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ERGEBNISBERICHT Literatur- und Datenbankrecherche zu Gesundheitsförderungs- und Prävenonsansätzen bei Kindern aus psychisch belasteten Familien und Auswertung der vorliegenden Evidenz

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ERGEBNISBERICHT –

Literatur- und Datenbankrecherche zu Gesundheitsförderungs- und Präventionsansätzen bei Kindern aus psychisch belasteten Familien und Auswertung der vorliegenden Evidenz

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Impressum

Literatur- und Datenbankrecherche zu Gesundheitsförderungs- und Präventionsansätzen bei Kindern aus psychisch belasteten Familien und Auswertung der vorliegenden Evidenz

Ergebnisbericht

Bearbeitungszeitraum: 08.08.2017 – 26.01.2018

Autoren: Prof. Dr. Michael Kölch, Klinik für Kinder- u. Jugendpsychiatrie u. -psychotherapie, Ruppiner Kliniken GmbH, Hochschulklinikum der Medizinischen Hochschule Brandenburg MHB, Fehrbelliner Str. 38, 16816 Neuruppin; Daria Nolkemper, Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Campus Neuruppin, Fehrbelliner Str. 38, 16816 Neuruppin /// Campus Brandenburg, Nicolaiplatz 19, 14770 Brandenburg a. d. H.; Prof. Dr. Ute Ziegenhain, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm, Steinhövelstraße 5, 89075 Ulm

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Auftraggeberin: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Auftrag und mit Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen nach § 20a SGB V Abs. 3 und 4.

Herausgeber: GKV-Spitzenverband, Reinhardtstraße 28, 10117 Berlin

Gestaltung: Fink & Fuchs AG Fotonachweis: Tobias Vollmer, Köln

Berlin, 2018

Der GKV-Spitzenverband ist der Spitzenverband Bund der Krankenkassen nach § 217a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V). Er ist zugleich der Spitzenverband Bund der Pflegekassen nach § 53 SGB XI. Der GKV-Spitzenverband ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Selbstverwaltung. Name, Logo und Reflexstreifen sind geschützte Markenzeichen des GKV-Spitzenverbandes.

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Literatur- und Datenbankrecherche zu Gesundheitsförderungs- und Präventionsansätzen bei Kindern aus psychisch belasteten Familien und Auswertung der vorliegenden Evidenz

Über das GKV-Bündnis für GESUNDHEIT:

Das GKV-Bündnis für GESUNDHEIT ist eine gemeinsame Initiative der gesetzlichen Krankenkassen zur Weiterentwicklung und Umsetzung von Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten. Das Bündnis fördert dabei u. a. Strukturaufbau und Vernetzungsprozesse, die Entwicklung und Erprobung gesundheitsfördernder Konzepte, insbesondere für sozial und gesundheitlich benachteiligte Zielgruppen, sowie Maßnahmen zur Qualitätssicherung und wissenschaftlichen Evaluation. Der GKV-Spitzenverband hat gemäß § 20a Abs. 3 und 4 SGB V die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung damit beauftragt, die Aufgaben des GKV-Bündnisses für GESUNDHEIT mit Mitteln der Krankenkassen umzusetzen.

Weitere Informationen: www.gkv-buendnis.de

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4 .................................................................................................................................................................................................... Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

Inhalt

1 Verzeichnisse ........................................................................................................................................5

2 Zusammenfassung  ...........................................................................................................................6

3 Einleitung ................................................................................................................................................83.1 Wissenschaftlicher Hintergrund ..............................................................................................................83.1.1 Theoretische Einordnung ..........................................................................................................................93.1.2 Derzeitige Strukturen und Akteure .........................................................................................................93.2 Fragestellungen ........................................................................................................................................ 10

4 Methoden ........................................................................................................................................... 114.1 Methoden der Experteninterviews ...................................................................................................... 114.2 Methoden der Literaturrecherche ....................................................................................................... 11

5 Ergebnisse ............................................................................................................................................ 135.1 Definition der Begrifflichkeiten ............................................................................................................ 135.2 Ergebnisse der Experteninterviews ..................................................................................................... 145.3 Ergebnisse der Literaturrecherche ....................................................................................................... 165.3.1 Anzahl der Publikationen ....................................................................................................................... 165.3.2 Darstellung der kindbezogenen Interventionen ............................................................................... 185.3.2.1 Community-basierte Interventionen ................................................................................................... 185.3.2.2 Verhältnisbezogene Interventionen .................................................................................................... 185.3.2.3 Verhaltensbezogene Interventionen ................................................................................................... 195.3.2.4 Programme im Sinne des Settingansatzes ......................................................................................... 205.3.3 Interventionen, die bereits in mehreren Ländern etabliert wurden ............................................. 215.3.4 Interventionen für verschiedene Altersgruppen ............................................................................... 225.3.5 Effektstärken, Moderatoren und Drop-out-Raten ........................................................................... 23

6 Diskussion ........................................................................................................................................... 256.1 Darstellung zentraler Erkenntnisse ...................................................................................................... 256.2 Limitationen .............................................................................................................................................. 316.3 Zielgruppenspezifische Herausforderungen ...................................................................................... 326.4 Schlussfolgerung ...................................................................................................................................... 33

7 Fazit .......................................................................................................................................................... 367.1. Ergebnisse zu den vorhandenen Präventionsprogrammen ............................................................ 367.2. Handlungsempfehlungen für die Umsetzung in der Zukunft ........................................................ 36

Literaturverzeichnis ...................................................................................................................... 39

Anhang ................................................................................................................................................... 46

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.................................................................................................................................................................................................... 5Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

1 Verzeichnisse

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Ergebnisse der Experteninterviews ...................................................................................... 15Abbildung 2: Systematik der Literaturrecherche anhand des CONSORT-Schemas ........................... 17Abbildung 3: Flussdiagramm zum Hilfs- und Unterstützungsbedarf (Solantaus & Toikka, 2006) ... 29

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Kindbezogene Prävention ....................................................................................................... 18

Anhang ATabelle 1: Ausschluss aufgrund unzureichender Evidenz ................................................................... 46Tabelle 2: Elternbezogene Prävention .................................................................................................... 48Tabelle 3: Familienbezogene Prävention ................................................................................................ 49

Anhang BÜbersichtstabelle über die wissenschaftlichen Publikationen im Rahmen der Literatur- und Datenbankrecherche zu Gesundheitsförderung- und Präventionsansätzen bei Kindern im Alter von 3 bis 14 Jahren mit depressiven oder angsterkrankten Eltern

.................................................. 50

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6 .................................................................................................................................................................................................... Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

2 Zusammenfassung

HintergrundKinder psychisch kranker Eltern sind eine vulnerable Gruppe. Aufgrund von multiplen psychosozialen Belastungsfaktoren in Zusammenhang mit der elterlichen Erkrankung haben diese Kinder ein erhöhtes Risiko, selbst eine psychische Störung zu entwickeln. Präventive Angebote sind daher für diese Zielgruppe von großer Bedeutung. Die vorliegende Expertise sollte evidenzbasierte Präventionsangebote für diese Zielgruppe identifizieren, die möglicherweise im Sinne des Präventionsleitfadens der GKV auch in Deutschland etabliert wären.

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MethodeDazu wurden zunächst Experteninterviews durchgeführt, um eine Einschätzung der Thematik ausExpertensicht sowie Hinweise auf Modelle und Implementierungsprobleme zu erhalten. Die Ergebnisse wurden zu einem Orientierungsrahmen für die anschließende Literatursuche verdichtet. Anhand der Ergebnisse konnten zudem Schlüsselbegriffe für die Datenbankrecherche generiert werden. Anschließend wurde in verschiedenen Literaturdatenbanken systematisch zu kindbezogenen präventiven und gesundheitsförderlichen Interventionsmöglichkeiten für Kinder im Alter von 3 bis 14 Jahren mit depressiv- oder angsterkrankten Eltern recherchiert.

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ErgebnisseEs konnten aus 107.573 Publikationen 43 Interventionen zu der genannten Zielgruppe ermittelt werden. Nach Bewertung der Evidenz der Ansätze wurden 25 Interventionen in eine genaue deskriptive Auswertung eingeschlossen. Die Kategorisierung der Interventionen nach Präventionsart und Adressaten sowie Adressatinnen ergab, dass familien- und elternbezogene Interventionen gegenüber den kindbezogenen überwiegen. Wir haben 9 kindbezogene Interventionen gefunden, bei denen ein methodisch ausreichend hochwertiges Studiendesign angelegt war, die sich entweder im Prozess der Evaluation befanden oder bei denen Ergebnisse bereits vorlagen. Von den 9 kindbezogenen Interventionen waren 5 verhaltensbezogene Interventionen, 1 Community-basiert und 1 verhältnisbezogene Intervention sowie 2 Interventionen im Sinne des Settingansatzes. Diese Interventionen, zentrale familienbezogene Interventionen sowie international bereits in mehreren Ländern umgesetzte Interventionen sind detailliert dargestellt.

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ZusammenfassungDie Ergebnisse dieser Recherche zeigen, dass zwar einzelne Projekte zur Prävention und Gesundheitsförderung für Kinder von Eltern mit einer depressiven oder einer Angsterkrankung vorhanden sind, diese jedoch mehrheitlich nicht ausreichend evaluiert sind. Zudem sind die einzelnen Projekte nicht in eine Versorgungsstruktur eingebunden und es fehlt im Großteil an einer flächendeckenden, systemübergreifenden Vernetzung der Angebote, die für eine etablierte nachhaltige Prävention und Gesundheitsförderung notwendig wäre, wie auch die Experten und Expertinnen in den Interviews betonten. Schlussfolgerungen für die deutsche Situation sind:

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.................................................................................................................................................................................................... 7Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

• Evaluierte Präventionsangebote sind meist verhältnis- oder verhaltensbezogen. • Verhältnisbezogene Präventionsangebote bedürfen einer lokalen Strukturanalyse, um die

Maßnahmen suffizient auf die Adressaten und Adressatinnen ausrichten zu können (Erreichen der Zielgruppe).

• Es bestehen oftmals fließende Übergänge zwischen der Notwendigkeit von Gesundheitsförderung, Prävention und Intervention, je nach dem Zeitpunkt des Beginns des Angebotes oder/und der Schwere und Art der Erkrankung der Eltern. Daher müssen die Angebote Vernetzungsaspekte beinhalten, um adäquat ansetzen zu können.

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Als Modell insgesamt für die Etablierung von Präventionsangeboten für Kinder von Eltern mit Depressionen oder Angststörungen kann die Etablierung der Frühen Hilfen dienen, die systemübergreifende Prävention erfolgreich umgesetzt haben.  

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3 Einleitung

3.1 Wissenschaftlicher Hintergrund

Kinder von psychisch kranken Eltern sind eine vulnerable Gruppe hinsichtlich verschiedener Aspekte: Sie weisen ein erhöhtes Risiko auf, selbst sowohl im Kindesalter als auch später im Erwachsenenalter eine psychische Störung zu entwickeln, und auch für soziale Desintegration und Entwicklungshemmnisse. So ist das Risiko, selbst eine psychische Störung zu entwickeln, bei diesen Kindern drei Mal höher als bei Kindern mit gesunden Eltern (Kölch, Schielke, Becker, Fegert & Schmid, 2008). Im Kindes- und Jugendalter handelt es sich dabei weniger um das konkordante und equifinale Auftreten der elterlichen psychischen Störung beim Kind, sondern eher um multifinale und unspezifische Folgen elterlicher psychischer Erkrankungen. Konkordant heißt, dass die Wahrscheinlichkeit für Kinder hoch ist, die gleiche Diagnose ihrer Eltern zu bekommen. Equifinal bedeutet, dass Kinder von Eltern mit mehreren Diagnosen ein erhöhtes Risiko haben, ähnliche Probleme zu entwickeln. Multifinalität bedeutet, dass die Kinder ein erhöhtes Risiko haben, ein weites Spektrum an Schwierigkeiten aufzuweisen, diese sind nicht zwingend gleich den Symptome der Eltern (van Santvoort et al., 2015). Van Sandvoort et al. (2015) konnten zeigen, dass Angststörungen eher equifinale und konkordante Folgen haben, depressive Störungen eher multifinale Folgen. Insofern sind die Folgen von depressiven Störungen und Angststörungen der Eltern bei den Nachkommen im Kindes- und Jugendalter eher unspezifisch, was mögliche Diagnosen angeht, und das erhöhte Auftreten der gleichen psychischen Störung zeigt sich erst später im Erwachsenenalter.

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In einer Studie mit über 10.000 britischen Kindern konnten Meltzer et al. (1999) zeigen, dass rund ein Viertel der Kinder mit einem psychisch auffälligen Elternteil zusammenlebt (Meltzer, Gateward, Goodman & Ford, 1999). Ausgehend von den epidemiologischen Schätzungen bezüglich der Häufigkeit von Kindern mit Eltern, die an einer psychischen Störung leiden, besteht ein großer Bedarf an gezielter Stärkung der Gesundheitsförderung für diese Kinder, um präventiv Teufelskreise transgenerationaler Belastung und Störungsentstehung zu durchbrechen und präventiv Resilienz zu fördern. In Deutschland gibt es schätzungsweise drei Millionen betroffener Kinder. Zudem kann von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden (Mattejat & Lisofsky, 2009). Kinder psychisch kranker Eltern sind eine Gruppe, für die selektive Präventionsmaßnahmen angezeigt sind.

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Psychisch erkrankte Eltern befinden sich häufig in chronischen Überforderungssituationen, da sie mit vielfältigen psychosozialen Belastungen (wie finanzielle Probleme, konflikthafte Beziehungsmuster, mangelnde tragfähige soziale Netzwerke) konfrontiert sind. Vermehrt kommt es in Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil zu einer Kumulation dieser Faktoren, die eindeutig als Risikofaktoren für die psychische Gesundheit der Kinder identifiziert wurden. Eltern mit psychischen Erkrankungen z. B. haben auch ein höheres Risiko, in einen niedrigen sozioökonomischen Status (SES) zu geraten als die Allgemeinbevölkerung. Selbiger ist wiederum nach der für Deutschland repräsentativen Studie zur Gesundheit von Kindern, der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS-Studie), ein typischer Risikofaktor für vielfältige Einschränkungen in der Gesundheit von Kindern (Erhart, Hölling, Bettge, Ravens-Sieberer & Schlack, 2007).

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Bei psychisch erkrankten Eltern kann eine eingeschränkte Be- bzw. Erziehungsfähigkeit bestehen, die wiederum das Erkrankungsrisiko von Kindern stark erhöht. An schweren Depressionen erkrankte Eltern z. B. reagieren häufig verzögert auf die Signale ihrer Kinder oder neigen dazu, emotional unresponsiv auf ihr Kind zu reagieren (Groen & Petermann, 2011). Den größten Einfluss auf das

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.................................................................................................................................................................................................... 9Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

Erkrankungsrisiko der Kinder hat Studien zufolge jedoch, dass Eltern mit einer psychischen Erkrankung sich selbst weniger kompetent in der Erziehung wahrnehmen und höheren elterlichen Stress erleben als Eltern ohne eine psychische Erkrankung (Plass & Wiegand-Grefe, 2012; Stadelmann, Perren, Kölch, Groeben & Schmid, 2010). Hinzu kommt, dass Kinder psychisch kranker Eltern oft „Elternaufgaben“ übernehmen. Sie kümmern sich bereits in jungen Jahren um die (auch emotionale) Versorgung des Elternteils mit den bekannten gravierenden psychischen Entwicklungsfolgen für die Kinder (Wagenblass, 2001).

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Insgesamt ist zu erwarten, dass weniger die psychische Störung allein als die in den Familien kumulierenden Faktoren für die Entwicklung einer psychischen Störung beim Kind ausschlaggebend sind, die aber maßgeblich durch die psychische Störung des Elternteils verstärkt und/oder ausgelöst werden.

3.1.1 Theoretische EinordnungNach dem Vulnerabilitäts-Stress-Modell spielt bei der Entstehung psychischer Störungen eine erhöhte Vulnerabilität des Kindes in Zusammenhang mit dem Einfluss äußerer Stressoren eine Rolle (Plass & Wiegand-Grefe, 2012; Lenz & Wiegand-Grefe, 2017). Prävention sollte demnach sowohl an externen Bedingungen ansetzen (z. B. Entlastung der Eltern) als auch an der Stärkung protektiver Faktoren des Kindes. Resilienzen können durch die Stärkung personaler Ressourcen (z. B. positives Selbstkonzept, hohe Selbstwirksamkeitserwartungen, Problemlösefähigkeiten, Stressbewältigungs- und Anpassungsfähigkeiten, soziale Kompetenz), familiärer Ressourcen (elterliche Wärme, autoritatives Erziehungsverhalten, sichere Bindungserfahrungen) und sozialer Ressourcen (soziale Unterstützung, stabile Beziehung zu erwachsenen Bezugspersonen, Integration in die Gleichaltrigengruppe) erhöht werden (Lenz, 2014). Eine elterliche psychische Erkrankung bedeutet meist eine chronische Belastung für die Familie. Insofern dürften singuläre und/oder kurze Interventionen langfristig, also über die Spanne des Aufwachsens hinweg, eher wenig Erfolg versprechend seien. Um nachhaltige Verbesserungen zu erzielen, bedarf es langfristiger Interventionen oder gar einer Präventionskette. Aufgrund unzureichender und unverbindlicher Vernetzungsstrukturen konstatieren Experten und Expertinnen in der Neuköllner Erklärung die Notwendigkeit einer „systematische(n) und verbindliche(n) Kooperation aller beteiligten professionellen Akteure und Systeme“ (Kölch, Ziegenhain & Fegert, 2014, S.219) zur erfolgreichen Versorgung Kinder psychisch kranker Eltern. Dafür seien verbindliche interdisziplinäre Verfahrensabsprachen, systematische Weiterbildungen sowie die Zusammenführung von Leistungen unterschiedlicher Systeme, realisiert durch eine Mischfinanzierung, notwendige Bedingungen, weshalb die Unterzeichnenden dementsprechende Forderungen stellen (ebd.).

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3.1.2 Derzeitige Strukturen und AkteureDerzeitige Akteure in der Präventivversorgung sind hier hauptsächlich das Jugendamt bzw. Träger der freien Jugendhilfe wie Erziehungs- und Familienberatungsstellen. Sofern eine krankheitswertige Störung vorliegt, können Behandlungen bei (Kinder- und Jugend-)Psychiatern und -Psychiaterinnen bzw. (Kinder- und Jugend-)Psychotherapeuten und -Psychotherapeutinnen in Anspruch genommen werden. Bezugspersonen des zu Behandelnden können (und teilweise sollen) in die Behandlung miteinbezogen werden.

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Interventionen bei Kindern von Eltern mit psychischen Erkrankungen können dementsprechend an verschiedenen Zielpunkten und auf verschiedenen Ebenen ansetzen. Einmal kann die elterliche Erziehungskompetenz gestärkt werden, die aufgrund der Störung beeinträchtigt sein kann. Es kann

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direkt bei den Kindern angesetzt werden, damit diese z. B. bessere Kompensationsmechanismen entwickeln oder stärkere Resilienz ausbilden. Zum anderen kann direkt bei betroffenen Familien angesetzt werden oder es kann im Feld der Gemeinde oder Schule allgemein angesetzt werden oder im Feld der Gemeinde oder Schule.

Auch bestünden Möglichkeiten, an übergeordneten Strukturen anzusetzen (z. B. Verzahnung von Sozialgesetzbüchern). So gibt es z. B. im Bereich der Frühen Hilfen bereits funktionierende Mechanismen der Vernetzung, in denen verschiedene Netzwerkpartner (Jugendhilfe, Gesundheitsämter, Sozialämter, Schulen, Polizei, Beratungsstellen, Familiengerichte, …) unterschiedlich stark (je nach Notwendigkeit „aktiv oder passiv“) kooperieren. Das Netzwerk ist an die lokalen Strukturen angepasst. Zudem gibt es in dem Bereich der Frühen Hilfen etablierte Fachtage, bei denen sich Referenten und Referentinnen unterschiedlicher Disziplinen und unterschiedlicher Systeme themenspezifisch austauschen können (Ziegenhain, Himmel & Künster, 2014).

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3.2 Fragestellungen

Entsprechend der Ausschreibung „Durchführung einer systematischen nationalen und internationalen Literaturrecherche zu Gesundheitsförderungs- und Präventionsansätzen bei Kindern aus psychisch belasteten Familien und der Auswertung der vorliegenden Evidenz der Ansätze“ wurden „evidenzbasierte Präventions- und Gesundheitsförderungskonzepte“ identifiziert, „die von den Krankenkassen mit weiteren verantwortlichen Partnern in kommunalen Lebenswelten für die anwendungsorientierte Weiterentwicklung gemeinsam genutzt werden können“. Anhand einer Datenbankrecherche auf nationaler und internationaler Ebene wurden verhaltensbezogene, verhältnisbezogene sowie Community-basierte Präventionsansätze und Interventionen im Sinne des Settingsansatzes analysiert, die bei Kindern psychisch kranker Eltern Gesundheitsrisiken vorbeugen und gesundheitsfördernde Lebensweisen unterstützen. Im Fokus der Recherche standen Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 14 Jahren mit Eltern mit einer depressiven Störung oder einer Angsterkrankung. Es sollten keine Artikel in die Recherche einbezogen werden, die vor dem Jahr 2000 publiziert wurden.

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Entsprechend des Ausschreibungstextes und des Briefinggesprächs am 08.08.2017 lag der Fokus dieser Expertise auf Gesundheitsförderungs- und Präventionsansätzen für Kinder zwischen 3 und 14 Jahren aus Familien mit einem (oder beiden) Elternteilen, die an einer depressiven Störung oder Angststörung leiden. Folgende Fragestellungen wurden konkret bearbeitet:

• Gibt es Ansätze in Deutschland oder international?• Sind diese evaluiert und wenn ja, wie ist die Evidenz der Ansätze zu bewerten? • Inwieweit sind internationale Ansätze übertragbar auf das deutsche System? • Welche Bedingungen müssen für eine Implementierung im deutschen System gegeben sein?

Die Fragestellung kann auf dem Hintergrund obiger Ausführungen dahingehend spezifiziert werden, dass einerseits nach der Art der Prävention unterschieden werden muss. Das heißt, es muss eine Einordnung erfolgen, ob die Intervention auf eine Änderung konkreter Verhaltensweisen des Individuums abzielen (verhaltensbezogene Prävention) oder auf eine Veränderung der Gegebenheiten der Lebenswelten des Individuums abzielen (verhältnisbezogen) oder ob sie beide Elemente enthalten (Settingansatz) oder ob die Veränderung kommunaler Strukturen (Community-basierter Prävention) im Fokus der Intervention steht.

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.................................................................................................................................................................................................... 11Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

Zudem werden die Interventionen auch nach dem Adressaten der Intervention unterschieden (kind-, eltern- oder familienbezogene Interventionen). Entsprechend der Ausschreibung und des Briefings durch die BZgA sollten Interventionen identifiziert werden, in denen spezifische Module enthalten sind, die die Kinder adressieren.

4 Methoden

4.1 Methoden der Experteninterviews

Die Expertise ist zweischrittig erfolgt: Einmal wurde entsprechend der Ausschreibung die Fragestellung im Rahmen einer Diskussion mit Mitarbeitenden der BZgA verdichtet und abgestimmt. Darauf aufbauend wurde ein Fragenkatalog erarbeitet, in dem gezielt unterschiedliche definitorische Klassen von Präventionsmaßnahmen miteinbezogen wurden. Anschließend wurden 13 für die Zielgruppe relevante Akteure aus den Bereichen Wissenschaft, Kommune, Medizin, Jugendhilfe und Krankenkassen per Mail angeschrieben und zu einem telefonischen Interview eingeladen. Als Auswahlkritierien dienten z. B. bei der Wissenschaft entsprechende Publikationen bzw. Arbeitsschwerpunkte, bei Verbandsakteuren entsprechende themenrelevante Petitionen bzw. anderweitig erkennbare oder bekannte Expertise. Es konnten schließlich Experteninterviews mit 8 Experten und Expertinnen durchgeführt werden. Durch die Experteninterviews konnte der Orientierungsrahmen, insbesondere in Bezug auf Voraussetzungen und Hinderungsgründe von Präventionsmaßnahmen, verdichtet werden. Es konnten konkrete Hinweise auf Projekte und Programme gewonnen werden. Es wurden zusätzliche Suchbegriffe in die Recherchesystematik mitaufgenommen, da der familiäre Aspekt und der Aspekt der Resilienzförderung sowie der Aspekt der Verortung in kommunalen Strukturen aufgrund der Interviews als besonders wichtig sich als besonders wichtig herausstellten.

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4.2 Methoden der Literaturrecherche

Folgende Datenbanken wurden ausgewählt:

Die Literaturrecherche wurde in den Datenbanken Pubmed, Cochrane Database, Psyndex, fis-bildung und researchgate durchgeführt. Diese Datenbanken wurden ausgewählt, da sie Fachliteratur zu den Fachgebieten der Medizin (pubmed, cochrane database), der Psychologie (psyndex) sowie den Erziehungswissenschaften (fis-bildung) enthalten, diejenigen Felder, die für die Beantwortung der Fragestellung relevant waren. Zudem enthalten sie Artikel mit ausreichendem methodischem Standard und gehören zu den anerkanntesten Datenbanken der jeweiligen Fachgebiete mit den meisten Publikationen. Researchgate wurde schließlich als Ergänzung hinzugezogen. Es kann demnach davon ausgegangen werden, dass relevante Literatur systematisch in genügender Auswahl gesichtet werden konnte.

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Folgende Suchbegriffe wurden verwendet:Um systematisch nach Präventionsansätzen für Kinder von 3 bis 14 Jahren mit depressiven oder angsterkrankten Eltern zu suchen, wurden folgende Suchbegriffe verwendet:

Child*of parents with depressive OR anxiety disorder AND prevention“ „Child* of mentally ill parents AND prevention OR Intervention“

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“Child* of mentally ill parents AND coping OR family relationship”“Child* of mentally ill parents AND parentification”„Child* of parents with a mental illness AND prevention OR Intervention““Child* of parents with a mental ilness AND coping OR family relationship”“Child* of parents with a mental illness AND parentification”„Child* of parents with a psychiatric disorder AND prevention OR Intervention““Child* of parents with a psychiatric disorder AND coping OR family relationship”“Child* of parents with a psychiatric disorder AND parentification”“family of mental illness AND community”“youth welfare measures for child* of parents with a mental illness”

“Child* of mentally ill parents AND prevention strategies”“Child* of mentally ill parents AND community health strategies”“Child* of mentally ill parents AND community policy”“Child* of mentally ill parents AND improving mental health”“Child* of mentally ill parents AND health of young people”“Child* of mentally ill parents AND quality care”“Child* of mentally ill parents AND health services”

Abstracts und Titel wurden manuell nach Inhalt durchsucht. Es wurden Studien ausgeschlossen, die älter sind als aus dem Jahr 2000, Studien, bei denen die Störung der Eltern explizit keine depressive Störung oder Angsterkrankung war, sowie Studien, bei denen das Alter der Zielgruppe explizit nicht zwischen 3 und 14 Jahren lag. Bei Unklarheit wurde der Artikel mit aufgenommen und schied ggf. nach Durchsicht des Volltextes aus. Volltexte wurden, sofern die Einschlusskriterien erfüllt waren, hinsichtlich der gebildeten Schlüsselkategorien (Zielgruppe, Art der Prävention, Handlungsfeld, Setting, Studiendesign) bewertet.

Rein elternbasierte Interventionen oder Interventionen, die das Risiko bei Erwachsenen senken sollten, psychisch zu erkranken, wurden nicht in die Bewertung einbezogen. Es wurde vorab festgelegt, dass Angaben innerhalb der Publikation bewertet wurden, bzw. bei Interventionen, die beide Zielgruppen adressierten, geprüft wurde, ob der Umfang der Intervention mehr auf Kinder, Eltern, beide gemeinsam oder das Umfeld ausgerichtet war (z. B. Dauer oder Frequenz der Intervention). Die eingeschlossenen Studien wurden anhand ihres Evidenzgrads nach der Cochrane-Klassifikation bewertet. Demnach ist der höchste Evidenzgrad eine Metaanalyse (Ia). Der Goldstandard für die einzelnen Interventionen waren demnach randomisierte kontrollierte Studien (RCT) (Ib). Eine randomisierte kontrollierte Studie ist ein Studiendesign, „in dem zwei (oder mehr) Gruppen von Patienten/Probanden zeitgleich bezüglich der Ergebnisse zweier (oder mehr) Behandlungen verglichen werden sollen, wobei die Patienten/Probanden diesen Behandlungen zufällig zugewiesen werden“ (Windeler, Antes, Behrens, Donner-Banzhoff & Lelgemann, 2008). Quasiexperimentelle Studien sind Studien, in denen die Probanden den Vergleichsgruppen ohne Randomisierung zugewiesen wurden (II). Diese wurden in die Analyse ebenfalls eingeschlossen, sofern sie über eine ausreichend große Stichprobe an Personen in der Interventionsgruppe verfügten. Damit von einer normal verteilten Stichprobe ausgegangen werden kann, wird hier analog zur gängigen Empfehlung in der Statistik eine Stichprobengröße von mind. N=30 Personen vorausgesetzt. Ausgeschlossen wurden schließlich Studien ohne Vergleichsgruppe und deskriptive Studien (III), sowie nicht standardisiert evaluierte Studienberichte (IV) (Weninger, Kölch & Fegert, 2013).

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.................................................................................................................................................................................................... 13Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

5 Ergebnisse

5.1 Definition der Begrifflichkeiten

Entsprechend des Auftrags sollte der Begriff „Interventionsmöglichkeiten“ bei Kindern aus Familien mit depressiver Störung bzw. Angsterkrankungen konkretisiert und definiert werden. Dazu dienten die Experteninterviews und die allgemeine Recherche. Gemäß §20 SGB V wird die primäre Prävention als „Verhinderung und Vermeidung von Krankheitsrisiken“ verstanden und die Gesundheitsförderung als Förderung des selbstbestimmten gesundheitsorientierten Handelns. Dies kann durch eine Stärkung der personenbezogenen Resilienz und/oder der sozialen Teilhabe im Rahmen eines Projektes, Intervention oder einer Maßnahme geschehen. Der Begriff der Intervention wird oft verstanden als Maßnahmen bei bestehenden Erkrankung (z. B. im Rahmen von Behandlung). Im Kontext dieser Expertise soll der Begriff im Folgenden bezogen auf Präventionsmaßnahmen verwendet werden:

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Eine Interventionsmöglichkeit ist in dieser Expertise demnach ein Angebot, Maßnahme oder Projekt für eine bestimmte Zielgruppe1, deren Inhalte die Entstehung von Krankheit verhindern oder zumindest vermindern sollen. Interventionsmöglichkeiten können auf verhaltensbezogener, verhältnisbezogener, Community-basierter Ebene oder mit kombinierten Elementen im Sinne des Settingansatzes ansetzen und entweder die Kinder selbst, deren Eltern, die ganze Familie oder die Lebenswelt der Kinder adressieren. Die Inhalte von Interventionsmöglichkeiten beziehen sich auf die Beeinflussung kausal in Beziehung zur Krankheitsentstehung stehender Faktoren und zielen auf eine Reduktion von Risikofaktoren oder/und auf die Erzeugung bzw. Stärkung von Schutzfaktoren ab.

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Interventionsmöglichkeiten können auf verschiedenen Ebenen angesiedelt sein. Zielgruppenspezifisch können sie an alle Kinder gerichtet sein (universell), speziell an Kinder mit psychisch erkrankten Eltern (selektiv) oder an selbst bereits auffällige Kinder mit psychisch kranken Eltern (indiziert). Zudem können Interventionsmöglichkeiten verschiedene Adressaten haben. Sie können direkt an die Kinder gerichtet sein, an die erkrankten Eltern oder die gesamte Familie mit einbeziehen – bis hin zur Aufklärung im Umfeld und der Lebenswelt. Schließlich können die Inhalte der Interventionsmöglichkeit unterschieden werden zwischen den Ebenen, auf denen die Intervention ansetzt. Bei personenbezogenen (verhaltensbezogenen) Interventionen wird eine Verhaltensänderung angestrebt (Schneider, 2017). Verhältnisbezogene Interventionsmöglichkeiten zielen auf die Gestaltung der Rahmenbedingungen gesunder Lebensverhältnisse ab. In Abgrenzung zur verhältnisbezogenen Prävention werden bei Community-basierten Interventionen nicht nur auf eine Verhaltensänderung durch die Veränderung von Bedingungen gesetzt. Kommunale Strukturen sind bei diesem Ansatz nicht nur Gegenstand von Veränderungen, sondern gleichzeitig auch Ressource und Agent der Veränderungen. Die Intervention setzt an kommunalen Institutionen wie informellen sozialen Netzwerken, Schule, Nachbarschaften oder nicht staatlichen kommunalen Organisationen an, die das Individuum als natürliche Umgebung wahrnimmt und als unterstützend erlebt (McLeroy, Norton, Kegler, Burdine & Sumaya, 2003). Unter Prävention nach dem Settingansatz wird eine Intervention mit sowohl verhaltens- und verhältnisbezogenen Elementen verstanden (GKV Spitzenverband, 2014).

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1 Hier: Kinder von Eltern, die eine depressive oder eine Angsterkrankung haben

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5.2 Ergebnisse der Experteninterviews

Teilnehmende Expertinnen und Experten waren aus der Wissenschaft Prof. Dr. Albert Lenz, Katholische Hochschule NRW, Prof. Dr. Hanna Christiansen, Universität Marburg, und Prof. Dr. Silke Wiegand-Grefe, Medical School of Hamburg, aus dem Bereich Kommune Herr Jörg Freese, Deutscher Landkreistag, aus der Praxis Frau Jutta Decarli, Bundesverband für Erziehungshilfe, AFET, Herr Bruno Pfeifle, ehemaliger Leiter des Jugendamtes Stuttgart, sowie als Vertreterinnen der Krankenkassen Frau Dr. Siewerts und Frau Andrea Jakob-Pannier.

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Von den Expertinnen und Experten betonte Schlüsselaspekte sind im Folgenden aufgeführt und in Abb.1 grafisch dargelegt:

Bzgl. der aktuellen Forschungslage berichten die Expertinnen und Experten, die systematische Bestandsaufnahme zur Versorgungslage sei unzureichend, es gebe zwar Projekte, diese seien jedoch selten evidenzbasiert. Vereinzelte evaluierte Projekte zeigen, dass geringe Effektstärken bei Präventionsprojekten zu erwarten seien. Zudem fehle es an systematischer Forschung zu störungsspezifischen Belastungen, um Familien gezielter unterstützen zu können. So seien z. B. intergenerationale Transmissionsmechanismen bisher nicht ausreichend untersucht worden, genauso wenig wie die die Effekte elterlicher Psychotherapie auf die Kinder. Es bestehe eine zeitliche Verzögerung vom Beginn bzw. Ende der Intervention, bis die Wirksamkeit gemessen werden könne. Es dauere einige Zeit bis bei einzelnen Projekten, insbesondere wenn sie in der Community verortet sind, ein Effekt gezeigt werden könne.

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Die Expertinnen und Experten konstatieren, in der Gesellschaft müsse ein Bewusstsein für diese Zielgruppe geschaffen werden, aktuell fehle es an Verantwortungsgefühl in der Gesellschaft.

Als zentraler Aspekt zu Voraussetzungen und Hinderungsgründen der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen wurde von allen Experten und Expertinnen der Aspekt der Vernetzung benannt. Es müsse eine gemeinsame Vision von Gesundheit und Sozialem entwickelt und die Familie als Ganzes stärker in den Blick genommen werden. Institutionen und Einrichtungen müssten stärker verschränkt werden, sodass die Versorgungslandschaft verdichtet werden könne. Dazu müsse es Fortbildungen in Schulen, Kindergärten und bei an der medizinischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen beteiligten Fachärzten geben. Für eine stärkere Vernetzung hinderlich seien die hohe Arbeitsbelastung mancher Disziplinen sowie eine mangelnde Verständigung über Zuständigkeiten. Ein großes Problem seien dabei die verschiedenen Gesetzesgrundlagen. Es erfolge ein „Denken im Abrechnungstopf“. Mischfinanzierungen seien nicht möglich, was die gemeinsame Kommunikation erschwere. Es habe eine „Versäulung“ der Systeme stattgefunden, Vernetzung sei bisher abhängig vom Engagement des Einzelnen und zu wenig in der Regelversorgung etabliert. Systemübergreifende Veränderungen grundlegend in Bezug auf die Sozialgesetzbücher seien notwendig, um koordinierte Hilfen und Kooperationsstrukturen flächendeckend etablieren zu können.

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Als wichtige Inhalte von Präventionsmaßnahmen wurden Elterntrainings genannt, Aufbau stabiler Beziehungen zu alternativen Bezugspersonen, Training der Emotionsregulation sowie das Einüben von Problemlösungs-, Konfliktlösungs- und Stressbewältigungsstrategien. Eine Präferenz zwischen Verhältnis- und Verhaltensprävention sei dabei ebenso wenig zielführend wie einzelne Projekte. Es brauche komplexe Maßnahmen, die in die Strukturen eingebunden sind und als kontinuierliche Versorgung Elemente der Verhältnis- UND Verhaltensprävention beinhalten. Durch die Einbettung primärer Interventionen in die Regelversorgung können vulnerable Gruppen identifiziert und so bestenfalls die Entstehung einer manifesten Erkrankung verhindert werden. Die Grenzen von

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Interventionen sowohl innerhalb der primären Prävention zwischen universeller, selektiver und indizierter Prävention wie auch in Abgrenzung zur sekundären Prävention sind fließend. So kann beispielsweise die Behandlung einer elterlichen psychischen Erkrankung auch Primärprävention für die Kinder leisten. Primäre Maßnahmen stellen demnach einen Ausschnitt der Gesundheitsversorgung dar, der eng mit dem Versorgungssystem verzahnt sein sollte, da hier Aspekte ineinandergreifen und sich sinnvoll ergänzen. Zudem kann durch die Verankerung primärer Interventionen das Versorgungssystem zur Behandlung manifester Störungen entlastet werden.

Abbildung 1: Ergebnisse der Experteninterviews

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5.3 Ergebnisse der Literaturrecherche

Im Folgenden wird zunächst auf die Anzahl der Publikationen eingegangen. Anschließend werden die kindbezogenen Interventionen geclustert nach der Art der Prävention dargestellt. Interventionen, die international bereits in mehreren Ländern implementiert wurden, die also mittlerweile in den Praxisstrukturen von mehr als einem Land verortet sind, sowie Interventionen für verschiedene Altersklassen sind ebenfalls aufgeführt. Es erfolgt ebenfalls eine Darstellung der Effektstärken, Moderatorvariablen sowie Drop-out-Raten der ausgewerteten Interventionen.

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5.3.1 Anzahl der PublikationenInsgesamt konnten wir 107.573 Quellen durch die Datenbankrecherche identifizieren. Nach dem Screening des Titels und Abstracts blieben 143 Quellen, von denen der gesamte Text gescreent wurde. Hinzu kamen 25 Quellen grauer Literatur und Literatur aus Hinweisen der Experten und Expertinnen (s. Abb.2). Nach Durchsicht der Texte dieser 168 Artikel mussten 68 Artikel ausgeschlossen werden, da sie keine Daten zu präventiven Interventionen für die genannte Zielgruppe enthielten, älter waren als aus dem Jahr 2000, eine Zielgruppe mit Diagnosen oder Alter adressierten, die nicht die vorgegebenen Einschlusskriterien oder Daten zu universellen Elterntrainings beinhalteten. Aus der Analyse ausgeschlossen wurden zudem universelle Interventionen für Kinder, bei denen in der Evaluation nicht explizit auf depressive oder angsterkrankte Eltern eingegangen wurde. Aus den 100 übrig gebliebenen Artikeln konnten 43 Interventionen identifiziert werden (s. Anhang B). Die eingeschlossenen 43 Interventionen wurden hinsichtlich der Schlüsselkategorien eingeordnet und nach ihrer Evidenz bewertet. Es mussten Artikel zu 18 Interventionen aufgrund unzureichender Evidenzgrade ausgeschlossen werden (s. Anhang A, Tab.1). 12 Interventionen waren eltern- oder familienbezogene Interventionen (s. Anhang A, Tab.2 und 3). Ein zentraler Aspekt der Expertise war die Frage, inwieweit eine Intervention, wenn sie in einem anderen Land evaluiert wurde, auch übertragbar ist auf ein anderes Land. Wir fanden 4 Interventionen, die bereits in mehreren Ländern implementiert worden waren. Letztendlich blieben 9 Interventionen übrig, die den Schlüsselkategorien entsprachen und in denen spezifische Module enthalten sind, die die Kinder adressieren (kindbezogene Interventionen). Von diesen Interventionen fanden wir jedoch nur bei 5 Interventionen (child responsible personell, CHAMPS, PATS, The Effective Family Programme, Kanu) Ergebnisse zur Wirksamkeit der Intervention. Da die Bewertung der Wirksamkeit von Interventionen ebenfalls eine entscheidende Frage der Expertise war, wurde bei der Darstellung der Effektstärken die am umfassendste evaluierte eltern- bzw. familienbezogene Intervention (die familienbezogene Intervention CHIMPs) sowie zum Vergleich die Metaanalyse von Thanhäuser, Lemmer, de Girolamo und Christiansen, 2017, hinzugezogen.

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Abbildung 2: Systematik der Literaturrecherche anhand des CONSORT-Schemas

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Tabelle 1: kindbezogene Prävention

Projekt Präventionsart EvidenzniveauNischE Community-basiert IIchild responsible personell verhältnisbezogen IICHAMPS verhaltensbezogen IISTERK verhaltensbezogen IYOU ARE OKAY verhaltensbezogen IIPATS verhaltensbezogen IIA jump forward verhaltensbezogen IThe Effective Family Programme Setting-Ansatz IKanu Setting-Ansatz I

5.3.2 Darstellung der kindbezogenen Interventionen Die kindbezogenen Interventionen sind nach den Schlüsselkategorien (s. Anhang B) dargestellt und im Folgenden nach Art der Prävention (verhaltensbezogen, verhältnisbezogen, Community-basiert) eingeordnet. Programme im Sinne des Setting-Ansatzes sind ebenfalls ausgewertet ebenso wie Interventionen, die international bereits in mehr als einem Land umgesetzt wurden. Zusätzlich sind die Interventionen mit der Bezugsgruppe benannt (universell, selektiv, indiziert, kindbezogen, bei den Programmen auch eltern- oder familienbezogen).

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5.3.2.1 Community-basierte Interventionen Selektiv, Community-basiert, je nach Bedarf kind-, eltern- oder familienbezogenDas Projekt NischE (Nicht von schlechten Eltern) ist ein Community-basiertes Projekt, das aus 15 Einzelterminen pro Familie besteht. Die Termine können dabei je nach Bedarf ganz unterschiedlich genutzt werden: als Einzelberatung, Familiengespräch, Einzelförderung der Kinder oder auch als Fachkonferenz im Sinne der Netzwerkbildung. Das Projekt besteht aus vier Phasen, wobei zunächst die Kontaktaufnahme und Beziehungsgestaltung im Vordergrund steht, in der zweiten Phase die Verbesserung der familiären Kommunikation und in der dritten Phase die Bearbeitung von Belastungsfaktoren des Jugendlichen, z. B der Umgang mit Schuldgefühlen oder Loyalitätskonflikten, Parentifizierung und Tabuisierung. In der letzten Phase geht es um die Weitervermittlung des Jugendlichen in andere Hilfssysteme. So kann NischE psychisch belasteten Familien und Jugendlichen einen niedrigschwelligen Zugang zum Hilfssystem ermöglichen. Das Projekt wurde anhand einer nicht randomisierten schriftlichen Befragung standardisiert erhoben (n=150) (Evidenzgrad IIb). Die deskrptiven Ergebnisse wurden in einem Bericht dargestellt. Bezüglich aller erhobenen Parameter (z. B. erhaltene Leistungen, Zufriedenheit) wurde eine signifikante Differenz zwischen Teilnehmer und Nichtteilnehmer berechnet (p>0,12). Es gaben 92 % der Familien an, dass sie mit der Beratung zufrieden waren. Eine differenzierte Beschreibung der Stichprobe im Hinblick auf die Art der Erkrankung erfolgte im Bericht nicht (Nienaber et al., 2017).

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5.3.2.2 Verhältnisbezogene InterventionenSelektiv, verhältnisbezogen, kindbezogenAls verhältnisbezogene Intervention kann die Maßnahme gesehen werden, Personal in der Erwachsenenpsychiatrie einzusetzen, das speziell nach den Bedürfnissen der Kinder der aufgenommenen

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erwachsenen Patienten und Patientinnen schaut. So können im Sinne der selektiven primären Prävention Unterstützungsbedarfe der Kinder erkannt werden, die mit einem stationär aufgenommenen Elternteil einer besonderen Belastung ausgesetzt sind. Im Rahmen der Behandlung manifestierter elterlicher Erkrankungen können primäre Interventionen zur Minderung bzw. Verhinderung einer kindlichen Erkrankung aufgrund der psychischen Belastung eingesetzt werden. Hier werden die fließenden Übergänge zwischen den verschiedenen Präventionsarten deutlich. Eine rein primäre Ausrichtung kann bei dieser Zielgruppe problematisch sein, es bedarf einer engen Verzahnung der Versorgungsleistungen, wie in diesem Projekt realisiert. Der Einbezug kindbezogener Mitarbeitenden in der Erwachsenenpsychiatrie („child responsible personell“) ist seit 2010 in Norwegen gesetzlich verankert. Nach den Ergebnissen einer Studie von Lauritzen und Reedtz (2016) an einer großen norwegischen Klinik sind fünf Jahre später solche Mitarbeitenden angestellt worden. Ihre Aufgabe ist insbesondere auch, die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen sicherzustellen, sodass eine ausreichende Versorgung der Kinder auch nach Entlassung ihrer Eltern sichergestellt ist. Die Erhebung erfolgte mittels einer schriftlichen Befragung der Klinikmitarbeiter im Jahr 2010 (N=219), 2013 (N=185) und 2015 (N=108). Den Ergebnissen der quasiexperimentellen Studie (Evidenzgrad II) nach wurden die Mitarbeiterinnen eingesetzt und wiesen in den Bereichen „legislation knowledge“ und „received training“ signifikant mehr Basiswissen auf als die anderen Mitarbeitenden (s. auch Lauritzen, Reedtz, van Doesum & Martinussen, 2014 zur Nutzung einer Family Assessment Form zur Identifikation von Kindern psychisch kranker Eltern).

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5.3.2.3 Verhaltensbezogene Interventionen Selektiv, verhaltensbezogen, kindzentriertCHAMPS (Children and mentally ill parents) (Goodyear, Cuff, Maybery & Reupert, 2009) ist eine Intervention aus Australien für Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren mit einem psychisch erkrankten Elternteil. Die Sitzungen finden entweder ein Halbjahr lang einmal wöchentlich oder an vier kompletten Tagen in den Ferien statt. Im Vordergrund stehen Ressourcenstärkung der Kinder und soziales Kompetenztraining. Die Evaluation erfolgte quasiexperimentell (Evidenzgrad II) anhand von Regressionsanalysen durch die Effektvergleiche zwischen den beiden Formaten (Ferien- vs. Schulzeiten) des gleichen Programms. Eine differenzierte Beschreibung der Art der Erkrankung der Eltern ist im Report nicht aufgeführt. Beide Programme erzielten im Prä-Post-Test-Vergleich signifikante Effekte kleiner Effektstärke (n=69) in Bezug auf die Verbesserung des Selbstwerts (d=0.47 bzw. 0.42). Das Schulprogramm wies zusätzlich noch signifikante Effekte mittlerer Effektstärke im prosozialen Verhalten auf (d=0.54), das Ferienprogramm kleine bis mittlere Effekte in den Kategorien soziale Unterstützung (d=0.48), außerfamiliäre Beziehungen (d=0.52), Problemlösetraining (d=0.36), familiäre Probleme (d=0.32) und Hyperaktivität (d=0.37). Effekte des Ferienprogramms gegenüber dem Programm während der Schulzeit waren nicht signifikant (S. 301).

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STERK (Screening and Training: Enhancing Resilience in Kids) (Nauta et al., 2012) ist ein niederländisches Präventionsprogramm für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen acht und 17 Jahren mit einem an einer Depression oder an einer Angststörung erkrankten Elternteil. Die Intervention besteht aus zehn wöchentlichen Kindsitzungen und zwei Sitzungen mit den Eltern. Im Fokus steht die Ressourcenstärkung der Kinder und Jugendlichen. Die Evaluation erfolgte mittels einem RCT (Evidenzgrad I) mit einer Follow-up-Befragung nach jeweils zwölf und 24 Monaten (n=204). Ergebnisse sind noch nicht veröffentlicht.

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YOU ARE OKAY (Riemersma, van Santvoort, Janssens, Hosman & van Doesum, 2015) ist ein niederländisches Präventionsprogramm zur Ressourcenstärkung für niedrigintelligente bzw. lernbehinderte

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Kinder zwischen zehn und 20 Jahren mit einem IQ zwischen 50 und 85 und einem psychisch erkrankten Elternteil. Die Intervention besteht aus Gruppensitzungen für die Kinder und einem Online-Programm für die Eltern. Die Stichprobe ist nicht in Bezug auf die Art der elterlichen Erkrankung beschrieben. Die Evaluation soll mit einem quasiexperimentellen Design (Evidenzgrad II) erfolgen, es gibt bisher keine Ergebnisse.

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PATS (Paying Attention To Self) ist eine australische Intervention für Jugendliche im Alter von zwölf bis 18 Jahren mit psychisch kranken Eltern. Im Bericht ist die Art der Erkrankung der Eltern aufgelistet, die Anzahl der Eltern mit einer depressiven oder einer Angsterkrankung jedoch nicht aufgeführt (Hargreaves et al.,2005). Im Fokus der Intervention steht insbesondere die Reduktion sozialer Isolation der Jugendlichen, also der Aufbau sozialer Beziehungen, sowie das Einholen von sozialer Unterstützung. Weitere Ziele der Intervention sind Psychoedukation und der Aufbau von Coping-Strategien. Eine Evaluation erfolgte 2005 in einem quasiexperimentellen Design (Evidenzgrad II) (N=64). Die Ergebnisse zeigten signifikante Verbesserungen in der Reduktion von Stigmatisierung (McNemartest 8.2:6.1%, bei p<.001), Reduktion des Risikos der Obdachlosigkeit (27.9:9.5%, p=.002) sowie in der Reduktion der depressiven Symptomatik der Jugendlichen (60.0:37.5%, p=.006) (Hargreaves et al., 2005).

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Indiziert, verhaltensbezogen, kindzentriertA JUMP FOREWARD (Rasing, Creemers, Janssens & Scholte, 2013) ist eine Intervention aus den Niederlanden für 11-15-jährige Jugendliche mit einer depressiven oder einer Angstsymptomatik, die psychisch erkrankte Eltern haben. Mit den Jugendlichen werden sechs Sitzungen durchgeführt, deren Inhalte Psychoedukation sowie einzelne verhaltenstherapeutische Interventionen (kognitive Umstrukturierung, Angstexposition) sind. Die Evaluation erfolgt mittels einem RCT (entspräche Evidenzgrad I) mit einer Follow-up-Befragung jeweils zwölf Monate und sechs Monate in der Intervention (n=80)- sowie der Kontrollgruppe (n=80). Die Ergebnisse sind bisher nicht veröffentlicht.

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5.3.2.4 Programme im Sinne des SettingansatzesSelektiv, kind- bzw. familienzentriert THE EFFECTIVE FAMILY PROGRAMME (Solantaus, Toikka, 2012; Punamäki, Paavonen, Toikka & Solantaus, 2013) ist ein Programm, das aus der Beardslee Family Talk Intervention (FTI) und der elternzentrierten Intervention Let’s Talk About Children Discussion (LTC) sowie einem Netzwerkmeeting besteht. Im Vordergrund stehen daher die Ressourcenstärkung der Kinder, Elterntraining sowie die Netzwerkbildung. Ausgerichtet ist das Programm für Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 16 Jahren mit einem psychisch erkrankten Elternteil. In der Evaluation wurden die Familien (N=109) in FTI- und LTC-Gruppen randomisiert (Evidenzgrad Ib). 93 der erkrankten Eltern hatten eine unipolare Depression und vier Elternteile mit einer Angst- und depressiven Störung. Prä- und Postbefragungen wurden durchgeführt mit einem Follow-up von vier, zehn und 18 Monaten (Evidenzgrad II). Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Verbesserung in der Entwicklung funktionalerer Kognitionen der Kinder in der LTC-Gruppe, nicht aber in der FTI-Gruppe, ebenso wie die Entwicklung positiver Attributionen (S.686). Das Programm wird seit über zehn Jahren in Finnland durchgeführt. Die Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Studie (N=145 Kinder) zeigen eine Reduktion der emotionalen Symptomatik (p=0.036), der Angstsymptomatik (p=0.003) sowie eine Steigerung des prosozialen Verhaltens (p=0.001). In der Family Talk-Intervention traten die Veränderungen früher auf als in der Intervention Let’s Talk about the Children. Die Veränderungen waren aber in beiden Gruppen signifikant (Solantaus, Paavonen, Toikka & Punamäki, 2010).

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Das Programm KANU ist für Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 14 Jahren konzipiert, die einen affektiv oder schizophren erkrankten Elternteil haben. Ziele des Programms sind Psychoedukation, stabile Beziehungserfahrungen, Elterntraining, „Förderung der Lebenskompetenzen“ sowie Vernetzungs- und Qualifizierungsangebote. Dazu gibt es zwei Elterngespräche, ein Kindergespräch, zwei bis drei Familiengespräche und elf Gespräche in der Gruppe. Das Programm besteht inhaltlich aus fünf Elementen, die sowohl verhaltens- als auch verhältnisbezogene Elemente beinhalten: Psychoedukation, Patenschaften, Elterntraining, Kindertraining und schließlich die Vernetzung mit anderen Hilfeeinrichtungen. In einer randomisierten, kontrollierten Studie (IG N=35 IG; KG N=11) (Evidenzgrad I) konnten signifikante Verbesserungen in der Eltern-Kind-Beziehung in den Bereichen Zuwendung (T-test 4,73, p<0.05), Ablehnung (4,64, p<0.05) und Zutrauen (4,27, p<0.05) erhoben werden. Eine Angabe zu der Anzahl depressiver bzw. angsterkrankter Eltern in der Stichprobe wurde nicht beschrieben (Linthorst, Bauer, Ospiov, Pinhero & Rehder, 2015).

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5.3.3 Interventionen, die bereits in mehreren Ländern etabliert wurdenEntsprechend dem Fokus der Fragestellung auf die internationale Übertragbarkeit von Interventionsmöglichkeiten werden im Folgenden Interventionen beschrieben, die aus einem Land bereits in ein anderes Land übertragen worden sind.

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Selektiv, verhaltensbezogen, familienzentriertEine Adaption der kognitive-behaviouralen Raising-Healthy-Children-Intervention von Compas et al. ist die Intervention “gesund und glücklich aufwachsen” (Platt, Pietsch, Krick, Oort & Schulte-Körne, 2014). Zielgruppe der Intervention sind Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 17 Jahren mit einem affektiv erkrankten Elternteil. Die Intervention besteht aus zwölf Sitzungen mit vier Familien in einer Gruppe (Sitzungen 1–3 und 8–12 zusammen; 4–8 Eltern und Kinder getrennt). Inhalte sind hauptsächlich Psychoedukation und Stressbewältigung. Die Evaluation erfolgt anhand eines RCT (Evidenzgrad I) mit einem Follow-up nach neun und 15 Monaten. Es gibt bisher noch keine Ergebnisse. Ergebnisse der Originalintervention zeigen im Design einer randomisierten kontrollierten Studie im Follow-up bei der Selbsteinschätzung (YSR- Fragebogen) bei den Kindern und Jugendlichen (N=111) eine nach 18 Monaten signifikant reduzierte Angst- und Depressionssymptomatik kleiner Effektstärke (p=0.002, d=.46) sowie internalisierende Symptome (p=0.008, d=.41). Im Follow-up nach 24 Monaten zeigten sich Effektstärken, die jedoch nicht signifikant waren. Die externalisierende Symptomatik war nach 18 sowie nach 24 Monaten signifikant reduziert mit kleinen Effektstärken (p=0.003, d=.48 und p=0.022, d=.37). Keine Effekte zeigten sich in der Fremdbeurteilung (CBCL-Fragebogen) (Compas, et al., 2011).

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Die Family Intervention von Beardslee aus den USA ist bereits in mehreren Ländern adaptiert, z. B. in Deutschland und Schweden. Zielgruppe sind hier sechs- bis 17-jährige Kinder und Jugendliche, die ein psychisch erkranktes Elternteil haben. Die Intervention besteht aus sechs Sitzungen (3 Eltern, 1 Kind, 1 Familie, 1 optional) und einer Follow-up-Sitzung. Im Fokus der Intervention stehen Ressourcenstärkung, Kommunikationstraining, Psychoedukation und Elterntraining. In einem quasiexperimentellen Design (Evidenzgrad II) ist die deutsche Adaption evaluiert worden. Die Interventionsgruppe bestand aus 37 Eltern, von denen 30 eine depressive/affektive Störung hatten. Demnach zeigten die Kinder der Interventionsgruppe (n=28) im Anschluss mehr Wissen über die elterliche Erkrankung, Emotionen und Unterstützungsmöglichkeiten (Differenz (z-standardisiert) =0.60, p=0.01). Zudem wiesen die Kinder der Interventionsgruppe eine signifikant reduzierte externalisierende Symptomatik im Vergleich zu den Kindern der Wartelistenkontrollgruppe (n=9) (Differenz(z-standardisiert)= 8.87, p=0.03) und im Vergleich zum ersten Messzeitpunkt vor Beginn der Interven-

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tion auf. Es konnte keine signifikante Reduktion der internalisierenden Symptomatik der Kinder festgestellt werden (Christiansen, Anding, Schrott & Röhrle, 2015).

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Beardslee’s „Preventive Intervention Project“ ist seit 2009 auch in Deutschland unter dem Namen „Hoffnung, Sinn und Kontinuität“ als deutsche Übersetzung vorhanden. In sechs bis acht Sitzungen sollen die Ressourcen von Kindern im Alter von neun bis vierzehn Jahren von affektiv erkrankten Eltern gestärkt werden, zudem gibt es psychoedukative Elemente. Die Sitzungen finden sowohl als Einzel- als auch als Familiensitzungen statt. In Chile wurde das Preventive Intervention Program (PIP) von Beardslee adaptiert. Die Intervention ist zur Ressourcenstärkung von Kindern im Alter von sechs bis 12 Jahren mit einem psychisch kranken Elternteil konzipiert, das einmal wöchentlich für sieben Wochen als In-Home-Treatment stattfindet. Die Intervention ist in Form einer randomisierten kontrollierten Studie (Evidenzgrad I) evaluiert mit einem Follow-up nach elf Monaten. Ergebnisse sind bisher nicht veröffentlicht (de Angel, Prieto, Gladstone, Beardslee & Irarrazaval, 2016).

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Selektiv, verhaltensbezogen, kindzentriertAn zwei Kliniken in Deutschland ist bisher eine Adaption von Beardslee’s Intervention „Hoffnung, Sinn und Kontinuität“ mit 20 Familien durchgeführt worden. Das Programm SONNE ist für Kinder und Jugendliche mit psychisch erkrankten Eltern und beinhaltet zwei Gruppensitzungen der Eltern, fünf Gruppensitzungen der Kinder und eine individuelle Familiensitzung. Vorab finden zwei Sitzungen zur Diagnostik anhand eines Screening-Fragebogens von Eltern und Kind statt. Ziele der Intervention sind demnach die Risiko- und Bedarfseinschätzung, Psychoedukation sowie Ressourcenstärkung (Emotionsregulation und soziale Unterstützung). Die Evaluation erfolgte in einem quasiexperimentellen Design (Evidenzgrad II) mit einer Kontrollgruppe von N=30. Zu der Verteilung der Stichprobe in Bezug auf die Erkrankung der Eltern liegt keine Beschreibung vor. Ergebnisse zeigen einen positiven Zusammenhang zwischen Wissenszuwachs und Verhaltensauffälligkeiten in der Postbefragung (je größer der Wissenszuwachs, desto geringer die Verhaltensauffälligkeiten) (Christiansen, 2011, S. 42)

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5.3.4 Interventionen für verschiedene AltersgruppenDie Ergebnisse der Experteninterviews geben zum einen Hinweise darauf, dass die Altersgruppe eine zentrale Rolle in der Konzeption der Angebote spielt, da die Inhalte verschiedene Entwicklungsziele adressieren und die Familienmitglieder verschieden stark mit einbeziehen sollten. Zum anderen benennen die Experten und Expertinnen, dass die Versorgungslage je nach Altersklasse variiert. Die Interventionen werden im Folgenden explizit danach geclustert, in genau welchem Alter sich die jeweilige Zielgruppe befindet:

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Für Jugendliche ist die australische Intervention PATS (Paying Attention To Self) konzipiert. Sie ist erstmals 1996 durchgeführt worden und dauert acht Wochen mit wöchentlichen Sitzungen. Zentrales Element der Intervention sind die Gruppensitzungen, in denen die Jugendlichen miteinander Erfahrungen austauschen. Alle haben mindestens einen psychisch erkrankten Elternteil und sind kognitiv und sozial ähnlich weit entwickelt. Ausgeschlossen werden Jugendliche, bei denen eine eigene psychische Erkrankung vordergründig behandlungsbedürftig ist. Die Jugendlichen wählen einen Group Leader. In den Gruppen werden folgende Inhalte besprochen: Verstehen der elterlichen Erkrankung, Verbesserung der Eltern-Jugendlichen-Beziehung, Kommunikations- und Problemlösetraining, Strategien zum Umgang mit der elterlichen Erkrankung entwickeln sowie Strategien der Selbstfürsorge. Bei den Gruppensitzungen ist ein Sozialarbeiter oder eine Sozialarbeiterin anwesend,

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die Jugendlichen werden jedoch in der Planung (Diskussionen, Rollenspiele, Gastredner oder Gastrednerin, …) der Sitzungen eingebunden. Das Hauptziel der Intervention ist demnach die Akzeptanz der elterlichen Erkrankung und der soziale Austausch mit anderen Betroffenen darüber zur Reduktion der sozialen Isolation (Hargreaves et al., 2005).

Für Schulkinder ist die Intervention CHAMPS (CHildren And Mentally ill ParentS) konzipiert. Sie wird seit 1995 in Australien durchgeführt und dauert entweder vier Tage am Stück oder als offene Gruppe wöchentlich zwei Stunden in einem Schoolterm. Die Ferienintervention zeigt in der Evaluation bessere Ergebnisse. Altersgerecht werden den Kindern zunächst Informationen über die elterliche Erkrankungen vermittelt, anschließend werden ressourcenorientiert Coping-Strategien erarbeitet. Bei den Sitzungen ist ein Projektmitarbeiter anwesend (Maybery, Reupert & Goodyear, 2006).

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Für Kindergarten- und Vorschulkinder stehen primär elternbezogene Interventionen zur Verfügung. In der britischen Intervention „living with under fives“ werden neben psychoedukativen Elementen für die Eltern eine separate Kindergruppe zu Verbesserung deren sozialer Kompetenzen sowie Analysen zur Eltern-Kind-Interaktionen angeboten. Eine ausreichende Evaluation zu den Effekten des Programms ist bisher nicht verfügbar (Bassett & Lloyd, 2001; Bassett, King & Lloyd, 2006). Für diese Altersgruppe konzipiert ist auch das rein elternzentrierte in Deutschland anlaufende Projekt „Res-sourcen psychisch kranker und suchtkranker Eltern stärken“. Inhalte der zwölf zweistündigen Sitzungen für sechs bis acht psychisch erkrankte Eltern sind das Mentalisieren, Emotionen und Emotionsregulation, Stressbewältigung sowie die Förderung eines sozialen Beziehungsnetzes. Mitarbeiter können Psychotherapeuten oder Psychotherapeutinnen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen oder Beratende in einer Erziehungsberatungsstelle oder Jugendhilfeeinrichtung sein. Das Projekt wird bis März 2018 in verschiedenen Einrichtungen erprobt und soll anschließend evaluiert werden (Lenz, Leffers & Rademaker, 2014).

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Eine Intervention, die für Kinder aller Altersklassen (von 3 bis 18 bzw. 21 Jahren) konzipiert und zudem umfassend evaluiert ist, ist das familienbezogene Projekt CHIMPs, das bereits in mehreren deutschen Kliniken etabliert wurde. In einem Zeitraum von ein bis anderthalb Jahren finden zunächst Elterngespräche, Kindergespräche, eine Diagnostik des Kindes sowie Familiengespräche statt. Im Fokus der Gespräche stehen die Krankheitsbewältigung durch u. a. Psychoedukation, die Stärkung inner- sowie außerfamiliärer Beziehungen sowie die Analyse der Familiendynamik und -funktionalität. Die Befunde des Ansatzes zeigen, dass sich die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Kinder der Interventionsgruppe (N=53 T1; N=27 T2) sowie deren soziale Unterstützung im Vergleich zu denen der Wartelistenkontrollgruppe (N=14) signifikant verbessert. Die Ergebnisse der randomisierten kontrollierten Studie (Evidenzgrad I) weisen eine mittlere Effektstärke von d=.40 bzw. d=.42 auf (Wiegand-Grefe, Werkmeister, Bullinger, Plass & Petermann, 2012).

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5.3.5 Effektstärken, Moderatoren und Drop-out-RatenIm Großteil der Studien konnte in den Veröffentlichungen keine Angaben zu den Effektstärken gefunden werden, es wurde lediglich das Signifikanzniveau angegeben. In den Studien, in denen Effektstärken angegeben sind, finden sich kleine bis mittlere Effekte (z. B. CHIMPs, Raising Healthy Children, CHAMPS) z. B. in der Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität der Kinder und deren sozialer Unterstützung bzw. sozialer Beziehungen und des Selbstwerts sowie verhaltensspezifischer Symptome (depressive, ängstliche, internalisierende und externalisierende Symptomatik), und auch im Bereich Problemlösetraining.

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Von den eingeschlossenen Studien beschreiben zwei Studien eine hohe Drop-out-Rate zwischen den Messzeitpunkten. So startete CHIMPs mit N=53 beim ersten Messzeitpunkt, N=27 bei T2. Zur katamnestischen Erhebung konnten nur noch neun der Probanden gewonnen werden (WiegandGrefe, Werkmeister, Bullinger, Plass & Petermann, 2012). In der verhältnisbezogenen Intervention von Lauritzen und Reedtz (2016) sank die Teilnehmerzahl um über die Hälfte, was mit der langen Studiendauer von fünf Jahren zu erklären ist (Lauritzen & Reedtz, 2016). Bei PATS betrug die Dropout-Rate nach der 6-Monate-Follow-up-Erhebung ca. 10 %, nach einem Jahr rund 20 % (Hargreaves et al., 2005). Ähnliche Drop-out-Raten geben die Autoren der Evaluation des Effective-Family-Programms an. Hier schieden 9,2 % der Befragten bereits nach der Baseline-Erhebung aus und nach dem Follow-up von zehn Monaten knapp 30 %, nach 18 Monaten knapp 23 %. Dabei bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Schwere der Erkrankung und der ausgeschiedenen Teilnehmenden (p=0.047 bei depressiven Patient/innen und p=0.031 bei Patienten und Patientinnen mit einer Angsterkrankung). Es bestand ebenfalls ein signifikanter Zusammenhang mit einem niedrigen Bildungsabschluss des Elternteils (p=0.02). Die Evaluation des Programmes ergab auch die Relevanz einer Mediatorvariablen. Demnach war die Veränderung kognitiver Attributionen des Kindes ein signifikanter Mediator zwischen Intervention und Outcome-Parameter (X² (28) = 61.89, p =.001) (Punamäki, Paavonen, Toikka & Solantaus, 2013). Mediatorvariablen wurden in keiner der eingeschlossenen Studien explizit aufgeführt. Die Ergebnisse der Metaanalyse von Thanhäuser, Lemmer, de Girolamo und Christiansen (2017) weisen darauf hin, dass der sozioökonomische Status ein signifikanter Moderator ist, in dem Sinne, dass Stichproben mit einem höheren SES eine größere Effektstärke bezgl. der Interventionen aufweisen. Ebenfalls konnten in der 1-Jahr-Katamnese Geschlecht und Studienqualität als Moderatoreffekte ermittelt werden. Demnach sind die Effektstärken kleiner, je weniger Mädchen in der Interventionsgruppe sind und je besser die Studienqualität ist (Thanhäuser, Lemmer, de Girolamo & Christiansen, 2017).

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6 Diskussion

6.1 Darstellung zentraler Erkenntnisse

Insgesamt ergab die Recherche bei der Vielzahl an Publikationen, bezogen auf die Zielkriterien, nur wenige evaluierte Interventionen. Nur fünf Interventionen waren hinreichend zur Wirksamkeit belegt. Zum überwiegenden Teil sind die publizierten Interventionen verhaltensbezogene Projekte. Bezüglich der Zielgruppe stehen bei den meisten publizierten Projekten die Familien- und Eltern im Fokus; zwölf familien- und elternbezogene Projekte, jedoch nur neun kindbezogene Projekte wurden gefunden. Nachfolgend werden die Ergebnisse in Bezug auf die Elemente der Interventionen, die vorhandenen Zugangswege, die Aspekte der internationalen Übertragbarkeit, der Präventionsart sowie der Nachhaltigkeit diskutiert. Ebenfalls werden die Ergebnisse der Literaturrecherche mit den Ergebnissen der Experteninterviews verglichen. Schließlich werden Limitationen und zielgruppenspezifische Herausforderungen benannt sowie eine Schlussfolgerung gezogen.

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ElementeIn allen Interventionen spielt die Psychoedukation und die Aufklärung der Kinder über die elterliche Erkrankung eine zentrale Rolle. Dies adressiert die in der Literatur thematisierte Tendenz zur Tabuisierung der elterlichen Erkrankung in Familien mit psychisch krankem Elternteil und die daraus sich ergebenden negativen Konsequenzen für das Kind (wie mangelnde Sozialkontakte, fehlendes Wissen über erkrankungsbedingtes Verhalten des Elternteils, fälschliche Attribuierung von Schuld für das Verhalten des Elternteils beim Kind) (vgl. Wagenblass, 2001).

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Studien belegen insbesondere die Bedeutung familiärer und sozialer Ressourcen, wie die Beziehungsqualität zu den Eltern, anderen relevanten erwachsenen Bezugspersonen und Gleichaltrigen als protektiven Faktor für die Kinder (Lenz & Wiegand-Grefe, 2017). Insofern sind auch in allen Programmen Elemente zum Aufbau oder der Verbesserung inner- und/oder außerfamiliärer sozialer Beziehungen bzw. der Verbesserung der interfamiliären Interaktion enthalten. Im CHIMPs-Projekt ist die Analyse und Verbesserung der Familiendynamik Ziel der Intervention, bei Kanu gibt es ein Elterntraining sowie die Etablierung von Patenschaften.

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Die Ressourcenstärkung der Kinder ist in allen Projekten (außer bei CHIMPs) ein Bestandteil der Intervention, teilweise, explizit auf die elterliche Störung bezogen, durch die Entwicklung von Coping-Strategien (PATS und CHAMPS), teilweise allgemeiner, durch die „Förderung der Lebenskompetenzen“ (Kanu). Für eine erfolgreiche Prävention sind Aufbau oder Stärkung von Schutzfaktoren bei den Kindern oder Familien wichtiger Ansatzpunkt. Der Entwicklung und Förderung individueller Stärken des Kindes (Empowerment) kommt in der präventiven Arbeit eine ganz besondere Bedeutung zu (Wagenblass, 2001).

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Zugangswege Die Zugangswege zu den Projekten gestalten sich ganz unterschiedlich. Das Effective Family Programme (EFP) und Children Of Mentally Ill Parents (CHIMPs) setzen direkt in der Erwachsenenpsychiatrie an und zielen ab auf Kinder stationär aufgenommener Patienten und Patientinnen. Da bei Eltern, die stationär behandelt werden, ein höherer Schweregrad und größere Belastung angenommen werden kann, erscheint es auch nachvollziehbar, dass diese Kinder Unterstützungsbedarf im Sinne der primären Prävention haben. Allerdings wird bei der Wahl dieses Zugangswegs die Gruppe der Kinder, deren Eltern keine stationäre Behandlung in Anspruch nehmen, nicht erreicht. Mittler-

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weile ist das EFP auch im Gesundheitswesen etabliert. Auch die Teilnehmenden bei Kanu waren zunächst stationär aufgenommene Patienten und Patientinnen, aber auch Patienten und Patientinnen, die von niedergelassenen Erwachsenentherapeuten und -therapeutinnen überwiesen wurden. Für CHAMPS und PATS wurden die Kinder von Mental Health Agencies (kommunalen Gesundheitsorganisationen2) oder von den Eltern angemeldet. Die erkrankten Eltern hatten demnach schon niedrigschwelligen Zugang zum Hilfssystem und es kann davon ausgegangen werden, dass sie bereits eine Form von Unterstützung erhielten. Vor Projektstart besuchen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Familien zuhause, um Informationen zu geben und die Eltern bzw. Jugendlichen zur Teilnahme ermutigen.

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Aus den untersuchten Projekten folgt, dass der Zugangsweg einmal über die Behandlung der Eltern gebahnt wird oder die Kinder selbst bereits Auffälligkeiten zeigen und deshalb Interventionen erhalten. Andere Interventionen setzen extrem niedrigschwellig an, z. B. über die Schule, ohne zu stigmatisieren (s. Corrieri, Conrad & Riedel-Heller, 2014), oder durch in der Kommune präsente offene Anlaufstellen. Jedoch zeigen viele Studien, dass sogenannte „Komm-Strukturen“ wenig effektiv für diese Gruppe sind, unter anderem auch aufgrund Sorgen vor Stigmatisierung oder aber aufgrund der geringen Bekanntheit, aber auch aus Gründen, dass solche Kinder und Familien generell seltener aktiv selbst Hilfen oder Präventionsangebote aufsuchen. So zeigt z. B. eine Untersuchung von Kölch und Schmid (2008) dass 28 % der Befragten Hilfsangebote der Kinder- und Jugendhilfe aufgrund der Sorge vor Stigmatisierung nicht in Anspruch nehmen (Kölch & Schmid, 2008). Ähnliche Ergebnisse zeigte eine Studie von Hefti et al. (2016). Demnach war der meistgenannte Grund, warum Eltern ein Hilfsangebot nicht in Anspruch genommen hatten, Unkenntnis über das Angebot (44,5 %). Über ein Viertel der befragten hatten Sorge davor, von ihrem Kind getrennt zu werden, oder vor Vorurteilen (Hefti et al., 2016).

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Aus diesen abstrahierten Ergebnissen ist abzuleiten, dass Interventionen auf verschiedenen Ebenen angesiedelt werden müssen, um überhaupt Zugang zu den Kindern zu erhalten. Es kann also hinsichtlich der Verortung oder Adressierung einer Präventionsmaßnahme nicht eine Intervention geben, sondern die Intervention(en) müssen auf verschiedenen Zugangswegen und zu einem großen Teil auch durch aktive Adressierung angesiedelt werden.

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ÜbertragbarkeitInternational am besten evaluiert und am häufigsten in anderen Ländern adaptiert sind die Projekte von William Beardslee. Zu den notwendigen Voraussetzungen für eine gelungene Übertragbarkeit der Interventionen in andere Länder ist jedoch wenig bekannt. In den Studienberichten wird lediglich berichtet, dass das Manual übersetzt und auf die deutschen Verhältnisse adaptiert wurde (Platt, Pietsch, Krick, Oort & Schulte-Körne, 2014) bzw. dass in einer Pilotstudie die Akzeptanz der Intervention bei chilenischen Familien getestet werde, damit die Intervention anschließend adaptiert und in die chilenische Realität integriert werden könne (de Angel, Prieto, Gladstone, Beardslee & Irarrazaval, 2016). Insgesamt scheint es so zu sein, dass die kulturelle Übertragbarkeit präventiver Angebote für Kinder psychisch kranker Eltern bisher nicht ausreichend untersucht wurde (Christiansen, 2011).

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2 Für diese Struktur exisitiert nicht unmittelbar ein Äquivalent im deutschen Gesundheitssystem; Aufgaben werden hier vom Gesundheitsamt, von Kliniken/niedergelassenen Ärzten oder gemeindepsychiatrischen Verbünden übernommen.

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PräventionsartDie Ergebnisse der Literaturrecherche in Bezug auf Interventionen verhaltensbezogener Prävention ergeben eine Vielzahl einzelner Projekte (mit der Einschränkung der meist fehlenden Evaluation, vgl. oben).

Anhand der Literaturrecherche konnten fast gar keine ausreichend evaluierten verhältnisbezogenen Interventionen ermittelt werden. Eine Ausnahme bildet eine Studie aus Norwegen. In Norwegen wurde 2010 gesetzlich bestimmt, dass es eine „kinderbeauftragte“ Person („child responsible personell“) in den Einrichtungen der Erwachsenenpsychiatrie geben muss (vgl. Lauritzen & Reedtz, 2016). So werden die Verhältnisse der erwachsenenpsychiatrischen Behandlung dahingehend gestaltet, dass die Kinder mit in den Fokus genommen werden. Weiterhin gibt es Projekte aus Österreich, die erst projektiert sind und noch nicht (in toto) umgesetzt wurden oder bei denen jedoch bisher keine ausreichend standardisierte Evaluation vorliegt. Als Beispiel sei S.I.N.N. genannt, ein Projekt aus Österreich (Evidenzgrad V), bei dem zu Beginn der Intervention der individuelle Hilfs- und Unterstützungsbedarf für das einzelne Kind anhand einer Resilience Map ermittelt wird. Dies geschieht durch Interviews mit den Eltern, ggfls. Sozialarbeitern, Interaktionsbeobachtungen, psychologischer Diagnostik sowie einer Netzwerkanalyse. Anhand dieser erhobenen Resilienz- und Risikofaktoren wird ein soziales Unterstützungssystem sowohl aus familiären Bezugspersonen (Verwandte, Nachbarn, etc.) als auch aus dem professionellen Hilfssystem (Unterstützung durch Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe, Tagesgruppen, KJP, etc.) etabliert. Nach einem halben Jahr werden die Ergebnisse der Veränderungen überprüft. Bei dieser komplexen Intervention wird neben den Mitarbeitenden von S.I.N.N. (ein Psychiater oder Psychiaterin, ein Kinder- und Jugendpsychotherapeut oder Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, ein Sonderpädagoge oder Sozialpädagogin) die Mitarbeit der lokalen Hilfssysteme und Einrichtungen benötigt. Eine Evaluation liegt bisher nur in Form eines deskriptiven Fallberichts vor (Evidenzgrad V) (Pretis & Dimova, 2008). Ebenfalls in Österreich wurde im Rahmen der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft eine Förderlinie zum Thema Kinder psychisch kranker Eltern aufgelegt. Entsprechende Projekte, die im Community-based Setting angesiedelt sind und stark auf Verhältnisprävention abzielen, wurden zur Förderung empfohlen. Diese über mehrere Jahre laufenden Projekte, die innerhalb von Regionen im Mehrebenenansatz Identifikation, Vernetzung und Angebotsstrukturen zur Prävention verbessern wollen bzw. im Sinne der universellen Prävention Elemente der selektiven Prävention über den Schulansatz und die Nutzung neuer Medien Ressourcenstärkung zum Ziel haben, sind derzeit am Beginn ihrer Förderung (s. Internetquelle: The open door; The Village, persönliche Mitteilung Projektmitarbeiterin A. Bauer).

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Als verhältnisbezogene Prävention kann die deutsche Initiative „Netz und Boden“ von Katja Beeck gesehen werden. Ziel von „Netz und Boden“ ist es, die Lebenssituation von Kindern psychisch kranker Eltern allgemein zu verbessern. Neben der verhaltensnahen Beratung betroffener Kinder und Familienmitglieder stehen hauptsächlich verhältnisbezogene Elemente zur Veränderung der Lebenswelt dieser Kinder im Fokus der Initiative. So liefert sie einen Beitrag zur Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit, zur Erstellung von Materialien, zur Weiterbildung und dem Aufbau von Netzwerken. Auch hier findet sich bisher keine ausreichende Evaluation (Magolei & Jungbauer, 2010).

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Zur verhältnisbezogenen Prävention gehören auch Patenschaftsprogramme, da sie Ressourcen in der Gestaltung der Lebens- und Umweltbedingungen der betroffenen Kinder erhöhen sollen. Die hinter diesen Programmen stehende Theorie ist, stabile alternative Beziehungserfahrungen zu ermöglichen, was die Resilienz der Kinder stärken soll (und den erkrankten Elternteil entlasten) (Wagenblass, 2001). Patenschaftsprogramme sind in einigen Regionen Deutschlands bereits seit

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über zehn Jahren verfügbar (z. B. Auryn, Pfiff e.V. oder AMSOC). Eine standardisierte Evaluation liegt bisher jedoch nicht vor (Beeck, 2014; Beckmann & Szylowicki, 2009; Magolei & Jungbauer, 2010). Im Sinne des Setting-Ansatzes konnten keine weiteren Interventionen gefunden werden.

NachhaltigkeitGenerell wäre anzunehmen, dass die dem Setting-Ansatz zugeordneten Projekte hinsichtlich der Nachhaltigkeit gegenüber anderen Interventionen deutlich vorteilhafter wären. Diese Ansätze sollten regelhaft auch eine Vernetzung der Systembeteiligten als Element beinhalten. Versteht man das Setting nicht im engeren Sinn, etwa z. B. nur als ein Krankenhaus, sondern als größeren Rahmen, wie etwa ein Kommune, wären so langfristigere Effekte zu erwarten als bei individuellen Einzelmaßnahmen. Der Einbezug der Lebenswelt des Einzelnen bietet die Möglichkeit, einerseits bei verschiedenen Problembereichen zu unterstützen und andererseits über eine längere Zeitspanne hinweg zu begleiten und so im Bedarfsfall frühzeitig zu intervenieren. Gleichzeitig bedarf es dazu einer individuell bedürfnisorientierten Ausrichtung an der Schnittstelle von Prävention zu Intervention oder Behandlung. Bei Kanu wird z. B. zu Beginn der Intervention eine qualitative Bedarfsermittlung durchgeführt, sodass der Hilfs- und Unterstützungsbedarf erfasst werden kann. Im Effective Family Programme wird der Hilfs- und Unterstützungsbedarf der Familie sukzessive überprüft, indem nach jeder Intervention der Bedarf neu eingeschätzt und anhand eines Flussdiagramms Abläufe im Blick behalten werden können (s. Abb. 3)

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Abbildung 3: Flussdiagramm zum Hilfs- und Unterstützungsbedarf (Solantaus & Toikka, 2006)

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Die Anlage eines Projekts als Präventionskette entspricht der Belastung von psychisch erkrankten Familien: Je nach Krankheitsverlauf gestaltet sich diese fluktuierend, wechselhaft oder chronisch. Generell besteht die Gefahr, dass aufgrund der elterlichen Erkrankung ein Teufelskreis entstehen kann, in dem die elterliche Erkrankung Einfluss auf die psychische Belastung der Kinder hat, was wiederum zu einer gesteigerten elterlichen Belastung führt und die Eltern erhöhten Stress erleben, was sich wiederum auf die Erkrankung auswirkt (Lenz, 2013). Dem Modell entsprechend bedarf es für eine umfassende Unterstützung der Familien kombinierter und multiprofessioneller Hilfen, um sowohl die Ebene des Kindes als auch die der Eltern und der Familie im Blick zu haben.

Hinderungsgründe für die Etablierung solcher Präventions- und Behandlungsketten, die die Zusammenarbeit von Schule/Kita, Kinder- und Jugendhilfe, Gesundheitswesen, Erwachsenen- und Kinder- und Jugendpsychiatrie voraussetzen, sind aktuell, dass eine kooperative Finanzierung nicht vorgesehen ist. Lenz (2013) spricht von einer „Versäulung“ der Sozialgesetzbücher (ebd.). Dass diese Bedingungen rein rechtlich auch anders gestaltet werden können, wird im Bereich der Frühförderung deutlich, wo eine Mischfinanzierung von Hilfen theoretisch möglich ist (ebd.). So wird auch im Evaluationsbericht zum Projekt Kanu folgendes Fazit gezogen: „Erfahrungen aus der Projektlaufzeit haben sehr deutlich gezeigt, dass neben einer intensiven Schnittstellenarbeit in den o. g. Bereichen zudem öffentlichkeitswirksame Aktivitäten erforderlich sind, um den Transfer einer Maßnahme in die Regelversorgung zu fördern. (…) Sinnvoll, so bestätigen auch die Erfahrungen aus dem Kanu-Vorhaben, sind Finanzierungen, die als Mischfinanzierung (GKV, Kommunen, Jugendhilfe, usw.) angelegt sind“ (Linthorst, Bauer, Ospiov, Pinhero & Rehder, 2015, S. 134). Oftmals sind die verfügbaren Angebote der Regelversorgung in Deutschland (weder im SGB V noch im SGB VIII) bisher nicht vorrangig im präventiven Bereich angesiedelt.

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Eine Herausforderung besteht in Deutschland in der Überwindung von Systemgrenzen sowie systemimmanenter Logiken einzelner beteiligter Systeme. Da der Krankheitswert einer psychischen Störung auch durch den Grad der Teilhabebeeinträchtigung des Patienten bzw. seiner Familie entsteht, sind aufgrund elterlicher Erkrankung meist viele Lebensbereiche der Kinder tangiert. Bei Kindern und Jugendlichen sind die relevantesten Teilhabedomänen die Bereiche Freizeit, Peers, Familie und Schule (Kölch & Nolkemper, 2017). Netzwerkarbeit im Sinne der präventiven Ansätze sollten diese Bereiche im Blick haben, um das bestehende Funktionsniveau des Kindes bereichsübergreifend sicherzustellen und somit die Entwicklung einer krankheitswertigen Belastung auch aufgrund psychosozialer Belastung und Teilhabebeeinträchtigung durch die familiäre Situation abzuwenden. Ein wichtiges Element ist demnach, dass die im Netzwerk enthaltenen Bereiche und Partner auch den Zugangsweg für präventive Angebote erleichtern oder erst bahnen können.

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Methodisch haben etwa die Frühen Hilfen in Deutschland gezeigt, wie dies erfolgreich über verschiedene Systeme hinweg gelingen kann (z. B. Fachkonferenzen, systematisierte Kooperationsstrukturen etc.). Diese Verbindung verschiedener bereits bestehender Angebote bzw. Anbieter und Stellen mit Kontakt zu Kindern erleichtert einerseits den Zugangsweg, andererseits werden im Einzelfall dadurch auch über Prävention hinausgehende Interventionen ermöglicht, die bei vielen Kindern dieser Zielgruppe bekanntermaßen notwendig werden. Dies kommt einem Ansatz einer Präventionskette nahe. Der Ansatz aus Österreich, über die Medizin hinausreichende komplexe verhältnispräventive Projekte zu evaluieren, wäre auch für Deutschland zielführend.

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Vergleich mit den ExperteninterviewsDie Ergebnisse der Literaturrecherche decken sich weitgehend mit den Ergebnissen der Expertenbefragung. Soziale Beziehungen und Ressourcenstärkung bzw. Empowerment stehen inhaltlich im Fokus der Interventionen. Die Versorgungslage ist insgesamt unzureichend, es gibt präventive Interventionen, die jedoch nicht in eine Struktur eingebunden und in den meisten Fällen nicht ausreichend evaluiert sind. Eine Kombination aus Verhältnis- und Verhaltensprävention im Sinne komplexer Maßnahmen ist lediglich vereinzelt vorhanden.

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Analog zu den Ergebnissen der Experteninterviews sind auf der Ebene einzelner Programme diejenigen Programme wirksam, die im Gesundheitssystem etabliert (wie z. B. EFP in Finnland) bzw. in Strukturen eingebunden (wie z. B. CHIMPs oder Kanu) sind oder gar eine gesetzliche Verankerung besitzen (wie z. B. „child responsible personell“). Aus den ausgewerteten Interventionen kann ein „Goldstandard“ einer Intervention abgeleitet werden. Diese beinhaltet bestenfalls ein vorangestelltes Screening bzw. Diagnostik (auch der individuellen Risikofaktoren, wie Teilhabe), anschließend nach individuellem Bedarf angepasste kindbezogene Elemente wie soziales Kompetenztraining, Ressourcenstärkung, ggf. kognitive Umstrukturierung sowie Patenschaften, je nach Altersklasse elternbezogenes Erziehungstraining oder familienbezogenes Kommunikationstraining sowie eine systemübergreifende Netzwerkkonferenz zur gemeinsamen Planung weiterer Maßnahmen, je nach Notwendigkeit abhängig von der Art der Teilhabebeeinträchtigung. Diese Elemente sind weitestgehend auch von den Experten vorab benannt worden.

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Es geht aus der Recherche hervor, dass die meisten Programme und Interventionen an Teilbereichen der insgesamt weitergehenden Problematik ansetzen. In den Experteninterviews und in Publikationen mehrfach benannt wurde, dass präventive Interventionen sowie Behandlungsangebote entwicklungsbezogene individuelle Unterstützungsbedarfe dieser Zielgruppe bisher nicht genügend adressieren. Eine besondere Herausforderung besteht u. a. auch darin, dass diese Unterstützungsbedarfe meist über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen bzw. auch intermittierend vorhanden sind.

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Zudem sind die Leistungsansprüche weiterhin in verschiedenen Sozialsystemen in Deutschland verortet, was die Interventionen durch systematische Vernetzung selten angehen, oder konzeptionell berücksichtigen.

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6.2 Limitationen

Geringe Anzahl und geringe EvidenzgeradeInsgesamt ergibt die systematische Literaturrecherche ein heterogenes Bild. In Anbetracht der epidemiologischen Bedeutung des Problems ist die Zahl der gefundenen Publikationen mit einer methodisch hochwertigen Wirksamkeitsmessung von Interventionen gering. Es gibt vereinzelte Projekte für Kinder psychisch Kranker, die gezielt präventiv ausgerichtet sind. Bei den meisten ist die Grenze zur Intervention im Sinne einer Behandlung fließend und die Abgrenzungen nach klassischen definitorischen Kriterien muss schwerfallen. Die dargestellten Projekte für die Zielgruppe waren zumeist englisch- oder deutschsprachig publiziert und überwiegend zumindest ausreichend evaluiert (mind. Evidenzgrad III). Verortet sind sie in Australien, USA und den Niederlanden, weniger Publikationen fanden sich zu Projekten – mit teilweise nicht ausreichend fundierter Evaluation – aus Norwegen, Finnland, Österreich, Chile und Großbritannien. Das Effective Familiy Programme ist mittlerweile Teil der finnischen Routineversorgung geworden. Die Implementation der meisten Projekte

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stellt sich jedoch schwierig dar. So sind z. B. CHIMPs und SONNE an mehreren Kliniken etabliert und auch Kanu bemüht sich um eine Verstetigung des Projektes durch u. a. Pressearbeit, Manualisierung und Bewerbung um Auszeichnungen. Die überwiegende Anzahl der Ergebnisse der Literaturrecherche sind jedoch Einzelprojekte, häufig sogar Pilotstudien (z. B. CHAMPS, PATS) und eine flächendeckende Implementation, auch bezogen zumindest auf ein größeres Gebiet oder kommunale Strukturen, konnte bisher kein Projekt nachweisen.

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Diskussion um die Methode der standardisierten Überprüfung der WirksamkeitDie in Deutschland lokalisierten Projekte sind bis auf wenige Ausnahmen nicht ausreichend evaluiert. Eine Wirksamkeitsmessung im klassischen, in der Medizin üblichen Sinn gestaltet sich in diesem Bereich schwierig, da einmal bekanntermaßen Langzeiteffekte für die Kinder von besonderer Bedeutung sind unter entwicklungspsychologischer Perspektive, zum anderen Outcome-Maße nicht allen für die Psychopathologie oder Lebensqualität punktuell sein sollten, sondern auch das globale Zurechtkommen der Kinder über die Zeit ihres Aufwachsens hinweg. Die Aussagekraft von randomisierten kontrollierten Studien werden in der Fachdiskussion teilweise infrage gestellt, da die Zielgruppe hier extrem heterogen ist, demnach eine individuelle Behandlung bedürfen und randomisierte kontrollierte Studien – neben den methodischen Schwierigkeiten bzgl. Langzeiteffektmessung und des hohen Aufwands – wenig sensibel gegenüber Kontextfaktoren sind, welche jedoch entscheidend zum Erfolg der Intervention beitragen können. In der Diskussion ist, ob qualitative Designs zur Beurteilung der Wirksamkeit adäquater wären (Reupert & Maybery, 2011). Damit wäre eine Erhöhung der externen Validität möglich. Zur Generierung von Erkenntnissen über Denk- und Handlungsmuster sowie Bewältigungsstrategien der Teilnehmenden sind solche Designs vorteilhaft, weniger jedoch in Bezug auf eine standardisierte Überprüfung der Wirkfaktoren. Studien beider Ansätze (quantitativ und qualitativ) gibt es z. B. zu den Projekten CHIMPs und Kanu (vgl. Schröder-Korf, Wienand-Kranz & Wiegand-Grefe, 2013; Heitmann & Schmuhl, 2013; Linthorst & Rehder, 2013).

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6.3 Zielgruppenspezifische Herausforderungen

Überwiegend verhaltensbezogene sowie familien- und elternbezogene InterventionenDie Ergebnisse der Recherche zeigen, dass überwiegend verhaltensbezogene Interventionen bestehen. Familien- und elternbezogene Maßnahmen überwiegen gegenüber den kindbezogenen. Zur verhaltensbezogenen, elternbezogenen Prävention findet sich ein breites Spektrum verschiedener Ansätze von In-Home-Treatment, über Online-Kurse bis hin zu universellen Elterngruppen mit einem Zusatzbaustein zu psychischen Erkrankungen. Bei kleineren Kindern ist es unter Präventionsaspekten durchaus nachvollziehbar, dass Eltern die primäre Zielgruppe für Maßnahmen sind, da dadurch Kompetenzen gestärkt werden, die unmittelbar auf das Risiko der Kinder Auswirkungen haben. Andererseits bleiben aber durch solche indirekt auf die Kinder wirkenden Interventionen spezielle kindliche Bedürfnisse, wie Aufklärung, Entwicklung eigener Konzepte zum elterlichen Störungsbild, Aufbau von Kompetenzen im Sinne der Resilienz (verstärkte Außenorientierung, Aufbau internaler Kontrollüberzeugungen) evt. unberücksichtigt.

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Bisher finden sich auch international zu der betreffenden Zielgruppe der Kinder (3–14 Jahre) mit Eltern, die an einer Depression oder Angststörung leiden, kaum verhältnisbezogene Präventionsmaßnahmen. Gründe dafür können einerseits sein, dass verhaltensbezogene Interventionen deutlich leichter durchzuführen, leichter zu adressieren und vermutlich weniger aufwendig sind. Allein der Zugangsweg im Rahmen einer verhältnisbezogenen Prävention für die Zielgruppe kann methodische

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Probleme bereiten. Es kann die Gefahr der Stigmatisierung aufgrund selektiver Ansätze in Lebensräumen wie z. B. Schulen entstehen. Hier sind universelle Ansätze für Kinder und Präventionsmaßnahmen gegen psychische Störungen eher machbar.

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Herausforderungen bei der Identifikation der PopulationDie Identifikation der Population stellt auch für die Präventionsmaßnahmen einen entscheidenden Aspekt dar. In den Ergebnissen der Recherche wurden die Kinder den Projekten über das Gesundheitsamt oder über Mitarbeiter des Gesundheitswesens (Mental Health Practioners) identifiziert. Teilweise haben sich interessierte Eltern selbst gemeldet, wenn sie z. B. durch Werbung in Zeitschriften von dem Projekt erfahren haben. Bei Projekten, die als Pilotstudien angelegt waren, wurden die Teilnehmenden über die jeweiligen Abteilungen (Krankenhaus/Universität) rekrutiert. Wenn die Identifikation über die Auffälligkeit oder Probleme bei den Kindern erfolgt, ist von einer indizierten Präventionsmaßnahme auszugehen. Zu wünschen wäre aber, dass selektiv präventiv zu intervenieren möglich wäre. Dazu bedarf es aber der Identifikation über die erkrankten Eltern. Die Strukturen der Versorgung und Behandlung der Eltern müssten also zumindest in die Vermittlung von Präven-tionsangeboten für die Kinder involviert werden. Dieser Weg wurde in einigen Projekten (CHIMPS, Effective Family Programme, Kanu) beschritten. Dabei muss aber bedacht werden, dass ein solcher Zugangsweg (über z. B. Eltern, die im Rahmen des SGB V behandelt werden) voraussetzt, dass Eltern bereits diagnostiziert sind und in Behandlung sind. Aus den epidemiologischen Daten und aus Untersuchungen zur Behandlungsprävalenz ist aber bekannt, dass dies zumindest im fachärztlichen Bereich (Psychiatrie und Psychotherapie) nur für einen geringeren Teil der Betroffenen zutrifft. Ein großer Teil befindet sich nicht in fachärztlicher Behandlung und ein Teil ist überhaupt nicht in Behandlung bzw. hat keine Diagnose gestellt bekommen. Diese Kinder würden durch Präventionsmaßnahmen, die im Setting der Behandlung ansetzen, nicht erreicht. Die Kinder, deren Eltern gar nicht psychiatrisch behandelt werden, müssen dennoch Zugang zu präventiven Angeboten finden. Diese Kinder können nur über universelle Präventionsangebote, oder aber über andere Settings als den Bereich des SGB V, erreicht werden, weil z. B. andere Hilfen (z. B. aus dem Bereich des SGB VIII oder SGB II/III) in Anspruch genommen werden oder wiederum jenseits der Sozialsysteme in der Lebenswelt der Kinder Wissen über Probleme der Eltern vorhanden ist (z. B. Schule, Gemeinde).

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Neben dem erhöhten Risiko für das Kind selbst eine psychische Störung zu entwickeln bringt eine elterliche psychische Erkrankung auch für das Befinden der Eltern Folgen mit sich, die eine erhebliche Auswirkung auf das Inanspruchnahmeverhalten der Familien haben können. So zeigen sich bei Eltern „Scham, Überforderung, Schweigen (Familiengeheimnis), Verleugnung oder Krankheitsfixierung, Rückzug/Isolation, Anklammern, Überreaktionen und Resignation“ (Christiansen, 2011). In Anbetracht dieser Auswirkungen auf die Eltern scheint die Frage der Zugangswege zentral dafür zu sein, wie Familien früh erreicht werden können.

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6.4 Schlussfolgerung

Präventionsebenen und ElementeDie strikte Trennung zwischen verhältnis- und verhaltensbezogenen Maßnahmen wäre für eine fachlich angemessene Unterstützung und Versorgung von Kindern psychisch kranker Eltern problematisch. Projekte im Sinne des Settingansatzes im weiteren Sinn fanden wir jedoch kaum. Ausgehend von den in der Literatur beschriebenen Risikofaktoren sind unter Präventionsaspekten verschiedene Ebenen und Elemente zu identifizieren, an denen Prävention ansetzen sollte:

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• Familiäres Klima und familiäre Interaktion• Krankheitswissen und Zuschreibung von elterlichen Symptomen• Soziale Isolierung und Unterstützung

– durch andere erwachsene Bezugspersonen– durch Peers bzw. Integration in eine Peergruppe

• Psychische Belastung des Kindes aufgrund spezifischer Themen wie Loyalität mit dem Elternteil, Sorgen und Parentifizierung

• Kontinuität in der Unterstützung bei wechselnder Intensität• entwicklungsspezifische Bedürfnisse

An diesen resilienzfördernden Aspekten setzen auch die Interventionen an, die im Rahmen der Suche gefunden wurden; diese Aspekte waren auch von den Experten und Expertinnen adressiert worden in den Interviews.

Generell ist hinsichtlich der Präventionsansätze zu überlegen, inwieweit diese auf die Adressatengruppe konzentriert sind bzw. dass verschiedene Ansätze hinsichtlich der Gruppen vorgehalten und entwickelt werden müssen, um die Kinder sowohl risikoadjustiert als auch in ihren Lebenswelten und -lagen ansprechen zu können. Ein Präventionselement ist bereits das Erkennen der Problematik bzw. der von dem Risiko betroffenen Gruppe. Auch hier sind die Möglichkeiten sehr unterschiedlich, je nach Setting. Während im Bereich des SGB V, aber auch des SGB VIII, eine Identifikation bisher eher an fehlenden Standards und fehlender Systematik scheitert, sind im Lebensweltbereich Maßnahmen zur Identifikation der Gruppe eher schwer umzusetzen.

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Adaptiertes Vorgehen bei der Etablierung von PräventionsangebotenUnter ökonomischen Aspekten, aber auch im Licht der Wirksamkeitsforschung zu präventiven Maßnahmen ist ein auf verschiedene Belastungsschweregrade adaptiertes Vorgehen bei der Etablierung von Präventionsangeboten sinnvoll. Dies bedeutet, dass für schwerer betroffene Kinder gezieltere und umfänglichere Angebote vorgehalten werden sollten und diese auch systematisiert bereits über die Prävention hinausgehende Maßnahmen mitdenken müssen, dafür aber auch stärker der Zugangsweg über den Bereich des SGB V möglich ist. Dagegen sind Präventionsmaßnahmen für leichter Betroffene bzw. sich noch gegenüber dem SGB V System eher distal befindende Gruppen weniger über den Zugangsweg SGB V, sondern über andere in der Gemeinde verortete Strukturen sinnvoll zu etablieren und inhaltlich auch weniger konkret auf die spezifischen Themen zu adressieren, sondern eher allgemein.

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Bei Kindern von Eltern, die bereits selbst in Behandlung sind, ist von einer schweren psychischen Störung der Eltern mit Auswirkung auf das Familienleben und die Beziehungs- und Erziehungsfähigkeit auszugehen. Diese Gruppe wird als eine Gruppe mit höherem Risiko generell gelten können (wenngleich die Behandlung der Eltern wiederum ein günstiger und protektiver Faktor im Vergleich zur Gruppe der unbehandelten Eltern ist). Für diese Kinder macht eine systematische Prävention, die aufbaut auf den evaluierten Elementen, Sinn. Die Präventionsmaßnahmen müssen systematische Zugangswege etablieren.

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Für Kinder, deren Eltern nicht im System des SGB V behandelt werden, müssen niedrigschwellige Angebote in der Lebenswelt (Schule, Freizeit, Gemeinde) etabliert werden, da sie über die Zugangswege des SGB V nicht oder kaum erreicht werden (nur dann, wenn sie selbst eine psychische Störung entwickelt haben). Über das SGB V wäre ein Zugangsweg die pädiatrische Versorgung, bzw.

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die hausärztliche Versorgung, die hier die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen identifizieren könnten und entsprechende Angebote im Community-Setting vermitteln könnten. Für eine solche Vernetzung zwischen den Systemen auch zur Prävention sind verbindliche Absprachen und verlässliche Strukturen zwischen den professionellen Akteuren bzw. Institutionen aus unterschiedlichen Sozialsystemen notwendig.

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Systematische Erfassung der Kindergesundheit in und zwischen den SystemenAngesichts des gut abgesicherten Wissens um die vielfältigen (Entwicklungs-)Risiken für Kinder psychisch kranker Eltern sollte es mittlerweile zur Selbstverständlichkeit gehören, dass erwachsene Patienten und Patientinnen bei stationärer Aufnahme gefragt werden, ob sie Kinder haben und deren (emotionale) Versorgung ausreichend sichergestellt wird, bzw. den Eltern niedrigschwellig Unterstützungsmöglichkeiten angeboten werden. Eine systematische Erfassung, aber auch der Einbezug der Aspekte der psychischen Kindergesundheit im Rahmen der Behandlung über die Systemgrenzen von SGB V und VIII, aber auch innerhalb des SGB V z. B. zwischen Psychiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie erscheint hier unerlässlich. Diese Kinder, die selbst noch keine Störung aufweisen, sind systematische Adressaten von Präventionsangeboten, die bei ihren Eltern ansetzen (Präventionsmaßnahmen wie „Elterngruppen“, Angebote wie Psychoedukation, Berücksichtigung der Erhöhung sozialer Kontakte etc.). Da ca. 20 % der aufgenommenen Patientinnen in Kliniken Kinder haben (Schmid, Schielke, Fegert, Becker & Kölch, 2008), wäre es zwingend, dass Kinder von Eltern in der Basisdokumentation der Kliniken dokumentiert werden und darauf aufbauend eine regelhafte präventive Angebotsstruktur entwickelt wird.

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Abgestimmtes Handeln über Leistungsgrenzen hinwegEs gibt Familien, die ein starkes Inanspruchnahmeverhalten zeigen und bis zu vier Hilfen parallel bekommen (Schmutz, 2013). Auch hier ist Vernetzung und Kooperation wichtig, damit im Sinne einer gemeinsame „Hilfe- und Teilhabeplanung“ Unterstützungsmöglichkeiten gezielt und effizient eingesetzt werden. Dazu braucht es ein abgestimmtes Handeln über Leistungsgrenzen hinweg. Community-basierte Konzepte mit einem extrem niedrigschwelligem Zugang wie in dem Projekt NischE scheint eine gute Möglichkeit zu sein, auch die Kinder zu erreichen, deren Eltern aus mangelnder Problemeinsicht oder aus Ängsten vor Bevormundung oder Stigmatisierung einer umfassenden Intervention nicht in Anspruch nehmen wollten. Dabei sollte eine umfassende Netzwerkarbeit Teil der niedrigschwelligen Community-basierten Intervention sein, sodass, nachdem das Vertrauen der Familie gewonnen und der Bedarf der Familie eingeschätzt wurde, weiterführende adäquate Hilfen (seien es Angebote der Jugendhilfe für Kind oder Erziehenden, psychotherapeutische Diagnostik für das Kind, etc.) eingesetzt werden können. Ein psychodiagnostisches Screening der Kinder und Familien scheint ein sinnvolles Instrument nicht nur für den individuellen Unterstützungsbedarf des Kindes während der Intervention zu sein, sondern kann dann auch richtungsweisend für eine möglicherweise notwendige Verbesserung der Versorgungssituation des Kindes nach der Intervention und dementsprechend anknüpfende Kooperationen und Verbindungen sein.

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7 Fazit

Als Fazit werden die diskutierten Präventionsprogramme zusammengefasst und Handlungsempfehlungen abgeleitet.

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7.1 Ergebnisse zu den vorhandenen Präventionsprogrammen

• Die überwiegende Mehrzahl der Projekte sind störungsunspezifisch. Es wird teilweise nicht zwischen Eltern mit einer psychischen Störung und Eltern mit einer Suchterkrankung differenziert. Inhaltliche Elemente sind psychoedukative Programme, Interventionen zur Verbesserung elterlicher Erziehungsfertigkeiten und innerfamiliärer Interaktionen. Diese Elemente wurden aber in der Mehrzahl der Studien ohne vorherige Explikation der theoretischen Grundlagen verwendet (Christiansen, Mattejat & Röhrle, 2011).

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• Weitere relevante Variablen bleiben oft unberücksichtigt bei der Evaluation. Dazu gehören z. B. Folgen der Erkrankung (Armut, Stigmatisierung, Wohnverhältnisse) sowie die Integration von Hilfen auf Gemeindeebene oder in Zusammenarbeit mit Jugendhilfeeinrichtungen (Christiansen, Mattejat & Röhrle, 2011). Bis auf die metaanalytischer Studie von Bee et al., (2014) wird die Kosteneffektivität der Projekte nicht aufgeführt.

• Aufgrund der geringen Studienzahl können keine generalisierbaren Aussagen zu den Effekten präventiver Interventionen bei Kindern und Jugendlichen angst- oder depressiv erkrankter Eltern gemacht werden. Allerdings finden sich in den Studien, die in diese Analyse einbezogen werden konnten, kleine bis mittlere Effekte (bspw. in der Reduktion von Problemen, Verbesserung von Beziehungen, Stärkung des Coping-Verhaltens, Reduktion von Stigmatisierung, etc.). Die Nachhaltigkeit der Effekte war stark unterschiedlich, teilweise waren sie kurzfristig und zwar im 18-Monate-Follow-up noch vorhanden, aber nach zwei Jahren wieder verschwunden (vgl. Compas et al., 2011), teilweise traten sie je nach Intervention erst im 18-Monate-Follow-up auf (vgl. Solantaus, Paavonen, Toikka & Punamäki, 2010).

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• Hinsichtlich der Verbesserung der kindlichen Symptomatik zeigten sich unterschiedliche Effekte in Abhängigkeit von Selbst- vs. Fremdeinschätzung. Eltern schätzten die Abnahme von Symptomen bei ihren Kindern bzw. Jugendlichen nicht als signifikant bedeutsam ein. Demge-genüber waren Effekte in der Selbstbeurteilung signifikant (mittlerer Stärke). Allerdings handelt es sich meist um Einzelbefunde, sodass sie aufgrund der unzureichenden Studienlage höchstens einen Hinweis geben können.

• Projekte, die in der Lebenswelt der Betroffenen angesiedelt sind, sind nicht bzw. kaum vorhanden.

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7.2 Handlungsempfehlungen für die Umsetzung in der Zukunft

Erkennbar ist, dass für primär präventive Maßnahmen im diskutierten Kontext die Frage nach den Zugangswegen zu Familien und Kindern von besonderer Bedeutung ist. Allgemein präventiv verortete Maßnahmen in den Lebenswelten Schule, Verein etc. werden daher entweder nicht ausreichend die Zielgruppe erreichen oder aber vom Nutzen-Aufwand-Verhältnis wenig suffizient sein. Von daher sollten (niedrigschwellige) Zugangswege zu Kindern mit psychisch erkrankten Eltern systematisch analysiert werden. Dabei lassen sich Erfahrungen, wie sie im Prozess des Aus- und Aufbaus der Frühen Hilfen erprobt wurden, modellhaft heranziehen. Dies impliziert in einem ersten Schritt eine entsprechende lokale Analyse der Kooperations- und Vernetzungsstukturen (bestehende Angebote und Anbieter, Netzwerke für Familien mit einem erkrankten Elternteil). Hierbei ist relevant, dass die

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besten Zugangswege bzw. Vernetzungswege jeweils lokal unterschiedlich sind. Aus den Projekten und den Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass eine einheitliche Strategie bundesweit ohne ein Element der Analyse lokaler Gegebenheiten wenig effektiv sein wird, weil wichtige lokale Partner womöglich nicht einbezogen würden. Dadurch könnten wichtige Zugangswege übersehen werden. Die Analyse ermöglicht dann im zweiten Schritt die Etablierung einer verbindlichen Kooperation und Vernetzung zur Prävention (und ggf. darüber hinausgehender Intervention, vgl. dazu weiter unten). Dazu könnten lokale Konferenzen etabliert werden, um die verschiedenen in der Lebenswelt der Kinder vorhandenen professionellen Akteure zusammenzuführen und darauf aufbauend eine lokale Strategie zur Entwicklung präventiver Angebote zu entwickeln. Diese sollte die oben beschriebenen evaluierten Elemente enthalten.

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Für die präventive Identifikation von Kindern psychisch kranker Eltern sollen Zugangswege ausgewählt werden, bei denen eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Präventionsangebote auf entsprechende Adressaten und Adressatinnen treffen können. Effiziente Ansatzpunkte wären etwa Orte der Behandlung von Eltern, also in Kliniken, Institutsambulanzen, aber auch bei ambulant Tätigen in der Versorgung (bis hin zu Hausärzten, die ebenfalls psychisch erkrankte Elternteile versorgen). Da bekanntermaßen in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe die Prävalenz von Kindern, deren Eltern eine psychische Erkrankung aufweisen, höher ist als in der Allgemeinbevölkerung, sind auch diese Einrichtungen hochrelevante Orte für die Identifikation von Adressaten und Adressatinnen der Präventionsmaßnahmen. Die präventiven Projekte für Kinder psychisch kranker Eltern sollten also in Kliniken und in geeignetem ambulanten Versorgungsbereichen, aber auch in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe eine Verankerung haben, da sie dort durchaus systematisch, zielgruppengenau und vermutlich am leichtesten möglich sind durchzuführen.

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Hinsichtlich der Differenzierung nach primärer und sekundärer Prävention wurde bereits problematisiert, dass dies für den hier behandelten Problembereich nur bedingt sinnvoll ist. Es besteht die Gefahr des Aufbaus einer weiteren parallelen Angebotsstruktur mit nicht hinreichender, aber gerade bei Kindern psychisch kranker Eltern essenziell notwendigen Vernetzung und Systematisierung der Angebote auch im Präventionsbereich. Des Weiteren ist bei dieser Personengruppe immer darauf zu achten, dass der Übergang von Prävention zur Intervention im Sinne der Krankenbehandlung oftmals fließend sein kann. Dies muss bei der Konzeption von Präventionsangeboten und ihrer Verortung berücksichtigt werden. Insofern bedarf es eines differenziellen, aber systematischen Netzwerks, das die unterschiedlichen Lebenslagen, Zugangswege und das Inanspruchnahmeverhalten von Familien berücksichtigt. An dieser Stelle sind daher in der Begrifflichkeit eher die Termini der universellen, selektiven und indizierten Prävention sinnvoll zu verwenden als die der Primär- oder Sekundärprävention. Die universelle Prävention kann sinnvoll in der Community verortet werden durch entsprechende Aufklärung, oder auch Maßnahmen, die die gezielte Inanspruchnahme von Präventionsmaßnahmen für entsprechende Kinder erhöht. Indizierte Prävention wäre sinnvoll z. B. in der Psychiatrie und Kinder- und Jugendhilfe zu verorten. Für beides, insbesondere aber für Angebote der selektiven Prävention, ist eine umfassende Vernetzung der verschiedenen Disziplinen und Systeme notwendig. Inhaltlich umfassen die in der Expertise analysierten Projekte Elemente wie Aufklärung, Aktivierung und Peer-Orientierung, die zumindest als hinreichend evaluiert gelten können und die auch mittels der gefundenen Programme oder Module in das lokale Netz implementiert werden könnten.

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Gleichwohl bedarf es aufgrund der Datenlage eines weiteren Monitorings hinsichtlich der Effektivität der Maßnahmen und auch einer weiteren Evaluierung der Projekte. Bei zukünftigen Präven-

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tionsprojekten müssten neben den bisher üblicherweise erfassten Kriterien (wie z. B. Effektstärken) weitere Kriterien berücksichtigt werden (Langfristigkeit der Messzeitpunkte, Unterschiede in Selbst- und Fremdeinschätzung). Zudem sollte größere Aufmerksamkeit auf die Erforschung von Moderatoreneffekten gelegt werden, da diese als distale Faktoren Einfluss auf die Wirksamkeit von Präventionsprojekten haben. Außerdem wäre es überaus sinnvoll, eine bundesweite Strategie für die Etablierung von Präventionsprojekten zu entwickeln. Diese sollte die Implementierung empirisch fundierter und spezifischer Angebote mit der systematischen Entwicklung von lokalen und interdisziplinären Kooperations- und Vernetzungsstrukturen kombinieren. Hinzu kommt die Berücksichtigung jeweils unterschiedlicher lokaler Gegebenheiten. Diese müssten systematisch erhoben werden, und zwar insbesondere die spezifischen für diese Zielgruppe relevanten regionalen Aspekte (z. B. Stadt vs. Land) bei der Inanspruchnahme.

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Eine erste Erprobung einer so skizzierten systematischen Implementierung von Präventionsmaßnahmen könnte im Rahmen eines vergleichenden Modellprojektes in zwei Kommunen (Stadt/Land) erprobt werden. Hierbei könnten erste Erfahrungen gesammelt, Implementierungscharakteristika analysiert und ggf. dann für eine flächendeckendere Etablierung modifiziert werden.

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-

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46 .................................................................................................................................................................................................... Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

Anhang A

Tabelle 1: Ausschluss aufgrund unzureichender Evidenz

Projekt Autor Titel Studiendesign Evidenzniveau

-

„When your parent has a mental illness”

Grové, Reupert, Maybery, Morgan (2015)

When your parent has a mental illness: children‘s experiences of a psychoeducational intervention

-

Quasiexperimentelles Design, N=5

II

Auryngruppen Dierks (2001)Mattejat, Lisofsky (2009)Suermann,Gorspott (2013)

Präventionsgruppen für Kinder psychisch kranker Eltern im Schulalter („Auryngruppen“)

Erfahrungsbericht V

KIPKEL Hipp, Schatte, Altrogge (2010)Mattejat, Lisofsky (2009) Magolei, Jungbauer (2010)

Multiinstitutionelles Kooperationsprojekt im Kreis Mettmann: Präventive Hilfen für psychisch kranke Eltern und ihre Kinder

Erfahrungsbericht V

Living with under fives

Bassett, Lloyd (2001)

Living with under-Fives: A Programme for Parents with a Mental Illness

Vergleichsstudie zum Verhalten gesunder Mütter

III

S.I.N.N. Pretis, Dimova (2008)

Vulnerable children of mentally ill parents: towards evidence-basedsupport for improving resilience

-Einzelfallstudie V

SMILES Pitman, Matthew (2008)

The Smiles program: A group program for Children with mentally ill parents or siblings

Quasiexperimentelles, N=25

II

Survivalkid Drost, Schippers (2013)

Online support for children of parents suffering from mental illness: A case study

Einzelfallstudie V

Erziehungsberatung Schrappe (2013) Erziehungsberatung für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil – eine Brücke zwischen Jugendhilfe und Psychiatrie

Nicht evaluiert V

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.................................................................................................................................................................................................... 47Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

Projekt Autor Titel Studiendesign Evidenz-niveau

Family options and support group for mothers

Dvir (2012) Parenting and mental illness: a group for mothers

Nicht evaluiert V

Triple p und CC-CYPMH

Phelan, Lee, Howe, Walter (2006)

Parenting and mental illness: a pilot group programme for parents

Beschreibende Studie IV

AMSOC Beeck (2014) Verlässlichkeit für Kinder – das Patenschaftsangebot für Kinder psychisch erkrankter Eltern von AMSOC e. V.

-Beschreibende Studie IV

Patenschaften für Kinder psychisch kranker und/oder junger Mütter

Magolei, Jungbauer (2010)

Patenschaften bei Pfiff e. V.

Bericht V

AKisiA Magolei, Jungbauer (2010)

Von der Theorie zur Praxis: AKisiA – ein Hilfsangebot für Kinder psychisch erkrankter Eltern

Beschreibende Studie (Evaluationsbögen)

IV

Netz und Boden Magolei, Jungbauer, (2010)

Die Initiative „Netz und Boden“

Bericht V

STEP Duo Lammers (2016) STEP Duo: Ein systematisches Elterntraining für psychisch erkrankte Eltern mit Begleitern

- Bericht V

Erziehungstraining für psychisch kranke Eltern

-Propp, Müller, Kliem (2013)

Erziehungstraining für psychisch kranke Eltern – eine Pilotstudie

Quasiexperimentell, N=12

II

Kookaburra kids camp

Grové, Reupert, Maybery (2015)

Peer connections as an intervention with children of families where a parent has a mental illness: Moving towards an understanding of the processes of change

-

Nichtexperimentelle Studie

III

Sonne und Wolken Hartmann (2008) Sonne und Wolken. Therapie- und Trainingsgruppe mit Kindern psychisch erkrankter Eltern

-Bericht V

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48 .................................................................................................................................................................................................... Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

Tabelle 2: Elternbezogene Prävention

Projekt Autor Titel Interventionsdesign

- Primäre Ziele

Let’s Talk Mayberry et al. (2017)

Developing an Australian-first recovery model for parents in Victorian mental health and family services: a study protocol for a randomised controlled trial

-

2–3 Sitzungen für Eltern mit einer psychischen Erkrankung

-

Elterntraining, Familie stärken, eigene Genesung, Erklärung der Erkrankung für das Kind

-

Ressourcen der Eltern stärken

Lenz, Leffers, Rademaker (2014)

Ressourcen psychisch kranker und suchtkranker Eltern stärken. Ein modularisiertes Programm zur Prävention von Kindesmisshandlung

-

-

10 Sitzungen für Eltern mit einer psychischen Erkrankung

Ressourcen-stärkung: Mentalisierungsfähigkeit, die Emotionsregulation, die Stressbewältigung und die Fähigkeiten von Eltern, sich soziale Unterstützung zu holen

-

--

-

KopOpOuders (Chin Up, Parents)

Van der Zanden, Speetjens, Arntz, Onrust (2010)

Online Group Course for Parents With Mental Illness: Development and Pilot Study

8 Sitzungen online

Verbesserung der Eltern-Kind-Interaktion u. der Coping-Skills des Kindes, Unterstützung des zweiten Elternteils, Erstellen eines sozialen Netzwerkes, Erklärung der eigenen Erkrankung fürs Kind

-

-

-

--

In-Home Cognitive Behavioral Therapy (IH-CBT

Ammermann et al. (2011)

An Open Trial of In-Home CBT for Depressed Mothers in Home Visitation

15 wöchentliche Sitzungen

Ressourcenstärkung, Psychoedukation

-

Cool little kids Bayer et al. (2017) Translational delivery of Cool Little Kids to prevent child internalising problems: Randomised controlled trial

6 Sitzungen Psychoedukation, Elterntraining

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.................................................................................................................................................................................................... 49Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

Tabelle 3: Familienbezogene Prävention

Projekt Autor Titel Interventionsdesign Primäre ZielePreventive Intervention Project

- De Angel, Prieto, Gladstone, Beardslee, Irarrazaval, (2016)

-The feasibility and acceptability of a preventive intervention programme for children with depressed parents: study protocol for a randomized controlled trial

-

Lecture-Design: 2 Sitzungen Vorträge für die ElternKlinisches Design: 6–11 Sitzungen Eltern oder Kindergruppe, 1 x Diskussionsgruppe Eltern und Kinder zusammen, halbjährliche Telefonkontakte

-

Psychoedukation, Psychoedukation, Ressourcenstärkung, Kommunikationstraining, Elterntraining

--

Child Talks Reedtz, Lauritzen, van Doesum (2016)

Evaluating workforce developments to support children of mentally ill parents: implementing new interventions in the adult mental healthcare in Northern Norway

-

-

Assessmentform, 2–3 Sitzungen Eltern und Kind, ggf. Weitervermittlung des Kindes an kindbezogene Hilfen

-

Elterntraining

CHIMPs Wiegand-Grefe, Werkmeister, Bullinger, Plass, Petermann (2012)Sobik, Wienand-Kranz, Wiegand-Grefe (2013)Krumm, Becker, Wiegand-Grefe (2013)

Gesundheitsbezogene Lebensqualität und soziale Unterstützung von Kindern psychisch kranker Eltern Effekte einer manualisierten Familienintervention

-

-

--

2–3 Elterngespräche, 1–2 Kindergespräche, 3 Familiengespräche (Zeitraum 1–1,5 Jahre) (ca. 8 Sitzungen) plus Diagnostik von Eltern und Kind

Gesundheitsbezogene Lebensqualität und soziale Unterstützung

-

The family cognitive-behavioral intervention (RHC)

--

Compas, B. E. et al. (2009, 2010, 2011)

Randomized Controlled Trial of a Family Cognitive-BehavioralPreventive Intervention for Children of Depressed Parents

-

4 Familien in einer Gruppe, 12 Sitzungen Eltern und Kinder zusammen

-

Psychoedukation und Stressbewältigung

-

EFFEKT-E Bühler, Kötter, Jaursch, Lösel (2011)

Prevention of familial transmission of depression: EFFEKT-E, a selective program for emotionally burdened families

-6 Sitzungen Mütter, 15 Sitzungen Kinder

Elterntraining und soziales Kompetenztraining für die Kinder

-

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.................................................................................................................................................................................................... 51Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

50 .................................................................................................................................................................................................... Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

Projekt Autor Titel Interventionsdesign Primäre ZieleThe Coping and Promoting StrengthProgram

Ginsburg, Drake, Tein, Teetsel, Ridlle (2015)

A Child inclusive Family Intervention in a CommunityAdult Mental Health Service

8 wöchentliche Sitzungen (die ersten beiden nur mit Eltern, dann Eltern und Kind zusammen)

Ressourcenstärken, Elterntraining, Früherkennung, Angstexpositionen

­­­­

Strong African American Families Program (SAAF)

Beach, Kogan, Brody, Chen, Lei, Murry (2008)

Change in Caregiver Depression as a Function of the Strong African American Families Program

7 wöchentliche Sitzungen, erst Eltern und Kinder getrennt, anschließend gemeinsam

­

Stärkung der familiären Ressourcen

Anhang B

Tabelle 4: Übersichtstabelle über die wissenschaftlichen Publikationen im Rahmen der Literatur­ und Datenbankrecherche zu Gesundheitsförderung­ und Präventionsansätzen bei Kindern im Alter von 3 bis 14 Jahren mit depressiven oder angsterkrankten Eltern

Projekt Autoren Titel Studiendesign Evidenzniveau

­ Zielgruppe Intervention Handlungsfeld Setting Land Art der Prävention

1. When your parent has a mental illness

Grové, Reupert, Maybery, Morgan (2015)

When your Parent has a Mental Illness: Children‘s experiences of a psycho­educational intervention

Prä­Post­Test N=9 und Follow­up­Interview N=5

II 12–15­Jährige mit einem psychisch kranken Elternteil

Handbuch zur Psychoedukation

Psychoedukation Alltagswelt (elektronisch, Foren, Supermärkte, Krankenhäuser)

Australien Selektiv, kindzentriert, verhaltensbezogen

­­

2. Preventive Intervention Project Adaptiert: Hoffnung, Sinn und Kontinuität (Röhrle, Christiansen, Mattejat, 2009)

Beardslee, Gladstone, Wright, Cooper (2003), Beardslee, Wright, Gladstone, Forbes (2012)

A Family­Based Approach to the Prevention of Depressive Symptoms in Children at Risk: Evidence of Parental and Child Change

Randomisierte kontrollierte Studie

Ib 8–15­Jährige mit einem psychisch kranken Elternteil

Lecture (2 x Elterngruppe) or a clinician­facilitated intervention (6–11 x Eltern­ oder Kindergruppe, 1 x Diskussionsgruppe Eltern und Kinder, halbjährlich Telefonkontakte)

­­­

­­

­

Psychoedukation und Ressourcenstärkung

­Stationär/ambulant

USA Selektiv, familienorientiert, verhaltensbezogen

­­

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.................................................................................................................................................................................................... 53Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

52 .................................................................................................................................................................................................... Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

Projekt Autoren Titel Studiendesign Evidenz­niveau Zielgruppe Intervention Handlungsfeld Setting Land Art der

Prävention3. A jump forward Rasing, Creemers,

Janssens, Scholte (2013)

Effectiveness of depression and anxiety prevention in adolescents with high familial risk: study protocol for a randomized controlled trial

Randomisierte kontrollierte Studie

Ib 11–15 J. mit depressiven oderAngstsymptomen mit einem psychisch kranken Elternteil

­

6 Sitzungen mit den Jugendlichen

Psychoedukation, verhaltenstherapeutische Interventionen

­Ambulant Niederlande Indiziert, kind

zentriert, verhaltensbezogen

­­

4. Auryn­Gruppen

Dierks (2001), Mattejat, Lisofsky, 2009

Präventionsgruppen für Kinder psychisch kranker Eltern im Schulalter („Auryngruppen“)

­

Erfahrungsbericht V 7–16 J. mit einem psychisch kranken Elternteil

­Kindergruppen mit begleitender Elternarbeit, 24 Sitzungen

Ressourcenstärkung

­ Bezirksamt Dtl. Selektiv, kindzentriert, verhaltensbezogen

­­

5. CHAMPS Goodyear, Cuff, Maybery, Reupert (2009)

CHAMPS: A peer support program for children of parents with a mental illness

Quasi­experimentell

II 8–12 J. mit einem psychisch kranken Elternteil

­Kindergruppen während eines Schuljahres wöchentl. 2 h oder in den Ferien 4 ganze Tage

Ressourcenstärkung, SKT

­ Ambulant Australien Selektiv, kindzentriert, verhaltensbezogen

­­

6. Child Talks Reedtz, Lauritzen, van Doesum (2016)

Evaluating workforce developments to support children of mentally ill parents: implementing new interventions in the adult mental healthcare in NorthernNorway

­

Randomisierte kontrollierte Studie

Ib Eltern in stationärer Behandlung

­ Assessmentform zur Identifizierung, dann 2–3 Sitzungen Eltern und Kind zum Elterntraining, Kind wird bei Bedarf weitervermittelt

Elterntraining Klinik EWP Norwegen Selektiv, familienzentriert, verhaltensbezogen

­­

7. CHIMPs Wiegand­Grefe, Werkmeister, Bullinger, Plass, Petermann (2012); Sobik, Wienand­Kranz, Wiegand­Grefe (2013),Krumm, Becker, Wiegand­Grefe (2013)

Gesundheitsbezogene Lebensqualität und soziale Unterstützung von Kindern psychisch kranker Eltern

­

­­

Effekte einer manualisierten Familienintervention

­­

Randomisierte kontrollierte Studie

Ib Kind zwischen 3–21 Jahren mit einem psychisch kranken Elternteil

6/8–15 Sitzungen über ein Jahr

Gesundheitsbezogene Lebensqualität und soziale Unterstützung

­­

­

Ambulanz einer Klinik

Dtl. Selektiv, familienzentriert, verhaltensbezogen

­­

8. The family cognitive­behavioral intervention

Compas et al (2009, 2010, 2011),

Randomized Controlled Trial of a Family Cognitive­ Behavioral Preventive Intervention for Children of Depressed Parents

­

Randomisierte kontrollierte Studie

Ib 9–15 Jahren mit einem psychisch kranken Elternteil

4 Familien in einer Gruppe, 12 Sitzungen Eltern und Kinder zusammen, 8 wöchentlich, anschließend 4 monatlich

Psychoedukation und Stressbewältigung

­Ambulant USA Selektiv, familien

zentriert, verhaltensbezogen

­­

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.................................................................................................................................................................................................... 55Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

54 .................................................................................................................................................................................................... Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

Projekt Autoren Titel Studiendesign Evidenz­niveau Zielgruppe Intervention Handlungsfeld Setting Land Art der

Prävention9. EFFEKT­E Bühler, Kötter,

Jaursch, Lösel (2011) und Stemmler et al (2011)

Prevention of familial transmission of depression: EFFEKT­E, a selective program for emotionally burdened families

Quasi­experimentell

II 4–10 Mütter mit einer psychischen Erkrankung

6 Sitzungen Mütter, 15 Sitzungen Kinder

Elterntraining und SKT

Klinik Dtl Selektiv, familienzentriert, verhaltensbezogen

­­

10. The Effective Family Programme, → FTI und Lets talk

Solantaus, Toikka (2017), Solantaus, Paavonen, Toikka, Punamäki (2010), Punamäki, Toikka (2013)

The Effective Family Programme: Preventative Services for the Children of Mentally Ill Parents in Finland

­

­

Prä­Post­Intervention, randomisiert in zwei Gruppen, etabliert seit ca. 7 Jahren (N=119)

­­

­

Ib 8–16 Jahre mit einem psychisch kranken Elternteil

Beardslee Preventive Family Intervention, Let’s Talk About The Children, Network Meeting

Ressourcenstärkung, Elterntraining, Netzwerkbildung

­­­

Bisher Klinik, soll ins Gesundheitssystem etabliert werden

­Finnland Selektiv, kind­

bzw. familienzentriert, Setting­Ansatz

­

11. Gesund und glücklich aufwachsen

­Platt, Pietsch, Krick, Oort und Schulte­Körne (2014)

Study protocol for a randomised controlled trial of a cognitive­behavioural prevention programme for the children of parents with depression: the PRODO trial

­­

­

RCT Ib 8–17 Jahre mit einem psychisch kranken Elternteil

German adaptation of the 12­session cognitive­behavioural Raising Healthy Children intervention von Compas!

Psychoedukation und Stressbewältigung

­Ambulant Dtl. Selektiv, familien

zentriert, verhaltensbezogen

­­

12. Kanu Linthorst, Bauer, Osipov, Pinheiro, Rehder (2015); Heitmann, Schmuhl, Reinisch, Bauer(2012)

Kanu – Gemeinsam weiterkommen. Ein Projekt zur primären Prävention psychischer Erkrankungen bei Kindern psychisch kranker Eltern

­

­

Randomisierte kontrollierte Studie

Ib 6–14 Jahre mit einem psychisch kranken Elternteil

Gespräche und Patenschaften

2 Elterngesp., 1 Kindgespräch, 2–3 Familiengespr., 11 x Gruppe

Psychoedukation, stabile Beziehungserfahrungen, Elterntraining, „Förderung der Lebenskompetenzen“, Vernetzungs­ und Qualifizierungsangebote

­­

­

­­

­

Ambulant Dtl. Selektiv, kind­ bzw. familienzentriert, Setting­Ansatz

­

13. KIPKEL Hipp, Schatte, Altrogge (2010); Staets, Hipp (2001);

Multiinstitutionelles Kooperationsprojekt im Kreis Mettmann: präventive Hilfen für psychisch kranke Eltern und ihre Kinder

Erfahrungsbericht V 5–17 Jahre mit einem psychisch kranken Elternteil

Kontakt zu Eltern in der Klinik und Hilfsangebot in Erziehungsfragen, Einzel­ und Gruppenangebote für Kinder, Vertrauensperson

Ressourcenstärkung

­ Klinik Dtl. Selektiv, familienzentriert, Setting­Ansatz

­

14. Kookaburra kids camp

Grové, Reupert, Maybery (2015)

Peer connections as an intervention with children of families where a parent has a mental illness: Moving towards an understanding of the processes of change

­­

Prä­Post­Fragebögen, keine Vergleichsgruppe

­­

III 8–12 Jahre mit einem psychisch kranken Elternteil

Zwei Tage Psychoedukation, Ressourcenstärkung, SKT

­Ambulant Australien Selektiv,

kindzentriert verhaltensbezogen

­

Page 53: ERGEBNISBERICHT – Literatur- und Datenbankrecherche zu … · 2018. 8. 17. · Impressum Literatur- und Datenbankrecherche zu Gesundheitsförderungs- und Präventionsansätzen bei

.................................................................................................................................................................................................... 57Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

56 .................................................................................................................................................................................................... Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

Projekt Autoren Titel Studiendesign Evidenz­niveau Zielgruppe Intervention Handlungsfeld Setting Land Art der

Prävention15. Let’s Talk Mayberry, et al.

(2017)Developing an Australian­first recovery model for parents in Victorian mental health and family services: a study protocol for a randomised controlled trial

­

­

Randomisierte kontrollierte Studie

Ib Eltern mit einer psychischen Erkrankung

Stärkung der Elternfähigkeiten

Ressourcenstärkung

­ Ambulant Australien Selektiv,elternzentriert, verhaltensbezogen

­

16. Living with under fives

Bassett, Lloyd (2001)

Living with underFives: A Programme for Parents with a Mental Illness

­ Vergleichsstudie zum Verhalten gesunder Mütter

III Kinder unter 5 Jahren mit einem psychisch kranken Elternteil und Eltern

­

Wöchentlich für 10 Wochen

Psychoedukation für Eltern und SKT u. a. für Kinder

Ambulant Großbritannien

­ Selektiv, familienzentriert verhaltensbezogen

­­

17. Preventive intervention programme → besteht aus Family Talk Intervention

­­

­

De Angel, Prieto, Gladstone, Beardslee, Irarrazaval (2016)

The feasibility and acceptability of apreventive intervention programme for children with depressed parents: study protocol for a randomised controlled trial

­

RCT Ib 6–12 Jahre mit einem psychisch kranken Elternteil

Wöchentlich für 7 Wochen

Ressourcenstärkung

­ Zuhause Chile Selektiv, familienzentriert, verhaltensbezogen

­­

18. S.I.N.N. Pretis, Dimova (2008)

Vulnerable children of mentally ill parents: towards evidence­based support for improving resilience

­

Case study V Kinder aller Altersklassen mit einem psychisch kranken Elternteil

Offene Gruppe, wöchentl.

Ressourcenstärkung

­ Ambulant Österreich Selektiv, familienzentriert, verhältnisbezogen

­

19. SMILES Pitman, Matthey (2004)

The Smiles program: A group program for Children with mentally ill parents or siblings

Pre­ und posttest mit Fragebogen zu Wissenszuwachs

­

II 5–15 Jahre mit einem psychisch kranken Elternteil

3 Tage in den Ferien Psychoedukation, Ressourcenstärkung, SKT

­Ambulant Australien,

KanadaSelektiv, kindzentriert, verhaltensbezogen

­

20. STERK Nauta et al. (2012)

Preventing mood and anxiety disorders in youth: a multi­centre RCTin the high risk offspring ofdepressed and anxious patients

­

Randomisierte kontrollierte Studie

Ib 8–17 Jahre mit einem psychisch kranken Elternteil

10 x wöchentliche Kindsitzungen, 2 x Eltern

Ressourcenstärkung

­ Ambulant Niederlande Selektiv, kindzentriert, verhaltensbezogen

­­

21. Survivalkid Drost, Schippers (2013)

Online support for children of parents suffering from mental illness: A case study

­

Case study V Kinder mit einem psychisch kranken Elternteil

­Website Psychoedukation,

Ressourcenstärkung

­Zuhause Niederlande Selektiv,

kindzentriert, verhaltensbezogen

­

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.................................................................................................................................................................................................... 59Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

58 .................................................................................................................................................................................................... Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

Projekt Autoren Titel Studiendesign Evidenz­niveau Zielgruppe Intervention Handlungsfeld Setting Land Art der

Prävention22. You are okay Riemersma, van

Santvoort, Janssens, Hosman, van Doesum (2015)

­‘You are okay’: a support and educational program for children with mild intellectual disability and their parents with a mental illness: study protocol of a quasiexperimental design

­

­­­

Quasi­experimentelles Design, aber noch keine Ergebnisse

II 10–20 Jahre mit IQ zwischen 50–85 mit einem psychisch kranken Elternteil

­

Gruppenstunden für Kinder und Online­Programm für die Eltern

Ressourcenstärkung

­ Ambulant Niederlande Selektiv, kindzentriert, verhaltensbezogen

­

23. NischE Nienaber et al. (2017)

„NischE – Nicht von schlechten Eltern“ – Evaluation eines Kooperationsprojektes zur Unterstützung von Kindern in Familien mit psychisch oder suchtbelasteten Eltern

­

­

Evaluationsbögen II Alle Kinder mit einem psychisch kranken Elternteil

15 Einzeltermine pro Familie (Einzelberatung, Paarberatung und Elternberatung, Familiengespräche, Einzelförderung der Kinder, Fachkonferenzen)

Niedrigschwelliger Zugang zum Hilfssystem ermöglichen

­ Einrichtung der AWO

Dtl. Selektiv, kind­, eltern­ oderfamilienbezogen Community­based

24. Erziehungsberatung

­ Schrappe (2013) Erziehungsberatung für Familien mit einem psychischerkrankten Elternteil – eine Brücke zwi­schen Jugendhilfe und Psychiatrie

Bericht V Alle Eltern mit einer psychischen Erkrankung

Offen Elterntraining Erwachsenen

psychiatrie­ Dtl. Selektiv,

elternzentriert, verhaltensbezogen

­

25. Ressourcen der Eltern stärken

Lenz, Leffers, Rademaker (2014)

­ RESSOURCEN PSYCHISCH KRANKER UND SUCHTKRANKER ELTERN STÄRKEN

­

­

Ein modularisiertes Programm zur Prävention von Kindesmisshandlung

­­

Nicht randomisierte Prä­Post­Evaluation mit katamnestischerNachbefragung der Wartelistengruppe

­

­

II Eltern mit psychischer Erkrankung von Kindern 0–5 Jahren

­­

10 Sitzungen Mentalisierungsfähigkeit, die Emotionsregulation, die Stressbewältigung und die Fähigkeiten von Eltern, sich soziale Unterstützung zu holen ­­Y Ressourcenstärkung

­

­­

­

­

Einrichtungen der komplementären Versorgung (betreute Wohneinrichtungen) und der Jugendhilfe oder Klinik (ambulant, stationäre, teilstationär)

­­

­

Dtl. Selektiv,elternzentriert, verhaltensbezogen

­

26. KopOpOuders (Chin Up, Parents)

Van der Zanden, Speetjens, Arntz, Onrust (2010)

Online Group Course for Parents With Mental Illness: Development and Pilot Study

Prä­post­Design (t­Test und Cohen’s d)

II Eltern mit psychischer Erkrankung

­ 8 Sitzungen Elterntraining Zuhause Niederlande Selektiv,elternzentriert, verhaltensbezogen

­

27. The Coping and Promoting Strength Program

Ginsburg, Drake, Tein, Teetsel, Ridlle (2015)

A Childinclusive Family Intervention in a Community Adult Mental Health Service

Randomisierte kontrollierte Studie

Ib 6–13 Jahre mit einem psychisch kranken Elternteil

8 wöchentliche Sitzungen (die ersten beiden nur mit Eltern, dann Eltern und Kind zusammen)

Ressourcenstärken, Elterntraining, Früherkennung, Angstexpositionen

­­

­­

Ambulant USA Selektiv,familienzentriert, verhaltensbezogen

­

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.................................................................................................................................................................................................... 61Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

60 .................................................................................................................................................................................................... Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

Projekt Autoren Titel Studiendesign Evidenz­niveau Zielgruppe Intervention Handlungsfeld Setting Land Art der

Prävention28. (Beardslee’s)

Family Intervention

Christiansen, Anding, Schrott, Röhrle (2015);

Pihkala, Sandlund, Cederström (2012)

­

Gladstone, Beardslee, Diehl (2015)

Children of mentally ill parents—a pilot study of a group intervention program

­

Quasi­experimental, pre­ und post Befragung

II 6–17 Jahre mit einem psychisch kranken Elternteil

6 Sitzungen (3KE, 1K, 1 Familie, 1optional) und eine Follow­up­Sitzung

Ressourcenstärkung, Kommunikationstraining, Psychoedukation Elterntraining

­

­­­

Ambulant USA Dtl.Schweden

Selektiv,familienzentriert, verhaltensbezogen

­

29. Family options and support group for mothers

­

Dvir, Y. (2012) Parenting and mental illness: a group for mothers

­ Bericht V Eltern von Kindern aller Altersgruppen mit einer psychischen Erkrankung

­­

6 Sitzungen Ressourcenstärkung

­ Ambulant USA, Türkei Selektiv, elternzenrtiert, verhaltensbezogen

­­

30. Triple p und CC­CYPMH

Phelan, Lee, Howe, Walter (2006)

Parenting and mental illness:a pilot group programme for parents

­

Evaluationsbögen nach Teilnahme

IV Eltern von Kindern zwischen 2 und 10 Jahren mit einer psychischen Erkrankung

­

­

6 Sitzungen in der Klinik, 4 Sitzungen zuhause

Elterntraining, Mutter­Kind­Beziehung stärken, Ressourcenstärkung der Kinder

­

­

Klinik, zuhause Australien Selektiv,elternzenrtiert, verhaltensbezogen

­

31. In­Home Cognitive Behavioral Therapy (IH­CBT)

­

­

Ammermann et al. (2011)

An Open Trial of InHome CBT for Depressed Mothers in Home Visitation

­­

Quasiexperimentelle Studie

­ II Mütter müssen über 18 J. alt sein und einen BDI>20 haben

15 wöchentliche Sitzungen

Ressourcenstärkung, Psychoedukation

­­

Zuhause USA Selektiv,elternzenrtiert, verhaltensbezogen

­

32. SONNE orientiert an Beardslee, 2009 „Hoffnung, Sinn und Kontinuität“

­

Christiansen (2011)

Präventive Interventionen für Familien mit psychischen Erkrankungen

­ Quasiexperimentell,

­

N= 20 Interventionsgruppe

­

N=30 Kontrollgruppe

­

II Kinder und Jugendliche mit einem psychisch kranken Elternteil

1–2 Diagnostik, 2 Gruppensitzung Eltern, 5 Gruppensitzung Kinder, 1 Familiensitzung

Instrument zur Risiko­ und Bedarfseinschätzung, Psychoedukation, Ressourcenstärkung (Emotionen, soziale Unterstützung)

­­

­­

­­

Bisher in Kliniken Dtl. Selektiv, kindzentriert, verhaltensbezogen

­­

33. AMSOC Beeck (2014) Verlässlichkeit für Kinder – das Patenschaftsangebot für Kinder psychisch erkrankter Eltern von AMSOC e. V.

­

­

Beschreibende Studie

IV Kinder und Jugendliche mit einem psychisch kranken Elternteil

Dauerhafte Begleitung des Kindes durch erwachsene (gesunde) Person

Zuverlässige Beziehung zur emotionalen Sicherheit, Entlastung des erkrankten Elternteils

­­

­

Flexibel Dtl. Selektiv, kindzentriert, verhaltens­ und verhältnisbezogen

­

­

34. Patenschaften für Kinder psychisch kranker und/oder junger Mütter

Magolei, Jungbauer (2010)

­ Patenschaften bei Pfiff e. V.

Bericht V Kinder und Jugendliche mit einem psychisch kranken Elternteil

Dauerhafte Begleitung des Kindes durch erwachsene (gesunde) Person

Zuverlässige Beziehung zur emotionalen Sicherheit, Entlastung des erkrankten Elternteils

­­

­

Flexibel Dtl. Selektiv, kindzentriert, verhaltens­ und verhältnisbezogen

­

­

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.................................................................................................................................................................................................... 63Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

62 .................................................................................................................................................................................................... Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

Projekt Autoren Titel Studiendesign Evidenz­niveau Zielgruppe Intervention Handlungsfeld Setting Land Art der

Prävention35. AKisiA Magolei , Jung

bauer (2010)­ Von der Theorie zur

Praxis: AKisiA – ein Hilfsangebot für Kinder psychisch erkrankter Eltern

­

Beschreibende Studie (Evaluationsbögen)

­IV Kinder und

Jugendliche mit einem psychisch kranken Elternteil

Elternberatung, Einzelangebote für Kinder, Kooperations­ u. Öffentlichkeitsarbeit

Verbesserungen d. Familienalltags, Vorbeugung psych. Störungen

Flexibel Dtl. Selektiv, kindzentriert, verhaltensbezogen

­­

36. Netz und Boden Magolei , Jungbauer (2010)

­ Die Initiative „Netz und Boden“

Bericht V Kinder und Jugendliche mit einem psychisch kranken Elternteil

Öffentlichkeitsarbeit, Materialerstellung, Entwicklung von Hilfsangeboten, Weiterbildung, Netzwerkarbeit, Beratung

­­

­

Flexibel Dtl. Selektiv, kindzentriert, verhältnisbezogen

­­

37. PATS Hagreaves, O’Brien, Bond, Forer, Davies (2005)

The PATS peer support program

Quasi­experiment

­ II 12–18­Jährige mit einem psychisch kranken Elternteil

­

Gruppenaktivitäten mit 4–8 Jugendlichen pro Gruppe

Ressourcenstärkung, Psychoedukation, soziale Unterstützung

­­

Flexibel Australien Selektiv, kindzentriert, verhaltensbezogen

­­

38. STEP DUO Lammers (2016) STEP Duo: Ein systematisches Elterntraining für psychisch erkrankte Eltern mit Begleitern

­­

Bericht V Psychisch kranke Eltern

Einmal wöchentlich, begleitendes Kurshandbuch

Elterntraining Ambulant Dtl. Selektiv, elternzentriert, verhaltensbezogen

­­

39. Sonne und Wolken

Hartmann (2008) Sonne und Wolken. Therapie­ und Trainingsgruppe mit Kindern psychisch erkrankter Eltern

­­

­

Bericht V 4–5 Kinder einer Wohngruppe mit einem psychisch kranken Elternteil

Einmal pro Woche 75 Minuten, acht Wochen lang

Ressourcenstärkung, soziale Unterstützung

­ In der Wohngruppe

Dtl. Selektiv, kindzentriert, verhaltensbezogen

­­

40. Child responsible personnel

Lauritzen, Reedtz (2014)

Child responsible personnel in adult mental health services

Quasi­experimentell

II Stationäre psychisch kranke Eltern

In Krankenhäusern, um systematisch die Bedarfe der Familien zu erfassen und die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen zu realisieren

In Krankenhäusern, um systematisch die Bedarfe der Familienzu erfassen und die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen zu realisieren; Follow­up­Treffen zur Überprüfung

­­­

­

­

Erwachsenenpsychiatrie

­ Norwegen Selektiv, kindzentriert, verhältnisbezogen

­­

41. Erziehungstraining für psychisch kranke Eltern

­ Propp, Müller, Kliem (2013)

Erziehungstraining für psychisch kranke Eltern – eine Pilotstudie

­

Quasi­experimentell, N=12

II Psychisch kranke Eltern

4 zweistündige Sitzungen nach Triple­p­Manual plus eine Stunde über kinderadäquate Psychoedukation plus drei wöchentliche, individuelle Telefonkontakte

Erziehungstraining und Aufklärung des Kindes überelterliche Diagnose

­­

Ambulant Dtl. Selektiv, elternzentriert, verhaltensbezogen

­­

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64 .................................................................................................................................................................................................... Literaturrecherche Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern aus psychisch belasteten Familien

Projekt Autoren Titel Studiendesign Evidenz­niveau Zielgruppe Intervention Handlungsfeld Setting Land Art der

Prävention42. Strong African

American Families Program (SAAF)

Beach, Kogan, Brody, Chen, Lei, Murry (2008)

Change in Caregiver Depression as a Function of the Strong African American Families Program

randomisierte kontrollierte Studie

Ib Alle Eltern mit afro­amerikanischem Hintergrund und ihren 11­Jahre alten Kindern

7 wöchentliche Sitzungen, erst Eltern und Kinder getrennt, anschließend gemeinsam

Stärkung der familiären Ressourcen

Ambulant USA Universell, familienzentriert, verhaltensbezogen

­

43. Cool little kids Bayer et al. (2017)

Translational delivery of Cool Little Kids to prevent child internalising problems: Randomised controlled trial

­

randomisierte kontrollierte Studie

Ib Eltern mit Vorschulkindern, die im Screening auffällig gehemmt waren

­

­

6 Gruppensitzungen für Eltern

Psychoedukation, Elterntraining

Ambulant bzw. auch im Online­Format möglich

Australien indiziert, elternzentriert, verhaltensbezogen

­­

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