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- 36 - - 37 - Erich Draganits, Andreas Rohatsch, Hannes Herdits Römersteine entlang der burgenländischen Bernsteinstraße Einleitung Steine sind im Vergleich zu den meisten anderen Handelsgütern – beispielsweise Lebensmittel, Gewürze oder Seide – sehr schwere Waren, die deshalb sehr rasch das durchschnittliche Tragegewicht von Lastträgern (etwa 20 bis 30 kg) oder Saumtieren (hauptsächlich Maultiere, aber auch Ochsen und Esel, seltener Pferde) überschreiten können und deshalb am Landweg nur mit Hilfe von Rollen, Schlitten oder Wägen über weitere Strecken transportiert werden können. Das gilt natürlich im Besonderen für groß- formatige Grabstelen oder Sarkophage. Aus diesem Grund erleichtern mit Fuhrwagen befahrbare Straßen, dort wo keine Alternative durch Schiffahrt besteht, den Steintrans- port grundlegend. Das römische Straßensystem stellt im burgenländischen Raum das erste Netzwerk von qualitätsvoll gebauten, weite Strecken verbindenden und ständig instand gehaltenen Straßen dar. Es ist deshalb davon auszugehen, dass diese Straßen – und besonders die so genannte „Bernsteinstraße“, die entlang fast des gesamten Burgenlandes in Nord-Süd- Richtung verläuft – den Transport von Steinen erleichterten, verstärkten oder gar erst er- möglichten. Die unterschiedlichen Gesteinstypen der römischen Steindenkmäler bieten Hinweise auf deren ursprüngliche Herkunftsgebiete, anhand derer Steinbruchaktivitäten, unterschiedliche Transportweiten, Handelsbeziehungen und vieles mehr rekonstruiert werden können. Die vorliegende Untersuchung verfolgt zwei wesentliche Ziele. Erstens versucht sie durch lithologische Untersuchungen der über das Burgenland verteilten Römersteine, die räumlichen Beziehungen zwischen Steingewinnung, Verarbeitung, Transport und Ver- wendung im Kontext mit der römischen Bernsteinstraße zu rekonstruieren. Zweitens soll die makroskopische Bestimmung der einzelnen Gesteinstypen nicht nur als Grundlage für weitere Studien dienen, sondern auch den Informationswert der einzelnen Steine als Ausstellungsstücke vor Ort erhöhen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich sein. Der Ausstellungsort der Steine entspricht nicht immer dem Fundort, der oft nicht immer genau bekannt ist. Langmann, G., Rohrbach (p. B. Mattersburg), ÖJh 47, Beiblatt, 1964–1965, 22–25 Langmann, G., Rohrbach (p. B. Mattersburg), ÖJh 48, Beiblatt, 1966–1967, 18–19 Langmann, G., Ein Boierstein aus dem Gemeindegebiet Nickelsdorf (Burgenland), in: Festschrift für Alphons A. Barb, WAB 35, Eisenstadt 1966, 94–101 Mócsy, A., Die Bevölkerung von Pannonien bis zu den Markomannenkriegen, Budapest 1959 Mócsy, A., Pannonia, RE Suppl. IX, Stuttgart 1962, 516–776 Mócsy, A., Pannonia and Upper Moesia. A History of the Middle Danube Provinces of the Roman Empire, London/Boston 1974 Niegl, M. A., Die archäologische Erforschung der Römerzeit in Österreich. Eine wissenschaftliche Untersuchung, Wien 1980 Ohrenberger, A. J., Edith B. Thomas, Römische Villen in Pannonien. Beiträge zur pannonischen Siedlungsgeschichte, Budapest 1964. Besprechung und Ergänzung, in: Festschrift für Alphons A. Barb, WAB 35, Eisenstadt 1966, 605–630 Pascher, G., Römische Siedlungen und Straßen im Limesgebiet zwischen Enns und Leitha, RLÖ 19, Wien 1949 Radnóti, A., Die römischen Bronzegefäße von Pannonien, Budapest 1938 Saria, B., Der römische Gutshof von Winden am See, Burgenländische Forschungen 13, Eisenstadt 1951 [= Saria 1951a] Saria, B., Die römischen Inschriften des Burgenlandes (Mit einem Beitrag von A. Barb, London), BHBl 13, 1951, 1–9 [= Saria 1951b] Scherrer, P., Notgrabung in einer römischen Villa in Deutschkreutz, PAR 38, Wien 1988, 13–16 Scherrer, P., Deutschkreutz, ÖJh 59, Beiblatt, 1989, 15–17 Thomas, E. B., Römische Villen in Pannonien. Beiträge zur pannonischen Siedlungsgeschichte, Budapest 1964 Thomas, E. B., Die Villen Pannoniens als Kultur- und Wirtschaftsfaktoren, in: Die Römer an der Donau. Noricum und Pannonien. Landesausstellung Schloß Traun, Petronell, NÖ. 25. Mai bis 28. Oktober 1973, Wien 1973, 85–93 Urban, O. H., Das norisch-pannonische Hügelgräberfeld von Grafenschachen, in: Urgeschichte – Römerzeit – Mittelalter. Materialien zur Archäologie und Landeskunde des Burgenlandes I, WAB 69, Eisenstadt 1984, 113–152 Vorbeck, E., Militärinschriften aus Carnuntum, Wien 1980 Zabehlicky, H., Die ländliche Besiedlung im Hinterland des Limes, in: H. Friesinger/F. Krinzinger (Hg.), Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern, Wien 1997, 104–112 Zabehlicky, H., Die Villa von Bruckneudorf und ihre Bedeutung für den Handel und die Wirtschaft, in: Die Bernsteinstraße. Evolution einer Handelsroute, WAB 123, Eisenstadt 2008, 155–160

Erich Draganits, Andreas Rohatsch, Hannes Herdits ... · Mócsy, A., Pannonia and Upper Moesia. A History of the Middle Danube Provinces of the Roman Empire, A History of the Middle

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Erich Draganits, Andreas Rohatsch, Hannes Herdits

Römersteine entlang der burgenländischen Bernsteinstraße

Einleitung

Steine sind im Vergleich zu den meisten anderen Handelsgütern – beispielsweise Lebensmittel, Gewürze oder Seide – sehr schwere Waren, die deshalb sehr rasch das durchschnittliche Tragegewicht von Lastträgern (etwa 20 bis 30 kg) oder Saumtieren (hauptsächlich Maultiere, aber auch Ochsen und Esel, seltener Pferde) überschreiten können und deshalb am Landweg nur mit Hilfe von Rollen, Schlitten oder Wägen über weitere Strecken transportiert werden können. Das gilt natürlich im Besonderen für groß-formatige Grabstelen oder Sarkophage. Aus diesem Grund erleichtern mit Fuhrwagen befahrbare Straßen, dort wo keine Alternative durch Schiffahrt besteht, den Steintrans-port grundlegend.

Das römische Straßensystem stellt im burgenländischen Raum das erste Netzwerk von qualitätsvoll gebauten, weite Strecken verbindenden und ständig instand gehaltenen Straßen dar. Es ist deshalb davon auszugehen, dass diese Straßen – und besonders die so genannte „Bernsteinstraße“, die entlang fast des gesamten Burgenlandes in Nord-Süd-Richtung verläuft – den Transport von Steinen erleichterten, verstärkten oder gar erst er-möglichten. Die unterschiedlichen Gesteinstypen der römischen Steindenkmäler bieten Hinweise auf deren ursprüngliche Herkunftsgebiete, anhand derer Steinbruchaktivitäten, unterschiedliche Transportweiten, Handelsbeziehungen und vieles mehr rekonstruiert werden können.

Die vorliegende Untersuchung verfolgt zwei wesentliche Ziele. Erstens versucht sie durch lithologische Untersuchungen der über das Burgenland verteilten Römersteine, die räumlichen Beziehungen zwischen Steingewinnung, Verarbeitung, Transport und Ver-wendung im Kontext mit der römischen Bernsteinstraße zu rekonstruieren. Zweitens soll die makroskopische Bestimmung der einzelnen Gesteinstypen nicht nur als Grundlage für weitere Studien dienen, sondern auch den Informationswert der einzelnen Steine als Ausstellungsstücke vor Ort erhöhen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich sein. Der Ausstellungsort der Steine entspricht nicht immer dem Fundort, der oft nicht immer genau bekannt ist.

Langmann, G., Rohrbach (p. B. Mattersburg), ÖJh 47, Beiblatt, 1964–1965, 22–25

Langmann, G., Rohrbach (p. B. Mattersburg), ÖJh 48, Beiblatt, 1966–1967, 18–19

Langmann, G., Ein Boierstein aus dem Gemeindegebiet Nickelsdorf (Burgenland), in: Festschrift für Alphons A. Barb, WAB 35, Eisenstadt 1966, 94–101

Mócsy, A., Die Bevölkerung von Pannonien bis zu den Markomannenkriegen, Budapest 1959

Mócsy, A., Pannonia, RE Suppl. IX, Stuttgart 1962, 516–776

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Pascher, G., Römische Siedlungen und Straßen im Limesgebiet zwischen Enns und Leitha, RLÖ 19, Wien 1949

Radnóti, A., Die römischen Bronzegefäße von Pannonien, Budapest 1938

Saria, B., Der römische Gutshof von Winden am See, Burgenländische Forschungen 13, Eisenstadt 1951 [= Saria 1951a]

Saria, B., Die römischen Inschriften des Burgenlandes (Mit einem Beitrag von A. Barb, London), BHBl 13, 1951, 1–9 [= Saria 1951b]

Scherrer, P., Notgrabung in einer römischen Villa in Deutschkreutz, PAR 38, Wien 1988, 13–16

Scherrer, P., Deutschkreutz, ÖJh 59, Beiblatt, 1989, 15–17

Thomas, E. B., Römische Villen in Pannonien. Beiträge zur pannonischen Siedlungsgeschichte, Budapest 1964

Thomas, E. B., Die Villen Pannoniens als Kultur- und Wirtschaftsfaktoren, in: Die Römer an der Donau. Noricum und Pannonien. Landesausstellung Schloß Traun, Petronell, NÖ. 25. Mai bis 28. Oktober 1973, Wien 1973, 85–93

Urban, O. H., Das norisch-pannonische Hügelgräberfeld von Grafenschachen, in: Urgeschichte – Römerzeit – Mittelalter. Materialien zur Archäologie und Landeskunde des Burgenlandes I, WAB 69, Eisenstadt 1984, 113–152

Vorbeck, E., Militärinschriften aus Carnuntum, Wien 1980

Zabehlicky, H., Die ländliche Besiedlung im Hinterland des Limes, in: H. Friesinger/F. Krinzinger (Hg.), Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern, Wien 1997, 104–112

Zabehlicky, H., Die Villa von Bruckneudorf und ihre Bedeutung für den Handel und die Wirtschaft, in: Die Bernsteinstraße. Evolution einer Handelsroute, WAB 123, Eisenstadt 2008, 155–160

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(vgl. Lepsius 1890), chemische und isotopenchemische Analysen (vgl. Craig/Craig 1972, Müller/Schwaighofer 1999, Djurić et al. 2005, Steiner 2005, Djurić/Müller 2006) können mögliche Herkunftsgebiete lediglich vorgeschlagen, nicht aber nachgewiesen werden.

Geoarchäologische Interpretation

Auch ohne detaillierte Untersuchungen zeigen die unterschiedlichen, makroskopisch be-stimmten Lithologien der Römersteine spannende Verbreitungsmuster ihrer Aufbewah-rungsorte. Beispielsweise finden sich unter den untersuchten Römersteinen des südlichen Burgenlandes – mit Ausnahme des Meilensteines in der Hauptschule von Kohfidisch, der nur sehr schwierig zu bestimmen war – 15 weiße Marmore, 1 grün-weiß gebänderter Marmor und 4 Tuffite. Im krassen Gegensatz dazu sind im Mittel- und Nordburgenland ausnahmslos neogene Kalke und Kalksandsteine zu finden (Abb. 1). Diese Verteilung bietet wichtige Argumente, dass, im Gegensatz zum Südburgenland, vorwiegend lokale Liefergebiete für die Herstellung der römischen Steinobjekte verwendet wurden. Diese Beobachtung deckt sich sehr gut mit dem lithologischen Verbreitungsmuster römischer Steine in der Steiermark und Štajerska (Slowenien), wo ebenfalls möglichst nahe lie-gende Steinbrüche als Rohstofflieferanten genützt wurden (Djurić et al. 2005). Es hat deshalb den Anschein, dass die Nähe zu den Liefergebieten und die damit verbundenen geringen Transportweiten häufig einen wichtigeren Einfluss auf die Auswahl der jewei-ligen Steine ausgeübt haben, als ihre petrologische Zusammensetzung. Möglicherwei-se waren Aussehen und Oberflächenwirkung von keiner so großen Bedeutung, weil die Steine oft mit Kalk geschlämmt oder bemalt waren (siehe Walde 2005). Der Großteil entsprechender Denkmäler ist aus Holz vorzustellen. Die Steine waren – überspitzt aus-gedrückt – möglicherweise nur ein dauerhaftes Trägermaterial für Stuck bzw. Farbe, die mit einem heutigen ästhetischen Empfinden von „schöner“ Steinoberfläche wenig zu tun hatten (Brinkmann 2003). Ursprünglich vorhandene Bemalungen würden wir heute oft sogar als kitschig empfinden. Entsprechend bemalte Steine können im Lapidarium des Landesmuseums besichtigt werden.

Die Klassifizierung der Kalksteine und Kalksandsteine erfolgte weitgehend nach Flügel (2004), jene der Marmore nach Fettes/Desmons (2007). Bei den Dimensionsangaben der Steinobjekte ist zu berücksichtigen, dass es sich oft um Minimumangaben handelt, wenn die Steine eingemauert sind (z. B. Kaisersteinbruch) oder teilweise im Boden stecken (z. B. Nikitsch). Bei der Auflistung der Gesteine wurde auf ikonographische, archäologi-sche und fundgeschichtliche Details weitgehend verzichtet, da die meisten Römersteine eingehend archäologisch untersucht worden sind. In diesem Zusammenhang sei auf die detaillierten Beschreibungen und Literaturhinweise in Ubl (1974), Kaus (1993) sowie Weber-Hiden (in Vorbereitung) hingewiesen. Die Notwendigkeit einer geologischen Ge-steinsansprache zeigt sich am Beispiel der Stele von Rettenbach, die in der Literatur als Granit (Ubl 1974) oder Sandstein (http://www.ubi-erat-lupa.org, 3.3.2008) angesprochen wurde, in Wirklichkeit jedoch aus einem grün-weiß gebänderten Marmor besteht.

Verständlicherweise handelt es sich bei den untersuchten Steindenkmalen nur um einen kleinen Teil der im Burgenland gefundenen römerzeitlichen Steinobjekte. Es ist nicht abschätzbar, wieviele der ehemals vorhandenen Steine als solche nicht erkannt, zu Kalk gebrannt, zerschlagen oder in jüngere Bauwerke eingemauert wurden. Ein großer Teil der Steine wurde verständlicherweise nicht vor Ort behalten, sondern gelangte in die Lapidarien, unter anderem nach Szombathely, Sopron, Eisenstadt oder Mosonmagya-rovár. Die Liste der untersuchten römischen Steine kann aus diesen Gründen keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Fast alle der in den Ortsakten angeführten römi-schen Steine konnten an den angegebenen Stellen aufgefunden werden. Unter den sehr wenigen Ausnahmen sind beispielsweise ein römischer Sockelstein und ein „Nischen-stein“, die im ehemaligen Forsthaus in Günseck nicht mehr zu finden waren. Der so genannte „Plattenbrunn“ an der Hinterseite der Hofstatt in Girm wurde 1995 renoviert, wobei einige Steine ersetzt und andere mit Kalk geschlämmt wurden, weshalb auch hier mögliche römische Steine nicht sichtbar waren. Der römische Grabstein, der in der Stein-mühle, östlich von Trausdorf (aber auf Eisenstädter Hotter liegend) eingemauert ist, ist nur nach Absprache mit dem Besitzer zugänglich. Sehr viele der Steine sind leicht aufzufinden und zugänglich, weil sie an der Außenseite von Kirchen oder Kirchhofmauern eingemau-ert wurden, was auf eine Verordnung von Kaiser Franz I. im Jahre 1828 zurückgeht, wo-nach alle neu gefundenen Römersteine an der nächstgelegenen Kirche anzubringen seien (Walde 2005).

Es muss an dieser Stelle ausdrücklich betont werden, dass die hier vorliegende Gesteinsbestimmung zerstörungsfrei und nur nach makroskopischen Gesichtspunkten erfolgte. Lithologische Gesteinsansprachen ohne Dünnschliffe können – besonders bei feinkörnigen Gesteinen – manchmal schwierig sein. Ohne zusätzliche Dünnschliff-Untersuchungen, die nach wie vor eine grundlegende Untersuchungsmethode darstellt

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Während im Nordburgenland neogene Kalksteine und Kalksandsteine sehr häufig sind und in zahlreichen Steinbrüchen abgebaut wurden (Rohatsch 2005), sind Vorkommen von weißen Marmoren im Burgenland insgesamt extrem selten. Neogene Kalke ande-rerseits kommen im Südburgenland äußerst selten vor, jedoch finden sich etliche Tuf-fitvorkommen im südlichsten Burgenland und der westlich anschließenden Steiermark (Schönlaub 2000). Beispielsweise zeigt das Grabsteinfundament aus St. Martin an der Raab lithologisch große Ähnlichkeiten zu den Tuffiten im weniger als 5 km entfern-ten, stillgelegten Steinbruch am Stoagupf bei Grieselstein, auf dem sich endneolithische Funde und eine mittelalterliche Wallanlage befinden. Dieses Vorkommen wäre zwar das nächstgelegene Tuffitvorkommen, jedoch gibt es in der Oststeiermark genügend weitere Vorkommen, weshalb für eine genauere Herkunftsbestimmung zusätzliche Untersuchun-gen notwendig wären.

Eine lokale Herkunft der weißen Marmore ist wegen des Fehlens geeigneter Vorkommen im Burgenland eher auszuschließen. Die weißen Marmore der Oststeiermark, Kärntens und Nordsloweniens wurden nachweislich bereits in römischer Zeit abgebaut (Djurić et al. 2005) und stellen mögliche oder sogar wahrscheinliche Herkunftsgebiete dar.

Der grün-weiß gebänderte, unreine Marmor aus Rettenbach unterscheidet sich in seiner Gesteinsart grundsätzlich von allen anderen römischen Steinobjekten, die im Rahmen dieser Studie untersucht wurden. Diese auffällige Art von unreinem Marmor wurde in römischer Zeit als Marmor Carystium sehr geschätzt und auch weithin transportiert; er ist bis heute als cipollino verde in Verwendung, beispielsweise die Säulen und Fassa-denplatten des Looshauses am Michaelerplatz in Wien (Seemann/Summesberger 1999). Seine berühmtesten Vorkommen liegen im Süden von Euböa in der Nähe der Orte Ka-rystos, Styra und Marmari. Weitere ähnliche Gesteinstypen sind beispielsweise der Ci-pollino Versili/Cipollino Apuano aus Stazzema (südöstlich von Carrara, Italien) oder der Cipollino di Cardoso (Cardoso, ebenfalls südöstlich von Carrara). Die italienischen Vor-kommen unterscheiden sich optisch in einigen Details von dem Stein aus Rettenbach, er ist jedoch dem Marmor aus Euböa sehr ähnlich und eine Herkunft aus Griechenland wäre eine verlockende Möglichkeit. Es gibt aber auch innerhalb der geologischen Einheit des Penninikums im Raum Bernstein und Rechnitz mehrere Vorkommen von ähnlichen Kalkphylliten und unreinen Kalkmarmoren (Ferencz et al. 1987, Herrmann/Pahr 1982, fr. mündl. Mitt. Friedrich Koller), die vielleicht abgebaut wurden. Umso mehr, als in detaillierten Studien an ähnlichen römischen Steinobjekten in Spanien aus ähnlichen, grün-weiß gebänderten Marmoren eine lokale Herkunft nachgewiesen werden konnte (Morbidelli et al. 2007). Ein zusätzlicher Hinweis auf einen römischen Steinbruch im Günser Gebirge ist der 1998 im Stadtgebiet von Savaria gefundene römische Meilenstein aus sehr ähnlich gebändertem Serizitmarmor (Kiss/Sosztarits 1996–97), für den eine

Abb. 1. Verbreitungskarte der untersuchten römischen Steine im Burgenland. Ein färbiger Kreis entspricht einem Römerstein. Die regionalen Verbreitungsmuster zeigen das ausschließliche Vorkommen von Marmoren und Tuffiten im Südburgenland, während alle untersuchten Steine nördlich des Günser Gebirges aus neogenen Kalken bestehen. Der Verlauf der eingezeichneten römischen Straßen wurde übernommen aus den verorteten Fundstellen der LAD-GIS Burgenland.

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(St. Martin an der Raab, Architekturteile und Fundamentstein; Güssing, Grabinschrift; Litzelsdorf, Grabinschrift; Stadtschlaining, Portraitnische; Oggau, Grabinschrift). Fol-gende Schadensbilder oder deren Kombinationen sind besonders auffällig: Algen- und Mooswachstum (Hannersdorf, Löwe; Kukmirn, Säulenbasis; Rechnitz, Löwe; Nikitsch, Stein A und B), abgewitterte Flächen (Hannersdorf, Löwe und Rahmenfeld eines Grab-baus; Rechnitz, Löwe), Gefügeauflockerung (Hannersdorf, Löwe; Kukmirn, Kapitel), unsachgemäße Reparaturen (z. B. Rechnitz, Löwe), mechanische Beschädigungen (Ret-tenbach, Grabstein), Salzschäden, flächige Abplatzungen (Kaisersteinbruch, Stein E und F). Konservierende, teilweise auch restauratorische Maßnahmen der Besitzer sind bei zahlreichen Objekten dringend erforderlich.

Katalog der untersuchten Römersteine

(1) St. Martin an der Raab – ehemalige Bäckerei Architekturteile eines Grabbaus. Weißer Marmor, beige verwitternd (von uns nicht untersucht). Insgesamt vier Teile, die am Ausstellungsort zu einer Rekonstruktion des Grabbaues zusammengefügt sind. Fundort (FO): St. Martin an der Raab. Aufbewahrungsort (AO): St. Martin an der Raab, ehemalige Bäckerei am Marktplatz. Literatur: http://www.ubi-erat-lupa.org

(2) St. Martin an der Raab – Römische Gräberstraße Fundamentstein. L. 140 cm, B. 100 cm, H. 55 cm. Grauer Tuffit mit bis 5 mm großen Quarzgeröllen und vulkanischen Komponenten. FO: St. Martin an der Raab. AO: St. Martin an der Raab, Freilichtmuseum „Römische Gräberstraße“. Literatur: Pochmarski/Pochmarski-Nagele (1999, 2000)

(3) Güssing – FranziskanerklosterGrabinschrift der Claudia Quarta. H. 75 cm, B. 73 cm, Tiefe (T) nicht sichtbar. Weißer, blass beige verwitternder Kalkmarmor, Korngröße bis etwa 2 mm, sehr homogen – keine Schieferung erkennbar. Der Stein ist in einem sehr guten Zustand, da er etwa in Brusthöhe, vor der Witterung geschützt, eingemauert ist. FO: ?. AO: Güssing, Franziskanerkloster, Nordteil des Kreuzganges. Literatur: Barb (1932), Weber-Hiden (in Vb.)

(4) Kukmirn – evangelische KircheA) (Pseudo-)korinthisches Kapitel. L. 83 cm, B. 83 cm, H. 28 cm. Weißer, homogener Marmor, hellbeige bis blassrosa verwitternd, maximale Korngröße 2 bis 3 mm. Das Ka-pitel steht verkehrt herum; es wirkt halbfertig, wie mit einem „Werkzoll“; die Oberfläche

Herkunft aus der Umgebung von Unterkohlstätten angegeben wird. Mehr Klarheit über die Herkunft dieses Steinobjektes in Rettenbach könnte nur mit Hilfe von Dünnschliffen und geochemisch-isotopengeochemischen Untersuchungen geschaffen werden.

Ausnahmslos alle untersuchten Römersteine des Mittel- und Nordburgenlandes beste-hen aus neogenen Kalken, Kalksandsteinen oder siliziklastisch beeinflussten Kalksand- steinen (Abb. 1). Die unmittelbare Nähe von zahlreichen, natürlichen Vorkommen die-ser Gesteine am Rande des Leithagebirges und Ruster Hügellandes sowie am Südrand des Ödenburger Gebirges macht eine lokale Herkunft sehr wahrscheinlich. Die weite Verbreitung dieser Gesteine und ihre Ähnlichkeit untereinander erschweren jedoch Her-kunftsbestimmungen nach makroskopischen Gesichtspunkten. Trotzdem sind auch ohne Dünnschliffuntersuchungen einige Trends erkennbar. Für keinen der untersuchten Kalk-sandsteine konnte eine Herkunft aus St. Margarethen nachgewiesen werden. Die weißen, blass grau verwitternden, relativ grobkörnigen, fossilienreichen neogenen Kalksandstei-ne, teilweise Lumachellen (Abb. 7) der Steinobjekte aus Müllendorf und Leithaproders-dorf mit Austernschalen und Seeigelfragmenten bis etwa 10 cm sind Gesteinstypen, die sich lithologisch von anderen neogenen Kalken dieser Studie unterscheiden lassen. Für sie wäre eine Herkunft aus dem Südteil des Leithagebirges sehr gut möglich.

Die blass grauen, selten blass gelblichen, sehr homogenen, sehr gut sortierten, etwas ab-sandenden Kalksandsteine, mit Korngrößen um 0,5 mm, bis etwa 1 mm, und moderatem bis hohem siliziklastischen Anteil aus Schattendorf, Oggau und Jois, sowie die Steine E und F aus Kaisersteinbruch bilden eine weitere Gruppe innerhalb der untersuchten, neogenen Lithologien.

Stein C, das Fragment einer Portraitnische, aus Kaisersteinbruch ähnelt in seinem Aus-sehen und den kleinen rostbraunen Flecken einem Stein aus Objekt 362 (Brandgrab) aus Halbturn mit der Fundnummer 2985 (Rohatsch/Draganits, im Druck). Diese Ge-steine könnten aus dem Bereich zwischen Breitenbrunn und Winden (Seeblicksiedlung, Gruibert) stammen, wo sehr ähnliche Lithologien zu finden sind.

An dieser Stelle muss eindringlich auf den beklagenswerten Erhaltungszustand einer Vielzahl dieser kulturhistorisch wertvollen römischen Steinobjekte hingewiesen wer-den. Die meisten der untersuchten Steine, die der Witterung ungeschützt ausgesetzt sind, befinden sich in einem alarmierenden Erhaltungszustand. Steine, die wetterseitig ange-bracht sind (in Richtung Westen bis Norden) und/oder direkten Bodenkontakt haben, zeigen den schlechtesten Erhaltungszustand. Wie nicht anders zu erwarten ist, sind die Steine, die in Innenräumen und relativ trocken aufbewahrt werden, bzw. jene, die weit-gehend südseitig und deutlich oberhalb des Bodens befestigt sind, am besten erhalten

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Ausmaße). Weiß bis blass grauer Kalkmarmor, Korngrößen durchschnittlich 2,5 mm, aber auch zwischen 2 bis 4 mm, einige wenige, unter 1 mm kleine, dunkle, eher isometrische Minerale (Pyrit?), Schieferung nur sehr undeutlich und parallel zur Länge und Höhe des Löwen. Löwe, leicht nach rechts blickend, auf einer recht-eckigen Basis etwas schräg sitzend. An der Basis befindet sich ein mit Mörtel verfülltes Bohrloch, das von Harald Müller stammen könnte. Äußerst schlechter Erhaltungszustand, besonders die Nordseite bis zur Unkenntlichkeit verwittert, das Gesteinsgefüge aufgelockert, die nach Osten vorspringenden Teile stark mit Algen und Moos bewachsen. FO: Burg? (Ubl 1974). AO: Hannersdorf, Strebepfeiler an Ostseite der römisch-katholischen Pfarrkirche, 185 cm über Grund eingemauert. Literatur: Ubl (1974), http://www.ubi-erat-lupa.org, Ortsakt BLMB) Türangelstein?, Mühlstein? DM. 53 cm. Gräulicher Tuffit, bis 3 cm große vulkanische Klasten, Quarzgerölle bis 4 cm Durchmesser. Sehr deutliche Vertiefung in der Mitte des Steines, konzentrisch dazu eine Rille. FO: ?. AO: Hannersdorf, Südseite der römisch-katholischen Pfarrkirche; an der Ostseite des Strebepfeilers, der an die Apsis anschließt etwa 300 cm über Grund eingemauert. C) Quaderförmige Spolie. Gräulicher Tuffit, sehr ähnlich wie Stein B und Stein D. Sorgfältig bearbeitet. FO: ?. AO: Hannersdorf, Westseite der Kirche, gleich nördlich des Kircheneinganges, etwa in Kniehöhe eingemauert.Literatur: Kaus (2001)D) Rahmenfeld eines Grabbaus, H. 79 cm, B. 33 cm, T. 60 cm (jeweils die sichtbaren Ausmaße). An der nach Norden gerichteten, stark verwitterten Schmalseite ein aus einem Volutenkrater wachsende Ranke mit fünf Blättern undeutlich erkennbar. Gräulicher Tuffit, bräunlich verwitternd, vulkanische Klasten bis 10 cm Durchmesser; Quarzgerölle eher selten, lediglich bis 0,5 cm groß. FO: ?. AO: Hannersdorf, Nordseite der Kirche, im westlichsten Strebepfeiler eingemauert. Literatur: Ubl (1974), Kaus (2001), http://www.ubi-erat-lupa.org

ist teilweise nur gespitzt. Das Kapitel steht in einem Mörtelfuß direkt am Boden. Auf und knapp unter der Steinoberfläche starkes Algenwachstum, das Gefüge des Marmors ist aufgelockert und zeigt Abplatzungen. Der Stein weist an seiner Ostseite eine unver-füllte Bohrung auf, die von einer petrologisch-isotopen-geochemischen Untersuchung durch Harald Müller stammt (frdl. mündl. Mitt. Harald Müller 2007). FO: Kukmirn, bei der Renovierung der evangelischen Kirche entdeckt. AO: Kukmirn, außerhalb der evangelischen Kirche, gleich westlich des Kircheneinganges. Literatur: http://www.ubi-erat-lupa.orgB) Altar- oder Statuenbasis. L. 87 cm, B. 87 cm, H. 51 cm. Weißer, homogener Marmor, hellbeige bis blassrosa verwitternd, maximale Korngröße 1 bis 2 mm. Viereckiges Kapitel mit einem versenkten Eisenzapfen oben mittig. Lithologisch ähnlicher der Grab-inschrift im Franziskanerkloster in Güssing als dem darunter liegenden Säulenkapitel. Der Stein weist an seiner Ostseite eine unverfüllte Bohrung auf, die von einer petrologisch-isotopen-geochemischen Untersuchung durch Harald Müller stammt (frdl. mündl. Mitt. Harald Müller 2007). FO: Kukmirn, bei der Renovierung der evangelischen Kirche entdeckt. AO: Kukmirn, außerhalb der evangelischen Kirche, gleich westlich des Kircheneinganges. Literatur: http://www.ubi-erat-lupa.org, Ortsakt BLM

(5) Litzelsdorf – GemeindeamtGrabinschrift des Titus Vedius Fuscinus. B. 105 cm, H. 59 cm, T. 10,5 cm. Weißer, sehr homogener, hochqualitativer Marmor, maximaler Korndurchmesser bis 2 mm. FO: Litzelsdorf, aus Tumulus 2 bei der Ried „Hollerwiese“. AO: Litzelsdorf, im Gemeindeamt mit Haken an einer Wand befestigt. Literatur: Barb (1932), Weber-Hiden (in Vb.)

(6) Kohfidisch – HauptschuleMeilenstein. H. 125 cm, Durchmesser (DM) 51 cm (oben). Zylindrische Form, aus einigen wenigen zerbrochenen Teilen wieder zusammengefügt, der obere Teil ist nahezu komplett erhalten, an der Basis fehlen Teile. Weißer bis blass grau-beiger, fossilien- reicher, relativ dichter Kalkstein; sedimentäre Schichtung ist etwa parallel zur Längs- achse des Steines; einige, kleine Karsthohlräume. Die Inschrift ist relativ komplett lesbar. FO: Kohfidisch, Tschater Berg. AO: Hauptschule Kohfidisch. Literatur: Ubl (1974), Weber-Hiden (in Vb.)

(7) Hannersdorf – römisch-katholische Pfarrkirche Mariae GeburtAn der Außenseite der spätgotischen Kirche von Hannersdorf sind mehrere Spolien eingebaut (Kaus 2001). A) Löwe (Abb. 2). H. 80 cm, L. 110 cm, T. 33 cm (jeweils die sichtbaren

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bung der Portraits in Walde (2005, 35–36) und Ubl (1974). Reste von (wahrschein-lich junger) gelber Übermalung, daneben seltener rote Farbspuren. Am unteren Rand des Steines, unterhalb des rechten Ellbogens des Mannes, ein mit Kalk-mörtel verfülltes Bohrloch (Bohrdurchmesser 14 mm). FO: Neumarkt im Tauch-ental. AO: Neumarkt im Tauchental, römisch-katholische Pfarrkirche St. Nikolaus, außen an der Südseite des Glockenturms, 224 cm über Boden eingemauert. Literatur: Barb (1932), Saria (1951), Ubl (1974), Walde (2005, 35–36), Ortsakt BLMB) Grabinschrift des C. Samuconius Spectatus. H. 47 cm, B. 115 cm. Schneeweißer, homogener, leicht transluzenter Kalkmarmor bester Qualität; Korngröße unter 1 mm (feinkörniger als die beiden anderen Römersteine in Neumarkt im Tauchental); akzessorisch ein hellgrünes, tafeliges, bis 1 mm langes Mineral. FO: ?. AO: Neumarkt im Tauchental, römisch-katholische Pfarrkirche St. Nikolaus, außen an der Westseite des Glockenturms, 249 cm über Boden eingemauert. Literatur: Barb (1932), Saria (1951), Ubl (1974), Walde (2005, 35–36), Weber-Hiden (in Vb.)C) Relief eines Grabbaus. H. 58 cm, B. 88 cm. Weißer, homogener, gelblich verwit-ternder Kalkmarmor; Korngrößen um 1,5 bis 2 mm; weiße und gelbliche (vermutlich neuzeitliche) Farbreste. Mythologische Darstellung des Perseus mit phrygischer Mütze, der die knieende Medusa enthauptet, links Athene auf einem Felsen mit Schild. Ikonographische Beschreibung der Portraits in Walde (2005, 35–36) und Ubl (1974). FO: Neumarkt im Tauchental. AO: Neumarkt im Tauchental, römisch-katholische Pfarrkirche St. Nikolaus, Kirchenvorraum, unterhalb des Glockenturm der Kirche, gleich links vom Eingang ist mit der Unterkante 225 cm über Boden eingemauert. Literatur: Ubl (1974), Walde (2005, 35–36), Ortsakt BLM

(9) Rechnitz – WeingebirgeLöwe (Abb. 3). L. 23 cm, B. 22 cm, H. 38 cm. Grau-weißer, fossilienreicher, vorwiegend sparitisch zementierter Kalk, aragonitische Bivalvenfragmente bis 2 cm Länge. Aufrecht sitzender, geradeaus blicker Löwe mit langer, lockiger Mähne. Wetterseite stark mit Moos bewachsen und sehr stark verwittert; an einigen Stellen relativ frisch abgeschlagen. FO: ?. AO: Rechnitz, Weingebirge, auf Dach einer neuzeitlichen Quellfassung, weniger als ein Meter über Grund aufbetoniert, am Rücken mit Schraube zusätzlich befestigt. Literatur: Ortsakt BLM

Abb. 2. Löwe in der römisch-katholischen Pfarrkirche von Hannersdorf. Weißer Marmor. Blickrichtung Nord-westen (Foto: Erich Draganits).

(8) Neumarkt im Tauchental – römisch-katholische Pfarrkirche St. NikolausA) Porträtnische einer Familie. H. 74 cm, L. 157 cm (jeweils die sichtbaren Ausmaße). Weißer bis blass grauer Kalkmarmor, Korngrößen durchschnittlich um 2 mm, maximal bis etwa 4 mm. Familiengrabstein mit Brustbildern eines Mannes in römischer und zweier Frauen in einheimischer Tracht. Ikonographische Beschrei-

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Schlaining in Augenhöhe in einer Nische auf einem Steinsockel aufgestellt. Literatur: http://www.ubi-erat-lupa.org

Abb. 4. Porträtnische in der Burg Schlaining. Guter Erhaltungszustand durch die witterungsgeschützte Aufstel-lung (Foto: Erich Draganits).

Abb. 3. Löwe im Weingebirge von Rechnitz. Fossilienreicher Kalk mit erhaltenen aragonitischen Molluskenscha-len. Starke wetterseitige Verwitterung und Mooswachstum (Foto: Erich Draganits).

(10) Stadtschlaining – BurgPorträtnische (Abb. 4). H. 36 cm, B. 30 cm, T. 20 cm. Gelblicher, hellbräunlich verwitternder Kalkmarmor, rund 1 mm große Kristalle, maximal bis 3 mm. Rest einer Portraitnische mit Kopf eines Mädchens mit langen Haaren. FO: Neumarkt im Tauchental. AO: Stadtschlaining, in der Durchfahrt des zweiten Tores von Burg

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Eine Längsseite weist unregelmäßig eingeritzte Buchstaben auf, ohne Sinn (Graffiti?). Nahezu komplett mit Moos überwachsen. FO: ?. AO: Nikitsch, etwa 30 m östlich der Nordostecke des Schlosses, zwischen großen Bäumen direkt am Boden aufliegend. Literatur: Ortsakt BLMB) Inschriftenfragment einer Grabstele. H. 41 cm (sichtbare Höhe über der Erde), B. 62 cm, T. 20 cm. Blass gelblicher, gut sortierter, neogener Kalksandstein; Bioklasten angerundet bis gerundet, selten subangulare Quarzkörner; bis 7 cm große Austern, bis 4 cm große Rhodolithen. Nur die zwei untersten Zeilen des Schriftfeldes zwischen Säulen mit Spiralkannelur erhalten: --- ] / PARENTI .S / POSVERV ... Oberfläche mit Algen etwas bedeckt, deswegen Details nur undeutlich zu sehen. FO: ?. AO: Nikitsch, 200 m südsüdwestlich des Schlosses, im Boden etwas versenkt. Literatur: http://www.ubi-erat-lupa.org, Weber-Hiden (in Vb.)

(13) Deutschkreutz – Juvina-QuelleSarkophag mit Sarkophagdeckel. L. 221 cm, B. 89 cm, H. 81 cm. Deckel: L. 221 cm, B. 89 cm, H. 22 cm. Gelblicher, massiger, neogener Kalksandstein, Korngrößen um 0,5 bis 1 mm, maximal bis etwa 3 mm. Außenwand des Sarkophages zeigt Schräm-spuren. Deckel konvex, in 3 Teile zerbrochen. FO: ?. AO: Deutschkreutz, 15 m südsüdöstlich von der öffentlich zugänglichen Mineralwasser-Entnahmestelle. Literatur: Ortsakt BLM

(14) Schattendorf – römisch-katholische Pfarrkirche St. MichaelA) Stele des C. Statius Gratus. H. 127 cm, B. 73 cm. Grau-beiger, massiger, neogener Sandstein, Korngrößen zwischen 0,5 bis 1 mm; angerundete bis gerundete siliziklasti-sche Komponenten dominieren; relativ gut sortiert; einige wenige, bis maximal 1 cm große Kiese aus Quarz und feinkörnige, graue Karbonate. Achtzeiliges Inschriftenfeld relativ komplett erhalten, linke Seite etwas bestoßen; oberhalb des Inschriftenfeldes sind Teile von Tierbeinen (Pferd?) sichtbar. Ikonographische Beschreibung und Inschrift der Stele siehe Ortsakt BLM. FO: Schattendorf. AO: Schattendorf, innen an der Kirchhofmauer, nach Süden gerichtet, direkt über Bodenniveau eingemauert. Literatur: Kaus (1993), Kaus (2003), Ortsakt BLM, Weber-Hiden (in Vb.)B) Steinfragment. H. 21 cm, B. 28 cm. Neogener Sandstein, Korngrößen zwischen 0,5 bis 1 mm; angerundete bis gerundete siliziklastische Komponenten dominieren; relativ gut sortiert; sehr ähnlich wie Stein A. Zahl 1936 eingeritzt. Unklar, ob es sich wirklich um einen römischen Stein handelt. FO: ?. AO: Schattendorf, innen an der Kirchhofmauer, nach Süden gerichtet, etwa 160 cm über Bodenniveau eingemauert. Literatur: Ortsakt BLMC) Portraitstele. H. 112 cm, B. 71 cm. Blass gelblicher, massiger, neogener Sandstein, Korngrößen um 0,3 bis 0,8 mm, karbonatische, als auch siliziklastische Komponenten;

(11) Rettenbach – Hausnummer 14Stele (Abb. 5, 6). H. 67 cm, L. 61 cm. Grün-weiß gebänderter, unreiner Marmor; deut-lich ausgebildete Schieferung, leicht schräg zur Vorderseite der Stele orientiert; dünne, verrunzelte Lagen aus grünem, unter 0,25 mm großem Chlorit und Serizit wechsellagern mit bis etwa 4 mm mächtigen, weißen Kalzitlagen; bis maximal 2 mm große, dunkle, eher isometrische, nicht eindeutig identifizierbare Minerale bilden kleine, linsige Anhäu-fungen. Siehe ikonographische Beschreibung der Stele in Ubl (1974). FO: Rettenbach, „nahe der Stubener Mühle“ (Ubl 1974). AO: Rettenbach, Hausnummer 14, rechts vom Einfahrtstor der Einfahrt an der südwestlichen Hausfront in Hüfthöhe eingemauert. Literatur: Ubl (1974), Ortsakt BLM

Abb. 5. Stele in Rettenbach. Auffällig grün-weiß gebänderter Marmor, der in dieser Studie nur bei diesem Stein beobachtet wurde (Foto: Erich Draganits).

Abb. 6. Detail der Stele in Rettenbach. Grün-weiß gebänderter Marmor mit deutlich ausgebildeter Schieferung, die leicht schräg zur Vorderseite der Stele orientiert ist. Dünne, verrunzelte Lagen aus grünem, unter 0,25 mm großem Chlorit und Serizit wechsellagern mit bis etwa 4 mm mächtigen, weißen Kalzitlagen (Foto: Erich Draga-nits).

(12) NikitschA) Fundamentstein?. H. 42 cm, L. 89 cm, T. 46 cm. Gelblicher Kalksandstein, Korn-größen um 0,25 bis 0,30 mm, relativ hohe Porosität. Generell gut sortiert, jedoch einige relativ gut erhaltene Überreste irregulärer Seeigel (bis 11 cm), Austern (bis 8 cm), Rhodolithen (bis 4 cm). Nur undeutlich erkennbare sedimentäre Schichtung, im Stein nahezu senkrecht orientiert. Rechteckige Grundfläche mit zwei vertikalen Schmalseiten und zwei sich etwas nach oben verjüngenden Längsseiten; rechteckige Vertiefung an der Oberseite parallel zur Längsachse des Steines (L. 26,5 cm, B. 10 cm, T. bis 18 cm).

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Abb. 7. Detail des östlichsten Sarkophages in Leithaprodersdorf. Beispiel der neogenen Kalk-Lumachelle (Foto: Erich Draganits).

(18) Leithaprodersdorf – GschlösslSteinsarkophage und Sarkophagdeckel (Abb. 7). Insgesamt zehn römische Steinsarko-phage mit acht mehr oder weniger kompletten Deckeln sowie weitere zwei komplette und etwa zehn Fragmente von Sarkophagdeckeln. Sarkophage: L. 196–245 cm, B. 75–109 cm, H. 57–76 cm. Sarkophagdeckel: L. 196–245 cm, B. 75–109 cm, H. 18–28 cm. Weißer, blass grau verwitternder, neogener Kalksandsteinen (Pack-stone, Grainstone, bis Rudstone), teilweise Lumachellen; zahlreiche Corallinacea Fragmenten und Molluskenschalen; Austernschalen und Seeigelfragmente bis etwa 10 cm. Sarkophage zeigen quaderförmige Formen, einige verbreitern sich nach oben hin. Außenseiten meist nur grob gearbeitet; soweit sichtbar weisen alle einen steinernen „Kopfpolster“ auf; Sarkophagdeckel sind einfache Platten oder zeigen flache Giebelformen. FO: Müllendorf. AO: Freilichtanlage am östlichen Ortsrand von Leithaprodersdorf, östlich des „Gschlössls“, einer mittelalterlichen Wasserburg; Sarkophage sind direkt östlich vom Gschlössl in einem Halbkreis aufgestellt. Literatur: Ortsakt BLM

(19) Breitenbrunn – TurmmuseumFragment einer Portraitstele. H. 42 cm, B. 74 cm, T. 11 cm. Auffällig weißer Kalksand-stein, Korngrößen um 0,2 bis 0,4 mm, relativ porös.

relativ gut sortiert; einige wenige feinkörnige, graue Kalkgerölle bis etwa 3 mm. Portrait abgeschlagen, keinerlei Details sichtbar. FO: Schattendorf. AO: Schattendorf, außen an der Kirchhofmauer, nach Norden gerichtet, genau gegenüber von Stein A direkt über Bodenniveau eingemauert. Literatur: Kaus (1993), Kaus (2003), Ortsakt BLM

(15) Eisenstadt – SteinmühleFamiliengrabstele des Curmisagus. H. 120 cm (sichtbare Höhe über Erde), B. 125 cm, T. 30 cm. Gelblich bis blass grauer Kalksandstein, Korngrößen um 0,3 bis 0,4 mm, sedimentäre Schichtung auf den Längsseiten gut erkennbar, eben dort Mörtel- reste mit etwas Ziegelsplitt, linke Längseite zeigt grobkörnige Lage mit mehreren Gastropodenquerschnitten, im oberen Teil des Steines im Bereich des Personenreliefs Rotfärbung (möglicherweise durch Feuer), stark von Algen überwachsen. Durch einen alten Bruch sind lediglich die Unterteile von drei stehenden Personen erhalten, darunter ein fünf-zeiliges Inschriftenfeld. FO: Eisenstadt?. AO: Eisenstadt, Steinmühle an der Wulka; direkt vor der Außenseite der Umfassungsmauer, links des nordöstlichen Eingangstores eingegraben. Literatur: Kaus (1994), Weber-Hiden (in Vb.)

(16) Oggau – römisch-katholische Pfarrkirche zur Hl. DreifaltigkeitGrabinschrift der Cocceia Ismara. H. 63 cm, B. 63 cm, T. 18 cm. Blass grauer, sehr homogener Kalksandstein mit einem eher geringen Anteil an siliziklastischen Komponenten; Korngrößen um 0,3 bis 0,4 mm, sehr gut sortiert. Sieben Zeilen sowie der unterste Bereich einer weitern Zeile erhalten, Inschrift in Rot nachgemalt. FO: Oggau, Flur Krautäcker. AO: Oggau, Eingangsraum an der Nordseite der Kirche, mit Eisenklammern 69 cm über Boden befestigt. Literatur: Ortsakt BLM, Weber-Hiden (in Vb.)

(17) Müllendorf – FriedhofSteinsarkophage und Sarkophagdeckel. Insgesamt drei Sarkophage und ein Sarkophag-deckel. Sarkophage: L. 220–227 cm, B. 87–97 cm, H. 70–72 cm. Sarkophagdeckel: L. 196–245 cm, B. 97 cm, H. 30 cm. Weißer, blass grau verwitternder, neogener Kalk-sandstein (Packstone, Grainstone, bis Rudstone); reich an Corallinacea Fragmenten und Molluskenschalen; Bilvalvenschalen bis etwa 12 cm groß. Sarkophage zeigen quaderförmige Formen, Außenseite meist nur grob gearbeitet. Sarkophagdeckel mit flacher Giebelform. FO: Müllendorf. AO: Müllendorf, neben dem Friedhofseingang. Literatur: Ortsakt BLM

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(21) Kaisersteinbruch – Schloss KönigshofA) Stele der Flavia Calendina. H. 128 cm, B. 81 cm. Gelblicher, grobkörniger, vorwiegend sparitisch zementierter Kalksandstein; Korngröße um 2 bis 3 mm, wenige Kiese bis maximal 10 mm; karbonatische Komponenten, zahlreiche Corallinacea Fragmente; kleiner Anteil an siliziklastischen Komponenten. Stark berieben, aber ansonsten gut erhalten. Siehe ikonographische Beschreibung der Stele in http://www.ubi-erat-lupa.org. FO: Bruckneudorf. AO: Kaisersteinbruch, Königshof, im Innenhof des Gutshofes, links vom Eingang zur Gutshofver-waltung, nach Südsüdwest gerichtet, 36 cm über Grund eingemauert. Literatur: http://www.ubi-erat-lupa.org, Weber-Hiden (in Vb.)B) Relief eines Grabbaus. H. 76 cm, B. 41 cm, T. 12 cm. Grau-beiger, massiger Kalksandstein; Korngröße etwa 0,5 mm, bis maximal 4 mm, gut sortiert. Dienerin mit Ober- und Unterkleid und Fibeln wirkt recht grob gearbeitet. Siehe ikonographische Beschreibung des Reliefs in http://www.ubi-erat-lupa.org. FO: Kaisersteinbruch. AO: Kaisersteinbruch, Königshof, im Innenhof des Gutshofes, links vom Eingang zur Gutshofverwaltung, gleich rechts von Stein A, nach Südsüdwest gerichtet, 41 cm über Grund eingemauert. Literatur: http://www.ubi-erat-lupa.orgC) Fragment einer Porträtnische. H. 72 cm, B. 68 cm. Blass gelber, massiger Kalk-sandstein; Korndurchmesser um 0,5 mm, bis maximal 4 mm; über ganze Oberfläche verteilt 5 bis 7 mm große Rostflecken; Linker und unterer Teil abgebrochen, Relief abgeschlagen; rechte Schmalseite zeigt Teil einer Hand mit Becher(?) und Teil eines Tisches mit Gefäßen(?), Reste von roter Farbe. FO: Kaisersteinbruch. AO: Kaiser-steinbruch, Königshof, im Innenhof des Gutshofes, links vom Eingang zur Guts-hofverwaltung, nach Südsüdwest gerichtet, 115 cm über Grund eingemauert. Literatur: Ortsakt BLMD) Grabstein einer Familie. H. 73 cm. B. 130. T. 18 cm (sichtbare Ausmaße). Weiß bis blass beiger, relativ massiger Sandstein; Korngrößen etwa 1 mm, bis maximal 4 mm. Relief großteils abgeschlagen. Linke Schmalseite zeigt Schlange oder Delphin(?), rechte Schmalseite Teil einer stehenden Figur. Siehe ikonographische Beschreibung des Reliefs in http://www.ubi-erat-lupa.org. FO: Kaisersteinbruch. AO: Kaisersteinbruch, Königshof, im Innenhof des Gutshofes, links vom Eingang zur Gutshofverwaltung, nach Südsüdwest gerichtet, unterhalb von Stein C, 42 cm über Grund eingemauert. Literatur: http://www.ubi-erat-lupa.orgE) Fragment einer Porträtstele einer Frau. H. 75 cm, B. 51. Gelblich, beiger, massiger Sandstein; Korngröße 0,4 bis 0,5 mm, sehr gut sortiert, dominanter siliziklastischer Anteil. Linker, unterer Teil einer Frauenfigur. Siehe ikonographische Beschreibung des Reliefs in http://www.ubi-erat-lupa.org. Durch den direkten Bodenkontakt und wetter-seitige Aufstellung speziell im unteren Bereich sehr stark verwittert, deutliche

Stark fragmentiert und bestoßen; Fragmente großzügig mit Beton zusammengesetzt. Die Stele zeigt schlecht erhaltene Köpfe eines Ehepaares in rechteckigem Rahmen, links einheimische Frau mit Haube, rechts Mann mit in die Stirn gekämmten Haarsträhnen. FO: Loretto. AO: Breitenbrunn. Im 3. Stock des Turm-museums an der nördlichen Wand fixiert (Leihgabe Landesmuseum Burgenland). Literatur: http://www.ubi-erat-lupa.org

(20) Jois – MuseumA) Wandteil eines Grabbaus. H. 237 cm, B. 87 cm, T. 21 cm. Blass grauer, sehr homogener Sandstein, Korngrößen um 0,4 mm, bis maximal 1 mm, sehr gut sortiert, hoher siliziklastischer Anteil. Ungerahmte Platte rechts mit Falz; links oben eine rechteckige Ausnehmung; im oberen Teil ein nach links schreitendes Pferd; Spuren roter, etwa 2 cm breiter Zick-Zack-Linien oberhalb und unterhalb des Pferdes, rechts davon eine vertikale rote Linie. FO: Jois. AO: Jois. Beim Eingang zum Museum, hinter dem Gemeindeamt, am Boden stehend mit Klammern an der Mauer fixiert. Literatur: Ortsakt BLM, Weber-Hiden (in Vb.)B) Männlicher Portraitkopf. H. 28 cm, B. 22 cm, T. 19. cm (jeweils die erhaltenen Ausmaße). Beige-blass gelber, neogener Sandstein; Korngrößen um 0,4 mm, bis maximal 2 mm; hoher siliziklastischer Anteil. Unter Kinn gebrochen; linke Gesichtshälfte stark bestoßen. FO: Jois, Untere Hauptstraße 51. AO: Jois, Museum (Leihgabe Landesmuseum Burgenland, Inv.Nr. 29977). Literatur: Ortsakt BLMC) Fragment einer Porträtstele. H. 59 cm, B. 31 cm, T. 12 cm (jeweils die erhaltenen Ausmaße). Blass grauer, neogener Sandstein; Korngrößen um 0,4 mm, bis maximal 1 mm; hoher siliziklastischer Anteil. Aus mehrere Fragmenten zusammengesetzt, Teile ergänzt. FO: Jois, Untere Hauptstraße 51. AO: Jois, Museum (BLM Inv.Nr. 25342). Literatur: Ortsakt BLMD) Fragment einer Porträtstele mit Frau. H. 86 cm, B. 38, T. 26 cm (jeweils die erhaltenen Ausmaße). Blass grauer, neogener Sandstein; Korngrößen um 0,5 mm, bis maximal 2 mm; deutlicher siliziklastischer Anteil. FO: Neusiedl am See, Ried Obere Froschau. AO: Jois, Museum. Literatur: Ortsakt BLME) Steinplatten. Insgesamt sieben Steinplatten oder Fragmente von Steinplatten. Blass grauer, sehr homogener Sandstein, Korngrößen um 0,5 mm bis 1 mm, gut sortiert; hoher siliziklastischer Anteil. FO: Jois, Flur Joisauer, Grabung des Landesmuseums 1982. AO: Jois. In der Nähe des Einganges zum Museum, hinter dem Gemeindeamt, am Boden gestapelt. Literatur: Ortsakt BLM

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Salzschäden mit Krustenbildung und flächigen Abplatzungen. FO: Kaisersteinbruch?. AO: Kaisersteinbruch, Königshof, im Innenhof des Gutshofes, auf der östlichen Längsseite, nach Westnordwest gerichtet, direkt über Grund eingemauert. Literatur: http://www.ubi-erat-lupa.orgF) Relief eines Grabbaus. H. 131 cm, B. 68 cm. Gelblich, beiger, massiger Sandstein; Korngröße 0,3 bis 0,4 mm, sehr gut sortiert, dominanter siliziklastischer Anteil. Durch den direkten Bodenkontakt und wetterseitige Aufstellung speziell im unteren Bereich sehr stark verwittert. Relief durch Flechtenbewuchs und Absandung kaum mehr erkennbar. FO: Kaisersteinbruch. AO: Kaisersteinbruch, Königshof, im Innenhof des Gutshofes, auf der östlichen Längsseite, nach Westnordwest gerichtet, direkt über Grund eingemauert. Literatur: http://www.ubi-erat-lupa.org

Danksagung

Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung unserer Arbeit bei Leonhard Pint (St. Martin an der Raab), Pater Raphael (Franziskanerkloster Güssing), Gerhard Gabel (Kukmirn), Peter Fassl (Litzelsdorf), Gustav Lagler (Neumarkt im Tauchental), Johann Szaffich (Nikitsch), Wolfgang Strobach (Eisenstadt), Anton Mattasits (Trausdorf), Gerhard Draganits (Lackendorf), Florian Bayer (Esterházy Privatstiftung) und Ulrike Exner (Universität Wien). Günther Karl Kunst (Univer-sität Wien) sei für Hinweise über die römischen Saumtiere herzlich gedankt.

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Ingrid Weber-Hiden

Die römischen Steindenkmäler im Burgenland als Quelle der Straßenforschung

Zu den großen Errungenschaften der römischen Zivilisation gehört unter anderem der intensive Ausbau des Straßennetzes. Freilich gab es schon vor den Römern Verbin-dungen zwischen den einzelnen Siedlungen, aber keine geplanten, systematisch angeleg-ten Straßen, um deren Ausbau, aber auch Erhaltung sich Obrigkeiten kümmerten. Diese infrastrukturelle Stärke der Römer macht sich ab dem Punkt, an dem sie etwa bei der Marchmündung römisches Reichsgebiet erreichte, auch an der Bernsteinstraße bemerk-bar, die nicht nur eine wichtige Rolle für den Handel spielte, sondern auch militärische Bedeutung einerseits als Einmarschlinie in den böhmischen Raum erhielt, andererseits aber auch Angriffe aus dem Norden ermöglichte. Im Reichsgebiet wurde sie wichtig, nachdem durch den pannonischen Aufstand in den Jahren 6 bis 8 n. Chr. die Stationie-rung römischer Soldaten notwendig geworden war und ihr Nachschub und ihre Verbin-dung mit Italien über den Handelsweg verliefen. Handelskontakte hat es bereits seit dem 2. Jh. v. Chr. gegeben, und nach der Gründung Aquileias 181 v. Chr. als Ausgangspunkt der Bernsteinstraße wurden die Verkehrswege in den Norden ständig weiter ausgebaut. Die römische Präsenz nahm deutlich zu, und auch der Einfluss auf das Leben der ein-heimischen Bevölkerung wurde immer größer. Man kann das Verhältnis zwischen der einheimisch keltischen Bevölkerung und den Römern dank der wechselseitigen Abhän-gigkeit durchaus als gut bezeichnen, und eine Folge davon war die schnelle Übernahme auch von kulturellen Errungenschaften. Für die heutige Forschung von großem Wert ist die neue „Mode“, auf Gräbern beschriftete Steine aufzustellen und die Abbilder der Ver-storbenen zu zeigen. Die einheimische Oberschicht demonstrierte mit der Errichtung von Grabsteinen ihren Reichtum und ihren von Rom akzeptierten sozialen Rang.

Gerade diese Grabinschriften sind eine der wichtigsten historischen Quellen, die uns für die frühe Geschichte Österreichs zur Verfügung stehen. Sie geben uns unter anderem Auskunft über die Verstorbenen, indem man anhand der Namen und oft auch durch die Angabe des Heimatortes die Herkunft des Betreffenden, sein Sterbealter, sein Amt oder seinen Dienstgrad im Heer erfährt. Angaben zu Kindern und Ehefrauen, die manchmal als die „Frömmste, Teuerste“ oder „Liebste“ bezeichnet werden, lassen uns noch heute eine innige Liebe aus längst vergangener Zeit spüren.

Die Inschriften auf Weihaltären zeigen uns das Spektrum der verehrten Götter und nennen uns den Auftraggeber sowie in wenigen Fällen den Anlass für die Stiftung.

Pochmarski, E./Pochmarski-Nagele, M. Der Grabbau I an der Gräberstraße von St. Martin/Raab, in: L. Dollhofer/C. Kneringer/H. Noedl/K. Schaller/E. Trinkl, (Hg), Altmodische Archäologie. Festschrift für Friedrich Brein, Forum Archaeologiae 14/III, Wien 2000, 151–158

Rohatsch, A., Neogene Bau- und Dekorgesteine Niederösterreichs und des Burgenlandes, in: B. Schwaighofer/ W. Eppensteiner, (Hg.), „Junge“ Kalke, Sandsteine und Konglomerate – Neogen, Mitteilungen IAG BOKU, 3, Reihe: Nutzbare Gesteine von Niederösterreich und Burgenland, 2005, 9–56

Rohatsch, A./Draganits, E., Herkunftsbestimmung an den Gesteinen des römischen Gräberfeldes von Halbturn, Burgenland, Monographien zur Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie (im Druck)

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