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Physik in unserer Zeit Zuverlassig hat das Forschungsschiff Glo- mar Challenger seit 5 Jahren Bohrproben aus groaten Meerestiefen emporgeholt und doch wachst die Kritik an dem bisher er- folgreichen wissenschafilichen Groflpro- jekt. Anders als bei der Erforschung des Mondes, wo gleichsam jeder Schritt im neuen Gellnde minutios vorgeplant war, wurde auf dem irdischen Forschungsschiff mehr improvisiert. Trotzdem fiigte sich wie in eincni Puzzle Information uber In- formation uber Aussehen und Veranderun- gen des Bodens in den Weltmeeren anein- ander. So bewegen sich die pazifische Kruste und die europaische nicht nur ostwestwarts, son- dern verschieben sich auch gegeneinander in Nord-Siid-Richtung. Solch eine Bewegung wurde auch im Indischen Ozean nahe Au- stralien entdeckt. Ein gewaltiges 2000 km langes Unterwas- ser-Gebirge im Indischen Ozean enthalt nicht nur Kohlelager, sondern auch verstei- nerte Flachwasser-Muscheln. Dies deutet darauf hin, dai3 die Meeresboden auch star- ken vertikalen Bewegungen unterworfen sind - im obigen Palle mu8 das Gebirge auf dem Meeresgrund einst eine Inselkette mit Lagunen und Sumpfen gewesen sein. Sogar a1 und Erdgas sind bei den Tiefboh- rungen nachgewiesen worden, beispielsweise unter den Salzlagern im Golf von Mexiko. Andere Bohrproben waren reich an Eisen und Mangan sowie an Kupfer, Blei und Zink, Schatze also, die in Zukunfi mogli- cherweise einmal kommerziell ausgebeutet werden konnen. Die internationalen Ver- wicklungen werden nicht auf sich warten lassen; denn schon jetzt melden einige be- troffene Lander Anspruch auf eine 200 Mei- len-Hoheitszone vor ihren Kiistengebieten an, wie etwa auf der internationalen Kon- ferenz uber Meeresrecht im August in Genf. Erfolg fur Glomar Challenger und doch Kritik Die nachgewiesenen sensationellen Veran- derungen im Mittelmeerbereich, wie die Aus- trocknung vor 5 bis 10 Millionen Jahren und dieBildung von gigantischen Salzlagern, haben bereits die Tagespresse durcheilt. Weniger bekannt und doch gleicherma- flen bedeutend sind die Vorgange am Sud- pol: weit langer ist dieses Gebiet schon ver- eist als bisher angenommen wurde, namlich mindestens 20 Millionen Jahre. Vor 5 Mil- lionen Jahren mui3 sich, wie die Bohrungen ergaben, der Eispanzer auf die heutige Gro- 13e zuriickgezogen und den Wasserspiegel der Weltmeere merklich gehoben haben. Von Glomer Challenger aus wurde auch der Sauerstoffgehalt der Meeresboden unter- sucht, Sauerstoff gelangt durch verzweigte Meeresstromungen in die groi3en Tiefen. Der Atlantikboden mui3 demnach vor 80 Millionen Jahren auflerst wenig Sauerstoff zugefuhrt bekommen haben und von ent- sprechenden Stromungen isoliert gewesen sein. Die Bewegung von ,,Inseln" wurde eben- falls sehr erfolgreich analysiert. Man weii3 jetzt, da8 sich Neuseeland vor 60 bis 80 Millionen Jahren vom Sudpolgebiet ab- trennte, gefolgt von Australien. Tndien mui3 seine Norddrifi etwa vor 60 Millionen Jah- ren beendet haben. Madagaskar - bisher als junge Insel angesehen - scheint schon seit 100 Millionen Jahren selbstandig im Meer zu ,,schwimmen". Seltsame Aufwcrfungen und Bruchzonen entdeckten die Erdforscher im Arabischen Meer - also weit sudlich des Himalaya in- mitten einer Krustenscholle. Dies ist ver- wunderlich, da solche Formationen sonst nur an den Randern dcr Kontinentalschol- len auftreten. So aufregend und umfangreich die bisher vorgelegten Forschungsergebnisse sind, Kri- tiker meinen, es konnte weit mehr sein; dann namlich, wenn das Unternehmen bes- ser geplant wurde und das wissenschaftliche Material einer breiten wissenschafilichen Forschergemeinde in der ganzen Welt zur Verfugung gestellt wurde. Allein fur die Bohrungen werden jahrlich 10 Millionen Dollar von der amerikani- schen National Science Foundation (NSF) aufgebracht. Die aus diesem Groflprojekt stammenden Materialproben diirfen aber erst weltweit verteilt werden, wenn die Erstberichte der beteiligten Wissenschafiler (Techniker, Physiker, Geologen, Paleantho- logen, Mineralogen u. a.) vorliegen. Diese Schutzmaflnahme ist eiiierseits verstandlich, andererseits warten ausgeschlossene Wissen- schaftler ungeduldig (glaubig oder unglau- big) auf jedes Wort aus dem Munde der ,,Club"-Mitglieder. Gegen die Zuruckhaltung von Proben und fur einen Bohrstop sind mittlerweile sogar aktive Planer der Bohrmission; erst sollen die vorhandenen Materialien untersucht und ausgewertet werden, so dai3 die Daten allgemein zuganglich sind. Weiter wird die Probenqualitat kritisiert; die Bohrtechnik mug so verbessert werden, dai3 eine Vermischung der weicheren Sedi- mente ausgeschlossen ist. Da die Nachfrage nach Bohrproben expo- nentiell anwachst, hat die NSF jetzt mit dem Aufbau cines Computer-Datensystems begonnen. Die Bohrungen im bisherigen Stil sollen jedoch bis August 1975 weiterlaufen. Erst dann ist an eine direkte Beteiligung auch fremder Staaten gedacht. Interessiert zeigen sich die UdSSR und die Bundesrepu- blik. Redaktion Physik in unsercr ZeitlS. Iahrg. 1974lNr. 1 1

Erfolg für Glomar Challenger und doch Kritik

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Physik in unserer Zeit

Zuverlassig hat das Forschungsschiff Glo- mar Challenger seit 5 Jahren Bohrproben aus groaten Meerestiefen emporgeholt und doch wachst die Kritik an dem bisher er- folgreichen wissenschafilichen Groflpro- jekt. Anders als bei der Erforschung des Mondes, wo gleichsam jeder Schritt im neuen Gellnde minutios vorgeplant war, wurde auf dem irdischen Forschungsschiff mehr improvisiert. Trotzdem fiigte sich wie in eincni Puzzle Information uber In- formation uber Aussehen und Veranderun- gen des Bodens in den Weltmeeren anein- ander.

So bewegen sich die pazifische Kruste und die europaische nicht nur ostwestwarts, son- dern verschieben sich auch gegeneinander in Nord-Siid-Richtung. Solch eine Bewegung wurde auch im Indischen Ozean nahe Au- stralien entdeckt.

Ein gewaltiges 2000 km langes Unterwas- ser-Gebirge im Indischen Ozean enthalt nicht nur Kohlelager, sondern auch verstei- nerte Flachwasser-Muscheln. Dies deutet darauf hin, dai3 die Meeresboden auch star- ken vertikalen Bewegungen unterworfen sind - im obigen Palle mu8 das Gebirge auf dem Meeresgrund einst eine Inselkette mit Lagunen und Sumpfen gewesen sein.

Sogar a1 und Erdgas sind bei den Tiefboh- rungen nachgewiesen worden, beispielsweise unter den Salzlagern im Golf von Mexiko. Andere Bohrproben waren reich an Eisen und Mangan sowie an Kupfer, Blei und Zink, Schatze also, die in Zukunfi mogli- cherweise einmal kommerziell ausgebeutet werden konnen. Die internationalen Ver- wicklungen werden nicht auf sich warten lassen; denn schon jetzt melden einige be- troffene Lander Anspruch auf eine 200 Mei- len-Hoheitszone vor ihren Kiistengebieten an, wie etwa auf der internationalen Kon- ferenz uber Meeresrecht im August in Genf.

Erfolg fur Glomar Challenger und doch Kritik

Die nachgewiesenen sensationellen Veran- derungen im Mittelmeerbereich, wie die Aus- trocknung vor 5 bis 10 Millionen Jahren und dieBildung von gigantischen Salzlagern, haben bereits die Tagespresse durcheilt. Weniger bekannt und doch gleicherma- flen bedeutend sind die Vorgange am Sud- pol: weit langer ist dieses Gebiet schon ver- eist als bisher angenommen wurde, namlich mindestens 20 Millionen Jahre. Vor 5 Mil- lionen Jahren mui3 sich, wie die Bohrungen ergaben, der Eispanzer auf die heutige Gro- 13e zuriickgezogen und den Wasserspiegel der Weltmeere merklich gehoben haben.

Von Glomer Challenger aus wurde auch der Sauerstoffgehalt der Meeresboden unter- sucht, Sauerstoff gelangt durch verzweigte Meeresstromungen in die groi3en Tiefen. Der Atlantikboden mui3 demnach vor 80 Millionen Jahren auflerst wenig Sauerstoff zugefuhrt bekommen haben und von ent- sprechenden Stromungen isoliert gewesen sein.

Die Bewegung von ,,Inseln" wurde eben- falls sehr erfolgreich analysiert. Man weii3 jetzt, da8 sich Neuseeland vor 60 bis 80 Millionen Jahren vom Sudpolgebiet ab- trennte, gefolgt von Australien. Tndien mui3 seine Norddrifi etwa vor 60 Millionen Jah- ren beendet haben. Madagaskar - bisher als junge Insel angesehen - scheint schon seit 100 Millionen Jahren selbstandig im Meer zu ,,schwimmen".

Seltsame Aufwcrfungen und Bruchzonen entdeckten die Erdforscher im Arabischen Meer - also weit sudlich des Himalaya in- mitten einer Krustenscholle. Dies ist ver- wunderlich, da solche Formationen sonst nur an den Randern dcr Kontinentalschol- len auftreten.

So aufregend und umfangreich die bisher vorgelegten Forschungsergebnisse sind, Kri-

tiker meinen, es konnte weit mehr sein; dann namlich, wenn das Unternehmen bes- ser geplant wurde und das wissenschaftliche Material einer breiten wissenschafilichen Forschergemeinde in der ganzen Welt zur Verfugung gestellt wurde.

Allein fur die Bohrungen werden jahrlich 10 Millionen Dollar von der amerikani- schen National Science Foundation (NSF) aufgebracht. Die aus diesem Groflprojekt stammenden Materialproben diirfen aber erst weltweit verteilt werden, wenn die Erstberichte der beteiligten Wissenschafiler (Techniker, Physiker, Geologen, Paleantho- logen, Mineralogen u. a.) vorliegen. Diese Schutzmaflnahme ist eiiierseits verstandlich, andererseits warten ausgeschlossene Wissen- schaftler ungeduldig (glaubig oder unglau- big) auf jedes Wort aus dem Munde der ,,Club"-Mitglieder.

Gegen die Zuruckhaltung von Proben und fur einen Bohrstop sind mittlerweile sogar aktive Planer der Bohrmission; erst sollen die vorhandenen Materialien untersucht und ausgewertet werden, so dai3 die Daten allgemein zuganglich sind.

Weiter wird die Probenqualitat kritisiert; die Bohrtechnik mug so verbessert werden, dai3 eine Vermischung der weicheren Sedi- mente ausgeschlossen ist.

Da die Nachfrage nach Bohrproben expo- nentiell anwachst, hat die NSF jetzt mit dem Aufbau cines Computer-Datensystems begonnen. Die Bohrungen im bisherigen Stil sollen jedoch bis August 1975 weiterlaufen.

Erst dann ist an eine direkte Beteiligung auch fremder Staaten gedacht. Interessiert zeigen sich die UdSSR und die Bundesrepu- blik.

Redaktion

Physik in unsercr ZeitlS. Iahrg. 1974lNr. 1 1

Unterschen- Drehsturz- Frontalsturz- keldurch- auslosung auslosung messer am Seitliche Krafi an Senkrechte Kraft Schienbein- der Schuhspitze nach oben am kopf “1 Absatzende [cml “1

Erwachsene bis etwa 50 Jahre Frauen Mlnner Frauen Mznner

735 110 ... 120

8 130...140

835 150. ..160

9 170 ... 180

935 190...200

10 210...220

10,5 230...240

11 250...260

11,5 270. ..280

12 290...300

120...130

140...150

160...170

180...190

200...210

220...230

240...250

260...270

280...290

300. ..310

450... 500 550... 600

550... 600 650... 700

650... 700 750... 800

700... 750 800. .. 850

750 ... 800 850... 900

SOO... 850 900 ... 950

850... 900 950 ... 1000

900 ... 950 1000...1050

950...1000 1050...1100

1000...1050 1100...1150

Erlauterungen zur Anwendung der Tabelle 1. Der Unterschenkeldurchmesser am Schienbeinkopf wird mit einer Schieblehre gemessen. Man tastet das an der A d e n - seite unter dem Kniegelenk spiirbare Schienbeinkopfchen ab und mii3t unmittel- bar oberhalb davon (siehe nebenstehende Skizze). Die Messung sollte im Sitzen bei gebeug- tem Kniegelenk erfolgen.

2. Fur den gemessenen Durchmesser wer- den die fur die Einstellung empfohlenen Bereichswerte der Tabelle entnommen. Beispiel: Erwachsene, weiblich, bis etwa 50 Jahre. Gemessener Durchmesser 9 cm. Seit- liche Krafi: 170...180 N. Absatzkrafi: 700...750 N. Eingestellte Werte: z. B. 170, 720 N.

3. Erwachsene iiber 50 Jahre sollten die Werte einstellen, die sich ergeben, wenn vom gemessenen Durchmesser 0,5 bis 1 cm abgezogen wird.

Unterschen- Drehsturz- Frontalsturz- keldurch- auslosung auslosung messer am Seitliche Krafi an Senkrechte Kraft Schienbein- der Schuhspitze nach oben am kopf “1 Absatzende [cml “1

Kinder und Jugendliche

40... 50 200...250 6

695 50 ... 70 250...300

7 70... 90 300...350

7,5

8

90...110

110...130

350...400

400...500

8,s 130...150 500...600

Beispiel: Erwachsener, m5nnlich iiber 50 Jahre, gemessener Durchmesser 9,5 cm. Seitliche Kraft: 180...190 bzw. 160...170 N. Absatzkraft: 800...850 bzw. 750...800 N.

4. Erwachsene unter 50 Jahren, die trai- niert sind und extrem sportlich fahren, konnen die Werte einstellen, die sich erge- ben, wenn der gemessene Durchmesser um 0,5 cm bis hochstens 1 cm erhoht wird.

5. Bei Skisicherheitsbindungen mit Dreh- tellern kann fur die Ermittlung der seitli- chen Auslosekrafi der gemessene Durch- messer um 0,5 cm erhoht werden.

6. Erwachsenen uber 60 Jahre und sol- chen, bei denen extrem niedrige Unter- schenkeldurchmesser festgestellt werden, wird empfohlen, Kurzski zu beniitzen.

7. Zur Einstellung sollten nur zuverllssige Priifgerlte eingesetzt werden, die von Zeit zu Zeit auf ihre Genauigkeit zu uberprii- fen sind. Da bei vielen Bindungssystemen die Reibung zwischen Schuhund Bindungs- elementen EinfluB hat, sollte grundsgtzlich mit feuchten oder gefetteten Kontaktfll- chen eingestellt werden. Aui3erdem mui3 ein Gleitstreifen auf dem Ski oder eine an-

dere reibungsvermindernde Einrichtung vorhanden sein.

8. Wesentlich hohere als die angegebenen Einstellwerte sind zu vermeiden. Sie sind gefhrlich! Werden sie trotzdem beniitigt, so deutet dies in der Regel auf mangelnde Eignung oder fehlerhafie Montage der Bin- dung hin.

9. Die Bindungseinstellung sol1 von Zeit zu Zeit iiberpriift werden. Eine Neueinstel- lung ist beim Auswechseln von Ski, Schuh oder Bindung stets erforderlich. Wartung und Schutz der Bindung gegen Verschmut- zen und Korrosion sind unerlli3lich.

2 Physik in ttnserer Zeitll. Jaahrg. 1974/Nr. 1