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© Drägerwerk AG & Co. KGaA 1 Reinigungs- und Wartungsarbeiten in engen Räumen stellen Sicherheitsverant- wortliche in der chemischen Industrie vor besondere Herausforderungen. Fünf Basisregeln, wie sicheres und effizientes Arbeiten gelingen kann. Enge Räume in der chemischen Industrie – wo kein Job dem anderen gleicht

Enge Räume in der chemischen Industrie – wo kein Job dem ... · Ein ›Non-permit Confined Space‹ hingegen zeichnet sich dadurch aus, dass – der Raum groß genug ist, dass

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Reinigungs- und Wartungsarbeiten in engen Räumen stellen Sicherheitsverant-wortliche in der chemischen Industrie vor besondere Herausforderungen. Fünf Basisregeln, wie sicheres und effizientes Arbeiten gelingen kann.

Enge Räume in der chemischen Industrie – wo kein Job dem anderen gleicht

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ENGE RÄUME IN DER CHEMISCHEN INDUSTRIE – WO KEIN JOB DEM ANDEREN GLEICHT

TYPISCHE UNFALLFOLGEN INNERHALB ENGER RÄUME

- Bewusstlosigkeit oder Ersticken durch Sauerstoffmangel

- Vergiftungen und Verätzungen durch Gefahrstoffe

- Stromschläge

- Quetschungen und Einschränkung der Mobilität durch mechanische Einflüsse oder Feststoffe

WAS SIND HÄUFIGE UNFALLURSACHEN?Die Unfallursachen sind vielfältig. Dazu gehören

– eine fehlende oder mangelhafte Gefährdungsbeurteilung, – mangelndes Gefahrenbewusstsein,– das gänzliche Fehlen oder die fehlerhafte Auswahl von Gas-

messgeräten,– der Einsatz ungeeigneter persönlicher Schutzausrüstung oder– die Auswahl von Arbeitern, die nicht für einen Confined Space

Entry geschult sind.

Manche Unfälle entstehen schlicht aufgrund von Unwissen und mangelnder Kompetenz. Werden in international besetzten Teams Trainings und Einweisungen in Englisch vorgenommen, kann es zum Beispiel bei Nicht-Muttersprachlern zu Verständnisfehlern kommen. In der Folge werden nicht alle relevanten Informationen vom durchführenden Personal korrekt verarbeitet.

Weitere mögliche Ursachen sind Unachtsamkeiten wie die unter-lassene Abkoppelung des Raums von der Energieversorgung, von Wärmequellen oder anderen mechanischen oder chemischen Einflüssen. Häufig wird die Konzentration von Gasen (Sauerstoff-gehalt – OX, Explosionsgefahr – EX, Vergiftungsgefahr – TOX) im Inneren des Tanks unterschätzt. Oder es herrscht Unkenntnis bezüglich potenziell ablaufender chemischer Reaktionen und dem Zustand eventuell noch vorhandener Tankfüllungen (Stoff, Tempe-ratur, Festigkeit etc.) vor. Gefährlich ist auch das Einbringen von Zündquellen, etwa durch elektrisch betriebene Werkzeuge, die

Die Reinigung, Instandhaltung oder Reparatur von Kolonnen, Tanks und Silos gehört zu den häufig anfallenden, aber alles andere als Routinearbeiten in der chemischen Industrie. Tanks und Silos müs-sen zum Beispiel bei Chargenwechseln von Produktionsschlämmen gereinigt, dekontaminiert und wiederaufbereitet werden. Wartungs-zyklen sind einzuhalten und regelmäßige Kontrollen sind durchzu-führen.

Unfälle in engen Räumen enden häufig tödlichIn schwer zugänglichen, schlecht belüf teten Räumen wie Kolonnen, Tanks und Silos kann es zu unvorhergesehenen Gasentwicklungen oder (Selbst-)Entzündungen sowie zu me-chanischen Zwischenfällen kommen. Es drohen Verletzungen durch Sauerstof fmangel, toxische und explosive Gase, ge-sundheitsschädliche Partikel oder mechanische Einflüsse. Unfälle in engen Räumen und Behältern enden häufig tödlich und tref fen nicht selten auf einen Schlag mehrere Personen. Es mangelt an of fiziellen Statistiken, die diese Unfälle und ihr genaues Ausmaß – wie die Art der Verletzungen, Ver-letzungsgrade, Spät folgen, Todesfälle – detaillier t auswer-ten. Im Rahmen wissenschaf tlicher Studien werden jedoch vereinzelt konkrete Zahlen veröf fentlicht, dann aber regio-nal beschränkt: Eine 2012 veröf fentlichte Untersuchung der Universität Berkeley, Kalifornien/USA, etwa zeigt, dass in den USA zwischen 1990 und 2005 bei 431 Unfällen 530 Arbeiter durch gif tige Gase oder Sauerstof fmangel in engen Räumen ums Leben kamen. Das sind im Schnit t 29 Unfälle und 36 Tote jährlich – nur in den USA. Die unfallträchtigs-ten Arbeitssituationen sind laut dieser Studie Reparatur- und Wartungsarbeiten (24 Prozent der erhobenen Fälle), gefolgt von Reinigungsarbeiten (12 Prozent) und Inspektionen (11 Prozent).

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ENGE RÄUME IN DER CHEMISCHEN INDUSTRIE – WO KEIN JOB DEM ANDEREN GLEICHT

nicht EX-geschützt sind und einen Funkenschlag auslösen können. Der Einstieg in einen engen Raum ist also immer mit hohen Risi-ken verbunden, da trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nicht hundert-prozentig vorhergesagt werden kann, welche Einflüsse im Inneren vorherrschen.

Gefahren identifizieren und bewertenAusgangspunkt für sicheres Arbeiten in engen Räumen und Behäl-tern ist eine umfassende Gefährdungsbeurteilung durch den Anla-genbetreiber. Die involvierten Mitarbeiter sind per Betriebsanwei-sung über die spezifischen Gegebenheiten sowie über potenzielle Gefahren zu informieren. Eine Tankreinigung erfordert nicht nur for-melle Qualifikationen (z. B. eine arbeitsmedizinische Untersuchung für das Arbeiten unter Atemschutz), sondern erfordert viel Erfah-rung sowie eine hohe körperliche wie mentale Belastbarkeit der Mit-arbeiter. Der Aufsichtführende muss bei einem Zwischenfall in der Lage sein, innerhalb kürzester Zeit adäquate Rettungsmaßnahmen einleiten zu können. In vielen Ländern sind deshalb entsprechen-de Zertifikate für das Tankreinigungspersonal obligatorisch. Das gilt auch für die Anwendung von Gasmessgeräten und persönlicher Schutzausrüstung wie Atemschutz.Für Arbeiten in engen Räumen hat sich international der Fachbegriff ›Confined Space Entry‹ durchgesetzt. Aufgrund der damit verbun-denen hohen Risiken gelten in der Regel besondere Sicherheits-standards, wie etwa in den USA der OSHA-Standard 1910.146 ›Permit-required Confined Space Entry‹ .

Ein ›Permit-required Confined Space Entry‹ liegt laut OSHA vor, wenn ein enger Raum darüber hinaus– eine (potenziell) gefährliche Atmosphäre aufweist, – Stoffe enthält, die den Eintretenden umschließen können,– aufgrund seiner Bauweise den Eintretenden einengt oder zu

seinem Ersticken führen kann und,– eine anerkannte, ernsthafte Gefahr für Sicherheit und Gesund-

heit darstellt.

Ein ›Non-permit Confined Space‹ hingegen zeichnet sich dadurch aus, dass– der Raum groß genug ist, dass ein Arbeiter in ihm arbeiten kann, – sein Ein- und Ausgang nur eingeschränkt zugänglich ist,– er nicht als dauerhafter Arbeitsort geeignet ist.

In der Praxis entscheidet die Gefährdungsbeurteilung, welcher Ka-tegorie ein geplanter Confined Space Entry zuzuordnen ist. Laut OSHA USA ist der Arbeitgeber u. a. dazu verpflichtet, mit Warn-schildern auf die besondere Gefahr eines ›Permit-required Confined Space‹ hinzuweisen sowie ein explizites ›Permit-required Confined Space‹-Programm zu implementieren. Doch trotz aller Sicherheits-regeln und organisatorischen Vorkehrungen bleibt der Einstieg in enge Räume ein hochriskanter Job.

Richtig freimessen – aber wie?Viele Unfalluntersuchungen zeigen: Wissen, Können und Erfahrung fehlen oft auch dann, wenn es darum geht, die Atmosphäre im In-neren vor dem Befahren des Behälters zu überprüfen. Die richtige Auswahl eines geeigneten Gasmessgerätes und seine korrekte Be-dienung tragen entscheidend dazu bei, Risiken zu minimieren. Häu-fig kommt es bei dem sogenannten Freimessen zu Fehleinschätzun-gen, weil an den falschen Stellen gemessen wird. Oder weil eine falsche Sensorik eingesetzt wird – so misst ein Ex-Sensor nur, ob ein Gas in einer explosiven Konzentration vorliegt, nicht aber, ob auch toxische Gefahrstoffe in der Atmosphäre auftreten. Manche toxischen Konzentrationen sind aber derart niedrig, dass sie der Ex-Sensor nicht anzeigt, obwohl bereits eine Vergiftungsgefahr vor-liegt. Denn ein Ex-Sensor misst in der Regel nur in Volumenprozen-ten und erkennt damit zwar die Gefahr einer Explosion, nicht aber eine mögliche Vergiftung, die schon im ppm-Bereich (ppm: parts per million) anfallen kann. Dafür wiederum gibt es spezielle Photoi-onisationsdetektoren (PID-Sensoren), die gesundheitsgefährdende Stoffe bereits im ppm-Bereich messen können. Ex-Sensoren sind darüber hinaus anfällig für Querempfindlichkeiten, was zu Fehlmessungen insbesondere bei schwer zu detektierenden Stoffen wie Toluol, Xylol oder Hexan führen kann. All diese lebens-wichtigen Aspekte kann aber nur beachten, wer sich bereits mit dieser Problematik beschäftigt hat – das braucht Wissen, Erfah-rung und Training.

Warum sind Rettungsversuche so riskant?Ein Großteil der tödlichen Unfälle in engen Räumen tritt bei Ret-tungsversuchen auf: Kollegen handeln im Affekt, ohne vorab die Si-tuation genau zu beurteilen. Retter verunglücken oftmals aufgrund derselben Ursache, die zuvor bereits den Kollegen im engen Raum in Gefahr gebracht hat – etwa bei einer durch Gas hervorgerufenen Bewusstlosigkeit, die auch den Retter trifft, wenn er den Raum

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Arbeiten in engen Räumen

vvbvEinsatz abbrechen

Eintritt verbieten · Arbeiten genehmigen lassen

An die Person wenden, welche die Arbeits-genehmigungen erteilt

Können die Arbeiten ohne Betreten des Bereichs fortgeführt werden?

Behalter, Silo oder engen Raum betreten und die Arbeit verrichten

Die molare Masse von Luft beträgt

29g/mol.Dies und die Masse bzw. die

physikalischen Eigenschaften der auftretenden Gefahrstoffe sind wichtige Punkte beim Freimessen enger Räume.

Den Bereich und alle Anlagen von allen mechanischen und chemischen Einflüssen sowie Wärmequellen abschirmen

Die Raumluft auf giftige und explosive Gase sowie

auf hohen und niedrigen Sauerstoffgehalt

prüfen und permanent überwachen

Treten gefährliche Stoffe wie Flüssigkeiten, Gase oder Dämpfe auf?

PRÜFEN | LÜFTEN | REINIGEN | SPÜLEN

NeinJa

Können Schlämme und Ablagerungen entfernt werden?

Ja

Nein

Können die Arbeiten ohne Atemschutz gerät

fortgeführt werden? Nein

Arbeiten, die mit zugelas-senem Atemschutzgerät

auszuführen sind

Prüfen, ob das Tragen des Atemschutzgerätes im engen Raum während des Betretens und Verlassens hinderlich ist

Einstufung: Eintritt ist auchohne Atemschutzgerät

risikofrei

Ja

Genehmigungen innerhalb des Zeitrahmens erteilen

Die zuständige Person kontaktieren Prüfverfahren

erneut kontrollieren

Genehmigungen erneuern oder neue Genehmigung einholen

oder Arbeiten abbrechen

Arbeit innerhalb des Zeitrahmens abgeschlossen

Arbeit NICHT innerhalb des Zeitrahmens abgeschlossen

Genehmigungen aufheben lassen: Mit anderen Arbeiten

fortfahren

Einstufung: Eintritt nur mit zugelassenem Atemschutzgerät,

Bänderung und Rettungsleine

Persönliche Schutzausrüstung ist

(eingeschlossen: Rettungs- und Wiederbelebungsausrüstung)

Mitarbeiter

richtig ausgewählt

geübt im Umgang mit den Geräten

für jeden verfügbar

abgestimmte Verständigungs-arten und -wege

sicher und einsatzbereit

vertraut mit Prozessen zur Arbeitserlaubnis und Rettung

vorschrifts-gemäß angelegt

Sicherheits-personal hatseine Positioneingenommen

KONTROLLEOk

1.6MILLIONENARBEITER

befahren rund 4,8 Millionen enge Räume und Behälter pro Jahr.

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Wie können Unfälle vermieden werden?Trainings sind eine wichtige Voraussetzungen für die Unfallvermei-dung in engen Arbeitsbereichen. Sie simulieren eine realtypische Arbeitssituation und beginnen zum Beispiel mit dem korrekten Freimessen und mit dem Anlegen von persönlicher Schutzausrüs-tung, gefolgt von Übungen zum Einstieg und Abstieg. Die Teilneh-

mer werden außerdem im richtigen Verhalten unter Stress und bei schlechter Sicht im Rauminneren sowie in der Evakuierung von be-wusstlosen und verletzten Personen geschult.Es ist in der Regel Aufgabe der anlageneigenen Arbeitssicher-heitsteams, mit dem Personal vor Ort bereits vor dem Einsatz konkrete Rettungsszenarien zu besprechen und zu üben. Das Rettungskonzept fällt dabei immer individuell aus, entsprechend der jeweiligen Rahmenbedingungen. Die eine Anlage beschäftigt vielleicht ein eigenes, für Unglücke in engen Räumen geschultes Rettungsteam. Bei der nächsten ist es womöglich die regional zu-ständige Feuerwehr, mit der speziell auf diese Räumlichkeiten zuge-schnittene Übungen regelmäßig gemeinsam durchgeführt werden.

ohne adäquaten Atemschutz betritt. Ist ein Unfall eingetreten, er-schweren die für einen engen Raum typischen Einschränkungen die Rettungsarbeiten, etwa zu enge Zugangsöffnungen, eine ver-minderte Sicht und häufig auch das Fehlen passender Ausrüstung. Dabei zählt bei der Rettung verunglückter Personen in Confined Spaces jede Sekunde, insbesondere in toxischer oder sauerstoff-armer Atmosphäre.Rettungskonzepte von Beginn an im Kopf habenAußerdem kommt es in der Praxis immer wieder vor, dass keine spezifischen Notfallpläne existieren – oder dass sie den Mitarbei-tern nicht bekannt sind. Dabei gehören zu einer sicheren Arbeits-methode auch ein geeignetes Notfallkonzept und Rettungsplan, der auf die speziellen Rahmenbedingungen zugeschnitten ist, um im Falle eines Falles professionell handeln zu können.So muss einkalkuliert werden, dass externe Rettungskräfte viel-leicht nicht immer ausreichend für die Bergung von Verletzten aus engen Räumen geschult sind, sodass sie erst zeitaufwändige Vor-bereitungen treffen müssen. Das kann den Start der Rettungsmaß-nahme deutlich hinauszögern, wie ein Beispiel aus Kalifornien/USA zeigt: ››[…] firefighters typically arrive at an emergency within five to seven minutes of a 911 call, but it can take one to three hours for someone to be extricated from a confined space because these are ‘low-frequency, high-risk’ operations in which crews avoid rushing into a dangerous situation.‹‹ Aber: Schnelligkeit kann Leben retten. Gerade bei Arbeiten in en-gen Räumen ist es also extrem wichtig, schon vorab einen Plan für das ››Was-wäre-wenn‹‹ zu entwerfen – und für den Fall der Fälle ein geschultes Rettungsteam parat zu haben, das mit Atemschutz und anderen Hilfsmitteln anrücken kann.

Ein Wartungsprojekt – eine BefahrerlaubnisUm sicher zu gehen, dass beim Befahren des Behälters die in der Betriebsanweisung vorgegebenen Maßnahmen zur Risikominimie-rung eingehalten werden, erstellt der Sicherheitsverantwortliche ei-nen zeitlich begrenzten Erlaubnisschein in Form eines Protokolls. Hier wird auf die konkreten, projektspezifischen Arbeitsaufgaben und Rahmenbedingungen eingegangen. Der Aufsichtführende hält u. a. die ausgewählten Messmethoden, -zeiträume und -geräte sowie die Messergebnisse, die erforderliche persönliche Schutzausrüstung und die Maßnahmen für einen Notfalleinsatz fest.Der idealtypische Ablauf, um Arbeiten in einem umschlossenen Raum sicher durchführen zu können, ist in einem Schema auf Seite 4 dargestellt.

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ENGE RÄUME IN DER CHEMISCHEN INDUSTRIE – WO KEIN JOB DEM ANDEREN GLEICHT

NFPA stellt neues CSE-Handbuch vorFakt ist: Trotz aller bereits existierenden Regularien von Berufs-genossenschaften, staatlichen Behörden wie OSHA und anderen relevanten Institutionen passieren immer wieder ernsthafte und so-gar tödliche Unfälle. Deshalb hat die National Fire Protection As-sociation (NFPA) mit Sitz in Quincy, Massachusetts/USA, in ihrem aktuellen Handbuch ›NFPA 350: Guide for Safe Confined Space Entry and Work‹ wichtige Aspekte zusammengefasst. Der praxisorientierte Ansatz liefert handlungsrelevante Tipps, etwa zu Auswahl und Einsatz der persönlichen Schutzausrüstung, zum Freimessen vor und während des Befahrens und für die Entwick-lung geeigneter Notfallpläne.Der industrieübergreifende Ansatz der NFPA ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, die Zahl der Unfälle in engen Räumen welt-weit zu reduzieren.

5 TIPPS FÜR DIE CSE-UNFALLPRÄVENTION1) Im Vorfeld überprüfen: Werden die national oder re-gional geltenden CSE-Richtlinien erfüllt? Das Befahren eines Behälters oder engen Raums setzt zum Beispiel in Deutschland laut BGR (117) eine Betriebsanweisung voraus, ergänzt um einen Erlaubnisschein. Oder aber le-diglich eine Betriebsanweisung, wenn es sich um häufig wiederkehrende Arbeiten mit gleichen Gefährdungen und Schutzmaßnahmen handelt.

2)I Sind die Verantwortlichkeiten geklärt? Wer macht was? Gibt es einen Aufsichtführenden, und weiß jeder, dass die-ser der Ansprechpartner für alle Sicherheitsfragen ist?

3) Thema Freimessen: Liegt auch dafür die notwendige Betriebsanweisung vor? Sind die dafür zertifizierten Mitar-beiter und die entsprechenden Geräte verfügbar?

4) Wurden die Mitarbeiter vor Ort in den beauftragten Tä-tigkeiten unterwiesen? Sind sie in der Verwendung von PSA, Rettungsgurten, Rettungswinden etc. geschult?

5) Ist ein Alarm- und Rettungsplan vorhanden? Sind die dort empfohlenen Maßnahmen konsequent durchdacht?

Sensibilisierung durch fachmännische BeratungGanz wichtig ist auch das Thema Aufklärung und Beratung. Mitunter ist Unternehmen gar nicht bewusst, dass es auf ihrer Anlage enge Räume gibt. Sprich: Es existiert gar keine Gefährdungsbeurteilung, weil die Gefahr nicht erkannt worden ist. Denn die Tücke steckt im Detail: Absturzmöglichkeiten, Gase, elektrischer Strom, me-chanische Einrichtungen wie Rührwerke oder hydraulisch betätigte Klappen sind Aspekte, die solitär betrachtet, zunächst berechen-bare Gefahren darstellen mögen. Im Zusammenhang mit starker Wandung und schlechter Lüftung aber potenzieren sie sich. Eine gemeinsame Begehung mit einem erfahrenen Sicherheitsexperten und eine detaillierte Gefährdungsbeurteilung können ergeben, dass auch ein vermeintlich ››harmloser‹‹ Schacht, größere Becken, Hohl-körper im Rohbau oder auch Hohlräume in Wartungsbereichen als enge Räume eingestuft werden.

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ENGE RÄUME IN DER CHEMISCHEN INDUSTRIE – WO KEIN JOB DEM ANDEREN GLEICHT

1 http://news.berkeley.edu/2012/02/13/confined-spaces/; Abruf: 03.06.2016

2 OSHA – Occupational Safety & Health Administration, Quelle: https://www.osha.gov/pls/oshaweb/owadisp.show_document?p_id=9797&p_

table=STANDARDS, Abruf: 01.06.2016

3 OSHA – Occupational Safety & Health Administration, Quelle: https://www.osha.gov/pls/oshaweb/owadisp.show_document?p_id=9797&p_

table=STANDARDS; Abruf: 01.06.2016

4 ››[…] 60 percent of deaths in confined spaces result from would-be rescuers entering to help a fallen buddy.‹‹ http://www.huffingtonpost.com/2012/05/24/ca-

workplace-fatalities_n_1542829.html?goback=.gmp_2246751.gde_2246751_member_260516403#!, Abruf: 03.06.2016

http://www.huffingtonpost.com/2012/05/24/ca-workplace-fatalities_n_1542829.html?view=print&comm_ref=false, Abruf: 03.06.2016

5 Quelle: Kommentar von Frank Fox, Mitglied in der Linked-In-Gruppe Confined Space Safety, http://www.linkedin.com/groups/Atmospheric-Testing-

Using-Portable-Gas-2246751.S.237145963?qid=6fb051bb-31eb-44a8-b899-e67c0401d36c&trk=group_most_popular-0-b-ttl&goback=.

anp_2246751_1378728676118_1.gmp_2246751

6 http://www.nfpa.org/codes-and-standards/document-information-pages?mode=code&code=350; Abruf: 03.06.2016

QUELLEN (AUSWAHL):

IMPRESSUMDEUTSCHLANDDräger Safety AG & Co. KGaARevalstraße 123560 Lübeck

www.draeger.com