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Westfälische Wilhelms-Universität Münster Ausarbeitung Enterprise Architecture Management im Rahmen des Seminars Software Management Stephan Schneider Themensteller: Prof. Dr. Herbert Kuchen Betreuer: Dipl.-Medienwiss. Susanne Gruttmann Institut für Wirtschaftsinformatik Praktische Informatik in der Wirtschaft

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Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Ausarbeitung

Enterprise Architecture Management

im Rahmen des Seminars Software Management

Stephan Schneider

Themensteller: Prof. Dr. Herbert Kuchen

Betreuer: Dipl.-Medienwiss. Susanne Gruttmann

Institut für Wirtschaftsinformatik

Praktische Informatik in der Wirtschaft

II

Inhaltsverzeichnis

1 Einführung ................................................................................................................. 3

2 Enterprise Architecture Management ........................................................................ 4

2.1 Definitionen und Abgrenzung ............................................................................ 4

2.2 Architekturpyramide .......................................................................................... 5

2.3 Management der Unternehmensarchitektur ....................................................... 7

2.4 Motivation und Ziele ........................................................................................ 10

3 Enterprise Architecture Management Tools ............................................................ 11

3.1 Voraussetzungen für die Tool-Unterstützung von EAM ................................. 11

3.2 Prozessabdeckung und Funktionen eines EAM-Tools .................................... 13

3.3 Marktübersicht EAM-Tools ............................................................................. 18

4 Fallstudie SEB Bank ................................................................................................ 21

4.1 Skizzierung ....................................................................................................... 21

4.2 Planungsmodell der SEB Bank ........................................................................ 21

4.3 Zusammenfassung der Fallstudie ..................................................................... 24

5 Zusammenfassung/Fazit/Ausblick ........................................................................... 25

A Softwarekarten ......................................................................................................... 26

B Informationsmodell .................................................................................................. 28

Literaturverzeichnis ........................................................................................................ 29

Kapitel 1: Einführung

3

1 Einführung

„In the 21st century, IT architecture will be the defining factor – the factor that

separates the winners from the losers“[Za96].

1987 wurde der Begriff Enterprise Architecture zum ersten Mal von John Zachman im

IBM System Journal in dem Artikel „A Framework for Information Systems

Architecture“ geprägt. Darin skizzierte er seine Vision von der Enterprise Architecture

als den entscheidenden Faktor, die steigende Zahl von vernetzten Systemen verwalten

zu können.

In der Realität kann die steigende Komplexität der IT von Unternehmen oftmals nicht

mehr bewältigt werden. Dies resultiert aus der Tatsache, dass Unternehmen Software

nur für eine bestimmte Abteilung kaufen oder entwickeln. Mit der Zeit führt dies

zwangsläufig zu einer heterogenen Anwendungslandschaft. Viele verschiedene

Systeme, damit verbundene redundante Daten und mehrfache Implementierungen der

gleichen Funktionalität sind die Probleme mit denen Unternehmen zu kämpfen haben.

Die Beherrschung der Komplexität der eigenen IT ist jedoch eine wesentliche

Voraussetzung für die Flexibilität des Unternehmens. Unternehmen sind gefordert sich

auf den Wandel der Märkte einzustellen und ihn auch aktiv zu beeinflussen. Schnelle

Reaktion auf den Wandel ist aber nur möglich, wenn ein Unternehmen weiß, wie seine

IT-Architektur die Geschäftsarchitektur unterstützt. Denn nicht selten bedeutet Wandel

die Restrukturierung IT-gestützter Geschäftsprozesse.

Enterprise Architecture (EA) und Enterprise Architecture Management (EAM) sollen

dem Unternehmen einen Ansatz zur Strukturbildung geben, um der Komplexität Herr

zu werden.

Diese Arbeit untergliedert sich in fünf Kapitel. Nach der Einführung werden die

Begriffe EA und EAM mithilfe der Architekturpyramide und den zugehörigen

Prozessen intensiv theoretisch beleuchtet und motiviert. In Kapitel 3 wird der Bogen zur

Praxis gespannt, indem Voraussetzungen zur EAM-Tool-Unterstützung genannt

werden. Auf den Funktionsumfang von erhältlichen Tools und die aktuelle

Marktsituation für EAM-Tools wird in den folgenden Kapiteln eingegangen.

Abgerundet wird der Praxisteil mit der Fallstudie der strategischen Planung der SEB-

Gruppe, die einen EAM-Ansatz verfolgt.

Kapitel 2: Enterprise Architecture Management

4

2 Enterprise Architecture Management

2.1 Definitionen und Abgrenzung

Für den Begriff Enterprise Architecture Management besteht keine einheitliche

Definition. Stattdessen gibt es eine Vielzahl von Definitionen, die Ähnlichkeiten und

Unterschiede aufweisen sowie auch im Detaillierungsgrad erheblich voneinander

abweichen. In diesem Kapitel wird deshalb der Begriff Enterprise Architecture

Management auf die Bedeutung seiner Bestandteile untersucht und verschiedene

Definitionen von Enterprise Architecture Management vorgestellt. Abschließend wird

anhand der Modelle der Architekturpyramide eine gemeinsame Definition

herausgearbeitet, die als Basis für die vorliegende Arbeit dient.

In der Informationstechnologie wird der Architekturbegriff in unterschiedlichen

Kontexten benutzt, z. B. IT-Architektur, Systemarchitektur. Der IEEE Standard

1471-2000 definiert IT-Architektur als „fundamental organization of a system,

embodied in its components, their relationships to each other and the environment, and

the principles governing its design and evolution” [IE00]. Dern erweitert diese

Definition auf mehrere Systeme [De03]. Festzuhalten bleibt also, das eine IT-

Architektur eine abstrakte, ganzheitliche Betrachtung der Struktur eines oder mehrerer

Systeme mit Planungs- oder Dokumentationscharakter ist.

Um den Unterschied zwischen einer IT-Architektur und einer Unternehmensarchitektur

(engl. Enterprise Architecture) zu verdeutlichen, wird häufig der Unterschied zwischen

einer Gebäudearchitektur und einer Stadtplanung als Analogie benutzt. Im Vergleich

zur Architektur im klassischen Sinn wird hier eine zentrale Stelle als Plan- und

Steuerungsorgan eingesetzt. Das Ziel ist einheitliche, langfristige Vorstellungen zur

Gesamtentwicklung der Stadt mit Blick auf regionale, soziale, wirtschaftliche und

politische Aspekte zu schaffen. Übertragen auf die Unternehmensarchitektur bedeutet

das, dass sich die Unternehmensarchitektur nicht mit einer Anwendung, sondern mit der

gesamten Anwendungslandschaft auseinandersetzt. Dabei müssen eine Vielzahl von

Interessen im Unternehmen berücksichtigt werden. Organisatorisch gesehen ist die

Kapitel 2: Enterprise Architecture Management

5

Unternehmensarchitektur auch in der Nähe zum CIO1 angesiedelt, sie hat also einen

planenden und steuernden Charakter.

Lankhorst definiert eine Unternehmensarchitektur als „a coherent whole of principles,

methods and models that are used in the design and realization of an enterprises

organizational structure, business processes, information systems and infrastructure”

[La05]. Welche Prinzipien, Methoden und Modelle dies sind, zeigt Dern in dem Modell

der Architekturpyramide, um das Artefakt Unternehmensarchitektur zu definieren.

2.2 Architekturpyramide

Das Artefakt Unternehmensarchitektur ist aus mehreren Einzelartefakten

zusammengesetzt.

Abb. 1: Architekturpyramide [De06]

Ausgangspunkt für die Ableitung einer Unternehmensarchitektur ist die

Unternehmensstrategie. Diese existiert meist nicht in Dokumentenform, sondern

definiert sich meist über Business Treiber oder ist in Unternehmenszielen

operationalisiert. Business-Treiber bestimmen die fundamentale geschäftliche

1 Chief Information Officer

Geschäfts-

architektur

Informations-

architektur

IT-Architektur

IT-Basisstruktur

Strategie

Pro

jektp

ortfo

lio

Kapitel 2: Enterprise Architecture Management

6

Ausrichtung eines Unternehmens und seine Geschäftsfelder. Sie werden in der

Geschäftsarchitektur definiert.

Die Geschäftsarchitektur definiert die Prozessarchitektur der Geschäftsprozesse eines

Unternehmens. Sie umfasst den Informationsbedarf sowie die notwendigen Funktionen

zur Durchführung der Geschäftsprozesse. In der Organisationsarchitektur wird die

Aufbau- und Ablauforganisation zur optimalen Durchführung der Geschäftsprozesse

strukturiert.

Ausgehend von der Geschäftsarchitektur schafft die Informationsarchitektur eine

gemeinsame geschäftliche und technologische Sicht für eine wertorientierte Gestaltung

der Anwendungslandschaft eines Unternehmens. Sie umfasst die systematische

Aufstellung und Bewertung der Informationssysteme eines Unternehmens (IS-Portfolio)

im gegenwärtigen (Ist-IS-Portfolio) und zukünftigen Status (Soll-IS-Portfolio).

Die IT-Architektur ist die strukturierende Abstraktion existierender oder geplanter

Informationssysteme. Diese Abstraktion schafft die gemeinsame

Kommunikationsplattform aller an der Gestaltung von Informationssystemen

Beteiligten, um so die Planbarkeit und Steuerbarkeit der Gestaltung realer, miteinander

kommunizierenden Entitäten der IT eines Unternehmens zu ermöglichen. Sie umfasst

die fachliche Architektur, die Softwarearchitektur, die System- und

Sicherheitsarchitektur sowie den zugeordneten Softwareentwicklungsprozess.

Als IT-Basisstruktur wird die Menge aller Hardware- und systemnahen

Softwarekomponenten verstanden, die die Laufzeit- und Managementumgebung für

Entwicklung, Test und Produktion von Informationssystemen bilden. Diese

Komponenten werden zu Basisplattformen gruppiert und bilden die Zielplattform von

Informationssystemen.

Das IT-Projektportfolio ist die Menge aller Projekte, die notwendig sind, um die

Anwendungslandschaft eines Unternehmens auf der Grundlage der definierten

Informationsarchitektur in einen definierten Soll-Zustand zu überführen.

Keller unterscheidet zudem zwischen der IT-Unternehmensarchitektur und der

Unternehmensarchitektur [Ke07]. Die IT-Unternehmensarchitektur ist dabei der Teil der

Unternehmensarchitektur, den die IT-Funktion im Unternehmen ausmachen darf, ohne

dabei in den Kompetenzbereich einer anderen Unternehmenseinheit einzudringen. Im

Kapitel 2: Enterprise Architecture Management

7

Idealfall sind aber IT-Unternehmensarchitektur und Unternehmensarchitektur identisch

und einheitlich organisiert.

2.3 Management der Unternehmensarchitektur

Mit der Entwicklung der Architekturpyramide ist eine statische Sicht auf ein

Unternehmen erreicht. Ein Unternehmen verhält sich jedoch wie ein komplexer

Organismus. Alle Bestandteile der Architekturpyramide sind nur Momentaufnahmen

eines dynamischen Systems. Besonders deutlich wird dies am IS-Portfolio. In einem

großen Unternehmen reflektiert das IS-Portfolio immer nur einen Ist-Zustand, der sich

im permanenten Wandel befindet. Sowohl den Wandel in der Informationstechnologie

als auch in der Produktpalette des Unternehmens soll das EAM unterstützen. Daher

werden im Folgenden eine Reihe von Prozessen im Unternehmen aufgeführt und

definiert, die eine Rolle für das EAM spielen und den dynamischen Charakter

unterstreichen.

Aus dem Prozess der Entwicklung der IT-Strategie sollten sich eine Anwendungs-, IT-

Architektur- und Infrastrukturstrategien ergeben. Eine IT-Strategie muss aus der

vorgegebenen Geschäftsstrategie abgeleitet werden. Die Anwendungsstrategie umfasst

die Festlegung eines Bündels strategischer Systeme, die die Performance des

Unternehmens steigern oder erhalten. Zusammen mit einem strategischen

Maßnahmenplan wird sie genutzt, um den Prozess des IS-Portfoliomanagements

auszulösen. Die IT-Architekturstrategie stellt Regeln zum Einsatz und zum

Management von Technologien und Ressourcen einschließlich der wichtigsten IT-

Prinzipien fest.

Als Geschäftsprozessmanagement bezeichnet man das aktive Betreiben eines

Geschäftsprozessmodells zur Gestaltung aller im Unternehmen ablaufenden

Geschäftsprozesse einschließlich ihrer Schnittstellen nach außen.

Der Prozess IS-Portfoliomanagement wird durch Veränderungen und Anforderungen

innerhalb und außerhalb eines Unternehmens ausgelöst. Innerhalb des Prozesses werden

die Auslöser in ihrer Wirkung auf das IS-Portfolio anhand von ausgewählten

Dimensionen analysiert und bewertet. Daraus werden Beschreibungen des Soll-IS-

Portfolios abgeleitet. Als Hilfsmittel zur Visualisierung der IS-Portfolioanalyse werden

Softwarekarten verwendet.

Kapitel 2: Enterprise Architecture Management

8

Der IT-Architekturmanagement-Prozess liefert Architekturplanungen, IT-Architekturen

und Architekturanalysen, die auf die Weiterentwicklung des Ist-IS-Portfolios und die

dahinterliegenden Geschäftsprozesse ausgerichtet sind. Auslösende Anforderungen

entstehen im IS-Portfoliomanagement oder werden übergreifend von anderen

Stakeholdern ausgelöst.

Der Prozess des IT-Projektportfoliomanagement definiert, analysiert und bewertet die

IT-Projekte, die zur Überführung des Ist- in das Soll-IS-Portfolio durchgeführt werden.

Nachdem nun einige wichtige Prozesse im Unternehmensumfeld aufgeführt wurden,

stellt sich die Frage, wie sie sich zum EAM verhalten. In der Literatur findet man keine

eindeutige Zuordnung der Prozesse zum EAM. Deshalb werden mehrere Definitionen

aufgeführt, was EAM umfassen kann.

Dern sieht einerseits die Verzahnung des IT-Architekturmanagements mit dem IS-

Portfoliomanagement und dem IT-Projektportfoliomanagement als EAM. Andererseits

schreibt er im Vorwort von [De06], dass EAM die Verzahnung des IT-

Architekturmanagements mit der strategischen IT-Planung beschreibt.

Keller führt fünf wesentliche Prozesse des EAM auf: Ableitung der IT-Strategie,

Anwendungsportfolio-Management, Modellierung der Unternehmensarchitektur,

Entwicklung und Durchsetzung von Richtlinien, Monitoring des Projektportfolios und

Projektbegleitung.

Sebis [Se08] zählt Strategie-Management, Portfolio-Management, Architektur-

Management und Synchronisations-Management als Module im EAM-Prozess. Die

Abbildungen 2, 3 und 4 vergleichen diese theoretischen Ansätze, indem die

Entsprechungen in den verschiedenen Modellen farblich gekennzeichnet sind.

Abb. 2: EAM-Prozesse nach Dern [De06]

Geschäfts-

architektur

Kapitel 2: Enterprise Architecture Management

9

Abb. 3: EAM-Prozesse nach Keller [Ke07]

Abb. 4: EAM-Prozesse nach sebis [Se08]

Im Gegensatz zu den anderen beiden Autoren gibt es in [Se08] auch eine direkte

Definition des Begriffs Enterprise Architecture Management als einen kontinuierlichen

iterativen Prozess, der die existierende und geplante IT-Unterstützung für ein

Unternehmen kontrolliert und verbessert. Dieser Prozess berücksichtigt sowohl die IT

des Unternehmens als auch Geschäftsprozesse, Geschäftsziele und Strategien mit dem

Ziel eine umfassende und integrierte Sicht auf das Unternehmen zu generieren.

Festzhuhalten bleibt, dass die Planung und die Steuerung der Enterprise Architecture

die Hauptaufgabe des Enterprise Architecture Management ist. EAM sollte dabei die

Ausrichtung der IT-Funktion an der Unternehmensstrategie unterstützen.

Kapitel 2: Enterprise Architecture Management

10

2.4 Motivation und Ziele

Eine Anwendungslandschaft eines Unternehmens besteht mitunter aus 100-1000

vernetzten Anwendungen. Die Komplexität dieser Anwendungslandschaft ergibt sich

aus den Beziehungen der Anwendungen untereinander. Da die Beziehungen zwischen

den Anwendungssysteme auf allen Unternehmensarchitekturebenen meist unzureichend

dokumentiert ist, kann die IT oft nicht mit der Dynamik des Geschäfts mithalten. Die

Motivation des EAM ist deshalb eine nachhaltige Dokumentation der Anwendungen

mit ihren Eigentümern und den daraus abgeleiteten Rechten und Pflichten zu erstellen,

geeignete Modelle zur Bildung eines gemeinsamen Vokabulars zur Kommunikation zu

schaffen, sowie Abstraktionen zur Beherrschung der inhärenten Komplexität in Form

von Visualisierungen zu schaffen und dabei die Anforderungen sämtlicher Stakeholder

zu balancieren.

Externe Treiber für das EAM sind z. B. der Markt und Regularien wie SOX, CCA,

Basel II, KonTraG, Solvency II, die Vorgaben des Gesetzgebers für Unternehmen

darstellen. Interne Treiber für EAM sind z.B die vom Vorstand oder Fachbereichen bei

der IT-Organisation geforderte effektivere, schnellere und wirtschaftliche

Geschäftsunterstützung.

Kurzfristig können mit einem repository-basierten EAM Mehrkosten durch konsistente

Datenhaltung vermieden werden. Zudem erzeugt EAM Wissen über das Inventar an

Anwendungen.

Mittelfristige Ziele sind z. B. Kosteneinsparungen durch Identifizierung von

redundanter Funktionalität im Unternehmen. Dies wird konkret durch gezieltes IS-

Portfoliomanagement erreicht, so dass z. B. eine Anwendung zum Anfang des nächsten

Jahres abgeschaltet werden kann.

Langfristige Ziele sind sicher die Reduzierung der Komplexität der

Anwendungslandschaft mit Blick auf eine optimale Unterstützung des Unternehmens

durch die IT und die Erzeugung von Transparenz. Das bedeutet, dass Informationen

bezüglich der IT-Unterstützung im Unternehmen, die von verschiedenen Stakeholdern

benötigt werden, schnell geliefert werden können, sowie immer auf dem aktuellen Stand

sind. Im Idealfall kann die IT durch EAM Potentiale aufzeigen, die durch die

Unternehmensstrategie genutzt werden können. Dies wird dann im simultanen

Engineering der Geschäftsmodelle und IT-Unterstützung umgesetzt.

Kapitel 3: Enterprise Architecture Management Tools

11

3 Enterprise Architecture Management Tools

3.1 Voraussetzungen für die Tool-Unterstützung von EAM

Um eine EAM-Unterstützung implementieren zu können, ist zunächst ein

unternehmensweites einheitliches Verständnis der Unternehmensarchitektur nötig.

EA-Frameworks wie Zachman [Za08] und TOGAF [TO03] machen Vorschläge für den

Aufbau und die Organisation der Enterprise Architecture, den Aufbau und die

Etablierung der EAM-Prozesse, sowie die Verbindung der Artefakte der Enterprise

Architecture in einem Framework. Nichtsdestotrotz fehlt es den Frameworks an einem

integrierten Informationsmodell, welches die verschiedenen Ebenen und Prozesse

verbindet.

Ein Informationsmodell ist das immaterielle Abbild des betrieblichen Objektsystems

aus Sicht der in diesem verarbeiteten Informationen für Zwecke des

Informationssystem- und Organisationsgestalters [BS04]. Im Kontext des EAM handelt

es sich bei den betrieblichen Objekten um für das EAM relevante Objekte. Im Anhang

findet sich ein Beispiel für so ein Informationsmodell im EAM-Kontext in UML-

Notation. Dieses Modell wurde aus dem EAM-Pattern-Katalog2 von sebis entwickelt.

Der Katalog ist durch eine Umfrage mit Praxispartnern entstanden, die EAM einsetzen.

Die Umfrage zeigt die Interessen für verschiedene Stakeholder auf, die in den Bereich

des EAM fallen. Daraus werden Aktivitäten abgeleitet, die die Interessen adressieren.

Softwarekarten (Viewpoints) unterstützen die Stakeholder bei der kollaborativen

Durchführung der Aktivitäten. Zur Generierung dieser Softwarekarten sind bestimmte

Informationen nötig, die dann als Fragment mit in das Informationsmodell einfließen.

Um das Informationsmodell mit Daten zu füllen, die bereits im Unternehmen existieren,

bieten EAM-Tools eine Reihe von Schnittstellen zu einer Vielzahl anderer Systemarten

von verschiedenen Herstellern. Darin besteht auch die zentrale Herausforderung für den

EAM-Prozess: Informationen auf einem aktuellen und konsistenten Stand zu halten.

Zum Vergleich: Eine IT-Asset-Datenbank allein konsistent zu halten ist schon eine

schwere Aufgabe. Ein EAM-Tool benötigt daraus nur einen relevanten Auszug. Diesen

in der Praxis manuell zu erfassen, wird immer zu mangelnder Aktualität führen.

2 Vgl. http://srvmatthes8.informatik.tu-muenchen.de:8083/wikis/eam-pattern-catalog/home

Kapitel 3: Enterprise Architecture Management Tools

12

Theoretisch muss ein Tool für EAM mit Daten aus allen Ebenen der

Unternehmensarchitektur automatisch versorgt werden, um die Probleme der

Stakeholder adressieren zu können. Dafür müssen die in Kapitel 2.3 aufgeführten

Prozesse im Unternehmen implementiert sein und eine dauerhafte Zusammenarbeit von

Geschäftsarchitekten, IT-Architekten, Projektmanagern etc. gewährleistet sein. In

diesem Fall können gepflegte Daten in den existierenden Informationssystemen im

Unternehmen für das EAM genutzt werden (Abb. 5).

Abb. 5: Datenaufbereitung und –nutzung für EAM [Se08]

Durch Konsolidierung der Daten in ein abstraktes Modell kann dann eine einheitliche

Sicht generiert werden:

Geschäftsprozessdaten sind in BPM-Tools wie ARIS-Toolset, Corporate

Modeler, Mega Process oder ähnlichen zu finden

Applikationsdaten, ihre Komponenten, Interfaces, etc. findet man in Software-

Modellierungstools (Rational Software Architect oder Together Control Center)

IT-Service-Management-Prozesse organisiert nach ITIL, MOF oder COBIT

werden in einer Datenbank gehalten

Informationen über Geräte und Systeme, Verbindungen zwischen Hardware und

Informationssystemen, Up- und Downtimes werden in IT-Asset-Management-

Systemen wie Open View, Tivoli und SMS gesammelt

Kapitel 3: Enterprise Architecture Management Tools

13

Projektplanungs- und Business-Intelligence-Daten sind in Systemen wie SAP

Business Warehouse und MS Project enthalten

Praktisch wird man aber ein integriertes Informationssystem für die Unterstützung der

IT-Funktionen, das den Integrationsgrad eines ERP-Systems in Handels- oder

Produktionsunternehmen hat, noch nicht auf dem Markt finden

3.2 Prozessabdeckung und Funktionen eines EAM-Tools

In diesem Abschnitt wird ein Überblick gegeben, welche Prozess- und Funktionsblöcke

ein EAM-Tool umfassen kann und wie diese die in Kapitel 2 beschriebenen

Prozessmodelle abdecken. Als Referenz wird das Funktionsblockmodell des EAM-

Tools planningIT von alfabet genutzt, das in [Se08] den größten Abdeckungsgrad

erreicht hat (Abb. 6). Im Vergleich mit den EAM-Modellen aus Kapitel 2 fällt auf, dass

es zusätzliche Blöcke gibt. Sie gehören zu den sonstigen Planungs- und

Betriebsfunktionen einer IT-Unterstützungsfunktion. Diese sind das logische IT-

Repository und das Value Management. Das logische IT-Repository ist die

Modellbasis, durch die ein IS-Portfolio-Management erst möglich wird. Hier werden

Daten aus dem IT-Asset-Management in eine vereinfachte Sicht transformiert.

Abb. 6: Funktionsblöcke von planningIT [Ke07]

Kapitel 3: Enterprise Architecture Management Tools

14

Bevor die spezifischen EAM-Aufgaben beschrieben werden, die ein EAM-Tool

abdecken sollte, werden die Visualisierungsmöglichkeiten von Zusammenhängen im

Unternehmen, die auf einer semantischen Basis fundieren, aufgezeigt. Das Kernartefakt

bildet dabei die Anwendungslandschaft. Sie muss in drei Zuständen berücksichtigt

werden: Der Ist-Zustand repräsentiert den aktuellen Zustand der

Anwendungslandschaft; der Plan-Zustand einen zukünftigen Status der Landschaft, der

zu einer bestimmten Zeit modelliert wurde und der Soll-Zustand den Status, der auf

lange Sicht erreicht werden soll.

Die Visualisierung der Anwendungslandschaft nach verschiedenen Kriterien ist der

Softwarekartographie zuzuordnen. Ihr Ziel ist komplexe Anwendungslandschaften im

Unternehmen systematisch darzustellen und damit die Beschreibung, Bewertung und

Gestaltung von Anwendungslandschaften zu verbessern. Lankes et al haben in einer

Untersuchung [LMW05] verschiedene Typen von Softwarekarten identifiziert.

Abb. 7: Typen von Softwarekarten [Ke07]

Zunächst unterscheiden sie zwischen Softwarekarten mit Kartengrund und ohne

Kartengrund. Entscheidend ist die geographische Position der Elemente bei

Softwarekarten mit Kartengrund; bei Karten ohne Grund spielt sie keine Rolle. Es

werden drei verschiedene Typen von Softwarekarten mit Kartengrund unterschieden:

Cluster-, Prozessunterstützungs- und Intervallkarten. Im Anhang finden sich Beispiele

für solche Softwarekartentypen.

In Clusterkarten bilden logische Einheiten, z. B. Funktionsbereiche oder

Organisationbereiche, die Basis der Ordnung. In diese beliebig anzuordnenden

Einheiten werden die zugehörigen Anwendungssysteme eingesetzt.

Softwarekarte

mit Kartengrund ohne Kartengrund

Clusterkarte Prozess-

unterstützungskarte

Intervallkarte

Kapitel 3: Enterprise Architecture Management Tools

15

Die Prozessunterstützungskarte verortet die dargestellten Elemente an den

Geschäftsprozessen und an möglichen weiteren organisatorischen Ausprägungen. Die

Geschäftsprozesse werden auf der Abszisse und auf der Ordinate z. B.

Organisationseinheiten, Systemklassen oder Zeitintervalle eingetragen.

Bei der Intervallkarte werden auf der Abszisse die Zeit und auf der Ordinate z. B. IS-

Systeme, IT-Projekte oder Organisationseinheiten eingetragen. Sie orientiert sich stark

an Gantt-Diagrammen.

Softwarekarten ohne Kartengrund sind z. B. UML-Diagramme. Sie dienen in erster

Linie der Strukturierung von Problemen und nicht der Darstellung der

Anwendungslandschaft im Unternehmen.

IS-Portfoliomanagement

Ein Tool sollte eine Funktion zum Management der Anwendungslandschaft enthalten

und mithilfe von Softwarekarten die Anwendungslandschaft visualisieren können.

Ausgehend von den Daten des Ist-Zustands sollten verschiedene

Weiterentwicklungsvarianten modelliert werden können. Die Daten des aktuellen

Zustands und aller zukünftigen Zustände sollten historisierbar sein, um Vergleiche

herstellen zu können.

Projektportfoliomanagement

Das Projektportfoliomanagement sammelt und dokumentiert die Anforderungen, die aus

Business und IT stammen, und verknüpft sie mit den betreffenden Elementen der

Unternehmensarchitektur. Daraus werden Projekte der nächsten Planungsperiode

generiert. Bei vielen EAM-Tools wird das Projektportfoliomanagement noch mit dem

Synchronisationsmanagement verknüpft. Das Synchronisationsmanagement adressiert

Fragen im Zusammenhang mit auftretenden Interdependenzen, wenn zwei oder mehr

Projekte dasselbe IS modifizieren. Fragen, die das Projektportfoliomanagement

beantwortet, sind:

Wie hoch sind die Kosten für welchen Projektvorschlag?

Wie hoch ist der erwartete ROI3 für welchen Projektvorschlag?

Welche IS werden verändert, neu erstellt, abgeschaltet von welchen Projekten?

Welche Prozesse und organisatorische Einheiten sind von den Änderungen

betroffen, weil sie das IS nutzen, das vom Projektvorschlag verändert wird?

3 Return on Investment

Kapitel 3: Enterprise Architecture Management Tools

16

Welche Projektvorschläge haben die höchste Priorität?

Welche Projekte betreffen dieselbe organisatorische Einheit?

Welche Interdependenzen existieren zwischen Projekten?

Welche Auswirkungen hat die Verzögerung eines bestimmten Projekts und

welche Zeitpläne müssen dann wie angepasst werden?

Strategiemanagement

Das Strategiemanagement kümmert sich um die Ausrichtung der EAM-Aktivitäten an

der Unternehmensstrategie. Es analysiert, wie weit eine Strategie auch umgesetzt wird,

indem Objekte der Planung mit Objekten der dokumentierten Strategie verknüpft

werden. Dadurch soll es auch möglich sein, von einem bestimmten Objekt mit einem

hohen Detaillierungsgrad die Strategie zurückzuverfolgen, die zu seiner Erstellung

geführt hat. Fragen, die das Strategiemanagement beantwortet, sind:

Welche Strategie führt zu welchen Zielen?

Sind alle Ziele erreicht worden?

Welche organisatorischen Einheiten haben ihre Ziele nicht erreicht?

Welche Projekte unterstützen welche Ziele?

Welche Anforderungen sind welchen Zielen zugeordnet?

Geschäftsprozessmanagement

Geschäftsprozesse und -objekte sowie der Austausch der Geschäftsobjekte zwischen IS

werden im Geschäftsprozessmanagement betrachtet. Fragen, die das

Geschäftsprozessmanagement beantwortet, sind:

Welche Geschäftsobjekte werden von welchem IS erstellt, modifiziert oder

gelöscht?

Welches IS tauscht welche Geschäftsobjekte über welches Interface aus?

Welches IS hält die Master-Copy von welchem Geschäftsobjekt?

Welche Geschäftsprozesse werden manuell ausgeführt?

IT-Architekturmanagement

Das IT-Architekturmanagement beschäftigt sich mit der Einführung und

Implementierung von Architektur-Blueprints, die die IT-Architektur von IS

standardisieren. Auf diesen Architektur-Blueprints sollen zukünftige IS basieren und

Kapitel 3: Enterprise Architecture Management Tools

17

bereits laufende IS sollen an sie angepasst werden. Fragen, die das IT-

Architekturmanagement beantwortet, sind:

Welche IT-Architekturen werden in welchen Anwendungsdomänen verwendet?

Welche der existierenden IT-Architekturen sollte beibehalten werden und

welche sollten ersetzt werden?

Welche Architekturelemente umfassen die verwendeten IT-Architekturen?

Welche der Anwendungssysteme benutzen welche Architekturelemente?

Welche Auswirkungen hat die Ersetzung einer Architektur / eines

Architekturelements?

Infrastrukturmanagement

Das Infrastrukturmanagement behandelt die IT-Infrastruktur des Unternehmens. Die

Infrastruktur umfasst z. B. Datenbanken und Middleware-Systeme. Fragen, die das

Infrastrukturmanagement beantwortet, sind:

Welche Datenbanken werden benutzt?

Welches IS nutzt welche Datenbanken?

Wie hoch sind die Kosten für den Betrieb der Datenbank?

Welche Datenbanken werden ersetzt und welche IS sind davon betroffen?

Welche organisatorischen Einheiten hosten das betroffene IS?

Anforderungsmanagement

Im Anforderungsmanagement treten Anforderungen in verschiedenen Formen auf: In

Form der Unternehmens- und der IT-Strategie und in Form von

Veränderungsprogrammen, die entweder eine Vielzahl von Anwendungssystemen

(Umbau eines kompletten Geschäftsprozess) oder nur ein einzelnes IS betreffen.

Welche Anforderungen wurden gestellt?

Welche IS sind von den einzelnen Anforderungen betroffen?

Welche Anforderungen können in ein Projekt integriert werden?

Welche Projektvorschläge resultieren daraus?

Zu diesen funktionalen Anforderungen kommen weitere nichtfunktionale

Anforderungen an ein EAM-Tool hinzu. Da ein Unternehmen ein vorgefertigtes

Informationsmodell kaum vollständig nutzt, sind Anpassungsmöglichkeiten des

Metamodells wünschenswert. Genauso ist die Erweiterbarkeit der Funktionalität, der

Kapitel 3: Enterprise Architecture Management Tools

18

Visualisierungen und der Reports ein weiteres Kriterium. Ein EAM-Tool wird nur

erfolgreich eingesetzt werden können, wenn es ähnlich wie ein ERP-System fast jeder

Mitarbeiter der IT nutzt. Also muss ein EAM für den Mehrbenutzerbetrieb konzipiert

sein. Auch bei einer Vielzahl von Benutzern sollte es immer noch performant sein und

eine gute Usability bieten. Wie in den Anforderungen gesehen, muss ein EAM-Tool

Schnittstellen in viele Richtungen besitzen und auch gut integriert werden. Dafür sollten

die Schnittstellen einfach anzupassen und erweiterbar sein.

3.3 Marktübersicht EAM-Tools

EAM-Tools sind eine relativ neue Art von Software. Die Hersteller dieser Tools

entwickelten ursprünglich Tools für einen anderen Bereich. Um den Erfordernissen des

EAM zu entsprechen, wurden die Tools um Funktionalität erweitert und angepasst,

Dabei variiert der Funktionalitätsumfang aufgrund der unterschiedlichen Auffassung

von EAM stark.

Werkzeuge des Umfangs von planning-IT stellen leider noch die Minderheit dar. Häufig

wird nur ein Teil der EAM-Funktionalität als Aufsatz auf bestehende Lösungen, die zu

anderen Zwecken entworfen wurden, implementiert.

Als Herkunft der Tools kann man drei verschiedene Richtungen unterscheiden:

1) Tools für Projektarchitekten: Bei diesen Tools wurden die Beziehungen von

Komponenten zueinander modelliert.

2) BPM-Tools besitzen schon die Funktionalität Geschäftsprozesse auf IT-Systeme

abzubilden, daher liegt eine Erweiterung der Funktionalität zur EAM-

Unterstützung nahe.

3) Meta-Werkzeuge sind Toolsets, mit denen man u.a. beliebig viele graphische

Editoren und Anwendungen bauen kann. Durch Hinterlegung eines Metamodells

und weiterer Anpassungen entsteht ein Werkzeug für eine bestimmte

Anwendung.

Eine allgemein anerkannte Kategorisierung der Tools gibt es noch nicht. Die evaluierten

Tools in [Se08] lassen sich jedoch nach ihren unterschiedlichen Ansätzen

kategorisieren. Dabei kann man zwischen einem Metamodellierungsansatz, einem

methodengetriebenen, einem prozessgetriebenen und einem integrativen Ansatz

unterscheiden.

Kapitel 3: Enterprise Architecture Management Tools

19

Beim Metamodellierungsansatz kann das Metamodell an die individuellen Ansprüche

angepasst werden. Berichte und Visualisierungen können an das adaptierte Metamodell

ebenfalls angepasst werden. Dies ist der flexibelste Ansatz, jedoch verursachen die

Anpassungen natürlich erheblichen Entwicklungsaufwand. ADOit von BOC GmbH,

Troux von Troux Technologies und System Architect von Telelogic gehören zu diesem

Typ.

Der methodengetriebene Ansatz basiert auf einer vordefinierten und dokumentierten

Methodik. Er ermöglicht keine Anpassungen des Metamodells, um die Methodik zu

erhalten. Die ARIS Plattform von IDS Scheer verfolgt so einen Ansatz.

Der prozessgetriebene Ansatz ist eine Erweiterung des methodengetriebenen Ansatzes,

der z. B. von planningIT von alfabet umgesetzt wird. Er erweitert die Methodik um eine

zeitliche Dimension zu einem Managementprozess. Dieser verknüpft die verschiedenen

Module in einem Vorgehensmodell. Auch hier ist die fehlende Flexibilität des

Metamodells eine Einschränkung.

Der Schwerpunkt des integrativen Ansatzes liegt auf der Wiederverwendung von

verschiedenen Datenquellen. Durch fortgeschrittene Transformationsfähigkeiten werden

die Datenquellen in ein einheitliches Modell verknüpft, integriert und aggregiert. Der

Nachteil dieses Ansatzes ist die Anpassbarkeit der Report- und

Visualisierungsmöglichkeiten. Adaptive EAM von Adaptive Inc. ist ein Vertreter dieser

Art von EAM-Tools.

Diese Ansätze sind jedoch nicht disjunkt: Es sind auch Kombinationen mehrerer

Ansätze möglich, deren Abdeckung unterschiedlich stark realisiert wird. Eine gute

Kombination wäre ein Tool, das eigentlich ein Meta-Werkzeug ist und somit vom

Lieferanten an den Kundenbedarf angepasst werden kann, aber mit einem vorgefertigten

Metamodell und mit vorgefertigten Grafiken ausgeliefert wird [Ke07].

Insgesamt kann man beobachten, dass der Markt für EAM derzeit stark wächst und

gleichzeitig noch stark fragmentiert ist. Kleinere Hersteller sind mit ihren Lösungen

noch sehr stark vertreten, so dass man in Zukunft von einer Konsolidierung ausgehen

kann, wenn große Firmen wie vor ein paar Monaten IBM die kleineren EAM-Hersteller

aufkaufen.

Kapitel 3: Enterprise Architecture Management Tools

20

Abb.8: Marktanalyse der Hersteller von EAM-Tools (Quelle: Gartner Inc.)

Kapitel 4: Fallstudie SEB Bank

21

4 Fallstudie SEB Bank

4.1 Skizzierung

In der Fallstudie wird das strategische Planungsmodell der SEB Gruppe, ein weltweit

agierender, führender nordeuropäischer Finanzdienstleister mit Deutschland als

Heimatmarkt, beschrieben. Um den Bebauungsplan (IT-Target) jeder Division und auf

Gruppenebene zu beschreiben, wird eine Softwarekarte als Visualisierung für die

konzernweite IS-Landschaft genutzt. Der darauf aufsetzende IT-Plan stimmt das IT-

Target auf die Finanz- und Ressourcenplanung ab und formuliert einen strategischen

Maßnahmenplan zur Entwicklung der Anwendungslandschaft in einem Zeithorizont

von 3 Jahren.

4.2 Planungsmodell der SEB Bank

Die Aufbauorganisation der SEB Gruppe folgt einer Struktur, die nach Kundengruppen

und Produkten zu Divisionen zusammengefasst ist. Jede dieser strategischen

Geschäftseinheiten umfasst eine Organisationseinheit „IT-Strategy & Enterprise

Architecture“, die den EAM-Prozess divisionsintern durchführt. Eine gruppenweit

agierende IT-Dienstleistungsorganisation übernimmt die Systementwicklung, den

Betrieb und die Wartung von IS und IT-Basisinfrastruktur. Den divisionsübergreifenden

EAM-Prozess übernimmt ein CIO.

Abb. 9: Divisionale Struktur [De06]

Im Rahmen des jährlichen Planungsprozesses definiert der CIO Rahmenbedingungen,

Meilensteine und Ergebnistypen und aggregiert die Soll-IS-Portfolios der einzelnen

Divisionen zum gruppenübergreifenden IT-Target und einer 3-Jahres-IT-Planung.

Kapitel 4: Fallstudie SEB Bank

22

Zur Erfassung des gesamten IS-Portfolio in einer einheitlichen Beschreibung wird eine

Clusterkarte, hier „IS-Domain-Map“ genannt, verwendet. Sie stellt die

Anwendungslandschaft funktional abstrahiert und nach Domänen geordnet dar. Sie wird

zur Vorbereitung der jährlichen IT-Planung durch den CIO und den IT-

Unternehmensarchitekten aus der Einheit „IT-Strategy & Enterprise Architecture“ der

einzelnen Divisionen fortgeschrieben.

Abb. 10: Abgrenzung strategischer Handlungsfelder [De06]

Zur Identifizierung von strategischen Handlungsfeldern (Abb.10) und letztendlich zur

Ermittlung des IT-Targets werden zunächst die aus einem Business Treiber einer

Division abgeleiteten strategischen Anforderungen an die IS-Unterstützung ermittelt

(IS-Bedarf). Hier wird das Handlungsfeld „Optimierung Retail-Plattformen“

abgegrenzt. Eine Ist-Analyse dieses strategischen Handlungsfelds mit Unterstützung der

Business Treiber unter Berücksichtigung des Lebenszyklus und des technischen

Zustands der Systeme wird durchgeführt. Aufbauend auf den Erkenntnissen der

Analyse, den IS-Bedarfen sowie den geltenden Architekturprinzipien wird eine Soll-

Definition, die einen Ausschnitt des IT-Targets darstellt, erarbeitet.

Kapitel 4: Fallstudie SEB Bank

23

Abb. 11: Ist-Analyse für das Handlungsfeld „Optimierung Retail-Vertriebsplattform“

[De06]

Abb. 12: Soll-Definition für das Handlungsfeld „Optimierung Retail-

Vertriebsplattform“ [De06]

Die Festlegung von Maßnahmen zur Erreichung des IT-Targets in Form von IT-

Vorhaben und IT-Projekten unter Berücksichtigung des aktuellen IT-Projektportfolios

und der dabei wirkende Investitionsstrategie ist Aufgabe der 3-Jahres-IT-Planung.

Die getroffenen Maßnahmen zur Umsetzung des Handlungsfelds „Optimierung Retail-

Plattform“ sind in Abb. 14 hervorgehoben.

Kapitel 4: Fallstudie SEB Bank

24

Abb. 13: Strategischer Maßnahmenplan für die 3-Jahres-Planung [De06]

4.3 Zusammenfassung der Fallstudie

Die EAM-Prozesse sind bei der SEB-Gruppe sehr gut nachzuvollziehen. Zunächst wird

die Unternehmensstrategie genutzt, um die Business Treiber auf

Geschäftsarchitekturebene abzuleiten. Davon ausgehend werden die strategischen

Handlungsfelder im IS-Portfolio (Informationsarchitektur) identifiziert. Die SEB

scheint aber bisher noch auf eine EAM-Tool-Unterstützung zu verzichten. Solange die

Anzahl an IS noch manuell zu verwalten ist, ist dies auch nicht nötig. Ein Tool könnte

jedoch durch automatische Generierung der Clusterkarten und Planszenarien das

Aufstellen des IT-Targets sowie die Identifizierung der strategischen Handelsfelder in

Form von Prozessunterstützungskarten erleichtern. Durch die Nachhaltung der

strategischen Anforderung und den von ihnen ausgelösten Veränderungen könnte

ebenfalls das Controlling profitieren.

Kapitel 5: Zusammenfassung/Fazit/Ausblick

25

5 Zusammenfassung/Fazit/Ausblick

In dieser Arbeit wurde das Enterprise Architecture Management als ein Prozess zur

Planung und Steuerung der Enterprise Architecture vorgestellt. Da die Enterprise

Architecture als Ausgangsbasis dient, wurde im Kapitel 3 die Notwendigkeit eines

Informationsmodell erläutert, auf dessen Grundlage Tools das EAM in der Praxis

unterstützen können. Diese müssen einen beträchtlichen Funktionsumfang bieten. Dies

ist bei der Mehrheit der erhältlichen Tools nicht der Fall, da sie Weiterentwicklungen

von Metatools, Geschäftsprozessmodellierungswerkzeugen oder Tools für

Projektarchitekten sind. Aufgrund dieser Tatsache dominieren noch kleine Hersteller

den Markt für EAM-Tools. Sobald aber die angebotenen Tools einen ausgereifteren

Stand erreichen, kann man davon ausgehen, dass größere Hersteller durch Aufkäufe in

den Markt drängen.

Die Fallstudie zeigt, dass Bedarf für solche EAM-Tools in großen Konzernen besteht,

um die strategische IT-Planung durchzuführen. Wenn EAM-Tools einen

entsprechenden Reifegrad erreicht haben, kann man auch davon ausgehen, dass EAM-

Tools in Zukunft für die IT-Planung ähnlich wichtig werden wie ERP-Systeme für die

Business-Planung. Dies wird auch von der Einstellung des CIOs abhängen, ob er in

seiner IT-Abteilung nur die Betonung auf das Kostenmanagement legt oder die IT auch

eine Rolle für die Geschäftsseite spielen soll.

Beispiele für deutsche Unternehmen, die bereits aktiv EAM betreiben, findet man bei

den DAX-notierten Unternehmen BMW, Deutsche Bahn oder Siemens. Ob diese

Unternehmen sich durch den Faktor EAM, wie es Zachman formuliert hat, zu den

Gewinnern des 21. Jahrhunderts zählen dürfen, bleibt abzuwarten.

Anhang A: Titel von Anhang 1

26

A Softwarekarten

Clusterkarte [Se08]

Prozessunterstützungskarte [Se08]

Anhang A: Titel von Anhang 1

27

Intervallkarte [Se08]

Anhang B: Titel von Anhang 2

28

B Informationsmodell

Informationsmodell eines fiktiven Unternehmens im EAM-Kontext [Se08]

Literaturverzeichnis

29

Literaturverzeichnis

[BS04] Jörg Becker, Reinhard Schütte: Handelsinformationssysteme, 2.Auflage,

dpunkt, 2004.

[Ke07] Wolfgang Keller: IT-Unternehmensarchitektur, 1.Auflage, dpunkt, 2007.

[La05] Marc Lankhorst: Enterprise Architecture at Work: Modelling,

Communication and Analysis, 1.Auflage, Springer, 2005.

[De06] Gernot Dern: Management von IT-Architekturen, 2.Auflage, Vieweg, 2006.

[IE00] IEEE Std 1471-2000: IEEE Recommended Practice for Architectural

Description of Software-Intensive Systems, IEEE, 2000.

[LMW05] Josef Lankes, Florian Matthes, André Wittenburg: Softwarekartographie:

Systematische Darstellung von Anwendungslandschaften, 7. Internationale

Tagung Wirtschaftsinformatik, Physica, 2005.

[Se08] Software Engineering for Business Informations Systems: Enterprise

Architecture Management Tool Survey 2008, TU München, 2008.

[TO03] The Open Group: TOGAF Enterprise Edition, The Open Group,2003.

[Za87] John A. Zachman: A Framework for Information Systems Architecture, IBM

Systems Journal, vol. 26, 276-292, IBM Publication G321-5298, 1987.

[Za96] John A. Zachman: Enterprise Architecture: The Issue of the Century,

Database Programming and Design Magazine, Miller Freeman, 1997.

[Za08] The Zachman Institute for Framework Advancement: Enterprise Architecture:

A Framework. http://www.zifa.com (Framework Overview); Abruf 07.11.2008

Hinweis: Die unten angeführte Erklärung wird nur bei Bachelor- oder Diplomarbeiten

benötigt, nicht jedoch bei Seminarausarbeitungen. Bei Bachelorarbeiten ist

darauf zu achten, dass das Wort „Diplomhausarbeit“ durch „Bachelor-

Abschlussarbeit“ ersetzt wird.

Ich versichere hiermit, dass ich meine Diplomhausarbeit <Titel der Arbeit>

selbstständig und ohne fremde Hilfe angefertigt habe, und dass ich alle von anderen

Autoren wörtlich übernommenen Stellen wie auch die sich an die Gedankengänge

anderer Autoren eng anlegenden Ausführungen meiner Arbeit besonders gekenn-

zeichnet und die Quellen zitiert habe.

Münster, __________ _____________________________