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85 INTERVIEW :: WOHNLICH DIE WÜNSCHE ERFASSEN Man könnte ihn als "Badflüsterer" bezeichnen: Designer Torsten Müller entwirft individuelle Badkonzepte. orte inspirieren den Kunden? Dadurch kommen schon bestimmte Farben zum Vorschein, die vom Kunden bevorzugt werden. Es geht auch um die Materialien. Ich gebe den Menschen bestimmte Dinge in die Hand, lasse sie fühlen und riechen. Auch da zeichnen sich dann Vorlieben ab, die eine nähere Eigenschaftsausarbeitung der Bad- architektur ermöglichen. Und so entstehen Bad- entwürfe mit ganz spezifischen Ausprägungen. Das kann das mediterrane Wohlfühlbad sein oder das »Private Spa im African Look«, das Baden im kühlen Bergsee oder das Duschen unter einem Monsunschauer. Das Ganze ist natürlich noch eine Frage des jeweiligen Budgets. TRAUMBÄDER: Und was wäre für Sie ein absolutes »No-Go«? TORSTEN MÜLLER: Die »Metzgerei Schröter«. Da- mit meine ich Räume, die bis an die Decke hoch gefliest sind, so dass man an allen Seiten von Fugen umgeben ist. So etwas hat schon beinahe Schlachthaus-Charakter. Es genügt völlig, wenn man zwei Rückwände für die Dusche mit Natur- stein oder großformatigen Fliesen besetzt und für die restlichen Wände einen anderen Belag vorsieht. Aber auch ein komplett weißes »Wohl- fühlbad« ohne warme Akzente wird sich auf Dauer bei unseren Temperaturen nicht behaglich anfühlen. TRAUMBÄDER: Warum sollte ein Bad über- haupt Wohnzimmer-Charakter haben? TORSTEN MÜLLER: Das Badezimmer hat in den vergangenen Jahren eine große Vernachlässigung von uns erfahren. Das ist aber leider ein großer Fehler. Denn bei den ganzen Anspannungen, die wir draußen vorfinden, braucht unsere Seele einen Rückzugsort, der eine gewisse Behaglich- keit wiederspiegelt. Denn irgendwo muss man ja für sich selbst neue Energie herschöpfen. Im Bad sollten wir uns nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich reinigen können. TRAUMBÄDER: Und wie erzielt man ein wohnliches Ambiente im Badezimmer? TORSTEN MÜLLER: Das wohnliche Ambiente wird konkret erzielt, wenn das Bad die Wünsche und Bedürfnisse des jeweiligen Kunden wieder- spiegelt. Es ist ein Raum, in dem wir uns ohne Kleidung aufhalten. Und das ist ein Hauptas- pekt, warum dieser Raum alle Sinne ansprechen sollte. Wobei dies wiederum von Kunde zu Kunde unterschiedlich sein kann. Der eine ist vielleicht angesprochen, wenn er eine Oberfläche fühlt, die einen starken haptischen Charakter hat, mit Vertiefungen und Strukturen. Der andere liebt es dagegen eher glatt. TRAUMBÄDER: Wie finden Sie heraus, wel- cher Stil zu wem passt? TORSTEN MÜLLER: Leider ist es nicht immer so, dass ein Kunde direkt schon weiß, was er will. So ist die Bedarfsanalyse oft ein längerer Prozess. Ich frage dann immer nach den persönlichen Wünschen und Sehnsüchten. Welche Urlaubs- Fotos: Torsten Müller, www.design-bad.com

Exklusive Traumbaeder 2012 INTERVIEW Torsten Mueller

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Exklusive Traumbaeder 2012 INTERVIEW Torsten Mueller Die Lässigkeit des Seins! Das Sonderheft ist ein Lesegenuss und optisches Vergnügen zugleich. Es lädt zum Schwelgen und Träumen ein und zeigt Bad-Beispiele und Wohlfühl-Oasen der Spitzenklasse. Das Magazin gliedert sich in insgesamt sechs Themenschwerpunkte, die alle mit den Bereichen Wellness und Luxus zu tun haben. Gelassenheit, Erotik im Bad, "Shabby Chic", Naturstein, Licht und Wohnlichkeit im Bad.

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85

I N T E R V I E W : : WO H N L I C H

DiE WÜNSCHE ERFASSEN

Man könnte ihn als "Badflüsterer" bezeichnen: Designer

Torsten Müller entwirft indiv iduelle Badkonzepte.

orte inspirieren den Kunden? Dadurch kommen

schon bestimmte Farben zum Vorschein, die vom

Kunden bevorzugt werden. Es geht auch um die

Materialien. Ich gebe den Menschen bestimmte

Dinge in die Hand, lasse sie fühlen und riechen.

Auch da zeichnen sich dann Vorlieben ab, die

eine nähere Eigenschaftsausarbeitung der Bad­

architektur ermöglichen. Und so entstehen Bad­

entwürfe mit ganz spezifischen Ausprägungen.

Das kann das mediterrane Wohlfühlbad sein oder

das »Private Spa im African Look«, das Baden im

kühlen Bergsee oder das Duschen unter einem

Monsunschauer. Das Ganze ist natürlich noch

eine Frage des jeweiligen Budgets.

TRAUMBÄDER: Und was wäre für Sie ein

absolutes »No-Go«?

TORSTEN MÜLLER: Die »Metzgerei Schröter«. Da­

mit meine ich Räume, die bis an die Decke hoch

gefliest sind, so dass man an allen Seiten von

Fugen umgeben ist. So etwas hat schon beinahe

Schlachthaus­Charakter. Es genügt völlig, wenn

man zwei Rückwände für die Dusche mit Natur­

stein oder großformatigen Fliesen besetzt und

für die restlichen Wände einen anderen Belag

vorsieht. Aber auch ein komplett weißes »Wohl­

fühlbad« ohne warme Akzente wird sich auf

Dauer bei unseren Temperaturen nicht behaglich

anfühlen.

TRAUMBÄDER: Warum sollte ein Bad über-

haupt Wohnzimmer-Charakter haben?

TORSTEN MÜLLER: Das Badezimmer hat in den

vergangenen Jahren eine große Vernachlässigung

von uns erfahren. Das ist aber leider ein großer

Fehler. Denn bei den ganzen Anspannungen,

die wir draußen vorfinden, braucht unsere Seele

einen Rückzugsort, der eine gewisse Behaglich­

keit wiederspiegelt. Denn irgendwo muss man ja

für sich selbst neue Energie herschöpfen. Im Bad

sollten wir uns nicht nur äußerlich, sondern auch

innerlich reinigen können.

TRAUMBÄDER: Und wie erzielt man ein

wohnliches Ambiente im Badezimmer?

TORSTEN MÜLLER: Das wohnliche Ambiente

wird konkret erzielt, wenn das Bad die Wünsche

und Bedürfnisse des jeweiligen Kunden wieder­

spiegelt. Es ist ein Raum, in dem wir uns ohne

Kleidung aufhalten. Und das ist ein Hauptas­

pekt, warum dieser Raum alle Sinne ansprechen

sollte. Wobei dies wiederum von Kunde zu Kunde

unterschiedlich sein kann. Der eine ist vielleicht

angesprochen, wenn er eine Oberfläche fühlt,

die einen starken haptischen Charakter hat, mit

Vertiefungen und Strukturen. Der andere liebt es

dagegen eher glatt.

TRAUMBÄDER: Wie finden Sie heraus, wel-

cher Stil zu wem passt?

TORSTEN MÜLLER: Leider ist es nicht immer so,

dass ein Kunde direkt schon weiß, was er will. So

ist die Bedarfsanalyse oft ein längerer Prozess.

Ich frage dann immer nach den persönlichen

Wünschen und Sehnsüchten. Welche Urlaubs­

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