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~I36 Unsere jetzige PUblikation soll lediglich die Auffassung be- griinden, dal3 es hyperkeratotische Exantheme yore Typus der gonorrhoischen in Zusammenhang mit nichtgonorrhoischen Gelenkaffektionen gibt. Literatur: A. BUSCHKE, l)ber Exantheme bei Gonorrh6e. Arch. f. Dermatol. u. Syphilis 48, m. 3. -- A. BUSCHKE, Haut- krankheiten bei Gonorrh6e im alten Handbuch der Geschlechts- krankheiten; lJber universell-symmetrische, entztindliche Hyper- keratosen auf uroseptischer und arthritischer Basis. Arch. f. Der- matol, u. Syphilis xI3. -- A. BUSCHKE und ERICH LANGER, Hyper- keratotische Exantheme bei Gonorrh6e und ihre ]3eziehungen zur Psoriasis. -- W. JOLANI)ER,Acta dermato-venereol. 8, H. 4 (dort auch weitere Literatur). KLINISCHE \VOCHENSCHRITT. 7. JAHRGANG. Nr. 24 EXPERIMENTELLE BEITRAGE ZUR SYMPTOMA- TOLOGIE DER AKUTEN BLUTZERFALLSKRANK- HEITEN: SCHWARZWASSERFIEBER, PAR- OXYSMALE HAMOGLOBINURIE uSW. Von W. BORCHARDT und C. TRoPP. Aus dem Institut ffir Sehiffs- und Tropenkrankheiten zn Hamburg (Direktor: Ober- medizinalrat Prof. Dr. NOCHT, Direktorial-Abteilung und Chemisehe Abteilung: Vorsteher: Prof. Dr. GIEMSA). Die Symptomatologie der Krankheiten, die mit akutem, st~rkerem Blutzerfall einhergehen, wie Schwarzwasserfieber, paroxysmale H~moglobinurie, Resorption yon gr613eren Blut- ergfissen, ein Teil pathologischer Erscheinungen nach Blut- transfusionen usw., ist trotz differenter Atiologie in hohem Mal3e ~hnlich. Dieser Gesichtspunkt war mal3gebend fiir die nachfolgenden Tierversuche. Dabei sollte die Wirkung der einzelnen, nativen bzw. pr~parierten Bestandteile des arteigenen Blutes in der Zirkulation festgestellt werden. Es gelang nun nachzuweisen, dal3 ein Teil der Symptome, wie Schiittelfrost, Fieber und Shocksymptome, durch mehr oder weniger wohlcharakterisierte K6rper ausgel6st werden. Andere Bestandteile des verabreichten arteigenen Blutes wurden wieder als indifferent bzw. physiologisch nicht bedeutsam befunden. Wie aus den Erfahrungen bei menschlichen Bluttrans- fusionen bekannt ist, werden im allgemeinen groBe Mengen unver~nderten, arteigenen Blutes sehr gut vertragen, wenn die Blutgruppenzugeh6rigkeit yon Spender und Empf~nger zueinander passen. Ganz anders steht es nun, sobald man das arteigene Blur vor der Injektion durch Aqua dest. h~mo- lysiert und danach wieder mit Kochsalz isotonisch gemacht hat. Kleine Mengen werden auch hiervon (ca. 1,5-- 4 g Hb. enthaltend, von ca. 2okg schweren Hunden) symptomlos vertragen, mittelgrol3e Dosen (ca. 4,5--6g Hb.) erzeugen Schfittelfrost und hohes Fieber, withrend noch gr613ere Mengen (ca. 7--8 g Hb.) bei direkter intraven6ser Injektion zu foudroyantem Shock mit Dyspnoe, Cyanose, voriiber- gehendem Kollaps, klonisch-tonischen Kritmpfen, Unter- temperatur usw. ftihren I. Trotz symptomatischer A_hnlich- keit mit deln anaphylaktischen Shock ist der bier beschriebene nach der Ch. Richetschen Definition nicht hierher zu rechnen, da er schon bei erstmaliger Injektion auftritt. W~ihrend der l~berschwemmung der Blutbahn mit freiem Hb. besteht H~imoglobiniimie und bei l~berschreitung des jeweiligen Nierenschwellenwertes auch H~moglobinurie. Das H~imo- globin hat, wie bekannt, keinen festen Schwellenwert. Nach mehrfachen, t~iglich aufeinanderfolgenden Injektionen l~13t sich dieser jedoch auf einen Minimalwert herabdrficken. Beim Hunde liegt diese Schwelle relativ niedrig: ca. 2--2,5 g Hb. = 15--2o ccm h~im01ysiertes Gesamtblut bei einem ca. 20 kg schweren Tiere, d. h. es wfirde der Zerfall yon ca. o,8--1 ccm Eigenblut pro Kilogramm K6rpergewicht zur 'beginnenden H~imoglobinurie genfigen. Experimentelle Aus- schaltung yon Milz, Leber, ebenso Wi e eine vorfibergehende hochgradige Sch~digung der Nierenzirkulation verm6gen diesen Wert gar nicht oder nur geringgradig herabzudrfickem Nach unseren umfan'greichen Unt.ersuchungen betreffs der Hb.-Ausscheidung dutch die Nieren m6chten wir die These Io. JUNI 1928 verteidigen : I~eine wahre H~moglobinurie ohne vorher- gehende Hiimoglobin~mie. Zusatz yon verdfinnteln Alkali bzw. S~ure zu derart h~molysiertem Blute macht es wesentlich toxischer. Schon bei relativ geringen Dosen derartig h~matinisierten arteigenen Blutes kommt es zum Shock :der oben geschilderten Art. -Nach anf~nglicher Einspritzung kleinerer Dosen werden spitterhin gr613ere vertragen : Erscheinungen, die yore Studium des anaphylaktischen Shocks her bekannt sind. Bei ver- tr~glichen Dosen h~matinisierten Blutes stellt sich bei vorher v611ig unbehandelten Tieren unter Umst~nden HAmoglobin- Amie neben der H~matin~mie und unter Schfittelfrost h6heres Fieber ein. Das hierbei verabreichte HAmatin wird nicht durch die Nieren ausgeschieden, im Gegensatz zum viel gr613eren Hb.-Molekfil, sondern vom IR.-E.-S. yon Milz und Leber gespeichert. Die Ausscheidung gr613erer Mengen reinen Blutfarbstoffs bzw. seiner Derivate durch die Nieren ist also vorl~ufig physikalisch-chemisch verst~ndlichen Pro- zessen nicht unterworfen. Im weiteren gait es aufzufinden, welche Bestandteile des arteigenen Blutes verantwortlich waren ffir die geschil- derten Versuchsresultate. Zuerst ging es an eine Analyse der Einzelbestandteile der roten Blutk6rperchen. Nenckisches H~.matin des Handels (Merck) erzeugt Fieber (nach KIKUTH*). Selbsthergestelltes ,,Reinh~min", also die Farbkomponente des Blutfarbstoffes bzw. daraus durch L6sung in verdfinntem Alkali gewonnenes ReinhAmatin, wird in relativ groBen Dosen symptomlos, vor allem ohne Fieber und Shock vertragen. Es kreist dabei l~ngere Zeit im Blute, passiert hingegen nicht die Niere. Reinh~matin macht somit entgegen den Angaben yon BROWN 2 und iibereinstimmend mit denen yon BUTTER- FIELD und BENEDICT 3 auch bei fortgesetzten Iiajektionen kein Fieber. Das Reinhlimatin wirkt in unphysiologisch grol3en Dosen t6dlich; die Todesursache ist dabei unklar. Die Mi!z derart verstorbener Tiere sieht wie die bei chronischer Malaria aus: die Reticulumzellen der Milz und die I~upfferscher~ Sternzellen der Leber (letztere besonders bei milzexstirpierten Tieren) sind vollgestopft mit H~imatinpigment. Line physio- logisch schAdigende Bedeutung dfirfte das bei Blutzerfalls- krankheiten vermehrt auftretende H~matin nicht haben. Das Globin, die Eiweil3komponente des Blutfarbstoffes, ist die Ursache der vorher besprochenen Shocksymptome 4. Sauer bzw. alkalisch gel6stes Globin ist giftiger als neutrales. Nach den Shockbefunden mit einfach h~molysiertem Blur mfil3te danach abet das H~imoglobinmolekfll zum Teil in w~is- seriger L6sung in das toxische Globin und die Yarbkomponente dissoziiert sein. Chemisch weitgehend gereinigtes Globin ffihrt in gerade noch vertr~iglichen Dosen unter bisher nicht analysierbaren Umst~nden in vielen F~illen zur intravasalen Zerst6rung roter Blutk6rperchen, mel3bar an der auftretenden H~moglobinAmie** bzw. je nach dem Grade letztererauch an der Hiimoglobinurie. Unklar bleibt bisher, warum das Globin besonders scheinbar nach mehrfachen Injektionen beim gleichen Tiere nicht blutzerst6rend wirkt. Physio- logisch dfirfte es h6chstens als shockausl6sendes, nicht als blutzerst6rendes Agens in Frage kommen, da hierzu relativ grotle Dosen erforderlich sind. Der Restbestandteil der roten Blutk6rperchen, die Blut- schatten, bewirken in gr6Berer Menge Schiittelfrost und Fieber, in kleinerer nur Fieber, einerlei, ob einfach in o,9proz. Kochsalz suspendiert oder alkalisch gel6st. Danach dfirften also die Stromata ffir Schfittelfrost und Fieber bei all den Krankheiten verantwortlich sein, die mit akutem, stArkerem Blutzerfall einhergehen : beim relativ Parasitenfreien Schwarz- wasserfieber, paroxysmaler H~imoglobinurie, Fieber nach Blutergfissen bzw. Bluttransfusionen; ob auch ffir die gleich- artigen Symptom e bei der akuten Mala/ria, ist an Hand der vorliegenden Experimente nicht zu entscheiden, doch sehr wahrscheinlich. Bei einem-ca. 2okg schweren Hunde mit einer Blutmenge yon Ca. i60o:ccm reichen nach den eingangs * Nach unver6ffentliehten Versnehen. ' ** Das Blur wurde in schonendster Weise in 2t/2 proz. Natfiumcitrat und *[~ proz. Gelatine aufgefangen.

Experimentelle Beiträge zur Symptomatologie der Akuten Blutzerfallskrankheiten: Schwarzwasserfieber, Paroxysmale Hämoglobinurie usw

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Page 1: Experimentelle Beiträge zur Symptomatologie der Akuten Blutzerfallskrankheiten: Schwarzwasserfieber, Paroxysmale Hämoglobinurie usw

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Unsere jetzige PUblikation soll lediglich die Auffassung be- griinden, dal3 es hyperkeratotische Exantheme yore Typus der gonorrhoischen in Zusammenhang mit nichtgonorrhoischen

Gelenkaffektionen gibt.

L i t e r a t u r : A. BUSCHKE, l)ber Exantheme bei Gonorrh6e. Arch. f. Dermatol. u. Syphilis 48, m. 3. -- A. BUSCHKE, Haut- krankheiten bei Gonorrh6e im alten Handbuch der Geschlechts- krankheiten; lJber universell-symmetrische, entztindliche Hyper- keratosen auf uroseptischer und arthritischer Basis. Arch. f. Der- matol, u. Syphilis xI3. -- A. BUSCHKE und ERICH LANGER, Hyper- keratotische Exantheme bei Gonorrh6e und ihre ]3eziehungen zur Psoriasis. -- W. JOLANI)ER, Acta dermato-venereol. 8, H. 4 (dort auch weitere Literatur).

K L I N I S C H E \ V O C H E N S C H R I T T . 7. J A H R G A N G . Nr . 24

EXPERIMENTELLE BEITRAGE ZUR SYMPTOMA- TOLOGIE DER AKUTEN BLUTZERFALLSKRANK-

HEITEN: SCHWARZWASSERFIEBER, PAR- OXYSMALE HAMOGLOBINURIE uSW.

V o n

W. BORCHARDT und C. TRoPP. Aus dem Ins t i tu t ffir Sehiffs- und Tropenkrankheiten zn Hamburg (Direktor: Ober- medizinalrat Prof. Dr. NOCHT, Direktorial-Abteilung und Chemisehe Abteilung:

Vorsteher: Prof. Dr. GIEMSA).

Die Symptomatologie der Krankheiten, die mit akutem, st~rkerem Blutzerfall einhergehen, wie Schwarzwasserfieber, paroxysmale H~moglobinurie, Resorption yon gr613eren Blut- ergfissen, ein Teil pathologischer Erscheinungen nach Blut- transfusionen usw., ist trotz differenter Atiologie in hohem Mal3e ~hnlich. Dieser Gesichtspunkt war mal3gebend fiir die nachfolgenden Tierversuche. Dabei sollte die Wirkung der einzelnen, nativen bzw. pr~parierten Bestandteile des arteigenen Blutes in der Zirkulation festgestellt werden. Es gelang nun nachzuweisen, dal3 ein Teil der Symptome, wie Schiittelfrost, Fieber und Shocksymptome, durch mehr oder weniger wohlcharakterisierte K6rper ausgel6st werden. Andere Bestandteile des verabreichten arteigenen Blutes wurden wieder als indifferent bzw. physiologisch nicht bedeutsam befunden.

Wie aus den Erfahrungen bei menschlichen Bluttrans- fusionen bekannt ist, werden im allgemeinen groBe Mengen unver~nderten, arteigenen Blutes sehr gut vertragen, wenn die Blutgruppenzugeh6rigkeit yon Spender und Empf~nger zueinander passen. Ganz anders steht es nun, sobald man das arteigene Blur vor der Injektion durch Aqua dest. h~mo- lysiert und danach wieder mit Kochsalz isotonisch gemacht hat. Kleine Mengen werden auch hiervon (ca. 1,5-- 4 g Hb. enthaltend, von ca. 2okg schweren Hunden) symptomlos vertragen, mittelgrol3e Dosen (ca. 4 , 5 - - 6 g Hb.) erzeugen Schfittelfrost und hohes Fieber, withrend noch gr613ere Mengen (ca. 7--8 g Hb.) bei direkter intraven6ser Injektion zu foudroyantem Shock mit Dyspnoe, Cyanose, voriiber- gehendem Kollaps, klonisch-tonischen Kritmpfen, Unter- temperatur usw. ftihren I. Trotz symptomatischer A_hnlich- keit mit deln anaphylaktischen Shock ist der bier beschriebene nach der Ch. Richetschen Definition nicht hierher zu rechnen, da er schon bei erstmaliger Injektion auftrit t . W~ihrend der l~berschwemmung der Blutbahn mit freiem Hb. besteht H~imoglobiniimie und bei l~berschreitung des jeweiligen Nierenschwellenwertes auch H~moglobinurie. Das H~imo- globin hat, wie bekannt, keinen festen Schwellenwert. Nach mehrfachen, t~iglich aufeinanderfolgenden Injektionen l~13t sich dieser jedoch auf einen Minimalwert herabdrficken. Beim Hunde liegt diese Schwelle relativ niedrig: ca. 2--2,5 g Hb. = 15--2o ccm h~im01ysiertes Gesamtblut bei einem ca. 20 kg schweren Tiere , d. h. es wfirde der Zerfall yon ca. o,8--1 ccm Eigenblut pro Kilogramm K6rpergewicht zur 'beginnenden H~imoglobinurie genfigen. Experimentelle Aus- schal tung yon Milz, Leber, ebenso Wi e eine vorfibergehende hochgradige Sch~digung der Nierenzirkulation verm6gen diesen Wert gar nicht oder nur geringgradig herabzudrfickem Nach unseren umfan'greichen Unt.ersuchungen betreffs der Hb.-Ausscheidung dutch die Nieren m6chten wir die These

I o . JUNI 1928

verteidigen : I~eine wahre H~moglobinurie ohne vorher- gehende Hiimoglobin~mie.

Zusatz yon verdfinnteln Alkali bzw. S~ure zu derart h~molysiertem Blute macht es wesentlich toxischer. Schon bei relativ geringen Dosen derartig h~matinisierten arteigenen Blu tes kommt es zum Shock :der oben geschilderten Art. -Nach anf~nglicher Einspritzung kleinerer Dosen werden spitterhin gr613ere vertragen : Erscheinungen, die yore Studium des anaphylaktischen Shocks her bekannt sind. Bei ver- tr~glichen Dosen h~matinisierten Blutes stellt sich bei vorher v611ig unbehandelten Tieren unter Umst~nden HAmoglobin- Amie neben der H~matin~mie und unter Schfittelfrost h6heres Fieber ein. Das hierbei verabreichte HAmatin wird nicht durch die Nieren ausgeschieden, im Gegensatz zum viel gr613eren Hb.-Molekfil, sondern vom IR.-E.-S. yon Milz und Leber gespeichert. Die Ausscheidung gr613erer Mengen reinen Blutfarbstoffs bzw. seiner Derivate durch die Nieren i s t also vorl~ufig physikalisch-chemisch verst~ndlichen Pro- zessen nicht unterworfen.

Im weiteren gait es aufzufinden, welche Bestandteile des arteigenen Blutes verantwortl ich waren ffir die geschil- derten Versuchsresultate. Zuerst ging es an eine Analyse der Einzelbestandteile der roten Blutk6rperchen. Nenckisches H~.matin des Handels (Merck) erzeugt Fieber (nach KIKUTH*). Selbsthergestelltes , ,Reinh~min", also die Farbkomponente des Blutfarbstoffes bzw. daraus durch L6sung in verdfinntem Alkali gewonnenes ReinhAmatin, wird in relativ groBen Dosen symptomlos, vor allem ohne Fieber und Shock vertragen. Es kreist dabei l~ngere Zeit im Blute, pass ier t hingegen nicht die Niere. Reinh~matin macht somit entgegen den Angaben yon BROWN 2 und iibereinstimmend mit denen yon BUTTER- FIELD und BENEDICT 3 auch bei fortgesetzten Iiajektionen kein Fieber. Das Reinhlimatin wirkt in unphysiologisch grol3en Dosen t6dlich; die Todesursache ist dabei unklar. Die Mi!z derart verstorbener Tiere sieht wie die bei chronischer Malaria aus: die Reticulumzellen der Milz und die I~upfferscher~ Sternzellen der Leber (letztere besonders bei milzexstirpierten Tieren) sind vollgestopft m i t H~imatinpigment. Line physio- logisch schAdigende Bedeutung dfirfte das bei Blutzerfalls- krankheiten vermehrt auftretende H~matin nicht haben.

Das Globin, die Eiweil3komponente des Blutfarbstoffes, ist die Ursache der vorher besprochenen Shocksymptome 4. Sauer bzw. alkalisch gel6stes Globin ist giftiger als neutrales. Nach den Shockbefunden mit einfach h~molysiertem Blur mfil3te danach abet das H~imoglobinmolekfll zum Teil in w~is- seriger L6sung in das toxische Globin und die Yarbkomponente dissoziiert sein. Chemisch weitgehend gereinigtes Globin ffihrt in gerade noch vertr~iglichen Dosen unter bisher nicht analysierbaren Umst~nden in vielen F~illen zur intravasalen Zerst6rung roter Blutk6rperchen, mel3bar an der auftretenden H~moglobinAmie** bzw. je nach dem Grade letztererauch an der Hiimoglobinurie. Unklar bleibt bisher, warum das Globin besonders scheinbar nach mehr fachen Injektionen beim gleichen Tiere nicht blutzerst6rend wirkt. Physio- logisch dfirfte es h6chstens als shockausl6sendes, nicht als blutzerst6rendes Agens in Frage kommen, da hierzu relat iv grotle Dosen erforderlich sind.

Der Restbestandteil der roten Blutk6rperchen, die Blut- schatten, bewirken in gr6Berer Menge Schiittelfrost und Fieber, in kleinerer nur Fieber, einerlei, ob einfach in o,9proz. Kochsalz suspendiert oder alkalisch gel6st. Danach dfirften also die Stromata ffir Schfittelfrost und Fieber bei all den Krankheiten verantwortl ich sein, die mit akutem, stArkerem Blutzerfall einhergehen : beim relativ Parasitenfreien Schwarz- wasserfieber, paroxysmaler H~imoglobinurie, Fieber nach Blutergfissen bzw. Bluttransfusionen; ob auch ffir die gleich- artigen Symptom e be i der aku ten Mala/ria, i s t an Hand der vorliegenden Experimente nicht z u entscheiden, d o c h sehr wahrscheinlich. Bei e inem-ca. 2okg schweren Hunde mi t einer Blutmenge yon Ca. i60o:ccm reichen nach den eingangs

* Nach unver6ffentliehten Versnehen. ' ** Das Blur wurde in schonendster Weise in 2t/2 proz. Natfiumcitrat und *[~ proz. Gelatine aufgefangen.

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lO. JUNI 1928

geschi lder ten ]3eobachtungen mi t e infach hXmolys ier tem Blute schon 2 o - - 4 o ccm E igenb lu t mi t seinen f re igewordenen S cha t t en aus, um hohes F ieber und Scht i t te l f ros t auszulbsen. A n den vo rhe rgehenden B e h a u p t u n g e n wird n ichts geAndert durch den Befund, dab auch A u f s e h w e m m u n g e n ar te igener Leukocy ten und T h r o m b o c y t e n Schi i t te l f ros t und F iebe r he rvor ru fen k6nnenS; doch i s t hiertf ir eine so grol3e Menge yon F o r m e l e m e n t e n erforderl ich, wie sie physiologisch bei den g e n a n n t e n K r a n k h e i t e n und in unseren i ibrigen Versuchen keine Rolle spielen.

Mit A the r ex t r ah ie r t e Bluicschatten h a b e n ihre fieber- e rzeugende Wi rkung ver loren. Der Rf icks tand des )kther- ex t r ak t e s (vorwiegend wohl Lipoide, F e t t e und Cholesterin) v e r m a g geringe T e m p e r a t u r e n auszul6sen, doch ers t die Zusammenf i igung yon J~therext rak t und e x t r a h i e r t e n Blut - scha t tenr f icks tXnden f i ihr t wieder zu hbhe rem Fieber . Diese Fes t s t e l lung diirf te biologisch bedeu tungsvo l l sein.

End l i ch s e i erwAhnt , dab na t ives wie m i t ve rd f inn t em Alkali behande l t e s a r te igenes Serum in groBen Dosen sym-

K L I N I S C H E " W O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G . Nr . 24 1137

Therapie, Orig. 14, 6o 9. 1912. ~ 5 Vgl. FREUZ~D, Dtsch. Arch. f. klin. Med. xo 5, 44. 1912.

0 B E R DEN HERZAUTOMATIESTOFF. Erwiderung auf die Entgegnung yon L. Haberlandt in Jg. 7, Nr. 2o,

S. 942 dieser Wochenschrift. W-on

R. RIGLER und F. TI~M~NN. Aus dem Uifiversit~itsinstitut ffir allgcmeine und experimcntelle Pathologic in VVien

(stellv. Vorstand: Prof. Dr. C. J. ROTHBERGER).

Unsere Feststeltung, dab in dem nach DEMOO~ hergestellten Extrakt aus Sinusgewebe yon Ochsenherzen sich Histamin vor- findet, worans sich die Wirksamkeit dieses Extraktes am Warm- .blt~terherzen erkl~trt, wird in keiner Weise durch die Gegenfiber- stellung der Versuche yon BODtgN und NEUKIRCH entkrXftet. Wenn diese Autoren am isolierten, nach LANGENDORFF durchspfllten Kaninchenherzen keine Wirksamkeit yon Auszfigbn aus dem Lungengewebe finden konnten, das nach den sorgf~tltigen Unter- suchungen yon H. H. DALE ~ und seinen Mitarbeitern in reichlichem MaB Histamin enthMt, so darf aus diesem Umstand nicht ge-

p tomlos ve r t r agen werden , schlossen werden, daB Histamin keine Wirkung auf das Herz besitzt. Bei dieser teils NrJiberen, teils fe ineren Auf te i lung h a b e n DALE und LAIDLAW ~, EIZ~ISL VIOTTI t nnd wir selbst konnten uns

sich die e inzelnen S y m p t o m e auf E i n s p r i t z u n g m e h r oder weniger verXnder ten Gesamtb lu tes auf ganz b e s t i m m t e An- tei le zuri ickft ihren lassen. Gleichzeitig aber g lauben wir mi t diesen exper imente l l en Fes t s te l lungen ein Vers tAndnis ffir e inen Teil d e r Symptomato log ie der B lu tze r fa l l sk rankhe i t en des Menschen gegeben zu haben .

Zusammenjassend diirf te danach F iebe r u n d Schi i t te l - f ros t bei diesen K r a n k h e i t e n durch die p l6tz l ich f r e iwerdenden Mengen yon S t r o m a t a und n ich t e twa du rch das H ~ m a t i n (vgl. BROWN, l.C.) he rvorge ru fen sein. Le tz t e res is t in phys io- logischen Dosen ftir den Organismus indi f ferent . Das Globin dt i r f te evtl . fiir die hier und da a u f t r e t e n d e n S h o c k s y m p t o m e bei diesen K r a n k h e i t e n ve ran twor t l i ch sein. Zur HAmoglobin- urie k o m m t es schon nach Zerfall k le inerer B l u t m e n g e n : ca. 0 ,8- - i ccm Blur pro I kg K6rpe rgewich t be im Hunde .

L i t e r a t u r : ~ Vgl. BARRATT und YORKE, Zeitschr. f. Immuni- tiitsforsch, u. exp. Therapie, Orig. x2, I, 333. 1912. -- e Journ. of exp. reed. I5,579ff. ;Vol. 18, Nr. i. -- 3Zit. nach ZIEMANN, Menses Hand- buch der Tropenkrankheiten Bd. III, S. 177. 1924 . -- t Vgl. SCHIT- TENHELM und W]~ICHARDT, Zeitschr. f. ImmunitXtsforsch. u. exp.

vom Gegenteil fiberzeugen, in1 Lehrbuch der experimentellen Pharmakotogie.von H. H. MEYER und R. GOTTLIEB (7. Auflage 1925, S. 321) wird die Wirksamkeit des Histamins auf das Herz der des Adrenalins an die Seite gestellt. Im fibrigen verweisen wir auf die Erfahrungen, die MACLEOD a bei seinen Versuchen mit Organ- extrakten am Langendorffherzen machte (st6rende Kalisalzwirkung). Die Angabe L. HABERLANDTS, dab ,,neuerdings" das Herzhormon- 1)rliparat unbeschadet seiner herz]drdernden (auch seiner bh td ruck- senkenden?) Wirkung v611ig histaminfrei dargestellt wird; entzieht sich leider unserer Beurteflung, da uns yon L. HABERLANDT weder das alte noch das ,,neuerdings'! V611ig histaminfrei dargestellte PrXparat zur Verffigung gestellt wurde und eine genaue Beschrei- bung seiner Herstellung bis jetzt unterblieben ist. Soviel fiber Hist- amin und seine Rolle in der Demoorschen VersuchsanordnUng, auf die allein sich unsere damaligen Angaben bezogen haben.

Hiermit schliegen wir die Diskussion an dieser Stelle ab und -verweisen auf die ausfiihrlichen Mitteilungen in Pfltigers Arch. f. d. ges. Physiol.

L i t e r a t u r: x C. H. BEST, H. H. DALE,. H. W. DUDLEY u. W. V. THORPE, Journ. of physiol, b2, 397. 1926127. -- ~ H: H. DALE und P. P. LAIDLAW, Journ. of physiol. 41. 318. 191o/11. -- 3 W. EINIS, Biochem. Zeitschr. $2, 96. 1913. --

C. VIOTTI, Cpt. rend. des sdances de la soc. de biol. 91, IO85. 1924. -- J. J. R. MACLEOD, Americ. journ, of physiol. 19, 426. I9O7.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

0 B E R DIE PATHOGENESE DES ICTERUS NEONATORUM. Yon

GEORG LENART.

Nachfo lgend geben wir eine kurze Z u s a m m e n f a s s u n g einer neuen H y p o t h e s e zur Kl~rung der Pa thogenese des I c t e rus neona to rum. Die ausfi ihrl iehe theore t i sche Begri in- dung der H y p o t h e s e sowie ihre exper imente l l e Un t e r s t f i t zu n g wird demnAchst ve r6f fen t l i ch t werden.

Die Hyperbillrubinaemia n e o n a t o r u m - u n t e r welchem S a m m e l n a m e n wir den Ic t e rus latens, den Ic t e rus n e o n a t o r u m levis und den Ic t e rus n e o n a t o r u m gravis zu s ammen fa s s en wollen -- is t hAmatogenen Ursp rungs und wi rd du rch e inen e rh6h ten Zerfall yon ro t en B lu tk6 rpe rchen u n d die U m - w a n d l u n g des h i e rdu rch I re igewordenen HAmoglobins in Bi l i rubin herbeigeff ihr t . Der e rh6hte E r y t h r o c y t e n z e r f a l l in der F r u c h t wird yon den du rch die P l a c e n t a ge t r e t enen Iso- agg lu t in inen und Iso lys inen bewirkt . Die i n e inen f r emd en Blu tkre is lauf ge langenden Isoagglu t in ine f i ihren in der -Regel (z~ ]3. bei der gew6hnl ichen Blu t t rans fus ion) zu ke iner I soagg lu t ina t ion und d a m i t v e r b u n d e n e r HAmolyse, da sie du rch d a s i B l u t des Empf~nge r s a l lzusehr ve rd i i nn t werden . In de r Rela t ion M u t t e r - F r u c h t t r i t t aber die I s0agglu t ina t ion d e n n o c h auf, denn I. is t der Agg lu t ina t ions t i t e r bei Schwan- geren ein sehr hoher , 2. i s t die B lu tmenge des F e t u s ver- hAltnismAgig ve r s chwindend klein, welche U m s t A n d e einer- seits die allzu s ta rke Verdf innung, andere rse i t s das b e d e u t e n d e H e r a b s i n k e n des Agg lu t ina t ions t i t e r s ve rh inde rn , und 3. is t diese Transfus ion gleich einer Dauer t rans fus ion , be i welcher

i m m e r neue u n d abe t neue I s o a g g l u t i n i n m e n g e n d u r c h die P l acen t a in die F r u c h t wande rn .

Mti t ter l iche I soagglu t in ine gelangen aber n i c h t n u t vor, sondern auch w(~hrend und nach der Gebur t in d e n Blu t - kreis lauf des Kindes . I m Laufe d e r Gebur t is t es die Zer- reiBung einzelner Chor ionzot ten , die eine u n m i t t e l b a r e Ver- b i n d u n g zwischen d e m mf i t t e r l i chen Blur der in terv i l l6sen RAume und d e m kindl ichen B lu t der Chor ionzo t t en schat f t . Nach der Gebur t gelangen die im Colos t rum in AuBerst groBe n Mengen v o r h a n d e n e n Isoagglut in ine , welche die D a r m - wand u n v e r s e h r t passieren, in den Blu tkre is lauf des Kindes .

I soagg lu t ina t ion im k ind l ichen Blu tkre is lauf ware aller- d ings n u t d a n n zu e rwar ten , w e n n die B l u t g r u p p e n yon Mu t t e r u n d K i n d in einer solchen Re la t ion s tehen, dab die I soagglu t in ine der Mu t t e r in den ro t en B lu tk6 rpe rchen des K indes ihnen en t s p r ech en d e I soagglu t inogene vor f inden . Solche Re la t ionen n en n en wi r agglutinophile Rela t ionen , ver- s tehen d a h e r u n t e r agg lu t inophi len Schwange r scha f t en solche Schwangerschaf ten ; bei welchen die I soagg lu t ina t ion zwischen mt i t t e r l i chen ! soagg lu t in inen und k indl ichen Isoagglu t ino- genen schon ' d u t c h die fibliche Gruppene in t e i lung gewAhr- le is te t ist. Expe r imen te l l e U n t e r s u c h u n g e n (BooCHET, be- s t~ t ig t von mir und BIR6) s p r ech en jedoch daffir, dab eine

�9 Agg lu t ina t ion zwischen mt i t t e r l i ehen I soagg lu t in inen u n d k indl ichen E r y t h r o c y t e n auch be i homospez i f i scher Schwan- gerschaf t a u f t r e t e n . k a n n . Aus d e m U m s t a n d , dab diese A r t der I soagg lu t ina t ion n n r in den e rs ten Tagen nach der Ge- bu r r k o n s t a t i e r t werden k o n n t e und ba ld ve r schwand , muB a n g e n o m m e n werden, daB sie e i n e f e t a l e E igenscha f t dar-