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Abschlussbericht Komplementäre Nutzung verschiedener Energieversorgungskonzepte als Motor gesellschaftlicher Akzeptanz und individueller Partizipation zur Transformation eines robusten Energiesystems - Entwicklung eines integrierten Versorgungsszenarios (KomMA-P) Dezember 2016

Abschlussbericht · Energiewende zu akzeptieren und zu unterstützen. Zentrale Annahme war, dass man ihnen ... Über das Tool können Nutzer rund um die Uhr verfolgen, wann im Wunsiedeler

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Abschlussbericht

Komplementäre Nutzung verschiedener Energieversorgungskonzepte als Motor gesellschaftlicher

Akzeptanz und individueller Partizipation zur Transformation eines robusten Energiesystems -

Entwicklung eines integrierten Versorgungsszenarios (KomMA-P)

Dezember 2016

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Abschlussbericht

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Autoren (in alphabetischer Reihenfolge):

Fuchs, Doris

Gölz, Sebastian

Graf; Antonia

Gumbert, Tobias

Klobasa, Marian

Ruddat, Michael

Sonnberger, Marco;

Projektlaufzeit vom 01.07.2013 – 30.06.2016

Gefördert im BMBF Förderprogramm »Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des

Energiesystems« unter den FKZ 03EK3518 A, 03EK3518 B, 03EK3518 C

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Inhalt

Inhalt........................................................................................................................................................ 3

0. Executive Summary ......................................................................................................................... 6

0.1. Ziele ............................................................................................................................................. 6

0.2. Vorgehen ..................................................................................................................................... 6

0.3. Ergebnisse.................................................................................................................................... 6

1. Ausgangssituation und Zielsetzung des Projekts .......................................................................... 10

1.1. Ausgangssituation und Voraussetzungen ................................................................................. 10

1.2. Aufgabenstellung von KomMA-P .............................................................................................. 11

1.3. Projektplan und Vorgehen ........................................................................................................ 12

2. Stand von Wissenschaft und Technik: Anknüpfung des Projekts KomMA-P ................................ 14

2.1. Stand der Forschung zu nationalen und regionalen Szenarien ................................................. 14

2.2. Stand der Forschung zum Thema „Akzeptanz“ ......................................................................... 14

2.3. Stand von Wissenschaft zu Partizipation .................................................................................. 16

2.4. Stand von Technik zu intelligenten Energiesystemen ............................................................... 17

2.5. Zusammenarbeit mit anderen Stellen ....................................................................................... 18

3. Vorgegebene Umsetzung und erzielte Ergebnisse ........................................................................ 19

3.1. Darstellung der wichtigsten Positionen des zahlenmäßigen Nachweises ................................ 21

3.2. Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit .................................................... 22

3.3. Während der Durchführung des Vorhabens dem ZE bekannt gewordenen Fortschritts auf dem

Gebiet des Vorhabens bei anderen Stellen ............................................................................... 22

4. Gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende – Akzeptanzsurvey (ZIRIUS) ............................... 23

5. Die Energiewende in der öffentlichen Kommunikation (Uni Münster) ........................................ 26

5.1. Einführung ................................................................................................................................. 26

5.2. Ergebnis ..................................................................................................................................... 26

5.3. Fazit ........................................................................................................................................... 27

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6. Partizipation im urbanen Raum (Uni Münster) ............................................................................. 29

6.1. Stakeholder-Dialoge .................................................................................................................. 29

6.1.1. Einführung ............................................................................................................................. 29

6.1.2. Ergebnis ................................................................................................................................. 30

6.1.3. Schlussfolgerung .................................................................................................................... 31

6.2. Befragung von Kund*innen der Stadtwerke ............................................................................. 31

7. Pilotprojekte „Energiebox“ und „Visualisierung der Energieströme“ (Fraunhofer ISE) ................ 35

7.1. Energiebox ................................................................................................................................. 35

7.1.1. Konzept .................................................................................................................................. 35

7.1.2. Umsetzung ............................................................................................................................. 36

7.2. Energieflussvisualisierung ......................................................................................................... 37

7.2.1. Die Idee .................................................................................................................................. 37

7.2.2. Gestaltung der Visualisierung ................................................................................................ 38

8. Transformationsszenarien unter Berücksichtigung von Akzeptanz und Beteiligung (Fraunhofer

ISI) .................................................................................................................................................. 40

8.1. Ergebnisse zum Basisszenario: .................................................................................................. 40

8.2. Ergebnisse zu den Akzeptanz- und Partizipationsszenarien ..................................................... 41

8.3. Fazit ........................................................................................................................................... 41

9. Forschung mit der Praxis: Die Zusammenhangsmodelle (Fraunhofer ISE) ................................... 42

9.1. Das heuristische Zusammenhangsmodell 1.0 ........................................................................... 43

9.2. Zusammenhangsmodell 2.0 ...................................................................................................... 44

9.2.1. Vorgehen ............................................................................................................................... 44

9.2.2. Ergebnisse.............................................................................................................................. 46

9.2.3. Vergleich der Regionen ......................................................................................................... 46

9.2.4. Vergleich der Akzeptanzobjekte ............................................................................................ 47

10. Empfehlungen für die Praxis (Uni Münster) .............................................................................. 48

10.1. Vorgehensweise zur Erarbeitung der Handlungsempfehlungen (HE) ................................... 48

10.1.1. Zweck und Funktion der HE ................................................................................................... 48

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10.1.2. Politik, Unternehmen, NGOs: Empfänger*innen und Ebenen der HE .................................. 49

10.1.3. „Unentschlossene“ und „Typen“ als Adressat*innen der HE ............................................... 50

10.2. Zusammentragen von Forschungsergebnissen für HE .......................................................... 50

10.2.1. Ausgangspunkte und Ressourcen.......................................................................................... 51

10.2.2. Formblatt HE (Muster) .......................................................................................................... 52

10.3. Der Prozess zur Erstellung der HE im Überblick .................................................................... 54

10.4. Handlungsempfehlungen des KomMA-P Projekts ................................................................ 54

11. Verwertbarkeit der Ergebnisse .................................................................................................. 57

12. Verbreitung ............................................................................................................................... 58

12.1. Wissenschaftliche Veröffentlichungen .................................................................................. 58

12.2. Geplante Veröffentlichungen: ............................................................................................... 58

12.3. Vorträge: ................................................................................................................................ 59

12.4. Weitere Verbreitungsaktivitäten ........................................................................................... 60

12.4.1. Veranstaltungsbericht zum 1. Kaminabend .......................................................................... 61

12.4.2. Veranstaltungsbericht zum 2. Kaminabend .......................................................................... 65

12.4.3. Veranstaltungsbericht zum Abschlusssymposium ................................................................ 68

13. Literatur ..................................................................................................................................... 75

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0. Executive Summary

0.1. Ziele

In Deutschland begrüßen viele Menschen die Energiewende und den Ausbau der erneuerbaren

Energien. Bei konkreten Maßnahmen in der unmittelbaren Umgebung, dem Bau von Windrädern

oder Stromtrassen, verwandelt sich Akzeptanz aber schnell in Ablehnung.

KomMA-P erforschte, unter welchen Bedingungen die Menschen dazu bereit sind, die

Energiewende zu akzeptieren und zu unterstützen. Zentrale Annahme war, dass man ihnen

Möglichkeiten bieten muss, an dieser Veränderung teilzuhaben, damit sie diese mittragen. Bisher

können Bürger sich nur beteiligen, wenn sie bereit sind, Geld zu investieren, um zum Beispiel Anteile

an Windparks oder Biogasanlagen zu erwerben oder eine Photovoltaikanlage auf ihrem Dach

anzubringen. Wem die Mittel dafür fehlen oder das Interesse an einer finanziellen Beteiligung, bleibt

ausgeschlossen. Ziel des Projekts »KomMA-P | Akzeptanz der Energiewende stärken« war es, die

Rolle von bürgernahen und leicht zugänglichen Beteiligungsangeboten an der Energiewende, die

nicht unbedingt monetär motiviert sind, genauer zu beleuchten. Existierenden

Transformationsszenarien wurden an die Befunde der Partizipations- und Akzeptanzforschung des

Projekts angepasst. Im Gegensatz zu technisch und kostenoptimierten Energiewendeszenarien lag

der Fokus auf Energiewendemodellen, mit denen sich die Menschen stärker identifizieren können.

0.2. Vorgehen

Um die Ziel des Vorhabens zu erreichen werden verschiedene sozialwissenschaftliche Methoden

wie Feldtests, repräsentative Befragungen, Fokusgruppen, Diskursanalyse und Stakeholder-Dialoge

eingesetzt, um relevante Erkenntnisse zu gewinnen und Ergebnisse empirisch abzusichern. Zur

Entwicklung des integrierten Versongungskonzepts fließen die sozialwissenschaftlichen Ergebnisse in

das Simulationsmodell PowerACE des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI

ein.

0.3. Ergebnisse

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts »KomMA-P | Akzeptanz der Energiewende stärken«

zeigen, dass die Hypothese der drei Jahre andauernden Forschungsarbeit weitgehend bestätigt wird:

Wo mehr Möglichkeiten zur Partizipation und Informationen bestehen, ist die Akzeptanz von

Infrastruktur, Kosten und anderen Veränderungen im Rahmen der Energiewende größer.

Im Folgenden sind die wesentlichen Ergebnisse der Verbundpartner dargestellt.

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ZIRIUS (Universität Stuttgart) hat in Kooperation mit allen Projektpartnern eine repräsentative

Studie zur gesellschaftlichen Akzeptanz der Energiewende durchgeführt, in der auch die Akzeptanz

verschiedener Energieoptionen abgefragt wurde. Rund 27 Prozent der Befragten stellten sich als

Kritiker*innen der Energiewende heraus, jeweils 29 Prozent der Befragten als Unentschiedene bzw.

Unterstützer*innen.

Die größte Zustimmung aller Energieoptionen erhielten Offshore-Windkraftanlagen oder

Photovoltaikanlagen in 500 Meter Entfernung zu Wohngebieten. Institutionen wie die

Bundesregierung und Energiekonzerne wird von den Befragten relativ wenig Vertrauen

entgegengebracht, wissenschaftliche Einrichtungen und Umweltorganisationen genießen hingegen

großes Vertrauen.

Die Forscher*innen fanden heraus, dass ein Drittel der Bundesbürger generell nicht zu höheren

Zahlungen für erneuerbare Energie bereit ist, 12 Prozent hingegen seien jedoch sofort dazu bereit.

Die meisten Befragten knüpfen ihre Zahlungsbereitschaft an Bedingungen; hier spielt besonders das

Fairness-Empfinden eine große Rolle („Ich zahle mehr, wenn alle anderen auch mehr zahlen“).

Diejenigen, die erhöhte Stromkosten ablehnen, begründen dies damit, dass die Energiewende

eine staatliche Aufgabe sei, deren Kosten sie nicht zu tragen bereit wären. Außerdem gäbe es einen

starken Zusammenhang zwischen der Zahlungsbereitschaft und dem erwarteten gesellschaftlichen

Nutzen bzw. der Generationengerechtigkeit. Beide Argumente wurden von den Befragten höher

bewertet als der persönliche Nutzen.

Das Team des Lehrstuhls internationale Beziehungen und Nachhaltige Entwicklung der

Universität Münster beschäftigte sich u. a. mit der Frage, welche Personen sich unter welchen

Voraussetzungen an der Energiewende beteiligen. Die Studie sieht Partizipation als ein mehrdeutiges

Konzept mit verschiedenen Ansätzen und Theorien. Ein entscheidendes Merkmal sei Macht bzw. das

Aufgeben von Macht. Partizipation trage nicht zwangsläufig zu mehr Akzeptanz bei, so ein Ergebnis.

Bei der Analyse einer Befragung von den Kund*innen der Stadtwerke Münster und DEW 21

Dortmund bildeten sich zwei „Beteiligungscharaktere“ heraus: der „Managerial-Type“ und der

„Deliberative-Type“. Der Managerial-Type, zu dem 31 Prozent der Befragten gehörten, sei

geschäftsorientiert, für ihn seien Informationen und Kostensenkungen zentral. Der Deliberative-Type,

der 20 Prozent der Befragten ausmache, sei beratungsorientiert und an einer Stärkung

demokratischer Prozesse sowie mehr sozialer Gerechtigkeit interessiert.

Dem „Managerial-Type“ sei es der Studie zufolge wichtig, dass seine Partizipation an der

Energiewende befristet ist und dass die Prozesse von Experten gelenkt würden. Der „Deliberative-

Type“ sei dagegen bereit, sich auch langfristig zu binden. Er positioniere sich als selbstbewusster

Förderer der Energiewende. Für die Praxis der Energiewende bedeuten diese Studienergebnisse, dass

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beide Typen gleichermaßen angesprochen werden müssen und keiner der beiden abgeschreckt

werden darf.

Das Forscherteam aus Münster hat außerdem digitale Medien untersucht.

Untersuchungsgegenstand waren Internetblogs, zwei die für die Energiewende werben, und zwei, die

die Energiewende ablehnen. Durch die Analyse der vier Blogs wurden folgende vier wichtige

Themenfelder identifiziert:

1. ökonomischer Diskurs (eher Kritik als Zuversicht, Kosten im Vordergrund)

2. sachlich-rationaler Diskurs (Energiewende eher als irrationales, fiktives Projekt)

3. sozial-ethischer Diskurs (soziale Gerechtigkeit im Fokus)

4. lokale Akzeptanz (Gestaltungsmöglichkeiten)

Wie müsste also eine Transformation des Energiesystems aussehen, die auf mehr Akzeptanz in

der Bevölkerung stößt? Um die Forschungsfrage zu beantworten erstellten das Fraunhofer-Institut

für System- und Innovationsforschung ISI mit dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

drei Szenarien:

1. Das kostenoptimierte Basis-Szenario: hierfür spielt die Windenergie eine große Rolle.

2. Das Teure-Netze-Szenario: durch den Netzausbau ist hier mit mehr Kosten zu rechnen.

3. Das Solar-Szenario: hier spielen Photovoltaikanlagen eine stärkere Rolle.

Im Gegensatz zu technisch und kostenoptimierten Energiewendeszenarien lag der Fokus auf

Energiewendemodellen, mit denen sich die Menschen stärker identifizieren können (Szenarien 2 und

3). Dabei konnte gezeigt werden, dass sowohl bei verstärkt dezentraler Ausbausstrategie und

vermehrter Beteiligungsoptionen (bspw. PV) als auch bei der Einführung von

Kompensationszahlungen beim Übertragungsnetzausbau überschaubare Mehrkosten im Vergleich

zur technisch-ökonomisch optimalen Transformation zu erwarten sind.

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, die SWW Wunsiedel GmbH und die

Energiewende GmbH testeten ein konkretes Angebot zur Teilhabe an der Energiewende: die

Energieflussvisualisierung. Die Energieflussvisualisierung ist ein Internettool, das über eine einfache

grafische Darstellung die Stromflüsse sichtbar macht. Über das Tool können Nutzer rund um die Uhr

verfolgen, wann im Wunsiedeler Ortsteil Schönbrunn wie viel Strom erzeugt und verbraucht wird.

Die Energieflussvisualisierung zeigt genau an, ob es gerade einen Überschuss an erzeugtem Strom in

Schönbrunn gibt, der dann an andere Ortsteile in Wunsiedel weiterverteilt wird, oder ob Wunsiedel

zusätzlich Strom von außen beziehen muss, um die eigene Versorgung zu sichern. Die angebotenen

Funktionen werden sehr positiv bewertet. Das mitlaufende Klick-Monitoring zeigt seit dem Online-

Gang im Februar 2015 kontinuierliche Aufrufe.

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Die Ergebnisse zeigen zudem, dass Stadtwerke und Kommunen als Vorreiter für die Beteiligung

der Bürger an der Energiewende gesehen werden. Damit sie dieses Potential nutzen können,

brauchen sie aber neue Kompetenzen, Strategien und Dienstleistungen. Die Partner des KomMA-P-

Projekts haben deshalb vier Handlungsempfehlungen formuliert, wie Stadtwerke und Kommunen

eine bürgernahe Energiewende konkret meistern können:

Handlungsempfehlung Nr. 1 Erhaltet durch partizipative Verfahren den Zuspruch der

Unterstützer*innen und schöpft das Potenzial der Unentschiedenen

aus!

Handlungsempfehlung Nr. 2 Schafft ökonomische Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger*innen

wohnortnah bei Ausbauprojekten für Erneuerbare Energien!

Handlungsempfehlung Nr. 3 Kommuniziert und visualisiert die Energiewende vor Ort

Handlungsempfehlung Nr. 4 Schafft Kompensationsmaßnahmen für betroffene Kommunen bei

Energie-Infrastrukturen.

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1. Ausgangssituation und Zielsetzung des Projekts

1.1. Ausgangssituation und Voraussetzungen

Bisherige Transformationsaktivitäten bewegen sich auf der Dimension „zentral“ - Priorität ist

Zubau erneuerbarer Energieerzeugung in größeren Megawatt-Einheiten und Ausbau der

Übertragungsnetze - versus „dezentral“ - charakteristisch sind lokale, kommunale oder regionale

Versorgungsnetze mit intelligenter Verknüpfung spartenübergreifender (Strom/Gas/Wärme)

Koppelprozesse und der Kenntnis relevanter, lokaler Energieströme. Beide Transformationspole

werden gegenwärtig in Deutschland verfolgt. Sie implizieren allerdings unterschiedliche

Rollenverständnisse und Gestaltungsmöglichkeiten für die beteiligten Akteure.

Gegenwärtig sind im Hinblick auf Toleranz und Akzeptanz vor allem folgende Praxisprobleme für

die gesellschaftlichen Gruppen in Politik, Wirtschaft und Bevölkerung relevant:

Energieflüsse und ihre Charakteristika sowie die damit verbundenen Kosten und nötigen

Infrastrukturmaßnahmen können von Teilen der Bevölkerung nicht mehr nachvollzogen werden.

Dies kann zu Gefühlen der Abhängigkeit und Ablehnung bis hin zur Angst des „Ausgeliefertseins“

an die Energiewirtschaft und -politik führen.

Abgesehen von der Teilnahme an Planungsverfahren (die aber räumlich spezifisch sind) werden

Partizipationsmöglichkeiten an der Transformation des Energiesystems z. Zt. für die Bevölkerung

in erster Linie über investive Maßnahmen definiert. Diese Möglichkeiten schließen den Teil der

Bevölkerung aus, der aufgrund der sozio-ökonomischen Gegebenheiten nicht investitionsfähig

ist. Hier verfällt ein großes Potenzial aktiver Teilhabe.

Die Bevölkerungsteile, die sich nicht an (finanziell) investiven Maßnahmen beteiligen wollen

oder können werden von dem damit einhergehenden möglichen Nutzen der Wende (Beispiel

Photovoltaik-Rendite) ausgeschlossen. Gleichzeitig müssen sie aber die erhöhten Kosten

mittragen. Daraus ergibt sich eine soziale Herausforderung (Stichwort Energiearmut), die ein

nicht zu unterschätzendes Konfliktpotenzial beinhaltet.

Der Infrastrukturausbau (einschließlich Fragen der Bereithaltung von Reserveleistungen und

Netzgestaltung) erfolgt oft orientiert an strategischen Partikularinteressen weniger Akteure und

hemmt aufgrund des Fehlens einer nachvollziehbaren Gesamtstrategie Akzeptanz und damit

zahlreiche verfügbare Transformationskräfte.

Bisherige Szenarien beruhen auf technisch-ökonomischer Rationalität, vernachlässigen aber die

gesellschaftlichen Perspektiven zu Akzeptanz, sozialer Gerechtigkeit und spezifischen

Akteursgruppen, die den Prozess mitgestalten können bzw. wollen und auf eine große

Bandbreite unterschiedlicher Governance-Strukturen und unterschiedlicher Zugänge setzen.

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1.2. Aufgabenstellung von KomMA-P

Um den oben beschriebenen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen, bedarf es geeigneter

Transformationspfade, die eine breite, aktive Akzeptanz, aufbauend auf vielfältigen Formen der

Teilhabe, schaffen und die Identifikation konkreter Maßnahmen auf dem Weg zu einem

Energiesystem mit hohem Anteil erneuerbarer Energien, hoher Effizienz und ohne Atomenergie

erlauben. Für Bevölkerung und Unternehmen besteht großer Bedarf an niedrigschwelligen

Partizipationsmöglichkeiten (losgelöst von Prozessen der politischen Entscheidungsfindung), für die

entsprechende Strukturen bzw. Produkte entwickelt werden müssen. Zugleich ist eine Aussage nötig,

in welchem Zusammenspiel regionale und überregionale Technologieportfolios technisch,

ökonomisch und im Hinblick der gesellschaftlichen Akzeptanz empfehlenswert sind. Für die Politik

besteht entsprechend die Notwendigkeit bestehende Instrumente zu überprüfen und neue

Instrumente zu entwickeln, mit denen Partizipation und Akzeptanz für Maßnahmen der

Transformation gesichert bzw. erhöht werden können, um die gesellschaftlichen und ökologischen

Zielsetzungen der Energiewende zu erreichen.

KomMA-P erforscht, unter welchen Bedingungen die Menschen dazu bereit sind, die

Energiewende zu akzeptieren und zu unterstützen. Idee ist, dass man ihnen Möglichkeiten bieten

muss, an dieser Veränderung teilzuhaben, damit sie diese mittragen. Bisher können Bürger sich nur

beteiligen, wenn sie bereit sind, Geld zu investieren, um zum Beispiel Anteile an Windparks oder

Biogasanlagen zu erwerben oder eine Photovoltaikanlage auf ihrem Dach anzubringen. Wem die

Mittel dafür fehlen oder das Interesse an einer finanziellen Beteiligung, bleibt ausgeschlossen. Ziel

des Projekts »KomMA-P | Akzeptanz der Energiewende stärken« war es, die Rolle von bürgernahen

und leicht zugänglichen Beteiligungsangeboten an der Energiewende, die nicht unbedingt monetär

motiviert sind, genauer zu beleuchten. Existierenden Transformationsszenarien wurden an die

Befunde der Partizipations- und Akzeptanzforschung des Projekts angepasst. Im Gegensatz zu

technisch und kostenoptimierten Energiewendeszenarien lag der Fokus auf Energiewendemodellen,

mit denen sich die Menschen stärker identifizieren können.

Folgende Forschungsfragen wurden formuliert, die im Projekt bearbeitet und beantwortet

werden:

1. Welche Formen der Teilhabe verbessern die Akzeptanz der Energiewende?

2. Was wirkt sich auf die Teilnahmebereitschaft aus?

3. Wie beurteilen verschiedene Bevölkerungsgruppen die Energiewende – und was sind die Gründe

dafür?

4. Wie bildet man Akzeptanzfragen in einem techno-ökonomischen Energiesystemmodell ab?

5. Wie sieht eine Transformation mit erhöhter gesellschaftlicher Akzeptanz aus?

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6. Wie können wir Bürgern die Zusammenhänge und Energieflüsse bei der Energiewende

verständlich machen?

Das Ziel des Forschungsprojekts ist es, Handlungskonzepte für Entscheidungsträger aus Politik,

Gesellschaft und Wirtschaft zu entwickeln. Diesen soll aufgezeigt werden, wie sie

Energiemaßnahmen auf ihren jeweiligen kommunalen Kontext und die dort bestehenden

Bedürfnisse abstimmen und umsetzen können. Dabei geht es nicht nur darum, dass die Maßnahmen

technisch und finanziell realisierbar sind, sondern auch, dass die Menschen vor Ort eingebunden und

überzeugt werden.

1.3. Projektplan und Vorgehen

Das Forschungsvorhaben ist als Verbundprojekt in 3 Teilvorhaben und 3 Unteraufträge

aufgegliedert:

Teilvorhaben „Partizipationsgestaltung und Integrierte Szenariophase“ (Fraunhofer Gesellschaft

für angewandte Forschung e.V.: Fraunhofer ISE und Fraunhofer ISI)

Teilvorhaben „Potenziale und Barrieren für Partizipationserfolge“ (Universität Münster)

Teilvorhaben „Empirisch Quantifizierungen von Akzeptanz und Partizipation“ (ZIRIUS)

Unterauftrag „Smart Grid Technologie“ (Energiewende GmbH)

Unterauftrag „Feldtestimplementierung“ (Stadtwerke Wunsiedel)

Unterauftrag „Kommunikation und Wissenstransfer“ (FLMH)

Das Arbeitsprogramm ist in sieben abgrenzbaren Arbeitspaketen (AP) angelegt, in denen

einzelne Teile nebeneinander laufen und interagieren (zu den inhaltlichen Schwerpunkten s.

Abbildung 1):

Im 1. Arbeitspaket Grundlagen werden die wissenschaftlichen Grundlagen und Fundierungen in

den verschiedenen Fachdisziplinen erarbeitet. Zentral für das Projekt ist die horizontal verlaufende

Integration in AP 2, in dem die Entwicklung eines heuristischen Zusammenhangmodells verfolgt wird,

das die technisch-ökonomischen Perspektiven mit den politikwissenschaftlichen, soziologischen und

psychologischen Perspektiven in Beziehung setzt. AP 3 Forschungsphase greift die Ergebnisse der

Grundlagenphase auf und erarbeitet durch unterschiedliche empirisch-analytische Methoden

relevante Bewertungen und Quantifizierungen zu Akzeptanz und Partizipation. Ebenso werden die

Energiesystemmodelle unter Berücksichtig des Strommarktes, Stromnetzes, Vulnerabilitätsaspekten

und Koppelungsprozesse weiterentwickelt. Die Arbeitspakete in dieser Phase laufen zeitlich parallel

ab und sind eng miteinander gekoppelt. AP 4 Szenariophase beinhaltet die aktive Integration der

Erkenntnisse aus den Studien zu Partizipation und Akzeptanz mit den erweiterten Energiesystem-

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modellen. Ergebnis der (iterativen) Integration sind modifizierte Szenarien, die sowohl technisch-

ökonomisch als auch gesellschaftlich rational sind. Dieses Vorgehen ermöglicht die Beschreibung

umwelt- und gesellschaftsverträglicher Transformationspfade. AP 5 Transferphase verfolgt das Ziel,

die gewonnenen Erkenntnisse über geeignete Botschaften und attraktive Medien in die jeweiligen

Akteursfelder Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu transferieren. Die Transferphase wird zeitlich

vertikal zu allen anderen Phasen verlaufen, sodass ein frühzeitiger Beginn des Transfers realisierbar

ist. AP 6 Transdisziplinäre Integration und Sicherung der Qualität wird im Projekt durch regelmäßigen

Austausch mit Praxispartnern über transdisziplinäre Integrationsworkshops und einen

wissenschaftlichen Beirat realisiert.

Abbildung 1: Inhaltliche Schwerpunkte des Vorhabens KomMA-P

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2. Stand von Wissenschaft und Technik: Anknüpfung des Projekts KomMA-P

2.1. Stand der Forschung zu nationalen und regionalen Szenarien

Szenarien für eine langfristige Entwicklung des Energiesystems in Deutschland sind in der

Vergangenheit in einer Vielzahl von Studien untersucht worden, so z. B. im Rahmen des

Energiekonzeptes der Bundesregierung oder durch die vom BMU in Auftrag gegebene Leitstudie. Im

Rahmen der Energiewende ergeben sich aufgrund des Ausstieges aus der Atomenergie jedoch

deutlich veränderte Rahmenbedingungen, so dass angepasste Szenarioentwicklungen notwendig

werden. Zentrale Erkenntnisse aus bisherigen Studien zeigen, dass ein hoher Investitionsbedarf in

erneuerbare Erzeugungstechnologie auf der einen Seite sowie ein beachtlicher Ausbaubedarf in die

Infrastruktur auf der anderen Seite notwendig sind. Dabei ist eine enge Verzahnung mit der Frage,

welche Ausbauszenarien auch im Kontext einer möglichst hohen Akzeptanz sowie einer breiten

Partizipation verschiedener Akteure vorteilhaft sind, bisher nur in Ansätzen untersucht worden. Die

DENA Netzstudie II hat etwa nur technische Netzausbaualternativen (z. B. Kabellösungen)

untersucht, von denen eine bessere Akzeptanz bei der Bevölkerung erwartet wird.

Auf nationaler und internationaler Ebene existiert eine Reihe von Energiesystemmodellen und

Energieszenarien. Diese haben zum Teil unterschiedliche Schwerpunkte und Modellierungsansätze.

Wichtig sind dabei zwei Modelltypen: Simulationsmodelle, welche die zu erwartende Stromnachfrage

oder den Kraftwerkspark anhand von Annahmen über die zukünftige Entwicklung fortschreiben und

Optimierungsmodelle, die anhand von Angebot, Nachfrage und verschiedenen Kostenparametern

Investitionsentscheidungen und damit den zukünftigen Kraftwerkspark modellieren. Die zeitliche

Auflösung der Modelle sowie der regionale Bilanzraum können sich aufgrund der Komplexität des

Energiesystems sehr stark auf die Ergebnisse auswirken. Speicherbedarf und

Überschussstrommengen aus erneuerbaren Energien sind bspw. sehr stark von den unterstellten

Entwicklungen zum Netzausbau sowie der internationalen Vernetzung des Stromnetzes abhängig.

Neben den nationalen Szenarien existieren Studien, in denen die Perspektiven der zukünftigen,

kommunalen Energieversorgung (bspw. VKU-Studie „Stadtwerk der Zukunft I (Update)) beschrieben

werden.

2.2. Stand der Forschung zum Thema „Akzeptanz“

Die Akzeptanz bei Großtechnologien und -projekten ist häufig nicht gegeben (Renn/Zwick 1997,

siehe hierzu insbesondere das Phänomen des „NIMBY und/oder LULU“-Syndroms, Allen 1998,

Kraft/Clary 1991, Frazer et al. 1994, Portney 1991). Der Protest gegen zentrale, politische Planungen

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nährt sich unter anderem aus der Erfahrung der Bedrohung der eigenen Lebenswelt, da sich immer

mehr Bürger in ihrem Alltagshandeln durch professionelle Expertenurteile und institutionelle

Eingriffe eingeengt sehen. Außerdem wird Experten nicht mehr vorbehaltlos geglaubt, da zum einen

die Notwendigkeit der jeweiligen Planungsziele und -inhalte häufig selbst unter Fachleuten

umstritten ist (Expertendilemma: Beck 1991, Mohr 1996) und zum anderen bei der Beurteilung von

Risiken neben der Wahrscheinlichkeit und dem Ausmaß des Risikos auch sogenannte qualitative

Risikomerkmale (z.B. Freiwilligkeit der Risikoübernahme, Kontrolle, Schrecklichkeit:

Fischhoff/Slovic/Lichtenstein 1982, Jungermann/Slovic 1993, Slovic 1987, 1992, 2000) eine wichtige

Rolle spielen. Hinzu kommt, dass der Nutzen in der Regel bei einer zumeist anonymen Menge von

KonsumentInnen oder ProduzentInnen anfällt, während überwiegend die Standortbevölkerung das

Risiko trägt. Dies führt dann zu einer wahrgenommenen Verletzung des Fairness-Prinzips

(Gabriel/Völkl 2004, Renn 2004, Kulinski/Oppermann 2010).

Diesen Befund bestätigen die neusten, empirischen Studien zur Energiewende (Allensbach 2011,

BMU/UBA 2010, TNS Infratest/Agentur für Erneuerbare Energien 2011, TNS Emnid 2011, Klima-

Barometer 2011).

In modernen Gesellschaften befinden sich damit die Entscheidungsorgane des politisch-

administrativen Systems in einer Vertrauens- und Legitimitätskrise. Misstrauen gegenüber

öffentlicher Planung ist dabei nicht als ein vorübergehendes Phänomen zu sehen. Hinzu kommt, dass

sich Vertrauensverluste nicht allein durch Informationen ausgleichen lassen. Dementsprechend

laufen auch alle Vorschläge, die auftretenden Konflikte durch bessere Erziehung, Aufklärung oder

Informationskampagnen zu bewältigen, ins Leere.

Die Schlussfolgerung aus diesen Befunden lautet, dass eine Beteiligung der betroffenen und

interessierten Öffentlichkeit als legitim wahrgenommen und gewünscht wird und somit ein

entscheidender Faktor für die Akzeptanz der Energiewende zu sein scheint. Auf dem momentanen

Stand des Wissens ist allerdings nicht genau zu spezifizieren, unter welchen Umständen die deutsche

Bevölkerung bestimmte Maßnahmen im Rahmen der Energiewende (z.B. Bau von Stromtrassen)

mittragen und akzeptieren würde. Hier ist weitere empirische Forschung notwendig, die innerhalb

des vorgeschlagenen Vorhabens erbracht werden soll.

Sauter & Watson (2007) schlagen vor, zwischen passiver und aktiver Akzeptanz zu

unterscheiden. Passive Akzeptanz meint das Hinnehmen „von außen“ auferlegten Veränderungen. Zu

aktiver Akzeptanz gehören u.a. die Bereitstellung von Flächen, Investitionen in Kleinkraftwerke oder

Verhaltensänderungen. Auch Dobbyn & Thomas (2005) zeigen, dass „active involvement“ eine

wesentliche Rolle bei der Bewertung von Veränderungen spielt, da moralische Werte zusätzlich zu

Kosten-Nutzen-Abwägungen mobilisiert werden. Bedeutsam sind in diesem Zusammenhang auch

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Abschlussbericht

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Problemwahrnehmung, Ergebniswirksamkeit und Affekte, da geeignete Rückmeldungen und das

Verstehen der Sinnhaftigkeit von Verhaltensänderungen die Bereitschaft dazu unterstützen (Gölz et

al. 2006, Huijts et al. 2011).

2.3. Stand von Wissenschaft zu Partizipation

Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert Partizipation als „aktive Beteiligung der

Bürger und Bürgerinnen bei der Erledigung der gemeinsamen (politischen) Angelegenheiten bzw. der

Mitglieder einer Organisation, einer Gruppe, [...] an den gemeinsamen Angelegenheiten“ (bpb 2012

). In diesem Projekt wird Partizipation verstanden als Beteiligung an der Energiewende. Wir

differenzieren zwischen höherschwelliger Partizipation im Sinne von gemeinsamem Handeln in

Gruppen bei Entscheidungsfindungen (verbunden mit höherem, finanziellen oder zeitlichen Aufwand

sowie einer gewissen Selbstwirksamkeitserwartung) und niedrigschwelliger Partizipation, die der

Einzelne durch eigene Entscheidungen (Investitionen) und Verhaltensanpassungen leisten kann.

Formen und Wirkungen der Bürgerbeteiligung an kollektivbindenden Entscheidungen sind

bereits gut erforscht (Renn 2008, Renn/Schweizer 2009, Stern/Fineberg 1996). Partizipation

ermöglicht die Verbreiterung der Wissensbasis, den Einbezug von Präferenzen und Werten der

BürgerInnen, die Wahrnehmung fairer Aushandlungsprozesse und Gestaltungshoheit der

Lebenswelt, und die normative Absicherung von kollektiven Entscheidungen (Newig 2007,

Rowe/Frewer 2000, Stirling 2008). Sie hängt von verfügbaren (finanziellen und zeitlichen)

Ressourcen, Bildung, Einstellungen, Vertrauen und Identitätsbezug sowie gesellschaftlichen Normen

und Diskursen und damit der Deutungshoheit dominanter Akteure ab (Fuchs/Kalfagianni 2012,

Holzscheiter 2005, Roth /Rucht 2008).

Die bisherige Partizipationsforschung zur Energiewende leidet aber unter der Begrenzung des

Partizipationsverständnisses (Teilnahme an Planungsverfahren für Trassen/Produktionsanlagen,

seltene Investiventscheidungen). Auch Haushalte, die weder über ausreichende Investitionsmittel

verfügen noch eine Trassenlegung im Vorgarten erfahren, können an der Energiewende z.B. über

Lastmanagement oder Einsparungen (in Verbindung mit relevanten Tarifstrukturen/ intelligenten

Energiesystemen) teilhaben. Gleichzeitig eröffnen lokale Energie- und Prosumerinitiativen eine

Möglichkeit der Partizipation, insbesondere bei Vernetzung gesellschaftlicher,

energiewirtschaftlicher und politischer Akteure (Fleissner et al. 2012). Auch niedrigschwellige

Partizipation kann also das Erleben von Handlungs- und Mitgestaltungsfähigkeit und -wirksamkeit

erschließen.

In der Energiewende steht der Gesellschaft daher ein breiteres Partizipationsreservoir und damit

auch Steuerungspotenzial zur Verfügung, als oft gesehen, das sie situations- und zielabhängig selektiv

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Abschlussbericht

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nutzen kann. Dieses Reservoir muss differenziert nach zentralen und dezentralen Kontexten und

daraus entstehenden unterschiedlichen Möglichkeiten bzw. Erfolgsbedingungen untersucht werden.

Natürlich ist Partizipation kein Garant für Akzeptanz der im weitesten Sinne Kosten der

Energiewende oder ihren Erfolg. Gleichzeitig stellt die bewusste Förderung unterschiedlicher

Partizipationsformen ein zentraler Baustein für das Gelingen der Energiewende auf der Basis

gesellschaftlicher Akzeptanz und der Mobilisierung von Unterstützungspotenzialen dar.

2.4. Stand von Technik zu intelligenten Energiesystemen

Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) werden im künftigen

Energieversorgungssystem eine zentrale Rolle spielen, um ein Höchstmaß an Wirtschaftlichkeit,

Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit sicherzustellen. Initiativen und Aktivitäten in

diesem Bereich werden international unter dem Begriff "Smart Grids" zusammengefasst. "Smart"

steht in diesem Zusammenhang für die intelligente Nutzung aller zur Verfügung stehenden

Ressourcen sowie für die Optimierung und Integration des Gesamtsystems der

Elektrizitätsversorgung - von der Gewinnung des Stroms über die Speicherung, den Transport, die

Verteilung bis hin zur effizienten Verwendung. In Deutschland werden die Smart Grid-Aktivitäten

unter dem Dach der Förderinitiative "E-Energy - IKT-basiertes Energiesystem der Zukunft" gebündelt,

daneben gibt es zahlreiche weitere Aktivitäten. Dabei wird häufig die Frage aufgeworfen, welche

Rolle die Endkunden (privat oder gewerblich) einnehmen können und wollen, welche Technologie

Akzeptanz findet und welche Rückwirkungen auf das Energiesystem erzielt werden. Angesichts des

technischen Fokus der bisherigen Aktivitäten sind bislang nur wenige sozialwissenschaftliche

Erkenntnisse zu diesen Fragen vorhanden.

Dieses Vorhaben knüpft an bestehenden Studien aus Smart Grid und Smart Metering Projekten

und den konkreten Aktivitäten der SWW Wunsiedel GmbH an. Unter der Federführung des

stadteigenen Energieversorgers wird derzeit das Leuchtturmprojekt „Smart Energy City WUNsiedel“

mit den Bausteinen Auf-/Ausbau von dezentralen, effizienten Strom- und

Wärmeerzeugungseinheiten auf Basis erneuerbarer Energien, Auf-/Ausbau der Verteilstrukturen (z.B.

Nahwärmenetze „Dorfheizungen), Auf-/Ausbau von hochleistungsfähigen Datenleitungen,

Harmonisierung von Energieangebot und Energienachfrage, Einsatz innovativer Speichertechnologien

(abgestimmt auf die jeweilige Netzebene) realisiert. Die bisher geplanten Optionen Smart Grid1 und

1 mit zukünftig verknüpftem Netzmanagement für ein abgestimmtes und geregeltes Zusammenspiel und

Visualisierung von erneuerbaren Energiequellen, Speichern, Mobilität, Verbrauchssteuerung und –messung im lokalen/regionalen Netz

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Abschlussbericht

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Energiebox2 werden im Rahmen des Vorhabens so gestaltet, dass eine breite Beteiligung der

KonsumentInnen erzielt wird. Exemplarisch sollen diese beiden Optionen, die in der technischen

Fachwelt vielfach diskutiert wurden , mit den Forschungseinrichtungen so gestaltet, empirisch mit

Wunsiedelner Haushalten getestet und evaluiert werden, dass neue Rückschlüsse zu

niederschwelligen Partizipation gezogen werden können, die dann wiederum in die

Gesamtbewertung und Modifikation der Szenarien einfließen.

2.5. Zusammenarbeit mit anderen Stellen

Bei der Entwicklung und Erprobung der Szenarien standen etliche Praxispartner zur Seite:

Versorger, Dienstleister und Interessenvertreter aus dem Energie- und Umweltsektor. Zum Beispiel

wurde in Kooperation mit der SWW Wunsiedel die „Energiebox“ untersucht, ein Minikraftwerk, das

für mehrere Haushalte Strom und Wärme erzeugen kann. Gemeinsam mit der Energiewende GmbH

und der SWW Wunsiedel GmbH führte das Fraunhofer ISE das Pilotprojekt „Energiefluss

Visualisierung“ durch. Indem sichtbar gemacht wird, wo Energie herkommt und wie sie genutzt wird,

sollen Verbraucher für dieses Thema sensibilisiert und zu bewusstem Umgang mit Energie motiviert

werden.

KomMA-P integrierte verschiedene wissenschaftliche Disziplinen und Perspektiven zur

Energiewende und vereint Kompetenzen aus Forschung und Praxis. Diese übergreifende

Zusammenarbeit war entscheidend für den Erfolg des Forschungsprojekts.

KomMA-P beteiligte sich aktiv an den verschiedenen Clusteraktivitäten und

Transferveranstaltungen der wissenschaftlichen Koordination des Förderschwerpunkts.

2 Kombination der Funktionen Erzeugung von Strom und Wärme, Lieferung und Bezug, Nutzung in Echtzeit und

Speicherung, lokal gekoppelt und aufeinander abgestimmt. Die Energiebox soll sich in kompakter Bauweise im engen räumlichen Zusammenhang mit einer Gruppe von kleineren Wohngebäuden befinden, deren/dessen Strom- u. Wärmebedarf auf Basis regenerativer Energieträger decken und damit das übergeordnete lokale/regionale Gesamtversorgungssystem der SWW direkt entlasten

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Abschlussbericht

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3. Vorgegebene Umsetzung und erzielte Ergebnisse

In Tabelle 1 ist die Umsetzung des Projekts anhand der Projektstruktur (Wissenschaftliche

Arbeitspakete und Arbeitspaket „Kommunikation und Transfer“) dargestellt die erreichten

Meilensteine zugeordnet. Zudem sind die Ergebnisse den Kapiteln des Abschlussberichts zugeordnet.

In den Kapiteln 4 bis 10 werden die wesentlichen Ergebnisse dargestellt und auf die

ausführlichen Meilensteine verwiesen.

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AP Themen AP-Leitung Erreichter Meilenstein Kapitel-Nr. im Abschluss-bericht

1 Grundlagen Uni-MS

1.1 Theoriegrundlage Akzeptanz - Partizipation FhG-ISE

1.2 Typologie von Partizipationsformen Uni-MS Arbeitspapier: Forschungsstand zu Partizipationsformen und -effekten der Governance und Partizipationsliteratur

1.3 Qualitative Vorstudie ZIRIUS Bericht zu den Fokusgruppen

1.4 Grundlegende Szenarioentwicklung FhG-ISI

2 Integration FhG-ISE

2.1 Heuristisches Zusammenhangsmodell 1.0 FhG-ISE 9.

2.2 Heuristisches Zusammenhangsmodell 2.0 FhG-ISE Publikation zum heuristischen Zusammenhangsmodell 2.0

2.3 Strategien und Handlungsempfehlungen Uni-MS Arbeitspapier zu Strategien und Handlungsempfehlungen zur Transformation des Energiesystems

10.

2.4.1 Empirische Evaluation für Zusammenhangsmodell FhG-ISE

2.4.2 Empirische Evaluation für modifizierte Szenarien FhG-ISE

3 Forschungsphase ZIRIUS

3.1 Partizipationsformen in ländl. Kommunen FhG-ISE

Ergebnisbericht zu Verhaltensänderungen, Bewertungen und Akzeptanz der Partizipationsangebote „Energiebox“ und „Visualisierung der Energieströme“

7.

3.2 Partizipation im urbanen Raum Uni-MS Arbeitsbericht zu den Ergebnissen der Stakeholder-Dialoge, Arbeitsbericht zur Diskursanalyse

5., 6.

3.3 Technisch-ökonomische Modellierung FhG-ISI

3.4 Repräsentative Quantifizierung Akzeptanz ZIRIUS Bericht zur Befragung 4.

4 Szenariophase FhG-ISI

4.1 Abgleich der Szenarios FhG-ISI

8. 4.2 Modifikation der Szenarios FhG-ISI

4.3 Beschreibung der Transformationspfade FhG-ISI Zusammenfassende Darstellung aller Szenarien und parallele

Entwicklung des Basisszenarios plus Akzeptanz/Partizipationsszenario

5 Transfer und Kommunikation FhG-ISE

5.1 Zielgruppenorientierte Kommunikationsstrategien FhG-ISE

5.2 Projektpräsentation /Website FhG-ISE Projektwebsite http://www.energiewende-akzeptanz.de

5.3 Wissenschaftliche Kommunikation und Diffusion FhG-ISE Veröffentlichungen, 2 Fachgespräche mit MdBs, deren Referenten und Multiplikatoren (Kamingespräche), Abschlusssymposium

12.

Tabelle 1: Zuordnung der Arbeitspakete zu Meilensteinen und den Kapiteln des Abschlussberichts

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Abschlussbericht

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3.1. Darstellung der wichtigsten Positionen des zahlenmäßigen Nachweises

Titel Budget (in EUR)

Fhg-ISE FhG-ISI Summe

Fraunhofer ZIRIUS

Uni-Münster

Gesamt

Kosten Wissenschaftler/ Personal

449.581 € 239.570 € 689.151 € 144.703 € 150.213 € 984.067 €

Fremdleistungen 273.175 € 0 € 273.175 € 89.950 € 18.380 € 381.505 €

Reisekosten 15.000 € 6.750 € 21.750 € 6.000 € 12.207 € 39.957 €

Investitionen 0 € 728 € 728 €

Indirekte Kosten Universität (20%)

48.131 € 36.306 € 84.437 €

Projektkosten 737.756 € 246.320 € 984.076 € 288.784 € 217.834 € 1.490.694 €

Förderquote 100% 100% 100% 100% 100% 100%

Beantragte Förderung 737.756 € 246.320 € 984.076 € 288.784 € 217.834 € 1.490.694 €

Tabelle 2: Darstellung der wichtigsten Positionen des zahlenmäßigen Nachweises

In Tabelle 2 sind die wichtigsten Positionen des Projektbudgets dargestellt. Für das Fraunhofer

ISE (spalte 2) ergaben sich im Verlauf des Projekts zwei Veränderungen:

Im HJ1 2014 stellte sich im AP 2 heraus, dass eine einmalige Moderation zur Erreichung des

Teilziels "Heuristisches Zusammenhangsmodell 1.0 (AP 2.1)" nicht ausreicht, und das Fraunhofer ISE

eine umfassendere Begleitung eines kompetenten Unterauftragnehmers zur Erreichung des Ziels

benötigt. Die Forschungsgruppe Inter-/Transdisziplinarität an der Uni Basel wurde beauftragt, diese

Begleitung zu übernehmen. Die Differenz aus den bisher geplanten 5.000 € und den nun zu

zahlenden 16.800 € wurden durch eine Mittelverschiebung von 11.800 € aus der Kostenposition

Personal 837 zu Fremdleistungen 823 ausgeglichen werden (Bewilligung im Frühjahr 2014).

Im HJ2 2015 beantragte das Fraunhofer ISE eine Aufstockung der Personalmittel um 74.775 €.

Durch die gewährte Aufstockung konnten weitere wertvolle Erkenntnisse erarbeitet werden, die u.a.

die bisher „heuristisch“ angelegten Arbeiten zum Zusammenhangsmodell mit empirischen Analysen

zu geprüftes Modell aufwerten, das ein gewichtiges wissenschaftliches Zusatzergebnis des Projektes

darstellt, das ursprünglich nicht zu erwarten war.

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Abschlussbericht

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UAN Titel AP

Zuordnung Budget

FLMH Gbr Kommunikation und Transfer AP 5 90.000 €

FG Inter-/Transdisziplinarität Uni Basel & Bern

Begleitende Beratung zur inter- und transdisziplinären Entwicklung der Synthese in KomMA-P

AP 2 15.400 €

Energiewende GmbH Smart Grid Technologie AP 1 95.150 €

SWW Wunsiedel GmbH Feldtestimplementierung

AP 1 72.625 €

SUMME 273.175 €

Tabelle 3: Fremdleistungen im Projekt KomMA-P im Unterauftrag des Fraunhofer ISE

Des Weiteren beauftragte das Fraunhofer ISE insgesamt vier Unterauftragnehmer (UAN), um die

Projektumsetzung planmäßig sicherzustellen. Die UAN, deren Budgets sowie deren Zuordnung zu den

APs ist Tabelle 3 zu entnehmen.

3.2. Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit

Zur Erreichung der Projektziele war die in der Vorhabensbeschreibung detaillierte Arbeitsplanung

notwendig. Die Umsetzung innerhalb der Projektlaufzeit sowie die Anpassung der Arbeitsschritte,

Hinzunahme von Unterauftragnehmern mit benötigter Kompetenz sowie die Erreichung aller

Projektziele mit den gewährten Mitteln bestätigen die Angemessenheit der geleisteten Arbeit.

3.3. Während der Durchführung des Vorhabens dem ZE bekannt gewordenen Fortschritts auf dem Gebiet de s Vorhabens bei anderen Stellen

Folgende Fortschritte wurden im Verlauf des Vorhabens bekannt und berücksichtigt:

VZBZ, Verbraucherinteressen in der Energiewende, Ergebnisse einer repräsentativen Befragung

(durchgeführt von FORSA), Berlin, 12. August 2013

Norman Gerhardt, Fabian Sandau, Britta Zimmermann, Dr. Carsten Pape, Dr. Stefan Bofinger, Prof.

Dr. Clemens Hoffmann: GESCHÄFTSMODELL ENERGIEWENDE, Eine Antwort auf das „Die-

Kosten-der-Energiewende“-Argument, Fraunhofer-Institut für Windenergie und

Energiesystemtechnik, IWES, Kassel, Januar 2014

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Abschlussbericht

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VDI, Standortbezogene Akzeptanzprobleme in der deutschen Industrie- und Technologiepolitik –

Zukünftige Herausforderungen der Energiewende, Februar 2014

Korcaj, L.; Engel R., Spada H. (2014): Acceptance of Residential Solar Photovoltaic Systems among

German Homeowners, Umweltpsychologie 18(1), 84-103

Stigka E.K., Paravantis J.A., Mihalakakou G.K. (2014): Social acceptance of renewable energy sources:

A review of contingent valuation applications, Renewable and Sustainable Energy Reviews

32, 100-106

Agentur für Erneuerbare Energien (2014): Bürger stehen weiterhin hinter dem Ausbau erneuerbarer

Energien. Die Ergebnisse der AEE-Akzeptanzumfrage 2014, Renews Kompakt 23

4. Gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende – Akzeptanzsurvey (ZIRIUS)

Im Rahmen einer deutschlandweiten, telefonischen Repräsentativbefragung (n = 2.009) wurden

im Mai und Juni 2015 unterschiedliche Facetten der Wahrnehmung der Energiewende durch die

deutsche Bevölkerung erhoben. Wesentliche Themen der Befragung waren die Akzeptanz sowie die

Akzeptanzbedingungen verschiedener Energietechnologieoptionen (Windkraft onshore/offshore,

Stromtrassen, Freiflächenphotovoltaikanlagen). Zudem wurden die Zahlungsbereitschaft für ein

Gelingen der Energiewende, unterschiedliche Szenariopräferenzen im Hinblick auf mögliche

Entwicklungspfade der Energiewende, das Vertrauen in zentrale Akteure (Bundesregierung,

Energiekonzerne, Stadtwerke etc.), Präferenzen für einzelne Partizipationsoptionen sowie die

allgemeine Einschätzung einzelner Aspekte der Energiewende (Kosten, Nutzen, Fairness etc.)

abgefragt.

Ein Anteil von 29% der deutschen Bevölkerung lässt sich als Unterstützer*innen der

Energiewende klassifizieren. Weitere 29% stehen der Energiewende und den mit ihr verbundenen

Technologien ambivalent gegenüber und sind damit als Unentschiedene einzuordnen. 27% sind

aufgrund ihrer ablehnenden Haltung als Kritiker*innen der Energiewende einzustufen.

29% der Befragten geben an, dass sie nicht bereit wären, mehr für Strom zu bezahlen, um zum

Gelingen der Energiewende beizutragen. Demgegenüber sind 47% der deutschen Bevölkerung bereit,

jährlich 50€ oder mehr für ein Gelingen der Energiewende beizusteuern. Allerdings zumeist nur unter

der Bedingung, dass die Gesamtkosten der Energiewende fair zwischen der Industrie und der

Bevölkerung sowie innerhalb der Bevölkerung verteilt werden.

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Abschlussbericht

24

Sowohl die Akzeptanz- als auch die Zahlungsbereitschaftsgruppen wurden mit Hilfe einer

Korrespondenzanalyse näher charakterisiert. Die Korrespondenzanalysen zeigen, dass der Grad der

Akzeptanz sowie auch der Grad der Zahlungsbereitschaft mit einem komplexen, kognitiven und in

sich konsistenten Wahrnehmungsmuster der Energiewende als Ganzem sowie der mit ihr

verbundenen Technologien zusammenhängt. Zahlungsverweigerung oder Nichtakzeptanz ist also

keine irrationale Abwehrreaktion, sondern basiert ebenso wie Zahlungsbereitschaft und Akzeptanz

auf entsprechenden Gründen.

Aus den Analysen der Akzeptanzgruppen, der Akzeptanzfaktoren, der Zahlungsbereitschaft

sowie den Szenariopräferenzen lassen sich insgesamt vier zentrale empirische Dimensionen

herausarbeiten, welche für die Wahrnehmung und Bewertung der Energiewende charakteristisch

sind:

1. Vertrauen: Personen, die Vertrauen in handelnde Akteure der Energiewende (z.B. Kommunen,

Stadtwerke, Bundesregierung) haben, wollen zumindest einen geringen, zusätzlichen Beitrag zur

Energiewende leisten bzw. gehören tendenziell den Unterstützer*innen der Energiewende oder

zumindest den Unentschiedenen an. Ist dieses Vertrauen hingegen nicht vorhanden, so kann auch

eher nicht von einer Zahlungsbereitschaft ausgegangen werden bzw. handelt es sich eher um

Kritiker*innen der Energiewende.

2. Nutzen-Risiko-Kalkulation: Eine vorhandene Zahlungsbereitschaft sowie die Zugehörigkeit zu

den Unterstützer*innen korrespondiert mit einer positiven Risiko-Nutzen-Wahrnehmung bei Wind-

und Solarenergie sowie der Energiewende insgesamt. Entsprechend ist eine negative Risiko-Nutzen-

Wahrnehmung bei Wind- und Solarenergie sowie der Energiewende als Ganzem mit der

Verweigerung eines finanziellen Zusatzbeitrags bzw. Zugehörigkeit zu den Kritiker*innen verbunden.

3. Akzeptanz von Technologien: Wenn sowohl die Technologien zur Erzeugung von regenerativer

Energie (Windparks, Freiflächenphotovoltaikanlagen) als auch die Infrastrukturen zur Verteilung

dieser Energie (Hochspannungsleitungen) akzeptabel erscheinen, dann ist es sehr wahrscheinlich,

dass auf freiwilliger Basis ein eigener finanzieller Beitrag zur Energiewende geleistet wird, der über

das durchschnittliche Maß deutlich hinaus geht. Umgekehrt besteht bei nicht vorhandener Akzeptanz

eher keine Zahlungsbereitschaft.

4. Fairness: Ein Mangel an wahrgenommener Fairness der Energiewende geht relativ häufig mit

einer nicht vorhandenen Zahlungsbereitschaft bzw. der Zugehörigkeit zur Gruppe der Kritiker*innen

der Energiewende einher. Fairness ist häufig eine Voraussetzung für die Akzeptanz von freiwilligen

Zusatzbelastungen sowie ein Kriterium für eine wünschenswerte Umsetzung der Energiewende.

Anhand dieser vier zentralen Faktoren zeigt sich der Zusammenhang zwischen Akzeptanz der

Energiewende bzw. den mit ihr verbundenen Technologien und der Zahlungsbereitschaft: Nur wenn

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Abschlussbericht

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Personen von der Sinnhaftigkeit des Energiesystemumbaus überzeugt sind, sind sie auch gewillt,

einen gewissen Betrag freiwillig zu leisten, um diesen Umbau voran zu treiben. Insofern erscheint es

ratsam, die genannten Dimensionen bei der Entwicklung von Maßnahmen in den drei Bereichen

Information, Kommunikation und Partizipation besonders zu berücksichtigen.

Eine Ausführliche Darstellung der Surveyergebnisse („Meilenstein #5: Bericht zur Befragung“)

findet sich hier:

Sonnberger, Marco; Ruddat, Michael (2016): Die gesellschaftliche Wahrnehmung der Energiewende

– Ergebnisse einer deutschlandweiten Repräsentativbefragung. In: Stuttgarter Beiträge zur

Risiko- und Nachhaltigkeitsforschung, Nr. 34. Online verfügbar unter:

http://www.energiewende-akzeptanz.de/wp-content/uploads/2016/10/Sonnberger-Ruddat-

2016-Die-gesellschaftliche-Wahrnehmung-der-Energiewende.pdf.

Eine ausführliche Darstellung der Fokusgruppenergebnisse zur Vorbereitung des Surveys

(„Meilenstein #4: Bericht zu den Fokusgruppen“) findet sich hier:

Ruddat, Michael; Sonnberger, Marco (2015): Wie die Bürgerinnen und Bürger ihre Rolle bei der

Energiewende sehen. In: Energiewirtschaftliche Tagesfragen, Heft 1-2/2015, 121-125. Online

verfügbar unter: http://www.transformation-des-

energiesystems.de/sites/default/files/KomMA-P_ET_2015.pdf.

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5. Die Energiewende in der öffentlichen Kommunikation (Uni Münster)

Der vorliegende Arbeitsbericht der Uni-Münster („Akzeptanz der Energiewende in neuen

Medien - Ergebnisse der Analyse von Pro- und Contra-Energiewende-Blogs“), auf den sich diese

Zusammenfassung bezieht, wurde im Rahmen des Forschungsprojektes KomMa-P erstellt. Ein

wichtiger Aspekt des Projekts ist, den Zusammenhang zwischen Partizipation und Akzeptanz zu

erforschen, um eine gute Governance der Energiewende zu ermöglichen. Insbesondere in der

wissenschaftlichen Partizipationsliteratur sind Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger*innen an

politischen Prozessen und Entscheidungen untersucht worden. Ausgehend von dieser Literatur ergibt

sich die übergeordnete Fragestellung, wie Partizipationsangebote beschaffen sein müssen, um sich

positiv auf eine Akzeptanz der Energiewende auszuwirken. Eine Möglichkeit, sich diesem Thema zu

nähern ist, sich die Meinungen und Interessen derer anzuschauen, die die Partizipationsangebote

füllen sollen. Oder anders formuliert: Was können wir in diesem Punkt von denen lernen, die

mitmachen sollen?

5.1. Einführung

Die Nutzung von sozialen Medien kann als eine zugängliche Form der Meinungsäußerung – und

Bildung gelten. Um den Meinungen und Einstellungen der Menschen in sozialen Medien auf die Spur

zu kommen, konzentriert sich die folgende Analyse auf Energiewende-Blogs. Für den vorliegenden

Beitrag ergibt sich ein dreiteiliges Vorgehen: Zunächst wurde geklärt, wie die Energiewende von den

Menschen in Blogs dargestellt und bewertet wird. Darüber hinaus stellt sich die Frage, welche

Funktionen und Aufgaben von Partizipation in sozialen Medien wie Energiewende-Blogs deutlich

werden. Eng damit verknüpft ist die Frage, welche Schlussfolgerungen sich aus diesen Schilderungen

und Bewertungen für die Governance der Energiewende ziehen lassen. Die Analyse zieht vier Blogs

heran, die sich mit dem Thema Energiewende beschäftigen und wovon je zwei dem Pro- und dem

Contra-Lager zuzuordnen sind. In dem Bericht wird zunächst eine kleine Auswahl theoretischer

Konzepte zu Partizipation vorgestellt. Insbesondere die unterschiedlichen Aufgaben und Funktionen

sowie die Machtaspekte von Partizipation werden ausgeführt. In einem zweiten Schritt wird das

inhaltsanalytische Vorgehen beschrieben. Es beinhaltet insbesondere die Beschreibung der Daten

sowie das Vorgehen bei der Kategorienbildung.

5.2. Ergebnis

Die Ergebnisse werden entlang der Hauptkategorien dargestellt. Es sind in 92 Einträge aus vier

Pro und Contra Energiewendeblogs analysiert und gut 900 Codes gesetzt worden. Die Kategorien

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Abschlussbericht

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Rationalität und Ökonomie nehmen am meisten Raum ein. Auf sie entfällt etwa die Hälfte der

vergebenen Codes. Gerechtigkeitsaspekte unter der Kategorie Sozialethik werden zudem häufig in

den Blogs genannt. Mit 124 Codes ist die lokale Akzeptanz dominanter, als die Kategorie Ökologie.

Wie wird der die die Argumentation über die Energiewende von Energiewendegegner*innen und

Befürworter*innen geführt?

Im Thema Entwicklung wird die technische Machbarkeit der Energiewende bezweifelt. Im

Thema Ökologie wird vor allem die andauernde Kohlenutzung kritisiert während Sicherheitsaspekte

von AKWs nach wie vor eine Rolle spielen. Das Thema Sozialethik wird von Gerechtigkeitsaspekten

dominiert. Des Weiteren spielt die Demokratisierung der Energieproduktion eine große Rolle.

Skeptiker*innen werfen den Akteuren der Energiewende im Thema Rationalität insbesondere

mangelnden Sachverstand vor. Medien, Wissenschaftler*innen und Politik gelten als manipuliert und

die Klimawandel(-forschung) wird in die Nähe einer Verschwörung gestellt. Auch im Diskurs

Ökonomie dominieren die Skeptiker*innen. Einträge, die einen Eingriff in die freie Wirtschaft

kritisieren, finden sich insbesondere hier. Unterstützer*innen hingegen finden sich in großer Zahl im

Thema lokale Akzeptanz. Dass Bürger*innen die Energiewende mit Hilfe dezentraler Steuerung und

lokaler Projekte besonders vorangetrieben haben, ist hier ein Hauptargumentationsstrang.

5.3. Fazit

Welche Schlussfolgerungen lassen sich aus der Argumentation für das Verhältnis von

Partizipation und Akzeptanz sowie für die Governance der Energiewende ziehen?

Drei Kernpunkte: Die Partizipationsforschung unterscheidet Beteiligung auf der Input- und auf

der Outputseite des politischen Systems. Diese Unterscheidung ist im Hinblick auf Akzeptanz nicht

sinnvoll. Es zeigt sich im Gegenteil, dass Verfahren und Prozesse, die beide Variationen von

Partizipation – bei Planung und Umsetzung von Projekten - beinhalten, ein größeres

Akzeptanzpotenzial bilden als Partizipationsangebote, die lediglich eine Variante beinhalten.

Energiewendepolitik, die das Akzeptanzpotenzial umfassend nutzen möchte, sollte folglich beide

Varianten gleichermaßen ansprechen.

Der zweite Aspekt rekurriert auf den großen Stellenwert von sozialer Gerechtigkeit. In den Blogs

wird deutlich, dass soziale Gerechtigkeit für die einen zu sozialer Ungerechtigkeit für die anderen

wird. Was für den einen die Subvention für eine gute Sache ist, ist für den anderen ein Eingriff in den

Markt, der die Preisstabilität auf lange Sicht gefährden würde. Der Aspekt der sozialen Gerechtigkeit

erweist sich somit als äußerst wandelbar und erhöht oder senkt nur für einen spezifischen

Adressaten*innenkreis das Akzeptanzpotenzial. Governance Maßnahmen im Bereich der

Energiewende, die auf soziale Gerechtigkeit setzen, können je nach Adressat*innenkreis und Fall in

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Abschlussbericht

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diese oder jene Richtung umschlagen und sind nicht grundsätzlich geeignet die Energiewende zu

bewerben.

Überraschend war in den Blogs die große Bedeutung von lokaler Akzeptanz und Dezentralität

sowie deren positive Bewertung bei gleichzeitiger Kritik an deren Zurücknahme. Wird die aktive

Teilnahme an Energiewendeprojekten als besonders nachhaltige Form der Partizipation betrachtet,

wie das etwa bei der ‚aktiven Akzeptanz‘ (Schweizer-Ries) der Fall ist, sinkt mit den Möglichkeiten

zum Treffen von Entscheidungen gleichzeitig auch das Akzeptanzpotenzial – sofern dezentrale

Prozesse und lokale Nähe als begünstigende Faktoren für das Fassen von Beschlüssen verstanden

werden. Für die Governance der Energiewende und die damit verbundenen Beteiligungsformate lässt

sich demnach schlussfolgern, dass Akzeptanz dann erreicht wird, wenn mit einer Beteiligung

gleichzeitig auch die Möglichkeit verbunden ist, eine Entscheidung herbei zu führen.

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Abschlussbericht

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6. Partizipation im urbanen Raum (Uni Münster)

Die Uni Münster hat im Rahmen des Arbeitspaktes ‚Partizipation im urbanen Raum‘ zwei

Stakeholder-Dialoge durchgeführt und eine Befragung von Kund*innen der Stadtwerke Münster

Durchgeführt. Im Folgenden werden die Zusammenfassungen der Forschungsergebnisse dargelegt;

zunächst die Stakeholder-Dialoge gefolgt von den Ergebnissen der Befragung.

6.1. Stakeholder-Dialoge

Im Rahmen des Forschungsprojekts KomMA-P fanden zwei Stakeholderdialoge statt, um zu

ermitteln, welche Erwartungen an und Erfahrungen mit Partizipation im Kontext der Energiewende

vorherrschen. Eingeladen wurden lokale Energieversorger und andere Stakeholder wie bspw. das

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes

NRW. Für das Gelingen der Energiewende stand es im Selbstverständnis der Stakeholder, in Dialog zu

treten und im Sinne einer gelungenen Energiewende aktiv zu werden. Die Ergebnisse der Stakeholder

Dialoge sind ausführlich im „Arbeitsbericht Stakeholder-Dialoge“ der WWU Münster dargelegt.

6.1.1. Einführung

Ein Stakeholder-Dialog ist ein methodischer Ansatz zur Gestaltung von Kooperations- und

Kommunikationsprozessen. Er zeichnet sich dadurch aus, dass möglichst alle Beteiligten an einem

Anliegen in den Prozess einbezogen werden. Der Dialog versucht Teillösungen zu vermeiden und

nimmt sich bewusst bestehender Problematiken an. Während eines Stakeholder-Dialoges werden

Optionen erarbeitet, zukünftige Interessen und Erwartungen diskutiert und Standards unter der

Berücksichtigung von Geschäftspraktiken und Rechtsgrundlagen sowie zur Verfügung stehender

Ressourcen erarbeitet.

Der erste Stakeholder-Dialog fand am 26. März 2014mit 12 Teilnehmer*innen im Hotel Uebachs

in Düsseldorf statt. Der erste Stakeholder-Dialog hatte zum Ziel zwei wichtige Interessensgebiete zu

beleuchten: Wichtig ist zum einen, welches Potenzial für Partizipation von den Stakeholdern

überhaupt gesehen wird und der Austausch darüber, wie dieses Potenzial erschlossen und gestaltet

werden kann. Es gilt zudem herauszufinden, wie durch Partizipation bestehende Probleme der

Energiewende gelöst oder auch künftig potenziell problematische Aspekte bereits im Vorfeld sichtbar

und bearbeitbar gemacht werden können

Der zweite Stakeholder-Dialog fand am 3. August 2015 statt. Er konnte zusammen mit einer

Praxispartnerin im Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des

Landes NRW in Düsseldorf mit 18 Teilnehmer*innen realisiert werden. Zur Steigerung der Akzeptanz

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Abschlussbericht

30

der Energiewende werden Partizipationsformen benötigt, die nach den Anforderungen der

Bürger*innen entsprechend gestaltet und dennoch auch für Partizipationsgebende zu realisieren

sind. Hier setzt der zweite Stakeholder-Dialog an, dessen Ziel es war, Überlegungen hinsichtlich

möglicher Handlungsempfehlungen für wichtige Akteure der Energiewende anzustellen. Beim

zweiten Stakeholder-Dialog drehte es sich also thematisch vor allem darum, welche Bedürfnisse

Stakeholder konkret an Partizipationsangebote haben.

6.1.2. Ergebnis

Die Ergebnisse sind ausführlich im Arbeitsbericht zum Stakeholder-Dialog dargestellt und

diskutiert worden. Die wichtigsten Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Partizipation ist für Stakeholder zentral

Die Energiewende als gesamtgesellschaftliche Herausforderung kann nach Meinung der

Stakeholder besser mit als ohne die Partizipation seitens der Bürger*innen realisiert werden. So sind

Politik und Kommunen aufgerufen, einen regulativen Rahmen zu schaffen und insbesondere

Partizipation auch für sozial schwächer gestellte Bürger*innen zu ermöglichen. Generell soll darauf

geachtet werden, dass sich die Energiewende an das (Alltags)Leben der Bevölkerung anpasst und für

den Einzelnen leicht umsetzbar ist. Zudem müssen Verantwortlichkeiten und Ansprechpartner klar

vermittelt werden. In Hinblick auf externe Einflussfaktoren sollen zudem flexible Formate und

Instrumente der Beteiligung geschaffen werden.

Transparenz – auch bei Partizipation

Eine offene, ehrliche Kommunikation bei der Planung der Projekte ist hierbei eine grundlegende

Voraussetzung. Außerdem gilt es, neben dem persönlichen Nutzen für das Individuum, den

gesamtgesellschaftlichen Mehrwehrt verständlich zu vermitteln. Als Solidargemeinschaft soll der

Fokus auf gemeinsame Werte gelegt werden sowie mögliche Akteurskonflikte offen thematisiert

werden. Grenzen von Beteiligungsformaten sollten ebenso kommuniziert werden wie die Chancen

und Möglichkeiten, die mit ihnen verbunden sind.

Schattenseiten

Neben den Vorteilen der Partizipation (Sprachrohr für Bürger*innen und Herausbildung eines

Wir-Gefühls) wurde im Rahmen der Stakeholder-Dialoge auch potentielle Nachteile wie

Zeitverzögerungen und die Entstehung von Mehrkosten problematisiert. Auf Grundlage einer

Offenlegung potentieller Schwierigkeiten, könne die Energiewende als gesamtgesellschaftliche

Herausforderung gemeistert werden. Oftmals könne eine vorausschauende Planung Verzögerungen

zu vermeiden helfen.

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Abschlussbericht

31

6.1.3. Schlussfolgerung

Als Schlussfolgerung lässt sich festhalten, dass Vor- und Nachteile von Partizipationsangeboten

bei den Stakeholdern durchaus präsent sind. Generell liegen die Vorteile der verschiedenen

Instrumente darin, dass sie meist in gewissen Varianten lokal bzw. regional und niedrigschwellig

umsetzbar sind und dadurch eine gewisse Eigendynamik und Synergieeffekte verursachen könnten.

Außerdem können alle Modelle ein gesellschaftliches Wir-Gefühl fördern und somit die Solidarität in

der Gemeinschaft unterstützen. Beteiligungsformate dienen potenziell als Artikulationshilfe und

können ein Sprachrohr sein, dass die Implementation innovativer Ideen seitens der Bevölkerung

ermögliche. Als wichtigster Nachteil von Partizipationsformen muss berücksichtigt werden, dass es

durch fehlende Informationen und Kompetenzen der Bürger*innen zu Zeitverzögerungen oder

Mehrkosten in der Entscheidungsfindung kommen kann. Im Zentrum der Contra-Argumente stehe

dabei, dass sich immer wieder die gleichen Bürger*innen, meist aus finanzstarken und privilegierten

Schichten, an Partizipationsmodellen beteiligen, obwohl die gesamte Bevölkerung angesprochen

wird.

6.2. Befragung von Kund*innen der Stadtwerke

In einer Studie haben sich die Arbeiten an der Universität Münster mit der Entwicklung und

Zusammenstellung einer Partizipationstypologie befasst (siehe auch ausführlicher Arbeitsbericht der

Uni Münster „Potenziale für Partizipation an der Energiewende im urbanen Raum – Eine

Charakterisierung unterschiedlicher Partizipationstypen“) Die Studie hatte zum Ziel, verschiedene

Partizipationsverständnisse aus der wissenschaftlichen Literatur zu systematisieren und die

gängigsten Partizipationsinstrumente hinsichtlich ihrer Bedingungen und Wirkungen zu

differenzieren. Dabei lag besonderes Augenmerk auf der Rolle, welche der Partizipation im Rahmen

politikwissenschaftlicher Governance-Modelle (Collaborative Goveranance, Participatory

Governance, Democratic Innovation) zugedacht wird. Der im Arbeitsbericht entworfene

Kriterienkatalog für eine Instrumententypologie der Partizipation (mittels der

Differenzierungskriterien Prozesse, Akteure, Zielsetzungen und Formaler Rahmen) diente den

nachfolgenden, Partizipations-bezogenen Arbeiten des Projekts als unmittelbare Vorlage.

Um die Potenziale für Partizipation im urbanen Raum empirisch näher zu bestimmen, hat die

Universität Münster in Kooperation mit den Stadtwerken Münster eine Befragung der

Stadtwerkekund*innen zu ihren Verständnissen und Einschätzungen bezüglich gesellschaftlicher

Partizipation im Rahmen der Energiewende durchgeführt. Explizit hatte die Studie das Ziel, die

Teilnahmebereitschaft der Kund*innen sowie ihre bisherigen Erfahrungen und die damit

verbundenen Erwartungen in Bezug auf unterschiedliche Beteiligungsformate exemplarisch zu

ermitteln. Die Befragung fand über die Open Source-Plattform LimeSurvey mittels eines speziell

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Abschlussbericht

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entwickelten Online-Tools statt. Insgesamt 10.000 Kund*innen wurden durch eine repräsentative

Stichprobe ausgewählt und per Briefsendung informiert, von denen wiederum N=1073 an der

Befragung teilnahmen. Das Design der Fragenkomplexe orientierte sich an der Teilnahmebereitschaft

der Kund*innen (bzgl. ihres möglichen Mitwirkens am Gelingen der Energiewende) und an der Frage,

wie sich Kund*innen partizipative Verfahren vorstellen/wünschen würden sowie welche Ursachen

dafür ermittelt werden können. Diese Fragekomplexe umfassten neben den sozioökonomischen

Variablen:

a) Die generelle Akzeptanz (Sorgen und Wünsche bzgl. der Energiewende),

b) Einstellungen zum Energiesparen

c) Informationen zu Energie

d) Investive Maßnahmen (zur Senkung des Energieverbrauchs + Investitionen in Erneuerbare

Energien)

e) Tarifoptionen

f) Engagement und Mitgestaltungsmöglichkeiten

g) Vertrauen in Akteure

h) Ziele und Organisation von Beteiligungsmöglichkeiten

i) Generelle Teilnahmebereitschaft

Die Analyse der Daten (im folgenden exemplarische Wiedergaben) ergibt in verschiedenerlei

Hinsicht ein zweigeteiltes Bild: bezüglich der Teilnahmebereitschaft zeigt sich, dass 30,9% der

Befragten bereits an (mindestens) einem direkten Beteiligungsverfahren (Energieberatung,

Infoveranstaltungen, öffentliche Debatten etc.) teilgenommen haben, und zusätzlich zu diesen 17,5%

Interesse an (mindestens) einer Beteiligungsoption äußerten. Dies bedeutet, dass knapp über die

Hälfte der Befragten jegliche Beteiligung an der Energiewende ablehnt. Innerhalb der Interessierten

zeigt sich eine große Diskrepanz zwischen Interesse und Information insbesondere bei deliberativen

Verfahren: viele wünschen sich Modelle des gemeinschaftlichen Austauschs über Energiethemen,

haben jedoch noch nie von etwaigen Verfahren in ihrer städtischen Umgebung gehört oder daran

teilgenommen (z.B. „Runde Tische“ – 66,3% Interesse zu 2,3% Teilnahme, „Zukunftswerkstätten“ –

56,4% Interesse zu 4,75% Teilnahme).

Damit partizipative Maßnahmen erfolgreich sein können, müssen sich die Akteure vorab

darüber verständigen, was das Ziel ist sowie welche Kriterien festgelegt werden sollen. Die

Stadtwerkekund*innenbefragung hatte diesbezüglich das Ziel, die Vorstellungen der Befragten zu

normativ akzeptablen Beteiligungsformaten in den Mittelpunkt zu rücken. Drei Faktoren wirken sich

in besonders signifikantem Maße auf die Teilnahmebereitschaft der Kund*innen aus: die Akzeptanz

der Energiewende (positive Haltung führt zu höherer Teilnahmebereitschaft), die

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Abschlussbericht

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Investitionsbereitschaft von Zeitressourcen (Bereitschaft Zeit einzubringen führt zu höherer

Teilnahmebereitschaft) und die normativen Einstellungen zu Verfahrensweisen (Einstellung, dass ein

Verfahren vor allem soziale Gerechtigkeit fördern und demokratische Prozesse stärken sollte führt zu

höherer Teilnahmebereitschaft). Auf Basis dieser Erkenntnisse wurden die Befragten gruppiert und

folglich zwei unterschiedliche Tendenzen bezüglich der Teilnahmebereitschaft abgeleitet: ein

„Management-Typ“ und ein „Deliberations-Typ“ (vgl. Tabelle 4).

Management-Typ Deliberations-Typ

Eher negative Haltung gegenüber der

Energiewende

Sehr positive Haltung gegenüber der

Energiewende

Keine Bereitschaft zur Zeitinvestition Hohe Bereitschaft zur Zeitinvestition

Ablehnung von Ökostrom, sozialen und

kommunalen Tarife

Unterstützung von Ökostrom, sozialen

und kommunalen Tarifen

Wenn Engagement, dann nur bei

finanziellem Vorteil

Engagement auch ohne finanziellen

Vorteil

Beteiligungsverfahren sollten klar

zeitlich begrenzt werden und nicht

ausgeweitet werden

Beteiligungsverfahren sollten auf Dauer

angelegt und ausgeweitet werden

Zentrale Rolle von Bürger*innen in

Verfahren wird abgelehnt; zentrale Rolle

sollten Stadtwerke/Expert*innen

übernehmen

Bürger*innen (mit Unterstützung der

Vereine und der Kommunen) sollten die

zentrale Rolle in Verfahren übernehmen

Tabelle 4: Partizipationstypen

Dabei fällt auf, dass Management-affine Bürger*innen eher an der Outcome-Dimension von

Partizipation interessiert sind, während deliberativ ausgerichtete Bürger*innen eher die Prozess-

Dimension stärker gewichten. Daraus folgen jedoch noch keine klar abzuleitenden

Handlungsempfehlungen für das Design partizipativer Verfahren: wenn Erfolg am Ergebnis von

Partizipation gemessen werden soll, so bleibt jedoch oftmals unklar, was ein gutes Ergebnis ist, und

selten stehen diese von jeweiligen Verfahren fest sondern dynamisieren sich in der Regel

währenddessen. Ebenso sind deliberative Prozesse daran gebunden, zu einem bestimmten Zeitpunkt

verbindliche Entscheidungen zu treffen und damit Ergebnisse zu produzieren.

Erfolg von Partizipation ist stets mehrdimensional, vielschichtig, nicht eindeutig und kontrovers

zu interpretieren (Geißel 2008)3. Auf Basis der Befragung lässt sich jedoch vorsichtig formulieren,

3 Geißel, Brigitte (2008a): Wozu Demokratisierung der Demokratie? - Kriterien zur Bewertung partizipativer

Arrangements. In: Angelika Vetter (Hg.): Erfolgsbedingungen lokaler Bürgerbeteiligung. Wiesbaden: VS Verlag

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Abschlussbericht

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dass die zentrale Herausforderung bei der Gestaltung partizipativer Verfahren in urbanen Räumen

darin besteht, die Pluralität gegensätzlicher und oft konfliktgeladener Einstellungen bezüglich

Partizipation ernst zu nehmen und Politik weder als reinen „Problemlösungsmodus“ noch als reinen

„Beteiligungsmodus“ zu praktizieren. Bei der konkreten Planung, Organisation und Durchführung von

Beteiligungsformaten ist daher darauf zu achten, dass in gleichem Maße investive wie deliberative

Formate als Optionen existieren. Selbst wenn das Partizipationsangebot von einem Großteil der

Bürger*innen nicht angenommen werden sollte, kommuniziert das Vorhandsein einer erweiterten

Formate-Skala bereits Interessenberücksichtigung, Ausgleich und Fairness. Es wird jedoch ebenso

deutlich, dass Zielkonflikte (etwa bezüglich der zeitlichen Dimension von Verfahren) nicht vermieden

werden können. Hier könnte es zielführend sein, eine neutrale Stelle für Energiewende-relevante

Belange einzurichten um eine durchgehende Gesprächsbereitschaft aufrecht zu erhalten. Gerade

Kommunen sind gut darin beraten, eine möglichst genaue Kenntnis über die Energiewende-

Einstellungen sowie die normativen Einstellungen zu Partizipation ihrer Bürger*innen zu haben, um

passgenaue lokale Angebote unterbreiten und die Ziele von Partizipationsformaten auf einer breiten

Legitimationsbasis ausrichten zu können.

.

für Sozialwissenschaften, S. 29–48.

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Abschlussbericht

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7. Pilotprojekte „Energiebox“ und „Visualisierung der Energieströme“ (Fraunhofer ISE)

7.1. Energiebox

Die Energiebox soll der Region Wunsiedel – gemeinsam mit der „Energieflussvisualisierung“ –

sowohl eine engere Beziehung zur lokalen Energieproduktion und Energieverbrauch ermöglichen als

auch das vorgelagerte Netz zu entlasten.

Diese engere Beziehung soll dann des Weiteren wiederum zu einem bewussteren (sparsameren)

Umgang mit Energie führen. Die Energiebox sieht im Abschlussstadium eine Kombination der

Funktionen lokale Erzeugung von Strom und Wärme und einen Anreiz zu dessen Verbrauch vor. Die

Energiebox soll sich dabei in kompakter Bauweise im engen räumlichen Zusammenhang mit einer

Gruppe von Wohngebäuden befinden, deren/dessen Strom- und Wärmebedarf auf Basis

regenerativer Energieträger decken und damit das übergeordnete lokale/regionale

Gesamtversorgungssystem der SWW direkt entlasten soll.

7.1.1. Konzept

Das Herz der Energiebox besteht aus den in Abb. 2 dargestellten Komponenten im Ortsteil

Breitenbrunn.

Abbildung 2: Technische Daten zum Satellitenkraftwerk Breitenbrunn

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Abschlussbericht

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Durch die nähere Beschäftigung mit den gegenwärtigen Gegebenheiten und aufgrund der

Analyse von verfügbaren Daten hat sich gezeigt, dass es nicht sinnvoll ist, einige ursprünglichen Ziele

der Energiebox zu erreichen:

„Kombination der Funktionen Erzeugung von Strom und Wärme, Lieferung und Bezug, Nutzung

in Echtzeit lokal gekoppelt und aufeinander abgestimmt“: Bisher ist der Betrieb des

Satellitenkraftwerks nicht auf die Last abgestimmt, das BHKW ist wärmegeführt. Die PV speist als

Wirkleistung ins lokale Netz. Die Wärmeerzeugung ist insofern auf den Bezug abgestimmt, dass

Dimensionierung des Kessels und Erdgas-BHKW - mit einer gewissen Ausbaureserve - auf die

Wärmelast in Breitenbrunn ausgelegt sind. Die lokale Stromerzeugung entspricht der anfallenden

Erzeugung in Abhängigkeit von BHKW Betrieb und Sonneneinstrahlung, übersteigt aber durch die

Betriebsführung des BHKWs auch im Profil die Last der 30 Häuser, die an die Nahwärmeversorgung

angeschlossen sind.

„Die Energiebox soll dadurch den teilnehmenden Haushalten eine engere Beziehung zur

Energieproduktion und zum Energieverbrauch ermöglichen. Diese engere Beziehung soll dann

wiederum zu einem bewussteren (sparsameren) Umgang mit Energie führen.“ Dieses Ziel kann nur

erreicht werden, wenn die Last der teilnehmenden Haushalte (zumindest temporär) die Leistung der

Energiebox übersteigt und damit Anlass zum Lastmanagement bestünde. Aufgrund der oben

skizzierten Rahmenbedingungen ist diese Situation für die 30 Häuser, die an die

Nahwärmeversorgung angeschlossen sind, nicht gegeben.

Daher wurde folgendes umgesetzt: Das Konzept der Energiebox wurde aufgrund seiner

notwendigen räumlichen Erweiterung auf Kunden ohne Nahwärmeversorgung durch das Kraftwerk

Breitenbrunn erweitert. Das Satellitenkraftwerk spielt dabei weiterhin eine zentrale Rolle. Es wurde

mit Messtechnik ausgestattet und ein hochaufgelöstes Monitoring-System implementiert. Ziel ist es

jeweils, den regional produzierten Strom in der Region zu halten und das vorgelagerte Netz stärker

zu entlasten.

7.1.2. Umsetzung

Aufgrund der angesprochenen konzeptionellen Erweiterung der Systemgrenze der Energiebox

wurde das Potential von Speicherheizungen mit einbezogen und für diesen Kontext ein Tarif-Konzept

für einen regionalen Stromtarif entwickelt.

Durch den Einsatz der Speicherheizungen als frei verfügbarer Energiespeicher kann demnach der

vor Ort erzeugte Strom bei Bedarf verwendet werden. Die Kunden erhalten für das Aufgeben ihrer

Souveränität über ihre Speicherheizung im Gegenzug einen günstigen Stromtarif durch die SWW

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Abschlussbericht

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garantiert. Der Kunde kann dabei über ein Leasingangebot das einzelne Kommunikationsmodul oder

zusätzlich eine von drei neuen Speicherheizungen erwerben. Das bedeutet:

• Der Anreiztarif bewegt den Kunden zum Handeln (Stromheizung beibehalten, modernisieren,

vernetzen, Strom weiterhin/wieder von SWW beziehen)

• mit minimalem Entscheidungsaufwand für Kunden

• Es entstehen Lastverschiebungspotenziale für SWW durch autorisierten Eingriff in

Kundenanlagen

Auf Kundenseite bestehen dabei drei Möglichkeiten für den thermischen Energiespeicher:

• Nachrüsten der bestehenden Anlage mit Kommunikations- und Steuermodul

• Austauschen der Anlage gegen neues Modell mit Kommunikations- und Steuermodul

• Komplett neue Anlage, falls noch keine vorhanden ist

Detaillierte Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit und zur konkreten Tarifhöhe wurden dabei

durchgeführt.

Des Weiteren wurde, wie angesprochen, im Oktober 2014 ein hochaufgelöstes Monitoring-

System für das Satellitenkraftwerk Breitenbrunn installiert. Dies ermöglicht es, weitere

Flexibilitätspotentiale durch eine angepasste Fahrweise des Kraftwerkes zu erkennen und ergibt

somit ein zusätzliches Potential, regional erzeugten Strom zukünftig in der Region zu halten. Das

Monitoring-System liefert dabei in Echtzeit Daten an die SWW.

7.2. Energieflussvisualisierung

7.2.1. Die Idee

Die Energieflussvisualisierung soll den Bewohnern Wunsiedels (bzw. des Ortsteils Schönbrunn)

einen Eindruck vermitteln, welcher Anteil Ihres Energieverbrauchs durch lokale Erzeugung (PV,

BHKW) gedeckt wird. Darüber hinaus soll dargestellt werden, ob es sich bei dem zusätzlich

bezogenen Strom um Strom aus erneuerbaren Energiequellen aus dem Umland handelt oder um

Graustrom aus dem Hochspannungsnetz. Ebenfalls soll dargestellt werden, wann die

Stromerzeugung in Schönbrunn (ggf. auch ganz Wunsiedel) größer ist als der Bedarf und somit in

Schönbrunn (ggf. auch ganz Wunsiedel) erzeugter Strom ins übergeordnete Netz eingespeist wird.

Durch die Visualisierung sollen die Bewohner ein größeres Verständnis über die fluktuierende

Verfügbarkeit erneuerbarer Energien erlangen. Das soll die Bewohner in die Lage versetzen,

zukünftige Ausbauentscheidungen im Bereich erneuerbare Energien besser einschätzen zu können –

bspw. die Notwendigkeit von Wind oder vermehrte Speicher. Zudem könnte perspektivisch

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Abschlussbericht

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Verbrauchern die Möglichkeit gegeben werden, auf Basis des erworbenen Wissens einen Teil ihrer

Stromlast in andere Tageszeiten verschieben.

Die Zielgruppe sind Personen, die mit den Zusammenhängen und Herausforderungen einer lokal

verankerten Energiewende noch nicht vertraut sind. Deshalb ist es notwendig eine möglichst leicht

und schnell verstehbare und die Komplexität reduzierende Visualisierung anzustreben.

Ziel des Piloten Energieflussvisualisierung war, folgende, teilweise komplexe Sachverhalte

möglichst auf einen Blick transportieren:

• die fluktuierende Verfügbarkeit der erneuerbaren Energien

• den Anteil des Energieverbrauchs, der durch die verschiedenen lokalen Erzeugungsanlagen (PV, BHKW) gedeckt wird,

• die Notwendigkeit der Anbindung an das übergeordnete Stromnetz, bzw. das Zusammenspiel lokaler sowie (über-) regionaler Erzeugungs- und Übertagungsstrukturen

Die Herausforderung in der Konzeption bestand darin, diese Sachverhalte allgemein verständlich

aufzubereiten und die (zu erwartenden kurzen) Aufmerksamkeitsspannen nicht zu überstrapazieren.

Auf der anderen Seite sollte über Neues informiert, das Verständnis zur lokal verankerten

Energiewende erweitert, Interesse an mehr Informationen geweckt und natürlich am besten

Akzeptanz für die Herausforderungen der dezentralen Energiewende erzeugt werden. Also eine

Gradwanderung zwischen neuen Informationen und „Mehr-Verstehen“ einerseits und Reduktion der

Komplexität und „jedermann abholen“ andererseits.

7.2.2. Gestaltung der Visualisierung

Die Energieflussvisualisierung ist ein Internettool, das über eine einfache grafische Darstellung

die Stromflüsse an einem ganz bestimmten Ort sichtbar macht (s. Abb. 3). Über das Tool können

Nutzer nun rund um die Uhr verfolgen, wann im Ortsteil Schönbrunn wie viel Strom erzeugt und

verbraucht wird. Auch für ganz Wunsiedel sind die Stromflüsse abrufbar. Die

Energieflussvisualisierung zeigt genau an, ob es gerade einen Überschuss an erzeugtem Strom in

Schönbrunn gibt, der dann an andere Ortsteile in Wunsiedel weiterverteilt wird, oder ob Schönbrunn

zusätzlich Strom von außen beziehen muss, um die eigene Versorgung zu sichern.

Befragungsergebnisse des Fraunhofer ISE zeigen, dass etwa die Hälfte der Befragten sich mindestens

schon einmal das Tool angeschaut hat. Die angebotenen Funktionen werden sehr positiv bewertet.

Das mitlaufende Klick-Monitoring zeigt seit dem Online-Gang im Februar 2015 kontinuierliche

Aufrufe.

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Wie wird in Schönbrunn

Strom erzeugt?

Welche Energiequelle ist

in welchem Umfang und wann

verfügbar?

Wie verhält sich

Strombedarf zu

Stromerzeugung?

Warum ist die

Anbindung an das

übergeordnete Netz

notwendig?

Was bedeutet die Stromerzeugung

für die lokale Wertschöpfung?

Abbildung 3: Funktionalitäten der Energieflußvisualisierung?

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Abschlussbericht

40

8. Transformationsszenarien unter Berücksichtigung von Akzeptanz und Beteiligung (Fraunhofer ISI)

Die Darstellung der techno-ökonomischen Transformationsszenarien basierte auf einer

Energiesystemmodellierung, die das Modell Enertile verwendete. Damit wurden kostenoptimierte

Szenarien zur Erreichung der Energiewendeziele ermittelt, die detailliert sowohl den Ausbau des

Energiesystems, den Einsatz der verfügbaren Erzeugungsanlagen als auch den Strom-Austausch

innerhalb Deutschlands als auch mit den Nachbarländern beschreiben. Ausgangspunkt für die

Entwicklung der Szenarien war die Vorgabe eines CO2-Minderungsziels, dass für Europa auf -80 % im

Stromsektor im Vergleich zu 1990 festgelegt wurde. Zusätzlich wurde auch eine Vorgabe für den

Anteil der erneuerbaren Stromerzeugung in Deutschland am Stromverbrauch von mindestens 70 %

sowie eine Untergrenze für die PV-Leistung von 52 GW gemacht. Für das Basisszenario bestanden

darüber hinaus keine weiteren Vorgaben. Als Ergebnis der Optimierungsrechnungen für das

Basisszenario sollte zunächst die Frage geklärt werden, wie eine kostenoptimierte Energiewelt

aussieht, die diese Randbedingungen und Anforderungen erfüllt.

In einem zweiten Schritt sollte dann die Frage geklärt werden, wie sich das Portfolio an

Erzeugungstechnologien und Infrastrukturbedarf verändert, wenn Aspekte von Akzeptanz und

Partizipation stärker berücksichtigt werden. Dazu wurde zum einen mit höheren Kosten für den

Netzausbau gerechnet (Szenario Teures Netz) und zum anderen mit einem Szenario mit einem

deutlich höheren Anteil an PV-Anlagen (Szenario Hoher PV-Ausbau).

8.1. Ergebnisse zum Basisszenario:

Die Optimierungsrechnungen des Basisszenarios zeigen, dass unter den Annahmen zu den

Erzeugungskosten der einzelnen Technologien ein starker Ausbau der Windenergie an Land

kostenoptimal ist. Insgesamt steigt in diesem Szenario die installierte Windleistung an Land bis 2050

auf ca. 69 GW an und erzeugt 240 TWh an Strom, was ca. 44 % des nationalen Strombedarfs

entspricht. Insgesamt stellen die Erneuerbaren Energien den Zielvorgaben entsprechend 70 % des

Strombedarfs bereit. Neben der Windenergie an Land sind dies die Photovoltaik, die Windenergie auf

See sowie Wasserkraft und die Biomasse. Die jährlichen Stromerzeugungskosten liegen in diesem

kostenoptimierten Szenario in 2050 bei ca. 43,5 Mrd. € für Deutschland. Die Grenzkuppelkapazitäten

werden dabei bis 2050 um ca. 24 GW in die Nachbarländer ausgeweitet. Insbesondere nach

Dänemark mit 7,6 GW, nach Belgien mit 4,3 GW und nach Frankreich mit 3,7 GW erfolgt eine

Ausweitung der bestehenden Grenzkuppelkapazitäten. Die Kosten hierfür werden mit ca. 2,4 Mrd. €

pro Jahr abgeschätzt.

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Abschlussbericht

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8.2. Ergebnisse zu den Akzeptanz- und Partizipationsszenarien

Für die angepassten Szenarien wurden untersucht, wie sich veränderte Netzausbaukosten sowie

ein größere Anzahl an PV-Anlagen auf die techno-ökonomische Zusammensetzung des

Energiesystems auswirkt. Im Szenario mit höheren Netzkosten sind auch die Erzeugungskosten für

die Stromerzeugung höher. Diese liegen in 2050 bei 44,2 Mrd. € und damit um ca. 2 % bzw. 0,7 Mrd.

€/a höher als im Basisszenario. Dies wird vor allem durch die Nutzung weniger optimaler Standorte

verursacht. Zusätzlich fallen in 2050 auch höhere Netzkosten von 3 Mrd./a an, obwohl insgesamt mit

ca. 15 GW deutlich weniger Netzkapazitäten an den Grenzkuppelstellen zugebaut werden.

Im Szenario mit höherem PV-Ausbau wird anstatt 69 TWh insgesamt 100 TWh Strom aus PV-

Anlagen erzeugt. Dadurch steigen die Stromerzeugungskosten aus PV-Anlagen von 6 Mrd. €/a in

2050 im Basisszenario auf ca. 9 Mrd. € im Hoher PV-Ausbau Szenario an. Insgesamt steigen die

Stromerzeugungskosten in 2050 über alle Technologien jedoch nur von 43,5 Mrd. € auf 45,4 Mrd. €

pro Jahr an. Den höheren Kosten bei der Stromerzeugung aus PV-Anlagen stehen geringere Kosten

bei der Windenergie an Land und Kosteneinsparungen bei den Stromimporten gegenüber. Ein starker

Netzausbau ist auch im Falle einer gesteigerten PV-Stromerzeugung kostenminimierend. Die

Optimierungsrechnungen zeigen, dass auch in diesem Szenario ca. 23 GW an zusätzlicher

Grenzkuppelkapazität gebaut werden. Dieser Zubau verursacht in 2050 wie im Basisszenario ca. 2,4

Mrd. €/a an Kosten.

8.3. Fazit

Für die Kosten der Stromerzeugung ist die Erschließung von standortoptimalen Ressourcen

entscheidend. Dies betrifft vor allem den Ausbau von Windenergie an Land. Werden diese

kostenoptimalen Erzeugungsstandorte erschlossen, führt ein teurer Netzausbau nicht zu deutlich

größeren zusätzlichen Gesamtkosten. Dies gilt auch bei einem stärkeren Ausbau der PV-Anlagen. Auf

diese Weise könnte daher die Akzeptanz für die dargestellten Energiewendeszenarien erhöht

werden. Durch eine gesteigerte Anzahl an PV-Anlagen ist auch eine direkte Beteiligung von mehr

einzelne Haushalten durch die Investition in eine Aufdachanlage möglich.

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Abschlussbericht

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9. Forschung mit der Praxis: Die Zusammenhangsmodelle (Fraunhofer ISE)

Zentraler Bestandteil des Projekts ist die horizontal verlaufende Integration in AP 2, in dem die

Entwicklung eines – ursprünglich ‚heuristischen‘ – Zusammenhangmodells verfolgt wird, das die

technisch-ökonomischen Perspektiven mit den politikwissenschaftlichen, soziologischen und

psychologischen Perspektiven auf das Thema Akzeptanz der Energiewende in Beziehung setzt.

Die transdisziplinäre Integration wurde in AP 2 durch eine aktive Beteiligung sowohl der

wissenschaftlichen Fachdisziplinen als auch der Praxispartner sichergestellt. Aus diesem Grund waren

alle Partner an der Entwicklung beteiligt, aktiver Input kam in AP2 allerdings primär von Fraunhofer

ISE, während die anderen Partner die Vorschläge daraufhin überprüft haben, ob die jeweiligen

disziplinär erarbeiteten Ergebnisse berücksichtigt bzw. konsistent integriert wurden.

Abbildung 4: Grundstruktur des Zusammenhangsmodells 1.0 mit allen relevanten Elementen (Rechtecke), die Einfluss auf die regionale Akzeptanz der Energiewende haben. Vertrauen ist zwar kein eigenständiges Element, dennoch für die Akzeptanz unabdingbar und deshalb ebenfalls Bestandteil des Modells.

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Abschlussbericht

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9.1. Das heuristische Zusammenhangsmodell 1.0

Unter ‚heuristisch‘ wurde im Kontext des Projekts und der angestrebten Integration verstanden:

Etwas, das hilft, zu denken und zu strukturieren. Das Zusammenhangsmodell wurde allerdings

mittlerweile methodisch weiter entwickelt als geplant, weshalb es nicht mehr als nur heuristisch – im

Sinne von … zu verstehen ist. Im Folgenden ist deshalb stets vom Zusammenhangsmodell (ZHM) die

Rede. Im AP 2.1. „Heuristisches Zusammenhangsmodell 1.0“ bestand die Aufgabe darin, eine

Verknüpfung der disziplinär getrennt bearbeiteten Teilsysteme (technisch, ökonomisch,

politikwissenschaftlich, psychologisch usw.) zu erarbeiten und Annahmen zu Relationen zwischen

den einzelnen Elementen der Systeme zu treffen. Das ZHM 1.0 (Abb. 4) stellte die Basis für die

weitere Integrationsleistung im Vorhaben dar und wurde als wissenschaftliches Werkzeug genutzt,

um die inter- und transdisziplinäre Integration nach dem Abschluss von AP 1 zu systematisieren.

Das Vorgehen beinhaltete einen moderierten Syntheseprozess, gemeinsame Visualisierung des

Systemverständnisses sowie die Validierung der ersten Modellvariante in einem transdisziplinären

Integrationsworkshop. Das ZHM 1.0 diente darüber hinaus zur Generierung von Hypothesen, die in

AP 3 aufgegriffen wurden, zur Erarbeitung der Theoriegrundlagen für Akzeptanz und Partizipation,

zur Verknüpfung der disziplinär getrennt bearbeiteten Teilsysteme (technisch, ökonomisch,

politikwissenschaftlich, psychologisch usw.) und zur Formulierung vorläufiger Annahmen zu

Relationen zwischen den einzelnen Elementen der Systeme.

Abbildung 5: Die einflussreichsten Elemente des ZHM.

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Abschlussbericht

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Das Zusammenhangsmodell bildet die wechselseitigen Beziehungen zwischen verschiedenen

Faktoren ab, die die gesellschaftliche Akzeptanz auf regionaler Ebene gegenüber Maßnahmen zur

Umsetzung der Energiewende erhöhen oder Widerstand in der Bevölkerung erzeugen können.

Mithilfe dieses Modells kann festgestellt werden, wie hoch die Akzeptanz in einer bestimmten

Region ist, welche die in dieser Region maßgeblichen Elemente sind und auf welche Weise diese

beeinflussbar sind. Das Modell kann also als Werkzeug dienen, um in verschiedenen Regionen

Deutschlands die Akzeptanz von Maßnahmen zur Umsetzung der Energiewende zu analysieren

beziehungsweise steuernd zu beeinflussen. Die elementaren Bestandteile des ZHM wurden von dem

Projektkonsortium in gemeinsamen Workshops erarbeitet. Es bildet damit sowohl die Perspektiven

der unterschiedlichen beteiligten wissenschaftlichen Disziplinen als auch die Sicht der Praxispartner

ab.

In einem ersten Schritt (Juli ‘14) wurden alle wesentlichen Faktoren – im Folgenden Elemente

genannt – die die Akzeptanz der Energiewende auf regionaler Ebene beeinflussen, erarbeitet. Die

Elemente haben aber nicht nur jedes für sich einen Einfluss auf die regionale Akzeptanz, sondern

beeinflussen sich auch gegenseitig. In einem weiteren Praxisworkshop mit den Konsortiumspartnern

(Oktober ‘14) wurden die wesentlichen Beziehungen zwischen einzelnen Elementen identifiziert (vgl.

Abb. 5).

9.2. Zusammenhangsmodell 2.0

Das Modell wurde als heuristisches Zusammenhangsmodell gemeinsam im Projektkonsortium

entwickelt, um einerseits eine erste Struktur zu schaffen und andererseits alle relevanten Faktoren zu

berücksichtigen, die in der regionalen Akzeptanz der Energiewende eine Rolle spielen können

(Abbildung 1). Die heuristische Herangehensweise beruht jedoch lediglich auf der Praxiserfahrung

sowie der Expertise verschiedener Experten und erlaubt damit noch keine kausalen Schlüsse

hinsichtlich der Ursachen von Akzeptanz oder den Konsequenzen einzelner Faktoren. Im

Ausgangsmodell wird daher von einer generellen Wechselwirkung zwischen allen Faktoren

ausgegangen.

Diese heuristische Grundlage wurde in einem zweiten Schritt empirisch überprüft, um eine

mögliche Struktur abzuleiten sowie Zusammenhänge zwischen den Faktoren zu bestätigen. Dadurch

sollen mögliche Ansatzpunkte und Implikationsmöglichkeiten abgeleitet werden, die zur Förderung

regionaler Akzeptanz der Energiewende beitragen können.

9.2.1. Vorgehen

Über die Entwicklung des Strukturmodells sollte das heuristische Zusammenhangmodell

empirisch validiert und dadurch spezifische Zusammenhänge zwischen den Faktoren aufgezeigt

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Abschlussbericht

45

werden. . Dadurch ist es zudem möglich einzelne Zusammenhänge isoliert zu betrachten. Ermöglicht

wurde dies durch die Datengrundlage des Akzeptanz-Surveys von ZIRIUS. Diese Datengrundlage

bestimmte gleichzeitig auch die Elemente, die in das Modell integriert wurden. Für die übrigen

Elemente, die nicht über die Daten von ZIRIUS gewonnen wurden, fehlte jedoch die entsprechende

Repräsentation manifester Items im Fragebogen.

Auf Grundlage verschiedener theoretischer psychologischer Modelle wurden die

Zusammenhänge der latenten Faktoren im Strukturmodell final festgelegt. Abbildung 6 zeigt das

resultierende Modell, am Beispiel der regionalen Akzeptanz für einen Windpark in 500 Metern

Entfernung zu einer Wohnsiedlung.

Abbildung 6. Postuliertes Strukturmodell regionaler Akzeptanz

Das Strukturgleichungsmodell wurde in AMOS eingegeben und berechnet. Des Weiteren wurde

für die regionale Betrachtung des Akzeptanzkontextes die Stichprobe aufgeteilt. Durch die

Zusammenfassung einzelner Bundesländer zu einem Gebiet ist es möglich die regionale Akzeptanz

vor Ort zu erfassen. Die Unterteilung basierte dabei auf der in dem Akzeptanz-Survey enthaltenen

Variable zur Herkunft des Bundeslandes und des eigenen Wohnortes. Die Zuteilung ist in der Tabelle

5 festgehalten.

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Abschlussbericht

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Region Bundesländer

Nord Niedersachsen, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern

Süd Baden-Württemberg und Bayern

Ost Brandenburg, Berlin, Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt

West Nordrhein-Westfalen, Hessen, Saarland und Rehinland-Pfalz

Tabelle 5: Einteilung der Bundesländer in Regionen

9.2.2. Ergebnisse

Das hier explizierte und konkretisierte Zusammenhangsmodell sagt aus, dass für

unterschiedliche Akzeptanzobjekte und Regionen eine Reihe von kognitiven Variablen, wie

Einstellungen, wahrgenommene Fairness, Wissen, Risikoeinschätzung und Vertrauen die Akzeptanz

von Technologieoptionen der Energiewende weitestgehend erklären können. Das

Zusammenhangsmodell identifiziert zusätzlich mehrere Variablen, die nicht allein kognitiver Natur

sind. So werden ebenfalls Rahmenbedingungen der Region, sowie Politik und weitere Einflüsse mit

berücksichtigt. Ebenfalls sind noch weitere Variablen zu berücksichtigen, die in der vorliegenden

Untersuchung aufgrund der empirischen Datengrundlage und weiteren Gründen nicht mit in das

Modell integriert werden konnten. Die vorliegenden Ergebnisse sollen daher als erste Annäherung an

das Akzeptanzproblem verstanden werden. Aus diesem Grund wurde mit einem reduzierten

Variablensatz gearbeitet, bestehend aus dem Vertrauen gegenüber der Gemeinde bzw. Stadt, dem

Vertrauen gegenüber Wissenschaftlern und NGOs, der wahrgenommenen Fairness, den

eingeschätzten Risiken der Energiewende, der regionalen Wertschöpfung und der Akzeptanz der

Technologieoption, um zum einen die Forschungsfragen zu beantworten und zum anderen erste

Hinweise auf die Zusammenhänge und Relevanz des Zusammenhangsmodells zu liefern.

9.2.3. Vergleich der Regionen

Beim Vergleich der Regionen fällt zunächst erst einmal auf, dass die Region Nord insgesamt die

meisten positiven Nennungen bei den Akzeptanzitems berichtet. Andersherum verhält es sich in der

Region Süd, die die meisten negativen Antworten berichtet. Zwischen den Regionen Ost und West

lassen sich keine fundamentalen Unterschiede feststellen. Geprägt werden diese Unterschiede

hauptsächlich durch die von den Probanden beurteilte regionale Wertschöpfung. Dieser Effekt wurde

in fast allen Regionen signifikant, oder weißt eine entsprechende Tendenz auf. Die Effekte sind

zwischen den Regionen relativ gleich groß und befinden sich im mittleren Bereich. Lediglich im Süden

bei der Akzeptanz von Solarparks und im Norden bei der Akzeptanz von Hochspannungsleitungen

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Abschlussbericht

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zeigen sich keine signifikanten Effekte zwischen der regionalen Wertschöpfung und der Akzeptanz.

Vorteile im Sinne von neuen Arbeitsplätzen und Unabhängigkeit von Energiekonzernen sind im Süden

damit kein Argument um die Akzeptanz von Solarparks zu fördern. Analog gilt dies für die Region

Nord bei der Akzeptanz von Hochspannungsleitungen.

Deutliche Unterschiede zwischen den Regionen zeigen sich bezüglich dem Effekt der

wahrgenommenen Fairness auf die Akzeptanz. Im Osten zeigt sich hier ganz klar immer der stärkste

Effekt. Daher liegt die Vermutung nahe, dass im Osten im Allgemeinen mehr Wert auf allgemeine

Fairness bei der Planung um Umsetzung von Energiewendeprojekten, wie erneuerbare

Energieanlagen, gelegt wird. Unabhängig davon ist die tatsächliche Beurteilung der Fairness. Diese

zeigte sich zwar im Osten als am höchsten beurteilt und auch signifikant stärker als in den anderen

Regionen (F = 5.779, df = 3, p = .001), erhält aber nur eine sehr kleine Effektstärke mit η = .009.

In allen Regionen signifikant zeigt sich ebenfalls der Effekt des Vertrauens in die eigene

Gemeinde bzw. Stadt auf die wahrgenommene Fairness. Die Effekte unterscheiden sich stark

zwischen Osten und Norden. Dabei zeigt die Region Ost durchgehend die höchsten und die Region

Nord durchgehend die niedrigsten Effekte dieses Zusammenhanges. Die direkten Effekte des

Vertrauens auf die Akzeptanz werden zeitgleich nur in Ausnahmefällen signifikant. Für die Fairness

und damit gleichzeitig also auch die Akzeptanz, erweist sich das Vertrauen zu der eigenen Gemeinde

bzw. Stadt als fundamental, gerade im Osten.

9.2.4. Vergleich der Akzeptanzobjekte

Gerade der sonst so starke Effekt zwischen der Fairness und der Akzeptanz zeigt sich zwischen

den Akzeptanzobjekten variabel. Bei den Windparks und den Hochspannungsleitungen zeigt sich ein

hoher und nahezu überall signifikanter Zusammenhang. Jedoch wird in keiner Region dieser Effekt

bezüglich der Akzeptanz der Solarparks signifikant. Die Akzeptanz für den Solarpark ist auch das

einzige Akzeptanzobjekt, welches einen signifikanten Effekt des Vertrauens in Wissenschaftler und

Umweltschutzorganisationen aufweist. Somit nehmen die Solarparks eine Sonderrolle ein. Dies zeigt

sich auch bei der Akzeptanzverteilung. Die Solarparks erreichen die größten Akzeptanzwerte der

Stichprobe und erfahren als einzige durchgehend mehr Zustimmung als Ablehnung. Bei der bereits

hohen Akzeptanz von Solarparks scheint also dem Fairnessaspekt keine große Relevanz

zuzukommen. Vielmehr entscheidend ist, was unabhängige Quellen zu diesem Akzeptanzobjekt zur

Energiewende sagen. Da es bei den Vertrauensitems im Wesentlichen um sinnvolle Lösungen beim

Umbau des deutschen Energiesystems geht, ist anzunehmen, dass Solarparks in diesem Kontext als

sinnvolle Lösungen betrachtet werden. Je eher darauf vertraut wird sinnvolle Lösungen zu finden,

desto eher werden Solarparks akzeptiert.

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Abschlussbericht

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10. Empfehlungen für die Praxis (Uni Münster)

Die Strategie zum Erstellen der Handlungsempfehlungen wurde gemeinsam im Verbund bei

einem Integrationstreffen in Düsseldorf erarbeitet (4. August 2015). Das Vorgehen ist im

vorliegenden Arbeitsbericht der Uni Münster „Für die Praxis - Strategien und

Handlungsempfehlungen zur Transformation des Energiesystems“ ausführlich dargelegt.

10.1. Vorgehensweise zur Erarbeitung der Handlungsempfehlungen (HE)

In einem ersten Schritt wurde dazu diskutiert, welchem Zweck die HE dienen sollen und welche

Funktionen sie erfüllen können/ sollen. Des Weiteren wurde geklärt, wer angesprochen werden soll

und somit der Adressat*innenkreis diskutiert. Ein wichtiger Punkt bestand in der Diskussion, auf wen

die HE abzielen sollen – für wessen Verhalten oder Tun sollen Empfehlungen ausgesprochen werden.

Im nächsten Schritt ist eruiert worden, wie sich die unterschiedlichen Vorstellungen konzeptionell

darstellen und veranschaulichen lassen. Nach der konzeptionellen Diskussion ist das weitere

Vorgehen besprochen und der weitere Prozess inklusive Zeitplan verabschiedet worden. Der

nachfolgende Bericht stellt die angesprochenen Punkte dar.

10.1.1. Zweck und Funktion der HE

Für die Erarbeitung der Strategie vor dem Hintergrund der Forschungsergebnisse zur Erstellung

der HE stand die Frage im Mittelpunkt:

Welche Formen der Akzeptanz sollen mit welchen Mitteln der Partizipation erreicht werden?

Die mit dieser Frage verknüpften Punkte erwiesen sich als sehr facettenreich. So wurde als

zentrales Ergebnis der Fokusgruppen diskutiert, dass Vertrauen der Bürger*innen in die Stakeholder

der Energiewende eine große Rolle spielt. Daran schließt sich die Frage an, von wem genau und in

was genau Vertrauen geschaffen werden soll und wie sich dies in einer Partizipationsform, die zu

mehr Akzeptanz führen kann, niederschlagen könne. Ziel, so die Diskussion, müsse sein,

Handlungspotenziale via Partizipation nutzbar zu machen, sodass Akzeptanzdefizite behoben werden

können.

Zentral sei es zudem, so die Diskussion weiter, Partizipation und Transparenz

zusammenzudenken, da dies dazu führe, dass ein grundsätzliches Kommittent wie community

acceptance (allgemeine Akzeptanz) oder finanzielle Akzeptanz wie market acceptance entstehen

könnten. Für den abstrakten Begriff der Partizipation wurde in diesem Zusammenhang das Bild der

kommunizierenden Röhre verwendet, die zwischen Bürger*innen und den Akteuren der

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Abschlussbericht

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Energiewende vermittle und auch die (lernende) Politik und (lernenden) Bürger*innen miteinander

verbinde.

Weitere Anforderungen an die HE äußerten sich zudem darin die Zeithorizonte von

Beteiligenden und Beteiligten mitzudenken, die Szenarien als Teil der Handlungsempfehlungen zu

verstehen und auch Partizipation als Geschäftsmodell für kommunale Akteure nicht außen vor zu

lassen.

10.1.2. Polit ik, Unternehmen, NGOs: Empfänger *innen und Ebenen der HE

In der Frage, wer die Empfänger*innen der HE sein sollen, kristallisierte sich heraus, dass nicht

alle wünschenswerten Zielgruppen gleichermaßen angesprochen werden könnten, da

Partizipationsformen dazu zu heterogen seien. Die Empfänger*innen der HE wurden entsprechend

eingegrenzt und in dieser Weise aufgestellt: Politik, Unternehmen sowie NGOs und

Interessenvertretungen.

Politik

Bundesebene

Landesebene: näher an den Bürger*innen, näher an kommunalen Unternehmen, weniger

politische Weichenstellung als beim Bund

Kommunale Ebene: kommunale Unternehmen, Lokal-Politiker*innen, Einschluss von Multi-

plikator*innen, Nähe zu Bürgerinitiativen und kommunalen Projekten wie Bürger*innen

Windparks

Unternehmen

Stadtwerke und lokale Versorger; Interesse am Geschäftsmodell Partizipation

Unternehmensnetzwerke wie VKU (Verband kommunaler Unternehmen), IHK, Netzwerk

Energieeffizienz kommunaler Unternehmen, BDeW, ASEW usw. als Vertreter*innen der

Unternehmensseite;

NGOs / Interessenvertretungen

weitere bürger*innennahe Vereine und Verbände wie VBZ (Verbraucherzentrale)

Wohlfahrtsverbände wie Caritas, Umweltverbände, Bürger*inneninitiativen

Ebenen

Makro: Bund, Bundesregierung; etwa Rahmenbedingungen und Förderung

Meso: eher Länder und Kommunen sowie kommunale Unternehmen und Netzwerke;

politische Weichenstellung im Hinblick auf die kleinteiligere Ebene; etwa Beratung für

Klimaaktionspläne oÄ

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Abschlussbericht

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Mikro-Ebene: Bürger*inneninitiativen, Bürger*innen; Multiplikatoren wie Vereinsnetze des

deutschen Sportbunds nutzen

10.1.3. „Unentschlossene“ und „Typen“ als Adressat*innen der HE

Mit den Adressat*innen ist die Personengruppe gemeint, deren Verhalten und ‚Tun‘ in den HE

angesprochen wird. Geleitet wurde diese Überlegung von der Frage, wann Bürger*innen von

Energiewende-Akteuren zu eigenständigen Subjekten gemacht werden (Richtung: empowerment von

Bürger*innen) und wann sie lediglich Objekte von Maßnahmen sind. Denn die Analyse von neuen

Medien zeigte, dass Bürger*innen sich durchaus als Treiber*innen der Energiewende begreifen und

im Falle einer Mitbesitzer*innen-Identität zu einem Antriebsmotor für die Umsetzung der

Energiewende werden, die gleichzeitig jedoch auch einen spezifischeren Anspruch an die Governance

Arrangements der Politik formuliere (siehe auch Arbeitsbericht zur Diskursanalyse von

Energiewende-Blogs, WWU).

Das Verhältnis von zu Beteiligenden zwischen Subjekten und Objekten werde zudem, so das

Ergebnis der Diskussion, auch von weiteren Ergebnissen bestimmt. Besonderes Augenmerk bzgl. der

Adressat*innen müsse demnach aber auf den sogenannten Unentschlossen (ZIRIUS Akzeptanz

Survey, siehe auch Arbeitsbericht) liegen. Diese Bürger*inne sind teils für, teils gegen die

Energiewende. Ihr Potenzial für Akzeptanz bestehe darin, sie ‚anzustupsen‘ oder zu ‚aktivieren‘.

Gleichzeitig drehe es sich auch darum, vorhandene Skepsis und Bedenken bei ‚Unentschlossenen‘

durch Information, Konsultation und weitere Partizipationsmöglichkeiten möglichst nicht in Protest

umschlagen zu lassen.

Dass zu Beteiligende selbst bei dem Fokus auf Unentschlossene noch eine sehr heterogene

Gruppe darstellen, kann durch unterschiedliche Partizipationstypen abgebildet werden. Zu

Beteiligende bilden demnach ein Kontinuum von Positionen zwischen einem eher deliberativ und

einem eher managementnah ausgeprägten Typen (siehe auch: Arbeitsbericht

Partizipationsmöglichkeiten im urbanen Raum, Befragung von Stadtwerkskunden in Münster, WWU).

Daraus folgt für die Handlungsempfehlungen, dass sie möglichst beide Typen adressieren sollten und

gegenläufige Tendenzen in den HE zumindest bedenken, möglichst jedoch vermieden werden sollten.

Die HE bewegten sich somit, so die Diskussion, auf einer Gratwanderung zwischen dem Anspruch

möglichst alle mitzunehmen und der Gefahr wohlmöglich Dissenz zu produzieren.

10.2. Zusammentragen von Forschungsergebnissen für HE

Die Ergebnisse der Diskussion sind weiterentwickelt und verdichtet worden, um einen

gemeinsamen Ausgangspunkt für alle Partner*innen die HE betreffend zu artikulieren und zentrale

Punkte konzeptionell - hier in Form einer (Akzeptanz)ressource - handhabbar zu machen. Zudem ist

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Abschlussbericht

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es nötig gewesen von jedem Verbundpartner die aus den Forschungsergebnissen resultierenden HE

zusammenzutragen und zu differenzieren. Im Folgenden werden die Ausgangspunkte sowie das

Muster zum Zusammentragen der HE dargelegt.

10.2.1. Ausgangspunkte und Ressourcen

Die geteilten Ausgangspunkte stellen quasi die gemeinsame Perspektive auf HE dar und lauten

folgendermaßen:

Es gibt ein Potenzial für Partizipation in der Gesellschaft, dass sich positiv auf die Akzeptanz der

Energiewende auswirken kann; Handlungsempfehlungen (künftig: HE) zielen darauf ab, dieses

Potenzial zu aktivieren und dessen Umsetzung zu ermöglichen

Von der Reihenfolge her steht Partizipation zeitlich vor Akzeptanz; dass die Bereitschaft zur

Partizipation bereits eine gewisse Form der Akzeptanz beinhaltet, spielt für unsere HE eine

untergeordnete Rolle; Partizipation steht somit eher auf der Input-Seite und Akzeptanz ist eher

ein Output

das Partizipationspotenzial hat drei ‚Hauptressourcen‘, die wiederum unterschiedliche Formen

der Akzeptanz zur Folge haben können und in der Praxis auch Kombinationen aufweisen

1) die normative Ressource von Politiker*innen, den Demos demokratisch beteiligen zu wollen;

Akzeptanz für Politiker*innen im Sinne von Legitimität für die Wiederwahl und Zustimmung

für bestimmte Energiewende-Politiken (etwa: Vermeidung von Protest)

a. Politik ist Anbieter von Partizipation, ggf. in Kooperation mit Wirtschaft und

Zivilgesellschaft

b. Funktion von community acceptance: politische Zustimmung für Politiken

c. Ziele von community acceptance: politische Steuerung: Reduktion von Kosten zur

Umsetzung von Politik, Wiederwahl, Durchsetzen von Parteipolitik

d. Zielgruppe: Bürger*innen: Befürworter*innen, Gegner*innen, Unentschiedene;

Managerials und Deliberatives

2) die technologisch-finanzielle Ressource: Bevölkerung nutzt Technologien und fragt

Energiewende-Produkte nach, Marktakzeptanz für wirtschaftliche Akteure und

gesellschaftliche Akzeptanz für das politische System sind nötig, damit politische Ziele

erreicht werden können und sich Geschäftsmodelle lohnen

a. wirtschaftliche Akteure bieten Partizipation an, ggf. in Kooperation mit

Zivilgesellschaft oder Politik

b. Funktion der Marktakzeptanz: Abbau von Vorbehalten gegenüber konkreten neuen

Produkten; Bereitschaft wecken, Lebensstil an neue Technologien anzupassen

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Abschlussbericht

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c. Ziele: Profit, Erschließung neuer Konsument*innenschichten; Realisierung von

politischen Zielen wie Energieeffizienz oder Ausbauzielen

d. Zielgruppe: Konsument*innen: Unentschiedene; Managerials

3) die kreative Ressource von Bürger*innen: das Bedürfnis von Menschen, Prozesse zu

gestalten, um ihre Interessen einzubringen (finanziell, ‚grünes Gewissen‘, lokale

Verwurzelung) und / oder wegen ihres bürgerschaftlichen Selbstverständnisses

(‚Bürger*innenpflicht‘); eher diffuse Akzeptanz für gesellschafts-politische Ordnung

a. Bürger*innen fragen Partizipation nach / fordern diese ein (bottom up),

b. Funktion des Engagements: Realisierung von Interessen, Gehörtwerden, sozialen

Zusammenhalt stärken

c. Ziele: Realisierung heterogener Interessenlagen

d. Zielgruppe: regelgebende Institutionen (Politik, Unternehmen, lokale Gemeinschaft),

Mitbürger*innen und weitere deliberative Typen

10.2.2. Formblatt HE (Muster)

Untenstehendes Muster ist ein Beispiel für die Tabelle zur Zusammenstellung der HE. Diese

sogenannten ‚Formblätter‘ wurden von jedem Verbundpartner in KomMA-P ausgefüllt und an die

WWU als Koordinatorin des Arbeitspaketes geschickt. Jedes Formblatt wurde in einem Telefonat

zwischen dem jeweiligen Partner und der WWU besprochen. Die Ergebnisse wurden für den Verbund

zusammengestellt und kommentiert. Nach einer weiteren Kommentierung durch den Verbund

wurde auf dieser Grundlage eine Arbeitsversion der HE erstellt.

Verbundpartner

Titel der HE

Beschreibung der HE

Art der partizipativen Maßnahme (Information,

Konsultation, Tarife, Bürgerrat, …)

Merkmale der HE

Welche Ressourcen (siehe oben) werden

berührt

Welche Form(en) der Akzeptanz werden

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Abschlussbericht

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angestrebt?

Welche Funktionen hat die Akzeptanz?

Welche Ziel(e) hat die Akzeptanz?

Akteure der HE

Wer ist in der HE der Anbieter von Partizipation,

oder wer fordert sie ein?

Welche Zielgruppe soll die HE umsetzen?

Wie groß ist die Zielgruppe (lokal begrenzt,

digitale ‚Einschreibung‘)

Welche Handlungsebene adressiert die HE

(Mikro, Makro, Meso)?

Wer wird in der HE angesprochen (wessen

Verhalten soll sich ändern)?

Prozesse

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die

Umsetzung der HE? Wie lange muss / soll die

HE dauern?

Welche Form der Kommunikation ist nötig

(dialogisch, gemischt, konsensorientiert)?

Ist eine Moderation, Mediation nötig?

Wie wird die Entscheidungsfindung organisiert?

Welche Ressourcen werden ausgetauscht? Geld, Wissen; Zeit?

Weitere Bemerkungen / wichtige Punkte

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Abschlussbericht

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10.3. Der Prozess zur Erstellung der HE im Überblick

Die Abstimmung zur Erarbeitung der HE im Verbund folgte einem vierstufigen Prozess der wie

folgt im Überblick dargestellt wird:

Stufe 1 Rückmeldungen aus dem Verbund zum Diskussionsprotokoll HE vom

Integrationstreffen in DÜS

Sep 2015

Entwicklung eines ‚Formblattes‘ (WWU) mit dem Ziel nach Telefonaten mit

allen Partner*innen aus den Projektergebnissen Handlungsempfehlungen

abzuleiten

Nov 2015

Stufe 2 Nach und nach Bearbeitung des Formblattes durch alle Verbundpartner Jan 2016

und Erstellung eines ersten Entwurfes mit allen Ergebnissen der Partner*innen

(WWU)

Feb 2016

Stufe 3 Kommentierung des Entwurfes durch Verbundpartner*innen und

Praxispartner*innen

März 2016

Vorstellung der HE und deren intensive Diskussion auf KomMa-P Arbeitstreffen

am 12. April 2016

April 2016

Stufe 4 Einarbeitung der Kommentare und Fertigstellung der HE bis zum

parlamentarischen Gespräch am 31. Mai in Berlin

Mai 2016

10.4. Handlungsempfehlungen des KomMA-P Projekts

Aus der Forschungsarbeit wurden vier Handlungsempfehlungen für die Praxis destilliert. Bei zwei

Kamingesprächen und einem Abschlusssymposium wurden die Handlungsempfehlungen

Praxisakteuren aus der Bundespolitik und der Energiewirtschaft vorgestellt und mit den Gästen deren

Praxistauglichkeit diskutiert.

Handlungsempfehlung Nr. 1: Erhaltet durch partizipative Verfahren den Zuspruch der

Unterstützer*innen und schöpft das Potenzial der Unentschiedenen aus!

Die Kritiker*innen der Energiewende sind eine geschlossene Gruppe, mit folgenden

Gemeinsamkeiten: sie sind von Misstrauen, auch in politische Institutionen, geprägt, sind gegen eine

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Abschlussbericht

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globalisierte Welt und fühlen sich gegenüber modernen Technologien benachteiligt. Sie nehmen die

Energiewende als unfair wahr, haben geringes Vertrauen in die umsetzenden Institutionen und

sehen keinen Nutzen für sich selbst.

Daraus ergibt sich für diese Gruppe eine abgeschlossene Meinung und sie lehnen das Projekt

Energiewende ab. Es sei daher besser sich auf die Gruppe der Unentschlossenen zu konzentrieren.

Partizipation sei hierfür ein geeignetes Mittel, da sie eine Stellschraube für Transparenz und Fairness

darstellt.

Handlungsempfehlung Nr. 2: Schafft ökonomische Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger*innen

wohnortnah bei Ausbauprojekten für Erneuerbare Energien!

Konkret wurden von KomMA-P drei ökonomische Beteiligungsmöglichkeiten vorgeschlagen; das

Beteiligungsmodell in einer Kommanditgesellschaft, das Genossenschaftsmodell und das

dahrlehensbasierte Beteiligungsmodell. Die Inanspruchnahme der verschiedenen Modelle

unterscheidet sich je nach Region. So werde das Genossenschaftsmodell in Bundesländern wie

Schleswig-Holstein viel genutzt, während es im Süden des Landes keine große Rolle spiele.

Diese Beteiligungsmöglichkeiten weisen verschiedene Funktionen auf: Akzeptanzfunktion,

Kundenbindungsfunktion (Stadtwerke), Imagefunktion und die Finanzierungsfunktion. Durch

finanzielle Beteiligung von Bürger*innen steige auch die Kontrolle, Kontinuität und Verbindlichkeit

bei den Stadtwerken. In den Diskussionen mit der Praxis wurden weitere Beteiligungsmöglichkeiten

besprochen. Klimabriefe, wie z.B. die der Stadtwerke Bochum, hätten im Gegensatz zu anderen

Beteiligungsmöglichkeiten den Vorteil, dass das Risiko eines Totalverlusts nicht besteht. Auf der

anderen Seite würden sie aber die obigen Funktionen der ökonomischen Beteiligung außer Kraft

setzen. Das Mieterstrommodell wiederum sei eine geeignete Möglichkeit, auch finanziell

„schwächere“ Gruppen zu erreichen.

Handlungsempfehlung Nr. 3: Kommuniziert und visualisiert die Energiewende vor Ort

Als Beispiel für die Umsetzung dieser Handlungsempfehlung führten die Forscher die

Energieflussvisualisierung (Online-Portal) in Wunsiedel-Schönbrunn an. Solche Tools sollten verstärkt

eingesetzt werden, so die Forscher. Solche Tools seien als Argumentationsbasis für z.B.

Unentschlossene einsetzbar, wenn zum Beispiel entschieden werden soll, ob und welche

Energiemaßnahmen ausgebaut werden sollen. Ein Teilnehmer aus der Gruppe schlug vor die

Visualisierung auf individuelle Ebene oder einzelne Haushalte herunterbrechen, sodass der eigene

Verbrauch bzw. Beitrag sichtbar wird.

Solche Tools alleine reichten nicht, sie sollten immer mit anderen Maßnahmen kombiniert

werden, aber sie stellten ein wichtiger Baustein für mehr Transparenz und Information dar. Die

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Abschlussbericht

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Energieflussvisualisierungen zeigten auch Willen und Selbstverpflichtung der Kommunen, das Thema

Energiewende ernst zu nehmen und bietet die Chance, Erfolge zu kommunizieren und das Thema

Energiewende emotional und positiv zu besetzen.

Handlungsempfehlung vier lautet: Schafft Kompensationsmaßnahmen für betroffene Kommunen bei

Energie-Infrastrukturen.

KomMA-P nennt verschiedene Beispiele; so könnten Stadtwerke kommunale Einrichtungen und

Aktivitäten sponsern, spezielle Stromtarife, kommunale Fonds, grüne Anleihen anbieten, oder

kommunale Unternehmen beauftragen. Dadurch könnte die wahrgenommene Fairness von

Energiewende-Maßnahmen verbessert werden.

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Abschlussbericht

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11. Verwertbarkeit der Ergebnisse

Gemäß dem Verwertungsplan im Projektantrag bieten die Projektergebnisse die im folgenden

Dargestellten Nutzen zur Verwertbarkeit.

Erkenntnisse im Bereich der Potentiale für Systemdienstleistungen in der Energieversorgung und

erfolgversprechende Lösungen für Partizipation wurden durch die beteiligten Industriepartner und

Praxispartner in die Strategieplanung der Firmen integriert und durch die kontinuierliche

Kommunikation mit den beteiligten Praxispartnern (Energieversorger, Dienstleistern,

Entscheidungsträgern) verbreitet. Insbesondere die Erwartung zu einem lebendigen Markt für

Dienstleistungen zu dezentralen Energiedienstleistungen im Kontext der Eigenstromnutzung

(Photovoltaik und BHKW) und Speicherbewirtschaftung, die auf die zukünftigen Smart Grid

Strukturen sowie die Stromversorgung aus erneuerbaren Energien zugeschnitten sind, ist eingetreten

und wird durch die Forschungsergebnisse von KomMA-P befördert.

Handlungsempfehlungen und deren Bedeutung für die legislativen und regulativen

Rahmenbedingungen wurden für Entscheidungsträger und Akteure (Politiker, Bundesnetzagentur,

Fachgremien) erstellt und verbreitet. Eine Verwertungen in aktuelle, politische

Entscheidungsprozesse erfolgt, die von den beteiligten Instituten bereits durch verschiedene

Beratungsprojekte begleitet und unterstützt werden. Hierunter verstehen wir Beratungsprojekte

insbesondere für das BMU (aktuell z.B. die Zukunftswerkstatt EEG, Strommarktdesign, EU

Langfristszenarien). Weiterhin bestehen Beratungsaktivitäten für die EU (aktuell z.B. Beyond 2020),

in denen die zukünftige Ausgestaltung der europäischen Energiepolitik diskutiert wird.

Aus wissenschaftlicher Sicht liefern die Studien Erkenntnisse und Fakten, in welchem Maße

konkrete Partizipationsangebote zur Integration fluktuierender Erzeugung in die

Gesamtenergieversorgung und übergeordnet zur gesellschaftlichen Akzeptanz von Transformationen

bei Infrastruktur und Kosten beitragen kann. Diese Studienergebnisse fließen unmittelbar in die

Erstellung von Szenarien und Strategien für die längerfristige Gestaltung der Energieversorgung in

Deutschland ein, welche durch den Projektpartner Fraunhofer ISE und Fraunhofer ISI im Verbund mit

anderen deutschen Forschungspartnern erarbeitet werden. Damit erfolgt keine explizite

Veränderung des ursprünglichen Verwertungsplans.

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Abschlussbericht

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12. Verbreitung

Im Rahmen des Vorhabens sind zahlreiche Ergebnisse veröffentlicht worden und auf

verschiedenen Veranstaltungen verbreitet worden. Die Veröffentlichungen sind durch entsprchende

Kennzeichung den Förderempfängern zugeordnet (A Fraunhofer, B ZIRIUS, C Uni Münster).

12.1. Wissenschaftliche Veröffentlichungen

Gölz, Sebastian; Salup, Antje (2016) Anforderungen an Energiespeicher im Hinblick auf deren

Akzeptanz. In: Statusreport Energiespeicher, VDI, Düsseldorf A

Obergfell, Tabea; Gölz, Sebastian, Klobasa, Marian; Oehler, Philipp (2016) Wie sieht eine

Energiewende mit erhöhter gesellschaftlicher Akzeptanz aus? In: Proceedings des 31.

Symposium Photovoltaische Solarenergie, Bad Staffelstein, 9.-11.3.2016. A

Obergfell, T., Gölz, S. (2015), Acceptance of the Energiewende – How to involve people in

transforming the energy system, Paper bei ETG Congress 2015 - Die Energiewende, Bonn, 17.-

18.11.2015. A

Sonnberger, Marco, Ruddat, Michael (2016): Die gesellschaftliche Wahrnehmung der Energiewende

– Ergebnisse einer deutschlandweiten Repräsentativbefragung. In: Stuttgarter Beiträge zur

Risiko- und Nachhaltigkeitsforschung, Nr. 34. B

Ruddat, Michael; Sonnberger, Marco (2015): Wie die Bürgerinnen und Bürger ihre Rolle bei der

Energiewende sehen. In: Energiewirtschaftliche Tagesfragen, Heft 1-2/2015, 121-125. B

12.2. Geplante Veröffentlichungen:

Fuchs, Doris; Graf, Antonia and Tobias Gumbert (in Vorbereitung). Participation and the pursuit of

broader societal objectives: Lessons from the “Energiewende” in Germany. (Paper to be

published in peer-review journal) C

Fuchs, Doris und Tobias Gumbert (in Vorbereitung). Bürgerbeteiligung und Energiewende:

Partizipationsmöglichkeiten im urbanen Raum. Sustainable Governance Discussion Paper

Series 01/2017, Münster. C

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Abschlussbericht

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Gölz, Sebastian; Wedderhoff, Oliver; Waschto, Michael (in Vorbereitung). Regional differences for

the acceptance of technology options for the German energy system transformation.

(Submission geplant in Energy Research & Social Science) A

Graf, Antonia (in Vorbereitung). Darstellungen von Energiewende in neuen Medien. Sustainable

Governance Discussion Paper Series 02/2017, Münster. C

Graf, Antonia and Doris Fuchs (in Vorbereitung). “Particeptance – Co-constitution of Participation

and Acceptance. (Paper to be published in peer-review journal) C

Klobasa, Marian; Oehler, Philipp (in Vorbereitung) Energy system transformation scenarios with

increased public acceptance. (Paper to be published in peer-review journal) A

Sonnberger, Marco; Ruddat, Michael (in Vorbereitung): Disclosing the background of citizens’

willingness to pay for the energy transition in Germany. In: Energy Research and Social

ScienceB

12.3. Vorträge:

Gölz, Sebastian; Obergfell, Tabea; Klobasa, Marian; Oehler, Philipp (2016). Wie sieht eine

Energiewende mit erhöhter gesellschaftlicher Akzeptanz aus? Vortrag bei BMBF-

Abschlusskonferenz „Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des

Energiesystems“, 4. und 5. Oktober 2016,Berlin A

Gölz, Sebastian (2015). Die Akzeptanz zur Energiewende entsteht regional. Vortrag beim 13.

Schwetzinger Energie-Dialog der ABB AG, Schwetzingen, 3.3.2015. A

Gölz, Sebastian (2015) Die Rolle der Energiespeicher für die Akzeptanz der Energiewende. Vortrag

beim 21. Fachgespräch der Clearingstelle EEG - Speicherbetrieb unter dem EEG 2014, Berlin, 8.

Juni 2015. A

Graf, Antonia (2016): Roundtable on Energy-Transformations, 11th Interpretive Policy Analysis (IPA),

University of Hull, UK, mit Michael Farrelly and Marco Sonnberger, 07/07/2016. C

Gumbert, Tobias. (2016): Freedom, Autonomy and Sustainable Lifestyles: Governing Food Waste

Through Designing Consumer Choice. 11th International Interpretive Policy Analysis (IPA)

Conference, University of Hull, Kingston-upon-Hull, Großbritannien, 07/07/2016. C

Graf, Antonia. (2016): Civil Society Participation in New York Hydro-Fracking Regulation, International

Studies Association (ISA), Atlanta, USA (Paper mit Le Anh Long und Christine Prokopf), 16-

19/03/2016 C

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Abschlussbericht

60

Graf, Antonia. (2015): Acceptance and Participation – Chances and Pitfalls in the Field of Energy

Transitions, 10th International Conference in Interpretive Policy Analysis, Lille, Frankreich,

(Paper mit Doris Fuchs), 05-07/07/2015 C

Graf, Antonia. (2014): ‘Particepptance’, “Advanced Explanations of the Emergence, Sustenance and

Failure of Participatory Institutions”, ECPR Joint Sessions, Salamanca (Paper mit Doris Fuchs),

10-15/04/2014 C

Klobasa, Marian; Oehler, Philipp (2015). Zubauszenarien Windkraft und mögliche Verteilung von

Windkraftanlagen. Vortrag beim Fachgespräch „Gegenwind für Windkraft – was tun?“, 9.

November 2015, Berlin, Paul-Löbe-Haus, Saal E. 700, auf Einladung der Fraktion Die Linke A

Obergfell, Tabea (2015). Akzeptanz der Energiewende stärken. Vortrag beim Workshop Globale

Energiewenden des Deutschen Museums München im Rahmen der Sonderausstellung zum

Thema Energiewenden, 6.3.15. A

Obergfell, Tabea; Gölz, Sebastian; Klobasa, Marian; Oehler, Philipp (2016) Wie sieht eine

Energiewende mit erhöhter gesellschaftlicher Akzeptanz aus? Vortrag beim 31. Symposium

Photovoltaische Solarenergie, Bad Staffelstein, 9.-11.3.2016. A

Sonnberger, Marco; Ruddat, Michael (2016): „Die deutsche Energiewende – Wer will das bezahlen?

Eine Analyse unterschiedlicher Zahlungsbereitschaftsgruppen“; 38. Kongress der Deutschen

Gesellschaft für Soziologie; 26. bis 30.09.2016; Universität Bamberg. B

Sonnberger, Marco (2016): „Akzeptanz und Bürgerbeteiligung bei lokalen Windenergieprojekten“;

Tag der Nachhaltigkeit 2016: Windkraft in Baden-Württemberg an der FH Esslingen; FH

Esslingen. B

Sonnberger, Marco (2016): „Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf das Thema Energie“;

Energiekolloquium des TU Darmstadt Energy Center; TU Darmstadt. B

Sonnberger, Marco; Ruddat, Michael (2014): “Citizens’ perception of the German energy transition –

Findings from focus groups”; 2nd Energy & Society Conference; 04. bis 06.06.2014; Jagiellonian

University Krakow. B

12.4. Weitere Verbreitungsaktivitäten

In AP 5 Transfer und Kommunikation wurde ein Projektfilm (als Teaser für die Kamingespräche

und das Abschlusssymposium) erstellt (https://www.youtube.com/watch?v=16GOKaEHLkw).

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Abschlussbericht

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12.4.1. Veranstaltungsbericht zum 1. Kaminabend

Parlamentarisches Gespräch „Was Sie schon immer über die Energiewende wissen wollten ...“ am

30.09.2015, 16-18 Uhr im Fraunhofer-Forum in Berlin.

Ein zentrales Ziel des BMBF-geförderten Forschungsprojekts KomMA-P ist es,

Handlungskonzepte für Entscheidungsträger*innen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu

entwickeln. Daher ist der Transfer der wissenschaftlichen Erkenntnisse und der Dialog mit politischen

Mandatsträger*innen ein wichtiger Bestandteil des bis 2016 laufenden Projekts. Zu diesem Zweck

fand am 30. September 2015 ein erstes parlamentarisches Gespräch im Fraunhofer-Forum im

Spreepalais am Dom statt.

Mit einem dialogischen Veranstaltungsformat ermöglichten wir, dass Politik und Wissenschaft

auf Tuchfühlung gehen und sich direkt austauschen konnten. So sprachen in einem gemütlich

arrangierten Veranstaltungsraum des Fraunhofer-Forums Bundestagsabgeordnete in kleinen

Sitzgruppen direkt mit den Forscher*innen von KomMA-P. Der aktivierende Veranstaltungstitel

entsprach diesen Überlegungen: „Was Sie schon immer über die Akzeptanz der Energiewende wissen

wollten ...“ Die Bundespolitiker*innen informierten sich über die Forschungszwischenstände und

profitierten direkt von dem generierten Wissen für ihre Arbeit im Bundestag und im Wahlkreis. Auch

ging es darum, Anregungen aus der Politik zu erhalten, um für sie relevante Forschungsergebnisse

besser auf ihre Bedürfnisse zuschneiden zu können.

Im Vorhinein wurden in einem dreistufigen Einladungsprozedere rund 200

Bundestagsabgeordnete aus den Ausschüssen Wirtschaft/Energie, Umwelt, Verbraucherschutz,

Forschung und Entwicklung sowie die energiepolitischen Fachsprecher*innen der Fraktionen

eingeladen. Vier Wochen vor der Veranstaltung verschickten wir großformatige Einladungskarten an

die Abgeordnetenbüros. 14 Tage vor dem Event wurde eine weitere Einladung per Email versandt,

und in der Vorwoche telefonierten wir schließlich mit den Abgeordnetenbüros. Dabei zeigte sich,

dass das Thema auf sehr großes Interesse stößt, aber es der volle Terminkalender vieler

Abgeordneter nicht zulässt, unseren Termin wahrzunehmen. Weil Abgeordnete nicht selten mehrere

hundert Einladungen pro Woche erhalten, luden wir auch Büro- und Fraktionsmitarbeiter*innen ein.

Das parlamentarische Gespräch wurde durch den Forschungsleiter von KomMA-P Sebastian Gölz

(Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme) mit einleitenden Worten eröffnet, in denen er die

beiden vergangenen Jahren geleistete Arbeit Revue passieren ließ. Im ersten Teil erläuterte Dr.

Michael Ruddat (Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung, Universität

Stuttgart) die Ergebnisse der im Auftrag von TNS Emnid durchgeführten repräsentativen Umfrage zur

Akzeptanz von Energiewendeszenarien in der Bevölkerung. Die Umfrage, an der gut 2000 Personen

teilnahmen, zeigt die Uneinigkeit der Bevölkerung beim Thema Energiewende: Ein Drittel der

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Abschlussbericht

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Befragten ist nicht bereit, mehr für die Energiewende zu zahlen, während mehr als 40 Prozent dazu

bereit wären. Kathrin Karsten, wissenschaftliche Mitarbeiterin des CDU-Bundestagsabgeordneten

Peter Stein (Rostock) äußerte die Vermutung, dass dies auch mit sehr unterschiedlichen

Vorstellungen von der Energiewende zusammen hängen könnte.

Dr. Marian Klobasa (Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI) schilderte

daraufhin die von seinem Institut erarbeiteten Energiewendeszenarien für das Jahr 2050. Die drei

Szenarien legen den Fokus auf unterschiedliche Ausbauschwerpunkte: Das Basismodell geht von 70-

Prozent-Ausbauzielen für Erneuerbare und CO2-Einsparungen von 80 Prozent aus, ein zweites

Szenario prognostiziert darüber hinaus den massiven Ausbau der Stromnetze, und das letzte Modell

legt einen starken Zubau von Photovoltaik zu Grunde, weil diese – wie die Befragung zeigt – eine

besonders hohe Akzeptanz genießt.

Abbildung 7: Impressionen vom Fachgespräch am 30.09.2015

Uwe Witt, energiepolitischer Referent der Bundestagsfraktion Die Linke regte hierzu an, auch

ein Szenario mit einer Zielvorgabe von 100 Prozent Erneuerbaren im Jahr 2050 zu entwickeln, das

den Zielen von Linken und Grünen entspreche. Dabei müsse man stärker auf die Speicherkosten

schauen. Peter Meiwald, Bundestagsabgeordneter der Grünen bemerkte, die Wissenschaft sollte mit

ihren Szenarien zeigen, dass die Energiewende wirklich funktioniert. „Viele Stadtwerke denken

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mittlerweile die Energiewende sei gescheitert,“ so der Abgeordnete aus Oldenburg. „Daher brauchen

wir Klarheit: Was geht mit welchen Technologien?“

Im zweiten Teil umriss Sebastian Gölz zunächst die Forschungen zur Partizipation im ländlichen

Raum. Diese haben ergeben, dass die Akzeptanz der Energiewende in erster Linie im regionalen

Kontext hergestellt wird. Das zeigen u.a. die Erfahrungen mit der Energieflussvisualisierung im

Wunsiedeler Ortsteil Schönbrunn. Dort hat KomMA-P ein Informationstool entwickelt, mit dem

Nutzer*innen rund um die Uhr nachvollziehen können, wie viel Strom vor Ort erzeugt und verbraucht

wird.

Danach erläuterte Prof. Doris Fuchs (Lehrstuhl Internationale Beziehungen und Nachhaltige

Entwicklung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster) die Ergebnisse einer Befragung der Kunden

der Stadtwerke Münster und DEW 21 Dortmund. Auf dieser Grundlage konnte sie zwei

Beteiligungscharaktere typologisieren – den „Managerial-Type“ und den „Deliberative-Type.“

Während für den ersten, geschäftsorientierten Typus Informationen und Kostensenkungen zentral

sind, will der zweite, beratungsorientierte Typus eine Stärkung demokratischer Prozesse und mehr

soziale Gerechtigkeit.

Zu den Ausführungen wollte Peter Meiwald wissen, ob es Studien zu den Effekten von

energiepolitischen Maßnahmen der Bundespolitik auf die lokale Ebene gäbe. Um einen direkten

Zusammenhang der beiden Ebenen zu belegen, wäre es nötig, regionale Samples zu erarbeiten. Die

bisherigen Erfahrungen des Forschungsprojekts zeigen, dass Akzeptanz vor allem durch lokale

Faktoren (professionelle Umsetzung und gerechte Verteilung der Profite) bedingt wird. Hierzu wurde

angeregt, konkrete Studien zum Zusammenhang zwischen Beteiligung und Akzeptanz durchzuführen.

Uwe Witt warf die Frage auf, wie viele Menschen wirklich an Beteiligungsmechanismen interessiert

seien. Daraufhin verwies Michael Ruddat auf die Ergebnisse der Emnid-Studie, nach der sich

zwischen 20 und 30 Prozent der Bevölkerung beteiligen wollen. Ein zentrales Problem sei aber die zur

Verfügung stehende persönliche Zeit, warf Doris Fuchs ein.

Im Anschluss an die Diskussion gab es ein Get-Together, bei dem die Anwesenden im

informellen Rahmen ihre Diskussionen weiterführten.

Von Seiten der Teilnehmer*innen gab es ein durchweg positives Feedback zu Format und Inhalt

der Veranstaltung. Sie äußerten den Wunsch, auch zukünftig über den Fortgang des Projektes

informiert und zum zweiten parlamentarischen Gespräch eingeladen zu werden.

Es lässt sich festhalten, dass die Form der Veranstaltung einen intensiven Austausch zwischen

dem Forschungsprojekt und der Politik ermöglicht hat. Die Anwesenden nahmen das Angebot

ausgesprochen engagiert wahr und beteiligten sich mit einer Vielzahl von Fragen und Anmerkungen.

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Abschlussbericht

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12.4.2. Veranstaltungsbericht zum 2. Kaminabend

Parlamentarisches Gespräch „Was Sie über die Energiewende wissen müssen ...“ am 31. Mai 2016, 18

bis 20 Uhr im Fraunhofer-Forum in Berlin

Damit die Energiewende in Deutschland gelingt, müssen Bürgerinnen und Bürger sie

unterstützen. Ein zentrales Ziel des BMBF-geförderten Forschungsprojekts KomMA-P ist es,

Entscheidungsträger*innen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in die Lage zu versetzen,

praktikable Handlungskonzepte zu entwickeln, die eine Teilhabe der Bürger*innen ermöglichen und

so zur Akzeptanz der Energiewende beitragen. Der Transfer der wissenschaftlichen Erkenntnisse, die

in den drei Forschungsjahren gesammelt werden konnten, und der Dialog mit den Akteur*innen der

Energiewende ist daher ein wichtiger Bestandteil des im Juni 2016 endenden Projekts.

Abbildung 8: Impressionen vom Fachgespräch am 31.05.2016

Am 31. Mai 2016 waren Bundestagesabgeordnete und ihre Mitarbeiter*innen, Expert*innen aus

Verbänden und Agenturen sowie Journalist*innen zu einer zweiten Gesprächsrunde mit den

Forscher*innen von KomMA-P im Fraunhofer-Forum im Spreepalais am Dom in Berlin eingeladen.

Die Veranstaltung knüpfte an ein parlamentarisches Gespräch im September 2015 an und

ermöglichte den Gästen, sich über die jüngsten Ergebnisse des Forschungsprojektes zu informieren

und neue Erkenntnisse für die eigene Arbeit mitzunehmen.

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Abschlussbericht

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Eröffnet wurde das Gespräch von KomMA-P-Forschungsleiter Sebastian Gölz vom Fraunhofer-

Institut für Solare Energiesysteme. Anschließend stellte Marco Sonnberger vom Zentrum für

Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart die Ergebnisse der

repräsentativen Umfrage zur Akzeptanz von Energiewendeszenarien vor. TNS Emnid hatte im Auftrag

von KomMA-P rund 2000 Personen zu ihrer Meinung zur Energiewende befragt. Rund 27 Prozent der

Befragten stellten sich als Kritiker*innen heraus, jeweils 29 Prozent der Befragten als

Unentschiedene bzw. Unterstützer*innen.

Die Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter (Fraktion die Linken, Wahlkreis Ingolstadt)

fragte nach, inwieweit sich Geschlecht und Bildung auf die Akzeptanz der Energiewende bei den

Befragten auswirkten. Die Forscher*innen erklärten, dass die beiden Kriterien nicht signifikant seien.

Deutlich sei aber, dass die Kritiker*innen den politischen Institutionen misstrauten, die

Globalisierung ablehnten und sich bei der Entwicklung moderner Technik benachteiligt fühlen

würden. Antonia Graf vom Lehrstuhl Internationale Beziehungen und Nachhaltige Entwicklung der

Westfälischen Wilhelms-Universität Münster bestätigte diese Befunde mit den Ergebnissen aus ihrer

Forschung über Online-Blogs zum Thema Energiewende.

Marcus Franken von der Agentur Ahnen & Enkel fiel auf, dass die Zahl der Befürworter*innen

der Energiewende in der Studie des KomMA-P-Forschungsverbundes niedriger sei als bei anderen

Studien zur Akzeptanz der Energiewende. Marco Sonnberger erklärte dies mit der Methodik der

Studie. Die Befragten hätten die Möglichkeit gehabt, sich einer eindeutigen Antwort zu enthalten –

also mit „unentschieden“ zu antworten. Andere Studien würden diese Möglichkeit vorenthalten, und

die Unentschiedenen neigten für gewöhnlich eher dazu, sich dann für die Zustimmung zur

Energiewende zu entscheiden. Die KomMA-P-Forschungsergebnisse seien daher akkurater.

Weiter ging es mit dem Thema Partizipationstypologien, also mit der Frage, welche Personen

sich unter welchen Voraussetzungen an der Energiewende beteiligen. Antonia Graf erläuterte die

Ergebnisse einer Befragung unter den Kund*innen der Stadtwerke Münster und DEW 21 Dortmund.

Dabei hätten sich zwei „Beteiligungscharaktere“ gezeigt: der „Managerial-Type“ und der

„Deliberative-Type“. Der Managerial-Type, zu dem 31 Prozent der Befragten gehörten, sei

geschäftsorientiert, für ihn seien Informationen und Kostensenkungen zentral. Der Deliberative-Type,

der 20 Prozent der Befragten ausmache, sei beratungsorientiert und an einer Stärkung

demokratischer Prozesse und an mehr sozialer Gerechtigkeit interessiert. Dem „Managerial-Type“ sei

es der Studie zufolge wichtig, dass seine Partizipation an der Energiewende befristet sei und dass die

Prozesse von Experten gelenkt würden. Der „Deliberative-Type sei dagegen bereit, sich auch

langfristig zu binden. Er positioniere sich als selbstbewusster Förderer der Energiewende. Für die

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Abschlussbericht

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Praxis der Energiewende bedeuteten diese Studienergebnisse, dass beide Typen gleichermaßen

angesprochen werden müssten und keiner der beiden abgeschreckt werden dürfe.

Im Anschluss an die Vorstellung der Studienergebnisse wurde diskutiert, ob die Kund*innen der

Stadtwerke Münster und Dortmund repräsentativ für Deutschland seien. Sicherlich, so die

Forscher*innen, ergäben sich je nach der spezifischen Sozialstruktur einer Stadt typologische

Unterschiede. Die beiden Pole, die die beiden vorgestellten Typen repräsentierten, fänden sich

jedoch vermutlich auch andernorts wieder. Marcus Franken von der Agentur Ahnen und Enkel

äußerte noch die Vermutung, dass die zehn Prozent der Befragten, die den Fragebogen tatsächlich

ausgefüllt hätten, die Bürger*innen mit einem emotionalen Bezug zum Thema Energiewende seien.

Zum Abschluss des parlamentarischen Gesprächs präsentierte Antonia Graf und Marco

Sonnberger die vier Handlungsempfehlungen, die KomMA-P aus den Forschungsergebnissen

abgeleitet hat. Die dritte Handlungsempfehlung – Kompensationsmaßnahmen für Kommunen, die

Energie-Infrastrukturprojekte umsetzen –, löste eine Diskussion darüber aus, ob diese Forderung

angesichts der gängigen Ausschreibungsauflagen in der Praxis überhaupt umsetzbar wäre. Die vierte

Handlungsempfehlung, die Energiewende ausreichend zu visualisieren, etwa über digitale

Infografiken, die Stromzufuhr und -verbrauch aus Wind- und Solarenergie sichtbar machen, wurde

als niedrigschwellige Option gut aufgenommen, da man darüber auch Kritiker*innen und

Skeptiker*innen mit einem geringen Wissensstand gut erreichen könne.

Alexander Knebel, Pressereferent der Agentur für Erneuerbare Energien, stellte die Frage in den

Raum, ab wann von einer höheren Akzeptanz der Energiewende ausgegangen werden könne.

Schließlich sei bereits die eigene Bemühung, CO2 zu sparen oder seine Kinder zum Energiesparen zu

erziehen, eine Form der Unterstützung der Energiewende. Der Erfolg dieser Maßnahmen sei zwar

nicht direkt messbar, dennoch seien seien sie wichtige Beiträge für eine erfolgreiche Energiewende.

Ralf Müller von der Haegen von der Agentur FLMH | Labor für Politik und Kommunikation wies

auf die Fokusgruppenbefragung aus den Anfängen des Forschungsprojekts hin, laut der viele

Bürger*innen die Energiewende im Hinblick auf kommende Generationen für unterstützenswert

hielten. Die Generationengerechtigkeit sei ein gutes Narrativ, so Marian Klobasa vom Fraunhofer

Institut für System und Innovationsforschung (ISI). Allerdings müssten Bürger*innen besser über das

Thema Energiewende informiert werden, da nicht alle damit ein höheres Ziel verknüpften. Um die

Menschen für die Energiewende zu mobilisieren, sollten die Akteure der Energiewende wie

Stadtwerke oder Bürgermeister*innen das große Narrativ in ein kleines Narrativ für die kommunale

Ebene übertragen.

Sebastian Gölz brachte das informative Gespräch mit dem Hinweis zum Abschluss, dass sich das

Paradigma der Energiewende laufend verändere: Dabei sei vor allem die Wahrnehmung der Akteure

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Abschlussbericht

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der Energiewende ausschlaggebend dafür, ob die Bürger*innen die Energiewende und ihre

Maßnahmen als fair empfänden und Vertrauen in ihre Umsetzung hätten.

12.4.3. Veranstaltungsbericht zum Abschlusssymposium

Abschlusssymposium „Kommunale Energiewende – Wie können sich Stadtwerke neu

positionieren?” am 30. Juni 2016, im Fraunhofer-Forum in Berlin

Das Forschungsprojekt »KomMA-P | Akzeptanz der Energiewende stärken« hat von 2013 bis

2016 unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE in einem

interdisziplinären Verbund untersucht, wie die gesellschaftliche Akzeptanz für die Energiewende

erhöht werden kann.

Die Ergebnisse zeigen, dass Stadtwerke und Kommunen Vorreiter für die Beteiligung der Bürger

an der Energiewende sind. Damit sie dieses Potential nutzen können, brauchen sie aber neue

Kompetenzen, Strategien und Dienstleistungen. Auf dem KomMA-P-Symposium am 30. Juni wurden

Antworten und Anregungen auf die Frage gegeben, wie Stadtwerke und Kommunen eine bürgernahe

Energiewende konkret meistern können.

Eröffnet wurde das Symposium von KomMA-P-Forschungsleiter Sebastian Gölz (Fraunhofer-

Institut für Solare Energiesysteme, ISE) und einem Grußwort von Stefan Weitemeyer aus dem

Forschungszentrum Jülich, dem finanziellen Träger des Projekts.

Anschließend führte Sebastian Gölz die Teilnehmenden in das Thema Kommunale Energiewende

ein und stellte das Forschungsprojekt vor. Neben einem Überblick über die Projektidee, die

Mitglieder und Partner stellte Sebastian Gölz die Hypothese der vier Jahre andauernden

Forschungsarbeit vor: Wo mehr Möglichkeiten zur Partizipation und Informationen bestehen, ist die

Akzeptanz von Infrastruktur, Kosten und anderen Veränderungen im Rahmen der Energiewende

größer.

Gabriele Krater, Referatsleiterin des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Industrie,

Mittelstand und Handwerk des Landes NRW, hob anschließend in ihrem Impulsvortrag mit dem Titel

„Kommunale Energiewende – warum die Stadtwerke gefordert sind“ die besondere Rolle der

Stadtwerke in der Energiewende hervor. Diese treten laut Krater als „neue Player“ auf dem

Energiemarkt auf, und es herrsche erhöhter Investitionsbedarf. Wichtig sei es, dass die Ergebnisse an

die Öffentlichkeit getragen und in die Praxis umgesetzt würden. Frau Krater äußerte den Wunsch,

dass sich Stadtwerke den Herausforderungen des neuen Marktes stellen, die Ergebnisse des

Forschungsverbundes KomMA-P würden die Stadtwerke hierbei unterstützen.

Marco Krasser, Geschäftsführer des SWW Wunsiedel GmbH, bezeichnete die kommunale

Energiewende als Zukunftsstrategie. Er stellte im Zuge des Symposiums den SVWW Wunsiedel und

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Abschlussbericht

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seine Strategien für den Einsatz neuer Energien vor. Die SVWW Wunsiedel GmbH brachte, so Krasser,

beispielsweise schon früh Photovoltaik-Anlagen auf den Weg und sicherte die Finanzierung

erneuerbarer Energien. So nutzt sie zum Beispiel über Heizkraftwerke die Wärme, die bei der

Stromerzeugung anfällt und investiert vermehrt in Windenergie; folglich konnte eine der größten und

modernsten Windkraftanlagen Bayerns in Wunsiedel umgesetzt werden. Dabei hätte die SWW

Wunsiedel von Anfang an immer auf Bürgerbeteiligung gesetzt.

Herr Krasser erhob weiterhin die Forderung, eine Grundversorgungsumlage für alle Händler zu

etablieren, sowie die dafür notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die Bedeutung der

KomMA-P-Forschung hob er besonders anhand der Energiebox und Energieflussvisualisierung hervor.

Diese könne den Menschen aufzeigen, wie sie durch ihr eigenes Verhalten ihre Energiebilanz

verbessern können. Die Menschen möchten wissen, wo ihre Energie herkommt und welchen eigenen

Beitrag sie zum Energiesparen leisten können, so Krasser. Wichtig sei außerdem, dass Akteure vor

Ort die Kommunikation der Projekte übernehmen.

Abbildung 9: Impressionen vom Abschlusssymposium am 30.06.2016

Die größte Zustimmung aller Energieoptionen erhielten Offshore-Windkraftanlagen oder

Photovoltaikanlagen in 500 Meter Entfernung zu Wohngebieten. Institutionen wie die

Bundesregierung und Energiekonzerne wird von den Befragten relativ wenig Vertrauen

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Abschlussbericht

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entgegengebracht, wissenschaftliche Einrichtungen und Umweltorganisationen genießen hingegen

großes Vertrauen.

Im zweiten Teil des Vormittags wurden die Ergebnisse des Forschungsprojekts vorgestellt.

ZIRIUS (Universität Stuttgart) hat in Kooperation mit allen Projektpartnern eine repräsentative Studie

zur gesellschaftlichen Akzeptanz der Energiewende durchgeführt. Michael Ruddat stellte die

Ergebnisse der Untersuchung vor, in der auch die Akzeptanz verschiedener Energieoptionen

abgefragt wurden. Rund 27 Prozent der Befragten stellten sich als Kritiker*innen der Energiewende

heraus, jeweils 29 Prozent der Befragten als Unentschiedene bzw. Unterstützer*innen.

Die Forscher*innen fanden heraus, dass ein Drittel der Bundesbürger generell nicht zu höheren

Zahlungen für erneuerbare Energie bereit ist, 12 Prozent hingegen seien jedoch sofort dazu bereit.

Die meisten Befragten knüpfen ihre Zahlungsbereitschaft an Bedingungen; hier spielt besonders das

Fairness-Empfinden eine große Rolle („Ich zahle mehr, wenn alle anderen auch mehr zahlen“).

Diejenigen, die erhöhte Stromkosten ablehnen, begründen dies damit, dass die Energiewende

eine staatliche Aufgabe sei, deren Kosten sie nicht zu tragen bereit wären. Außerdem gäbe es einen

starken Zusammenhang zwischen der Zahlungsbereitschaft und dem erwarteten gesellschaftlichen

Nutzen bzw. der Generationengerechtigkeit. Beide Argumente wurden von den Befragten höher

bewertet als der persönliche Nutzen.

Antonia Graf vom Lehrstuhl internationale Beziehungen und Nachhaltige Entwicklung stellte die

Forschungsergebnisse des Teams der Universität Münster vor. Es beschäftigte sich mit der Frage,

welche Personen sich unter welchen Voraussetzungen an der Energiewende beteiligen. Die Studie

sieht Partizipation als ein mehrdeutiges Konzept mit verschiedenen Ansätzen und Theorien. Ein

entscheidendes Merkmal sei Macht bzw. das Aufgeben von Macht. Partizipation trage nicht

zwangsläufig zu mehr Akzeptanz bei, so ein Ergebnis.

Antonia Graf erläuterte die Ergebnisse einer Befragung von den Kund*innen der Stadtwerke

Münster und DEW 21 Dortmund. Dabei hätten sich zwei „Beteiligungscharaktere“ herausgebildet:

der „Managerial-Type“ und der „Deliberative-Type“. Der Managerial-Type, zu dem 31 Prozent der

Befragten gehörten, sei geschäftsorientiert, für ihn seien Informationen und Kostensenkungen

zentral. Der Deliberative-Type, der 20 Prozent der Befragten ausmache, sei beratungsorientiert und

an einer Stärkung demokratischer Prozesse sowie mehr sozialer Gerechtigkeit interessiert.

Dem „Managerial-Type“ sei es der Studie zufolge wichtig, dass seine Partizipation an der

Energiewende befristet ist und dass die Prozesse von Experten gelenkt würden. Der „Deliberative-

Type“ sei dagegen bereit, sich auch langfristig zu binden. Er positioniere sich als selbstbewusster

Förderer der Energiewende. Für die Praxis der Energiewende bedeuten diese Studienergebnisse, dass

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Abschlussbericht

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beide Typen gleichermaßen angesprochen werden müssen und keiner der beiden abgeschreckt

werden darf.

Das Forscherteam aus Münster hat außerdem digitale Medien untersucht.

Untersuchungsgegenstand waren Internetblogs, zwei die für die Energiewende werben, und zwei, die

die Energiewende ablehnen. Durch die Analyse der vier Blogs wurden folgende vier wichtige

Themenfelder identifiziert:

1. ökonomischer Diskurs (eher Kritik als Zuversicht, Kosten im Vordergrund)

2. sachlich-rationaler Diskurs (Energiewende eher als irrationales, fiktives Projekt)

3. sozial-ethischer Diskurs (soziale Gerechtigkeit im Fokus)

4. lokale Akzeptanz (Gestaltungsmöglichkeiten)

Wie müsste also eine Transformation des Energiesystems aussehen, die auf mehr Akzeptanz in

der Bevölkerung stößt? Zu diesem Thema referierten Sebastian Gölz (ISE)und Marian Klobasa vom

Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI). Um die Forschungsfrage zu

beantworten wurden drei Szenarien erstellt:

1. Das kostenoptimierte Basis-Szenario: hierfür spielt die Windenergie eine große Rolle.

2. Das Teure-Netze-Szenario: durch den Netzausbau ist hier mit mehr Kosten zu rechnen.

3. Das Solar-Szenario: hier spielen Photovoltaikanlagen eine stärkere Rolle.

Nach der Mittagspause eröffnete Sebastian Gölz zwei Foren, in denen aus der Forschungsarbeit

destillierten Handlungsempfehlungen vorgestellt und mit den Gästen deren Praxistauglichkeit

diskutiert wurden.

Forum 1 – geleitet von: Antonia Graf und Marco Sonnerbeger.

Handlungsempfehlung Nr. 1: Erhaltet durch partizipative Verfahren den Zuspruch der

Unterstützer*innen und schöpft das Potenzial der Unentschiedenen aus!

Die Kritiker*innen der Energiewende sind eine geschlossene Gruppe, mit folgenden

Gemeinsamkeiten: sie sind von Misstrauen, auch in politische Institutionen, geprägt, sind gegen eine

globalisierte Welt und fühlen sich gegenüber modernen Technologien benachteiligt. Sie nehmen die

Energiewende als unfair wahr, haben geringes Vertrauen in die umsetzenden Institutionen und

sehen keinen Nutzen für sich selbst.

Daraus ergibt sich für diese Gruppe eine abgeschlossene Meinung und sie lehnen das Projekt

Energiewende ab. Es sei daher besser sich auf die Gruppe der Unentschlossenen zu konzentrieren.

Partizipation sei hierfür ein geeignetes Mittel, da sie eine Stellschraube für Transparenz und Fairness

darstellt.

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Abschlussbericht

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Die erste Handlungsempfehlung sei die abstrakteste von allen vieren, deshalb fragten die

Wissenschaftler*innen die Gäste des ersten Thementisches, welche ihrer Meinung nach die

wichtigsten Aspekte dieser Handlungsempfehlung seien.

Es wurde eingewandt, dass es so wirke als würden die Kritiker*innen völlig ignoriert werden. Sie

bevorzuge einen Ansatz, in dem Kritiker*innen zugehört wird und sie durch starke Argumente doch

eingebunden werden. Die Forscher*innen zweifelten daran und verwiesen auf das vorher dargelegte

geschlossene Weltbild dieser Gruppe.

Handlungsempfehlung Nr. 2: Schafft ökonomische Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger*innen

wohnortnah bei Ausbauprojekten für Erneuerbare Energien!

Es wurden vor allem drei ökonomische Beteiligungsmöglichkeiten diskutiert; das

Beteiligungsmodell in einer Kommanditgesellschaft, das Genossenschaftsmodell und das

dahrlehensbasierte Beteiligungsmodell. Die Inanspruchnahme der verschiedenen Modelle

unterscheidet sich je nach Region. So werde das Genossenschaftsmodell in Bundesländern wie

Schleswig-Holstein viel genutzt, während es im Süden des Landes keine große Rolle spiele.

Dabei wurde auch über die verschiedenen Funktionen dieser Beteiligungsmöglichkeiten

gesprochen, diese lauten: Akzeptanzfunktion, Kundenbindungsfunktion (Stadtwerke), Imagefunktion

und die Finanzierungsfunktion. Durch finanzielle Beteiligung von Bürger*innen steige auch die

Kontrolle, Kontinuität und Verbindlichkeit bei den Stadtwerken.

Bei Windparks (onshore) seien Beteiligungsmöglichkeiten Standard, bei Photovoltaikanlagen

würden sie hingegen kaum genutzt. Im weiteren Gesprächsverlauf wurden weitere

Beteiligungsmöglichkeiten besprochen. Klimabriefe, wie z.B. die der Stadtwerke Bochum, hätten im

Gegensatz zu anderen Beteiligungsmöglichkeiten den Vorteil, dass das Risiko eines Totalverlusts nicht

besteht. Auf der anderen Seite würden sie aber die obigen Funktionen der ökonomischen Beteiligung

außer Kraft setzen. Das Mieterstrommodell wiederum sei eine geeignete Möglichkeit, auch finanziell

„schwächere“ Gruppen zu erreichen.

Thementisch 2 – geleitet von Sebastian Gölz und Marian Klobasa.

Handlungsempfehlung Nr. 3: Kommuniziert und visualisiert die Energiewende vor Ort

Als Beispiel für die Umsetzung dieser Handlungsempfehlung führten die Forscher die

Energieflussvisualisierung (Online-Portal) in Wunsiedel-Schönbrunn an. Solche Tools sollten verstärkt

eingesetzt werden, so die Forscher. Solche Tools seien als Argumentationsbasis für z.B.

Unentschlossene einsetzbar, wenn zum Beispiel entschieden werden soll, ob und welche

Energiemaßnahmen ausgebaut werden sollen. Ein Teilnehmer aus der Gruppe schlug vor die

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Visualisierung auf individuelle Ebene oder einzelne Haushalte herunterbrechen, sodass der eigene

Verbrauch bzw. Beitrag sichtbar wird.

Daraufhin wurde der Nutzen der Visualisierung und ihre Wirkung auf die Akzeptanz diskutiert.

Solche Tools alleine reichten nicht, sie sollten immer mit anderen Maßnahmen kombiniert werden,

aber sie stellten ein wichtiger Baustein für mehr Transparenz und Information dar, so die Antwort

der Forscher*innen.

Die Energieflussvisualisierungen zeigten auch Willen und Selbstverpflichtung der Kommunen,

das Thema Energiewende ernst zu nehmen. Ein Vertreter eines Stadtwerks lobte das Tool, da es gut

sei, um Erfolge zu kommunizieren und das Thema emotional und positiv zu besetzen.

Handlungsempfehlung vier lautet: Schafft Kompensationsmaßnahmen für betroffene Kommunen bei

Energie-Infrastrukturen.

Von den Forscher*innen wurden verschiedene Beispiele angeführt, so könnten Stadtwerke

kommunale Einrichtungen und Aktivitäten sponsern, spezielle Stromtarife, kommunale Fonds, grüne

Anleihen anbieten, oder kommunale Unternehmen beauftragen. Dadurch könnte die

wahrgenommene Fairness von Energiewende-Maßnahmen verbessert werden.

Hierzu gab es zwei Einwände: Die Kommunen und Bürger würden in einen Topf geworfen; wenn

Kommunen entschädigt werden sollen, müssten die Kompensationsmaßnahmen auch auf die

Kommunen abzielen und nicht auf die Bürger. Und lokale Unternehmen zu beauftragen sei

vergaberechtlich in der Regel nicht möglich. Deshalb sollten die Maßnahmen für regionale

Wertschöpfung gefördert werden, die mit dem Gesetz vereinbar sind, so ein anderer Teilnehmer.

Nach einer Kaffeepause lud der Verbundleiter Sebastian Gölz zu einer Abschlussdiskussion und

fragte die Forscher*innen was sie, da nun das Projekt endet, aus dem Projekt mitnehmen würden.

Sie beantwortete die Frage damit, dass sie es bemerkenswert gefunden hätten, wie aufgeschlossen

die Bürger*innen gegenüber Beteiligungsformen eingestellt seien. Insgesamt zogen die

Forscher*innen eine positive Bilanz aus der Arbeit der vergangenen vier Jahre KomMA-P und

betonten den so wichtigen interdisziplinären Ansatz.

Gölz bezog auch die Gäste in die Abschlussdiskussion mit ein. Die Stadtwerke sollten stärker als

Unternehmer und weniger als Verwalter auftreten, so eine Stimme aus dem Publikum. Die Frage, ob

es ein Zuviel an Beteiligung geben könne, bejahten die Gäste, da durch Professionalisierung

Müdigkeit entstünde. Daher brauche es Qualitätssicherung bei der Beteiligung. Beachtet werden

sollte auch, dass nicht jede*r Bürger*in in allen Bereichen Verantwortung übernehmen und selbst

alle Entscheidungen treffen möchte. Für eine erfolgreiche Energiewende reiche deshalb

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Beteiligungsmöglichkeit alleine nicht aus, es brauche Engagement der Bürger*innen. Hierfür sollten

gezielt diejenigen fördern, die sich einbringen wollen.

So wurde auf beiden Seiten festgestellt, dass der Zusammenhang zwischen Akzeptanz und

Partizipation sehr komplex sei. Es gäbe noch Lücken zu füllen, so die Wissenschaftler*innen, daher

bleibe es auch in Zukunft ein spannendes Thema. Fest stünde jedoch, dass Akzeptanz die eigentliche

Währung der Energiewende sei. Die Kostenfrage solle deshalb nicht überbewertet werden; der

Faktor Fairness sei von größerer Bedeutung.

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