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Katharinas Bericht über ihr Workcamp in Estland 2014.
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Workcamp EST 33 Alliksaare Farm VI
(von: Katharina Robbers, 01.11.2014)
Unberührte Natur, eine recht einsame Insel, Arbeiten auf dem Bauernhof und an der frischen Luft –
das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, doch für mich war es die perfekte Gelegenheit, einmal
richtig abzuschalten und durchzuatmen. Nach einem stressigen Sommer war das Workcamp auf der
Insel Hiiumaa in Estland die perfekte Wahl.
Drei Wochen lang arbeiteten wir zu fünft (eine Spanierin, ein Franzose, eine Mexikanerin, eine Finnin
und ich) auf dem ökologischen Bauernhof „Alliksaare“ und halfen dem Farmer Priidu bei der Haltung
seiner etwa 70 Kühe und einer Herde Schafe. Da er eine sehr naturnahe, extensive Landwirtschaft
betreibt, haben es die Tiere richtig gut: sie leben auf den grünen Weiden, teilweise direkt am Meer.
Die Milchkühe haben wir jeden Morgen zu Fuß von der Weide in den Stall gebracht, damit sie
gemolken werden konnten. Ich hatte zuvor noch nie einen so engen Kontakt zu Kühen, eher habe ich
mich ein wenig vor ihnen gefürchtet. Doch schon am ersten Tag haben wir die Tiere ins Herz
geschlossen und begannen damit, ihre nordischen Namen (Oivik, Pipi, Tessa…) zu lernen. Neben dem
Melken war das Bauen und Reparieren von Zäunen eine der Hauptaufgaben. Das war manchmal hart,
doch wir waren ja immerhin zum Arbeiten gekommen, und wenn man gerade einen Zaun am Strand
bauen musste, war es nur noch halb so schlimm. Außerdem, und das war eines meiner Highlights,
brachte uns Priidu das Treckerfahren bei. Auf einem kleinen sowjetischen Treckerchen durften wir
dann die Wiesen mähen.
Damit wir Freiwilligen uns auch wohl fühlen, hatte Priidu zwei Wohnwagen auf dem Bauernhof
aufgestellt. Der eine zum Schlafen, der andere zum Kochen. Die meiste Zeit haben wir eh draußen
verbracht, doch wenn wir es uns abends gemütlich machen wollten, feuerten wir den Ofen an und es
war in Sekundenschnelle schön warm. Es gab in den Wohnwagen kein fließendes Wasser, also
musste man zum Stall rüber laufen, um Wasser zu holen oder zu duschen. Eine Toilette, mehr eine
Art Dixi, hatten die Freiwilligen des vorherigen Camps selbst gebaut. Es herrschten also eher
„einfache“ Lebensbedingungen, doch das machte keinem von uns etwas aus. Im Gegenteil habe ich
es sehr geschätzt, ständig draußen zu sein, und mal auf sonst selbstverständliche Dinge wie ein
Badezimmer verzichten zu müssen.
Zum Programm des Camps gehörte dazu, dass Priidu uns ein Wochenende lang über die Insel führt.
Das war besonders interessant, da er alles über seinen Heimatort weiß, und gefühlt jeden der etwa
7.000 Inselbewohner kennt. Generell gesellte er sich abends oft zu uns in die Küche, wir kochten,
tranken Wein, machten Lagerfeuer – und obwohl wir so abgeschottet lebten, fühlten wir uns
keineswegs einsam.
Die Zeit auf Hiiumaa hat mich gelehrt, auch mal einen Gang runter schalten zu können, dass man
nicht viel braucht, um glücklich zu sein, und dass frisch gemolkene Milch das leckerste auf diesem
Planeten ist.