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Entwicklung und Charakterisierung von
LAH4-L1-Peptid-Protamin-siRNA-Partikeln
zum siRNA-Transport
INAUGURALDISSERTATION
zur Erlangung der Doktorwürde
der Fakultät für Chemie und Pharmazie
der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg im Breisgau
vorgelegt von
Carl Martin Gotthardt
aus Kassel
2017
Die vorliegende Dissertationsschrift wurde von April 2013 bis Juni
2017 unter der Anleitung von Frau Prof. Dr. Regine Süss am
Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie des
Instituts für Pharmazeutische Wissenschaften der Albert-Ludwigs-
Universität Freiburg im Breisgau angefertigt.
Dekan: Prof. Dr. Manfred Jung
Vorsitzender des Promotionsausschusses: Prof. Dr. Stefan Weber
Referentin: Prof. Dr. Regine Süss
Korreferent: Prof. Dr. Rolf Schubert
Drittprüfer: Prof. Dr. Norbert Klugbauer
Tag der mündlichen Prüfung: 22.09.2017
Bekanntgabe des Prüfungsergebnisses: 26.10.2017
Danksagung
Zuallererst möchte ich mich bei meiner Doktormutter Frau Prof. Dr. Regine Süss und
meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Rolf Schubert für die herzliche Aufnahme in den
Arbeitskreis und die Möglichkeit hier zu promovieren bedanken. Bei Frau Prof. Dr.
Regine Süss bedanke ich mich für das spannende Thema, das mir
entgegengebrachte Vertrauen, die fortwährende Unterstützung sowie die vielen
Anregungen.
Bei Herrn Prof. Schubert bedanke ich mich neben der Übernahme des Korreferats
und der Co-Betreuung für die tollen Weihnachtsfeiern und die schönen Sommerfeste
im „schubertschen“ Garten. An dieser Stelle danke ich auch Frau Schubert für ihre
Gastfreundschaft.
Herrn Prof. Dr. Norbert Klugbauer danke ich für die schnelle und unkomplizierte
Übernahme des Drittprüferamtes.
Meinen Kooperationspartnern der Université de Strasbourg Prof. Dr. Burkhard
Bechinger, Justine Wolf und Christopher (Chris) Aisenbrey danke ich sehr für die
gute und unkomplizierte Zusammenarbeit, die gemeinsamen Diskussionen sowie die
Bereitstellung zahlreicher Peptide mit und ohne Fluoreszenzmarkierung.
Die Kooperation ist eingebettet in die International Research Training Group (IRTG)
Soft Matter Science (SoMaS). Ich möchte an dieser Stelle allen danken, die dieses
trinationale Graduierten Kolleg ins Leben gerufen und unterstützt haben. Ich danke
Herrn Prof. Dr. Günther Reiter für die Leitung und Herrn Prof. Dr. Jörg Baschnagel
für die Co-Leitung des IRTGs. Bei Birgitta Zovko, Melisa Mustafovic, Dr. Jana Husse,
Assiyeah Joers, Pauline Boutin und Alexander (Alex) Link bedanke ich mich sehr
herzlich für die tolle Organisation der „IRTG-Events“. Die Summer Schools in
Mittelwihr waren die schönsten Tage meiner Doktorandenzeit!
Zusätzlich möchte ich mich bei Birgitta Zovko und Dr. Jana Husse für das
entgegengebrachte Verständnis für die Probleme mit Kindern zu promovieren und
die Unterstützung diese abzumildern bedanken.
An dieser Stelle möchte ich auch den Entdeckern des Ibuprofens, einer Gruppe um
Stewart Adams, sowie der Firma Reckitt Benckiser Deutschland GmbH für die
Vermarktung einer Kinderdosierung mit Orangengeschmack danken. Dies hat uns in
mancher Nacht ein paar Stunden Schlaf bewahrt.
Außerdem danke ich dem ganzen Team der Uni Kita Murmelgarten, insbesondere
Malou Beckmann, Jennifer Beck, Anna Tsirtsos, Mila Dzhuranova, Sandrina
Böhringer und Celina Lebtig für die gute und qualifizierte Betreuung meiner Tochter.
Der Leiterin Frau Papst möchte ich für die gute Führung der Kita auch in schwierigen
Zeiten danken. In diesem Zuge danke ich auch unseren Babysitterinnen Michelle
Schwarz und Mila Dzhuranova, ohne die ich an vielen Veranstaltungen nicht hätte
teilnehmen können.
Dem IRTG SoMaS danke ich zusätzlich für die finanzielle Unterstützung dieser
Arbeit, sowie der Lipoid GmbH für die kostenlose Belieferung mit Phospholipiden.
Ganz besonders danke ich Frau Birgit Erhard und Frau Dr. Monika Köll-Weber für
ihren unermüdlichen Einsatz das Labor in einem entropiearmen Zustand zu halten.
Bei Frau Birgit Erhard bedanke ich mich außerdem für die gute Einführung in die
Zellkultur sowie die Blutentnahmen. Für eine weitere Blutentnahme für diese Arbeit
bedanke ich mich bei dem Team der Praxis „Hausärzte am Bertoldsbrunnen“. Bei
meiner Vorgängerin Dr. Doris Zimmer bedanke ich mich für die Einführung in die
Welt der siRNA.
Ein weiterer besonderer Dank gilt Sabine Barnert für die Anfertigung der Cryo-TEM-
Bilder, die Hilfe bei der Interpretation der Aufnahmen und ihr Dasein als „Guter Geist“
der Arbeitsgruppe.
Bei Nicole Specht möchte ich mich für die Durchführung von Bartlett-Assays
bedanken. Vielen Dank an Irmgard (Ima) Ohlhoff, Eva Dengler und Katrin Kiefer für
zahlreiche Bestellungen. Ein herzliches Dankeschön gilt zudem Nuria Beltrán-
Sanchez für ihr freundliches Wesen, ihre aufmunternden Worte und ihren
unermüdlichen Einsatz im „Papierkrieg“.
Herrn Dr. Martin Holzer danke ich sowohl für die wissenschaftlichen als auch für die
privaten Diskussionen und die Unterstützung mit Babysachen.
Außerdem danke ich Dr. Martin Holzer und Dr. Ali Al Raghban für ihren Einsatz bei
der Organisation und Durchführung der Studentenpraktika, wodurch wir Doktoranden
entlastet worden sind.
Bei Dr. Louma Kalie und Dr. Ali Al Raghban bedanke ich mich zusätzlich für die
Vorbildfunktion, mit Kind promovieren zu können, und für die leckeren
fremdländischen Speisen zu verschiedenen Feierlichkeiten
Ein weiterer herzlicher Dank gilt Frau Dr. Aenne Geyer und Frau Dr. Marie Follo
(Universitätsklinikum Freiburg, Lighthouse Core Facility, Zentrum für Translationale
Zellforschung) für die Unterstützung bei der Erstellung und Auswertung der
konfokalen fluoreszenzmikroskopischen Aufnahmen.
Bei meinem Freund Miró Jungklaus sowie den „Medizinern vom Spielplatz“ bedanke
ich mich für die Diskussion der Hämolyse-Ergebnisse.
Ich bedanke mich bei „meinen“ ehemaligen Studenten Christina Maucher, Isabelle
Fix, Valentin Schoop, Mona Bühler, Carmen Bohlinger, Valerie Stopper, Sonja Fros,
Luise Hilfert und Fatimah Imam für ihre engagierte Mitarbeit und Weiterführung des
Projektes im Rahmen unterschiedlicher Praktika / Arbeiten.
Bei unserer gemeinsamen Laufgruppe Kathrin Züfle, Dr. Constantin Hozsa, Kiran
Telukunta, Stephan Flemming und Nan Liu bedanke ich mich für die gemeinsamen
Runden um den Schlossberg.
Herrn Dr. Constantin Hozsa danke ich außerdem für die fachlichen und nicht
fachlichen Gespräche und für das Korrekturlesen meiner Abstracts.
Bei Nan Liu bedanke ich mich für die Fortführung des Laufens im kleinen Rahmen an
der Dreisam. Des Weiteren danke ich Dir für die gemeinsame Zeit im Büro, im Labor
und abseits von der Arbeit. Es ist schön einen Freund wie dich gefunden zu haben!
Bei Dr. Aenne Geyer, Dr. Monika Köll-Weber, Maximilian (Max) Wittmann, und
Michael Walter bedanke ich mich für das Korrekturlesen dieser Arbeit.
Ich danke allen weiteren ehemaligen und aktuellen Mitgliedern der Arbeitsgruppe für
die gemeinsame Zeit: Gesche Först, Ines Müller, Manuel Weis, Felicitas Lewrick,
Judith Jakoby, Marcus Wüller, Michael Keller, Daniel Molnar, Christoph Grapentin,
Shila Gurung, Manuel Weinheimer, Stefan Braun, Hannah Deibel, Melanie Kolter,
Daniel Eckhardt, Stefan Bleher, Wolfgang Krämer, Maria Hoernke, Anja Stulz, Carina
Zorzin, Heiko Heerklotz, Anja Stulz, Marie Markones, Lisa Dietel, Johannes Schnur
und Friederike Hartwig.
Ich danke allen von euch, die bei meinem Umzug mitgeholfen haben (in Erinnerung
an die legendäre „Kisten-Kette“) und vor allem Stefan (Stebbo) Müller, der sehr viel
mitorganisiert hat.
Mein größter Dank gilt meiner Familie! Meinen Eltern, Geschwistern und meiner
Frau, die mich auf diesem langen Weg immer unterstützt haben. Meiner Frau danke
ich außerdem dafür, dass sie sich so oft alleine um unsere Kinder gekümmert hat.
Vielen Dank für eure großartige Unterstützung und Liebe <3
Für meine Familie
„Orbis sine liberis nullum futurum habet“, Baron Silvian
Teile dieser Arbeit wurden veröffentlicht
Posterpräsentationen
Martin Gotthardt, Burkhard Bechinger, Regine Süss
siRNA delivery by means of LAH4-L1 peptide
Tag der Forschung, Fakultät für Chemie und Pharmazie, Freiburg, Juli 2014
Martin Gotthardt, Burkhard Bechinger, Regine Süss
Modification and characterization of siRNA-LAH4-L1-peptide-particles
CRS Meeting 2015 German Chapter, Muttenz, Schweiz, Februar 2015
Martin Gotthardt, Valentin Schoop, Burkhard Bechinger, Regine Süss
Uptake and gene knockdown studies of LAH4-L1-peptide-protamine-siRNA-particles
Tag der Forschung, Fakultät für Chemie und Pharmazie, Freiburg, Juli 2015
Martin Gotthardt, Valentin Schoop, Burkhard Bechinger, Regine Süss
Development and storage investigations of LAH4-L1-peptide-protamine-siRNA-
particles
5th SoMaS School, Annual Summer School, Mittelwihr, France, Juli 2015
Martin Gotthardt, Valentin Schoop, Burkhard Bechinger, Regine Süss
Long term storage and serum tolerance investigations of LAH4-L1-peptide-
protamine-siRNA-particles (PPR-particles)
6th SoMaS School, Annual Summer School, Mittelwihr, France, Juli 2016
Martin Gotthardt, Valentin Schoop, Justine Wolf, Christopher Aisenbrey, Burkhard
Bechinger, Regine Süss
Investigation on siRNA release mechanism of LAH4-L1-peptide-protamine-siRNA-
particles (PPR-particles) and the trail of active targeting
7th SoMaS School, Annual Summer School, Mittelwihr, France, Juli 2017
Vorträge
Martin Gotthardt, Valentin Schoop, Burkhard Bechinger, Regine Süss
Development, characterization and first in vitro tests of peptide-protamine-based-
siRNA-particles (PPR-particles)
12th Pharmacy-Workshop, Oberjoch (Allgäu), März 2015
Martin Gotthardt, Valentin Schoop, Burkhard Bechinger, Regine Süss
Entwicklung eines “cell-penetrating-peptide” basierten Drug Delivery Systems für
eine Modell-siRNA
Förderverein für Arzneimittelforschung (FAF), Jahrestreffen, Freiburg, März 2016
Martin Gotthardt, Valentin Schoop, Burkhard Bechinger, Regine Süss
Development of a cell-penetrating-peptide-based drug delivery system for siRNA
IRTG SoMaS Spring Workshop, Freiburg, Mai 2016
Inhaltsverzeichnis I
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ............................................................... 1
1.1 Gentherapie ...................................................................... 1
1.2 RNA-Interferenz ................................................................ 1
1.2.1 Small interfering RNA (siRNA) ........................................... 2
1.2.2 Mechanismus der RNAi ..................................................... 2
1.2.3 Hürden für die zelluläre siRNA-Aufnahme .......................... 3
1.3 Trägersysteme für siRNA ................................................ 4
1.3.1 Das LAH4-L1-Peptid .......................................................... 6
1.3.2 Protamin ............................................................................ 10
1.3.3 Lipid-basierter siRNA-Transport ......................................... 10
1.3.3.1 Liposom-Protamin-Hyaluronsäure Nanopartikel (LPH-NP)................ 10
1.3.3.2 Oberflächenmodifikation mittels postinsertions-Technik .................... 11
1.4 Verwendete Zelllinien ...................................................... 12
1.4.1 RH-30 Zellen ...................................................................... 12
1.4.2 HeLa Zellen ....................................................................... 13
1.5 Reportergene.................................................................... 13
1.5.1 Luciferase .......................................................................... 13
1.5.2 GFP (green fluorescent protein) ......................................... 14
1.6 Integrin-Rezeptor Targeting ............................................ 15
1.7 Ziel dieser Arbeit .............................................................. 17
II Inhaltsverzeichnis
2 Material und Geräte ............................................... 18
2.1 Materialien ........................................................................ 18
2.1.1 Nukleinsäuren und Peptide ................................................ 18
2.1.2 Chemikalien und Reagenzien ............................................ 19
2.1.3 Zelllinien ............................................................................. 24
2.1.4 Verbrauchsmaterial ............................................................ 24
2.2 Geräte ............................................................................... 26
3 Methoden ............................................................... 29
3.1 RNase-freies Arbeiten ...................................................... 29
3.2 Herstellung von siRNA-Trägersystemen ........................ 29
3.2.1 Herstellung der benötigten Stammlösungen....................... 29
3.2.2 Herstellung von LAH4-L1-Peptid-siRNA-Partikeln .............. 29
3.2.3 Herstellung von LAH4-L1-Peptid-Hyaluronsäure-
siRNA-Partikeln .................................................................. 30
3.2.4 Herstellung von LAH4-L1-Peptid-Protamin-siRNA-
Partikeln (PPR-Partikel) ..................................................... 30
3.2.5 Lyophilisierung von PPR-Partikeln ..................................... 30
3.2.6 Lagerung von PPR-Partikeln .............................................. 31
3.2.7 Modifizierte PPR-Partikel ................................................... 31
3.2.7.1 RGD-modifizierte PPR-Partikel .......................................................... 31
3.2.7.2 RGD-Lipid-modifizierte PPR-Partikel ................................................. 32
3.2.7.2.1 Liposomenherstellung........................................................................ 32
3.2.7.2.2 Lipid-modifizierte PPR-Partikel .......................................................... 32
3.2.7.2.3 RGD-Anker-Lipid-modifizierte PPR-Partikel ...................................... 33
Inhaltsverzeichnis III
3.3 Analytik von siRNA-Trägersystemen und Liposomen .. 34
3.3.1 Photonenkorrelationsspektroskopie ................................... 34
3.3.2 Zetapotential ...................................................................... 34
3.3.3 Cryo-Transmissionselektronenmikroskopie ........................ 34
3.3.4 Bartlett-Assay..................................................................... 35
3.3.5 Komplexierung von siRNA in PPR-Partikeln ...................... 36
3.3.6 Bestimmung der Serumstabilität von PPR-Partikeln........... 36
3.3.7 Bestimmung der Assoziationseffizienz (AE) ....................... 37
3.3.8 Fluorimetrie ........................................................................ 37
3.4 Zellversuche ..................................................................... 38
3.4.1 Kultivierung der Zellen ....................................................... 38
3.4.2 Durchflusszytometrie.......................................................... 38
3.4.2.1 Bestimmung der zellulären Assoziation und Aufnahme ..................... 38
3.4.2.2 Bestimmung des Gen-Knockdowns ................................................... 40
3.4.2.3 Bestimmung der zellulären Assoziation und Aufnahme sowie
des Gen-Knockdowns unter Anwesenheit von Bafilomycin A1 .......... 41
3.4.3 Untersuchungen zur Freisetzung aus dem Träger-
system mittels Molecular Beacons ..................................... 42
3.4.3.1 Aufnahme von Kalibrierfunktionen ..................................................... 43
3.4.3.2 Bestimmung des zeitlichen Verlaufs der Assoziation und Auf-
nahme sowie der endosomalen Freisetzung von PPR-Partikeln ....... 44
3.4.4 Konfokale Fluoreszenzmikroskopie .................................... 45
3.4.5 Resazurin-Assay ................................................................ 46
3.4.5.1 Etablierung des Resazurin-Assays .................................................... 47
3.4.5.2 Bestimmung der Zellviabilität ............................................................. 47
3.4.6 Hämolyse-Assay ................................................................ 48
3.4.6.1 Herstellung der benötigten Lösungen ................................................ 48
3.4.6.2 Lyse-Assay ........................................................................................ 49
3.5 Statistik ............................................................................. 50
IV Inhaltsverzeichnis
4 Ergebnisse und Diskussion ................................. 51
4.1 Vergleich von LAH4-L1-Peptid-siRNA-Partikeln mit
LAH4-L1-Peptid-Hyaluronsäure-siRNA-Partikeln in
unterschiedlichen Puffersystemen ................................. 51
4.2 Entwicklung von PPR-Partikeln ...................................... 53
4.2.1 Formierung von Protamin-siRNA-Komplexen ..................... 53
4.2.2 Bildung von LAH4-L1-Peptid-Protamin-siRNA-Partikeln
(PPR-Partikel) .................................................................... 55
4.2.3 Testung von PPR-Partikeln auf ihre Gen-Knockdown-
Effizienz ............................................................................. 56
4.3 Lagerung von PPR-Partikeln ........................................... 57
4.3.1 Untersuchung der kurzfristigen Lagerstabilität ................... 57
4.3.1.1 Größenentwicklung der PPR-Partikel bei Raumtemperatur............... 58
4.3.1.2 Größenentwicklung der PPR-Partikel bei -20 °C ± 5 °C .................... 59
4.3.1.3 Größenentwicklung der lyophilisierten PPR-Partikel ......................... 60
4.3.1.4 Größenentwicklung der PPR-Partikel bei 5 °C ± 3 °C ....................... 62
4.3.1.5 Testung der Gen-Knockdown-Effizienz von gelagerten PPR-
Partikeln ............................................................................................. 62
4.3.2 Untersuchungen zur langfristigen Lagerstabilität ................ 65
4.3.2.1 Entwicklung der Partikelgröße im Verlauf eines Jahres ..................... 65
4.3.2.2 Gen-Knockdown-Effizienz im Verlauf eines Jahres ........................... 66
4.4 Charakterisierung von PPR-Partikeln ............................. 67
4.4.1 Komplexbildung ................................................................. 67
4.4.2 Assoziationseffizienz (AE) .................................................. 68
4.4.3 Cryo-Transmissions-Elektronenmikroskopie ...................... 69
Inhaltsverzeichnis V
4.4.4 Gen-Knockdown-Effizienz von PPR-Partikeln im
Vergleich zu Kontrollen ...................................................... 70
4.4.4.1 Negativkontrollen ............................................................................... 70
4.4.4.2 Positivkontrolle .................................................................................. 72
4.4.5 Dosis-Wirkungskurve ......................................................... 73
4.4.6 Untersuchungen zur Zellviabilität ....................................... 75
4.4.6.1 Etablierung des Resazurin-Assays .................................................... 75
4.4.6.2 Bestimmung der Zellviabilität ............................................................. 77
4.4.7 Versuche unter hohen Serumkonzentrationen ................... 78
4.4.7.1 Stabilität der siRNA gegen Fetales Kälberserum ............................... 78
4.4.7.2 Serumabhängigkeit des Gen-Knockdowns ........................................ 80
4.4.8 Hämolyse ........................................................................... 81
4.5 Intrazellulärer Verbleib von PPR-Partikeln ..................... 84
4.5.1 Zelluläre Assoziation und Aufnahme von PPR-Partikeln .... 84
4.5.1.1 Durchflusszytometrische Bestimmung der zellulären
Assoziation und Aufnahme von PPR-Partikeln .................................. 84
4.5.1.2 Konfokal mikroskopische Bestimmung der zellulären
Assoziation und Aufnahme von PPR-Partikeln .................................. 86
4.5.2 Versuche zur endosomalen Freisetzung ............................ 88
4.5.2.1 Hämolyse-Versuche zur endosomalen Freisetzung .......................... 88
4.5.2.2 Gen-Knockdown-Versuche mit Bafilomycin A1 ................................. 89
4.5.3 Untersuchungen zur Freisetzung ins Zytosol mittels
Molecular Beacons ............................................................ 90
4.5.3.1 Kalibrierung ....................................................................................... 91
4.5.3.2 Untersuchungen zum zeitlichen Verlauf der Aufnahme und
Freisetzung ........................................................................................ 93
VI Inhaltsverzeichnis
4.5.4 Untersuchungen mit fluoreszenzmarkierten LAH4-L1-
Peptiden ............................................................................. 96
4.5.4.1 Untersuchungen zum Einfluss der fluoreszenzmarkierten
LAH4-L1-Peptide auf die zelluläre Assoziation und Aufnahme
von PPR-Partikeln ............................................................................. 97
4.5.4.2 Knockdown-Effizienz der fluoreszenzmarkierten
LAH4-L1-Peptide ............................................................................... 102
4.5.4.3 Konfokale Mikroskopie mit fluoreszenzmarkierten
LAH4-L1-Peptiden ............................................................................. 105
4.5.5 Durchflusszytometrischer siRNA-Freisetzungsversuch
unter Ausnutzung eines FRET-Effektes zwischen
AF 488 und ROX ................................................................ 108
4.6 Spezifität und aktives Targeting ..................................... 110
4.6.1 Überprüfung der Spezifität von PPR-Partikeln ................... 110
4.6.2 RGD-modifizierte PPR-Partikel .......................................... 111
4.6.3 Lipid-modifizierte PPR-Partikel ........................................... 115
4.6.3.1 Herstellung und Analytik der Liposomen ........................................... 115
4.6.3.2 Herstellung und Analytik der L-PPR-Partikel ..................................... 116
4.6.3.3 Zelluläre Assoziation und Aufnahme von L-PPR-Partikeln ................ 119
4.6.3.4 RGD-Anker-Lipid-modifizierte PPR-Partikel ...................................... 121
5 Zusammenfassung und Ausblick ........................ 125
6 Abkürzungsverzeichnis ........................................ 130
7 Literaturverzeichnis .............................................. 134
Inhaltsverzeichnis VII
Einleitung 1
1 Einleitung
1.1 Gentherapie
In der Medizin wird das Einfügen von Nukleinsäuren wie DNA und RNA in Zellen
oder Gewebe als Gentherapie bezeichnet. Ziel ist die Genregulation: Um defekte
Gene zu ersetzen, können DNA oder mRNA (messenger RNA) in Zielzellen
eingeschleust werden (Naldini 2015; Antony et al. 2015). Zur Herunterregulation von
Genen (Gen-Knockdown) können siRNAs (small interfering RNAs), shRNAs (short
hairpin RNAs) sowie miRNAs (microRNAs) verwendet werden (Kim & Rossi 2007;
Kim et al. 2009; Grimm 2009; Wang et al. 2011). Im Fokus dieser Arbeit steht die
Herunterregulation von Genen mittels siRNA durch RNA-Interferenz (RNAi).
1.2 RNA-Interferenz
Die RNAi (RNA-Interferenz) ist ein hochkonservierter Mechanismus eukaryotischer
Zellen zur Herunterregulierung von Genen auf dem Level der mRNA und ist erstmals
1998 von Fire et al. beschrieben worden: Das Einbringen einer 742 Nukleotide
langen, doppelsträngigen RNA (dsRNA) in den Fadenwurm Caenorhabditis elegans
hat zur selektiven und effizienten Herunterregulation einer komplementären mRNA
und somit zur entsprechenden Genregulation geführt (Fire et al. 1998). Für diese
Entdeckung haben Andrew Z. Fire und Craig C. Mello 2006 den Nobelpreis für
Medizin erhalten.
Entwicklungsbiologisch wird die RNAi zur Stilllegung von Genen genutzt. Dies ist
insbesondere für den Übergang von einem Entwicklungsstadium in das nächste
relevant (Lee et al. 1993; Reinhart et al. 2000; Grishok et al. 2001; Pasquinelli &
Ruvkun 2002). Außerdem ist die RNAi ein Bestandteil der Immunantwort, durch die
z.B. eingeschleuste virale RNA abgebaut werden soll (Dykxhoorn & Lieberman
2005).
Der spezifische Gen-Knockdown durch RNAi stellt sowohl für die Erforschung von
Genfunktionen als auch für die Behandlung von bisher nicht oder nur schlecht
therapierbaren Erkrankungen ein großes Potential dar. Im Prinzip kann jede
beliebige mRNA, deren Sequenz bekannt ist, mittels RNAi herunterreguliert werden.
2 Einleitung
1.2.1 Small interfering RNA (siRNA)
Im Jahre 2001 ist zum ersten Mal gezeigt worden, dass dsRNA mit einer Länge von
21 bis 22 Nukleotiden in Säugetierzelllinien RNAi auslösen kann (Elbashir et al.
2001). Die als small interfering RNA (siRNA) bezeichnete RNA ist doppelsträngig und
hat eine Länge von 21 bis 25 Nukleotiden. An den 3`-Enden der beiden Stränge
befinden sich Überhänge von zwei bis drei Nukleotiden. Diese sind sowohl für die
Stabilität der siRNA als auch für die Induktion der RNAi von Bedeutung (Dykxhoorn &
Lieberman 2005; Kim & Rossi 2007).
1.2.2 Mechanismus der RNAi
Abbildung 1-1: Mechanismus der RNA-Interferenz
Schematische Darstellung der RNA-Interferenz (Kanasty et al. 2013)
In Abbildung 1-1 ist der Ablauf der RNAi schematisch gezeigt: Mit einer längeren
dsRNA startet der Prozess der RNAi. Aus der dsRNA wird durch die Endonuklease
Dicer eine 21 bis 23 Nukleotide lange siRNA mit symmetrischen Überhängen an den
3´-Enden synthetisiert, sie wird als siRNA bezeichnet (vgl. 1.2.1). Die siRNA wird in
Einleitung 3
den RNA-induced-silencing-complex (RISC) aufgenommen. Durch die Endonuklease
Argonaut-2, die Bestandteil des RISC ist, wird die siRNA in passenger (sense) und
guide (antisense) Strang gespalten. Der sense Strang wird abgebaut, wohingegen
der antisense Strang im RISC verbleibt. Hieran wird eine mRNA mit komplementärer
Sequenz gebunden und abgebaut. Die Schritte der mRNA-Erkennung, -Bindung und
des mRNA-Abbaus werden wiederholt. Hieraus resultiert ein überstöchiometrischer
Abbau der mRNA. Dementsprechend wird die Translation und somit die
Proteinbiosynthese reduziert (Tuschl et al. 1999; Grishok et al. 2001; Kim et al. 2005;
Kanasty et al. 2013).
Auch wenn die siRNA-induzierte RNAi als sehr spezifisch gilt, kann exogen
zugeführte siRNA unerwünschte Effekte hervorrufen: Zum einen kann siRNA an Toll-
like Rezeptoren binden und dadurch eine Immunantwort hervorrufen. Zum anderen
können durch Sequenzhomologie andere mRNAs ebenfalls abgebaut werden. Dies
wird als off-target Effekt bezeichnet (Hornung et al. 2005; Dykxhoorn & Lieberman
2005; Rao et al. 2009; Wang et al. 2011).
1.2.3 Hürden für die zelluläre siRNA-Aufnahme
Damit synthetische siRNA die RNAi induzieren kann, muss sie zunächst zellulär
aufgenommen werden. Hierfür sind mehrere Hürden zu überwinden:
Durch das relativ hohe Molekulargewicht von ca. 13 kDa sowie die starke negative
Ladung ist freie siRNA nicht membranpermeabel (Akhtar & Benter 2007). Für
manche Zelllinien ist jedoch eine geringfügige, Caveolae-vermittelte Aufnahme von
siRNA beschrieben (Detzer et al. 2008). Weitere Probleme in der Anwendbarkeit von
siRNA sind der rapide enzymatische Abbau durch RNasen sowie die schnelle renale
Elimination (van de Water et al. 2006; Urakami & Oku 2007). Folglich werden
Transportsysteme für siRNA verwendet, die die siRNA vor enzymatischen Abbau
schützen und über 10 nm groß sind, um nicht über die Niere ausgeschieden zu
werden (Huang & Liu 2011).
Die meisten Trägersysteme befinden sich nach der zellulären Aufnahme zunächst in
endosomalen Kompartimenten. Damit die siRNA ihre Wirkung entfalten kann, muss
zum einen eine Freisetzung aus dem Endosom (endosomal escape) und zum
anderen eine Freisetzung aus dem Trägersystem stattfinden. Hierfür ist eine
4 Einleitung
reversible Bindung zwischen siRNA und Transportsystem notwendig (Urakami & Oku
2007; Huang & Liu 2011).
1.3 Trägersysteme für siRNA
In der Gentherapie kann zwischen viralen und nicht-viralen Systemen unterschieden
werden. Virale Systeme zeichnen sich durch ihre hohe Transfektionseffizienz aus.
Sie können z.B. DNA in Zielzellen einbringen, die siRNA oder Vorstufen dieser
codieren. Allerdings stehen der hohen Transfektionseffizienz Sicherheitsbedenken
gegenüber: Immunogenität und unerwartete Veränderungen in der Genexpression
durch eine Integration der viralen DNA in das Genom der Zielzellen behindern die
klinische Anwendung (Sui et al. 2002; Ong et al. 2005; Urakami & Oku 2007; Akhtar
& Benter 2007).
Im Rahmen dieser Arbeit wird ein nicht-virales Transportsystem für siRNA entwickelt.
Die Hauptkomponenten sind in Tabelle 1-1 aufgeführt. Nicht-virale Transportsysteme
gelten im Vergleich zu viralen Systemen als relativ sicher und leicht zu
synthetisieren. Eine geringere Transfektionseffizienz sowie eine höhere Zytotoxizität
sind die Hauptnachteile nicht-viraler Transportsysteme (Yin et al. 2014).
Einleitung 5
Tabelle 1-1: Übersicht über die Hauptkomponenten bzw. Strukturelemente von
siRNA-Transfektionssystemen und deren Verwendung
Komponente /
Strukturmerkmal Verwendung
siRNA
Herunterregulation der Proteinbiosynthese; Einsatz einer
anti-eGFP-siRNA, um eGFP herunter zu regulieren (Kapitel
1.2.1 und 1.2.2; Elbashir et al. 2001)
Protamin
Kondensation von siRNA in eine nanopartikuläre Form
(Kapitel 1.3.2; Li & Huang 2006a; Kundu et al. 2012; Ki et
al. 2014; Powell et al. 2017)
Hyaluronsäure Verbesserung der Kondensation von siRNA mit
Polykationen (Kapitel 1.3.3.1; Chono et al. 2008)
LAH4-L1
Kondensation von Nukleinsäuren in eine nanopartikuläre
Form und Einschleusung in Zellen (Kapitel 1.3.1; Prongidi-
Fix et al. 2007; Langlet-Bertin et al. 2010)
PEG
(Polyethylenglykol)
Eine PEGylierung führt zur sterischen Stabilisierung und
Maskierung von Nanopartikeln gegenüber Teilen des
Immunsystems, wodurch die Blutzirkulationszeit verlängert
wird. Moleküle am Ende der PEG-Kette können zur
gezielten Ansteuerung bestimmter Zellen genutzt werden
(Kapitel 1.3.3.1 und 1.3.3.2; Allen et al. 1991; Maruyama et
al. 1992; Torchilin 2005)
RGD
(Arg-Gly-Asp)
Tripeptidsequenz zur gezielten Ansteuerung von Integrin-
Rezeptoren (Kapitel 1.6; Ruoslahti 1996; Hynes 2002)
6 Einleitung
1.3.1 Das LAH4-L1-Peptid
Das LAH4-L1-Peptid ist ein 26 Aminosäuren langes, amphiphiles, kationisches
Peptid aus der LAH4-Peptid-Familie. Die Peptide aus der LAH4-Familie besitzen zum
einen antimikrobielle Eigenschaften, zum anderen sind sie in der Lage,
Nukleinsäuren wie DNA und siRNA zu binden und in Zellen einzuschleusen (Vogt &
Bechinger 1999; Kichler et al. 2003; Kichler et al. 2006; Mason et al. 2006; Mason et
al. 2007; Kichler et al. 2007; Prongidi-Fix et al. 2007; Langlet-Bertin et al. 2010;
Bechinger et al. 2011).
Die Primärstruktur von LAH4-L1 (KKALLAHALHLLALLALHLAHALKKA) führt zu einer
amphipathischen Helix (Abb. 1-2), wenn das Peptid an Nukleinsäuren oder
Membranen assoziiert vorliegt (Kichler et al. 2006; Mason et al. 2007; Prongidi-Fix et
al. 2007; Kichler et al. 2013). Die vier Lysin-Reste (K) liegen bei einem
physiologischen pH-Wert von 7,4 protoniert vor. Sie sind für die elektrostatische
Wechselwirkung mit den Nukleinsäuren über deren negativ geladenen
Phosphatreste verantwortlich. Da zwei Lysin-Reste am Anfang und zwei am Ende
des Peptids sind, kann LAH4-L1 entfernte Molekülbereiche der Nukleinsäuren
zusammenführen oder zwei Nukleinsäuremoleküle miteinander verknüpfen. Dies
führt zur Kondensation der Nukleinsäuren (Prongidi-Fix et al. 2007; Bechinger et al.
2011).
Neben den vier Lysin-Resten besteht LAH4-L1 vor allem aus Leucin (L) und Alanin
(A). Diese beiden Aminosäuren bilden den hydrophoben Teil von LAH4-L1, der für
Membraninteraktionen relevant ist. Für den Transport und die intrazelluläre
Freisetzung von Nukleinsäuren sind vier Histidin-Reste (H) essentiell (Mason et al.
2007; Prongidi-Fix et al. 2007). Die pKa-Werte der Imidazol-Gruppen betragen 5,4;
5,8; 5,9 und 6,0 (Bechinger 1996; Kichler et al. 2007). Somit liegen sie bei
physiologischen pH überwiegend unprotoniert vor.
Einleitung 7
Abbildung 1-2: Dreidimensionales Modell von LAH4-L1
Im dreidimensionalen Modell sind die Positionen der Histidin-Reste angezeigt. LAH4-L1 liegt
in dieser α-Helix Konformation vor, wenn es an Nukleinsäuren oder Membranen gebunden
ist (Kichler et al. 2013).
LAH4/DNA-Komplexe werden von Zellen durch Endozytose aufgenommen. Im
Verlauf der endosomalen Reifung sinkt der pH-Wert in den endosomalen
Kompartimenten und die Imidazol-Gruppen der LAH4-Peptide werden protoniert.
Hierdurch sind weniger LAH4-Peptide notwendig, um die negative Ladung der
Nukleinsäure zu kompensieren, und es kommt zur Freisetzung von LAH4-Peptid aus
dem Transfektionskomplex. Diese freien LAH4-Peptide können dann mit der
Endosomenmembran interagieren, was zur endosomalen Freisetzung der
Nukleinsäure führt (endosomal escape; Abb. 1-3; Prongidi-Fix et al. 2007).
8 Einleitung
Abbildung 1-3: Transfektionsmechanismus von LAH4/DNA-Komplexen
Nach der Endozytose von LAH4/DNA-Komplexen kommt es zur endosomalen Reifung. Der
pH-Wert im Endosom sinkt, LAH4-Peptide werden aus dem Transfektionskomplex
freigesetzt und interagieren mit der Endosomenmembran. Dies führt zur Freisetzung aus
dem Endosom (modifiziert nach Prongidi-Fix et al. 2007).
Ein zweiter Mechanismus der endosomalen Freisetzung wird durch den puffernden
Effekt der Histidin-Reste bedingt und wird als proton sponge effect bezeichnet (Abb.
1-4): Während der endosomalen Reifung werden Protonen in das Endosom
gepumpt. Diese werden durch die Imidazol-Gruppen abgepuffert. Es werden weitere
Protonen in das Endosom gepumpt, um den pH-Wert abzusenken. Dies ist auf Grund
der Ladung mit dem Einstrom von Chlorid-Ionen verbunden. Hierdurch wird ein
osmotischer Wassereinstrom ausgelöst. Dies führt zum Quellen und letztendlich zum
Platzen der Endosomen (Chou et al. 2011).
Endozytose von LAH4/DNA-Komplexen
Azidifizierung des Endosoms
Freisetzung von LAH4 aus dem Transfektionskomplex
und Interaktion mit der Endosomenmembran
Endosomale Freisetzung
Einleitung 9
Abbildung 1-4: Schematische Darstellung des proton sponge effect
Während der endosomalen Reifung werden Protonen in das Endosom gepumpt.
Nanopartikel puffern diese Protonen ab. Zusätzlich gelangen Chlorid-Ionen und Wasser ins
Endosom. Dies führt zum Quellen und Aufplatzen des Endosoms, wodurch die Nanopartikel
freigesetzt werden (modifiziert nach Chou et al. 2011).
Diese beiden Mechanismen für die endosomale Freisetzung sind mit LAH4/DNA-
Komplexen untersucht worden. Für LAH4-L1 wird der gleiche Wirkungsmechanismus
angenommen (Langlet-Bertin et al. 2010).
Im Rahmen dieser Arbeit wird LAH4-L1 verwendet, um siRNA in eine nanopartikuläre
Form zu kondensieren und möglichst effizient in Zellen einzuschleusen.
Nanopartikel
ATPasen
10 Einleitung
1.3.2 Protamin
Protamin ist ein Stoffgemisch aus stark basischen Peptiden, die zu mehr als zwei
Dritteln aus L-Arginin bestehen. Protamin wird vorwiegend aus dem Sperma
bestimmter Lachsarten isoliert. Es wird u.a. als pharmazeutischer Hilfsstoff zur
Retardierung des Wirkungseintrittes von Insulin im NPH-Insulin (neutrales Protamin
Hagedorn-Insulin) genutzt (von http://flexikon.doccheck.com/de/Protamin, zuletzt
aufgerufen am 19.07.2017).
In der Literatur ist umfangreich beschrieben, dass siRNA mit Protamin in
nanopartikuläre Form kondensiert werden kann. Diese Protamin-siRNA-Partikel
können im Folgenden mit weiteren Substanzen modifiziert werden (Li & Huang
2006a; Kundu et al. 2012; Ki et al. 2014; Powell et al. 2017).
Im Rahmen dieser Arbeit wird das wasserlösliche Protaminsulfat verwendet, um
siRNA zu Protamin-siRNA-Partikeln zu kondensieren. Diese Protamin-siRNA-Partikel
werden anschließend mit dem LAH4-L1-Peptid modifiziert.
1.3.3 Lipid-basierter siRNA-Transport
Der Lipid-basierte siRNA-Transport ist von den nicht-viralen Transportmechanismen
der Gentherapie am umfangreichsten untersucht. Hierfür stehen Liposomen,
Lipoplexe und andere nanopartikuläre Systeme mit einem siRNA-Kern sowie einer
Lipidhülle zur Verfügung. Auch das kommerziell erhältliche Transfektionsreagenz
Lipofectamine® ist Lipid-basiert. Die eingesetzten Lipide sind hauptsächlich
kationisch, jedoch sind auch Untersuchungen mit anionischen und neutralen Lipiden
beschrieben (Li & Huang 2006a; Hirsch et al. 2009; Striepe 2010; Akbarzadeh et al.
2013; Zimmer 2013; Zhang et al. 2014).
1.3.3.1 Liposom-Protamin-Hyaluronsäure Nanopartikel (LPH-NP)
Liposom-Protamin-Hyaluronsäure Nanopartikel (LPH-NP) stellen eine erfolgreiche
Variante des Lipid-basierten siRNA-Transportes dar. Sie sind aus einem Kern aus
siRNA, Hyaluronsäure und Protamin sowie einer Lipidmembran aufgebaut (Abb. 1-5).
Die Lipidmembran ist PEGyliert und trägt zusätzliche Liganden, um Zielzellen
spezifisch anzusteuern (Chono et al. 2008).
Einleitung 11
Abbildung 1-5: Schematische Darstellung von LPH-NP
Hyaluronsäure, siRNA und ein Polykation, z.B. Protamin, bilden einen Kern, der von einer
Lipidmembran umgeben ist. Die Lipidmembran kann PEGyliert sein und zusätzliche
Liganden tragen (modifiziert nach Zhao et al. 2016).
Im Rahmen dieser Arbeit wird untersucht, ob mit dem LAH4-L1-Peptid ebenfalls
stabile siRNA-Partikel gebildet werden können, die in Analogie zu den LPH-NP mit
Lipiden modifizierbar sind. Dafür werden die negativ geladenen Phospholipide 1,2-
Dioleoyl-sn-glycero-3-phosphat (DOPA), 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phospho-L-serin
(DOPS) und 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phospho-rac-(1-glycerol) (DOPG) verwendet.
1.3.3.2 Oberflächenmodifikation mittels postinsertions-Technik
Mit Hilfe der postinsertions-Technik (PIT) ist es möglich, PEGylierte Phospholipide in
präformulierte Liposomen einzulagern. Über reaktive Gruppen am Ende der PEG-
Kette können Liganden gekoppelt werden (Uster et al. 1996; Ishida et al. 1999).
Hieraus ergibt sich ein typischer, dreigeteilter Aufbau dieser Moleküle: Zwei lipophile
Fettsäuren dienen als Membrananker, ein Spacer aus einer hydrophilen PEG-Kette
sorgt für die PEGylierung der Liposomen und an eine reaktive Gruppe können
Liganden für eine zielgerichtete Aufnahme in bestimmte Zellen gebunden werden.
Substanzen mit diesem Aufbau werden auch als Ankermoleküle bezeichnet (Abb. 1-
6).
Hyaluronsäure
siRNA
Polykation
DSPE-PEG-Ligand
DSPE-PEG
Lipidmembran
12 Einleitung
Abbildung 1-6: DSPE-PEG2000-Mal
Das Ankermolekül DSPE-PEG2000-Mal ist dreigeteilt aufgebaut: DSPE ist lipophil und somit
für die Verankerung in der Membran verantwortlich, PEG ist hydrophil und dient als Spacer,
Maleinimid (Mal) ist eine reaktive Gruppe, die mit SH-Gruppen reagieren kann (von
https://avantilipids.com/product/880126/, zuletzt aufgerufen am 02.06.2017).
Nach der Kopplung des Liganden an das Ankermolekül wird dieses bei der PIT für
eine Stunde bei 60 °C in die äußere Lipidschicht der Liposomen eingelagert. Ein
möglicher Effekt der hohen Temperatur auf den Liganden und dessen
Bindungsaffinität müssen hierbei bedacht werden (Ishida et al. 1999). Bei den LPH-
NP von Chono et al. (2008) erfolgt die PIT für 10 Minuten bei 50 °C (Chono et al.
2008). Für eine effiziente Einlagerung soll die Temperatur oberhalb der
Phasenübergangstemperatur liegen (Ishida et al. 1999).
Im Rahmen dieser Arbeit wird ein DSPE-PEG2000-Mal-Anker verwendet (Abb. 1-6).
Maleinimid (Mal) ist die reaktive Gruppe, über die eine kovalente Bindung von SH-
Gruppen möglich ist. An das Maleinimid wird ein cyclisches RGD-Peptid gekoppelt,
das durch die Aminosäure Cystein eine SH-Gruppe besitzt (Abb. 1-8 in Kapitel 1.6).
1.4 Verwendete Zelllinien
Im Zuge dieser Arbeit werden in vitro Versuche an den beiden humanen Zelllinien
RH-30 und HeLa durchgeführt. Hierbei werden je nach Versuch stabil eGFP-
transfizierte oder nicht transfizierte Zellen verwendet. Die stabile Transfektion ist
durch Frau Dr. Stefanie Striepe im Rahmen ihrer Doktorarbeit erfolgt (Striepe 2010).
1.4.1 RH-30 Zellen
Die Überprüfung der Gen-Knockdown-Effizienz der in dieser Arbeit verwendeten
siRNA-Trägersysteme erfolgt in erster Linie an der alveolären
Rhabdomyosarkomzelllinie RH-30. Diese Zelllinie stammt aus
Einleitung 13
Knochenmarksmetastasen eines 17-jährigen Jungen. Die RH-30 Zellen zeigen eine
Expression des Integrin-Rezeptors (Striepe 2010).
1.4.2 HeLa Zellen
Die Zelllinie HeLa ist die erste humane etablierte Zelllinie. Sie entstammt aus
Epithelzellen eines Zervixkarzinoms einer 30-jährigen Frau. Da HeLa Zellen keine
Expression des Integrin-Rezeptors zeigen, dienen sie in dieser Arbeit als
Kontrollzelllinie (Chatterjee & Chatterjee 2001; Striepe 2010; Cai et al. 2011; Arosio &
Casagrande 2016).
1.5 Reportergene
Die Effizienz der RNAi wird bei der Entwicklung effizienter Trägersysteme oft
zunächst nicht über eine Quantifizierung der mRNA bestimmt, sondern mit
sogenannten Reportergenen. Hierfür werden insbesondere Gene verwendet, die das
Enzym Luciferase oder das grün fluoreszierende Protein (green fluorescent protein,
GFP) codieren (Langlet-Bertin et al. 2010; Zhang et al. 2013; Asai et al. 2014; Nuhn
et al. 2014; Rengaswamy et al. 2016).
Wichtig für den Einsatz von Reportergenen ist ein direkt proportionaler
Zusammenhang zwischen der Genexpression, dem mRNA Level, der Proteinmenge
sowie dem zu detektierenden Signal. Dieses Signal sollte möglichst einfach zu
bestimmen sein (Alam & Cook 1990; Albano et al. 1998; Soboleski et al. 2005).
1.5.1 Luciferase
Das Enzym Luciferase wird häufig zur Bestimmung der Gen-Knockdown-Effizienz
eingesetzt. Eine kommerziell erhältliche Variante ist die Firefly Luciferase. Sie
katalysiert die Umwandlung von Luciferin in Oxyluciferin und Licht, das mit einem
Luminometer fast ohne Hintergrundrauschen leicht quantifiziert werden kann.
Luciferase-Assays zeigen eine 10- bis 1000-fach bessere Sensitivität als Tests mit
anderen Reportergenen (Alam & Cook 1990).
Luciferase hat jedoch auch einige Nachteile: Es kann nur die mittlere Gen-
Knockdown-Effizenz der Zellpopulation bestimmt werden. Wie die
14 Einleitung
Expressionsverteilung jedoch innerhalb der Zellpopulation ist oder wie stark einzelne
Zellen das Gen exprimieren, kann nicht erfasst werden. Außerdem kann der zeitliche
Verlauf der Genexpression nicht in Echtzeit verfolgt werden (Soboleski et al. 2005).
Abbildung 1-7: Mechanismus der Luciferase-Reaktion
Schematische Darstellung der durch Luciferase katalysierten Umsetzung von Luciferin in
Oxyluciferin und Licht (modifiziert nach Promega, http://www.promegaconnections.com/dual-
luciferase-or-dual-glo-luciferase-assay-system-which-one-should-i-choose-for-my-reporter-
assays/, zuletzt aufgerufen am 29.05.2017)
1.5.2 GFP (green fluorescent protein)
GFP ist ein grün fluoreszierendes Protein, das erstmals 1962 von Osamu Shimomura
beschrieben worden ist. Es ist aus der Qualle Aequorea victoria isoliert worden
(Shimomura et al. 1962). Das Protein ist von mehreren Arbeitsgruppen mutiert
worden, mit dem Erfolg, die Anregungswellenlänge sowie das Emissionsspektrum zu
verbessern (Heim et al. 1995; Cormack et al. 1996; Lybarger et al. 1996). Die in
dieser Arbeit verwendete Variante heißt enhanced green fluorescent protein (eGFP).
Sie wird mit λ = 488 nm angeregt und emittiert Fluoreszenzlicht bei 510 nm. Für die
„Entdeckung und Weiterentwicklung des grün fluoreszierenden Proteins“ haben
Osamu Shimomura, Martin Chalfie und Roger Tsien 2008 den Nobelpreis für Chemie
erhalten (http://www.sueddeutsche.de/wissen/nobelpreis-fuer-chemie-eine-gruen-
leuchtende-revolution-1.541271, zuletzt aufgerufen am 19.06.2017).
GFP kann in Echtzeit nichtinvasiv in lebenden Zellen und Geweben mittels Durch-
flusszytometrie und Fluoreszenzmikroskopie detektiert werden (Albano et al. 1998).
Im Rahmen dieser Arbeit wird die eGFP-Expression von stabil eGFP-transfizierten
Zellen fluoreszenzmikroskopisch beobachtet und durchflusszytometrisch quantifiziert.
Hierüber wird der Gen-Knockdown der entwickelten siRNA-Trägersysteme ermittelt
(siehe Kapitel 3.4.2.2).
Einleitung 15
1.6 Integrin-Rezeptor Targeting
Integrin-Rezeptoren vermitteln als Transmembranproteine Signale zwischen
extrazellulären Liganden und dem Zytoskelett sowie Signaltransduktionswegen. Sie
sind die wichtigsten Adhäsions-Rezeptoren. Hierbei sind sie sowohl für die Adhäsion
an extrazelluläre Matrixproteine als auch für die Zell-Zell-Adhäsion verantwortlich.
Außerdem sind sie u.a. an der Leukozytenfunktion, Entzündungsprozessen, der
Hämostase und der Angiogenese sowie der Zellproliferation und Apoptose beteiligt
(Ruoslahti 1996; Hynes 2002).
Integrin-Rezeptoren bestehen aus α/β Heterodimeren. Es sind 18 Alpha- und 8 Beta-
Untereinheiten beschrieben, die zu 24 verschiedenen Integrin-Rezeptoren
zusammengelagert werden können. Eine Untergruppe der Integrin-Rezeptoren lässt
sich gezielt durch die Tripeptidsequenz RGD (Arginin-Glycin-Asparat) ansteuern
(Ruoslahti 1996; Hynes 2002). Diese Drug Targeting-Option ist für verschieden Drug
Delivery-Systeme beschrieben (Temming et al. 2005). Am Lehrstuhl konnte gezeigt
werden, dass RH-30 Zellen mit cyclischen RGD-Peptiden gezielt angesteuert werden
können (Striepe 2010; Zimmer 2013). Dies wird im Rahmen dieser Arbeit ausgenutzt:
zum einen mit einem negativ geladenen und zum anderen mit einem an ein Lipid-
PEG-Molekül gebundenen cyclischen RGD-Peptid (Abb. 1-8).
Durch eine gezielte Ansteuerung von Integrin-Rezeptoren soll eine vermehrte
Aufnahme des Trägersystems in Zielzellen gegenüber Kontrollzellen erreicht werden.
Bei einem unspezifischen Trägersystem geht ein Großteil der siRNA in anderen
Zellen verloren. Um dies auszugleichen, müssen höhere Dosen eingesetzt werden.
Dies führt zu höheren Kosten und einem gesteigerten Risiko für unerwünschte
Effekte. Durch die gezielte Aufnahme in eine Zelllinie sollen Kosten optimiert und das
Auftreten von off-target Effekten reduziert werden (Dykxhoorn & Lieberman 2005;
Rao et al. 2009; Wang et al. 2011).
16 Einleitung
Abbildung 1-8: Cyclische RGD-Peptide
Das Peptid cyclo(Arg-Gly-Asp-D-Phe-Glu) (links) trägt bei einem physiologischen pH von 7,4
eine positive Ladung am Arginin und zwei negative Ladungen durch die Carboxylgruppen
der Aminosäuren Aspartat und Glutamat. Hieraus ergibt sich eine einfache negative
Gesamtladung (gezeichnet von Niels Thieme).
Das Peptid cyclo(Arg-Gly-Asp-D-Phe-Cys) (rechts) kann über die SH-Gruppe des Cysteins
mit der Mal-Gruppe des DSPE-PEG2000-Mal Ankers reagieren und dadurch kovalent
gebunden werden (gezeichnet von Niels Thieme).
Einleitung 17
1.7 Ziel dieser Arbeit
Die durch siRNA ausgelöste RNA-Interferenz bietet großes Potential, bislang nicht
therapierbare Erkrankungen zu behandeln. Da siRNA durch ihre Ladung und Größe
nur schwer in Zellen aufgenommen werden kann, einem raschen enzymatischen
Abbau durch Nukleasen unterliegt und in vivo schnell renal eliminiert wird, ist ein
Trägersystem notwendig.
Ziel dieser Arbeit war es, ein LAH4-L1 basiertes Transportsystem für siRNA zu
entwickeln. Dieses Transportsystem hat im Wesentlichen die Aufgaben, die siRNA
vor einem enzymatischen Abbau zu schützen, die rasche renale Elimination zu
verhindern und eine Aufnahme in die Zelle sowie eine Freisetzung ins Zytosol der
Zelle zu ermöglichen. Hierbei sollte das Trägersystem nicht toxisch sein.
Im Rahmen dieser Arbeit wurden LAH4-L1-Peptid-Protamin-siRNA-Partikel (PPR-
Partikel) entwickelt und charakterisiert. Die Charakterisierung umfasste insbesondere
Größenbestimmungen, die Überprüfung und Optimierung der Gen-Knockdown-
Effizienz in stabil eGFP-transfizierten Zellen sowie die Bestimmung der Zytotoxizität.
Es wurden unterschiedliche Lagerungsbedingungen untersucht und die
Langzeitstabilität von PPR-Partikeln unter der besten Lagerungsbedingung bestimmt.
Der zeitliche Verlauf der zellulären Assoziation und Aufnahme der PPR-Partikel
sowie die endosomale Freisetzung der siRNA wurden erforscht.
Um ein zellspezifisches Targeting zu untersuchen, wurden die PPR-Partikel mit
RGD-Peptiden modifiziert. Hierfür wurden Zellen mit (RH-30) und ohne (HeLa)
Integrin-Rezeptoren verwendet. Es wurden zwei Strategien verfolgt, um eine aktive
Ansteuerung der RH-30 Zellen zu erzielen: Zum einen mit einem negativ geladenen
RGD-Peptid, das elektrostatisch an die PPR-Partikel assoziiert werden sollte. Zum
anderen wurde eine Lipid-Modifikation der PPR-Partikel in Analogie zu Liposom-
Protamin-Hyaluronsäure-Nanopartikeln (LPH-NP) untersucht, in die anschließend
RGD-Anker-Konjugate eingelagert wurden.
18 Material und Geräte
2 Material und Geräte
2.1 Materialien
2.1.1 Nukleinsäuren und Peptide
Tabelle 2-1: Nukleinsäuren
Bezeichnung Nukleinsäuresequenz (5´ - 3´)
Mr [g ∙ mol-1]
Hersteller / Bezugsquelle
AllStars Neg. siRNA
- -
Qiagen, Hilden AllStars Neg. siRNA AF 488
- -
GAPDH-Molecular Beacon
CGACGGAGTCCTTCCACGATACCACGTCG
8 824 Eurofins
Genomics, Ebersberg
5´-ROX-3´-BHQ2-GAPDH-
Molecular Beacon
[ROX]CGACGGAGTCCTTCCACGATACCACGTCG[BHQ2]
10 076
Silencer Select eGFP siRNA
Sense: CAAGCUGACCCUGAAGUUCtt Antisense: GAACUUCAGGGUCAGCUUGtt
13 300 Life
Technologies, Darmstadt
Tabelle 2-2: Peptide
Bezeichnung Aminosäure-sequenz
Mr [g ∙ mol-1]
Qualität / Reinheitsgrad
Hersteller / Bezugsquelle
LAH4-L1 KKALLAHALHLLALLALHLAHALKKA-NH2
2 778,55
HPLC gereinigt
AG Bechinger, Université de Strasbourg
Protaminsulfat - 5 100 Grade X Sigma Aldrich,
Steinheim
RGD-Cys cyclo (Arg-Gly-
Asp-D-Phe-Cys) 578,65
≥ 99 % Peptides
International, Louisville, USA RGD-Glu
cyclo (Arg-Gly-Asp-D-Phe-Glu)
604,63
Material und Geräte 19
2.1.2 Chemikalien und Reagenzien
Tabelle 2-3: Lipide und Membranbestandteile
Bezeichnung Abkürzung Mr [g ∙ mol-1]
Hersteller / Bezugsquelle
1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phosphat (Natriumsalz)
DOPA 722,95 Avanti Polar Lipids,
Alabama, USA
1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phospho-ethanolamin
DOPE 743,55 Lipoid GmbH, Ludwigshafen
1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phospho-L-serin
(Natriumsalz) DOPS 810,03
Lipoid GmbH, Ludwigshafen
1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phospho-rac-(1-glycerol)
(Natriumsalz) DOPG 797,03
Lipoid GmbH, Ludwigshafen
1,2-Distearoyl-sn-glycero-3-phosphoethanolamin-N-
[maleinimido-poly(ethylenglycol)-2000]
DSPE-PEG2000-Mal
2 000 Nanocs, Boston, USA
Cholesterol Chol 386,7 Sigma Aldrich,
Steinheim
20 Material und Geräte
Tabelle 2-4: Sonstige Chemikalien
Substanz Abkürzung, Synonym oder Summenformel
Mr [g ∙ mol-1]
Qualität / Reinheitsgrad
Hersteller / Bezugsquelle
Ammoniumhepta-molybdat-
Tetrahydrat (NH4)6Mo7O24 1 235,86 ≥ 99 %
Merck, Darmstadt
Agarose - - - Serva
Electrophoresis, Heidelberg
BD CellFixTM - - - Becton
Dickinson, Heidelberg
BD FACS Clean Solution
FACS Clean - - Becton
Dickinson, Heidelberg
BD FACS Flow Sheath Fluid
FACS Flow - - Becton
Dickinson, Heidelberg
BD FACS Rinse Solution
FACS Rinse - - Becton
Dickinson, Heidelberg
Borsäure - 61,83 ≥ 99,8 % Roth, Karlsruhe
Chloroform CHCl3 119,4 > 99 % Roth, Karlsruhe
4',6-Diamidin-2-phenylindol-
dihydrochlorid DAPI 350,3
Molecular Probes, Leiden,
Niederlande
Dimethylsulfoxid DMSO 78,13 Zellkultur getestet
Sigma-Aldrich, Steinheim
di-Natrium-hydrogenphosphat
Na2HPO4 141,96 ≥ 99 % Roth, Karlsruhe
DNA Gel Loading Dye (6X)
- - - ThermoFisher,
Scientific, Darmstadt
Ethanol EtOH 46,01 ≥ 99,8 % Sigma-Aldrich,
Steinheim
Ethidiumbromid-Lösung
Ethidiumbromid 394,33 0,07 % AppliChem, Darmstadt
Material und Geräte 21
Substanz Abkürzung, Synonym oder Summenformel
Mr [g ∙ mol-1]
Qualität / Reinheitsgrad
Hersteller / Bezugsquelle
Ethylendiamin-tetraessigsäure,
Natriumsalz EDTA 372,24 ≥ 99 %
Merck, Darmstadt
Fetales Kälberserum
FCS - - PAN-Biotech,
Aidenbach
Fiske Subbarow Reducer
- - - Fluka, Buchs,
Schweiz
Geneticin G418 692,70 - Roth, Karlsruhe
Hyaluronsäure, Streptococcus equi
HA - - Sigma-Aldrich,
Steinheim
2-(4-(2-Hydroxyethyl)-1-
piperazinyl)-ethansulfonsäure
HEPES 238,31 ≥ 99,5 % Roth, Karlsruhe
ImmersolTM W2010
- - - Zeiss, Jena
Kaliumdihydrogen-phosphat
KH2PO4 136,09 ≥ 99 % Roth, Karlsruhe
Lipofectamine® RNAiMAX
- - - Life
Technologies, Darmstadt
LysoTracker® Deep Red
- - - Life
Technologies, Darmstadt
LysoTracker® Red DND-99
LysoTracker® Red
- - Life
Technologies, Darmstadt
Natriumchlorid NaCl 58,44 > 99,9 % Roth, Karlsruhe
Natriumhydroxid NaOH 58,44 ≥ 99 % Roth, Karlsruhe
Natriumlaurylsulfat SDS 288,38 ≥ 99 % Sigma-Aldrich,
Steinheim
Paraformaldehyd PFA - > 95 % Sigma-Aldrich,
Steinheim
22 Material und Geräte
Substanz Abkürzung, Synonym oder Summenformel
Mr [g ∙ mol-1]
Qualität / Reinheitsgrad
Hersteller / Bezugsquelle
ProLong® Diamond Antifade
Mountant
Mounting Medium
- - Life
Technologies, Darmstadt
Quant-iTTM RiboGreen RNA
Assay Kit
RiboGreen Assay
- - Life
Technologies, Darmstadt
Resazurin Natriumsalz
Resazurin 229,18 für Zellkultur Sigma-Aldrich,
Steinheim
Saccharose - 342,30 ≥ 99,7 % Roth, Karlsruhe
Salzsäure HCl 36,46 30 % Merck,
Darmstadt
Schwefelsäure H2SO4 98,08 p.a. Roth, Karlsruhe
TrackItTM 100 bp DNA Ladder
- - - Life
Technologies, Darmstadt
Triethylamin TEA 101,9 HPLC grade Roth, Karlsruhe
Trometamol TRIS 121,14 ≥ 99,9 % Sigma-Aldrich,
Steinheim
Triton X-100, 4-(1,1,3,3-
Tetramethylbutyl-)-phenylpolyethylen
glykol
Triton X-100 576,6 für Molekular-
biologie Fluka, Buchs,
Schweiz
Trypanblau 0,4 % - - - Sigma-Aldrich,
Steinheim
Trypsin 0,05 % / EDTA 0,02 %
- - - Biochrom,
Berlin
VLE RPMI 1640 - - - Biochrom,
Berlin
Wasserstoffper-oxidlösung 30 %
(m/m) H2O2 34,02 ACS
Sigma-Aldrich, Steinheim
Wasserstoffper-oxidlösung 30 %
(m/m) H2O2 34,02 30 % Roth, Karlsruhe
Material und Geräte 23
Tabelle 2-5: Verwendete Puffer und deren Zusammensetzung
Bezeichnung Zusammensetzung
HS-Puffer pH 7,4 (HEPES-Saccharose-Puffer)
10 mM HEPES + 280 mM Saccharose
+ NaOH bzw. HCl pH 7,4
TBE-Puffer pH 7,4 (TRIS-Borat-EDTA-Puffer)
89 mM TRIS + 89 mM Borsäure + 2 mM Na2-EDTA
+ NaOH bzw. HCl pH 7,4
TE-Puffer (20-fach)
200 mM TRIS + 20 mM Na2-EDTA
+ NaOH bzw. HCl pH 7.5
Transfektionsmedium 25 mM NaCl
+ 250 mM Saccharose pH 7,4
PBS (phosphate buffered saline) mit Ca2+/Mg2+
137 mM NaCl + 2,68 mM KCl
+ 7,81 mM Na2HPO4 + 1,47 mM KH2PO4
+ 1 mM CaCl2 + 0,5 mM MgCl2 x H20
pH 7,4
PBS (phosphate buffered saline) ohne Ca2+/Mg2+
137 mM NaCl + 2,68 mM KCl
+ 7,81 mM Na2HPO4 + 1,47 mM KH2PO4
pH 7,4
24 Material und Geräte
2.1.3 Zelllinien
Tabelle 2-6: verwendete Zelllinie
Zelltyp Kulturmedium Herkunft Bezugsquelle
HeLa VLE RPMI 1640
+10 % FCS Humanes
Zervixkarzinom DSMZ, Braunschweig
HeLa stabil eGFP-transfiziert
VLE RPMI 1640 +10 % FCS
+ 400 µg/mL G418
Humanes Zervixkarzinom
Stabile Transfektion der Zelllinie HeLa
(Striepe 2010)
RH-30 VLE RPMI 1640
+10 % FCS Humanes
ARMS DSMZ, Braunschweig
RH-30 stabil eGFP-transfiziert
VLE RPMI 1640 +10 % FCS
+ 600 µg/mL G418
Humanes ARMS
Stabile Transfektion der Zelllinie RH-30
(Striepe 2010)
2.1.4 Verbrauchsmaterial
Tabelle 2-7: Diverse Verbrauchsmaterialien
Bezeichnung
Artikelbezeichnung / Typ
Hersteller / Bezugsquelle
Combitips
2,5; 5; 10; 25 mL Eppendorf, Hamburg
Einmalküvetten für PCS
PMMA 1,5 mL halbmikro
Brand, Wertheim
Einmalpipetten 2; 5; 10; 25 mL Greiner, Frickenhausen
Einmalspritzen
Injekt Luer-Solo (1; 5; 10; 20 mL)
Braun, Melsungen
Eppendorf Reaktionsgefäße
PP 1,5 mL Eppendorf, Hamburg
FACS Röhrchen - Becton Dickinson,
Heidelberg
Falcon Röhrchen
PP (15; 50 mL) Steril
Becton Dickinson, Heidelberg
HPLC Vials 1,5 mL, klar VWR International GmbH,
Darmstadt
Kanülen 1”, 20” / steril Braun,
Melsungen
Material und Geräte 25
Bezeichnung
Artikelbezeichnung / Typ
Hersteller / Bezugsquelle
Sterilfilter 0,2 µm Acrodisc®, geringe
Proteinbindung Pall, Dreieich
Sterilfilter 0,2 µm Rotilab® Roth, Karlsruhe
Verschlussfolie Parafilm PM-966 Pechiney Plastic,
Chicago, USA
µ-Slide 8 Well-Platten - ibidi GmbH, Martinsried
Multiwell-Platten 6, 24, 48, 96 well Becton Dickinson,
Heidelberg
Multiwell-Platten 96 well, schwarz,
steril Greiner, Frickenhausen
Pasteurpipetten - Braun,
Melsungen
Petrischalen 100 x 20 mm Greiner, Frickenhausen
Reaktionsgefäße RNase-frei Biozym Scientific, Hess. Oldendorf
Pipettenspitzen - Eppendorf, Hamburg
Safeseal Tips premium RNase-frei Biozym Scientific, Hess. Oldendorf
26 Material und Geräte
2.2 Geräte
Tabelle 2-8: Geräte für die Analytik
Bezeichnung
Artikelbezeichnung / Typ
Hersteller / Bezugsquelle
Durchflusszytometer und Software
FACS CaliburTM mit CellQuestTM Pro
Becton Dickinson, Heidelberg
Durchflusszytometer und Software
FACS Fortessa mit FACS Diva
Becton Dickinson, Heidelberg
Fluoreszenzmikroskop mit Quecksilberdampflampe,
Vorschaltgerät
Axiovert 40 CFL HBO 50 Mbq ac-z
Zeiss, Jena
Fluoreszenzplattenleser Tristar LB 941 mit
Microwin 2000 Software
Berthold Technologies, Bad Wildbad
Fluoreszenzspektrometer LS 55 mit FL Winlab
Software PerkinElmer, Waltham, MA,
USA
Geldokumentationssystem Quantum ST5 VILBER LOURMAT,
Eberhardzell
Konfokalmikroskop LSM 880 LSM 710
Zeiss, Jena
Plattenlesegerät Spectra Count Packard Instrument, Meriden,
CT, USA
Photonenkorrelations- Spektroskop (PCS)
BI-90 PALS BIC-Brookhaven
Instruments, Wien, Österreich
Zetapotential-Messgerät Zetasizer Nano ZS Malvern Instruments,
Malvern, UK
Zetapotential-Messküvetten
DTS 1070 Malvern Instruments,
Malvern, UK
Material und Geräte 27
Tabelle 2-9: Cryo-Transmissionselektronenmikroskopie
Gerät Typenbezeichnung Hersteller
Cryo-Kammer Cryo-Box 340719 Carl-Zeiss, Oberkochen
Cryo-Probenhalter Model 626-DH Gatan, Warrendale, USA
Kupfer-Grids mit Kohlefilm bedampft
Quantifoil S7/2 Cu 400 mesh, holey
carbon films
Quantifoil Micro Tools, Jena
TEM-Kamera Proscan HSC 2 Oxford Instruments, Abingdon, UK
TEM-Hochvakuumpumpe TMH 071 P Pfeiffer Vakuum, Aßlar
TEM-Software iTEM 5.0 (Build 1054) Soft Imaging System, Münster
Transmissionselektronen-mikroskop (TEM)
Leo 912 Ω-mega Leo, Oberkochen
Tabelle 2-10: Sonstige Geräte
Bezeichnung
Artikelbezeichnung / Typ
Hersteller / Bezugsquelle
Analysenwaage BP 301 S Sartorius, Göttingen
Autoklav Tuttnauer Systec 3850 EL
Systec, Wettenberg
Feinwaage BP 2100 S AT261 Delta Range
Sartorius, Göttingen; Mettler Toledo, Gießen
Inkubatoren APT Line CB, Hera cell 150
Binder, Tuttlingen; Heraeus Instruments, Fellbach
Kolbenhubpipetten für wässrige Zubereitungen
Pipetten verschiedener
Volumina
Eppendorf, Hamburg
Laborwaage LP 3200 D Sartorius, Göttingen
Millipore-Anlage Milli-Q Academix, BioPak®
Ultrafiltrationsmodul
Millipore GmbH, Schwalbach
Neubauer-Zählkammer - Multimed, Kirchheim
pH-Meter CG 843 P Schott, Mainz
28 Material und Geräte
Bezeichnung
Artikelbezeichnung / Typ
Hersteller / Bezugsquelle
Pipetten Pipetman, Gilson Laborshop Neolab®, Freiburg
Pumpe Peristaltic Pump P-1 Pharmacia Biotech, Uppsala, Schweden
Schüttelwasserbad MB 14 Memmert, Büchenbach
Sicherheitswerkbänke Herasafe HSP 18, Herasafe KSP 18
Heraeus Instruments, Fellbach
Tischlyophilisator Alpha 2-4 Christ Martin Christ, Gefriertrocknungsanlagen,
Osterode
Trockenschrank TK/L 4250 Ehret, Emmendingen
Ultraschallbad Bandelin Sonorex RK 100
Bandelin, Berlin
Ultraschallspitze Sonoplus HD 3100 Bandelin, Berlin
Ultrazentrifuge und Rotor Optima XE-90, Rotor
Typ 50.4 Ti Beckman-Coulter, München
Vortex Mixer VM-300 Neolab Migge, Heidelberg
Wasserbad WB7 Memmert, Schwabach
Zentrifugen Centrifuge 5804 R, Universal 16
Eppendorf, Hamburg; Hettich, Tuttlingen
Methoden 29
3 Methoden
3.1 RNase-freies Arbeiten
Alle Arbeiten werden unter RNase-freien Bedingungen durchgeführt. Hierfür werden
nach Möglichkeit RNase-freie Ausgangsmaterialien verwendet. Hitzestabile Geräte
werden im Trockenschrank für mindestens vier Stunden bei 200 °C aufbewahrt, um
RNasen zu zersetzen. Plastikgefäße werden für drei Stunden in 30 %-iges H2O2 ein-
gelegt und anschließend mit RNase-freiem Wasser abgewaschen. Die Wasserauf-
bereitung erfolgt durch eine Millipore-Reinstwasseranlage, der ein BioPak® Ultra-
filtrationsmodul nachgeschaltet ist, das alle drei Monate erneuert wird. Der Labor-
bereich für die RNase-freien Arbeiten wird vor der Versuchsdurchführung mit
99 %igem Ethanol gereinigt.
3.2 Herstellung von siRNA-Trägersystemen
3.2.1 Herstellung der benötigten Stammlösungen
Die verwendeten siRNAs, Hyaluronsäure (HA), das LAH4-L1-Peptid sowie die RGD-
Peptide werden zu 1 µg/µL und Protamin zu 0,4 µg/µL in autoklaviertem RNase-
freien Wasser gelöst. Die Lösungen werden aliquotiert. Die Hyaluronsäure-Lösung
wird im Kühlschrank bei 5 °C ± 3 °C und die anderen Lösungen im Tiefkühler bei
-20 °C ± 5 °C gelagert.
3.2.2 Herstellung von LAH4-L1-Peptid-siRNA-Partikeln
Zur Herstellung von LAH4-L1-Peptid-siRNA-Partikeln wird siRNA mit LAH4-L1-Peptid
im Massenverhältnis von 1 : 10 (siRNA zu LAH4-L1-Peptid) für 20 Minuten bei
Raumtemperatur (24 °C ± 2 °C) inkubiert (Langlet-Bertin et al. 2010).
Die entstandenen LAH4-L1-Peptid-siRNA-Partikel werden für Gen-Knockdown Ver-
suche (3.4.2.1) mit dem jeweiligen Puffer auf eine siRNA-Konzentration von 60 nM
verdünnt.
30 Methoden
3.2.3 Herstellung von LAH4-L1-Peptid-Hyaluronsäure-siRNA-
Partikeln
Zur Herstellung von LAH4-L1-Peptid-Hyaluronsäure-siRNA-Partikeln wird im ersten
Schritt siRNA mit Hyaluronsäure im Massenverhältnis von 1 : 1 für 10 Minuten im
Kühlschrank bei 5 °C ± 3 °C inkubiert (Zimmer 2013).
Im zweiten Schritt wird das LAH4-L1-Peptid zu den Hyaluronsäure-siRNA-Partikeln
im Massenverhältnis von 1 : 10 (siRNA zu LAH4-L1-Peptid) hinzupipettiert und für 20
Minuten bei Raumtemperatur (24 °C ± 2 °C) inkubiert.
Die entstandenen LAH4-L1-Peptid-Hyaluronsäure-siRNA-Partikel werden für Gen-
Knockdown Versuche (3.4.2.1) mit dem jeweiligen Puffer auf eine siRNA-Konzentra-
tion von 60 nM verdünnt.
3.2.4 Herstellung von LAH4-L1-Peptid-Protamin-siRNA-Partikeln
(PPR-Partikel)
Zur Herstellung von LAH4-L1-Peptid-Protamin-siRNA-Partikeln (PPR-Partikel) wird
im ersten Schritt das Massenverhältnis von siRNA zu Protamin optimiert. Hierfür
werden siRNA-Protamin-Massenverhältnisse von 0,5 bis 2,3 (siRNA / Protamin) in
0,1-er Schritten untersucht. 20 µL der siRNA-Stammlösung (1 µg/µL) werden mit ent-
sprechenden Volumina der Protamin-Stammlösung (0,4 µg/µL) für 10 Minuten bei
Raumtemperatur (24 °C ± 2 °C) inkubiert. Die entstandenen Protamin-siRNA-Partikel
werden auf Größe (3.3.1) und Oberflächenladung (3.3.2) hin untersucht.
Im zweiten Schritt werden die Protamin-siRNA-Kerne in Massenverhältnissen von
1,5; 2,5 und 3,5 (LAH4-L1-Peptid zu siRNA) mit LAH4-L1-Peptid für 20 Minuten bei
Raumtemperatur (24 °C ± 2 °C) inkubiert. Die entstandenen PPR-Partikel werden
ebenfalls auf Größe (3.3.1) und Oberflächenladung (3.3.2) untersucht. Außerdem
werden die PPR-Partikel mit HS-Puffer für Zellversuche (3.4) verdünnt.
3.2.5 Lyophilisierung von PPR-Partikeln
Die für die Lyophilisierung benötigten Lyophilisations-Vials werden bei 200 °C mind.
4 Stunden lang im Trockenschrank ausgeglüht. Die Gummistopfen werden für 30 min
Methoden 31
in 3 %ige H2O2-Lösung eingelegt. Anschließend werden die Gummistopfen mit
RNase-freiem Wasser gespült und autoklaviert.
PPR-Partikel werden wie in 3.2.4 beschrieben hergestellt und unter aseptischen Be-
dingungen in Lyophilisations-Vials gefüllt. Die Vials werden mit den Gummistopfen so
vorverschlossen, dass eine kleine Öffnung für den Lyophilisationsprozess bleibt. Die
Proben werden im Tischlyophilisator Alpha 2-4 Christ (Martin Christ, Gefrier-
trocknungsanlagen, Osterode) nach dem lehrstuhlinternen Standardprotokoll
lyophilisiert: Nach einer dreistündigen Einfrierphase bei -50 °C und Normaldruck
schließt sich die 42 Stunden dauernde Haupttrocknung bei -30 °C und 0,05 mbar an.
Es folgt die Nachtrocknung für 6 Stunden bei 30 °C und 0,05 mbar. Anschließend
wird der Lyophilisator auf 5 °C heruntergekühlt und belüftet, sodass die lyophilisierten
PPR-Partikel entnommen werden können. Die Lyophilisate werden im Kühlschrank
bei 5 °C ± 3 °C gelagert.
3.2.6 Lagerung von PPR-Partikeln
PPR-Partikel werden bis zu 52 Wochen lang bei Raumtemperatur (24 °C ± 2 °C), im
Kühlschrank (5 °C ± 3 °C) und im Tiefkühler (-20 °C ± 5 °C) gelagert.
3.2.7 Modifizierte PPR-Partikel
Um ein aktives Targeting an Integrin-Rezeptor-exprimierenden Zelllinien zu
erreichen, werden zwei Modifizierungswege untersucht.
3.2.7.1 RGD-modifizierte PPR-Partikel
PPR-Partikel werden mit 100, 200, 500, 1 000, 2 000 und 3 000 µL einer 1 µg/µL
RGD-Peptid-Lösung (cyclo (Arg-Gly-Asp-D-Phe-Glu), Peptides International, Louis-
ville, USA) für 10 min bei Raumtemperatur (24 °C ± 2 °C) inkubiert. Die gebildeten
Partikel werden anschließend auf Größe (3.3.1) und Oberflächenpotential (3.3.2)
sowie im Gen-Knockdown-Modell (3.4.2.1) getestet.
32 Methoden
3.2.7.2 RGD-Lipid-modifizierte PPR-Partikel
3.2.7.2.1 Liposomenherstellung
Für die Herstellung von Liposomen werden 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phosphat
(DOPA), 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phospho-ethanolamin (DOPE), 1,2-Dioleoyl-sn-
glycero-3-phospho-L-serin (DOPS), 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phospho-rac-(1-
glycerol) (DOPG) und Cholesterol (Chol) in Chloroform gelöst. Es werden 16 µmol
Lipidaliquots von DOPA, DOPS und DOPG jeweils alleine als auch in 1 : 1 Mischung
(mol/mol) mit DOPE bzw. Chol hergestellt. Das Chloroform wird mittels Evapo-
rationszentrifuge entfernt, sodass sich ein Lipidfilm am Boden des Eppendorf Reak-
tionsgefäßes bildet. Die Aliquots werden im Tiefkühler bei -20 °C ± 5 °C gelagert.
Zur Liposomenherstellung wird ein Lipidfilm im Exsikkator aufgetaut und in 400 µL
HS-Puffer 30 min lang hydratisiert, dass sich eine Dispersion mit einer Gesamt-
lipidkonzentration von 40 mM bildet. Die Dispersion wird gevortext und anschließend
5-mal 30 s lang im Pulsmodus (50 % Leistung) und einmal 30 s lang im kontinu-
ierlichen Modus (100 % Leistung) mit der Ultraschallspitze Sonoplus HD 3100
(Bandelin, Berlin) beschallt. Zwischen den einzelnen Zyklen wird die Probe für eine
Minute gekühlt, um eine Überhitzung zu verhindern. Auf diese Weise werden small
unilamellar vesicles (SUV) hergestellt.
3.2.7.2.2 Lipid-modifizierte PPR-Partikel
PPR-Partikel werden in 0,4 µmol-Schritten mit 0 bis 2,4 µmol Lipid versetzt. Es wer-
den die in Kapitel 3.2.7.2.1 beschriebenen Liposomen verwendet. Die erhaltenen
Lipid-modifizierten PPR-Partikel (L-PPR-Partikel) werden auf Größe (3.3.1) und
Oberflächenpotential (3.3.2) getestet.
Lipid-modifizierte PPR-Partikel mit den Lipidzusammensetzungen PG, PG/Chol (1/1
mol/mol) und PG/DOPE (1/1 mol/mol) mit 1,2 µmol, 1,6 µmol und 2,0 µmol Lipid
werden in zellulären Assoziations- und Aufnahmeversuchen (3.4.2.1) untersucht.
Methoden 33
3.2.7.2.3 RGD-Anker-Lipid-modifizierte PPR-Partikel
Für die Präparation RGD-Anker-Lipid-modifizierter PPR-Partikel werden als
Membrananker DSPE-PEG2000-Mal und als RGD-Peptid cyclo (Arg-Gly-Asp-D-Phe-
Cys) verwendet. Der Membrananker wird in Chloroform gelöst, zu 0,25 µmol in
Reaktionsgefäße aliquotiert und das Chloroform mittels Evaporationszentrifuge
entfernt. Das RGD-Peptid wird zu 1 µg/µL in RNase-freiem Wasser gelöst und im
äquimolaren Verhältnis zum getrockneten Membrananker pipettiert. Durch
abwechselndes 15-sekündiges Vortexen und Eintauchen in ein Ultraschallbad wird
der Membrananker in der Peptid-Lösung dispergiert. Anschließend wird das
Reaktionsgemisch für 20 h bei 20 °C und 1 000 rpm im Thermomixer inkubiert. Die
RGD-Membrananker werden bei -20 °C ± 5 °C im Tiefkühler gelagert.
Um RGD-Membrananker an / in L-PPR-Partikel an- bzw. einzulagern, werden
0,24 µmol RGD-Membrananker zu den L-PPR-Partikeln pipettiert. Dies entspricht
15 % (molar) des Lipidanteils. Die Mischung wird für eine Stunde bei 60 °C und
700 rpm im Thermomixer inkubiert. Die erhaltenen RGD-Lipid-modifizierten PPR-
Partikel (RGD-L-PPR-Partikel) werden auf Größe (3.3.1) und Oberflächenpotential
(3.3.2) sowie im Gen-Knockdown-Modell (3.4.2.1) getestet.
34 Methoden
3.3 Analytik von siRNA-Trägersystemen und Liposomen
3.3.1 Photonenkorrelationsspektroskopie
Der hydrodynamische Durchmesser und die Größenverteilung (Polydispersitäts-
index / PDI) der in dieser Arbeit untersuchten nanopartikulären Systeme werden
mittels Photonenkorrelationsspektroskopie (PCS) bestimmt.
Lipidhaltige Proben werden vor der Messung verdünnt: 40 bis 120 µL der
Zubereitung werden auf 1 mL mit HS-Puffer aufgefüllt. Lipidfreie Proben werden
unverändert vermessen. Die Proben werden in Halbmikroküvetten (1,5 mL, PMMA)
überführt und vor Messbeginn für 2 min im Probenraum des BI-90 Pals® der Firma
Brookhaven Instruments bei 25 °C temperiert. Die sich anschließende Messung
besteht aus 8 Einzelmessungen. Der intensitätsgewichtete effective diameter wird als
Maß für den hydrodynamischen Durchmesser bestimmt.
3.3.2 Zetapotential
Zur Bestimmung des Oberflächenpotentials der untersuchten nanopartikulären
Systeme wird das Zetapotential mittels Zetasizer Nano ZS (Malvern Instruments,
Malvern, UK) bestimmt. Die Proben werden hierfür mit sterilfiltriertem Puffer auf 1 mL
aufgefüllt. Mit Hilfe einer 1 mL Spritze wird die verdünnte Probe luftblasenfrei in eine
Zetaküvette überführt. Die Probe wird in der Messkammer für 2 Minuten bei 25 °C
temperiert. Im Anschluss startet die Messung automatisch. Das Zetapotential jeder
Probe wird dreifach bestimmt, wobei eine Bestimmung aus jeweils 10 bis 100
Einzelmessungen besteht.
3.3.3 Cryo-Transmissionselektronenmikroskopie
Die Proben für die Cryo-Transmissionselektronenmikroskopie (Cryo-TEM) sind einen
Tag vor der Vermessung gemäß 3.2.4 hergestellt und bei 5 °C ± 3 °C im Kühlschrank
gelagert worden.
Von der Probe werden ca. 3 µL auf ein mit Kohle bedampftes Kupfergrid überführt
(Quantifoil® S7/2 Cu 400 mesh, holey carbon films, Quantifoil Micro Tools GmbH,
Jena). Überschüssige Probe wird mit einem Filterpapier abgesaugt. Sofort danach
wird das Grid in flüssiges Ethan (Kryogen, 90 K) eingeschossen und dadurch
Methoden 35
schockgefroren. Die Probe wird anschließend mit einem Probenstab unter Stickstoff-
atmosphäre in das Transmissionselektronenmikroskop (Leo 912 Omega, Zeiss,
Oberkochen) eingebracht und die Probe bei 6 300- bis 12 500-facher Vergrößerung
abgebildet.
Die Probenvorbereitungen sowie alle Cryo-Transmissionselektronenmikroskopischen
Aufnahmen sind von Frau Sabine Barnert (Lehrstuhl für Pharmazeutische
Technologie und Biopharmazie, Universität Freiburg) durchgeführt worden.
3.3.4 Bartlett-Assay
Um den Lipidgehalt einer Liposomendispersion zu ermitteln, wird eine Phosphat-
bestimmung nach Bartlett durchgeführt. Hierbei wird organisch gebundener Phos-
phor durch Veraschung und Oxidation in anorganisches Phosphat umgesetzt und
durch eine Komplexreaktion kolorimetrisch quantifiziert (Bartlett 1959).
Es ist essentiell, phosphatfreie Ausgangsmaterialien zu verwenden. Daher werden
phosphatfrei gespülte Gläser verwendet und alle Lösungen werden mit phosphat-
freiem, hochgereinigten Wasser hergestellt. Parallel zu jeder Analyse wird eine
Kalibriergerade mit 50, 100, 150, 200, 250 und 300 mg einer 1,00 mM KH2PO4-Lö-
sung als Phosphatstandard eingewogen. Der Phosphatgehalt der Proben soll so ein-
gestellt sein, dass er im kalibrierten Bereich liegt. Zusätzlich wird ein leeres Röhrchen
als Blindwert mitgeführt.
Die Proben, Kalibratoren und die Blindprobe werden mit 0,5 mL einer 10 N Schwefel-
säure-Lösung versetzt und bei 160 °C für drei Stunden im Trockenschrank verascht.
Es folgt eine Zugabe von 200 µL einer 30 %igen H2O2-Lösung. Nach gründlichem
Vortexen werden die Röhrchen für weitere 1,5 h im Trockenschrank auf 160 °C
erhitzt. Dieser Schritt wird so lange wiederholt, bis die Proben vollständig klar sind.
Danach werden 4,5 mL einer 0,22 %igen Ammoniummolybdat-Lösung sowie 200 µL
einer 14,8 %igen Fiske-Subbarow-Reducer-Lösung in die Gläser gegeben und die
Proben für 10 min in einem Heizblock bei 96 °C erwärmt. Nach dem Abkühlen
werden die nun blau gefärbten Proben bei λ = 830 nm in einem UV/Vis
Spektralphotometer vermessen, nachdem der Nullabgleich mit der Blindlösung
durchgeführt worden ist. Die Kalibrierfunktion wird durch Auftragen der Absorption
gegen die Stoffmenge an Phosphat bestimmt. Die Stoffmengenkonzentration der
36 Methoden
Proben kann dann mittels Kalibrierfunktion berechnet werden. Um die
Gesamtlipidmenge zu erhalten, müssen ggf. phosphatfreie Membrankomponenten
wie Cholesterol rechnerisch berücksichtigt werden.
3.3.5 Komplexierung von siRNA in PPR-Partikeln
Um zu überprüfen, ob die siRNA von Protamin und dem LAH4-L1-Peptid komplexiert
wird, wird ein Agarosegelelektrophorese-Versuch durchgeführt. Das Laufverhalten
von freier siRNA und PPR-Partikeln wird jeweils mit und ohne Zusatz von 3 %iger
SDS-Lösung in einem 1,5 %igen Agarose-Gel untersucht.
Zur Gelherstellung werden 1,5 g Agarose in 100 mL TBE-Puffer unter Erwärmen ge-
löst. Die Lösung wird mit 5 Tropfen Ethidiumbromid-Lösung (0,07 %ig) versetzt und
abkühlen gelassen. Im noch flüssigen Zustand wird die Lösung in die Laufkammer
gegossen. Nach dem Aushärten des Gels wird die Kammer mit TBE-Puffer gefüllt.
Pro Tasche werden 30 µL Probe (inkl. 5 µL 6x Loading Dye) aufgetragen, dies ent-
spricht 0,4 µg siRNA. Zur Orientierung wird eine Tasche mit Größenstandard
(100 bp) mitgeführt. Die Gelelektrophorese läuft bei 100 V für ca. 30 min. Im An-
schluss wird das Gel vorsichtig aus der Laufkammer entnommen und die Nuklein-
säuren unter UV-Licht im Geldokumentationssystem Quantum ST5 detektiert (Vilber
Lourmat, Eberhardzell).
3.3.6 Bestimmung der Serumstabilität von PPR-Partikeln
Für den siRNA-Transport ist es essentiell, dass das Transportsystem die kom-
plexierte siRNA vor enzymatischer Degradation durch RNasen schützt. Dies wird
überprüft, indem freie siRNA als Kontrolle und PPR-Partikel mit 50 % (v/v) fetalem
Kälberserum (fetal calf serum, FCS) bei 37 °C inkubiert werden. Nach 0, 30 und
60 min sowie 8, 12, 24, 36 und 48 h werden jeweils 20 µL Probe gezogen, dies ent-
spricht zu Beginn des Versuches 0,4 µg siRNA. Jede Probe wird mit 5 µL einer
3 %igen SDS-Lösung versetzt, in flüssigem Stickstoff eingefroren und bei -80 °C ge-
lagert. Nachdem alle Proben gezogen worden sind, werden sie aufgetaut und jeweils
5 µL 6x Loading Dye hinzupipettiert. Die Proben sowie ein Größenstandard (100 bp)
werden dann (analog zu 3.3.5) über ein Ethidiumbromid-haltiges, 1,5 %iges Agarose-
Gel für ca. 30 min bei 100 V aufgetrennt. Im Anschluss wird das Gel vorsichtig aus
Methoden 37
der Laufkammer entnommen und die Nukleinsäuren unter UV-Licht im Geldoku-
mentationssystem Quantum ST5 detektiert (Vilber Lourmat, Eberhardzell).
3.3.7 Bestimmung der Assoziationseffizienz (AE)
Um zu bestimmen wie viel siRNA in PPR-Partikeln assoziiert ist, werden drei
voneinander unabhängige Chargen PPR-Partikel hergestellt und mit HS-Puffer zu
20 µg siRNA/mL verdünnt. Mit freier siRNA wird als Kontrolle auf gleiche Weise
verfahren. Die Proben werden in RNase-freie Zentrifugationsröhrchen überführt und
für 2 Stunden bei 153 000 x g in der Ultrazentrifuge Optima LE-80 (Beckman-Coulter,
München) zentrifugiert. Pro Probe werden jeweils 3-mal 10 µL des Überstandes in
eine schwarze 96-well-Platte überführt und die siRNA-Konzentration mit Hilfe des
Quant-iTTM RiboGreen® RNA Assay Kits gemäß der Herstelleranweisungen
bestimmt: Die Proben werden mit TE-Puffer verdünnt und mit dem RiboGreen®-
Reagenz (1 : 200 verdünnt) für 5 min bei Raumtemperatur inkubiert. Die Fluoreszenz
wird am Plattenlesegerät Tristar LB 941 bei λexc = 460 nm und λem = 520 nm
vermessen. Der gemittelte Blindwert wird von allen Messwerten abgezogen. Die
Fluoreszenzintensität der freien siRNA Probe wird 100 % gesetzt und die Messwerte
der PPR-Partikel dann darauf bezogen.
3.3.8 Fluorimetrie
Um zu überprüfen, ob zwei Fluoreszenzmarker innerhalb zweifach fluoreszenzmar-
kierter PPR-Partikel ein Förster-Resonanzenergietransfer (FRET) ausbilden, werden
PPR-Partikel wie in 3.2.4 beschrieben hergestellt. Die Proben werden mit 250 µL HS-
Puffer verdünnt und in Halbmikroküvetten überführt. In einem Fluoreszenz-
spektrometer (LS 55, Perkin Elmer) werden die Proben bei λexc = 488 nm angeregt
und Emissionsspektren bei 500 bis 750 nm aufgenommen. Die Messungen finden
bei Raumtemperatur und Spaltbreiten von 2,5 nm statt. Vor jeder Probe wird Wasser
als Blindwert vermessen und vom Emissionsspektrum der Probe subtrahiert.
38 Methoden
3.4 Zellversuche
3.4.1 Kultivierung der Zellen
HeLa und RH-30 Zellen wachsen adhärent auf Böden von 100 mm² Petrischalen und
werden bei 37 °C sowie einer Atmosphäre von 85-90 % relativer Luftfeuchtigkeit und
5 % CO2 kultiviert. Alle drei bis vier Tage werden die Zellen vom Boden der
Petrischale abgelöst. Hierfür wird das alte, verbrauchte Medium abgesaugt, die
Zellen mit ca. 6 mL auf 37 °C temperierten PBS w/o Ca2+ / Mg2+ gewaschen und mit
1 mL Trypsin/EDTA (0,05 % / 0,02 % Massenprozent) versetzt. Das Trypsin wirkt für
fünf bis sechs Minuten im Inkubator auf die Zellen ein, wodurch sich diese vom
Plattenboden ablösen. Die Inkubation wird anschließend mit 4 - 5 mL frischem und
ebenfalls auf 37 °C temperierten Medium (VLE RPMI mit 10 % FCS) abgestoppt.
Durch wiederholtes Auf- und Abpipettieren werden die Zellen vereinzelt. Ein Teil der
Zellsuspension wird auf eine neue Petrischale mit 13 - 14 mL Medium gegeben
(zuzüglich Geneticin (G418) für stabil eGFP-transfizierte Zelllinien gemäß Tabelle 2-
5), sodass diese nach drei bis vier Tagen wieder zu 80 - 90 % bewachsen ist.
Die Konzentration der geernteten Zellen wird in einer Neubauer-Zählkammer
bestimmt. Die Zellen werden anschließend für Versuche genutzt.
3.4.2 Durchflusszytometrie
3.4.2.1 Bestimmung der zellulären Assoziation und Aufnahme
Um die zelluläre Assoziation und Aufnahme der Trägersysteme an bzw. in die Zellen
zu bestimmen, werden Alexa Fluor® 488-markierte siRNA, 5´-ROX-3´BHQ2-mar-
kierte Molecular Beacons (MB) sowie ROX- oder Quasar® 670-markierte LAH4-L1-
Peptide verwendet.
Einen Tag vor Versuchsbeginn werden 90 000 RH-30 bzw. HeLa Zellen pro Well auf
einer 24-Well-Platte ausgesät. Für jede Probe werden drei Wells angesetzt, als
Kontrolle dienen drei Wells mit unbehandelten Zellen. Am Versuchstag wird eine
Stunde vor der Inkubation das Medium der Zellen erneuert. Hierbei erhalten die
Kontrollzellen 500 µL und die Versuchszellen 400 µL frisches, auf 37 °C temperiertes
VLE RPMI Medium mit 10 % FCS.
Methoden 39
Die Proben werden mit HS-Puffer auf 100 µL / Well mit einer siRNA-Konzentration
von 60 nM verdünnt. Die Zellen werden mit den Proben je nach Versuch für
30 Minuten bis 3 Stunden inkubiert. Nach der Inkubationszeit werden die Zellen für
die Durchflusszytometrie aufgearbeitet:
Der Überstand wird in 5 mL-FACS Röhrchen überführt. Die Zellen werden je Well mit
1 mL 5 °C ± 3 °C kaltem PBS w/o Ca2+ / Mg2+ gewaschen, der Puffer wird ebenfalls
in die FACS Röhrchen überführt. Je Well werden 200 µL Trypsin/EDTA (0,05 % /
0,02 % Massenprozent) zugegeben und die Zellen fünf bis sechs Minuten lang im
Inkubator vom Plattenboden abgelöst. Anschließend wird die Inkubation mit 800 µL
5 °C ± 3 °C kaltem Medium abgestoppt und die Zellen nach mehrfachem Auf- und
Abpipettieren in die FACS Röhrchen überführt. Die Röhrchen werden für 4 min bei
1 200 rpm und 4 °C zentrifugiert. Der Überstand wird verworfen, während das
Zellpellet mit 1 mL kaltem (5 °C ± 3 °C) PBS w/o Ca2+ / Mg2+ gewaschen wird. Es
wird ein zweites Mal unter den gleichen Bedingungen zentrifugiert und der Überstand
abermals verworfen. Die Zellen werden in 200 µL PBS w Ca2+ / Mg2+ aufgenommen
und am Durchflusszytometer vermessen.
Einfach gefärbte Proben werden am FACS CaliburTM, doppelt gefärbte Proben am
FACS FortessaTM untersucht. Es werden die Einstellungen für die jeweilige Zelllinie
geladen und an die Kontrollzellen angepasst. Die Fluoreszenzintensität wird im
jeweiligen Fluoreszenzkanal vermessen und als RFI (relative fluorescence intensity)
ausgedrückt. Über die Verschiebung im Histogramm des Fluoreszenzkanals wird
bestimmt, an bzw. in wie viel Prozent der Zellen der Fluoreszenzfarbstoff assoziiert /
aufgenommen worden ist.
Bei doppelt gefärbten Proben sind die Fluorophore so gewählt, dass eine Kompen-
sation in den jeweils anderen Fluoreszenzkanal nicht notwendig ist. Dies wird zu
Beginn der Messung nochmals überprüft.
40 Methoden
A B
Abbildung 3-1:
Histogramme als Ergebnisse der durchflusszytometrischen Fluoreszenzmessung
A: unbehandelte RH-30 Kontrollzellen, B: RH-30 Zellen 3 Stunden nach Inkubation mit PPR-
Partikeln mit einer Alexa Fluor® 488-markierten siRNA, gemessen am FACS CaliburTM
3.4.2.2 Bestimmung des Gen-Knockdowns
Die Bestimmung des Gen-Knockdowns dient zur Funktionstestung der siRNA-
Formulierung. In dieser Arbeit wird die Fluoreszenz des eGFP (enhanced green
fluorescent protein) in stabil eGFP-transfizierten Zellen gemessen. Die Fluores-
zenzintensität ist proportional zur vorhandenen Menge an eGFP (Soboleski et al.
2005). Wird durch eine Behandlung mit anti-eGFP-siRNA die Neusynthese von
eGFP herunterreguliert, so ist dies durchflusszytometrisch als Fluoreszenzminderung
quantifizierbar.
Einen Tag vor Versuchsbeginn werden 30 000 stabil eGFP-transfizierte RH-30 bzw.
HeLa Zellen pro Well auf eine 24-Well-Platte gegeben (inklusive Selektions-
antibiotikum G418). Für jede Probe werden drei Wells angesetzt, als Kontrolle dienen
drei Wells mit nicht zu inkubierenden Zellen. Am Versuchstag wird eine Stunde vor
der Inkubation das Medium der Zellen erneuert, hierbei erhalten die Kontrollzellen
500 µL und die Versuchszellen 400 µL frisches, auf 37 °C temperiertes VLE RPMI
Medium mit 10 % FCS (ohne G418).
Die Proben werden mit HS-Puffer auf 100 µL / Well mit einer siRNA-Konzentration
von 60 nM verdünnt. Die Zellen werden mit den Proben für 3 Stunden inkubiert. Nach
dieser Inkubationszeit erfolgt ein weiterer Mediumwechsel mit 1 mL frischem, auf
37 °C temperiertem VLE RPMI Medium mit 10 % FCS und G418 je Well. Nach wei-
Methoden 41
teren 72 Stunden Inkubation werden die Zellen wie in 3.4.2.1 beschrieben für die
Durchflusszytometrie aufgearbeitet und anschließend vermessen.
Am FACS CaliburTM bzw. FACS FortessaTM werden die Einstellungen für stabil
eGFP-transfizierte RH-30 oder HeLa Zellen geladen und an die Kontrollzellen ange-
passt. Die eGFP-Fluoreszenz wird gemessen, der geometrische Mittelwert der
Fluoreszenzintensität der Kontrollzellen wird 100 % gesetzt und die Fluoreszenzin-
tensitäten der behandelten Zellen darauf bezogen.
3.4.2.3 Bestimmung der zellulären Assoziation und Aufnahme
sowie des Gen-Knockdowns unter Anwesenheit von
Bafilomycin A1
Analog zu 3.4.2.1 und 3.4.2.2 werden Versuche mit dem Protonenpumpeninhibitor
Bafilomycin A1 (Yoshimori et al. 1991) durchgeführt. Hierfür wird Bafilomycin A1 in
VLE RPMI Medium mit 10 % FCS zu 200 nM gelöst. Der Mediumwechsel eine
Stunde vor der eigentlichen Inkubation wird mit dem Bafilomycin-haltigen Zellmedium
durchgeführt, alle weiteren Schritte finden wie in 3.4.2.1 oder 3.4.2.2 beschrieben
statt.
A B
Abbildung 3-2:
Histogramme als Ergebnis der durchflusszytometrischen Fluoreszenzmessung
A: stabil eGFP-transfizierte RH-30 Kontrollzellen, B: stabil eGFP-transfizierte RH-30 Zellen
72 Stunden nach Behandlung mit PPR-Partikeln, gemessen am FACS CaliburTM
42 Methoden
3.4.3 Untersuchungen zur Freisetzung aus dem Trägersystem
mittels Molecular Beacons
Molecular Beacons (MB) sind kurzkettige DNA-Sequenzen mit einer Haarnadel-
struktur. An den Enden der MB befinden sich ein Fluorophor sowie ein zugehöriger
Quencher, sodass MB in Lösung nicht fluoreszieren. Werden MB an komplementäre
Nukleinsäuresequenzen gebunden, wird die Haarnadelstruktur geöffnet und
Fluorophor und Quencher werden getrennt, sodass Fluoreszenzlicht detektiert
werden kann (Tyagi & Kramer 1996).
In dieser Arbeit werden MB mit 29 Nukleotiden verwendet, die komplementär zur
mRNA von Glycerinaldehyd-3-phosphat-Dehydrogenase (GAPDH) sind. GAPDH ist
ein Enzym der Glycolyse und wird somit ubiquitär in humanen Zellen exprimiert. Am
5`-Ende befindet sich der Fluoreszenzfarbstoff Carboxy-X-Rhodamin (ROX), am 3`-
Ende Black Hole Quencher®-2 (BHQ2) zur Fluoreszenzlöschung (Eurofins
Genomics, Ebersberg). Zur Kontrolle wird ein nicht fluoreszenzmarkierter MB mit
derselben Sequenz verwendet.
MB weisen ähnliche physiko-chemische Eigenschaften wie siRNAs auf. Sie werden
daher stellvertretend für siRNAs eingesetzt, um die Freisetzung aus dem Träger-
system zu bestimmen. Mit fluoreszenzmarkierter siRNA wird mittels Durchfluss-
zytometrie die zelluläre Assoziation und Aufnahme bestimmt. Eine Aussage über die
Lokalisierung innerhalb der Zelle ist jedoch nicht möglich. MB hingegen liegen nach
der Aufnahme in Zellen zuerst in der nicht fluoreszierenden Haarnadelkonformation
vor. Erst wenn sie ins Zytosol freigesetzt werden, binden MB an GAPDH mRNA,
wodurch Fluorophor und Quencher getrennt werden und Fluoreszenzlicht emittiert
wird (Zhou et al. 2013; Yu et al. 2014).
Mit Hilfe der MB und Alexa Fluor® 488-markierter siRNA soll der zeitliche Verlauf der
zellulären Assoziation und Aufnahme sowie die Freisetzung aus PPR-Partikeln
bestimmt werden (Zhou et al. 2013).
Methoden 43
3.4.3.1 Aufnahme von Kalibrierfunktionen
Es werden analog zu 3.2.4 PPR-Partikel hergestellt. Hierfür werden MB zu 1 µg/µL in
RNase-freiem Wasser gelöst. Anstelle der 20 µL siRNA (1 µg/µL) werden die in
Tabelle 3-1 und 3-2 angegebenen Mischungen verwendet.
Im Folgenden wird wie in 3.4.2.1 beschrieben vorgegangen. RH-30 Zellen werden
mit den in Tabelle 3-1 und 3-2 angegebenen Präparationen für 3 Stunden inkubiert
und am FACS FortessaTM durchflusszytometrisch vermessen. Es werden der geo-
metrische Mittelwert (GeoMean), der arithmetische Mittelwert (Mean) sowie der
Median der RFI gegen das eingesetzte Volumen an Alexa Fluor® 488-markierter
siRNA bzw. ROX-/BHQ2-markierter MB aufgetragen und auf Linearität überprüft. Die
beste lineare Korrelation wird im Folgenden als Kalibrierfunktion verwendet.
Tabelle 3-1: Mischungsverhältnisse für die Kalibrierung mit Alexa Fluor® (AF)
488-markierter siRNA zur Bestimmung der zellulären Assoziation
und Aufnahme
Präparation Volumen AF 488-
markierter siRNA [µL]
Volumen nicht markierter
MB [µL]
1 0 20
2 2 18
3 6 14
4 10 10
5 15 5
6 20 0
44 Methoden
3.4.3.2 Bestimmung des zeitlichen Verlaufs der Assoziation und
Aufnahme sowie der endosomalen Freisetzung von PPR-
Partikeln
PPR-Partikel werden wie in 3.2.4 beschrieben hergestellt. Statt der 20 µL siRNA wird
eine 1 : 1 Mischung aus Alexa Fluor® 488-markierter siRNA und ROX-/BHQ2-mar-
kierter MB verwendet. RH-30 Zellen werden in Analogie zu 3.4.2.1 für 30 Minuten
sowie für 1, 2, 3 Stunden mit PPR-Partikeln inkubiert und anschließend am FACS
FortessaTM durchflusszytometrisch vermessen. Außerdem werden Zellen für 3 Stun-
den mit PPR-Partikeln inkubiert. Hieran schließt sich ein Mediumwechsel wie in
3.4.2.2 beschrieben. Nach insgesamt 6, 8, 12 und 24 Stunden werden diese Zellen
durchflusszytometrisch untersucht.
Der arithmetische Mittelwert (Mean) der RFI wird über die entsprechende Kalibrier-
funktion in µg MB bzw. siRNA umgerechnet. Dieser Wert wird gegen die Zeit
aufgetragen.
Tabelle 3-2: Mischungsverhältnisse für die Kalibrierung mit ROX-/BHQ2-
markierten MB zur Bestimmung der endosomalen Freisetzung
Präparation Volumen ROX-/BHQ2-
markierter MB [µL]
Volumen nicht markierter
MB [µL]
1 0 20
2 2 18
3 6 14
4 10 10
5 15 5
6 20 0
Methoden 45
3.4.4 Konfokale Fluoreszenzmikroskopie
Für die fluoreszenzmikroskopischen Aufnahmen werden spezielle µ-Slide 8 Well-
Platten (ibidi GmbH, Martinsried) verwendet. Pro Well werden 40 000 RH-30 Zellen
in 300 µL Zellmedium ausgesät. Nach einem Tag wird ein Mediumwechsel mit
200 µL frischem Zellmedium durchgeführt. Hierbei wird je nach Versuchsanordnung
Zellmedium mit oder ohne 50 nM LysoTracker® Red oder Deep Red (Life Techno-
logies, Darmstadt) und 200 nM Bafilomycin A1 verwendet. Nach einer Stunde
werden die Zellen für bestimmte Zeiträume mit PPR-Partikeln im Inkubator bei 37 °C
sowie einer Atmosphäre von 85-90 % relativer Luftfeuchtigkeit und 5 % CO2
inkubiert. Anschließend wird das Medium verworfen und die Zellen zweimal mit PBS
ohne Ca2+/Mg2+ gewaschen. Zur Fixierung der Zellen werden sie für 15 min bei
Raumtemperatur (RT) mit 200 µL einer 4 %igen Paraformaldehyd-Lösung inkubiert.
Der Überstand wird erneut verworfen und die Zellen 2-mal mit demineralisiertem
Wasser gewaschen. Es folgt die Färbung der Nukleinsäuren mittels DAPI (200 nM)
für 20 min bei RT. Der Überstand wird abermals verworfen und die Zellen erneut
zweimal mit demineralisiertem Wasser gewaschen. Damit die Fluoreszenzintensität
bis zur Mikroskopie nicht ausbleicht, werden die Zellen mit Mounting Medium
(ProLong® Diamond Antifade Mountant, Life Technologies, Darmstadt) beschichtet
und in Aluminiumfolie gewickelt im Kühlschrank aufbewahrt.
Die fluoreszenzmikroskopischen Aufnahmen sind unter der Mithilfe von Frau Dr.
Marie Follo (Universitätsklinikum Freiburg, Lighthouse Core Facility, Zentrum für
Translationale Zellforschung) und Frau Dr. Aenne Geyer (Kinder- und Jugendmedzin,
Universitätsklinikum Freiburg) aufgenommen worden. Hierfür sind die beiden
konfokalen Mikroskope LSM 880 und LSM 710 der Firma Zeiss (Jena) mit der jeweils
zugehörigen Software „Zen Black“ und „Zen 2011“ verwendet worden. Die
Auswertung der Aufnahmen ist mit der Software „Zen lite 2012“ erfolgt.
46 Methoden
3.4.5 Resazurin-Assay
Resazurin ist ein zellmembranpermeabler Redox-Indikator, der zur Bestimmung der
Zellviabilität und Zellanzahl herangezogen werden kann. Resazurin wird zu
0,15 mg/mL in PBS w/o Ca2+ / Mg2+ gelöst. Die blaue Lösung wird durch einen Steril-
filter (0,2 µm) in ein steriles Falcon Röhrchen filtriert. Anschließend wird die Lösung
lichtgeschützt gelagert, für den häufigen Gebrauch bei 5 °C ± 3 °C im Kühlschrank
und zur Langzeitlagerung im Tiefkühler bei -20 °C ± 5 °C.
Resazurin kann direkt auf Zellen gegeben werden. Lebende Zellen mit aktivem
Metabolismus reduzieren Resazurin NADH-abhängig zum fluoreszierenden
Resorufin (Abbildung 3-3). Die gebildete Resorufin-Menge ist proportional zur Anzahl
lebender Zellen und wird mittels Plattenlesegerät Tristar LB 941 quantifiziert. Hierbei
wird Resorufin bei λexc = 460 nm angeregt und das emittierte Fluoreszenzsignal bei
λem = 590 nm gemessen (Riss et al. 2013).
Abbildung 3-3:
NADH-abhängige Reduktion von Resazurin zu Resorufin (nach Riss et al. 2013)
Methoden 47
3.4.5.1 Etablierung des Resazurin-Assays
Um den Resazurin-Assay am Lehrstuhl zu etablieren, werden 0 bis 20 000 Zellen in
5 000-er Schritten in Triplikaten in 100 µL Zellmedium in schwarze 96-well-Platten
gegeben. Es werden 20 µL Resazurin-Lösung (0,15 mg/mL) pro Well hinzupipettiert
und die Zellen für 1 bis 3 Stunden bei 37 °C im Inkubator inkubiert. Anschließend
werden die Platten im Plattenlesegerät (Tristar LB 941, Berthold Technologies, Bad
Wildbad) bei λexc = 460 nm und λem = 590 nm vermessen. Die Messwerte werden in
RFU (relative fluorescence units) angegeben und der gemittelte Blindwert von allen
anderen Messwerten abgezogen. Es wird bestimmt, ob ein linearer Zusammenhang
zwischen Zellzahl und Fluoreszenzintensität besteht.
3.4.5.2 Bestimmung der Zellviabilität
Zur Bestimmung der Zellviabilität werden je nach Versuchsdauer 5 000 bis 14 000
Zellen pro Well einer schwarzen 96-well-Platte in 100 µL Zellmedium einen Tag vor
der eigentlichen Versuchsdurchführung gegeben. Der Versuch wird pro Probe in
Triplikaten durchgeführt. Außerdem werden drei Wells ohne Zellen als Blindwert
sowie drei Wells mit unbehandelten Zellen als 100 %-Wert mitgeführt.
Am Versuchstag erfolgt eine Stunde vor der Inkubation ein Mediumwechsel mit
frischem, auf 37 °C temperiertem Zellmedium, 50 µL für die Kontrollzellen und 40 µL
für die zu inkubierenden Zellen. Die Proben werden so verdünnt, dass die Ziel-
konzentration durch Zugabe von 10 µL Probe erreicht wird. Die Zellen werden für
3 Stunden mit den Proben inkubiert. Anschließend erfolgt ein weiterer
Mediumwechsel mit 100 µL frischem, auf 37 °C temperiertem Zellmedium. Nach
weiteren 0, 48 oder 72 Stunden werden 20 µL Resazurin-Lösung (0,15 mg/mL) pro
Well pipettiert. Nach 1 bis 3 Stunden im Inkubator bei 37 °C werden die Platten im
Plattenlesegerät (Tristar LB 941, Berthold Technologies, Bad Wildbad) bei
λexc = 460 nm und λem = 590 nm vermessen. Die Messwerte werden in RFU
angegeben und der gemittelte Blindwert von allen Messwerten abgezogen. Die
gemittelte Fluoreszenzintensität der unbehandelten Kontrollzellen wird 100 % gesetzt
und die anderen Messwerte darauf bezogen.
48 Methoden
3.4.6 Hämolyse-Assay
Mittels Hämolyse-Versuchen bei unterschiedlichen pH-Werten soll getestet werden,
ob PPR-Partikel bei einem physiologischen pH-Wert hämolytisch aktiv sind und ob
sie aus endosomalen Kompartimenten freigesetzt werden können (Evans et al.
2013).
3.4.6.1 Herstellung der benötigten Lösungen
Zur Herstellung von Phosphatpuffern mit in Tabelle 3-3 genannten pH-Werten
werden 9,08 g KH2PO4 ad 1000,0 mL (Stammlösung A) sowie 11,88 g Na2HPO4 ad
1000,0 mL (Stammlösung B) in RNase-freiem Wasser gelöst und in den in Tabelle 3-
3 beschriebenen Verhältnissen gemischt. Die Puffer werden mit Natriumchlorid iso-
tonisiert und autoklaviert. PBS w/o Ca2+ / Mg2+ wird als isotoner Phosphatpuffer mit
einem pH-Wert von 7,4 verwendet.
Eine 20 %ige Triton-X-100-Lösung wird als Positivkontrolle verwendet. Sie wird durch
Verdünnen von 20 mL Triton-X-100 ad 100 mL RNase-freies Wasser hergestellt. Als
Negativkontrolle wird HS-Puffer verwendet.
Das für den Hämolyse-Versuch benötigte Blut wird aus der Vene eines gesunden
freiwilligen Erwachsenen entnommen. Die Blutentnahme ist von Frau Birgit Erhard
(Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie, Universität Freiburg)
oder dem Team der Arztpraxis „Hausärzte am Bertoldsbrunnen“ durchgeführt
worden. Die Gerinnung des Blutes wird durch K2EDTA verhindert. Um das
Blutplasma zu entfernen, wird das Blut für 5 min bei 500 x g zentrifugiert. Hämatokrit
und Plasma werden markiert und das Plasma aspiriert. Das Volumen wird durch
isotone Natriumchloridlösung (Isotone Natriumchloridlösung 0,9 % Braun
Injektionslösung, B Braun, Melsungen) ersetzt. Das Blut wird durchmischt. Dieses
Vorgehen wird 2-mal wiederholt.
In vier 50 mL Falcon Röhrchen werden jeweils 49 mL Phosphatpuffer (pH 5,6; 6,2;
6,8 und 7,4) vorgelegt und mit einem Milliliter des aufgereinigten Blutes versetzt.
Methoden 49
3.4.6.2 Lyse-Assay
Es werden pro pH-Wert jeweils in Triplikaten 40 µL PPR-Partikel, LAH4-L1-Peptid,
Triton-Lösung, HS-Puffer und der jeweilige Phosphatpuffer in eine U-Boden-96-Well-
Platte pipettiert. PPR-Partikel und das LAH4-L1-Peptid sind im Vorfeld so verdünnt
worden, dass die eingesetzte siRNA-Konzentration 1 mg pro kg Körpergewicht bzw.
der gleichen LAH4-L1-Peptid-Konzentration entspricht. In jedes Well werden 160 µL
des verdünnten Blutes pipettiert. Nach einer einstündigen Inkubation bei 37 °C
werden die Platten für 5 min bei 500 x g zentrifugiert, um zelluläre Bestandteile zu
pelletieren. Es werden jeweils 100 µL des Überstandes in eine durchsichtige 96-Well-
Platte mit flachem Boden überführt. An einem Plattenlesegerät (Spectra Count,
Packard Instrument, Meriden, CT, USA) wird die Absorption bei 450 nm bestimmt.
Die Messwerte für den jeweiligen Phosphatpuffer dienen als Blindwerte. Ihr Mittelwert
wird von allen anderen Messwerten subtrahiert. Der Mittelwert der Positivkontrolle
(Triton-X-100) wird 100 % gesetzt und die anderen Messwerte darauf bezogen.
Für PPR-Partikel, LAH4-L1-Peptid, Triton-Lösung, HS-Puffer und PBS w/o Ca2+ /
Mg2+ werden bei pH 7,4 zusätzlich Hämolyse-Werte für 2 und 3 Stunden
Inkubationsdauer bestimmt.
Tabelle 3-3: Mischungsverhältnisse der Stammlösungen
pH-Wert Volumen Stammlösung A [mL] Volumen Stammlösung B [mL]
5,6 95,1 4,9
6,2 81,6 18,4
6,8 50,8 49,2
50 Methoden
3.5 Statistik
Die statistischen Auswertungen werden mit der Software OriginPro 2015
durchgeführt.
Zur Signifikanzbestimmung wird der Mittelwert-Vergleichstest nach Tukey verwendet.
Die hierfür erforderliche Varianzhomogenität wird nach Levene bestimmt. Sofern
keine Varianzhomogenität vorliegt, werden die 95 %-Konfidenzintervalle der Mittel-
werte verglichen. Ein P-Wert von P < 0,05 bzw. das Fehlen der Überschneidung der
95 %-Konfidenzintervalle wird als signifikant (*) angesehen.
Über den Boltzmann-Fit nach Gleichung 3-1 wird die Dosis-Wirkungs-Beziehung in
Kapitel 4.4.5 gefittet. Die mittlere inhibitorische Konzentration (IC50-Wert) wird dann
über die Funktion „FitSigmoidalFindXfromY1“ für 50 % eGFP-Expression berechnet.
Gleichung 3-1
A1 initialer Wert
A2 finaler Wert
x0 zentraler Wert, Wendepunkt der Kurve
dx Steigungsfaktor
x Konzentration [nM]
Ergebnisse und Diskussion 51
4 Ergebnisse und Diskussion
4.1 Vergleich von LAH4-L1-Peptid-siRNA-Partikeln mit LAH4-L1-Peptid-Hyaluronsäure-siRNA-Partikeln in unterschiedlichen Puffersystemen
Es soll untersucht werden, welches der drei Puffersysteme Serum-freies Medium
(VLE RPMI), Transfektionsmedium (25 mM NaCl, 250 mM Saccharose, pH 7,4) oder
HS-Puffer (10 mM HEPES, 280 mM Saccharose, pH 7,4) am geeignetsten für die
Partikelherstellung ist. Hierbei wird zudem geprüft, ob der Zusatz von Hyaluronsäure
einen Vorteil für die Effizienz im Gen-Knockdown-Modell darstellt.
LAH4-L1-Peptid-siRNA-Partikel und LAH4-L1-Peptid-Hyaluronsäure-siRNA-Partikel
werden gemäß 3.2.2 bzw. 3.2.3 jeweils in Serum-freiem Medium,
Transfektionsmedium und HS-Puffer hergestellt und auf eine siRNA-Konzentration
von 60 nM verdünnt.
Die Proben werden gemäß 3.4.2.2 auf ihre Knockdown-Effizienz in stabil eGFP-
transfizierten RH-30 Zellen getestet. Die Ergebnisse sind in Abb. 4-1 dargestellt.
Abbildung 4-1: Vergleich der Puffersysteme
eGFP-Expression von stabil eGFP-transfizierten RH-30 Zellen nach der Transfektion mit
LAH4-L1-Peptid-siRNA-Partikeln (ohne HA, blau) bzw. LAH4-L1-Peptid-Hyaluronsäure-
siRNA-Partikeln (mit HA, rot) in Serum-freiem Medium, Transfektionsmedium und HS-Puffer;
MW ± SD, n = 5; ns = nicht signifikant, * = signifikant mit α = 5 %
Kontrolle Serum-freies Medium
Transfektions-medium
HS-Puffer 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
eG
FP
-Exp
ressio
n [
%]
ohne HA
mit HA
*
*
ns
52 Ergebnisse und Diskussion
Im Gegensatz zu anderen in der Literatur beschriebenen siRNA-
Transfektionssystemen (Chono et al. 2008; Langlet-Bertin et al. 2010; Liu et al. 2011)
zeigt Hyaluronsäure in diesem Versuch keinen verbesserten Gen-Knockdown, daher
wird im Folgenden auf Hyaluronsäure verzichtet.
Von den getesteten Puffersystemen ist das Transfektionsmedium sowohl dem
Serum-freien Medium als auch dem HS-Puffer im Gen-Knockdown signifikant
unterlegen. Partikel, die in Serum-freiem Medium bzw. HS-Puffer hergestellt worden
sind, unterscheiden sich in ihrer Reduktion der eGFP-Expression nicht signifikant. Da
das Oberflächenpotential der Partikel in Serum-freiem Medium nicht bestimmt
werden kann, werden die Partikel im Folgenden nur noch in HS-Puffer hergestellt.
Für das siRNA-Transfektionssystem ist in Anlehnung an die USP Monographie
„Globule Size Distribution in Lipid Injectable Emulsions“ (USP 2016) eine
durchschnittliche Partikelgröße von unter 500 nm angestrebt.
Da LAH4-L1-Peptid-siRNA-Partikel mit einem mittleren hydrodynamischen
Durchmesser von über 1600 nm (n = 3, nicht graphisch dargestellt) nicht im
angestrebten Größenbereich liegen, werden weitere siRNA-Formulierungen
präpariert und untersucht.
Ergebnisse und Diskussion 53
4.2 Entwicklung von PPR-Partikeln
4.2.1 Formierung von Protamin-siRNA-Komplexen
In der Literatur ist umfangreich beschrieben, dass siRNA mit Protamin Komplexe
bildet, die im angestrebten Größenbereich von durchschnittlich unter 500 nm liegen
(Li & Huang 2006b; Kundu et al. 2012; Ki et al. 2014; Powell et al. 2017). Wie in 3.2.4
beschrieben, werden siRNA und Protamin in unterschiedlichen Massenverhältnissen
miteinander gemischt und die gebildeten Komplexe auf Größe (3.3.1) und
Oberflächenladung (3.3.2) hin untersucht. Dies ist von Herrn Valentin Schoop im
Rahmen eines Wahlpflichtpraktikums durchgeführt worden. Die Ergebnisse sind in
Abb. 4-2 graphisch dargestellt. Bis zu einem Massenverhältnis von siRNA zu
Protamin von 1,3 werden positiv geladene Partikel gebildet, die eine Größe von unter
300 nm aufweisen. Bei Massenverhältnissen von 1,4 bis 1,8 (siRNA zu Protamin) tritt
Aggregation auf (rot markierter Bereich). In diesem Bereich ist das Zetapotential zu
niedrig, um die Partikel elektrostatisch zu stabilisieren. Ab einem Massenverhältnis
von 1,9 entstehen negativ geladene Partikel mit mittleren Größen von unter 200 nm.
Bei Massenverhältnissen von 1,9 bis 2,1 (siRNA zu Protamin) unterscheiden sich die
gebildeten Protamin-siRNA-Partikel hinsichtlich ihrer Größe und Oberflächenladung
nicht signifikant. Für die weiteren Versuche wird das Massenverhältnis von 2,0
(siRNA zu Protamin) verwendet.
54 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 4-2: Zetapotential und Größe von Protamin-siRNA-Partikeln in
Abhängigkeit ihrer Massenverhältnisse
Massenverhältnisse (siRNA zu Protamin) bis 1,3 positive Partikel mit einer mittleren Größe
von unter 300 nm; Massenverhältnisse von 1,4 bis 1,8 (siRNA zu Protamin) Aggregation (rot
umrandet); Massenverhältnisse > 1,9 (siRNA zu Protamin) Protamin-siRNA-Partikel mit
negativen Zetapotential und mittlerer Größe < 200 nm. MW ± SD, n = 1 - 3; ns = nicht
signifikant mit α = 5 %
ns
Ergebnisse und Diskussion 55
4.2.2 Bildung von LAH4-L1-Peptid-Protamin-siRNA-Partikeln (PPR-
Partikel)
Im zweiten Schritt werden die Protamin-siRNA-Partikel (m/m siRNA zu Protamin 2,0),
wie in 3.2.4 beschrieben, mit unterschiedlichen Mengen an LAH4-L1-Peptid inkubiert
und die gebildeten LAH4-L1-Peptid-Protamin-siRNA-Partikel (PPR-Partikel)
bezüglich Größe (3.3.1) und Oberflächenpotential (3.3.2) charakterisiert. Dies ist von
Herrn Valentin Schoop im Rahmen eines Wahlpflichtpraktikums durchgeführt
worden. In Abb. 4-3 sind die Ergebnisse graphisch dargestellt.
Abbildung 4-3: Zetapotential und Größe von LAH4-L1-Peptid-Protamin-siRNA-
Partikeln (PPR-Partikeln) in Abhängigkeit des LAH4-L1-Anteils
Mit steigendem LAH4-L1-Anteil wird das Zetapotential positiver (MW ± SD, n = 3), im rot
markierten Bereich tritt Aggregation auf.
56 Ergebnisse und Diskussion
Das Zetapotential der gebildeten PPR-Partikel ändert sich durch Zugabe des positiv
geladenen LAH4-L1-Peptides vom Negativen ins Positive. Hierbei besteht erneut ein
Bereich, in dem das Oberflächenpotential zu gering für eine elektrostatische
Stabilisierung der Partikel ist und Aggregation auftritt (m/m = 0,5 LAH4-L1 zu siRNA,
rot markiert). Bei geringeren Anteilen an LAH4-L1 liegen negativ geladene Partikel
vor, bei höheren Anteilen von LAH4-L1 positiv geladene Partikel. Die Größe der
positiv geladenen PPR-Partikel sinkt mit steigendem Anteil an LAH4-L1 von ca.
400 nm auf ungefähr 200 nm. Die positiv geladenen PPR-Partikel liegen somit im
angestrebten Größenbereich von durchschnittlich unter 500 nm. Sie werden wie in
3.4.2.2 beschrieben im Gen-Knockdown-Modell getestet.
4.2.3 Testung von PPR-Partikeln auf ihre Gen-Knockdown-Effizienz
Die positiv geladenen LAH4-L1-Peptid-Protamin-siRNA-Partikel (PPR-Partikel)
werden mit HS-Puffer so verdünnt, dass stabil eGFP-transfizierte RH-30 Zellen mit
60 nM siRNA gemäß 3.4.2.2 inkubiert werden. Die Herunterregulation von eGFP wird
durchflusszytometrisch am FACS CaliburTM bestimmt. Abbildung 4-4 zeigt das
Messergebnis. Alle drei Formulierungen führen zu einer signifikanten
Fluoreszenzminderung von über 60 % im Vergleich zu unbehandelten Kontrollzellen.
Je mehr LAH4-L1-Peptid eingesetzt wird, desto größer ist die Fluoreszenzminderung.
PPR-Partikel mit einem Massenverhältnis von 3,5 (LAH4-L1 zu siRNA) zeigen die
signifikant höchste Gen-Knockdown-Effizienz. In Abb. 4-3 ist bereits dargestellt
worden, dass diese Partikel zudem den kleinsten hydrodynamischen Durchmesser
der drei positiv geladenen Formulierungen aufweisen. Aus diesen Gründen werden
PPR-Partikel mit dem Massenverhältnis von 3,5 LAH4-L1-Peptid zu siRNA
(komplexiert mit Protamin) im Folgenden verwendet.
Ergebnisse und Diskussion 57
Abbildung 4-4: LAH4-L1-Abhängigkeit des Gen-Knockdowns von PPR-Partikeln
eGFP-Expression von stabil eGFP-transfizierten RH-30 Zellen nach Transfektion mit PPR-
Partikeln mit unterschiedlichen Massenanteilen an LAH4-L1-Peptid; MW ± SD, n = 3;
* = signifikant mit α = 5 %
4.3 Lagerung von PPR-Partikeln
4.3.1 Untersuchung der kurzfristigen Lagerstabilität
Um zu überprüfen, ob LAH4-L1-Peptid-Protamin-siRNA-Partikel (PPR-Partikel)
gelagert werden können, werden drei Chargen hergestellt. Jede Charge wird
dreigeteilt: Ein Teil wird eingefroren und bei -20 °C ± 5 °C im Tiefkühler gelagert. Ein
zweiter Teil wird, wie in 3.2.5 beschrieben, lyophilisiert und anschließend im
Kühlschrank bei 5 °C ± 3 °C aufbewahrt. Der letzte Teil wird unverändert bei
5 °C ± 3 °C im Kühlschrank gelagert. Zwei weitere Chargen PPR-Partikel werden bei
Raumtemperatur (24 °C ± 2 °C) gelagert. Nach bestimmten Zeitpunkten wird jeweils
eine Probe rekonstituiert bzw. für 30 Minuten bei Raumtemperatur äquilibriert und die
Partikelgröße sowie die Gen-Knockdown-Effizienz gemäß 3.3.1 und 3.4.2.2
bestimmt.
Kontrolle 1,5 2,5 3,5 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110eG
FP
-Exp
ressio
n [
%]
Massenverhältnis LAH4-L1-Peptid zu siRNA (komplexiert mit Protamin)
58 Ergebnisse und Diskussion
4.3.1.1 Größenentwicklung der PPR-Partikel bei Raumtemperatur
Die hydrodynamischen Durchmesser von zwei bei Raumtemperatur (24 °C ± 2 °C)
gelagerten PPR-Partikel-Chargen werden für 6 bzw. 4 Wochen beobachtet. Charge 1
weist hierbei für 4 Wochen und Charge 2 für 3 Wochen eine mittlere Größe von unter
500 nm auf. Dies entspricht dem angestrebten Größenbereich.
Nach 6 bzw. 4 Wochen ist bei beiden Chargen eine Zunahme der mittleren
Partikelgröße auf über 500 nm (Charge 1: 1100 nm, Charge 2: 1000 nm) erkennbar.
Somit sind PPR-Partikel bei Raumtemperatur nur drei Wochen lang größenstabil.
Abbildung 4-5: Entwicklung des hydrodynamischen Durchmessers von PPR-
Partikeln während der Lagerung bei Raumtemperatur
Zwei Chargen PPR-Partikel werden 6 bzw. 4 Wochen lang bei Raumtemperatur gelagert.
Charge 1 zeigt für 4 Wochen eine stabile Partikelgröße, Charge 2 für 3 Wochen.
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
0 1 2 3 4 5 6 7
hyd
rod
yn
am
isch
er
Du
rch
messer
[nm
]
Lagerungszeit bei Raumtemperatur [Wochen]
Charge 1
Charge 2
Ergebnisse und Diskussion 59
4.3.1.2 Größenentwicklung der PPR-Partikel bei -20 °C ± 5 °C
Die mittleren hydrodynamischen Durchmesser von zwei der drei im TK gelagerten
Chargen sind während der sechswöchigen Lagerungszeit konstant. Jedoch ist bei
Charge 1 bereits nach einer zweiwöchigen Lagerung eine Zunahme der mittleren
Partikelgröße auf über 500 nm und somit über den Grenzwert feststellbar. Die
Größenstabilität von PPR-Partikeln ist somit im Tiefkühler nur für eine Woche
gewährleistet.
Abbildung 4-6: Entwicklung des hydrodynamischen Durchmessers von PPR-
Partikeln während der Lagerung im Tiefkühler bei -20 °C ± 5 °C
Drei Chargen PPR-Partikel werden 6 Wochen lang im Tiefkühler bei -20 °C ± 5 °C gelagert.
Die Chargen 2 und 3 zeigen 6 Wochen lang eine stabile Partikelgröße, während die mittlere
Partikelgröße von Charge 1 nur eine Woche lang < 500 nm ist.
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
0 1 2 3 4 5 6 7
hyd
rod
yn
am
isch
er
Du
rch
messer
[nm
]
Lagerungszeit bei -20 °C ± 5° C [Wochen]
Charge 1
Charge 2
Charge 3
60 Ergebnisse und Diskussion
4.3.1.3 Größenentwicklung der lyophilisierten PPR-Partikel
PPR-Partikel werden lyophilisiert (3.2.5) und anschließend im Kühlschrank bei
5 °C ± 3 °C gelagert. Die Lyophilisate werden mit RNase-freiem Wasser
rekonstituiert und nach 30 Minuten vermessen.
Nur zwei Messwerte liegen im angestrebten Größenbereich von unter 500 nm: Von
Charge 1 nach einer Woche mit 310 nm sowie ebenfalls von Charge 1 nach 4
Wochen mit 330 nm. Alle anderen Messwerte liegen oberhalb von 500 nm (Abb. 4-7).
Abbildung 4-7: Entwicklung des hydrodynamischen Durchmessers von PPR-
Partikeln während der Lagerung als Lyophilisat bei 5 °C ± 3 °C
Drei Chargen PPR-Partikel werden 6 Wochen lang als Lyophilisate bei 5 °C ± 3 °C gelagert.
Nach bestimmten Lagerungszeiten werden die Lyophilisate rekonstituiert und die
hydrodynamischen Durchmesser der PPR-Partikel bestimmt.
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
0 1 2 3 4 5 6 7
hyd
rod
yn
am
isch
er
Du
rch
messer
[nm
]
Lagerungszeit als Lyophilisate [Wochen]
Charge 1
Charge 2
Charge 3
Ergebnisse und Diskussion 61
Wird die Entwicklung der Größe jedoch im Verlauf eines Tages beobachtet, so ist zu
erkennen, dass der hydrodynamische Durchmesser der PPR-Partikel mit der Zeit
abnimmt und Werte von unter 200 nm annimmt. Dies ist in Abb. 4-8 beispielhaft für
Charge 3 gezeigt. Somit können PPR-Partikel lyophilisiert und rekonstituiert werden.
Abbildung 4-8: Entwicklung des hydrodynamischen Durchmessers von PPR-
Partikeln über die Zeit nach der Rekonstitution der Lyophilisate
PPR-Partikel aus den rekonstituierten Lyophilisaten zeigen im zeitlichen Verlauf eine
Abnahme des hydrodynamischen Durchmessers auf ca. 200 nm. Dies ist für Charge 3
beispielhaft dargestellt.
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
0 5 10 15 20 25 30
hyd
rod
yn
am
isch
er
Du
rch
messer
[nm
]
Zeit nach der Rekonstitution der Lyophilisate [Stunden]
1 Woche
2 Wochen
4 Wochen
6 Wochen
62 Ergebnisse und Diskussion
4.3.1.4 Größenentwicklung der PPR-Partikel bei 5 °C ± 3 °C
Die hydrodynamischen Durchmesser der drei im Kühlschrank gelagerten Chargen
PPR-Partikel schwanken innerhalb von 6 Wochen im Bereich von 190 nm und
250 nm. Somit ist die Partikelgröße der bei 5 °C ± 3 °C gelagerten Partikel
kontinuierlich im angestrebten Größenbereich von im Mittel unter 500 nm.
Abbildung 4-9: Entwicklung des hydrodynamischen Durchmessers von PPR-
Partikeln während der Lagerung im Kühlschrank bei 5 °C ± 3 °C
Drei Chargen PPR-Partikel werden unverändert bei 5 °C ± 3 °C gelagert. Die mittleren
hydrodynamischen Durchmesser sind während der Lagerungszeit konstant zwischen 190 nm
und 250 nm.
4.3.1.5 Testung der Gen-Knockdown-Effizienz von gelagerten
PPR-Partikeln
Parallel zur Größenbestimmung werden die gelagerten PPR-Partikel im Gen-
Knockdown-Modell nach 3.4.2.2 in stabil eGFP-transfizierten RH-30 Zellen getestet.
Wie in Abb. 4-10 dargestellt ist, erzielen bei 5 °C ± 3 °C (blau), bei -20 °C ± 5 °C
(orange) und als Lyophilisate bei 5 °C ± 3 °C (gelb) gelagerte PPR-Partikel über die
gesamte sechswöchige Lagerungszeit einen signifikanten Gen-Knockdown
gegenüber unbehandelten Kontrollzellen (schwarz). Zudem unterscheiden sich die
Ergebnisse zwischen diesen Lagerungsbedingungen untereinander und gegenüber
0
50
100
150
200
250
300
0 1 2 3 4 5 6 7
hyd
rod
yn
am
isch
er
Du
rch
messer
[nm
]
Lagerungszeit bei 5 °C ± 3 °C [Wochen]
Charge 1
Charge 2
Charge 2
Ergebnisse und Diskussion 63
nicht gelagerten PPR-Partikeln (ndH, nach der Herstellung, grün) nicht signifikant
voneinander. Bei Raumtemperatur (RT, rot) gelagerte PPR-Partikel senken nach
zweiwöchiger Lagerung die eGFP-Expression wie nicht gelagerte PPR-Partikel auf
22,8 % (bezogen auf unbehandelte Kontrollzellen) im Vergleich zu einer eGFP-
Expression von 23,5 % ± 1,1 % nach der Herstellung. Nach fünfwöchiger Lagerung
bei RT sinkt die Fähigkeit, eGFP herunter zu regulieren, jedoch signifikant ab: Die
eGFP-Expression wird lediglich auf 40,8 % reduziert und ist somit signifikant höher
als nach der Herstellung.
Abbildung 4-10: Lagerungsabhängigkeit des Gen-Knockdowns
PPR-Partikel werden unter verschiedenen Bedingungen gelagert: bei 5 °C ± 3 °C (blau), bei
-20 °C ± 5 °C (orange), als Lyophilisat bei 5 °C ± 3 °C (gelb) und bei Raumtemperatur (RT,
rot). Die eGFP-Gen-Knockdown-Effizienz der gelagerten PPR-Partikel wird in stabil eGFP-
transfizierten RH-30 Zellen getestet. MW ± SD, n = 1 - 3; ns = nicht signifikant, * = signifikant
mit α = 5 %; Kontrolle schwarz, Testung nach der Herstellung (ndH) grün
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Lagerung bei 5 °C ± 3 °C am
besten geeignet ist. Unter diesen Bedingungen sind alle drei Chargen größenstabil
(190 nm bis 250 nm, Abb. 4-9) während des gesamten sechswöchigen
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
eG
FP
-Exp
ressio
n [
%]
Lagerungszeit [Wochen]
1 2 3 7 8 15
K
Kontrolle ndH 5 °C ± 3 °C
-20 °C ± 5 °C
Lyo-philisate
RT
0 1 2 4 5 6
ns
*
64 Ergebnisse und Diskussion
Lagerungszeitraums und die Fähigkeit, die eGFP-Expression herunter zu regulieren,
unterscheidet sich nicht signifikant zu nicht gelagerten Partikeln (Abb. 4-10).
Bei -20 °C ± 5 °C gelagerte PPR-Partikel unterscheiden sich im Gen-Knockdown-
Modell zwar ebenfalls nicht signifikant von frisch hergestellten PPR-Partikeln (Abb. 4-
10), jedoch ist die Partikelgröße unter dieser Lagerungsbedingung nur eine Woche
stabil (Abb. 4-6). Nach 2 Wochen treten mittlere Partikelgrößen von über 500 nm auf.
Die gelagerten lyophilisierten PPR-Partikel führen gleichfalls zu nicht signifikant
unterschiedlichen eGFP-Expressionen gegenüber frisch zubereiteten PPR-Partikeln
(Abb. 4-10). Jedoch ist die mittlere Partikelgröße direkt nach der Rekonstitution mit
300 nm bis 1100 nm zum einen sehr variabel und zum anderen liegen 10 von 12
Werten oberhalb der angestrebten durchschnittlichen Partikelgröße von unter 500 nm
(Abb. 4-7). Im Verlauf eines Tages sinken die mittleren hydrodynamischen
Durchmesser der PPR-Partikel zwar auf 130 -180 nm (Abb. 4-8) und erfüllen somit
die Größenvorgabe, jedoch werden in dieser Arbeit PPR-Partikel im unveränderten
Zustand bei 5 °C ± 3 °C gelagert, weil das Lyophilisieren einen energie-, zeit- und
somit kostenaufwändigen Prozess darstellt, der weder erforderlich ist, noch einen
Zusatznutzen aufweist.
Untersuchungen bei Raumtemperatur können in Anlehnung an die ICH Guideline
„Q1A Stability Testing of new Drug Substances and Products“
(http://www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Scientific_guideline/2009/
09/WC500002651.pdf, zuletzt aufgerufen am 24.04.2017) als beschleunigte
Haltbarkeitstests für bei 5 °C ± 3 °C gelagerte Arzneistoffe und Arzneimittel
angesehen werden. Die bei Raumtemperatur gelagerten PPR-Partikel sind drei
Wochen lang größenstabil (140 - 220 nm). Danach tritt Partikelwachstum ein, das zu
über 1000 nm großen Agglomeraten führt (Abb. 4-5). Im Gen-Knockdown-Modell
unterscheidet sich nur der Wert nach 2 Wochen nicht signifikant von ungelagerten
Proben (Reduktion der eGFP-Expression auf 22,8 % vs. 23,5 % ± 1,1 %). Nach
5 Wochen Lagerung ist die eGFP-Expression der transfizierten Zellen signifikant
höher als nach 2 Wochen: 40,8 % vs. 22,8 %. Somit liegen für bei Raumtemperatur
gelagerte PPR-Partikel lediglich 2 Wochen Daten vor, die die Stabilität der Partikel
für diesen Zeitraum belegen.
PPR-Partikel werden im Folgenden im Kühlschrank bei 5 °C ± 3 °C gelagert.
Ergebnisse und Diskussion 65
4.3.2 Untersuchungen zur langfristigen Lagerstabilität
Nachdem in Kapitel 4.3.1 gezeigt werden konnte, dass für PPR-Partikel (LAH4-L1-
Peptid-Protamin-siRNA-Partikel) eine Lagerung im Kühlschrank bei 5 °C ± 3 °C am
geeignetsten ist, werden PPR-Partikel unter dieser Bedingung ein Jahr lang gelagert.
In dieser Zeit wird die Größe (3.3.1) und die Gen-Knockdown-Effizienz (3.4.2.2)
regelmäßig überprüft.
4.3.2.1 Entwicklung der Partikelgröße im Verlauf eines Jahres
Die Entwicklung der mittleren Partikelgröße von zwei bei 5 °C ± 3 °C gelagerten
Chargen PPR-Partikel ist in Abb. 4-11 gezeigt. Die hydrodynamischen Durchmesser
schwanken von 200 nm bis 300 nm innerhalb von 52 Wochen. Somit ist die
Partikelgröße während der gesamten Lagerungszeit im angestrebten Größenbereich
von unter 500 nm.
Abbildung 4-11: Entwicklung der hydrodynamischen Durchmesser von PPR-
Partikeln in Abhängigkeit von der Lagerungszeit bei
5 °C ± 3 °C
Zwei Chargen PPR-Partikel werden 52 Wochen lang bei 5 °C ± 3 °C gelagert und
regelmäßig auf ihre mittlere Teilchengröße hin untersucht. Die Werte schwanken zwischen
200 nm und 300 nm.
0
50
100
150
200
250
300
350
0 10 20 30 40 50
hyd
rod
yn
am
isch
er
Du
rch
messer
[nm
]
Lagerungszeit bei 5 °C ± 3 °C [Wochen]
Charge 1 Charge 2
66 Ergebnisse und Diskussion
4.3.2.2 Gen-Knockdown-Effizienz im Verlauf eines Jahres
Abbildung 4-12: Gen-Knockdown von PPR-Partikeln in Abhängigkeit von der
Lagerungszeit
PPR-Partikel werden bei 5 °C ± 3 °C (blau) gelagert. Die eGFP-Gen-Knockdown-Effizienz
wird in stabil eGFP-transfizierten RH-30 Zellen bestimmt. MW ± SD, n = 2 - 3; ns = nicht
signifikant; Kontrolle schwarz, Testung nach der Herstellung grün; 1 der 6-Wochen-Wert ist
aus 4.3.1.5 übernommen.
PPR-Partikel, die ein Jahr lang bei 5 °C ± 3 °C gelagert werden, unterscheiden sich
nicht signifikant in ihrem Vermögen, die eGFP-Expression in stabil eGFP-
transfizierten RH-30 Zellen herunter zu regulieren. Die Unterschiede zu frisch
hergestellten PPR-Partikeln sind ebenfalls nicht signifikant (21,7 % ± 2,2 % nach der
Herstellung gegenüber 22,9 % ± 2,9 % bis 24,1 % ± 0,9 % nach der Lagerung).
PPR-Partikel weisen während der einjährigen Lagerung bei 5 °C ± 3 °C einen
stabilen hydrodynamischen Durchmesser von 200 bis 300 nm auf und können die
eGFP-Expression in stabil eGFP-transfizierten RH-30 Zellen konstant auf 20 bis
25 % im Vergleich zu unbehandelten Kontrollzellen reduzieren. Somit sind PPR-
Partikel ein Jahr lagerstabil.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
eG
FP
-Exp
ressio
n [
%]
Lagerungszeit bei 5 °C ± 3 °C
0 6 Wochen1 6 Monate 9 Monate 12 Monate
ns
Ergebnisse und Diskussion 67
4.4 Charakterisierung von PPR-Partikeln
4.4.1 Komplexbildung
Um die Komplexierung der siRNA mit Protamin und dem LAH4-L1-Peptid während
der PPR-Partikel-Bildung nachzuweisen, wird ein Electrophoretic Mobility Shift Assay
durchgeführt (3.3.5). PPR-Partikel mit (4) und ohne (5) Zusatz einer 3 %igen SDS-
Lösung werden auf ein 1,5 %iges Agarosegel aufgetragen. Zum Vergleich wird das
Laufverhalten von freier siRNA, ebenfalls mit (2) und ohne (1) 3 %ige SDS-Lösung,
mit untersucht. Die elektrophoretische Auftrennung ist in Abb. 4-13 dargestellt. In 3
ist ein DNA-Größenstandard aufgetragen. Freie Nukleinsäuren werden mit
Ethidiumbromid angefärbt, während komplexierte siRNA nicht detektiert wird.
Freie siRNA (2) und PPR-Partikel (4) weisen mit SDS-Lösung jeweils das gleiche
Laufverhalten auf. Zudem verfügen beide Banden über eine in etwa gleich große
Intensität. Dies lässt den Rückschluss zu, dass die siRNA durch die Zugabe der
SDS-Lösung zu den PPR-Partikeln quantitativ dekomplexiert wird. PPR-Partikel ohne
SDS-Zusatz (5) weisen nur eine schwache Bande auf, die auf Höhe der siRNA
verläuft. Hieraus wird geschlossen, dass die siRNA nahezu vollständig in PPR-
Partikeln gebunden vorliegt.
Abbildung 4-13: Gelelektrophoretische Auftrennung von PPR-Partikeln
Freie siRNA (1), freie siRNA mit SDS (2), ein DNA-Größenstandard (3), PPR-Partikel mit
SDS (4) sowie PPR-Partikel ohne SDS (5) werden gelelektrophoretisch aufgetrennt und freie
Nukleinsäuren mit Ethidiumbromid angefärbt. In PPR-Partikeln liegt siRNA nahezu
quantitativ komplexiert vor.
1 5
3
3 4 2
68 Ergebnisse und Diskussion
4.4.2 Assoziationseffizienz (AE)
Um den Grad der Komplexierung der siRNA in PPR-Partikeln zu bestimmen, wird die
Assoziationseffizienz (AE) mit Hilfe des Quant-iTTM RiboGreen® RNA Assay Kits
bestimmt (3.3.7). Von drei voneinander unabhängigen Chargen PPR-Partikel wird die
ungebundene siRNA durch das RiboGreen®-Reagenz quantifiziert. Das Ergebnis ist
in Abb. 4-14 dargestellt. In allen drei Chargen liegt die siRNA zu über 99 %
komplexiert vor. Dies steht im Einklang mit den Ergebnissen der Komplexbildung
(4.4.1) und von Langlet-Bertin et al. (2010) publizierten Daten, bei denen siRNA
durch das LAH4-L1-F-Peptid, das sich in der Aminosäuresequenz von LAH4-L1
lediglich in vier Positionen unterscheidet, vollständig komplexiert wird.
Der hohe Komplexierungsgrad spricht für die Effizienz von PPR-Partikeln zum
Transport von siRNA.
Abbildung 4-14: Quantifizierung der in PPR-Partikeln assoziierten siRNA
Die Assoziationseffizienz (AE) von siRNA in PPR-Partikeln wird an drei voneinander
unabhängigen Chargen PPR-Partikel mittels Quant-iTTM RiboGreen® RNA Assay bestimmt.
AE > 99 %.
0
20
40
60
80
100
1 2 3
Asso
zia
tio
nseff
izie
nz [
%]
Charge
Ergebnisse und Diskussion 69
4.4.3 Cryo-Transmissions-Elektronenmikroskopie
Um einen Eindruck vom Aussehen und der Gestalt der PPR-Partikel zu bekommen,
werden Cryo-Transmissions-Elektronenmikroskopische Aufnahmen der PPR-Partikel
aufgenommen. Die Probenaufarbeitung sowie die Aufnahme der Bilder sind durch
Frau Sabine Barnert (Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie,
Universität Freiburg) erfolgt.
Die beiden repräsentativen PPR-Partikel in Abb. 4-15 weisen eine tendenziell
längliche bis rechteckige Form auf. Hierbei entspricht die eine Kantenlänge ungefähr
dem doppelten der anderen. Die Partikelgröße liegt mit 200 bis 300 nm im selben
Bereich wie die mittels PCS gemessenen hydrodynamischen Durchmesser während
der Lagerung bei 5 °C ± 3 °C (4.3.1.4 und 4.3.2.1).
Abbildung 4-15: Cryo-TEM Aufnahmen von PPR-Partikeln
Zwei repräsentative PPR-Partikel sind dargestellt, die Messbalken entsprechen 500 nm. Die
Partikel liegen im Größenbereich von 200 bis 300 nm.
70 Ergebnisse und Diskussion
4.4.4 Gen-Knockdown-Effizienz von PPR-Partikeln im Vergleich zu
Kontrollen
4.4.4.1 Negativkontrollen
Um zu zeigen, dass der Gen-Knockdown durch die komplette Formulierung
hervorgerufen wird, werden Knockdown-Experimente nach 3.4.2.2 in stabil eGFP-
transfizierten RH-30 Zellen durchgeführt. PPR-Partikel (blau) werden hierbei mit
Protamin-siRNA-Partikeln (PR, grün), LAH4-L1 (rot) und freier anti-eGFP-siRNA
(orange) verglichen. Die Ergebnisse sind in Abb. 4-16 gezeigt. Nur PPR-Partikel sind
in der Lage, die eGFP-Expression signifikant auf 23,2 % ± 2,2 % zu reduzieren. Die
Unterschiede in der eGFP-Expression von unbehandelten Kontrollen, Protamin-
siRNA-Partikeln, LAH4-L1-Peptid und freier anti-eGFP-siRNA sind nicht signifikant.
Abbildung 4-16: PPR-Partikeln im Vergleich zu Negativkontrollen
Die Effektivität eGFP in stabil eGFP-transfizierten RH-30-Zellen herunter zu regulieren, wird
zwischen PPR-Partikeln (blau), Protamin-siRNA-Partikeln (PR, grün), dem LAH4-L1-Peptid
(rot) und freier anti-eGFP-siRNA (orange) im Vergleich zu unbehandelten Kontrollzellen
(schwarz) gezeigt: Nur PPR-Partikel erreichen eine signifikante Fluoreszenzreduktion.
MW ± SD, n = 3, ns = nicht signifikant, * = signifikant mit α = 5 %
Kontrolle PPR PR LAH4-L1 siRNA 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
eG
FP
-Exp
ressio
n [
%]
ns
*
Ergebnisse und Diskussion 71
Beim Vergleich der Gen-Knockdown-Effizienz der PPR-Partikel (23,2 % ± 2,2 %
eGFP-Expression) aus diesem Teil mit der Gen-Knockdown-Effizienz der LAH4-L1-
Peptid-siRNA-Partikel aus Kapitel 4.1 (18,9 % ± 2,8 % eGFP-Expression), ist
ersichtlich, dass Protamin für die Knockdown-Effizienz nicht notwendig ist. Die Werte
für die eGFP-Expression unterscheiden sich nicht signifikant (mit α = 5 %). Im
Gegensatz zu PPR-Partikeln liegen LAH4-L1-Peptid-siRNA-Partikel mit
Partikeldurchmessern von über 1600 nm (n = 3) jedoch nicht im angestrebten
Größenbereich von unter 500 nm. Daher werden im weiteren Verlauf dieser Arbeit
PPR-Partikel als siRNA-Trägersystem verwendet.
Um die Spezifität der anti-eGFP-siRNA zu zeigen, werden zudem Versuche mit einer
unspezifischen siRNA (scr-siRNA) durchgeführt. Es werden analog zu 3.2.4 PPR-
Partikel hergestellt, einmal mit anti-eGFP-siRNA und einmal mit scr-siRNA. Beide
Varianten werden nach 3.4.2.2 in stabil eGFP-transfizierten RH-30 Zellen getestet.
Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt in Abb. 4-17. Während PPR-Partikel mit anti-
eGFP-siRNA (blau) die eGFP-Expression gegenüber unbehandelten Kontrollzellen
(schwarz) signifikant senken, zeigen die Zellen, die mit scr-siRNA-PPR-Partikeln
inkubiert worden sind (grau), keine signifikanten Unterschiede in der eGFP-
Expression zu den unbehandelten Kontrollzellen. Dieses Ergebnis bestätigt das oben
aufgeführte Resultat, dass die einzelnen Komponenten des siRNA-Trägersystems
nicht zu einem Rückgang der eGFP-Expression führen und eine spezifische siRNA
notwendig ist.
72 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 4-17: PPR-Partikel mit anti-eGFP- oder scr-siRNA
Vergleich der Spezifität von anti-eGFP-siRNA und scr-siRNA (jeweils in PPR-Partikeln
formuliert): anti-eGFP-siRNA (blau) signifikanter Rückgang der eGFP-Expression, scr-siRNA
(grau) kein signifikanter Unterschied zu unbehandelten Kontrollzellen (schwarz); MW ± SD,
n = 2 - 3, ns = nicht signifikant, * = signifikant mit α = 5 %
4.4.4.2 Positivkontrolle
Um die Effizienz von PPR-Partikeln einschätzen zu können, wird ihr Vermögen eGFP
herunter zu regulieren gemäß 3.4.2.2 in stabil eGFP-transfizierten RH-30 Zellen im
Vergleich zum kommerziell erhältlichen Lipofectamine® RNAiMAX (Life
Technologies, Darmstadt) getestet. Es wird jeweils eine siRNA-Konzentration von
60 nM eingesetzt. Die Ergebnisse sind in Abb. 4-18 gezeigt: PPR-Partikel (blau)
reduzieren die eGFP-Expression auf 23,4 % ± 1,0 % und Lipofectamine® RNAiMAX
(lila) auf 22,9 % ± 1,2 %. Die Unterschiede in der eGFP-Expression der beiden
siRNA-Formulierungen sind nicht signifikant. PPR-Partikel können also den gleichen
Gen-Knockdown hervorrufen wie das kommerziell erhältliche Lipofectamine®
RNAiMAX.
Kontrolle anti-eGFP-siRNA scr-siRNA 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
eG
FP
-Exp
ressio
n [
%]
*
ns
Ergebnisse und Diskussion 73
Abbildung 4-18: PPR-Partikel im Vergleich zu Lipofectamine® RNAiMAX
Der eGFP-Gen-Knockdown in stabil eGFP-transfizierten RH-30-Zellen wird zwischen PPR-
Partikeln (blau) und Lipofectamine® RNAiMAX (lila) im Vergleich zu unbehandelten
Kontrollzellen (schwarz) gezeigt. MW ± SD, n = 3, ns = nicht signifikant, * = signifikant mit
α = 5 %
4.4.5 Dosis-Wirkungskurve
Die Dosis-Wirkungs-Beziehung von PPR-Partikeln zur eGFP-Expression soll
untersucht werden. Hierfür werden PPR-Partikel mit HS-Puffer auf unterschiedliche
siRNA-Konzentrationen verdünnt und nach 3.4.2.2 in stabil eGFP-transfizierten RH-
30 Zellen geprüft. Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt in Abb. 4-19. Die Dosis-
Wirkungskurve zeigt einen sigmoidalen Verlauf. Ab einer siRNA-Konzentration von
2,5 nM rufen PPR-Partikel einen signifikanten Rückgang der eGFP-Expression in
stabil eGFP-transfizierten RH-30 Zellen hervor. Die mittlere inhibitorische
Konzentration (IC50) liegt bei 5,4 nM siRNA (berechnet nach Kapitel 3.5) und die
maximale Wirkung mit einem Rückgang der eGFP-Expression auf 19,7 % ± 0,5 %
wird ab siRNA-Konzentrationen von 30 nM erreicht. In der Literatur wird die
Halbwertszeit von eGFP mit über 24 Stunden bzw. ungefähr 26 Stunden angegeben
(Corish & Tyler-Smith 1999; Wahlers et al. 2001; Snapp 2009). Werden 26 Stunden
als Halbwertszeit für eGFP angenommen, so kann die eGFP-Expression nach
72 Stunden bei vollständiger Inhibition der Neusynthese maximal auf ca. 15 % des
Ausgangswertes abfallen. Mit einer eGFP-Expression um 20 % liegt die Knockdown-
Kontrolle PPR Lipofectamine® 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110eG
FP
-Exp
ressio
n [
%]
ns
74 Ergebnisse und Diskussion
Effizienz der PPR-Partikel im Größenordnungsbereich dieser maximal möglichen
Hemmung der Neusynthese.
Zhou et al. (2013) haben für zwei Lipid-siRNA-Formulierungen IC50-Werte
angegeben. Die eine Lipidmischung besteht aus DOTAP/Span 80/TPGS im molaren
Verhältnis von 50:49:1 und wird SPANosomes (SPs) genannt. Die andere ist aus
DOTAP/DOPE/TPGS zusammengesetzt (50:49:1) und heißt cationic liposomes
(CLs). Die IC50-Werte zur Hemmung von Luciferase werden für CLs mit 20,1 nM
siRNA und für SPs mit 5,5 nM siRNA angegeben. PPR-Partikel verfügen mit einem
IC50-Wert von 5,4 nM siRNA über eine ähnlich effiziente Hemmung der
Proteinneusynthese wie die SPANosomes. Beide Formulierungen sind effizienter als
cationic liposomes.
Abbildung 4-19: Dosis-Wirkungs-Beziehung von PPR-Partikeln
Die eGFP-Expression in stabil eGFP-transfizierten RH-30-Zellen ist gegen die siRNA-
Konzentration aufgetragen. PPR-Partikel führen ab einer siRNA-Konzentration von 2,5 nM
zu einem signifikanten Rückgang der eGFP-Expression. Der IC50-Wert beträgt 5,4 nM siRNA
und ab 30 nM siRNA stellt sich ein Maximum des Rückgangs der eGFP-Expression ein.
(MW ± SD, n = 3). Die schwarze Linie stellt den Boltzmann-Fit nach Kapitel 3.5 dar.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
0,01 0,1 1 10 100
eG
FP
-Exp
ressio
n [
%]
siRNA-Konzentration [nM]
Ergebnisse und Diskussion 75
4.4.6 Untersuchungen zur Zellviabilität
Nachdem gezeigt werden konnte, dass PPR-Partikel in der Lage sind, die eGFP-
Expression in stabil eGFP-transfizierten RH-30 Zellen effizient herunter zu regulieren,
soll überprüft werden, inwieweit PPR-Partikel die Zellviabilität beeinflussen. Dies wird
sowohl an RH-30 Zellen als auch an HeLa Zellen untersucht. Zunächst ist der
Resazurin-Assay hierfür am Lehrstuhl etabliert worden.
4.4.6.1 Etablierung des Resazurin-Assays
Zur Etablierung des Resazurin-Assays wird wie in 3.4.5.1 beschrieben vorgegangen.
Für HeLa Zellen genügt eine einstündige Inkubation mit Resazurin, um ausreichend
hohe Fluoreszenzsignale zu erhalten, die mit einem Korrelationskoeffizienten von
0,99 zudem einen linearen Zusammenhang zur vorgegebenen Zellzahl aufweisen
(Abb. 4-20). Für RH-30 Zellen ist eine dreistündige Inkubation mit Resazurin
erforderlich, um genügend große Fluoreszenzintensitäten zu detektieren (Abb. 4-21).
Hier besteht ebenfalls ein linearer Zusammenhang zwischen Fluoreszenzintensität
und Zellzahl mit einem Korrelationskoeffizienten von 0,99. In der Literatur werden
Inkubationszeiten von 1 bis 4 Stunden vorgegeben (Riss et al. 2013). Mit einer
Stunde für HeLa und drei Stunden für RH-30 Zellen liegen beide Werte im
vorgegebenen Bereich.
Beim Vergleich der beiden Zelllinien ist auffällig, dass die Fluoreszenzintensitäten für
HeLa Zellen nach einer einstündigen Inkubation mit Resazurin mehr als 10-mal so
hoch sind wie die nach einer dreistündigen Inkubation der RH-30 Zellen. Da die
Umsetzung von Resazurin zum fluoreszierenden Resorufin NADH-abhängig verläuft,
lässt der große Unterschied in der Fluoreszenzintensität den Schluss zu, dass HeLa
Zellen mehr NADH bilden als RH-30 Zellen.
76 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 4-20: Fluoreszenzintensitäten von HeLa Zellen nach einer Stunde
Repräsentative Kalibrierung von HeLa Zellen nach einstündiger Inkubation mit Resazurin
(MW ± SD, n = 3).
Abbildung 4-21: Fluoreszenzintensitäten von RH-30 Zellen nach drei Stunden
Repräsentative Kalibrierung von RH-30 Zellen nach dreistündiger Inkubation mit Resazurin
(MW ± SD, n = 3).
y = 0,79x - 279,67 R² = 0,99
0
2000
4000
6000
8000
10000
12000
14000
16000
18000
0 5000 10000 15000 20000 25000
rela
tiv
e f
luo
rescen
ce u
nit
s (
RF
U)
Zellen
y = 0,06x - 75,00 R² = 0,99
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
0 5000 10000 15000 20000 25000
rela
tiv
e f
luo
rescen
ce u
nit
s (
RF
U)
Zellen
Ergebnisse und Diskussion 77
4.4.6.2 Bestimmung der Zellviabilität
Nach der Inkubation der Zellen mit den PPR-Partikeln wird die Zellviabilität von HeLa
und RH-30 Zellen wie in 3.4.5.2 beschrieben nach 0, 48 und 72 Stunden bestimmt.
Es werden siRNA-Konzentrationen von 30 und 60 nM untersucht. Abbildung 4-22
zeigt die Resultate für RH-30 Zellen und Abbildung 4-23 für HeLa Zellen. Eine
Zellviabilität von über 70 % wird in Anlehnung an die DIN-ISO 10993-5 als nicht
toxisch angesehen. PPR-Partikel führen folglich weder in RH-30 noch in HeLa Zellen
zu einer akuten Toxizität, da die Zellviabilitäten direkt nach der Inkubation mit den
PPR-Partikeln um die 90 % liegen. Nach 48 bzw. 72 Stunden sinken die Werte für
die Zellviabilität von RH-30 Zellen nach einer Behandlung mit 60 nM siRNA (blau)
unterhalb des Grenzwertes. Bei einem Einsatz von 30 nM (rot) siRNA nimmt die
Zellviabilität der RH-30 Zellen zwar mit der Zeit ab, bleibt jedoch über dem Grenzwert
von 70 %. Für RH-30 Zellen wird daher eine Konzentration von 30 nM siRNA in Form
von PPR-Partikeln als nicht toxisch angesehen.
Abbildung 4-22: Zellviabilität von RH-30 Zellen
RH-30 Zellen werden nach bestimmten Zeitpunkten nach dreistündiger Inkubation mit PPR-
Partikeln (siRNA-Konzentration: 60 nM blau, 30 nM rot) auf ihre Zellviabilität getestet
(MW ± SD, n = 3). Eine Zellviabilität von über 70 % wird als nicht toxisch angesehen.
Kontrolle 0 Stunden 48 Stunden 72 Stunden 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
Zellv
iab
ilit
ät
[%]
60 nM
30 nM
78 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 4-23: Zellviabilität von HeLa Zellen
HeLa Zellen werden nach bestimmten Zeitpunkten nach dreistündiger Inkubation mit PPR-
Partikeln (siRNA-Konzentration: 60 nM blau, 30 nM rot) auf ihre Zellviabilität getestet
(MW ± SD, n = 3). Eine Zellviabilität von über 70 % wird als nicht toxisch angesehen.
HeLa Zellen weisen 48 und 72 Stunden nach der Inkubation mit PPR-Partikeln immer
noch Zellviabilitäten von um die 90 % auf. Die Werte für 60 nM siRNA liegen leicht
unterhalb der Werte für 30 nM siRNA, die Unterschiede sind jedoch nicht signifikant.
Da die Zellviabilität der HeLa Zellen zu allen drei gemessenen Zeitpunkten sowie bei
beiden eingesetzten siRNA-Konzentrationen mit um die 90 % deutlich oberhalb des
Grenzwertes von 70 % liegt, werden die hier untersuchten PPR-Partikel für HeLa
Zellen als ungiftig angesehen.
4.4.7 Versuche unter hohen Serumkonzentrationen
4.4.7.1 Stabilität der siRNA gegen fetales Kälberserum
Ein effizientes siRNA-Trägersystem sollte nicht nur in der Lage sein, siRNA in Zellen
zu transportieren, sondern auch die siRNA vor dem Abbau durch ubiquitär
vorhandene RNasen zu schützen. Die in vivo Halbwertszeit von siRNA wird mit ca.
einer Stunde angegeben (Dykxhoorn & Lieberman 2005). Diese Zeit soll durch das
Trägersystem verlängert werden. Um dies zu testen, wird wie in 3.3.6 beschrieben
vorgegangen. PPR-Partikel und freie siRNA werden jeweils mit 50 % (v/v) fetalem
Kälberserum (FCS) inkubiert und die noch intakte Menge an siRNA wird nach
Kontrolle 0 Stunden 48 Stunden 72 Stunden 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110Z
ell
via
bil
ität
[%]
60 nM
30 nM
Ergebnisse und Diskussion 79
bestimmten Zeitpunkten ermittelt. Die Resultate sind in Abb. 4-24 dargestellt. Freie
siRNA (A) ist bis zu einer Inkubationsdauer von einer Stunde durch eine
Ethidiumbromid-Färbung nachweisbar. Nach 8 Stunden ist freie siRNA komplett
abgebaut. In PPR-Partikeln hingegen ist die siRNA noch nach 12 Stunden eindeutig
erkennbar. Dies spricht für einen deutlichen Schutz der siRNA vor einem
enzymatischen Abbau. In der Literatur sind Lipid-Protamin-siRNA-Formulierungen
beschrieben, die die siRNA sogar über 48 Stunden vor einem enzymatischen Abbau
schützen (Liu et al. 2011; Rengaswamy et al. 2016). Im Vergleich dazu liegt siRNA in
PPR-Partikeln weniger geschützt vor. Daraus wird wahrscheinlich eine kürzere
Plasmahalbwertszeit für PPR-Partikel gegenüber Lipid-Protamin-siRNA-
Formulierungen resultieren. PPR-Partikel müssten tendenziell in kürzeren
Zeitintervallen appliziert werden. Im Vergleich zu freier siRNA ist siRNA in PPR-
Partikeln jedoch deutlich vor abbauenden Serumproteinen geschützt.
A
B
Abbildung 4-24: Serumstabilität von siRNA
Freie siRNA (A) und siRNA in PPR-Partikeln (B) wird mit 50 % (v/v) FCS inkubiert und die
nicht abgebaute Menge an siRNA mittels Ethdiumbromid-Färbung nach
gelelektrophoretischer Auftrennung detektiert: Freie siRNA ist nach einer Stunde noch
schwach nachweisbar, nach 8 Stunden nicht mehr. Die in PPR-Partikeln formulierte siRNA
ist über 12 Stunden detektierbar.
80 Ergebnisse und Diskussion
4.4.7.2 Serumabhängigkeit des Gen-Knockdowns
Für eine mögliche in vivo Anwendung sollte das siRNA-Transportsystem nicht nur in
der Lage sein, die siRNA vor abbauenden Enzymen zu schützen. Das Trägersystem
sollte zudem die siRNA unter hohen Serumkonzentrationen effizient in Zellen
einschleusen, um einen Gen-Knockdown hervorzurufen. In der Literatur werden
siRNA-Transportsysteme zum Teil unter serumfreien Bedingungen getestet (Duan et
al. 2012a; Zhou et al. 2013). Bei einem Wechsel zu 10 % FCS fällt beispielsweise die
Knockdown-Effizienz der von Duan et al. (2012a) genutzten siRNA-Formulierung um
über 50 % ab. Um zu testen, inwieweit die Gen-Knockdown-Effizienz der PPR-
Partikel von der FCS-Konzentration abhängt, werden stabil eGFP-transfizierte RH-30
Zellen analog zu 3.4.2.2 bei FCS-Konzentrationen von 0 %, 10 %, 30 % und 50 %
mit PPR-Partikeln (60 nM siRNA) inkubiert. Abbildung 4-25 zeigt die Ergebnisse.
Abbildung 4-25: Serumabhängigkeit des Gen-Knockdowns
Die eGFP-Expression in stabil eGFP-transfizierten RH-30-Zellen wird in Abhängigkeit von
der FCS-Konzentration dargestellt. Die Unterschiede in der eGFP-Expression unterscheiden
sich bei den verschiedenen FCS-Konzentrationen nicht signifikant voneinander. MW ± SD,
n = 3, ns = nicht signifikant mit α = 5 %
Kontrolle 0 % 10 % 30 % 50 % 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
eG
FP
-Exp
ressio
n [
%]
FCS-Konzentration
ns
Ergebnisse und Diskussion 81
Die eGFP-Expression der behandelten Zellen liegt unabhängig von der FCS-Kon-
zentration konstant bei 25 %. Die Unterschiede sind nicht signifikant. PPR-Partikel
sind folglich in der Lage einen effizienten Gen-Knockdown unabhängig von der FCS-
Konzentration hervorzurufen. Ein ähnlicher Effekt ist von Liu (2016) für die Trans-
duktionseffizienz von HeLa Zellen durch Viruspartikel berichtet, die mit dem LAH4-
L1-Peptid modifiziert worden sind. Dabei wird LAH4-L1 als ausschlaggebend für die
hohe Transduktionseffizienz unter hohen Serumkonzentrationen angesehen. Einen
ähnlichen Effekt beschreibt Mason et al. (2007): Die Aufnahme von LAH4-L1-DNA-
Komplexen in MRC-5 V2 Zellen ist von der eingesetzten Serumkonzentration weit-
gehend unbeeinflusst, während die Aufnahme von LAH4-DNA-Komplexen mit
steigender Serumkonzentration dramatisch einbricht. In HepG2 hingegen werden
sowohl LAH4- als auch LAH4-L1-DNA-Komplexe bei erhöhten Serum-
konzentrationen schlechter aufgenommen. Es wird eine Abhängigkeit sowohl von der
Serumkonzentration als auch der verwendeten Zelllinie gefolgert (Mason et al. 2007).
In stabil eGFP-transfizierten RH-30 Zellen ist die Gen-Knockdown-Effizienz von PPR-
Partikeln unabhängig von der Serumkonzentration.
4.4.8 Hämolyse
Die Guidance for Industry Nonclinical Studies for the Safety Evaluation of
Pharmaceutical Excipients (FDA, 2005) sieht unter anderem vor, dass neue
Hilfsstoffe, die für Injectabilia genutzt werden sollen, auf ihr hämolytisches Potential
in in vitro Versuchen getestet werden sollen. Dies wird nach 3.4.6 sowohl für PPR-
Partikel als auch für das LAH4-L1-Peptid alleine im Vergleich zur Positivkontrolle
Triton-X-100 durchgeführt. Als Negativkontrolle wird HS-Puffer verwendet. Die
prozentuale Hämolyse, bezogen auf die Positivkontrolle, wird nach 1, 2 und 3
Stunden bestimmt. Die Ergebnisse sind in Abb. 4-26 gezeigt. PPR-Partikel sind im
Vorfeld so verdünnt worden, dass die eingesetzte siRNA-Konzentration 1 mg/kg
Körpergewicht entspricht. Dies ist eine in der Literatur gängige Dosis (Zhang et al.
2013; Chen et al. 2015; Rengaswamy et al. 2016).
82 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 4-26: Zeitabhängige Hämolyse
Die hämolytische Aktivität von PPR-Partikeln und dem LAH4-L1-Peptid ist im zeitlichen
Verlauf dargestellt. Triton Positivkontrolle 100 %; HS-Puffer Negativkontrolle; MW ± SD,
n = 3
Sowohl PPR-Partikel als auch das LAH4-L1-Peptid alleine rufen nach einer Stunde
eine geringe Hämolyse von ca. 7 % hervor. Werden die Normwerte für Erythrozyten
und Hämoglobin (Tabelle 4-1, nach http://flexikon.doccheck.com/de/Normalwerte,
zuletzt aufgerufen am 03.04.2017) im Vergleich zur Indikation einer Transfusion
eines Erythrozytenkonzentrates ab einem Hämoglobinwert von unter 6 - 10 mg/dL
(Müller et al. 2015) betrachtet, so sollte die geringe Hämolyse nach einer Stunde für
Personen, deren Werte vor der Behandlung im Normbereich liegen, unproblematisch
sein. Im zeitlichen Verlauf der hämolytischen Reaktion ist festzustellen, dass nach
2 Stunden ca. 20 % sowie nach 3 Stunden etwa 30 % des vorhandenen
Hämoglobins durch PPR-Partikel freigesetzt worden sind. Für das LAH4-L1-Peptid
alleine liegen die Werte bei 30 %, respektive 37 %. Dieser zeitliche Anstieg der
Hämolyse könnte problematisch sein. Carreno-Gomez & Duncan (1997) haben das
hämolytische Verhalten von unterschiedlichen Chitosan Salzen untersucht. In in vitro
Versuchen haben sie gezeigt, dass zeitabhängig Hämolyse eintritt. Nach 24 Stunden
hat eine komplette Auflösung der Erythrozyten stattgefunden. In Kaninchen hat eine
niedrige Dosis von 4,5 mg/kg Körpergewicht über 11 Tage keine pathologische
Veränderung ergeben. In der Hochdosisgruppe mit 50 mg/kg Körpergewicht
hingegen sind nach drei Tagen 50 % der Versuchstiere verstorben. In der Summe
wertet Baldrick (2010) in einem Review, dass Chitosan nicht parenteral angewendet
PPR LAH4-L1 Triton HS-Puffer 0
20
40
60
80
100
Häm
oly
se [
%]
1 h
2 h
3 h
Ergebnisse und Diskussion 83
werden soll. Für das „Mutter-Peptid“ LAH4 sind ebenfalls Untersuchungen zum
hämolytischen Verhalten beschrieben: In einem Konzentrationsbereich von 10-6 bis
10-3 M werden zwischen 5 und 20 % des Hämoglobins nach vierstündiger Inkubation
bei 37 °C freigesetzt. Dies wird als vernachlässigbar eingeschätzt (Vogt & Bechinger
1999).
Die 30 %ige Hämolyse nach dreistündiger Inkubation der Erythrozyten mit den PPR-
Partikeln sollte für die Sauerstoffversorgung eines ansonsten Gesunden
unproblematisch sein. Möglicherweise treten erste Anpassungsreaktionen des
Körpers wie eine erhöhte Herz- und Atemfrequenz auf. Jedoch ist das bei der
Hämolyse freiwerdende Hämoglobin toxisch und kann zu akuten Nierenschäden
führen. Normalerweise bindet Haptoglobin freies Hämoglobin. Der Hämoglobin-
Haptoglobin-Komplex wird dann im retikuloendothelialen System der Milz und der
Leber abgebaut. Durch die Hämolyse von 1 – 2 % der Erythrozyten im Körper wird
bereits das gesamte Haptoglobin verbraucht. Daher besteht bei einer stärkeren
hämolytischen Reaktion die Gefahr von akuten Nierenschäden
(http://flexikon.doccheck.com/de/Haptoglobin, zuletzt aufgerufen am 21.04.2017).
Um die Sicherheit einer intravenösen Anwendung von PPR-Partikel abschließend
beurteilen zu können, müssten in vivo Versuche durchgeführt werden.
Tabelle 4-1: Normwerte für Erythrozyten und Hämoglobin beim Menschen
Normwerte Frauen Männer
Erythrozytenzahl [mio/µL] 4,1 – 5,4 4,5 – 6,0
Hämoglobin [g/dL] 11,5 – 16,4 13,5 – 18,0
nach http://flexikon.doccheck.com/de/Normalwerte, zuletzt aufgerufen am 03.04.2017
84 Ergebnisse und Diskussion
4.5 Intrazellulärer Verbleib von PPR-Partikeln
4.5.1 Zelluläre Assoziation und Aufnahme von PPR-Partikeln
Damit siRNA ihre Wirkung entfalten kann, muss das siRNA-Trägersystem zunächst
an Zellen binden und aufgenommen werden. Dies wird in durchflusszytometrischen
und konfokal mikroskopischen Versuchen zur zellulären Assoziation und Aufnahme
untersucht.
4.5.1.1 Durchflusszytometrische Bestimmung der zellulären
Assoziation und Aufnahme von PPR-Partikeln
Wie in 3.4.2.1 beschrieben, werden PPR-Partikel mit einer Alexa Fluor® (AF) 488-
markierten siRNA nach 3.2.4 hergestellt und mit RH-30 Zellen (60 nM siRNA)
inkubiert. Zusätzlich wird der Versuch analog zu 3.4.2.1 bei 4 °C durchgeführt.
Hierfür werden die entsprechenden Platten eine halbe Stunde nach dem
Mediumwechsel, 30 Minuten vor der Inkubation auf Eis gestellt, mit Aluminiumfolie
abgedeckt und in einem Kühlschrank aufbewahrt.
Abb. 4-27 zeigt die Ergebnisse des Versuches: Nach 3 Stunden fluoreszieren über
95 % der RH-30 Zellen, die bei 37 °C inkubiert worden sind. Von den bei 4 °C
inkubierten RH-30 Zellen fluoreszieren um die 60 % (Abb. 4-27 A). Dies spricht für
eine passive Assoziation der mit einem Zetapotential von ca. 20 mV (Kapitel 4.2.2)
positiv geladenen PPR-Partikel an die negativ geladene Glykokalix der Zellmembran.
Der geometrische Mittelwert der relativen Fluoreszenzintensität gibt an, wie viel
AF 488-markierte siRNA an bzw. in der Zelle ist. Bei 37 °C ist deutlich mehr AF 488-
markierte siRNA assoziiert bzw. aufgenommen worden als bei 4 °C. Die relative
Fluoreszenzintensität der bei 4 °C inkubierten Zellen unterscheidet sich kaum von
den Messwerten der Kontrollzellen (Abb. 4-27 B). Dies lässt darauf schließen, dass
PPR-Partikel passiv an die Zelloberfläche binden, die darauffolgende Aufnahme aber
aktiv abläuft. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass PPR-Partikel bei
37 °C sehr gut von RH-30 Zellen aufgenommen werden, was in einer Transfektion
fast aller untersuchten Zellen resultiert.
Ergebnisse und Diskussion 85
Abbildung 4-27: Zelluläre Assoziation und Aufnahme von PPR-Partikeln
A: Fluoreszierende RH-30 Zellen bei 37 °C und 4 °C (MW ± SD, n = 3)
B: Geometrischer Mittelwert der relativen Fluoreszenzintensität der fluoreszierenden Zellen
in Abhängigkeit von der Temperatur. (MW ± SD, n = 3)
Kontrolle 37 °C
AF 488 siRNA 37 °C
Kontrolle 4 °C
AF 488 siRNA 4 °C
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110fl
uo
reszie
ren
de Z
ellen
[%
]
Kontrolle 37 °C
AF 488 siRNA 37 °C
Kontrolle 4 °C
AF 488 siRNA 4 °C
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
rela
tiv
e F
luo
reszen
zin
ten
sit
ät
(RF
I)
B
A
86 Ergebnisse und Diskussion
4.5.1.2 Konfokal mikroskopische Bestimmung der zellulären
Assoziation und Aufnahme von PPR-Partikeln
Um mehr über den Aufnahmeweg sowie über die intrazelluläre Lokalisation der PPR-
Partikel zu erfahren, sind konfokal mikroskopische Aufnahmen nach Kapitel 3.4.4
angefertigt worden. Für die Auswertung sind Stapelaufnahmen auf Zellkernebene
erstellt worden.
Abb. 4-28 zeigt repräsentative Bilder der zeitabhängigen Aufnahme von PPR-
Partikeln in RH-30 Zellen. Nach 30 minütiger Inkubation ist bereits eine geringfügige
Aufnahme von AF 488-markierter siRNA zu erkennen (4-28 B, gelber Pfeil). Das
gelbe Signal weist darauf hin, dass die Aufnahme der PPR-Partikel zunächst über
endosomale Kompartimente verläuft. In Abb. 4-28 C ist dies im unteren Bildabschnitt
sehr gut zu erkennen. Hier sind die Zellen nach einstündiger Inkubation abgebildet.
Zu diesem Zeitpunkt ist ein kleiner Anteil der AF 488-markierten siRNA noch in
endosomalen Kompartimenten (gelber Pfeil). Der größere Anteil der AF 488-
markierten siRNA liegt jedoch punktförmig im Zytosol vor (weiße Pfeile). Dies spricht
dafür, dass die siRNA noch partikulär vorliegt, da sie ansonsten im Zytosol verteilt
sein sollte. Nach 2 Stunden Inkubation ist in einer zunehmenden Zahl an Zellen
AF 488-markierte siRNA zu erkennen (weiße Pfeile), die partikulär im Zytosol vorliegt
(Abb. 4-28 D). In weiteren Versuchen wird die Freisetzung der siRNA aus
endosomalen Kompartimenten und dem Transfektionssystem untersucht.
Ergebnisse und Diskussion 87
Abbildung 4-28: Konfokal mikroskopische Aufnahmen von RH-30 Zellen
Repräsentative Aufnahmen von RH-30 Zellen, die mit PPR-Partikeln für 30 Minuten (B),
1 Stunde (C) und 2 Stunden (D) inkubiert worden sind. Unbehandelte Kontrollzellen (A) sind
zum Vergleich abgebildet. Die Zellkerne sind mit DAPI blau angefärbt, endosomale
Kompartimente mit LysoTracker® Red rot und AF 488-markierte siRNA grün. Die
Zellmembran wird mittels Durchlicht (grau) gezeigt. Die weißen Pfeile deuten auf ins Zytosol
aufgenommene AF 488-markierte siRNA, die gelben Pfeile auf AF 488-markierte siRNA, die
sich in endosomalen Kompartimenten befindet.
A B
C D
88 Ergebnisse und Diskussion
4.5.2 Versuche zur endosomalen Freisetzung
4.5.2.1 Hämolyse-Versuche zur endosomalen Freisetzung
Nachdem aus den konfokal mikroskopischen Aufnahmen in 4.5.1.2 geschlossen
werden kann, dass die Aufnahme von PPR-Partikeln in RH-30 Zellen über
endosomale Kompartimente verläuft, werden Hämolyse-Versuche bei sauren pH-
Werten nach 3.4.6 durchgeführt. Sie stellen einen Surrogat für die Bestimmung der
endosomalen Freisetzung dar. PPR-Partikel und das LAH4-L1-Peptid sind wie in
4.4.8 in Konzentrationen, die 1 mg siRNA / kg Körpergewicht entsprechen, eingesetzt
worden.
Abbildung 4-29: pH-abhängige Hämolyse
PPR-Partikel und das LAH4-L1-Peptid zeigen eine pH-abhängige Hämolyse, wobei das
LAH4-L1-Peptid bei niedrigeren pH-Werten stärker hämolytisch aktiv ist. Triton-X-100
Positivkontrolle (100 %-Wert); HS-Puffer Negativkontrolle; MW ± SD, n = 3
In Abb. 4-29 ist sowohl für PPR-Partikel als auch für das LAH4-L1-Peptid eine pH-
abhängige Freisetzung von Hämoglobin zu sehen. Beim physiologischen pH-Wert
von 7,4 lysieren PPR-Partikel ca. 10 % der Erythrozyten. Sinkt der pH-Wert wie
während der endosomalen Reifung auf ca. 5,6, so steigt der lysierte Anteil der
Erythrozyten auf etwa 37 % an. Für das LAH4-L1-Peptid alleine liegen die Werte für
die Hämolyse bei 15 % bei pH 7,4 und 41 % bei pH 5,6. Diese Ergebnisse werden
durch Literaturwerte bestätigt: Für das LAH4-L1-Peptid ist berichtet worden, dass es
PPR LAH4-L1 Triton HS-Puffer 0
20
40
60
80
100
Häm
oly
se [
%]
pH 7,4
pH 6,8
pH 6,2
pH 5,6
Ergebnisse und Diskussion 89
bei pH 5,5 Bakterien lysiert. Dieser Effekt ist pH-abhängig und findet bei neutralem
pH nicht statt (Mason et al. 2006). Für das „Mutter-Peptid“ LAH4 ist beschrieben,
dass eine Freisetzung von Laktat-Dehydrogenase aus HepG2 Zellen bei sauren pH-
Werten signifikant höher ist als bei neutralem pH. Wie beim Vergleich von PPR-
Partikeln zu freiem LAH4-L1-Peptid ist die Permeabilisierung durch das alleinige
LAH4-Peptid höher als durch DNA-LAH4-Komplexe (Kichler et al. 2007). Dies
bestätigt die in 4.4.1 gezeigte Komplexbildung: Ein Teil des LAH4-L1-Peptides ist an
die siRNA gebunden und kann dadurch nicht mit der Erythrozytenmembran
wechselwirken.
Der Anstieg der Hämolyse mit sinkendem pH-Wert spricht für die endosomale
Freisetzung der PPR-Partikel, wie sie in den konfokal mikroskopischen Aufnahmen
(4.5.1.2) zu erkennen ist.
4.5.2.2 Gen-Knockdown-Versuche mit Bafilomycin A1
Nachdem in 4.5.2.1 gezeigt worden ist, dass das LAH4-L1-Peptid pH-abhängig
Erythrozyten lysiert, soll überprüft werden, inwieweit die Azidifizierung der
endosomalen Kompartimente für die Gen-Knockdown-Effizienz notwendig ist. Hierfür
werden Gen-Knockdown-Experimente nach 3.4.2.3 in Anwesenheit des
Protonenpumpeninhibitors Bafilomycin A1 (Yoshimori et al. 1991) durchgeführt. Das
Ergebnis ist in Abb. 4-30 gezeigt.
Während PPR-Partikel bei Abwesenheit von Bafilomycin A1 die eGFP-Expression
sehr stark auf 23,3 % ± 0,1 % im Vergleich zu unbehandelten Kontrollzellen
reduzieren, führt die Anwesenheit von 200 nM Bafilomycin A1 zu einer signifikant
höheren eGFP-Expression von 62,4 % ± 1,3 %. Dies ist in Übereinstimmung mit
Ergebnissen von Langlet-Bertin et al. (2010) und der pH-abhängigen Hämolyse. Für
das „Mutter-Peptid“ LAH4 ist der gleiche Effekt bei der Transfektion mit DNA
beschrieben (Kichler et al. 2003). Durch die Absenkung des pH-Wertes während der
endosomalen Reifung werden die Histidin-Reste des LAH4-L1-Peptides protoniert.
Für LAH4 konnte gezeigt werden, dass bei einem pH-Wert von 5,5 im Vergleich zu
pH 7,5 halb so viele Peptide an DNA gebunden sind. Durch die Protonierung der
Imidazol-Gruppen werden weniger Peptide benötigt, um die negative Ladung der
siRNA zu komplexieren. Daher kommt es zu einer Freisetzung von Peptiden aus den
90 Ergebnisse und Diskussion
Transfektionskomplexen (Progidi-Fix et al. 2007). Die freigesetzten Peptide können
dann mit der Membran des Endosoms interagieren. Dies führt zur Öffnung oder
Auflösung der Endosomenmembran und zur Freisetzung der PPR-Partikel
(Bechinger 2005; Bechinger & Lohner 2006; Progidi-Fix et al. 2007). Wird die
Azidifizierung der Endosomen mittels Bafilomycin A1 inhibiert, so wird die
Freisetzung der PPR-Partikel aus den Endosomen entsprechend reduziert, was sich
in einem signifikant niedrigeren Gen-Knockdown äußert (Abb. 4-30). Die
Azidifizierung der Endosomen ist folglich für die Freisetzung und Wirkung der PPR-
Partikel notwendig.
Abbildung 4-30: Gen-Knockdown in Abhängigkeit von Bafilomycin A1
Unter der Anwesenheit von 200 nM Bafilomycin A1 (grün) ist die eGFP-Expression
signifikant höher als ohne Bafilomycin A1 (blau). MW ± SD, n = 3, * = signifikant mit α = 5 %
4.5.3 Untersuchungen zur Freisetzung ins Zytosol mittels
Molecular Beacons
Mit Hilfe von Molecular Beacons (MB) soll, wie in 3.4.3 beschrieben, die Freisetzung
der siRNA ins Zytosol untersucht werden. Zuerst liegen MB in einer nicht
fluoreszierenden Haarnadelkonfirmation vor. Sobald sie ins Zytosol gelangen, binden
sie an eine komplementäre mRNA, wodurch Quencher und Fluorophor getrennt
werden und Fluoreszenzlicht emittiert wird (Tyagi & Kramer 1996).
Kontrolle ohne Bafilomycin mit Bafilomycin 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
eG
FP
-Exp
ressio
n [
%] *
Ergebnisse und Diskussion 91
4.5.3.1 Kalibrierung
Um die assoziierte bzw. freigesetzte Menge an AF 488-markierter siRNA und ROX-
/BHQ2-markierten MB quantifizieren zu können, werden zunächst Kalibrierfunktionen
nach 3.4.3.1 aufgenommen und auf Linearität überprüft.
Tabelle 4-2 zeigt die ermittelten Korrelationskoeffizienten der Kalibrierfunktionen. Für
beide Fluoreszenzfarbstoffe ist die beste Linearität bei der Verwendung des
arithmetischen Mittelwertes (Mean) gegeben. In Abb. 4-31 sind die
Kalibrierfunktionen beispielhaft anhand der zweiten Versuchsdurchführung gezeigt.
Tabelle 4-2: Korrelationskoeffizienten der Kalibrierfunktionen
R² für AF 488 R² für MB
GeoMean Mean Median GeoMean Mean Median
Kalibrierung 1 0,98 0,99 0,99 0,97 1,00 0,99
Kalibrierung 2 0,97 0,99 0,98 0,83 0,99 0,77
Kalibrierung 3 0,98 0,99 0,99 0,71 0,98 0,62
92 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 4-31: Kalibrierfunktionen für Alexa Fluor® 488-markierte siRNA und
ROX-/BHQ2-markierte Molecular Beacons
Es sind repräsentative Kalibrierfunktionen dargestellt. Der geometrische Mittelwert
(GeoMean), der arithmetische Mittelwert (Mean) sowie der Median der relativen
Fluoreszenzintensität (RFI) ist gegen die eingesetzte Konzentration an AF 488-markierter
siRNA (oben) bzw. ROX-/BHQ2-markierter MB (unten) aufgetragen.
R² = 0,97
R² = 0,99
R² = 0,98
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
0 10 20 30 40 50
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tiv
e F
luo
reszen
zin
ten
sit
ät
(RF
I)
AF 488-markierte siRNA [nM]
AF 488 GeoMean
AF 488 Mean
AF 488 Median
Linear (AF 488GeoMean)
Linear (AF 488Mean)
Linear (AF 488Median)
R² = 0,83
R² = 0,99
R² = 0,77
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
0 10 20 30 40 50
rela
tiv
e F
luo
reszen
zin
ten
sit
ät
(RF
I)
ROX-/BHQ2-markierte MB [nM]
MB GeoMean
MB Mean
MB Median
Linear (MB GeoMean)
Linear (MB Mean)
Linear (MB Median)
Ergebnisse und Diskussion 93
4.5.3.2 Untersuchungen zum zeitlichen Verlauf der Aufnahme und
Freisetzung
Nachdem der arithmetische Mittelwert (Mean) der relativen Fluoreszenzintensität als
Kalibrierparameter festgelegt worden ist (Kapitel 4.5.3.1), wird der zeitliche Verlauf
der Aufnahme von PPR-Partikeln sowie die Freisetzung der MB aus den PPR-
Partikeln nach Kapitel 3.4.3.2 bestimmt. Dies ist in Abb. 4-32 dargestellt.
Die AF 488-markierte siRNA soll die zellulär assoziierte und aufgenommene Menge
repräsentieren und die MB den freigesetzten Anteil. Bei der Betrachtung der
Kurvenverläufe ist auffällig, dass die Kurve der ROX-/BHQ2-markierten MB zwischen
2 und 12 Stunden deutlich oberhalb der Kurve für AF 488-markierte siRNA verläuft.
Eigentlich wäre davon auszugehen, dass die beiden Kurvenverläufe lediglich zeitlich
verschoben sind, da nur das freigesetzt werden kann, was vorher auch
aufgenommen worden ist (Zhou et al. 2013).
Zusätzlich ist bei dem Kurvenverlauf für die AF 488-markierte siRNA zu erkennen,
dass die Werte für die aufgenommene Menge zwischen 6 und 12 Stunden erneut
ansteigen. Dies entspricht ebenfalls nicht der Erwartung, da zu diesem Zeitpunkt
durch den Waschschritt nach 3 Stunden keine freien PPR-Partikel mehr im Medium
enthalten sein sollten.
Der Kurvenverlauf für die ROX-/BHQ2-markierten MB gleicht einer Bateman-
Funktion und entspricht damit der Erwartung. Nach 30 Minuten ist noch keine
Freisetzung ins Zytosol messbar. Dann steigen die Messwerte bis zum Zeitpunkt
3 Stunden an. Hier erfolgt der Mediumwechsel, sodass ab 3 Stunden die Messwerte
wieder absinken.
94 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 4-32: Zeitlicher Verlauf der Aufnahme von Alexa Fluor® 488-
markierter siRNA und der Freisetzung von ROX-/BHQ2-
markierter MB
Zur Umrechnung der Messwerte in die zelluläre Konzentration wird der Mittelwert der drei
aufgenommenen Kalibrierfunktionen (Kapitel 4.5.3.1) verwendet. (MW ± SD, n = 3)
Der Kurvenverlauf für die AF 488-markierte siRNA entspricht nicht den Erwartungen.
Dies liegt wahrscheinlich an Interaktionen der Fluoreszenzfarbstoffe. Die Energie des
angeregten Alexa Fluor® 488 Farbstoffs kann im Zuge eines Förster-
Resonanzenergietransfers (FRET) auf ROX übertragen werden. Von ROX wird die
Energie dann weiter auf den Quencher BHQ2 übertragen, sodass kein
Fluoreszenzlicht emittiert wird.
Bei einem Förster-Resonanzenergietransfers (FRET) wird Energie strahlungsfrei von
einem Donor-Molekül auf ein Akzeptor-Molekül übertragen (Förster 1948). Hierfür
müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein (Förster 1948, Stryer 1978, Lakowicz 2010,
Broussard et al. 2013):
0
5
10
15
20
25
0 5 10 15 20 25
zellu
läre
Ko
nzen
tratr
ati
on
[n
M]
Zeit [h]
AF 488 siRNA
ROX/BHQ2 MB
Ergebnisse und Diskussion 95
I Das Emissionsspektrum des Donor-Moleküls muss mit dem
Anregungsspektrum des Akzeptor-Moleküls überlappen.
II Donor und Akzeptor dürfen maximal 10 nm voneinander entfernt sein.
III Die beiden Moleküle müssen eine parallele Dipolausrichtung aufweisen.
Das Emissionsspektrum von AF 488 reicht von ca. 475 nm bis etwa 635 nm. Das
Anregungsspektrum von ROX beginnt im UV-Bereich und endet bei 620 nm. Somit
ist die erste Voraussetzung – die Überschneidung der Emissions- und
Anregungsspektren – erfüllt. In einem ca. 250 nm großen Partikel ist ein maximaler
Abstand der beiden Moleküle von 10 nm sowie eine parallele Dipolausrichtung
vorstellbar. Die Hypothese, dass AF 488 und ROX ein FRET-Paar bilden, wird durch
eine Messung am Fluorimeter nach 3.3.8 bekräftigt. Das Ergebnis ist in Abb. 4-33
dargestellt.
Abbildung 4-33: Emissionsspektren von PPR-Partikeln mit MB
Die Emissionsspektren von PPR-Partikeln mit AF 488-markierter siRNA mit MB, die
entweder nicht markiert oder mit ROX-BHQ2-markiert sind, werden vergleichend dargestellt.
Während bei unmarkierten MB ein deutliches AF 488 Signal zu detektieren ist, weist das
Spektrum mit den ROX-/BHQ2-markierten MB nur ein geringes Maximum bei einer ähnlichen
Wellenlänge auf (ca. 507 nm mit ROX-/BHQ2-Markierung zu etwa 514 nm ohne zweiten
Fluoreszenzfarbstoff).
0
50
100
150
200
250
300
490 540 590 640 690 740 790
rela
tiv
e F
luo
reszen
zin
ten
sit
ät
(RF
I)
Wellenlänge [nm]
AF 488 siRNA mitunmarkierten MBAF 488 siRNA mitROX-/BHQ2-MB
96 Ergebnisse und Diskussion
AF 488-markierte siRNA zusammen mit unmarkierten MB zeigt nach einer Anregung
bei 488 nm ein AF-Spektrum mit deutlich erkennbarem Maximum bei 514 nm mit
einer RFI von ca. 270. Im Vergleich dazu zeigt die gleiche Menge AF 488-markierte
siRNA zusammen mit ROX-/BHQ2-markierten MB eine stark geminderte relative
Fluoreszenzintensität von nur noch 34. Das Maximum ist hierbei im
Wellenlängenbereich nach links zu ca. 507 nm verschoben. Dies spricht für einen
strahlungslosen Energietransfer von AF 488 auf ROX. Von ROX wird die Energie
wiederum strahlungsfrei auf den Quencher BHQ2 übertragen, sodass keine ROX-
Fluoreszenz messbar ist.
Somit lässt sich durch den Versuchsaufbau (AF 488-markierte siRNA und ROX-
/BHQ2-markierte MB) zwar die zeitliche Freisetzung der MB ins Zytosol bestimmen,
jedoch nicht die zeitliche Assoziation und Aufnahme der PPR-Partikel. Assoziierte
PPR-Partikel emittieren weniger Fluoreszenzlicht als während der Kalibrierung, da
die Energie vom angeregten AF 488-Molekül auf ROX übertragen wird. Erst wenn
eine räumliche Trennung zwischen AF 488 und ROX durch die Dekomplexierung der
PPR-Partikel auftritt, emittiert AF 488 die gleiche Energie wie während der
Kalibrierung. Ein Lösungsansatz für dieses Problem wäre eine Kalibrierung mit
doppelt fluoreszenzmarkierten PPR-Partikeln. Zusätzlich sollte für jeden Zeitpunkt
eine einzelne Kalibrierung erstellt werden.
4.5.4 Untersuchungen mit fluoreszenzmarkierten LAH4-L1-
Peptiden
Um mehr über den intrazellulären Verbleib des LAH4-L1-Peptides zu erfahren und
die Hypothese des FRET-Effektes zwischen AF 488 und ROX weiter zu untersuchen,
werden zwei fluoreszenzmarkierte LAH4-L1-Peptide eingesetzt. Hierbei wird zum
einen wie bei den MB ROX verwendet und zum anderen Quasar® 670. Die Synthese
und Aufreinigung der beiden fluoreszenzmarkierten LAH4-L1-Peptide sind von Herrn
Christopher Aisenbrey (Institut de Chimie, Université de Stasbourg/CNRS,
Frankreich) durchgeführt worden. Zuerst ist untersucht worden, ob die
Fluoreszenzmarkierungen einen Einfluss auf die zelluläre Aufnahme und die
Knockdown-Effizienz der PPR-Partikel haben.
Ergebnisse und Diskussion 97
4.5.4.1 Untersuchungen zum Einfluss der fluoreszenzmarkierten
LAH4-L1-Peptide auf die zelluläre Assoziation und
Aufnahme von PPR-Partikeln
Um den Einfluss der Fluoreszenzmarkierungen auf die zelluläre Assoziation und
Aufnahme zu untersuchen, werden Mischungen von markierten und nicht markierten
Peptiden mit 0 %, 25 %, 50 %, 75 % und 100 % fluoreszenzmarkiertem LAH4-L1-
Peptid hergestellt. Diese Peptid-Mischungen werden zur Herstellung der PPR-
Partikel nach 3.2.4 mit einer AF 488-markierten siRNA verwendet. Die Messung der
zellulären Assoziation und Aufnahme wird wie in 3.4.2.1 beschrieben durchgeführt.
Die Ergebnisse für das ROX-markierte LAH4-L1-Peptid sind in Abb. 4-34 gezeigt, die
für das Quasar® 670-markierte LAH4-L1-Peptid in Abb. 4-36.
Nach einer Stunde ist für das ROX-markierte LAH4-L1-Peptid (Abb. 4-34 A) zu
erkennen, dass weniger Zellen AF 488-positiv sind, je größer der ROX-LAH4-L1-
Peptidanteil in der Formulierung ist. Auch der Anteil der rot fluoreszierenden Zellen
sinkt mit steigendem ROX-LAH4-L1-Peptidgehalt. Dies spricht dafür, dass die ROX-
Markierung die zelluläre Assoziation und Aufnahme verlangsamt.
Die Kurve der ROX positiven Zellen verläuft deutlich oberhalb der AF 488 positiven
Zellen. Theoretisch ist davon auszugehen, dass jede Zelle, die doppelt gefärbte
PPR-Partikel aufnimmt, in beiden Farben fluoresziert. Nach 2 und 3 Stunden (Abb. 4-
34 B und C) nähern sich die beiden Kurven aneinander an. Bei 25 % ROX-LAH4-L1-
Peptid sind nach dreistündiger Inkubation gleichviele Zellen grün wie rot
fluoreszierend. Dies ist ein weiterer Hinweis auf die FRET-Theorie zwischen AF 488
und ROX innerhalb der PPR-Partikel (vgl. 4.5.3.2). Solange die AF 488-markierte
siRNA mit dem ROX-markierten LAH4-L1-Peptid komplexiert vorliegt, ist das AF 488-
Signal abgeschwächt. Wird die siRNA über die Zeit dekomplexiert, so erhöht sich der
Abstand von AF 488 zu ROX und das AF 488 Signal steigt an, sodass sich die Werte
für die AF 488-positive Zellen denen der ROX-positiven annähern.
98 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 4-34: Aufnahme AF 488- und ROX-markierter PPR-Partikel
Die zelluläre Assoziation und Aufnahme von AF 488 (siRNA)- und ROX (LAH4-L1)-
markierten PPR-Partikeln in RH-30 Zellen wird in Abhängigkeit des ROX-LAH4-L1-Anteils
sowie der Zeit (A 1 h, B 2 h, C 3 h) dargestellt. Repräsentatives Ergebnis der
Dreifachbestimmung. AF 488 grüne Rauten, ROX rote Quadrate.
0
20
40
60
80
100
0 20 40 60 80 100
flu
ore
szie
ren
de Z
ellen
[%
]
Anteil ROX-markiertes LAH4-L1-Peptid [%]
AF 488
ROX
0
20
40
60
80
100
0 20 40 60 80 100
flu
ore
szie
ren
de Z
ellen
[%
]
Anteil ROX-markiertes LAH4-L1-Peptid [%]
0
20
40
60
80
100
0 20 40 60 80 100
flu
ore
szie
ren
de Z
ellen
[%
]
Anteil ROX-markiertes LAH4-L1-Peptid [%]
A
B
C
Ergebnisse und Diskussion 99
Um zu überprüfen, ob AF 488 und ROX ein FRET-Paar bilden, werden
Fluoreszenzmessungen nach Kapitel 3.3.8 durchgeführt. Das Ergebnis ist in Abb. 4-
35 gezeigt: AF 488-markierte siRNA komplexiert mit einem nicht markierten LAH4-
L1-Peptid zeigt ein AF 488-Spektrum. Wird die AF 488 siRNA stattdessen mit einem
ROX-markierten LAH4-L1-Peptid (50 % des LAH4-L1 markiert) komplexiert, sinkt das
AF 488 Signal von einer relativen Fluoreszenzintensität von ca. 360 auf etwa 80
deutlich ab. Außerdem tritt ein zweites Maximum bei 600 nm auf, dem
Emissionsmaximum von ROX. Eine Messung von nicht markierter siRNA,
komplexiert mit ROX-markierten LAH4-L1, zeigt kein Emissionsmaximum.
Abbildung 4-35: Emissionsspektren von AF 488- und / oder ROX-markierten
PPR-Partikeln
Alle drei Proben werden bei 488 nm angeregt. Das Emissionsspektrum der PPR-Partikel mit
AF 488-markierter siRNA entspricht dem von AF 488 (grün). Doppelt fluoreszenzmarkierte
PPR-Partikel zeigen eine reduzierte relative Fluoreszenzintensität im Bereich des AF 488
Signals (um 510 nm) und ein zweites Maximum bei 600 nm, dem Emissionsmaximum von
ROX (dunkelrot). PPR-Partikel, die nur ROX-markiert sind, zeigen keine Fluoreszenz
(hellrot).
0
50
100
150
200
250
300
350
400
490 540 590 640 690 740
rela
tiv
e F
luo
reszen
zin
ten
sit
ät
(RF
I)
Wellenlänge [nm]
AF 488 siRNA mit unmarkierten LAH4-L1 AF 488 siRNA mit ROX-LAH4-L1
unmarkierte siRNA mit ROX-LAH4-L1
100 Ergebnisse und Diskussion
Die Fluoreszenzmessungen bestätigen die Hypothese, dass AF 488 und ROX ein
FRET-Paar bilden. Bei 488 nm wird AF 488 angeregt. Ist kein weiterer
Fluoreszenzfarbstoff vorhanden, wird ein AF 488-Spektrum emittiert. Ist jedoch ROX
als zweiter Fluoreszenzfarbstoff in unmittelbarer Nähe zu AF 488, wird die Energie
strahlungsfrei auf ROX übertragen, sodass eine Fluoreszenz im Bereich des
Emissionsmaximums von ROX um 600 nm gemessen werden kann. Diese Emission
bei 600 nm ist bei einer alleinigen Anregung von ROX mit λ = 488 nm nicht
feststellbar.
Beim Quasar® 670-markierten LAH4-L1-Peptid sind ebenfalls weniger Zellen grün-
fluoreszierend als dunkelrot-fluoreszierend (Abb. 4-36). Wie beim ROX-markierten
LAH4-L1-Peptid nähern sich die Kurvenverläufe der AF 488-positiven Zellen denen
der Quasar® 670-positiven Zellen mit der Zeit an. Im Gegensatz zu den ROX-
markierten PPR-Partikeln bleibt der Wert für die grün-fluoreszierenden Zellen mit
steigenden Mengen an Quasar® 670 konstant. Der Anteil dunkelrot-fluoreszierender
Zellen steigt mit zunehmendem Quasar® 670 Gehalt an und erreicht nach 3 Stunden
über 99 % (Abb. 4-36 C).
Auch für die Farbstoffkombination AF 488 - Quasar® 670 soll überprüft werden, ob
ein FRET-Effekt vorliegt. Dafür werden wie in 3.3.8 beschrieben
Fluoreszenzmessungen durchgeführt. Die Fluoreszenzspektren sind in Abb. 4-37
abgebildet. Durch den Zusatz von Quasar® 670 (50 % des LAH4-L1 markiert) wird
die relative Fluoreszenzintensität von AF 488 zwar deutlich gesenkt, aber es ist kein
zweites Maximum detektierbar. Während AF 488 und ROX ein FRET-Paar ausbilden,
scheint Quasar® 670 auf AF 488 als Quencher zu wirken.
Ergebnisse und Diskussion 101
Abbildung 4-36: Aufnahme AF 488- und Quasar® 670-markierter PPR-Partikel
Die zelluläre Assoziation und Aufnahme von AF 488 (siRNA)- und Quasar® 670 (LAH4-L1)-
markierten PPR-Partikeln in RH-30 Zellen wird in Abhängigkeit des Quasar® 670-LAH4-L1-
Anteils sowie der Zeit (A 1 h, B 2 h, C 3 h) dargestellt. Repräsentatives Ergebnis der
Dreifachbestimmung. AF 488 grüne Rauten, Quasar® 670 blaue Quadrate.
0
20
40
60
80
100
0 20 40 60 80 100
flu
ore
szie
ren
de Z
ellen
[%
]
Anteil Quasar® 670-markiertes LAH4-L1-Peptid [%]
AF 488
Quasar 670
0
20
40
60
80
100
0 20 40 60 80 100
flu
ore
szie
ren
de Z
ellen
[%
]
Anteil Quasar® 670-markiertes LAH4-L1-Peptid [%]
0
20
40
60
80
100
0 20 40 60 80 100
flu
ore
szie
ren
de Z
ellen
[%
]
Anteil Quasar® 670-markiertes LAH4-L1-Peptid [%]
A
B
C
102 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 4-37: Emissionsspektren von AF 488- und / oder Quasar® 670-
markierten PPR-Partikeln
Alle drei Proben werden bei 488 nm angeregt. Das Emissionsspektrum der PPR-Partikel mit
AF 488-markierter siRNA entspricht dem von AF 488 (grün). Doppelt fluoreszenzmarkierte
PPR-Partikel zeigen eine reduzierte relative Fluoreszenzintensität im Bereich des AF 488
Signals (um 510 nm, dunkelblau). PPR-Partikel, die nur Quasar® 670-markiert sind, zeigen
keine Fluoreszenz (hellblau).
4.5.4.2 Knockdown-Effizienz der fluoreszenzmarkierten LAH4-L1-
Peptide
Die Knockdown-Effizienz der fluoreszenzmarkierten LAH4-L1-Peptide wird in stabil
eGFP-transfizierten RH-30 Zellen nach 3.4.2.2 untersucht. Hierfür werden
Mischungen von markierten und nicht markierten Peptiden mit 0 %, 25 %, 50 %,
75 % und 100 % fluoreszenzmarkiertem LAH4-L1-Peptid hergestellt. Diese Peptid-
Mischungen werden zur Herstellung der PPR-Partikel nach 3.2.4 verwendet.
0
50
100
150
200
250
300
350
400
490 540 590 640 690 740rela
tiv
e F
luo
reszen
zin
ten
sit
ät
(RF
I)
Wellenlänge [nm]
AF 488 siRNA mit unmarkierten LAH4-L1 AF 488 siRNA mit Quasar 670-LAH4-L1
unmarkierte siRNA mit Quasar 670-LAH4-L1
Ergebnisse und Diskussion 103
Die Ergebnisse der Knockdown-Versuche sind in Abb. 4-38 für die ROX-Markierung
und in Abb. 4-39 für die Quasar® 670-Markierung gezeigt. Bis zu 75 % des
eingesetzten LAH4-L1-Peptides kann eine ROX-Markierung tragen, ohne dass sich
die eGFP-Expression signifikant vom nicht markierten LAH4-L1-Peptid unterscheidet.
Für Quasar® 670 liegt der Anteil nur bei 50 %. Wird ein höherer Anteil an
Quasar® 670-markierten LAH4-L1-Peptid verwendet, sinkt der Gen-Knockdown
gegenüber dem unmarkierten Peptid deutlich an. Für weitere Versuche wird der
markierte Peptidanteil daher auf 50 % begrenzt.
Abbildung 4-38: Abhängigkeit des Gen-Knockdowns von der ROX-Markierung
des LAH4-L1-Peptides
Die eGFP-Expression in stabil eGFP-transfizierten RH-30-Zellen wird in Abhängigkeit von
der ROX-Markierung des LAH4-L1-Peptides dargestellt. Die Unterschiede in der eGFP-
Expression zwischen unmarkierten LAH4-L1-Peptid und 100 % ROX-markierten LAH4-L1-
Peptid sind signifikant. Bis zu einem ROX-Gehalt von 75 % unterscheiden sich die eGFP-
Expressionen zum nicht markierten LAH4-L1-Peptid nicht signifikant voneinander. MW ± SD,
n = 3, ns = nicht signifikant, * = signifikant mit α = 5 %
Kontrolle 0 % 25 % 50 % 75 % 100 % 0
10
20
30
40
50
60
70
80
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110
eG
FP
-Exp
ressio
n [
%]
Anteil an ROX-markiertem LAH4-L1-Peptid
ns
*
104 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 4-39: Abhängigkeit des Gen-Knockdowns von der Quasar® 670-
Markierung des LAH4-L1-Peptides
Die eGFP-Expression in stabil eGFP-transfizierten RH-30-Zellen wird in Abhängigkeit von
der Quasar® 670-Markierung des LAH4-L1-Peptides dargestellt. Die Unterschiede in der
eGFP-Expression zwischen unmarkiertem LAH4-L1-Peptid, 25 % und 50 % Quasar® 670-
markiertem LAH4-L1-Peptid sind nicht signifikant. Bei 75 % und 100 % Quasar® 670-
markiertem LAH4-L1-Peptid sind deutlich höhere Werte für die eGFP-Expression messbar.
MW ± SD, n = 4, ns = nicht signifikant mit α = 5 %
Kontrolle 0 % 25 % 50 % 75 % 100 % 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110eG
FP
-Exp
ressio
n [
%]
Anteil an Quasar® 670-markiertem LAH4-L1-Peptid
ns
Ergebnisse und Diskussion 105
4.5.4.3 Konfokale Mikroskopie mit fluoreszenzmarkierten LAH4-L1-
Peptiden
Um weitere Informationen über die zelluläre Aufnahme der PPR-Partikel sowie die
Trennung von LAH4-L1-Peptid und siRNA zu gewinnen, werden konfokal
mikroskopische Aufnahmen nach Kapitel 3.4.4 angefertigt. Für die Auswertung
werden Stapelaufnahmen auf Zellkernebene erstellt. Die Versuche werden sowohl
mit dem Quasar® 670- (Abb.4-40) als auch mit dem ROX-markierten (Abb. 4-41)
LAH4-L1-Peptid durchgeführt. Hierbei tragen jeweils 50 % des eingesetzten LAH4-
L1-Peptides einen Fluoreszenzfarbstoff. Außerdem werden die Versuche mit bzw.
ohne Bafilomycin A1 durchgeführt, um die pH-Abhängigkeit der endosomalen
Freisetzung aus Kapitel 4.5.2 zu bestätigen.
In Abb. 4-40 und 4-41 sind jeweils repräsentative Bilder der Zeit- und Bafilomycin A1-
abhängigen Aufnahme von PPR-Partikeln in RH-30 Zellen gezeigt: Nach einer
Stunde sind unabhängig vom Bafilomycin A1-Zusatz PPR-Partikel aufgenommen
worden (jeweils B und E). Sie befinden sich in endosomalen Kompartimenten. Dies
wird in Abb. 4-40 durch die Überlagerung von grün (AF 488-markierte siRNA),
magenta (Quasar® 670-markiertes LAH4-L1-Peptid) und rot (LysoTracker® Red)
weiß dargestellt (weiße Pfeile). In Abb. 4-41 besteht die Überlagerung aus grün
(AF 488-markierte siRNA), rot (ROX-markiertes LAH4-L1-Peptid) und magenta
(LysoTracker® Deep Red) und erscheint weiß bis gelb (weiße Pfeile).
Nach zwei Stunden ist ohne Bafilomycin A1 eine Freisetzung von siRNA (grüne
Pfeile jeweils in C) erkennbar. Werden die Zellen jedoch zusätzlich mit dem
Protonenpumpeninhibitor Bafilomycin A1 inkubiert, verbleibt die siRNA mit dem
LAH4-L1-Peptid in den endosomalen Kompartimenten (weiße Pfeile jeweils in F).
Damit bestätigen die konfokal mikroskopischen Aufnahmen, dass die Freisetzung der
siRNA von der Azidifizierung der endosomalen Kompartimente abhängt (siehe auch
Kapitel 4.5.2).
Bei der Verwendung des Quasar® 670-markierten LAH4-L1-Peptides erscheint die
Freisetzung der siRNA nach 2 Stunden ohne Bafilomycin A1 schwächer als beim
ROX-markierten LAH4-L1-Peptid (jeweils C). Neben der Möglichkeit einer
schlechteren Komplexierung der siRNA durch das Quasar® 670-markierten LAH4-L1-
106 Ergebnisse und Diskussion
Peptides kann eine schlechtere Freisetzung der siRNA ein Grund für die schlechtere
Knockdown-Effizienz des Quasar® 670-markierten LAH4-L1-Peptides in Kapitel
4.5.4.2 sein.
Abbildung 4-40: Konfokal mikroskopische Aufnahmen von RH-30 Zellen mit
dem Quasar® 670-markierten LAH4-L1-Peptid
Repräsentative Aufnahmen von RH-30 Zellen, die mit PPR-Partikeln für eine Stunde (B und
E) und zwei Stunden (C und F) inkubiert worden sind. Unbehandelte Kontrollzellen (A und D)
sind zum Vergleich abgebildet. Die Zellkerne sind mit DAPI blau angefärbt, endosomale
Kompartimente mit LysoTracker® Red rot, das Quasar® 670-markierte LAH4-L1-Peptid
magenta und AF 488-markierte siRNA grün. Die Zellmembran wird mittels Durchlicht grau
dargestellt. A, B und C zeigen die Aufnahme der PPR-Partikel ohne Bafilomycin A1; D, E
und F mit Bafilomycin A1. Die weißen Pfeile deuten auf aufgenommene PPR-Partikel in
endosomalen Kompartimenten, die grünen Pfeile auf AF 488-markierte siRNA, die sich frei
im Zytosol befindet. In A, B, C und D betragen die Messbalken 5 µm, in E und F 10 µm.
A B
D
C
E F
Ergebnisse und Diskussion 107
Abbildung 4-41: Konfokal mikroskopische Aufnahmen von RH-30 Zellen mit
dem ROX-markierten LAH4-L1-Peptid
Repräsentative Aufnahmen von RH-30 Zellen, die mit PPR-Partikeln für eine Stunde (B und
E) und zwei Stunden (C und F) inkubiert worden sind. Unbehandelte Kontrollzellen (A und D)
sind zum Vergleich abgebildet. Die Zellkerne sind mit DAPI blau angefärbt, endosomale
Kompartimente mit LysoTracker® Deep Red magenta, das ROX-markierte LAH4-L1-Peptid
rot und AF 488-markierte siRNA grün. Die Zellmembran wird mittels Durchlicht grau
dargestellt. A, B und C zeigen die Aufnahme der PPR-Partikel ohne Bafilomycin A1; D, E
und F mit Bafilomycin A1. Die weißen Pfeile deuten auf aufgenommene PPR-Partikel in
endosomalen Kompartimenten, die grünen Pfeile auf AF 488-markierte siRNA, die sich frei
im Zytosol befindet. Die Messbalken betragen 10 µm.
A C B
E D F
108 Ergebnisse und Diskussion
4.5.5 Durchflusszytometrischer siRNA-Freisetzungsversuch unter
Ausnutzung eines FRET-Effektes zwischen AF 488 und ROX
Wie in 4.5.4.1 gezeigt worden ist, bilden AF 488 und ROX in PPR-Partikeln ein
FRET-Paar. In der Literatur ist sowohl für DNA- als auch für siRNA-Trägersysteme
beschrieben, dass der FRET-Effekt zur Untersuchung der Nukleinsäurefreisetzung
aus dem Trägersystem verwendet werden kann (Matsumoto et al. 2009; Schneider et
al. 2010; Alabi et al. 2012; Werfel et al. 2016; Bujold et al. 2016). Daher soll das
FRET-Paar AF 488 - ROX in diesem Versuch benutzt werden, um die Freisetzung
der AF 488-markierten siRNA aus den PPR-Partikeln in Abhängigkeit von der
Azidifizierung der endosomalen Kompartimente sowie der Zeit zu bestimmen. Hierfür
wird analog zu 3.4.2.3 und 3.4.2.1 vorgegangen: PPR-Partikel mit AF 488-markierter
siRNA und ROX-LAH4-L1 (100 % markiert) werden wie in 3.2.4. beschrieben
hergestellt und mit RH-30 Zellen mit und ohne 200 nM Bafilomycin A1 inkubiert.
Nach 1, 2 und 3 Stunden wird der Anteil der fluoreszierenden Zellen
durchflusszytometrisch bestimmt. Die Ergebnisse sind in Abb. 4-42 dargestellt.
Die zelluläre Assoziation und Aufnahme wird in diesem Fall über die ROX-
Fluoreszenz des LAH4-L1-Peptides bestimmt. Sie steigt mit der Zeit und ist
unabhängig vom Bafilomycin A1-Zusatz. Dies ist durch den überlagerten
Kurvenverlauf der ROX-markierten Zellen mit Bafilomycin A1 (rote Rauten) und ohne
Bafilomycin A1 (rote Quadrate) zu erkennen. Die Kurve der AF 488-markierten Zellen
bei Anwesenheit von Bafilomycin A1 (grüne Punkte) verläuft parallel zu den Kurven
der ROX-markierten Zellen, jedoch deutlich niedriger. Dies liegt an dem FRET-Effekt
zwischen AF 488 und ROX. Durch die fehlende Azifizierung der endosomalen
Kompartimente durch das Bafilomycin A1 bleiben PPR-Partikel in diesen, wie mit den
konfokal mikroskopischen Bildern in 4.5.4.3 gezeigt, eingeschlossen. Es kommt zu
keiner räumlichen Trennung zwischen AF 488 und ROX (vergleiche Kapitel 4.5.2.2),
wodurch das AF 488 Signal deutlich abgeschwächt ist. Die Kurve der AF 488-
markierten Zellen bei Abwesenheit von Bafilomycin A1 startet nach einstündiger
Inkubation leicht oberhalb der Kurve für die AF 488-positiven Zellen mit Bafilomycin
A1. Im zeitlichen Verlauf zeigt sie eine deutliche Steigung, sodass nach 3 Stunden
fast genauso viele Zellen rot wie grün fluoreszieren. Durch die Absenkung des pH-
Wertes in den endosomalen Kompartimenten wird das LAH4-L1-Peptid protoniert. Es
Ergebnisse und Diskussion 109
kommt, wie in 4.5.2.2 beschrieben, zu einer Freisetzung von LAH4-L1 aus dem
Transfektionssystem (Progidi-Fix et al. 2007). Das freie LAH4-L1-Peptid führt über
Wechselwirkungen mit der endosomalen Membran zur endosomalen Freisetzung
(Bechinger 2005; Bechinger & Lohner 2006; Progidi-Fix et al. 2007). Dies resultiert in
der räumlichen Trennung von AF 488 und ROX, sodass beide Fluoreszenzen im
Durchflusszytometer gemessen werden können.
Abbildung 4-42: Freisetzungsuntersuchung mittels FRET-System und
Bafilomycin A1
Die Freisetzung der AF 488-markierten siRNA aus den PPR-Partikeln mit ROX-markierten
LAH4-L1-Peptid wird über die Zeit mit und ohne Bafilomycin A1 untersucht. Mit der Zeit steigt
der Anteil der rot fluoreszierenden Zellen an. Hierbei verlaufen die beiden Kurven der Proben
mit und ohne Bafilomycin A1 aufeinander (rote Rauten mit Bafilomycin A1, rote Quadrate
ohne Bafilomycin A1). Mit Bafilomycin A1 sind weniger Zellen AF 488 positiv (grüne Punkte)
als ohne Bafilomycin A1 (grüne Dreiecke). Der Abstand der beiden Kurven steigt mit der Zeit.
Die Kurve der AF 488-markierten Zellen ohne Bafilomycin A1 nähert sich über die Zeit der
Kurve der ROX-markierten Zellen an.
0
20
40
60
80
0 1 2 3 4
flu
ore
szie
ren
de Z
ellen
[%
]
Zeit [Stunden]
ROX-markierte Zellenmit Bafilomycin A1
ROX-markierte Zellenohne Bafilomycin A1
AF 488-markierte Zellenmit Bafilomycin A1
AF 488-markierte Zellenohne Bafilomycin A1
110 Ergebnisse und Diskussion
4.6 Spezifität und aktives Targeting
Es wird untersucht, ob PPR-Partikel die eGFP-Expression wie in RH-30 auch in
HeLa Zellen herunterregulieren können. Im Folgenden werden dann Versuche
unternommen, um eine Spezifität durch die gezielte Ansteuerung von Integrin-
Rezeptoren, die auf RH-30 nicht aber auf HeLa Zellen exprimiert werden, durch
RGD-Peptide zu erreichen (Chatterjee & Chatterjee 2001; Striepe 2010; Cai et al.
2011; Arosio & Casagrande 2016; Choi et al. 2017). Dies hat das Ziel, dass
möglichst wenig siRNA in andere als die gewünschten Zellen gelangt.
4.6.1 Überprüfung der Spezifität von PPR-Partikeln
Die Knockdown-Effizienz von PPR-Partikeln wird in stabil eGFP-transfizierten HeLa
Zellen im Vergleich zu stabil eGFP-transfizierten RH-30 Zellen untersucht. Hierfür
wird wie in 3.4.2.2. beschrieben vorgegangen. Die Ergebnisse sind in Abb. 4-43
dargestellt.
Abbildung 4-43: Vergleich der eGFP-Expression von HeLa und RH-30 Zellen
HeLa und RH-30 Zellen werden mit PPR-Partikeln behandelt und die eGFP-Expression
bestimmt. PPR-Partikel rufen sowohl in RH-30 als auch in HeLa Zellen eine signifikante
Reduktion der eGFP-Expression im Vergleich zu unbehandelten Kontrollzellen hervor. Die
eGFP-Expression der HeLa Zellen ist signifikant höher als die in RH-30 Zellen. MW ± SD,
n = 3, * = signifikant mit α = 5 %
Kontrolle HeLa RH-30 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
eG
FP
-Exp
ressio
n [
%]
*
*
*
Ergebnisse und Diskussion 111
PPR-Partikel führen sowohl in HeLa als auch in RH-30 Zellen zu einem signifikanten
Rückgang der eGFP-Expression. Somit sind PPR-Partikel nicht spezifisch für RH-30
Zellen, können aber in dieser Zelllinie die eGFP-Expression signifikant stärker
herunterregulieren als in HeLa Zellen. Über Modifizierungen sollen PPR-Partikel in
RH-30 Zellen weiterhin einen sehr hohen Gen-Knockdown hervorrufen, aber in HeLa
Zellen möglichst keinen.
4.6.2 RGD-modifizierte PPR-Partikel
PPR-Partikel werden, wie in 3.2.7.1. beschrieben, mit einem negativ geladenen
RGD-Peptid inkubiert. Die Proben werden anschließend gemäß 3.3.1 auf ihre Größe
und gemäß 3.3.2 auf ihr Zetapotential hin untersucht. Außerdem werden sie im Gen-
Knockdown-Modell nach 3.4.2.2. getestet. Die Ergebnisse sind in den Abbildungen
4-44 (Größe und Zetapotential) und 4-45 (Gen-Knockdown) gezeigt.
Abbildung 4-44: Größe und Zetapotential von RGD-modifizierten PPR-Partikeln
Der hydrodynamische Durchmesser sowie das Zetapotential sind gegen die Menge an
zugesetztem RGD-Peptid aufgetragen. Je mehr negativ geladenes RGD-Peptid
hinzugegeben wird, desto niedriger wird das Zetapotential (rote Kreise). Die Größe der
Partikel steigt tendenziell mit der Zugabe an RGD-Peptid (blaue Rauten) an.
Jeder Kreis und jede Raute entsprechen einer unabhängigen Versuchsdurchführung.
0
5
10
15
20
25
30
0
100
200
300
400
500
600
0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500
Zeta
po
ten
tial
[mV
]
hyd
rod
yn
am
isch
er
Du
rch
messer
[nm
]
RGD-Peptid [µg]
hydrodynamischer Durchmesser Zetapotential
112 Ergebnisse und Diskussion
Das Zetapotential der Komplexe sinkt von Werten um 20 mV bei PPR-Partikeln mit
dem Zusatz an negativ geladenem RGD-Peptid auf Werte um 2 mV bei der größten
zugesetzten RGD-Menge von 3 mg. Dabei verläuft die Abnahme des Zetapotentials
tendenziell exponentiell. Wird diese Entwicklung mit den Zetapotential-Kurven aus
4.2.1 und 4.2.2 verglichen, so ist der unterschiedliche Verlauf auffällig. Während bei
der Bildung der Protamin-siRNA-Partikel (4.2.1) und der PPR-Partikel (4.2.2) das
Zetapotential einen sigmoidalen Kurvenverlauf zeigt, der auf die Partikelbildung
schließen lässt, verläuft das Zetapotential in diesem Fall eher exponentiell abfallend.
Dies entspricht dem Kurvenverlauf, der eintritt, wenn zu einer Suspension Salz
hinzugefügt wird (Müller 1996). Somit kann keine RGD-PPR-Partikelbildung
geschlussfolgert werden.
Abbildung 4-45: Gen-Knockdown mittels RGD-modifizierter PPR-Partikel
Die eGFP-Expression von stabil eGFP-transfizierten RH-30 (blau) und HeLa Zellen (rot) wird
gegen die Menge an zugesetztem RGD-Peptid aufgetragen. In RH-30 Zellen bleibt die
eGFP-Expression mit ca. 20 % bis 2 mg RGD-Peptid konstant. Bei einem Zusatz von 3 mg
ist ein leichter Anstieg der eGFP-Expression zu erkennen. In HeLa Zellen steigt die eGFP-
Expression von etwa 30 % mit Zusatz des RGD-Peptides auf ca. 40 % an. MW ± SD, n = 2
Kontrolle 0 100 200 500 1000 2000 3000 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
eG
FP
-Exp
ressio
n [
%]
RGD-Peptid [µg]
RH-30 HeLa
Ergebnisse und Diskussion 113
Der Versuch, den Gen-Knockdown in stabil eGFP-transfizierten RH-30 Zellen zu
erhalten und gleichzeitig die eGFP-Expression in stabil eGFP-transfizierten HeLa
Zellen im Vergleich zu unbehandelten Kontrollzellen nicht zu beeinflussen, kann nicht
bestätigt werden. Während bis zu einer Zugabe von 2 mg RGD-Peptid die eGFP-
Expression in stabil eGFP-transfizierten RH-30 Zellen konstant bei um die 20 % liegt,
steigt sie in stabil eGFP-transfizierten HeLa Zellen lediglich von ca. 30 % auf etwa
40 % an. Bei einem Zusatz von 3 mg RGD-Peptid ist auch in den stabil eGFP-
transfizierten RH-30 Zellen ein Anstieg der eGFP-Expression auf ca. 28 % zu
erkennen.
In der Literatur werden insbesondere Polymere mit relativen Molmassen (Mr) von 0,6
bis 170 kDa als Transfektionssysteme für siRNA verwendet (Tabelle 4-3). Das hier
eingesetzte RGD-Peptid hat eine Mr von 0,6 kDa und liegt damit am unteren Ende
der eingesetzten Polymermassen. Zudem hat es nur eine negative Ladung. Die
primäre Triebkraft für die Komplexbildung ist die Entropie. Negativ geladene Gruppen
(z.B. die Phosphate der Nukleinsäuren oder die Carboxyl-Gruppe des eingesetzten
RGD-Peptides) bilden ionische Wechselwirkungen mit positiv geladenen Gruppen
(z.B. protonierte Amine) aus. Dadurch werden Gegenionen und Hydratationswasser
freigesetzt. Dies resultiert in einem Anstieg der Entropie. Dieser Effekt ist umso
stärker ausgeprägt, je länger das Polymer ist (Wagner et al. 2013). Fernandes et al.
(2012) beschreiben, dass Chitosan mit 2 kDa (Mr) nicht in der Lage ist, siRNA zu
binden. Es sind Mr von 25 bzw. 50 kDa notwendig (Fernandes et al. 2012). Ein
ähnlicher Effekt ist für Polyethylenimin (PEI) beschrieben: Erst ab einer Mr von
≥ 10 kDa wird komplexierte siRNA in Zellen aufgenommen (Wagner et al. 2013).
Liu et al. (2007) betrachten nicht nur die Mr, sondern untersuchen zusätzlich den
Deacetylierungsgrad von Chitosan, was der Ladungsdichte des Polymers entspricht:
Eine hohe Mr sowie eine große Ladungsdichte (hoher Deacetylierungsgrad) haben
zu den stabilsten Partikeln geführt, die zudem im Gen-Knockdown-Modell am
effizientesten gewesen sind (Liu et al. 2007).
Unter Berücksichtigung der in der Literatur genannten Ergebnisse für die
Abhängigkeit der Komplexbildung basierend auf ionischen Wechselwirkungen liegt
die Vermutung nahe, dass das eingesetzte RGD-Peptid mit einer Mr von 0,6 kDa zu
klein und mit nur einer negativen Ladung eine zu geringe Ladungsdichte besitzt, als
dass es elektrostatisch an die PPR-Partikel binden kann. Dies legen auch die
114 Ergebnisse und Diskussion
Zetapotential-Messungen nahe: Das Zetapotential sinkt exponentiell mit steigendem
RGD-Peptid-Zusatz und nähert sich asymptotisch 0 bis 2 mV an (Abb. 4-44). Es
kommt nicht wie bei der Bildung der Protamin-siRNA-Partikel (4.2.1) oder der PPR-
Partikel (4.2.2) zu einer Ladungsumkehr.
Die Hypothese, dass das RGD-Peptid eine zu geringe Masse und Ladungsdichte
besitzt, wird durch die Arbeit von Liu et al. (2014) untermauert: Ein Peptid bestehend
aus 16 Glutamat- und 6 Glycin-Einheiten sowie der Sequenz RGDK (Mr ~ 2,8 kDa)
bindet elektrostatisch an PAMAM-Nukleinsäure-Komplexe. Hierdurch wird eine
gezielte Ansteuerung von Integrin-Rezeptoren erreicht (Liu et al. 2014).
Tabelle 4-3: Polymere zur siRNA-Transfektion
Polymer Literatur
Polylysin und
Derivate
Inoue et al. 2008;
Watanabe et al. 2009
Buyens et al. 2010; Guo et al.
2012, Qi et al. 2012;
Zheng et al. 2013
Polyspermin Duan et al. 2012a; Duan et al.2012b
Polyglutamatderivat Wang et al. 2016
Chitosan Liu et al. 2007; Fernandes et al. 2012; Ki et al. 2014
Polyamidoamine
(PAMAM) und
Derivate
Zhou et al. 2006 Marquez-Miranda et al. 2016;
Nussbaumer et al. 2016;
Roberts et al. 2017
Polyethylenimin
(PEI)
Wagner et al. 2013; Islam et al. 2014;
Roberts et al. 2017
Ergebnisse und Diskussion 115
4.6.3 Lipid-modifizierte PPR-Partikel
4.6.3.1 Herstellung und Analytik der Liposomen
Wie in 3.2.7.2.1 beschrieben, werden Liposomen aus 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-
phosphat (DOPA), 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phospho-ethanolamin (DOPE), 1,2-
Dioleoyl-sn-glycero-3-phospho-L-serin (DOPS), 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phospho-
rac-(1-glycerol) (DOPG) und Cholesterol (Chol) mittels Ultraschallbehandlung
hergestellt. Die gebildeten small unilamellar vesicles (SUV) werden nach 3.3.1 auf
Größe und Polydispersität, nach 3.3.2 auf ihr Zetapotential und nach 3.3.4 auf ihren
Lipidgehalt hin untersucht. Die Herstellung sowie die Analytik der Liposomen sind
von Frau Luise Hilfert (Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie und
Biopharmazie, Universität Freiburg) im Rahmen eines Wahlpflichtpraktiums
durchgeführt worden.
Die Tabelle 4-4 zeigt die Ergebnisse der Liposomen-Analytik. Alle Formulierungen
weisen Größen von unter 100 nm auf. Die Liposomen der reinen Lipide DOPA,
DOPG und DOPS sind kleiner als die jeweilige Mischung mit DOPE oder Chol. Eine
Ausnahme stellt DOPA/DOPE dar, hier sind die gebildeten Liposomen genauso groß
wie reine DOPA-Liposomen. Alle Liposomen-Formulierungen zeigen ein deutlich
negatives Zetapotential. Der Polydispersitätsindex der Liposomen schwankt
zwischen 0,19 und 0,28. Dies spricht für polydisperse Größenverteilungen.
116 Ergebnisse und Diskussion
Tabelle 4-4: Charakterisierung der Liposomen
Lipid bzw. -mischung
(mol/mol)
Hydrodynamischer
Durchmesser [nm]
Polydispersitäts
-index
Zetapotential
[mV]
DOPA 55 ± 0,7 0,225 ± 0,014 -83 ± 19,3
DOPG 44 ± 2,3 0,229 ± 0,015 -53 ± 2,5
DOPS 50 ± 1,7 0,235 ± 0,008 -75 ± 7,6
DOPA/DOPE (1/1) 54 ± 2,1 0,231 ± 0,005 -64 ± 6,6
DOPG/DOPE (1/1) 57 ± 6,4 0,206 ± 0,049 -75 ± 26,1
DOPS/DOPE (1/1) 67 ± 4,6 0,282 ± 0,007 -85 ± 3,7
DOPA/Chol (1/1) 91 ± 1,9 0,259 ± 0,004 -89 ± 5,7
DOPG/Chol (1/1) 62 ± 1,9 0,194 ± 0,016 -55 ± 5,7
DOPS/Chol (1/1) 71 ± 0,6 0,222 ± 0,018 -76 ± 13,1
Es sind jeweils die Mittelwerte ± Standardabweichung einer Dreifachbestimmung aufgeführt.
4.6.3.2 Herstellung und Analytik der L-PPR-Partikel
Wie in 3.2.7.2.2 beschrieben, werden PPR-Partikel in 0,4 µmol-Schritten mit 0 bis
2,4 µmol Lipid versetzt. Es werden die in 4.6.3.1 charakterisierten Liposomen
verwendet. Die erhaltenen Lipid-modifizierten PPR-Partikel (L-PPR-Partikel) werden
nach 3.3.1 auf Größe sowie nach 3.3.2 auf ihr Zetapotential getestet. In Abb. 4-47
sind die Ergebnisse für die Lipidmischungen mit PG gezeigt. Im Folgenden liegt der
Fokus auf diesen Lipidmischungen, da bei POPS oftmals Instabilitäten in Form von
Verfärbungen aufgetreten sind. Außerdem ist bei PA/DOPE-modifizierten PPR-
Partikeln im Gegensatz zu PG/DOPE-modifizierten PPR-Partikeln (Abb. 4-46 B)
Ergebnisse und Diskussion 117
bereits ab einem Lipidzusatz von 0,4 µmol ein zweiter Peak bei den Zetapotential-
Messungen aufgetreten, der auf überschüssige, nicht assoziierte Liposomen
hindeutet (Abb. 4-46 A).
Abbildung 4-46: Zetapotential-Messung von PA/DOPE- und PG/DOPE-
modifizierten PPR-Partikeln
Bereits ab einem Lipidzusatz von 0,4 µmol PA/DOPE zu PPR-Partikeln tritt ein zweiter
Zetapotential-Peak bei -70 mV auf (A), der auf nicht assoziierte Liposomen hindeutet. Bei
PG/DOPE-modifizierten PPR-Partikeln (ebenfalls 0,4 µmol Lipid) tritt kein zweiter
Zetapotential-Peak auf (B). Es sind repräsentative Messungen gezeigt.
A
B
118 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 4-47: Größe und Zetapotential von Lipid-modifizierten PPR-Partikeln
Der hydrodynamische Durchmesser sowie das Zetapotential sind gegen den Lipidzusatz
aufgetragen. Je mehr negativ geladene Liposomen hinzugegeben werden, desto größer wird
das negative Zetapotential (Dreiecke). Die Größe der Partikel steigt mit der ersten Zugabe
an Lipid sprunghaft an und bleibt dann konstant (Rauten). Zur übersichtlicheren Darstellung
sind die Werte für PG (grün) um 0,05 µmol Lipidzusatz nach links und die für PG/Chol (rot)
entsprechend nach rechts verschoben. PG/DOPE blau; MW ± SD, n = 3
Die Größe der PPR-Partikel steigt mit dem ersten Lipidzusatz sprunghaft von unter
200 nm auf bis zu 290 nm an. Mit weiterem Lipidzusatz bleibt die Größe der L-PPR-
Partikel konstant. Bei der Lipidzusammensetzung PG/Chol ist die große Streuung der
Messwerte auffällig.
Während PPR-Partikel, wie in den Kapiteln 4.2.2 und 4.6.2 gezeigt, ein positiv
geladenes Oberflächenpotential besitzen, kommt es durch den Zusatz der negativ
geladenen Liposomen zu einer Ladungsumkehr. Der Betrag des Zetapotentials der
L-PPR-Partikel steigt mit weiterem Lipidzusatz an.
-80
-60
-40
-20
0
20
40
60
80
-100
0
100
200
300
400
500
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
Zeta
po
ten
tial
[mV
]
hyd
rod
yn
am
isch
er
Du
rch
messer
[nm
]
Lipidzusatz [µmol]
PG/DOPE Größe PG Größe PG/Chol Größe
PG/DOPE Zetapotential PG Zetapotential PG/Chol Zetapotential
Ergebnisse und Diskussion 119
4.6.3.3 Zelluläre Assoziation und Aufnahme von L-PPR-Partikeln
Lipid-modifizierte PPR-Partikel mit den Lipidzusammensetzungen PG, PG/Chol (1/1
mol/mol) und PG/DOPE (1/1 mol/mol) werden gemäß 3.2.4 mit einer AF 488-
markierten siRNA und gemäß 3.2.7.2.2 mit 1,2 µmol, 1,6 µmol und 2,0 µmol Lipid
hergestellt. Die Formulierungen werden nach 3.4.2.1 in zellulären Assoziations- und
Aufnahmeversuchen in RH-30 Zellen untersucht. Das Ergebnis ist in Abb. 4-48
gezeigt.
Abbildung 4-48: Zelluläre Assoziation und Aufnahme von L-PPR-Partikeln
Es sind die AF 488-positiven RH-30 Zellen in Abhängigkeit von der Lipidzusammensetzung
und des Lipidzusatzes aufgetragen. Unbehandelte Kontrollzellen (schwarz), wie auch Zellen,
die mit PG- (blau) und PG/Chol- (grün) modifizierten PPR-Partikeln inkubiert worden sind,
zeigen keine Fluoreszenz. PG/DOPE-modifizierte PPR-Partikel führen zu wenigen
fluoreszierenden Zellen. Je höher der Lipidzusatz ist, desto weniger Zellen fluoreszieren.
MW ± SD, n = 2
In diesem Experiment wird die AF 488-markierte siRNA weder durch PG- noch durch
PG/Chol-modifizierte PPR-Partikel zellulär assoziiert oder aufgenommen. Bei
PG/DOPE-modifizierten PPR-Partikeln sinkt der Anteil der fluoreszierenden Zellen
mit steigendem Lipidzusatz. Um im nächsten Versuchsschritt ein aktives Targeting
nachzuweisen, muss eine passive Aufnahme der L-PPR-Partikel ausgeschlossen
werden. Da wie bei PA/DOPE-modifizierten PPR-Partikeln (Abb. 4-46 A) bei
PG/DOPE-modifizierten PPR-Partikeln ab einem Lipidzusatz von 2,0 µmol ein
1,2 1,6 2,0 0
1
2
3
flu
ore
szie
ren
de Z
ellen
[%
]
Lipidzusatz [µmol]
Kontrolle
PG-modifizierte-PPR
PG/DOPE-modifizierte-PPR
PG/Chol-modifizierte-PPR
120 Ergebnisse und Diskussion
zweiter Peak bei den Zetapotential-Messungen auftritt (Abb. 4-49 B), wird im
Folgenden mit einem Lipidzusatz von 1,6 µmol weitergearbeitet. Hier beträgt die
passive zelluläre Assoziation und Aufnahme weniger als 1 %.
Abbildung 4-49: Zetapotential-Messung von PG/DOPE-modifizierten PPR-
Partikeln
Ab einem Lipidzusatz von 2,0 µmol PG/DOPE zu PPR-Partikeln tritt ein zweiter
Zetapotential-Peak bei -80 mV auf, der auf nicht assoziierte Liposomen hindeutet (B). Bei
einem Lipidzusatz von 1,6 µmol PG/DOPE zu PPR-Partikeln tritt kein zweiter Zetapotential-
Peak auf (A). Es sind repräsentative Messungen gezeigt.
A
B
Ergebnisse und Diskussion 121
4.6.3.4 RGD-Anker-Lipid-modifizierte PPR-Partikel
RGD-Anker-Lipid-modifizierte PPR-Partikel (RGD-L-PPR-Partikel) werden nach
3.2.7.2.3 hergestellt und nach 3.3.1 auf ihre Größe sowie nach 3.3.2 auf ihr
Zetapotential getestet. Außerdem wird ihre Gen-Knockdown-Effizienz (3.4.2.1) in
stabil eGFP-transfizierten HeLa und RH-30 Zellen untersucht. Die Ergebnisse sind in
Abb. 4-50 (Größe und Zetapotential) und 4-51 (Gen-Knockdown) dargestellt.
Abbildung 4-50: Größe und Zetapotential von RGD-Anker-Lipid-modifizierten
PPR-Partikeln
Die hydrodynamischen Durchmesser (blaue Rauten) sowie die Zetapotentiale (rote Punkte)
sind in Abhängigkeit von der Lipidmischung der RGD-Anker-Lipid-modifizierten PPR-Partikel
dargestellt. PPR-Partikel verfügen über ein positives Zetapotential und weisen hier einen
hydrodynamischen Durchmesser von unter 200 nm auf. Die RGD-Anker-Lipid-modifizierten
PPR-Partikel haben negative Zetapotentiale. Ihre Größe schwankt mit Ausnahme von
PG/DOPE-PPR (etwa 140 nm) um 90 nm. MW ± SD, n = 2
PPR PG- PPR
PG/DOPE- PPR
PG/Chol- PPR
-40
-30
-20
-10
0
10
20
30
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
Zeta
po
ten
tial
[mV
]
hyd
rod
yn
am
isch
er
Du
rch
messer
[nm
]
hydrodynamischer Durchmesser Zetapotential
122 Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 4-51: Gen-Knockdown von RGD-Anker-Lipid-modifizierten PPR-
Partikeln
Die eGFP-Expression von stabil eGFP-transfizierten RH-30 (blau) und HeLa Zellen (rot) wird
in Abhängigkeit von der Lipidmischung der RGD-L-PPR-Partikel aufgetragen. Während PPR-
Partikel die eGFP-Expression deutlich herunterregulieren, zeigen die RGD-L-PPR-Partikel
keine Reduktion der eGFP-Expression. MW ± SD, n = 2
Während PPR-Partikel, wie bereits in den Kapiteln 4.2.2 und 4.6.2 gezeigt, ein
positives Zetapotential besitzen, verfügen RGD-L-PPR-Partikel wie auch L-PPR-
Partikel aus Abschnitt 4.6.3.2 über ein negatives Zetapotential. Werden die
Messwerte für das Zetapotential von L-PPR-Partikeln (-27 bis -49 mV) mit RGD-L-
PPR-Partikeln (-11 bis -33 mV) verglichen, so ist der Betrag des Zetapotentials der
RGD-L-PPR-Partikel niedriger. Dies lässt sich durch die PEG-Kette der
Ankermoleküle erklären, die eine Ladungsabschirmung hervorrufen (Mayenfels 2012;
Aldrian et al. 2017).
Die RGD-L-PPR-Partikel sind mit der Ausnahme von PG/DOPE-PPR-Partikel kleiner
als PPR-Partikel. Diese Größenentwicklung ist sowohl für DNA- als auch für siRNA-
Protamin-Lipid-Formulierungen beschrieben (Caracciolo et al. 2011; Zimmer 2013;
Geyer 2017). Es wird eine Umstrukturierung mit Bildung von kleineren Strukturen
vermutet.
Kontrolle PPR PG-PPR PG/DOPE-PPR PG/Chol-PPR 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120eG
FP
-Exp
ressio
n [
%]
RH-30 HeLa
Ergebnisse und Diskussion 123
In den Gen-Knockdown-Experimenten können RGD-L-PPR-Partikel die eGFP-
Expression nicht herunterregulieren (Abb. 4-51). Die Ursache hierfür ist unklar. Bei
Zimmer (2013) sind RGD-Ankermoleküle erfolgreich mittels PIT bei 60 °C in siRNA-
Protamin-Lipid-Kerne eingelagert worden. Die Temperatur sollte folglich keinen
negativen Effekt auf die siRNA haben. Außerdem ist eine Temperatur oberhalb der
Phasenübergangstemperatur der Lipide für eine effiziente Einlagerung von DSPE-
PEG-Anker-Konjugaten notwendig (Ishida et al. 1999). Da die
Phasenübergangstemperatur von PG -18 °C und von DOPE -16 °C beträgt, ist diese
Voraussetzung für die beiden Lipide erfüllt (https://avantilipids.com/wp-
content/uploads/2015/11/Phase_Transition_Temps_for_Glycerophospholipids_Table
.pdf).
Es ist beschrieben, dass Nukleinsäuren über die negativ geladenen Phosphat-
gruppen elektrostatisch an die protonierten Aminogruppen der Lysin-Reste der
LAH4-L1-Peptide gebunden werden (Progidi-Fix et al. 2007). Wird das LAH4-L1-
Peptid zu POPC/POPS-Liposomen gegeben (1-Palmitoyl-2-oleoyl-sn-glycero-3-
phosphocholin / 1-Palmitoyl-2-oleoyl-sn-glycero-3-phospho-L-serin), so interagiert ein
LAH4-L1-Peptid mit seinen vier positiven Ladungen mit vier negativ geladenen
POPS-Molekülen. Bei einer Inkubation mit reinen POPC-Liposomen bindet ein LAH4-
L1-Peptid sechs POPC-Moleküle. Die Bindungskonstante von LAH4-L1 zu POPC ist
dabei ca. 100-fach schwächer als die zu POPS. Hieraus wird ein unterschiedlicher
Bindungsmechanismus geschlossen (Voievoda et al. 2015).
Werden PPR-Partikel mit negativ geladenen Liposomen inkubiert, um L-PPR-Partikel
zu erhalten, ist eine Konkurrenzsituation der siRNA und der negativ geladenen Lipide
um die positiv geladenen Lysin-Reste denkbar. Dies könnte zu einer Verdrängung
der siRNA von den LAH4-L1-Peptiden führen. Dadurch wäre eine schlechtere
zelluläre Verfügbarkeit der siRNA möglich, was in einer schlechteren Gen-
Knockdown-Effizienz resultieren würde. Mit dieser Hypothese ist auch die mit
steigendem Lipidzusatz sinkende zelluläre Assoziation und Aufnahme der AF 488-
markierten siRNA in Kapitel 4.6.3.3 (L-PPR-Partikel) erklärbar.
Um die Hypothese der Verdrängung der siRNA zu überprüfen, könnte die
Assoziationseffizienz mittels Quant-iTTM RiboGreen® RNA Assay (Kapitel 3.3.7)
überprüft werden. Zudem könnten Versuche mit neutralen Liposomen (z.B. POPC)
124 Ergebnisse und Diskussion
durchgeführt werden. Die niedrigere Bindungskonstante von POPC im Vergleich zu
POPS zu LAH4-L1 legt die Vermutung nahe, dass POPC und LAH4-L1 über
hydrophobe Wechselwirkungen miteinander interagieren (Voievoda et al. 2015). Hier
sollte folglich keine elektrostatische Verdrängung der siRNA möglich sein.
Zusammenfassung und Ausblick 125
5 Zusammenfassung und Ausblick
Es war Ziel dieser Arbeit, ein LAH4-L1-Peptid basiertes Trägersystem für siRNA zu
entwickeln. Hierfür wurden zuerst verschiedene Puffersysteme getestet. HS-Puffer
war für die Partikelanalytik am geeignetsten und wurde im Folgenden verwendet.
Parallel wurde untersucht, ob der Zusatz von Hyaluronsäure einen Vorteil für die
Gen-Knockdown-Effizienz darstellt. Hyaluronsäure hatte keinen positiven Einfluss auf
die Gen-Knockdown-Effizienz und wurde daher nicht weiter verwendet.
Nachdem LAH4-L1-Peptid-siRNA-Partikel zwar eine sehr gute Gen-Knockdown-
Effizienz in stabil eGFP-transfizierten RH-30 Zellen gezeigt hatten (ca. 80 %
Reduktion), aber mit einem mittleren hydrodynamischen Durchmesser von über
1600 nm nicht im angestrebten Größenbereich von unter 500 nm lagen, wurden
LAH4-L1-Peptid-Protamin-siRNA-Partikel (PPR-Partikel) entwickelt. Hierfür wurde im
ersten Schritt das Massenverhältnis von siRNA zu Protamin an Hand von Größen-
und Zetapotential-Messungen optimiert. Bei dem Massenverhältnis 2,0 (siRNA zu
Protamin) entstanden Protamin-siRNA-Partikel mit einer mittleren Größe von 135 nm
und einem negativen Zetapotential von -25 mV. Im zweiten Schritt wurde das
Massenverhältnis von LAH4-L1 zu siRNA (komplexiert mit Protamin) optimiert.
Hierbei wurde das Massenverhältnis von 3,5 (LAH4-L1 zu siRNA (komplexiert mit
Protamin)) festgelegt, da bei diesem Verhältnis Partikel mit einer mittleren Größe von
rund 230 nm und einem positiven Zetapotential (ca. 22 mV) gebildet wurden, die im
Gen-Knockdown-Modell die eGFP-Expression um etwa 80 % reduziert hatten.
Die Lagerfähigkeit der PPR-Partikel wurde bis zu sechs Wochen lang bei
Raumtemperatur (24 °C ± 2 °C), im Tiefkühler (-20 °C ± 5 °C), im Kühlschrank
(5 °C ± 3 °C) und als Lyophilisate im Kühlschrank (5 °C ± 3 °C) untersucht. Hierbei
hatte sich die Lagerung im unveränderten Zustand im Kühlschrank als am
geeignetsten erwiesen. Daher wurden PPR-Partikel unter dieser
Lagerungsbedingung 52 Wochen lang gelagert. Die mittlere Größe der PPR-Partikel
schwankte im Lagerungszeitraum zwischen 200 und 300 nm und lag somit immer im
angestrebten Größenbereich von unter 500 nm. Die Gen-Knockdown-Effizienz
unterschied sich vor und nach der Lagerung nicht signifikant. Daher wird für PPR-
126 Zusammenfassung und Ausblick
Partikel eine Lagerstabilität von einem Jahr im unveränderten Zustand im
Kühlschrank (5 °C ± 3 °C) angegeben.
Die Gen-Knockdown-Effizienz der PPR-Partikel wurde sowohl gegen das
kommerziell erhältliche Transfektionsreagenz Lipofectamine® RNAiMAX als auch
gegen die Negativkontrollen Protamin-siRNA-Partikel, freie anti-eGFP-siRNA, LAH4-
L1 und PPR-Partikel mit einer unspezifischen siRNA (scr-siRNA) getestet. Die
Negativkontrollen veränderten die eGFP-Expression gegenüber unbehandelten
Kontrollzellen nicht signifikant. Dahingegen reduzierten sowohl Lipofectamine®
RNAiMAX (22,9 % ± 1,2 %) als auch PPR-Partikel (23,4 % ± 1,0 %) die eGFP-
Expression deutlich. Der Unterschied zwischen diesen beiden Formulierungen war
nicht signifikant. Damit wurde gezeigt, dass PPR-Partikel einen genauso guten Gen-
Knockdown hervorrufen konnten wie das kommerziell erhältliche
Transfektionsreagenz Lipofectamine® RNAiMAX.
Während der Charakterisierung der PPR-Partikel wurde die Komplexbildung
gelelektrophoretisch nachgewiesen. Hierbei wurde eine annähernd komplette
Komplexierung der siRNA festgestellt. Im weiteren Verlauf erfolgte die Bestimmung
der Assoziationseffizienz über die Quantifizierung der freien siRNA mittels
Quant-iTTM RiboGreen® RNA Assay Kit: Über 99 % der siRNA waren in PPR-
Partikeln assoziiert.
Außerdem wurde eine Dosis-Wirkungskurve der PPR-Partikel aufgenommen.
Hieraus wurde über einen Boltzmann-Fit ein IC50-Wert von 5,4 nM siRNA berechnet.
In der Literatur war kein besserer Wert gefunden worden, sodass geschlussfolgert
wird, dass PPR-Partikel eine sehr gute Gen-Knockdown-Effizienz in stabil eGFP-
transfizierten RH-30 Zellen hervorrufen. Um zu überprüfen, ob dies mit einer
Beeinträchtigung der Zellviabilität einhergeht, wurde der Resazurin-Assay am
Lehrstuhl etabliert und angewendet. Für RH-30 Zellen war eine dreistündige
Inkubation mit Resazurin erforderlich. Es wurde gezeigt, dass die Zellviabilität mit der
Zeit abnahm: bei einer siRNA-Konzentration von 60 nM nach 72 Stunden auf 60 %
und bei 30 nM auf 75 %. Solange die Zellviabilität nicht unter 70 % absinkt, wird die
Formulierung als atoxisch angesehen. Bei einem Einsatz von 30 nM siRNA wirkten
PPR-Partikel demnach auf RH-30 Zellen nicht toxisch.
Zusammenfassung und Ausblick 127
Parallel wurde die Zellviabilität von HeLa Zellen untersucht. Hier war eine einstündige
Inkubation mit Resazurin ausreichend und nach 72 Stunden lag die Zellviabilität
sowohl für 30 nM als auch für 60 nM siRNA bei über 85 %. PPR-Partikel wirkten
demnach auf HeLa Zellen ebenfalls nicht toxisch.
Für eine potentielle in vivo Anwendung wurde zum einen untersucht, ob die siRNA in
PPR-Partikeln gegenüber abbauenden Serumproteinen geschützt wird. Hierfür
wurden PPR-Partikel und freie siRNA mit 50 % fetalem Kälberserum bei 37 °C
inkubiert. Nach unterschiedlichen Zeitpunkten wurden Proben entnommen und die
noch vorhandene siRNA gelelektrophoretisch mittels Ethidiumbromid-Färbung
nachgewiesen. Während freie siRNA nur eine Stunde lang nachweisbar war, war bei
PPR-Partikeln noch nach 12 Stunden siRNA detektierbar.
Zum anderen wurde getestet, ob die Gen-Knockdown-Effizienz von der Serum-
konzentration abhängt. Hierbei wurden bis zu 50 % fetales Kälberserum eingesetzt.
Die Gen-Knockdown-Effizienz lag unabhängig von der Serumkonzentration um 75 %.
Somit war sowohl ein Schutz der siRNA innerhalb der PPR-Partikel gegenüber ab-
bauenden Enzymen als auch eine gute Gen-Knockdown-Effizienz bei 50 % fetalem
Kälberserum gewährleistet.
Kritisch gegenüber einer möglichen in vivo Anwendung stehen die Ergebnisse der
Hämolyse-Versuche. Hier wurden Erythrozyten mit PPR-Partikeln inkubiert, um eine
Freisetzung des Hämoglobins zu bestimmen. Im Verlauf von 3 Stunden wurden ca.
30 % des Hämoglobins freigesetzt. Dies kann zu Nierenschäden führen.
Außerdem stehen die positive Ladung der PPR-Partikel sowie das Fehlen eines
Stealth-Effektes einer in vivo Anwendung entgegen. PPR-Partikel würden
voraussichtlich schnell durch das Retikuloendotheliale System aufgenommen werden
und dadurch nicht an ihren Wirkort gelangen.
Ein weiteres Thema dieser Arbeit war die Untersuchung des intrazellulären Verbleibs
der PPR-Partikel. Hierfür wurde die zelluläre Assoziation und Aufnahme
durchflusszytometrisch und konfokal mikroskopisch untersucht. Dabei wurde
festgestellt, dass PPR-Partikel zeitabhängig an RH-30 Zellen assoziieren und
aufgenommen werden. Aus dem Vergleich von Versuchen bei 4 °C und 37 °C wurde
geschlussfolgert, dass die Assoziation passiv verläuft, die anschließende Aufnahme
aber Energie benötigt. Die konfokal mikroskopischen Aufnahmen hatten angedeutet,
128 Zusammenfassung und Ausblick
dass die Aufnahme über endosomale Kompartimente verlief. Daraufhin wurden
Versuche zur endosomalen Freisetzung durchgeführt: PPR-Partikel wurden mit
Erythrozyten bei unterschiedlichen sauren pH-Werten inkubiert, um die endosomale
Reifung nachzuahmen. Das freigesetzte Hämoglobin ist ein Surrogat für die
Freisetzung der PPR-Partikel aus den endosomalen Kompartimenten. Mit sinkendem
pH-Wert wurde mehr Hämoglobin freigesetzt. Dies spricht für einen endosomal
escape der PPR-Partikel bzw. der siRNA.
Außerdem wurde die Gen-Knockdown-Effizienz der PPR-Partikel bei Anwesenheit
des Protonenpumpeninhibitors Bafilomycin A1 untersucht. Bafilomycin A1
unterbindet die endosomale Reifung, wodurch der endosomal escape verhindert
wird. Dies spiegelte sich in einer signifikant reduzierten Gen-Knockdown-Effizienz
wider: Die eGFP-Expression wurde bei Anwesenheit von Bafilomycin A1 nur auf rund
62 % statt etwa 23 % ohne Bafilomycin A1 reduziert.
Im Folgenden wurden die intrazellulären Prozesse mit doppelt fluoreszenzmarkierten
PPR-Partikeln untersucht. Es wurden AF 488-markierte siRNA, 5´-ROX-3´BHQ2-
markierte MB sowie ROX- oder Quasar® 670-markierte LAH4-L1-Peptide eingesetzt.
Dabei wurde festgestellt, dass AF 488 und ROX ein FRET-Paar bilden und
Quasar® 670 das Signal von AF 488 reduziert.
Über das FRET-Paar AF 488-markierte siRNA und ROX-markiertes LAH4-L1-Peptid
wurde gezeigt, dass das ROX-Signal die zelluläre Assoziation und Aufnahme
widerspiegelt und das AF 488-Signal für die Freisetzung der siRNA aus den PPR-
Partikeln steht. Mit Hilfe dieses Systems und Bafilomycin A1 konnte erneut gezeigt
werden, dass für die Freisetzung der siRNA aus den PPR-Partikeln die endosomale
Azidifizierung notwendig ist.
Im letzten Abschnitt dieser Arbeit sollte eine Spezifität der PPR-Partikel für RH-30
Zellen im Vergleich zu HeLa Zellen erreicht werden. Hierfür wurden zwei Ansätze
verfolgt. Zum einen wurden die positiv geladenen PPR-Partikel mit einem negativ
geladenen RGD-Peptid inkubiert, um über eine elektrostatische Assoziation eine
aktive Ansteuerung des Integrin-Rezeptors zu erreichen. In Gen-Knockdown-
Versuchen konnte jedoch kein aktives Targeting nachgewiesen werden. Die
Ladungsdichte des RGD-Peptides war für eine „RGD-PPR-Partikelbildung“
wahrscheinlich zu gering. Liu et al. (2014) konnten mit einem größeren und stärker
Zusammenfassung und Ausblick 129
geladenen RGD-Peptid ein elektrostatisches Targeting erreichen. Dieser Ansatz
kann für PPR-Partikel in zukünftigen Experimenten untersucht werden.
Der zweite verfolgte Ansatz erfolgte in Analogie zu Liposom-Protamin-Hyaluronsäure
Nanopartikel (LPH-NP; Chono et al. 2008): PPR-Partikel wurden mit Lipiden und
RGD-Anker-Konjugaten modifiziert. Diese Formulierungen riefen jedoch keinen Gen-
Knockdown hervor. Es wird angenommen, dass es zu einer Konkurrenzreaktion der
negativ geladenen Phospholipide sowie der Nukleinsäuren um die positiven
Ladungen der LAH4-L1-Peptide kam und dadurch Nukleinsäuren verdrängt wurden.
In zukünftigen Experimenten könnten daher neutrale Lipide eingesetzt werden, um
eine Konkurrenzsituation um Ladungen zu vermeiden.
PPR-Partikel erfüllen viele Anforderungen an ein ideales siRNA-Transportsystem:
Sie wiesen eine definierte Größe zwischen 200 und 300 nm auf, konnten ohne
Wirkungsverlust ein Jahr lang gelagert werden, schützten die siRNA vor einem
schnellen enzymatischen Abbau und waren abhängig von der Zelllinie und
Konzentration nicht toxisch. Ihre Gen-Knockdown-Effizienz war nicht signifikant
unterschiedlich zum kommerziell erhältlichen Lipofectamine® RNAiMAX und da sie
ausschließlich aus Peptiden und Nukleinsäuren bestehen, wird ihre Bioabbaubarkeit
angenommen. Somit verfügen PPR-Partikel über ein sehr großes Potential in der
Zellbiologie.
Gegen eine in vivo Anwendung von PPR-Partikeln sprechen die Ergebnisse der
Hämolyse-Versuche. Außerdem sollte die positive Ladung z.B. über PEGylierte
LAH4-L1-Peptide abgeschirmt werden. Die Verträglichkeit der PPR-Partikel könnte in
Tierversuchen untersucht werden.
Da die Versuche, einen zielgerichteten Effekt nur in RH-30 Zellen zu erzielen, nicht
erfolgreich waren, sollten hier, wie bereits erwähnt, andere Varianten ausprobiert
werden. Neben den bereits genannten könnten LAH4-L1-Peptide mit integrierter
RGD-Sequenz in PPR-Partikel eingebaut werden, um so eine gezielte Ansteuerung
der Integrin-Rezeptoren zu erreichen.
130 Abkürzungsverzeichnis
6 Abkürzungsverzeichnis
A Alanin
AE Assoziationseffizienz
AF Alexa Fluor®
BHQ2 Black Hole Quencher®-2
bp Basenpaar
°C / K Grad Celsius / Kelvin
Chol Cholesterol
CLs cationic liposomes
Cryo-TEM Cryo-Transmissionselektronenmikroskopie
dL / mL / µL Deziliter / Milliliter / Mikroliter
DLS dynamic light scattering / dynamische Lichtstreuung
DOPA 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phosphat
DOPE 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phospho-ethanolamin
DOPG 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phospho-rac-(1-glycerol)
DOPS 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phospho-L-serin
DSPE-PEG2000-Mal 1,2-Distearoyl-sn-glycero-3-phosphoethanolamin-N-
[maleinimido-poly(ethylenglycol)-2000]
dsRNA doppelsträngige RNA
EDTA Ethylendiamintetraessigsäure
(e)GFP (enhanced) Green Fluorescent Protein /
(verbessertes) grün fluoreszierendes Protein
FCS fetal calf serum / fetales Kälberserum
FL-1 Fluoreszenzkanal 1
FRET Förster-Resonanzenergietransfer
x g x-fache Erdbeschleunigung
G418 Geneticin
GAPDH Glycerinaldehyd-3-phosphat-Dehydrogenase
H Histidin
h / min / s Stunde(n) / Minute(n) / Sekunde(n)
HA Hyaluronsäure
HEPES 2-(4-(2-Hydroxyethyl)-1-piperazinyl)-ethansulfonsäure
Abkürzungsverzeichnis 131
HPLC High performance liquid chromatography /
Hochleistungsflüssigkeitschromatographie
K Lysin
kDa Kilodalton
KS Kühlschrank (5 °C ± 3 °C)
IC50 mittlere inhibitorische Konzentration
L Leucin
λ / λexc / λem Wellenlänge / Anregungswellenlänge /
Emissionswellenlänge
LPH-NP Liposom-Protamin-Hyaluronsäure Nanopartikel
L-PPR-Partikel Lipid-modifizierten PPR-Partikel
M / mM / µM / nM molar [mol ∙ L-1] / millimolar [mmol ∙ L-1] / mikromolar
[µmol · L-1] / nanomolar [nmol ∙ L-1]
m/m Massenverhältnis
MB Molecular Beacons
mbar Millibar
mg / µg Milligramm / Mikrogramm
mol/mol Molverhältnis
mol / mmol / µmol / nmol Mol / Millimol / Mikromol / Nanomol
µm / nm Mikrometer / Nanometer
Mr relative Molmasse
mRNA messenger RNA
miRNA microRNA
MW Mittelwert (arithmetischer)
n Anzahl der unabhängigen Wiederholungen eines
Experiments
ndH nach der Herstellung, nicht gelagert
ns nicht signifikant (mit α = 5 %)
PBS phosphate buffered saline / isotoner Phosphatpuffer
PCS photon correlation spectroscopy /
Photonenkorrelationsspektroskopie
PDI Polydispersitätsindex
PEG Polyethylenglykol
PFA Paraformaldehyd
132 Abkürzungsverzeichnis
Ph.Eur. Europäisches Arzneibuch
PIT postinsertions-Technik
PMMA Polymethylmethacrylat
POPC 1-Palmitoyl-2-oleoyl-sn-glycero-3-phosphocholin
POPS 1-Palmitoyl-2-oleoyl-sn-glycero-3-phospho-L-serin
PP Polypropylen
PPR-Partikel LAH4-L1-Peptid-Protamin-basierte siRNA-Partikel
PR Protamin-siRNA
RFI relative fluorescence intensity /
relative Fluoreszenzintensität
RFU relative fluorescence units / relative Fluoreszenzeinheiten
RGD Arginin-Glycin-Aspartat
RGD-L-PPR-Partikel RGD-Anker-Lipid-modifizierte PPR-Partikel
RISC RNA-induced-silencing-complex
RNAi RNA-Interferenz
ROX Carboxy-X-Rhodamin
RT Raumtemperatur (24 °C ± 2 °C)
rpm revolutions per minute / Umdrehungen pro Minute
SD Standardabweichung
SDS Sodium dodecyl sulfate / Natriumlaurylsulfat
scr-siRNA scrambled / unspezifische siRNA
shRNA short hairpin RNA
siRNA small interfering RNA
SPs SPANosomes
SUV small unilamellar vesicle
T Temperatur
t Zeit
TBE-Puffer Tris-Borat-EDTA-Puffer
TE-Puffer Tris-EDTA-Puffer
TEA Triethylamin
TK Tiefkühler (-20 °C ± 5 °C)
TPGS Tocopherolpolyethylenglycolsuccinat
TRIS Tris(hydroxymethyl-)aminomethan, Trometamol
USP United States Pharmacopeia / amerikanisches Arzneibuch
Abkürzungsverzeichnis 133
UV ultraviolett
V Volt
Vis visible / sichtbar
v/v Volumenverhältnis
w with / mit
w/o without / ohne
134 Literaturverzeichnis
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