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gefördert durch die 2018 Frauenobdach KARLA 51

Evangelisches Hilfswerk - Frauenobdach KARLA 51 2018 · 2019. 10. 8. · Die Mütter sitzen gemeinsam an Tischen, basteln mit ihren Kindern Traumfängerchen, Schlüsselanhänger,

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gefördert durch die 2018Frauenobdach

KARLA 51

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Herausgeberin des Jahresberichtes:Frauenobdach KARLA 51 / Evangelisches Hilfswerk München gemeinnützige GmbHKarlstraße 5180333 MünchenTelefon: 089 / 549151-0

Auflage: 1.500 Stück

Fotos: Cornelia Avenarius „Des mach ma“ (Seiten 5-8, 22),Stefanos Notopoulos (Seiten 28, 46, 62),Lina Gössing (Titelbild und Seiten 20, 21),Erol Gurian (Seiten 38, 41, 42, 43),und KARLA 51Gestaltung: cld-sign Christina Lüers

Alle Fotos werden mit Einverständnis der Abgebildeten veröffentlicht. Mit Inkrafttreten der DSGVO ist es uns nicht mehr erlaubt, die Mitarbeiterinnen des Frauenobdachs zu benennen.

Träger und Finanzierung:Das Frauenobdach KARLA 51 ist eine Einrichtung des Evangelischen Hilfwerks München, einer 100 %-igen Tochter der Inneren Mission München, Diakonie in München und Oberbayern e.V.

KARLA 51 wird finanziert durch die Landeshauptstadt München und durch Eigenmittel des Trägers.

Der Landeshauptstadt München danken wir an dieser Stelle für ihr Wohlwollen und die finan- zielle Sicherstellung der Arbeit mit wohnungslosen Frauen und Kindern ganz besonders.

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Jahresbericht 2018

Impressum 2

Vorwort 4

„Des mach ma!“ 5

Die Sicht der Anderen 9

Ein kleines Paradies 12

Alleinerziehende Frauen in Wohnungsnot 17

Höhepunkte im Arbeitsalltag 20

„Mammalade für Karla e.V.“ 26

Unsere Kleiderkammer im Wandel der Zeit 28

Sich mit Hautpflege wieder ein Stückchen besser fühlen 30

Welt.de: Die Wohnungslosigkeit ist in der Mittelschicht angekommen 34

Sich freuen wie ein Schneekönig 36

Endlich – Die „Kleine Karla“ öffnet ihre Pforten 38

Karla 51 sagt DANKE 44

Anhang

Statistische Informationen KARLA 51 46

Personal 68

Fortbildungen, Gremien, Öffentlichkeitsarbeit 70

Inhalt

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Liebe Leserinnen

und Leser,

liebe Freundinnen und

Freunde von KARLA 51,

seit fünf Jahren berichten wir über die

lang ersehnte und ganz sicher kurz

bevorstehende Eröffnung der „Kleinen

Karla“ – unsere Platzzahlerweiterung

um 15 Zimmer. Endlich, endlich war es

2018 so weit: Im August öffneten sich

tatsächlich die Pforten in der Karlstraße 40 und wir

konnten peu à peu 15 weitere Frauen aufnehmen.

Gleichzeitig wanderte der „Schutzraum für Frauen“

vom Lieberweg 22 ebenfalls in die Karlstraße 40.

Die komplette Belegschaft des Frauenobdachs hat

im vergangenen Jahr dafür Enormes geleistet: Nicht

nur, dass wir konzeptionell viel gearbeitet haben, wir

haben auch mehr als 20 neue Kolleginnen ein-

gestellt und eingearbeitet. Wir haben Möbel, Fuß-

bodenbeläge und Dekoration ausgesucht, Hand-

werker beaufsichtigt, die Eröffnungsfeier geplant

und erfolgreich durchgeführt und viele andere

„Kleinigkeiten“ gestemmt, die dazu kamen; natürlich

immer gleichzeitig …

VorwortSeit August vergangenen Jahres beherbergen, bera-

ten und betreuen wir nun insgesamt 55 akut woh-

nungslose Frauen mit und ohne Kinder und die

Übernachterinnen im „Schutzraum für Frauen“.

An dieser Stelle möchten meine Co-Leitung Cornelia

Arafat und ich uns ganz besonders bei allen haupt-

und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen im Frauen-

obdach bedanken, die sich so engagieren und die

alle mit „Herzblut“ dabei sind.

Sie müssen aber nicht glauben, dass die Eröffnung

der „Kleinen Karla“ unser einziges großes Projekt im

vergangenen Jahr war – unsere Kleiderkammer

wurde umorganisiert und renoviert, wir feierten mit

„unseren“ Frauen Fasching, den Herbst, Advent und

Weihnachten, führten Öffentlichkeitsaktionen durch

und begrüßten Organisationen, Kirchengemeinden

und Vereine im Haus.

Über all das und mehr berichten wir in dieser Bro-

schüre.

Ich wünsche Ihnen eine spannende und erkenntnis-

reiche Lektüre – bleiben Sie uns gewogen!

Ihre

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2006 wurde von Claudia Seehusen und Barbara

Lenz die Beratungsagentur MAKING SENSE in Ham-

burg gegründet. Die Firma berät Unternehmen

und gemeinnützige Einrichtungen in den Hand-

lungsfeldern der CSR (Gesellschaftliche Verantwor-

tung von Unternehmen) und Nachhaltigkeit.

Barbara Lenz ging später nach München und führ-

te hier die Arbeit fort. Wie auch ihre Hamburger

Kolleginnen versteht sich Barbara Lenz als Sozial-

unternehmerin, oder auch neudeutsch Social Ent-

repreneur: „Ich arbeite mit den Werkzeugen und

Skills des klassischen Unternehmertums auf Augen-

höhe mit den Unternehmen und möchte einen

Wandel in den Unternehmen in Richtung eines

sozial und ökologisch verantwortungsvollen Han-

delns stärken.“

Dazu wurde unter anderem der Aktionstag für Münchner Unternehmen unter dem Motto „Des mach ma!“ ins Leben gerufen.

Des mach ma!Der Aktionstag engagierter Münchner Unternehmen

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Ziel des Aktionstags ist es, möglichst viele Münchner

Unternehmen für soziales und ökologisches Enga-

gement zu mobilisieren und zu sensibilisieren. Sie

entlasten mit ihrem Einsatz ganz praktisch die

gemeinnützigen Einrichtungen. Die Einrichtungen

erhalten tatkräftige Unterstützung, viel Wertschät-

zung, Inspiration und neue Impulse für ihre Arbeit.

Für einen Tag tauschen Mitarbeiter den Computer,

die Werkbank oder den Schreibtisch gegen Pinsel,

Hammer und Säge, Schaufel oder Schubkarre und

stellen ihr Know-How und ihre Zeit in den Dienst der

guten Sache. Es wird tatkräftig angepackt oder Men-

schen in benachteiligten Situationen ein schönes ge-

meinsames Erlebnis ermöglicht.

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Durch diesen Corporate Volunteering-Tag erhalten

Mitarbeiter/innen Einblicke in andere fremde Le-

benswelten, die oft für einen Perspektivenwechsel

sorgen. Sie trainieren soziale Kompetenzen und er-

leben sich und Kolleg/innen in einem Team, das ge-

meinsam für die gute Sache einsteht. Das schweißt

zusammen, motiviert, fördert den Teamgeist. Und es

macht stolz auf den Arbeitgeber, der dieses soziale

Engagement im Rahmen der Arbeitszeit ermöglicht.

Ein Jahr nach Gründung der Münchner Aktion war es

dann auch im Frauenobdach so weit: Mitarbeitende

der Firma Energie Südbayern wollten sich für KARLA

51 engagieren.

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Und das taten sie dann auch im Rahmen eines gan-

zen Tages, unter Beteiligung von 12 Personen, aufge-

teilt in zwei Teams. Ein Team renovierte den mittler-

weile in die Jahre gekommenen Sichtschutz im

Hinterhof, das andere Team kochte im Café ein wun-

dervolles Mittagsmenü. Aufgrund des hohen

Engagements der Mitarbeitenden von Energie

Südbayern und der wunderbaren, engmaschigen

Betreuung von Barbara Lenz klappte alles wie am

Schnürchen. Wir freuen uns über einen strahlend

neuen Sichtschutz und die 50 Cafégäste über

einen wohlgefüllten Bauch!

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„Die Sicht der Anderen“

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Die photoMÜNCHEN ist die größte Werkschau für

Fotografie in München. Jährlich zeigen 110 aus dem

Raum München stammende Fotograf/innen aktuelle

Arbeiten. Die Werkschau verschafft so Jahr für Jahr ei-

nen repräsentativ aktuellen Überblick über das foto-

grafische Schaffen in und um München. Und einige

der Bewohnerinnen des Frauenobdachs KARLA 51

haben ihre Werke ebenfalls ausgestellt!

Und so kam es dazu: Im Sommer hat uns die Schweizer Agentur BLOFELD

Entertainment AG angeschrieben, ob unsere Bewoh-

nerinnen bei einem Fotoprojekt mit Namen „Die

Sicht der Anderen“ mitmachen möchten. Die Idee

war, dass die Frauen mittels Einwegkameras ihren

Alltag, ihr Leben dokumentieren, sowie Dinge, die sie

freuen, Dinge, die sie ärgern, Dinge, die sie bewegen,

Dinge, die sie berühren. Die Agentur betonte, dass

„absolut klar ist, dass wir die Obdachlosen nicht bloß-

stellen wollen, sondern eine Plattform bieten möch-

ten, wo sie ihren Alltag einem breitem Publikum

nahe bringen“. Diese Aussage hat uns überzeugt, die

Frauen zu motivieren, mit zu machen. Eine unserer

gerade aktiven Studentinnen der Sozialen Arbeit

war richtig gehend begeistert und übernahm die

Leitung der Aktion im Rahmen ihres Studienprojekts.

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Die Agentur BLOFELD schickte uns Einwegkameras,

die 12 Frauen, die letztendlich teilnahmen, zogen los

und knipsten, was ihnen wichtig erschien. KARLA 51

schickte danach die Kameras zurück, die Fotos wur-

den entwickelt und anschließend von Reto Brunner,

dem Kurator der photoMÜNCHEN, kuratiert.

Heraus gekommen sind wirkliche Kunstwerke, die

gleichberechtigt neben den Werken professioneller

Fotograf/innen während der photoMÜNCHEN Mitte

November an vier Tagen ausgestellt wurden. Natür-

lich waren unsere Künstlerinnen zur Vernissage ein-

geladen und konnten dort vor Presse und Fernsehen

über ihre Sicht der Dinge berichten.

Eine tolle Aktion, die den teilnehmenden Frauen ne-

ben viel Spaß auch gezeigt hat, dass selbst sie in ihrer

schwierigen Situation fähig sind, Kunst zu erschaffen.

Vielen Dank an die Agentur BLOFELD, dass sie unse-

ren Bewohnerinnen diese Chance gegeben hat und

natürlich danke an unsere Künstlerinnen, die sehr

engagiert und eigenwillig die „Sicht der Anderen“

zeigen.

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Ein kleines Paradies für drei TageLexikon:

Paradies (nach dem Alten Testament) als eine Art schöner Garten mit

üppigem Pflanzenwuchs und friedlicher Tierwelt gedachte Stätte des Friedens,

des Glücks und der Ruhe, die den ersten Menschen von Gott als Lebens-bereich gegeben wurde; Garten Eden.

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Gibt es so etwas überhaupt heutzutage?Ja, ich befinde mich jedes Jahr drei Tage im Para-

dies – einer Stätte des Friedens, des Glücks, der

Ruhe. Zusammen mit 50 Müttern, einem Vater, Kin-

dern aus 17 verschiedenen Ländern, im Alter von 3

Monaten bis 14 Jahren, Jungen und Mädels. Frauen,

ein Vater und Kinder, unterschiedlicher kann man es

sich gar nicht vorstellen.

Ein Vater ? Ja, die Kinder haben sich so auf die Freizeit

gefreut – doch plötzlich kam das neue Geschwister-

chen und die Mutter konnte nicht mitfahren. Kurz

entschlossen haben wir dann zum ersten Mal einen

Vater mitgenommen – und es nicht bereut!

Donnerstag, 31. Mai 2018 – bereit zur Abfahrt: Es ist wieder so weit, Bastelkisten werden aus dem

Haus getragen, es wuselt vor und im Frauenob-

dach KARLA 51. Immer mehr Mütter und Kinder

treffen ein. Alle freuen sich: Juhu – wir fahren gleich

ins Josefstal! Endlich haben alle einen Platz im Bus

gefunden. Nur noch anschnallen und schon geht die

tolle Reise los.

Bei der Vorstellungsrunde zeigt sich die Vielfalt: Na-

tionalität, Alter, schon Freizeiterfahrung oder nicht –

alles ist ganz bunt gemischt.

Die Mütter sitzen gemeinsam an Tischen, basteln mit

ihren Kindern Traumfängerchen, Schlüsselanhänger,

Handyhalterungen aus Toilettenpapierrollen u.v.m.

Sie zeigen sich gegenseitig Häkel- und Strickmuster,

singen und lachen dabei.

Wer genug gebastelt hat, spielt im großen Gartenge-

lände. Es werden einsam herumkriechende Schne-

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cken gerettet, kleine Kaulquappen gefüttert, Stöcke

und Steine für den Staudamm gesammelt, Fußball

gespielt oder einfach einmal richtig rumgetobt.

Nicht einmal hört man „mir ist ja so langweilig“.

Auch für Spaziergänge oder besinnliche Minuten, in

denen einfach mal die Seele baumeln kann, ist Platz

und Raum.

Total konzentriert werden in der Küche leckere Ku-

chen und Plätzchen gebacken. Unter fachlicher

Anleitung einiger Mütter entstehen wunderbar

duftende Apfelkuchen und herrliche Kekse. Jedes

Kind, das Lust hat, darf beim Rühren, Kneten und

Ausstechen helfen. Bei so vielen fleißigen Helferlein

ist alles bald fertig und die Küche schnell wieder

aufgeräumt. Nachmittags freuen sich alle über die

schön gedeckte Kaffeetafel. Schnell sind alle Kekse

und Kuchen aufgegessen. Natürlich haben wir für

die Spaziergänger/innen, Tischtennisspieler/innen

und Ramadanen einige Stücke beiseite gestellt. Vor-

mittags und abends treffen wir uns immer in großer

Runde und tauschen die wichtigsten Informationen

aus: Tagesablauf, Zimmerplan und Ausflugsregeln.

Nach dem Abendessen wird gespielt, getanzt, ge-

sungen und ganz viel gelacht. Mit Herz und viel Lie-

be grillt Sergio – Grillmeister und Betreuer – Würstel,

Fleisch und Gemüse. Dazu gibt es selbstgemachten

Nudelsalat, Kartoffel- und Blattsalate aus der hervor-

ragenden Küche des Studienzentrums Josefstal. Un-

terstützt wird unser Grillmeister durch die Musik und

den Gesang der Kinder.

Heimlichkeiten sind für alle Kinder spannend: Sie tuscheln ganz „unauffällig“ miteinander, rufen

dann laut „Wir haben eine Überraschung für mor-

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gen, aber Kati (sie steht genau neben den Kindern)

darf nichts davon mitbekommen“. – Zauberhaft.

Heimlich und mit viel Liebe und Fantasie wird ein

Geburtstagskuchen für Kati, eine unserer Betreue-

rinnen, die am Samstag Geburtstag hat, hergestellt.

Am Samstag früh wird Kati von einigen Kindern zu

ihrem mit Blümchen geschmückten Platz begleitet

und alle singen ihr ein Geburtstagsständchen.

Viel zu schnell sind die drei Tage Urlaub vorbei. Wir

freuen uns, dass alle mithelfen beim Aufräumen.

Schnell ist alles beisammen – es ist ja auch viel weni-

ger geworden – und schon geht es wieder Richtung

München.

3 Tage, 17 Nationen, 50 Mütter, ein Vater und ganz

viele Kinder: Kein Streit, kein Zank, keine Auseinan-

dersetzungen, keine Konflikte. Stattdessen: Gute

Gespräche, gegenseitige Hilfe und Unterstützung,

Lachen, Freude, Ruhe.

Unser Paradies – vielen Dank!

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Alleinerziehende Frauen in Wohnungsnot

Das Frauenobdach KARLA 51 in München nimmt seit

knapp 23 Jahren akut wohnungslose Frauen mit und

ohne Kinder auf. Aufnahmen können rund um die

Uhr, an jedem Tag im Jahr, erfolgen. Jährlich werden

um die 200 Frauen in 55 Einzelzimmern beherbergt,

die nach dem Clearing schnellstmöglich in adäquate

Nachfolgeeinrichtungen – oder bestenfalls in eige-

nen Wohnraum – vermittelt werden sollen.

Bis vor zehn Jahren waren Frauen mit Kindern

in der Obdachlosigkeit eher eine Ausnahmeer-

scheinung. Pro Jahr wurden vier bis fünf Kin-

der im Haus registriert.

Seitdem steigt der Anteil der wohnungslosen Müt-

ter, die ein Obdach suchen, kontinuierlich an und wir

müssen bis zu 40 Kinder pro Jahr mit ihren Müttern

beherbergen. Der Anteil an schwangeren Frauen in

Wohnungsnot steigt ebenfalls deutlich. Immer häu-

figer erreichen uns auch Anfragen von Landkreisen

und Gemeinden außerhalb Münchens, die keine

Unterbringungsmöglichkeit für die bei ihnen woh-

nungslos gewordenen Frauen und Mütter mit Kin-

dern haben. Im Jahr 2018 waren es über 100 Anfra-

gen – von Fürstenfeldbruck über Miesbach, Erding,

Freising bis nach Rosenheim steigt die Quote der

wohnungslosen Frauen mit und ohne Kinder an. Die

Gründe für die Wohnungsnot von alleinerziehenden

Frauen sind vielfältig: Nach der Trennung vom Part-

ner beispielsweise kann die Miete nicht mehr gezahlt

werden, Mietschulden und Zwangsräumung folgen.

Gewalt in einer Beziehung spielt ebenfalls eine gro-

ße Rolle: Frauen flüchten aus der Partnerschaft und

sind nach dem Aufenthalt in einem Frauenhaus

wohnungslos. Oder die Mietkosten liegen deutlich

über dem bei Hartz IV bewilligten Satz; Frauen mit

Kindern finden aufgrund des unzureichenden Kin-

debetreuungsangebotes in der Regel nur schlecht

bezahlte Teilzeitbeschäftigungen und können damit

keine Mietkosten finanzieren.

Vermieter haben in Bayern eine riesige Auswahl an

BewerberInnen: Alleinerziehende Frauen gehören

nicht zu den bevorzugten Mieterinnen. Und stellt

sich heraus, dass die Miete über das Jobcenter finan-

ziert wird, winken viele Vermieter von vorne herein

ab. Darüber hinaus steht – das wissen wir alle – so-

wieso viel zu wenig bezahlbarer Wohnraum zur Ver-

fügung.

Wohnungslosigkeit stellt in Deutschland die ex-

tremste Form von Armut dar. Kinder, die mit ihren

Müttern in einer Einrichtung für Wohnungslose

leben müssen, sind schon in sehr jungen Jahren

benachteiligt gegenüber ihren AltersgenossInnen:

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Sie teilen sich ein Zimmer mit ihrer Mutter, haben –

ebenso wie ihre Mutter – keine Privatsphäre, kaum

Platz zum Spielen oder Hausaufgaben erledigen.

Besuch von FreundInnen, Geburtstags- oder ande-

re Feiern sind in der Regel kaum möglich. Wir hören

immer wieder, dass insbesondere ältere Kinder sich

schämen, wenn sie zugeben müssen, keine eigene

Wohnung, kein eigenes Zimmer zu haben, sondern

in einer Einrichtung für Wohnungslose zu leben.

Häufig versuchen sie, in der Schule diese Tatsache

zu verschweigen.

Hinzu kommt natürlich die Armut. Im Frauenobdach KARLA 51 müssen mehr als 90 %

der Mütter von Transferleistungen – also Hartz IV,

Grundsicherung oder Asylbewerberleistungen –

leben*. In München, einer der reichsten und teuers-

ten Städte Deutschlands bedeutet dies, ohne die

Unterstützung aus Spenden, Kleiderkammern und

Tafeln nicht überleben zu können.

Ein Beispiel kann die äußerste schwierige Situation

der Familien veranschaulichen: Eine von Hartz IV

lebende Mutter erhält vom Jobcenter zur Einschu-

lung ihres Kindes zusätzlich zu Hartz IV einmalig

70,00 €. Dieser Betrag soll ausreichen für Schulran-

zen, Buntstifte, Farbkasten, Pinsel, Zeichenblock,

Turnschuhe, Sportkleidung, Lineal, Hefte, Kopiergeld

… Rechnen Sie selbst: Das kann nicht reichen.

Laut dem Münchner Armutsbericht von 2017 ** sind

42,2 % der Alleinerziehenden von Armut betroffen –

3,1 % der Alleinerziehenden hingegen gelten als

reich. Nach den Berechnungen sind Paarhaushalte

ohne Kinder am häufigsten reich, Alleinerziehende

am häufigsten arm (nach wie vor sind es die Frauen,

die ihre Kinder am häufigsten alleine betreuen, es

gibt nur einen verschwindend geringen Anteil an

alleinerziehenden Vätern).

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Die Münchner Ergebnisse gleichen denen im ge-

samten Deutschland: Neben alleinerziehenden

Frauen – und ihren Kindern – sind ältere Frauen am

stärksten von Armut betroffen. Und obwohl diese

Tatsache immer wieder skandalisiert wird, reagiert

die Öffentlichkeit mittlerweile nur noch mit einem

recht gleichgültigen Schulterzucken.

Was braucht es?Eigentlich braucht es gar nicht so viel…

• Mehr und vor allem kostenlose Kinderbetreu-

ungsplätze mit flexiblen Öffnungszeiten, damit

die Mütter arbeiten können und nicht mehr auf

Transferleistungen angewiesen sind.

• Bezahlbaren Wohnraum

• Eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs-

systems, damit alleinerziehende Frauen auch

ländlich wohnen und trotzdem Arbeitsstelle und

Schulen erreichen können

• Eine spürbare Anhebung der Hartz IV-Sätze für

Kinder bis zum Alter von 18 Jahren

* Knapp 10 % der beherbergten Mütter verfügen über keinerlei Einkommen und werden von uns ausschließlich über Spenden unterstützt.

** Landeshauptstadt München, Sozialreferat, Amt für soziale Sicherung: Münchner Armutsbericht 2017.

In der Wohnungslosenhilfe für Frauen ist ein Be-

wusstsein dafür notwendig, dass bei den aller-

meisten Frauen Kinder eine große Rolle spielen,

anwesende Kinder, aber auch abwesende. Allein

Raum für die Kinder zu schaffen, damit sie bei ihren

Müttern sein oder sie besuchen können, kann viel

helfen. Wichtig sind Kooperationen mit Erziehungs-

beratungsstellen, ISEFs (Abkürzung für „Insofern

geschulte Fachkräfte“), Frühen Hilfen und anderen

ExpertInnen aus der Kinder- und Jugendhilfe. Das

Personal muss zu den Themen Kindeswohl(gefähr-

dung) und Familiensystem geschult werden, gut ist

Wissen über Bindungstheorien. Nachdem immer

mehr ausländische Frauen mit ihren Kindern in der

Wohnungslosenhilfe landen, ist es außerdem unab-

dingbar, sich Wissen zu Interkulturalität anzueignen.

Und insbesondere darf die Armut von Kindern nicht

mehr als hinnehmbares Phänomen behandelt wer-

den. Es muss sehr schnell gehandelt werden, denn

die armen Kinder von heute sind morgen arme

Erwachsene, die selbst wieder arme Kinder bekom-

men.

Isabel SchmidhuberVeröffentlicht in: Bayerische Sozialnachrichten; Juni 2019

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Höhepunkte im Arbeitsalltag 2018

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Februar• Am 8. Februar gelang uns mit mehr als 40 Frauen und Kindern eine Punkt-

landung: Genau am Tag der Weiberfastnacht feierten wir zusammen mit dem

Neuhauser Prinzenpaar und konnten durch unsere großzügigen SpenderInnen

auch wieder Krapfen und Würstchen anbieten.

• 22. Februar: Anlässlich des 60. Geburtstags von Michael Käfer lud die Käfer-

Stiftung unsere älteren Klientinnen in den Zirkus Roncalli ein – ein wunderbares

Erlebnis für unsere Frauen!

März• Am 5. März kam der Bus der „Klawotte“ vom AWO Kreisverband München Land

zu uns: Die HelferInnen dort hatten mehr als 40 Krankenhaustaschen für unsere

Frauen gepackt und sie uns an diesem Tag übergeben. Der Gesundheitszustand

unserer wohnungslosen Frauen ist oft schlecht und sie müssen überraschend ins

Krankenhaus. Für diese Notfälle sind wir nun gut gerüstet: In den Taschen sind

Nachthemden, Hausschuhe, Hygieneartikel, Schreibzeug, Briefmarken und alles,

was man sonst so braucht für einen Aufenthalt im Krankenhaus.

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April• Am Ostersonntag, der in diesem Jahr auf den 1. April fiel, kochten wir für unsere

Bewohnerinnen ein köstliches Mittagsmahl und konnten allen – Frauen und

Kindern – mit gespendeten Osterpäckchen zusätzlich große Freude bereiten.

• Gleich am Sonntag darauf kamen als weiterer Höhepunkt die Barber Angels

wieder zu uns und zauberten mehr als 40 Frauen – und ein paar Kindern – neue

Frisuren, und damit irgendwie auch ein neues Leben.

Mai• Ende Mai, Anfang Juni boten wir wieder unsere dreitägige Mutter-Kind-Freizeit

am Schliersee an. Insgesamt nahmen mehr als 70 große und kleine Menschen

daran teil.

Juni / Juli• Am 21. Juni waren 12 Mitarbeitende der Energie Südbayern GmbH bei uns und

schufteten den ganzen Tag. Mehr dazu ab Seite 5.

• Die Eröffnungsfeier zur „Kleinen Karla“ folgte schon einen Monat später. Mehr

können Sie ab der Seite 38 dazu lesen.

August• Am 13. August nahmen wir den Betrieb in der „Kleinen Karla“ auf und bieten

seitdem an zwei Standorten insgesamt 55 wohnungslosen Frauen mit und ohne

Kinder ein vorübergehendes Obdach. Der Schutzraum für Frauen mit seinen vier

Betten ist nun ebenfalls in der Karlstraße 40 angesiedelt.

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• Ebenfalls im August kam er an, der riesige Laster der Firma Henkel, beladen

mit 33 Paletten voller Waschmittel für wohnungslose und notleidende

Menschen. Nach dem Abladen dufteten Haus und Hof wochenlang nach

frischer Wäsche. Und nachdem wir wirklich jede Ritze in beiden Häusern mit

Waschmitteln zugestopft hatten, konnten wir noch Menschen, die in Beher-

bergungsbetrieben und anderen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe

in München leben, Flaschen mit Waschmittel abgeben.

• Am 13. August überreichte uns Hilf Mahl! wieder einen Scheck für drei ausge-

suchte Projekte im Frauenobdach.

• Hoher Besuch im Frauenobdach! Am 30. August kam Staatsministerin Kerstin

Schreyer zu uns, die bayerische Ministerin für Familie, Arbeit und Soziales, und

tauschte sich mit der Geschäftsführung des Evangelischen Hilfswerks über die

Entwicklung der Wohnungslosigkeit in Bayern aus.

September• In den Sommerferien unternahmen wir viele Ausflüge mit den Müttern und

Kindern. Höhepunkt war sicherlich der Ausflug ins Legoland am 6. September.

• Am 14. September wurden wir eingeladen, bei der Drogeriekette dm einen

Stand aufzubauen und uns zu präsentieren. Das nahmen wir natürlich wahr!

Unter dem Motto „HelferHerzen“ konnten KundInnen bei dm Projekte auswählen,

die sie gut fanden. KARLA 51 fanden viele gut!

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• In diesem Jahr fand kein Sommerfest statt. Wie schade! Denn nach dem großen

Trubel um die Eröffnung der „Kleinen Karla“ hatten wir weder Zeit noch Energie,

das große Fest auf die Beine zu stellen. Aber wir konnten es wieder wettmachen:

Am 21. September feierten wir bei schönstem Sommerwetter unser erstes

Herbstfest! Und es kamen trotz des anderen Termins wieder fast 100 Frauen und

Kinder und genossen Live-Acts, Kuchen und Kaffee, Würstchen und Salate, Musik

und Tanz. Danke, liebe Frauen, dass Ihr so flexibel seid und auch im Herbst mit

uns feiert!

November• Am 4. November kamen die Barber Angels, diesmal 20 Frau/Mann hoch zum

zweiten Besuch des Jahres.

• Rabbiner Tom Kucera von der liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom in

München, kam mit sechs seiner Gemeindemitglieder am 13. November zu uns.

Am jüdischen social day – dem Mitzvah Day – der einmal im Jahr stattfindet,

arbeitet die Gemeinde ehrenamtlich für soziale Einrichtungen oder Projekte. Wir

freuen uns sehr, dass in diesem Jahr zum ersten Mal KARLA 51 ausgewählt wurde.

Hoch engagiert und unfassbar schnell weißelten die Gemeindemitglieder das

Treppenhaus in der Karlstraße 40, das nach nur wenigen Monaten Betrieb schon

sehr abgenutzt war.

Oktober• 10. Oktober: Betriebsausflug für alle hauptamtlich Beschäftigten im Frauenob-

dach! Dieses Mal ging es in das neue eröffnete Planetarium in Garching, in dem

wir Neues über den Himmel und unsere Welt erfahren durften. Nach einem

Spaziergang rundeten wir den Tag im nahe gelegenen Biergarten ab. Schee

war´s!

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Dezember• Am 7. Dezember durften wir – wie schon im vergangenen Jahr – mit 50 Frauen

in der Kantine des Bayerischen Staatskanzlei ein adventliches Menü genießen,

Eingeladen hatte uns Robert Siller, der Kantinenchef der Staatskanzlei. Livemusik

untermalte das köstliche Essen und sogar der Nikolaus kam mit einem Engel

vorbei und brachte Geschenke – es waren nämlich alle brav!

• Am 23. Dezember wurden für KARLA 51 im Rahmen des Weihnachtskonzerts

der 13-köpfigen Big Band „Swing Summit“ Weihnachtsmützen verkauft, der Erlös

kam komplett den wohnungslosen Frauen zugute.

• Und zum Abschluss des Jahres gab es wieder unser mittägliches Weihnachts-

menü, zubereitet von ehrenamtlichen HelferInnen. Eine Semmelknödelrollerin

kam extra am Tag vorher vorbei und rollte 80 Semmelknödel. Zwischen 30 und

40 Frauen feierten mit uns, genossen das köstliche Drei-Gang-Menü und sangen

Weihnachtslieder mit uns. Als es dunkel wurde, kam sogar noch ein Weihnachts-

engel und bescherte alle Frauen und Kinder in den beiden Häusern. Danke an

alle SpenderInnen für die Unterstützung, und die wunderschönen, liebevoll

verpackten Geschenke!

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Mammalade für Karla e.V.

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Sonderveröffentlichung der Münchner Wochenanzeiger Nr. 26 – 27.06.2018

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Unsere Kleiderkammer im Wandel der Zeit

Am höchsten Punkt unseres Hauses, im 6. Stock, be-

findet sie sich: unsere Kleiderkammer. Ausschließlich

Ehrenamtliche kümmern sich darum, die Kleidung

zu sortieren und schön zu präsentieren. Im Jahr 2018

hat die Kleiderkammer wegen der Eröffnung der 15

Plätze in der Karlstraße 40 einen Wandel erlebt. Da

wir drei neue Sozialpädagoginnen einstellen konn-

ten, die auch ein Büro im 3. Stock brauchten, hat die

Hauswirtschaft dankenswerter Weise ihren Raum frei

geräumt und ist über einen Umweg über den Keller

ebenfalls in den 6. Stock gezogen.

Ein Schreiner fertigte praktikable Möbel, so dass so-

wohl Schuhe als auch die Utensilien der Hauswirt-

schaft (von Bettwäsche über Geschirr, Putzmittel,

Mülltüten, Kinderbettchen, Matratzen etc) einen

neuen Platz gefunden haben. Jetzt ist alles an einem

Ort und die Suche nach Kopfkissen und Bettbezü-

gen vom Keller bis nach ganz oben hat ein Ende.

Ein großer Dank gilt den ehrenamtlichen Mitarbeite-

rinnen unserer Kleiderkammer, die fleißig geräumt,

eingeräumt und umgeräumt haben. Die Umstruktu-

rierung hat reibungslos geklappt, alles sieht ordent-

lich aus und es macht Spaß, in den 6. Stock zu gehen.

Unsere fertig gepackten Krankenhaustaschen, die im

Notfall immer griffbereit sind, haben einen wunder-

baren neuen Platz gefunden.

Besucherinnen und Besucher, die aus anderen Ein-

richtungen unsere KARLA besichtigen, sind immer

wieder begeistert, wie ordentlich unsere Kleider-

kammer ist. Ein großes Dankeschön geht auch hier

an unsere fleißigen Spenderinnen und Spender,

dank denen wir unsere Kleiderkammer überhaupt so

gut bestücken können. Von Babysachen über Klei-

dung für Kleinkinder bis hin zu Taschen und Hüten

für die Frau von heute ist alles dabei.

Ein nicht minder großer Dank geht an die Kollegin-

nen aus der Hauswirtschaft und der Verwaltung. Mit

viel Hingabe wurden Regale eingeräumt, Kisten be-

füllt, Überblick verschafft. Viel Zeit wurde investiert,

alles ordentlich einzuräumen, so dass glatt gebü-

gelte Bettwäsche und Vorhänge auch glatt bleiben.

Und „nebenbei“ wurde die Arbeit in Hauswirtschaft

und Verwaltung erledigt. Ein großes DANKE für die-

sen Einsatz!

Wir freuen uns sehr, dass wir aus dieser nicht ganz

leichten Situation so etwas Tolles machen konnten.

Leider können wir nicht mehr anbauen oder auf-

stocken, aber wenn alle ein Stückchen zusammen-

rücken, klappt es auch!

Cornelia Arafat, Einrichtungsleiterin

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Sich mit Hautpflege wieder ein Stückchen besser fühlen …

Schwabinger Hautpflegeinstitut geht eigene Wege mit sozialen FrauenprojektenAls ich im Bayerischen Fernsehen im Herbst 2016 ei-

nen Beitrag über Brot am Haken sah, war ich gleich

angetan von dieser Idee und schrieb Michael Spit-

zenberger eine E-Mail. Einige Stunden später saßen

wir bei Tee und Keksen in meinem Laden und die

Idee mitzumachen bekam sofort Hände & Füße. Das

Brot am Haken Brettl war gleich aufgestellt und los

ging´s. Ich erinnere mich noch genau wie Herr Spit-

zenberger damals meinte: “Sie müssen ihren ganz

eigenen Weg finden“…

Und den fand ich dann auch.Da ich keine Laufkundschaft habe, wie die meisten

der anderen Teilnehmer von BAH, sammelte ich

Hautpflegeprodukte in meinem Laden, die meine

Kunden mir abkauften und legte alles in eine Tüte,

diese stockte ich dann selber noch auf und gab sie

einem Freund mit, der ehrenamtlich in der Bahn-

hofsmission in München arbeitet, um alles zu vertei-

len. Das war Weihnachten 2016.

Meine zweite Aktion folgte dann Ostern 2017. Jetzt

sprach ich zu meinen Kunden und meiner Eigen-

beteiligung noch eine meiner Hausfirmen an, hier

Naturkosmetik Martina Gebhardt. Zudem suchte ich

ein Projekt mit dem ich inhaltlich und persönlich

mehr in Kontakt kommen konnte. Eine befreundete

Kundin gab mir den Tipp mit Frauenhäusern und da-

bei stieß ich über Karla 51, die noch dazu in meinem

angrenzendem Viertel in der Karlstrasse 51 sind. Karla

51 nimmt obdachlose Frauen auf und versorgt diese

für einige Monate mit einer Unterkunft, Verpflegung

und Beratung, bis sie in andere Einrichtungen un-

terkommen oder sich wieder in ihrer besonderen

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Lebenssituation gefangen haben, um eigene Wege

gehen zu können. Die Leiterin Isabel Schmidhuber

war von meiner Idee Hautpflegeprodukte vorbei zu

bringen begeistert und nahm die erste Produkte-

tüte gerne in Empfang. Sie verteilte dann alles zum

Osterfrühstück bei den Frauen.

Meine 3. Aktion an Weihnachten 2017 fiel etwas

spärlicher aus, wurde aber dennoch herzlich bei

Karla 51 entgegengenommen. Diesmal fing ich an,

einen ersten Behandlungsgutschein fürs arbeitende

Team beizulegen. Denn diese guten und wichtigen

Helferinnen dort müssen oft einiges an Spannungen

durch die Bewohnerinnen in deren besonderen Le-

benssituationen aushalten und können eine kleine

verwöhnende Auszeit gut vertragen.

Meine 4. Aktion an Pfingsten 2018 fiel dann am üp-

pigsten aus, da ich hier wieder eine meiner Haus-

firmen gewinnen konnte, mit ins Boot zu steigen;

Dr. med. Schrammek. Die Produktspende war über

500 Euro wert, zu dem was meine Kunden und ich

obendrauf legten. Auch ein weiterer Behandlungs-

gutschein fürs arbeitende Team lag wieder anbei.

Mein Fazit: Helfen, auch wenn´s im ganz kleinen Rah-

men ist, lohnt sich immer!

Und Freude schenken sowieso!

Kontakte und Netzwerke entstehen und immer ist

auch ein gutes Gespräch dabei. Hinschauen und Be-

rühren lassen, die ganz kleinen Dinge im Leben halt.

Herzlichen Gruß

Ute K. Mühlenz-Krischer / Hautpflege Schwabing

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„Die Wohnungslosigkeit ist in der Mittelschicht angekommen“

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www.welt.de, veröffentlicht am 15.12.2018, von Beatrice Oßberger

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Dieses Team macht für Obdachlose Herzenswünsche wahr

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www.merkur.de, veröffentlicht am

28.12.2018, von Doris Richter

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Endlich! Die Kleine Karla eröffnet ihre Pforten!

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Nach fünf Jahren – einer gefühlten Ewigkeit – ist es im Sommer endlich so weit: Wir eröffnen die „Kleine Karla“.

Die erste Besichtigung des Hauses 2013 zeigte uns

heruntergekommene Räume, einen riesigen Was-

serschaden, altmodische Toiletten und bot den Ge-

samteindruck langer Vernachlässigung. Dennoch:

Mit viel Fantasie konnten wir uns vorstellen, dass

etwas Schönes daraus werden könnte.

Gemeinsam mit der Steuerung des Sozialreferats der

Stadt München entschieden wir, den Schutzraum

für Frauen in den neuen Räumen anzusiedeln und

somit die vier Notbetten aus den Lebensplätzen am

Lieberweg im Münchner Norden in die Innenstadt

zu holen. Neue Büroräume fielen dadurch weg.

Planungen, Prüfungen und Genehmigungsverfah-

ren dauerten insgesamt fast vier Jahre. Die Lokalbau-

kommission München fand bei der Prüfung unseres

Vorhabens heraus, dass noch eine uralte Nutzung

auf dem Gebäude lag: Die der Polizei, die schon vor

vielen Jahren ausgezogen war. Und solche Über-

raschungen, die Vieles verzögerten, kamen immer

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wieder zutage. Im Frühjahr 2017 konnte dann tat-

sächlich mit der Entkernung der Räume begonnen

werden. Auch hier taten sich – wie bei einem alten

Gebäude so oft – neue Hürden auf: Die alte Elek-

trik, die Sanitärinstallationen und Wärmeversorgung

mussten komplett erneuert werden. Gleichzeitig

waren kaum Handwerker zu finden, denn in Mün-

chen gibt es einen Bauboom und gute Handwerker

können sich vor Anfragen kaum retten.

Dank unseres Architekten, Peter Reisinger, vom Büro

Schauder & Reisinger, der wahrscheinlich rund um

die Uhr an unserem Projekt gearbeitet hat, gingen

die Sanierungsarbeiten dennoch stetig voran.

Und dann – nach monatelangem Warten – ging es

plötzlich ganz schnell: Wir mussten Bodenbeläge

aussuchen, die Zimmereinrichtungen planen, Flie-

sen und Beleuchtung absegnen, uns für Vorhänge

und Kücheneinrichtungen entscheiden. Waschma-

schinen, Möbel und Teppiche für den Kinderraum

und die Schließanlage für unsere Räume mussten

be- und aufgestellt werden.

Daneben fanden unsere konzeptionellen Überle-

gungen statt: Wie wird das laufen mit zwei Stand-

orten, nachdem wir 22 Jahre immer nur ein Haus

hatten? Wer betreut die zusätzlichen 15 Klientinnen,

die wir dann aufnehmen können? Soll es auch dort

Früh- und Spätdienste durch die Sozialpädagogin-

nen geben, wie im großen Haus? Wie behalten wir

den Überblick? Da es auch in der „Kleinen Karla“

eine rund um die Uhr besetzte Pforte geben sollte,

waren wir gleichzeitig mit der Suche nach Personal

und dem Auswahlverfahren beschäftigt. Und zu-

sätzliches pädagogisches Personal brauchten wir

ebenso…

Anfang Juni stand fest, dass wir ab Mitte August die

„Kleine Karla“ eröffnen können. Und was war dann

zu tun? Natürlich die Einweihungsfeier planen!

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Sie fand am 26. Juli statt und wir durften uns über

viele und prominente Gäste freuen: Neben Doro-

theé Schiwy, der Sozialreferentin der Stadt München,

sprachen die Regionalbischöfin Susanne Breit-Kess-

ler und Dr. Günther Bauer, Geschäftsführer der Inne-

ren Mission uns Glückwünsche aus zur Eröffnung der

„Kleinen Karla“. Petra Reiter, Schirmfrau des Münch-

ner Netzwerks Wohnungslosenhilfe und Ehefrau

des amtierenden Bürgermeisters, Kolleginnen und

Kollegen aus anderen Einrichtungen der Wohnungs-

losenhilfe in München, aus dem Sozialreferat, dem

Wohnungsamt und dem Jobcenter, feierten mit

uns. Auch unser Vermieter, die Gewofag, war dabei,

ebenso wie etliche unserer Handwerker, die Presse

und Menschen, die uns finanziell bei der Erstausstat-

tung der neuen Räume geholfen hatten. Die Feier

fand im Café der „Großen Karla“ statt, denn nach wie

vor ist dies der größte und am besten ausgestattete

Raum in unseren beiden Häusern, vor allem, wenn

Gäste bewirtet werden sollen. Und natürlich gab

es bei unserer Feier auch Getränke und feine

Häppchen von „Kunstwadl“.

In mehreren Runden führten wir unsere Gäste

durch die Räume der „Kleinen Karla“ und erklärten

die Funktionen der Räume: Pforte, Schutzraum,

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Multifunktionsraum, Bewohnerinnenzimmer. Und

schließlich gab es noch Zeit für Gespräche und kol-

legialen Austausch.

Am 13. August zog der Schutzraum für Frauen dann

in die Karlstraße 40 um und wir konnten ab diesem

Datum die vier Betten für Notübernachtungen naht-

los in Betrieb nehmen. Nach und nach wurden die 15

Zimmer belegt und das Haus füllte sich mit Leben.

Unser Resümee nach mehreren Monaten Arbeit an

zwei Standorten: Vieles ist neu und muss sich immer

noch einspielen. Neu ist zum Beispiel, dass im Haus

Karlstraße 40 auch andere Menschen wohnen; wir

teilen uns das Haus mit privaten Mieter/innen und

einer Langzeitwohngruppe für Frauen. Wir können

nicht kontrollieren, wer das Haus betritt und ob sich

jemand Zutritt verschafft, der gar nichts mit uns zu

tun hat. Neu ist auch, dass jede Frau in der Karlstraße

40 eine eigene kleine Küche im Zimmer hat, sich je-

doch Bad und Toilette mit mindestens einer anderen

Bewohnerin teilt. Unsere Sorge, dass die Bäder und

Toiletten jetzt ständig verschmutzt sind, hat sich

jedoch erfreulicherweise nicht bewahrheitet: Die

Frauen gehen sehr verantwortlich damit um.

Wir besuchen die Bewohnerinnen häufiger in ihren

Zimmern als im Haupthaus. Denn in der „Kleinen

Karla“ sind die Zimmer auf mehrere Stockwerke im

Vorder- und Rückgebäude verteilt und die verwin-

kelte Raumsituation sorgt dafür, dass unsere Frauen

sich leichter „davonstehlen“ können, als in der „Gro-

ßen Karla“.

Mit 55 Plätzen für akut wohnungslose Frauen mit

und ohne Kinder, insgesamt 60 Pfortenkräften, zehn

Sozialarbeiterinnen für die Beratung, zwei Fach-

kräften für die Kinderbetreuung, zwei Verwaltungs-

kräften und zwei Hauswirtschafterinnen ist das

Team des Frauenobdachs KARLA 51 so groß gewor-

den, dass der Überblick nicht immer leicht ist.

Wir freuen uns, dass sowohl die Übernachterinnen

im Schutzraum, als auch die 15 Bewohnerinnen der

Karlstraße 40 unsere Angebote im Café regelmäßig

wahrnehmen und dass wir nun mit unserem neuen

Multifunktionsraum ausreichend Platz für die Kinder

aus beiden Häusern zum Spielen und Hausaufgaben

erledigen anbieten können.

Die beiden rollstuhlgerechten Zimmer, die wir als

einzige Einrichtung in der akuten Wohnungslosen-

hilfe für Frauen vorhalten, inklusive des barriere-

freien Zugangs ins Haus und dem rollstuhlgerechten

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Bad, sind eine große Hilfe für ältere, gehbehinderte

Frauen.

In jedem der drei Stockwerke, die unsere Frauen

bewohnen, können Zimmer zusammengeschlos-

sen werden, damit wir auch wohnungslose Frauen

mit mehr als zwei Kindern aufnehmen können. Die

Wege zwischen Karlstraße 40 und 51 werden lang-

sam zur Routine, gehören zu unserem Alltag. Noch

sind ein paar „Kinderkrankheiten“ vorhanden: Das

moderne, ausgeklügelte Brandmeldesystem ist eine

Herausforderung für alle Mitarbeiterinnen, immer

wieder fallen Strom und Heizung aus, weil die Nutz-

last überschritten wird, die Kapazität der vorhande-

nen Mülltonnen reicht nicht aus …

Insgesamt ziehen wir also ein sehr positives Re-

sümee. Dennoch bleibt bestehen, was Bischöfin

Breit-Kessler in ihrer Rede am 26. Juli sehr klar formu-

liert hat: Dass es überhaupt notwendig ist, weitere

Zimmer für akut wohnungslose, schwangere oder

alleinstehende Frauen und Mütter mit Kindern vor-

zuhalten, ist traurig in einem Land, das mit zu den

reichsten der Erde gehört.

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DANKE!44

Auch im Jahr 2018 wurden unsere Frauen und Kinder mit Zeit-, Sach- und Geld-spenden unterstützt. KARLA 51 und die Mutter-Kind-Gruppe danken an dieser Stelle ganz herzlich:

• Advantest Europe GmbH

• Adventskalender für gute Werke der

Süddeutschen Zeitung

• Ahr service GmbH

• Alles Gute für Ihre Haut

• Arbeiterwohlfahrt Kreisverband München-Land –

Klawotte

• Arbeiterwohlfahrt Ortsverband Ottobrunn-

Hohenbrunn e.V.

• Architekturbüro Schauder und Reisinger

• Backwerk München

• Bain & Company Germany, Inc., BAGSI

• Barber Angels Brotherhood

• Barbara Lebek Stiftung

• Basar in der Pfarrgemeinde St. Emmeram

• BayWa-Stiftung

• Benedikt-Labre-Haus – Möwe Jonathan

• Bild hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“

• Blumen Steindl

• BPR Dr. Schäpertöns Consulting

• Breitenbücher Hirschbeck Architektengesellschaft

mbH

• Bunte Entertainment Verlag GmbH – InStyle

• C H Beck Stiftung GmbH

• Clarissa und Michael Käfer-Stiftung

• Conde-Nast Verlag GmbH mit “Vogue” und “Glamour”

• „Des mach ma!“ Aktionstag Münchner Unternehmen

• Deutsch-Amerikanischer Frauenclub München

• Deutsche Bank München

• Deutsche Provinz der Jesuiten

• Diakonisches Werk Bayern

• dm GmbH / Helferherzen

• Dr. Josef und Sybille-Krettner-Stiftung

• Energie Südbayern GmbH

• Evangelischer Gemeindeverein St. Johannes

• Evangelisch-Lutherische Adventskirche

• Evangelisch-Lutherische Christuskirche

• Evangelisch-Lutherisches Pfarramt St. Lukas –

Arbeitskreis Armut

• Evangelisch-Lutherische Gesamtkirchen-

gemeinschaft

• Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde

St. Markus

• Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde

St. Matthäus

• Günther-Wagner-Stiftung

• Gwandhaus Ismaning

• Henkel AG & Co. KGaA

• Hilf Mahl! München e.V.

• Hirschhäuser Liedtke Architekten

• HSG Zander culinaress

• i + m Naturkosmetik Berlin

• Inner Wheel Club Residenz München

• Innoscripta GmbH

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DANKE!45

DANKE!DANKE!• Interhyp AG

• Internationaler Lyceum-Club

• INTrial Services GmbH

• ITK Engineering

• Katholische Kirchenstiftung St. Clemens

• Katholische Kirchenstiftung St. Mauritius

• Katholische Kirchenstiftung St. Michael

• Katholische Kirchenstiftung St. Peter

• Katholisches Pfarramt St. Elisabeth

• Kfd Kirchseeon

• Kollegium der Berufsoberschule Sozialwesen

• Knorr Bremse AG

• Laienbühne St. Max Holzhausen

• Liberale jüdische Gemeinde München Beth Shalom

• Literabella Buchhandlung

• Mammalade für Karla e.V.

• Michaelskirche Ottobrunn

• Münchner Tafel e.V.

• Pumpkin Organics GmbH

• Restaurant Gast im Gasteig

• RM Büro- und Objekteinrichtung

• Rohde&Schwarz Corporate Finance GmbH

• Rotary Club München-Schwabing

• Schäfer-Matten GmbH & Co KG

• Schalt-Technik Huber

• Schneekönige e.V.

• Schön-Rehlen Steuerberatungsgesellschaft mbH

• Schreiner GmbH & Co. KG

• Schwedische Gemeinde in Bayern

• Seppl´s Bäckerei GmbH

• Soroptimist Hilfsfonds Club München

• Soroptimist International Hilfsfonds

• St. Bonifaz Obdachlosenhilfe

• The Travel People

• Schreiner GmbH & Co. KG

• UniCredit Bank AG

• Universal Medien GmbH

• Verlag C.H. Beck OHG

• Vision Media GmbH

• Yehudi Menuhin Stiftung – Live Music Now e. V.

Und viele einzelne Menschen, die kleine und

große Geldbeträge, Kleidung und Hausrat sowie

Zeit, Fachwissen und Freude gespendet haben.

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Das Jahr in Zahlen – Frauenobdach KARLA 51

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Übernachterinnen Anzahl

2018 175

2017 166

2016 200

2015 188

2014 187

2013 217

2012 220

2011 225

Im Haus Karlstraße 40 lebten von Mitte August bis Ende Dezember insgesamt 26 Frauen; in der Karlstraße 51 insgesamt 149 Frauen.

Im Jahr 2018 war das Frauenobdach zu knapp 100 % belegt: Ab 13. August konnten wir anfangen, die „Kleine Karla“ zu belegen, bis Mitte September waren diese 15 Zimmer dann auch bewohnt.

BelegungWir verzeichneten durchschnittlich 10,8, also fast 11 Ein- bzw. Auszüge pro Monat. Dabei war „Spit-zenmonat“ natürlich der August mit 23 Einzügen, dicht gefolgt vom Juni mit 21 Einzügen. Die we-nigsten Ein- und Auszüge hatten wir im Dezem-ber: Hier waren es drei.

Ein-/Auszüge pro Monat Anzahl

2018 10,8

2017 10,5

2016 14,1

2015 13,1

2014 12,9

2013 14,5

2012 15,0

2011 15,4

2018 hatte das Frauenobdach insgesamt 175 Übernachterinnen. Drei davon waren zwei Mal im Haus, somit haben 172 unterschiedliche Frauen in KARLA 51 gewohnt.

* 12 Frauen waren bei der Aufnahme schwanger.

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

46

54

3735

27*

34

28

Kinder im Haus

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AnfragenDie Anfragen für einen Platz oder eine Beratung sind im Jahr 2018 deutlich angestiegen und errei-chen mit 2363 wieder ungefähr den Stand von 2015. Da die Eröffnung der „Kleinen Karla“ relativ häufig öffentlich erwähnt wurde, gehen wir da-von aus, dass die Anfragen aus diesem Grund wie-der mehr wurden: Die Hoffnung auf einen Platz ist sowohl in Fachkreisen als auch bei Obdach suchenden Frauen gestiegen.

Wie in den vergangenen Jahren auch, bekamen wir wieder relativ viele Anfragen aus dem Land-kreis München und den umliegenden Landkrei-sen:

Nur in besonderen Ausnahme-, bzw. Härtefällen nehmen wir Frauen auf, die außerhalb Münchens wohnungslos geworden sind. In allen anderen Fällen müssen wir auf die zuständige Gemeinde verweisen. Auch wenn häufig argumentiert wird, dass es keine oder keine adäquate Unterbringung für Frauen – vor allem mit Kindern – gibt, ent- bindet das die Gemeinde nicht von der Unter- bringungspflicht.

Anfragen aus Landkreisen Anzahl

LK München 36

LK Fürstenfeldbruck 24

LK Starnberg 15

LK Freising 15

LK Pfaffenhofen 6

LK Ebersberg 6

LK Erding 5

LK Miesbach 4

LK Altötting 4

LK Wolfratshausen 3

LK Rosenheim 3

LK Dachau 3

Andere 3

127

2018 2.363

2017 2.113

2016 2.275

2015 2.398

2014 2.741

2013 2.576

2012 2.395

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Altersverteilung2018 ist das Durchschnittsalter der Frauen bei Auf-nahme wieder angestiegen und liegt aktuell bei 39,68 Jahren.

Jahr Durchschnittalter

2018 39,7 Jahre

2017 38,2 Jahre

2016 38,4 Jahre

2015 40,7 Jahre

2014 38,3 Jahre

2013 36,7 Jahre

Es wurden 16 Klientinnen im Alter bis zu 21 Jahren aufgenommen (2017: 14 / 2016: 19 / 2015: 15 / 2014: 25 / 2013: 26).

Somit liegt der Anteil der sehr jungen Frauen, die bei uns im Haus lebten, wie im vergangenen Jahr auch bei unter 10 %, ist aber wieder leicht ange-stiegen.

Betrachtet man die Altersgruppe bis 25 Jahre, wird allerdings deutlich, dass junge Frauen zwi-schen 18 und 25 Jahren doch einen recht großen Anteil ausmachen: 43 und somit ein Viertel aller aufgenommenen Frauen sind so jung, dass sie

laut Gesetz noch Anspruch auf Jugendhilfe ha-ben. Ein Teil der jungen Frauen hat keinen erzie-herischen Bedarf mehr, bei einem größeren Anteil sehen wir jedoch noch einen expliziten Bedarf. Bei volljährigen Frauen ist es jedoch mittlerweile äußerst schwierig, ihnen eine Maßnahme nach SGB VIII zu ermöglichen. Also landen sie, häufig nachdem sie lange prekär gewohnt haben, in der Wohnungslosenhilfe.

Gleichzeitig wird der Anteil der 30 bis 39-jährigen Frauen etwas weniger, dafür steigt jedoch der An-teil der Frauen ab 50 Jahren deutlich an. Knapp 30 % der Klientinnen liegen in dieser Altersklasse; bei den 60 bis 69-jährigen Frauen hat sich der pro-zentuale Anteil im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt.

Acht Frauen waren über 70 Jahre alt, als wir sie auf-genommen haben. Diese Frauen stellen einen kleinen, aber höchst beratungsintensiven Teil der Bewohnerinnen dar. Sie sind chronisch körperlich und/oder psychisch krank, häufig ist es notwen-dig, ambulante Hilfen, wie zum Beispiel einen Pflegedienst, zuzuschalten, und die Verweildauer im Haus ist wegen fehlender Perspektiven meist sehr lange.

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Gleich bleibt, dass deutsche Frauen durchschnitt-lich älter sind, wenn sie wohnungslos werden, als ausländische Frauen. Im Jahr 2018 lag der Alters-durchschnitt bei den deutschen Frauen bei 45 Jahren (Durchschnittsalter 2017: 42,14 Jahre. 2016: 41,5 / 2015: 43,5), bei den ausländischen Frauen bei 36,21 Jahren (2017: 34,57 Jahre / 2016: 35,3 Jahre. / 2015: 37,7 Jahre).

Gleich geblieben ist auch, dass die ausländischen – jüngeren – Frauen mehr Kinder mitbringen und häufiger schwanger sind als deutsche Frauen. Bis zum Alter von 50 Jahren haben wir signifikant mehr Ausländerinnen im Haus, ab diesem Alter überwiegt der Anteil der deutschen Frauen deut-lich.

Alter Anzahl 2018 2017 2016 2015 2014

Klientinnen bis 21 Jahre 16 9,30 % 8,70 % 9,79 % 8,20 % 13,6 %

Klientinnen bis 25 Jahre 27 15,70 % 9,32 % 12,89 % 12,57 % 9,2 %

Klientinnen bis 29 Jahre 17 9,88 % 10,56 % 12,89 % 9,29 % 8,2 %

Klientinnen bis 39 Jahre 34 19,77 % 33,54 % 24,74 % 23,50 % 27,2 %

Klientinnen bis 49 Jahre 28 16,28 % 17,39 % 15,98 % 23,50 % 18,5 %

Klientinnen bis 59 Jahre 30 17,44 % 13,66 % 14,95 % 8,74 % 14,7 %

Klientinnen bis 69 Jahre 12 6,98 % 3,11 % 5,67 % 9,84 % 6,0 %

Klientinnen bis 79 Jahre 7 4,07 % 2,48 % 2,58 % 2,19 % 1,1 %

Klientinnen über 79 Jahre 1 0,58 % 1,24 % 0,52 % 2,19 % 1,6 %

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Problemsituationen der FrauenAufgeführt sind hier die schwerwiegendsten Pro-bleme, die uns bei den Frauen aufgefallen sind oder die sie selbst äußerten; deshalb gibt es an dieser Stelle Mehrfachnennungen.

Bei den 172 Frauen, die wir in 2018 beherbergten, hatten wir es mit unterschiedlichsten, teils mehr-fachen Problemsituationen zu tun. Lediglich neun Frauen hatten neben ihrer Wohnungslosig-keit keine akuten Probleme (2017: 3 / 2016: 8 / 2015: 18 / 2014: 19 / 2013: 17).

Wie auch in den vergangenen Jahren ist der An-teil der psychisch kranken, psychisch auffälli-gen Frauen bzw. Frauen, die sich in einer psycho-sozialen Krise befinden, sehr hoch und bildet die bei weitem größte Problemgruppe mit insge-samt 142 Nennungen. (2017: 132 mal benannt / 2016: 133 / 2015: 101).

Allein 23 dieser Frauen waren psychisch auffällig ohne Krankheitseinsicht (2017: 18. 2016: 15 Frauen). Zusätzlich hatten 36 Frauen eine psychiatrische Diagnose.

Somit liegt die Rate der Frauen mit einer psychi-schen Auffälligkeit bei über 80 % der aufgenom-

menen Frauen. Diese hohe Zahl erklärt auch zum Teil, warum die Verweildauer der Frauen in 2018 so lange war – sieht man von den langen Wartezei-ten für Plätze in anderen Einrichtun-gen ab.

Am dritthäufigsten führte die Trennung von Part-ner/Partnerin zur akuten Wohnungslosigkeit, die-ser Anteil sinkt leicht, liegt aber immer noch bei über 20 %.

37 Frauen wurden aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse wohnungslos, diese Anzahl liegt, zusammen mit Trennung auf Platz drei und korreliert mit dem deutlich angestiegenen Anteil an ausländischen Frauen, die 2018 ins Haus kamen.

Der Anteil der Frauen, die aufgrund massiver Schulden in Wohnungslosigkeit geraten sind, steigt leicht an und bleibt auf dem hohen Niveau wie in den Vorjahren 2017 und 2016.

Ebenso steigt der Anteil der Frauen mit chroni-scher körperlicher Erkrankung und Behinde-rung an. Dieser Anstieg korreliert mit dem hohen Anteil an älteren Frauen: Wir haben im Jahr 2018 ältere Frauen mit Krebserkrankungen, mit Schlag-anfällen und Gehbehinderungen beherbergt.

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Problemsituation Anzahl % 2018 2017 2016 2015 2014

psychisch auffällig mit und ohne Krankheitseinsicht / psychiatrische Diagnose vorhanden

72 41,14 % 45,3 % 37,6 % 26,2 % 21,9 %

psychosoziale Krise 70 40,00 % 36,6 % 30,9 % 29,0 % 25,6 %

Trennung 37 21,14 % 25,5 % 27,3 % 22,4 % 16,3 %

geringe/keine Deutschkennt-nisse

37 21,14 % 16,1 % 18,0 % 17,5 % 20,1 %

massive Schulden 29 16,75 % 16,7 % 16,5 % 9,9 % 10,3 %

chronische körperliche Erkran-kung/Behinderung

23 13,14 % 11,8 % 14,9 % 7,1 %

Opfer von häuslicher Gewalt 19 10,86% 9,9% 17,5% 13,6% 11,9%

Arbeitsplatzverlust 15 8,57% 12,4% 8,2% 5,5% 7,0%

akute Gewalterfahrung 13 7,43% 9,9% 8,2% 10,5% 14,3%

Suchtproblematik 13 7,43% 6,8% 10,3% 8,2% 7,0%

Schwangerschaft 12 6,86% 8,0% 9,3% 5,5% 10,8%

Inobhutnahme Kind(er) 6 3,43% 6,8% 5,7% 3,8% 4,9%

Analphabetin 1 0,57% 0,6% 2,1% 2,7% 4,3%

akute Wohnungslosigkeit als Alleinnennung

9 5,14 % 1,8 % 4,1 % 9,8 % 10,3 %

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Woher kamen die Frauen?Hier wird die gesamte Anzahl der Übernachterin-nen, also 175, als Grundlage für die Auswertung genommen.

Mit Abstand am häufigsten kamen die Frauen wieder – wie auch in den Vorjahren – von Be-kannten. Es ist für wohnungslose Frauen typisch, dass sie in prekären Verhältnissen, ohne eigenen Mietvertrag, leben, bevor sie Hilfe von öffentli-chen oder freien Trägern annehmen. Sie wollen zunächst selbst versuchen, ihre Situation wieder zu normalisieren und eine gesicherte Wohnmög-lichkeit finden. Leider gelingt ihnen das nur selten. Im Jahr 2018 ist der Anteil dieser Frauen zwar leicht gesunken, liegt aber immer noch deutlich über 20 %.

35 Frauen konnten wir nach einer oder mehreren Übernachtungen im Schutzraum bei uns im

Frauenobdach aufnehmen. Diese Zahl ist von 2017 auf 2018 um fast fünf Prozentpunkte gestie-gen.

Von Familienangehörigen kamen 17 Frauen, der prozentuale Anteil ist deutlich höher als in den Vorjahren. Zehn Frauen kamen aus ihrer Her-kunftsfamilie zu uns, dies korreliert mit dem rela-tiv hohen Anteil an jungen Frauen bis zu 25 Jah-ren. Der Anteil der Frauen, die direkt von der Straße aufgenommen werden, sinkt seit zwei Jahren stetig. Dafür steigt der Anteil der Frauen, die aus dem Münchner Kälteschutzprogramm kommen. Wir vermuten, dass Frauen mittlerweile häufiger den Kälteschutz in Anspruch nehmen, um nicht auf der Straße schlafen zu müssen. En-det dieser dann Anfang Mai, haben sie entweder vom Frauenobdach erfahren oder können sich leichter auf diese Art der Übernachtung einlassen.

siehe Tabelle auf der folgenden Seite

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Woher kamen die Frauen Anzahl % 2018 2017 2016 2015 2014

Bekannte 44 25,14 % 28,31 % 21,50 % 21,28 % 24,60 %

Frauenschutzraum 35 20,00 % 15,66 % 16,00 % 21,28 % 18,70 %

Familienangehörige 17 9,71 % 5,43 % 7,00 % 6,38 % 5,30 %

Ehewohnung 13 7,43 % 7,23 % 9,50 % 10,11 % 10,70 %

Herkunftsfamilie 10 5,71 % 5,43 % 3,00 % 1,60 % 3,20 %

Psychiatrie 9 5,14 % 3,61 % 6,50 % 6,91 % 4,80 %

Soziale Einrichtung 9 5,14 % 7,23 % 7,50 % 4,26 % 2,70 %

eigene Wohnung 8 4,57 % 6,63 % 5,00 % 6,91 % 5,30 %

Straße 8 4,57 % 5,43 % 5,50 % 3,19 % 4,80 %

Sonstiges (u. a. nicht genehmig-te Untermiete, Kloster, unklar, u.a..)

6 3,43 % 4,82 % 2,50 % 6,38 % 4,80 %

Pension/Notquartier 6 3,43 % 3,61 % 3,00 % 2,13 % 5,90 %

Kälteschutz 4 2,29 % 0,60 % 1,50 % 2,13 % 1,60 %

Bahnhofsmission 3 1,71 % 1,20 % 3,00 % 1,60 % 1,07 %

Krankenhaus 2 1,14 % 2,41 % 4,00 % 3,72 % 3,20 %

Menschenhandel 1 0,57 % 0 % 0,50 % 0,53 % 3,70 %

JVA 0 0 % 1,81 % 1,50 % 1,60 % 0,50 %

Gemeinschaftsunterkunft (Asyl) 0 0 % 0,60 % 1,00 % - -

Stationäre Therapie (Sucht) 0 0 % 0 % 1,00 % - -

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Wohin wurden die Frauen vermittelt?Von den 175 Übernachterinnen lebten am 31. Dezember noch 55 in den beiden Häusern. Bei den 120 Frauen, die 2018 das Haus verließen, sieht die Weitervermittlung so aus:

Ort der Vermittlung Anzahl % 2018 2017 2016 2015 2014

Soziale, betreute Einrichtung 47 39,17 % 38,58 % 40,63 % 35,1 % 38,1 %

Städt. Notquartier/BiB 16 13,33 % 7,09 % 2,50 % 5,4 % 10,2 %

neuer, eigener Wohnraum (inkl. Untermietverhältnis) 11 9,17 % 16,54 % 11,25 % 15,5 % 11,6 %

Unbekannt 9 7,50 % 7,09 % 9,38 % 9,5 % 6,8 %

Wohnmöglichkeit innerhalb des sozialen Umfelds – Freunde/Be-kannte

7 5,83 % 5,51 % 8,13 % 7,4 % 10,2 %

zurück in eheliche Wohnung 6 5,00 % 8,66 % 2,50 % 1,3 % 5,4 %

Psychiatrie 6 5,00 % 0,79 % 6,25 % 2,0 % 2,0 %

Wohnmöglichkeit innerhalb des soz. Umfelds – Familie

5 4,17 % 5,51 % 6,25 % 6,1 % 2,7 %

Sonstiges (Hostel, Ausland) 3 2,50 % 3,94 % 5,00 % 6,1 % 4,1 %

Krankenhaus, inkl. Stationäre Therapie

3 2,50 % 2,36 % 2,50 % 4,7 % 0,7 %

zurück in die Herkunftsfamilie 3 2,50 % 1,57 % 1,25 % 2,0 % 2,0 %

zurück in vorherige Wohnsituation – Gewaltschutz angewendet

2 1,67 % 0 % 0 % 0 % 1,0 %

JVA 1 0,83 % 0 % 0 % 0,7 % 0 %

zurück in den vorherigen Wohnraum

1 0,83 % 1,57 % 0 % 3,4 % 1,4 %

Frauenhaus (außerhalb Münchens)

0 0 % 0,79 % 3,75 % 0,7 % 2,7 %

zurück in vorherige Einrichtung 0 0 % 0 % 0,63 % 0 % 1,4 %

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Den größten Teil der Frauen vermitteln wir weiter-hin an geeignete soziale Einrichtungen, in de-nen die Frauen länger wohnen bleiben können als bei uns. Der Anteil dieser Weitervermittlungen ist im Vergleich zum Vorjahr ganz leicht gestiegen und liegt nun bei knapp 40 %.

Bereits an zweiter Stelle rangiert die Vermittlung in Notquartiere, bzw. Beherbergungsbetrie-be (BiB). In früheren Jahren haben wir möglichst vermieden, Frauen in das städtische Notunter-bringungssystem zu vermitteln; die Betreuung in diesen Unterkünften hat sich jedoch – insbeson-dere, wenn sie von freien Trägern geführt werden

– sehr verbessert: Es wird regelmäßig Kinderbe-treuung angeboten und die Kolleg/innen sind in der Regel werktags vor Ort, um die Frauen zu be-raten. Somit können wir guten Gewissens Bewoh-nerinnen, die sich durch den Aufenthalt in KARLA 51 stabilisieren konnten, in diese Unterkünfte wei-tervermitteln, sofern es einen freien Platz gibt.

Nur elf Frauen konnten von KARLA 51 aus in eine eigene Wohnung umziehen. Somit liegt dieser Wert zum ersten Mal seit Jahren bei unter 10 %. Hier zählen wir die Untermietverhältnisse mit; ohne diese wären es nur neun Frauen gewesen, die eigenen Wohnraum im Jahr 2018 bezogen ha-

ben. Vier dieser Frauen konnten durch unsere Ver-mittlung eine Wohnung im neu errichteten zwei-ten Horizont-Haus am Domagkpark erhalten. Über SOWON, die digitale Münchner Plattform für Sozialwohnungen konnten wir nur zwei Frauen – Mütter mit Kind – vermitteln.

Der Anteil der Frauen, die zurück in die eheliche Wohnung gegangen sind, ist im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozentpunkte gesunken. Neun Frauen, das sind 7,5 %, verließen KARLA 51 mit un-bekanntem Ziel. Zu diesen gehörten Frauen, bei denen sich nach dem Clearing herausstellte, dass sie keinen Anspruch auf Unterbringung in Mün-chen haben ebenso, wie psychisch auffällige Frauen ohne Krankheitseinsicht und Frauen, die nicht länger auf einen Platz in einer Anschlussein-richtung warten wollten. Erfreulicherweise bleibt der Anteil dieser Frauen seit Jahren unter 10 %.

Sechs Frauen konnten mit unserer Unterstützung in der Psychiatrie aufgenommen werden, das sind deutlich mehr als im vergangenen Jahr. Und bei immerhin zwei Frauen wurde das Gewalt-schutzgesetz angewendet und sie konnten in die eheliche Wohnung zurückkehren. Das sind 100 % mehr als in den vergangenen drei Jahren.

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Ort der Vermittlung 2018 2017 2016

Weitermittlung an soziale Einrichtungen 47 49 65

Davon an:

Haus am Kirchweg 12 7 9

Haus Agnes 11 14 25

Haus für Mutter und Kind, Bleyerstraße 8 6 6

Stationäres Wohnen 7 8 12

Andere (z.B. Bethanien, Altenheim, Lebensplätze) 4 1 6

Ambulante WGs 3 7 -

Therapeutische Einrichtung/therapeutische WG 2 2 3

Stationäre WGs 0 3 2

MKE (Jugendhilfe) 0 2 2

Auch im Jahr 2018 haben wir ausgewertet, in welche sozialen Einrichtungen wir die Bewohnerinnen weiter vermittelten:

Wie man aus dem Verlauf der mittlerweile drei ausgewerteten Jahre sehr deutlich sehen kann, sinkt die Anzahl der in eine frauenspezifische, Ein-richtung weiter vermittelten Frauen. Bewohnerin-nen, wir von KARLA 51 aus in das Haus Agnes ver-mitteln können, werden immer weniger und müssen teilweise bis zu fünf Monate auf einen Platz dort warten. Obwohl das Haus am Kirchweg viel weniger Plätze bietet als Haus Agnes, konnten wir im Jahr 2018 eine Frau mehr dorthin vermitteln.

Erfreulicherweise konnten zwei Frauen mehr als in den Vorjahren in das Haus Bleyerstraße umzie- hen; aber auch hier warten die Frauen viele Mona-te, bevor es klappt. An stationäre WGs (de- zentrales, stationäres Wohnen) und in Mutter-Kind-Einrichtungen konnten wir in den Vorjahren fünf bzw. vier Frauen vermitteln, im Jahr 2018 kei-ne einzige.

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Zeitraum 2018 Anzahl

2018 Anteil

2017 Anteil

2016 Anteil

2015 Anteil

2014 Anteil

Davon am 31.12.2018

noch im Haus

Davon am31.12.2017

noch im Haus

bis 1 Woche 13 7,42 % 4,22 % 14,5 % 3,7 % 8,0 % 1 5

bis 4 Wochen 11 6,28 % 15,06 % 10,0 % 19,7 % 18,2 % 2 7

bis 8 Wochen 35 20,00 % 20,48 % 21,5 % 21,3 % 15,0 % 18 7

bis 3 Monate 38 21,7 % 13,86 % 16,5 % 17,0 % 18,2 % 4 3

bis 6 Monate 41 23,42 % 27,11 % 26,5 % 25,0 % 28,3 % 20 10

bis 1 Jahr 28 16,00 % 15,66 % 9,0 % 9,6 % 8,6 % 5 5

über 1 Jahr 9 5,14 % 3,61 % 2,0 % 3,7 % 3,7 % 5 2

Aufenthaltsdauer in KARLA 51Auch in diesem Jahr ist die Aufenthaltsdauer der Frauen, die am 31.12.2018 noch bei uns gewohnt haben, berücksichtigt und wird eigens ausgewie-sen. Im Jahr 2018 waren dies 55 Frauen.

Von den 175 Übernachterinnen, die 2018 in bei-den Häusern waren (bzw. noch sind), blieben 59 für bis zu acht Wochen im Haus (2017: 66 / 2016: 92 / 2015: 84 / 2014: 76 / 2013: 98). Dies sind mit 33,7 % ein Drittel aller Frauen und bedeutet, dass so we-nige Frauen wie noch nie innerhalb der regulären Aufenthaltsdauer unseres Hauses wieder auszo-gen (2017: 39,76 % / 2016: 46 % / 2015: 44,7 % /

2014: 41 % / 2013: 55,3 %). Von diesen 59 Frauen lebten am 31.12. noch 21 Frauen im Haus.

Den größten Anteil bilden nun die Frauen, die län-ger als drei und kürzer als sechs Monate im Haus blieben. Auch hier hat es eine Veränderung gege-ben, im Vorjahr stellte die Gruppe der Frauen, die bis zu drei Monate im Haus blieben, die größte Gruppe. Die Gruppe der Frauen, die länger als sechs Monate und sogar länger als ein Jahr im Frauenobdach lebten, steigt auf über 21 %; auch hier ist der Wert so hoch wie nie zuvor. Wir konn-ten allerdings 27 von diesen 37 „Langzeitbewoh-nerinnen“ innerhalb des Jahres 2018 weiter ver-mitteln.

Verweildauer der Frauen im Haus:

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Im Jahr 2018 lebten 26 Mütter mit insgesamt 27 Kindern bei uns im Haus. Sechs dieser Frauen brachten ihre Kinder während des Aufenthalts im Frauenobdach zur Welt. Elf der Mütter sind auch am 31.12. noch im Frauenobdach, somit konnten wir nur 15 Mütter weiter vermitteln.

Weitervermittelte Mütter: 2018: 15 von 26 Müttern2017: 23 von 27 Müttern2016: 27 von 34 Müttern

Von den 15 Müttern, die wir 2018 weiter vermit-teln konnten, zogen

• Acht Frauen in das Mutter-Kind-Haus an der Bleyerstraße.

• Zwei gingen zurück zu Ehemann / Partner.• Eine Frau konnte mit ihrem Kind eine neue Woh-

nung beziehen.• Bei einer Frau konnte das Gewaltschutzgesetz an-

gewendet werden und sie zog mit ihrem Kind in die vorherige Wohnung zurück,

• Eine Frau zog ohne ihr Kind in das Haus Agnes (Inobhutnahme)

• Eine Frau zog in eine stationäre Wohnform (Kind nur zeitweise zu Besuch)

• Eine Frau zog mit dem Kind zu Bekannten

20 Mütter verblieben länger als drei Monate, drei davon sogar länger als ein Jahr im Frauenobdach. Diese hohe Anzahl korreliert mit der gestiegenen Anzahl ausländischer Frauen, die 2018 im Haus leb-ten: Die meisten dieser Frauen kommen mit unge-klärtem oder sehr unsicherem Aufenthaltsstatus bei uns an. Die Clearingprozesse sind kompliziert und langwierig; bevor Aufenthalts- und Finanzsta-tus nicht geklärt sind, ist an eine Weitervermitt-lung nicht zu denken. Zugleich beträgt die Warte-zeit für das Haus Bleyerstraße aktuell bis zu elf Monate. Zwei Mütter warteten länger als ein Jahr, bis sie eine Sozialwohnung beziehen konnten.

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Zeitraum 2018 Anzahl

2018 Anzahl

2017 Anzahl

2016 Anzahl

Davon am 31.12.2018

noch im Haus

bis 1 Woche 1 2 5 4 0

bis 4 Wochen 0 4 1 6 0

bis 8 Wochen 3 1 7 4 2

bis 3 Monate 2 4 3 7 0

bis 6 Monate 11 10 10 0 5

bis 1 Jahr 6 5 8 9 3

über 1 Jahr 3 1 1 4 1

Verweildauer der Frauen mit Kind(ern)

Ursachen für die längere VerweildauerMittlerweile leben zwei Drittel aller Übernachte-rinnen länger als acht Wochen im Haus. Waren es 2016 noch 54 %, und 2017 bereits 62,5 %, sind es im Jahr 2018 schon 66,3 %. Natürlich können wir deshalb auch weniger Frauen aufnehmen als frü-her. Ein wichtiger Faktor, der die lange Verweildau-er begünstigt, ist der unverändert kaum vorhan-dene Wohnraum in München. Auch wenn in der Stadt mittlerweile viel gebaut wird, die Zahl der Wohnungssuchenden überschreitet das Angebot bei weitem. Das bedeutet natürlich, dass unsere

Frauen auf Plätze in Anschlusseinrichtungen lan-ge warten müssen, denn dort bleiben die Frauen ebenso viel länger, bis sie in einen eigenen Wohn-raum umziehen können.

Daneben spielen allerdings noch weitere

Faktoren eine Rolle:

• Vor allem die ausländischen Frauen kommen häufig ohne die für eine Klärung der Finanzen und der Anspruchsberechtigung notwendigen Papiere bei uns an. Sind zusätzlich noch Sprach-barrieren vorhanden (die nichtdeutschen Klien-tinnen machen im Jahr 2018 einen Prozentsatz

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von 60 aus), dauert es lange, bis alles Notwen-dige beisammen ist, häufig viel länger als acht Wochen.

• Für Frauen mit Kindern gibt es in München eine Anschlusseinrichtung an den Aufenthalt in KARLA 51. Dort beträgt die Wartezeit aktuell bis zu elf Monate. Frauen mit Kindern, bei denen wir einen erhöhten Unterstützungsbedarf beim Um-gang mit dem Kind sehen, bleiben in der Regel noch viel länger bei uns, bis über die Jugendhilfe ein geeignetes Mutter-Kind-Haus genehmigt wurde. Im Jahr 2018 konnten wir allerdings – trotz des vorhandenen Bedarfs – keine Mutter in ein solches Haus vermitteln.

• Im Jahr 2018 haben wir einen besonders hohen Prozentsatz an Frauen beherbergt, die neben ei-ner psychischen Erkrankung noch eine chroni-sche körperliche Erkrankung oder eine Suchter-krankung mitbrachten. Für solche Frauen stellt sich die Weitervermittlung als extrem schwierig heraus, vor allem, wenn die Frauen noch ein großes Autonomiebedürfnis mitbringen und ei-gentlich nichts anderes wollen als eine eigene Wohnung. Diese Frauen brauchen eine lange, stabile und professionelle Beziehung, um über-haupt den Gedanken an einen Umzug in eine andere betreute Einrichtung zulassen zu kön-nen, sind ständig auf dem Absprung und äußerst

betreuungsintensiv. Hier zeigt sich deutlich der Bedarf nach weiteren Lebensplätzen für Frauen – denn die Warteliste der Lebensplätze umfasst momentan 31 Namen …

• Zusätzlich werden die bürokratischen Hürden für eine Aufnahme in einer entgeltfinanzierten, stationären Einrichtung immer höher. Da das finanzielle Risiko mittlerweile bei diesen Einrich-tungen selbst liegt, können dort nur Klientinnen aufgenommen werden, bei denen die Kosten-zusage des überörtlichen Trägers vorliegt – ein Prozess der leider sehr lange dauern kann.

Nationalität der aufgenommenen FrauenDer Anteil der ausländischen Frauen ist 2018 sprunghaft angestiegen und liegt mit etwas mehr als 60 % so hoch wie nie. Von den 172 Übernach-terinnen haben 68 die deutsche Staatsangehörig-keit, 104 eine andere.

Es bestätigt sich, dass ausländische Frauen immer stärker von Armut und Wohnungslosigkeit betrof-fen sind – vor allem, wenn sie auch noch ein oder mehrere Kinder haben.

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2018

2017

2016

2015

2014

deutsch Nicht deutsch

49,07 % 50,93 %

42,00 % 58,00 %

41,30 % 58,70 %

39,53 % 60,47 %

44,30 % 55,70 %

Nationalität

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Land (siehe auch Karte)2018

Anzahl2018

Anteil2017

Anteil2016

Anteil2015

Anteil2014

Anteil

Afrika (Äthiopien, Burkina Faso, Eritrea, Ghana, Kenia, Kongo, Nigeria, Senegal, Sierra Leone, Somalia, Tansania, Togo, Tunesien, Uganda)

33 31,73 % 32,93 % 34,26 % 23,6 % 24,0 %

aus den „neuen“ EU-Ländern (Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien)

14 13,46 % 15,85 % 19,44 % 25,5 % 21,3 %

aus den „alten“ EU-Ländern (Frankreich, Griechenland, Italien, Spanien)

11 10,57 % 12,20 % 4,63 % 14,2 % 13,0 %

Andere (Brasilien, Irak, Iran, Kolumbien, Moldawien, Peru, USA)

11 10,57 % 10,98 % 16,67 % 19,8 % 16,7 %

Afghanistan 9 8,65 % 3,66 % 2,78 % 1,9 % 1,8 %

Türkei 7 6,73 % 8,54 % 4,63 % 1,9 % 6,5 %

Syrien 6 5,76 % - - - -

Serbien 3 2,90 % 2,44 % 3,70 % 2,8 % 2,8 %

Kosovo 3 2,90 % - 2,78 % 3,8 % -

Asien (Indien, Philippinen, Vietnam) 3 2,90 % 8,54 % 7,41 % 3,8 % 8,3 %

Bosnien 2 1,92 % 4,88 % 3,70 % 2,8 % 1,8 %

Staatenlos 2 1,92 % - - - -

Herkunft der ausländischen Frauen

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10,57 % Andere Brasilien, Irak, Iran, Kolumbien, Moldawien, Peru, USA

10,57 %„alte“ EU-LänderFrankreich, Griechen-land, Italien, Spanien

31,73 % AfrikaÄthiopien, Burkina Faso, Eritrea, Ghana, Kenia, Kongo, Nigeria, Senegal, Sierra Leone, Somalia, Tansania, Togo, Tunesien, Uganda

13,46 %„neue“ EU-LänderBulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien

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2,90 %Asien Indien, Philippinen, Vietnam

6,73 % Türkei

5,76 % Syrien

2,90 % Serbien

2,90 % Kosovo

1,92 % Bosnien

8,65 % Afghanistan

1,92 % Staatenlos

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Der Anteil der afrikanischen Frauen bleibt wie im Vorjahr bei über 30 % und stellt somit die größte Gruppe der ausländischen Frauen. Leicht sinkend sind die Anteile der Ausländerinnen aus den neu-en und alten EU-Ländern. Dafür steigt die Anzahl der Frauen aus Afghanistan und Syrien deutlich an. In diesem Jahr haben wir erstmals die Anzahl der syrischen Frauen eigens ausgewiesen. In den Jahren zuvor kamen jährlich zwei bis drei Frauen aus Syrien, in 2018 sind es mit fast sechs Prozent sechs Frauen. Hier wird deutlich, dass Frauen, die anerkannte Flüchtlinge sind, genau so wohnungs-los werden wie andere Frauen und eine Aufnah-me im Frauenobdach brauchen.

Wir gehen weiterhin davon aus, dass der Aus-schluss von Sozialleistungen für AusländerInnen, die nicht arbeiten, nach SGB II und SGB XII dafür verantwortlich ist, dass weniger Frauen aus den neuen und alten EU-Ländern bei uns ankommen.

Zwei staatenlose Frauen beherbergten wir im Jahr 2018, eine davon war hochschwanger und ent-band während ihres Aufenthaltes in KARLA 51 Zwillinge, der Antrag auf deutsche Staatsbürger-schaft ist gestellt. Diese Frau wartet auf einen Platz im Haus Bleyerstraße.

Die andere staatenlose Frau konnte über Arbeits-kollegen eine eigene Wohnung finden.

Aufenthaltstitel der ausländischen FrauenZwei Frauen aus Syrien und Kenia hatten einen Aufenthalt aus humanitären Gründen; fünf Frauen eine Aufenthaltsgestattung; 28 Frauen hatten eine befristete Aufenthaltserlaubnis, neun Frauen eine Duldung, 25 Frauen hatten die „EU-Freizügigkeits-bescheinigung“. 28 der ausländischen Frauen ka-men mit einer Niederlassungserlaubnis zu uns, die ihnen den unbegrenzten Aufenthalt in Deutsch-land ermöglicht. Zwei Frauen kamen mit unbe-kannten, bzw. ungeklärtem Status zu KARLA 51.

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Krankenversicherung 25 Frauen waren bei Einzug nicht krankenversi-chert, bei fünf Klientinnen war der Status unklar. 18 dieser 25 Frauen konnten wir in die gesetzliche

Krankenversicherung bringen. Bei zwei Frauen war der Status der Krankenversicherung auch beim Auszug noch unklar.

Wie bestritten die Frauen ihren Lebensunterhalt?

Anzahl Von den 172 Frauen erhielten bei ihrer Ankunft im Haus

3 hier muss stehen: Leistungen aus dem Arbeitslosengeld I

42 Leistungen nach SGB II, also Arbeitslosengeld II (Hartz IV), vier davon aufstockend zum eigenen Einkommen

1 Leistungen nach Asylbewerberleistungsgesetz

3 Leistungen nach SGB XII (Grundsicherung). Davon eine aufstockend zur Rente

16 Frauen lebten ausschließlich von ihrer Rente

34 Frauen lebten von Lohn oder Gehalt

7 Frauen erhielten Mutterschaftsgeld oder Unterhalt.

66 Frauen hatten keinerlei Einkommen Anzahl Bis zum Auszug bzw. zum Jahresende erhielten

67 Frauen ALG II

5 Frauen SGB XII

5 Frauen, die beim Einzug keinerlei Einkommen hatten, erhielten bei Auszug Gehalt, bzw. Auszubildendeneinkommen.

5 Frauen hatten beim Auszug keinerlei Einkommen, bzw. war es unklar, wovon sie lebten.

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PersonalIm Frauenobdach KARLA 51 arbeiten

• Zwölf Sozialpädagoginnen,

• zwei Fachkräfte in der Kinderbetreuung,

• zwei Hauswirtschafterinnen,

• zwei Verwaltungskräfte,

• ein Hausmeister und

• 61 Frauen an der Pforte.

• 20 Frauen und Männer unterstützten

uns im Jahr 2018 ehrenamtlich.

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Die Mitarbeiterinnen von KARLA 51 nahmen im Jahr 2018 an folgenden Fortbildungen und Fachtagungen teil:

• Inhouse-Schulung: Deeskalationstraing

• Inhouse-Schulung: Ausbildung zur Brandschutzhelferin

• Inhouse-Schulung: Infektionsschulung

• Fortbildung „Atemmethoden, Lachyoga und Entspannung“

• Fortbildung „Hilf mir, es selbst zu tun“

• Schulung „Neueste Entwicklungen im SGB II“

• Aufbaustudium „Soziales Management“

• Grundlagenkurs „Hilfe für wohnungslose Männer und Frauen in besonderen sozialen Schwierigkeiten“

• Kongress „Alternativen zu Entrechtung und Ausgrenzung“

• Fachtag „Psychische Erkrankungen“

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KARLA 51 ist in folgenden Gremien und Arbeitskreisen aktiv: • AK „Hilfe für Frauen in Not“ München

• AK Wohnungslosenhilfe München München

• Jährliche Besprechung der Stabsstelle im Ausländeramt

der Stadt mit Frauenhilfeorganisationen München

• AK „Frauen und Sucht“ München

• AK „Frauen und Recht“ München

• AK „Stoppt Sexkauf“ München

• AK Fachbasis „Maxvorstadt“ München

• AK „Runder Tisch gegen Männergewalt“ München

• Münchner Frauennetz für eine frauengerechte Stadt München

• Fachausschuss Wohnungslosenhilfe des Diakonisches Werkes Bayern Landesebene

• Konferenz Wohnungslosenhilfe Bayern Landesebene

• Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe Bundesebene

• Evangelische Obdachlosenhilfe in Deutschland Bundesebene

Fachtagungen, Gremien, Fortbildungen

Im Jahr 2018 bildeten wir sieben Schülerinnen

von Gymnasien und Fachoberschulen für Sozial-

wesen schulbegleitend fachpraktisch aus und

gaben zwei jungen Frauen die Möglichkeit, ihr

praktisches Studiensemester im Studiengang

Soziale Arbeit bei uns zu absolvieren.

Die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen von

KARLA 51 hielten Vorträge zum Thema „Armut

und Wohnungslosigkeit bei Frauen“ vor unter-

schiedlichsten Gremien und der (Fach)Öffent-

lichkeit. Mehrere Konfirmandengruppen von mit

uns befreundeten Kirchengemeinden wurden

im Haus empfangen und die Arbeit vorgestellt.

Studierende der Fachhochschulen, Freiwilli-

gendienste, Sozialclubs, Pfarrgemeinden und

Wirtschaftsunternehmen wurden ins Haus ein-

geladen.

Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen von

KARLA 51 wurden für zahlreiche Fernseh- und Ra-

diobeiträge interviewt.

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Spendenkonto:

Evangelisches Hilfswerk MünchenHypoVereinsbankKto.Nr. 275 44 44BLZ 700 202 70

BIC: HYVEDEMMXXXIBAN: DE33 7002 0270 0002 7544 44

Bitte unbedingt angeben: Verwendungszweck: KARLA 51

Über Ihre Spende freuen wir uns!

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