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26. FEBRUAR 1925 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 4. JAHRGANG. Nr. 9 k6nnen, w~hrend die verbrauchte L6sung abgefflhrt werden mul3. Die Haut in der Umgebung soll durch Vaselin geschfitzt werden. Inzwischen ist regelmABig die Bakterienzahl der Wunde zu kontrol- lieren. Zahlreiche Kliniker haben, sobald sie die Technik eingefibt hatten, mehr oder weniger gflnstige Resnltate mitgeteilt. Der Autor hat selbst nur noch wenig Erfahrung mit der Dakinschen L6sung, faBt aber seine Meinung wie folgt zusammen: Die Wund- behandlung nach CARREL ist zwar kompliziert, die Technik ist 431 schwierig, die Pfiege mfihsam, die Erkl~rung der Wirkung ist nicht leicht, aber die guten Resultate, yon so vielen hervorragenden Chi- rurgen gemeldet, nnd das Fehlen sch~dlicher Folgen bei der Ver- wendung in der Klinik, ffihren zu der IJberzeugung, dab diese ~rundbehandlung verdient versucht zu werden. (Re:feriert nach U. G. BIJLSMA, C. F. A. KOCH und P. VAN DER WIELEN: Mono- graphie des t~ijks-Inst, voor Pharmacotherap. Onderzoek. Leiden 1923). BIJLSMA, Utrecht. ERNST Am 2. Januar ist in Mflnchen ERNST BUMM rasch und un- erwartet gestorben. Mit ihm ist ein hervorragender Vertreter der deutschen medizinischen Wissenschaft und der Gyn~kologie im besonderen dahingegangen. BUMM war gleich bedeutend als Forscher, Lehrer und Arzt. Die Lehre yon der weiblichen Gonorrh6e ist yon ihm begrfindet und ausgebaut worden. Er hat unsere Kenntnisse filber die Selbst- in:fektion der KreiBenden, iiber pnerperale Peritonitis und Para- metritis durch bakteriologische Untersuchungen gefOrdert*). Die ganze wissenschaftliche Arbeits- und Denkweise BUMMS ist eine klinische gewesen. Bakteriologische Forschungen sollten immer nur die Grundlage ffir die Behandlung geben. Helfen wollte er, die Infektion ihrer Gefahren entkleiden, die entstandenen In:fektionen vernichten und zerstOren. Diesem Streben ist er stets treu geblieben, und so hat er alle Methoden versucht, des Puerperal- fiebers und seiner einzelnen Formen Herr zu werden. Die medi- kamentOse Therapie, die Serumtherapie des Puerperalfiebers ist yon ihm viel:fach angewandt worden, ebenso die chirurgische Be- handlung der puerperalen Peritonitis, die chirnrgische Behandlung der Py~mie durch Venenunterbindung. Trotz vieler, keinem ersparter Mil3er:folge hat er sich nieht abschrecken lassen, immer und immer wieder, unermfidlich durch Modifikationen, dutch Kombinationen einzelner Verfahren die Gefahr der In:fektionen zu verkleinern. Daffir sind auch ein Beweis die bis in die jfingste Zeit yon ihm und seinen Schfilern fortgesetzten Versuche, die Virulenz der Keime zu bestimmen, daraus Folgerungen fflr die klinische Behandlung zu ziehen oder durch prophylaktische Serum- in:fektionen den Schwangeren und Kreil3enden einen Schutz vor Infektionen zu schaffen. BuMI~ war aber nlcht einseitig bakteriologisch eingestellt. Oas hat er bewiesen dadurch, dab er ffir die GyntLkologie nachdrficklich betont hat, dab nicht Antisepsis und Asepsis allein die Entscheidung der Operationen bringen und Infektionen verhfiten, sondern dab genau soviel die operative Technik bedeute. 19o2 hat BuMvI als therapeutisches Prinzip ffir die Eklampsie aufgestellt, dab die rasche und so:fortige Entbindung die beste Eklampsiebehandhng sei und dazu den vaginalen Kaiserschnitt DfTHRSSENS empfohlen, den er mit Spaltung nur der vorderen Cervicalwand empfahl. Er hat die Operation propagiert, aber als vorsichtiger und erfahrener Kliniker immer wieder darauf hinge- wiesen, dab sie nicht ins Prlvathaus geh6re, sondern in die Klinik. Die yon Bt~MM vertretene und empfohlene aktive Eklampsie- behandlung hat eine entschiedene Bessernng der Sterblichkeit an Eklampsie gebracht und nach manchen Versuchen mit konser- vativen, abwartenden Methoden Scheint man wieder zu den Bumm- schen}Vorschl~gen zurfickzukehren. Als vor etwa 20 Jahren die chirurgische Erweiterung des engen Beckens dutch die H~b0steot0mie, die Durchs~gung des Scham- beins vielfach elnpfohlen und angewandt worden ist, hat BUMM die Operation durch technische Modifikationen verein:facht nnd verbessert. Er war aber weitsichtig und einsichtig genug, sie zu verlassen und an ihre Stelle den Kaiserschnitt zu setzen, nachdem er erkannt hatte, dab diese Operation ein:facher und sicherer sei, urn Geburtshindernisse infolge eines engen Beckens zu beseitigen. Es ist fiberhaupt ein charakteristiseher Zug BUMMS gewesen, dab er nie eigensinnig wider bessere Erkenntnis am einmal Empfoh- lenen festgehalten hat. Gerade darin macht sich sein fiberlegener Geist bemerkbar und die Unabh~ngigkeit seines Denkens. Ihm war es immer urn die Sache zu tun. Er hat die Sache nur um ihrer setbst willen getan und darin ist er ira Sinne RICHARD WAGNERS ein guter Deutscher gewesen. Hel:fen, hel:fen und wieder hel:fen War der Wunsch seines tlerzens und seines Verstandes. Und darum hat er sich mit aller Hingabe der Behandlung des schlimmsten Leidens der Frauen flberhaupt, des Uteruscarcinoms, geWidmet. Er ist einer der ersten gewesen, die den Wertheimschen.Vorschlag der abdominalen und radikalen Krebsoperation au:fgenommen haben. Unermfidlich hat er an der Verbesserung der Technik gearbeitet, nm die Operation ihrer groBen *) Line ausffihrlichere Z)arstellung der wissenschaftlichen Leistungen BUMMS findet sich im Archi~ flit Gyn~ko!ogie. BUMM ~. Gefahr zu entkleiden. Noch in allerletzter Zeit hat er versucht, durch bakteriologische Forschungen eine sicherere Prognose der Ope- ration zu gewinnen, als wir sie nach rein klinischer Beobachtung und klinischen ~berlegungen gewinnen k6nnen. Jeder, der Uteruscarcinome operiert, kennt die Entt~uschnngen und die Fehlschlttge der operativen Behandlung. Jeder Arzt mit Herz und Mitleid wird bedrflckt yon seiner therapeutischen Ohn- macht. Ich weiB, wie BUMM darunter gelitten hat, und wenn er auch nicht der Mann war, der sein Inneres o:ffenbarte, so mugte doch der seine Gefiihle mitelnpfinden, der Gleiehes empfand. Als es v~r Jahren den Allschein hatte, Ms ob die Strahlenbe'hand- lung des Uteruscarcinoms unsere therapeutischen Sorgen erleichtern sollte, da war Bumm einer der ersten, die mit Fenereifer sich der neuen Therapie angenommen haben. Radium xand R6ntgenstrahlen sind in seiner Klinik an einem groBen Material ausprobiert worden. Optimistisch nnd sanguinisch, wie er war -- und ein Therapeut soil so sein -- hat er an:fangs die Strahlenwirkungen fibersch~tzt, hat aber nieht einen Augenblick gez6gert, das zuzugestehen, als die Beobachtungen fiber Jahre hinaus gezeigt hatten, dab die Strahlen doch nicht das leisten, was man ihnen zugesprochen hatte. Er ist dann wieder zur Operation zurfickgekehrt, die :fast ganz au:fgegeben war. Das V~Terk, das ihn au:f der ganzen W'elt bert~hmt gemacht hat, ist sein Lehrbuch der Geburtshilfe, yon ihm bescheidenerweise ,,GrundriB zum St udium der Geburtshilfe" genannt. Mit diesem Werk beginnt ein neuer Abschnitt in der Gestaltung medizinischer Lehrbficher inso:fern, als hier zum ersten Male instruktive und sch6ne Abbildungen den Text veranschaulichen. Was flit eine Freude :fflr das Auge ist es, die Abbildungen seines Buehes zu betrachten und ~sthetisch befriedigt zu sein yon der kfinstlerischen Darstellung, insbesondere den zarten Konturen nnd den weichen Formen des kindlichen K6rpers. Solche Bilder konnten nur gescha!fen-werden, wenn hinter dem Zeichner ein kfinstlerisch sehender und empfinden- der Menseh stand, dem die Technik der Zeiehnung wohl vertraut war. Der Erfolg des Bummschen Buches ist aul3erordentlich ge- wesen: 14 Auflagen in 20 Jahren! Tausende und abertausende ~rzte und Studierende aller L~nder nehmen das Buch zur Hand und belehren sich in ihm. Abet nicht nur das Bildliche ist es, was das Buch wertvoll macht, auch der Text ist es, der, alles Unn6tige und Unsichere weglassend, das Feststehende und Gfiltige in gutem Deutsch flfissig und eindringlich darstellt. Elegant, wie BIJMMS Aussehen gewesen war, ist sein Stil. BUMM war ein anerkannter Fflhrer nnseres Tachs. 2r Aufmerk- samkeit hat man alle Zeit seinen wissenschaftlichen Ansffihrungen gelauscht und immer ist man aufmerksam und begierig gewesen, zu h6ren, was BUMM zu den Fragen unserer Wissenscha:ft zu saghn hatte. Dieser groBe Einflul3, den er besa8, die Bedentung, die man allen seinen Publikationen entgegengebracht hat, beruhte auf seiner Pers6nlichkeit. Er war eben ein ganzer Mann, ein Mensch mit dem Zauber des Eigenen, des Besonderen, des Charaktervollen und des nur ibm Angeh6rigen. Seine Ehrlichkeit, seine Lauterkeit, seine Zuverl~ssigkeit und sein scharfer Verstand liel3en ihn hie etwas Unbedeutendes sagen. Zu all dem kam noch sein verbindliches Wesen, seine echte Liebenswflrdigkeit, die in einem guten tterzen ihren Grund und ihre Festigkeit hatte. Ohne Neid und kteinliChen Ehrgeiz lieB er das Gute gelten, wo er es :fand nnd yon wem es auch kam. Seinen wissenschaftlichen Leistungen nnd Erkenntnissen, seiner Erfahrung nnd der Klarheit seiner Gedanken, seiner ge- wandten Form des Ausdrucks und seinem mensehlichen Interesse :ffir seine Schiller, aber auch seinem starken Verantwortungsge:ffihl fi~r seine p~dagogischen Pflichten verdankte er seine Er:folge als Lehrer, die yon niemandem b estritten sind. Vide, viele Franen, denen er gehoHen hat, trauern ihm als Arzt nach. Die Richtigkeit des Wortes, dab nur ein guter Mensch ein guter Arzt sein kann, hat BuM~t durch sein Leben bewiesen. Alle, die wir ihn gekannt haben, sind betrtibt, dab er yon uns gegangen ist. Uns bleibt das, was er Bedeutendes geschaffen hat und das frohe Erinnern an den Menschen ERNST BUMM. FRANZ, Berlin.

Ernst Bumm

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26. FEBRUAR 1925 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 4. J A H R G A N G . N r . 9

k6nnen , w~hrend die v e r b r a u c h t e L 6 s u n g abgeff lhr t we rden mul3. Die H a u t in der U m g e b u n g soll d u r c h Vase l in geschf i tz t werden . Inzwi schen is t regelmABig die B ak t e r i enzah l der W u n d e zu kon t ro l - l ieren. Zahl re iche Kl in ike r haben , sobald sie die T e c h n i k eingefibt h a t t e n , m e h r oder weniger gflnst ige R e s n l t a t e mi tge te i l t . Der A u t o r h a t se lbs t n u r noch wen ig E r f a h r u n g m i t der D a k i n s c h e n L6sung , faBt aber seine M e i n u n g wie folgt z u s a m m e n : Die W u n d - b e h a n d l u n g nach CARREL is t zwar kompl iz ie r t , die T e c h n i k is t

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schwierig, die Pfiege mf ihsam, die E rk l~ rung der W i r k u n g is t n ich t leicht , aber die g u t e n Resu l t a t e , yon so v ie len h e r v o r r a g e n d e n Chi- r u rgen gemelde t , n n d das Feh l en sch~dl icher Fo lgen bei der Ver- w e n d u n g in der Kl in ik , f f ihren zu der I Jberzeugung, dab diese ~ r u n d b e h a n d l u n g ve rd i en t v e r s u c h t zu werden . (Re:feriert n a c h U. G. BIJLSMA, C. F. A. KOCH u n d P. VAN DER WIELEN: Mono- g raph ie des t~i jks-Inst , voor P h a r m a c o t h e r a p . Onderzoek. Le iden 1923). BIJLSMA, Utrech t .

ERNST

A m 2. J a n u a r is t in Mflnchen ERNST BUMM r a s c h u n d un - e rwa r t e t ges torben. Mit i h m is t e in h e r v o r r a g e n d e r Ver t r e t e r der d e u t s c h e n med iz in i schen W i s s e n s c h a f t u n d der Gyn~kologie im besonde ren dah ingegangen .

BUMM war gleich b e d e u t e n d als Forscher , Lehre r u n d Arzt . Die Lehre yon der weib l ichen Gonorrh6e is t yon i h m begr f inde t u n d a u s g e b a u t worden. E r h a t unse re K e n n t n i s s e filber die Selbst- in:fektion der KreiBenden, iiber pnerpera le Per i ton i t i s u n d Pa ra - met r i t i s d u r c h bak te r io log i sche U n t e r s u c h u n g e n gefOrdert*). Die ganze wissenschaf t l i che Arbe i t s - u n d Denkweise BUMMS is t eine kl inische gewesen. Bakter io logische F o r s c h u n g e n sol l ten i m m e r n u r die Grund lage ffir die B e h a n d l u n g geben. He l f en woll te er, die In fek t ion ihrer Gefah ren en tk le iden , die e n t s t a n d e n e n In:fekt ionen v e r n i c h t e n u n d zerstOren. D iesem S t reben is t er s t e t s t reu gebl ieben, u n d so h a t er alle M e t h o d e n ve r such t , des Puerpera l - f iebers u n d seiner e inze lnen F o r m e n He r r zu werden . Die medi - kamentOse Therapie , die S e r u m t h e r a p i e des Puerpera l f iebers is t yon i h m viel:fach a n g e w a n d t worden , ebenso die ch i rurg i sche Be- h a n d l u n g der pue rpe ra l en Per i toni t i s , die ch i rnrg ische B e h a n d l u n g der P y ~ m i e d u r c h V e n e n u n t e r b i n d u n g . Tro tz vieler, k e inem e rspar te r Mil3er:folge h a t er s ich n i eh t absch recken lassen, i m m e r u n d i m m e r wieder, une rmf id l i ch d u r c h Modif ika t ionen , d u t c h K o m b i n a t i o n e n e inzelner Ve r f ah ren die Gefahr der In:fekt ionen zu verk le inern . Daff ir s ind a u c h ein Beweis die bis in die j f ingste Zeit yon i h m u n d se inen Schfilern fo r tgese tz t en Versuche , die Viru lenz der Ke i me zu b e s t i m m e n , d a r a u s F o l ge rungen fflr die kl inische B e h a n d l u n g zu z iehen oder du rch p rophy l ak t i s che Se rum- in:fektionen den S chwange ren u n d Krei l3enden e inen Schu tz vor In fek t ionen zu schaffen.

BuMI~ war aber n l ch t e insei t ig bak te r io log isch eingestel l t . Oas h a t er bewiesen dadurch , dab er ffir die GyntLkologie nachdr f ick l ich b e t o n t ha t , dab n i ch t Ant i seps is u n d Asepsis allein die E n t s c h e i d u n g der Opera t ionen b r ingen u n d I n f e k t i o n e n verhf i ten , sonde rn dab genau soviel die opera t ive T echn i k bedeu te .

19o2 h a t BuMvI als t h e r a p e u t i s c h e s Pr inz ip ffir die E k l a m p s i e aufgeste l l t , d ab die r a sche u n d so:fortige E n t b i n d u n g die bes te E k l a m p s i e b e h a n d h n g sei u n d dazu den v a g i n a l e n K a i s e r s c h n i t t DfTHRSSENS empfoh len , den er m i t S p a l t u n g n u r der vo rde ren Cerv ica lwand empfah l . E r h a t die O p e r a t i o n propagie r t , aber als vors ich t iger u n d e r f ah rene r Kl in iker i m m e r wieder d a r a u f h inge- wiesen, dab sie n i ch t ins P r l v a t h a u s geh6re, sonde rn in die Klinik .

Die yon Bt~MM ve r t r e t ene u n d empfoh lene ak t ive Ek lamps ie - b e h a n d l u n g h a t eine e n t s c h i e d e n e B e s s e r n n g der S te rb l ichke i t an Ek l amps i e g e b r a c h t u n d n a c h m a n c h e n Ve r suchen m i t konser - va t iven , a b w a r t e n d e n M e t h o d e n Scheint m a n wieder zu den B u m m - schen}Vorsch l~gen zurf ickzukehren .

Als vor e twa 20 J a h r e n die ch i rurg i sche E r w e i t e r u n g des engen Beckens d u t c h die H~b0s teo t0mie , die D u r c h s ~ g u n g des Scham- beins v ie l fach e lnpfohlen u n d a n g e w a n d t worden ist, h a t BUMM die Opera t ion d u r c h t echn i sche Modi f ika t ionen verein:facht n n d verbesser t . E r war aber wei t s ich t ig u n d e ins icht ig genug, sie zu ve r lassen u n d an ihre Stelle den K a i s e r s c h n i t t zu setzen, n a c h d e m er e r k a n n t ha t t e , dab diese Opera t ion ein:facher u n d sicherer sei, urn G e b u r t s h i n d e r n i s s e infolge eines engen Beckens zu besei t igen.

Es i s t f i be rhaup t e in cha rak te r i s t i s ehe r Zug BUMMS gewesen, dab er nie e igens inn ig wider bessere E r k e n n t n i s a m e inma l E m p f o h - lenen f e s tgeha l t en ha t . Gerade dar in m a c h t sich sein f iberlegener Geist b e m e r k b a r u n d die U n a b h ~ n g i g k e i t seines Denkens . I h m war es i m m e r urn die Sache zu tun . E r h a t die Sache n u r u m ihrer se tbs t wil len g e t a n u n d dar in is t e r ira Sinne RICHARD WAGNERS ein gu t e r D e u t s c h e r gewesen.

Hel:fen, hel:fen u n d wieder hel:fen War der W u n s c h seines t l e r zens u n d seines Vers tandes . U n d d a r u m h a t er s ich m i t aller H i n g a b e der B e h a n d l u n g des s c h l i m m s t e n Le idens der F r a u e n f lberhaupt , des U te rusca rc inoms , geWidmet . E r i s t e iner der e r s t en gewesen, die den W e r t h e i m s c h e n . V o r s c h l a g der a b d o m i n a l e n u n d rad ika len K r e b s o p e r a t i o n au : fgenommen haben . Unermf id l i ch h a t er an der Ve rbes se rung der T echn i k gearbei te t , n m die Opera t ion ihrer groBen

*) Line ausffihrlichere Z)arstellung der wissenschaftlichen Leistungen BUMMS findet sich im Archi~ flit Gyn~ko!ogie.

BUMM ~.

Gefahr zu en tk le iden . Noch in al ler letzter Zei t h a t er v e r s u c h t , d u r c h bakter io logische F o r s c h u n g e n eine s icherere Prognose der Ope- ra t ion zu gewinnen , als wir sie n a c h rein k l in ischer B e o b a c h t u n g u n d k l in i schen ~ b e r l e g u n g e n gewinnen k6nnen .

Jeder , der U t e r u s c a r c i n o m e operiert , k e n n t die E n t t ~ u s c h n n g e n u n d die Fehlschl t tge der ope ra t iven B e h a n d l u n g . J ede r Arz t m i t Herz u n d Mitleid wird bedrf lckt yon seiner t h e r a p e u t i s c h e n Ohn- m a c h t . I ch weiB, wie BUMM d a r u n t e r gel i t ten ha t , u n d w e n n er au ch n i ch t der M a n n war, der sein Inne re s o:ffenbarte, so m u g t e doch der seine Gefiihle mi t e lnp f inden , der Gleiehes e m p f a n d .

Als es v~r J a h r e n den Allschein ha t t e , Ms ob die S t rah lenbe 'hand- lung des U t e r u s c a r c i n o m s unse re t h e r a p e u t i s c h e n Sorgen er le ichtern sollte, da war B u m m einer der ers ten , die m i t Fenere i fe r s ich der neuen Therap ie a n g e n o m m e n haben . R a d i u m xand R 6 n t g e n s t r a h l e n s ind in seiner Kl in ik an e inem groBen Mater ia l ausp rob ie r t worden . O p t i m i s t i s c h n n d sangu in i sch , wie er war - - u n d ein T h e r a p e u t soil so sein - - h a t er an:fangs die S t r a h l e n w i r k u n g e n f ibersch~tzt , h a t aber n i eh t e inen Augenb l i ck gez6gert , das zuzuges tehen , als die B e o b a c h t u n g e n fiber J ah re h i n a u s geze ig t h a t t e n , d ab die S t rah len doch n ich t das leisten, was m a n i hnen zugesprochen ha t t e . E r is t d a n n wieder zur Opera t ion zur f ickgekehr t , die :fast ganz au:fgegeben war.

Das V~Terk, das i hn au:f der ganzen W'elt ber t~hmt g e m a c h t ha t , i s t sein L e h r b u c h der Gebur t sh i l fe , yon i h m bescheidenerweise , ,GrundriB z u m St u d i u m der G e b u r t s h i l f e " g e n a n n t . Mit d iesem W e r k b e g i n n t e in neue r A b s c h n i t t in der G e s t a l t u n g mediz in i scher Lehrbf icher inso:fern, als hier z u m e rs ten Male i n s t r u k t i v e u n d sch6ne Abb i ldungen den T e x t v e r a n s c h a u l i c h e n . W a s flit eine F reu d e :fflr das Auge is t es, die A b b i l d u n g e n seines Bue h es zu b e t r a c h t e n u n d ~s the t i sch befr iedigt zu sein y o n der kf ins t ler ischen Dars te l lung , insbesondere den za r t en K o n t u r e n n n d den weichen F o r m e n des k ind l ichen K6rpers . Solche Bilder k o n n t e n n u r gescha! fen-werden , w e n n h in t e r d e m Zeichner ein kf ins t le r i sch sehende r u n d em p f in d en - der Menseh s t and , d e m die T e c h n i k der Ze i ehn u n g wohl v e r t r a u t war. Der Erfolg des B u m m s c h e n B u c h e s is t au l3erordent l ich ge- w e s e n : 14 Auf lagen in 20 J a h r e n ! T a u s e n d e u n d a b e r t a u s e n d e ~ r z t e u n d S tud ie rende aller L~nde r n e h m e n das B u c h zur H a n d u n d be l eh ren sich in ihm. Abe t n i ch t n u r das Bildl iche i s t es, was das B u c h wer tvol l m a c h t , a u c h der T e x t is t es, der, alles U n n 6 t i g e u n d Uns ichere weglassend, das F e s t s t e h e n d e u n d Gfiltige in g u t e m D e u t s c h flfissig u n d e indr ingl ich dars te l l t . E legan t , wie BIJMMS A u s s e h e n gewesen war, i s t sein Stil.

BUMM war e in a n e r k a n n t e r Ff lhrer nnseres Tachs . 2r A u f m e r k - s a m k e i t h a t m a n alle Zei t se inen wi s senscha f t l i chen Ans f f ih rungen ge l ausch t u n d i m m e r is t m a n a u f m e r k s a m u n d begier ig gewesen, zu h6ren , was BUMM zu den F ragen unse re r Wissenscha:f t zu saghn ha t t e . Dieser groBe Einflul3, den er besa8, die B e d e n t u n g , die m a n al len se inen Pub l i ka t i onen e n t g e g e n g e b r a c h t ha t , b e ru h t e a u f seiner Pers6nl ichkei t . Er war eben ein ganzer Mann , ein Mensch m i t d e m Zaube r des Eigenen, des Besonderen , des Charak te rvo l l en u n d des n u r i b m Angeh6r igen . Seine Ehr l ichkei t , seine Lau te rke i t , seine Zuver l~ss igkei t u n d sein schar fe r Ve r s t an d liel3en ihn hie e t w a s U n b e d e u t e n d e s sagen. Zu all d e m k a m noch sein verb indl iches W e s e n , seine echte Liebenswflrdigkei t , die in e inem g u t e n t t e r zen i h r en G r u n d u n d ihre Fes t igke i t ha t t e . Ohne Neid u n d kteinliChen Ehrge iz lieB er das Gute gel ten, wo er es :fand n n d y o n w e m es au ch k a m .

Seinen wis senscha f t l i chen L e i s t u n g e n n n d E r k e n n t n i s s e n , seiner E r f a h r u n g n n d der K l a r h e i t se iner Gedanken , se iner ge- w a n d t e n F o r m des A u s d r u c k s u n d se inem m e n s e h l i c h e n In te resse :ffir seine Schiller, aber a u c h s e i n e m s t a r k e n Verantwortungsge: f f ih l fi~r seine p~dagogischen P f l i c h t e n v e r d a n k t e er seine Er:folge als Lehrer , die yon n i e m a n d e m b es t r i t t en s ind.

V ide , viele F r a n e n , denen e r gehoHen ha t , t r a u e r n i h m als Arz t nach . Die R ich t igke i t des Wor tes , dab n u r e in g u t e r Mensch ein gu t e r Arz t sein kann , h a t BuM~t d u r c h sein Leb en bewiesen.

Alle, die wir ihn g e k a n n t haben , s ind bet r t ib t , dab er yon u n s gegangen ist. Uns ble ibt das, w a s er B e d e u t e n d e s geschaf fen h a t u n d das frohe E r inne rn an den M e n s c h e n ERNST BUMM.

FRANZ, Berl in.