Schlussder Broschüre sind zentrale Organisationen bzw.Institutionen aufgelistet, die bereits Klimaschutz-maßnahmen für MigrantInnen und Geringverdie-nende anbieten und potenzielle Kooperations-partner für weitere Aktivitäten darstellen. EineSammlung über weiterführende Informationenund Ressourcen ergänzt das Informationsangebot.

Entstehung des LeitfadensDer Leitfaden ist im Rahmen des BMBF-geförder-ten Projektes IndUK – Individuelles Umwelthan-deln und Klimaschutz entstanden. Von April bisDezember 2014 wurden in diesem Projekt die For-schungsergebnisse und empirischen Erkenntnisseder ebenfalls BMBF-geförderten Projekte EMIGMAund KlimaAlltag für die praktische Anwendungaufbereitet. Der Leitfaden entstand in enger Zu-sammenarbeit mit Praxisakteuren aus Kommu-nen, Verbraucherzentralen, Migrantenselbstorga-nisationen und soziale Diensten, die bereits Maß-nahmen zum Umwelt- und Klimaschutz initiierenund durchführen.

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2 GUT ZU WISSEN – MIGRANTINNEN UND GERING -VERDIENENDE ALS ADRESSATEN AKTIVIERENDER KLIMASCHUTZMASSNAHMEN

6 Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienern zum Umwelt- und Klimaschutz

MigrantInnen und Geringverdienende bildenwichtige Zielgruppen für aktivierende Klima-schutzmaßnahmen. Im Folgenden werden die beiden Zielgruppen mit Blick auf ihre klimare -levanten Verhaltensweisen, ihr Wissen und ihreEinstellungen zum Thema Klimaschutz näher dar-gestellt. Den Fokus bilden die HandlungsbereicheEnergie, Mobilität und Ernährung. Basis sind dieempirischen Erkenntnisse aus den Forschungs-projekten EMIGMA und KlimaAlltag.

KLIMASCHUTZ UND SOZIALE LAGE

Im Projekt KlimaAlltag ergab eine repräsentativeBefragung von über 2.000 Haushalten in Frank-furt/Main und München, dass klimafreundlichesVerhalten nicht auf bestimmte Einkommensgrup-pen beschränkt ist. Allerdings unterscheiden sichdas Klimabewusstsein und die Handlungsberei-che, in denen Klimaschutz praktiziert wird, jenach sozialer Lage deutlich. So ist das Klimabe-wusstsein in der Gruppe der Geringverdienendenim Vergleich zu anderen Einkommensgruppenstärker von Zweifeln und Unsicherheit geprägt.Wie in anderen Bevölkerungsgruppen ist einebreite Mehrheit in dieser Gruppe davon über-zeugt, dass der Klimawandel ein ernsthaftes Pro-blem darstellt. Wobei Zweifel an der Darstellungder durch Klimaveränderungen verursachten Ge-fährdungen etwas stärker verbreitet sind und dieRisiken des Klimawandels als weniger gravierendangesehen werden. Auch die Bedeutung des eige-nen Handelns im Zusammenhang mit dem Kli-mawandel ist weniger stark im Bewusstsein ver-ankert. Geringverdienende sind weniger gut überdie Auswirkungen ihres Verhaltens auf das Klimainformiert. Sie messen dem eigenen Beitrag zumKlimaschutz einen etwas geringeren Stellenwertzu und orientieren sich stärker am Verhalten an-derer: Die Bereitschaft, sich klimafreundlicher zuverhalten, ist bei Geringverdienenden in weitausstärkerem Maße vom entsprechenden Verhalten

anderer gesellschaftlicher Akteure abhängig alsbei den anderen Einkommensgruppen. Alles inallem handeln Personen mit geringem Einkom-men in vielen Bereichen bereits relativ klima-freundlich. Allerdings weisen sie andere Hand-lungsmuster auf als Haushalte der Mittel- oderOberschicht. Der Zugang zum Klimaschutz führtfür sie vor allem über Verhaltensweisen, die miteiner kurzfristigen Entlastung des Haushaltsbud-gets verbunden sind. Dennoch gibt es auch beidieser Gruppe zahlreiche Ansatzpunkte, um kli-mafreundliche Verhaltensweisen noch stärker inden Alltag zu integrieren. Weiterführende Infor-mationen sind auf der KlimaAlltag-Homepageabrufbar (→Webseiten der Projekte).

EnergieMit Blick auf die praktizierten Klimaschutzmaß-nahmen gibt es deutliche Unterschiede zwischenden einzelnen Handlungsfeldern. Im BereichEnergie sind vor allem Maßnahmen zum Energie-sparen bekannt und werden vielfach umgesetzt.Geringverdienende achten überdurchschnittlichhäufig darauf, nach der Nutzung elektrischer Geräte die Standby-Funktion auszuschalten oderdie Heizung bei längerer Abwesenheit herunter-zudrehen. Auch abschaltbare Steckerleisten sindweit verbreitet und werden häufig genutzt. Diesgilt aber nicht für alle Energiesparmaßnahmen.Ein Beispiel ist das Stoßlüften im Winter, das weniger häufig praktiziert wird als in anderenEinkommensgruppen. Auffällige Unterschiedegibt es bei der Nutzung erneuerbarer Energien.Der Bezug von Ökostrom ist bei Haushalten mitgeringem Einkommen weniger verbreitet als beiden anderen Einkommensgruppen. Besondersdeutlich ist der hemmende Einfluss der eigenenwirtschaftlichen Situation beim Kauf energieeffi-zienter Geräte. Diese werden am häufigsten vonHaushalten der unteren Mittelschicht gekauft,während dies bei Geringverdienenden deutlichseltener geschieht.

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Aufgrund ihrer angespannten finanziellen Si -tuation haben sich viele Geringverdienende einalltagspraktisches Expertenwissen darüber ange-eignet, wie sie Energie und andere Ressourcenmöglichst sparsam nutzen können. Trotz der ins-gesamt hohen Bekanntheit von Energiesparmaß-nahmen sind dabei längst noch nicht alle Effi-zienzpotenziale ausgeschöpft, wie das BeispielHeizen und Lüften zeigt. Allerdings geraten vieleGeringverdienende an ihre Grenzen, wenn esdarum geht, in Effizienzmaßnahmen zu investie-ren. Hier können Prämien- oder Austauschpro-gramme für Haushalte mit geringem Einkommendieser Gruppe den Zugang zu hocheffizientenHaushaltsgeräten erleichtern und weitere Klima-schutzpotenziale erschließen.

MobilitätBesonders klimafreundlich handeln Geringverdie-nende im Bereich Mobilität. Personen mit gerin-gem Einkommen nutzen überdurchschnittlichhäufig den ÖPNV. Dies geschieht weniger ausÜberzeugung, sondern hat vor allem finanzielleGründe: Viele Haushalte mit geringem Einkom-men besitzen kein eigenes Auto, weil Anschaf-fung und Unterhalt zu teuer sind. Auch der Besitzeines Führerscheins ist weniger verbreitet als inanderen Einkommensgruppen. Bei der Häufigkeitvon Urlaubsflügen liegen Personen aus einkom-mensschwachen Haushalten unter dem Durch-schnitt. Dies entlastet ihre Klimabilanz zusätzlich.Es wird ersichtlich, dass im Bereich Mobilität Verhaltensweisen mit hohem Potenzial zur Kli -maentlastung umgesetzt werden. Da diese Ver -haltensweisen vorwiegend durch ökonomische Restriktionen bedingt sind und weniger durchumweltschonende Motive gestützt werden, istfraglich, ob diese Gewohnheiten auch dann bei-behalten werden, wenn ein höheres Einkommenzur Verfügung steht. An diesem Punkt könnenKlimaschutzmaßnahmen anknüpfen, etwa indemsie vermitteln, dass Bahn- oder Busfahren eine relativ preisgünstige, komfortable und zeitspa-rende Mobilitätsform darstellt, oder indem sieRadfahren oder Carsharing als Alternativen zumeigenen Auto aufzeigen.

ErnährungAm größten ist die Unsicherheit über klima-freundliche Handlungsweisen im Bereich Ernäh-rung. Personen mit geringem Einkommen sindmeist weniger gut über die Auswirkung der eige-nen Ernährung auf das Klima informiert undhaben weniger Kenntnisse darüber, wie sie sichklimafreundlich ernähren können. Beispielswieseist das Wissen über saisonales Obst und Gemüsevergleichsweise wenig verbreitet. Die Suche nachregionalen Produkten wird überdurchschnittlichhäufig als zu aufwändig angesehen. Saisonaleund regionale Produkte werden seltener gekauftals in anderen Einkommensgruppen. Dies giltauch für Bio-Lebensmittel. Beim Thema Fleisch-konsum gibt es kein einheitliches Bild. Einerseitsessen Personen mit geringem Einkommen etwasseltener Fleisch und Wurst. Zudem ist der Anteilderjenigen, die eine tägliche Hauptmahlzeit ohneFleisch verzehren, größer als in anderen Einkom-mensgruppen. Andererseits ist die Ansicht, dassFleisch zu einer richtigen Mahlzeit dazugehört, inder Gruppe der Geringverdienenden überdurch-schnittlich weit verbreitet. Das Thema Fleisch -konsum ist daher ein gutes Beispiel dafür, dassklimagerechtes Handeln nicht allein durch dieökonomische Situation, sondern auch durch so-ziokulturelle Faktoren bestimmt wird.

Im Bereich Ernährung besteht ein erheblichesPotenzial für klimafreundlichere Verhaltenswei-sen im Zusammenhang mit dem Kauf saisonalerund regionaler Produkte. Voraussetzung ist, dassdie vorhandenen Informationsdefizite abgebautwerden und eine einfache und eindeutige Kenn-zeichnung den Kauf regionaler Produkte erleich-tert. Klimaschutzmaßnahmen können dabei einer-seits finanzielle Vorteile regionaler und saisonalerProdukte deutlich machen, zum anderen könnensie an den verbreiteten Wunsch nach gesunderErnährung anknüpfen. Das Thema Bio-Lebens-mittel ist wegen der höheren Preise nicht leichtzu kommunizieren, allerdings kann der Hinweisauf vergleichsweise günstige Bio-Angebote beiDiscountern bestehende Vorbehalte abschwächenund Geringverdienenden den Zugang zu Bio-Lebensmitteln erleichtern.

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8 Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienern zum Umwelt- und Klimaschutz

KLIMASCHUTZ UNDMIGRATIONSHINTERGRUND

Im Projekt EMIGMA standen das Umwelt- undKlimaschutzverhalten türkeistämmiger und rus-sischsprachiger MigrantInnen im Mittelpunkt derumfassenden empirischen Analysen. Erstmalskonnten Einstellungen und Nutzerverhalten inden beiden Zielgruppen in den Bereichen Mobi -lität, Ernährung und Energie sowie Engagementim Klima- und Umweltschutz aufgeschlüsseltwerden. Die Grundlage bildeten u. a. eine reprä-sentative Befragung von 2.000 Personen in vierdeutschen Großstädten bzw. Regionen sowie ver-tiefende Leitfadeninterviews mit ausgewählten MigrantInnen und Experten (vgl. Hunecke & To-prak 2014).

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dasstürkeistämmige und russischsprachige Migran -tInnen in der Summe weniger CO2-Emissionenverursachen als deutsche Autochthonen (im Sinnevon „einheimisch“/„alteingesessen“ aufgrund po-litisch-historischer Prozesse), obwohl sie insge-samt ein niedrigeres Umweltbewusstsein aufwei-sen, weniger häufig Ökostrom beziehen, seltenerregionale Produkte kaufen und häufiger Fleischkonsumieren. Erstmals konnte der Migrations -hintergrund als schwacher Einflussfaktor für dasVerhalten in den Handlungsfeldern Mobilität, Ernährung und Engagement im Klima- und Um-weltschutz nachgewiesen werden (siehe Abbil-dung 1).

Insbesondere bei der Diffusion des Umwelt-und Klimaschutzes in den jeweiligen Gemein-schaften von MigrantInnen wird der Migrations-hintergrund bedeutsam. Dies zeigt sich sowohl inder Kommunikation des Themas als auch bei denZugängen zu Netzwerken, in denen persönlicheKontakte und Schlüsselpersonen eine wichtigeRolle spielen.

Um den Umfang dieses Leitfadens nicht zusprengen, wird auf eine ausführliche Darstellungder Ergebnisse an dieser Stelle verzichtet und aufdas Buch „Empowerment von Migrant_innenzum Klimaschutz“ (Hunecke & Toprak 2014) ver-wiesen, das sämtliche Erläuterungen und Ergeb-

nisse enthält. Eine Zusammenstellung spezifischerHandlungsempfehlungen steht zudem auf derEMIGMA-Homepage als PDF zum Download be-reit (→Webseiten der Projekte).

Im Folgenden sind lediglich die wichtigstenspezifischen Verhaltensweisen und Einstellungenvon türkeistämmigen und russischsprachigen Mi-grantInnen in den jeweiligen Handlungsbereichenzusammengefasst. Sie zeigen die Heterogenitätder Gruppen auf und geben erste Anhaltspunktefür eine differenziertere zielgruppenspezifischeKonzeption von Maßnahmen.

Hinsichtlich der Übertragbarkeit auf andereMigrantInnengruppen lässt sich aus den Ergeb-nissen ableiten, dass Kommunen und Verbrau-cherzentralen für gezielte Maßnahmen zur För-derung umwelt- und klimaschonenden Verhaltensvon MigrantInnen die Kooperation mit Migran-tenselbstorganisationen und Vereinen suchensollten (→Kooperation). Natürlich können in derPraxis nicht für sämtliche Gruppen gesonderteMaßnahmen entwickelt und durchgeführt wer-den. Durch die Kooperation und Zusammenarbeitmit verschiedenen Migrantenselbstorganisationenkönnen sich aber auch Synergien ergeben, dieeine schnelle Übertragung von Maßnahmen er-möglichen. So wären etwa im Bereich ErnährungInformationskampagnen und Aktionen denkbar,für die gezielt die Kooperation mit z. B. türkischenund/oder asiatischen Lebensmittelläden gesuchtwird.

MobilitätIm Handlungsfeld Mobilität zeigt sich, dass dasNettoeinkommen bei Türkeistämmigen, Russisch-sprachigen und deutschen Autochthonen einenbedeutsamen Einflussfaktor für mobilitätsbezo-gene CO2-Emissionen und Fahrleistungen dar-stellt, es aber keinesfalls das Mobilitätsverhaltendeterminiert. Hier spielen weitere personenbezo-gene Merkmale eine Rolle, die berücksichtigt wer-den müssen.

Bei den Türkeistämmigen emittieren jungeMenschen mit spiritueller Grundhaltung, welchedie Natur wertschätzen, die das Gefühl haben, mitdem Öffentlichen Verkehr (ÖV) ihre Ziele gut zu

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Abbildung: 1: Signifikante Einflüsse des Migrationshintergrunds bei türkeistämmigen und russischsprachigen MigrantInnen in denHandlungsfeldern Mobilität, Ernährung und Klimaschutzengagement (eigene Darstellung auf der Grundlage von Hunecke & Toprak 2014) Erläuterung: Die Tabelle zeigt, wo der Migrationshintergrund einen erhöhenden Einfluss () für das Verhalten von türkeistämmigen(orange) und russischsprachigen (grün) MigrantInnen darstellt, und in welchen Bereichen ihm eine reduzierende Wirkung () nach-gewiesen werden konnte. Die Messung des Einflussfaktors Migrationshintergrund basiert auf den vier Dimensionen der Integrationnach Esser (2001): Strukturelle Integration (Eingliederung in das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt sowie Verleihung von Rech-ten), kulturelle/kognitive Integration (Erwerb von Wissen und Fertigkeiten, die ein sinnhaftes und erfolgreiches Interagieren mit derMehrheitsgesellschaft ermöglichen), soziale Integration (Aufnahme von sozialen emotionalen Beziehungen mit der Mehrheitsgesell-schaft im alltäglichen Leben), identifikative/emotionalen Integration (emotionale Zuwendung zur Aufnahmegesellschaft, „Wir-Gefühl“).

Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen 9

erreichen, einen Job haben, der ihren Qualifika-tionen entspricht, sowie sozial in die Mehrheits-gesellschaft integriert sind, weniger CO2. Wer überein hohes Einkommen verfügt, traditionelle Wertebesitzt und im Alltag mobil sein muss, legt proJahr mehr Kilometer mit dem Pkw zurück.

Während Türkeistämmige der ersten Gene -ration den Öffentlichen Verkehr als nützlichesVerkehrsmittel sehen, verbindet die zweite unddritte Generation Bus und Bahn mit einem gerin-gen sozialen Status. Das Flugzeug nutzen mehrTürkeistämmige als Russischsprachige und Deut-sche, wobei hinsichtlich der zurückgelegten Flug-zeugkilometer keine signifikanten Unterschiedezwischen den drei Gruppen festgestellt werdenkonnten. Bei den russischsprachigen MigrantIn-nen hat derjenige eher hohe CO2-Emissionen, dermännlichen Geschlechts ist, über ein gutes Ein-kommen verfügt und ständig mobil sein muss.Menschen mit einem guten Einkommen, geringe-rer Bildung, mit einer starken Autoorientierung,

die im Alltag mobil sein müssen und die Deutsch-land als ihre Heimat bezeichnen bzw. sich eherals Deutsche fühlen (identifikative Integration),legen mehr Kilometer pro Jahr mit dem Pkw zu-rück als Personen mit der Absicht, Bus und Bahnfür alltägliche Wege zu nutzen. Allerdings verrin-gert die identifikative Integration die jährlichenFahrleistungen mit dem Öffentlichen Verkehr,während die soziale Integration diese erhöht.

Russischsprachige MigrantInnen bewerten dieErlebnisqualität von Bus und Bahn am höchstenund nutzen diese im Vergleich zu Türkeistämmi-gen und Deutschen am häufigsten. Bei der Pkw-Nutzung steht die Funktion als Fortbewegungs-mittel stärker im Vordergrund. RussischsprachigeMigrantInnen fühlen sich aufgrund ihrer Prinzi-pien stärker persönlich verpflichtet, für ihre all-täglichen Wege umweltfreundliche Verkehrsmittelzu nutzen. Zudem fühlen sie sich darin durch ihrsoziales Umfeld mehr bestärkt als türkeistämmigeMigrantInnen.

Strukturelle Integration

Kulturelle Integration

Soziale Integration

IdentifikativeIntegration

Mobilität

AlltagsmobilitätsbezogeneCO2-Emissionen

Jährliche Fahrleistung Pkw

Jährliche Fahrleistung ÖV

Ernährung

Ernährungsbedingte CO2-Emissionen

Klimaschutzengagement

Engagement in Umwelt- undKlimaschutzorganisationen

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10 Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienern zum Umwelt- und Klimaschutz

ErnährungFür den Konsum von Bio-Lebensmitteln konntekein signifikanter Einfluss des Migrationshinter-grundes festgestellt werden. Lediglich bei den russischsprachigen MigrantInnen wirkt die struk-turelle Integration reduzierend auf die ernäh-rungsbedingten CO2-Emissionen.

Insgesamt haben türkeistämmige und rus-sischsprachige MigrantInnen trotz Verwendungdes Wortes „bio“ ein relativ geringes Hintergrund-wissen darüber, wodurch sich Bioprodukte aus-zeichnen und was sich hinter dem Bio-Siegel ver-birgt. Sie weisen im Vergleich zu Deutschen einegeringere Intention auf, Bioprodukte, regionaleund frische Lebensmittel zu konsumieren sowieden Fleischkonsum zu reduzieren. Zudem werdensie kaum durch ihr soziales Umfeld ermutigt, Bio-Lebensmittel zu kaufen.

Eine Rolle spielt auch die generelle Haltunggegenüber der Nahrung: Während für Türkei-stämmige die Ernährung auch Ausdruck ihrerkulturellen Identität ist, muss für russischspra-chige MigrantInnen Essen vor allem satt machen.Letztere weisen jedoch im Vergleich zu Türkei-stämmigen eine höhere Bereitschaft auf, regio -nale und frische Lebensmittel zu kaufen undihren Fleischkonsum zu reduzieren.

Türkeistämmige MigrantInnen bevorzugentürkische Supermärkte für ihre Einkäufe und sindeher der Ansicht, dass die Produkte, die sie fürihre Gerichte benötigen, nicht im Bioladen er -hältlich sind. Sie fühlen sich am wenigsten ver-pflichtet, durch den Erwerb von Bioprodukteneinen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, sehenden geringsten gesundheitsfördernden Nutzensowie geschmacklichen Vorteil und empfindenBio-Lebensmittel als zu teuer. RussischsprachigeMigrantInnen schätzen Bio-Lebensmittel auch alszu teuer ein, sehen aber einen größeren gesund-heitlichen Nutzen von Bio-Lebensmitteln als tür-keistämmige und finden den Geschmack deutlichbesser als den konventioneller Lebensmittel.

Energienutzung im HaushaltFür Einsparungen bei der Energienutzung imHaushalt sind sowohl bei türkeistämmigen alsauch bei russischsprachigen MigrantInnen vorallem finanzielle Aspekte eine Motivation. Dabeisind türkeistämmige MigrantInnen eher bereit, in Zukunft noch stärker Energie einzusparen als russischsprachige MigrantInnen. Dafür habenrussischsprachige MigrantInnen eine höhere In-tention, umweltfreundlichen Strom zu beziehen.Beide Gruppen achten bei dem Erwerb von neuenelektronischen Geräten auf eine hohe Energie -effizienz.

Engagement im Umwelt- und KlimaschutzIm Handlungsfeld Engagement in Umwelt- undKlimaschutzorganisationen konnte nur für dietürkeistämmigen MigrantInnen ein signifikanterEinfluss der strukturellen Integration und kultu-rellen Integration (vgl. Abbildung 1; erhöhendeWirkung) festgestellt werden. Die Intention, sichfür den Klima- und Umweltschutz zu engagie -ren, wird sowohl bei den türkeistämmigen undrussischsprachigen MigrantInnen als auch bei den Deutsch-Autochthonen vor allem durch dieSelbstwirksamkeit und die Gruppenzugehörigkeitam stärksten beeinflusst (erhöht).

Insgesamt engagieren sich türkeistämmigeund russischsprachige MigrantInnen deutlich we-niger in Umwelt- oder Migrantenorganisationenfür den Klima- und Umweltschutz als deutscheAutochthonen. Personen, die sich für den Um-weltschutz engagieren, als auch Personen mitentsprechender Absicht zeichnen sich durch einerelativ hohe Selbstwirksamkeit (Kompetenzüber-zeugung, sich trotz Widerständen für den Klima-schutz einsetzen zu können), Ergebniserwartung(Erwartung, dass mit dem eigenen Umweltschutz-engagement gewünschte Erfolge erzielt werden)und Gruppenzugehörigkeit aus.

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Abbildung 2: Kreislaufmodell für die Entwicklung aktivierenderMaßnahmen zum Klimaschutz

Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen 11

3 SCHRITTE ZU EINER AKTIVIERENDEN KLIMASCHUTZMASSNAHME

Nachfolgend wird beschrieben, wie der Weg zuaktivierenden Klimaschutzmaßnahmen gelingenkann und was dabei zu beachten ist (vgl. Abbil-dung 2). Angefangen bei den Zielen und Ziel-gruppen über die Maßnahmengestaltung bis hinzu zentralen Aspekten der Umsetzung und Mög-lichkeiten eines Monitorings werden für die übli-chen Schritte eines Projektzyklus die Beson -derheiten aufgezeigt. Einen besonderen Raum bekommen die Aspekte Kooperation und Kommu-nikation. Sie sind wesentliche Erfolgsfaktorenvon aktivierenden Maßnahmen für MigrantInnenund Geringverdienende, die aber – wie die For-schungsergebnisse der Projekte EMIGMA und Kli-

maAlltag sowie die Erfahrungen in anderen Pro-jekten zeigen – in der Praxis zu wenig oder nichthinreichend beachtet werden. Die beschriebenenSchritte sind Elemente eines kontinuierlichenProzesses. In der praktischen Projektarbeit werdensie häufig mehrfach durchlaufen. Durch das Mo-nitoring und die Evaluation entsteht ein Kreislauf,in dem die Ausrichtung von Maßnahmen undProjekten, die eigene Arbeit und die Zusammen-arbeit zwischen den beteiligten Partnern immerwieder überprüft und reflektiert werden kann.Solche Lernprozesse liefern wertvolle Erfahrun-gen, die wiederum in die Konzeption neuer Maß-nahmen und Projekte einfließen können.

Umsetzung

Monitoring

Kommunikation

Kooperation

Maßnahmen -gestaltung

Ziele und Zielgruppen

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12 Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienern zum Umwelt- und Klimaschutz

ZIELE UND ZIELGRUPPEN

Das Ziel aktivierender Klimschutzmaßnahmen istes, Menschen zu befähigen (empowern), ihr bis-heriges Verhalten zu reflektieren und gegebenen-falls zu ändern. Das Thema „Empowerment vonMigrantInnen und Geringverdienenden zum Um-welt- und Klimaschutz“ bietet ein weites Spek-trum an möglichen Handlungsfeldern, in denenMaßnahmen initiiert werden können. So ist zu-nächst zu entscheiden, ob ein einzelnes Hand-lungsfeld oder mehrere Handlungsfelder kombi-niert thematisiert werden sollen: Geht es umMöglichkeiten zur Nutzung alternativer Verkehrs-mittel, um Energieeinsparung im Haushalt, um-weltfreundlichere Ernährung durch Erhöhung desKonsums von regionalen und biologischen Pro-dukten oder um Förderung des Engagements inOrganisationen zum Umwelt- und Klimaschutz?Wichtig ist, den Fokus der Maßnahme und dieZiele, die auf den unterschiedlichen Ebenen mitihr erreicht werden sollen, klar abzugrenzen undmit allen Projektbeteiligten abzustimmen.

In der Projektplanung werden drei Arten vonZielen unterschieden: Leitziele dienen der Be-schreibung des gesamten Projekts. Teilziele sindOrientierungshilfen und können z. B. Ziel einerProjektphase sein. Handlungsziele sind schließlichMeilensteine oder Arbeitspakete, die zu bestimm-ten Terminen erreicht werden sollen.

Bei der Konzeption aktivierender Maßnahmenzum Umwelt- und Klimaschutz sollten diese Zielevor der eigentlichen Maßnahmenplanung genauformuliert werden. Am Beispiel des Handlungs-felds Energienutzung im Haushalt und derGruppe der MigrantInnen könnten diese lauten:n Leitziel: Empowerment von MigrantInnen zum

Umwelt- und Klimaschutzn Teilziel: Sensibilisierung für und nachhaltige

Reduzierung des Energieverbrauchs im Haus-halt von MigrantInnen

n Handlungsziele: Durchführung eines Strom-spar-Checks, Ausgabe von Energie-Ampeln,Informationen in zielgruppenspezifischen Bro-schüren etc.

Somit wird das übergeordnete, noch recht abs-trakte Leitziel in konkrete Handlungsziele unddazu passende Maßnahmen überführt. Bei der genauen Definition und Formulierung von Zielenhilft die Orientierung am sogenannten SMART-Prinzip – Spezifisch, Messbar, Aktionsorientiert/ausführbar, Realistisch, Terminierbar/transparent(vgl. Doran 1981).

Bestimmung der ZielgruppeDie Adressierung von Maßnahmen an Migran -tInnen oder Geringverdienende in der Praxis istkeine triviale Aufgabe. Zum einen steht bei derexpliziten Ansprache dieser Gruppen schnell dieKritik der Stigmatisierung im Raum. Allerdingszeigen Erfahrungen, dass sowohl MigrantInnenals auch Geringverdienende über konventio nelleAngebote im Umwelt- und Klimaschutz nurschwer bis gar nicht erreicht werden und gezielterangesprochen werden sollten. Eine weitere He-rausforderung ist die Definition der Zielgruppe,mit der festgelegt wird, wer dazugehört und wernicht. Um eine Abgrenzung über die MerkmaleMigrationshintergrund oder Einkommen zu er -reichen, liefern allgemeine Definitionen und Me-thoden erste Anhaltspunkte (siehe Infobox „Mi-grationshintergrund“ und „GeringverdienendeHaushalte“).

Vor dem Hintergrund der im vorherigen Ka-pitel skizzierten Ergebnisse wird deutlich, dass dieMerkmale Migrationshintergrund oder Einkom-men erste, aber keinesfalls hinreichende Kriterienfür die Festlegung der Adressaten von aktivieren-den Klimaschutzmaßnahmen darstellen. Men-schen gestalten ihren Alltag aktiv, je nach Le-bensphase, Beziehungs- und Familienform. AuchBildung, die Einbindung in soziale Netzwerke,persönliche und empfundene Erwartungen undWerte haben Einfluss auf das umweltverträglicheVerhalten und Handeln.

So würde beispielsweise eine Imagekampagne,die sich an alle MigrantInnen einer Stadt richtet,nicht nur stigmatisierend wirken, sondern auch

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MigrationshintergrundDie deutsche Staatsangehörigkeit und Zeitpunkt eines Zuzugs sind erste, aber nicht hinreichende Kriterien zur Fest-legung des Migrationshintergrunds. Spätestens seit 2005 ist die amtliche Statistik hier konkreter und genauer. Seit-dem werden im Rahmen des Mikrozensus in regelmäßigen Intervallen Daten zum Migrationshintergrund auch derersten und zweiten Generation abgefragt. Für die Konzeption und Durchführung aktivierender Maßnahmen bildetdie Definition des § 6 der Migrationshintergrund-Erhebungsverordnung vom 29. September 2010 (BGB I. I S. 1372)einen sinnvollen ordnungspolitischen Rahmen. Demnach liegt ein Migrationshintergrund vor, wenn:1. eine Person nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder2. der Geburtsort außerhalb der heutigen Grenzen der BRD liegt und eine Zuwanderung nach 1949 erfolgte oder3. der Geburtsort mindestens eines Elternteiles der Person außerhalb der heutigen Grenzen der BRD liegtsowie eine Zuwanderung dieses Elternteiles nach 1949 erfolgte.Wer MigrantIn ist und wer nicht, ist aber nicht nur eine ordnungspolitische, sondern auch eine lebenswelt-liche Frage: So sind für den Zielgruppenbezug Sprache und kulturelle Beziehungen wesentliche Kriterien.Unterschiede ergeben sich aber nicht nur durch die verschiedenen Herkunftsländer und kulturelle Hinter-gründe. Auch die verschiedenen Generationen der Personen mit Migrationshintergrund haben z. B. hin-sichtlich der Ansprache unterschiedliche Bedürfnisse.

Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen 13

ihr Ziel verfehlen. Denn die Nutzung des ÖPNVist bei Türkeistämmigen der ersten Generationeher verbreitet, während die zweite und dritte Ge-neration damit ein schlechtes Image verbindet.Bei russischsprachigen MigrantInnen wiederumist die Nutzung des ÖPNV weit verbreitet.

Bei Geringverdienenden sagt der IndikatorEinkommen nichts über die Wahrnehmung der fi-nanziellen Restriktionen oder die wahrgenomme-nen Handlungsspielräume aus. So kann Einkom-mensarmut, z. B. während der Ausbildung, als einevorübergehende Beschränkung hingenommenwerden, die mit Kreativität gemeistert wird, wäh-rend sie z. B. für viele Langzeitarbeitslose mit Per-spektivlosigkeit und Resignation verbunden ist.

Für die zielgruppengerechte Gestaltung akti-vierender Klima- und Umweltschutzmaßnahmenreichen die Merkmale Migrationshintergrund oderEinkommensarmut daher nicht aus. Damit Maß-nahmen zielgerichtet und passgenau adressiertwerden können, müssen weitere Kriterien für dieBestimmung der jeweiligen Zielgruppe herange-zogen werden. Dies sind beispielsweise bestimmteEinstellungen oder Verhaltensweisen, (→Gut zuwissen), die Lebensphase (z. B. Haushalte mit klei-

nen Kindern, ältere Menschen, Jugendliche) oderauch der Wohnort.

Abgrenzung über den AktionsraumDie Berücksichtigung des Kriteriums Wohnortermöglicht die Abgrenzung der Zielgruppe durchräumliche Festlegung des Aktionsraums einerMaßnahme. Rücken die BewohnerInnen einesStadtteils, eines bestimmten Quartiers oder auchnur einer bestimmten Straße in den Fokus einerMaßnahme, wird eine weitere Differenzierungvorgenommen, mit der vorhandene Potenzialegezielter genutzt und spezifische Bedürfnisse besser aufgegriffen werden können.

Dabei ist zu beachten, dass mit dem Aktions-raum als zusätzlich definierendes Kriterium aucheine Selektion erfolgt, die z. B. Menschen aus-schließt, die sich in einer ähnlichen ökonomi-schen Lage befinden, aber ihren Wohnsitz ineinem anderen Stadtteil haben. Dies könnte alsUngleichbehandlung gewertet werden. Anderer-seits bilden Menschen eines Viertels, die sich inähnlichen Lebenslagen befinden, häufig eine Gemeinschaft und kennen sich gut, was für dieAktivierung von Vorteil sein kann.

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Geringverdienende HaushalteEine einfache Möglichkeit der Abgrenzung der Gruppe der Geringverdienenden bildet das „relative Armutsrisiko“.Dieser Indikator wird in der Armutsforschung zur Messung der Einkommensarmut verwendet. Demnach ist ein Haus-halt armutsgefährdet, wenn sein Einkommen nicht mehr als 60 Prozent des mittleren bedarfsgewichteten Äquiva-lenzeinkommens der Bevölkerung beträgt. Im Jahr 2013 lag die Armutsgefährdungsschwelle bei 979 Euro/Monatfür eine alleinlebende Person. Die Definition des Armutsrisikos bildet die Grundlage für die Bemessung von Transferleistungen wie Arbeitslo-sengeld II oder Sozialhilfe. Somit kann der Bezug von Transferleistungen als Merkmal für die Abgrenzung derGruppe der Geringverdienenden herangezogen werden. Aktuelle Daten über die Größe und Verteilung dieserGruppe in einer Stadt oder einem Landkreis finden sich in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit.Der Indikator Transferleistungsbezug hat allerdings auch Nachteile. Denn Haushalte, deren Einkommen knappüber dieser Bewilligungsschwelle liegt und die daher keine Leistungen erhalten, sind wirtschaftlich nichtwesentlich besser gestellt. Zudem werden regionale Unterschiede der Lebenshaltungskosten nicht ange-messen berücksichtigt. Der Kreis der Adressaten einer Maßnahme sollte daher nicht zu eng gezogen wer-den. So kann z. B. ein Wohnberechtigungsschein als weiteres Kriterium hinzugezogen werden. Auch könnenEinkommensgrenzen „soft“ gehandhabt werden, so dass beispielsweise auch Haushalten eine kostenloseStromsparberatung für Geringverdienende ermöglicht wird, deren Einkommen knapp oberhalb der fest-gelegten Einkommensgrenze liegt.

14 Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienern zum Umwelt- und Klimaschutz

Ob die Umsetzung idealerweise überregional, in-nerhalb einer Stadt oder kleinräumig in einemoder mehreren Quartieren erfolgen soll, ist zudemabhängig von der Zielsetzung und insbesondereder Art der Maßnahme. Auch die vorhandenen fi-nanziellen und personellen Ressourcen könnendie Bezugsebene beeinflussen.

Eine einfache Möglichkeit, den Aktionsraumabzugrenzen, bieten statistische Gliederungsein-heiten, z. B. nach Bezirken, Orts- und Stadtteilen.Je nach angestrebter Maßnahme sind diese Ein-heiten aber noch zu groß, um z. B. identifikatori-sche Aspekte für die Aktivierung zu nutzen. Des-halb hat beispielsweise die Stadt Gelsenkirchendas Konzept der REGE-Bezirke (Regional Ent-wicklung Gelsenkirchen) eingeführt, um die Stadtunterhalb der Stadtteilebene zu betrachten undProbleme und Potenziale vor Ort identifizieren zukönnen. Die Einteilung erfolgte anhand großerVerkehrsachsen sowie sozialer Grenzen.

Die stärkere Berücksichtigung lebensweltlicherAspekte bei der Eingrenzung des Aktionsraumsbietet auch der Quartiersansatz. Zur Definitioneines Quartiers existieren in Wissenschaft und

Praxis derzeit vielfältige Ansätze. Die Zugängereichen von planungstheoretischen Definitionenanhand raumbezogener Attribute oder der Be-schreibung der handelnden professionellen Ak-teure bis hin zu netzwerkbasierten Definitionen,die die Soziologie der Quartiersbewohner in denMittelpunkt stellen. Jeder dieser Zugänge hatseine Vor- und Nachteile.

Für einen umfassenden sozialgeographischenAnsatz zur Quartiersabgrenzung muss ein Quartier n sozial konstruierbar und nicht unbedingt ad-

ministrativ abgrenzbar,n überschaubar,n auf alltägliche Lebenswelten und soziale Sphä-

ren bezogen (interaktive Struktur) undn identifikatorisch sein.Mit dieser Perspektive muss ein Quartier alsoweder eine bestimmte Größe, gemessen in Hektar,Quadratkilometer oder Einwohnerzahl noch eineexakte Abgrenzung aufweisen. Ein Quartier be-steht aus einem „Kern“, der sich aus einer ge-meinsamen Schnittmenge bildet, und einem„Saum“ (Randbereich permanent durchlässigerGrenzräume). In diesem Sinne kann bereits die

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Migration & Mobilität – Für mehr Bewegung im sozialen RaumZiel des Projektes Migration & Mobilität ist es, Frauen mit Migrationshintergrund gesunde Lebenswelten zu eröffnenund sie an die Präventionsangebote des Sport- und Gesundheitssystems heranzuführen. Um Sport- und Gesund-heitsangebote für Frauen mit Migrationshintergrund in vier benachteiligten Oldenburger Stadtteilen zu entwickelnund zu verbessern, wurden quartiersbezogene Sozialarbeit und Sportvereinsarbeit miteinander verbunden. DenKern des Konzepts bildet eine Kombination aus verhaltens- und verhältnisbezogenen Strategien zur Bewegungs-förderung.Gründer des Bündnisses waren der Turn- und Sportverein Bloherfelde von 1906 e.V., der Treffpunkt Gemein-wesenarbeit Bloherfelde/Eversten der Stadt Oldenburg und der Arbeitsbereich Sport und Gesellschaft desInstituts für Sportwissenschaft an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Seit März 2009 haben insge-samt zwölf Partner das Konzept auf drei weitere Stadtteile sowie die Landesaufnahmebehörde Niedersach-sen übertragen und den lokalen Bedingungen angepasst.Migration & Mobilität ist Teil des Aktionsbündnisses Gesunde Lebensstile und Lebenswelten in Oldenburgund wird seit Ablauf der Förderung durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) (2009–2011) auseigenen Mitteln finanziert.Weitere Informationen unter: https://www.in-form.de/profiportal/in-form-vor-ort-erleben/projekte/projekte/migration-und-mobilitaet.html

Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen 15

subjektive Wahrnehmung eines Bewohners einQuartier beschreiben. De facto lässt sich der Kerneines Quartiers durch die Schnittmengen undSchwerpunkte übereinandergelegter „Quartiers-Layer“ bestimmen (vgl. dazu auch Schnur 2014:39 ff.). Mittels Mental Maps kann eine annä-hernde Darstellung wahrgenommener Quartiereerreicht werden.

Diese unscharfe, aber umfassende Abgrenzungeignet sich durchaus auch für aktivierende Maß-

nahmen zum Umwelt und Klimaschutz. Denn derQuartiersansatz eignet sich eher für Maßnahmen,die einen starken Bezug zum Außenraum haben,wie z. B. die Gestaltung gemeinschaftlicher Plätzeoder des Straßenraums, oder die nachbarschaftli-che Aspekte beinhalten. Für diese sind feste Gren-zen nicht unbedingt notwendig. Der Zielraum füraktivierende Maßnahmen kann z. B. über die Ak-tionsräume von Kooperationspartnern gemeinsamfestgelegt werden (→Kooperation).

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16 Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienern zum Umwelt- und Klimaschutz

KOOPERATION

Klimaschutz lässt sich nicht auf ein einzelnesHandlungsfeld begrenzen, sondern ist vielmehrals eine Querschnittsaufgabe zu verstehen und er-fordert deshalb das Zusammenspiel von Akteurenaus unterschiedlichen Handlungsfeldern wie etwaUmwelt, Energie, Verkehr, Soziales und Wirt-schaft. Die Bündelung unterschiedlicher Kompe-tenzen und Kenntnisse, z. B. der Zielgruppe, istein entscheidender Erfolgsfaktor. Im Rahmen aktivierender Klimaschutzmaßnahmen könnenKooperationen auf verschiedenen Ebenen sinn-voll sein. Als Vertriebskanal für bereits entwi-ckelte und feststehende Maßnahmen erfordern siedas geringste Maß an Zusammenarbeit (→Maß-nahmengestaltung und →Kommunikation). Ihreneigentlichen Mehrwert entfalten Kooperationenaber dann, wenn die Zusammenarbeit schon vorbzw. während der Maßnahmengestaltung beginnt.Kooperationen sind in diesem Verständnis vonelementarer Bedeutung für eine umfassende undweitreichende Planung, Gestaltung und Um -setzung von Maßnahmen und weiterführenderAktivitäten.

Kooperationen als ErfolgsfaktorAktivierende Klimaschutzmaßnahmen bestehenhäufig aus einer Vielzahl einzelner Aktivitäten,die im Zusammenspiel von verschiedenen Ak -teuren aufgesetzt werden, damit eine heterogeneZielgruppe angesprochen und aktiviert werdenkann. Ein einzelner Akteur ist eher nicht in derLage, allen Bedürfnissen und Anforderungen dieses spezifischen Feldes gerecht zu werden. DieZusammenarbeit verschiedener Akteure, die je-weils ihre eigenen fachlichen, sozialen und kom-munikativen Kompetenzen in die Entwicklungeiner Klimaschutzmaßnahme einbringen, ist bei-nahe eine Grundbedingung in dem hier bespro-chenen Kontext. Kooperationen können an jenenStellen ihre besondere Wirkung entfalten, andenen einzelne Akteure an ihre Grenzen kommen,

sei es hinsichtlich finanzieller /personeller Res-sourcen oder fachlicher/methodischer Kompeten-zen. Weitere Synergien können auf der Hand-lungsebene genutzt und ausgeschöpft werden, vorallem bei der Ansprache der Zielgruppen und derReichweite einer Maßnahme. Plant beispielsweiseeine Kommune eine Klimaschutzmaßnahme füreine der hier betrachteten Zielgruppen, sollte sie daher prüfen, welche Akteure wie z. B. Ver -braucherorganisationen, soziale Träger, Umwelt -verbände oder Unternehmen gewinnbringende Kooperationspartner sein können. Ein Mehrwertkann auch erzielt werden, wenn unterschiedlicheRessorts und Fachgebiete, z. B. Umwelt, Kultur,Soziales, zusammenarbeiten. Die Kooperation undNetzwerkbildung auf verschiedenen Ebenen undmit unterschiedlichen Zugängen stellt daher ei -nen zentralen Erfolgsfaktor für die zielgerichteteGestaltung und Umsetzung von Klimaschutzmaß-nahmen dar.

Potenzielle KooperationspartnerIm Kontext des Umwelt- und Klimaschutzes sindinsbesondere Sozial- und Wohlfahrtsverbände,Migrantenselbstorganisationen, Umwelt- undVerbraucherorganisationen geeignete Partner, umzielgerichtete Maßnahmen für Geringverdienendeund Personen mit Migrationshintergrund zu ent-wickeln. Auch Gewerkschaften und sonstige In-teressenverbände oder Interessengruppen, Welt-anschauungs-, Kultur- oder Sportvereine könnengeeignete Partner sein, um diese Zielgruppen zuerreichen. Kooperationen zwischen den genann-ten Akteuren können die Reichweite, Treffsicher-heit und Qualität der Klimaschutzmaßnahmenverbessern und beiderseitige Lern- und Anpas-sungsschleifen unterstützen. Für die Zielgruppender Geringverdienenden und der MigrantInnensind insbesondere soziale bzw. kulturelle und religiöse Träger von großer strategischer Bedeu-tung, da diese eine hohe Akzeptanz und Glaub-

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würdigkeit bei den Zielgruppen besitzen. Zudemkennen sie die zielgruppenspezifischen Bedürf-nisse und Gegebenheiten und haben die erfor -derlichen Kompetenzen und Kontakte für den Zugang und die Ansprache der potenziellen Ziel-gruppen.

Kooperationen zwischen unterschiedlichenPartnern sollten „auf gleicher Augenhöhe“ statt-finden. Zudem ist zu berücksichtigen, dass unter-schiedliche Partner zumeist mit unterschiedlichenRahmenbedingungen und Möglichkeiten um -gehen müssen, beispielsweise hinsichtlich ihrerHandlungsspielräume, Zeithorizonte oder finan-ziellen und personellen Ressourcen. Von dahersollte eine gewisse Flexibilität bei der Gestaltungund Umsetzung der gemeinsam zu entwickeln -den Klimaschutzmaßnahmen ermöglicht werden. (→Umsetzung).

Identifikation von KooperationspartnernWie kann nun eine Kooperation aufgebaut wer-den? Wer sind passende Kooperationspartner indem angestrebten Aktionsraum? Diese Fragenmüssen zu Beginn jeder Maßnahme oder jedesVorhabens angegangen werden. Hierfür gibt esnicht den einen Königsweg, sondern zahlreicheMöglichkeiten. Zunächst ist zu prüfen, welchesWissen bzw. welche Kompetenzen und Möglich-keiten intern abgedeckt werden können und welche Bedarfe bestehen. Dadurch erfolgt eineerste Schärfung möglicher externer Kooperations -partner. Dann gilt es ggf. zu prüfen, mit welchenPartnern bereits in anderen Kontexten erfolgreich zusammengearbeitet wurde (→Monitoring). Sokönnen bestehende Kontakte und Netzwerke genutzt werden, um neue Aktivitäten zu planen.Bestehen keine Kontakte oder werden für eineAufgabenstellung zusätzliche Kompetenzen be-nötigt, sollte zunächst das lokale Umfeld genaueruntersucht werden, um sich einen Überblick übermögliche Partner zu verschaffen. Hierfür eignet

sich beispielsweise die Methode des sogenanntenCommunity Mappings (vgl. Walter 2007): Die Akteure und ihre Merkmale, beispielsweise derenBedeutung in der Community, ihr Bezug zumUmweltschutz, ihre Zielgruppen, werden in eineKarte bzw. einen Stadtplan eingezeichnet. So er-hält man schnell einen Überblick der räumlichenVerteilung der relevante Akteure vor Ort undkann diese gezielt aufsuchen (vgl. Hunecke et al.2014: 5f.). Neben der Identifizierung lokaler Ko-operationspartner ist eine weiterführende Sich-tung des Feldes zu empfehlen, insbesondere umspezifische Expertisen, Kompetenzen oder Res-sourcen einzubeziehen bzw. zu erschließen, dieauf lokaler Ebene nicht verfügbar sind. MöglicheInstitutionen und Organisationen sind in derSammlung am Ende dieses Dokumentes ange-führt (→Linkliste und Quellen).

Aufbau von KooperationenDer Aufbau von Kooperationen erfordert geeig-nete Strukturen und einen in der Regel länger-fristigen Lernprozess, bei dem u. a. sektorale Zu-ständigkeiten, z. B. das Umweltamt als zentralerAnsprechpartner für Umweltinitiativen, aufge -brochen und Kontakte und Kommunikationska-näle über bestehende fachliche und sektoraleGrenzen hinweg aufgebaut werden. Dies stellt füralle Beteiligten eine große Herausforderung dar.Eine solche Vernetzung erfordert zudem das Er-kennen von Zielallianzen, ohne die keine Bünd-nisstrategie möglich ist. Dies kann durch Anbin-dung an bestehende Kooperationsstrukturen auflokaler Ebene erleichtert werden. Ein positivesBeispiel ist hierfür der Lokale-Agenda-21-Prozessin Han nover.

KooperationsstrukturenWie bereits angesprochen, können bestehendeKooperationsstrukturen und Netzwerke im (sozia-len) Umfeld der Zielgruppen für die weitere Zu-

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EnergieSparProjektIm Rahmen des EnergieSparProjekts erhalten Haushalte mit einem geringen Einkommen eine kostenlose Beratungmit dem Ziel, den Energieverbrauch zu senken und einer gegebenenfalls drohenden Energiesperre vorzubeugen. Die Haushalte werden vor Ort durch berufserfahrene und sozial geschulte IngenieurInnen und ArchitektInnen be-raten. Neben individuellen Energiespartipps (Strom, Heizen und Lüften, Warmwasser) sind Informationen zu Ener-gietarifen, Verhinderung von Energiesperren, Veranlassung von Ratenplanverfahren und Vermittlung von Hilfs-angeboten Teil der Beratung. Bei Bedarf werden bis zu drei Folgetermine angeboten. Zudem erhalten die Haus-halte kleine Soforthilfen. Für Haushalte mit besonders alten „Stromfressern“ können über das ESP Spendenfür energieeffiziente Haushaltsgeräte vermittelt werden. Das Projekt ist Teil der Armutsprävention des Sozialamts der Stadt Nürnberg und wird vor allem aus kommu-nalen Mitteln, durch Fördermittel des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“, des CO2-Minderungspro-gramms der Stadt Nürnberg sowie durch den ortsansässigen Energieversorger N-ERGIE AG finanziert undunterstützt.Weitere Informationen unter: http://www.nuernberg.de/internet/esp/

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sammenarbeit genutzt werden. So können bei-spielsweise auf lokaler Ebene Kooperationsstruk-turen geschaffen werden. Die Vernetzung vonAngeboten und Akteuren zeigt sich beispielhaftauf Quartiersebene (→Ziele und Zielgruppen).Hier ist es oft eher möglich, Angebote z. B. ausden Handlungsfeldern Wohnen und Mobilitätmiteinander zu verknüpfen. Bei der Vernetzung

von Akteuren kann das Quartiersmanagement,wie es etwa im Rahmen des Programms „SozialeStadt“ gefördert wird, eine wichtige Funktion beider Initiierung und Koordination von Kooperatio-nen einnehmen. Insgesamt sollte versucht wer-den, langfristige Strukturen aufzubauen, die auchdie unterschiedlichen Planungshorizonte undRah menbedingungen der Partner berücksichtigen.

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MASSNAHMENGESTALTUNG

Erfolgreiche Klimaschutzmaßnahmen müssen andie Wahrnehmungen, Handlungssituation und -bedingungen der Adressaten anknüpfen. Wiedies bei der Gestaltung von Maßnahmen gelingenkann, wird im Folgenden dargestellt. Um mög-lichst alle Potenziale für den Klimaschutz zu nut-zen, sind dabei sowohl Aspekte zu berücksichti-gen, die sich erkennbar direkt auf den Klima-schutz beziehen, als auch solche, die zwar andereZiele verfolgen, aber eine Klimarelevanz besitzenkönnen, wie z. B. die Beratung einkommens-schwacher Haushalte oder die Beratung von Mi-grantInnen. Um die Reichweite und auch die Ef-fektivität von Maßnahmen zu erhöhen, empfiehltes sich bereits frühzeitig – idealerweise bereits inder Planungsphase – mit Kooperationspartnernzusammenzuarbeiten (→Kooperation). Wie ef -fektiv eine Maßnahme sein kann, hängt abernoch von weiteren Faktoren ab.

Berücksichtigt man die spezifischen Aus-gangslagen, gibt es eine Vielzahl aktivierenderMaßnahmen, mit denen die adressierten Ziel -gruppen dabei unterstützt werden können, klima-gerechter zu handeln. Diese Maßnahmen könnenu. a. entlang ihrer Wirkungen charakterisiert wer-den. Anlehnend an das sogenannte 4-E-Modell(vgl. SDC/NCC 2006) können Klimaschutz -maßnahmen vier Wirkdimensionen zugeordnetwerden: n Maßnahmen können beispielsweise darauf zie-

len, AdressatInnen zu befähigen, klimafreund-lich zu handeln (Enable). Die Vermittlung vonInformationen spielt dabei eine wichtige Rolle,z. B. über Flyer, Broschüren oder eine verhal-tensorientierte Klimaberatung (→Klimaschutz-Coaching). Für geringverdienende Haushalte istinsbesondere eine Energieberatung von Inte-resse, um bestehende Informationsdefizite hin-sichtlich der Auswirkungen des eigenen Ver-haltens auf Energieverbrauch und Klima zuverdeutlichen.

n Die Wirkungsdimension „Anreize schaffen“(Encourage) umfasst alle Maßnahmen, die mo-netäre bzw. nicht-monetäre Anreize für nach-haltiges Verhalten schaffen. Dies kann bei-spielsweise im Fall der Geringverdienenden einZuschussprogramm beim Kauf eines effizien-ten Haushaltsgeräts sein oder eine Prämie beimErreichen eines festgelegten Einsparziels.

n Eine weitere Gruppe von Maßnahmen zielt da-rauf, die AdressatInnen zu Engagement und zueigenem Handeln zu mobilisieren (Engage).Hierfür eignen sich Instrumente und Maßnah-men, die das individuelle und kollektive Enga-gement für Nachhaltigkeit fördern. Beispielehierfür sind Wettbewerbe, Aktionstage oderSelbstverpflichtungen durch persönliche Ziel-setzung, z. B. eine „Energie- oder Klimadiät“.Auch Gemeinschaftsaktionen wie z. B. Biogär-ten können Impulse für das eigene Engage-ment setzten.

n Die vierte Dimension „Mit gutem Beispiel vo-rangehen“ (Exemplify) hebt darauf ab, dass Ak-tivitäten von einzelnen Personen oder Institu-tionen andere Akteure dazu anhalten können,diese Handlungen zu übernehmen. Beispielehierfür sind die klimaschonende Verhaltens-weisen in öffentlichen Einrichtungen oder pro-minente Konsumvorbilder. Bei Personen mitMigrationshintergrund kann es sich dabei umSchlüsselpersonen aus der jeweiligen Gemein-schaft handeln.

Als besonders erfolgreich hat es sich erwiesen,Maßnahmen miteinander zu verknüpfen, die un-terschiedliche Wirkungsdimensionen ansprechen:Beispielsweise kann eine Energieberatung voneiner Kampagne begleitet werden, mit der dasAngebot in einem Stadtteil oder einem Quartierbekannt gemacht wird (→Ziele und Zielgruppenund →Kommunikation). Die Beratung kann zu -dem mit einem konkreten persönlichen Einspar-ziel verknüpft werden. Bei den AdressatInnen

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Stromspar-CheckIm Rahmen des Stromspar-Checks werden Haushalte mit geringem Einkommen über eine persönliche Beratungdabei begleitet, den Stromverbrauch und die damit verbundenen Kosten zu reduzieren. Durchgeführt wird die Be-ratung von Langzeitarbeitslosen, die extra für diese Aktion geschult werden. Sie sollen über diese Tätigkeit alsStromsparhelfer eine Chance auf einen Wiedereinstieg in das Berufsleben erhalten.Die Beratung, die nicht nur in deutscher Sprache angeboten wird, findet direkt bei den Teilnehmenden zu Hausestatt. Der erste Besuch dient der Erfassung des aktuellen Stromverbrauchs. Beim zweiten Termin erhalten dieHaushalte einen individuellen Stromspar-Fahrplan und Ratschläge zum Stromsparen sowie kostenlose Sofort-hilfen (Energiesparlampen, schaltbare Steckdosenleisten, TV-Standby-Abschalter, Zeitschaltuhren und Strahl-regler für Wasserhähne). Bei Bedarf erfolgen weitere Maßnahmen wie z. B. eine kostenlose Beratung beider Verbraucherzentrale oder eine Finanzierungshilfe für die Neuanschaffung eines energieeffizienten Kühl-schranks. Der Stromspar-Check ist eine gemeinsame Aktion des Deutschen Caritasverbandes e. V. und des Bundes-verbandes der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands e. V., (eaD) und wird gefördert vom Bun-desministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.Weitere Informationen unter www.stromspar-check.de/

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wird so die Motivation gestärkt, das vermitteltehandlungsbezogene Wissen selbst zu erproben.Auch können bei einer Energieberatung als zu-sätzliches Incentive schaltbare Steckerleisten oderEnergiesparleuchten kostenlos an die beratenenHaushalte verteilt werden. Dies stellt insbesondereeine gute Möglichkeit dar, geringverdienendeHaushalte anzusprechen. Viele, auch kleine Pro-jekte, bestehen daher aus einem Maßnahmen-Mix, d. h. aus einem Set von aufeinander abge-stimmten Aktivitäten und Materialien, die aufkonkrete Zielgruppen zugeschnitten sind, z. B.Kampagnen, Flyer oder Vor-Ort-Besuche. Rich -tet sich eine solche Beratung an MigrantInnen,würde dies beispielsweise bedeuten, dass die entsprechenden Medien sowohl in deutscher alsauch in der jeweiligen Muttersprache angebotenwerden.

Damit aktivierende Klimaschutzmaßnahmenmöglichst bedarfsgerecht konzipiert werden kön-

nen, sollte zunächst geprüft werden, welche An-gebote für die anvisierte Zielgruppe passend undsinnvoll sein könnten. Dabei können folgendeLeitfragen helfen:n Welche Praktiken und Handlungsfelder, u. a.

Energie, Ernährung oder Mobilität, sind für dieZielgruppe besonders relevant?

n Welche Motive und Gründe spielen dabei eineRolle?

n Gibt es bereits eigene Erfahrungen mit derDurchführung ähnlicher Maßnahmen?

n Was waren Hemmnisse und Stolpersteine beideren Durchführung?

Bereits in der Phase der Gestaltung und auch spä-ter in der Umsetzungsphase von Klimaschutz-maßnahmen sollte besonders auf den Alltagsbe-zug und die Nutzung von Motivallianzen geach-tet werden. Beide Faktoren haben sich für dieZielgruppen der Geringverdienenden und der Mi-grantInnen besonders bewährt.

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AlltagsbezugDer Bezug zum Lebensalltag stellt einen zentralenErfolgsfaktor von Maßnahmen und Projekten dar.Auch für die Zielgruppen muss der konkrete Nut-zen aus der Perspektive der Adressaten unmittel-bar sichtbar und einleuchtend sein. Dafür sindkonkrete Handlungsmöglich keiten für eine Ver-änderung von Alltagsroutinen aufzuzeigen, dieunmittelbar an die Bedürfnisse und Alltagserfah-rungen der Zielgruppe anknüpfen und mit be-grenztem Aufwand umsetzbar sind. Viele Infor-mationsangebote gehen ins Leere, weil sie keinenBezug zu konkreten Alltagssituatio nen haben undsich nicht auf Alltagsroutinen be ziehen.

Es gibt gute Beispiele, die zeigen, wie der All-tagsbezug zielgruppenbezogen hergestellt werdenkann. Sowohl bei Geringverdienenden als auchbei MigrantInnen hat sich beispielsweise eine auf-suchende Energieberatung in den Haushalten be-währt, wie sie u. a. der Stromspar-Check bietet.Diese Beratungen zielen darauf, die Zusammen-hänge zwischen Alltagsroutinen und Energiever-brauch bewusst zu machen, konkrete Verände-rungsmöglichkeiten aufzuzeigen und so die Kom-petenz zum bewussten und effizienten Umgangmit Energie zu stärken. Give-aways können denunmittelbaren Nutzen von Klimaschutzmaßnah-men verdeutlichen. Zugleich geben sie einen kon-kreten Anreiz, Energiesparmaßnahmen selbst zuerproben: Beispiele sind die Abgabe von Kühl-schrankthermometern oder die kostenlose Direkt-installation von Energiesparartikeln, etwa schalt-bare Steckleisten oder LED-Lampen. Solche Bera-tungsangebote sind dann besonders erfolgreich,wenn sie die potenziellen Adressaten über Orteund Situationen erreichen, die dem Alltag derZielgruppe entsprechen. Für einkommensschwa-che Haushalte können dies Flyer oder Info-Ständein Sozialkaufhäusern oder der Arbeitsagentursein. Für MigrantInnen sind kulturelle Einrich-tungen oder Dienstleister, etwa türkische Lebens-mittelgeschäfte, gute Anlaufstellen. Diese können

auch gut in eine Kampagne für regionale und sai-sonale Lebensmittel einbezogen werden.

MotivallianzenHandlungen zur Verringerung von Treibhausgas-Emissionen, zur Bewahrung der Umwelt oder zurVerbesserung der Nachhaltigkeit können über sogenannte Motivallianzen positiv beeinflusstwerden. Motivallianzen entstehen dann, wennumweltfreundliche Handlungen über den un -mittelbaren Umweltnutzen hinaus mit weiterenpositiv bewerteten Eigenschaften, Werten oderZielen verbunden werden können. Dies könnenbeispielsweise materielle Vorteile sein, wie derökonomische Nutzen durch die Einsparung vonStrom- und Heizkosten oder ein günstiger Ein-kauf von Second-Hand-Produkten. Aber auch positive immaterielle Wirkungen, wie die Verbes-serung der Lebensqualität oder eine vereinfachteAlltagsorganisation, können solche Motivallian-zen bilden. Je nach Zielgruppe und Handlungs-feld können daher neben dem Motiv des Umwelt-und Klimaschutzes weitere Motive wie ethischeund moralische Grundwerte, Gesundheitsorientie-rung oder Kostenreduktion adressiert werden, dieumweltentlastendes Handeln direkt oder indirektbegünstigen oder stabilisieren. n Im Handlungsfeld Energie sind klimafreundli-

che Maßnahmen zum Stromsparen oder rich-tigen Heizen und Lüften für Geringverdienendeauch aus Kostengründen interessant. Aus ethi-scher bzw. religiöser Sicht ist auch die Bewah-rung der Schöpfung ein weiteres Motiv für kli-mafreundliches Handeln.

n Im Handlungsfeld Ernährung lässt sich derKonsum saisonaler und regionaler Lebensmit-tel mit den Motiven Kostensparen, besserer Ge-schmack und Gesundheit verbinden. Fleisch-arme Ernährung kann mit dem Motiv Gesund-heit und je nach Zielgruppe auch mit ethischen(z. B. Tierschutz) oder religiösen Werten ver-knüpft werden.

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Öko-Station mit einem interkulturellen Bio-GartenMit AnwohnerInnen, Kitas, einer Grundschule und BürgerInneninitiativen wurde ein Bio-Garten angelegt, in demnach biologischen Richtlinien gegärtnert wird. Eine Gemeinschaftsfläche für diverse Aktivitäten und Nutzungen(Treffpunkt, Feste, Tauschbörsen etc.) steht ebenfalls zur Verfügung. In einer Naturstation soll das Interesse füreinheimische Tiere und Pflanzen geweckt und Wissen über sie vermittelt werden. Der Lehrgarten soll Anstößeund Ideen für ein eigenes Engagement im Natur- und Umweltbereich geben und praktische Tipps für das Schaf-fen bzw. Bewahren von Lebensräumen in der Stadt aufzeigen.Es werden verschiedene Geräte zur Verfügung gestellt, die durch Solar- bzw. Windkraft betrieben werden mitdem Ziel, Kinder und BesucherInnen über die erneuerbaren bzw. alternativen Energiequellen zu informieren. Die Öko-Station mit interkulturellem Bio-Garten befindet sich im Statthaus Böcklerpark in Berlin-Kreuzbergund wird vom Türkisch-Deutschen Umweltzentrum Berlin betreut.Weitere Informationen unter: http://umweltzentrum.tdz-berlin.de/umweltprojekte/oeko-station.html

22 Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienern zum Umwelt- und Klimaschutz

n Im Handlungsfeld Mobilität stehen bei Ge -ringverdienenden vor allem die verbesserte Beweglichkeit im Alltag und ein erweiterterAktionsradius im Vordergrund. Ähnliches giltauch für MigrantInnen. In diesem Sinne kannRadfahren als eine preiswerte und gesunde Art der Fortbewegung kommuniziert werden,die mit einer größeren Unabhängigkeit verbun-den ist.

An dem letztgenannten Beispiel wird deutlich,dass der jeweilige kulturelle bzw. soziale Kontextzu beachten ist, in den eine Klimaschutzmaß-nahme eingebracht werden soll. So kann bei-spielsweise nicht vorausgesetzt werden, dass jederHaushalt über ein Fahrrad verfügt. An diesenPunkten wird ersichtlich, dass auch – positiv in-tendierte – Motivallianzen ausgrenzende Wirkun-gen entfalten können, wenn sie nicht auf die

Lebenslagen und den Alltag der adressierten Ziel-gruppe abgestimmt sind. Wie Motivallianzen je-doch erfolgreich genutzt werden können, zeigenMaßnahmen wie die Energieschuldenprävention,der Stromspar-Check oder die Klimaschutzbera-tung für Migranten von Migranten aus Hannover.Diese Maßnahmen haben ihr Design jeweils aufeine bestimmte Zielgruppe – Geringverdienendebzw. MigrantInnen – und deren Motivlagen ab-gestellt und können bei diesen bedeutsame Erfolge erreichen. Es bleibt zu berücksichtigen,dass die Zielgruppen der Geringverdienenden undder MigrantInnen oft nur schwierig zu erreichensind. Die Mobilisierung von Motivallianzen sowieder Alltagsbezug bedürfen daher angemessener „Multiplikatoren“, die Informationen an die Ziel-gruppen weitergeben (→Kommunikation und→Umsetzung).

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KOMMUNIKATION

Wie kommt die Maßnahme zur Zielgruppe bzw.die Zielgruppe zur Maßnahme? Für die Erstellungdes Informationsmaterials, die Nutzung von In-formationskanälen und insbesondere bei der per-sönlichen Ansprache kann das Wissen über feineBesonderheiten der Zielgruppe über den Erfolgentscheiden. Beispielhaft werden im Folgendenmögliche Informationskanäle aufgeführt. Für russischsprachige und türkeistämmige MigrantIn-nen ist eine ausführliche Beschreibung kommuni -kationsfördernder Maßnahmen in den EMIGMA-Handlungsempfehlungen zu finden (Hunecke etal. 2014).

Das InformationsmaterialInformationen zum Umwelt- und Klimaschutz be-nötigen nicht immer eigene Produkte. Sie könnenauch gut in bestehende Informationsbroschürenund Handbücher für MigrantInnen und Neuzu-wanderInnen sowie Geringverdienende der Städteund Kommunen integriert werden. So könntenz. B. auf einer zusätzlichen Seite Umweltschutz-verbände und -gruppen aufgelistet werden. Pla-kate und Flyer haben insgesamt einen geringerenEffekt als Mund-zu-Mund-Propaganda oder einepersönliche Einladung. Dennoch kann und solltenicht gänzlich darauf verzichtet werden.

Für die Gruppe der MigrantInnen ist bei derschriftlichen Ansprache die Zweisprachigkeit un-erlässlich. Es ist davon abzuraten, Informations-material ausschließlich in der Sprache einer Mig-ranten-Community zu entwickeln, da dies z.B. alsdiskriminierend wahrgenommen werden kann.Dabei sollte die Sprache des Informationsmateri-als mit der Sprache der Maßnahme abgeglichenwerden: Ist die Information zweisprachig gehal-ten, sollte auch die Maßnahme in der jeweiligenFremdsprache durchgeführt werden können. Einkleiner Hinweis, welche Sprachen während derMaßnahme angeboten werden können, kann hierschon helfen, Verwirrungen zu vermeiden.

Zusätzlich zu Broschüren und Handbüchern isteine Internetplattform mit bestehenden Umwelt-schutzangeboten hilfreich. Eine umfangreiche Internetrecherche im Mai 2013 zu mehrsprachi-gen Umwelt- und Klimaschutzangeboten für/mitMigrantInnen ergab nur wenige Treffer. Für dieInternetplattform bedarf es einer Organisation, dieam besten an eine Kommune angebunden ist, dadie regelmäßige Erweiterung und Aktualisierungeine langfristige Aufgabe ist, die Verlässlichkeitund Kontinuität erfordert. Der Partner übernimmtdie Sammlung, Bündelung und Bereitstellung derInformationen auf der Internetplattform. Eineerste Übersicht von Migrantenselbstorganisatio-nen, die derzeit im Bereich Umwelt- und Klima-schutz aktiv sind, sind am Ende des Leitfadensaufgeführt (→Linkliste und Quellen).

Der Zugang über MultiplikatorInnenWesentlich für die erfolgreiche Information undKommunikation ist die persönliche Ansprache.Insbesondere in verschiedenen Migranten-Com-munities sind Hausbesuche eher willkommen und werden nicht als Grenzüberschreitung wahr -genommen, so z. B. bei türkeistämmigen und rus-sischsprachigen MigrantInnen. Voraussetzung istallerdings, dass die MultiplikatorInnen nichtgänzlich unbekannt sind und zuvor ein Terminvereinbart wurde. Ebenso müssen bestimmte Umgangsformen und Verhaltensregeln der jewei-ligen Community bekannt sein und berücksichtigtwerden.

Auch Geringverdienende stehen der persön -lichen Beratung in den eigenen vier Wänden offe-ner gegenüber als dem Lesen allgemein formu-lierter Broschüren. Dabei hat sich z. B. beimStromspar-Check der Caritas gezeigt, dass die Beratenden keinesfalls belehrend auftreten dürfenund am besten aus vergleichbaren sozialen Mi-lieus stammen.

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24 Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienern zum Umwelt- und Klimaschutz

Folgende MultiplikatorInnen können einen er-folgreichen Zugang zu den adressierten Zielgrup-pen erleichtern:

Organisationen und InstitutionenEinen guten Zugang bieten Organisationen undInstitutionen, die in regelmäßigem Austausch mitder Zielgruppe stehen. Diese können als Multipli-katorInnen den ersten Zugang erleichtern. Insbe-sondere Fraueninitiativen einer Einrichtung oderOrganisation spielen eine bedeutsame Rolle, wennes um Veränderungen und neue Impulse geht. BeiGeringverdienenden haben soziale Dienste undEinrichtungen einen hohen Stellenwert.

Um sich einen ersten Überblick über die Orteund Treffpunkte zu verschaffen, eignet sich auchhier die Methode des Community-Mappings(→Kooperation).

UmweltlotsInnen /UmweltbotschafterInnenVertrauen und Glaubwürdigkeit sind wesentlicheErfolgsfaktoren für die Vermittlung von Anliegen.Sowohl bei der Ansprache von Personen mit Mi-grationshintergrund als auch bei der Kommuni-kation mit Geringverdienenden ist ein Dialog aufAugenhöhe notwendige Bedingung, um nicht be-lehrend zu wirken.

Viele erfolgreiche Kommunikations- und Be-ratungsangebote nutzen Personen aus ähnlichensozialen und kulturellen Milieus als Multiplika -torInnen. Dadurch können kulturelle und sozialeGrenzen, welche die Kommunikation zwischenunterschiedlichen Milieus erschweren, leichterüberwunden bzw. von vornherein umgangenwerden. Angehörigen des eigenen Milieus wirdvielfach eine höhere Glaubwürdigkeit zugeschrie-ben als beispielsweise kommerziellen Anbieternoder Personen aus anderen Milieus. Insbesonderebei MigrantInnen können solche MultiplikatorIn-nen helfen, interkulturelle Stolpersteine zu ver-meiden und damit die Ansprache zu erleichtern.

Ein gutes Beispiel für milieuspezifische Multi -plikatorInnen in der Nachhaltigkeitskommunika-tion ist das Konzept der „UmweltbotschafterIn-nen“. UmweltbotschafterInnen können sowohlPersonen sein, die sich bereits aktiv für den Umweltschutz in einer Organisation oder Gruppeeinsetzen, als auch Personen, die nicht an eineUmweltschutzorganisation oder -gruppe gebun-den sind, sondern sich als „Privatperson“ in ihremsozialen Umfeld für den Umweltschutz engagie-ren möchten. Die BotschafterInnen können im sozialen Umfeld, bei sozialen Treffpunkten (Frau-engruppe, Männercafés, Nachbarschaftstreffen,Sportver einen u. Ä.) oder in privaten Haushaltenaktiv werden, ebenso bei Informationsveranstal-tungen oder in Schulungen.

Handelt es sich bei den AdressatInnen um MigrantInnen, sind für die Kontaktaufnahme dieBeherrschung der Sprache der jeweiligen Ge -meinschaft sowie ausreichend Deutschkenntnisseauf Seiten der UmweltschutzaktivistInnen wün-schenswert.

Vorbilder / SchlüsselpersonenIn den Gemeinschaften und Milieus anerkanntePersönlichkeiten können als Vorbilder dienen.Diese sollten vornehmlich Personen sein, die sichfür die Ziele der Gemeinschaften und Milieus ein-setzen, gut vernetzt sind und über einen gutenRuf verfügen. Die bedeutsamen Personen müssenidentifiziert und für das Thema Umwelt- und Kli-maschutz gewonnen werden.

Die Presse oder Angehörige der jeweiligen Ge-meinschaften und Milieus sind eine gute Mög-lichkeit, um sich über das Ansehen oder den Sta-tus einer Person zu erkundigen. Vorbilder könnenauch gleichzeitig als Schlüsselpersonen fungieren.Schlüsselpersonen wissen mehr über die Mitglie-der (Frauen- und Kulturvereine, Chöre, religiöseVereine, Männercafés, Umweltschutzorganisatio-nen etc.) und ihr Leben, weil sie diese beraten, be-

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Klimaschutzberatung für Migranten von MigrantenDiese Beratungskampagne für Klimaschutz, Wohnqualität und Nebenkostensenkung richtete sich an Migranten-haushalte und wurde speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten (z. B. Beratung in der Muttersprache). Mitglieder des Vereins „Migranten für Agenda 21“ und weitere Personen mit Migrationshintergrund wurden zuKlimaschutzberatern geschult. Diese besuchten Haushalte, um Informationen zum Klimaschutz praxisnah undverständlich zu vermitteln. Eine Reihe von Informationsmaterialien wie z. B. zweisprachige Infohefte mit ausführ-lichen praxisorientierten Handlungstipps sowie Aufkleber zur Erinnerung an bestimmte energieeffiziente Ver-haltensweisen unterstützten die Beratung.Die Migrantenhaushalte wurden direkt von Personen aus dem sozialen Umfeld der jeweiligen Klimaschutzbe-rater, über Sprachschulen sowie über Kulturvereine und religiöse Gemeinden angesprochen. Plakate undFlyer an Plätzen mit hohem Öffentlichkeitswert (Einzelhändler, Kulturvereine, religiöse Gemeinden) flankiertendie Ansprache. Zusätzlich informierten Einrichtungen vor Ort (Quartiersmanagement, AWO) über Beratungs-bedarf in bestimmten Haushalten, welche daraufhin direkt angesprochen wurden. Das Projekt wurde durch-geführt in einer Kooperation der Landeshauptstadt Hannover (Agenda 21-Büro) mit dem Verein „Migrantenfür Agenda 21 e. V.“, der Agentur „Kommunikation für Mensch + Umwelt“ und dem WissenschaftsladenHannover e. V. Gefördert wurde es durch den enercity-Fonds „proKlima“ der Stadtwerke Hannover.Weitere Informationen unter: www.agenda21.de

Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen 25

gleiten, informieren oder für sie arbeiten. Sie fun-gieren als „Brücke zwischen den Welten“ und öff-nen die Tür in die jeweilige Gemeinschaft.

Zu beachten ist, dass es sich bei Schlüssel -personen in türkeistämmigen und russischspra-chigen Gemeinschaften nicht zwangsläufig umallgemein gesellschaftlich anerkannte Personenhandeln muss, wie z. B. Amtsträger oder öffent-lich bekannte Personen. Beispielsweise führt der

Zugang zu einer Organisation nicht zwangsläufigüber Vorstandsvorsitzende, sondern kann auchüber eine andere am Umweltschutz interessiertePerson erfolgen.

Bei MigrantInnen können auch Kinder alsSchlüsselpersonen fungieren. Sie tragen neu Er-lerntes in ihre Familien und können diese so auchfür den Umwelt- und Klimaschutz sensibilisieren.

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26 Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienern zum Umwelt- und Klimaschutz

UMSETZUNG

Nachdem einzelne Bestandteile der Planung und Organisation zielgruppenspezifischer Klima-schutzmaßnahmen angesprochen wurden, stelltsich nun die Frage der Umsetzung. Die folgendenAusführungen zur Umsetzungsphase konzentrie-ren sich insbesondere auf die Kompetenzen derausführenden Akteure sowie das allgemeine Ma-nagement der Umsetzung. Für eine inhaltlicheund methodische Vertiefung der Umsetzungsthe-matik wird an dieser Stelle auf weiterführendeVeröffentlichungen aus dem Bereich des inter-bzw. transdisziplinären sowie interkulturellenProjektmanagements hingewiesen (vgl. Defila2006; Schirilla 2007; Schröer 2007; Bea 2011;Litke 2012).

UmsetzungsmanagementAusgehend von der geplanten Klimaschutzmaß-nahme sollte das Projektteam die für die erfolg-reiche Umsetzung derMaßnahme erforderli-chen Kompetenzen ab-bilden. Sind die erforder -lichen Kompetenzen beiden Umsetzungsakteuren(noch) nicht vorhanden,sollten diese entweder vorBeginn der Maßnahmez. B. durch Schulungengestärkt oder die fehlen-den Kompetenzen durchKooperationen in das Teamintegriert werden. Wie be-reits beschrieben, sollte dasProjektteam idealerweise –möglichst komplett – bereitsvor der Gestaltung einer Maßnahme feststehen(→Kooperation und →Maßnahmengestaltung).Hierbei sind die Bedürfnisse der Zielgruppe sowiedie vorliegenden Gegebenheiten der sozialkultu-rellen Gruppenzugehörigkeit zu beachten. Sollen

Personen mit Migrationshintergrund angespro-chen werden, benötigen die umsetzenden Perso-nen entsprechende interkulturelle Kompetenzen.Dadurch kann das Verständnis von anderen Kul-turen, aber auch ein Bewusstsein für die eigenekulturelle Prägung erreicht werden.

Insgesamt sollte das Vorhaben im Zeitverlaufdurchgeplant werden. Dabei sind insbesondere zuerreichende Meilensteine zu definieren. Diesbe-züglich sollten bereits früh entsprechende res-sourcenspezifische Fragen, Zuständigkeiten undVerantwortlichkeiten zwischen den Projektpart-nern abgestimmt werden. Eine transparente Zeit-planung erleichtert die reibungslose Zusammen-arbeit der Partner bei der Um setzung aktivieren-der Klimaschutzmaßnahmen. Hierfür sollten re-gelmäßige Treffen und Ab stimmungsphasen ein-geplant werden. Insbesondere bei Kooperationenvon professionellen und ehrenamtlichen Akteuren

sind die unterschiedlichen Planungshorizonte derbeteiligten Akteure zu beachten. Zudem erleich-tert eine gemeinsame Sprachregelung das gegen-seitige Verständnis, d. h. es sollten insbesonderekeine fachsprachlichen Barrieren bzw. Hemmnisse

Aufgaben des Projektmanagements n Gemeinsame Ziele, Fragen, Problemsicht, theoretische Basis und

methodische Vorgehensweise entwickelnn Ressourcenplanung (finanziell, zeitlich und fachlich)n Organisation der Abläufe und Infrastrukturn Koordination und Abstimmung der Arbeitenn Planen und Meilensteine setzenn Steuern der Gruppen und der Einzelpersonenn Teamentwicklung anregen und Konflikte lösenn Informieren nach innen und nach außenn Kontrollieren, ob Ziele erreicht werden und Produkte überzeugenn Monitoring und Evaluation

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zwischen den Partnern entstehen. Spätestens mitAbschluss der durchgeführten Maßnahme solltenErgebnisse und möglichst auch Abläufe evaluiertwerden. Dadurch können sowohl die Partner alsauch die Zielgruppe ihre Rückmeldungen geben,der gesamte Prozess im Team reflektiert undwichtige Erkenntnisse für weitere Maßnahmengewonnen werden (→Monitoring).

Kompetenzstärkung vonUmsetzungsakteurenDie Umsetzung aktivierender Klimaschutzmaß-nahmen stellt erhebliche Anforderungen an diebeteiligten Umsetzungsakteure – sowohl in fach-licher als auch in kommunikativer Hinsicht. Ge-rade für das ehrenamtliche Personal ist daher einefachliche Unterstützung bei der Qualitätssiche-rung der angebotenen Maßnahmen eine entschei-dende Voraussetzung für den Erfolg. Auch die in-terkulturelle Schulung und der Aufbau sozialerKompetenzen der Umsetzungsakteure sind be-deutsam. Dadurch kann das Verständnis von an-deren Kulturen und Milieus gefördert werden.Auch ist zu beachten, dass dem Ehren amt in ver-

schiedenen soziokulturellen Kontexten unter-schiedliche symbolische Stellung beigemessenwird, gegebenenfalls Aufklärungsarbeit zu leistenund das Ehrenamt attraktiver zu ge stalten ist.

Unabhängig von ihrer sozialen oder kulturel-len Herkunft benötigen die Umsetzungsakteureeine fachliche Unterstützung bei ihren Aktivitä-ten. Wichtig ist daher eine Kompetenzstärkungder beteiligten Akteure etwa durch Qualifizie-rungsangebote, die auf die verschiedenen Kom-munikations- und Beratungssituationen ausge-richtet sind. Dies wird bereits in erfolgreichenProjekten umgesetzt, wie beispielsweise demStromspar-Check oder der Klimaschutzberatungfür Migranten von Migranten. Um solche fach-übergreifenden Angebote zu entwickeln, solltenAkteure aus dem Bereich der Umweltberatungund -kommunikation verstärkt mit Verbraucher-organisationen sowie sozialen Trägern und loka-len Beschäftigungsgesellschaften zusammenar-beiten, die entsprechende Qualifizierungsange-bote und Schulungen durchführen. Eine Übersichtliefert die Infobox „Aufgaben des Projektmana-gements“.

Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen 27

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Bereits bei der Konzeption einer aktivierendenMaßnahme sollte entschieden werden, wann undwie die Erreichung von Zielen und Teilzielen undggf. der Projektverlauf überprüft werden soll. Mitihrem kontrollierenden Charakter gehören Moni-toring und Evaluation in der Regel nicht zu denbevorzugten Aufgaben von ProjektmitarbeiterIn-nen. Dabei bieten Ziel- und Wirkungsanalysenwichtige Wegweiser z. B. für die Strukturierungund strategische Ausrichtung der eigenen Arbeit,aber auch für die Konzeption und Durchführungnachfolgender Maßnahmen und Programme.Neben der Dokumentation und Erhebung vonKennzahlen, d.h. von quantitativen Daten überProjektaktivitäten und -ergebnisse, sollte auchgenügend Zeit und Raum für die gemeinsame Reflexion im Projektteam eingeplant werden. Diesermöglicht Lernprozesse, die nicht über die reineDatensammlung erzielt werden können, wie derAustausch über eigene Erfahrungen und wichti-ges Handlungswissen im Umgang oder zur An-sprache der Zielgruppe.

Evaluation und Monitoring können nur dannihre volle Wirkung entfalten, wenn sie von allenProjektpartnern akzeptiert werden. Fehlende Ak-zeptanz kann die Glaubwürdigkeit der gesamtenErgebnisse in Frage stellen und wichtige Lernpro-zesse verhindern. Deshalb sollte sowohl die Ziel-definition als auch Rahmen und Inhalte der Über-prüfung und Reflexion zwischen den beteiligtenProjektpartnern bereits zu Beginn abgestimmtwerden. Dabei sollten Monitoring und Evaluationvorzugsweise nicht projektintern, sondern vonexternen Akteuren durchgeführt werden. Insge-samt muss gewährleistet sein, dass die Evaluationund das Monitoring intersubjektiv nachvollzieh-bar durchgeführt werden.

Ob die angestrebten Ziele und Zielgruppen er-reicht wurden oder im laufenden Prozess erreichtwerden können, kann auf verschiedenen Wegenüberprüft werden. Bei kurzfristig angelegten,überschaubaren Maßnahmen wie einer Informa-tionsveranstaltung ist meist eine summative Eva-luation – Messung des Erfolgs und der Wirkungeiner Maßnahme nach ihrer Beendigung – aus-reichend. Dafür werden in der Konzeptionsphaseneben den Kenngrößen zur Zeit- und Ressourcen-planung entlang der definierten Ziele weitere In-dikatoren bestimmt und festgelegt, welche dafürbenötigten Daten wann, wie und durch wen do-kumentiert werden. So kann eine Adressliste, indie sich die Teilnehmenden eintragen, Auskunftüber das erreichte Einzugsgebiet einer Veranstal-tung geben. Ein knapper Feedbackbogen, derwährend der Veranstaltung verteilt wird, kann In-formationen über die Herkunft, Motivation undBedürfnisse der Teilnehmenden liefern.

Insbesondere bei Maßnahmen zum Klima-schutz hat sich mittlerweile die Messung der erzielten CO2-Einsparungen als der zentrale Er-folgsindikator etabliert. Dabei ist dieses nur einKriterium von vielen und wird den meisten ver-haltensbezogenen Maßnahmen nicht gerecht. Indikatoren, die sich auf Einstellungs- und Ver-haltensänderungen beziehen, sind mindestensebenso wichtig. Auch kann der Diffusionsgradvon Informationen über ein Thema ein entschei-dender Erfolgsfaktor sein und damit z. B. die Häu-figkeit von Gesprächen mit Freunden und Be-kannten über Carsharing-Angebote in einer Stadtzum wichtigen Indikator werden.

Meist sind in Projekten die finanziellen Res-sourcen sehr knapp und reichen kaum für die ei-gentlichen Aufgaben. Dabei lohnt sich gerade bei

MONITORING

28 Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienern zum Umwelt- und Klimaschutz

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langfristig angelegten Maßnahmen, diese von Be-ginn an durch einen externen Partner begleitenund evaluieren zu lassen. Dieser kann den Prozessmit einem neutralen Blick betrachten und sozial-wissenschaftliche Verfahren, z. B. empirische Be-fragungen, für die detaillierte Wirkungsanalyseeinbringen. Durch geeignete Methoden und Tech-niken kann eine externe, neutrale Moderation Re-flexionsprozesse und das Anstoßen von Lernpro-zessen unterstützen. Der Blick von außen kannzudem blinde Flecken deutlich machen und dieWahrnehmung der Beteiligten mit einer neuenSichtweise konfrontieren. Insbesondere wenn esdarum geht, Strategien zu überprüfen oder Maß-nahmen politisch zu rechtfertigen, kann es sinn-voll sein, die Evaluation von einem externen, un-abhängigen Partner durchführen zu lassen.

Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen 29

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In der Beratung und Bildung zum Klimaschutzwerden die soziale Lage ebenso wie die unter-schiedlichen Lebensstile und soziokulturellen Mi-lieus bisher kaum beachtet. Vielmehr werden ver-schiedene Zielgruppen meist undifferenziert ohneBerücksichtigung ihrer tatsächlichen Lebensweltangesprochen. Ein individuell zugeschnittenesKlimaschutz-Coaching bietet gute Möglichkeiten,MigrantInnen und Geringverdienende für denKlimaschutz zu sensibilisieren und für das Erpro-ben klimafreundlicheren Handelns zu gewinnen.

DAS COACHING-KONZEPT

Im Forschungsprojekt KlimaAlltag wurde dasKonzept eines aktivierenden Klimaschutz-Coachings entwickelt, um Bürgerinnen und Bür-ger für klimafreundlichere Verhaltensweisen undKonsumentscheidungen zu motivieren. Das Kli-maschutz-Coaching greiftzentrale Kriterien und Er-folgsfaktoren wie Alltagsbe-zug, Motivallianzen, Kom-petenzstärkung und Koope-ration auf, die im vorigenKapitel als wichtige Elementeder Ansprache von Migran-tInnen und Geringverdienen-den vorgestellt wurden. DieErfahrungen und Erfolgsfak-toren bei der Er probung desKlimaschutz-Coachings lieferndaher wertvolle Hinweise fürmethodische Ansätze und Ab-läufe einer verhaltensorientierten Beratung imKlimaschutz für diese Zielgruppen und werdennachfolgend dargestellt. Dabei muss das hierexemplarisch vorgestellte Klimaschutz-Coachingnicht eins zu eins umgesetzt werden, sondernkann flexibel an die jeweiligen Rahmenbedingun-gen angepasst werden.

Das Klimaschutz-Coaching besteht im Wesentli-chen aus drei Bausteinen (vgl. Abbildung 3): n einer mehrfach in den Haushalten durchge-

führten, verhaltensorientierten Klimaschutzbe-ratung in den Bereichen Energie, Ernährung,Mobilität und Konsum,

n der Erprobung von ausgewählten Klimaschutz-maßnahmen durch die Beratenen und

n zeitnahes Feedback und Hilfen durch die Kli-maberaterInnen für die praktische Umsetzung.

Das Klimaschutz-Coaching setzt in den Haushal-ten am alltäglichen Nutzerverhalten und denKonsumentscheidungen an. Die BeraterInnen ini-tiieren eine aktive Auseinandersetzung mit denHaushaltsmitgliedern, reflektieren gemeinsam daspraktische Alltagshandeln und sind eine Art„Lotse“ im Lernprozess zwischen dem klima-freundlicheren Verhalten und der praktischen Le-bens- und Haushaltssituation.

ERFOLGSFAKTOREN FÜR DAS COACHING

Bezüge zu Alltagssituationen herstellen Beim Klimaschutz-Coaching gehen die BeraterIn-nen mehrfach in die Haushalte und kommen somit dem Alltagsleben der TeilnehmerInnen direktin Kontakt. Dabei gewinnen sie einen persönli-

4 KLIMASCHUTZ-COACHING FÜR MIGRANTINNEN UND GERINGVERDIENENDE

30 Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienern zum Umwelt- und Klimaschutz

Was ist eigentlich Klimaschutz-Coaching?Das Klimaschutz-Coaching stellt einen individuellen Beratungsprozessdar, in dem die TeilnehmerInnen durch die BeraterInnen in alltagsnahenSituationen dabei begleitet und aktiv unterstützt werden, ihr Handelnklimafreundlicher zu gestalten. Neben den Beratungen steht das prak-tische Ausprobieren von Klimaschutzmaßnahmen im Vordergrund.Das dritte Element sind Feedback und Unterstützung durch die Bera-terInnen, so dass Bewusstsein und Selbstreflexion der Beratenenfür ein klimafreundlicheres Verhalten gestärkt und die Basis füreinen nachhaltigeren Lebensstil gelegt werden kann.

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chen Eindruck über die Verhältnisse, Ausstattungund Situation der jeweiligen Haushalte und ihrerMitglieder. In der Gesprächssituation sind sowohleine gute Beobachtung als auch gezielte Fra -gestellungen durch die BeraterInnen notwendig.Um Vertrauen aufzubauen ist es wichtig, dass dieGespräche auf Augenhöhe stattfinden und dieHaushaltsmitglieder von den BeraterInnen als„Experten ihres Alltags“ wertgeschätzt werden.

Dies ist Voraussetzung, um das konkrete Nutzer-verhalten und Konsumentscheidungen im Dialogzwischen BeraterInnen und TeilnehmerInnen the-matisieren zu können und klimarelevante Verhal-tensweisen und Entscheidungen zu identifizieren.Bei diesem Austausch können alltagsbezogeneHandlungen und Situationen interaktiv durchge-spielt oder auch aktiv ausgeübt werden. So kön-nen im Haushalt vorhandene Produkte wie Tex-tilien oder Lebensmittel auf ihre Klimafreundlich-keit untersucht, die Temperatureinstellung desKühlschranks überprüft, der Umfang der Lebens-mittelabfälle diskutiert oder die Heizkostenrech-nung interpretiert werden. Damit setzen die Be-ratungsgespräche weniger auf theoretisches Hin-tergrundwissen, sondern beziehen sich direkt aufden Ort des Handelns und praktisches Wissen fürden Alltag der TeilnehmerInnen. Somit ergibt sicheine direkte Verbindung zu neuen klimafreundli-cheren Handlungsweisen.

Beratungen lebensweltlich gestalten Ein verhaltensbezogenes Klimaschutz-Coachingfür MigrantInnen und Geringverdienende ist –anders als bei Fachberatungen z. B. im BereichEnergie – nur als „Bringthema“ umsetzbar. Dasheißt, das Coaching muss in den Haushalten statt-finden. So werden mögliche Vorbehalte undHemmnisse gegenüber einer Teilnahme an dieserMaßnahme gering gehalten. Darüber hinaus kann

die Ausstattung des Haushaltes beider Beratung berücksichtigt wer-den. Einstellungen und Verhaltender Haushaltsmitglieder sowie per-sönliche Bezüge, Wünsche undPräferenzen für klimarelevantesVerhalten können direkt aus demAlltagskontext aufgenommen wer-den. Das Vor-Ort-Coaching bietetden Vorteil, auch weitere Haus-haltsmitglieder in den Beratungs-prozess einzubeziehen. Dadurch

können die Wirksamkeit der Beratung und dieReichweite der aktivierenden Maßnahme erhöhtwerden. Insgesamt können sich die BeraterInnendurch die Gespräche in den Haushalten voneinem starren und weitgehend formalisierten Be-ratungsablauf lösen und sehr individuell die le-bensweltlichen Bedürfnisse des jeweiligen Haus-haltes bzw. seiner Mitglieder berücksichtigen unddamit auch die Unterstützung und Hilfen indivi-duell zuschneiden und optimal vorbereiten(→Ziele und Zielgruppen).

Alltagsnähe durch einen übergreifenden BeratungsansatzDas Klimaschutz-Coaching verbindet die Hand-lungsfelder Energienutzung im Haushalt, Mobili-tät, Ernährung und allgemeinen Konsum (vgl.Abbildung 4). In Anlehnung an die Alltagsprak-tiken und die Lebenswelt der TeilnehmerInnenmüssen die einzelnen Verhaltensbereiche in der

Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen 31

Beratung durchKlimaberaterIn

Erprobung durchdie Haushaltsmitglieder

Feedback, Hilfen, Dokumentation

Abbildung 3: Bausteine des Klimaschutz-Coachings

Page 32: Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienenden zum Umwelt- und Klimaschutz. Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen

Beratung daher nicht künstlich voneinander ab-gegrenzt werden, sondern können in ihren Über-schneidungen und Verbindungen thematisiertwerden. Die Beratungsgespräche und das Auspro-bieren eines klimafreundlicheren Verhaltens fo-kussieren dabei nicht allein auf den Klimaschutz,sondern können auch andere Ziele eines insge-samt nachhaltigen Konsums wie z. B. Umwelt-oder Ressourcenschutz berücksichtigen. Der umfassende Ansatz trägt vor allem der TatsacheRechnung, dass Klimaschutz allein als Motiv nurselten zu Verhaltensänderungen führt, sondernAspekte wie etwa Gesundheit/Fitness oder Geldsparen meist stärkere Motivatoren sind und alsMotivallianzen zum Klimaschutz genutzt werdenkönnen (→Maßnahmengestaltung).

Kooperationen: Kompetenzen und Spielräume erweiternKooperationen haben für die erfolgreiche Durch-führung des Klimaschutz-Coachings einen hohenStellenwert, da sie die Kompetenzen und Hand-lungsspielräume des Projektteams zusätzlich er-weitern (→Kooperation). Im Projekt KlimaAlltagzeigte sich der Wert von Kooperationen in derPraxis deutlich. So konnte eine Beteiligung tür-

keistämmiger Haushalte am Projekt überhauptnur durch die Kooperation mit der türkischenTEMA-Stiftung erreicht werden. Bei den Gering-verdienenden war die Kooperation mit der örtli-chen Diakonie von hohem Wert.

Für die Gruppen der MigrantInnen und Ge-ringverdienenden ergeben sich verschiedeneWege der Ansprache und damit auch unterschied-liche Kooperationsmöglichkeiten: n Geringverdienende Haushalte können durch

milieuspezifische Multiplikatoren, z. B. Sozial-einrichtungen/-verbände, angesprochen undberaten werden, um soziale Grenzen leichterzu überwinden.

n Bei MigrantInnen kann es zudem hilfreich sein,wenn die BeraterInnen einen entsprechendenkulturellen und sprachlichen Hintergrund be-sitzen. Die BeraterInnen sollten neben ihrerMuttersprache auch über ausreichende deut-sche Sprachkenntnisse verfügen.

Die Rekrutierung der Haushalte und die Durch-führung der Beratung kann beispielsweise überKooperationen von Umwelt- und Verbraucher -organisa tionen mit Sozialverbänden und Migran-tenselbstorganisationen im Stadtteil oder Quartiersichergestellt werden.

32 Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienern zum Umwelt- und Klimaschutz

Handlungsbereiche Klimaschutzmaßnahmen

Ernährung Weniger tierische Lebensmittel

Regional-saisonale undBio-Lebensmittel

Reduzierung von Lebensmittelabfall

Mobilität Pkw-Fahrten durchÖPNV und Rad ersetzen

Weniger Flugreisen Klimafreundliche Mobilität in der Freizeit

Wohnen /Energienutzung Strom sparen in Wohn-zimmer, Bad und Keller

Energie sparen durch effektives Heizen

Strom sparen in derKüche und bei der Beleuchtung

Allgemeiner Konsum Auswahl und Einsatz von Putz- undReinigungs mitteln

Auswahl und Einsatz von Heimwerkerbedarf

Leitungswasser statt Flaschenwasser

Abbildung 4: Beispiele für verhaltensorientierte Klimaschutzmaßnahmen

Page 33: Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienenden zum Umwelt- und Klimaschutz. Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen

PROFIL DER MASSNAHMEN

Klimafreundlichere Handlungsweisen erprobenZentrales Instrument des Klimaschutz-Coachingsist die Erprobung klimafreundlicher Verhaltens-weisen. Die Auswahl der Klimaschutzmaßnahmenmuss sich am Wissen, der Motivation und demHintergrund der Beratenen orientieren. Die ge-wählte Maßnahme sollte nicht zu schwierig in derUmsetzung sein. Vielmehr sollte sie so beschaffensein, dass Haushaltsmitglieder auch eigene Lö-sungen – mit oder ohne Unterstützung der Bera-terInnen – entwickeln können. Auch sollte dieMaßnahme nicht zu leicht sein, da sich dadurchdie Beratenen möglicherweise unterfordert füh-len. Nach der ersten Umsetzung der gewähltenKlimaschutzmaßnahmen und der Erprobung kli-mafreundlicherer Verhaltensweisen ist ein zeit -nahes und motivierendes Feedback durch die BeraterInnen notwendig. Damit wird auch derdialogische Prozess aus der Beratung – bereichertum erste Alltagserfahrungen der TeilnehmerIn-nen – fortgesetzt. Die Haushaltsmitglieder werdennach der Beratung mit der Umsetzung der Klima-schutzmaßnahmen nicht allein gelassen, sonderndarin bestärkt, klimafreundlicheres Verhalten undEntscheidungen weiterzuverfolgen. Misserfolgeund Hürden können durch zusätzliche Hilfen undKurzberatungen sowie neuerliche Erprobung inder täglichen Erfahrungswirklichkeit überwundenwerden.

Motivallianzen herstellen und gezielt nutzenIn der Praxis des Coachings hat sich gezeigt, dass Klimaschutz als singuläres Motiv nur wenigverhaltens- und konsumwirksam ist. Vielmehrgründet sich klimafreundliches Verhalten häufigauf die Verbindung verschiedener Motive (Mo -tivallianzen). Sie stellen eine Verbindung vonökologischen, sozialen und ökonomischen Be-weggründen dar, wie etwa Gesundheit und Fit-ness, Geld sparen und Langlebigkeit oder Tier-schutz und Ethik.

Bereits bei der Bewerbung des Klimaschutz-Coa-chings sollten Motivallianzen, wie etwa das Motto„Klima schützen & Geld sparen“, aktiv formuliertwerden. Denn sie sind wichtig für die erfolgreicheBeteiligung der Zielgruppen.

Incentives und Hilfen zum Klimaschutz anbietenGeldwerte Incentives können erfolgreiche An -reize für die Teilnahme an einem Klimaschutz-Coaching setzen. Besonders bewährt haben sichIncentives, die neben ihrem unmittelbaren ma -teriellen Nutzen auch die Veränderung von Rou -tinen unterstützen und entlasten. Für Autofahrerbieten sich beispielsweise Freifahrscheine für den ÖPNV an, wodurch sich die Chance ergibt,dass Intensivnutzer ihren Pkw stehen lassen undden ÖPNV ausprobieren. Für energiesparendePraktiken im Haushalt sind die kostenlose Bereit-stellung und ggf. Installation von beispielsweiseEnergiesparlampen, LED-Lampen, Steckerleisten,Zeitschaltuhren oder Duschsparköpfen Möglich-keiten eines wirksamen Incentives. Auf der einenSeite können diese Geräte zu erheblichen Ener-gieeinsparungen und CO2-Einspareffekten führen.Auf der anderen Seite können sie die Haushaltevon ständigen Handlungsanforderungen entlas-ten, indem z. B. nur eine Steckerleiste ausgeschal-tet werden muss statt mehreren Elektrogeräten.

Vertrauen für den Beratungserfolg gewinnenDurch die Beratungsgespräche in den Wohnungenund damit in „heimischer Atmosphäre“ könnendie BeraterInnen das Vertrauen der TeilnehmerIn-nen gewinnen. Hierbei spielt die Glaubwürdigkeitund Nähe der durchführenden Organisation undein fester Ansprechpartner eine tragende Rolle.Erst auf der Grundlage einer Vertrauensbasis istes möglich, auf klimarelevante Verhaltensweisenhinzuweisen und klimafreundliche Alternativenzu diskutieren und schließlich zu erproben. Diesgilt vor allem für Maßnahmen, die Vorbehalteoder Widerstände bei den Beratenen hervorrufenkönnen, wie z. B. die Reduzierung des Fleischkon-

Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen 33

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sums, Einschränkung von Flugreisen etc. Ver-trauen ist aber auch für die BeraterInnen wichtig,damit sie ein realistisches Bild der Haushalte, desVerhaltens und der Entscheidungen der Beratenenerhalten.

KlimaberaterInnen qualifizierenDas Konzept des Klimaschutz-Coachings stellthohe Anforderungen an die Qualifikation undKompetenzen der KlimaberaterInnen. Dies gilt so-wohl für die fachlichen als auch für die sozialenund kulturellen Kompetenzen. Fachlich sollten sieals ExpertInnen nicht nur im Thema Klimaschutzgut aufgestellt sein, sondern als Generalisten dieZusammenhänge und Ziele des nachhaltigenKonsums für die Haushalte herstellen können.Dies erfordert Fachwissen aus den Bereichen derEnergie, Umwelt, Ernährung und Mobilität.

In jedem Fall ist eine fachliche und konzep-tionelle Schulung für BeraterInnen schon ausGründen der Qualitätssicherung notwendig. In derBeratungspraxis werden die Klimaschutzmaßnah-men sowie die Beratungstiefe nach Wissensstand,finanziellen Möglichkeiten und Haushaltstypen

individuell durch die BeraterInnen differenziert.Auch hierzu ist eine Schulung der BeraterInnenin der Regel notwendig.

Aufwand für das Klimaschutz-CoachingAus den Erfahrungen des Projekts KlimaAlltagkonnte folgender durchschnittlicher Aufwandfestgehalten werden: Die Beratungen in denHaushalten dauerten zwischen 60 und 90 Minu-ten. Die Fahrtzeiten von der Beratungsstelle zumHaushalt betrugen durchschnittlich 30 Minuten.Die Vorbereitungszeit pro Haushalt lag bei ca. 15Minuten. Feedback und Nachfragen in Form vonTelefonaten und E-Mails umfassten ca. 30 Minu-ten pro Haushalt. In der Summe umfasste derZeitaufwand rund sieben Stunden je Haushalt(vgl. auch Abbildung 5).

Damit erfordert das aufsuchende Klimaschutz-Coaching einen relativ hohen Personalaufwand,der durch räumliche Eingrenzung z. B. auf Quar-tiere oder Stadtviertel begrenzt werden kann. Ge-meinsame Feedbackrunden bzw. Kleingruppenbe-ratung, z. B. von befreundeten Haushalten, kön-nen den Aufwand weiter reduzieren.

34 Empowerment von MigrantInnen und Geringverdienern zum Umwelt- und Klimaschutz

1. Klimaschutz-BeratungTeilnehmer/in ⇔ Berater/in

2. Klimaschutz-AktionenTeilnehmer/in

3. Feedback & HilfenTeilnehmer/in ⇔ Berater/in

Bereichen Ernährungn Energie/Wohnenn Mobilitätn Konsum

Aktionsbeispielen Regional Einkaufenn Standby abschaltenn Rad- statt Autofahrenn Bio-Textilien kaufen

Bestärken & Unterstützenn Klärung von Fragen, Erfolgen &Misserfolgen

n Einkaufstipps, Ratgebern Tipps & Tricks

Beratung & Diskussionn Coaching vorstellenn Ausstattung erfassenn Klimaschutz-Themen & Aktionen diskutieren

Erprobung im Alltagn Erfolge & Misserfolge merken n Dokumentation der Erfahrun-gen mit klimafreundlicherenVerhalten

Bewerten & Verstetigenn Diskussion & Bewertung der Dokumentation und Verhalten

n Kurzberatung

ca. 60–90 Minuten für zwei Klimaschutzthemen

ca. 4 bis 6 Wochen Umsetzung imAlltag

laufend bis zum Wechsel des Be-reichs bzw. Themas

Abbildung 5: Beispiel für den Ablauf eines Klimaschutz-Coachings

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ORGANISATIONEN

n Yeşil Ҫember ist eine türkischsprachige Umweltgruppe, die unter dem Dach des BUND gegründetwurde: http://yesilcember.eu/de/

n Die Stadt Hannover hat ein Agenda-21–Büro, welches eine spezielles Team für Migranten für Agenda21 bereitstellt und eine Beratungskampagne zur Verbreitung energiesparender und klimaschonenderVerhaltensweisen in Migrantenhaushalten durchführt (Migranten für Agenda 21 e. V.):www.agenda21.de/mitmachen/migranten-machen-mit.html

n Das Türkisch-Deutsche Zentrum e. V. (TDZ) ist ein laizistischer, säkularer, demokratischer und ge-meinnütziger Verein in Berlin. Er bietet Unterstützung für MigrantInnen und ist bemüht, Beziehun-gen zwischen ihnen und der deutschen Gesellschaft zu fördern und auszubauen: www.tdz-berlin.de

n KuBiKUm e. V. – Kultur, Bildung, Kommunikation Umwelt ist ein Verein für interkulturelle Zusam-menarbeit, dessen Ziel es ist, einen Berührungs- und Anschlusspunkt der ost- und südosteuropäi-schen Kulturen mit der Kultur hierzulande herzustellen: www.kubikum-ev.de

n Verbund der sozial-kulturellen Migrantenselbstorganisationen in Dortmund e. V.: www.vmdo.den Das Multikulturelle Forum e. V. in Lünen ist eine regional verankerte Migrantenorganisation mit in-

ternationalen Kooperationen und vielfältigen Kompetenzen auf dem Gebiet der Integration von Mi-grantInnen: www.multikulti-forum.de

n Mit der Thematik Völkerverständigung und Integration Russlanddeutscher beschäftigt sich der Krea-tiv-Verein Krone e. V.: www.krone-ev.de

n Verbraucherzentralen Deutschland: www.verbraucherzentrale.de/home n Bundesverband für Umweltberatung: www.umweltberatung-info.de n Caritas-Verbände in der Nähe findet man über www.caritas.de/adressen n Die örtlichen AWO-Stellen habenumfassende Angebote und Aktionen im sozialen Bereich, teilweise

auch für MigrantInnen. Wo der nächste Verband ist, erfährt man unter www.awo.org

INFORMATIONSPORTALE UND BEISPIELPROJEKTE

n Deutsche Energie-Agentur (dena): www.dena.de n Nachbarschaftsinitiative für collaborative consumption – WIR.DE: http://wir.de n Klima sucht Schutz: www.klima-sucht-schutz.de n Caritas Stromspar-Check: www.stromspar-check.de n Klima-Aktiv Informationsportal zum Klimaschutz (mit CO2-Rechner): www.klima-aktiv.com n Tipps zu klimafreundlichem Verhalten im Alltag: www.bund.net/klimaschutz n Klimaschutzportal des Umweltbundesamtes: www.umweltbundesamt.de/klimaschutz n Tipps zum Energiesparen im Bereich Wohnen: www.co2online.de n Neustart fürs Klima: www.neustart-klima.de/service n Wechsel zum Ökostrom: www.projekt21plus.de/strom/index.html?beratung.html n Ökostromtarifrechner: tarifrechner.ok-power.de und www.ok-power.de n Produktübersichten zu ökologischen Produkten mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis:

www.ecotopten.de/start.php n Umfangreiche Produktübersicht über Energiesparlampen: www.megaman.de/index2.html

5 LINKLISTEN UND QUELLEN

Ein Leitfaden für die Gestaltung aktivierender Maßnahmen 35

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n Umweltbundesamt CO2-Rechner mit Login-Möglichkeit: http://uba.klimaktiv-co2-rechner.de/de_DE/page/

n Community Mapping: www.policylink.info/EDTK/Mapping n Soziale Stadt:

www.staedtebaufoerderung.info/StBauF/DE/Programm/SozialeStadt/soziale_stadt_node.html

WEITERFÜHRENDE LITERATUR

n Bea, F. X.: Projektmanagement, 2. überarb. und erw. Aufl., Konstanz, 2011.n Defila, R.; Di Giulio, A.; Scheuermann, M.: Forschungsverbundmanagement. Zürich, 2006.n Doran, G. T.: There’s a S.M.A.R.T. way to write management’s goals and objectives. Management

Review, Volume 70, Issue 11: 35–36, 1981.n Hunecke, M.; Toprak, A. (Hrsg): Empowerment von Migrant_innen zum Klimaschutz – Konzepte,

empirische Befunde und Handlungsempfehlungen. München, 2014.n Hunecke, M. et al.: Handlungsempfehlungen zum Empowerment von MigrantInnen zum Umwelt-

und Klimaschutz. Dortmund, 2014. Abrufbar unter: http://www.fh-dortmund.de/de/fb/8/for-schung/emigma/index.php [11.03.2015]

n ISOE – Institut für sozialökologische Forschung (Hrsg.): Klimafreundlich leben in der Stadt – Poten-ziale für CO2-arme Lebensstile. Frankfurt, 2013.

n Litke, H.-D.: Projektmanagement, 2. Aufl., München, 2012.n Schirilla, N.: Interkulturelle Kompetenz. In Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge

(Hrsg.). Fachlexikon der Sozialen Arbeit. Baden Baden, 2007.n Schnur, O. (Hrsg.): Quartiersforschung. Zwischen Theorie und Praxis. 2. Aufl., Wiesbaden, 2014.n Schröer, H.: Interkulturelle Öffnung und Diversity Management. Konzepte und Handlungsstrategien

zur Arbeitsmigration von Migrantinnen und Migranten. München, 2007.n SDC/NCC: I will if you will. Towards sustainable consumption, 2006. Abrufbar unter: http://www.sd-

commission.org.uk/publications.php?id=367 [11.03.2015]n Walter, C.: Community building practice: A conceptual framework. In M. Minkler (Eds.) Community

Organizing and Community Building for Health (S. 66–78). New Brunswick, 2007.

WEBSEITEN DER PROJEKTE

EMIGMA:n www.fh-dortmund.de/de/fb/8/forschung/emigma/index.php

KlimaAlltag: n www.klima-alltag.de

IndUK: n www.isoe.de/projekte/aktuelle-projekte/energie-und-klimaschutz-im-alltag/indukn www.fh-dortmund.de/de/fb/8/forschung/IndUK/index.php

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