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XIV. Erwiderung auf det~ Aufsatz yon Dr. O. yon Leonowa-v. Lange: Zur pathologischen Entwickelung des Centralnervensystems. Vt)ll Prof. Dr. H. Zingerle. Gegeniiber den yon Frau Dr. O. v. Leonowa-v. Lange in ihrer Arbeit ,,Zur pathologisehen Entwiekelung des Centralnervensystems" (Archiv ffir Psyehiatrie, Bd. 38, Heft 3) gegen mieh geriehteten An- griffeu~ sehe ieh mieh genSthigt, fotgende Thatsaehen zu eonstatiren: 1. Verfasserin eitirt als Beleg ffir ihre textliehen Darlegungen fiber unwissensehaftliehe Forsehung (p. 891) ill Fussilote 1 einen Satz arts meiner Arbeit (Ueber 8t6rungen der Anlage des Centralnervensystems, Arehiv ffir Entw.-Meehanik XIV)~ in welehem ieh die Riehtigkeit der Deutung eines ihrer frfiheren Befunde auf Orund meiner ausgedehnten Untersuehungen angezweifelt habe, -- obwohl sie an saehlieher Kritik ausser einigen Fragezeiehen niehts beizubringen vermag und ausserdem selbst gesteht ,meine Begriffsf~higkeit ist zu sehwaeh~ um den angefiihr- ten Satz n~iher zu bespreehen "~, ihn also nieht verstanden hat. 2. behauptet sie unter Anffihrung zweier Citate, dass in meiner Arbeit manehe yon ihren frfiher mitgetheilten Beobaehtungen~ in ,tiefster Metamorphose" begriffen seien. Ieh bemerke hierzu: Bezfiglieh des ersten Citates fiber die Betheiligung der Hinterstrgnge bei der Mikromyelie der Aneneephalen ist aus der Leetfire meines Kapieel IV ersiehtlieh, dass sieh .dasselbe auf das Verh~tltniss der Hinterstr~nge zu dem ge- gesammten Areale der Vorderseitenstr~tnge bezieht und kann sieh jeder davon tiberzeugen, dass dieses Verhgltniss~ entspreehend meinem Citate, in der Arbeit v. L. (Arehiv f. Anatomie u. Physiologie 1890, $. 119) zum Ausdruek kommt. Im zweiten Citate besteht die ,,tiefe Metamorphose" darin, dass es statt ,die hinteren Wurzeln endigen blind im Wirbel-

Erwiderung auf den Aufsatz von Dr. O. von Leonowa-v. Lange: Zur pathologischen Entwickelung des Centralnervensystems

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XIV.

Erwiderung auf det~

Aufsatz yon Dr. O. yon Leonowa-v . Lange : Zur pa tho log i s chen

E n t w i c k e l u n g des Cen t ra lne rvensys tems .

Vt)ll

Prof. Dr. H. Zingerle.

Gegeniiber den yon Frau Dr. O. v. Leonowa-v . Lange in ihrer Arbeit ,,Zur pathologisehen Entwiekelung des Centralnervensystems" (Archiv ffir Psyehiatrie, Bd. 38, Heft 3) gegen mieh geriehteten An- griffeu~ sehe ieh mieh genSthigt, fotgende Thatsaehen zu eonstatiren:

1. Verfasserin eitirt als Beleg ffir ihre textliehen Darlegungen fiber unwissensehaftliehe Forsehung (p. 891) ill Fussilote 1 einen Satz arts meiner Arbeit (Ueber 8t6rungen der Anlage des Centralnervensystems, Arehiv ffir Entw.-Meehanik XIV)~ in welehem ieh die Riehtigkeit der Deutung eines ihrer frfiheren Befunde auf Orund meiner ausgedehnten Untersuehungen angezweifelt habe, - - obwohl sie an saehlieher Kritik ausser einigen Fragezeiehen niehts beizubringen vermag und ausserdem selbst gesteht ,meine Begriffsf~higkeit ist zu sehwaeh~ um den angefiihr- ten Satz n~iher zu bespreehen "~, ihn also nieht verstanden hat.

2. behauptet sie unter Anffihrung zweier Citate, dass in meiner Arbeit manehe yon ihren frfiher mitgetheilten Beobaehtungen~ in ,tiefster Metamorphose" begriffen seien. Ieh bemerke hierzu: Bezfiglieh des ersten Citates fiber die Betheiligung der Hinterstrgnge bei der Mikromyelie der Aneneephalen ist aus der Leetfire meines Kapieel IV ersiehtlieh, dass sieh .dasselbe auf das Verh~tltniss der Hinterstr~nge zu dem ge- gesammten Areale der Vorderseitenstr~tnge bezieht und kann sieh jeder davon tiberzeugen, dass dieses Verhgltniss~ entspreehend meinem Citate, in der Arbeit v. L. (Arehiv f. Anatomie u. Physiologie 1890, $. 119) zum Ausdruek kommt. Im zweiten Citate besteht die ,,tiefe Metamorphose" darin, dass es statt ,die hinteren Wurzeln endigen blind im Wirbel-

Erwiderung. 431

kanale" ,in der Dura" heiss L ein Sehreibversehen~ das die sonst volt- kommen richtige Wiedergabe des wesentliehen Befundes v. L. nicht im Geringsten tangirt.

3. In der Fassnote, auf S. 892 bezeichnet Verfasserin meine Schluss- folgerungen fiber den Bau des eyclop. Sehnerven als Schlfisse ohne vor- g'~ngige mikroskopische Untersuchung, obwohl sie sich allein dureh einfache Betrachtung tier Tafel XIV yon der Unrichtigkeit dieser Be- hauptung, die ich in milder Deutung auf ungen~igende Information zur/ickffihren will, iiberzeugen konnte. - - Ffir letztere Auffassung spricht aueh~ dass sie mir nie gethanene Aeusserungen fiber das cyclopisehe Auge selbst beilegt, well sie die Begriffe Auge und Augenbl~schen ver- miseht. Die Anl~ufe zur Widerlegung meiner Anschauungen bewegen sieh auch hierbei nicht~ fiber die Anwendung nichtssagender Phrasen hinaus und stehen in ihrer Diirftigkeit mit den Anforderungen~ die man an eine wissensehaftliche Forsehung zu stellen gewohnt ist, in merk- wtirdigem Gegensatz. Die ungenaue Auffassung~ gepaart mit Oberfl'~ch- liehkeit des Urtheils und Mangel der Kritik finden aber noch eine iater- essante Erg/~uzung in dem etwas ungew6hnliehen Tone der gegen reich gerichteten Po]emik, auf den einzugehen reich sowohl der gate Ge- sehmack, als auch die Achtung vor der traditionellen Ste]lung~ die dieses Arehiv in unserer Fachliteratur einnimmt~ hindert.

Ich bin ftir jede Art s ach l i che r Kritik zug~nglich und dankbar. Die hier gezennzeiehnet% zum Glfick seltene Art tier Bespreehung einer Arbeit, ausschliesslich durch Vorbringen unmotivirter Angriffe ist es jedoeh, welche reich aus principiellen Grfinden~ zu obiger Darlegung bestimmt hat. Sie mSge zugleich ffir Collegen~ deren Arbeiten kfinftig- hin yon Frau Dr. v, Leonowa einer ,wissenschaftlichen" Kritik unter- zogen werden sollten~ ein Gradmesser sein, wie hoch eine solche ein- zuseh~tzen ist.

Graz~ im Juli 1904. H. Zinger le .