68
Andreas A. Reil Exposé, Drehbuch & Shoong Script der digitale Preproducon-Workflow Media a d e Digital Manual

Exposé, Drehbuch - reil.tvSchreiben von Drehbüchern Es macht einen erheblichen Unterschied, für welches Medium Du schreibst. Schreibst Du für Printmedien ist das, was Du schreibst,

  • Upload
    others

  • View
    3

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Andreas A. Reil

Andreas A. Reil

Exposé, Drehbuch & Shooting Script

Während die Produktion – die Dreharbeiten – und die Postproduktion – Schnitt und Tonbearbeitung – vollständig digitalisiert sind, hat sich die Planungsphase von Filmen – die Präproduktion – kaum verändert, lediglich die Schreibmaschine wurde durch den Computer samt Textverarbeitung ersetzt. Die Vorbereitung eines Films – vom Exposé über das Treatment, das Scriptment, das Drehbuch, das Shooting Script, den Drehbuchauszügen bis hin zu den Continuity Script – erfordert eine umfassende Schreibarbeit.

In diesem Buch wird gezeigt, wie auch die Planungsphase in den digitalen Workflow einer Filmproduktion einbezogen werden kann. An vier Beispiel aus der Praxis – eine Auftragsproduktion, ein Magazinbeitrag, eine Dokumentation und ein Kurzfilm – wird gezeigt, wie man heute mit spezieller Drehbuch-Software effektiv seine Filme vorbereiten kann.

Exposé, Drehbuch & Shooting Script

der digitale Preproduction-Workflow

Reil

· Exp

osé,

Dre

hbuc

h &

Sho

oting

Scr

ipt

Thema

• Film• Fernsehen• Drehbuch

Leser

• Filmautoren• Regisseure• Kameramänner• Filmstudenten• Hobbyfilmer

www.mediaware.us

Med

iaad

eD

igita

l

Manual

Exposé, Drehbuch & Shooting Script

der digitale Preproduction-Workflow mit Digital Director Docu & AV Pro

Andreas A. Reil

© 2014 The Ray of the Sphinx Kft., Budapest1. Auflage 2014

Das vorliegende Werk ist in all seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der Übersetzung, des Vortrags, der Reproduktion, der Vervielfältigung auf fotomechanischen oder anderen Wegen und der Speicherung auf elektronischen Medien.

Ungeachtet der Sorgfalt, die auf die Erstellung von Text, Abbildungen und Tabellen verwendet wurde, können weder Verlag noch die Autoren für mögli-che Fehler und deren Folgen eine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung übernehmen.

Die in diesem Werk wiedergegeben Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Waren-bezeichnung usw. können auch ohne besondere Kennzeichnung Markenna-men sein und als solche den gesetzlichen Bestimmungen unterliegen.

Dieses Buch wurde auf der Grundlage von Recherchen und Erfahrungen der Autoren bearbeitet, es entstand nicht im Auftrag eines Herstellers, noch hatte ein Hersteller Einfluss auf Inhalt und Gestaltung.

The Ray of the Sphinx Kft

Vörösmarty utca 67. VII. emeletH - 1064 Budapest

Telefon +36 30 927 6279

eMail [email protected]

Website www.mediabook-verlag.de

ISBN 978-3-937708-55-3

7

InhaltsverzeichnisVorwort ....................................................................................8

Schreiben von Drehbüchern .....................................................9

Die 3 Phasen der Filmproduktion ...........................................12Von der Idee zum Script – die Preproduction .................................... 12

Wie man Einstellungen beschreibt .........................................24

Fachbegriffe zur Beschreibung von Einstellungsarten ............26weitere Begriffe ................................................................................. 27

Die Werkzeuge .......................................................................29Textverarbeitung ................................................................................ 29Tabellenkalkulation ............................................................................ 30Drehbuchsoftware ............................................................................. 31Digital Director AV Pro & Docu – Lösungen für Dokumentarfilme & Auftragsproduktionen/Industriefilm .................................................. 33Das Konzept der Digital Director Digital Software .............................. 33Alle Projekte im Überblick ................................................................. 34Digital Director AV Pro – professionelles Scripting für Industriefilmer 36Digital Director Docu – Planung von Dokumentarfilmen ................... 41

Beispiele aus der Praxis: Der Auftragsfilm ..............................45Beispiel 1: Vorstellung eines neuen Automodells .............................. 46

Planung einer Dokumentation ...............................................56Die Reportage / der Magazinbeitrag .................................................. 56Eine Stadt sieht rot ............................................................................. 57

Szenische Produktionen .........................................................60

Ideen sammeln .......................................................................63

Index .......................................................................................66

8

Vorwort

Betacam SP, DigiBeta, DV, HDV oder HDCam oder gar Film – mit welchem System dreht man denn nun den perfekten Film?

Ganz einfach: weder noch. Ein Film entsteht in der Planungsphase, nicht beim Drehen. Beim Drehen wird lediglich das umgesetzt, was man sich vorher überlegt und/oder mit dem Auftraggeber abgesprochen hat. Und entsprechend dem Auftrag und dem geplanten Einsatzzweck des Films wird dann auf einem der vielen verfügbaren Systeme gedreht, wobei es für den Erfolg eines Films relativ gleichgültig ist, ob welchem System er gedreht wurde – erfolgreiche low-budget-Produktionen beweisen dies immer wieder.

Vor der Planung kommt aber die Idee. Rein Zahlenmäßig ist es zwar so, dass die meistens aller Filme planlos und ohne Idee entstehen, ebenso planlos gedreht werden, um dann in einem wie immer gearteten Archiv zu verschwinden. Da es sich aber bei dieser Gruppe von Filmen um reine Amateurwerke, wie Urlaubs- und Familienfilme, handelt, wollen wir uns mit diesen Filmen auch nicht weiter beschäftigen und uns den kommerziellen Filmen zuwenden.

Profis gehen ihre Filme anders an als der typische Hobbyfilmer. Idee und Planung nehmen den meisten Raum – neben der Postproduktion – ein. Die reinen Dreharbeiten sind immer nur kurz und je besser ein Film geplant und vorbereitet wurde desto kürzer sind die Dreharbeiten – und das bei bei einem sichtbar besseren Ergebnis und reduzierten Kosten.

Dieses Buch zeigt Dir, wie man mit Digital Director AV Pro und Digital Director Docu Filme plant, die Dreharbeiten vorbereitet und am Set über ein Shooting Script verfügt, das alle wichtigen Informationen für jede einzelne Einstellung einer Szene auflistet. Es geht in diesem Buch nicht um die Form, wie ein Drehbuch für einen Spielfilm aussehen müßte – zu diesem Thema sind bereits verschiedene Bücher erschienen.

9

Schreiben von Drehbüchern

Es macht einen erheblichen Unterschied, für welches Medium Du schreibst. Schreibst Du für Printmedien ist das, was Du schreibst, direkt für den Rezipienten konzipiert. Alle Ideen, Fakten, Personen, die Du dem Leser nahe bringen willst, schreibst Du in einer linearen Reihenfolge und führst so den Leser durch Deinen Text.

Ganz anders geht dagegen ein Autor vor, der für Film schreibt – dabei spielt es keine Rolle, ob er eine szenische oder dokumentarische Pro-duktion plant. Was muss man berücksichtigen, wenn man Filmscripte verfasst?

Film ist visuell. Alles, was der Autor schreibt, wird seine Zielgruppe niemals lesen, sie werden nur Bilder sehen und Texte, Musik und Geräusche hören. Alles Geschriebene dient dazu, dem Auftraggeber das Filmkonzept plausibel zu machen und dem Team, das letztendlich Deine Ideen in Bilder, Töne und den ge-schnittenen Film umsetzt, so transparent zu machen, dass es den Film in Deinem Sinn umsetzen kann.

Film lebt von der Bewegung. Filme sind keine Abfolge von Standbildern, die durch einen Text zu-sammengehalten werden, sondern Bilder müssen die Geschichte erzählen, nicht der Text. Der kann/soll nur eine unterstützende Funktion übernehmen.

Film zeigt oft Dinge, die nicht sichtbar sind. Egal, ob Du einen Reisefilm über ferne Länder drehst oder mit dem Mikroskop in einen Mikrokosmos eintauchst, als Filmautor mußt Du in der Lage sein, auch schwierige Sachverhalte verständlich zu transportieren.

Film ist subjektiv. Du bestimmst, was die Zuschau-er sehen – und was nicht. Blickrichtung, Brennweite, Kamerahöhe – mit diesen Werkzeugen lenkst Du den Blick oder schließt Informationen aus, die Du nicht zeigen willst.

10

Filme sind auf ein Publikum abgestimmt. Als Filme-macher musst Du immer Deine Zielgruppe im Auge be-halten. Deine visuellen Konzepte und Dein Text müssen sich an dieser Zielgruppe orientieren – ein Fachfilm wird mit anderen Bildern und Texten arbeiten, als ein Film über das gleiche Thema, der innerhalb eines Magazins ausgestrahlt wird.

Film gibt die Realität exakt wieder. Dokumentarfil-mer leben mit der Realität, die sich nicht manipulieren läßt. Objekte, die in der Realität vorhanden sind, werden auch abgebildet, wenn man in diese Richtung filmt. Dies muß Du als Filmautor bei der Konzeption Deines Films berücksichtigten. Manchmal hilft ein anderer Kamera-standort, um die Realität mit dem geplanten Filmthema in Einklang zu bringen, manchmal muß man einen Film völlig ändern, wenn sich Objekte partout nicht aus dem Frame eliminieren lassen.

Bewegung, Sound und Farbe müssen aufeinander abgestimmt sein. Ein Film muß in all seinen Kompo-nenten stimmig sein. Er besteht aus verschiedenen Sequenzen und jede Sequenz wiederum aus mehreren Einstellungen, die sich zu einem harmonische Gesamten aus Bewegung, Ton und einer einheitlichen Farbharmo-nie zusammenfügen müssen.

Film erzeugt Emotionen. Ein Film kann sehr un-terschiedliche Reaktionen bei den Zuschauern auslö-sen, nutze diese Möglichkeiten, um Deine Message zu transportieren.

Du siehst, ein Filmscript muß mehr enthalten, als nur die nackte Infor-mation, um was es in dem Film gehen soll. Vor allem hat es die Aufgabe, zunächst einen Auftraggeber von einem Projekt zu überzeugen. Später muß es für das technische Team – Kameramann, Tontechniker, Cutter – die Informationen liefern, die sie benötigen, um Deine Intension des Films in Bilder umzusetzen.

11

Alle Informationen werden weder von Beginn des Filmprojektes an noch in einem einzigen Script benötigt und sie sind auch nicht für alle Arten von Filmen identisch. Welche Information in welcher Phase benötigt wird, damit beschäftigen sich die folgenden Kapitel.

12

Die 3 Phasen der Filmproduktion

Der Weg von der Idee zum fertigen Film umfasst drei Hauptphasen: die Planung, die Dreharbeiten und die Nachbearbeitung. Die Fachbegriffe dafür sind Preproduction, Production und Postproduction und schließ-lich noch die Konfektionierung, das Ziehen der Kopien oder DVDs als letzte Phase.

In diesem Buch beschäftige ich mich vor allem mit der Planungsphase von Filmen und zeige Dir zunächst die einzelnen Stufen der Planung auf.

Von der Idee zum Script – die Preproduction

Die Idee

Jedem Film liegt zunächst eine Idee zu Grunde, aber nur aus wenigen Ideen werden dann auch Filme. Die Idee für einen Film kann ganz sim-pel sein – „Komm, wir nehmen heute einmal die Videokamera mit!“, so entstehen Amateurfilme, und genauso spontan werden diese Filme gewöhnlich auch produziert, also gedreht, und nachbearbeitet. Für dieses Genre ist eine Vorgehensweise ohne oder mit wenig Planung aber völlig OK.

Die Ideen für Auftrags- und Industriefilme entstehen meist bei den Auftraggebern, die für eine anstehende Messe oder ein neues Produkt die Printwerbung mit einem Film unterstützen möchten. Auftragsfilme werden entweder inhouse oder durch eine externe Filmproduktion umgesetzt.

Bei News bildet meist ein aktueller Anlass – Konferenz, Staatsbesuch oder auch eine Katastrophe – die Idee für einen Film oder es ist die Meldung einer Nachrichtenagentur, die per Mail auf dem Schreibtisch des Redakteurs landet.

Dokumentarfilme und Reportagen haben oft einen gesellschaftlich-politischen Anlass, der die Idee für einen Film bildet, z. B wird (vermut-

13

lich) der 75. Jahrestag der Gründung Israels die Ideen für verschiedene Dokumentationen liefern, es können aber auch persönliche Erlebnisse oder Begegnungen eines Filmemachers die Idee für eine Reportage bil-den, z. B. eine Arbeitsloseninitiative, an der der Filmemacher tagtäglich auf seinem Weg zum Sender vorbei fährt.

Und schließlich gibt es noch szenischen Produktionen – Spiel- und Fernsehfilme – die auf sehr unterschiedlichen Ideen fußen. Neben lite-rarischen Vorlagen, die meistens die Grundlage für einen Film bilden, gibt es auch bei Spielfilmen gesellschaftlich-politische Anlässe, z. B. „Die verlorende Ehre der Katharina Blum“ oder aus neuerer Zeit „Der Tunnel“ oder „Dresden“.

Es klingt jetzt so ein bißchen so, als sei es reiner Zufall, ein Thema für einen Film zu finden, das ist es natürlich nicht, zumindest nicht im professionellen Bereich, häufig jedoch bei Hobbyfilmern.

Die Idee, die sich oft mit ein, zwei Sätzen beschreiben läßt, bildet jedoch nur die Basis der weiteren Arbeiten, die schließlich über ver-schiedene weitere Stufen zum fertigen Film führen.

Exposé

Den ersten textlichen Entwurf für einen Film nennt man Exposé, ein Begriff, der aus dem Literaturbetrieb übernommen wurde. Ein Exposé gibt einen kurzen Überblick über den geplanten Film und erleichtert es dem Auftraggeber, die geplante Umsetzung einzuschätzen. Üblicherwei-se ist ein Exposé für den (potentiellen) Auftraggeber noch kostenfrei, d.h. der Autor erstellt auf eigenes Risiko dieses Exposé.

Vom Umfang her sollte ein Exposé kurz sein, je nach Genre wird es selten mehr als eine Seite umfassen, vom Stil her ist es ein Fließtext ohne besondere Formatierungsvorschriften.

14

Das Treatment

Der nächste Schritt zum Film ist das Treatment, eine kurze Version des späteren Drehbuchs. Obwohl das Treatment schon alle Informationen enthält, die für das Verständnis des Films, bei szenischen Produktionen auch der meisten Charaktere, notwendig sind, ist es in den seltensten Fällen endgültig, sondern wird vom Autoren gemäß den Vorstellungen des Auftraggebers adaptiert.

Um ein Treatment zu erstellen muß die Filmproduktion schon deutlich mehr Arbeit investieren, deshalb wird diese Ausarbeitung normalerweise nicht kostenlos angeboten, sondern der Auftraggeber muß sie bezahlen.

Vom Umfang her beginnt ein Treatment bei einer Seite und kann sich, bei szenischen Produktionen mit vielen Handlungssträngen und unterschiedlichen Charakteren auch über zehn oder zwanzig Seiten erstrecken. Auch das Treatment wird ohne besondere Formatierung eingereicht.

Scriptment

Eine Zwischenstufe zum Drehbuch kann das Scriptment sein, das vor allem bei szenischen Produktionen geschrieben werden kann. Das Scriptment, ein Wortkompositum aus Script (Drehbuch) und Treatment, kann bereits Dialoge und Regieanweisungen enthalten und wird deshalb im Drehbuch-Stil formatiert. Wer seine Drehbücher mit Word schreibt, wird vor allem mit Textzentrierungen, Einrückungen und Versalien ar-beiten, eine besondere Vorschrift für die Form des Scriptments gibt es jedoch nicht. Da das Scriptment deutlich mehr ins Detail geht als das Treatment, wird es auch entsprechend umfangreicher sein.

Das Drehbuch

Mit Drehbuch verbinden selbst Filmschaffende fast immer Spielfilm, also szenische Produktionen. Aber auch jeder andere Film basiert auf einem Drehbuch, dazu Wikipedia „Ein Drehbuch ist die textliche Grundlage für

15

einen Film, das genaue Angaben für jede Szene enthält. Es gibt kaum Filme, die ohne Drehbuch realisiert werden.“.

Das bedeutet, dass auch für Auftragsfilme, selbst für kurze Ma-gazinbeiträge, die Idee und wie sie umgesetzt werden soll schriftlich festgehalten werden sollte.

Wer ein Spielfilmdrehbuch in Hollywood verfilmen (lassen) möch-te, muß es zunächst einer US-amerikanischen Produktion einreichen. Drehbücher werden dort aber nur gelesen, wenn sie einer ganz be-stimmten Form entsprechen. Wie dieses Format aussieht, kannst Du der Fachliteratur (z. B. Das Drehbuch im Hollywood-Format – ISBN 978-3-89864-530-0, Edition Mediabook) entnehmen. Für alle ande-ren Zwecke, also Drehbücher, die man deutschen Filmproduktionen, TV-Anstalten oder einer Drehbuchförderung einreichen will, gibt es keine vorgeschriebenen Formatierungen, aber es haben sich auch bei uns für Spielfilmdrehbücher Formatierungen eingebürgert, die im we-sentlichen auf diesem „Hollywood-Format“ beruhen. Für diese Gruppe von Filmautoren ist es interessant, sich mit dem „Hollywood-Format“ zu beschäftigen

Für alle anderen Zwecke wird ein Drehbuch vor allem geschrieben, um es als Arbeitsunterlage für die Dreharbeiten – und später für den Schnitt zu verwenden. Deshalb sollte ein Drehbuch immer so verfasst wird, dass man es später als Shooting Script mit Drehbuchauszügen ausdrucken kann.

Ein Drehbuch besteht im einfachsten Fall aus zwei nebeneinander angeordneten Spalten. In die eine Spalte trägt man ein, was man im Bild sieht und in der anderen den Text, meistens den Sprecher- oder Kommentartext.

Ein Drehbuch für einen Auftragsfilm könnte z. B. so aussehen:

16

Dieser kurze Auszug beschreibt die ersten beiden Sequenzen des Films und gibt einen guten Eindruck, wie der Film aussehen wird: Aufnah-men mit verschiedenen Einstellungen zeigen den neuen Volvo in einer landschaftlich reizvollen Gegend und in romantischen Weinorten mit engen Gassen und pittoresken Häusern. Dies ist es, was sich der Auf-traggeber vorstellt.

Ein Drehbuch enthält noch keine genauen Anweisungen, wie man die Szene auflösen will, wie lange jede einzelne Einstellung sein wird und aus welcher Perspektive sie gedreht werden.

Shooting Script

Wenn man jedoch mit diesem Drehbuch zu den Dreharbeiten fahren würde, stellte man schnell fest, dass die Umsetzung sehr zeitaufwendig ist – und die Produktion somit kostenintensiv wird.

Zwei Einstellungen aus einem Drehbuch für einen Auftragsfilm.

Bild TextEinstellungen in verschiedenen Einstellungsgrößen am Moselufer und in den Weinorten an der Mosel.

Der Volvo 850 – die neue Klasse aus Schweden. Seine exzellenten Fahreigenschaften, sprichwörtliche Sicherheit und hochmoderne Technik, zeichnen die neue Volvo-Generation aus. Das unverwechselbare Design wurde international positiv bewertet und im designverwöhnten Italien sogar mit einem Preis bedacht.

wie vor In den nächsten 25 Minuten werden wir Ihnen mit dieser Multimedia-Bedienungsanleitung den Volvo 850 näher vorstellen. Wir zeigen Ihnen die wichtigsten Bedienungsfunktionen und hoffen, dass Sie sich vom ersten Augenblick an in Ihrem Volvo 850 wohlfühlen.

17

Zwar steht fest, was für Einstellungen benötigt werden (Einstellungen in verschiedenen Einstellungsgrößen am Moselufer und in den Weinorten an der Mosel.), jedoch sind weder der genaue Ort, die Einstellungsgröße, die Dauer und die Einstellungsart angegeben. Während der Dreharbei-ten müßten also, im Schlepptau mit dem gesamten Produktionsteam, die einzelnen Drehorte gesucht werden und Kameramann und Regisseur müßten gemeinsam einen Stil für den Film entwickeln: lange ruhige Einstellung oder viele kurze dynamische – Handkamera oder Stativ – klassische oder manirierte Einstellungen, etc.

Deshalb ist es notwendig, die einzelnen Einstellungen genau zu be-schrieben, so dass man nicht vor Ort im großen Team diskutieren muß, ob als nächstes eine große, halbnahe oder totale Einstellung gedreht werden soll. Zusätzlich ist es natürlich auch wichtig zu wissen, wie viele einzelne Einstellungen man überhaupt benötigt.

Deshalb muß man vor der Produktion – den Dreharbeiten – ein Shooting Script erstellen.

Das Shooting ist ein ausgearbeitetes Drehbuch, dem man alle Infor-mationen entnehmen kann, die man für die Umsetzung des Drehbuchs benötigt. Dazu gehört der Drehort, die Einstellungsgröße (Totale, Halb-totale, Nahe etc.), die Art der Einstellung (normale Perspektive, hohe oder tiefe Einstellung etc.) und nach Möglichkeit die ungefähre Dauer jeder Einstellung. Je mehr Informationen das Shooting Script enthält, desto zügiger und präziser verlaufen die Dreharbeiten.

Wie so ein einfaches Shooting Script aussehen kann, siehst Du auf der folgenden Seite.

18

So sieht ein Shooting Script aus, da man mit einer Textverarbeitung erstellt hat.

Bild TextVorbeifahrt Der Volvo 850 – die neue

Klasse aus Schweden.Moselufer: Wagen fährt auf die Kamera zu

Seine exzellenten Fahreigenschaften -

Wagen-zu-Wagen-Einstellung, Wagen fährt rechts am Kamerawagen vorbei

sprichwörtliche Sicherheit und hochmoderne Technik

Innenaufnahme Volvo, tiefe Einstellung: Jessica legt 5. Gang ein

zeichnen die neue Volvo-Generation aus.

Schnittbild: Motorboot auf der Mosel in einem Moselort, Weitwinkel, Vorbeifahrt dicht an der Kamera, tiefe EinstellungSchloss Burg, Mosel, Totale, Jessica kommt aus dem Haus herausVom Dach: J. geht um den Volvo herum und öffnet die WagentürUmschnitt Innen, J. öffnet die Wagentür setzt sichFahrertür geöffnet, J. sitzt und verschiebt den Fahrersitz nach vorne und nach hinten

Der Fahrersitz des Volvo 850 kann in vielen Stufen auf Ihre persönliche Größe und Sitzposition eingestellt werden. Um den Sitz in der Horizontalen zu bewegen, heben Sie den Sperrbügel vor dem Sitz an und schieben dann den gesamten Sitz nach vorne oder hinten.

Austimen des Drehbuchs

Nur in den wenigsten Fällen spielt die Länge des fertig geschnittenen Films keine Rolle, meistens muß man eine vorgegebene und vereinbarte Laufzeit einhalten. Für einen erfahrenen Filmer stellt es normalerweise kein großes Problem dar, beim Schreiben des Shooting Script die Länge für jede Einstellung festzulegen. Deutlich schwieriger ist es aber, die Gesamtlaufzeit aller festgelegten Szenen zu erfassen. Mir ist kein Ta-schenrechner bekannt, der automatisch Zeiten (Minuten : Sekunden)

19

addiert und das Ergebnis formatrichtig anzeigt: (0:35 + 0:55 = 1:30 und nicht 0:90). Vermutlich ist dies mit Excel zu realisieren, ist aber in jedem Fall ein mühseliges Unterfangen, da man ständig zwischen der Tabellenkalkulation und der Textverarbeitung hin- und herschalten muß.

Drehbuchauszüge

Das Drehbuch listet alle Einstellungen in der Reihenfolge auf, in der sie im Film erscheinen werden, die Chronologie des Drehbuchs bezieht sich also auf den fertigen Film, nicht auf die Dreharbeiten.

Aber ein Film wird nicht in der Reihenfolge der Handlung gedreht. Das heißt, dass es keine fortlaufende Entwicklung von Szene 1 am ersten Tag bis zu Szene 50 am zehnten Tag gibt, oder wann immer die Dreharbeiten abgeschlossen sind. Ein Film wird also nicht in chronolo-gischer Abfolge gedreht.

Stell Dir z. B. einen Spielfilm mit folgende Handlung vor:

HandlungEs ist Tag. Zwei Wächter stehen auf den Zinnen einer Burg. Sie sehen einen Reiter, der in einer Staubwolke auf sie zugeritten kommt. Einer der Wächter greift nach seinem Gewehr. Der Reiter bringt plötzlich sein Pferd zum Stehen und sieht zur Burg hinauf. Wir sehen die Burg aus der Perspektive des Reiters.

Schnitt zur Aufnahme einer Frau an Bord des Schiffes.

Zurück zu den Burgzinnen, wo einer der Wächter den Reiter nicht aus den Augen läßt und der andere Wächter eine Treppe hinaufläuft um Alarm zu schlagen.

Wieder Schnitt zur Frau auf dem Schiff.

Dann Schnitt zu einem Raum in der Burg voller betrunkener Wächter. Diese hören den Alarm, springen auf und stürmen aus dem Raum.

Damit Du jede einzelne Einstellung planen kannst, wird die Handlung vorher in Szenen aufgeteilt.

20

Szenen in chronologischer Folge:

1. Zinnen; 2. Reiter mit Staubwolke; 3. Zinnen; 4. Reiter; 5. Burgansicht aus der Perspek-tive des Reiters; 6. Frau auf dem Schiff; 7. Zinnen. Wächter geht hinaus; 8. Wächter legt Gewehr an; 9. Frau auf dem Schiff; 10. Speisesaal in der Burg

21

Szenen in Handlungsabfolge

SzenenNr.:

Inhalt der Szene Innen / Außen Zeit

1. Zinnen Außen Tag

2. Reiter mit Staubwolke (von der Burg aus gesehen) Außen Tag

3. Zinnen Außen Tag

4. Reiter (von der Burg aus gesehen) Außen Tag

5. Burg aus der Sicht des Reiters Außen Tag

6. Frau auf dem Schiff Außen Tag

7. Zinnen. Ein Wächter geht fort die Kamera folgt ihm die Treppe hinunter Außen Tag

8. Zinnen. Wächter legt Gewahr an Außen Tag

9. Frau auf dem Schiff Außen Tag

10. Speisesaal in der Burg Innen Tag

Wenn man in dieser Reihenfolge, der chronologischen Reihenfolge des Films, drehen würde, hätte dies den Nachteil, dass das Filmteam immer wieder das Equipment mühselig Treppen auf und ab schleppen müßte. Das würde weiterhin bedeuten, dass alle Darsteller die gesamte Drehzeit über präsent sein müßten, was teuer wäre, und dass sich alle Schau-plätze in demselben Gebiet befinden müßten, was unwahrscheinlich ist. Deshalb wird das Drehbuch in einen Aufnahmeplan zerlegt.

Der Aufnahmeplan

Der Aufnahme- oder Produktionsplan wird nach einer Reihe von Ge-sichtspunkten zusammengestellt:

22

Tag Szene Schauplatz Innen / Außen Zeit Darsteller

1 6 Schiff Außen Tag Frau

9 Schiff Außen Tag Frau

2 Vormittags: Team begibt sich zum Schauplatz-Burg

Nachmittags

1 Zinnen Außen Tag 2 Wächter

3 Zinnen Außen Tag 2 Wächter

3 8 Zinnen Außen Tag 1 Wächter

7 Zinnen u. Stufen Außen Tag 2 Wächter

2 Straße (von Zinnen aus gesehen)

Außen Tag Reiter u. Pferd

4 Straße (von Zinnen aus gesehen)

Außen Tag Reiter u. Pferd

4 5 Straße – Totale Burg Außen Tag ./.

10 Speisesaal Innen Außen 20 Soldaten

Reihenfolge der Dreharbeiten

Bei dieser Aufteilung der Dreharbeiten wurde berücksichtigt, dass sich das Schiff nicht in der Nähe der Burg befindet. Auch die Darsteller werden bei dieser Einteilung ökonomisch eingesetzt (die Frau wird nur für einen Drehtag engagiert), und das Team braucht sich nur einmal die Stufen zu den Zinnen hinaufzubemühen, dadurch werden die Dreharbeiten sehr beschleunigt.

Anzahl der Drehtage

Da Du nur eine bestimmte Anzahl von Tagen oder Wochen zur Verfü-gung hast, um das Drehbuch zu realisieren, mußt Du versuchen, den Plan der kalkulierten Zeit anzupassen.

23

Lage der Drehorte

Ein Filmteam von einem Ort zum anderen zu transportieren, verlangt Zeit und ein beträchtliches Maß an Organisation. Ungeachtet der Rei-henfolge im Drehbuch erledigt man daher besser alle Dreharbeiten am Drehort A, bevor man zu Drehort B überwechselt.

Verfügbarkeit der Drehorte

Wenn ein Drehort nur zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbar ist, müssen die anderen Drehorte entsprechend arrangiert werden.

Verfügbarkeit der Darsteller

Wenn man einen Schauspieler verpflichtet hat, muß der Produkti-onsplan, wie bei den Schauplätzen, entsprechend der Bedeutung des Darstellers für die Produktion mit seinen anderen Engagements abgestimmt werden.

Scriptbericht

Während der Dreharbeiten ergeben sich jedoch immer wieder Ände-rungen. Mal bekommt ein Darsteller einen anderen Text, mal erweist sich ein geplanter Drehort als nicht geeignet und es wird eine oder mehrere Szenen an einem anderes Drehort gefilmt. Und schließlich muß bei allen Filmen mit Darstellern auf die Anschlüsse geachtet werden. Wenn in einer Szene ein Darsteller ein blaues Hemd mit einer gelben Krawatte trägt, muß er das gleiche in der nächsten Szene tragen, auch wenn diese vielleicht erst einige Tage später gedreht wird. Für diese Kontinuität ist bei kleineren Produktion die Regieassistentin zuständig, bei größeren die Ateliersekretärin auch Script Girl genannt.

Dieser Scriptbericht ist ein wichtiges Dokument für den Cutter, aber auch während der Produktion greifen die verschiedenen Mitarbeiter darauf zurück, um die Kontinuität von Szene zu Szene zu gewährleisten.

24

Wie man Einstellungen beschreibt

Eine exakte Beschreibung jeder Einstellung ist die Voraussetzung für ein verständliches Shooting Script. Beschreibe jede Einstellung immer aus der Sicht der Kamera, die gleichzeitig auch die Blickrichtung der Zuschauer ist. Zum Beispiel: „der Volvo fährt von rechts ins Bild und fährt nach links wieder heraus.“

Nachstehend die wichtigsten Abkürzungen und Beschreibungen für Einstellungen:

Bildoberkante

Bildunterkante

rechte Bildseitelinke Bildseite

Auftritte und Abgänge

Alle Auftritte und Abgänge werden immer aus der Sicht der Kamera, also auch der Sicht der Zuschauer, notiert.

25

W/W Weitwinkelaufnahme – Eine Weitwinkelaufnahme erfaßt einen großen Teil der Szene, die sich vor der Kamera befindet. Sie wird oft „Übersichtsaufnahme“ genannt, weil sie traditionsgemäß einen Überblick über die Szene gibt und in die Situation einführt.

T Totale – Eine Einstellung, die den Blick des Zuschauers mehr in die Tiefe als die Breite lenkt.

HT Halbtotale – In einer Halbtotalen wird eine Person bildfüllend ab-gebildet.

AE Amerikaniche Einstellung, ¾ Einstellung, zeigt eine Person bis zu den Knien

3er Dreiereinstellung – Eine Einstellung mit drei zentralen Personen.2er Zweiereinstellung – Eine Einstellung mit zwei zentralen Personen.2er Ü/S Zweiereinstellung – In dieser Einstellung sind zwei Personen zu

sehen, aber die Kamera betrachtet eine Person über die Schulter der anderen.

HN 2er Halbnahe Zweiereinstellung – In dieser Einstellung sind zwei Perso-nen zu sehen, vom Kopf bis zur Taille

G 2er Großaufnahme Zweiereinstellung – In dieser Einstellung sind Kopf und Schulter von zwei Personen zu sehen

T 2er Eine Totale mit zwei Personen – einen im Vordergrund und einen im Hintergrund

HN Halbnahe – Diese Einstellung entspricht dem normalen Blickwinkel des Zuschauers. Eine Person wird vom Kopf bis zur Hüfte abgebil det.

N Naheinstellung – Die Einstellung reicht bis etwa Brusthöhe.

G Großaufnahme – Die Einstellung reicht bis etwas unter den Hals.D Detailaufnahme – Das Gesicht füllt den gesamten Bildausschnitt

aus.

X’s sub. Substituierte Aufnahme – Kameraeinstellung aus dem Blickwinkel der Person „X“. Die Kamera nimmt die Position von „X“ ein und zeigt seinen Blickwinkel der Szene.

H/E Hohe Einstellung – Blickwinkel von oben. Die Kamera befindet sich oberhalb der Handlung und sieht auf sie herab.

T/E Tiefe Einstellung – Blickwinkel von unten. Die Kamera befindet sich unterhalb der Handlung und sieht zur ihr hoch, im Extremfall eine Froschperspektive

26

Fachbegriffe zur Beschreibung von Einstellungsarten

Im Drehbuch müssen Anweisungen für Einstellungen und Einstellungs-größen gegeben werden. Die Einstellungsgrößen (Totale, Halbtotale etc.) sind jedem Filmer bekannt, deshalb führe ich hier nur einige Fachbegriffe zu Einstellungsarten, Handlung und Ton auf.

KamerafahrtenHorizontalschwenk Die Kamera wird auf einem Stativ von rechts nach

links oder umgekehrt geschwenktVertikalschwenk Die Kamera wird auf einem Stativ von unten nach

oben oder umgekehrt geschwenktFahraufnahme Die Kamera fährt auf einem Dolly oder Schienen-

wagen vor oder zurück, vom Motiv weg oder auf das Motiv zu

Parallelfahrt Eine Fahraufnahme, jedoch seitwärts mit Dolly. Auf dem Dolly ist ein Jibarm montiert, der ein- und ausgefahren und um die eigene Achse gedreht werden kann

Z/I Heranzoomen, optisches Heranfahren. Statt die Kamera auf das Motiv zu zubewegen, wird die Brennweite des Zoomobjektives verlängert. Der Bildausschnitt wird enger, ohne dass sich der Blickwinkel der Szene ändert (im Gegensatz zur Kamerafahrt, wo sich die Kamera auf das Motiv zu bewegt und sich die Perspektive ändert)

Z/O Zurückzoomen (umgekehrter Effekt zur optischen Heranfahrt)

Abkürzungen, die sich auf die Handlung beziehenW/Z Wie zuvorB/Z BevorzugtV/G VordergrundH/G Hintergrund

27

V/w vorwärtsR/w rückwärtsX. s AchsenK/R Kamera rechts, z. B. aus der Sicht der Kamera

und des Betrachters Position mit der Handlung im Blickfeld

K/L Kamera linksÜ/Sch Über der SchulterA/SF Außerhalb des SichtfeldesA/BG Außerhalb der Bildbegrenzung (links oder rechts)

Abkürzungen, die sich auf den Ton beziehenStumm ohne TonSync Ton wird synchron mit Bild aufgezeichnetT/oB Tonaufnahme ohne BildV/0 Sprecher über einer fremdländischen Fassung,

die im Hintergrund hörbar bleibt (voice-over)Mic MikrofonLP Musik oder Toneffekte von SchallplattenTape Musik oder Toneffekte von KassettenF/X EffekteAtmos Tonaufnahmen von allgemeinen Geräuschen

weitere Begriffe

ZS (Schnittbild/Zwischenschnitt)

Ein Schnittbild kann jede Einstellung sein, z. B. eine Nahaufnahme oder auch eine Totale. Solch eine Aufnahme betont oder unterstreicht oft einen besonderen Aspekt der Ereignisse, wenn sie in die Hauptszene eingefügt wird.

28

Schnittbilder werden zur Sicherheit gedreht. Eine Frau erzählt z. B. eine Geschichte. Der Kameramann filmt anschließend verschiedene Schnitt-bilder der Zuhörern. Später kann man dann entweder die Geschichte der Frau durch Einschneiden der Zuhörer kürzen, oder die Schnittbilder als dramatischen Effekt benutzen, um Atmosphäre aufzubauen, die Spannung zu steigern oder die Szene allgemein zu beleben.

Zeitraffer und Zeitlupe

Für das Fernsehen werden Filme mit 25 Bildern pro Sekunde aufge-nommen und ausgestrahlt (Kinofilme mit 24 B/S), das heißt, dass 25 einzelne Bilder werden in einer Sekunde hintereinanderlaufen, um beim Zuschauer die Illusion von Bewegung hervorzurufen. Jede Abweichung von dieser Standardgeschwindigkeit, entweder beim Drehen oder beim Projizieren/Abspielen des Films, hat eine Auswirkung auf die Geschwin-digkeit der Handlung. Unterdrehen oder Zeitraffer sind Ausdrücke, die das Drehen mit einer geringeren als der Standardgeschwindigkeit be-zeichnen, Überdrehen oder Zeitlupe dagegen bezeichnen das Drehen mit höherer Geschwindigkeit.

Unterdrehen bei der Aufnahme und anschließendes Wiedergeben mit normaler Geschwindigkeit beschleunigt die Handlung, wohinge-gen Überdrehen bei der Aufnahme die Handlung bei der Projektion (mit normaler Geschwindigkeit) verlangsamt. Wenn z. B. ein Auto, das sich mit 50 km/h bewegt, mit Zeitraffer mit 12 B/s gefilmt wird (d. h. ungefähr der Hälfte der normalen Anzahl von Bildern), hat man auf der Leinwand den Eindruck, als ob es über 100 km/h führe. Wenn die Kamera andererseits mit 50 B/s überdreht, erscheint es auf der Lein-wand so, als ob der Wagen nur ungefähr 25 km/h führe (Dies ist bei Synchrontonaufnahmen unmöglich).

Bei der Arbeit mit Video wird das Auto normal aufgenommen und in der Nachbearbeitung die Geschwindigkeit des Clips auf + 200 % gesetzt, um den Eindruck zu erwecken, dass das Auto über 100 km/h führe.

29

Der Sprechertext in Word.

Die Werkzeuge

Wie Du gesehen hast, erfordert die Vorbereitung eines Films – von der Idee bis zu den Drehbuchauszügen – eine Menge Schreibarbeit und man fragt sich natürlich, wie unterstützt einen der Computer dabei. Schauen wir uns einmal die auf dem Markt verfügbaren Programme im Hinblick auf die Drehbuchentwicklung an.

Textverarbeitung

Es bietet sich scheinbar an, vom Exposé bis zum Scriptbericht alles in einer Textverarbeitung zu erfassen, ebenso wie die später folgenden Ergänzungen und Änderungen. Während dies noch für das Exposé, Treatment und eventuell auch das Scriptment praktikabel ist, da hier lediglich Fließtext eingegeben wird, scheitern die meisten PC-User, wenn sie versuchen in Word einen mehrspaltigen Text zu erfassen und anschließend einzelne Einstellungen innerhalb des Drehbuchs zu verschieben. Dies funktioniert praktisch nur mit Copy & Paste.

30

Für das Drehbuch sind zwei Spalten (Bild/Text) völlig ausreichen, aber für das Shooting Script sind deutlich mehr notwendig: neben der Text- und Bildbeschreibung benötigt man Informationen über den Drehort, die Art und Größe der Einstellung, die geplante Laufzeit, Informationen, ob Innen oder Außen, am Tag oder in der Nacht gedreht wird – das macht bereits mindestens sieben Spalten.

Spätestens aber wenn die Drehbuchauszüge benötigt werden, wird die Arbeit mit einer Textverarbeitung kompliziert. Zwar kann man alle Szenen, die an einem Set abgedreht werden, auch manuell aus einem 50-seitigen Drehbuch heraussuchen, aber erfahrungsgemäß gibt es immer noch kurz vor Drehbeginn einige Änderungen und die Dreh-buchauszüge müssen im letzten Augenblick noch einmal ausgedruckt werden. Da kann man schnell einzelne Szenen übersehen.

Alternativ kann man für alle Mitwirkenden je ein komplettes Dreh-buch ausdrucken und mit Textmarkern die Szenen farbig markieren, die zu einem Set gehören: alle Einstellungen von den Zinnen rot, alle am Schiff grün und die im Speisesaal blau ….

Du merkst es schon selbst, die Arbeit mit einer Textverarbeitung ist kein eleganter Workflow, der dem übrigen digitalen Workflow einer Filmproduktion entspricht, sondern dies ist eine Rückkehr zu einer Vor-EDV-Arbeitsweise – so wurde in den 70ern gearbeitet.

Tabellenkalkulation

Geeigneter als eine Textverarbeitung ist eine Tabellenkalkulation, da sie von Natur aus über Spalten verfügt. Sieben Spalten, oder jede andere Anzahl, sind schnell eingerichtet, ein Verschieben von einzel-nen Einstellungen – jede entspricht ja einer Zeile – ist mit Ziehen und Verschieben einfacher möglich als in einer Textverarbeitung. Lediglich Drehbuchauszüge müssen auch hier manuell herausgesucht und ausgedruckt werden. Zusammenfassend kann man sagen, dass eine Tabellenkalkulation ebenfalls keine komfortabel Lösung ist.

31

Ein Drehbuch in Excel.

Drehbuchsoftware

Wie sieht es mit spezieller Drehbuchsoftware aus?

So wie es für die verschiedenen Aufgaben, die man per Computer lösen kann, unterschiedliche Programme gibt, gibt es auch für die Erstellung von Drehbüchern spezielle Software verschiedener Anbieter. Zu den bekanntesten gehören Final Draft, Movie Magic Screenwriter oder als Open Source Celtix. Daneben gibt es noch einige Plug-Ins für Word, z. B. Moving Plot. All diese Programme sind jedoch dafür konzipiert, Dreh-bücher für szenische Produktionen, also Kurz-, Spiel- und Fernsehfilme zu verfassen. Sie arbeiten – genauso wie die Word-Plug-Ins – nicht mit mehreren Spalten, sondern beschränken sich im Wesentlichen darauf, den eingegebenen Text mal zentriert, mal linksbündig oder in Versalien zu setzen, ganz so wie es die unterschiedlichen Drehbuch-Standards für szenische Produktionen erfordern.

Keines der o. a. Programme kann jedoch ein Drehbuch als Shooting Script oder in Form von Drehbuchauszügen ausdrucken noch kann man Drehanweisungen in Form von Einstellungsgrößen oder -arten oder Regieanweisungen einfügen und den einzelnen Einstellungen zuweisen. Damit beschränkt sich die Funktionalität dieser Programme

32

Eine Drehbuchseite, erstellt in Final Draft

auf das Formatieren von Drehbüchern für szenische Produktionen. So formatierte Drehbücher kann man dann bei Fernsensendern, Film-produktionen oder der Filmförderung einreichen. Welche von diesen Programmen dann wirklich im „Hollywood-Format“ formatieren, muß man ggf. selbst herausfinden.

Die Stärken (von einigen) dieser Programme liegen vor allem in der Verwaltung von Charakteren und dem Formatieren-Funktionen, die für Auftragsfilme, Dokus und Magazinbeiträge selten oder gar nicht benötigt werden.

33

Digital Director AV Pro & Docu – Lösungen für Dokumentarfilme & Auftragsproduktionen/Industriefilm

Neben diesen bewährten Programmen für szenische Produktionen-haben sich für Industrie-/Auftragsfilme und Dokumentarfilme die Programme Digital Director durchgesetzt. Beide Programme stelle ich Dir auf den folgenden Seiten genauer vor.

Der Fokus der Programme liegt auf der Erstellung von Drehbüchern, aus denen man dann ein Shooting Script entwickelt und für die eigent-lichen Dreharbeiten Drehbuchauszüge ausdruckt. Sie beschränken sich dabei nicht allein darauf, den Autor bei der Entwicklung einer Idee zu unterstützen, sondern sie begleiten Filmprojekte von der Idee bis zu den Dreharbeiten – hier liegt der wesentliche Unterschied zu den zuvor genannten Drehbuchprogrammen für szenische Produktionen.

Obwohl sie für die Anforderungen von Auftragsfilmen und Dokus konzipiert sind, sind sie auch ideale Werkzeuge, wenn die Drehbü-cher szenischer Produktionen umgesetzt werden sollen. Und wer die Drehbücher für seine Spielfilme nicht einem US-Studio zur Verfilmung einreichen will, kann auch gleich die kompletten Drehbücher in einem der beiden Programme erfassen und spart so viel Zeit, wenn dann später die Shooting Scripts und Drehbuchauszüge benötigt werden. Mehr dazu im Kapitel „szenische Produktionen“.

Das Konzept der Digital Director Digital Software

Beide Programme folgen einem gemeinsamen Konzept, beide sind für Win & Mac verfügbar, Unterschiede liegen in einigen Details, die durch die Einsatzgebiete (Industrie-/Auftragsfilme oder Dokumentarfilm) be-dingt sind. Gemeinsam ist ihnen, dass sie die klassische mehrspaltige Drehbuchform anbieten, wobei sie sich nicht auf lediglich zwei Spalten beschränken, sondern deutlich mehr anbieten. So können auch Zusatz-informationen, z. B. Regieanweisungen, schon beim Verfassen in das Drehbuchs einfließen.

34

Alle Projekte im Überblick

Wer mehrere Projekte parallel realisert, muß den Überblick über viele einzelne Dokumente behalten: Idee, Exposé, Script, Drehbuch, Dreh-plan, Dispo – da kann man schnell den Überblick verlieren. Mit Digital Di-rector verwaltest Du beliebig viele Projekte und behältst dabei trotzem den Überblick über den Bearbeitungsstatus jeden einzelnen Projektes. Dazu steht Dir in beiden Programmen der Master Daten-Bereich zur Verfügung, der sich jedoch bei DD AV Pro von DD Docu unterscheidet, da beide Programme unterschiedliche Anforderungen erfüllen müssen.

Der Master Daten-Bereich von Digital Director AV Pro

Der Master Daten-Bereich von Digital Director AV Pro:1. Titel der einzelnen Projekte2. Name des Kunden/Auftraggebers3. Bearbeitungsstatus der einzelnen Projekte4. Die einzelnen Register: Master Daten · Idee · Script · Drehbuch · Szenen sortieren ·

Sprechertext

35

Der Master Daten-Bereich von Digital Director Docu:1. Titel der einzelnen Projekte2. Name des KundenTV/Filmproduktion3. Name des KundenTV/Anstalt4. Die einzelnen Register: Master Daten · Idee · Script · Drehbuch · Szenen sortieren ·

Sprechertext

Der Master Daten-Bereich von Digital Director Docu

Sämtliche Arbeitsstufen, von der Idee bis zum Sprechertext, sind mit dem Projekt verknüpft und können bearbeitet oder auch als .rtf oder .doc-Datei exportiert und dem Auftraggeber gemailt werden.

36

Digital Director AV Pro – professionelles Scripting für Industriefilmer

Digital Director AV Pro wurde für die Belange von Industriefilmern ent-wickelt. Nach dem Download der Windows oder Mac-Version steht Dir das Programm übrigens für 30 Tage nach Anlegen des ersten Projekts (nicht nach Download und Installation, wie bei anderen Programmen!) im Demo-Modus (mit einigen Einschränkungen) zur Verfügung.

Nach dem Programmstart landest Sie im Master Daten-Bereich, den Du bereits kennen gelernt hast. Hier legst Du neue Projekte an oder arbeitest an vorhandenen Projekten weiter.

Jeder Film basiert auf einer Idee! Halte Deine Ideen statt auf fliegen-den Blättern oder Post-It!-Notizzetteln rund um den Monitor in Digital Director AV Pro fest. So hast Du jedes Mal, wenn du das Programm öffnest, Deine Ideen vor Dir und vielleicht fällt Dir dann irgendwann einmal ein, wie und mit wem man es realisieren könnte.

37

Mit einem Klick auf das Register „Idee“ öffnet sich ein Texteingabefeld. Ist die Idee festgehalten und abgeschlossen, markierst Du das Feld „Beendet“ und gleichzeitig wird im Master Daten-Bereich der Status auf das grüne Häkchen gesetzt.

Den Text kannst Du exportieren, im Bereich „Einstellungen“ stehen Dir dazu verschiedene Text-Export- und Papierformate zur Verfügung.

Das eigentliche Drehbuch wird im Register „Skript“ geschrieben. Hier findest Du das im Industriefilm übliche 2-Spaltenlayout.

Links notierst Du, was man im Film sehen wird und rechts was man hört bzw. den Kommentartext. Du springt mit der Tab-Taste von einem Feld zum nächsten. Mit einem Tab im Feld „Audio“ wird automatisch eine neue Einstellung angehängt.

Das Schreiben der ersten Drehbuch-Fassung ist ein kreativer, oft anstrengender Prozess. Lass Deiner Kreativität freien Lauf und schreib erst einmal drauf los! Kümmere Dich bei der ersten Fassung weder um Orthographie noch Zeichensetzung und versuche auch nicht, diesen Entwurf perfekt zu formulieren. Die Ausarbeitung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt – oder wenn Du das Skript Deinem Kunden vorlegen willst/musst.

Bevor Du mit den nächsten Schritten, der Ausarbeitung des Dreh-buchs zum Shooting Script, fort fährst, sollte das Drehbuch vom Auftrag-geber abgenommen und die erforderlichen Änderungen eingearbeitet sein.

38

Dein Drehbuch ist jetzt vom Kunden abgenommen? Herzlichen Glück-wunsch – aber Du bist noch einen Schritt von der Produktionsphase entfernt: Dein Skript muss zu einem Drehbuch ausgearbeitet werden. Im Register „Drehbuch“ bietet Digital Director AV Pro ausgefeilte Tools, jede Einstellung am Computer exakt zu planen.

Register „Drehbuch“

1. Einstellungsnummer; 2. Drehort; 3. Laufzeit; 4. Tageszeit/Licht; 5. Aufnahmegröße/Aufnahmeart; 6. Kameraausrüstung/Tonequipment; 7. Skript-Feld Video; 8. Skript-Feld Audio; 9. Import „Audiofile Kommentar“; 10. Beschreibung Musik/Geräusche; 11. Import „Audiofile Musik/Geräusche; 12. Szenen-Bild; 13. Feld für Bemerkungen; 14. Storyboard-Ansicht

39

Je genauer Du dich mit Deinem Drehbuch beschäftigst, desto schneller und präziser wird der Film realisiert, da es am Set keine Diskussionen über die nächste Einstellung gibt und wie sie umgesetzt werden soll.

Die Felder „Kamera-Ausrüstung“ und „Ton-Ausrüstung“ solltest Du editieren und mit Deinem Dir verfügbaren Equipment ausfüllen. Das Edi-tieren erfolgt über das Fenster-Menü. Hier kannst Du auch alle anderen Felder mit Vorgabewerten ändern und Deinen Bedürfnissen anpassen.

Rookies in der Filmbranche und vor allem als Regisseure werden bei ihren ersten Projekten Mühe haben, sich jede Einstellung und deren Umsetzung vorzustellen, aber nach den ersten erfolgreich realisierten Filmen bekommt man Erfahrung, wie lang eine Einstellung sein soll, und aus welcher Perspektive sie am besten wirkt. Video ist visuell - und mit Digital Director hast Du die Möglichkeit, Dein Visualisierungsvermögen zu schulen und auszubauen.

Die Prävisualisierungsfunktion

Digital Director verfügt über eine Prävisualisierungsfunktion, mit deren Hilfe Du den Film vor der ersten Klappe sehen und seine Wirkung überprüfen kannst. Nimm mit einem USB-Mikrofon den Kommentartext auf und importiere ihn zu jeder Einstellung. Zusätzlich kannst Du auch noch Musik Geräusche importieren. Über den Menüpunkt Prä-Visuali-sierung (Skript > Prä-Visualisierung) wird ein Video aus den Standbildern und dem eingespielten Kommentar/Musik/Geräusche abgespielt. So kannst Du überprüfen ob Bild und Text zusammen passen – und – noch wichtiger – Du kannst „Löcher“ aufspüren, also Einstellungen, zu denen Du noch kein Bild hast. Wenn Du solcher Löcher findest, kannst Du dir überlegen, welches Bild man wohl zum Kommentar zeigen könnte. Jetzt, in der Preproductionphase, ist dies noch „preiswert“, stellst Du dagegen erst im Schnitt fest, dass Dir Bildmaterial fehlt, kann es teuer werden, da entweder das Drehbuch geändert werden muss, oder Einstellungen nachgedreht werden müssen.

40

Im Register „Szenen sortieren“ siehst sämtliche Einstellungen Deines Films untereinander.

Im „Szenen sortieren“-Register siehst Du noch einmal sämtliche Einstellungen gelis-tet. Jeder Aufnahmegröße wird eine Farbe zugewiesen, so dass Du Probleme in der Bildgestaltung schnell erkennen kannst. Bei (1) z. B. sollen 3 aufeinander folgende Einstellungen aus der Froschperspektive gedreht werden, dies solltest Du als Regisseur noch einmal überprüfen.

Und schließlich steht Dir im letzten Register ein Textfeld für Deinen Kommentartext zur Verfügung.

Fazit

Digital Director AV Pro unterstützt Dich bei der Planung und Produkti-on Deiner Industrie- und Auftragsfilme, kann aber auch als Drehbuch-Software für szenische Produktionen verwendet werden.

41

Digital Director Docu – Planung von Dokumentarfilmen

Während man Digital Director AV Pro als Drehbuch-Software bezeichnen kann, trifft dies auf Digital Director Docu im eigentlichen Sinne nicht zu, da man für einen Dokumentation oder einen News- oder Magazinbeitrag kein Drehbuch im eigentlichen Sinne verfassen kann. Trotzdem soll(t)en auch solche Filme nicht planlos realisiert werden. Digital Director Docu beschreitet einen völlig neuen Weg, dieses Genre zu planen.

Die Grundidee für diese Software ist, dass Dokumentarfilmer zwar die geplanten Drehorte kennen, aber natürlich nicht, was genau sie dort erwartet. Außerdem stehen die Interviewgeber fest, der Autor kennt natürlich die Fragen die er stellen wird, hat sich bei einer VB - Vorbesich-tigung - über den Drehort und die Lichtverhältnisse informiert. Aber vor allem hat er eine Vorstellung, wie „sein“ Film umgesetzt werden soll: mit einer dynamischen Kameraführung, die vor allem von der Handkamera gekennzeichnet ist, eine epische Kameraführung mit langen, ruhigen Einstellungen oder erwartet er von seinem Kameramann manierierte Einstellungen?

Das Ergebnis einer Reportage, Dokumentation, aber auch eines kur-zen Magazinbeitrags, hängt ganz wesentlich davon ab, dass sämtliche Faktoren (Kameraführung, Ton, Licht, Interview) zusammen passen und ein ganzes ergeben. Dazu ist es natürlich erforderlich, dass sämtliche Beteiligten die Idee und das Filmkonzept das Autoren verstanden ha-ben. Die Zeiten, als sich das Aufnahmeteam „an der Rampe“ vor dem Funkhaus traf und der Autor auf dem Weg zum Drehort dem Team die Idee seines Films erklärte, sind lange vorbei. Hatte das Team Glück, dauerte die Anfahrt zum Drehort eine halbe Stunde oder länger, hatte das Team (oder der Filmemacher?) Pech, war man schon nach wenigen Minuten am ersten Drehort, und der Autor seine Idee und sein Konzept nicht erklären konnte.

So entsteht Einheitsbrei statt packender Dokumentationen.

Aber auch VJs, die ihre Filme von der Idee bis zum Schnitt allein reali-sieren, profitieren vom Einsatz von Digital Director Docu.

42

Hinter diesen drei Registern findest Du Textfelder mit Exportmöglich-keit), in denen Du deine Filmidee, das Exposé oder Treatment verfassen kannst – sofern Dein Auftraggeber dies von Dir erwartet.

In den Fenstern „Exposé“ und „Treatment“ siehst Du jeweils zwei Fens-ter neben einander und kannst so aus dem vorigen Text den neuen, erweiterten Text erarbeiten.

43

Das eigentliche Herz der Software ist jedoch das Register „Skript“.

1. geplante Laufzeit der Einstellungen am jeweiligen Set; 2. Name des Drehortes; 3. Ort der Aufnahme (innen, außen, Studio, etc.); 4. Markierungsfelder für Interview, Second Unit und Bemerkungen; 5. Textfeld für die Anweisungen an den Kameramann; 6. Textfeld für die Anweisungen an den Tonmann; 7. Textfeld für die Anweisungen an den Beleuchter; 8. Eingabefeld für die Interviewfragen.

Als Autor kannst Du Deinen Film und jeden einzelnen Drehort planen, gibst Deine Realisierungsideen an dein Team weiter und hast dann bei den Dreharbeiten Deine Fragen zur Hand, statt mit dem Team z. B. noch unmittelbar vor dem Dreh die Umsetzung zu besprechen.

44

Im Register „Logistk / Dispo“ kannst Du für Dein Filmprojekt die Dispos für das Team erstellen, Treffpunkte vereinbaren – alles unabdingbar für das Gelingen eines Filmprojektes.

Und schließlich schreibst Du im Register „Sprechertext“ den Kommen-tartext für Deinen Film.

45

Beispiele aus der Praxis: Der Auftragsfilm

In diesem Kapitel zeige ich Dir an einigen Beispielen, wie verschiedene Filmprojekte mit Hilfe von Drehbuch-Software realisiert werden.

Nachdem Du die Werkzeuge für die Filmplanung kennengelernt hast, möchte ich Dir den Preproduction-Workflow für einen Auftrags-film vorstellen.

Auftragsfilme können sich je nach Thema als eine ziemliche Heraus-forderung für den Drehbuchautoren/Regisseur erweisen. Oft muss er sich in Themen einarbeiten, die ihm völlig fremd sind. Dabei gilt es dann, nicht nur die richtigen Aspekte zu berücksichtigen, sondern man muss auch die passenden Fachausdrücke verwenden. Der Kameramann, der meistens (außer bei den Ein-Mann-Produktionsfirmen) bei den Vorbe-sprechungen nicht anwesend ist, muss bei den Dreharbeiten wissen, auf welche Details er ganz besonders achten muss, bei manchen Pro-duktionen gilt auch für den Tonmann, dass er auf bestimmte, typische Geräusche achten – oder sie unbedingt vermeiden muss.

All diese Informationen erhält der Drehbuchautor oder Regisseur des Films vom Auftraggeber meistens nicht in gebündelter, kompakter Form, sondern während der verschiedenen Vor- und Planungsbespre-chungen so nach und nach. Als gewissenhafter Filmemacher wird er sie zunächst in sein Notizbuch eintragen, um sie dann später in die EDV zu übernehmen. Aber werden diese Informationen während der Drehar-beiten auch dem Kameramann und den anderen Teammitgliedern zur Verfügung stehen?

Sinnvoll ist es, diese Informationen gleich mit ins Drehbuch aufzu-nehmen. Digital Director AV Pro bietet Dir hierfür das Feld Bemerkun-gen. Da Du (vermutlich) das Drehbuch vor der Produktionsphase dem Auftraggeber zur Abnahme einreichst, kann er bei dieser Gelegenheit auch gleich noch einmal überprüfen, ob diese Informationen richtig und vollständig sind – und gegebenenfalls noch Korrekturen oder Er-gänzungen vornehmen.

46

Beispiel 1: Vorstellung eines neuen Automodells

Die Ausgangssituation

Ein Automobilhändler möchte ein neues Modell, das über eine sehr umfangreiche Ausstattung verfügt, nicht nur mit einem Prospekt bewer-ben, sondern zusätzlich mit einer Art Multimedia-Bedienungsanleitung. Der Händler möchte mit diesem Film die Bedienung vereinfachen, aber auch Interesse für das neue Modell wecken.

Die Filmidee

Der Auftraggeber tritt an eine Filmproduktion heran und bittet sie, ein Exposé (und eine Kalkulation, aber dies ist nicht das Thema dieses Buchs) für einen Film mit folgender Idee einzureichen:

Wir möchten einen Informationsfilm haben, der die umfangreiche Ausstattung des neuen Volvo-Models vorstellt und erklärt. Insbesondere soll die Funktion der Klimaanlage, des Cruisers, des Autoradios mit seinen umfangreichen Funktionen erklärt werden und Tips zu Service und Wartung enthalten, soweit diese der Fahrzeughalter selbst übernehmen kann. Geplant ist, den Film in unseren Verkaufsräumen abzuspielen, aber auch DVD-Kopien Interessierten als kostenloses give away mitzugeben.

Das Exposé

Der Filmproduzent entwickelt die Filmidee des Auftraggebers weiter und fasst seine Ideen in einem kurzen Exposé zusammen:

In einem 20 bis 25 Minuten langen Film wird der neue Volvo vorgestellt. Es gibt mehrere Informationsblöcke, in denen die Bedienung, vom Einstellen des Fahrersitzes über die Klimaanlage bis zum Reifenwechsel und kleineren Servicearbeiten, wie Ölkontrolle und Wechsel von Scheinwerferbirnen, erklärt wird. Ein eigener Block widmet sich dem Reifenwechsel, gibt Sicherheitstips und informiert über das zum Wagen gehörende Notlaufrad mit seinen

47

Einschränkungen, z. B. die maximale Geschwindigkeit von 80 km/h. Diese Infoblöcke werden durch eine Darstellerin begleitet, der dazugehörige Kommentartext wird von einem professionellen TV-Sprecher eingesprochen.

Als Eyecatcher werden diese Infoblöcke durch Aufnahmen des Wagens von innen und außen unterbrochen. Diese „Werbeblöcke“ dauern jeweils 2 bis 3 Minuten und werden genutzt, um allgemeine Informationen über den Volvo zu geben. Diese Aufnahmen werden im Stil von Hochglanz-Werbeaufnahmen gedreht. Als Drehort schlagen wir das Moseltal mit seinen romantischen Weinorten vor.

Der Film wird in DVCam produziert, für den PoS wird eine DVD mit Endloswiedergabe hergestellt, die give away-DVDs werden als gepresste DVDs in Amaray-Hüllen mit 4c-Einleger angeboten, die DVDs selbst werden im 5c-Siebdruckverfahren bedruckt.

Dieses Exposé reicht die Produktionsfirma beim Auftraggeber ein. Der Auftraggeber kann sich zwar, wenn er nicht gerade sehr filmerfahren ist, noch kein vollständiges Bild des Films machen, bekommt aber schon einige Informationen, welche Themenbereiche der Film behandeln wird und welche Länge ein Profi für dieses Thema als angemessen hält. Für den Auftraggeber ist üblicherweise die Arbeits des Filmproduzenten bis zum Exposé kostenfrei.

Das Treatment

Der nächste Schritt zum Film ist das Treatment, eine kurze Version des Drehbuchs. Um ein Treatment zu erstellen muß die Filmpro-duktion schon deutlich mehr Arbeit investieren, deshalb wird diese Ausarbeitung normalerweise nicht kostenlos angeboten, sondern der Auftraggeber muß das Treatment bezahlen. Dieses Honorar fließt in die Produktionskosten ein, wenn es anschließend zum Auftrag kommt.

In diesem Beispiel muß sich die Produktionsfirma Gedanken machen, welche Infoblöcke gedreht werden sollen, wie viele es schließlich sein sollen und was an Aufnahmen zur Trennung der Infoblöcke gedreht werden muß.

48

So könnte das Treatment für den Volvo-Promotionfilm aussehen:Bildaufblende, eine langgezogene Rechtskurve, im Hintergrund ist die Mosel zu erkennen – ein Volvo fährt an der Kameravorbei, das Fahrgeräusch wird in Musik überblendet. Es folgen weitere Aufnahmen des Volvo, mal eine Parallelfahrt von Auto zu Auto gefilmt, mal eine tiefe Weitwinkeleinstellung, romantische Fachwerkhäuser eines Moselweindorfs sind zu erkennen, während der Volvo dicht an der Kamera vorbei fährt. Über diesem Bilderteppich läuft der Titel ab: „Der Volvo 850 – eine Multimedia-Bedienungsanleitung“. Im Anschluss zum Titel gibt der Sprecher Informationen über den Volvo, seine Design-Preise und sein unverwechselbares Erscheinungsbild. Die Musik wird abgeblendet, der Volvo steht vor einer herrschaftlichen Villa oberhalb der Mosel auf einer Marmorkieszufahrt und Jessica, die vom Kommentator vorgestellt wird, kommt aus dem Haus, geht um den Wagen herum, öffnet die Fahrertür und setzt sich hinter das Steuer.

Damit beginnt der erste Infoblock. Jessica erklärt zunächst die Möglichkeiten, den Fahrersitz zu verstellen, danach die Außen- und Innenspiegel, die Schalter rund um das Lenkrad, Radio, Klimaanlage.

Mit der Abfahrt des Wagens über den knirschenden Kies endet der erste Infoblock und es folgen weitere Fahraufnahmen sowie Einstellungen von Innen während der Fahrt.

Jessica biegt zu einer Tankstelle ab und leitet damit den zweiten Infoblock ein. Dieser Block ist den Servicearbeiten gewidmet, die der Wagenhalter selbst durchführen kann. Der Block beginnt mit einer Fahrt durch die Waschstraße, danach geht es an einer Zapfsäule weiter. Es folgen Tanken, Reifendruck prüfen, Kontrolle von Motorölstand, Wischwasser sowie die Check der Sicherungen. Zuletzt zeigt Jessica, welche Verkleidungsteile man entfernen muss, um eine Birne der Heckbeleuchtung wechseln zu können.

Mit weiteren Fahraufnahmen durch das Moseltal wird zum dritten Block übergeleitet, dem Reifenwechsel und den Funktionen und Einschränkungen des Notlaufrades. Jessica zeigt zunächst, wie man einen Reifen wechselt unter Berücksichtigung der notwendigen Sicherheitsvorschriften, sie montiert das Notlaufrad und der Sprecher weißt auf seine Einschränkungen hin. In diesem Block wird auch

49

der eingebaute Kindersitz vorgestellt und auf das Airbagsystem hingewiesen.

Ein Überblendung des abfahrenden Volvo in die untergehende Sonne ist der Abschluss dieses 25 Minuten Films. Über einer langen Fahrt (Teleeinstellung) in die größere werdende Sonne (Zoom) läuft der Nachspann mit Aufzählung des Teams sowie den Danksagungen der unterstützenden Firmen.

Dies ist das Treatment zum Volvo-Film, das dem Auftraggeber schon sehr deutlich zeigt, wie der Film aussehen wird, welche Themen behandelt werden und es liefert auch schon einige Bildkonzepte.

Scriptment

Dieser Auftragsfilm ist kein Kamerafilm, bei dem die Bilder dominieren, sondern hier haben die Bilder die Aufgabe, den Text zu unterstützen. Deshalb mußt Du zunächst den Kommentartext schreiben, der die Grundlage für das Scriptment bildet. Sofern der Auftraggeber keine weiteren Wünsche oder Änderungen zum Kommentartext hat, ist dies bereits die finale Textversion:

Der Volvo 850 – die neue Klasse aus Schweden. Seine exzellenten Fahreigenschaften – sprichwörtliche Sicherheit und hochmoderne Technik – zeichnen die neue Volvo-Generation aus. Das unverwechselbare Design wurde international positiv bewertet und im designverwöhnten Italien sogar mit einem Preis bedacht.

In den nächsten 25 Minuten werden wir Ihnen mit dieser Multimedia-Bedienungsanleitung den Volvo 850 näher vorstellen. Wir zeigen Ihnen die wichtigsten Bedienungsfunktionen und hoffen, dass Sie sich vom ersten Augenblick an in Ihrem Volvo 850 wohlfühlen.

Dieses Video wurde mit einem Volvo 850 in der Kombiversion gedreht. Auch wenn Sie sich für die Limousine als „Ihren Volvo 850“ entschieden haben, hilft Ihnen diese Bedienungsanleitung weiter: Die Unterschiede liegen mehr in den Details. Bitte beachten Sie außerdem, das Volvo laufend die Ausstattung verändert und verbessert. Dies kann dazu führen, dass diese Multimedia-Bedienungsanleitung vielleicht nicht in allen Punkten mit der Ausstattung Ihres Modells übereinstimmt. Entscheidend ist immer die Ihrem Wagen beigelegte

50

Bedienungsanleitung. Wir bitten Sie, dies zu beachten und wünschen Ihnen jetzt viel Spaß mit Jessica und dem Volvo 850.

Dies ist der Beginn des Kommentartexte für den geplanten Film. Der gesamte Kommentar wird dem Kunden zur Abnahme, eventuell auch Korrektur gegeben – und anschließend kannst Du beginnen, das Dreh-buch zu schreiben.

Das Drehbuch

Drehbuchschreiben erfordert eine ausgeprägte visuelle Vorstellungkraft. Man sollte genau wissen, wie die einzelnen Einstellungen aussehen und welche Wirkung man mit Totalen, Großaufnahmen, tiefen oder Weitwinkeleinstellungen erzielt. Wer diese einzelnen Einstellungen nicht vor seinem inneren Auge sieht, sollte eventuell mit der Szenen-auflösung den Kameramann betrauen und selbst nur grob Text und Bild zu einander zuordnen.

Für das Drehbuchschreiben bietet Digital Director AV Pro den Eingabe-Modus („Skript“), in dem Dir nur die Bild- und Textspalten eingeblendet werden.

Alle anderen Eingaben, die vor allem für das Shooting Script wichtig sind, siehst Du nicht.

Wer erst am Set überlegen muss, mit welcher Einstellung man wel-che Szene auflöst, wird sehr viel Zeit benötigen, um alle Einstellungen abzudrehen. Da dies eine Hochglanz-Werbefilmproduktion ist, muss man mit einem größeren Team arbeiten: Regisseur mit einer Assisten-tin, Kameramann mit Assistent, Tontechniker, Maskenbildnerin und schließlich noch einer Darstellerin. Selbst war sehr spitz kalkuliert, wird mit Gagen von mindestens 2000 €/Tag rechnen müssen, da kann ein genaues Drehbuch die Arbeit gleich um mehrere Drehtage reduzieren – bei einem sichtbar besseren Ergebnis, da die Anschlüsse von Szene zu Szene passen und nicht versehentlich Totale auf Totale oder Große auf Große geschnitten wird.

51

Das Shooting Script

Auf Grundlage des Drehbuchs erstellt der Regisseur, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit dem Kameramann und/oder der Regieassistentin, ein Shooting Script.

Dieses Shooting Script bildet die Arbeitsgrundlage für die Dreharbei-ten. Alle Vorstellungen des Regisseurs, die auf Grundlage des Drehbuchs mit dem Auftraggeber abgesprochen waren, werden in dieses Shooting Script eingearbeitet: Einstellungsgrößen, Einstellungsarten, die Länge, die Tageszeit und natürlich die Drehorte, an denen die jeweilige Szenen gedreht werden.

Beim Austimen des Drehbuchs – bei Digital Director AV Pro durch Eingabe der geplanten Szenenlänge in das Feld Zeit – kann man auch überprüfen, ob die vereinbarte Laufzeit des Films stimmt: die Länge aller ausgetimten Einstellungen wird immer oben links angezeigt.

Hast Du für jede Einstellung die Einstellungsart (Feld Aufnahmeart) eingegeben, kannst Du im Register „Szenen sortieren“ überprüfen, ob das Shooting Script mit den bildgestalterischen Grundregeln, die besagen, dass nicht zwei gleiche große Einstellungen hinter einander geschnitten werden sollen, konform ist. Zwei aufeinander folgende Einstellung sollten sich mindestens um zwei Einstellungsgrößen unter-scheiden – bildgestalterische Grundlagen, die natürlich jeder Regisseur beherrscht.

Bei aufwenigen Produktionen bietet es sich an, dass der Regisseur das Shooting Script an den Kameramann und den Tonmeister weiter leitet, damit diese sich für jede Einstellung überlegen, ob man Spezi-alzubehör benötigt, das nicht zum Standardequipment gehört – ein Stativ wird man hier kaum eintragen, aber kurze Babybeine oder ein Produktionskompendium gehören bereits zum Sonderzubehör.

Die Vorbesichtigung

Selbst wer eine Gegend in- und auswendig kennt, wird für einen Auftragsfilm mit Darstellern immer eine Vorbesichtigung – kurz VB –

52

Der Skript-Modus von Digital Director AV Pro.

machen, z. B. um die exakten Kamerastandorte und Einstellungsarten festzulegen. Ideal ist es natürlich, wenn Du mit Deiner Digitalkamera gleich einige Fotos schießt, um diese dann zur Illustration in das Dreh-buch einzufügen.

Storyboard-Programm

Nicht immer hat man die Möglichkeit, einen Drehort vorab zu be-sichtigen, um am geplanten Set Standfotos zu machen, um diese in das Drehbuch zu integrieren. Will man aber trotzdem dem Kunden visualisieren, wie man sich die einzelnen Einstellungen vorstellt, muss man entweder Storyboardbilder zeichnen oder – wer darin nicht allzu perfekt ist –mit einer Storyboard-Software Schlüsselszenen nachstellen, z. B. FrameForge 3D.

Die Drehbuchauszüge

Damit sind die Vorbereitungen der Dreharbeiten abgeschlossen. Für die Dreharbeiten druckst Du direkt aus dem Programm die Drehbuchaus-

53

Das Shooting Script der ersten 4 Szenen mit eingefügten Bildern von der VB.

züge aus. Digital Director AV Prom erzeugt PDFs der Drehbücher und Drehbuchauszüge, die Du an das Team und den/die Darsteller mailen kannst.

Arbeitspapier für den Cutter

Auch bei der besten Vorbereitung gibt es am Set immer wieder Ände-rungen. Mal können geplante Kamerastandpunkte doch nicht verwen-det werden, z. B. wegen einer Baustelle oder einer Straßensperrung – mal hat der Darsteller Probleme mit seinem Text. Diese Änderungen sollten schon am Set in das Shooting Script übernommen werden. Am effektivsten geht das natürlich, wenn der/die Regieassistent/in das komplette Drehbuch auf dem Laptop hat und alle Text- und Bildände-rungen sofort eingibt.

54

Dieses aktualisierte Drehbuch bildet die Grundlage für die Postproduk-tion und ist ein wichtiges Arbeitsmittel für den Cutter.

Continuity Script

Bei der Arbeit mit Darstellern muss man auf Anschlüsse achten. Wenn Jessica zum Beispiel zum Ende des ersten Infoblocks kurz vor dem Los-fahren ihre Sonnenbrille aufsetzt, sollte sie diese auch in der folgenden Einstellung tragen. Auf diese Anschlüsse achtet bei größeren Produk-tionen das Script Girl, bei kleineren fällt dies in den Aufgabenbereich der Regieassistentin. In der Vor-Computerzeit hatte die Regieassistentin ein maschinengeschriebenes Drehbuch mit viel Platz auf der rechten Seite, in das sie alle Änderungen eintrug und sich auch Notizen für die Kontinuität machte. Bei schwierigen Einstellungen, z. B. mit mehreren Darsteller, schoss sie mit einer Polaroid eine Aufnahme der Schlussein-stellung und klebte dieses Bild in das Drehbuch.

Jetzt sind wir 30 Jahre weiter und die Filmproduktion ist von der Preproduction bis zur Post durchgehend digitalisiert. Notizen zur Kon-tinuität trägt die Regieassistentin in das Bemerkungsfeld ein und statt eines Polaroids macht sie ein Foto mit ihrer Digitalkamera. Anschließend verbindet sie via USB die Kamera mit dem Laptop, importiert das Foto in die Drehbuch-Software und fügt es in die entsprechende Einstellung ein.

Fazit

Von der Idee über das Shooting Script bis zu den Drehbuchauszügen ist eine Menge Schreibarbeit und Koordination erforderlich. Moderne Software unterstützt Dich nicht nur bei dieser Arbeit, sondern hilft Dir auch, Probleme, die sonst erst beim Schnitt auffallen würden, schon im Vorfeld zu erkennen, z. B. gleiche Einstellungsgrößen zweier aufei-nander folgender Szenen. Aber auch bei der Kontinuität befreien Dich diese Programme von fliegenden Zetteln und unleserliche Notizen am Rand des Drehbuchs.

55

56

Planung einer Dokumentation

Industriefilme werden, vergleichbar mit Spielfilmen, Einstellung für Einstellung geplant. Jede Zeile im Drehbuch entspricht damit genau einer Einstellung. Kleinere Änderungen während der Dreharbeiten kann man entweder vor Ort eingeben oder der Cutter kann anhand der Szenennummern und des Inhalts erkennen, an welchen Stellen des Films die nicht dokumentierte Einstellung geschnitten werden soll.

Ganz anders dagegen laufen Dokumentarfilme und Reportagen ab. Hier gibt es keine festgelegten Einstellungen, die der Kameramann nacheinander abdreht, sondern es gibt lediglich Drehorte und Ideen zu jedem Drehort, was dort gedreht werden soll. Oft hat der Regisseur Vorstellungen, wie er Sequenzen abgedreht haben möchte, ohne den Drehort oder die Handlung, die einen dort erwarten, genau zu kennen.

Den Beginn einer Dokumentation, einer Reportage oder eines Magazinbeitrags bildet stets eine ausführliche Recherche. Es werden Fakten gesammelt, Interviewtermine vereinbart – eben die gesamte journalistische Tätigkeit zur Vorbereitung eines Beitrags. Daraus ent-wickelt sich eine Filmidee, die in diesem Fall nicht an den Filmemacher herangetragen wird, sondern er versucht in aller Regel seine Idee einem Auftraggeber zu verkaufen, meistens einem Sender.

In diesem Kapitel möchte ich Dir den Ablauf am Beispiel einer Re-portage vorstellen.

Die Reportage / der Magazinbeitrag

Reportagen werden oft als Magazinbeiträge gedreht, die Sendelänge beträgt maximal 15 Minuten, häufig aber auch nur 5 Minuten. Damit sind sie deutlich länger als Nachrichtenbeiträge, die vor allem Fakten liefern. Ein Magazinbeitrag enthält dagegen eine inhaltlich abgeschlos-sene Information, der Informationsgehalt ist natürlich wegen der Sende-länge beschränkt. Die Informationen liefern Bilder, ein Kommentar und i.d.R. Interviews mit Fachleuten und Betroffenen. Die Interviews haben üblicherweise die Aufgabe, die These des Autoren zu unterstützen. Es

57

hat sich eingebürgert, dass die Interviews den zeitlich größten Teil der Beiträge einnehmen und Bilder nur noch zur Einleitung in das Thema und als Untermauerung des Kommentars eingesetzt werden.

Eine Stadt sieht rot

Die Idee

Dem Filmemacher fällt auf, dass der Verkehr in Großstädten nur zähflie-ßend ist und die Autofahrer von roter Ampel zu roter Ampel schleichen, während der ÖPNV – der öffentliche Personennahverkehr – scheinbar von diesen Ampelschaltungen profitiert und grüne Welle hat. Merk-würdigerweise stehen an diesen Ampel oft die größten Werbeplakate der städtischen Werbewirtschaft. Es drängt sich ihm die Vermutung auf, dass falsche oder für den Autoverkehr ungünstige Ampelschaltungen vorsätzlich eingerichtet werden, um Autofahrer zum Umsteigen auf die öffentlichen Verkehrsmittel zu bewegen und um für die Werbewirtschaft die städtischen Aufstellplätze der Werbeflächen attraktiver zu machen.

Exposé

Aus dieser Idee formuliert der Filmemacher ein Exposé, das er zur nächsten Redaktionskonferenz der Lokalredaktion eines TV-Senders mit nimmt:

In dem Beitrag „Eine Stadt sieht rot“ versuche ich zu beweisen, dass der zähfließende Verkehr in den Großstädten durch vorsätzlich falsche oder ungünstige Ampelschaltungen verursacht wird, um Autofahrer zum Umsteigen auf öffentlichen Verkehrsmittel zu bewegen und um gleichzeitig für die Werbewirtschaft die städtischen Aufstellplätze für Werbeflächen attraktiver zu machen.

Der Beitrag gliedert sich in zwei Teile: Im ersten Teil gehe ich zunächst der These nach, dass die Ampelschaltungen einseitig zu Gunsten der öffentlichen Verkehrsmittel ausgelegt sind. Diese Behauptung wird durch die Aussage eines leitenden Mitarbeiters eines Automobil-Clubs erhärtet sowie

58

einem Statement von Prof. K, Leiter des Instituts für Verkehrswissenschaft an der Uni.

Im zweiten Teil schließlich versuche ich zu beweisen, dass die Stadt durch diese Ampelschaltungen sowohl Kosten spart, da sie weniger Straßenbahnen einsetzen muss, als auch erhebliche Mehreinnahmen hat, da die Autofahrer wegen der Staus länger vor den Werbeflächen stehen bleiben und die Stadt diese deshalb teurer vermieten kann.

Interviews mit Mitarbeitern des städtischen Amts für Verkehrsführung runden das Bild über die Verkehrssituation und die Ampelschaltungen ab.

Sendelänge: ca. 10 Minuten

Produktionszeit: 1 Tag Dreh, 1 Tag Schnitt

Das Drehbuch

Da der Filmemacher regelmäßig für diese Lokalredaktion arbeitet, genügt dem CvD – dem Chef vom Dienst, dem leitenden Redakteur – dieses Exposé, um ihm den Auftrag für den Film zu geben. Ein Treat-ment ist bei solch kleinen Aufträgen nicht üblich und kann auch kaum erstellt werden, da die Antworten der Interviewgeber ebensowenig vorhersehbar sind wie die Aktionen an den eigentlichen Drehorten.

Solch kurzen Beiträge werden meistens von festangestellten Kame-raleuten und Cuttern des Senders realisiert, die oft erst am Tag zuvor erfahren, welchen Film sie am nächsten Tag drehen bzw. schneiden werfen. Vorbesprechungen zwischen dem Filmemacher und dem Team sind deshalb kaum möglich. Für den Filmemacher bleibt nur die Mög-lichkeit, das Team im Auto auf dem Weg zum Drehort über den Film und seine Vorstellungen zu informieren oder er mailt am Tag/Abend zuvor ein Drehbuch an das Team.

Welche Informationen muss ein Drehbuch/Shooting Script für einen Magazinbeitrag enthalten? Der Filmemacher hat bei der Re-cherche sämtliche Drehorte besichtigt und sich Notizen über mögliche Kamerastandorte sowie die Einstellungen gemacht, die sich jeweils anbieten – trotzdem wird er kein Einstellung-für-Einstellung-Shooting Script schreiben (können), denn dies ist bei solchen Filmen weder nötig noch möglich. Die Protagonisten, besser Interviewgeber, sind keine

59

Darsteller, denen man Regieanweisungen geben kann, sondern beim dokumentarischen Drehen beobachtet die Kamera und fängt ein, was sich ihr bietet. Der Reporter kann durch seine Fragen den Film inhaltlich steuern und versuchen, die jeweiligen Protagonisten unmerklich so zu platzieren oder ihre Bewegungsrichtung zu lenken, dass die Kamera die filmwichtigen Bilder bekommt.

In einem Shooting Script sollten Sie jedem Drehort eine Einstellung Ihres Drehbuchprogramms zu weisen. Statt Einstellungsgröße und -art geben Sie im Feld Anweisung Kamera nur eine Beschreibung, wie Du Dir sich die Umsetzung vorstellst. Hier ein Beispiel für den Einstieg in den Film: Der Film beginnt mit einem Bilderteppich „Verkehr früh morgens in der City“, z. B. rote Ampeln, stehende Fahrzeuge. Es können Zoom-fahrten und Schwenks gedreht werden, Handkamera. Damit gibst Du dem Kameramann wichtige Hinweise für die Umsetzung. Die Auswahl der Bilder überlässt Du ihm – und sie richtet sich natürlich nach den Möglichkeiten, die sich bieten - den engen Zeitrahmen von einem Tag für den gesamten Film musst Du natürlich dabei berücksichtigen.

Im Feld Interview trägst Du Deine Fragen ein, die Du den Interview–gebern stellen wirst.

Sorge dafür, dass zusammen mit dem Originalmaterial auch das Shooting Script im Schneideraum landet, dann kann der Cutter schon einmal den Schnitt vorbereiten. Welche Filmideen und welche Reihen-folge Du Dir für den Film vorgestellt hast, kann er diesem Arbeitspapier entnehmen, ggf. hast Du im Feld Notizen Anweisungen für den Schnitt eingegeben.

60

Szenische Produktionen

Szenische Produktionen, also Kurz-, Spiel- und Fernsehfilme, verlangen nach einer eigenen Drehbuch-Formatierung – so besagt es eine nicht dokumentierte Regel. Dabei werden die Drehorte, Charaktere und die Dialoge nach bestimmten Regeln formatiert. In erster Linie orientieren sich die bei uns eingewandten Formatierungen am „Hollywood-Format“, das jedoch weitaus detaillierter die Drehbuchformatierung und -präsen-tation festlegt, als nur die Form, wie ein Dialog gesetzt werden muss.

Solche Formatierungskonventionen sind wichtig, wenn Du Deine Drehbücher bei den Filmbüros zur Förderung einreichen will – oder gar in Hollywood einen Produzenten sucht. Denn die richtige Anwendung dieser Vorschriften belegt, dass Du Dich auch theoretisch erfolgreich mit Filmemachen auseinander gesetzt hat.

Welchen Sinn macht es aber ein Drehbuch gemäß diesen Format-vorschriften zu setzen, wenn man weder eine Drehbuchförderung noch eine Realisierung in Hollywood im Auge hat, sondern das Drehbuch selbst verfilmen will?

Man müßte im Prinzip die Arbeit zwei Mal machen: einmal das Dreh-buch in einer Textverarbeitung – oder einem der erwähnten Drehbuch-programme für szenische Produktionen – erfassen und anschließend in Digital Director AV Pro das Shooting Script erstellen.

Der Plot

Sehen wir uns dazu einmal ein einfaches Beispiel an, den Plot zu einem 15 Minuten-Kurzfilm:

Ein Kegelclub, bestehend aus 3 Ehepaaren und dem Junggesellen Norbert, veranstaltet einmal im Jahr eine gemeinsame Wanderung. Diesmal ist es eine besondere Wanderung, Norbert wird am nächsten Tag heiraten und seine Freude wollen ihm einen besonderen Spaß an seinem letzten Tag als Junggeselle bereiten.

Heimlich haben sie auf dem Wanderweg einen Sektempfang als Überraschung aufgebaut.

61

Aber der eigentliche Spaß beginnt mit einer Halluzinationen-erzeugenden Droge, die ihm Herbert heimlich in sein Getränk schmuggelt.

Unter dem Einfluss der Drogen erkennt er seine Kegelschwestern, die sich als Hexen verkleidet haben, nicht wieder, und nimmt eine als Spaß gemeinte Drohung ernst.

Pepita hat ihm weisgesagt, dass seine Braut Sylvia auf dem Weg zum Altar sterben muss, wenn er nicht noch heute vor 21 Uhr einen seiner Freunde umbringt.

Einen “Mordanschlag” mit Vogelbeeren und einem Gasrevolver nehmen die Kegelfreunde als geplanten Schabernack in Kauf, aber als Norbert versucht, Pepita vor ein Auto zu stürzen, merken sie, dass der Spaß zu weit gegangen ist.

Beim abschließenden Umtrunk ist die Stimmung sehr gedämpft …

Trotzdem verlässt Pepita die Runde, um den Spaß auf eigene Faust zu Ende zu bringen. Norbert, der immer noch an den Hexenwahn glaubt, folgt ihr – und von allen unbemerkt Muff, Pepitas Hund. Norbert trifft Pepita, die sich wieder als Hexe verkleidet hat, auf einer Anhöhe

Muff, der sein Frauchen verzweifelt gesucht hat, freut sich, sie gefunden zu haben und springt vor Freude an ihr hoch. Pepita, die ganz am Rand eines Abhangs steht, stürzt die Klippe hinunter – in den Tod.

Das Drehbuch

Das Drehbuch, klassisch formatiert, zu diesem Plot sähe dann wie auf der folgenden Seite gezeigt aus. Viele Möglichkeiten Regieanweisungen, Infos für den Requisiteur oder auch das Aufnahmeteam zu hinterle-gen bleiben bei dieser Form nicht – außer, man macht es im Original handschriftlich.

Auf der gegenüberliegenden Seite sehen Sie einen Ausschnitt des gleichen Drehbuchs in Digital Director AV Pro formatiert. Der Regisseur hat hier, möglicherweise in Zusammenarbeit mit dem Kameramann, die Möglichkeit Regieanweisungen für den Dreh (Handkamera) oder auch den Schnitt (Überblendung der Musik in den Gesang) einzufügen – und während der Dreharbeiten kann die/der Regiassistent oder das Script Girl alle Notizen zur Kontinuität in das Shooting Script eingeben.

62

So sieht ein klassisch-formatiertes Drehbuch aus

63

64

Ideen sammeln

Angebot und Nachfrage bestimmen auch in der Filmbranche den Preis. So zahlten Fernsehanstalten in den 80gern für einen 5 Minuten Magazinbeitrag noch rund (umgerechnet) € 7000. Der Aufwand dafür waren, bei guter Planung und Vorbereitung, 1 bis 2 Drehtage und ebenso viele Schnitttage. Eine kleine Produktionsfirma konnte damals (niedrige Lebenshaltungskosten, teures Equipment > € 60.000) von zwei oder drei Filmen im Monat gut leben. Dank Digitaltechnik spielen die Anschaffungskosten für‘s Equipment jetzt keine Rolle mehr und die Automatik-Funktionen der Camcorder führten in den letzten Jahren geradezu zu einer Inflation an Kameraleuten. Dies alles hat die Preise für TV-Beiträge extrem gedrückt, aber auch Industriefilme müssen mit einem kleinen Budget produziert werden.

Wer sich auf kein Gebiet spezialisiert hat, muss sich mit den stetig fallenden Preisen arrangieren – oder sich doch noch spezialisieren.

So sind in 80er Jahren einige TV-Journalisten auf den gerade abfah-renden Zug Umweltschutz aufgesprungen und die meisten von ihnen sind mittlerweile als Fachjournalisten gut im Geschäft.

Zu diesem Erfolg hat natürlich vor allem ihr umfangreiches Spe-zialwissen beigetragen, dass sie sich im Laufe der Jahre angeeignet haben. Und natürlich ihre Kontakte zu den Schlüsselpersonen des Umweltschutzes.

Während in der Vorcomputerzeit ein Archiv noch ganz klassisch aus Zeitungsausschnitten – sorgfältig abgeheftet und katalogisiert – auf-gebaut war, erfolgt jetzt alles elektronisch. Man könnte Zeitungsaus-schnitte scannen, in Text umwandeln und jeden einzelnen Ausschnitt als ein eigenes Word-Dokument abspeichern. Aber das Wesentliche eines Archivs ist ja nicht so sehr, dass man es abgelegt und archiviert, sondern vor allem, das man Informationen findet. Und zwar schnell. Und dass diese Informationen verknüpft sind. Um beim Beispiel zu bleiben kann dies beim Thema Umwelt für Dich lebenswichtig, ja sogar überlebenswichtig sein.

65

Stell Dir vor, Du behauptest in einem Deiner Filme, dass eine Substanz, die bis dato als harmlos galt, sei doch für Kleinkinder gefährlich, weil Du es in einem Fachartikel im Internet gefunden hast. Nach der Aus-strahlung des Beitrags erhältst Du einen Brief vom Firmenanwalt des betroffenen Konzern, der Dir eine Schadenersatzklage androht. Wenn Du nun diesen Artikel nicht mehr findest und damit belegen kannst, dass Deine Aussage wissenschaftlich untermauert ist, sieht die Lage für Dich nicht sehr rosig aus.

Du musst also zu jedem Artikel, den Du abspeicherst, einen Link zur Quelle legen und gegebenenfalls noch den Namen und die Funktion der Person, die diese Behauptung aufgestellt hat, erfassen. Am besten natürlich mit der kompletten Anschrift samt Telefonnummer, falls Du später noch einmal eine Rückfrage zu diesem Artikel hast. Und bevor Du eine umstrittene Behauptung in Deinem Film vertrittst, solltest Du dich auf jeden Fall beim Autoren rückversichern – und ihn eventuell im On in den Film nehmen – aber dies führt jetzt zur inhaltlichen Gestaltung eines Films, das nicht Thema dieses Buches ist.

Aufbau einer Archivdatenbank

Filmideen entstehen nicht einfach so, sondern sind das Ergebnis einer kontinuierlichen Arbeit. Dazu gehört vor allem die Recherche, deren Ergebnis Du in (d)einer Datenbank abspeicherst. Solche Datenbanken kann man nicht von der Stange kaufen, sondern sind individuelle Lösun-gen. Natürlich kann man sich jemanden suchen, der diese Datenbank programmiert, aber es lohnt sich, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, eine Archivdatenbank selbst zu programmieren. Das klingt für manchen Journalisten, der schon mit Word kämpft, verwegen, ist aber leichter als man zunächst denkt.

Filemaker als universelle Lösung

In meiner nunmehr fast 30 jährigen Arbeit mit Datenbanken hat sich gezeigt, das ich zwar immer noch Adressen aus 1987 in der Datenbank verwalte, ich aber die Datenbank selbst so erweitert habe, dass sie kaum noch etwas mit meiner ersten Version gemein hat. Wer konn-

66

te schon 1987 ahnen, dass man mittlerweile zu jeder Adresse nicht nur ein Fax (das war damals die neueste Technik), sondern auch eine Handynummer, mindestens eine eMail-Adresse und die Adresse der Website benötigt.

Wer eine Archivdatenbank anlegt, plant nicht für den Zeitraum von vier Wochen oder einem Jahr, sondern sollte davon ausgehen, dass er mit diesen Daten bis zu seiner Pensionierung arbeitet. Das können dann bei Berufsanfängern auch einmal 30 Jahre sein.

Es lohnt sich deshalb, sich einmal mit der leicht zu programmieren-den Datenbank Filemaker (Mac-, Windows- & Smartphone-Versionen sind verfügbar) auseinander zusetzen, um sein eigenes Archivdaten-bank-Projekt anzugehen.

Den Einstieg kann eventuell eine Basisdatenbank bieten, die man dann den eigenen Bedürfnissen anpasst. Änderungen, z. B. neue Felder, sind oft in wenigen Minuten realisiert.

67

Index

AAufnahmeplan 19Auftragsfilm 43

BBabybeine 49Bemerkungen 43bildgestalterische Grundregeln 49

CChef vom Dienst 56Copy & Paste 27Cutter 8, 21, 51, 52, 54, 56, 57CvD 56

DDigitalkamera 50, 52Dispo 32, 42Drehbuchauszug 29, 31Drehbuchautor 43Drehplan 32Drehtag 48

EEin-Mann-Produktionsfirmen 43

FFernsehfilm 58Filme

Der Tunnel 11Die verlorende Ehre der Katharina Blum 11Dresden 11

Filmemacher 8, 11, 43, 54, 55, 56Filmidee 40

Ggive away 44

HHandkamera 39Hollywood-Format 58

IIdee 32inhouse 10Interview 41

KKameramann 8, 15, 43, 48, 49, 54, 57Kommentar 42Kontinuität 52, 59Kurzfilm 58

LLaptop 51

MMagazinbeitrag 39, 54Multimedia-Bedienungsanleitung 44

OOriginalmaterial 57

PPolaroid 52Post-It! 34Produktionskompendium 49Produktionsphase 43Programme

Celtix 29Digital Director 31Digital Director AV Pro 6, 34, 43, 48Digital Director Docu 6Final Draft 29FrameForge 3D 50

68

Movie Magic Screenwriter 29Moving Plot 29

RRegieanweisung 31Regieassistent 52, 59Regisseur 15, 43, 48, 49, 54Reportage 54

SScript Girl 52, 59Scriptment 12, 27, 47Second Unit 41Spielfilm 58

TTonmann 41Treatment 12, 27, 45, 47, 56TV-Sprecher 45

UUSB 52USB-Mikrofon 37

VVB 49Versal 29Visualisierungsvermögen 37VJ 39Vorbesichtigung 49

WWord-Plug-In 29

69

Andreas Reil

Exposé, Drehbuch & Shooting Script

Während die Produktion – die Dreharbeiten – und die Postproduktion – Schnitt und Tonbearbeitung – vollständig digitalisiert sind, hat sich die Planungsphase von Filmen – die Präproduktion – kaum verändert, lediglich die Schreibmaschine wurde durch den Computer samt Textverarbeitung ersetzt. Die Vorbereitung eines Films – vom Exposé über das Treatment, das Scriptment, das Drehbuch, das Shooting Script, den Drehbuchauszügen bis hin zu den Continuity Script – erfordert eine umfassende Schreibarbeit, die mit einer Textverarbeitung nur teilweise erfolgen kann.

In diesem Buch wird gezeigt, wie auch die Planungsphase in den digitalen Workflow einer Filmproduktion einbezogen werden kann. An vier Beispielen aus der Praxis – einer Auftragsproduktion, einem Magazinbeitrag, einer Dokumentation und einem Kurzfilm – wird gezeigt, wie man heute mit spezieller Drehbuch-Software effektiv seine Filme vorbereiten kann.

Thema

• Film• Fernsehen• Drehbuch

Leser

• Filmautoren• Regisseure• Kameramänner• Filmstudenten• Hobbyfilmer

www.filmscript-software.de