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Intrakranielle Aneurysmen und Subarachnoidalblutungen Europäische und DGN-Leitlinien gehen weitgehend konform Fragestellung: Wie werden Patienten mit Aneurysmen und/ oder Subarachnoidalblutungen am besten diagnostiziert und behandelt? Hintergrund: Subarachnoidalblutungen haben eine Inzidenz von etwa neun von 100.000. Trotz optimaler neuer erapiean- sätze beträgt die Sterblichkeit der Subarachnoidalblutungen im- mer noch zwischen 50 % und 60 %. Methodik: Eine Arbeitsgruppe aus Neurologen, Neuroradiolo- gen und Neurochirurgen hat eine konsensusbasierte Leitlinie zum Management intrakranieller Aneurysmen und Subarach- noidalblutungen verfasst. Im Folgenden sollen die wichtigsten Empfehlungen wiedergegeben werden. Ergebnisse: Die wichtigsten Risikofaktoren für Subarachnoi- dalblutungen, abgesehen vom Alter, sind arterielle Hypertonie, Rauchen und Alkoholmiss- brauch. Kommt es bei zwei oder mehr Blutsverwandten zu einer Subarachnoidalblu- tung ist ein Screening mithil- fe der CT- oder MR-Angio- grafie gerechtfertigt. Im Akutmanagement der Sub- arachnoidalblutung sollten Patienten zunächst immobilisiert werden und mit Antiemetika, Analgetika und Laxanzien behandelt werden. Hyperglykämien von über 10 mmol/l sollten behandelt werden. Dies gilt auch für erhöhte Körpertemperatur. Bis zur Ausschaltung des Aneurys- mas sollte der systolische Blutdruck unter 180 mmHg gehalten werden. Bei Patienten mit Subarachnoidalblutung die bettläge- rig sind, sollten Kompressionsstrümpfe zur Verhinderung tiefer Beinvenenthrombosen angewendet werden. Bezüglich der spe- zifischen erapie sollten Patienten mit Subarachnoidalblutun- gen so schnell wie möglich operativ oder interventionell behan- delt werden. Dabei sollte der optimale erapieansatz zwischen Neuroradiologen, Neurochirurgen und Neurologen diskutiert werden. Die bevorzugte erapie ist das Coiling. Faktoren die für eine operative Intervention sprechen sind jüngeres Lebens- alter, Raumforderung der intrakraniellen Blutung, Aneurysmen der Arteria cerebri media oder der Arteria pericallosa und Ab- gang von Arterien direkt aus dem Aneurysma. Bezüglich an- giospastischer Insulte sollten Patienten oral mit Nimodipin 60 mg alle vier Stunden behandelt werden. Magnesium ist nicht wirksam. Bei perimesencephalen Subarachnoidalblutungen ist in aller Regel eine CT-Angiografie ausreichend. Schlussfolgerungen: Die ESO-Leitlinien zur Diagnostik und erapie von asymptomatischen Aneurysmen und Subarach- noidalblutungen stimmen weitestgehend mit denen der DGN überein. Steiner T, Juvela S, Unterberg A et al. European stroke organi- zation guidelines for the ma- nagement of intracranial aneu- rysms and subarachnoid haemorrhage. Cerebrovasc Dis 2013; 35: 93 – 112 -Kommentar von Hans-Christoph Diener, Essen Wertvolle Hilfen im Alltag Diese von der Europäischen Schlaganfallorganisation erarbei- teten und veröffentlichten Leitlinien zur Diagnostik und The- rapie von Subarachnoidalblutungen sind eine wertvolle Hilfe für den klinischen Alltag. Mit Ausnahme der randomisierten Studien zum Coiling und Clipping von Aneurysmen gibt es al- lerdings relativ wenige randomisierte Therapiestudien, auf die sich die Therapieempfehlungen stützen können. Studien gibt es im medikamentösen Bereich bisher nur für Nimodipin. Alle anderen Neuroprotektiva waren nicht wirksam. Erfreulicher- weise stimmen die Europäischen Leitlinien weitestgehend mit denen der DGN überein. Prof. Dr. med. Hans-Christoph, Diener, Essen Direktor der Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Essen E-Mail: [email protected] Weitere Infos auf springermedizin.de Spontane Subarachnoidalblutung Dieser Artikel fasst die Ursachen, verschiedenen Blutungs- typen und Diagnosekriterien der spontanen Subarachnoidal- blutung (SAB) sowie die zu erwartenden spezifischen SAB- Komplikationen und Grundzüge deren Behandlung zusam- men (3023206). Diesen Artikel finden Sie, indem Sie den Titel oder die in Klammern gesetzte ID-Nummer in die Suche eingeben. journal club 14 In|Fo|Neurologie & Psychiatrie 2013; 15 (6)

Europäische und DGN-Leitlinien gehen weitgehend konform

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Intrakranielle Aneurysmen und Subarachnoidalblutungen

Europäische und DGN-Leitlinien gehen weitgehend konformFragestellung: Wie werden Patienten mit Aneurysmen und/oder Subarachnoidalblutungen am besten diagnostiziert und behandelt?

Hintergrund: Subarachnoidalblutungen haben eine Inzidenz von etwa neun von 100.000. Trotz optimaler neuer �erapiean-sätze beträgt die Sterblichkeit der Subarachnoidalblutungen im-mer noch zwischen 50% und 60%.

Methodik: Eine Arbeitsgruppe aus Neurologen, Neuroradiolo-gen und Neurochirurgen hat eine konsensusbasierte Leitlinie zum Management intrakranieller Aneurysmen und Subarach-noidalblutungen verfasst. Im Folgenden sollen die wichtigsten Empfehlungen wiedergegeben werden.

Ergebnisse: Die wichtigsten Risikofaktoren für Subarachnoi-dalblutungen, abgesehen vom Alter, sind arterielle Hypertonie,

Rauchen und Alkoholmiss-brauch. Kommt es bei zwei oder mehr Blutsverwandten zu einer Subarachnoidalblu-tung ist ein Screening mithil-fe der CT- oder MR-Angio-gra�e gerechtfertigt. Im Akutmanagement der Sub-arachnoidalblutung sollten

Patienten zunächst immobilisiert werden und mit Antiemetika, Analgetika und Laxanzien behandelt werden. Hyperglykämien von über 10 mmol/l sollten behandelt werden. Dies gilt auch für erhöhte Körpertemperatur. Bis zur Ausschaltung des Aneurys-mas sollte der systolische Blutdruck unter 180 mmHg gehalten werden. Bei Patienten mit Subarachnoidalblutung die bettläge-rig sind, sollten Kompressionsstrümpfe zur Verhinderung tiefer Beinvenenthrombosen angewendet werden. Bezüglich der spe-zi�schen �erapie sollten Patienten mit Subarachnoidalblutun-gen so schnell wie möglich operativ oder interventionell behan-delt werden. Dabei sollte der optimale �erapieansatz zwischen Neuroradiologen, Neurochirurgen und Neurologen diskutiert werden. Die bevorzugte �erapie ist das Coiling. Faktoren die für eine operative Intervention sprechen sind jüngeres Lebens-alter, Raumforderung der intrakraniellen Blutung, Aneurysmen der Arteria cerebri media oder der Arteria pericallosa und Ab-gang von Arterien direkt aus dem Aneurysma. Bezüglich an-giospastischer Insulte sollten Patienten oral mit Nimodipin 60 mg alle vier Stunden behandelt werden. Magnesium ist nicht wirksam. Bei perimesencephalen Subarachnoidalblutungen ist in aller Regel eine CT-Angiogra�e ausreichend.

Schlussfolgerungen: Die ESO-Leitlinien zur Diagnostik und �erapie von asymptomatischen Aneurysmen und Subarach-noidalblutungen stimmen weitestgehend mit denen der DGN überein.

Steiner T, Juvela S, Unterberg A et al. European stroke organi-zation guidelines for the ma-nagement of intracranial aneu-rysms and subarachnoid haemorrhage. Cerebrovasc Dis 2013; 35: 93 –112

−Kommentar von Hans-Christoph Diener, Essen

Wertvolle Hilfen im AlltagDiese von der Europäischen Schlaganfallorganisation erarbei-teten und verö�entlichten Leitlinien zur Diagnostik und The-rapie von Subarachnoidalblutungen sind eine wertvolle Hilfe für den klinischen Alltag. Mit Ausnahme der randomisierten Studien zum Coiling und Clipping von Aneurysmen gibt es al-lerdings relativ wenige randomisierte Therapiestudien, auf die sich die Therapieempfehlungen stützen können. Studien gibt

es im medikamentösen Bereich bisher nur für Nimodipin. Alle anderen Neuroprotektiva waren nicht wirksam. Erfreulicher-weise stimmen die Europäischen Leitlinien weitestgehend mit denen der DGN überein.

Prof. Dr. med. Hans-Christoph, Diener, Essen

Direktor der Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum EssenE-Mail: [email protected]

Weitere Infos auf springermedizin.de

Spontane Subarachnoidalblutung

Dieser Artikel fasst die Ursachen, verschiedenen Blutungs- typen und Diagnosekriterien der spontanen Subarachnoidal-blutung (SAB) sowie die zu erwartenden spezi�schen SAB-Komplikationen und Grundzüge deren Behandlung zusam-men (3023206).

Diesen Artikel �nden Sie, indem Sie den Titel oder die in Klammern gesetzte ID-Nummer in die Suche eingeben.

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14 In|Fo|Neurologie & Psychiatrie 2013; 15 (6)