19
(Aus dem Institut fiir Schiffs- und Tropenkrankheiten zu Hamburg [Direktor: Obermed.-R~t Dr. Nocht, Direktorialabteilung und Chemische Abteflung, Vorsteher: Prof. Dr. Giemsa].) Experimentelle Studien zur Wirkung der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation. Zugleich ein Beitrag fiber die flebererzeugende Ursache bei Krankheiten, die mit akutem Blutzerfall einhergehen. Von Dr. W. Borchardt und Dr. C. Tropp. Mit 3 Textabbildungen. (Eingegangen am 20. April 1928.) A. Einfach hiimolysiertes Blut. Im Zusammenhang mit den ausgedehnten Studien yon Prof. Nocht und Mitarbeitem fiber das Schwarzwasserfieber des Menschen tauchte die Frage nach der Wirkung der einzelnen Blutbestandteile auf den artgleichen Organismus auf. Beim einfach h~molysierten Blute inter- essierte vor ahem: 1. die Vertr~glichkeitsdosis, 2. das Mindestquantum yon freiem H~moglobin im Blute, bei dem die Niere mit einer Aus- scheidung der ersten Spuren unver~nderten Farbstoffes antwortet. ~bereinstimmend mit den Angaben yon Barrat und Yorke 1, die mit Kaninehen und derem eigenen, h~molysierten Blur gearbeitet hatten, fanden wir auch bei Hunden eine allerdings relativ hoch liegende Dosis toxiea des h~molysierten Eigenblutes. Eigentfimlicherweise vertragen etwa 20 kg schwere Hunde unter Morphium-_~themarkose sehr hohe Dosen scheinbar ohne besondere Symptome (s. Tabelle 1 a 2). Dagegen erzeugen geringere Dosen (etwa 40--60 ccm = etwa 7--8 g Hb) h~moly- sierten Blutes bei direkCer Verabreiehung in die Armvene der nicht narkotisierten Tiere einen foudroyanten Shock, Kr~mpfe, Dyspnoe und Cyanose mit voriibergehendem Kollaps und anf~nglich sinkender Tem- peratur (s. Tabelle 1 b, vgl. auch Kurve l, H. 30). Noch kleinere Dosen (etwa 30--35 cem = etwa 4,5---5,3 g Hb) h~molysierten Blutes (s. Tab. ]e, vgl. auch Kurve 1, H. 32) ffihren bei direkter in%raven6ser Zufuhr zu 1 Zeitschr. f. Immunit~tsforsch. u. exp. Therapie. 12, I, 333. 1912. 2 100 ccm h~molysiertes Eigenblut = etwa 15 g Hb. 1 : 5 mit Aqua. dest. versetzt und nachtr~glich mit NaC1 isotonisch gemacht.

Experimentelle Studien zur Wirkung der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation

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Page 1: Experimentelle Studien zur Wirkung der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation

(Aus dem Institut fiir Schiffs- und Tropenkrankheiten zu Hamburg [Direktor: Obermed.-R~t Dr. Nocht, Direktorialabteilung und Chemische Abteflung, Vorsteher:

Prof. Dr. Giemsa].)

Experimentelle Studien zur Wirkung der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation.

Zugleich ein Beitrag fiber die flebererzeugende Ursache bei Krankheiten, die mit akutem Blutzerfall einhergehen.

Von Dr. W. Borchardt und Dr. C. Tropp.

Mit 3 T e x t a b b i l d u n g e n .

(Eingegangen am 20. April 1928.)

A. Einfach hiimolysiertes Blut. Im Zusammenhang mit den ausgedehnten Studien yon Prof. Nocht

und Mitarbeitem fiber das Schwarzwasserfieber des Menschen tauchte die Frage nach der Wirkung der einzelnen Blutbestandteile auf den artgleichen Organismus auf. Beim einfach h~molysierten Blute inter- essierte vor ahem: 1. die Vertr~glichkeitsdosis, 2. das Mindestquantum yon freiem H~moglobin im Blute, bei dem die Niere mit einer Aus- scheidung der ersten Spuren unver~nderten Farbstoffes antwortet. ~bereinstimmend mit den Angaben yon Barrat und Yorke 1, die mit Kaninehen und derem eigenen, h~molysierten Blur gearbeitet hatten, fanden wir auch bei Hunden eine allerdings relativ hoch liegende Dosis toxiea des h~molysierten Eigenblutes. Eigentfimlicherweise vertragen etwa 20 kg schwere Hunde unter Morphium-_~themarkose sehr hohe Dosen scheinbar ohne besondere Symptome (s. Tabelle 1 a 2). Dagegen erzeugen geringere Dosen (etwa 40--60 ccm = etwa 7--8 g Hb) h~moly- sierten Blutes bei direkCer Verabreiehung in die Armvene der nicht narkotisierten Tiere einen foudroyanten Shock, Kr~mpfe, Dyspnoe und Cyanose mit voriibergehendem Kollaps und anf~nglich sinkender Tem- peratur (s. Tabelle 1 b, vgl. auch Kurve l, H. 30). Noch kleinere Dosen (etwa 30--35 cem = etwa 4,5---5,3 g Hb) h~molysierten Blutes (s. Tab. ]e, vgl. auch Kurve 1, H. 32) ffihren bei direkter in%raven6ser Zufuhr zu

1 Zeitschr. f. Immunit~tsforsch. u. exp. Therapie. 12, I, 333. 1912. 2 100 ccm h~molysiertes Eigenblut = etwa 15 g Hb. 1 : 5 mit Aqua. dest. versetzt

und nachtr~glich mit NaC1 isotonisch gemacht.

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W. Borchardt und C. Tropp: Experimentcllc Studien zur Wirkung. :[ 19

Tabelle 1 a. Injektion i~ Mo~ )hium-.~thernarkose.

Injizierte cem 4er Blur- Zeit der beginnenden Vertr~/glichkeit Tier Hb-~Ienge verdiinnung t Hb-Urie

500 ccm I-Iund 2 21 kg

t t u n d 3 17,3 kg

16,44 g

16,44 g 500 corn

-b ~ Jr n a c h ) 10'

Jr + nach ) 10'

gut

gut

Tabelle 1 b. (vgl. Kurve 1). Direkte In]ektion in die Armvene.

Injizierte eem der Tern- Tier tib-Menge dtinnungBlUtver'~ Vertr~glich-keit peratUlvor Temperatur naeh der Injektion

6,12 g 280 ccm Hund 30 25,3 kg

Shock mit 38,40 kurzen

Kr~mpfen, Cyanose,

Dyspnoe und Erbrechen

37,80 5' n. d. Shock 38,20 52' , . . . . . 38,20 1 Std. 17' , . . . . . 37,50 2 ,, 27' , . . . . . 37,70 4 ,, 42" , . . . . .

Tabelle 1 c (vgl. Kurve 1). Direkte In]ektion in die Armvene.

Tier Injizierte ccm der Ve~r~glich- Tem- Blutver- peratur Temperatur naeh tier InJektion Hb -1Kenge keit diinnung I yor I

5,3 g 180 ccm 38,20 400 Hund 32 24,5 kg

Hund 25 20,5 kg

5,15 g 175 ccm

Erbrochen, taumelt fiir kurze Zeit

gut 38,30

40' n. d. Injokt. 40,50 1 St4. 4' , . . . . . 40,20 2 ,, 10 ' , , ,, ,, 40,20 4 ,, 2 5 ' , . . . . . 39,60 4 ,, 5 0 ' , . . . . .

38,7 ° 25' , . . . . . 39,70 50' , . . . . . 40,00 1 Std. 20' , . . . . .

Tabelle 1 d. Direkte In]e~tion in d~e Armvene.

Injizierte ccm der Tem- Blutver- Vertr~glich- peratur Temperatur naeh der Injektion Tier Hb -Menge keit diinnung ,(or

Hund 2 ,~ 3

,, 10

2,0 2,0 g 2,3 g

68 ccm 68 ccm 78 ccm

gut 38,90 38,30 38,20

38,80 40' nach der Injektion 38,20 40' ,, ,, ,, 38,20 45' ,, ,, ,,

S c h i i t t e l f r o s t u n d h o h e m F i e b e r (bis 40 °) o h n e S h o c k s y m p t o m e . G a n z

k l e ine D o s e n ( e t w a 1 0 - - 2 5 c c m ---- 1,5---3,8 g H b ) (s. Tabe l l e 1 d) w e r d e n

w i e d e r vSll ig s y m p t o m l o s v e r t r a g e n . I n d i e s e n V e r s u c h e n w i r k e n v e t -

1 H~molyse geschah mit 1 : 5 Aqua dest.; die nach gewisser Zeit v611ig lack- farben gewordene L6sung wurde nun mit NaC1 isotonisch gemacht.

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120 W. Bo~chardt und C. Tropp: Experimcntelle Studien zur Wirkung

schiedene Einzelbestanteile des Blutes noch zusammen und iiberdecken sich zum Teil geradezu in ihrer physiologiscken Wirkung. I)eshalb wird die unterschiedliche Wirkung verschiedener Mengen hfimolysierten Blutes bei der folgenden Analyse erst klarer werden.

Nach ~berschwemmung des Kreislaufes mit groBen Mengen freien H~moglobins schieden die Tiere schon nach kurzer Zeit betr~chtliche Mengen Blutfarbstoff aus.

Wieviel freies l ib ist nun in der Zirkulation nStig, um die ersten chemisch nachweisbaren Spuren yon Blutfarbstoff im H a m auftreten zu lassen ? Diese Frage schien uns in I-Iinsicht auf die gleichartigen Ver- hi~itnisse bei der ttgmoglobinurie des Menschen sehr wicktig. Wie be- kannt, hat das Hb keine konstante Nierenschwelle, wie viele Mineralstoffe

~ 5

~0

~5

38,5

~7,5

r 1 I %,

/ I

• I I I - I "~7~je/rf/of] ffl,;t f?~'c/7~ITd~rf~ Lrf'/2r~Oc~'lSi f/id,]Z]

t.,. ** f ~

20 ~0 60 80 700 7Z0 7~0 760 780 Z00 ZZO Z~O Z60 Z80 min 8tunden 7 Z 3 q 5

/fund30: zs,3kg ~, Izgr mjic.ilb./Z80ccm L6~g) /lund3Z : z~,sh~ 5,3 g~ /nfi~. ilb.f ~O ccm Z os ].]

K u r v e 1. InJekt~on yon h~tmolysiertem Eigenblut .

z. B. - - , sondern eine bis zu einem Mindestwert fliel~ende. Ein v611ig unbehandeltes, etwa 17 kg schweres Tier erh~lt am 1. Tage etwa 3 g Hb (in Form h~molysierten Gesamtblutes 1). Auf diese Dosis hin erschien keiT~ Blutfarbstoff im Urin. Am 2. Tage erfolgt wiederum eine Ein- spritzung yon 3 g. Schon naeh einer halbert Stunde waren die ersten Spuren yon Hb im Urin ehemisch naehweisbar 2. Am 3. und 4. Tage koTmte man schon mit viel geringeren Mengen (etwa 2,0--2,2 g Hb) ein l~berlaufen dureh die Niere erzielen (s. Tabelle 2 a und b). L~Bt man nun wiederum einige Tage bis zur n~ehsten Injektion verstreichen, so geht der Schwellenwert des Hb fiir die Niere wiederum etwas in die H6he. Diese Feststellungen deuten aber mit groBer Wahrscheinlichkeit auf Abfangvorrichtungen der inneren Organe, wie Leber und Milz bin, die zeitweise - - nach mehrfaehen, t~glich getrennten Injektionen - -

1 Die Bestimmung geschah nach Sahl i ; die Berechnung aus dieser Zahl nach der Angabe yon Bi~rker: Sahli-Hb mal 0,173 ~ absol, g ttb.

Der Blutnachweis im Urin wurde mit Benzidintabletten (Merck ) nach der Angabe von Boas geffihrt.

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der einzelnen, arteigonen Blutbestandteile in der Zirkulation.

Tabelle 2 a x

121

Injlzlerte Hb-Menge H b im Tier Tag in 100 ccm L~sung Katheterurin a Sehwellenwert

Hund "8 16,7 kg

1° 2. 4. 9.

13. 18. 19.

3,24 g 2,72 g 3,55 g 2,72 g 2,70 g 2,30 g 2,50 g

+ +

+ + +

+

unterschri t ten iiberschritten

~p

unterschri t ten iiberschritten

Tabelle 2 b.

Tier

Hund 11 20,5 kg

Ta g

1, 4. 9.

12. 13, 18. 19. 21. 25. 30.

Injizierte Hb-Menge in 100 cem L6sung

7,46 g 3,55 g 3,30 g 3,10 g 2,60 g 2,30 g 2,00 g 2,50 g 2,00 g

1,5 g -4- 100 mg Chin. hydrochlor.

Hb ira Katheterurin 2

+ + + +

+ wenig + +

+ wenig +

+ +

A- wenig

Schwellenwert

fiberschritten

unterschri t ten iiberschritten unterschri t ten

Tabelle 3.

In j iz ie r te Zeit der B l u t e n t n a h m e Hb-Menge im Hb-Menge tm Tiere Hb-Menge naeh der Injektion Serum Urin

Hund 1

Hund 5

4,0 g 0 2 4

21 44

4,0 g 0 0 0 1 3 5

22 47

Std. 26 l~Iin. ,, 10 ,, , , 25 ,, -4- ,, 20 ,, + ,, 10 ,,

,, 13 ,, ,, 28 ,, ,, 51 ,, + ,, 13 ,, -4- ,, 6 ,, A- , , 22 ,, -4- ,, 17 ,, -4- ,, 7 ,,

+ + wenig Spur

+ + wenig wenig wenig wenig Spur

A- wenig

÷ +

m i t B l u f f a r b s t o f f a n t e i l e n i i b e r l a d e n se in mf i s s e n , so d a b s ie be i d a u e r n d e r

I n a n s p r u c h n a h m e n i c h t i n t e n s i v u n d s c h n e l l g e n u g s p e i c h e r n k 6 n n e n .

1 Diese Befunde wurden mit geringen Variationen an insgesamt 7 Hunden erhoben. 2 Entnommen nach a]z Stunde; wenn dann noch Hb-frei, nach einer weiteren

Stunde wieder kontrolliert.

Page 5: Experimentelle Studien zur Wirkung der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation

122 W. Borchardt und C. Tropp: Experimentelle Studien zur Wirkung

Die Mindestschwelle an t I b liegt fiir den Hund also sehr niedrig ~. Bei einem etwa 17--18 kg schweren Tiere mi t etwa 11/2 Liter Blur wfirde n~eh diesen Daten ein akuter, intravasaler Zeffall yon etwa 1/40 bis 1/s o ~ e twa 15--20 ecru des Gesamtblutes zum Auftreten der ersten Spuren yon Hb im Harne genfigen. Bei fibersehwelligen, aber aueh bei unterschwelligen Dosen kreist das freie Hb l~ngere Zeit in der Blutbahn (s. Tabelle 3 3). Danaeh kann also freies H b 1/~ngere Zeit in der Zirkula- tion kreisen, otme gleieh in den H a m iiberzutreten. Dies aber ist fiir die Entseheidung der Frage naeh dem Bestehen einer H/~moglobin/~mie als Vorstadium einer wahren H/~moglobinurie sehr bedeutungsvoll. N aeh allen uns jetzt beim Tier zur Veffiigung stehenden experimentellen Daten mfissen wit sagen: Ohne Hb-_~mie keine wahre Hb-Urie. Damit k6nnen wir die Verh~lmisse bei menschliehen Hb-Urien allerdings nicht direkt vergleiehen. Es mug eben auch hier der Nachweis einer Hb-.~mie als Vorstadium einer Hb-Urie in jedem Falle erbraeht werden. Die Ver- arbeitung des wahrscheinlich yon Leber und Milz abgefangenen, freien Hb gesehieht sehr schnell zu Gallenfarbstoffen, denn schon kfirzere Zeit - - etwa 12--14 Stunden naeh der Injekt ion yon einfach hi~molysiertem Blur - - ist der H a m meist honiggelb bis bierbraun gef~rbt und gibt die Gallenfarbstoffreaktionen. Nach groBen Dosen freien l i b bekommen die Tiere eine subikterische Verf/~rbung der H a u t und Schle im~ute . Noeh einige Worte zum Verbleib des in die Zirkulation eingeffihrten Hb. Nach unseren Beobachttmgen kSnnen wir sagen: Alles freie, fiber den jeweiligen Sehwellenwert injizierte H b passiert die Nieren, alles unter dem Sehwellenwert gelegene Hb wird nach und nach wohl vorwiegend yon Leber und Milz abgefangen. Allerdings kormten wir kurz nach einer Entmilzung keine t terabsetztmg der Mindes~sehwelle ffir den freien Blutfarbstoff erzielen. Aueh eine dauernde Leberaussehaltung mit gleichzeitiger Ausr/~umung aller Baueheingeweide - - bis auf die Neben- nieren - - konnte den Mindestsehwellenwert nieht herabdrficken. Eine starke Sch/idigung der Nieren durch minutenlanges Abklemmen der Zirkulation brachte in der Folge nur eir~ vorfibergehendes, gelindes Ab- sinken der Itb-Schwelle zustande. So scheint es, dall die Zirkulation naeh ]njektion yon Hb erst eiaen gewissen Anteil selbst verschluckt, bevor die Nieren mit einer Elimination des alsdarm noeh iibersehfissigen Hb antworten. Allm/~hlieh fiber Stunden fangen Milz trod Leber den freien Blutfarbstoff wiederum v611ig aus der Zirkulation ab und

1 Anmerkung bei der Korrektur: Dasselbe gilt aber auch ffir den Menschen, wie gemeinsame Untersuchungen mit Fr. Asvher (Krankenhaus St. Georg, Ham- burg) ergeben (wird demnAchst verSffentlicht).

Zum Schutze gegen eine Spontanhamolyse der HundeblutkSrperchen in vitro wurde das Serum auf freies Hb. in einer auf etwa 27 ° erwarmten Lfisung yon 21/2% Natriumcitrat A- 1/~% Gelatine untersucht: 2 ccm ohne Anstrengung aus der Vene gewonnenes Blut auf 4 ecru Citratgelatine.

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der einzelnen, arteigenen Blutbestandteiie in der Zirkulation. 123

verarbeiten ihn nunmehr zu Gallenfarbstoffen. Das Absinken der Hb-Schwelle bei mehffachen Injektionen ist danach wohl so zu vers~ehen, dab die speichernden Organe von den Vorinjektionen her noch iiber- lastet sind. Die Herabsetzung des Schwellenwertes unter ein bestimmtes Minimum ist uns durch noch so oft w iederholge Injektionen nie gelungen. Immer waren bei etwa 17--20 kg schweren Tieren noch 1,5--2,0 g Hb notwendig, um die ersten Spuren yon l ib durch die Nieren durchtreten zu lassen. Welche ZeUen sich mit der Verarbeigung des Hb abgeben, haben wir nicht entscheiden k6nnen.

II. Hgmatin. In manchen Punkten anders liegen nun die Verhi~ltnisse, werm das

H/~matin, der globinfreie Rest des t tb , in die Blutbahn eingefiihrt wird. Anfangs benutzten, wit flit diese Studien Gesamthundeblut, das mig n/1 NaOH bzw. n/1 liC1 hi~matinisiert und nachtrgglich bis zur schwach alkalischen, bzw. sauren Reaktion zuriicktitriert mid isotonisch gemachg war. Fast regelm~Big trag mit unseren L6sungen bei etwa 160 mg H/imatin, das einer Menge yon 4 g Ausgangsh~moglobin entsprach 1, ein schwerer Shock ein, der die Tiere vielfach in Dyspnoe, Cyanose, Herz- kollaps und klonisch-tonischen Kr/~mpfen zum Exigus brachte. Der ganze Symptomenkomplex des Shocks machte den Eindruck eines anaphylaktischen, auch bei Tieren, die erstmalig mit dem h/~matinisierten Gesamtblut behandelt wurden; er ha t nach der gichetschen Definition demnach mit Anaphylaxie nichts zu tun. Er unterschied sich nicht wesentlich yon dem nach Injektion der gr6Beren Dosen (etwa 7--8 g Hb entsprechend, siehe oben) einfach h/imolysierten Blutes. Die schwache Alkalisierung, bzw. Si~uerung des Gesamtblutes macht also das Blur 11/2---2mal giftiger, als das einfach mit Aqua dest. hi~molysicrte. Erst bei der nachfolgenden Analyse wollen wir e/he Erkl~rung dieser Er- scheiuungen zu geben versuchen. Gab man anfangs geringere Dosen h~maginisierten Blutes, so tiberlebten die Tiere und vertrugen nun rmch etwa 1/2 Stunde die 2--3---4faehe Menge der Shockdosis olme direkte klinische Symptome: Befunde, die in direkter Analogie zu denen beim wahren, anaphylaktischen Shock stehen. Bei solchen Tieren t ra t regel- mi~Big schon nach etwa einer halbert Stunde unter Schtittelfrost eine Temperatursteigertmg bis 40 110 auf und neben der H/imatin~mie eine meistens sehr ausgesprochene Hb-~mie, ja in vereinzelten Fi~llon auch schwache bis deufliche Hb-Urie (s. Tabelle 4). Bei den zigierten, kleinen Dosen yon 160 mg war das tI/~matin im Blutserum (in Citraggelatine aufgefangen) spektrosk0pisch nachweisbar, viel eher nattirlich bei den gr6fleren Dosen (640 mg = I6 g Ausgangsh/~moglobin entsprechend). Selbst bei der Verabreichung gr6Berer Dosen erschien Hi,matin nicht im

1 Bereehnung: 1/~ des jeweiligen Hb-Gehaltes des verwandten Hundeblutes s. Abderhalden, Physiol. Chem. 1914. 723.

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124 W. Borchardt und C. Tropp: Experimentelle Sbudien zur Wirkung

Tabelle 4.

I Menge h/~znatini- Katheter- injizierten s i e r t e n Blutes; Hb -_~mie harn Vertr&glichkeit

Datum H u n d (n. Hb red. Sahli × 0,173) Hb-Urie

+ +-+ 6.12.27

21.11.27

19.12.27

22. 12. 27

15.12.27 17.12. 27

23

4 g umgewandcltes Hb

4 g . . . .

4 g ,, ,,

l l h 50' 4 g umgewandeltes Hb

lh 30' 4 g umgewandeltes Hb

3h 00' 4 g umgewandeltes Hb

4 g . . . .

4 g . . . .

nicht unter- sucht + +

+ +nach 1 Stunde + + nach 1 Stunde + + nach 40 Min.

+ + + +

4- we: rig

11+a we: rig h e 1 ,w~t ;tin de

m

Keine Shocksym- ptome

Keino Shocksym- ptome, Fieber bis auf 40,2°C

Ohno direkte kli- nische Sym- ptomo

Shock, kfinstliche Atmung

Erholung

OhnÙ Symptome

Ohne Symptome Leichter Shock,

erholt sich

sofort unt~rsuchten Katheterurin. War nun das H~mat in (salzsauer oder alkalisch) wirklieh schuld an den Shocksymptomen, Blutzerst6rung, Fieber und Schfitt~lfrost ? Nach den Angaben yon Brown 1 fiber die fiebererzeugende Wirkung des H/~ma~ins h~tte man teilweise daran denken k6rmen, um so mehr, als Kiku th in friiheren unver6ffentliehten Versuehen auch eine sehr geringe Vertri~glichkeit des ki~ufliehen Nencki- schen Hi, matins (Merck) und nachfolgendes Fieber gefunden hatte. ])as Nenckische Pri~parat unserer Sammlmag war selbst in Alkalien nur schleeht 16slich, und so stellten wir uns die Aufgabe, das Hi~min her- zustellen mad auszuproben 3. Dieses frisch aus Rinder-, bzw. Pferdeblut dargestellte krystallinisehe Hi~min war spielend in 3 Mol Natronlauge zum Natriumsalz des H/~matins 16slich. Zu unserem gr6Bten Erstaunen wurde eine derartige L6sung ohne Shocksymptome direkt naeh der Injektion selbst in sehr hohen Dosen vertragen. Dennoch wirkte das Rohhi~min (das durch den HerstellungsprozeB schon in hohem Rein- heitsgrade erhaltene Pri~parat)in einzelnen F/~llen, abet erst bei wieder- holten Injektionen, fiebererzeugend (s. Tabelle 5). Nach mehrfachem Reinigen des Pri~parates durch Umscheiden gelang es, ein Produkt zu erhalt~n, das den Anforderungen entspraeh, die an ein analysenreines Pr/ iparat gestcllt werden mfissen. Nunmehr hat ten wit ein H/imatin in

1 Journ. exp. med. 13, 15, 579--597; 1, 8, Nr. 1. (Vgl. die gegenteilige An- gabe yon Butter/ield und Benedict: Zit. nach Ziemann: Malaria. Menses Handbuch der Tropenkrankheiten. 3, 177. 1924.

2 Nach Gattermaun L.: Praxis des organischen Chemikers. Neubcarbeitet yon H. Wieland. 1925. 365.).

Page 8: Experimentelle Studien zur Wirkung der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation

der einzelnen, arteigenen Blutbestandtei/e in der Zirkulation.

Tabelle 5.

125

Tier

Hund 26

Menge de r in j i z i e r t en R o h h a m i n s ( T r o c k e n p r ~ p a r a t )

200 mg in 20 ccm isotonischer LSsung

Desgleichen

Desgleichen

T a g u n d Ze i t d e r T e m o e r a t u r m e s s u n g

v o r n a c h de r I n j e k t i o n de r I n j e k t t o n

8. 1.28 10"

10. 1.28 19'

11. 1.28 10'

1 Std. 20' 5 Std. 10'

44" 3 Std. 6'

15' 40'

3 Std. 40'

Tem- p e r a t u r

38,950 C 38,800 C 39,000 C 39,00 o C 38,95 o G 39,20 o C 39,100 C 38,850 C 40,25 o C 38,200 C

H~inden, das selbst bei mehrfachen Injektionen bei Hunden und Kaninchen kein Fieber mehr erzeugte; aueh wurden grebe Mengen bei intravenSser Verabreiehung vSllig symptomlos ver t ragen (s. Tabelle 6, vgl. Kurve 2). Bei einmalig injizierten Tieren war kein freies Hb, wohl abet stunden-, ja tage- lang (bei den grSl3eren Dosen 0,5 g H~min) H~mat in mi t dem bloBen Auge und auch spektro- skopisch im Blutserum nachweisbar. Trotzdem sank der Hb- Spiegel nach tagliehen Injektionen yon H~matin geringgradig bei s tark vermehrter Gallen-

Hb 8Z 8Z 8Z 82 8Z 80 7.9 78,5 75 7'I 80%

5uhh' Temp,

80 q7,5 ~ - _ ~ f

70 ~'~5 fN, . f ~

50 38,5 / ' 4

~o 37,5 tsoo Izoo ~zoo ~oo ~zoo ~zoo ~zoo i~zoo 9~,:

6. 7. Z .q. 70. 7Z 72. 73 7~ 7~ 79. ZS.

K u r v e 2. I n j e k t i o n v o n , , l : tohh/~min" bzw. , , R e t n h a m l n " .

farbstoffausscheidung im Urin ab (s. Tabelle 7, vgl. Kurve 2). Ob dieser Befund mi t den Feststellungen yon S e y d e r h e l m 1 fiber die fo~schreitende An~mie bei Tieren, die einen st~ndigen Verlust yon Galle aus einer Gallen- blasenfistel erleiden, zusammenh~ngt, kSnnen wir derzeit nicht entsehei- den. Gelangte etwas ganz schwaeh alkalisehes Hii~matin in das subeutane Gewebe, so gab es unangenehme Entzfindungen und Nekrosen, zum Teil auch Thrombosen der anliegenden kleinen Gef~Be. Die Einspritzung selbst der ganz grol~en Dosen (etwa 1,0 g H~min = 25,0 g Hb ent- sprechend) ffihrte n ich t zur Ausseheidung yon Hi, mat in durch die Nieren. Das H~min hat bei hohen Dosen (1 g pro Hund yon etwa 18 kg) naeh wenigen Stunden tSdliche Wirkung. Bei so verendeten Tieren finder man die Retieulumzellen der Milz, weniger die K u p / / e r s c h e n Sternzellen der Leber, vollgestopft mit braunem bis schwarzem Pigment. Die Milz

1 Vortrag, gehalten auf der 8. Tagung der Gesellschaft ffir Innere Medizin. Hamburg 1928.

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126 W. Borcha rd t und C. T ropp : Exper imen te l l e S tud ien zur Wirkung

Tabel le 6 (vgl. K u r v e 2).

Tier

H u n d 3

K a r l . 6

Menge des tnjlz. ,,Retnhganins" (Trockenpr~parat)

200 mg in 20 ccm isotonischer L6sung

Desgleichen

40 mg in 4 ccm isotonischer L6sung

Desgleichen

Desgleicherl

Desgleichen

T a g u n d Zei t d e r T e m p e r a t u r - M e s s u n g

vor der Injektion

12. 1. 28 35'

13. 1 .28 26'

11. 1. 28 3 '

12. 1. 28 40 '

13. 1 . 2 8 37'

14 1 .28 32'

nach der In- jektion

m

38' 3 S td . 33'

m

30' 58 '

2 Std . 53'

1 Std . 48' 2 S td . 52'

39' 3 S td . 42'

30 ' 2 Std . 38'

23' 1 S td . 23'

Temperat.

38,550 C 38,450 C 38,450 C

38,000 C 38,350 C 38,500 C 38,500 C

37,50 o C 37,500 C 37,300 C

37,55 o C 38,00 o C 37,55 o C

37,00 ° C 37,00 ° C 37,05 ° C

38,200 C 38,200 C 38,500 C

Tabel le 7 (vgl. K u r v e 2).

Tier Tag Menge des verabreichten Hb unreduzierter Hflmatins Sahli Bemerkung

Iqund 3

Hund26

6 . 1 . 2 8 7 . 1 . 2 8 9. 1 . 2 8

10. 1 . 2 8 11. 1. 28 12. 1. 28 13. 1 . 2 8 14. 1. 28 16. 1. 28 19. 1. 28 25. 1. 28

8 . 1 . 2 8 10. 1 . 2 8 11. 1. 28 12. 1 . 2 8 13. 1. 28 14. 1. 28 16. 1. 28 17. 1. 28 19. 1. 28 25. 1. 28

82,00/0

82,0 ,, 82,0 ,, 82,0 ,, 80,0 ,, 79,0 ,, 78,5 ,, 75,0 ,, 74,0 ,, 80,0 ,,

500 mg

200 ,, 200 ,, 200 ,, 200 ,, 200 ,, 200 ,, 200 ,,

I - - j

insgesamt : 1,9 g H ~ m a t i n ' i i

200 mg l

~} R o h h a m m

, , R e m h a m m

insgesamt: 1,8 g H/~matin

85,50/0 85,0 ,, 86,0 ,, 82,0 ,, 81,5 ,, 78,0 ,, 73,5 ,,

70,5 ,, 72,0 ,,

,, ~ ~ i , ,Rohh~min" 200 200 ,, ! I 200 ,, ! 200 ,, 200 ,, , ,Reinhi imin" 200 ,, 200 ,, 200 ,,

Page 10: Experimentelle Studien zur Wirkung der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation

der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation. 127

solcher Tiere ist groin, schwarz und sieht wie eine solche bei chronischer Malaria aus. Milzlose Ticre speichern das Hi,matin vorwiegend in den Kup//erschen Sternzellen tier Leber; in den Lymphdriisen konnten wir bei milzlosen Tieren hingegen kein H~matin im histologischen Schnitt finden. Die Todesursache groSer Mengen yon Hi, matin ist uns bisher unklar, um so mehr, als im Gehirn kaum eine Spur yon Hi~matinpigment histologisch gefunden werden konnte.

Dreierlei Prozesse waren bei der weiteren Analyse noch zu kl/iren: 1. Wodurch kommt das l~ieber nach grSSeren intravenSsen Gaben

hi~molysierten, bzw. nach kleineren Mengen hi~matinisierten Blutes, auch nach Nenckischem H~matin zustande ?

2. Wodurch kommt es zum Shock bei gering oder st/~rker ver- ~ndertem Gesamtblut ?

3. Wodurch kommt es nach Injektion yon h~matinisiertem Blur unter Umst~nden zur Hb-~mie, bzw., je nach dem Grade letzterer zum Tell auch zva" Hb-Urie ?

Zur KI/~rung dieser Frage wurde zun~chst das

C. S e r u m

untersucht. Nut schwach Hb-farbenes Serum (Hundeblut h~molysiert ohne Verhiitungsmallnahmen in vitro relativ leicht) erzeugt in nativer, wie schwach alkalisierter Form (mit n/10 /qaOH) weder Shock noch Fieber, noch BlutzerstSrung (s. Tabelle 8)1, Es handelt sich hier um Mengen, die um ein Vielfaches diejenige Serumdosis iibertreffcn, die in shockauslSscnden Quanten yon h~matinisiertem Gesamtblut ent- halten sind.

Tabdle 8.

Tier In j i z i e r t e 1Kenge s c h w a e h a lka l i - T e m p . v o r de~ s c h e n S e r u m s I n j e k t i o n T e m p . n a e h d e r I n j e k t i o n

28

25

21

75 ccm in 245 Ccm L6sung 38,60 C (isotonisch) I

50 ccm in 150 ccm LSsung 38,20 C (isotonisch)

50 ccm in 150 ccm LSsung 38,70 C (isotonisch)

(hatte 3 Tage mit Alkali- iibersehull bei 0 ° gestanden)

38,6 o C nach 25" 38,3 o C nach 2 Std.

38,2 o C nach 35'

39,00 C nach 1 Std. 15'

D. B l u t k i i r p e r c h e n s c h a t t e n .

Die m6glichst Hb-frei gewaschenen Hundeblutstromata 2 wurden - - selbst in grSl~eren Mengen ( = 200 mg Trockensubstanz) - - ohne Shock

1 Anmerkung bei der Korrektur: Dasselbe gilt fiir individualeigenes Serum beim Menschen (Befunde mit Fr. Ascher).

2 Die VersuchslSsungen waren fast frei von Leukocyten und Thrombocyten,

Page 11: Experimentelle Studien zur Wirkung der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation

128 W. Borchardt und C. Tropp: Experimentelle Studien zur Wirkung

und ttb-_~mie bei den ers ten In jek t io r ten ver t ragen , f i ihr ten hingegen in na t iver , wie in ganz schwach a lka l i s ie r te r LSsung in grSBeren Mengen p r o m p t zu Schiittel/rost und Fieber (s. Tabel le 9 a trod b, vgl. auch K u r v e 3). I n k le ineren Desert (----40 mg Trockensubs tanz) e rzeugen sie nur eine gelinde, abe r deut l iche Tempera tu r s t e ige rung 1. Mit d iesen Fes t s te lhmgen kl/~rt sich nun wahrscheinl ich ein Teil in te ressan te r pathologisch-physio-

logischer Prob leme bei den

~.1,5 ] I I.~U~pen~erteStrOmat~ / K r a n k h e i t e n , die mi t a k u t e m Tema~7,o - - - ~ hn a, Y % /CuCl L ~g./-- ,*- "-.~ Blutzer fa l l e inhergehen. Die

I -TySmg~ocken5ubstgnz, ~ , , - ~ Angabe y o n Brown (1. c.), d a b '/0,5 3chO#elfrost ~ ~ . . . . .

~,o I [$ , ~ / / _~ das H ~ m a t i n F iebe r erzeuge, ," 1 | . 1 . - - - " i s t n i ch t r ich t ig (vgl. die Aus-

3£5 f'~cho//OIfFO3t f i ihrungen un te r I-I/~matin).

. s ' ~ . ~ Vielmehr k o m m e n die fieber- 33,o , . /

38,~ J e rzeugenden Eigenschaf ten , / die dem k/~uflichen Nencki-

38,6 ffU IFIOtZ,~ schw~'ch a/kg//si~te Jtromgta schen H ~ m a t i n ebenso an- /m isotan. L~s~] 37,5//u~dZE=59'Omg~., , Tro~hen~ub3)anz, , , haf ten , den Verunreinigun-

f/,nutet~ 70 zo 30 ~o 50 so 70 8o so gen in F o r m yon Schat- Kurve 3. Injektion yon Stromata. ten , Leukocy tenbes t and te i l en

usw. zu. N a c h unseren Ver- suchen dfirfte auch be im re la t iv pa ras i t enf re ien Schwarzwasserf ieber und bei der p a r o x y s m a l e n H~moglob inur ie die schfi t telfrost- und fieber- erzeugende W i r k u n g den h~moglobinf re ien S t r o m a t a bei der aku ten

Tabdle 9 a (vgl. Kurve 3).

Tier

Hund 2

Hund 26 21. 1. 28

Hund 27 18. 1. 28

Hund 27 19. 1. 28

mg Trockensubstanz in 0,9 % NaCI suspen-

dierter arteigener Stromata

Temp. vor tier Injek- tion

Temp. nach der Injektion Bemerkung

40 mg in 10 ccm

200 mg in 50 ccm

176 mg in 80 ccm

198 mg in 90 ccm

38,1 o C

38,20 C

38,60 C

! 38,80 C

39,20 C naeh 50' 39,3°C ,, 1 Std. 10' 38,2 °C ,, 1 Std. 45'

39,80 C nach 35" 40,1 °C ,, 45" 38,2 °C ,, 1 Std. 45'

38,90 C nach 55' 39,6oc ,, 1 Std. 10' 39,2 °C ,, 2 Std. 35' 40,00 C nach 30' 40,8 °C ,, 45' 41,05 °C ,, 1 Std. 40,0 °C ,, 1 Std. 20'

Selbst auf kleine Mengen

deutliche Temperatur-

erh6hung

Schtittelfrost

Kein Schtittelfrost

Schiittelfrost

1 Anmerkung bei der Korrektur : Analoge Befunde haben wir mit Ft. Ascher am Menschen erheben k6nnen.

Page 12: Experimentelle Studien zur Wirkung der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation

der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation. 129

Blutk6rperehenzerst6rmlg zufallen. An dieser Ansehautmg wird nichts ge/~ndert durch den Befund, dab auch Leukocy~en und Blutpl/~ttchen (diese waren dureh Sedimentation yon den fibrigen Blutelementen m6g- lichst getrennt und nachtr/~glich in 0,90/0 NaC1 suspendiert; sie erwiesen sich bei der Untersuchung im Dunkelfeld nicht ganz frei yon Blut- k6rperchenschatten) Schfittelfrost und Fieber erzeugen k6nnen 1. Zur Ausl6sung dieser Symptome sind hingegen so grol]e Mengen yon Form- elementen erforderlich, wie sie in allen unseren Versuchen und auch physiologisch keine Rolle spielen. Ob reichlich freiwerdende St romata Schfittelfros~ und Fieber auch beim akuten Malariaanfall hervorrufen, k6nnen wir an H a n d unserer Experimente nicht endgiiltig entscheiden; manches mag ftir diese These spreehen. Ebenso kSrmen wir noch nicht v611ig iibersehen, ob das Fieber nach Blutergiissen bzw. Bluttransfusionen mit dem Freiwerden yon BlutkSrperchenschatten zusammenh~ngt.

Tabdle 9 b.

Tier

Hund 29

Hund 26 23. 1.28

m g T r o c k e n s u b s t a n z in 0,9°/o NaC1 a lka l i -

i s i e r te r S t r o m a t a

1750 mg in 250 ccm

590 mg in 40 ccm

T e m p . v o r de r I n j e k - t i o n

38,90 C

38,10 C

T e m p . n a c h d e r I n j e k t i o n

41,00 C nach 55" 39,6 °C ,, 2 Std. 35'

39,20 C nach 40' 39,6°C ,, 1 Std. 10' 39,7 °C ,, 1 Std. 30'

B e m e r k u n g

Schiittelfrost

Schfittelfrost

Diese Feststellungen gelten sowoM ftir arteigene, als auch artfremde, mSgliehst Hb-freigewas~hene Stromata. Fiir ar t fremde St romata sei hier ein Versueh mit Pferdeblutsehatten in Tabelle 10 angefiihrt.

Extrahier t man nunmehr die Stromata mit X t h e r (purissimum pro narcosi), so haben die Blutsehatten, arteigene, wie artfremde, ihre fieber- erzeugende Wirkung verloren. Es k o m m t nach Injekt ion yon ent- sprechend extrahierten Stromatamengen allenfalls zu einer ganz geringen TemperaturerhShung (vgl. Tabelle 11 a und b). Der yon Serum, Leuko- eyten und Thromboeyten m6glichst befreite und mi t 0,90/0 NaC1 ge- wasehene Blutk6rperchenbrei wurde dutch Zusatz yon 4 Teilen Aqua dest. hgmolysiert, und alsdann die h~molysierte LSsung mi t etwa 1/z Vol. Xther im Sehfitteltrichter versetzt und nachtrgglich soviel NaC1 hinzu- gesetzt, dal3 die BlutlSsung gerade hypertoniseh war. Dabei setzen sieh die Stromata nach etwa einhalbstiindigem Stehen sehr sehSn z~ischen J~ther und wasseriger Sehieht ab. Letztere wird abgelassen und die Stromata mehffach mit 0,90/0 NaC1 unter Xther mSgliehst hamoglobin- frei gewasehen. Die Scheidung der gequollenen St romata yore Xther erreieht man gut durch seharfes Abzentrifugieren. Der iiberstehende

1 Vgl. Freund: Dtsch. Arch. f. klin. Med. 105~ 44. 1912.

Z. f. d. g. exp , ~fed. L X I I . 9

Page 13: Experimentelle Studien zur Wirkung der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation

180 W. Borchardt und C. Tropp: Experimentelle Studien zur Wirkung

Tabelle 10.

Tier

}tund 29 7.3.28

nag T r o e k e n s u b s t a n z T e m p . in 0,9°1, NaCI v e t der

s u s p e n d i e r t e r P f e r d e - I n j e k - s t r o m a t a t i on

960mgin 55 ccm 38,5 °C

T e m p e r a t u r l n a c h de r I n j e k t i o n

39,10 C nach 55' 40,0 °C ,, 1 Std. 40' 40,7 °C ,, 2 Std. 53" 40,1°C ,, 4 Std. 35'

B e m e r k n n g e n

Schiittelfrost

Tabelle 11 a.

Tier

Hund 6 10. 3. 28

m g T r o e k e n s u b s t a n z in 0 ,9% NaCl

X t h e r - e x t r a b i e r t e r , a r t e i g e n e r S t r o m a t a

560 mg in 60 ccm

Tenap. v o r d e r I n j e k - t i o n

38,40 C

T e m p e r a t u r n a e h de r I n j e k t i o n

38,70 C nach 55' 38,75 °C ,, 2 Std. 15' 38,3 °C ,, 4 Std. 35"

Benae rkungen

Symptomlos vertragen

Tabdle 11 b.

nag T r o c k e n s u b s t a n z T e m p . In 0,9°/, NaCI v o r der T e m p e r a t u r

Tier X t h e r - e x t r a b t e r t e r I n j e k - n a e h de r I n j e k t i o n B e m e r k u n g e n P f e r d e b l u t s s t r o m a t a t i o n

Hund35 300mg in 60 ccm C 38,30

I

38,70 C nach 32' 39,450 C ,, 1 Std. 46' 39,3 °C ,, 3 Std. 15"

Symptomlos vertragen

~ther wurde abgehoben und zu sp/~teren Versuchen aufbewahr¢. Die abzeutrifugierten Stromata werden in physiologischer NaC1-L6sung sus- pendiert und zuletzt dutch einen Laftstrom yon den anhaftenden Ather- spuren befreit. Die Injektion derartig extrahierter Blutschatten wurde gut vertragen (vgl. Tabelle 11 a und b). Verjagt man nunmehr den :4ther, so erh/~lt man nach schaffer Lufttrocknung ein Pri~parat, das zu einer milchigen Emulsion mit 0,9o/0 NaCI verreibbar ist. Die Injektion dieser Emulsion erzeugt noch geringe Temperaturen (vgl. Tabelle 12 a). Auch die /~therextrahierten Stromata erzeugen naoh dem oben An- geftihrten h6 chstenfalls einen geringenTemperaturanstieg (vgl. Tabelle 12b ). H6here Temperaturen kommen hingegen erst wieder zustande, sobald man Stromatariicksti~nde A-Extraktteile, die vorwiegend aus Lipoiden, Fetten und Cholesterin bestehen diirften; zusammen injiziert (vgl. Tabelle 12 c). Diese Feststellung ist als biologisches Novum vielleicht bedeutungsvoll.

Endlich bleibt uns noch die Beantwortung der Frage nach der Ursache des Shocks und der Hi~moglobin/~mie auf die Einspritzung yon schwach alkMisiertem, bzw. gesi~uertem Gesamteigenblut hin. Nach allem

Page 14: Experimentelle Studien zur Wirkung der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation

der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation.

Tabelle 12 a.

181

Tier

Hund 38 27. 3. 28

m g suspendier ten ~ t h e r - E x t r a k t - R i i c k - s tandes in 0,9 D/o NaCI

250 mg in 25 ccm

Te mp . v o r der T e m p e r a t u r In jek - nach der In jek t ion

t ion

I 38,650 C 39,60 C nach 58"

39,15 °C ,, 1 Std. 23' L

Tabelle 12 b.

B e m e r k u n g e n

Gut vertragen

Tier

Hund 3 27. 3. 28

m g suspendie r te r ~ the rex t rah ie r t e r ,

a r te igener S t r o m a t a in c c m 0,9°/o NaCI

Etwa 600 mg in 40 ccm

Te mp . v o r der InJek-

t ion

38,1 o C

T e m p e r a t u r n a c h 4er In j ek t ion

38,40 C nach 35' 38,8 °C ,, 1 Std. 9" 38,2 °C ,, 2 S t d . - -

B e m e r k u n g e n

Gut vertragen

Tabelle 12 c.

Tier

m g suspendie r ten )~ ~her - E x t r a k t -Riiek- s tandes + m g suspen-

dier te ~ the r e x t r a - hier te a r te igene Stro-

m a t a i n ccm 0,9%NaC1

T e m p . v e t der Injek-

t ion

T e m p e r a t u r n a e h der I n j ek t i o n B e m e r k u n g e n

Hund 39 27. 3. 28

250 mg in 25 ccm ~- etwa

600 mg in 40 ccm

38,2 o C 40,00 C nach 1 Std. 3' 39,25°C ,, 1 Std. 33'

Mischspritze gut vertra.gen

Mitgeteilten wissen wir bisher nut, dab alkalisiertes Serum, alkalische BlutkSrperchensehatten, alkalisehes Hamatin aUein die erw~hnten Symptome nicht auszulSsen vermSgen. Auf der Suche nach diesem Stoff blieb uns nunmehr noch der EiweiBrest des Blutfarbstoffes, das

E . G l o b i n .

Zu diesem Zwecke gingen wir anfangs yon einer Hb-L6sung aus, die yon mehffach mit 0,90/0 NaC1 gewaschenen HundeblutkSrperchen stammte und 1 : 5 verdiinnt war. Diese LSsung wurde dutch langeres Zentrifugieren yon den suspendierten Blutschatten getrennt, alsdann in einem Falle angesauert (mit 11/1 HC1), in einem anderen FaUe schwach alkalisiert (mit n/1 bTaOH). In einer solchen LSsung war also nur schwach alkalisches, bzw. saures Hamatin und die Globinkomponente, dagegen andere Blutbestandteile in nicht nennenswerten Mengen. Diese Versuche brachten uns nun das sehr interessante Resultat; dab beiderlei LSsungen (sauer, bzw. alkalisch) Shock und Hamoglobinamie, ja in einem Falle auch wieder Hamoglobinurie erzeugten: bei Dosen, die auch yon hamatinisiertem Gesamtblut zttr AuslSsung der genannten Symptome

9*

Page 15: Experimentelle Studien zur Wirkung der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation

139, W. Borchardt und C. Tropp: Experimentelle Studien zur Wirkung

notwendig waren (vgl. Tabelle 13a und b). ])as H~mat in konnte bier nach unseren friiheren Versuchen (s. unt~r H~matin) n ich t in Frage kommen; so muBte es nur noch das alkalisch, bzw. sauer ver/inderte Globin sein.

Ein wesentlicher Kontro l lbefund sei fiir die naehfolgenden ErSrte- rungen vorausgeschickt. Die mi t unseren L5smlgen verabreichten Mengen yon NaOH, bzw. HC1 kSnnen bei den hier geschildert~n Shocksymptomen usw. keine wesentliche Rolle spielen, da viel grSBere Dosen yon freiem Alkali, bzw. S~ure symptomlos bei intravenSser In jekt ion ver t ragen

Tier Menge saurer,

h~mattnisierter, stromatafreier

Hb -L~sung

120 cem (Ver- d/innung 1 : 5)

Tabelle 13 a;

VertrRgliehkeit XH~e Hb- Urie

Shook mit q- - - Kri~mpfen usw. Hund am n~ch- sten Tage mit LungenSdem

Temp. vor der Injek- tion

39,50 C

Temperatur nach der Injektion

37,4 o C nach 5' 39,2 °C ,, 30' 39,3 °C ,, 45' 37,8 o C n. 1 Std. 20'

TabeUe 13 b.

Menge alkalisch ! Temp. Tier hRmatinisierter, Vertr~tglichkeit XmietIb" Hb- J vor der Temperatur nach der stromatafreier Urie Injek- InJektion

Hb -L~sung I tion

38,6 ° C 39,15 o C n. 1 Std. 10' 39,15°C n. 1 Std. 55'

I + + IVor- Schwere Shook, ++ l dfinnung 1 : 5) kiinstliche At-

mung, Erholung I

wurden (s. Tabelle 14 a und b). Auch zeigten Kontrol lversuche des Serums, dab n i e m a l s auch nur eine angedeutete Hb-~mie dutch freies Alkali oder S~iure eingetreten war. I n keinem Falle waren in unseren h/~matinisierten LSsungen freie HC1 noch grSBere Mengen N a O H naeh- weisbar, da immer ein erheblicher Tell der vorgelegten S~ure, bzw. des Alkalis in der VersuchslTsung zuri ickti tr iert war.

I n den folgenden Versuchen erzeugte zu unserem groBen Ers taunen eine fast v/511ig bis zum isoelektrischen P u n k t des Globins neutralisierte LSsung obengenannter Ar t weder Shock noch Hb-Xmie. J a yon einer derart igen LSsung wurde die zwei- bis dreifache Menge der sons~ shock- auslSsenden Dosis erscheinungslos ver t ragea (s. Tabelle 15). Daraus ging fiir unsere weiteren Untersuchungen hervor, dab vielleicht das neutrale

Globin in den gewi~hlten Konzent ra t ionen weniger toxisch sein muB 1 als das saure, bzw. alkalisch veri~nderte. Diese Vorstellungen wurden gestiitzt durch unsere Erfahrung, dab mi t Aqua dest. h/~molysiertes,

1 S. a. 2chultz: Hoppe-Seyler. 24, 449 ff. 1889.

Page 16: Experimentelle Studien zur Wirkung der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation

der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation.

Tabelle 14 a. Direkte Injeldion in die Armvene.

133

cem n/1 NaGH in Tier 100 cem 0,9°/, NaC] Vertr~tglichkeit Hb-)[mie Bemerkung

4 cem Gut! O Hund 21

24 8 ccm Sehreit bei 40 ecm, dann abermals kurz

nach insgesamt 60 ecru, kurze Pause, der Rest wird gut

vertragen

O

Schon dieso Dosis ist weir hSher, als die mit den VersuchslSsungen

verabreichte

Tabelle 14 b. Direkte Iajektiou in die Armvene.

cem n/1 HCI in Tier I00 ccm 0,9°/o NaC1 Vertr~tgliehkeit H b - ) ~ m i e Bemerkung

I - Iund 6 cem 32 31 J 8 ccm

Gut I O / Weir gr6Bere Dosen

J freier HC1, als in unse- 0 ren VersuchslSsungen

Tabelle 15.

Menge neutrali- I Temp. I sierter, hfimatini- I Vertr~.- Hb-~mie Hb- vet der Temperatur nach

Tier i sierter stromata- lichkeit Urie Injek- der Injektion ] freier Hb-L~sung tion

Hund 21

Hund 25 23. 1. 28

320 ecm (Ver- gutI diinnung 1 : 5)

250 ccm (Ver- ,, diinnung 1 : 5)

nieht untersucht

O 38,30 C

O 38,6 o C

38,4 o C naeh 25'

38,8 o C nach 45'

nachtr~gl ich isotonisch gemachtes Blu~ etwas besser ver t ragen wird, als sauer, bzw. alkaliseh h~matinis ier tes (vgl. un t e r Hb). Die gleiehzeitig mi t den oben g e n a n n t e n L6stmgen gespri tz ten Mengea yon H ~ m a t i n belaufer~ sich rechnerisch im HSchstfalle bei den tSdlichen Shockdosen auf etwa 400 mg H~mat in . Dieses Q u a n t u m wird aber als R e i nh~ ma t i n (s. oben) selbst bei ~ wiederholten I n j e k t i o n e n symptomlos ver t ragen. Ob die Ausl6stmg yon Shock u n d Blu¢zerstSrung direk$ zusammen- gehSren, k o n n t e n wit bis dah in n ich t endgfiltig entscheiden. Dies soll ten aber die naehfolgenden Un te r suehungen mi t gereinigtem Globin erweisen.

Zur DarsteUung kurz folgendes: Aus I-Iunde-, wie Pferdeblu t wurde. nach der Methode yon Charnass 1 zuerst das H b krystaUiniseh rein dar- gestellt und daraus n u n m e h r naeh den Anga be n yon Schul tz (1. e.) die

1 Lit.: Abderhaldens Handbuch d. biol. Arbeitsmeth. 4, T. 4, 1109, 1926.

Page 17: Experimentelle Studien zur Wirkung der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation

184 W. Borchardt und C. Tropp: Experimentelle Studien zur Wirkung

EiweiB- yon der Farbkomponente getrennt. Ein durch mehrt~giges Dialysieren gegen Aqua dest. fast vSllig s~urefrei gcwordenes, chemisch weitgehend gereinigtes Globinpr~parat aus Hundeblut (spektroskopisch liel~ es kaum noch Spuren yon H~matin erkenncn), erzeugte nun prompt in schwach alkalischer I~Ssung Shock mit nachfolgendem Tod bei Kaninchcn und ffihrte bei einem Hunde in vertr~glichen Dosen zur BlutzerstSrung, meBbar an der auftretendcn Hb-~mie und nachfolgenden

Tabelie 16.

Tier Hb-~mlo Hb-Urie

Kaninchen 9

Hund 38

Menge injizierten, n e u - tralen chemisch reinen Vertraglichkeit

Hunde-Globins

1,19 g Im Shock unter Kr~mpfen nach wenigen Minuten

5,28 g Temperatursteigorung yon 38,5--40,00 C

+ / + + ÷

Hb-Urie (s. Tabelle 16 a und b). Fiir Pferdeblut konnten wir dieselben Feststellungen machen 1. Ungekl~rt bleibt uns bis heute, warum die Blutzerst6rung nach Globineinspritzung nicht in allen F~llen eintritt, besonders aber nicht mehr bei Tiercn, die mehrfach mit GlobinlSsungen vorbehandelt sind. Die Shocksymptome hingegen sind auch bci solchen Tieren immer wieder ausl6sbar. Nach unseren umfangreichen Unter- suchungen mit mehr oder weniger gereinigten Globinl6sungcn habe• wir den Eindruck gewonnen, dab yon diesem Prgparat zur Shockaus- 15sung, bzw. zur BlutzerstSrung so groBe Mengen erforderlich sind, wie sie unter physiologischen Verh~ltnissen (Krankheiten, die mit akutem Blutzeffall einhergehcn), kaum in Betracht kommen diirften. Doch gehen wir wohl nicht fehl in der Annahme, dab der Shock nach Ein- spritzung einfach h~molysicrten Gesamtblutes, wie auch der Shock und die intravasale Blutzerst6rung auf die Injektion von h~matinisiertem Gesamtblut auf das anwesende Globin zuriickgefiihrt werden mul~. Daraus erhellt aber, daB das Hb in w~sseriger L6sung, zum Tell jeden- falls, in das Globin und die Farbkomponente dissoziiert sein muB, da ja das ungesch~digte Hb-Molekfil vertrgglich ist 2. Somit waren wir durch die Analyse dcr Wirkung der einzelnen, artcigenen Blutbestandteile in der Zirkulation zu einer bcfriedigenden Klarstellung des Symptomen- komplexes auf Injektion yon mehr oder weniger ver~ndertem Gesamt- blur gelangt.

Aus der Ffille der gedr~ngt dargestellten Daten l~Bt sich kurz zu- sammenfassend folgendes ableiten:

1 Vgl. zur Shockwirkung des Globins: Schittenhelm und Weichardt: Zeitschr. f. Immunit~tsforsch. u. exp. Pathol. 14, 609. 1912.

Vergl. auch Schitt, nhelm und Weichardt: 1. c.

Page 18: Experimentelle Studien zur Wirkung der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation

der einzelnen, arteigenen Blutbestandteile in der Zirkulation. 185

Ergebnisse. 1. Mit Aqua ([est. h/~molysiertes und mit NaCI isotonisch gemachtes

arteigenes Blur erzeugt in grol~en Dosen schon bei erstmaliger Injektion einen Shock, symptomatisch dem anaphylaktischea Shock verwandt (Dyspnoe, Cyanose, Herzkollaps, kloniseh-tonischen Kr/~mpfen und Unter- temperatur : Ausgang in Erholung oder Tod). MittelgroBe Dosen h/~moly- sierten Eigenblutes rufen bei Hunden ein relativ schnell ansteigendes Fieber hervor, w/~hrend kleine Dosen symptomlos vertragen werden. Dabei kommt es zu Hb-Xmie und bei l~berschreitung des jewefligen Schwellenwertes des Hb fiir die Niere auch zu Hb-Urie. Es gibt keinen festen Schwellenwert ffir das Hb. Dieser l~$t sich n/~mlich nach mehr- fachen t~glichen Injektionen auf einen Minimalwert herabdriicken. Durch experimentelle Ausschaltung yon Milz, Leber und hochgradiger Schadi- gung der Nierenzirkulation l~t3t sich der Minimalschwellenwert des Hb gar nicht oder nur geringgradig herabsetzen.

2. In wenig Alkali, bzw. S/~ure h/~m~tinisiertes Eigenblut ruff schon in geringeren Dosen nach intravenSser Injektion schwere Shocksymptome der unter 1. beschriebenen Art hervor. Sauer oder alkalisch ver/~ndertes Blur wirkt also ir~ viel geringerer Menge toxisch, als einfach h~molysiertes. Bei vertr/~glichen Dosen stellt sich Hb-~mie und unter Schiittelfrost hSheres Fieber tin. Ein Zeitintervall yon etwa 1/2--1 Stunde macht eine doppelte bis vierfaehe Dosis des schwach alkalisierten Blutes ver- tr~glich, Erscheinungen, wie sie yore Studium der Anaphylaxie her bekannt sind. Das H/~matin wird im Gegensatz zum Hb nicht durch die Nieren ausgesehieden, sondern vorwiegend yore R.E.S. der Leber und Milz gespeichert. Das viel kleinere H/~matinmolekiil, das bekannt- lich keine EiweiBgruppe enth~It, kann im GegerLsatz zu weir grSBeren Hb-Molektil die Nieren nicht passieren. Die Ausscheidung des Blut- farbstoffes bzw. seiner Derivate ist also rein physikalisch-chemisch ver- st/~ndlichen Prozessen nicht unterworfen.

3. 1Venckisches H/~matin erzeugt Fieber (nach Kikuthl). Selbst- hergestelltes Reinh~matin wird in relativ grol~en Dosen ohne Fieber, Shock oder sonstige Symptoms vertragen und kreist bei grSf~eren Gaben l~ngere Zeit im Blute. Es gibt eine Dosis toxica letalis des Reinh~matins. Reines H/~matin macht also entgegen den Angaben yon Brown and fibereinstimmend mit denen yon Butter]ield und Benedict (1. c.) kein Fieber.

4. Schwach Hb-haltiges, alkalisiertes, arteigenes Serum wird in grol~en Dosen yon Hunden symptomlos, vor allem ohne Fieber vertragen.

5. Native, wie alkalisch gel5ste Blutk6rperchensch~tten erzeugen in gr(iBerer Menge bei intravenSser Verabreichung Schfittelfrost und Fieber, in kleineren nur Temperatursteigerung. Die Stromata sind vermutlich

1 Unver6ffentlichte Untersuchungen.

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136 W. Borchardt und C. Tropp: Exporimentello Studien zur Wirkung.

fiir Schiittelfrost und Fieber beim Schwarzwasserfieber, beim Resorp- tionsfieber nach BluCergiissen bzw. Bluttransfusionen verantwortlich; ob auch fiir die gleichartigen Symptome bei der akuten Malaria, wagen wir nicht endgiiltig zu en¢scheiden.

6. Mit ~ther extrahierte Blutk6rperchenschatten verm6gen kein Fieber zu erzeugen. J~herextrak~ + extrahierte Blutk6rperchenschatten 1~[3~ wieder h6heres Fieber zustande kommen.

7. Einfache Alkalisierung, bzw. S~uerung arteigenen ttundeblutes fiihrt zum vermehrten Auftreten yon shockausl6senden K6rpern. Eine h~ma- tinisierte L6sung ist drei- bis viermal giftiger, als eine einfach h~moly- sierte. Des weiteren bilden sich nach Injektion h~matinisierten Blutes unter Umst~nden K6rper, die zum intravasalen Blutzeffall fiihren, w~hrend entsprechende, ja viel gr613ere Mengen yon freier Natronlauge, bzw. Salzs~ure yon den Tieren ohne Hb-~mie oder andere bedrohliche Erscheinungen vertragen werden. Die Ursache dieser Shocksymptome und der unter Umst~nden auftretenden Hb-.~mie atff die Einspritzung yon alkalisiertem, bzw. ges~uertem Gesamtblut liegt in der alkalisch bzw. sauer ver~nderten Globinkomponente, w~hrend das neutrale Globin etwas besser vertr~glich erscheint.

Zusammenfassung. Fieber und Schfittelfrost werden bei den Krankheitszust~nden, die

mit vermehrtem akutem Blutzerfall einhergehen, durch die Blutschatten und nicht etwa durch das in der Folge erst vom Organismus gebildete H~matin hervorgerufen (Brown). H~matin ist in physiologischen Dosen fiir den Organismus indifferent und wird im Gegensatz zum Hb iiber- haupt nicht durch die Nieren ausgeschieden. Zur Hb-Urie mu{3 es dagegen schon nach pl6tzlichem Zerfall kleinerer Blutmengen kommen (0,8--1 ccm Blur pro 1 kg K6rpergewicht im Tierversuch). Dcr Zerfall von 1,5---2 ccm Blur pro 1 kg K6rpergewich~ mit seinem Freiwerden yon Blutschatten ruff hier schon hohes Fieber und Schfittelfrost hervor. Das Globin ist die Ursache des in diesen Versuchen hgufig tSdlichen Shocks. Arteigenes Serum ist selbst in groBen Dosen v6ilig unschi~dlich.