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238 Budcbespredcung Ergebnisse zur Sexualmedizin. Arbeiten aus dem Institut fur Sexualforschung an der Universitat Hamburg. Hrsg.: V. SIGUSCH. 179 S., 8 ' . Preis: Paperback 8,- DM, 180 S. Wissenschaftsverlag, Koln (1972). Bei der vorliegenden Studie, die mit dem Titel ,Ergebnisse zur Sexualmedizin" bedacht wurde, handelt es sich urn 10 Arbeiten, von denen 7 schon andernorts publiziert wurden. Es steht auder Frage, dad der Sexualitat heute ein anderer Stellenwert zukommt, als es fur fruhere Generationen der Fall gewesen ist. Hier ist Sigusch zuzustimmen, wenn er darauf verweist, dad z. B. das Nichterreichen eines Orgasmus durch Pressionen und Sank- tionen der Umwelt zu einer Storung werden kann. Allerdings sollte man diese Dinge auch nicht uberbewerten. Daruber hinaus wird leider ubersehen, dad die angefuhrten Pressionen und Sanktionen der Umwelt auch auf die Laienpropaganda der Sexualforscher zuruckgehen, welche dem Laien Informationen vermitteln, die dieser nicht verarbeiten kann; dementsprechend mud er in der zitierten Form reagieren. Der Referent kann sich der Auffassung des Herausgebers nicht anschlieden, dad ,Er- gebnisse" vorgelegt werden. Vielmehr handelt es sich nach eigener Oberzeugung um Thesen, die absolut unbewiesen sind und lediglich als reine Behauptungen verstanden werden konnen. Das trifft allerdings dann nicht zu, wenn wie z. B. in den Beitragen von Schmidt, rein statistische Analysen vorgelegt werden. Die Forderung des Herausgebers nach einer ,Sexualmedizin" durfte reichlich uber- spannt sein und auf Grund der von ihm vorgelegten Ergebnisse zur Sexualmedizin absolut unberechtigt erscheinen. Es kann nicht Sinn derartiger Schriften sein, einen Alleinvertre- tungsanspruch fur die Medizin unter dem Oberbegriff Sexualmedizin zu postulieren. Da- von unabhangig besteht kein Zweifel fur alle Eingeweihten daruber, dad im Bereich der Medizin die Sexualitat zumindest auf einigen Gebieten bisher auderordentlich ku& gekommen ist. Andererseits kann das aber wiederum nicht dazu berechtigen, die gesamte Medizin in Bausch und Bogen zu verdammen, wie es bei Sigusch der Fall ist. Mit Interesse vermerkte der Rezensent, dad bei einem Vortrage von J. HYNIE im Literaturverzeichnis ,,unveroffentlichtes Manuskript" angefuhrt ist, wahrend dieser Beitrag in der ,androlo- gie" 1, 155-160 (1969) zum Abdruck gelangt war. Es ware zu wunschen, wenn bei spateren Artikeln aus dieser Richtung etwas mehr Abstand zu den Dingen bewahrt werden konnte. C. SCHIRREN, Hamburg andrologie 4, Heft 3 (1972)

Ergebnisse zur Sexualmedizin. Arbeiten aus dem Institut fur Sexualforschung an der Universitat Hamburg. Hrsg.: V. SIGUSCH

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Page 1: Ergebnisse zur Sexualmedizin. Arbeiten aus dem Institut fur Sexualforschung an der Universitat Hamburg. Hrsg.: V. SIGUSCH

238

Budcbespredcung

Ergebnisse zur Sexualmedizin.

Arbeiten aus dem Institut fur Sexualforschung an der Universitat Hamburg.

Hrsg.: V. SIGUSCH. 179 S., 8'. Preis: Paperback 8,- DM, 180 S.

Wissenschaftsverlag, Koln (1972).

Bei der vorliegenden Studie, die mit dem Titel ,Ergebnisse zur Sexualmedizin" bedacht wurde, handelt es sich urn 10 Arbeiten, von denen 7 schon andernorts publiziert wurden. Es steht auder Frage, dad der Sexualitat heute ein anderer Stellenwert zukommt, als es fur fruhere Generationen der Fall gewesen ist. Hier ist Sigusch zuzustimmen, wenn er darauf verweist, dad z. B. das Nichterreichen eines Orgasmus durch Pressionen und Sank- tionen der Umwelt zu einer Storung werden kann. Allerdings sollte man diese Dinge auch nicht uberbewerten. Daruber hinaus wird leider ubersehen, dad die angefuhrten Pressionen und Sanktionen der Umwelt auch auf die Laienpropaganda der Sexualforscher zuruckgehen, welche dem Laien Informationen vermitteln, die dieser nicht verarbeiten kann; dementsprechend mud er in der zitierten Form reagieren.

Der Referent kann sich der Auffassung des Herausgebers nicht anschlieden, dad ,Er- gebnisse" vorgelegt werden. Vielmehr handelt es sich nach eigener Oberzeugung um Thesen, die absolut unbewiesen sind und lediglich als reine Behauptungen verstanden werden konnen. Das trifft allerdings dann nicht zu, wenn wie z. B. in den Beitragen von Schmidt, rein statistische Analysen vorgelegt werden.

Die Forderung des Herausgebers nach einer ,Sexualmedizin" durfte reichlich uber- spannt sein und auf Grund der von ihm vorgelegten Ergebnisse zur Sexualmedizin absolut unberechtigt erscheinen. Es kann nicht Sinn derartiger Schriften sein, einen Alleinvertre- tungsanspruch fur die Medizin unter dem Oberbegriff Sexualmedizin zu postulieren. Da- von unabhangig besteht kein Zweifel fur alle Eingeweihten daruber, dad im Bereich der Medizin die Sexualitat zumindest auf einigen Gebieten bisher auderordentlich ku& gekommen ist. Andererseits kann das aber wiederum nicht dazu berechtigen, die gesamte Medizin in Bausch und Bogen zu verdammen, wie es bei Sigusch der Fall ist. Mit Interesse vermerkte der Rezensent, dad bei einem Vortrage von J. HYNIE im Literaturverzeichnis ,,unveroffentlichtes Manuskript" angefuhrt ist, wahrend dieser Beitrag in der ,androlo- gie" 1, 155-160 (1969) zum Abdruck gelangt war.

Es ware zu wunschen, wenn bei spateren Artikeln aus dieser Richtung etwas mehr Abstand zu den Dingen bewahrt werden konnte.

C. SCHIRREN, Hamburg

andrologie 4, Heft 3 (1972)