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Erfolgskontrolle von Renaturierungsmaßnahmen an der Warbel Wasserkörper TREB-2600 Endbericht, 15.12.2014 Wilhelm-Külz-Platz 1 18055 Rostock

Erfolgskontrolle von Renaturierungsmaßnahmen an der Warbel ... · Dr. Michael Zettler (IOW) sowie Thomas Frase (Uni Rostock) konsultiert und in die Nach-bestimmung von Pisidien/Mollusken

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Erfolgskontrolle von Renaturierungsmaßnahmen an der Warbel Wasserkörper TREB-2600

Endbericht, 15.12.2014

Wilhelm-Külz-Platz 1 18055 Rostock

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Fachliche Bearbeitung

Dipl.-Ing. Torsten Ode Dipl.-Biol. Jette Gleisberg

Wilhelm-Külz-Platz 1 18055 Rostock

Vertragliche Grundlage

Vertrag vom 23. April 2014

Dipl.-Ing. Torsten Ode Rostock, 15.12.2014

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

INHALT

Inhalt ................................................................................................................................................. 1

Tabellenverzeichnis ........................................................................................................................................ 2

Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................................... 2

1 Zielstellung .......................................................................................................................................... 3 2 Material und Methoden ...................................................................................................................... 3

2.1 Geomorphologische Bewertungen ................................................................................................................ 4

Strukturgütekartierung ................................................................................................................... 4

Längenschnitte und Querprofile ..................................................................................................... 4

Bewertung der ökologischen Durchgängigkeit ............................................................................... 4

2.2 Biologische Bewertung ................................................................................................................................... 5

Makrozoobenthos ........................................................................................................................... 5

Makrophyten ................................................................................................................................... 7 3 Ergebnisse .......................................................................................................................................... 9

3.1 Vorliegende Planungen .................................................................................................................................. 9

Bewirtschaftungsvorplanung TREB-2600 ........................................................................................ 9

Biologische Untersuchungen an der Warbel in Gnoien - Nullerfassung ......................................... 9

Genehmigungsplanung ................................................................................................................. 11

3.2 Geomorphologische Bewertung................................................................................................................... 11

Ökologische Durchgängigkeit der Querbauwerke .............................................................................................. 14

3.3 Biologische Bewertung - Makrozoobenthos ................................................................................................ 17

3.4 Biologische Bewertung - Makrophyten ........................................................................................................ 18

3.5 Zusammenfassende Bewertung ................................................................................................................... 20

Geomorphologie ........................................................................................................................... 20

Makrozoobenthos ......................................................................................................................... 20

Makrophyten ................................................................................................................................. 21

4 Erfolgsprognose und Maßnahmen ................................................................................................. 22 5 Zusammenfassung ........................................................................................................................... 24 6 Literatur ............................................................................................................................................. 25

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

TABELLENVERZEICHNIS

Tab. 1: Bewertungsstufen der Durchgängigkeit für Benthosorganismen ....................................................... 4

Tab. 2: Übersicht und Typisierung der MZB-Probestelle ................................................................................ 5

Tab. 3: Übersicht und Typisierung der Makrophyten-Probestelle .................................................................. 7

Tab. 4: Maßnahmen TREB-2600 ...................................................................................................................... 9

Tab. 5: Gesamtbewertung Fische der Warbel in Gnoien 2010 nach fiBS ...................................................... 10

Tab. 6: Gesamtbewertung Makrozoobenthos der Warbel in Gnoien 2010 nach STI.................................... 10

Tab. 7: Maßnahmenübersicht aus der Genehmigungsplanung .................................................................... 11

Tab. 8: Hydrologische Hauptzahlen Warbel (StALU MM 2014) .................................................................... 14

Tab. 9: Ergebnisse Qualitätskomponente Makrozoobenthos WARBEL_7 .................................................... 18

Tab. 10: Ergebnisse Qualitätskomponente Makrophyten/Phytobenthos WARBEL_7 .................................... 18

Tab. 11: Ergebnisübersicht QK Makrozoobenthos sowie FGSK (2012) ........................................................... 20

Tab. 12: Ergebnisübersicht QK Makrophyten/Phytobentos ........................................................................... 21

Tab. 13: Vergleich des aktuellen Zustandes der Qualitätskomponenten zum Zielzustand für den Wasserkörper ....................................................................................................................... 22

Tab. 14: Übersicht der abgeleiteten Maßnahmen .......................................................................................... 23

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abb. 1: Übersichtskarte zur Lage des sanierten Abschnittes der Warbel in Gnoien (rot hervorgehoben) ..... 3

Abb. 2: Lage der Probestelle (Geodaten: FIS Wasser M-V) ............................................................................. 6

Abb. 3: Gesamtbewertung FGSK 2012 Banddarstellung für Sohle, Ufer und Gewässerumfeld (FIS 2014) ... 12

Abb. 4: Warbel, 09.12.2014 ........................................................................................................................... 12

Abb. 5: Warbel, 09.12.2014 ........................................................................................................................... 12

Abb. 6: Querprofile im renaturierten Abschnitt ............................................................................................ 13

Abb. 7: Lage der Profile an der Straßenbrücke B110 Gnoien ........................................................................ 14

Abb. 8: Wassertiefen- und Fließgeschwindigkeiten am Profil 1 im Vergleich der Messungen ..................... 15

Abb. 9: Wassertiefen- und Fließgeschwindigkeiten am Profil 2 im Vergleich der Messungen ..................... 16

Abb. 10: Wassertiefen- und Fließgeschwindigkeiten am Profil 3 im Vergleich der Messungen ..................... 17

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

1 ZIELSTELLUNG

Die vorliegende Studie bewertet den Erfolg von Sanierungsmaßnahmen an der Warbel

südlich von Gnoien. Im Rahmen der vom Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt

Mittleres Mecklenburg/Dienststelle Rostock veranlassten Erfolgskontrolle werden die

Auswirkungen in Hinsicht auf das Erreichen der Bewirtschaftungsziele gemäß der

Bewirtschaftungsplanung (BVP) nach Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) untersucht.

Der Warbelabschnitt oberhalb der B 110 bei Gnoien wurde von September 2011 bis Februar

2012 umfangreich renaturiert. Im Mai 2012 erfolgte die Anpflanzung von

gewässerbegleitenden Gehölzen. Im Zuge der Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit

im Bereich der B 110 kam es zu Verzögerungen, sodass die gesamte Sanierungsmaßnahme

erst im August 2013 abgeschlossen werden konnte.

Geomorphologische Untersuchungen, hydrologische Messungen sowie Erfassungen und

Bewertungen der biologischen Qualitätskomponenten Makrozoobenthos, Makrophyten und

Phytobenthos sind Bestandteile der aktuellen Erfolgskontrolle. Die faunistische

Qualitätskomponente besitzt nach B.i.A. (2010) sehr gute Indikationseigenschaften vor allem

bezüglich der Strukturausstattung eines Gewässers. Darüber hinaus indiziert das

Makrozoobenthos die saprobielle Belastung eines Gewässers. Makrophyten, als

verbindendes Element von Substrat und freier Wassersäule, liefern aufgrund der Kenntnis

ihrer artspezifischen Präferenzen und Toleranzen in Bezug auf einen bestimmten Parameter

detaillierte Informationen über das komplexe Ökosystemgefüge im Fließgewässer

(SCHNEIDER 2004).

2 MATERIAL UND METHODEN

Grundlegende Informationen zum Zustand des Gewässers vor der Sanierung und den

durchgeführten Maßnahmen wurden anhand der Auswertung vorhandener Unterlagen zum

Wasserkörper gewonnen (Kap. 3.1). Neben der Bewirtschaftungsvorplanung (BIOPLAN 2008)

und der Biologischen Nullerfassung (BIOTA 2011) lag der Schwerpunkt auf der

Genehmigungs- und Ausführungsplanung (BIOTA 2011a).

Abb. 1: Übersichtskarte zur Lage des sanierten Abschnittes der Warbel in Gnoien (rot hervorgehoben)

Straßenbrücke B 110 sanierter

Warbelabschnitt

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

2.1 GEOMORPHOLOGISCHE BEWERTUNGEN

STRUKTURGÜTEKARTIERUNG

Im Rahmen der Erfolgskontrolle sind die Ergebnisse der vorliegenden

Fließgewässerstrukturgütekartierung aus dem Jahr 2012 (FIS 2014) visuell zu begutachten

und auf Aktualität zu überprüfen. Das methodische Vorgehen orientiert sich an der

Verfahrensanleitung „Fließgewässerstrukturgütekartierung in Mecklenburg-Vorpommern“,

herausgegeben vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-

Vorpommern (LUNG 2011). Bei den Vor-Ort-Begehungen wurden die Abschnitte hinsichtlich

ihrer morphologischen Ausprägung eingeschätzt und fotografisch dokumentiert. Eine

Bewertung der Querbauwerke erfolgte in diesem Zusammenhang nicht.

LÄNGENSCHNITTE UND QUERPROFILE

Die Aufnahme der Längenschnitte und Querprofile erfolgte durch das Vermessungsbüro

Rainer Lessner, Neubrandenburg im Herbst 2014. Anfangs- und Endkoordinaten der Profile

wurden dokumentiert, die vermessenen Längs- und Querprofile kartografisch und grafisch

dargestellt (Anhang).

BEWERTUNG DER ÖKOLOGISCHEN DURCHGÄNGIGKEIT

Zur Bewertung der ökologischen Durchgängigkeit des Brückenbauwerks an der B110

wurden am 24.09., 08.10. und 09.12.2014 im Bereich des Bauwerks drei Profile angelegt,

auf denen die Wassertiefen- und Strömungsgeschwindigkeiten gemessen wurden. Die

Strömungsmessungen erfolgten sohlnah (5 cm über dem Gewässergrund). Zur Ermittlung

der Fließgeschwindigkeiten kam ein akustisch digitales Strömungsmessgerät der Firma OTT

Hydromet - Modell ADC zum Einsatz. In Anlehnung an das Merkblatt DWA-M 509 (DWA

2010) sind die Strömungsgeschwindigkeit und die Ausprägung des Sohlsubstrates

bewertungsrelevante Parameter für die Durchgängigkeit von Fischen. Für benthische

Invertebraten liegt bisher keine standardisierte Methodik für eine Funktionsbewertung vor. Es

wird daher vereinfachend angenommen, dass bei Vorliegen einer durchgehend von

gewässertypischen Substraten gebildeten Sohle eine prinzipielle Passierbarkeit für

benthische Faunenvertreter gegeben ist. Zur Bewertung der Durchwanderbarkeit wurde ein

dreistufiges Verfahren nach GUMPINGER & SILIGATO (2007) herangezogen (Tab. 1).

Tab. 1: Bewertungsstufen der Durchgängigkeit für Benthosorganismen

passierbar Das Querbauwerk ist aufgrund eines durchgängigen Lückenraumsystems an der Gewässersohle für Benthosorganismen problemlos passierbar.

bedingt passierbar

Die Passierbarkeit ist nur unter günstigen Umständen gegeben, das Lückenraumsystem fällt aber zeitweise trocken oder ist nicht über die ganze Gewässerbreite passierbar.

unpassierbar Am Standort existiert kein durchgängiges Interstitial, das Querbauwerk ist für die gesamte Benthosfauna völlig unpassierbar. Die Abwärtspassage ist nur durch Abdriften bei erhöhten Wasserständen gewährleistet.

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

2.2 BIOLOGISCHE BEWERTUNG

Die Probenahme für die biologische Bewertung der Warbel erfolgten im Bereich der

vorhandenen Probestelle WARBEL_7. Die biologischen Untersuchungen wurden im

Zeitraum von April bis September 2014 durch die UmweltPlan GmbH Stralsund durchgeführt

(UMWELTPLAN 2014).

Nachfolgend sind die verantwortlichen Bearbeiter für die einzelnen Leistungen aufgeführt:

Dipl.-Biologin Nadine Wissig (Rostock)

Beprobung/Sortierung und Bestimmung Makrozoobenthos

Dipl.-Landschaftsökologin Eike Freyer

Beprobung Makrophyten/Phytobenthos, Bestimmung/Auswertung Makrophyten

Dipl.-Biologin Angelika Lüttig (Lüttig & Friends GbR)

Bestimmung/Auswertung Phytobenthos (ohne Diatomeen)

Dipl.-Biologe Steffen Biele

Auswertung Makrozoobenthos, Abschlussbericht.

Bei der Aufbereitung der Makrozoobenthos-Proben wurden die Spezialisten

Dr. Michael Zettler (IOW) sowie Thomas Frase (Uni Rostock) konsultiert und in die Nach-

bestimmung von Pisidien/Mollusken bzw. Wasserkäfern einbezogen.

MAKROZOOBENTHOS

Grundlage für die Bewertung ist eine Typzuordnung der Probestellen gemäß LAWA und STI.

Die Probestelle WARBEL_7 ist mit einem Einzugsgebiet von ca. 145 km² als kleiner

Tieflandfluss anzusprechen und dem LAWA-Typ 15 (Sand- und lehmgeprägte

Tieflandflüsse) zuzuordnen. Die Warbel ist im Bereich des Wasserkörpers TREB-2600 als

erheblich verändert eingestuft, als Ausweisungsgrund wird die HMWB-Fallgruppe

„Landentwässerung und -bewässerung (Kulturstaue)“ benannt.

Die genaue Lage der Probestelle kann mit Hilfe der Koordinatenangaben in Tab. 2 und der

Übersichtskarte in Abb. 2 nachvollzogen werden.

Tab. 2: Übersicht und Typisierung der MZB-Probestelle

Nr. Probestelle Lage Rechtswert Hochwert LAWA-Typ* STI-Typ**

1 WARBEL_7 südlich Gnoien 33349738 5982165 15 M_ga_nl

* nach POTTGIESSER & SOMMERHÄUSER (2004); LUNG (2005)

Typ 15 – Sand- und Lehmgeprägte Tieflandflüsse ** Erläuterungen STI-Typ:

M_ga_nl – gefällearme Fließgewässer der Moränenbildungen, nicht lagestabil, feinkörnig

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Abb. 2: Lage der Probestelle (Geodaten: FIS Wasser M-V)

Bewertungsverfahren

LAWA-Bewertungsverfahren Makrozoobenthos (PERLODES)

Das LAWA Fließgewässer-Bewertungssystem mit dem Makrozoobenthos (PERLODES) ist

ein typspezifisches, multimetrisches Bewertungsverfahren, das sich an den biozönotischen

Referenzbedingungen der einzelnen LAWA-Gewässertypen orientiert.

Zur Erfassung des Makrozoobenthos wurde gemäß „Methodisches Handbuch

Fließgewässerbewertung - Stand Mai 2006 “ (MEIER et al. 2006a) eine Beprobung mittels

Multi-Habitat-Sampling vorgenommen. Die Probensortierung erfolgte nach dem

Lebendsortierverfahren im Freiland mit Angabe von Häufigkeitsklassen. Die Determination

fand im Labor mit Hilfe eines Stereomikroskops (bis 80-fache Vergrößerung) anhand der in

MEIER et al. (2006a) genannten Bestimmungsliteratur statt. Das Bestimmungsniveau ergibt

sich aus der operationellen Taxaliste ergänzt durch die Artenliste der DIN 38410 neu. Die

ökologische Zustandsklasse wurde mit Hilfe der Bewertungssoftware ASTERICS, Version

3.3.1, aus einer Reihe gewässertypspezifischer Core Metrics rechnerisch ermittelt. Das

Programm unterscheidet zwischen den Modulen „Saprobie“, „Allgemeine Degradation“ und

„Versauerung“. Das letztgenannte Modul betrifft insbesondere den Typ der silikatischen

Mittelgebirgsbäche und ist für M-V nicht relevant.

Das Bewertungsmodul „Allgemeine Degradation“ im PERLODES-Verfahren ist nach B.i.A.

(2010) speziell auf die Bewertung der Gesamtheit der gewässermorphologischen Faktoren

und deren Auswirkungen auf das Makrozoobenthos ausgelegt. Daher sind die für den

jeweiligen Fließgewässertyp ausgewiesenen Core-Metrics dieses Moduls sehr gut für eine

Erfolgskontrolle von Maßnahmen geeignet, die auf eine bauliche bzw. sukzessive

Verbesserung der Gewässermorphologie zielen.

In B.i.A. (2010) wird aber auch darauf hingewiesen, dass das PERLODES-Verfahren das

Grundinventar des Makrozoobenthos gut dargestellt, aufgrund der nur einmaligen

Probenahme sowie der eingeschränkten Berücksichtigung von Kleinsthabitaten aber auch

Erfassungslücken aufweist. Für detailliertere Betrachtungen im Rahmen von

Erfolgskontrollen wird durch B.i.A. daher empfohlen, mehrere (3-4) Probennahmen im Jahr

durchzuführen, Imaginalfänge merolimnischer Insekten einzubeziehen und in stärker

degradierten Bächen auch sehr kleinflächige Strukturen zu beproben.

Diese methodischen Aspekte sind in das landesspezifische Standorttypie-Verfahren bereits

seit seiner Entwicklung integriert, indem mindestens drei Probenahmen einschließlich

Lichtfänge und eine Gesamtbesammlung aller Habitate durchgeführt werden.

WARBEL_7

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

Standorttypieindex (STI) – Trichopteren und Makrozoobenthos

Der Standorttypieindex ist ein Bewertungsverfahren für Fließgewässer, das im Auftrag des

Landes Mecklenburg-Vorpommern entwickelt wurde (LUNG 2002, 2005). Das Verfahren

ermöglicht eine 5-stufige Bewertung der Gewässer einschließlich der Talräume anhand der

Artengruppen Makrophyten (STI-M), Trichopteren (STI-T) und Lepidopteren (STI-L). Im Jahr

2008 wurde das Verfahren um das Modul STI-MZB erweitert, das neben den Trichopteren

weitere Artengruppen des Makrozoobenthos in die Bewertung einbezieht.

Zur Bestimmung des STI-T/STI-MZB wurden drei Beprobungen gemäß STI-Verfah-

rensanleitung (LUNG 2002, 2005) jeweils mit Lichtfang und Gesamtaufsammlung

(Trichopteren + 30-minütige Besammlung des gesamten Makrozoobenthos) durchgeführt.

Beprobt wurden alle Habitate und dabei die Artenzusammensetzung mit Häufigkeitsklassen

analog zur Lebendsortierung nach PERLODES ermittelt. Für die Berechnung des

STI-T / STI-MZB wurde ein vom LUNG M-V entwickeltes Excel-Tool (Version 1.1) genutzt.

Der ebenfalls vom LUNG M-V vorgegebene Erfassungsbogen zur Zustandsbeschreibung

von Gewässer und Talraum ist für jede Probestelle in der Anlage beigefügt.

MAKROPHYTEN

Zur Bestimmung des STI-Makrophyten wurde die Ufervegetation durch Abwaten eines

ca. 100 m langen Untersuchungsabschnitts entgegen der Strömungsrichtung bis 30 cm

oberhalb der Mittelwasserlinie erfasst. Nicht durchwatbare Abschnitte wurden mit Hilfe einer

Krautharke beprobt. Die Pflanzenbestimmung erfolgte in der Regel vor Ort; schwer

bestimmbare Arten wurden entnommen und unter einem Stereomikroskop nachbestimmt.

Eine Übersicht einschließlich Typzuweisung der Probestelle gibt Tab. 3 wider.

Tab. 3: Übersicht und Typisierung der Makrophyten-Probestelle

Nr. Probestelle Lage Rechtswert Hochwert LAWA-Typ* Makrophyten-Typ**

1 WARBEL_7 südlich Gnoien 33349738 5982165 15 TNk

* nach POTTGIESSER & SOMMERHÄUSER (2004); LUNG (2005)

Typ 15 – Sand- und Lehmgeprägte geprägte Tieflandflüsse ** nach SCHAUMBURG et al. 2012

TNk = potamal geprägte Tieflandbäche

Bewertungsverfahren (PHYLIB)

Das LAWA-Bewertungsverfahren für die Qualitätskomponente Makrophyten und

Phytobenthos (PHYLIB) ist ein leitbildbezogenes Bewertungssystem, das sich in die drei

Teilkomponenten „Makrophyten“, „Diatomeen“ und „übriges Phytobenthos“ gliedert.

Die Anwendung des LAWA-Bewertungsverfahrens PHYLIB erfolgte entsprechend den

Vorgaben der „Handlungsanweisung für die ökologische Bewertung von Fließgewässern zur

Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie: Makrophyten und Phytobenthos – Stand Januar

2012 / Version 13.08.2012“ (SCHAUMBURG et al. 2012).

Das Phytobenthos wurde nach der Methode des Multi-Habitat-Sampling beprobt, die

mikroskopische Analyse erfolgte nach dem vollständigen Verfahren. Für die Teilkomponente

Makrophyten wurden alle submersen und emersen Gefäßpflanzen, Armleuchteralgen und

Moose kartiert, die bei mittlerem Wasserstand im Gewässer wurzeln. Erfasst wurden dabei

Deckungsgrad, Häufigkeit, Vitalität und Soziabilität der einzelnen Taxa.

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

Die Entnahme und Fixierung der Diatomeenproben erfolgte im September unter

Berücksichtigung der im Auftrag des LUNG erarbeiteten Empfehlungen zur Diatomeen-

Beprobung von Fließgewässern in M-V (UNI ROSTOCK 2008). Die Proben inkl. Diatomeen-

Protokoll wurden am 02.10.2014 dem StALU zur weiteren Auswertung übergeben.

Die Auswertung der Untersuchungsergebnisse erfolgte mit Hilfe der Bewertungssoftware

PHYLIB 4.1 DV-Tool für die Teilkomponenten „Makrophyten“, und „Übriges Phytobenthos“.

Die Determination und Bewertung der Diatomeen wird im Rahmen eigenständiger Projekte

durchgeführt und ist nicht Bestandteil dieses Berichts.

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

3 ERGEBNISSE

3.1 VORLIEGENDE PLANUNGEN

BEWIRTSCHAFTUNGSVORPLANUNG TREB-2600

Aufgrund der Einzugsgebietsgröße fällt die Warbel unter die Vorgaben der

EU-Wasserrahmenrichtlinie. Defizite, Entwicklungsziele und Maßnahmen wurden durch das

Büro BIOPLAN im Jahr 2008 in der Bewirtschaftungsvorplanung (BVP) erarbeitet. Der zu

betrachtende Abschnitt befindet sich am südlichen Stadtrand von Gnoien. Der Wasserkörper

wurde dem LAWA - Typ 15 zugeordnet und als erheblich verändert/künstlich eingestuft. Er

besitzt ein mäßiges Potential.

Als Hauptdefizit wurde die Unterbrechung der ökologischen Durchgängigkeit im

Brückenbereich der B 110 an den Bauwerken 14, 15 und 16 festgestellt, welche eine

unbefriedigende biologische Ausstattung verursachen. Zudem treten hohe stoffliche

Belastungen auf. Der Handlungsbedarf wurde als dringend bewertet.

Zur Erreichung des Bewirtschaftungsziels des „guten ökologischen Potentials“ und des

„guten chemischen Zustands“ wurden die Strukturverbesserung des betreffenden

Gewässerabschnittes und die Herstellung einer naturnahen Fließstrecke festgesetzt. Die

Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit und die Verbesserung der Gewässerstruktur

oberhalb der Straßenbrücke der B110 stellten die prioritären Maßnahmen dar. Mit der

Maßnahme 02 sollten zudem punktförmige Eintragsquellen eliminiert werden.

Tab. 4: Maßnahmen TREB-2600

Nr. Maßnahmenbeschreibung

M01 Optimierung der Sohlrampe B14 mittels Gefälleausgleich durch Steinschüttung und Ersatzneubau der Mühlenbrücke B15 in Gnoien mit Rückbau des Sohlabsturzes B16 (Optimierung bzw. Ersatzneubau Querbauwerk).

M02 Anschluss der Ortschaften Groß und Klein Nieköhr an KA Gnoien sowie Ortserschließung von Gnoien (Eliminierung Punktquellen).

BIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN AN DER WARBEL IN GNOIEN - NULLERFASSUNG

Im Zuge der Planung zur Schaffung der ökologischen Durchgängigkeit der Warbel wurden im

Jahr 2010 die Fischfauna und die Evertebraten untersucht und beurteilt (BIOTA 2011). Die

Ergebnisse liegen als Nullerfassung vor und können bei zukünftigen Bewertungen als

Vergleichswerte herangezogen werden.

Ichthyofauna

Am 26.06. und am 28.07.2010 wurden Befischungen der Warbel nach dem fischbasierten

Bewertungssystem „fiBS“ (DUßLING 2008) durchgeführt. Aufgrund des gravierenden

strukturellen Unterschiede der Habitate ober- und unterhalb des 1,2 m hohen für Fische und

Rundmäuler nicht durchgängigen Sohlabsturzes an der B 110 wurden die beiden Bereiche

getrennt untersucht und die Ergebnisse gleichmäßig gewichtet.

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

Die Tab. 5 enthält eine Zusammenfassung der Befischungsergebnisse und des

Bewertungsverfahrens nach fiBS. Demnach wird für die Warbel bei einer gleichen

Gewichtung beider Probestellen ein unbefriedigender Zustand konstatiert. Als

Hauptursachen für das weitgehende Fehlen rheophiler und diadromer Arten werden

Gewässerfragmentierung durch Querbauwerke, Potamalisierung und Verkrautung durch

Rückstau benannt.

Tab. 5: Gesamtbewertung Fische der Warbel in Gnoien 2010 nach fiBS

Warbel Gnoien

oberhalb B 110

Warbel Gnoien

unterhalb B 110

Referenz Fischtyp 3 Fischtyp 3

Gesamtfang 79 471

Artenzahl 8 11

referenzferne Arten Moderlieschen, Rotfeder Moderlieschen, Rotfeder

dominierende Arten Dreistachliger Stichling Bachforelle, Dreistachliger Stichling

fiBS Score 1,45 2,15

fiBS ökologische Zustandsklasse schlecht mäßig

Gewichtung 1 1

fiBS ökol. Zustandsklasse gesamt

unbefriedigend (1,80)

fachgutachterliche Einschätzung schlecht unbefriedigend

fachgut. Einschätzung gesamt unbefriedigend

Trichopteren und Makrozoobenthos

Die aquatischen Wirbellose wurden im Zeitraum von April bis September 2010 unter

Verwendung limnologischer Standardmethoden untersucht. Die Bewertung erfolgte anhand

der Berechnung des Standorttypieindex (STI). Insgesamt konnten 56 Makrozoobenthostaxa,

davon 9 Trichopterenarten, nachgewiesen werden. Als relevanter Fließgewässertyp wurde

ein gefällearmes Fließgewässer der Moränenbildung mit grob-/feinkörnigen, lagestabilen

Sohlsubstraten für die Bewertung herangezogen.

Tab. 6: Gesamtbewertung Makrozoobenthos der Warbel in Gnoien 2010 nach STI

Warbel Gnoien Indikatorarten Indexwert Güteklasse

STI-Makrozoobenthos 38 2,82 5

STI-Trichopteren 9 3,78 5

Sowohl anhand des Makrozoobenthos als auch der Trichopteren wird der Warbel gemäß STI

im Jahr 2010 ein schlechter Zustand zugeschrieben (vgl. Tab. 6). Das Gewässer weist eine

starke anthropogene Überformung auf, wodurch die Zielvorgaben der WRRL (Güteklasse 2)

deutlich verfehlt wurden. Defizite bestehen im Gewässerausbaugrad, in der Unterhaltung

sowie im weitgehenden Fehlen eines strukturierenden Ufergehölzstreifens. Entsprechend

der Habitatausstattung dominierten Organismen fein- und grobdetritusreicher Gewässer mit

starker Makrophytenentwicklung die Gesellschaft. Spezialisierte Arten, Hartsubstrat-

bewohner, Weidegänger und Totholzbesiedler waren in nur vergleichsweise sehr geringen

Häufigkeiten vertreten.

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

GENEHMIGUNGSPLANUNG

Im Auftrag der Stadt Gnoien erfolgte die Planung zur Herstellung der ökologischen

Durchgängigkeit der Warbel im Bereich des für Fische, Rundmäuler und Wirbellose

unüberwindbaren Sohlabsturzes an der B 110 (BIOTA 2011a). Weitere Defizite resultieren

aus dem ca. 500 m langen Rückstaubereich im Oberwasser, wo Stillwasserzonen und

starkes Makrophytenwachstum den Fließgewässercharakter gänzlich veränderten.

Unter dem Brückenbauwerk der B 110 befand sich ein Sohlabsturz in Form eines

Überstromwehres mit angebundener Sohlrampe. Der Höhenunterschied betrug 1,2 - 1,5 m.

In der Genehmigungsplanung wurden die naturschutzfachlichen und hydrologischen

Vorgaben, die biologischen Voruntersuchungen zum Makrozoobenthos und der

Ichthyozönose, die Ergebnisse der hydrogeologisch-geotechnischen Studie sowie die

Baugrunderkundungen beurteilt und berücksichtigt. Zur Erreichung des gewässertypischen

Leitbildes des LAWA Typ 15 wurde der Rückbau des Sohlabsturzes in Verbindung mit der

Schaffung des Gefälleausgleichs in den anschließenden Abschnitten vorgeschlagen.

Innerhalb der geschwungen Neutrassierung in der südlichen Niederung wurde der Einbau

von Totholzelementen, großen Störsteinen und die Einrichtung eines

Gewässerentwicklungsstreifens mit Initialpflanzungen von Gehölzen vorgesehen. Die

einzelnen Maßnahmen sind nachfolgend tabellarisch zusammengestellt.

Tab. 7: Maßnahmenübersicht aus der Genehmigungsplanung

Stat. von Stat. bis Maßnahmen

0-028 0+633 Strukturverbesserung (Einbau von Totholz, strömungslenkenden Elementen und vereinzelten Störsteinen; Leitbildgerechte Neutrassierung des Abschnittes & gegliedertes Querschnittsprofil mit Wechselwasserzonen).

0-028 0+041 Längsgefälleanpassung (Angleichung des Sohlgefälles & Anpassung der Sohlbreite).

0+041 0+191 Längsgefälleanpassung (Laufverlängerung um 15 m).

0+191 0+345 Längsgefälleanpassung (Laufverlängerung um 70 m).

0+345 0+633 Längsgefälleanpassung (Laufverlängerung um 55 m).

0+600 - Einbau einer Furt.

3.2 GEOMORPHOLOGISCHE BEWERTUNG

Abb. 3 zeigt die Ergebnisse der Gesamtbewertung der Strukturgütekartierung aus dem Jahr

2012 (FIS 2014). Die Farben entsprechen den Güteklassen (GK): blau – GK 1 „sehr gut“,

grün – GK 2 „gut“, gelb – GK 3 „mäßig“, orange – GK 4 „unbefriedigend“, rot – GK 5

„schlecht“ und bilden die Einzelbewertungen von Sohle, Ufer recht und Ufer links sowie

Gewässerumfeld rechts und Gewässerumfeld links ab.

Gemäß der FGSK 2012 weist die Warbel in der zusammengefassten Gesamtbewertung der

Parameter Sohle, Ufer und Gewässerumfeld die GK 3 auf. Der Zeitpunkt der

Strukturgütekartierung fiel mit der Sanierung des Gewässers zusammen. Im Gegensatz zum

oberhalb der Renaturierungsstrecke vorhandenen Regelprofil weist der neue Lauf ein

annäherndes Naturprofil auf, in dem besondere Lauf-, Sohl- und Uferstrukturen

(Treibholzverklausulierung, Laufweitungen und Laufverengungen sowie Inselbildungen)

dokumentiert wurden.

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

Abb. 3: Gesamtbewertung FGSK 2012 Banddarstellung für Sohle, Ufer und Gewässerumfeld (FIS 2014)

Daneben variierte die Laufkrümmung von gestreckt bis stark geschwungen und wies eine

große Breitenvarianz sowie mäßige Strömungsdiversitäten und Tiefenvarianzen auf. Die

Gewässersohle wurde daher als mäßig bis gut bewertet (vgl. Abb. 3). Das von einzelnen

Bäumen, Röhrichten und Seggenrieden bestockte Ufer wurde beidseitig mit „mäßig“

bewertet. Im Bereich der fehlenden Bebauungen ist das aus Grünlandflächen, Brachen,

Röhrichten und Feuchtgebüschen bestehende Umfeld als relativ naturnah aber strukturarm

anzusehen (GK 3). Abschnitte, die direkt an Grundstücke grenzen, besitzen eine geringere

Naturnähe und wurden daher nur mit „unbefriedigend“ bewertet.

Aktuelle Bewertung

Im Zuge der aktuellen Begehung ließ sich ein leicht geschwungener Verlauf mit Ansätzen

von Uferabbrüchen feststellen (Abb. 4 und Abb. 5). Einzelne Strömungslenker wie z.B.

Blöcke, Stubben und Wurzeln initiierten erste Auskolkungen, Laufveränderungen und

Strömungsdiversitäten.

Abb. 4: Warbel, 09.12.2014

Abb. 5: Warbel, 09.12.2014

Diese spiegeln sich auch in den aktuellen Querprofilen wider (Abb. 6). Alle 6 Profile sind als

talraumtypisch und naturnah anzusprechen. Auf die Strukturvielfalt wirken sich erste Insel-

sowie Ufer- und Krümmungsbänke positiv aus.

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

QP1

QP2

QP3

Q3a

QP4

QP5

Abb. 6: Querprofile im renaturierten Abschnitt

Die Strömung variiert bei überwiegend geringen bis mäßigen Breiten- und Tiefenvarianzen

nur in geringem Umfang. Im annähernd natürlichen Profil charakterisierten Lehm, Sand und

Schlamm die Gewässersohle. In geringeren prozentualen Anteilen waren Kiese, Steine,

Blöcke und Totholz charakteristisch. Die aktuelle Vor-Ort-Begehung bestätigte die

Bewertung der 2012 durchgeführten FGSK. Demzufolge ist die Warbel auch aktuell der GK 3

zuzuordnen. Begründet ist diese Einschätzung durch die noch nicht deutlich ausgeprägten

Strukturen der Sohle und eine geringe Anzahl strukturbildender Elemente im Uferbereich.

Von den gepflanzten Erlen sind bislang keine nennenswerten Auswirkungen auf die

Ufermorphologie und Beschattung zu erkennen. Aufgrund dessen tritt vor allem im Sommer

in den strömungsärmeren Bereichen verstärktes Makrophyten- und Röhrichtwachstum auf.

Tendenziell kann in den nächsten Jahren bei angepasster Gewässerunterhaltung und

gleichbleibenden Umfeldnutzungen die Erreichung der GK 2 für den überwiegenden Anteil

der Abschnitte in der Renaturierungsstrecke prognostiziert werden.

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

ÖKOLOGISCHE DURCHGÄNGIGKEIT DER QUERBAUWERKE

In der nachfolgenden Tabelle sind die hydrologischen Hauptzahlen der Warbel vom Pegel

Nr. 04761.1 in Gnoien zusammengestellt. Die Werte entstammen einer 33-jährigen

Messreihe von 1974 bis 2012. Weiterhin sind die mittleren Tagesdurchflüsse von den beiden

Tagen an denen die Strömungsmessungen stattfanden aufgeführt.

Tab. 8: Hydrologische Hauptzahlen Warbel (StALU MM 2014)

AE [km²] MNQ [m³/s] MQ [m³/s] MHQ [m³/s] Q 24.09.2014

[m³/s] Q08.10.2014

[m³/s] Q09.12.2014

[m³/s]

142,00 0,14 0,81 4,23 0,125 0,243 0,371

Entsprechend den hydrologischen Bedingungen im Untersuchungszeitraum waren

Strömungsmessungen lediglich bei niedrigen Abflüssen möglich. Der Durchfluss am 24.09.

lag unter dem langjährigen MNQ. Die Durchflüsse im Oktober und Dezember schwankten

ca. zwischen einem Q30 und Q120. Im Folgenden werden die Ergebnisse der

Strömungsmessungen im Bereich des Brückenbauwerks der B 110 dargestellt. Abb. 7 gibt

die Lage der Strömungsmessprofile wider. Die darauffolgenden Grafiken stellen den Verlauf

von Gewässertiefe (primäre y-Achse) sowie der Fließgeschwindigkeit (sekundäre y-Achse)

über die gesamte Gewässerbreite (x-Achse) dar.

Abb. 7: Lage der Profile an der Straßenbrücke B110 Gnoien

Profil 1

Profil 2

Profil 3

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

24.09.2014

08.10.2014

09.12.2014

Abb. 8: Wassertiefen- und Fließgeschwindigkeiten am Profil 1 im Vergleich der Messungen

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

24.09.2014

08.10.2014

09.12.2014

Abb. 9: Wassertiefen- und Fließgeschwindigkeiten am Profil 2 im Vergleich der Messungen

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

24.09.2014

08.10.2014

09.12.2014

Abb. 10: Wassertiefen- und Fließgeschwindigkeiten am Profil 3 im Vergleich der Messungen

Die minimale Wassertiefe im Stromstrich lag bei ca. 16 cm. Maximal wurden 41 cm gemessen. Aufgrund der auftretenden Fließgeschwindigkeiten von 0,12 bis 0,74 m/s sowie der über die gesamte Gewässerbreite vorhandenen natürlichen Sohle wird eingeschätzt, dass das neue Brückenbauwerk der B 110 für Fische und Evertebraten durchgängig ist. Die mit Natursteinen befestigten Ufer ermöglichen auch bei höheren Durchflüssen einen gesicherten Abfluss. Der Fischotter kann entlang beidseitig vorhandener Bermen die Bundesstraße gefahrlos queren.

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

3.3 BIOLOGISCHE BEWERTUNG - MAKROZOOBENTHOS

Tab. 9 stellt die Untersuchungsergebnisse der beiden Bewertungsverfahren für das

Makrozoobenthos gegenüber.

Tab. 9: Ergebnisse Qualitätskomponente Makrozoobenthos WARBEL_7

Nach dem PERLODES-Verfahren wird die Gesamtbewertung vom Modul Allgemeine

Degradation bestimmt, welches einen mäßigen Zustand für den Gewässerabschnitt indiziert,

welches unter der Annahme eines natürlichen Wasserkörpers (NWB) einen mäßigen

Zustand für den Gewässerabschnitt indizieren würde.

Defizite bestehen insbesondere im Anteil der Litoral-Besiedler (unbefriedigende Einstufung),

während die Artenzahl der Köcherfliegen mit 11 Taxa eine sehr gute Bewertung zeigt. Für

die Saprobie wurde ein guter Zustand ermittelt; der Saprobienindex von 2,27 unterschreitet

allerdings nur geringfügig die Grenze zur Güteklasse 3 (= 2,30).

Die Bewertung als erheblich verändertes Gewässer (HMWB) unter Berücksichtigung der

Fallgruppe „Landentwässerung und -bewässerung (Kulturstaue) ergibt für das ökologische

Potenzial ebenfalls eine mäßige Einstufung. Im Vergleich zur NWB-Bewertung wurde ein

höherer Score von 0,6 unmittelbar an der Klassengrenze zum guten Potenzial ermittelt, die

gute Einstufung wäre bei Werten >0,6 erreicht.

Der Standorttypieindex ordnet den erheblich veränderten Gewässerabschnitt im Ergebnis

beider Module lediglich in einen unbefriedigenden Zustand ein. Im Gesamtartenspektrum

konnten 41 indikative Taxa identifiziert werden, darunter 34 eurytope Arten. Köcherfliegen

sind mit 18 Spezies im Artenspektrum vertreten; dominierend auch hier die Arten der

Kategorien 1+ 2 mit insgesamt 13 Taxa.

3.4 BIOLOGISCHE BEWERTUNG - MAKROPHYTEN

Die Bewertungsergebnisse für die Qualitätskomponenten Makrophyten/Phytobenthos sind in

Tab. 10 zusammengefasst.

Tab. 10: Ergebnisse Qualitätskomponente Makrophyten/Phytobenthos WARBEL_7

LAWA-Verfahren (PERLODES) Standorttypieindex

Wasserkörper Saprobie Allgemeine Degradation

Gesamt- bewertung

Trichopteren (STIT)

Makrozoobenthos (STIMZB)

NWB 2,272 0,49 GK3 5,89 4,41

HMWB 2,272 0,60 GK3

Angaben als Index-Wert bzw. Ökologische Zustandsklasse (Gesamtbewertung). Einstufung der Zustandsklassen: grün = gut, gelb = mäßig

LAWA-Verfahren (PHYLIB) Standorttypieindex (STIM)

Diatomeen (MD) Makrophyten (MMP) Übriges

Phytobenthos (MPB) Gesamtbewertung

gesonderte Bearbeitung

0,34 0,49 0,42 6,25

Angaben als Index-Wert bzw. Ökologische Zustandsklasse (Gesamtbewertung). Einstufung der Zustandsklassen: gelb = mäßig

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

Mit Hilfe des LAWA-Verfahrens PHYLIB wird für beide Module der gesicherte mäßige

ökologische Zustand ermittelt. Dabei bewegen sich sowohl die Einzelindices als auch der

Gesamtindex jeweils im mittleren Bereich des mäßigen Bewertungsintervalls. Bei den

submersen Makrophyten wurden sieben von insgesamt 25 Arten eingestuft. Dabei werden

Lemna minor und Spirodela polyrhiza (jeweils Häufigkeitsklasse 3) als Störzeiger

angesehen. Die ausgedehnte Bänke bildende Art Elodea canadensis wird als indifferentes

Taxon der Kategorie B geführt.

Beim Phytobenthos waren 12 von 15 Taxa bewertungsrelevant. Damit ist die

Artengemeinschaft als relativ divers zu bezeichnen. Obwohl 2/3 der Arten als indifferent

(Kategorie B) bewertet werden, wird insgesamt nur der mäßige Zustand erreicht. Dies ist

darauf zurückzuführen, dass Vaucheria in Massenentwicklung als Störzeiger (Kategorie C)

gewertet wird, da solche Massenentwicklungen auf hohe Nährstoffeinträge hinweisen. Mit

Stigeoclonium wurde zusätzlich ein D-Indikator in der Häufigkeitsklasse 2 nachgewiesen.

Auch über das STI-Verfahren wird für die Makrophyten ein mäßiger ökologischer Zustand

der Warbel angezeigt. Dabei ist die ökologische Kategorie 2 (indifferente Arten) am

häufigsten vertreten. Der Indexwert bewegt sich im mittleren Bereich des mäßigen

Bewertungsintervalls.

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3.5 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG

GEOMORPHOLOGIE

Die Aktualitätsprüfung der Fließgewässerstrukturgütekartierung für die untersuchten

Abschnitte ergab in Übereinstimmung mit der Kartierung von 2012 die Güteklasse 3 (mäßig).

Aufgrund des weitgehend fehlenden Gehölzsaums ist das Ufer weiterhin strukturarm. Infolge

des Fehlens von Bäumen ist die Beschattung nur sehr lückenhaft.

Die eingemessenen Querprofile zeigen ein naturnahes Profil mit einsetzender Breiten- und

Tiefenvarianz.

Mit dem Neubau der Brücke über die B 110 wurde ein für Fische und benthische

Faunenvertreter problemlos passierbares Bauwerk geschaffen. Sowohl die

Strömungsgeschwindigkeiten als auch die Sedimentdicken sind abschnittstypisch

ausgebildet. Auf den beidseitig vorhandenen Bermen kann der Fischotter das Querbauwerk

gefahrlos queren.

MAKROZOOBENTHOS

Tab. 11 fast die Bewertungsergebnisse des ökologischen Zustands anhand der

Qualitätskomponente Makrozoobenthos zusammen und stellt sie den Ergebnissen der

Fließgewässerstrukturgütekartierung aus dem Jahr 2012 gegenüber.

Tab. 11: Ergebnisübersicht QK Makrozoobenthos sowie FGSK (2012)

Messstelle LAWA-Typ

PERLODES Standorttypieindex FGSK 2012

Saprobie Allgemeine Degradation

ÖZK STI-T STI-MZB

WARBEL_7 15 2 3 3* 4 4 3

Angaben in Ökologischen Zustandsklassen (ÖZK): 2 = gut, 3 = mäßig, 4 = unbefriedigend; *Potenzialbewertung (HMWB)

Für den derzeitigen Entwicklungszustand erscheint die mäßige Bewertung als plausibles

Ergebnis. Einige morphologische Defizite bestehen z. B. im Uferbereich, da die

angepflanzten Erlen aktuell noch keine nennenswerten Auswirkungen auf Uferstruktur und

Beschattung zeigen. Im Bereich der Probestelle WARBEL_7 unterliegen die Sohlstrukturen

infolge der wasserbaulichen Maßnahmen einer hohen Dynamik durch Sediment-

umlagerung/Übersandung. Die Bewertung des MZB korreliert mit der Einschätzung der

FGSK von 2012 und ist u.a. dem noch jungen Entwicklungsstadium des

Gewässerabschnittes nach der Renaturierung geschuldet.

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

MAKROPHYTEN

Tab. 12 fast die Bewertungsergebnisse anhand der Qualitätskomponente Makrophyten/

Phytobenthos zusammen.

Tab. 12: Ergebnisübersicht QK Makrophyten/Phytobentos

Messstelle LAWA-Typ

LAWA-Verfahren (PHYLIB) Standorttypieindex

Makrophyten Makrophyten übriges Phytobenthos

Gesamt-bewertung

WARBEL_7 15 3 3 3 3

Angaben in Ökologischen Zustandsklassen (ÖZK): 3 = mäßig

Beide Verfahren weisen für die Warbel übereinstimmende Bewertungen der Makrophyten

und des Phytobenthos auf. Die GK 3 entspricht einem mäßigen Zustand.

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

4 ERFOLGSPROGNOSE UND MAßNAHMEN

In Tab. 13 werden die Bewertungen der Qualitätskomponenten im Wasserkörper TREB-2600

zu unterschiedlichen Erfassungszeitpunkten miteinander verglichen. Ausgehend vom

Zeitpunkt der biologischen Nullerfassung im Jahr 2010 (BIOTA 2011) sowie der

Strukturgütekartierung im Jahr 2012 (FIS 2014) wird der 2014 ermittelte Ist-Zustand dem

angestrebten „guten Zielzustand“ gegenübergestellt.

Tab. 13: Vergleich des aktuellen Zustandes der Qualitätskomponenten zum Zielzustand für den Wasserkörper

Qualitätskomponente Zustand

2010/2012

Ist-Zustand

2014

Zielzustand

2015/2021

Hydromorphologie

Strukturgüte mäßig-unbefriedigend* mäßig gut

Ökologische Durchgängigkeit schlecht** gut gut

Biologie

MZB/Trichopteren (STI) schlecht** unbefriedigend gut

MZB (PERLODES) nicht untersucht mäßig-gut gut

Makrophyten (PHYLIB) nicht untersucht mäßig gut

Fische (FiBS) unbefriedigend** nicht beauftragt gut

* Quelle: Fließgewässerstrukturgütekartierung 2012 (FIS 2014) ** Quelle: Biologische Nullerfassung (BIOTA 2011)

Die Ergebnisse der aktuellen Erfolgskontrolle zeigen insgesamt ein heterogenes

Bewertungsmuster der einzelnen Qualitätskomponenten. Einzig für die ökologische

Durchgängigkeit ist der Zielzustand bereits 2 Jahre nach der Renaturierung erreicht. Mit dem

Rückbau des Sohlabsturzes und den Neubau der für alle wasserrahmenrichtlinienrelevanten

Spezies passierbaren Brücke ist diese kurzfristige positive Entwicklung nicht verwunderlich.

Alle anderen Parameter weisen 2014 einen mäßigen oder gar unbefriedigenden Zustand auf.

Aufgrund der noch kurzen Entwicklungszeit nach der Renaturierung sind die vorliegenden

Ergebnisse dennoch als plausibel zu bewerten.

Trotz der Verbesserung um eine Güteklasse können die Auswirkungen der

Renaturierungsmaßnahmen auf die Qualitätskomponenten Makrozoobenthos sowie

Makrophyten/Phytobenthos (ohne Diatomeen) insgesamt noch als mäßig erfolgreich beurteilt

werden. Die Zielerreichung ist bisher nicht gegeben. Im Hinblick auf die Gewässerstruktur

kann im Zuge der weiteren Entwicklung mit einer Verbesserung der morphologischen

Bedingungen und positiven Auswirkungen auf den Zustand der Makrozoobenthos-

gemeinschaft gerechnet werden. Bezüglich der Nährstoffbelastung scheint dagegen

weiterführender Handlungsbedarf zu bestehen, um den guten Zustand auch für die

Makrophyten und das Phytobenthos zu erreichen.

Die Qualitätskomponente Fische wurde aktuell nicht untersucht. Daher sind keine

Rückschlüsse und Prognosen über die Zielerreichung für den Wasserkörper möglich.

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

Künftige Maßnahmen sollten der Verringerung der Gewässereutrophierung und dem

Nährstoffrückhalt außerhalb des Gewässersystems dienen. Die bereits in der BVP

vorgesehene Maßnahme zur Eliminierung von Punktquellen (Anschluss der Ortschaften

Groß und Klein Nieköhr an die Kläranlage Gnoien) wurde bereits umgesetzt. Als mögliche

Ursachen für die noch vorhandenen Nährstoffeinträge kommen punktuelle/diffuse Einträge

aus der Landwirtschaft bzw. Einträge aus der Ortschaft Gnoien in Frage.

Ferner kann eine bedarfsgerechte Gewässerunterhaltung das Erreichen des guten

ökologischen Zustands fördern. In Tab. 14 sind die aus der aktuellen Erfolgskontrolle

abgeleiteten Maßnahmen überblicksartig aufgeführt.

Tab. 14: Übersicht der abgeleiteten Maßnahmen

Nr. Maßnahme

M 1 Senkung der Nährstoffeinträge

M 2 Bedarfsgerechte Gewässerunterhaltung.

Für das neue Brückenbauwerk sind keine Maßnahmen abzuleiten. Innerhalb der nächsten

Jahre ist im Zuge der natürlichen Sukzession für die sanierten Warbelabschnitte das

Erreichen des guten Zustands möglich. Voraussetzung ist allerdings die zeitnahe Umsetzung

der o.g. Maßnahmen.

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

5 ZUSAMMENFASSUNG

Im Rahmen der Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien wurden im Jahr 2014

Erfassungen der Qualitätskomponenten Makrozoobenthos, Makrophyten und Phytobenthos

durchgeführt, Längs- und Querprofile gemessen und das Brückenbauwerk an der B110

hinsichtlich der ökologischen Durchgängigkeit untersucht.

An der Probestelle WARBEL_7 fanden Erfassungen des Makrozoobenthos statt. Untersucht

wurde die Qualitätskomponente sowohl nach der für die Umsetzung der EG-WRRL

entwickelten LAWA-Methode PERLODES als auch nach dem bislang in Mecklenburg-

Vorpommern eingesetzten Verfahren des Standorttypieindex (STI-Trichopteren und

STI-Makrozoobenthos). Weiterhin wurde die Qualitätskomponente Makrophyten und

Phytobenthos nach dem PHYLIB Verfahren bewertet.

Im Ergebnis der faunistischen Erfolgskontrolle konnte insgesamt der „mäßige Zustand“

(GK 3) festgestellt werden. Damit ist bereits eine Verbesserung um zwei Güteklassen

gegenüber der Biologischen Nullerfassung von 2010 eingetreten. Diese kurzfristige

Verbesserung zeigt, dass die Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit erfolgreich war

und die Besiedlung neuer Habitate durch das MZB über einen kurzen Zeitraum erfolgen

kann. Allerdings indizieren die Schwankungen zwischen den Einzelparametern und den

beiden Bewertungsverfahren einen bislang instabilen Zustand der Artengruppe. Bei

angepasster Gewässerunterhaltung, fortschreitender natürlichen Entwicklung des

Gewässers und Verringerung der stofflichen Belastung ist die Erreichung des guten

Zustands bis 2021 möglich.

Die Qualitätskomponente Makrophyten wurde ebenfalls nur „mäßig“ beurteilt. Bislang treten

eurytope Arten und mäßige Störzeiger vordergründig auf. Typische Arten naturnaher

Fließgewässer fehlen. Für die Zielerreichung bis 2021 ist die Verringerung der stofflichen

Belastung von besonders hoher Bedeutung.

Als Bestandteil der hydromorphologischen Qualitätskomponente fällt die aktuelle

Einschätzung der ökologischen Durchgängigkeit positiv aus. Mit der Feststellung der

Passierbarkeit des Brückenbauwerks der B 110 für alle wasserrahmenrichtlinienrelevanten

Arten ist der Zielzustand bereits 2014 erlangt. Die aktuelle Strukturgüteeinschätzung zeigt

bereits nach 2 Jahren gegenüber der Kartierung 2012 eine leichte Verbesserung von GK 3-4

zu GK 3 an. Tendenziell ist die Erreichung des guten Zustands (GK 2) innerhalb der

nächsten Jahre ohne zusätzliche Maßnahmen zur Strukturverbesserung möglich. Wichtig ist

allerdings, dass ausschließlich eine schonende, bedarfsweise Gewässerunterhaltung erfolgt.

Nur so können sich initiierte Strukturen verstärken und die Warbel in ein naturnahes

Fließgewässer mit typischem faunistischen und floristischem Arteninventar überführen.

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

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Erfolgskontrolle der Sanierung der Warbel in Gnoien Wasserkörper TREB-2600

STALU (2014): schriftliche Mitteilung über die hydrologischen Hauptzahlen an der Warbel.

UMWELTPLAN - GMBH STRALSUND/GÜSTROW (2014): Erfolgskontrolle der Renaturierungsmaßnahmen

an Kösterbeck und Warbel. Erfassung und Bewertung der Qualitätskomponenten

Makrozoobenthos und Makrophyten/Phytobenthos. Im Auftrag von Natura et Cultura.

UNIVERSITÄT ROSTOCK (2008): Probenahme benthischer Diatomeen in Fließgewässern des

norddeutschen Tieflandes gemäß PHYLIB-Verfahren. Schulungsmaterial im Auftrag des LUNG

M-V (Stand: August 2008).