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RUHR-UNIVERSITÄT
BOCHUM
Umut Celik
108011252153
Am Lehrstuhl für Statik und Dynamik
Prof. Dr. G. Meschke
Betreuer:
Dr.-Ing. Michael Hofmann
M.Sc. Dipl.-Ing. Christian Hente
Abgabedatum: 25. März 2016
Erstellung eines Bemessungskonzeptes für erdverlegte
Druckrohrleitungen aus Polyethylen (PE)
PROF. DR. G. MESCHKE
PROF. DR. G. MESCHKE
www.sd.rub.de
Bachelorarbeit
Erstellung eines Bemessungskonzeptes für erdverlegte Druckrohrleitungen
aus Polyethylen (PE)
Betreuer: Dr.-Ing. Michael Hofmann, M.Sc. Dipl.-Ing. Christian Hente
Hintergrund:
In der Richtlinie ATV-DVWK-A 127 werden
Rohrleitungssysteme unter Beanspruchun-
gen in Umfangsrichtung, d.h. Belastung und
Verformung quer zur Rohrleitungsachse
durch äußere Lasten aus Verkehr und
Erddruck sowie innere Lasten aus Rohrin-
nendruck behandelt und nachgewiesen. Die
resultierenden Umfangsspannungen wer-
den in dieser Richtlinie mit den Ringschnitt-
größen nach Theorie I. Ordnung am Rohrquerschnitt ermittelt.
Aufgabenstellung: Mit Hilfe der einschlägigen Literatur sowie
durch eigens durchzuführende Finite-Elemente-Berechnungen
die Auswirkungen des „Rerounding-Effekts“ zur Reduktion der
Umfangsspannungen untersucht werden und ein Nachweiskon-
zept für erdverlegte Druckleitungen aus Polyethylen erstellt werden. Das Konzept soll an
Beispielen vorgestellt und erläutert werden.
Kontakt: Dr.-Ing. Michael Hofmann
Raum: IC 6/167
Lehrstuhl Statik und Dynamik
Ruhr-Universität-Bochum
Tel: 0234 / 32-29064
Eigenständigkeitserklärung:
Name: Celik, Umut
Matrikelnummer: 108011252153
Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit bzw. Leistung eigenständig, ohne
fremde Hilfe und nur unter Verwendung der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Alle
sinngemäß und wörtlich übernommenen Textstellen aus der Literatur bzw. dem Internet
habe ich als solche kenntlich gemacht.
Weiterhin erkläre ich, dass die Abschlussarbeit (Thesis) noch nicht im Rahmen einer staat-
lichen oder anderen Prüfung (z.B. als Magister-, Diplom- oder Staatsexamensarbeit) einge-
reicht wurde.
Mir ist bekannt, dass im Falle einer Täuschung die Abschlussarbeit mit ‚nicht bestanden‘
bewertet wird.
Witten, den _______________ _____________________
(Unterschrift)
Vorwort und Danksagung
Die vorliegende Bachelorarbeit entstand im Rahmen meines Studiums „Bauingenieurwe-
sen“ an der Ruhr-Universität-Bochum.
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei allen bedanken, die bei der Erstellung dieser
Arbeit mitgewirkt und mich in verschiedenen Bereichen unterstützt haben.
Mein Besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Günther Meschke sowie Herrn Dr.-Ing. Steffen
Freitag, die es mir ermöglichten, diese Arbeit im Rahmen meines Studiengangs zu schrei-
ben. Des Weiteren möchte ich mich ganz herzlich bei Herrn M.Sc. Dipl. Ing Christian Hente
bedanken. Er übernahm die umfangreiche Erstbetreuung und unterstützte mich durch
seine hilfreichen Anregungen und Ratschläge. Zudem gilt mein Dank auch Herrn Dr. Ing
Michael Hofmann, der mir als Zweitbetreuer unterstützend zur Seite stand.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ................................................................................................................................. 1
2 Vorgehen .................................................................................................................................. 2
3 Werkstoffe im Rohrleitungsbau ............................................................................................... 3
3.1 Allgemeines ........................................................................................................................... 3
3.2 Polyethylen ............................................................................................................................ 3
4 Statische Berechnung nach ATV-DVWK-A 127 ........................................................................ 5
4.1 Allgemeines ........................................................................................................................... 5
4.2 Bodenarten, Bettungsbedingungen und Überschüttungsbedingungen ............................... 7
4.3 Belastungen auf der Leitung ................................................................................................ 10
4.3.1 Innendruck ................................................................................................................... 11
4.3.2 Außendruck pa ............................................................................................................. 11
4.3.3 Rohreigengewicht pR ................................................................................................... 12
4.3.4 Bodenspannung pE infolge Erdlast............................................................................... 12
4.3.5 Ständige Auflasten po .................................................................................................. 13
4.3.6 Straßenverkehrslasten pV ............................................................................................ 13
4.3.7 Eisenbahnverkehrslasten PV ........................................................................................ 17
4.3.8 Flugzeugverkehrslasten pV .......................................................................................... 20
4.3.9 Sonstige Lasten ............................................................................................................ 21
4.4 Lastaufteilung ...................................................................................................................... 21
4.5 Druckverteilung in Rohrumfangsrichtung ........................................................................... 23
4.6 Schnittgrößen, Spannungen, Dehnungen, Verformungen in Umfangsrichtung ................. 27
4.7 Nachweisführung der Umfangsspannung ........................................................................... 31
4.8 Beispielberechnungen ......................................................................................................... 32
4.8.1 Allgemeines.................................................................................................................. 32
4.8.2 Beispiel 1 ...................................................................................................................... 34
4.8.3 Beispiel 2 ...................................................................................................................... 37
5 Spannungsberechnung mit Hilfe der FEM ............................................................................. 40
5.1 FE-Modell ............................................................................................................................. 40
5.2 Berechnungsergebnisse....................................................................................................... 45
6 Rerounding Effekt nach U 1 ................................................................................................... 49
6.1 Allgemeines ......................................................................................................................... 49
6.2 Numerische Untersuchung des Rerounding Effekts ........................................................... 53
6.3 Parameterstudie Rerounding Effekt .................................................................................... 57
6.3.1 Bewertung der Ergebnisse aus der Parameterstudie .................................................. 58
7 Ausblick .................................................................................................................................. 62
Anlagenverzeichnis:
Anlage A 1: Berechnungsbeispiel 1...................................................................................................... 1
Anlage A 2: Berechnungsbeispiel 2...................................................................................................... 3
Anlage A 3: Tabellarische Ergebnisse Parameterstudie ...................................................................... 5
Anlage A 4: Umfangsspannungen für verschiedene Innendruckverhältnisse ................................... 13
Anlage A 5: Umfangsspannungen für verschiedene SDR .................................................................. 16
Anlage A 6: Ansys APDL Code ............................................................................................................ 20
Anlage A 7: Literaturverzeichnis ........................................................................................................ 24
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Schematischer Ablauf des Nachweisverfahrens nach ATV A 127 6
Abbildung 2: Bezeichnung der Verformungsmodule für die verschiedenen Bodenzonen 8
Abbildung 3: Graben mit geböschten Wänden 13
Abbildung 4: Regelfahrzeuge 14
Abbildung 5: Bodenspannung p infolge SLW 60 h=0,5m bis h=2m 16
Abbildung 6: Bodenspannung p infolge SLW 30 h=0,5m bis h=2m 16
Abbildung 7: Bodenspannung p infolge LKW 12 h=0,5m bis h=2m 16
Abbildung 8: Bodenspannung p infolge SLW 60, SLW 30, LKW 12 h=2m bis h=10m 16
Abbildung 9: Belastungsbild UIC 71 18
Abbildung 10: Bodenspannung p infolge Eisenbahnverkehrslasten 19
Abbildung 11: Lastbilder der Bemessungsflugzeuge 20
Abbildung 12: Bodenspannung pv infolge von Flugzeugverkehrslasten 20
Abbildung 13: Umlagerung der Bodenspannungen (links: biegeweiches Rohr, rechts: biegesteifes
Rohr,) 23
Abbildung 14: Lagerungsfall 1 24
Abbildung 15: Lagerungsfall 2 24
Abbildung 16: Lagerungsfall 3 24
Abbildung 17: Lastverteilung durch Auflasten und Reaktionslasten nach U 2 25
Abbildung 18: Schnittgrößen am Rohrumfang 27
Abbildung 19: Spannungsüberlagerung infolge Innen- und Außendruck für Scheitel und Sohle 31
Abbildung 20: Baugrubenparameter für die durchgeführten Beispiele 33
Abbildung 21: FE-Modell 41
Abbildung 22: Scheibenelement Plane182 42
Abbildung 23: Federelement Combin39 42
Abbildung 24: Last-Verformungsdiagramm Federelemente 43
Abbildung 25: 2D FE-Modell mit geometrischen und Lastrandbedingungen 44
Abbildung 26: Umfangsspannung aus Außenbelastung 46
Abbildung 27: Umfangsspannung aus Innendruck 46
Abbildung 28: Umfangsspannung aus Innendruck + Außenbelastung 46
Abbildung 29: Bettungsreaktion Außenbelastung 47
Abbildung 30: Bettungsreaktion Innendruck 47
Abbildung 31: Bettungsreaktion Innendruck + Außenbelastung 47
Abbildung 32: Radiale Verschiebung Außenbelastung 48
Abbildung 33: Radiale Verschiebung Innendruck 48
Abbildung 34: Radiale Verschiebung Außenbelastung + Innendruck 48
Abbildung 35: Spannungsüberlagerung bei Innen- und Außenbelastung (Näherung) U 1 52
Abbildung 36: Umfangsspannung [N/mm²] Beispiel Rerounding Effekt (links: T.I.O, rechts: T.II.O) 55
Abbildung 37: Radiale Verschiebung [mm] Beispiel Rerounding Effekt (links: T.I.O., rechts: T.II.O.)
55
Abbildung 38: Spannungsvergleich für Umfangsspannungen berechnet nach U 2, FEM T.I.O. und
FEM NL für SDR 17 und einem Innendruckverhältnis von Pi/Pi,zul = 0,50. 59
Abbildung 39: Spannungsvergleich für Umfangsspannungen berechnet nach U 2, FEM T.I.O. und
FEM NL für SDR 17 und verschiedenen Innendruckverhältnissen Pi/Pi,zul 60
Abbildung 40: Spannungsvergleich für Umfangsspannungen berechnet nach U 2, FEM T.I.O. und
FEM NL für Innendruck pi = 75% Pi,zul und verschiedene SDR 61
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Werkstoffkennwerte nach U 2 3
Tabelle 2: Bodengruppeneinteilung nach U 2 7
Tabelle 3: Rechenwerte der Verformungsmodule E1 und E20 unabhängig von der
Anfangsverdichtung 9
Tabelle 4: Einbettungsbedingung B 10
Tabelle 5: Lasten und Aufstandsflächen der Regelfahrzeuge 14
Tabelle 6: Hilfslasten FA, FE und Hilfsradien rA, rE nach U 2 15
Tabelle 7: Bodenspannung p infolge Eisenbahnverkehrslasten 18
Tabelle 8: Verformungsbeiwerte für Biegemomente 26
Tabelle 9: Verformungsbeiwerte für Normalkräfte 26
Tabelle 10: Schnittkräfte und Schnittmomente 28
Tabelle 11: Biegemomenten- und Normalkraftbeiwerte in Abh. vom Lagerungsfall 1 und 3 29
Tabelle 12: Biegemomenten- und Normalkraftbeiwerte in Abh. vom Lagerungsfall 2 –
Betonauflager 29
Tabelle 13: Eingabewerte Beispiel 1 35
Tabelle 14: Verformungsmodule nach U 2 35
Tabelle 15: Drucklasten 35
Tabelle 16: Schnittgrößen 36
Tabelle 17: Umfangsspannungen 36
Tabelle 18: Nachweise nach U 2 37
Tabelle 19: Eingabewerte Beispiel 2 38
Tabelle 20: Verformungsmodule nach U 2 38
Tabelle 21: Drucklasten 38
Tabelle 22: Schnittgrößen 39
Tabelle 23: Umfangsspannungen 39
Tabelle 24: Nachweise nach U 2 40
Tabelle 25: Umfangsspannungen [N/mm²] Berechnungsbeispiel 45
Tabelle 26: Maßgebende Zug- bzw. Biegezugspannungen für die Bemessung erdverlegter
Druckrohrleitungen 50
Tabelle 27: Eingabedaten Beispiel Rerounding Effekt 53
Tabelle 28: Verkehrslast, Werkstoffdaten und Bodendaten Beispiel Rerounding Effekt 54
Tabelle 29: Drucklasten Beispiel Rerounding Effekt 54
Tabelle 30: Umfangsspannungen und Nachweise nach U 2 Beispiel Rerounding Effekt 54
Tabelle 31: Umfangsspannungen und Nachweise Beispiel Rerounding Effekt 56
Tabelle 32: Rohr- und Bodendaten für die Parameterstudie 58
Seite | 1
1 Einleitung
Die statische Auslegung von erdverlegten Abwasserkanälen und –leitungen wird in dem
Arbeitsblatt ATV-DVWK-A 127 (U 2) geregelt. In dieser Richtlinie werden Rohrleitungen un-
ter Beanspruchungen in Umfangsrichtung, d.h. Belastung und Verformung quer zur Rohr-
leitungsachse durch äußere Lasten wie Verkehr und Erddruck sowie innere Lasten aus
Rohrinnendruck behandelt. Ringbiegemomente sowie Ringnormalkräfte werden nach The-
orie I. Ordnung bestimmt.
Die resultierenden Spannungen und Verformungen werden wie folgt nachgewiesen:
• Zugspannungen: Spannungsnachweis unter Einhaltung der zulässigen
Biegezugfestigkeit
• Verformungen: Verformungsnachweis
Die vorliegende Arbeit untersucht den Zugspannungsnachweis gemäß U 2. Stabilitäts- so-
wie Verformungsnachweise werden nicht geführt.
In U 2 wird auf ein Phänomen, des sogenannten Rerounding Effektes hingewiesen. Der
Rerounding Effekt berücksichtigt, dass die aus dem Innendruck und den äußeren Auflasten
resultierende Umfangsspannung bei Überlagerung, abgemindert werden darf. Gemäß U 1
ergibt sich eine Gesamtumfangsspannung, die geringer ist als die größere Umfangsspan-
nung der einzelnen Lastfälle (Innendruck und äußere Last). Demnach handelt es sich um
eine Spannungsreduktion durch den Rerounding-Effekt, welcher von den elastischen Ei-
genschaften des Rohres, den Bettungseigenschaften des Bodens und der Größe der Belas-
tung abhängig ist (U 1). Grundlage für diesen Effekt ist die Berücksichtigung von geometri-
schen Nichtlinearitäten. An einem Rohr wird das innere Gleichgewicht am, aus den äuße-
ren Lasten resultierenden, verformten System ermittelt. In U 1 werden Grenzkriterien für
die Zulässigkeit einer Spannungsreduktion angegeben.
Mit Hilfe der einschlägigen Literatur sowie durch eigens durchzuführende Finite-Elemente-
Berechnungen an Scheibenelementen sollen die Auswirkungen des Rerounding-Effekts un-
tersucht werden und ein Nachweiskonzept für erdverlegte Druckleitungen aus Polyethylen
erstellt werden. Das Konzept wird an Beispielen vorgestellt und erläutert.
Seite | 2
2 Vorgehen
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst und untersucht folgende Bereiche:
• Zunächst wurde der Werkstoff und dessen Eigenschaften vorgestellt, die für die stati-
schen Berechnungen und Nachweisführung der Umfangsspannungen notwendig sind.
• Anschließend wird das Regelwerk ATV A 127 vorgestellt und Parameter wie Belastun-
gen auf das Druckrohr, Bodeneigenschaften, Einbaubedingungen Lastaufteilung und
Druckverteilung am Rohrumfang erläutert. Die Schnittgrößen und Spannungsermitt-
lung erfolgt an zwei Berechnungsbeispielen. Die ermittelten Spannungen werden be-
wertet und nachgewiesen.
• Es wurde ein FE Modell entwickelt und Spannungsberechnungen durchgeführt. Da-
raufhin erfolgt ein Vergleich zwischen den nach ATV berechneten Spannungen und den
des FE-Modells.
• Im darauffolgenden Kapitel wird der Rerounding Effekt mit Untersuchungen in U1 er-
läutert und das Spannungsnachweisverfahren unter Anwendung der Theorie 2. Ord-
nung nach U1 vorgestellt.
• Der Rerounding Effekt wurde mit Hilfe eines FE- Modells numerisch untersucht, wobei
geometrische Nichtlinearitäten berücksichtigt werden. Hierfür wurde eine Studie mit
verschieden Parametern durchgeführt. Die Ergebnisse werden darauffolgend in Form
von Diagrammen vorgestellt und bewertet. Mit Hilfe dieser Diagramme können da-
raufhin beliebige Druckrohre unterschiedlicher SDR Klassen unter den betrachteten
Bodenbedingungen nachgewiesen werden. Die Definition der SDR Klassen erfolgt in
Kapitel 4.8.1.
Seite | 3
3 Werkstoffe im Rohrleitungsbau
3.1 Allgemeines
Druckrohrleitungen ermöglichen den Transport von Fluiden (Gasen, Flüssigkeiten oder rie-
sel- bzw. pumpfähigen Feststoffen) und werden sowohl ober- als auch unterirdisch verwen-
det. Die Wahl der Werkstoffe einer Rohrleitung richtet sich nach statischen und dynami-
schen Belastungen sowie Art und Temperatur des zu transportierenden Materials.
Im Rohrleitungsbau kommen Werkstoffe wie Faserzement, Beton, Stahl, Gusseisen, Polyvi-
nylchlorid, Polypropylen und Polyethylen zum Einsatz. Die folgende Tabelle enthält die
nach U 2 anzusetzenden Eigenschaften dieser Materialien.
Tabelle 1: Werkstoffkennwerte nach U 2
3.2 Polyethylen
Polyethylen (PE) ist mit rund 30% Anteil an der Gesamtmenge der meist verwendete Kunst-
stoff (siehe U 9). Es ist chemisch widerstandsfähig und UV-stabilisiert, womit es als idealer
Seite | 4
Werkstoff für den Außeneinsatz dient. Auch bei sehr tiefen Temperaturen wird PE nicht
spröde. Des Weiteren sind die sehr guten Gleiteigenschaften ebenso typisch für diesen um-
weltfreundlichen Werkstoff.
Die Polyethylene weisen eine geringe Festigkeit, Härte und Steifigkeit als bei den meisten
anderen Thermoplasten auf. Dafür haben sie jedoch eine hohe Dehnbarkeit, Schlagfestig-
keit und sind gut mechanisch bearbeitbar (schweißbar).
Die maximale Dauergebrauchstemperatur liegt je nach Typ bei etwa 60 bis 85 °C. Bei höhe-
ren Temperaturen (80 bis 120 °C) darf eine Beanspruchbarkeit nur kurzzeitig auftreten.
Der Kunststoff wird durch unterschiedliche Materialdichten in vier Haupttypen eingeteilt:
• Polyethylen hoher Dichte: PE-HD oder HDPE
• Polyethylen mittlerer Dichte: PE-MD oder MDPE
• Polyethylen niedriger Dichte: PE-LD oder LDPE
• Lineares Polyethylen niedriger Dichte: PE-LLD oder LLDPE
Mit abnehmender Dichte sinkt die mechanische Festigkeit und der E-Modul.
Zusammenfassend besitzt der Werkstoff Polyethylen folgende Eigenschaften:
• Gute Eigenschaften bei tiefen Temperaturen
• Chemisch widerstandsfähig
• Fettbeständig
• Schlagunempfindlich
• Hohe Abriebfestigkeit
• Geringes Gewicht
• Keine Wasseraufnahme
• Gute elektrische Isoliereigenschaften
• Licht- und Wetterbeständig
Seite | 5
4 Statische Berechnung nach ATV-DVWK-A 127
4.1 Allgemeines
Druckrohrleitungen müssen so hergestellt und bemessen werden, dass sie für die vorge-
sehene Nutzungsdauer die uneingeschränkte Gebrauchstauglichkeit und Tragfähigkeit ge-
währleisten.
Grundlage für die statische Auslegung von erdverlegten Druckrohrleitungen bilden das Re-
gelwerk „Statische Berechnung von Entwässerungskanälen und –leitungen“ nach
ATV-DVWK-A 127 (U 2).
In dieser Richtlinie wird ein dem heutigen Wissensstand entsprechendes Berechnungsver-
fahren dargestellt, mit dem Druckrohre verschiedener Steifigkeiten, Erdüberschüttungs-
und Einbettungsbedingungen nachgewiesen werden können.
In den nachfolgenden Unterabschnitten wird der Berechnungsablauf für den Spannungs-
nachweis der Zugspannungen nach U 2 erläutert und die erforderlichen Berechnungspara-
meter für die Nachweisführung von erdgebetteten Druckrohrleitungen angegeben.
Druckspannungen werden mit Hilfe eines Stabilitätsnachweises betrachtet, sind jedoch
nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit.
Die schematische Übersicht des Berechnungsablaufs für den Spannungsnachweis ist in Ab-
bildung 1 dargestellt.
Seite | 6
Abbildung 1: Schematischer Ablauf des Nachweisverfahrens nach ATV A 127
Seite | 7
4.2 Bodenarten, Bettungsbedingungen und Überschüttungsbedingungen
Bei erdgebetteten Druckrohrleitungen muss der umgebene Boden die Stabilität der Leitung
und die erforderliche Lastverteilung im Boden ohne Beeinträchtigung des Rohwerkstoffes
dauerhaft sicherstellen. Nach U 2 werden vier Bodengruppen mit den in der folgenden Ta-
belle angegebenen Eigenschaften unterschieden:
Boden-gruppe
Boden
Wichte
γγγγB
kN/m³]
Innere Reibung
[ϕ′]
Verformungsmodul EB
[N/mm²] bei Verdichtungsgrad DPr in % 85 90 92 95 97 100
f1
G1
nichtbindige Böden: Kiese, Sande, Kies-Sand-Gemische (GE, GW, GI, SE, SW, SI)
20 35° 2 6 9 16 23 40 1
G2 schwachbindige Bö-den (GU, GT, SU, ST)
20 30° 1,2 3 4 8 11 20 1
G3
bindige Mischböden, Schluff, (bindiger Sand und Kies), bindiger, steiniger Verwitte-rungsboden (GŪ, GT, SŪ, ST, UL, UM)
20 25° 0,8 2 3 5 8 13 0,8
G4 bindige Böden: Ton, Lehm (TL, TM, TA, OU, OT, OH, OK)
20 20° 0,6 1,5 2 4 6 10 0,5
Tabelle 2: Bodengruppeneinteilung nach U 2
In Tabelle 2 ist f1 ein Reduktionsfaktor für das Kriechen.
Zur Berücksichtigung der Bettung in der Leitungszone werden vier Einbettungsbedingun-
gen B1 bis B4 in U 2 angegeben:
• B1: Lagenweise gegen den gewachsenen Boden bzw. lagenweise in der
Dammschüttung verdichtete Einbettung.
• B2: Senkrechter Verbau innerhalb der Leitungszone mit Kanaldielen, die bis zur
Seite | 8
Grabensohle reichen und erst nach der Verfüllung und Verdichtung gezogen
werden, Verbauplatten und -geräte unter der Voraussetzung, dass die Ver-
dichtung des Bodens nach dem Ziehen des Verbaus erfolgt.
• B3: Senkrechter Verbau innerhalb der Leitungszone mit Spundwänden oder
Leichtspundprofilen und Verdichtung gegen den Verbau, der bis unter die
Grabensohle reicht.
• B4: Lagenweise gegen den gewachsenen Boden bzw. lagenweise in der
Dammschüttung verdichtete Einbettung mit Nachweis des nach ZTVE-StB er-
forderlichen Verdichtungsgrades. Die Einbettungsbedingung B4 ist nicht an-
wendbar bei Böden der Gruppe 4.
Gemäß U 2 können Verformungsmodule in den Bodenzonen 1-4 im Bereich des erdgebet-
teten Rohres angesetzt werden. Die Anordnung der Bodenzonen ist in Abbildung 2 darge-
stellt. Sie sind wie folgt definiert:
• E1 Verfüllung über dem Rohrscheitel,
• E2 Leitungszone seitlich des Rohres (wirksame Größe),
• E3 Boden neben dem Graben bzw. neben der Leitungszone
• E4 Boden unter dem Rohr (Rohrbettung bzw. Auflagerung).
Abbildung 2: Bezeichnung der Verformungsmodule für die verschiedenen Bodenzonen
Für die Verformungsmodule oder auch Bettungsmodule gelten die Werte aus Tabelle 3 so-
wie folgende Anmerkungen:
• liegen keine gesonderten Angaben für den Auflagerbereich vor, so gilt: E4 = 10 E1,
Seite | 9
• bei felsigem Untergrund kann E4 wesentlich größer sein
• bei Verlegung im Damm: E1 = E20 = E3 = E4 (Regelfall)
• E20: Tabellenwert zur Berechnung von E2
• Gräben mit zusätzlicher Dammschüttung: für bSohle < 3da → E2 ≤ E3
Bei der Grabenverfüllung oberhalb der Leitungszone werden vier Überschüttungsbedin-
gungen A1 bis A4 unterschieden:
• A1 Lagenweise gegen den gewachsenen Boden verdichtete Grabenverfüllung
(ohne Nachweis des Verdichtungsgrades); gilt auch für Trägerbohlwände.
• A2 Senkrechter Verbau des Rohrgrabens mit Kanaldielen, die erst nach dem
Verfüllen gezogen werden. Verbauplatten oder -geräte, die bei der
Verfüllung des Grabens schrittweise entfernt werden. Unverdichtete
Grabenverfüllung. Einspülen der Verfüllung (nur geeignet bei Böden der
Gruppe G1)
• A3 Senkrechter Verbau des Rohrgrabens mit Spundwänden,
Leichtspundprofilen, Holzbohlen, Verbauplatten oder -geräten, die erst nach
dem Verfüllen entfernt werden.
• A4 Lagenweise gegen den gewachsenen Boden verdichtete Grabenverfüllung
mit Nachweis des nach ZTVE-StB erforderlichen Verdichtungsgrades (siehe U
2, Abschnitt 4.2); gilt auch für Trägerbohlwände (Berliner Verbau). Die Über-
schüttungsbedingung A4 ist nicht anwendbar bei Böden der Gruppe G4.
Überschüttungsbedingung A1 A2 und A3*) A4
Einbettungsbedingung B1 B2 und B3 B4
Verdichtungsgrad DPr in % Verformungsmodul E1 und E20 in N/mm²
DPr E1, E20 DPr E1, E20 DPr E1, E20
Bodengruppe G1 G2 G3 G4
95 16 90 6 97 23
95 8 90 3 97 11
92 3 90 2 95 5
92 2 90 1,5 - -
Tabelle 3: Rechenwerte der Verformungsmodule E1 und E20 unabhängig von der An-fangsverdichtung
Seite | 10
Das Verformungsmodul des Bodens in der Leitungszone seitlich des Rohres (E2) wird wie
folgt berechnet:
E2 = f1 ∙f2 ∙ αB ∙ E20 [N/mm²] (1)
f2 = ��� � ��� ≤ 1 [ - ] (2)
mit f1 aus Tabelle 2, E20 aus Tabelle 3 und αB mit
αB = 1 – (4 - ��) ∙
� ��� � ≤ 1 [ - ] (3)
αBi in (3) wird je nach Einbettungsbedingung gemäß Tabelle 4 bestimmt.
B1 B2 B3 B4
αBi [ - ] 2/3 1/3 0 1
Tabelle 4: Einbettungsbedingung B
4.3 Belastungen auf der Leitung
Mit Hilfe der ATV-DVWK-A 127 werden die Umfangsspannungen aus Einwirkungsgrößen
wie Innendruck, Außendruck, Rohreigengewicht, Erdlast, Auflasten, Verkehrslasten sowie
sonstige Einwirkungen wie z.B. Erdbebenlasten. Diese Lasten sind wie folgt definiert:
• Innendruck pi: Innendruck
• Außendruck pa: äußerer Wasserdruck bei Grundwassereinwirkung
• Rohreigengewicht pR: abhängig von γR, Rohrwanddicke s und Gewicht des
transportierten Mediums pM im Rohr
• Erdlast pE: Last des Bodens über dem Rohr
• Auflasten po: ruhende Lasten an der Oberfläche
• Verkehrslasten pv: Straßen-, Schienenverkehr, Luftfahrzeugen
• sonstige Lasten: Lasten mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit
Seite | 11
Spannungen in Rohrlängsrichtung werden in U 2 nicht berücksichtigt da angesichts der An-
nahme einer ausreichenden Leitungsbettung die o.g. Lasten keine signifikante Leitungsbie-
gung verursachen. Längsspannungen sind für die Betrachtungen nach U 2 nicht maßgebend
und spielen eine untergeordnete Rolle bei der Bemessung von Druckrohrleitungen. Die
Umfangsrichtung im Rohr ist maßgebend für die Auslegung des Leitungsquerschnitts.
4.3.1 Innendruck
Unter dem Innendruck versteht man den Eigendruck, den ein Stoff bzw. ein System auf
seine Umgebung ausübt und somit eine Ausdehnung verursacht. Innendruck entsteht
durch das im Rohr strömende Medium wie Gas, Wasser, Öl usw. und zählt zu den maßge-
benden Einwirkungen bei Druckrohrleitungen.
Im Allgemeinen erfolgt die Vorbemessung (Ermittlung von Wanddicken- und Rohrdurch-
messer) durch die aus dem Innendruck resultierende Umfangsspannung. Für dünnwandige
Rohre wird diese Spannung mit Hilfe der Kesselformel wie folgt bestimmt:
���,� = �� ∙ ��2 ∙ �
(4)
mit:
• pi = Innendruck
• dm = Mittlerer Durchmesser; dm = (da+di)/2, wobei da der Außendurchmesser und di
der Innendruckmesser darstellen.
• s = Wanddicke
Für die statischen Berechnungen wurde der Innendruck variiert.
4.3.2 Außendruck pa
Der Außendruck infolge äußerer Wasserdruck wird auf der sicheren Seite liegend nicht an-
gesetzt.
Seite | 12
4.3.3 Rohreigengewicht pR
Das Rohreigengewicht ist abhängig von der Dichte des Rohrmaterials γR und dem Rohrquer-
schnitt. Das Rohreigengewicht wird für die durchgeführten Berechnungen vernachlässigt.
4.3.4 Bodenspannung pE infolge Erdlast
Die Bodenspannung pE infolge der Erdlast ist abhängig von der Wichte γΒ des Bodens und
der Überdeckungshöhe h vom Rohrscheitel bis zur Erdoberkante und wird mit der folgen-
den Formel ermittelt:
pE = κ ⋅ γB ⋅ h + κ0 ⋅ p0 [kN/m²] (5)
mit:
κ Abminderungsfaktor zur Berücksichtigung der entlastenden Wirkung der Graben-
wände nach der Silotheorie
κ0 Abminderungsfaktor für Einfluss der Flächenlast unter Grabenbedingungen
p0 Flächenlast
Reibungskräfte an vorhandenen Grabenwänden können zu einer Abminderung der Boden-
spannung führen. Diese Abminderung mit dem Beiwerten κ und κ0 wird mit der Anwen-
dung der Silotheorie berücksichtigt, unter der Voraussetzung, dass die Grabenwände (Rei-
bungsflächen) auf Dauer erhalten bleiben.
Mit einem Wandreibungswinkel δ= 0 wird der Abminderungsfaktor nach der Silotheorie für
eine Grabenlast κ= 1,0 und für eine Flächenlast ebenfalls κ0= 1,0.
Bei Baugruben mit geböschten Wänden ist die Bodenspannung pE mit dem Abminderungs-
faktor κ in Abhängigkeit vom Böschungswinkel ß wie folgt zu bestimmen:
pE = κB ⋅ γB ⋅ h + κ0B ∙ po [kN/m²] (6)
Seite | 13
Für beliebige Böschungswinkel β erhält man κβ nach U 2 durch lineare Interpolation ent-
sprechend dem Böschungswinkel zwischen κβ = 1 für β = 0° und κ für β = 90°
κß = 1 - β� + κ ⋅
β� κß = 1 für β = 0° (7)
κ = 1 für β = 90°
Gleichung (7) gilt auch für K0 ß.
Abbildung 3: Graben mit geböschten Wänden
4.3.5 Ständige Auflasten po
Ständige Auflasten sind Einwirkungen auf der Erdoberfläche über dem Rohrquerschnitt wie
z.B. Auflasten durch Häuser, Masten, Anlagen oder ähnliche. Für die Berechnungen werden
keine Auflasten angesetzt.
4.3.6 Straßenverkehrslasten pV
Für die Lastermittlung aus den Straßenverkehrslasten sind die in U 3 definierten Regelfahr-
zeuge (siehe Abbildung 4) anzusetzen. Die Regelfahrzeuge sind SLW 60, SLW 30 und LKW
12. Aus dem Schwerlastwagen 60 (SLW 60) resultiert hierbei die größte Last von 600 kN.
Außerhalb von Verkehrsflächen ist der LKW 12 als Mindestbelastung anzusetzen.
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Abbildung 4: Regelfahrzeuge
Die Tabelle 5 fasst die Lasten aus den Regelfahrzeugen zusammen.
Regelfahr-zeug
Gesamtlast [kN]
Radlast [kN]
Radaufstand Breite [m] Länge [m]
SLW 60 600 100 0,6 0,2
SLW 30 300 50 0,4 0,2
LKW 12 120 vorne hinten
20 40
0,2 0,3
0,2 0,2
Tabelle 5: Lasten und Aufstandsflächen der Regelfahrzeuge
Die Bodenspannungen p infolge Straßenverkehrslasten sind abhängig von der Überde-
ckungshöhe h und vom Rohrdurchmesser dm und werden wie folgt berechnet:
pv = ϕ⋅p [kN/m²] (8)
p = aF ⋅pF [kN/m²] (9)
mit:
pF = �� �²∗ # $1 & ' ( )��* +²,
-./ + �∗�0�∗ #∗1. ' ( )�0* +²,
2. [kN/m²] (10)
aF = 1 - ,�
,� ( 3∗*.4*56,6∗�7.-
[-] (11)
ϕ = Stoßbeiwert [-]
FA, FE = Hilfslasten [kN]
rA, rE = Hilfsradien [m]
Seite | 15
aF gilt in den Grenzen dm = �8(��� ≤ 5,0 m und h ≥ 0,5 m.
Die Stoßbeiwerte ϕ für die einzelnen Regelfahrzeuge sind wie folgt zu berücksichtigen:
SLW 60 = 1,2 [- ]
SLW 30 = 1,4 [- ]
LKW 12 = 1,5 [- ]
Die Hilfslasten FA, FE und Hilfsradien rA, rE sind der Tabelle 6 zu entnehmen.
Regelfahrzeug FA kN] FE [kN] rA [m] rE [m]
SLW 60 100 500 0,25 1,82
SLW 30 50 250 0,18 1,82
LKW 12 40 80 0,15 2,26
Tabelle 6: Hilfslasten FA, FE und Hilfsradien rA, rE nach U 2
Hierbei ist pF aus (10) eine Näherung für die maximale Spannung nach Boussinesq unter
Radlasten und Radaufstandsflächen nach DIN 1072 und aF ist ein Korrekturfaktor zur Be-
rücksichtigung der Druckausbreitung über dem Rohrquerschnitt.
Weitere Details zu den Angaben der Tabelle 6 können der U 3 entnommen werden.
Mit Hilfe der folgenden Diagramme aus U 2 (Abbildung 5 bis Abbildung 8) können ebenfalls
die Bodenspannungen p (≠pv) direkt entnommen werden.
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Abbildung 5: Bodenspannung p infolge SLW 60 h=0,5m bis h=2m
Abbildung 6: Bodenspannung p infolge SLW 30 h=0,5m bis h=2m
Abbildung 7: Bodenspannung p infolge LKW 12 h=0,5m bis h=2m
Abbildung 8: Bodenspannung p infolge SLW 60, SLW 30, LKW 12 h=2m bis h=10m
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4.3.7 Eisenbahnverkehrslasten PV
Eisenbahneinwirkungen werden in der DIN EN 1991-2 Abschnitt 6.3.1 durch Lastmodelle
festgelegt. Für die Eisenbahnlasten werden vier Modelle angegeben:
• Lastmodell 71 für Regelverkehr auf Hauptstrecken
• Lastmodell SW/2 für Schwerverkehr
• Lastmodell HSLM für Reisezugverkehr mit Geschwindigkeiten über
200 km/h
• Lastmodell „unbeladener Zug“ für die Auswirkung eines unbeladenen
Zugs
Für die Lastermittlung ist das in der DS 804 der Deutsche Bahn AG angegebene Belastungs-
bild UIC 71 (siehe Abbildung 9) maßgebend.
Bei den vertikalen Spannungen infolge Eisenbahnverkehrslasten wird die lastverteilende
Wirkung von Schienen und Schwellen berücksichtigt. Es wird mit einer vertikalen Boden-
spannung p (siehe Tabelle 7 und Abbildung 10) in Rohrscheitelebene in Abhängigkeit von
der Überdeckung h bis Oberkante Schwelle gerechnet.
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Abbildung 9: Belastungsbild UIC 71
h [m] p in kN/m²
1 Gleis 2 und mehr Gleise
1,50 48 48
2,75 39 39
5,50 20 26
≥ 10,00 10 15
Zwischen den angegebenen Werten darf geradlinig interpoliert werden
Tabelle 7: Bodenspannung p infolge Eisenbahnverkehrslasten
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Abbildung 10: Bodenspannung p infolge Eisenbahnverkehrslasten
Hierbei ist h die Mindestüberdeckung und ist der größere der beiden Werte:
h = 1,50 m oder h = di (12)
pv = ϕ⋅p (13)
mit:
ϕ = 1,40 – 0,10 * (h – 0,60) ≥ 1,0 [h in m]
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4.3.8 Flugzeugverkehrslasten pV
Für die Lastermittlung sind die von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen
festgelegten Belastungsbilder BFZ 90 bis BFZ 750 maßgebend (siehe Abbildung 11).
Die Bodenspannung pv infolge der Bemessungsflugzeuge können für h ≥ 1 m der Abbildung
12 entnommen werden. Hierbei sind der Stoßfaktor ϕ (=1,5 für maßgebliche Hauptfahr-
werke) und die lastverteilende Wirkung der Flugbetriebsfläche bereits enthalten.
Abbildung 11: Lastbilder der Bemessungsflugzeuge
Abbildung 12: Bodenspannung pv infolge von Flugzeugverkehrslasten
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4.3.9 Sonstige Lasten
Sonstige Lasten sind außergewöhnliche Beanspruchungssituationen wie z.B. Lasten aus
Erdbebenvorfällen. Es werden keine sonstigen Lasten angenommen.
4.4 Lastaufteilung
Aufgrund der Boden-Rohr-Interaktion ist die Verformungsfähigkeit des Rohres stark vom
umgebenen Boden abhängig. Eine Spannungsumlagerung der berechneten o.g. mittleren
Bodenspannungen ist zu berücksichtigen.
Das Maß der Spannungsumlagerungen ist abhängig von den Einflussfaktoren Auflager- und
Bettungsparameter, den Boden- und Rohrwerkstoffeigenschaften sowie den Einbaubedin-
gungen. Die Umlagerung wird durch die Konzentrationsfaktoren λR für die Spannung über
dem Rohr und λB für die Spannung im Boden neben dem Rohr angegeben. Die idealisierte
Form der Umlagerung ist in Abbildung 13 dargestellt.
Hierbei wird von der Spannungsumlagerung biegesteifer und biegeweicher Rohren gespro-
chen.
Starre oder biegesteife Rohre sind zementgebundene und keramische Werkstoffe. Diese
weisen ein annähernd linear-elastisches Verhalten bei relativ hohem Elastizitätsmodul ge-
genüber dem umgebenen Boden auf. Dadurch erfolgt die Lastkonzentration direkt über
dem Rohr und der Boden dient nur zur Lastübertragung.
Kunststoffrohre sind dagegen biegeweiche Rohre und viskoelastische Werkstoffe, das heißt
ihre Eigenschaften sind abhängig von Belastungsdauer und Temperatur. Bei biegeweichen
Rohren bewirkt das Verformungsverhalten von erdgebetteten Druckrohrleitungen eine In-
teraktion zwischen Boden und Rohr, was zu einer Abstützwirkung des Bodens führt.
Dadurch, dass die Last in den Boden übertragen wird, findet eine Entlastung des Rohres
statt.
Rechnerisch wird das Merkmal der Rohrsteifigkeit (biegesteif oder biegeweich) über die
Systemsteifigkeit VRB wie folgt bestimmt (näheres siehe U 2):
VRB = 9:9�* (14)
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mit:
Rohrsteifigkeit SR = ;:∙< =³ [N/mm²] (15)
• ER = E-Modul des Rohrwerkstoffes siehe Tabelle 1
• Trägheitsmoment der Rohrwand I = s³/12 [mm4/mm] (16)
Horizontale Bettungssteifigkeit SBh = 0,6 ⋅ ζ ⋅ E2
• Für E2 = E3 wird der Korrekturfaktor ζ = 1. (siehe U 2)
(17)
Ist VRB > 1 so handelt es sich um ein biegesteifes Rohr und wenn VRB ≤ 1 so handelt es sich
um ein biegeweiches Rohr.
Der Konzentrationsfaktor λR bei biegeweichen Rohren ist abhängig vom Größtwert maxλ,
vom Steifigkeitsverhältnis Vs sowie von der wirksamen relativen Ausladung a‘ und vom
Erddruckverhältnis K2. Die Berechnung der einzelnen Parameter in (18) und (19) kann U 2
entnommen werden.
λR = @AB C ∙ DE ∙ 3- ∙ �F∙ G� ∙ GF∙ HIJ KL68FLM,.2
NO( 6- ∙ �F∙ P�(G� ∙ GFQ ∙ HIJ KL68FLM,.2 (18)
λB = R � CS � (19)
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Abbildung 13: Umlagerung der Bodenspannungen (links: biegeweiches Rohr, rechts: biege-steifes Rohr,)
4.5 Druckverteilung in Rohrumfangsrichtung
Nach der Bestimmung der Konzentrationsfaktoren λR und λB muss die Druckverteilung der
Lasten am Rohrumfang berechnet werden.
Diese ist abhängig von:
• der Auflagerausbildung,
• der Verfüllung in der Leitungszone,
• dem Verformungsverhalten der Rohre,
Die Festlegung der Druckverteilung am Rohrquerschnitt ist abhängig von den folgenden
3 Lagerungsfällen (siehe U 2):
• Lagerungsfall 1:
Auflager im Boden mit vertikal gerichteten und rechteckförmig verteilten Reaktio-
nen:
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Abbildung 14: Lagerungsfall 1
• Lagerungsfall 2:
Festes Auflager (z.B. Beton) nur für biegesteife Rohre mit radial gerichteten und
rechtförmig verteilten Reaktionen:
Abbildung 15: Lagerungsfall 2
• Lagerungsfall 3:
Auflagerung bzw. vollständige Einbettung biegeweicher Rohre im Boden mit vertikal
gerichteten und rechteckförmig verteilten Reaktionen (Auflagerwinkel 2α = 180°):
Abbildung 16: Lagerungsfall 3
Seite | 25
Die am Rohrumfang angreifenden Lasten sind (siehe Abbildung 17):
• vertikale Gesamtlast qv
• Auflagerreaktion aus Bettungs- und Lagerungsbedingung
• Seitendruck aus Erdlast qh
• Bettungsreaktion bei biegeweichen Rohren qh*
Abbildung 17: Lastverteilung durch Auflasten und Reaktionslasten nach U 2
Die vertikale Gesamtlast des Rohres auf Scheitelhöhe beträgt:
qv = λRG ∙ (κ ⋅ γ B ⋅ h + κ0 ⋅ p0) + pv [kN/m²] (20)
Der Seitendruck auf die Rohrleitung setzt sich zusammen aus dem Anteil qh infolge vertika-
ler Erdlast und gegebenenfalls dem Bettungsreaktionsdruck qh* infolge Rohrverformung.
Der Seitendruck qh (bei Lagerungsfall 2 nur oberhalb des Auflagers) ist abhängig vom verti-
kalen Druck im Boden neben der Rohrleitung.
Seite | 26
qh = K2 ⋅ (λB ∙ pE + γ B ⋅ ��� ) (21)
Der aus der Rohrverformung resultierende Bettungsreaktionsdruck qh* wird in Form einer
Parabel mit dem Öffnungswinkel 120° angesetzt.
qh* = Tℎ,VW ⋅ VW(Tℎ,Vℎ ⋅ VℎN:��Tℎ,Vℎ∗ (22)
Auflager-
winkel vertikal horizontal
2α cv,qv cv,qh cv,w cv,qh* ch,qv ch,qh ch,w ch,qh*
60 -0,1053 +0,0833 -0,0637 +0,0640 +0,1026 -0,0833 +0,0611 -0,0658
90 -0,0966 -0,0550 +0,0956 +0,0541
120 -0,0893 -0,0477 +0,0891 +0,0476
180 -0,0833 -0,0417 +0,0833 +0,0418
Tabelle 8: Verformungsbeiwerte für Biegemomente
Auflager-winkel
vertikal horizontal
2α cNv,qv cN
v,qh cNv,qh* cN
h,qv cNh,qh cN
h,qh*
60 -0,704 -0,681 -0,247 -0,380 -0,684 -0,437
90 -0,697 -0,366
120 -0,683 -0,352
180 -0,648 -0,338
Tabelle 9: Verformungsbeiwerte für Normalkräfte
Seite | 27
4.6 Schnittgrößen, Spannungen, Dehnungen, Verformungen in Umfangsrichtung
Entsprechend der Druckverteilung am Rohrumfang werden Biegemomente M und Normal-
kräfte N für äußere Lasten mit Hilfe dimensionsloser Beiwerte (siehe Tabelle 10) ermittelt.
Querkräfte in Ringrichtung können außer bei profilierten Rohren vernachlässigt werden.
Beiwerte M und N siehe Tabelle 11 und Tabelle 12 gelten nur für den Kreisring und erfor-
dern konstante Wanddicke. In Längsrichtung wird die Druckverteilung (Belastung und Re-
aktion) als gleichbleibend angenommen. Die Schnittgrößen werden mit diesen Tabellen
nach Theorie I. Ordnung (T.I.O.) berechnet.
Abbildung 18: Schnittgrößen am Rohrumfang
Seite | 28
Belastung Biegemomente Normalkraft
qv Mqv = mqv ∙ qv ∙ rm² Nqv = nqv ∙ qv ∙ rm
qh Mqh = mqh ∙ qh ∙ rm² Nqh = nqh ∙ qh ∙ rm
qh* Mqh* = mqh* ∙ qh* ∙ rm² Nqh* = nqh* ∙ qh* ∙ rm
G
Mg = mg ∙ γg ∙ s ∙ rm² oder Mg = mg ∙ Fg ∙ rm
Fg = 2 ∙ rm∙ π ∙ s ∙ γg
Ng = ng ∙ γg ∙ s ∙ rm oder Ng = ng‘ ∙ Fg
Fg = 2 ∙ rm∙ π ∙ s ∙ γg
W
Mw = mw ∙ γw ∙ rm³ oder Mw = mw
‘ ∙ Fw ∙ rm
FW = 1,0 ⋅ ri2 ⋅ π ⋅ γw
Nw = nw ∙ γw ∙ rm² oder Nw = nw
‘ ∙ Fw
FW = 1,0 ⋅ ri2 ⋅ π ⋅ γw
qh*
w Mqh* = mqh*w ∙ qh*
w ∙ rm² Nqh*w = nqh*w ∙ qh*w ∙ rm
Tabelle 10: Schnittkräfte und Schnittmomente
mit
qv = Vertikale Gesamtlast
qh = Seitendruck
qh* = Horizontaler Bettungsreaktionsdruck infolge von Erdlasten
G = Eigengewicht
w = infolge Wasserfüllung
qh*
w = Horizontaler Bettungsreaktionsdruck infolge von Wasserfüllung
Seite | 29
Vorzeichen: Moment + Zug auf Rohrinnenseite Normalkraft + Zug
- Zug auf Rohraußenseite - Druck
Lager-ungs- fall/ 2α
Schnitt-stelle
Momentenbeiwerte Normalkraftbeiwerte
mqv mqh m*qh
mg m‘g
mw
m‘w nqv nqh n*
qh ng n‘g
nw
n‘w
l/60°
Scheitel +0,286 -0,250 -0,181 +0,459 +0,073
+0,229 +0,073
+0,080 -1,000 -0,577 +0,417 +0,066
+0,708 +0,225
Kämpfer -0,293 +0,250 +0,208 -0,529 -0,084
-0,264 -0,084
-1,000 0 0 -1,571 -0,250
+0,215 +0,068
Sohle +0,377 -0,250 -0,181 +0,840 +0,134
+0,420 +0,134
-0,080 -1,000 -0,577 -0,417 -0,066
+1,292 +0,411
l/90°
Scheitel +0,274 -0,250 -0,181 +0,419 +0,067
+0,210 +0,067
+0,053 -1,000 -0,577 +0,333 +0,053
+0,667 +0,212
Kämpfer -0,279 +0,250 +0,208 -0,485 -0,077
-0,243 -0,077
-1,000 0 0 -1,571 -0,250
+0,215 +0,068
Sohle +0,314 -0,250 -0,181 +0,642 +0,102
+0,321 +0,102
-0,053 -1,000 -0,577 -0,333 -0,053
+1,333 +0,424
l/120°
Scheitel +0,261 -0,250 -0,181 +0,381 +0,061
+0,190 +0,061
+0,027 -1,000 -0,577 +0,250 +0,040
+0,625 +0,199
Kämpfer -0,265 +0,250 +0,208 -0,440 -0,070
-0,220 -0,070
-1,000 0 0 -1,571 -0,250
+0,215 +0,068
Sohle +0,275 -0,250 -0,181 +0,520 +0,083
+0,260 +0,083
-0,027 -1,000 -0,577 -0,250 -0,040
+1,375 +0,438
lll/180°
Scheitel +0,250 -0,250 -0,181 +0,345 +0,055
+0,172 +0,055
0 -1,000 -0,577 +0,167 +0,027
+0,583 +0,186
Kämpfer -0,250 +0,250 +0,208 -0,393 -0,063
-0,196 -0,063
-1,000 0 0 -1,571 -0,250
+0,215 +0,068
Sohle +0,250 -0,250 -0,181 +0,441 +0,070
+0,220 +0,070
0 -1,000 -0,577 -0,167 -0,027
+1,417 +0,451
Tabelle 11: Biegemomenten- und Normalkraftbeiwerte in Abh. vom Lagerungsfall 1 und 3
Lager-ungs- fall/ 2α
Schnitt-stelle
Momentenbeiwerte Normalkraftbeiwerte
mqv mqh mg m‘g mw
m‘w nqv nqh ng
n‘g nw
n‘w 90° Scheitel +0,266 -0,245 +0,396
+0,063 +0,198 +0,063
+0,038 -0,989 +0,285 +0,045
+0,643 +0,205
Kämpfer -0,271 +0,244 -0,460 -0,073
-0,230 -0,073
-1,000 0 -1,571 -0,250
+0,215 +0,068
Sohle +0,277 -0,224 +0,524 +0,083
+0,262 +0,083
-0,452 -0,718 -1,587 -0,253
+0,707 +0,225
120° Scheitel +0,240 -0,232 +0,314 +0,050
+0,157 +0,050
-0,020 -0,960 +0,105 +0,016
+0,552 +0,176
Kämpfer -0,240 +0,228 -0,362 -0,058
-0,181 -0,058
-1,000 0 -1,571 -0,250
+0,215 +0,068
Sohle +0,202 -0,187 +0,291 +0,046
+0,145 +0,046
-0,558 -0,540 -1,918 -0,305
+0,541 +0,172
180° Scheitel +0,163 -0,163 +0,071 +0,011
+0,035 +0,011
-0,212 -0,788 -0,500 -0,080
+0,250 +0,080
Kämpfer -0,125 +0,125 0 0
0 0
-1,000 0 -1,571 -0,250
+0,215 +0,068
Sohle +0,087 -0,087 -0,071 -0,011
-0,035 -0,011
-0,788 -0,212 -2,642 -0,420
+0,179 +0,057
Tabelle 12: Biegemomenten- und Normalkraftbeiwerte in Abh. vom Lagerungsfall 2 – Be-
tonauflager
Seite | 30
Mit den ermittelten Schnittgrößen werden die Umfangsspannungen aus den äußeren Ein-
wirkungen an den Randfasern wie folgt berechnet:
σuu,A,i = XY + [\ ∙ αki [N/mm²] (23)
σuu,A,a = XY & [\ ∙ αka [N/mm²] (24)
σuu, A, i sind die Umfangsspannung aus äußeren Belastungen an der inneren Randfaser.
σuu, A, a sind die Umfangsspannung aus äußeren Belastungen an der äußeren Randfaser
Die Korrekturfaktoren αk dienen zur Berücksichtigung der Krümmung der inneren bzw. äu-
ßeren Randfaser.
αki = 1 + � O � =
� · ^_ ( � · E� · ^_( � · E [ - ] (25)
αka = 1 - � O � =
� · ^_ ( E� · ^_ ( � · E [ - ] (26)
Mit den ermittelten Schnittkräften werden die Randfaserdehnungen berechnet.
ε = ;̀ = O�· =³· 9: ∙ (
O · ab ± d · αk ) (27)
mit
S: Wanddicke in mm
Die vertikale Durchmesseränderung edv infolge äußerer Lasten wird mit der nachfolgenden
Formel berechnet.
edv = � · =9: ∙ ( cv,qv ∙ qv + cv,qh ∙ qh + cv,qh* ∙ qh*) (28)
Seite | 31
4.7 Nachweisführung der Umfangsspannung
Die Gesamtumfangsspannungen σuu,res an den äußeren und inneren Fasern des Rohrum-
fangs ergeben sich aus der Überlagerung der Umfangsspannung aus Innendruck σuu,Pi (4)
und der Umfangsspannungen aus äußeren Belastungen (Gleichung (23) und (24)). In Abbil-
dung 19 wird der resultierende Spannungsverlauf dargestellt. Die Umfangsspannung aus
dem Innendruck ist eine über die Wanddicke konstante Größe. Die Umfangsspannungen
aus den äußeren Lasten verteilen sich aufgrund der auftretenden Querschnittsbiegung li-
near.
Die resultierenden Umfangsspannungen an den Querschnittsfasern lauten:
���, hO,� = ���,i� + ���,Y,� (29) ���, hO,Y = ���,i� + ���,Y,� (30)
Abbildung 19: Spannungsüberlagerung infolge Innen- und Außendruck für Scheitel und
Sohle
���, hO,� ist die resultierende Umfangsspannung an der inneren Randfaser aus der Summe
von der Umfangsspannung infolge Innendruck und der Umfangsspannung infolge Außen-
druck an der inneren Randfaser.
���, hO,Y ist die resultierende Umfangsspannung an der äußeren Randfaser aus der Summe
von der Umfangsspannung infolge Innendruck und der Umfangsspannung infolge Außen-
druck an der äußeren Randfaser.
Seite | 32
Der Spannungsnachweis der Umfangsspannungen ist erfüllt, wenn die folgende Bedingung
eingehalten ist:
�j���, hO = klm 1 ≥ kh o = 2,5 PqrsrtuvttQ (31)
wobei σR der Rechenwert der Biegezugfestigkeit gemäß Tabelle 1 und σuu,res die größte
Umfangszugspannung ist.
Der Nachweis (31) wird mit den Schnittgrößen nach T.I.O. geführt. Für biegeweiche Rohre
ist statische Auslegung nach T.I.O. ein konservativer Ansatz. Berechnungen nach Theorie II.
Ordnung (T.II.O.) haben gezeigt, dass bei der Überlagerung von äußeren Belastungen und
Innendruck eine Spannungsabminderung der Gesamtumfangsspannungen an den Randfa-
sern stattfindet (U 1). Das Phänomen des sogenannten „Rerounding Effekts“ wird in Kapitel
5 angegeben.
4.8 Beispielberechnungen
4.8.1 Allgemeines
Für die vorliegende Bachelorarbeit wurden die Formeln für den Spannungsnachweis von
Druckrohrleitungen gemäß U 2 in Microsoft Excel programmiert. Das aufbereitete Excel
Tabellenblatt kann Anlage A 1 entnommen werden.
Im Folgenden werden zwei Beispielberechnungen mit unterschiedlichen Druckrohren
durchgeführt. Hierbei wurde der sogenannte SDR-Wert variiert. Der SDR-Wert ist eine zur
Klassifizierung von Kunststoffrohren gebräuchliche Kennzahl, die das Verhältnis zwischen
Außendurchmesser und Wanddicke eines Rohres wiedergibt
wxq = ��� (32)
Für beide Beispiele wurde der Innendruck Pi mit 75 Prozent des zulässigen Innendruckes
angesetzt
Seite | 33
Für die beiden Berechnungen werden der Lagerungsfall 3 (Erdauflagerung 180°), die Bo-
dengruppe G1 für nichtbindige Böden mit der Bodenwichte 20 kN/m³, die Einbettungsbe-
dingung B2 für den senkrechten Verbau und A2 für die Überschüttungsbedingung ange-
setzt. Die Grabenbreite b wurde mit einer Mindestgrabenbreite in Abhängigkeit vom Au-
ßendurchmesser durch die Gleichung da + 500 mm bestimmt∙. Die Überdeckungshöhe über
dem Scheitel beträgt 1,0 m.
In der folgenden Abbildung sind die gewählten Parameter dargestellt.
Abbildung 20: Baugrubenparameter für die durchgeführten Beispiele
Seite | 34
4.8.2 Beispiel 1
Die Eingabewerte für die erste Beispielsberechnung sind in
Tabelle 13 zusammengefasst. In der Tabelle 14 sind die nach U 2 berechneten Verfor-
mungsmodule des umgebenen Bodens zusammengefasst. Tabelle 15 gibt die aus den be-
rücksichtigten Einwirkungen resultierenden Drucklasten auf das Rohr gemäß der Abbildung
17 wieder. Detaillierte Zwischenergebnisse zu den Berechnungen sind in Anlage A 1 wie-
dergegeben.
da = 315,00 mm
SDR = 7,40 -
h = 1000,00 mm
s = 42,57 mm
Pi = 10,00 bar
Pi,zul = 15,14 bar
I = 6427,69 mm4/mm
rm = 136,22 mm
Aq = 36432,4 mm²
SLW SLW 60 -
ER = 160,00 N/mm²
σR = 14,00 N/mm²
γ = 2,50 -
σzul = 5,60 N/mm²
Bodengruppe G1 -
Einbettungsbedingungen B2 -
Auflagerbedingung 180,00 °
γB = 20,00 kN/m³
b = 815,00 mm
Rohrdaten:
Verkehrslast:
Werkstoffdaten:
Bodendaten:
mind. erf. Sicherheitsbeiwert
zulässige Spannung
Außendurchmesser
Verhältnis Außendurchmesser und Wanddicke
Erdüberdeckung GOK bis Rohrscheitel
Wanddicke
Innendruck
max. zulässiger Innendruck
Trägheitsmoment
Mittlerer Radius
Querschnittsfläche
E-Modul
Schwerlastwagen von 60 t Gesamtlast
Bodenwichte
zulässige Biegezugfestigkeit
Grabenbreite
Seite | 35
Tabelle 13: Eingabewerte Beispiel 1
Tabelle 14: Verformungsmodule nach U 2
Tabelle 15: Drucklasten
da = 315,00 mm
SDR = 7,40 -
h = 1000,00 mm
s = 42,57 mm
Pi = 10,00 bar
Pi,zul = 15,14 bar
I = 6427,69 mm4/mm
rm = 136,22 mm
Aq = 36432,4 mm²
SLW SLW 60 -
ER = 160,00 N/mm²
σR = 14,00 N/mm²
γ = 2,50 -
σzul = 5,60 N/mm²
Bodengruppe G1 -
Einbettungsbedingungen B2 -
Auflagerbedingung 180,00 °
γB = 20,00 kN/m³
b = 815,00 mm
Rohrdaten:
Verkehrslast:
Werkstoffdaten:
Bodendaten:
mind. erf. Sicherheitsbeiwert
zulässige Spannung
Außendurchmesser
Verhältnis Außendurchmesser und Wanddicke
Erdüberdeckung GOK bis Rohrscheitel
Wanddicke
Innendruck
max. zulässiger Innendruck
Trägheitsmoment
Mittlerer Radius
Querschnittsfläche
E-Modul
Schwerlastwagen von 60 t Gesamtlast
Bodenwichte
zulässige Biegezugfestigkeit
Grabenbreite
E1 = 6,00 N/mm²
E2 = 3,09 N/mm²
E3 = 6,00 N/mm²
E4 = 6,00 N/mm²
E20 = 6,00 N/mm²
Verformungsmodule
Tabellenwert zur Berechnung von E2
E-Modul Verfüllung über dem Rohrscheitel
E-Modul Boden neben der Leitungszone
E-Modul Boden unter dem Rohr
E-Modul Boden neben dem Boden
qh* = 18,12 kN/m²
qh = 11,11 kN/m²
qv = 73,22 kN/m²
Drucklasten
vertikale Gesamtast
Seitendruck durch Boden
horizontaler Bettungsreaktionsdruck
Seite | 36
In Tabelle 16 sind die berechneten Schnittgrößen aus den äußeren Lasten für den Rohr-
scheitel, Rohrkämpfer und Rohrsohle zusammengefasst.
Tabelle 16: Schnittgrößen
Die Umfangsspannungen sind in Tabelle 17 aufgelistet. Es resultiert eine maximale Zug-
spannung an der inneren Randfaser des Rohrscheitels sowie der Sohle von σuu,Res,i = 4,46
N/mm².
Tabelle 17: Umfangsspannungen
Biegemomente [Nmm/mm] Scheitel Kämpfer Sohle
Mqv 339,63 -339,63 339,63
Mqh -51,52 51,52 -51,52
Mqh* -60,87 69,95 -60,87
Mges 227,24 -218,16 227,24
Normalkraft [N/mm] Scheitel Kämpfer Sohle
Nqv 0,00 -9,97 0,00
Nqh -1,51 0,00 -1,51
Nqh* -1,42 0,00 -1,42
Nges -2,94 -9,97 -2,94
αki = 1,10 -
αka = 0,90 -
Zusammenstellung der Schnittkräfte und Schnittmomente
Moment infolge Vertikaler Gesamtlast
Moment infolge Seitendruck
Korrekturfaktor für Krümmung der inneren Randfaser
Normalkraft infolge Seitendruck
Normalkraft infolge horizontaler Bettungsreaktion
Summe der Normalkräfte
Moment infolge horizontaler Bettungsreaktion
Summe der Momente
Normalkraft infolge vertikaler Gesamtlast
Korrekturfaktor für Krümmung der äußeren Randfaser
Scheitel Kämpfer Sohle
σuu,A,a =N / s - M / (s²/6) αka -0,74 0,41 -0,74
σuu,A,i =N / s + M / (s²/6) αki 0,76 -1,03 0,76
σuu,I 3,70 3,70 3,70
Umfangsspannungen N/mm² Scheitel Kämpfer Sohle
σuu,Res,a 2,957 4,113 2,957
σuu,Res,i 4,462 2,668 4,462
Umfangsspannungen N/mm²
innere faser aus Innen- und Außendruck
Spannung aus Außendruck, äußere Randfaser
Spannung aus Außendruck, innere Randfaser
konstante Zugspannung aus Innendruck
äußere faser aus Innen- und Außendruck
Nachweis σσσσuu,Res Scheitel Kämpfer Sohle
S = σR / σuu,Res,a > γM = 2,5 4,735 3,404 4,735
S = σR / σuu,Res,i > γM = 2,5 3,138 5,247 3,138
Nachweise
Nachweis für äußere Randfaser
Nachweis für innere Randfaser
Seite | 37
Tabelle 18: Nachweise nach U 2
Gemäß Tabelle 1 wird ein Rechenwert der Biegezugfestigkeit für das PE-HD Rohr von
σR = 14 N/mm² angesetzt. Unter Anwendung des Nachweiskriteriums (31) ergeben sich die
in Tabelle 18 zusammengefassten Ergebnisse.
Für die auftretenden Umfangsspannungen an dem Druckrohr mit SDR = 7,4 sind sämtliche
Nachweise erfüllt.
4.8.3 Beispiel 2
Die Eingabewerte für die zweite Beispielsberechnung sind in Tabelle 19 zusammengefasst.
In der Tabelle 20 sind die nach U 2 berechneten Verformungsmodule des umgebenen Bo-
dens zusammengefasst. Tabelle 21 gibt die aus den berücksichtigten Einwirkungen resul-
tierenden Drucklasten wieder. Detaillierte Zwischenergebnisse zu den Berechnungen sind
in Anlage A 2 wiedergegeben.
Seite | 38
Tabelle 19: Eingabewerte Beispiel 2
Tabelle 20: Verformungsmodule nach U 2
Tabelle 21: Drucklasten
Eingabewerte Wert Einheiten
da = 315,00 mm
SDR = 17,00 -
h = 1000,00 mm
s = 18,53 mm
Pi = 6,00 bar
Pi,zul = 6,59 bar
I = 530,16 mm4/mm
rm = 148,24 mm
Aq = 17258,1 mm²
SLW SLW 60 -
ER = 160,00 N/mm²
σR = 14,00 N/mm²
γ = 2,50 -
σzul = 5,60 N/mm²
Bodengruppe G1 -
Einbettungsbedingungen B2 -
Auflagerbedingung 180,00 °
γB = 20,00 kN/m³
b = 815,00 mm Grabenbreite
Bemerkung
Außendurchmesser
Verhältnis Außendurchmesser und Wanddicke
Erdüberdeckung GOK bis Rohrscheitel
Wanddicke
Innendruck
max. zulässiger Innendruck
Trägheitsmoment
Mittlerer Radius
Querschnittsfläche
E-Modul
Schwerlastwagen von 60 t Gesamtlast
Bodenwichte
zulässige Biegezugfestigkeit
Rohrdaten:
Verkehrslast:
Werkstoffdaten:
Bodendaten:
mind. erf. Sicherheitsbeiwert
zulässige Spannung
E1 = 6,00 N/mm²
E2 = 3,09 N/mm²
E3 = 6,00 N/mm²
E4 = 6,00 N/mm²
E20 = 6,00 N/mm²
E-Modul Boden neben dem Boden
Tabellenwert zur Berechnung von E2
E-Modul Verfüllung über dem Rohrscheitel
E-ModulBoden neben der Leitungszone
E-Modul Boden unter dem Rohr
Verformungsmodule
qh* = 63,09 kN/m²
qh = 11,43 kN/m²
qv = 71,92 kN/m² vertikale Gesamtast
Seitendruck durch Boden
horizontaler Bettungsreaktionsdruck
Drucklasten
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In Tabelle 22 sind die berechneten Schnittgrößen aus den äußeren Lasten für den Rohr-
scheitel, Rohrkämpfer und Rohrsohle zusammengefasst.
Tabelle 22: Schnittgrößen
Die Umfangsspannungen sind in Tabelle 23 aufgelistet. Es resultiert eine maximale Zug-
spannung an der inneren Randfaser des Rohrscheitels sowie der Sohle von σuu, Res, i = 6,2
N/mm².
Tabelle 23: Umfangsspannungen
Biegemomente [Nmm/mm] Scheitel Kämpfer Sohle
Mqv 395,06 -395,06 395,06
Mqh -62,81 62,81 -62,81
Mqh* -250,92 288,35 -250,92
Mges 81,34 -43,91 81,34
Normalkraft [N/mm] Scheitel Kämpfer Sohle
Nqv 0,00 -10,66 0,00
Nqh -1,69 0,00 -1,69
Nqh* -5,40 0,00 -5,40
Nges -7,09 -10,66 -7,09
αki = 1,04 -
αka = 0,96 -
Normalkraft infolge Seitendruck
Normalkraft infolge horizontaler Bettungsreaktion
Summe der Normalkräfte
Moment infolge horizontaler Bettungsreaktion
Summe der Momente
Normalkraft infolge vertikaler Gesamtlast
Korrekturfaktor für Krümmung der äußeren Randfaser
Moment infolge Vertikaler Gesamtlast
Moment infolge Seitendruck
Korrekturfaktor für Krümmung der inneren Randfaser
Zusammenstellung der Schnittkräfte und Schnittmomente
Scheitel Kämpfer Sohle
σuu,A,a =N / s - M / (s²/6) αka -1,74 0,16 -1,74
σuu,A,i =N / s + M / (s²/6) αki 1,10 -1,37 1,10
σuu,I 5,10 5,10 5,10
Umfangsspannungen N/mm² Scheitel Kämpfer Sohle
σuu,Res,a 3,36 5,26 3,36
σuu,Res,i 6,20 3,73 6,20
Spannung aus Außendruck, innere Randfaser
konstante Zugspannung aus Innendruck
äußere faser aus Innen- und Außendruck
innere faser aus Innen- und Außendruck
Spannung aus Außendruck, äußere Randfaser
Umfangsspannungen N/mm²
Seite | 40
Tabelle 24: Nachweise nach U 2
Der Rechenwert der Biegezugfestigkeit für das PE-HD Rohr ist, wie oben erwähnt,
σR = 14 N/mm². Unter Anwendung des Nachweiskriterium (31) ergeben sich die in Tabelle
24 zusammengefassten Nachweiszahlen. Für die auftretenden Umfangsspannungen an
dem Druckrohr mit einem SDR = 17 sind die Spannungsnachweise an Scheitel und Sohle
nicht erfüllt.
5 Spannungsberechnung mit Hilfe der FEM
5.1 FE-Modell
Da die Spannungen der 2. Beispielberechnung im Spannungsnachweis nach Anwendung
der Formeln gemäß U 2 unzulässig sind, wird in diesem Kapitel ein Optimierungspotential
untersucht. Hierfür werden die Spannungen auf dem numerischen Wege mit Hilfe der Fi-
nite Elemente Methode (FEM) berechnet und mit den in Tabelle 23 angegebenen Spannun-
gen verglichen. Die Berechnungen wurden mit der Finiten Elemente Software Ansys V15.0
durchgeführt.
Da die Umfangsspannungen in Rohrlängsrichtung konstant sind, wurde ein Querschnitts-
model des Druckrohres erstellt. Hierfür wurde ein Rohrquerschnitt modelliert und mittels
ebenen vierknotigen Scheibenelementen (Plane182, Abbildung 22) vernetzt. Dem Schei-
benmodell wurde der ebene Dehnungszustand zugewiesen.
Des Weiteren wurde der umgebende Boden mit Hilfe von nichtlinearen Federelementen
(Combin39, Abbildung 23) berücksichtigt und an der äußeren Randfaser in Rohrradialrich-
tung umlaufend angeordnet.
Die Elementkantenlänge der Scheibenelemente beträgt in Umfangsrichtung Le = 12 mm
und in Radialrichtung Le = 6 mm. Das FE-Modell kann der folgenden Abbildung 21 entnom-
men werden.
Nachweis σσσσuu,Res Scheitel Kämpfer Sohle
S = σR / σuu,Res,a > γM = 2,5 4,17 2,66 4,17
S = σR / σuu,Res,i > γM = 2,5 2,26 3,76 2,26
Nachweise
Seite | 41
Abbildung 21: FE-Modell
Das Material des Druckrohres, Polyethylen, ist ein homogenes anisotropes Material, wird
hier jedoch als isotrop angenommen, da es sich bei den vorliegenden Berechnungen nur
um eine maßgebende Spannungsrichtung (die Umfangsrichtung) handelt. Es wird das linear
elastische Hook‘sche Materialgesetz mit dem Langzeit-Elastizitätsmodul ERL = 160 N/mm²
gemäß Tabelle 1 verwendet.
Die Federelemente haben die Charakteristik, dass sie nur bei Druck aktiv werden. Vernach-
lässigbare kohäsive Eigenschaften des Bodens werden somit nicht berücksichtigt. Im Druck-
bereich weisen die Federelemente eine lineare Federkennlinie mit der folgenden Feder-
steifigkeit auf:
c = E2 Le (33)
Le ist in dieser Formel die Elementkantenlänge eines Scheibenelements. Im Zugbereich ver-
läuft die Federkennlinie bilinear und mit einer gegen null laufenden Federsteifigkeit. Das
angesetzte Last-Verformungsdiagramm der Federelemente kann Abbildung 24 entnom-
men werden.
Die Federfußpunkte sind in alle Richtungen gelagert. Um eine Starrköperrotation in Um-
fangsrichtung zu vermeiden, wird die horizontale Bewegung eines Knotens an der Rohr-
sohle in Umfangsrichtung gesperrt. Das FE-Modell ist mit seinen Randbedingungen in Ab-
bildung 25 dargestellt.
Seite | 42
Abbildung 22: Scheibenelement Plane182
Abbildung 23: Federelement Combin39
Seite | 43
Abbildung 24: Last-Verformungsdiagramm Federelemente
Als Einwirkungen werden die Vertikallast qv, die Horizontallast qh und der Innendruck Pi an
der äußeren Faser des Rohrquerschnitts in Form von Rechtecklasten angesetzt. Die Bet-
tungsreaktionen qh* werden im Zuge der FE-Berechnung durch die Bodenfedern berück-
sichtigt.
Der APDL Code des Berechnungsbeispiels für die Anwendung der Software Ansys kann An-
lage A 6 entnommen werden.
Seite | 44
Abbildung 25: 2D FE-Modell mit geometrischen und Lastrandbedingungen
Seite | 45
5.2 Berechnungsergebnisse
Zur Bewertung der Ergebnisse sind in den folgenden Abbildungen die Umfangsspannungen
aus den Einwirkungen äußere Lasten (Abbildung 26) und Innendruck (Abbildung 27) sowie
die Gesamtumfangsspannung (Abbildung 28) dargestellt. Die Maximalwerte sind in Tabelle
25 zusammengefasst. Es resultiert eine maximale Gesamtumfangsspannung von σuu, Res =
6,79 N/mm² an der Innenrandfaser des Rohrscheitels. Diese Spannung ist um ca. 30 % klei-
ner als die maximale Umfangsspannung in Tabelle 23 (σuu, Res, i = 9,59 N/mm²).
Da U 2 vereinfachte und konservative Annahmen bzgl. den Auflager und Lastrandbedin-
gungen aufweist, liefert das FE-Modell durch die genauere Abbildung der wirklichen Rand-
bedingungen exaktere Werte.
Dies spiegelt sich vor Allem im berechneten Verlauf des Bettungsreaktionsdrucks wieder.
Der Maßgebende Aspekt ist, dass der Innendruck einen konstanten Bettungsreaktions-
druck (siehe Abbildung 30) liefert. In U 2 wird dieser nicht berücksichtigt. Eine auftretende
Spannungsreduktion in der Umfangsspannung ist aus dem Innendruck beachtet. Die Bet-
tungsreaktionsdrücke aus den äußeren Lasten und der Gesamtbettungsreaktionsdruck sind
in Abbildung 32 und Abbildung 34 dargestellt.
maximale Umfangsspannungen N/mm² Scheitel
σuu,A 6,566
σuu,I 1,270
σuu,Res 6,791
Nachweis σσσσuu,Res
S = σR / σuu,Res,a > γM = 2,5 2,062
Tabelle 25: Umfangsspannungen [N/mm²] Berechnungsbeispiel
Der Spannungsnachweis gemäß U 2 mit den Spannungen des FE-Modells ist dennoch nicht
eingehalten. Die vorhandene Sicherheit ist mit 2,06 kleiner als 2,5.
Seite | 46
Abbildung 26: Umfangsspannung aus Außenbelastung
Abbildung 27: Umfangsspannung aus Innendruck
Abbildung 28: Umfangsspannung aus Innendruck + Außenbelastung
Seite | 47
Abbildung 29: Bettungsreaktion Außenbelastung
Abbildung 30: Bettungsreaktion Innendruck
Abbildung 31: Bettungsreaktion Innendruck + Außenbelastung
Seite | 48
Abbildung 32: Radiale Verschiebung Außenbelastung
Abbildung 33: Radiale Verschiebung Innendruck
Abbildung 34: Radiale Verschiebung Außenbelastung + Innendruck
Seite | 49
6 Rerounding Effekt nach U 1
6.1 Allgemeines
Eine weitere Möglichkeit das reale Spannungsverhalten zu berücksichtigen, ist das Auftre-
ten des sogenannten Rerounding Effekts nach U 1. Der Rerounding Effekt berücksichtigt
eine in Wirklichkeit auftretende Spannungs- und Verformungsreduktion bei biegeweichen
Druckrohren.
Das eigentliche Problem beim Spannungsnachweis gemäß U 2 stellt die lineare Schnittgrö-
ßenermittlung und lineare Überlagerung von Außen- und Innenbelastung dar, die zu kon-
servativen resultierenden Umfangsspannungen führen. Bei Betrachtung des interaktiven
Boden-Rohrsystems unter Berücksichtigung von der T.II.O. wurden in U 1 gezeigt, dass die
real auftretenden resultierenden Umfangsspannungen geringer sind als die nach der line-
aren Theorie ermittelten Umfangsspannungen. Hierbei wird das statische Gleichgewicht
unter der Einwirkung des Innendrucks am verformten System, resultierend aus der Außen-
belastung ermittelt.
Diese Spannungsreduktion ist abhängig von den folgenden Punkten:
• den elastischen Eigenschaften des Rohres,
• den Bettungseigenschaften des Bodens und
• dem Verhältnis der Innenbelastung zur Außenbelastung
Bezüglich der Spannungsüberlagerung bei Innen- und Außenbelastung können die Druck-
rohre laut U 1 in drei Klassen eingeteilt werden.
Klasse 1:
In diese Klasse fallen Rohre, bei denen auf Grund ihrer geringen Verformbarkeit kein
Rerounding-Effekt eintritt. Für die Bemessung dieser Rohre ist die Summe der Bie-
gezugspannung aus der Außenbelastung (σuu,A) und der Ringzugspannung aus dem
Innendruck (σuu,Pi) maßgebend.
Seite | 50
Klasse 2:
Rerounding-Effekt tritt ein, jedoch ist die resultierende Spannung (σuu,res,II) noch
größer als jede der beiden Einzelspannungen σuu,Pi bzw. σuu,A.
Klasse 3:
In diese Klasse fallen die restlichen Druckrohre. Bei diesen bewirkt der Rerounding-
Effekt eine so starke Spannungsreduktion, dass die resultierende Spannung im Be-
messungsquerschnitt immer kleiner bleibt als die größere der beiden Einzelspan-
nungen. Für die Bemessung ist daher die größere der Spannungen σuu,A oder σuu,Pi
maßgebend.
In Tabelle 26 sind die Bemessungsspannungen der drei Druckrohrklassen zusammenge-
stellt.
Tabelle 26: Maßgebende Zug- bzw. Biegezugspannungen für die Bemessung erdverlegter Druckrohrleitungen
Mit σuu,res,II: Überlagerungsspannung aus Innen- und Außenbelastung nach T.II.O. (Berech-
nung mit Rerounding-Effekt).
Die Klasse 1 ist mit den Kriterien der starren Druckrohrleitungen definiert, das heißt mit
einer Systemsteifigkeit VRB > 1,0 nach U 2. Für die Abgrenzung der Klasse 2 gegen die Klasse
3 ist jener Zustand ausschlaggebend, bei dem die resultierende Spannung σuu,res,II die
Größe von σuu,A oder σuu,Pi annimmt:
2 Z < 4 klein σuu,res,II
3 Z > 4 groß σuu,A oder σuu,Pi
VRB < 1 biegeweich
Druckrohre der
KlasseMerkmal Rohrsteifigkeit Reroundingeffekt
Für den Spannungsnachweis
maßgebende Spannung
1 VRB > 1 biegesteif - σuu,A + σuu,Pi
Seite | 51
σuu,res,II ≤ σuu,A, σuu,res,II ≤ σuu,pi
Die Kennzahl Z, die die Abgrenzung der Rohrklasse 2 gegenüber der Rohrklasse 3 bestimmt,
lautet:
y = �jzj ∙ ){�� +� (34)
Mit:
ER Elastizitätsmodul Rohr
rm mittlerer Radius des Rohres
�j zulässige Biegezugfestigkeit
In Abbildung 35 wird eine Näherung zur Spannungsüberlagerung der Innen- und Außenbe-
lastung dargestellt.
Die resultierende Spannung σres = σuu,res,II (Zustand IV) nach T.II.O. setzt sich folgend zusam-
men:
• Aus der Biegespannung σBi berechnet aus dem Rückstellmoment infolge des Innen-
druckes Pi am verformten Querschnitt (Zustand 1),
• aus der Ringzugspannung σi = σuu,Pi infolge des lnnendruckes, näherungsweise am
unverformten Rohr (Zustand II) berechnet, sowie
• aus der Biegespannung σa = σuu,A infolge der Außenbelastung qa = qv (Zustand III in
Abbildung 35).
Die Biegespannung σBi berechnet sich gemäß U 1 aus:
�|� = 3 ∙ ~W ∙ ��t �� (35)
Seite | 52
mit der Scheitelverformung
~W = 2,007 ∙ VW ∙ {zj ∙ ){�+��1 + 0,0752 ∙ 100�� ∙ �� ∙ {zj ∙ ){�+�� (36)
Abbildung 35: Spannungsüberlagerung bei Innen- und Außenbelastung (Näherung) U 1
Der Normalkraftanteil der Außenbelastung wird bei diesen Betrachtungen wegen seiner
geringen Auswirkungen vernachlässigt.
Aus Abbildung 35 ist zudem ersichtlich, dass die Bedingungen σres ≤ σa, σres ≤ σi erfüllt sind,
wenn │σBi│ ≥ σa = zul σ und │σBi│≥ σi = zul σ ist, da σBi der Wert für die Abminderung ist.
Rohre, die diese Bedingung erfüllen bewirken einen großen Rerounding Effekt also eine
Seite | 53
große Spannungsabminderung. Sie sind der Rohrklasse 3 zugeordnet und dürfen ohne
Überlagerung von Innen- und Außenbelastung berechnet werden, da σuu,res,II immer kleiner
ist als σuu,A oder σuu,Pi. Ist der Z-Wert kleiner als 4 so muss mit der resultierenden Spannung
aus Innen- und Außendruckbelastung nachgewiesen werden.
6.2 Numerische Untersuchung des Rerounding Effekts
In diesem Abschnitt erfolgt die Untersuchung des Rerounding Effekts anhand des in Kapitel
5.1 vorgestellten FE-Modells. Die Software Ansys V16 bietet hierfür die Möglichkeit FE-Be-
rechnungen geometrisch Nichtlinear durchzuführen. Es wird ein Beispiel vorgestellt, in dem
die nach U 2 berechneten Spannungen nicht nachgewiesen sind, die numerisch mittels des
FE-Modells berechneten Spannungen jedoch durch Berücksichtigung des Rerounding Ef-
fekts im Spannungsnachweis eingehalten werden.
Die Eingabedaten des betrachteten Rohres sind in Tabelle 27 zusammengefasst. Um den
Effekt der Spannungsabminderung an einem realistischen Druckrohr aufzuzeigen, wird als
Innendruck der maximal zulässige Innendruck angesetzt. Der zulässige Innendruck kann
nach Umstellen der Formel (4) ermittelt werden.
Tabelle 27: Eingabedaten Beispiel Rerounding Effekt
Weitere Systemparameter für dieses Beispiel sind in den folgenden Tabellen angegeben.
Eingabewerte Wert Einheiten
dA = 315,00 mm
SDR = 17,00 -
h = 1000,00 mm
s = 18,53 mm
Pi = 6,59 bar
Pi,zul = 6,59 bar
I = 530,16 mm4/mm
rm = 148,24 mmAq = 17258,11 mm²
Rohrdaten:
Bemerkung
Außendurchmesser
Kennzahl für das Verhältnis zwischen Außendurchmesser und Wanddicke
Erdüberdeckung GOK bis Rohrscheitel
Wanddicke
Innendruck
max. zulässiger Innendruck
Trägheitsmoment
Mittlerer RadiusQuerschnittsfläche
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Tabelle 28: Verkehrslast, Werkstoffdaten und Bodendaten Beispiel Rerounding Effekt
Tabelle 29: Drucklasten Beispiel Rerounding Effekt
In Tabelle 30 sind die Spannungen und Nachweisergebnisse für eine Berechnung nach U 2
zusammengestellt. Es resultiert eine maximale Umfangsspannung an der Innenrandfaser
des Rohrscheitels von 7,879 N/mm² und der Spannungsnachweis ist somit nicht erfüllt (Ta-
belle 30 unten).
Tabelle 30: Umfangsspannungen und Nachweise nach U 2 Beispiel Rerounding Effekt
SWL SLW 60 -
ER = 160,00 N/mm²
σR = 14,00 N/mm²
γ = 2,50 -
σzul = 5,60 N/mm²
Bodengruppe G1 -
Einbettungsbedingungen B2 -
Auflagerbedingung 180,00 °
γB = 20,000 kN/m³
b = 815,00 mm
Verkehrslast:
Werkstoffdaten:
Bodendaten:
mind. erf. Sicherheitsbeiwert
E-Modul
Schwerlastwagen von 60 t Gesamtlast
Bodenwichte
zulässige Biegezugfestigkeit
Grabenbreite = 4 DA
qh* = 125,762 kN/m²
qh = 11,434 kN/m²
qv = 132,000 kN/m²
Drucklasten
vertikale Gesamtast
Seitendruck durch Boden
horizontaler Bettungsreaktionsdruck
Scheitel Kämpfer Sohle
σuu,A,a =N / s - M / (s²/6) αka -3,387 0,410 -3,387
σuu,A,i =N / s + M / (s²/6) αki 2,279 -2,649 2,279
σuu,I 5,600 5,600 5,600
Umfangsspannungen N/mm² Scheitel Kämpfer Sohle
σuu,Res,a 2,213 6,010 2,213
σuu,Res,i 7,879 2,951 7,879
Nachweis σσσσuu,Res Scheitel Kämpfer Sohle
S = σR / σuu,Res,a > γM = 2,5 6,327 2,330 6,327
S = σR / σuu,Res,i > γM = 2,5 1,777 4,745 1,777
Umfangsspannungen N/mm²
resultierende Spannung der inneren faser aus Innen- und Außendruck
Spannung aus Außendruck, äußere Randfaser
Nachweise
Spannung aus Außendruck, innere Randfaser
konstante Zugspannung aus Innendruck
resultierende Spannung der äußeren faser aus Innen- und Außendruc
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Die aus den FE-Berechnungen ermittelten Umfangsspannungen sind in Abbildung 36 dar-
gestellt. Das linke Bild in dieser Abbildung zeigt die nach T.I.O. ermittelten Umfangsspan-
nungen. Das rechte Bild stellt den Spannungsverlauf nach Berücksichtigung geometrischer
Nichtlinearitäten dar. Beim Vergleich beider Verläufe erkennt man deutlich die Spannungs-
reduktion durch den Rerounding Effekt.
Die Radialverschiebungen sind für die lineare und nichtlineare Berechnung in Abbildung 37
abgebildet.
Abbildung 36: Umfangsspannung [N/mm²] Beispiel Rerounding Effekt (links: T.I.O, rechts: T.II.O)
Abbildung 37: Radiale Verschiebung [mm] Beispiel Rerounding Effekt (links: T.I.O., rechts: T.II.O.)
Seite | 56
Eine Zusammenfassung der maximalen Umfangsspannungen
• maxσres,uu,i nach U 2,
• maxσres,uu,i mit FE-Modell nach T.I.O. und
• maxσres,uu,i mit FE-Modell geometrisch nichtlinear
ist in Tabelle 31 angegeben. Die Ergebnisse zeigen, dass die mit dem FE-Modell unter Be-
rücksichtigung geometrischer Nichtlinearitäten ermittelte Maximalspannung um ca. 30%
kleiner ist als die nach U 2 berechnete Maximalspannung. Wie schon in Kapitel 5.2 aufge-
zeigt wurde, ist ebenso der Effekt des realitätsnäheren FE-Modells anhand der FE-Ergeb-
nisse nach T.I.O. ersichtlich. Hier ist die Spannung nach T.I.O. um ca. 20% geringer als die
Spannung nach U 2.
Umfangsspannungen
N/mm² Nachweise
σuu,Res,i nach U 2 7,879 1,777
σuu,Res,i mit FEM T.I.O. 6,260 2,236
σuu,Res,i mit FEM NL. 5,400 2,593
Tabelle 31: Umfangsspannungen und Nachweise Beispiel Rerounding Effekt
Während der Spannungsnachweis für dieses Berechnungsbeispiel mit den Spannungen
nach U 2 nicht eingehalten ist, erfüllt die Maximalspannung bei Berücksichtigung der Span-
nungsreduktion bzw. den Rerounding Effekts (geometrisch nichtlineare Berechnung) den
Spannungsnachweis.
Mit diesen Ergebnissen und den Ergebnissen aus Kapitel 5 konnte gezeigt werden, dass die
U 2 für die hier betrachteten Boden- und Rohrbedingungen konservative Umfangsspan-
nungen liefern. Eine signifikante Reduzierung bzw. Optimierung dieser Spannungen ist mit
Hilfe der FEM unter Berücksichtigung von geometrischen Nichtlinearitäten möglich.
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6.3 Parameterstudie Rerounding Effekt
In diesem Abschnitt wird der Rerounding Effekt detailliert anhand von mehreren FE-Be-
rechnungen an dem in Kapitel 5.1 angegebenen FE-Modell untersucht. Hierbei werden die
maximalen Umfangsspannungen für unterschiedliche SDR-Werte
SDR = 7,4; 11 ; 17 ; 25
sowie unterschiedliche Lastverhältnisse zwischen Außenbelastung qv und Innendruck Pi
qv/Pi = 0,05; 0,10; 0,15; …; …; 0,75; 0,80; 0,85
mit den Innendruckverhältnissen Pi/Pi,zul
Pi/Pi,zul = (0,25; 0,50; 0,75; 1,00; 1,20)l
untersucht. Der Außendurchmesser da bleibt 315 mm und wobei die Wandstärke s variiert.
Die maximalen Umfangsspannungen werden im Rahmen der Parameterstudie
• nach U 2 (ATV),
• mit Hilfe der FEM nach T.I.O. (ohne Rerounding Effekt),
• sowie mit Hilfe der FEM unter Berücksichtigung geometrischer Nichtlinearitäten
(FEM NL)
berechnet und miteinander verglichen. Die Ergebnisse werden in Form von Diagrammen
vorgestellt. Insgesamt erfolgten im Rahmen der Parameterstudie 510 numerische Berech-
nungen. Folgenden Rohr- und Bodendaten bleiben konstant:
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Tabelle 32: Rohr- und Bodendaten für die Parameterstudie
6.3.1 Bewertung der Ergebnisse aus der Parameterstudie
Für die Bewertung der Ergebnisse werden die berechneten Umfangsspannungen in unter-
schiedlichen Diagrammen dargestellt.
Mit Hilfe der Abbildung 38 werden die Unterschiede der resultierenden Umfangsspannun-
gen aus U 2, FEM T.I.O. sowie FEM NL verdeutlicht. Dies geschieht für ein SDR = 17 sowie
einem Innendruckverhältnis von Pi/Pi,zul = 0,50.
In dem dargestellten Diagramm werden die Umfangspannungen in Abhängigkeit von dem
Lastverhältnis qv/Pi aufgetragen. Hierbei sind die Spannungsverläufe nach U 2 mit der oran-
genen Line, die Spannungsverläufe mit FEM T.I.O. durch die blaue Linie und die Spannungs-
verläufe mit FEM NL durch die graue Linie gekennzeichnet. Die rote Linie gibt die Grenze
für die zulässige Spannung an. Ist diese überschritten, so wird der Spannungsnachweis ge-
mäß U 2 nicht erfüllt.
dA = 315,00 mm
h = 1000,00 mm
ER = 160,00 N/mm²
σR = 14,00 N/mm²
γ = 2,50 -
σzul = 5,60 N/mm²
Bodengruppe G1 -
Einbettungsbedingungen B2 -
Auflagerbedingung 180,00 °
γB = 20,000 kN/m³
b = 815,00 mm
Bodenwichte
Grabenbreite = 4 DA
Rohrdaten:
Außendurchmesser
Erdüberdeckung GOK bis Rohrscheitel
Werkstoffdaten:
E-Modul
zulässige Biegezugfestigkeit
mind. erf. Sicherheitsbeiwert
Bodendaten:
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Abbildung 38: Spannungsvergleich für Umfangsspannungen berechnet nach U 2, FEM T.I.O.
und FEM NL für SDR 17 und einem Innendruckverhältnis von Pi/Pi,zul = 0,50.
Folgende Erkenntnisse können durch die Abbildung 38 entnommen werden:
• Die Spannungen nach U 2 sind immer größer als die nach FEM T.I.O und FEM NL..
Somit sind zum Teil Spannungsnachweise, die nach U 2 und FEM T.I.O nicht erfüllt
sind, mit den Spannungen nach FEM NL durch die Spannungsabminderung erfüllt.
• Mit zunehmenden Lastverhältnis erhöht sich die Spannungsreduktion. Die Ergeb-
nisse des geometrisch nichtlinearen FE-Models (FM NL) zeigen eine erhebliche
Spannungsabminderung.
• Bei kleinen Lastverhältnissen gibt es keine Spannungsreduktion. Die Unterschiede
in den Umfangsspannungen zwischen den Spannungen nach U 2 und der FEM liegen
an dem Ansatz des „genaueren“ FE-Modells.
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Abbildung 39: Spannungsvergleich für Umfangsspannungen berechnet nach U 2, FEM T.I.O.
und FEM NL für SDR 17 und verschiedenen Innendruckverhältnissen Pi/Pi,zul
Dieses Verhalten setzt sich auch für unterschiedliche Innendrücke fort. In Abbildung 39 sind
hierfür die Spannungsverläufe für SDR 17 für unterschiedliche Innendruckverhältnisse dar-
gestellt. In diesem Diagramm werden die nach U 2 berechneten Spannungen mit den
FEM NL Spannungen aufgetragen. Man erkennt den erheblichen Einfluss der Spannungsre-
duktion für steigende Lastverhältnisse. Aus dem Diagramm wird ersichtlich, dass mit zu-
nehmenden Innendruck die Spanne zwischen den resultierenden Spannungen, berechnet
aus U 2 und FEM NL immer größer wird, was einer großen Spannungsreduktion zurückzu-
führen ist.
Eine andere Darstellung der Ergebnisse zeigt die Abbildung 40. In dieser Abbildung sind die
Umfangsspannungen für einen konstanten Innendruckverhältnis von Pi/Pi,zul = 0,75 darge-
stellt. Man erkennt, dass mit zunehmenden SDR die Umfangsspannungen geringer werden.
Dieses ist darauf zurückzuführen, dass Druckrohre mit größeren SDR-Werten (kleinere
Wanddicken bei konstantem Außendurchmesser) biegeweicher sind und somit eine grö-
ßere Verformungskapazität besitzen. Der umgebende Boden wird aktiver. Der entstehende
Bettungsreaktionsdruck wirkt den Verformungen des Rohres entgegen und reduziert die
Zugspannungen.
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Abbildung 40: Spannungsvergleich für Umfangsspannungen berechnet nach U 2, FEM T.I.O.
und FEM NL für Innendruck pi = 75% Pi,zul und verschiedene SDR
Weitere Diagramme wurden für verschiedene SDR Werte und für verschiedene Innen-
druckverhältnisse erstellt und sind in Anlage A 4 und Anlage A 5 hinterlegt. Zugehörige ta-
bellarische Ergebnisse sind ebenfalls in Anlage A 3 dargestellt.
Mit Hilfe dieser Diagramme ist es möglich für ein Druckrohr mit einem bekannten SDR
Wert, ein bekanntes Lastverhältnis qv/pi sowie ein bekanntes Innendruckverhältnis die re-
sultierende maximale Umfangsspannung, berechnet mit U 2 und dem FE-Modell unter Be-
rücksichtigung von geometrischen Nichtlinearitäten, abzulesen und einen Spannungsnach-
weis nach U 2 zu führen.
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7 Ausblick
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den statischen Nachweis von erdgebetteten
Druckrohrleitungen unter Innendruck und Außenbelastung. Die resultierenden Umfangs-
spannungen werden nach der linearen Theorie ersten Ordnung bestimmt. In Wirklichkeit
treten geringere Spannungen auf da die Boden-Rohr-Interaktion für eine Spannungsabmin-
derung bei biegeweichen Rohren sorgt. Gleichgewicht am Verformten System muss be-
rücksichtigt werden. Dies geschieht durch Anwendung der geometrisch nichtlinearen The-
orie.
Die Umfangsspannungen nach U 2 liefern konservative Ergebnisse. Auf Basis der hier vor-
liegenden Ergebnisse bezüglich der Umfangsspannungsermittlung wäre es interessant zu-
sätzliche Rohrlängsbiegungen mit in Betracht zu ziehen. Aufgrund der Komplexität der vor-
liegenden Spannungsuntersuchungen des ein axialen Zustandes konnte dieser Bereich
nicht untersucht werden. Diese Bachelorarbeit liefert eine Grundbasis für eine weitere Un-
tersuchung von zusätzlich auftretenden Längsspannungen
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Anlage A 1: Berechnungsbeispiel 1
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Anlage A 2: Berechnungsbeispiel 2
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Anlage A 3: Tabellarische Ergebnisse Parameterstudie
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Anlage A 4: Umfangsspannungen für verschiedene Innendruckverhältnisse
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Anlage A 5: Umfangsspannungen für verschiedene SDR
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Anlage A 6: Ansys APDL Code
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Anlage A 7: Literaturverzeichnis
U 1 Netzer, W.; Pattis, O.: „Überlagerung von Innen- und Außendruckbelastungen“, 3R
international, 28. Jahrgang, Heft 2, Februar/März 1989
U 2 ATV-DVWK- A 127: „Statische Berechnung von Entwässerungskanälen und –leitun-
gen“ nach ATV-DVWK- A 127, Stand 2000
U 3 DIN 1072: „Straßen- und Wegbrücken; Lastannahmen“
U 4 https://de.wikipedia.org/wiki/Kesselformel
U 5 http://www.hb.fh-muenster.de/opus/fhms/volltexte/2004/73/pdf/Vor-
trag_iro01.pdf
U 6 https://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_forst_geo_und_hyd-
rowissenschaften/fachrichtung_wasserwesen/isiw/sww/lehre/dateien/folder.2012-
04-16.8166430100/Werner_1.Teil_Rohrst.%20SIWAWI..pdf
U 7 https://tudresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_forst_geo_und_hydro-
wissenschaften/fachrichtung_wasserwesen/isiw/sww/lehre/dateien/folder.2012-
04-16.8166430100/Werner_2.Teil_Rohrst.%20SIWAWI..pdf
U 8 http://www.liot.at/images/stories/dateien_hp/Tabelle_Vergleich_PE-PP.pdf
U 9 https://www.kunststoffe.de/themen/basics/standardthermoplaste/polyethylen-
pe/artikel/polyethylen-pe-644757
U 10 https://www.colasit.de/images/content/pdfs/deutsch/kunststoffe/Detailblatt.pdf
U 11 https://de.wikipedia.org/wiki/Standard_Dimension_Ratio
U 12 http://www.schweizer-fn.de/rohr/festigkeit/festigkeit.php