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E. R. Kastenbauer et al.: Verhalten des Immunsysteins bei Mittelohreiterungen 253 den Jahren yon 1969--1974 haben wir 76 intraoperativ nachweisbare Frakturen der vorderen Schadelbasis versorgt und dabei in 37 Fallen eine Verletzung der Dura gefunden. Bei diesen 37 Patienten war nut in 8 Fallen praoperativ die Diagnose der Hirnhautverletzung zu stellen. Ffinf Patienten hatten eine klinisch feststellbare Liquorrhoe und bei 3 Patienten war rSntgenologiseh eine Pneumatocele nach- weisbar. W. Draf (Mainz): Zwei Fragen an Herrn Langlfiekeh 1. Haben Sie auch die Beobachtung gemacht, dab Pneumatoeelen bei iatrogenen Sehgdel- basisverletzungen am hgufigsten auftreten ? 2. Legcn Sie bei klinischem Verdaoht auf Liquorfistel, wenn die Sch~idclbasis bei der Revision unauffgllig ist, die Riechspalte frei ? 21. E. R. Kastenbauer, K. Hoehstral]er und K. Sehorn (Miinchen) : Experi- mentelle Untersuehungen zum Verhalten des Immunsystems bei ehronisehen Mittelohreiterungen Experimental Studies on the Reaction of the Immunological System during Chronic Otitis media Summary. After the experimental demonstration of split-products of intact immun- globulins of the middle ear secretion the level of the intact immunglobulins IgG, IgA and IgM has been measured pre- and postoperatively. By these studies it could be demonstrated that particulary in cases of chronic otitis media associated with cholesteatoma the level of the intact immunglobulins is much more higher postoperatively than preoperatively. The lib- eration of serum proteinase inhibitors by injuring the bloodvessels during a tympanoplasty combined with appropriate antibiotic therapy causes a stabilisation of the inhibitory and immunological system. It is the purpose of further studies to inform about the capability of the split-products of the immunglobulins to attach and to absorb antigens and toxins during a chronic inflammation in the middle ear. Naeh dem Nachweis von Spaltprodukten der Immunglobuline IgG, IgA und IgM aus Sekreten yon chroniseh entziindeten Mittelohren (1974) wurde die Spal- tung yon Immunglobulinen in vitro nachvollzogen. Dabei warde Anti-Human- IgG-Serum vom Kaninchen mit Proteasen yon Pseudomonas aeruginosa (Bact. Pyoeyaneum) inkubiert uncl der SpaltungsprozeB durch die Zugabe yon a-2-Ma- kroglobulin -- dem hochmolekularen Inhibitor der Pyoprotcasen -- gestoppt. Nach diesem Vorgang erfolgte die Auftrennung dieses gespaltenen Antik6rpers nach ihrer Molekfilgr6Be, wobei ausgehend yon einem Molekulargewioht von etwa 300000 der Antik6rper veto Kaninehen Spaltprodukte mit einem Molekular- gewicht von etwa 70000 nachgewiesen werden konnten. Dieser Abbauvorgang ist im Prinzip auf den Entzfindungsvorgang im Mittelohr zu iibertragen. Bei der quantitativen Bestimmung der Immunglobuline IgG, IgA und Igl~ aus den Mittelohrsekreten wurde zuerst das Gesamtprotein aus dem Patienten- sekret bestimmt und mit den naeh der Mancini-Methode ermittelten Werten in Bezug gesetzt. Aus dem Vergleich dieser Werte kann man erkennen, dab bei nahezu allen untersuehten Patienten die postoperativ in der tteflungsphase be- stimmten Werte der Immunglobuline deutlich h6her liegen als prgoperativ, wobei der Unterschied speziell im Bereieh des IgG zum Teil bis zum Zehnfaehen des 17"

Experimentelle Untersuchungen zum Verhalten des Immunsystems bei chronischen Mittelohreiterungen

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E. R. Kastenbauer et al.: Verhalten des Immunsysteins bei Mittelohreiterungen 253

den Jahren yon 1969--1974 haben wir 76 intraoperativ nachweisbare Frakturen der vorderen Schadelbasis versorgt und dabei in 37 Fallen eine Verletzung der Dura gefunden. Bei diesen 37 Patienten war nut in 8 Fallen praoperativ die Diagnose der Hirnhautverletzung zu stellen. Ffinf Patienten hatten eine klinisch feststellbare Liquorrhoe und bei 3 Patienten war rSntgenologiseh eine Pneumatocele nach- weisbar.

W. Draf (Mainz): Zwei Fragen an Herrn Langlfiekeh

1. Haben Sie auch die Beobachtung gemacht, dab Pneumatoeelen bei iatrogenen Sehgdel- basisverletzungen am hgufigsten auftreten ?

2. Legcn Sie bei klinischem Verdaoht auf Liquorfistel, wenn die Sch~idclbasis bei der Revision unauffgllig ist, die Riechspalte frei ?

21. E. R. Kastenbauer, K. Hoehstral]er und K. Sehorn (Miinchen) : Experi- mentelle Untersuehungen zum Verhalten des Immunsystems bei ehronisehen Mittelohreiterungen

Experimental Studies on the Reaction of the Immunological System during Chronic Otitis media

Summary. After the experimental demonstration of split-products of intact immun- globulins of the middle ear secretion the level of the intact immunglobulins IgG, IgA and IgM has been measured pre- and postoperatively. By these studies it could be demonstrated that particulary in cases of chronic otitis media associated with cholesteatoma the level of the intact immunglobulins is much more higher postoperatively than preoperatively. The lib- eration of serum proteinase inhibitors by injuring the bloodvessels during a tympanoplasty combined with appropriate antibiotic therapy causes a stabilisation of the inhibitory and immunological system. It is the purpose of further studies to inform about the capability of the split-products of the immunglobulins to attach and to absorb antigens and toxins during a chronic inflammation in the middle ear.

Naeh dem Nachweis von Spaltprodukten der Immunglobuline IgG, IgA und IgM aus Sekreten yon chroniseh entziindeten Mittelohren (1974) wurde die Spal- tung yon Immunglobulinen in vitro nachvollzogen. Dabei warde Anti-Human- IgG-Serum vom Kaninchen mit Proteasen yon Pseudomonas aeruginosa (Bact. Pyoeyaneum) inkubiert uncl der SpaltungsprozeB durch die Zugabe yon a-2-Ma- kroglobulin -- dem hochmolekularen Inhibitor der Pyoprotcasen -- gestoppt. Nach diesem Vorgang erfolgte die Auftrennung dieses gespaltenen Antik6rpers nach ihrer Molekfilgr6Be, wobei ausgehend yon einem Molekulargewioht von etwa 300000 der Antik6rper veto Kaninehen Spaltprodukte mit einem Molekular- gewicht von etwa 70000 nachgewiesen werden konnten. Dieser Abbauvorgang ist im Prinzip auf den Entzfindungsvorgang im Mittelohr zu iibertragen.

Bei der quantitativen Bestimmung der Immunglobuline IgG, IgA und Igl~ aus den Mittelohrsekreten wurde zuerst das Gesamtprotein aus dem Patienten- sekret bestimmt und mit den naeh der Mancini-Methode ermittelten Werten i n Bezug gesetzt. Aus dem Vergleich dieser Werte kann man erkennen, dab bei nahezu allen untersuehten Patienten die postoperativ in der tteflungsphase be- stimmten Werte der Immunglobuline deutlich h6her liegen als prgoperativ, wobei der Unterschied speziell im Bereieh des IgG zum Teil bis zum Zehnfaehen des

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254 W. Richter et al. : Verbesserte Materialgewinnung bei Schleimhautcytologie

pr/ioperativen Befundes reicht. Dies kann nur so gedeutet werden, dab es post- operativ naeh der Wiederherstellung einigermal3en physiologiseher Verh/~ltnisse im Mittelohrbereieh dureh die intra- und postoperat iv stattfindende Einsehwem- mung des hochmolekularen Inhibitors c~-2-Makroglobulin und dutch die gleieh- zeitig ablaufende antibiotische Therapie zu einer Hemmung der extraeellul/~ren Proteasen und der bakteriellen Aktivit/~t kommt, wodurch die Spaltung der Immunglobuline gehemmt oder gestoppt wird und somit eine Stabilisierung des Immunsys tems erreieh$ wird.

K. Albegger (Graz): Herrn Kastenbauer daft ich zu seinen hervorragenden Unter- suchungen gratulieren. Ich mSehte nur insofern ergiinzen, als sich schon in der morpholo- gischen Routinediagnostik von Biopsien bei chronischer Mittelohrentziindung immer wieder Hinweise daffir finden lassen, dall fiir den Verlauf dieses Kran~heitsprozesses immunologische Vorg~nge yon entscheidender Bedeutung sind. Dazu einige Beispiele: Histologische Bilder yon Sehleimhautpolypen aus dem Mittelohr mit primiiren und sekund~ren Lymphfollikeln, dichte plasmacellul~re Infiltrate mit zahlreichen Russelsehen KSrperchen als Ausdruck einer gesteigerten Immunglobulinsynthese. An einer Stelle des Pr~parates ist zu erkennen, wie solche Russel-K6rperchen in eine Driisenlichtung durehtreten.

D.Werner (Berlin): 1. Inwieweit ist es m6glich nach Maneini 75 IgA und 115 IgA zu bestimmen ?

2. El. Bild. Wodurch wurde die schwaehe Precipitation als Abbauprodukt veto IgG identifiziert ?

E. R. Kastenbauer (NIiinchen), Schlullwort: Bei der quantitativen Auswertung yon IgA entstehen beim ~ancini-Test zwei Pr~eipitatringe, wobei wir den kleineren dem hSher- molekularen Tell des IgA zuordnen. Zur Frage beziiglich des Immunglobulin IgG. Das sehw~ehere Pr~cipitat in der Abbildung der Immunelektrophorese zwisehen Anti-IgG-Serum und dem Ohrsekret resultiert daher, da wir das Antigen (~ abgebautes IgG aus dem Ohr- selrret) aus dem Fraktionsbereich 80--100 der Sephadexauftrennung genommen haben, also aus einem Bereich der Trenns~ule, we niedermolekulares Spaltmaterial der Immunglobuline vorliegt.

22. K. Hoehgesand und K. HoehstraSer (Miinehen): ey t~e r Proteasen auf die Sehleimhaut der oberen Luftwege

Vortrag ausgefallen.

Zur Wirkung leuko.

23. W. Richter~ E. Eitschberger und R. l~iew~hner (Wiirzburg) : Yerbesserte Materialgewlnnung bei der Sclfleimhautcytologie mit Hilfe polymerer CelluloseKlter

Improved W a y of Material Winning in the Mucosa-Cytology by Means Ultra- Structures Cellulose Filters.

Summary. A rinse--and--suck--sound is presented, which conveys cytological material to a special filter mechanism. After Papanicolaou staining the filters are being cleared and allow a light-microscopical judgement. A reduction of the well-known possibilities of error in exfoliative cytology can be noticed.

Systematisehe Fehlerquellen der exfoliativen Cytologie, wie ~berlagerungen, Pseudoeosinophilie, Zellfragmentation, Verunreinigung mi t Erythrocyten usw. werden seit Jahren in cler Li teratur diskutiert.