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Research Collection Doctoral Thesis Aufbau und Evaluation einer innovativen nicht-virtuellen Umgebung für computerunterstütztes kollaboratives Lernen im Fach Pharmazeutische Chemie Author(s): Khov-Tran, Van Van Publication Date: 2005 Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-004911267 Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection . For more information please consult the Terms of use . ETH Library

Fach Pharmazeutische Chemie Umgebung für ...27689/eth... · 6.2 Quasi-experimentelleUntersuchung 77 6.2.1 Evaluationsmethoden 77 6.2.1.1 Vorstudie 79 6.2.1.2 Hauptstudie 82 7. DurchführungderVorstudie

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Research Collection

Doctoral Thesis

Aufbau und Evaluation einer innovativen nicht-virtuellenUmgebung für computerunterstütztes kollaboratives Lernen imFach Pharmazeutische Chemie

Author(s): Khov-Tran, Van Van

Publication Date: 2005

Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-004911267

Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted

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Diss. ETHNr. 15889

Aufbau und Evaluation einer innovativen nicht-virtuellen

Umgebung für computerunterstütztes kollaboratives Lernen im

Fach Pharmazeutische Chemie

ABHANDLUNG

zur Erlangen des Titels

DOKTORIN DER WISSENSCHAFTEN

der

EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE ZÜRICH

vorgelegt von

Van Van Khov-Tran

Eidg. Dipl. Apothekerin, ETH Zürich

Geboren am 3. September 1973

von

Wollerau (SZ)

Angenommen auf Antrag von

Prof. Dr. Gerd Folkers, Referent

Prof. Dr. Gudela Grote, Korreferentin

Dr. Sven Grund, Korreferent

Balthasar Eugster, Korreferent

2005

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Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung 3

Summary 6

1. Einleitung 9

1.1 Die Entwicklung der pharmazeutischen Chemie vom 17. Jh. bis heute 11

1.1.1 Die Entwicklung der Pharmazeutischen Lehre 18

1.1.1.1 Die ersten wissenschaftlichen Schulen der Pharmazie 18

1.1.1.2 Die Bedeutung der räumlichen Struktur der Arzneistoffe und ihre Vernachlässigung

in der Lehre 20

1.2 Die Entwicklung der didaktischen Strömungen 23

1.3 Folgerungen aus den Entwicklungen 29

2. Theoretischer Hintergrund zum computerunterstützten, kollaborativen

Lernen 32

2.1 Allgemeines zum Lernen 32

2.2 Lernen aus konstruktivistischer Sicht 33

2.3 Kollaboratives Lernen 37

2.3.1 Vorteile des Kollaborativen Lernens 39

2.3.2 Bedingungen für effektives kollaboratives Lernen 43

2.4 Computer-Unterstütztes Kollaboratives Lernen 49

2.4.1 Verteiltes (Virtuelles) Computer-Unterstütztes kollaboratives Lernen 50

2.4.2 „Face-to-face" Computer-Unterstütztes kollaboratives Lernen 51

3. Technologie 53

3.1 Roomware® 53

3.1.1 Das Commboard® 53

3.1.2 Der InteracTable® 54

4. Raumkonzept 61

4.1 VirealLab® 61

5. Ziele und Hypothesen 66

6. Methoden 69

6.1 Didaktisches Konzept 69

6.1.1 Projektunterricht und der Anchored Instruction- Ansatz 72

6.1.2 Aufgabenstellung 73

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6.2 Quasi-experimentelle Untersuchung 77

6.2.1 Evaluationsmethoden 77

6.2.1.1 Vorstudie 79

6.2.1.2 Hauptstudie 82

7. Durchführung der Vorstudie 89

7.1 Experimentelles Design 89

7.1.2 Vorstudie 90

7.1.2.1 Blockkurs 92

8. Zwischenbilanz 93

8.1 Evaluationsergebnisse der Vorstudie und des Blockkurses 93

8.1.1 Vorstudie 93

8.1.2 Blockkurs 96

8.2 Bilanz der Vorstudie und des Blockkurses 99

8.3 Schlussfolgerungen für die Hauptstudie 101

9. Durchführung der Hauptstudie 103

9.1 Evaluationsergebnisse der Hauptsrudie 105

9.2 Analyse der Hauptstudie 109

9.2.1 Verhaltensanalyse 109

9.2.2 Bewertung der fachlichen Teamleistungen 112

10. Resultat 113

10.1 Verhaltensanalyse 113

10.2 Bewertung der fachlichen Teamleistungen 117

11. Diskussion 120

12. Schlussfolgerungen 126

13. Erfüllung der Ziele und Stützung der Hypothesen? 131

14. Verbesserungsvorschläge 133

15. Literatur 136

Anhang 146

Curriculum Vitae 168

2

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Zusammenfassung

Der heutige Forschungs- und Wissensstand der Pharmazeutischen Chemie ist geprägt durch

hochtechnologisierte Verfahren, welche sowohl eine immer präzisere Erforschung

pharmazeutisch-wissenschaftlicher Phänomene auf molekularer Ebene ermöglichen als auch

große Datenmenge erzeugen. Dies hat zur Folge, dass große Datensätze sowohl an

Komplexität als auch an Dichte gewinnen und somit nur mit Hilfe von Computern zu

bewältigen sind. Viele Daten liegen somit meistens nur in virtueller Form vor, welche erst mit

Computerunterstützung zur Verfügung gestellt, anschaulich repräsentiert und bearbeitet

werden können.

Die heutige Lehre der Pharmazeutischen Chemie passt sich noch zu wenig an diesen

technologischen und wissenschaftlichen Fortschritt an. Zur Beschreibung und Darstellung der

heutigen Fülle und Komplexität molekularer Daten sind die Sprache der Chemie und die

herkömmlichen Darstellungsmedien (Tafel, Printmedien) alleine nicht mehr hinreichend.

Aufgrund dieser Tatsache spielt Computertechnologie nicht nur in der Forschung eine nicht

mehr wegzudenkende Rolle, es darf auch in der Lehre nicht mehr länger darauf verzichtet

werden.

Auch die bisher vorwiegend auf Instruktion und Wissensvermittlung gestützte Didaktik ist in

der heutigen Informations- und Wissensgesellschaft nicht mehr ausreichend. Vielmehr ist sie

durch gemässigt-konstruktivistische, koUaborative Lehr- und Lernformen zu ergänzen, damit

Studierende neben Wissen auch die Fähigkeit erwerben, selbständig mit Information

umzugehen, daraus kognitiv neues Wissen zu konstruieren und es situiert einzusetzen. Zudem

spielt die koUaborative Arbeitsweise in der Arbeits- und Forschungswelt eine immer

wichtigere Rolle, da große wissenschaftliche Durchbrüche erst durch die gemeinsame

Wissenskonstruktion mehrerer Experten erreicht werden können.

Vor diesem Hintergrund scheint es ratsam, auch in der Lehre computerunterstützte

koUaborative Lehr- und Lernformen einzuführen und zu fördern.

Ziel dieser Arbeit ist es daher, ein didaktisches Konzept zu entwerfen und eine neue

Lernumgebung zu schaffen, welche konstruktivistisch-kollaboratives und computer¬

unterstütztes Lernen ermöglicht. Das Besondere an diesem Konzept ist dabei die Integration

der Roomware®, einer innovativen, für Teamarbeit entwickelten Computertechnologie und

des Vireal Lab,eines dazu entwickelten Raumkonzeptes in das didaktische Konzept.

Die Technologie der Roomware® zielt auf die Erweiterung der Funktionalität herkömmlicher

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PC's ab, um die individuelle Interaktion mit Informationen auf eine koUaborative zu

erweitem: die Roomware® verfügt über große digitale Arbeitsflächen (Touchscreen-

Grossbildschirme), welche die nötigen Referenzpunkte für gemeinsames Visualisieren und

Arbeiten zur Verfügung stellt.

Aus diesem Vorteil der Roomware® -Technologie gegenüber PCs bzw. Notebook lassen sich

zwei Hypothesen ableiten, wonach:

1. Gruppen, welche diese Computertechnologie (Roomware®) zur Verfügung haben,

vermehrt unter Einbezug dieser Computertechnologie kollaborieren werden im Vergleich

zu Gruppen, welche Notebooks als technologisches Hilfsmittel benutzen und

2. dass durch diese verbesserte technologische Unterstützung der Kollaboration auch bessere

Fachergebnisse erzielt werden.

Zur Untersuchung dieser Hypothese wurde eine Vorstudie konzipiert, die sich über ein ganzes

Semester erstreckte und in welcher die ersten didaktischen, technischen und organisatorischen

Erfahrungen mittels Fragebogen und Interviews evaluiert wurden. Aufgrund dieser

Erfahrungen wurde das didaktische Konzept für die Hauptstudie entworfen, welche als Basis

für die Untersuchung der Hypothese diente. Für die Untersuchung wurde eine Test- und

Kontrollgruppe mit je drei Teams während der Hauptstudie auf Video aufgenommen. Der

Unterschied zwischen der Test- und der Kontrollgruppe bestand nur darin, dass die

Testgruppe die Roomware®, die Kontrollgruppe jedoch Notebooks als technologische

Unterstützung hatten. Anhand dieser Videoaufnahmen wurden Transkripte erstellt, womit das

koUaborative Verhalten und der Einsatz der beiden Technologien in der Test- und

Kontrollgruppe analysiert sowie die fachlichen Leistungen der Test- und Kontrollgruppe

bewertet wurden.

Die Ergebnisse der Verhaltens- und Leistungsanalyse deuteten darauf hin, dass beide

Hypothesen nicht eindeutig unterstützt werden konnten: erstens, weil die Testgruppe im

Vergleich zur Kontrollgruppe nicht deutlich häufiger unter Einbezug der Roomware®

kol laborierten und zweitens, weil ihre Leistungen nicht erheblich besser waren als jene der

Kontrollgruppe. Beide Vergleiche hatten jedoch einen eher deskriptiven als quantitativen

Charakter, da aufgrund der kleinen Stichprobe ein statistischer Test nicht sinnvoll war.

Diese Feststellung gab Anlass zur Diskussion, weshalb die Roomware® keine wesentlichere

Auswirkung auf das koUaborative Verhalten und auf die Leistung eines Teams hatte und

weshalb die Roomware® so selten eingesetzt wurde.

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Drei Gründe wurden als Erklärung dafür vermutet:

a.) Dass der computerunterstützte, koUaborative und konstruktivistische Lernstil so viel

mehr Zeit und personelle Betreuung in Anspruch nahm als eingeplant worden war, wurde

nicht erwartet. Somit musste festgestellt werden, dass sowohl für die Einführungsphase

(Vorstudie) als auch für die Arbeitsphase in der Hauptstudie zuwenig Zeit und instruktive

Betreuung angeboten wurde.

b.) Dies könnte dazu geführt haben, dass den Studierenden die nötige Roomware®- Kenntnis

und die Bereitschaft fehlte, die Technologie in ihrem Arbeitsprozess zu integrieren und

anzuwenden oder wenn überhaupt nur jene Funktionen (Internet) der Roomware® zu

nutzen, die sie bereits von den eigenen Notebooks her kannten.

c.) Ferner wurde angenommen, dass die Aufgabenstellung den Technologieeinsatz zu wenig

beanspruchte.

Basierend auf diesen Schlüssen und Erkenntnissen wurden Verbesserungsmöglichkeiten

entwickelt, dessen Potential vor allem in

• der zeitlichen Planung der Einführungs- und Arbeitsphasen,

• der Konstruktion von Aufgabenstellungen, die spezifischer auf molekulare Problem¬

stellungen beruhen,

• der intensiveren Instruktion zu Beginn und der Betreuung während des Arbeitsprozesses

und

• der technischen Benutzerfreundlichkeit liegt.

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Summary

The current high standard of research and knowledge of Pharmaceutical chemistry is

characterized by sophisticated scientific technologies, which enable both accurate

investigation of pharmaceutical phenomena at molecular level and generation of large data

sets. Consequently, the complexity and density of scientific information are tremendously

increasing. To manage, visualize and compute this increasing data set, computer technologies

are essential. Therefore many data are only available virtually.

Today's teaching methods in Pharmaceutical Chemistry are still not well adapted to this

technological progress. The classic language of chemistry and conventional teaching media

(e.g. blackboard and print media) are no longer qualified to describe and represent today's

abundance and complexity of molecular data. New teaching technologies, carefully integrated

into the curriculum are believed to be more adequate to teach or to get a deeper understanding

of such data.

In addition, present teaching strategies are mainly based on instructivism. But recent

recommendations put emphasis on constructivist learning concepts: since we are living in a

century, in which the turnover of new insights in biomedical sciences is accelerating very

rapidly, one should not only be instructed but also be able to manage the increasing

information independently, to construct and to apply the knowledge. Furthermore

collaborative learning concepts are becoming more and more important because all modern

research in life sciences has switched to teamwork in order to be able to create a real break¬

through in basic and applied sciences.

These facts have motivated us to initiate and foster computer-supported collaborative learning

concept in our curriculum of Pharmaceutical Chemistry.

It was the goal of this thesis to create a didactic concept and a learning environment which

appropriately support computer-supported collaborative learning. Highlights of this approach

were the integration of Roomware®, an innovative "team computer" and of Vireal Lab®, a

properly equipped environment for teamwork, into the didactic concept.

The Roomware -technology is characterized by its large, digital and touch-sensitive working

surface which provides team members a shared visualization of and collaborative interaction

with information. Due to this feature, Roomware® seems to be a proper computer tool than a

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personal computer (notebook) to support a collaboratively working group. Based on this

assumption, two hypotheses are made:

1. If Roomware is in fact a proper computer tool to support team work, it will induce more

collaboration than notebooks do. And Roomware® itself will be more integrated into the

collaboration than notebooks will.

2. Due to the better technological support of collaborative work, better results or outcomes

are expected.

To test these hypotheses a pre-study was performed during one semester with an evaluation

about the educational concept, the technology and organizational aspects. Based on these

experiences the main study was set up.

The main study was performed with a test and a control group, each of them consists of three

teams. The only difference between test and control group was the technical support. The test

group was allowed to use Roomware-, the control group was asked to use their notebooks.

All other conditions were the same. During the main study the test and control group were

videotaped during their whole working process. After transcripts of all the videotapes were

generated, they were used to analyze their collaborative behaviour, the purpose for which

Roomware and notebooks were used and to rate the results of their task.

The results of the analysis showed that both hypotheses did not seem to be confirmed:

Firstly, the test group did not obviously collaborate more than the control group and the

Roomware* was not obviously more in collaborative use than the notebooks.

Secondly, the test group did not clearly perform better than the control group. These

conclusions were based on a descriptive comparison of the results. Due to the small sample no

statistical tests were applied.

Nevertheless, these conclusions raised questions like "why is there no impact of the

Roomware;neither on team's collaborative behaviour nor on their achievements and why is

the Roomware® not more often integrated in their collaborative problem solving process?"

Three possible reasons were discussed:

a.) It was not expected that computer-supported collaborative learning claims so much more

time and support than it had been planned for. Thus, the timeframe and support offered

during this study were too little,

b.) The lack of time and support could explain why students were not ready to integrate(K) •

Roomware into their problem solving process, since in fact they were not familiar with

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its functionalities. Under such conditions they preferred to avoid Roomware or just used

the functionality they knew from their personal computers (internet),

c.) Lastly, it was assumed that the task itself did not necessarily require the use of

Roomware.

According to these conclusions and insights some ideas of improvements were developed.

They were especially concerning

• Time-management: one should be aware that computer-supported collaborative learning

is a very time consuming process. Thus, a sufficient period of time should be planned in

order to get familiar with this working and learning mode.

• Task construction: the task should be more specifically based on a molecular problem

which necessarily requires the use of such a technology.

• Support: it is necessary to provide more instructive support at the beginning of the

working process and coaching during the whole process.

• Technical aspects: safety and stability of the hardware are to be ensured, usability of the

interface could be still improved.

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1. Einleitung

Die häufigste Frage, die mir während meiner 3-jährigen Tätigkeit mit den Studierenden der

pharmazeutischen Wissenschaften gestellt wurde, ist die nach der Notwendigkeit eines

hochtechnologisierten Szenarios für die Lehre in der pharmazeutischen Chemie.

Ich nehme diese Frage zum Anlass, in einem größeren Umfang als sonst in

Dissertationsschriften üblich, in 3 einleitenden Kapiteln die Entwicklung der

Pharmazeutischen Chemie, der pharmazeutischen Lehre und Lehrmedien sowie der

didaktischen Strömungen in kurzem Abriss darzustellen.

Alle 3 Gebiete sind in den letzten beiden Dekaden eng miteinander verwoben und die

Entwicklung eines jeden Gebietes, sowohl in technologischer wie in soziologischer Hinsicht

ist ohne eines der Gebieten nicht denkbar. So hängen in der Entwicklung eines neuen

Medikaments sowohl die Dokumentation aller Prozesse wie auch die Perfektion der Mensch-

Maschineschnittstelle von der Entwicklung einer geeigneten computerunterstützen

Kommunikationstechnologie ab. Im Lehren und Lernen bietet die Technologie des Internets

in erstaunlich kurzen Zeiträumen über Hyperlink-Architektur Querschnittsinformationen über

Fachgebiete, deren Erarbeitung früher nur in mühsamen Bibliotheksstunden möglich war.

Dies alles hat als Konsequenz, dass sich, entsprechend der zeitlichen Beschleunigung, auch

das Lehren und Lernen hoch verdichtet hat. Diese Verdichtung stellt meiner Meinung nach

sowohl eine Herausforderung für die existierenden Formen des Lehrens und Lernens als auch

eine große Chance für die Entwicklung adäquatere Lehr- und Lerntechniken dar.

Die vorliegende Arbeit beginnt mit einem Überblick über die Entwicklung der

Pharmazeutischen Chemie, der pharmazeutischen Lehre und der didaktischen Strömungen

von der Neuzeit (17. Jh.) bis heute. Anhand dieser Entwicklungsgeschichte soll aufgezeigt

werden, wie sich der Inhalt und die Bedeutung einzelner Aspekte in den drei erwähnten

Disziplinen verändert haben und wodurch ihre State-of-the-Art geprägt ist. Auf der Basis

dieser Einleitung zeigt es sich, dass computerunterstützte, koUaborative Lern- und

Problemlösungsprozesse in der Lehre der pharmazeutischen Chemie notwendig und sinnvoll

sind.

Anschließend werden theoretische Grundlagen zum konstruktivistischen Lernen aufgezeigt,

aus welchem sich das koUaborative Lernkonzept ableiten lässt. Im Weiteren wird detaillierter

auf das koUaborative Lernen eingegangen, um schließlich den Schwerpunkt auf das

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computerunterstützte, koUaborative Lernen zu legen. In diesem Zusammenhang wird eine

innovative Computertechnologie, die Roomware® sowie das dazugehörige Raumkonzept, das

Vireal Lab vorgestellt.

Davon ausgehend werden Ziele gesetzt und Hypothesen aufgestellt, die mit dieser Arbeit

angestrebt und untersucht werden.

Im Anschluss werden Methoden vorgestellt, welche für die Erreichung der Ziele und die

Untersuchung der Hypothesen entwickelt werden. Dazu gehören sowohl ein didaktisches

Konzept, welches die Computertechnologie und die Lernumgebung einschließt, als auch

Evaluations- und Analysenmethoden, die zur Untersuchung der Hypothesen dienen.

Im weiteren Verlauf der Arbeit wird die Ausführung des didaktischen Konzeptes und der

Evaluations- und Analysenmethoden in einer Vorstudie, einem Blockkurs und der

Hauptstudie ausführlich beschrieben.

Die daraus gewonnen Ergebnisse werden folglich präsentiert und diskutiert.

Als Abschluss werden aufgrund der Ergebnisse und Erfahrungen Schlüsse im Hinblick auf

die gesetzten Ziele und aufgestellten Hypothesen gezogen und Verbesserungsvorschläge für

zukünftige Arbeiten gemacht.

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1.1 Die Entwicklung der pharmazeutischen Chemie vom 17. Jh. bis

heute

In diesem Kapitel werden die wichtigsten Meilensteine der pharmazeutischen Chemie vom

17. Jahrhundert bis heute umrissen. Damit soll aufgezeigt werden, wie sich Inhalt und

Methoden der pharmazeutischen Chemie verändert haben und wodurch der state-of-the-Art

der heutigen pharmazeutischen Chemie geprägt ist. Heute wird pharmazeutische Chemie als

eine Wissenschaft verstanden, die sich mit der rationalen Arzneistofffindung und

Optimierung (Pharmakodynamik) auf molekularer Ebene befasst.

Den ersten Ansporn, auf chemischem Weg die innersten Kräfte der Natur aufzudecken,

lieferten Paracelsus (1493-1541) und sein Nachfolger Johann Baptist van Helmont (1579-

1644) im 16. Jh. (Schott, H., 1996). Sie bildeten mit ihrem Werk den Ausgangspunkt für die

Erforschung und Entwicklung von Substanzen und Laborverfahren (Rossi, P., 1997), welche

für die Heilkunst von Bedeutung waren. Paracelsus und Van Helmont hatten beide ein klares

Krankheitskonzept. Beide betrachteten Krankheit als Zusammenspiel eines schädlichen

Agens mit einer lokalen Störung, als Parasit, der den Archeus (Lebensgeist) so weit

schwächte, dass dieser die Gesundheit des Organismus nicht mehr aufrechterhalten konnte.

Van Helmont zog daraus die (aus heutiger Sicht) richtige Folgerung und empfahl die

Anwendung spezifisch wirkender (chemischer) Arzneimittel, um das von der Krankheit

gestörte Gleichgewicht wiederherzustellen. (Schott, H., 1996). Die Chemie stand somit in

enger Wechselbeziehung zur Medizin und entwickelte sich auf diesem Weg zu einer

eigenständigen Wissenschaft, der „latrochemie" (Heilchemie).

Die eigentliche pharmazeutische Chemie begann ihre Entwicklung im 18. Jahrhundert. In

dieser Zeit begann man die Chemie als ein selbständiges, jedoch stets der Medizin und

Pharmazie dienendes Wissens- und Forschungsgebiet zu betrachten. Einer der Vertreter dieser

Ansicht war Hermann Boerhave, bedeutendster Mediziner (und Chemiker) seiner Zeit und

Gegner alchemistischer Anschauungen. Für die „neue" Chemie des 18. Jahrhunderts war

Lavoisier (1743-1794) einer ihrer Begründer und einer der bedeutenden Repräsentanten.

Seine Bedeutung lag besonders in der Zusarnmenführung vorhandener Einzelbeobachtungen

zu einem übergreifenden, sachlich richtigen theoretischen Konzept und in der quantitativen

Durchführung von bekannten bisher nur qualitativ beschriebenen Experimenten. Durch

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systematisches Messen und Wägen erkannte Lavoisier, dass bei der Erhitzung von Metall

kein Phlogiston (das Brennbare) entwich, sondern Sauerstoff aufgenommen wurde und dass

die Summe der Massen der Edukte derjenigen der Produkte entsprach

(Massenerhaltungsgesetz). Mit dieser „Sauerstofftheorie der Verbrennung" ,die er in seinem

Hauptwerk „Traité élémentaire de Chimie" 1793 (der zusammenfassenden Darstellung der

neuen Chemie) veröffentlichte, verwarf er endgültig die von 17. bis Ende 18. Jahrhundert

gültige Phlogistontheorie und stellte ein neues Paradigma auf. Seitdem wurden quantitative

Bestimmungen und Analysen zu einem unentbehrlichen Attribut chemischer Forschung,

welche zu einer exakten, mathematisch fundierten Wissenschaft überging. Nach und nach

erforderte dieses System eine neue, systematischere Nomenklatur, welche Lavoisier

zusammen mit anderen Chemikern wie Claude Louis Berfhollet und Antoine François

Fourcroy entwickelte (Helmstädter, A., Hennann, J. & Wolf, E., 2001). In seinem wichtigsten

Buch „Traité élémentaire de Chimie", war der Nomenklatur bereits sehr viel Aufmerksamkeit

gewidmet (Schneider, W„ 1972). In der Folge entwickelten Pierre August Adet und Jean

Henri Hassenfratz ein System, in welchem Elemente mit Buchstaben bezeichnet und

Verbindungen mit den Zeichen der in ihnen enthaltenen Elemente symbolisiert wurden

(Helmstädter, A., Hermann, J. & Wolf, E., 2001). Das neue System war mit den nötigen

Korrekturen dem hergebrachten Vorgehen auf die Dauer so überlegen, dass es die alten

Bezeichnungen verdrängte. Bei der Ablösung der alten Bezeichnungen durch neue musste

man sich der experimentellen Analytik bedienen, um sich über die chemische

Zusammensetzung der Substanzen im Klaren zu sein.

Analysiert wurde zwar schon seit dem Altertum, anfangs auf trockenem Wege, z.B.

Kupellation und Zementation zur Untersuchung und Trennung von Edelmetallen, nach der

Entdeckung von Mineralsäuren im hohen Mittelalter auch auf nassem Wege (mit

Königswasser, Scheidewasser). Robert Boyle (1627-1691) jedoch spielte in der Entwicklung

der analytischen Chemie eine besondere Rolle. Er prägte die Begriffe chemische Analyse und

Reagenz, benutzte zahlreiche Reagenzien als Nachweismittel und prüfte die Empfindlichkeit

qualitativer Nachweisreaktionen (Schneider, W., 1972). Durch die chemische Analyse merkte

man sehr bald, dass zahlreiche Arzneistoffc chemisch untereinander gleich waren. Diese

Feststellung führte zur Reduzierung vieler redundanten Arzneimittel. Nebst pharmazeutische

Chemikalien bzw. Präparate waren vor allem Mineralprodukte von dieser Rationalisierung

stark betroffen: das natürliche Vitriol (sulfathaltige, farbige Mineralien) wurde durch das

reine Salz des Eisensulfats ersetzt, welche aus Eisen und Schwefelsäure gewonnen werden

konnte. Auch Blutstein (Magnetit) und Ocker, welche vorwiegend wegen des Eisen(III)-oxid

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als blutstillende Mittel Anwendung fanden, wurden durch das reine Eisen(III)-oxid verdrängt

(Schneider, W., 1972).

Ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld der Chemiker des 18. Jahrhunderts war die Erweiterung

der Kenntnis der chemischen Elemente, eine wichtige Voraussetzung für die Auffindung

größerer, grundlegender Zusammenhänge. Die Grundlagen dieses Wissensgebietes wurden

bereits durch Boyle gelegt. Er definierte in seiner Veröffentlichung „The sceptical chemist"

(1661) zum ersten Mal den Begriff des chemischen Elements, wobei seine Definition unserem

heutigen Elementbegriff schon relativ nahe war (Helmstädter, A., Hermann, J. & Wolf, E.,

2001). Zu Boyles Zeiten waren erst 14 Elemente, die heute in unserem Periodensystem

stehen, bekannt (nach E. Pilgrimm 1959: Au, Ag, Cu, Fe, Sn, Pb, Hg, S, C, Sb, As, Bi, Zn, P).

Im 18. Jahrhundert kamen 21 Elemente dazu (Schneider, W., 1972). Gegen 1800 kannte man

etwa 30 Elemente und gegen 1850 verdoppelte sich die Zahl.

Der nächste Meilenstein war die Bestimmung des Atomgewichts dieser Elemente. Einen

großen Beitrag dazu leistete der Chemiker Jean Baptiste Dumas mit seiner Veröffentlichung

der klassischen Dampfdichtebestimmung, wodurch man Atomgewichtswerte von bisher nicht

erreichter Genauigkeit erhielt (Schneider, W., 1972). Darauf folgend wurde versucht, die

Natur der chemischen Elemente als Funktion ihrer Atomgewichte abzuleiten,

Zusammenhänge zwischen individuellen Eigenschaften der Elemente und ihrem

Atomgewicht zu ziehen und aus Atomgewichten verwandtschaftliche Beziehungen zwischen

Elementen abzuleiten.

An all diesen Entwicklungen waren neben den Chemikern auch Apotheker beteiligt, die

wesentliche Beiträge geleistet hatten. Die Pharmazie ging allmählich von einem handwerklich

geprägten Stand in einen wissenschaftlichen über.

Im 19. Jahrhundert wurde die organische Chemie zum bevorzugten Arbeitsgebiet der

Apotheker (Schneider, W., 1972). Als Begründer der organischen Chemie galt Justus Liebig

(1803-1873). Mit seinen entscheidenden methodischen Verbesserungen der organischen

Elementaranalyse ermöglichte er, Kohlenstoff und Wasserstoff in organischen Verbindungen

genau und routinemäßig zu bestimmen. Die Bedeutung dieser technischen Revolutionierung

elementaranalytischer Verfahren war für die organische Chemie von großem Ausmaß:

organische Verbindungen und ihre Umwandlungsprodukte konnten in großer Zahl analysiert

werden, eine wichtige Voraussetzung, um tieferen Einblick in das chemische Geschehen zu

gewinnen (Heilenz, S., 1988). Die bis dahin auf jeden Chemikern lastende Unsicherheit, nie

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ganz exakt zu wissen, mit welcher Verbindung gearbeitet wurde und welche anderen

Verbindungen bei einer Reaktion daraus entständen, gehörte endgültig der Vergangenheit an.

Gestützt auf diese Kenntnisse der organischen Chemie stand für die Arzneistoffentwicklung

die organisch-chemische Synthese im Vordergrund. Einen wesentlichen Beitrag dazu leisteten

Pasteur, Koch und Ehrlich. Louis Pasteur (1822-1895) und Robert Koch (1843-1910)

enthüllten den von van Helmont bezeichneten Parasit als Mikroorganismus und als Ziel von

chemischen Arzneimitteln. Sie glaubten jedoch, dass chemische Arzneimittel, die das Ziel

zerstören können, auch den Patienten schädigen würden.

Erst die Beobachtung, dass sich Farbstoffe in bestimmten Zellen anreichern, ließ Paul Ehrlich

(1854-1915) postulieren, dass es demnach auch chemische Stoffe geben müsste, welche

selektiv den Mikroorganismus abtöten können, ohne den Wirt zu schädigen. Ausgehend von

dieser Theorie der selektiven Toxizität begann Ehrlich nach so genannten chemischen

„Zauberkugeln" oder „magic bullet" zu forschen.

Da zu jener Zeit die Wirkungsmechanismen größtenteils noch unbekannt waren, beruhten

Erfolge in der Arzneistofffindung hauptsächlich auf „Serendipity", Intuition oder logischen

Folgerungen. Die gefundenen Substanzen konnten zwar bezüglich Reinheit, Kristallform und

Reaktionsverhalten charakterisiert werden, die Deutung der Mechanismen auf molekularem

Niveau blieb jedoch noch aus (Schneider, W., 1972).

Die Interessen der pharmazeutischen Praktiker und der pharmazeutischen Wissenschaftler

begannen sich mit der Zeit deutlich auseinander zu entwickeln. Während für die meisten

Pharmazeuten in der Apotheke immer noch das Produkt aus Drogen und die Kenntnis ihrer

Inhaltsstoffe Hauptsache war, stand für die pharmazeutischen Wissenschaftler bereits die

Frage nach der Konstitution chemischer Verbindungen im Vordergrund (Schneider, W.,

1972). Hatte man bisher nur Empirische Formeln (-Summenformeln) aufzustellen vermocht,

so kam man nach und nach zu „rationellen Formeln", die bereits mehr über die Verknüpfung

der Atome aussagten.

Systematischer Name Summenformel „Rationelle Formel"

Methanol CH40 CH3-OH

Ethanol C2H60 CH3-CH2-OH

Propenol C3H60 CH2=CH-CH2-0H

Tab. 1 : Beispiele von Summenformeln und „Rationellen Formeln".

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Dazu trug unter anderem die elektrochemische Theorie von Jons Jakob Berzelius (1779-1848)

bei, welche die Bindungsbildung durch den Ausgleich der positiven bzw. negativen Ladungen

der benachbarten Bestandteile erklärte (Schneider, W., 1972). Solche Formeln erleichterten

zwar die Klassifizierung, sagten aber noch nichts über den Aufbau der Moleküle aus.

Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam man hinter die ersten Geheimnisse der

chemischen Struktur. Man begann zu begreifen, wie die Atome in den organischen

Verbindungen miteinander verknüpft sind. Dabei entdeckten Liebig und Friedrich Wöhler

(1800 - 1882) die lsomerie, das Phänomen, dass aus den gleichen Atomen verschiedene

Stoffe gebildet werden können. Liebig formulierte anschaulich: „Durch unterschiedliche

Verknüpfung von Buchstaben werden verschiedene Worte gebildet, z.B. Dome - Mode -

Odem. Analog dazu führt unterschiedliche Verknüpfung von Atomen zu verschiedenen

Stoffen, z.B. HOCN = Cyansäure bzw. HCNO = Knallsäure" (Heilenz, S., 1988).

Von Liebigs Schüler August Kekulé (1829-1896) stammte die Feststellung, dass Moleküle

chemischer Verbindungen aus aneinander gelagerten Atomen bestehen, wobei die Zahl der

mit einem Atom verbundenen Atome anderer Elemente von der Basizität oder

Verwandtschaftsgröße der Bestandteile abhängig ist (Schneider, W., 1972).

Die wichtigste Leistung dabei war, dass die Vierwertigkeit des Kohlenstoffs endgültig belegt

wurde und zur Erkenntnis der Kohlenstoff-Kohlenstoffbindung führte. Mit dieser Erkenntnis

wurde die organische Strukturchemie begründet (Schneider, W., 1972). Kekulé führte diese

Vorstellungen noch weiter aus und kam schließlich bei der Betrachtung der damals bekannten

Kohlenwasserstoffe zu der wichtigen Folgerung, dass bei Molekülen mit einem hohen

Kohlenstoffgehalt eine dichtere Aneinanderlagerung des Kohlenstoffs angenommen werden

musste. In einer Publikation legte er dar, dass das Benzol demnach als eine geschlossene

Kette betrachtet werden könnte. Einige Jahre später kamen Josef Le Bel (1847-

1930)und Kekule's Schüler Jacobus Henricus van't Hoff (1852-1911) gleichzeitig, jedoch

unabhängig voneinander auf die tetraedrische Struktur des Kohlenstoffs und begründeten

damit die Stereochemie (Schneider, W., 1972).

Im 20. Jahrhundert erlebte der wissenschaftliche Fortschritt in der Chemie eine vorläufige

Blütezeit. Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung lag in der Erweiterung und

Verbesserung der Arbeitsmethoden. Sie ermöglichten es, vom Makro- auf den Mikromaßstab

überzugehen. Die Maßstäbe verschoben sich laufend zu immer kleineren Mengen (Schneider,

W., 1972). Dies galt sowohl für das präparative Arbeiten, wie für die Synthese von

Spurenstoffen (Vitamine, Hormone) als auch für die Analytik jeglicher Art.

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Eine der wichtigen Arbeitsmethoden entstand 1895 mit der Entdeckung der Röntgenstrahlen

durch Wilhelm Röntgen (1845-1923). 17 Jahre später (1912), als Max von Laue (1879-1960)

die Wellennatur der Röntgenstrahlung an Kupfersulfat-Kristallen erklärte und dabei bewies,

dass Kristalle tatsächlich aus diskreten, regelmäßig gepackten Einheiten bestehen

(Gitteraufbau), gelang es William L. Bragg (1890-1971) und seinem Vater William H. Bragg

(1862-1942) ein Jahr später die Bestimmung der Kristallstruktur von Kochsalz (publiziert in

„X-Rays and Crystal Structure", 1913). Seitdem ermöglichten fortlaufende Verfeinerungen

der Methodik die Entschlüsselung immer komplexerer Strukturen.

In den fünfziger Jahren schließlich gelang es Rosalind Franklin (1920-1958) entscheidende

Daten und Röntgenaufnahmen von der Struktur der Desoxyribonukleinsäure zu produzieren,

die Francis Crick (1916 geboren, 2004 gestorben) und James Watson (1928 geboren) 1953

die Entdeckung des zentralen Geheimnis des Lebens, der Struktur der DNA ermöglichten.

Das war die Geburtsstunde der molekularen Biowissenschaften.

Diese wurden anfangs durch den Wechsel einer kleinen Gruppe von Forschern zu einfachen,

biophysikalischen, biochemischen und genetischen Modellsystemen geprägt und später durch

die Entwicklung einer Reihe ausgereifter biophysikalischer, biochemischer und genetischer

Technologien etabliert. Dazu zählten, nur um ein paar Beispiele zu nennen, die

Röntgenstrukturanalyse, die Kernresonzspektroskopie (NMR), die Massenspektroskopie

(Roth, H. J., Müller, Ch. E., Folkers, G., 1998), die Elektronenmikroskopie, die

Ultrazentrifugation, die radioaktive Tracer-Technik sowie die Techniken der Phagen- und

Bakteriengenetik. Mit diesen Techniken und experimentellen Methoden wurden wertvolle

Informationen über die dreidimensionale Struktur von kleinen organischen Molekülen bis hin

zu Proteinen, über Organisationsstrukturen oder über das dynamische Verhalten von

biologischen Systemen sowie über genetische Eingriffsmöglichkeiten gewonnen. Darauf

basierend entwickelte sich die pharmazeutische Chemie in der zweiten Hälfte des 20.

Jahrhunderts zu einer Wissenschaft der systematischen Suche nach neuen Arzneistoffen.

Die Bioinformatik lieferte den nächsten Kulminationspunkt. Als interdisziplinäre, angewandte

Wissenschaft führt sie die Molekularbiologie, die Biochemie und die Genetik mit der

Theoretischen und Praktischen Informatik zusammen. Der Einsatz von Informatikmethoden

ermöglichte es, mit Hilfe mathematischer Methoden, Molekülmodelle zu etablieren, ihre

Eigenschaften und ihre intermolekulare Wechselwirkungen zu modellieren, virtuelle

Anpassungen von potentiellen Liganden an ihren Rezeptoren vorzunehmen, sowie gezielt

neue Wirkstoffe zu entwerfen. Der große Mehrwert der bioinformatischen Methoden lag

zusätzlich in der farbgraphischen Umsetzung der Ergebnisse. Diese Eigenschaft war für die

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Bearbeitung dreidimensionaler, molekularer Problemstellungen eine große Hilfestellung, da

sie eine klare Visualisierung von molekularen Strukturen ermöglichte. Aufgrund des

exponentiellen Wachstums an biologischen Daten, die im Rahmen nationaler und

internationaler Forschungsarbeiten generiert wurden, bot sich die Bioinformatik als essentielle

Methode an, diese Datenmenge zu verwalten. Viele Erfolge der heutigen pharmazeutischen

Forschung gründeten sich auf die Informationen aus diesen Datenbanken.

Damit entstand eine neue Wissensbasis, welche die bisherige „Methode des Versuchs und

Irrtums" durch die Methode des computerunterstützten gezielten, rationalen Designs und der

Optimierung von Wirkstoffen ersetzte. Folglich hat sich auch der Fachinhalt, das Erzeugen

und die Verfügbarkeit von Daten enorm verändert: sie haben an Komplexität gewonnen und

liegen größtenteils in virtueller Form vor.

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1.1.1 Die Entwicklung der Pharmazeutischen Lehre

Dieses Kapitel beschreibt, wie sich die pharmazeutische Lehre seit dem 19. Jahrhundert

entwickelt hat. Darin soll aufgezeigt werden, dass sowohl die institutionelle Form als auch der

Fachinhalt seitdem große Veränderungen erfahren haben. Es wird anschließend die

Bedeutung Computerbasierter Verfahren für die heutige Wirkstoffsuche und - Entwicklung

dargestellt. Dabei wird darauf hingewiesen, dass die heutige Unterrichtsmethode für diesen

Forschungsbereich und für die Fülle und Komplexität unseres heutigen Wissens nicht mehr

gerecht wird.

1.1.1.1 Die ersten wissenschaftlichen Schulen der Pharmazie

Bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Apotheker in seiner Offizin als Repräsentant der

ganzen Pharmazie betrachtet. Handwerkliches Können wie die Zubereitung von Präparaten

sowie Kenntnis heilpflanzlicher Inhaltsstoffe standen im Mittelpunkt. Die Ausbildung zum

pharmazeutischen Praktiker bestand vorwiegend aus diesen beiden Wissensbereichen und

orientierte sich im Wesentlichen nach den Anforderungen der Pharmakopoen (Schneider, W.,

1972). Dieses Wissen wurde den Lehrlingen allein durch ihre Lehrherren vermittelt.

Während die meisten Apotheker in ihrem Wissensbereich verharrten, begannen Einzelne

bereits, sich auf die Lehre und Forschung zu spezialisieren (Schneider, W., 1972). Sie

besuchten medizinische Vorlesungen oder bildeten sich autodidaktisch über Fachliteratur

weiter. Ihnen war klar, dass der Beruf des Apothekers in Zukunft mehr brauchen würde als

allein die handwerkliche Beherrschung der alten Apothekerkunst. Die Mehrheit hielt jedoch

am alten Schema fest.

Dieser Zustand wurde allmählich für alle Apotheker zum Problem: sie waren nicht mehr

imstande, dem Fortschritt der Wissenschaft zu folgen. Dies hatte zur Folge, dass sie den

beruflichen Anforderungen nicht mehr gerecht wurden und ihre Lehrlinge nicht nach dem

neuesten Wissensstand ausbilden konnten (Schneider, W., 1972). Vom Staat erhielten sie

keine Unterstützung, da er keine pharmazeutisch-wissenschaftliche Aus- bzw.

Weiterbildungsmöglichkeiten anbot. Unter diesen Umständen ergriffen einige herausragende

Apothekerpersönlichkeiten selbst die Initiative und schufen auf privater Basis Möglichkeiten

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zu wissenschaftlicher Ausbildung (Helmstädter, A., Hermann, J. & Wolf, E., 2001). So

entstanden die ersten Privatinstitute.

Das erfolgreichste Privatinstitut war die von Johann Bartholomäus Trommsdorff 1795

gegründete „Chemisch-physikalische, und pharmaceutische Pensionsanstalt für Jünglinge" in

Erfurt. In diesem Institut wurden nicht nur Apotheker, sondern auch Fabrikanten und

Gewerbetreibende ausgebildet. In seiner Lehre wurde großer Wert auf neueste veröffentlichte

Erkenntnisse und auf Experimentalunterricht gelegt. Sein Institut kann somit als erste

wissenschaftliche Schule in der Pharmazie angesehen werden und er selbst galt als

Wegbereiter des akademischen naturwissenschaftlichen Studiums, der Pharmazie.

Nach Trommsdorff erlangte Liebig 1826 mit der Gründung seines privaten „Chemisch-

Pharmaceutisches Laboratorium" großes Ansehen. Zuvor gab es nur an wenigen Orten

Laboratorien, an denen Studierende durch praktischen Unterricht chemische Kenntnisse

erwerben konnten. Liebig war der erste, welcher die damals völlig neuartige Lehrmethode des

experimentellen Unterrichts einführte. Er philosophierte nicht - wie damals weitgehend

üblich - mit Theorien über unbewiesene oder unklare chemische Reaktionen, sondern lehrte

vielmehr konkretes Wissen anhand von chemischen Experimenten, die er in der Vorlesung

durchführte, erklärte und begründete. Außerdem hielt er seine Studenten dazu an, selbständig

durch Experimente ihre Kenntnisse zu erweitern, wobei er sie bei ihren Arbeiten im Labor

beriet und mit seinem umfangreichen Wissen unterstützte. Diese Lehrmethode war der

Ausgangspunkt des modernen Chemie- und Pharmaziestudiums. (Gesellschaft deutscher

Chemiker, 2003). Hiermit dürfte Liebigs Lehrkonzept als Paradigmawechsel für die damalige

akademische Welt angesehen werden.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war die Zeit der Privatinstitute vorbei. Ihre Repräsentanten

hatten die Übernahme der regulären Apothekerausbildung durch den Staat erzwungen, gegen

manchen Widerstand der Fakultäten. Dabei entstanden die ersten Hochschulinstitute der

Pharmazie (Schneider, W., 1972). Das Schwergewicht der wissenschaftlichen Ausbildung des

angehenden Apothekers wurde vom Staat auf die Hochschule gelegt, wobei die

Hochschullehrer selbst überwiegend Apotheker waren (Schneider, W., 1972).

Zwischen Apotheken und Hochschulen kam es mit der Zeit zur deutlichen

Interessensverlagerung: Für den pharmazeutischen Praktiker in der Apotheke stand nach wie

vor handwerkliches Können wie sauberes Arbeiten und Prüfen nach vorgegebenen

Vorschriften im Mittelpunkt. Für pharmazeutische Wissenschaftler an den Hochschulen nahm

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die pharmazeutische Analytik und die Kenntnis chemischer Formeln oder gar deren

Konstitution immer mehr an Bedeutung zu (Schneider, W., 1972).

Gegen Ende des 19. Jahrhundert verlor die Zubereitung von pharmazeutisch-chemischen

Präparaten endgültig an Bedeutung, da ein großer Teil der Herstellung solcher Präparate aus

dem pharmazeutischen Laboratorium in die chemische Fabrik ausgelagert wurde. Beispieleiner solchen chemischen Fabrik war jene von Ernst Schering. Hier wurde neben chemisch-

pharmazeutische Präparate (anfänglich: Narkoseäther, Piperazin, Kampfer, später:

Hormonpräparate) auch chemische Produkte für die Parfumerie-, Textil-, Leder-, Seifen- und

Feuerwerksindustrie hergestellt. Das wichtigste Produkt der Firma Schering war jahrelang

Chloralhydrat, welches als erste synthetisch-organische Arzneimittel betrachtet wird.

Für die pharmazeutische Lehre standen daher nicht mehr die Herstellung von Präparaten,

sondern die pharmazeutische Analytik und die chemische Strukturlehre im Vordergrund(Schneider, W., 1972).

Heute umfasst das Pharmaziestudium an den Hochschulen verschiedene Wissensgebiete wie

Chemie, Biologie, Physik, Pharmakologie, Mikrobiologie und Pharmazeutische

Wissenschaften.

1.1.1.2 Die Bedeutung der räumlichen Struktur der Arzneistoffe und ihre

Vernachlässigung in der Lehre

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde durch die Röntgenstrukturanalyse und durch

NMR-Methoden immer mehr Einsicht in den molekularen Aufbau vieler chemischen

Substanzen und Biomolekülen (Proteine) gewonnen. Gestützt auf diese technischen

Möglichkeiten, begann die pharmazeutische Wissenschaft sich für den strukturbasierten,

gezielten Entwurfvon Wirkstoffen zu interessieren.

Diese rationale Methode erforderte eine detaillierte Kenntnis der Makro-(Rezeptor, Enzym)und Mikrostrukturen (ArzneiStoffe) auf molekularer Ebene, sowie ihre stereoelektronischcn

Wechselwirkungen. Diese räumlichen Wechselwirkungen zwischen Wirkstoff und

Proteinmolekül sind Voraussetzung, dass eine bestimmte Wirkung (Aktivität) in der Zelle und

im Körper ausgelöst wird. Da die räumliche Anpassung beider Reaktionspartner auf ihrer

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geometrischen und chemischen Komplementarität beruht, ist die Kenntnis ihrer steri sehen

(Stereochemie) und elektronischen Eigenschaften von großer Wichtigkeit. Die Stereochemie

begann seitdem eine zentrale Rolle in der Wirkstoffentwicklung einzunehmen. Als Teilgebiet

der Chemie, das sich mit dem räumlichen Aufbau der Moleküle und dem räumlichen Ablauf

chemischer Reaktionen befasst (Roth, H. J., Müller, Ch. E., Folkers, G., 1998), liegt ihre

Bedeutung für die Pharmazeutische Chemie in der Beschreibung der räumlichen Struktur und

in deren Relation zu den Wirkeigenschaften der Arzneistoffen. Erst durch den Übergang von

der zweidimensionalen hin zur dreidimensionalen Betrachtungsweise von Molekülen lassen

sich biochemische Reaktionen und pharmakologische Wirkungen von Arzneistoffen

vollständig verstehen und daraus essentielle Erkenntnisse für die Wirkstoffentwicklung

ableiten. Zu den biologisch wichtigen räumlichen Phänomenen zählt die Chiralität. Sie besitzt

bei der dreidimensionalen Betrachtung von Arzneistoffen den höchsten Stellenwert. Als chiral

wird ein Molekül bezeichnet, das durch Drehung und Parallelverschiebung nicht mit seinem

Spiegelbild zur Deckung gebracht werden kann. Die meisten Verbindungen aus der Natur

(z.B. Aminosäuren, Zucker, Nukleinsäuren, Vitamine, Hormone, etc.) sind chirale

Verbindungen. Folglich haben auch die meisten Wirkstoffe, welche häufig Analoga

natürlichen Verbindungen sind, eine chirale Struktur. Die Wichtigkeit der Chiralität zeichnet

sich in erster Linie dadurch aus, dass die biologische Aktivität sowie die Spezifität einer

Verbindung durch ihre Chiralität gegeben sind.

Im Hinblick auf die begrenzten Möglichkeiten, sich mit Hilfe der menschlichen Sinne eine

räumliche Vorstellung von komplexen Molekül strukturen zu verschaffen, ist die

Computertechnologie für die dreidimensionale farbgraphische Visualisierung der

Molekülstruktur, für das Modellieren ihrer Eigenschaften und ihrer intermolekularen

Wechselwirkungen zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel in der Wirkstoffentwicklung

geworden. Durch den Einsatz von Computertechnologien lassen sich Wirkstoffe mit

verbesserten oder neuen Eigenschaften für ihre spezifische Zielstruktur modellieren oder

konstruieren.

In der Lehre wird die Computertechnologie jedoch noch zu selten eingesetzt, um den

Lernenden die Stereochemie besser zu veranschaulichen und ihr Verständnis der

Dreidimensionalität zu vertiefen. Häufig wird die Stereochemie anhand von

zweidimensionalen, stark simplifizierten Modellvorstellungen von Molekülstrukturen erklärt.

Bei einfachen Molekülen lässt sich der mentale Prozess der Umwandlung von der

zweidimensionalen in die räumliche Struktur vielleicht noch vollziehen, obwohl dieser

Vorgang den meisten bereits große Mühe bereitet (Wu, H.- K., Krajcik, J.S., Soloway, E.,

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2001). Bei komplexeren Strukturen darf daher angenommen werden, dass das menschliche

räumliche Vorstellungsvermögen noch stärker überfordert sein wird. Deshalb können durch

zweidimensionale, stark simplifizierte ModellVorstellungen die Bedeutung der Stereochemie

für die Wirkstoffentwicklung und das Verständnis des räumlichen Aufbaus der Makro- und

Mikrostrukturen nicht genügend anschaulich vermittelt werden.

Gemäß Rossi (Rossi, P., 1997) hatte schon Francis Bacon gelehrt (und dadurch Goethe

widersprochen), dass Wissenschaft nicht allein der schlichten Naturbeobachtung entspreche,

sondern dass die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit mit Hilfe von Geräten erweitert

werden müsse. Des Weiteren nennt Rossi den Philosophen Ian Hacking, der diesen Gedanken

weiter ausführte, indem er in seinem Buch „Representing and Intervening" (Darstellen und

Eingreifen) nicht nur die Wahrnehmungsfähigkeit sondern auch die menschliche

Handlungsfähigkeit betonte. Rossi interpretierte ihn wie folgt: um zu verstehen, was

Wissenschaft eigentlich ist und was sie macht, bedarf es sowohl der Darstellung der

Wissenschaft wie auch der Intervent!onsmöglichkeit mit ihr. Die Darstellungen dienen letzten

Endes dazu, Eingriffe vornehmen zu können, und die Eingriffe vollziehen sich mit Blick auf

die Darstellungen (Rossi, P., 1997).

Ganz in diesem Sinne setzt die vollständige Kenntnis einer Molekülstruktur nicht nur ihre

Visualisierung sondern auch Modellierungsmöglichkeiten voraus. Beide Bedingungen lassen

sich mit Hilfe von Computertechnologie im virtuellen Raum realisieren.

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1.2 Die Entwicklung der didaktischen Strömungen

Dieses Kapitel gibt einen kurzen Überblick über die Wandlung didaktischer Methoden vom

Mittelalter bis heute. Im speziellen wird auf zwei einflussreiche lernpsychologische Ansätze,

den Instruktivismus und den Konstruktivismus, eingegangen und einen Vergleich aufgestellt.

Der Lehrbetrieb der hohen Schulen des Mittelalters bestand hauptsächlich aus den beiden

pädagogischen Formen der „lectio" und der „disputatio". In der Frühscholastik (9.-12. Jh.)

überwog die „lectio". Sie entsprach unserer heutigen Vorlesung, in welcher der akademische

Lehrer allein zu Wort kam. Die Lehrenden des frühen Mittelalters beschränkten sich darauf,

die Weisheit der Vorzeit zu sammeln und weiterzugeben (Schmitz, R., 1998). Bei der

„disputatio" hingegen handelte es sich um eine Aussprache zwischen Lehrern und Schülern,

die Argumente für und gegen eine These vorbrachten und durchsprachen (Schmitz, R., 1998).

Häufig endete die Diskussion mit abschließender versöhnender Zusammenfassung durch den

Lehrer (Engell, L.).

In der HochScholastik (13. Jh.) kam als dritte Weise methodischen Denkvorgehens die

„quaestio" hinzu. Die „quaestio" war eine Form des Streitgespräches, bei welchem Lehrende

und Lernende zusammenkamen, sich nicht mit Grundkenntnissen befassten, sondern mit der

Zusammenstellung und Diskussion verschiedener Fragen, Problemen und Stellungnahmen

konfrontiert waren. Die „quaestio" bzw. die daraus entstandenen Lehrformen vereinigten

somit die Forschung, so wie wir sie heute kennen, mit der Lehre und die Wissenschaft mit der

Pädagogik (Hoye, W.J., 1997).

Die durch die Renaissance im 16. Jh. sich anbahnende experimentelle Naturforschung war die

Vorstufe unserer modernen Naturwissenschaft (Schmitz, R., 1998).

Im 17. Jh. wurde mit der Gründung der Akademien wieder die „disputatio" gepflegt. In den

Akademien ging es jedoch weniger darum, auf diese Art Wissen zu vermitteln, vielmehr

handelte es sich um Wissensaustausch und Diskussionen zwischen Interessenten. Die

Akademiker waren davon überzeugt, dass eine freie Diskussion notwendige Bedingung für

eine Mehrung des Wissens sei: man müsse die Wahrheit kritisch hinterfragen, die bei

begründeter Kritik ohne weiteres verändert oder ganz aufgegeben werden könne. Theorien

sollten eben nicht, wie viele ihrer Mitglieder an den Universitäten (v. a. mit den Fächer

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Jurisprudenz, Medizin, Theologie und freie Künste. Pharmazeutische Institute entstanden erst

später) zu beobachten glaubten, als prinzipiell unantastbar gelten (Rossi, P., 1997).

So versuchten viele fortschrittliche Pädagogen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts

das von Immanuel Kant (1724 - 1804) für den Menschen proklamierte Lernziel „mittels

seines Denkens die Fußschellen einer immerwährenden Unmündigkeit aufzuschließen und

sich dadurch in Freiheit zu setzen" in der Unterrichts- und Erziehungspraxis zu realisieren

(Meyer, E., 1991). Gemäß Meyer erkannten die fortschrittlichen Pädagogen nämlich, dass je

mehr ein junger Mensch es lernt, selbständig zu denken und selbständig zu handeln, desto

größer wird seine Freiheit.

Seit dem 20. Jahrhundert lassen sich bis in die Gegenwart zwei wichtige lernpsychologische

Ansätze erkennen, die sich im Hinblick auf die erwähnte Selbständigkeit unterscheiden:

der Instruktivismus und der Konstruktivismus.

Der instruktivistische Ansatz steht für die Form des Frontalunterrichts. Er geht von einer

lehrenden Autoritätsperson aus, die Wissen an passiv aufnehmende Lerner übermittelt. Dabei

ist der Begriff „passive Lerner" nicht im eigentlichen Sinne zu verstehen, denn bereits das

Zuhören und umso mehr das Aufnehmen sind alles andere als passive Prozesse. Der Begriff

ist vielmehr behavioristisch zu deuten, was heißt, dass die Lerner erst auf bestimmte Reize

(Stimuli) der Lehrpersonen hin mit einem bestimmten Verhalten reagieren (Response),

Instruktivistische Ansätze lehnen sich also stark an den Behaviorismus, der im

heranwachsenden Menschen ein Wesen sieht, dessen Verhalten durch Umwelteinflüsse,

Erzieher oder Lehrer kontrolliert und manipuliert werden kann (Konrad, K. & Traub, S.,

2001). Der Instruktivismus setzt an dieser Perspektive an und versteht unter Lernen als die

Übermittlung äußerlich existierenden Wissens an ein lernfähiges Individuum („Trichter-

Prinzip"). Die Rolle des Lehrers (oder des Lehrmittels) besteht darin, dem Schüler

Informationen („Daten") anzubieten, welche dieser verarbeiten kann. Dabei geht man davon

aus, dass der Wissenstransport vom Lehrenden zum Lernenden relativ problemlos vor sich

geht. Das Ziel des Unterrichts besteht in jedem Fall darin, die Wissensmenge des Schülers zu

vermehren (Konrad, K. & Traub, S., 2001). An diese instruktivistische Anschauung knüpft

sich die direkte Instruktion an. Unter direkter Instruktion versteht man zwar nach wie vor eine

weitgehend externe Steuerung des Lerngeschehens, sei es durch einen Lehrer, den Trainer

oder durch ein Computerprogramm. Dennoch handelt es sich dabei um eine Lehr- und

Lemstrategie, welche die Lehrenden nicht zum alleinigen Akteure und die Lernenden nicht zu

rein passiven Rezipienten macht. Entscheidend für die relative Überlegenheit dieser Methode

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ist, dass die Lehrpersonen angemessene Lehr- bzw. Lernziele festlegen; den Unterrichtsstoff

in kleine, überschaubare, aber sinnvolle Lerneinheiten zerlegen; durch eine Fragen-

Entwickelnde Dialogform das notwendige Wissen vermitteln oder generieren und die

Lernenden aktiv an Fragen oder Übungen arbeiten lassen (Weinert, F. E., 1996).

Die Wirksamkeit dieser Instruktionsmethode kommt vor allem dann zum Ausdruck, wenn es

darum geht

- einen ersten systematischen Überblick über ein neues Gebiet zu erhalten

- Anfangsschwierigkeiten mit einem Lerngebiet zu überwinden oder

- große Stoffmengen zu bewältigen sind (Konrad, K. & Traub, S., 2001 ).

Besonders im Elementarunterricht wurde in einer großen Zahl empirischer Studien

demonstriert, dass direkte Instruktion im Vergleich zu anderen Lehrmethoden bei größeren

Schulklassen zu höheren Durchschnittsleistungen, zu stärkeren Leistungszuwächsen und zu

besseren individuellen Lernergebnissen auch der schwächeren Schüler führt (Weinert, F. E,

1996).

Trotz der genannten Vorzüge weist dieser Ansatz gravierende Schwächen auf, der sich vor

allem im Phänomen des „trägen Wissens" manifestiert. Als träges Wissen werden

Wissensbestände bezeichnet, die zwar erworben wurden, jedoch in komplexen, alltagsnahen

Problemsituationen oft nur unvollständig oder überhaupt nicht angewendet werden können.

Befunde instruktionspsychologischer Studien erklären dieses Phänomen wie folgt: träges

Wissen wird durch eine wenig anwendungsorientierte, abstrakte und systematisierte

Wissensvermittlung, die der Komplexität des Alltags selten gerecht ist, erzeugt (Renkl, A.,

1996). Solches Wissen kann zwar im Unterrichtskontext, in dem es erworben wurde, etwa bei

Prüfungen, genutzt werden, bleibt aber anschließend "träge" im Kopf und kann nicht in

Handeln umgesetzt werden. Es entsteht eine Kluft zwischen Wissen und Handeln (Gruber, H.,

Mandl, H. & Renkl, A., 2000).

Zur Überwindung von trägem Wissen wurden konstruktivistische Ansätze herangezogen. Der

konstruktivistische Ansatz betont in besonderem Masse die Eigentätigkeit des Lernenden

(Herzig, B., 2001) und ist mit der Metapher der Übertragbarkeit von Inhalten nach der

traditionellen Form des Lehrens und Lernens (Instruktivismus) nicht mehr vereinbar.

„Vom konstruktivistischen Gesichtspunkt aus ist Wissen immer nur in Köpfen und muss dort

von jedem einzelnen Lernenden aufgebaut werden. Es lässt sich weder mündlich noch

schriftlich vom Kopf des Lehrers in den Kopf des Schülers übertragen" (Glasersfeld, E„

1998). Lernen wird daher als ein konstruktiver, selbstgesteuerter, situativer und sozialer

Prozess angesehen (Shuell, T.J., 1988). Aus der Betonung der sozialen Interaktion für den

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Erwerb anwendbaren Wissens wird daher kollaborativen Lernformen im Konstruktivismus

zentrale Bedeutung zugesprochen. Kollaboratives Lernen wird hiermit zu einem

unabdingbarer Bestandteil des Konstruktivismus.

Traditionelle Form des

Lehrens und Lernens

(Instruktivismus)

Sozial-Konstruktivismus

Inhalte und Ziele Lerninhalte sind Wissens¬

systeme, die in ihrer

Entwicklung abgeschlossen

und klar strukturierbar sind.

Lernende müssen die

gesetzten Leistungskriterien

erfüllen.

Wissen ist unabgeschlossen

und abhängig von

individuellen und sozialen

Kontexten; authentische

Aufgaben führen zu neuen

Zielen.

Prozess des Lehrens Wissenstransport; Lernender

soll sich genau das aneignen,

was der Lehrende weiß;

Lernmethoden sind

unabhängig von Inhalt,

Kontext, Zeitpunkt und

Personmerkmalen.

Anregung, Beratung,

Coaching; keine

Wiederholbarkeit von

bewährten Lehrmethoden

Position des Lehrenden „Didactic leader";

Wissensinhalte präsentieren,

erklären, kontrollieren

Stellt Problemsituationen

und „Werkzeuge" zur

Problembearbeitung zur

Verfügung; Berater und

Mitgestalter

Prozess des Lernens Lernen als rezeptiver

Prozess; Lernen erfolgt linear

und systematisch; Wissen ist

unabhängig vom Kontext.

Lernen ist ein aktiv¬

konstruktiver Prozess;

situativ, multidimensional

und systemisch.

Position des Lernenden Eher passiv; muss von außen

stark angeleitet und

Aktiv und selbstgesteuert;

erbringt eigene

26

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kontrolliert werden Konstruktionsleistungen

Evaluation Überprüfung des Lernerfolgs Prozess des Lernens ist

ist von größter Bedeutung; Gegenstand von

Testverfahren. Beurteilungen;

Selbstevaluation wird

angestrebt

Tab. 2; Vergleich traditioneller und konstruktivistischer Auffassungen. Aus: Konrad, K. & Traub. S., 2001)

Für die praktische Umsetzung des Konstruktivismus für das Lehren und Lernen hat sich der

gemäßigt konstruktivistische Ansatz durchgesetzt, welcher im Gegensatz zum radikalen

Konstruktivismus sowohl die aktive, eigenverantwortliche Wissenskonstruktion des

Lernenden als auch die Anleitung und instruktive Unterstützung durch den Lehrer mit

einschließt. Die Verfügbarkeit von Anleitungen und instruktiven Hilfestellungen sind insofern

wichtig, weil damit der Verlust an wesentliche Lerninhalte verhindert werden kann. Erst wenn

eine solche Balance zwischen Lerner-Konstruktion und Lehrer-Instruktion (Gruber, H.,

Mandl, H., Renkl, A., 2000) bei der Gestaltung von didaktischen Konzepten berücksichtigt

wird, können Lern- und Lehrprozesse wirksam gefördert werden. Welches Ziel für den

Unterricht resultiert aus dieser konstruktivistischen Sicht?

Zu den wichtigsten Kompetenzen angesichts aktueller und künftiger Anforderungen an ein

lebcnsbegleitendes Lernen in einer Wissensgesellschaft gehören die Bereitschaft und die

Fähigkeit, selbständig mit Information und Wissen umzugehen (Mandl, H. & Reinmann-

Rothmeier, G., 2000) sowie daraus kognitiv neues Wissen zu konstruieren und es situiert

einzusetzen. Von daher kommen vermutlich situierten Ansätze einer zentralen Rolle zu, weil

sie dem Lernenden ermöglichen, sich auf bestimmte Situationen vorzubereiten. Ansonsten ist

es anzunehmen, dass es für den Lerner schwierig ist, zu erkennen, wofür er lernt und wann er

das Gelernte anwenden soll. Diese Neuorientierung von Lernzielen zieht folglich eine

Veränderung der bestehenden behavioristischen Lehrkonzepte nach sich: es müssen Konzepte

und Lcrnziele geschaffen werden, die mehr Bezug zu authentischen Situationen herstellen

sowie das Lösen realitätsbezogenen Problemen ermöglichen und anregen.

Die Lernenden sollten sich nicht mehr als passive Rezipienten von Wissen verstehen, sondern

als aktive, selbstgesteuert Lernende. Sie sollten zunehmend in der Lage sein, ihr Lernen selbst

zu organisieren, durchzuführen und zu bewerten. Aufgrund dieser Neuorientierung ändert sich

auch die Lehrerrolle, vom Vermittler von Wissen zu Unterstützer von Lernprozessen und

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Mitgestalter von Lernumgebungen (Gerstenmaicr, J. & Mandl, H., 1995). Lehr-Lern-

Umgebungen, welche der gemäßigt konstruktivistischen Sicht des Lernens Rechnung tragen,

sind Ansätze der modernen Lemphilosophie. Bestehende rein instruktivistische Ansätze

sollten durch diese ergänzt werden.

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1.3 Folgerungen aus den Entwicklungen

Aus den beschriebenen Entwicklungen der Pharmazeutischen Chemie, der Pharmazeutisch-

Chemischen Lehre und der Didaktik können folgende Konsequenzen gezogen werden:

Pharmazeutisch-Chemische Forschung:

Hoch entwickelte Technologien ermöglichen heutzutage nicht nur eine immer präzisere

Erforschung biowissenschaftlicher Phänomene auf molekularer Ebene, sondern auch das

Erzeugen immenser Datenmenge, die wiederum nur mit Hilfe von hoch entwickelten

Technologien (Computern) zu bewältigen ist. Bisherige „Methoden des Versuchs und

Irrtums" zur Findung neuer Wirkstoffe wurden hiermit einerseits durch Methoden des

gezielten, Strukturbasierten Computergestützten Modellierungsverfahren, andererseits durch

automatisierte Synthese- und Testverfahren (z.B. Kombinatorische Chemie und High

Throughput Screening) riesiger Substanzbibliotheken (Libraries) abgelöst. Aufgrund dieses

wissenschaftlichen Fortschritts haben sich Fachinhalt, das Erzeugen und die Verfügbarkeit

von Daten enorm verändert, wodurch die Informationen vernetzter und komplexer geworden

sind.

Pharmazeutisch-Chemische Lehre:

Die heutige Lehre über Arzneistofffindung und Optimierung auf molekularer Ebene

(Pharmazeutische Chemie) passt sich immer noch zu wenig an den technologischen und

wissenschaftlichen Fortschritt in diesem Forschungsbereich an. Zur Beschreibung und

Darstellung der heutigen Fülle und Komplexität molekularer Daten sind die Sprache der

Chemie und die herkömmlichen Darstellungsmedien (Tafel, Printmedien) alleine nicht mehr

hinreichend. Während diese beiden Instrumentarien für die Beschreibung und die Darstellung

von Kleinmolekülen noch geeignet sind (z.B. Glucose, ATP), stoßen sie bei großen

Biomolekülen (Enzyme, Rezeptoren) an ihre Grenze: große molekulare Datensätze liegen nur

in virtueller Form vor, welche erst mit Computerunterstützung anschaulich repräsentiert, zur

Verfügung gestellt und bearbeitet werden können. Gerade in der pharmazeutischen Chemie ist

die Integration von Computerbasierten Verfahren insofern unentbehrlich, als hier anhand

Computerbasierter Molekülmodelle Eigenschaften und Interaktionsmechanismen von

Arzneistoffen studiert werden. Aufgrund dieser Tatsache ist Computertechnologie nicht nur in

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der Forschung eine nicht mehr wegzudenkende Rolle, sondern es darfauch in der Ausbildung

nicht länger auf die Computerunterstützung verzichtet werden.

Hiermit befinden wir uns heute wieder (wie Liebig zu seiner Zeit) in einem

Paradigmawechsel, der von einem herkömmlich ausgestatteten Unterricht (2-D Medien) in

einen computerunterstützten (3-D Medien) Unterricht übergeht.

Didaktik:

Als Bildungsziel stand lange Zeit einzig die reine Wissensvermittlung im Vordergrund.

Dieses Ziel alleine ist in der heutigen Informations- und Wissensgesellschaft nicht mehr

hinreichend. Bei der heutigen Informationsflut wird vielmehr die Fähigkeit bewertet,

selbständig mit Information umgehen zu können, daraus kognitiv neues Wissen zu

konstruieren und es situiert einzusetzen. Zudem gewinnt Teamarbeit in der Arbeits- und

Forschungswelt immer mehr an Bedeutung, da die Informationen komplex vernetzt sind und

große Durchbrüche erst durch die gemeinsame Wissenskonstruktion mehrerer Experten

erreicht werden können.

Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, auch in der Ausbildung koUaborative Lernformen zu

fördern. Erstens können Studierende dadurch mit der kollaborativen Arbeitsweise vertraut

gemacht werden, so dass sie für ihre zukünftige Laufbahn vorbereitet sind. Zweitens kann

anhand von kollaborativ zu lösenden, komplexen Fragestellungen versucht werden,

Studierende zur Anwendung ihres Wissens und zum vernetzten Denken anzuregen. Drittens

werden Studierende bei kollaborativen Lernformen zum selbständigen Umgang mit

Informationen und zur eigenständigen Konstruktion von Wissen angehalten. Mit der

wachsenden Komplexität der Fachinformationen und den Anforderungen an Teamarbeit,

werden diese drei Eigenschaften immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Um diese Kompetenzen erreichen zu können, sollten bisherige Formen des instruktiven

Unterrichts durch gemäßigte konstruktivistische Lehr- und Lernformen ergänzt werden. Ein

radikaler Ersatz ist insofern nicht sinnvoll, weil rezeptives Lernen nach wie vor für das

Erwerben vom Grundlagenwissen und für viele Lernziele eine erfolgreiche Lehrmethode sein

kann.

Basierend auf diesen Schlussfolgerungen wird deutlich, dass die zurzeit vorherrschende

Lehrmedien und die Didaktik den technischen sowie didaktischen Anforderungen nicht mehr

gerecht werden und den wissenschaftlichen Fachinhalt sowie die nötigen

Schlüsselkompetenzen nicht mehr angemessen vermitteln können. Die Forderungen nach

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kollaborativen Lernformen und Computerunterstützung wird im Rahmen dieser Arbeit

anhand eines Computer-Unterstützten kollaborativen Lernkonzeptes realisiert.

Im folgenden Kapitel werden theoretische Grundlagen zum Computer-Unterstützten

kollaborativen Lernkonzept behandelt.

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2. Theoretischer Hintergrund zum computerunterstützten,

kollaborativen Lernen

2.1 AI1gemeines zum Lernen

Schulisches Lernen unterscheidet sich von alltäglichem Lernen in der Regel dadurch, dass die

für das Lernen notwendige Anforderung nicht aus einer unmittelbar gegebenen

Lebenssituation erwächst, sondern als unterrichtlichcr Anstoß gestaltet ist. Dies bedeutet, dass

Lernen durch Aufgaben angeregt werden sollte, die ein Bedürfnis ansprechen und damit zu

einem Spannungszustand führen, der in Lernen einmündet. Beim Lernen selbst geht es dann

darum, Lebenssituation und Bedürfnisse zu beachten, vorhandene Kenntnisse, Erfahrungen

und sozial-kognitive Strukturen zu aktivieren und weiterzuentwickeln.

Lernen wird allgemein definiert als relativ überdauernde Veränderung des Verhaltens oder

des Verhaltenspotenzials eines Subjekts in einer bestimmten Situation, die durch wiederholte

Erfahrungen des Subjekts in dieser Situation hervorgerufen wurden. Lehren bezieht sich

darauf, gezielt Lernprozesse einzuleiten und zu fördern. Dieser Lehr-Lern-Prozess kann durch

angemessene didaktische Konzepte und Medien gefördert werden. Mit einem angemessenen

didaktischen Konzept und dazu passende Medien kann auch die Aktivität der Lernenden,

welche eine entscheidende Rolle im Lernprozess spielt, positiv beeinflusst werden.

Lerneraktivitäten wie die kognitive Verarbeitung, motivationale und affektive Prozesse sowie

das beobachtbare Nutzungsverhalten bestimmen direkt die Lernergebnisse (Stiller, K., 2001).

Gemäß Herzig (Herzig, B., 2001) versteht Bandura Lernen als Erwerb symbolischer

Repräsentationen in sprachlicher oder bildhafter Form, die man sich durch Beobachtungen,

d.h. durch Lernen am Modell aneignen kann.

Innerhalb der Frage, welche Prozesse beim Lernenden in der Interaktion zwischen

Lemmaterial oder Lernumgebung (als externer Bedingung) und der kognitiven Struktur (als

interner Bedingung des Lernens) entstehen können oder sollen, lassen sich verschiedene

Positionen mit entsprechenden Akzentsetzungen unterscheiden: Zunächst kann danach

unterschieden werden, ob es schwerpunktmäßig darum geht, eine bestimmte Wissensstruktur

aufzubauen oder um die Entwicklung einer generellen Problemlösefähigkeit. Für den Aufbau

von Wissensstrukturen stellt sich die Frage, wie interne Prozesse zum Aufbau geordneten

Wissens unterstützt werden können. Hierzu zählen z.B. die geordnete Darbietung von

Lernmaterialien in Form von strukturierten Übersichten, die Orientierung an Vergleichen, die

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Voranstellung von Einordnungshilfen (advance organizer) oder die angemessene

Sequenzierung von Lerninhalten. Bei der Entwicklung von Problemlösefähigkeit steht die

Frage nach geeigneten Prozessbezogenen Lernhilfen und förderlichen Rückmeldungen im

Vordergrund.

2.2 Lernen aus konstruktivistischer Sicht

Die psychologische Lernforschung hat gezeigt, dass Wissen und Fertigkeiten nicht direkt

übertragen werden können, sondern Ergebnisse mentaler Aktivitäten der Lernenden sind

(Shuell, T.J., 1988). Demnach kann Schülern nicht einfach nach dem Modell des „Nürnberger

Trichters" Wissen „eingeflösst" werden.

Gemäß Glaser (1991) wird Lernen als Prozess der Konstruktion von Wissen (und

Fertigkeiten) auf der Basis verfügbaren Wissens angesehen. Auch Herzig bestätigt, dass

flexible Wissensstrukturen - d.h. eben nicht „träges" Wissen- nur über die eigene

Konstruktionsleisfung entwickelt werden können. Dabei sind jedoch Anleitung und

Unterstützung durch eine kompetente Person zugelassen. (Herzig, B., 2001).

Shuell (1988) erweitert den Lernbegriff und beschreibt das Lernen als einen aktiven,

konstruktiven, kumulativen und Zielgerichteten Prozess mit folgenden Begründungen:

• Der Prozess ist aktiv, weil die Schüler bestimmte Dinge tun müssen, um den Lerninhalt

als bedeutungsvoll zu lernen.

• Er ist konstruktiv, da neue Information elaboriert und mit anderer Information

verknüpft werden muss.

• Er ist kumulativ, da alles neue Lernen auf dem Vorwissen der Lernenden aufbaut.

• Und der Prozess ist zielgerichtet, weil das Lernen am ehesten erfolgreich verläuft, wenn

die Lernenden sich über das Ziel im Klaren sind, auf das sie hinarbeiten.

Zudem bedeutet konstruktivistisches Lernen auch stets situatives Lernen (Brown, A. L. &

Palincsar, A. S., 1989). Das bedeutet, dass Lernen nicht losgelöst von menschlicher

Subjektivität und von seiner Umgebung stattfinden kann. Vielmehr sollte Lernen in einem

spezifischen Kontext eingebunden sein und stets einen situativen Bezug zu einer realen

Anwendung herstellen. Derart erworbenes Wissen wird nicht zum trägen Wissen (Gruber, H.,

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Mandl, H. & Renkl, A., 2000), sondern ist leichter abrufbar und kann zielorientiert zur

Problemlösung eingesetzt werden (Gerstenmaier, J. & Mandl, H., 2000).

Solche anwendungsorientierte Lernansätze können daher dazu beitragen, die Kluft zwischen

schulischem Wissen und alltäglicher Anwendung zu überbrücken (Gerstenmaier, J. & Mandl,

H., 2000).

Als Leitaufgabe situativen Lernens kann die Problemorientierung dienen.

Diese Definition des Lernens aus konstruktivistischer Sicht hat folgende Konsequenzen:

• Wenn Lernen situativ sein soll, dann müsste man die Schüler auch in einen authentischen,

Realitätsbezogenen, sozialen und physikalischen Kontext setzen, welcher die Situation

widerspiegelt, in der sie ihr Wissen und ihre Fertigkeiten später anwenden werden müssen

(Brown, J. S., Collins, A. & Duguid, P., 1989). Konkret heißt das für die Lernaufgaben,

dass sie möglichst authentisch sein und eine realitätsnahe Komplexität aufweisen sollten.

• Für die Bearbeitung realitätsbezogener komplexer Problemstellung ist es häufig

angemessener, wenn sie in Interaktion mit anderen Menschen erfolgt. Soziale Fertigkeiten

sind ebenso wichtig wie die Aneignung komplexer intellektueller Bezugssysteme. Deshalb

wird der sozialen Interaktion zentrale Bedeutung für den Erwerb anwendbaren Wissens

zugesprochen, sei es als Lernen mit einem Experten (Modell der Kognitiven Meisterlehre)

oder sei es als kooperatives Lernen in einer Gruppe (Renkl, A., 1996). Es spricht vieles

dafür, dass die kognitiven Prozesse, die in Gruppenarbeit durch das Miteinander-Sprechen

und das Erklären angeregt werden, das Behalten und eine tiefere Verarbeitung des

Lernmaterials fördern (Konrad, K. & Traub, S., 2001). Diese Sichtweise von Lernen kann

durch den Transaktionsansatz von Miller & Seiler (1985), welcher zusätzlich Lernen als

ein sozialer Prozess betont, ergänzt werden. Der Transaktionsansatz wird von Brody

(1993) wie folgt beschrieben: „Erziehung ist ein Dialog zwischen Schülern als

Problemlosem und dem Curriculum. Das Ziel besteht darin, die Intelligenz, insbesondere

komplexe Problemlösefertigkeiten zu entwickeln. Lernen kann fachspezifisch,

interdisziplinär oder im Kontext sozialer Interaktion stattfinden".

• Im traditionellen Unterricht (Rosenshine, B. & Stevens, R., 1986) werden alle Lehr-

/Lemfunktionen vom Lehrer übernommen: Vorbereitung, Aufteilung komplexer

Lemaufgaben, Lernregulation durch Prüfen, Befragen und Bewerten des Lernfortschritts,

Rückmeldung und Motivierung.

Wenn jedoch Lernen ein aktiver Prozess der Schüler sein soll, sollte der Lehrer ihnen auch

die Gelegenheit zur Eigenaktivität anbieten und seine dominante Instruktor-Rolle abgeben.

Die neue Lehrer-Rolle würde darin bestehen, als Förderer die Schüler anzuregen, geeignete

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Denk-, Lern- und Regulationsaktivitäten selbst anzuwenden (Lamberigts, R., Diepenbrock,

J.W., 1993).

Diese Lehrform wird als prozessorientierte Instruktion bezeichnet (Palincsar, A.S.,

Stevens, D.D. & Gavelek, J.R., 1989).

• Um den genannten konstruktiven und interaktiven Lernprozess unterstützen zu können,

müssten auch die Gestaltung des Klassenzimmers einschließlich der Platzierung der Möbel

und der Verfügbarkeit von Informationsressourcen verändert werden. Bisher orientierten

sich die Gestaltung des Klassenzimmers und die räumliche Anordnung der Möbel an der

Absicht, eine effiziente Übertragung von Information vom Lehrer auf alle Schüler der

Klasse zu gewährleisten. Dabei verbrachten die Schüler den größten Teil ihrer Schulzeit

für sich an ihren Tischen. Einige Forscher haben festgestellt, dass diese Arbeitsform 70 %

der Unterrichtszeit einnahm (Weinstein, C, 1991). Dahinter stand die berechtigte

Begründung, dass für die frontale Unterrichtsform keine Flexibilität benötigt würde. Wird

jedoch eine flexiblere und aktivere Arbeitsart angestrebt, müsste dementsprechend eine

räumliche Anpassung in Betracht gezogen werden (Shachar, H. & Sharan, S., 1992).

Lernen als konstruktive Aktivität und Lehren als aktivierende Instruktion können in einem

interpersonalen (sozialen) Lernsystem hervorragend aufeinander bezogen werden (Glaser, R.,

1991). Dieses interpersonale System wird in der Literatur als kooperative Lernumwelt

beschrieben (Sharan, S., 1990). Vor diesem Hintergrund gelten gemäßigt konstruktivistische

Positionen und situiertes Lernen nicht nur für individuelles Lernen, sie betonen insbesondere

kollaboratives Lernen, was bedeutet, dass erst durch die soziale Kommunikations- und

Kooperationsprozesse ein tiefergehendes Verständnis erreicht werden kann (Schulmeister, R.,

2001). Beide Theorien können somit auch als theoretische Basis für das koUaborative Lernen

betrachtet werden.

Kollaboratives Lernen und Arbeiten gewinnen in der heutigen Zeit sowohl in der

betrieblichen Praxis wie auch in der Hochschulausbildung zunehmend an Bedeutung.

Betrachtet man im speziellen die Biowissenschaften, so führen auch in diesen Fachgebieten

immer komplexere Problemstellungen zu einer starken Betonung kollaborativer Arbeits- und

Lernformen. Das „Human Genom Project" ist gerade ein Paradebeispiel für die

Notwendigkeit einer solchen Kollaboration von internationalen Forschungsgruppen, um das

Rätsel des menschlichen Genoms lösen zu können. Es wird immer deutlicher, dass nur über

die Kollaboration verschiedener Fachgebiete und die dabei entstehenden Synergien, sich

potentielle Chancen ergeben, neue Erkenntnisse in biowissenschaftlichen Forschungsgebieten

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zu erzielen. Vor dem Hintergrund dieser zunehmenden Bedeutung von Teamarbeit wird im

weiteren Verlauf dieser Arbeit auf koUaborative Arbeits -und Lemformen fokussiert. Dabei

ist es notwendig, die dem kollaborativen Lernen zugrunde liegenden Theorien zu verstehen,

damit koUaborative Arbeits- und Lernformen sinnvoll und effizient in die Praxis umgesetzt

werden können.

Daher wird im Folgenden dem Thema „Kollaboratives Lernen" ein Kapitel gewidmet.

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2.3 Kollaboratives Lernen

Der Begriff „Kollaboratives Lernen" wird in verschiedenen Fachgebieten und selbst innerhalb

eines Fachgebietes sehr unterschiedlich benutzt (Dillenbourg, P., 1999).

Umgangssprachlich wird unter „Kollaboration" häufig eine Gruppe von Personen verstanden,

die zusammen an einer Aufgabe arbeiten. Häufig werden selbst in Fachliteraturen

Kollaboration und Kooperation als synonyme Begriffe verwendet. Roschelle und Teasley

(1995), unterscheiden die beiden Begriffe wie folgt: Kollaboration ist eine „...mutual

engagement of participants in a coordinated effort to solve the problem together. It is a

coordinated, synchronous activity that is the result of a continued attempt to construct and

maintain a shared conception of a problem". Kooperation „...is accomplished by the division

of labor among participants, as an activity where each person is responsible for a portion of

the problem solving.. .and.. .coordination is only required when assembling partial results".

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird der Schwerpunkt auf „Kollaboration" im Sinne der

Definition von Roschelle und Teasley gelegt. Bei der Auswahl und Bearbeitung von

Literaturen wird entsprechend darauf Acht gegeben, in welcher Bedeutung „Kollaboration"

und „Kooperation" verwendet werden, da sie oft für unterschiedliche Bedeutungen stehen.

Dabei kommt nur Literatur (Theorie, Studien) in Betracht, die im Gesamtkontext

„Kollaboration" gemäß der Definition von Roschelle und Teasley verstehen, selbst wenn

dabei das Wort „Kooperation" statt „Kollaboration" verwendet wird. (Bei Zitaten kann es

vorkommen, dass das Wort „Kooperation" von der Originalliteratur übernommen werden

muss, obwohl damit „Kollaboration" gemeint ist.) Im Folgenden wird „Kollaboration" näher

beschrieben.

„Kollaboration" umfasst vier Aspekte: (Dillenbourg, P., 1999):

• Anzahl Beteiligte: Eine Kollaboration ist ein System, das aus zwei oder mehreren

Individuen besteht.

• Gleiche Ziele: Kollaboration ist durch das Vorhandensein gemeinsamer Engagements und

Ziele charakterisiert. Bei einer Kollaboration verfolgen alle Teilnehmer gemeinsame Ziele

und arbeiten zusammen, um diese Ziele zu erreichen.

• Soziale Interaktion/ Kommunikation: Beim kollaborativen Arbeiten entstehen

unausweichlich soziale Interaktionen und Kommunikation zwischen den Teilnehmern.

Solche Interaktionen und Kommunikation können dabei nicht nur zur Konstruktion von

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Wissen und Einsichten führen sondern tragen auch zum Erwerb von

Schlüsselqualifikationen wie soziale Kompetenz und Teamfähigkeit bei. Das Ausmaß der

Interaktion/Kommunikation wird dabei nicht durch die Häufigkeit deren bestimmt, sondern

durch den Einfluss, welchen die Interaktion/Kommunikation auf die kognitiven Prozesse

der Teilnehmer ausübt. Solche Interaktion und Kommunikation umfassen Prozesse des

Erklärens, Diskutierens, Argumentierens und Begründens, welche beim kollaborativen

Lernen vermehrt eintreten als beim individuellen Lernen.

• Symmetrische Beziehung: Wesentlich bei kollaborativen Interaktionen ist auch die

Durchbrechung der Machthierarchie, die vor allem bei instruktionellen Unterrichtsformen

ausgeprägt ist. Beim kollaborativen Lernen können alle Teilnehmer frei vom

Autoritätsgefälle ihre Meinungen äußern und ihren Beitrag zum Lernergebnis leisten. Dies

führt automatisch zu vielseitigeren und komplexeren Aspekten und Diskussionsinhalten,

welche die Basis für die Konstruktion von neuem Wissen bildeten.

Das Zusammenspiel dieser vier Aspekte bildet die Grundlage des kollaborativen Lernens.

Kollaboratives Lernen basiert auf der Überlegung, dass Lernen ein natürliches soziales

Geschehen darstellt, in dem die Teilnehmer miteinander kommunizieren. Gemäß Gerlach

(1994) entsteht Lernen durch Kommunikation und den Austausch von Kenntnissen und Ideen.

Im Idealfall sind alle Gruppenmitglieder gleichberechtigt am Lemgeschehen beteiligt und

tragen gemeinsam Verantwortung (Konrad, K. & Traub, S., 2001).

Es gibt zwei koUaborative Arbeitsformen: die Partner- und die Kleingruppenarbeiten. Im

Folgenden werden diese zwei Formen im Bezug auf ihren Einsatz beschrieben:

• Partnerarbeit: Bei der Partnerarbeit bearbeiten zwei Schüler gemeinsam eine Aufgabe.

Klassische Beispiele für das Einsetzen von Partnerarbeit sind so genannte

Partnerdiktate und das Abfragen von Vokabeln. Bei solchen Aufgaben können

Partnerarbeiten sehr hilfreich sein.

• Kleingruppenarbeit: Die Kleingruppenarbeit ist insbesondere geeignet für komplexe und

vielschichtige Aufgabenstellungen, bei denen etwas analysiert, verglichen und

konstruiert werden soll. Dabei sollten die Fragestellungen mehrere Lösungen und

Perspektiven erlauben und zur Diskussion anregen. Die Größe der Gruppen kann dabei

von zwei bis sechs Teilnehmern variieren.

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2.3.1 Vorteile des Kollaborativen Lernens

Kollaboratives Lernen ist eine der am besten untersuchten Lehr-Lern-Methoden (Johnson, D.

W. & Johnson, R. T., 1998; Qin, Z., Johnson, D. W. & Johnson, R. T., 1995; Slavin, R. E.,

1990, 1992). Es besteht breiter Konsens, dass kollaboratives Lernen vor allem beim

Analysieren, Bewerten und Interpretieren von Fakten positive Effekte auf Leistungen und

Lernerfolg bewirken kann. Reiner Wissenserwerb hingegen wird durch Einzelarbeit effektiver

erzielt.

Im Gegensatz zu den traditionellen lehrerzentrierten Modellen des Lehrens und Lernens

beruhen die Prinzipien kollaborativen Lernens auf einem lernerzentrierten Modell, welches

von Lernenden als aktiven Teilnehmern im Lehr-Lern-Prozess ausgeht und letztlich auf einer

konstruktivistischen Auffassung von Lehren und Lernen beruht. Dieses koUaborative Modell

ist geprägt von aktiver Erarbeitung eines Wissensgebietes durch Diskussion, von

gemeinsamer Erarbeitung von Aufgaben und von direkter Unterstützung einer Lehrperson.

Damit unterscheidet sich das koUaborative Lernen wesentlich von traditionellen Ansätzen, in

denen die Lehrpersonen als Instruktoren angesehen werden, die Wissen und Fähigkeiten

vermitteln. Die aktive Beteiligung des Lernenden am Lemprozess und der dabei auftretende

Wechsel zwischen Lesen, Zuhören, Sprechen, Schreiben und Diskutieren könnte dabei nicht

nur die geistige Flexibilität steigern sondern auch einen abwechslungsreichen Lemprozess

versprechen. Die Diskussionen und die dabei entstehenden multiplen Perspektiven und

Argumente dürften zudem erklären, wodurch in Lerngruppen die kognitive Entwicklung

gegenüber der Einzelarbeit erleichtert wird.

Insbesondere fur die Förderung des logischen und kritischen Denkens, der

Problemlösefähigkeit, der Kreativität und der Fähigkeit, erworbenes Wissen auf eine reale

Situation anzuwenden, ist kollaboratives Lernen viel Erfolg versprechender als individuelles

Lernen (Johnson, D.W. & Johnson, R.T., 1992).

Verglichen mit traditionellen Unterrichtsformen (z.B. direkte Instruktion, Einzelarbeit,

kompetitives Lernen) zeigen kollaborativ Lernende folgende Vorteile:

• Positive Effekte auf das kognitive und soziale Lernen (Meyer, E., 1991 )

- Kognitive Elaboration: Lernende, die Information im Gedächtnis behalten und mit bereits

verfügbarer Information verknüpfen wollen, müssen eine Art kognitiver

Umstrukturierung oder Elaboration des Materials (Wittrock, M. C, 1978) vornehmen.

Eine der effektivsten Elaborationsmöglichkeiten besteht darin, bei Kollaborationen das

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Material jemandem anderen zu erklären (Slavin, R. E., 1992). Der Anlass dafür basiert

auf motivationaler Ebene, die entweder intrinsisch (Interesse, soziale Kohäsion) oder

extrinsisch (Gruppenbelohnung) begründet ist. Wie die Forschungen von Noreen Webb

(1989, 1992) gezeigt haben, lernen jene Schüler von der Kooperation am meisten, die

anderen elaborierte Erklärungen gaben oder von ihnen erhielten - im Gegensatz zu

Schülern, die nur richtige Antworten erfuhren oder alleine arbeiteten.

- KoUaborative Gruppen heben das Denkniveau in der Klasse merklich an. Qin et al. (Qin,

Z., Johnson, D. W. & Johnson, R. T., 1995) erklärten diese Tatsache damit, dass die

Lernenden bei Gruppenarbeiten ihre Lösungsideen austauschen. Die Details ihrer

Problemlösungsverfahren, Lern- und Denkstrategien sowie Techniken zur Zielerreichung

werden dabei für alle Beteiligten deutlich und können von allen korrigieren und

verbessert werden.

Im traditionellen Frontalunterricht ist nur die Instruktion durch den Lehrer als

Wissenstransmission sichtbar, das Lernen der Schüler ist ein fast unsichtbarer Prozess, in

den nicht eingegriffen werden kann. Denkaktivitäten sind daher von außen nur wenig

beeinflussbar (Lamberigts, R. & Diepenbrock, J.W., 1993).

- Es ist sehr wahrscheinlich, dass beim kollaborativen Lernen sich Schüler mit

unterschiedlichen Kompetenzen und Meinungen für eine kognitive Aufgabe

zusammentreffen. Dabei ist zu vermuten, dass breit gefächerte Erfahrungen und

Ansichten in die Gruppe eingebracht werden können. Somit könnte sich die Gruppe

einerseits gegenseitig ergänzen und unterstützen, um alternative Problemlösungsansätze

und Schlussfolgerungskompetenzen kritisch zu reflektieren und zu vergleichen.

Andererseits könnte auch der von Piaget stammende Begriff „soziokognitive Konflikt"

eintreffen. Ein soziokognitiver Konflikt ist eine Auseinandersetzung zwischen

mindestens zwei Individuen in Bezug auf ihre von einander abweichenden Standpunkte.

Der Vorteil, den man sich dabei erhofft, ist, dass man am Ende eines soziokognitiven

Konfliktprozesses auf einem höheren kognitiven Niveau steht (Perret-Clermont, A.-N.,

1991). Dieser die Entwicklung fördernde Prozess lässt sich wie folgt erklären: durch den

Meinungsunterschied werden die Beteiligten dazu angeregt, ihre eigene Gedanken sowie

die der anderen erneut zu überdenken, Stärken und Schwächen der Aussagen

gegeneinander abzuwägen und nach weiteren Informationen zu suchen, um neue

Argumente und Beweise zu bringen. Bei diesen Vorgängen laufen meistens mentale

40

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Umstrukturierungsprozesse ab, was ihrerseits mit Lernprozessen gleichzusetzen ist

(Michailidis, M., 1999). Somit wird jedem Beteiligten bei einem soziokognitiven

Konflikt die Gelegenheit geboten, durch Austausch und Rückmeldungen, sein

Verständnis zu korrigieren und zu neuen Einsichten zu gelangen. Allerdings wird das

höhere kognitive Niveau nicht automatisch erreicht werden können. Einige

Voraussetzungen müssen dabei erfüllt sein, wie zum Beispiel das Vorhandensein von

ähnlichen kognitiven Fähigkeiten zwischen den Beteiligten und ihre Bereitschaft, mit

einem Meinungskonflikt konstruktiv umzugehen. Ansonsten ist der Mehrwert eines

soziokognitiven Konfliktes nicht immer gesichert (Perret-Clermont, A.-N., 1991).

• Sozialer Zusammenhalt: Der Zusammenhalt der Gruppe kann einen positiven Effekt auf

die Lernlcistung vermitteln. Nach Meyer geschieht dies durch Lösung innerer

Hemmungssysteme, welche bestehen würden, wenn das Individuum als einzelner handelt

und erlebt (Meyer, E., 1991). Basierend auf dieser Perspektive entstanden verschiedene

Methoden, um eine positive Interdependenz (Johnson, D. W. & Johnson, R. T., 1998) unter

den Gruppenmitgliedem zu erstellen (z. B. die bekannte Puzzle-Methode). Belege für den

Einfluss des sozialen Zusammenhalts auf die Arbeit in Gruppen und die Gruppenleistung

finden sich z. B. bei Müller & Bierhoff (2001).

• Höhere Ausdauer im Unterricht (Felder, R.M. & Brent, R., 1994, in: Klaus Konrad, Silke

Traub, 2001).

• Tieferes Verstehen (Felder, R.M. & Brent, R., 1994)

• Mehr auf die Aufgabe bezogenes und weniger störendes Verhalten (Felder, R.M. &

Brent, R., 1994).

• Ausgeprägter intrinsische Lern- und Leistungs- Motivation (Felder, R.M. & Brent, R.,

1994).

• Positivere Einstellungen und mehr Selbstachtung (Felder, R.M. & Brent, R., 1994)

• Verminderung der emotionalen Spannungen (Meyer, E., 1991)

• Möglichkeit für kreatives Denken durch gegenseitige Anregung

• Bedeutsame Rolle für das Berufsleben (Meyer, E., 1991)

• Möglichkeit zum Erwerb kommunikativer Kompetenz

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Diese Vorteile begründen die Wahl des kollaborativen Lernens als Lehr -und Lemform.

Allerdings ist kollaboratives Lernen nur unter bestimmten Bedingungen effektiv (Johnson et

al, 1992).

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2.3.2 Bedingungen für effektives kollaboratives Lernen

Trotz der breiten Bestätigung der positiven Effekte kollaborativen Lernens kann nicht ohne

weiteres davon ausgegangen werden, dass eine Kollaboration problemlos abläuft und

automatisch zum erwünschten Erfolg führt. Renkl (1995) zum Beispiel beschrieb in seinem

Artikel einige typische Phänomene, die als Hauptprobleme kollaborativen Lernens auftreten

können: dazu gehören beispielsweise das „Was-sollen-wir-denn-jetzt-tun"-Phänomen oder

das „Ich-habe-meinen-Teil-erledigt"-Phänomen (um nur zwei zu nennen). Beim ersten

Phänomen liegt oft das Problem vor, dass die Aufgabestellung nicht präzise genug formuliert

ist, während beim zweiten Phänomen die Aufgabestellung keine Kollaboration erfordert, so

dass sich jeder Gruppenmitglied einen Aufgabenteil aussuchen kann, ohne mit den anderen

Gruppenmitglieder kollaborieren zu müssen. Denkbar wäre auch, dass die Gruppenmitglieder

keine koUaborative Fertigkeiten besitzen oder mangelnde Bereitschaft zur Kollaboration

aufweisen. Zudem kann es auch vorkommen, dass die höhere Lerneffektivität, die man sich

von einer Gruppenarbeit im Vergleich zur Einzelarbeit erhofft, ausbleibt (Michailidis, M.,

1999).

Alle diese Probleme sind wahrscheinlich nicht notwendigerweise mit der Gruppenarbeit als

Lernmethode verbunden, sondern lediglich nur mit ungenügender Planung und Organisation

(Renkl, A., 1995). Kollaboratives Lernen muss daher sorgfältig geplant und unter bestimmten

Bedingungen ein- sowie durchgeführt werden, damit es den Lernerfolg fördern kann.

Im Folgenden werden Anweisungen und Aspekte zusammengestellt und erläutert, die einen

wesentlichen Beitrag zum Gelingen einer Gruppenarbeit leisten könnten.

1. Kollaboratives Lernen eignet sich besonders dann, wenn es darum geht, komplexe

Probleme zu lösen, welche sehr vielschichtig sind und viele mögliche Lösungen erlauben.

Solche Aufgabenstellungen erfordern, verschiedene Meinungen einzuholen, viele

Argumente zusammen zu tragen und anschließend zu diskutieren. In Form einer

Gruppenarbeit lässt sich das vermutlich am ehesten realisieren: jedes Gruppenmitglied

kann seine Ideen und Meinungen äußern, sich gegenseitig ergänzen, um daraus gemeinsam

Wissen zu konstruieren. Über den Wissenserwerb hinaus ist kollaboratives Lernen auch

geeignet, um soziale Kompetenzen, Selbststeuerung und Eigenverantwortung zu fördern

(Konrad, K. & Traub, S., 2001).

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2. Eine wichtige Voraussetzung für das koUaborative Lernen ist die Bereitschaft und

Motivation des Lernenden, mit seinen Gruppenmitgliedem zusammen zu arbeiten. Eine

motivationale Perspektive ist zudem der Einbau von Gruppenbelohnungen, welche nicht

unbedingt nur materieller Natur sein müssen, sondern beispielsweise darin bestehen, dass

der Lehrer etwas anbietet, was die Schüler zu schätzen wissen. Theoretisch werden diese

Gruppenbelohnungen damit begründet, dass Schüler, die den Gruppenerfolg wertschätzen,

sich wechselseitig unterstützen und zu Schulleistung ermuntern, ganz im Gegensatz zur

Situation im traditionellen, kompetitiven Unterricht. Wenn Schüler zusammen auf ein

gemeinsames Ziel hinarbeiten, könnten sie motiviert werden, leistungsförderliche Normen

zu entwickeln und einander für schulische Anstrengung zu verstärken. Jedoch fördert die

Verwendung solcher Gruppcnzielen oder -belohnungen die Leistungsergebnisse bei

kooperativem Lernen nur, wenn die Gruppenbelohnungen von der Leistung der einzelnen

Mitglieder abhängig gemacht werden (Slavin, R. E., 1992). Aufgrund umfangreicher

Forschungen und Forschungsanalysen hat Slavin ( 1983) die Behauptung aufgestellt, dass

kooperatives Lernen nur dann zuverlässig Leistungssteigerung bewirkt, wenn

Gruppenbelohnung (Belohnungs-Interdependenz) und individuelle Verantwortlichkeit

kombiniert werden. Wenn dagegen Gruppenbelohnungen auf der Basis eines einzigen

Gruppenprodukts (das Team füllt beispielsweise ein Arbeitsblatt aus) vergeben werden,

besteht für die Gruppenmitglieder wenig Ameiz, einander die Begriffe zu erklären; ein

oder zwei Mitglieder können die gesamte Arbeit erledigen (Slavin, R. E., 1990).

Dennoch ist einzuräumen, dass es auch eine Klasse von Aufgaben gibt, bei der

Gruppenzielen und individuelle Verantwortlichkeit keine Rolle spielen dürften. Es sind

Aufgabentypen wie Gruppenprojekte ohne richtige Antworten und das Lösen komplexer

Probleme.

Trotz der Wirksamkeit dieser Gruppenbelohnung sollte man jedoch nicht schließen, dass

Individuen ohne diese Maßnahmen nicht zur Mitarbeit motiviert werden könnten. Sobald

die Aufgabe selbst intrinsisches Interesse weckt, konnte gezeigt werden, dass

Leistungszuwachs auch ohne Belohnung möglich war (Cohen, E., G., 1992),

Eine weitere Perspektive bezüglich Motivation ist mit Prüfungsanordnungen verknüpft. In

der Regel konzentrieren die Lernenden ihre Aufmerksamkeit auf diejenigen Leminhalte,

die in Prüfungen abgefragt werden. Bei den bisherigen Prüfungen geht es dabei meistens

um individuell erworbenes Wissen. Wenn in der Prüfung in erster Linie Faktenwissen

abgefragt wird, scheint das koUaborative Lernen als Lehrmethode wenig motivierend und

effizient, weil es mehr Zeit, Mühe und Anstrengungen kostet. Für den Lernenden ist es

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vielfach einfacher und effizienter, sich allein mit dem Lernmaterial zu beschäftigen. Von

daher ist kollaboratives Lernen erst motivierend, wenn auch die Prüfungen mehr Aspekte

ansprechen wie z.B. das Einnehmen von multiplen Perspektiven oder das Verteidigen-

Können eines Standpunktes. Das sind Aspekte, die das koUaborative Lernen fördern

(Konrad, K. & Traub, S., 2001)

3. 38 Untersuchungen haben bestätigt, dass Kleingruppen von 3-4 Mitgliedern oder Zweier-

Gruppen effektvoller arbeiten als Gruppen mit mehr als 4 Mitgliedern (Lou, Y., 1996).

4. Für die Überlegung zur Gruppenbildung kann die soziale Kohäsion (Slavin, R.E., 1992)

hinzugezogen werden. Die soziale Kohäsion entsteht dann, wenn die Gruppenmitglieder

sich kennen und befreundet sind. Dieser Zustand kann anschließend dazu beitragen, dass

die Mitglieder sich in der Gruppe wohl und integriert fühlen. Aufgrund dieser

Zusammengehörigkeit und Solidarität sind sie daher auch bereit, einander zu helfen, um

gemeinsam das Problem zu lösen. Daraus ergeben sich nicht nur positive Konsequenzen

für das fachliche Verständnis sondern auch für die sozialen Aspekte des kollaborativen

Lernens. Vor diesem Hintergrund ist es vorteilhafter, die Studierenden selber die

Gruppenbildung vornehmen zu lassen. Dass bei diesem Vorgehen von Gruppenbildung

manchmal auch ein „Restteam" entsteht, welches aus Personen gebildet wird, die übrig

bleiben und die nicht unbedingt freiwillig zusammenarbeiten möchten, kann schwer

verhindert werden. Würde die Teambildung jedoch zufällig bestimmt, hätte man ein

größeres Risiko, dass sich die Teammitglieder sich nicht verstehen.

5. Gemäß Webb (1985) ist es günstig, wenn die Gruppe heterogen zusammengesetzt ist, d.h.

mit leistungsmäßig sehr guten bis sehr schwachen Gruppenmitgliedem. Homogen

zusammengesetzte Gruppen können dann gute Effekte erreichen, wenn alle Mitglieder

mittelgut sind. Sind die Mitglieder alle sehr gut oder sehr schwach, hat die homogene

Zusammensetzung eher einen schlechten Einfluss auf die Kollaboration. Die Guten

könnten glauben, dass sie keine Kollaboration brauchten, um die Aufgabe zu lösen, die

Schwachen hingegen könnten einander dabei zu wenig helfen. (Littleton, K. & Häkkinen,

P., 1999). Dieser vom Webb beschriebener Leistungsbasierter Aspekt dürfte sicherlich ein

wichtiger Beitrag zum Erfolg einer Zusammenarbeit sein. Nichtsdestotrotz dürfen andere

Aspekte wie zum Beispiel die Teamfähigkeit, die soziale Kompetenz oder die

Führungsstärke einzelner Mitglieder nicht unerwähnt bleiben: diese „soft skills" dürften

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einen ebenso großen Einfluss auf den Erfolg einer Gruppenarbeit haben wie der reine

kognitive Aspekt. Es ist daher anzunehmen, dass eine ideale Gruppenzusammensetzung

nicht von einem einzigen Faktor abhängig gemacht werden kann, sondern auf ein ideal

eingestelltes komplexes Zusammenspiel vieler Faktoren zurückzuführen ist. Diese

Parameter sind jedoch schwierig im Voraus zu bestimmen.

6. Nicht jeder Aufgabentyp eignet sich für kollaboratives Arbeiten. Gemäß Cohen (1992)

müssen Gruppenaufgaben zwei Merkmale aufweisen:

1.) „Sie müssen Ressourcen (Wissen, Fertigkeiten, Materialien) beanspruchen, über die

kein einzelnes Gruppenmitglied allein verfügt; zum Erfolg müssen viele beitragen." Die

Aufgabe sollte sozusagen nur durch Kollaboration bewältigt werden können, wobei jedes

Mitglied sich daran beteiligen und seinen Beitrag zur Lösung leisten kann. Auch gemäss

Miller et al. (1992) stellt sich eine erfolgreiche Zusammenarbeit erst dann ein, wenn klare,

gemeinsame Ziele vorherrschen, die von allen Gruppenmitgliedem akzeptiert werden, so

dass jeder an der Problemlösung sowie an Entscheidungen teilnehmen kann. Auch muss

gewährleistet sein, dass der Zugang zu Informationen, welche für das Lösen der Aufgabe

benötigt werden, für alle gesichert ist.

2.) „Zwischen den Schülern muss reziproke Interdependenz geschaffen werden. Bei

wechselseitiger Interdependenz hängt jeder Schüler von den Beiträgen der anderen ab."

Cohens Hypothese besagt, dass Interaktion nur dann zum direkten Prädiktor von

Produktivität, d.h. Lernzuwachs wird, wenn die Gruppenaufgaben wechselseitigen

Austausch erfordern. Wechselseitiger Austausch soll daher durch die Aufgabenstellung

gewährleistet werden und eine notwendige Bedingung für die Lösung des Problems sein.

Diese Forderung impliziert, dass die Gruppenaufgaben Möglichkeiten zur Diskussion,

Argumentation und Darbietung unterschiedlichem Gesichtspunkte darbieten sollen. Solche

Aufgaben haben meist keinen klar definierten Lösungsweg und lassen unterschiedliche

Meinungen zu, die zu mehreren richtigen Antworten führen.

Bei solchen Aufgaben dürfte die Beteiligung am Argumentationsprozess oder auch nur

das Zuhören dabei, wie andere argumentieren und ihre Meinung oder Lösung rechtfertigen,

für die Förderung des Lernens ausreichen, auch wenn innerhalb der Gruppe kein Lehren,

Erklären oder Bewerten stattfindet. Vorausgesetzt müsste natürlich, dass die einzelnen

Teilnehmer sich gegenseitig Feedback geben, Begründungen und Schlussfolgerungen

ausführen und sich gegenseitig anleiten und ermutigen.

Aufgaben dieser Art erfordern ein sehr hohes Niveau kognitiver Komplexität.

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Beispiele solcher Aufgaben sind etwa Gruppenprojekte ohne richtige Antworten und das

Lösen komplexer Probleme. (Slavin, R. E., 1992) Jedoch müssen dabei gemeinsame klare

Gruppenziele vorherrschen, die von allen akzeptiert werden, damit eine erfolgreiche

Zusammenarbeit sich einstellt (Konrad, K. & Traub, S., 2001).

7. Die Rolle der Lehrperson beim kollaborativen Lernen ist nicht mehr Vermittler sondern

Lembegleiter bzw. verantwortlicher Coach (Lamberigts, R., Diepenbrock, J.W., 1993). Der

Grund dafür liegt darin, dass beim kollaborativen Lernen nicht mehr das Vermitteln von

Wissen im Mittelpunkt steht, sondern das Fördern der Studierenden zum kollaborativen

Erarbeiten von Wissen. Die Lehrperson berät sie höchstens bei Schwierigkeiten und

schaut, dass sie eine produktive Richtung einschlagen.

In den Anfangsphasen kollaborativen Lernens ist es auch die Aufgabe der Lehrperson, alle

Beteiligten darüber zu informieren, was sie sich von kollaborativen Lemformen

versprechen können und warum diese Lemform im Unterricht angewendet wird.

8. Im Hinblick auf die Präsenz-Zusammenarbeit müsste nach unserer Meinung auch der

Raum, in dem sie stattfindet, die Zusammenarbeit gezielt fördern. Es brauchte ein

Raumkonzept, welches das instruktioneil ausgerichtete, hierarchische Zimmer der starren

Schulbänke und des Lehrerpodium verwirft und stattdessen einen flexiblen und

dynamischen Raum für Kommunikation und Zusammenarbeit beabsichtigt.

Diesem Thema wird später ein eigenes Kapitel („4. Raumkonzept") gewidmet.

Mit diesen acht theoretischen Erläuterungen sind soziale und organisatorische Bedingungen

zur Förderung des kollaborativen Lernens geschaffen. Diese Merkmale sind Voraussetzungen

dafür, dass Schüler sich zu aktiven Lernenden entwickeln, selbst ihre Arbeit festlegen und

ausführen, sowie Information und Ideen in Kollaboration mit ihren Mitschülern

zusammenfassen. Es wird angenommen, dass die korrekte Umsetzung dieser acht

Erläuterungen den Erfolg des kollaborativen Lernens beeinflussen kann. Die vorgestellten

Theorien sind eine Auswahl der Autorin und sind nicht erschöpfend, da der Standpunkt

vertreten wird, dass unterschiedliche Theorien für unterschiedliche Problem- und

Kontexttypen geeignet sind.

Reale Problem- und Kontexttypen in der Pharmazeutischen Chemie basieren meistens auf

molekularer und struktureller Ebene. Diese Art von Problemstellungen erfordert nebst der

kollaborativen Lösungsfindung eine Unterstützung durch Computersimulationstechnologie,

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welche die ansonsten unsichtbaren Molekülstrukturen simuliert und visuahsiert. Die

Visualisierung und die virtuellen Manipulationsmöglichkeiten von Molekülen bilden somit

die Grundlage der Kommunikation und des gegenseitigen Austausches komplexer Daten in

der Pharmazeutischen Chemie. Ferner erleichtert die Computersimulationstechnologie das

Erklären und das Verstehen, welche ihrerseits erst das Bearbeiten der molekularen Inhalte

ermöglicht. Somit scheint Computer-Unterstütztes kollaboratives Lernen für das Lösen

komplexer molekularer Problemstellungen in der Pharmazeutischen Chemie unentbehrlich.

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2.4 Computer-Unterstütztes Kollaboratives Lernen

Im letzten Kapitel wurde aufgezeigt, dass konstruktivisch-kollaboratives Lemen für komplexe

Problemstellungen eine besser geeignete Unterrichtsform ist als instruktivistischer

Frontalunterricht. Die nächste Frage wäre, wie diese konstruktivisch-kollaborative

Unterrichtsform angemessen mit Computertechnologie unterstützt werden kann. Dass

Rechner für das Verstehen und Bearbeiten pharmazeutisch-chemischer Inhalte notwendig ist,

wurde im Kap. 1.1.1.2 "Die Bedeutung der räumlichen Struktur der Arzneistoffe und ihre

Vernachlässigung in der Lehre" beschrieben. Vor allem wenn es sich um die Simulation und

Visualisierung komplexer Molekülstrukturen handelt, zeigt der Computer einen immensen

Vorteil. Er kann annähernd molekulare Objekte darstellen und sichtbar machen, die sonst in

der Natur für uns unsichtbar sind. Gleichzeitig ermöglicht er nicht nur die Beobachtung

sondern auch die Manipulation solcher molekularen Objekte. Diese Option bietet neue

Interaktionsformen mit molekularen Objekten, was für das Verständnis molekularen

Geschehens sehr förderlich sein kann.

Den Ansatz, kollaboratives Lernen durch Computern zu unterstützen, bezeichnet man als

„computerunterstütztes kollaboratives Lernen" (computer-supported cooperative or

collaborative learning; CSCL). Dabei unterscheidet man zwischen lokalen Gruppen oder

„Face-to-face" Lernen und verteiltem computerunterstütztem kollaborativem Lernen. Von

lokalen Gruppen spricht man, wenn sich die Lernenden zur gleichen Zeit im gleichen Raum

befinden. Beim verteilten CSCL sind die Lernenden von verschiedenen Orten aus über

vernetzte Computer verbunden (Wessner, M., Pfister, H.-R. & Miao, Y., 2000). Beim

verteilten CSCL dient der Computer nebst der Informationsbeschaffung und -bearbeitung

vorwiegend der Kommunikation. Bei lokalen Gmppen wird er vor allem für die

Informationsbeschaffung und Bearbeitung gewisser Aufgaben gebraucht.

Im nächsten Kapitel werden diese beiden Formen des computerunterstützten kollaborativen

Lernens näher beschrieben.

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2.4.1 Verteiltes (Virtuelles) Computer-Unterstütztes kollaboratives Lernen

Der Begriff "Verteiltes (Virtuelles) Computer-Unterstütztes kollaboratives Lernen" (CSCL)

bezeichnet kollaboratives Lemen, bei welchem eine örtlich verteilte Lerngruppe über

Netzbasierte Computertechnologie virtuell miteinander verbunden ist und über asynchrone

oder synchrone Kommunikation ein gemeinsames Lemziel verfolgt.

Für verteiltes CSCL muss der Computer zusätzlich über virtuelle Kommunikations- und

KooperationsmÖglichkeiten verfügen, wie zum Beispiel synchrone und/oder asynchrone

Audio-/Video~ und Datenkonferenzsysteme, aber auch Hilfen zur Strukturierung der

Kollaboration. Es gibt heutzutage die Breitband-Technologie und eine Vielzahl an Software-

Lösungen, die verteiltes CSCL unterstützen. CSCL ermöglicht entweder ein örtlich verteiltes

zeitgleiches Gruppenlernen oder ein zeit- und ortsunabhängiges Lernen, was insbesondere

Berufstätigen, vom Bildungsort weit entfernt Wohnenden oder Behinderten einen einfacheren

Zugang zu Bildungsveranstaltungen gewährleistet. Dabei dient die Computerunterstützung

dazu, Lernende, Lehrende oder eine Gruppe von Experten so zusammenzuschalten, dass sie

ihr Wissen kommunizieren und austauschen können. Zurzeit basiert der Computervermittelte,

zwischenmenschliche Austausch vorwiegend auf Textdaten, der durch Bildinformationen

oder Audio- und Video-Konferenzen ergänzt wird (Döring, N., 2000). Ein fundamentaler

Unterschied zwischen CSCL und der Präsenzgruppenarbeit besteht darin, dass nur in der

Präsenzgruppenarbeit ein gemeinsamer materieller (physikalischer) Wahrnehmungs- und

Handlungsraum vorliegt und soziale Interaktion im Sinne aufeinander bezogenen Handelns

möglich ist (Winterhoff-Spurk, P. & Vitouch, P., 1989). Durch diese eingeschränkte

Übertragung sozialer und nonverbaler Hinweisreize (z.B. Körperhaltung, Blickrichtung) über

die vorhandenen Computer-Vermittelten Kommunikationskanäle (Schulmeister, R., 2001)

besteht beim verteilten CSCL stets die Gefahr mangelnden Gmppenbewusstseins und

mangelnder sozialer Verbundenheit. Ob dieses postulierte Defizit tatsächlich so empfunden

wird, hängt wahrscheinlich auch von der Medienerfahrung und von

Persönlichkeitseigenschaften der Anwender ab: so ist denkbar, dass manche Leute sich gerade

durch diese Distanzierung und Anonymität wohl fühlen, während andere diese Abgrenzung

als unpersönlich sehen und sich dabei hilflos vorkommen. Obwohl mittlerweile Technologien

existieren, welche die Eigenschaften einer Präsenzsituation simulieren (Virtual Reality,

Cyberspace-Anwendungen) können, sind diese vom Alltagsgebrauch noch weit entfernt

(Döring, N., 2000).

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2.4.2 „Face-to-face" Computer-Unterstütztes kollaboratives Lernen

Unter diesem Begriff wird der Einsatz von Computern als Mittel zur Unterstützung des

„Face-to-face" kollaborativen Lernens und hiermit der zwischenmenschlichen Interaktion

verstanden. Döring (2000) beschrieb die „Face-to-face" Situation als eine „natürliche"

Kommunikationsform, bei der die Kommunikationspartncr(-Innen) zur gleichen Zeit am

gleichen Ort zusammenkommen (Kopräsenz) und in einem wechselseitigen Verständigungs¬

und Aushandlungsprozess verbale und nonverbale Botschaften austauschen.

Bei dieser Form von Gruppenarbeit kann die physische Nähe der Teammitglieder und die

soziale Verbundenheit direkt wahrgenommen werden. Beide Faktoren fördern die persönliche

Kommunikation und das Kennenlernen, welche für die Vertrauensbildung und die

Zusammenarbeit wichtig sind. Diese für die Kollaboration wichtigen sozialen Perspektiven

sollten auch durch die eingesetzte Computertechnologie angemessen unterstützt werden.

Jedoch gerade im Bereich kollaborativem Lernen zeigen Medien ihre sozial-kooperativen

Grenzen (K. Stiller, 2001). Gegenwärtig werden lokal kollaborierende, Computer-

Unterstützte Gruppen durch Desktop Computer (PCs) unterstützt. Aber wie der Name (PC =

Personal Computer) schon sagt, sind PCs für Individualarbeiten entwickelt worden und

vermögen daher kollaboratives Arbeiten nur begrenzt zu unterstützen. Bisher existiert noch

keine etablierte Computertechnologie, welche für kollaboratives Arbeiten in einer Gruppe

entwickelt ist.

Face-to-face CSCL Virtuelle CSCL

Vorteil Nachteil Vorteil Nachteil

Direkte soziale Inter¬

aktion und Verbunden¬

heit

Keine angemessene

Computerunterstützung

Vielzahl von Hard- und

Software-Lösungen zur

Unterstützung

Mangelnder sozialer

Kontakt/Präsenz

Aufbau von Vertrauen

und einer gemeinsa¬men Wissenshinter¬

grund

Ortsabhängig OrtunabhängigesLernen

Problem bezüglichzeitlicher Abstim¬

mung

Erleichterte

Arbeitskoordination

Reisezeiten- und

kosten Ersparnis

Technik nicht robust

und Benutzerfreund¬

lich genug

Motivation und aktive

Mitarbeit

Schulübergreifende

Kooperationen möglich

Tab. 3: Vergleich von Face-to-face Lernen mit virtuellem Computer-Unterstütztem Kollaborativem Lernen

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Im folgenden Kapitel wird eine innovative Computertechnologie vorgestellt, welche

insbesondere für die Unterstützung koUaborativer Face-to-face Lern- und Arbeitsprozesse

entwickelt und im Rahmen dieser Arbeit eingesetzt sowie untersucht wurde.

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3. Technologie

3.1 Roomware

Die Anforderung nach einer Computertechnologie zur Unterstützung von „Face-to-face"

computerunterstütztem kollaborativem Lernen ist mit der Entwicklung der

Computertechnologie Roomware® durch die Arbeitsgruppe um N.Streitz (Fraunhofer IPS1,

Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme, Darmstadt) und mit dem

Projekt Vireal Lab® (siehe Kapitel „4. Raumkonzept") von der ETH Zürich, weitgehend

realisiert.

Mit Roomware® werden Raumelemente wie Wände und Möbel (z.B. Tische) bezeichnet, in

welche Informations- und Kommunikationstechnik integriert sind. Zwei solcher Roomware

sind das Commboard® und der InteracTablc®.

3.1.1 Das Commboard®

Das Commboard® besteht aus drei aneinander gereihten, voneinander unabhängigen

Grossbildschirmen, die je eine Breite von 385 cm und eine Höhe von 106 cm aufweisen.

Jeder Bildschirm ist ein Pioneer Plasmadisplay PDP 502 MXE, mit einer darauf liegenden

interaktiven SMART Board Folie für PDP, PP250.

Jeder Bildschirm ist an einem PC-Rechner mit Windows 2000 als Betriebssystem oder

wahlweise an einem SGI mit OS IRIX angeschlossen. Jeder Rechner verfügt über

entsprechende Treibersoftware für die SMART Board Folie und einer Grafikkarte, die das

Bildschirmformat 1280 x 768 Pixel unterstützt.

Alle Rechner verfügen über Internet-Zugang sowie ein lokales Netzwerk und erlauben die

Anwendung aller bekannten Standard Software. Aufgrund der berührempfmdlichen

Oberfläche der Bildschirme können Befehlseingaben statt mit einem Mausklick mit einem

Fingerdruck auf das entsprechende Symbol ausgelöst werden. Eine mitintegrierte Funktion,

das so genannte Smart Board, erlaubt zusätzlich auf dem geöffneten File Freihand

Annotationen und Markierungen zu machen. Diese können anschließend mit dem File

zusammen gespeichert werden. Diese Möglichkeit erlaubt dem Anwender das File intuitiv zu

bearbeiten. Für entfernte Steuemng stehen ein kabelloscs Keyboard und Mouse zur

Verfügung.

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Abb. 1 : Das Commboard

3.1.2 Der InteracTable

Der InteracTable® ist ein Stehtisch von 115 cm Höhe, in dessen Mitte ein Commboard®-

Bildschirm eingelassen ist. Der einzige Unterschied zum Commboard® ist die horizontale statt

die vertikale Lage des Bildschirms.

Abb. 2: Der InteracTable®

Die Technologie der Roomware zielt auf die Erweiterung der Funktionalität herkömmlicher

PC's ab, um die individuelle Interaktion mit Informationen auf eine koUaborative zu

erweitem. Demzufolge verfügen die Roomware® über einen Grossbildschirm, welcher die

nötige große digitale Arbeitsfläche für gemeinsames Visualisieren und Arbeiten zur

Verfügung stellt. Es besteht dadurch die Option, Arbeitsobjekte für alle sichtbar darzustellen

und mehrere Teilnehmer am gleichen Dokument arbeiten zu lassen. Diese Möglichkeit erlaubt

es den Studierenden, ihr Wissen und ihre vorläufigen Ideen zu extemalisieren und ihren

54

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Denkprozess für andere transparent zu machen. Dabei entstehen Möglichkeiten für

gegenseitiges Verstehen und Aufgabenbezogener sozialer Interaktion sowie für Aufnahmen

von Ansätzen und Ideen zur Reflexion und gemeinsamen Diskussion. Bei herkömmlichen

PC's waren solche gemeinsame Referenzpunkte nicht verfügbar, anhand derer koUaborative

Handlungen und Aufmerksamkeit koordiniert werden können (SäljÖ, R., 1996). Mit den

Roomware konnte diese Schwäche überwunden werden.

Die gemeinsame Referenzfläche ist insofern bedeutend, da sie verschiedene Aspekte des

kollaborativen Lernens zu fördern vermag:

1. Sozialer Aspekt

Wie im Kapitel „2.3.2 Bedingungen für effektives kollaboratives Lernen" beschrieben, ist

eine wichtige Voraussetzung für das koUaborative Lernen, die Bereitschaft und Motivation

des Lernenden, mit seinen Gruppenmitgliedem zusammen zu arbeiten. Diese Bereitschaft

kann zwar verschieden stimuliert werden (z.B. durch Gmppenbelohnung), setzt aber

immer Prozesse des Kennenlernens und der Vertrauensbildung voraus. Diese Prozesse

werden meistens durch persönliche Begegnungen und soziale Interaktionen besser

gefördert als durch virtuelle Computervermittelte Begegnungen. Dies bestätigen die

meisten CSCL - Modelle, welche mangelndes Gruppenbewusstsein und fehlender sozialer

Verbundenheit als ihre Achillesferse sehen.

Roomware hingegen unterstützen persönliche Begegnungen und soziale Interaktionen,

indem sie der Gruppe eine große gemeinsame digitale Arbeitsfläche anbietet, um welche

sich die Gruppe formieren, miteinander an einem digitalen Objekt arbeiten und gemeinsam

diskutieren kann. Dieser gemeinsame Zugang zum Arbeitsobjekt und die dadurch

entstehende Transparenz stellen eine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche

Kollaboration dar.

2. Aufgabenbezogener Aspekt

Eine weitere Bedingung für kollaboratives Lernen bezieht sich auf die Aufgabenstellung:

Für das Verständnis pharmazeutisch-chemischer Inhalte, deren Bearbeitung und das Lösen

fachlicher Problemen werden meistens Computersimulationstechnologien zur

Visualisierung und Bearbeitung dieser Fachinhalte benötigt. Dabei handelt es sich meistens

um dreidimensionale komplexe Molekülstrukturen, die sonst in der Wirklichkeit nicht

sichtbar sind. Sie lassen sich jedoch mit Hilfe von spezifischen Programmen simulieren,

visualisieren und bearbeiten. Die der Roomware® zugrunde liegenden Computer sind

55

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untereinander und mit dem Internet vernetzt und stellen verschiedene für die

pharmazeutische Chemie wichtige Softwareapplikationen, wie z. B.

Visualisierungsprogramme und Datenbanken zur Verfügung. Da Bilder meist mehr

Informationen als Worte präsentieren, tragen sie besser zum Verständnis bei. Die

Information wird im Ganzen visuahsiert und pro Zeiteinheit werden daher mehr

Informationen vermittelt als über Worte. Besonders wenn es um die Darstellung von

räumlichen Beziehungen geht (z.B. Moleküle), zeigen Bilder Vorteile. Ein wesentlicher

Vorteil der Roomware® liegt daher in der dreidimensionalen und großformatigen

Visualisierung und in der direkten kollaborativen Bearbeitung solcher Moleküle. Gemäß

Cohen (1992) soll die Aufgabestellung zusätzlich nur durch Kollaboration bewältigt

werden können, wobei jedes Mitglied sich daran beteiligen und seinen Beitrag zur Lösung

leisten kann. Auch Miller et al. (1992) ist der Meinung, dass eine Kollaboration erst dann

effektiv sein kann, wenn alle Gruppenmitglieder an der Problemlösung und an

Entscheidungsprozessen teilnehmen können. Zudem muss gewährleistet sein, dass der

Zugang zu Informationen, welche für das Lösen der Aufgabe benötigt werden, für alle

gesichert ist.

Die Roomware® erfüllen diese beiden Bedingungen: Die große digitale Arbeitsfläche,

notwendige Programme (Software) und wichtige technische Voraussetzungen (z.B.

Intemetverbindung) bieten allen Gruppenmitglieder Zugang zu benötigten virtuellen

Arbeitsinformationen. Diese können für alle sichtbar dargestellt und gemeinsam bearbeitet

werden. Zudem bietet die berührempfindliche Büdschirmoberfläche und die integrierte

SMART Board Technologie allen Gruppenmitglieder die Möglichkeit, Navigationsbefehle

auf der ganzen Bildschirmoberfläche mit dem Finger zu steuern und mit digitalen

Arbeitsobjekten zu interagieren. Zum Beispiel können alle mit ihrem Finger ein

dreidimensional dargestelltes Molekül im Raum bewegen und bearbeiten. Somit ist die

Gruppe nicht mehr nur von der einen Person abhängig, welche die Maus und die Tastatur

kontrolliert. Alle Gmppenmitglieder können sich nun am Arbeitsprozess beteiligen und

seinen Beitrag zur Lösung leisten. Die Macht- und Dominanzstruktur wird somit zugunsten

der Kollaboration durchbrochen.

Zusätzlich soll eine Gmppenaufgabe nach Cohen (1992) auch wechselseitiger Austausch

erfordern. Wechselseitiger Austausch setzt eine gemeinsame Informations- und

Kommunikationsgmndlage voraus. Es wird angenommen, dass dieser gemeinsame

Wissenshintergrund durch das Arbeiten an einer gemeinsamen Referenzfläche

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(Roomware ) besser gebildet werden kann, als durch individuelles Arbeiten an einer

Plattform (Notebook).

3. Innenarchitektonischer Aspekt

Genau so entscheidend wie der soziale und der aufgabenbezogener ist auch der

innenarchitektonischer Aspekt. Wie im Kapitel „2.3.2 Bedingungen für effektives

kollaboratives Lernen" kurz erwähnt, wird auch dem Raum und der Möbliemng eine

wichtige Rolle in der Unterstützung von Gruppenarbeiten zugewiesen. Der Raum selbst

und insbesondere seine Möbliemng ist für das didaktische Konzept ein wesentlicher

Faktor. Klassenzimmer mit einem dominanten Lchrerpodium und starre Schulbänke sind

zweifellos für mstruktivistisches Unterrichten eingerichtet. Mit der Anforderung des

konstmktivistischen und kollaborativen Lernens an Selbstgesteuerte Gruppenaktivität,

Gleichberechtigung und soziale Interaktionsmöglichkeit (siehe Kapitel „2.2 Lernen aus

konstruktivistischer Sicht") muss auch das Raumkonzept entsprechend angepasst werden.

(Zu diesem Thema wird im Kapitel „4. Raumkonzept" näher eingegangen).

Das Design und die Technologie der Roomware® unterstützen diese Anforderungen (wie

oben bereits beschrieben). Zusätzlich ermöglichen mobile Möbeln einen dynamischen, den

Bedürfnis angepassten Wechsel von unterschiedlichen Lern- bzw. Arbeitsszenarien.

4. Lern - Aspekt

Es spricht vieles dafür, dass die kognitiven Prozesse, die in Gruppenarbeit durch das

Miteinander-Sprechen und das Erklären angeregt werden, das Behalten und eine tiefere

Verarbeitung des Lernmaterials fördern (Konrad, K. & Traub, S., 2001).

Eine der effektivsten Elaborationsmöglichkeiten besteht darin, bei Kollaborationen das

Material jemandem anderen zu erklären (Slavin, R.E., 1992).

Wie die Forschungen von Webb (1989, 1992) gezeigt haben, lernen jene Schüler von der

Kooperation am meisten, die anderen elaborierte Erklärungen gaben oder von ihnen

erhielten.

Die große, gemeinsame Plattform der Roomware® erlaubt den Studierenden, ihr Wissen

und ihre vorläufigen Ideen zu extemalisieren und mit deren Hilfe ihren Denkprozess für

andere transparent zu machen. Diese Transparenz regt die Studierenden an, gegenseitig

Ansätze und Ideen aufzunehmen, zu reflektieren und zu diskutieren. Schwierigkeiten

können dabei sofort erkannt und entsprechende Hilfe von den Gruppenmitgliedem

angeboten werden.

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Nebst diesem aktiven Wissensaustausch ist durch die gemeinsame Arbeitsfläche vor allem

auch das Lernen durch Beobachtung gewährleistet: Roomware bietet jedem

Gruppenmitglied die Möglichkeit, seinem Kollegen beim Arbeiten (Vorgehen, technische

Handhabungen usw.) zu beobachten und dabei neues Wissen zu erwerben. Roomware

fördert somit als gemeinsame Plattform nicht nur gegenseitige Unterstützung sondern

ermöglicht auch das Lernen durch Beobachtung.

Aufgrund der genannten Eigenschaften eignet sich die Roomware® als

Computemnterstützung koUaborativ arbeitenden Gmppen besser als PCs. In der Tabelle 4

werden ihre Eigenschaften einander gegenüber gestellt.

(Obwohl das Augenmerk der Roomware® auf der lokalen Kollaboration liegt, können durch

den Einsatz zusätzlicher Software und einer Webkamera auch virtuelle Zusammenarbeit

ermöglicht werden.)

Eigenschaften Roomware® Notebook

Modell Großer Tisch oder große Tafel:

Gruppen können rundherum stehen,

miteinander an einem Objekt arbeiten

und gemeinsam diskutieren.

Einzelarbeitsstation:

Für Einzelarbeit geeignet

Bildschirmgröße Groß (50 zoll Plasma Displav. PDP 502

MXEi:

Die große Arbeitsfläche bietet allen

Gruppenmitglieder Zugang zu benötigten

Arbeitsinformationen. Daten können fur

alle sichtbar dargestellt und gemeinsam

bearbeitet werden. Dadurch können alle

Gruppenmitglieder an der Problemlö¬

sung teilnehmen und einen Beitrag zur

Lösung leisten.

Klein:

Beim Einsatz von Notebooks als

Computerunterstützung für

Gruppen kann sich nicht die

ganze Gruppe um ein Notebook

formieren, weil die Bildschirm¬

größe der Notebooks dies nicht

erlaubt.

Höchstens zwei Personen können

an einem Notebook aktiv arbeiten,

weil nur zwei Personen die Daten

auf dem Bildschirm sehen. Die

übrigen Mitglieder können sich

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nicht daran beteiligen. Die

Gruppe wird daher zwangsmäßig

in Untergruppen geteilt, wobei

dadurch Einzelarbeiten und nicht

kollaboratives Arbeiten gefördert

wird. Falls nach den

Einzelarbeiten die ganze Gruppe

sich wieder versammelt, um

Wissen auszutauschen, besteht

dennoch die Schwierigkeit, die

digitalen Daten auf dem Notebook

der ganzen Gruppe zu

präsentieren und mit ihnen

darüber zu diskutieren.

Visualisierungs¬

qualität

Eine hochqualitative (1280 x 768 Pixel)

Visualisierungsmöglichkeit, welche

hochauflösende Darstellungen von drei¬

dimensionalen Modellen von komplexen

Molekülen im Großformat anbietet.

Diese Option ermöglicht den Studieren¬

den, in Gruppen, eine dreidimensionale,

großformatig dargestellte Molekülstruk¬

tur von jeder Seite zu betrachten und zu

bearbeiten.

Hochqualitative Visualisierungen

sind möglich, jedoch nicht gro߬

formatig. Bei einzelnen Note¬

books geschieht auch sehr oft,

dass aufgrund verschiedener

Programminstallationen und Kon¬

figurationen nicht alle Daten

visuahsiert werden.

Die kleinformatige Visualisierung

gibt wiederum höchstens zwei

Personen die Möglichkeit, das

Objekt zu betrachten und zu be¬

arbeiten.

Die technische Heterogenität der

einzelnen Notebooks zieht die

Konsequenz mit sich, dass nicht

alle gleichen Zugang zu Daten

haben.

Schnittstelle/

Steuerung

BerührungsemDfindliche Oberfläche

(Touchscreen) mit integrierter SMART

Board Technologie:

Herkömmliche Oberfläche:

Die Navigation ist mit der Maus

und Tastatur zu steuern.

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Die Besonderheit dieser berührempfind¬

lichen Oberfläche und der SMART

Board Technologie liegt darin, dass sie

eine Navigation mit dem Finger aufder

ganzen Oberfläche erlaubt und somit die

Maus ersetzt. Diese Eigenschaft ermög¬

licht allen Gruppenmitgliedem alle

Navigationsbefehle mit ihrem Finger

auszuführen und mit dem Arbeitsobjekt

zu interagieren. Zum Beispiel können

alle mit ihrem Finger ein dreidimen¬

sional dargestelltes Molekül im Raum

bewegen und bearbeiten. Somit ist die

Gruppe nicht mehr nur von der einen

Person abhängig, welche die Maus und

Tastatur kontrolliert. Alle können sich

am Arbeitsprozess beteiligen.

Dadurch kann nur die Person,

welche die Maus und das Tastatur

steuert, Navigationsbefehle

ausführen und mit dem

Arbeitsobjekt interagieren.

Digitale

Annotation

Digitale Annotation können ebenfalls mit

dem Finger auf der Oberfläche aus¬

geführt, gespeichert und ausgedruckt

werden.

Somit ist es möglich, spontane Einfälle,

Notizen, Handskizzen und Markierungen

direkt auf das elektronische Dokument

festzuhalten, sie abzuspeichern und/oder

auszudrucken.

Digitale Annotationen sind nicht

möglich. Notizen, Skizzen und

Markierungen können nicht auf

das entsprechende Dokument

festgehalten werden. Es muss

dafür eine neue Seite oder ein

neues Programm gestartet und die

Information getrennt abgelegt

werden.

Tab. 4: Roomware versus Notebook

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4. Raumkonzept

4.1 VirealLab®

Genau so entscheidend wie eine angemessene Computerunterstützung für koUaborative

Arbeits- und Lemformen ist die Gestaltung des Raumes. Ein Blick in die meisten Schulsäle

zeigt, dass sie vorwiegend für instmktivistische Lehransätze gestaltet sind: hintereinander

gereihte Schulbänke, vor ihnen ein Lehrerpult und eine Tafel. Alle Elemente sind fest

montiert und erlauben nur eines: Frontalunterricht.

Sitzreihen

,Schreibfläche

u D D D D DD D D D D DD D D D D DD D D D D DD D D D D QD D D Q D DD D D D D D

Proicktor

oLehrerpult

Tafel

Lehrerpodium

Abb. 3: Unterrichtssaal, der vorwiegend für lehrerzentrierter, instruktivistischer Lehransatz gestaltet ist:

hintereinander gereihte, fest montierte Sitzplätze, in denen die Lernenden reihenweise hintereinander sitzen und

ihren Fokus nach vorne auf die Lehrperson richten. Vorne befinden sich häufig auf einem erhöhten Podium das

Lchrerpult, eine Tafel, einen Projektor und eine Projektionsfläche, welche (nur) der Lehrperson zum

Unterrichten dient.

„Seit Hunderten von Jahren hat man doch schon gefordert, dass der Unterricht anschaulich

sein müsse, man spricht von einem lebensnahen, natürlichen Unterricht, in den pädagogischen

Zeitschriften steht auf jede Seite: Erziehung zum Leben, Arbeitsschule, Bildungsschule,

Enthemmung, Entfaltung, ökonomische Arbeitsmethoden. Schlagwörter sind es und bleiben

es beim Anblick unserer Schulsäle. In solchen Räumen kann nur totes Buchwissen

eingetrichtert werden, hier kann niemals für das Leben erzogen werden!" (Meyer, E.,1996).

Nach Meyer entspricht die stereotypischen Einrichtungen des Schulzimmers wenig dem Geist

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eines kollaborativen, konstruktivistischen, realitätsnahen und problemorientierten

Unterrichtsstils.

In Übereinstimmung mit Meyers Erkenntnissen wurde in dieser Arbeit die Raumgestaltung

umfassenden Änderungen unterzogen. Das neue Raumkonzept sollte gemäß der Autorin

folgende Anfordemngen erfüllen: Die Raumstmkturen und die Möbliemngskonzepte sollten

so ausgelegt sein, dass sie Kommunikation, Interaktivität, gleichberechtigte Beteiligung und

Bewegung fördern und unterstützen. Die Einladung zur Kommunikation und Interaktivität ist

insofern wichtig, weil sie der Initiiemng von Kollaborationsprozessen dient und zur aktiven

Beteiligung anregen. Die heutigen Hörsäle sind diesbezüglich falsch konstmiert. Studierende

sitzen verharrt reihenweise hintereinander und schauen nach vorne. Dabei können unmöglich

Interaktion und Kollaboration entstehen. Zukünftige Studien - bzw. Arbeitsräume müssten

hauptsächlich durch Flexibilität und Dynamik geprägt sein. Es sollten sich sowohl Optionen

für kollaboratives Lernen/Arbeiten wie auch für Einzelarbeiten, für Gruppensitzungen,

Einzelvorträge und nicht zuletzt für teils informelle Kommunikationszone abbilden. Vor

allem die Bedeutung des zuletzt genannten Punktes, der direkten, spontanen, teils informelle

Kommunikation zwischen Studierende und Dozierende wird noch unterschätzt und deswegen

nicht ausreichend gefordert. Dass jedoch gerade diese „entspannte" Kommunikationsformen

(Alpha-Zustand) das Lernen, die Kreativität und Produktivität der Beteiligten fordert, belegen

Erkenntnisse aus der Gehimforschung. Um die wechselnden Konstellationen Rechnung zu

tragen, werden Raumkon/eptc mit dynamischen Raumkomponenten benötigt, die sich schnell

zu unterschiedlichen Lern- bzw. Arbeitsszenarien zusammenstellen lassen. Nicht benötigte

Möbelkomponenten sollten Platz sparend verstaut werden können, so dass genügend Raum

für Bewegung vorhanden ist. Sich während der Arbeit frei bewegen zu können, fördert die

geistige Aktivität und führt zu mehr guten Ideen als das Stillsitzen in einer Schulbank. Dem

Raum wird somit eine katalytischc Wirkung zugesprochen.

Die Frage der geänderten Sitzordnung in einer solchen Umgebung führt zweifellos auch zur

Frage der günstigsten Beleuchtungsverhältnisse hinüber, die das ganze Problem des

Schulbaus aufrollt (Meyer, E., 1996). Die neue Gesamtsituation erfordert daher ein

Umdenken bei allen am Planungs- und Realisierungsprozess beteiligten Personen und

Institutionen.

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Schreibtische und Stühle

DD CDCD DD CDCD

y\ nicn 1=11=1

<r

Œs

Tafel

D CUCn

Abb. 4: Eine Arbeits- und Lernumgebung, die vorwiegend für den lernerzentrierten, konstruktivistischen Ansatz

gestaltet ist: die Tische und Stühle sind nicht fest montiert und lassen sich von den Lernenden zu

unterschiedlichen für sie passenden Lern- bzw. Arbeitsszenarien zusammenstellen (kollaboratives

Lernen/Arbeiten, Einzelarbeiten oder Gruppensitzungen). Es besteht genügend Raum, um sich während der

Arbeit frei zu bewegen. Es gibt kein erhöhtes Lehrerpodium mehr, welches die Grenze und die Hierarchie

zwischen Lehrpersonen und Lernende verstärkt. Stattdessen setzen sich die Lehrpersonen zu den Lernenden und

betreuen sie bei ihrer Arbeit.

Ausgehend von diesen Überlegungen wurde von uns ein neues Raumkonzept angestrebt, das

die erwähnten Lücken bisheriger Arbeits- und Lernräume schließt.

Mit der Entwicklung des Vireal Lab® ist es uns schließlich in Zusammenarbeit mit dem

Designmöbel-Untemehmen Wilkhahn (www.wilkhahn.de) gelungen, dieses Ziel zu erreichen.

Modernste koUaborative Medientechnologien (Roomware®), kabellose Netzverbindungen

(Wireless Lan), Bücher und mobile Einrichtungsmodule machen Vireal Lab® zu einer

Umgebung, welche koUaborative, konstruktivistische, realitätsnahe und problemorientierte

Lern- und Lehrprozesse unterstützt sowie zu Flexibilität, Kreativität und Dynamik anregt. Das

Vireal Lab® stellt somit die Integration virtueller Welten mit der realen Welt einer

wissenschaftlichen Bibliothek dar. In der Abb. 7 sind verschiedene Arbeitsszenarien im

Vireal Lab® dargestellt.

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a.)

SeparaterRaum

SsparaterRaum

InteractaMe_

fr' A u

o |_ L—J J

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Stitz Einzelarbeiteplätze,,

c.)

aouQÖQb-cJ~ jl

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RednerpultCl tj7 Raum

Bücherregale o3 Commboards

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b.)

d.)

Gestaffelte

Tische und Stühle

Abb. 5: Vireal Lab* Umgebung mit zwei InteracTables®, 3 Commboards®, Bücherregale, ein Rednerpult sowie

mobile Tische, Stühle und Steh-Sitze (Stitz). Durch die geschickte Platzierung der Elemente wird eine klare

Strukturierung in eine Aktionsfläche (rechter Teil des Raumes) und einen Bereich für Arbeitsgruppen an den

InteracTables® erreicht. Das Commboard® wird diagonal in der rechten unteren Ecke positioniert. Der Platz

hinter dem Commboard® kann für die Unterbringung der Computer genutzt werden. Durch die verschiedenen

Aufstellungsmöglichkeiten der Tische lassen sich unterschiedliche Lern- und Arbeitsszenarien aufbauen: a.)

Einzel- und KJeingruppenarbeitsplätze für individuelles sowie kollaboratives Lernen und Arbeiten. Dabei

werden der koUaborative Zugang und die gemeinsame Bearbeitung digitaler Daten erstmals durch die

InteracTables® und die Commboards® angemessen unterstützt, b.) /c.) Szenarien für Gruppenpräsentationen,

wobei die Commboards® als Präsentationsmedium genutzt werden können. Eine variable Anzahl von Stühlen

können vor dem Commboard® positioniert werden. Falls Mitschriften erforderlich sind, stehen optional

Schreibpulte zur Verfügung, d.) Szenario für Gruppensitzungen, bei denen das Commboard® zum Protokollieren

eingesetzt werden kann. Die Vireal Lab® Umgebung wird somit zu einer multifunktionalen Lern- und

Arbeitsumgebung, welche durch modernste Medientechnologien, klassische Literaturquellen (Bücher), flexible

Möblierung, jeder Lern- und Arbeitsform gerecht wird.

Die Roomware® wurden bereits im letzten Kapitel vorgestellt. Nachfolgend werden kurz die

mobilen Einrichtungsmodule beschrieben. Dazu gehören mobile Tische mit Rollen und

leichte, stapelbare Armlehnstühle von Wilkhahn. Beide Möbelstücke erlauben einen leichten

und schnellen Auf- und Umbau verschiedener Lern- und Arbeitsszenarien. Werden einige

Tische nicht benötigt, lässt sich die Platte des mobilen Tisches durch eine einfach zu

bedienende, patentierte Mechanik in der Längsachse nach oben schwenken. Dabei drehen sich

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die Fußausleger automatisch nach innen, so dass die Tische problemlos ineinander gestaffelt

und Platz sparend beiseite gerollt werden können.

Abb. 6: Tische mit Rollen, die ein einfaches und schnelles Gestalten verschiedener Arbeitssituationen

ermöglichen. Durch die vertikale Klappmechanik lassen sie sich sehr Platz sparend aufbewahren.

Zum Vireal Lab® Konzept gehört auch der so genannte „Stitz" (Wilkhahn).

Es ist ein Steh-Sitz, der den natürlichen Bewegungsdrang unterstützt,

indem er zum Aufstehen animiert und zum spielerischen Haltungswechsel

herausfordert. Der sandgefüllte Gummibalg sorgt für die nötige

Standfestigkeit und die Stützhöhe lässt sich über einen Ring unter der

Sitzfläche stufenlos regulieren. „Stitzen" kann man daher überall: Am

InteracTable®, am Commboard® oder in einer Diskussionsrunde.

Abb. 7: „Stitz"

«,k* M^'mmà^i. w

65

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5. Ziele und Hypothesen

Aus der heutigen Didaktik-Forschung, die mehrheitlich situiert und konstruktivistisch geprägt

ist, wird deutlich, dass Lernen besser über die aktive Beteiligung der Studierenden geschehen

soll. Der Lernende soll Eigeninitiative ergreifen, mit der Materie interagieren und selbst

Steuerungs- und Kontrollprozesse übernehmen. Dabei soll der didaktische Rahmen auf einem

realistischen problemorientierten Szenario basieren, in das sich die Studierenden hinein

versetzen können und eine Rolle übernehmen, die stark mit der im wirklichen Leben

übereinstimmt. Zudem ist Lernen auch ein sozialer Prozess, der stets in seinem sozialen

Kontext betrachtet werden muss und sich in Form des Kollaborativen Lernens umsetzen lässt.

Zusätzlich sollten bemfsrelevante Kompetenzen wie Präsentationstechnik und Dokumentation

von Arbeitsergebnissen, Teamarbeit und Kommunikation gefördert werden. Trotz diesen

wichtigen Erkenntnissen aus der Didaktik-Forschung sind die meisten Unterrichtsräume

vorwiegend für instmktivistische Lehransätze gestaltet und für konstruktivistisch-

kollaboratives Lernen wenig geeignet.

Für die vorliegende Arbeit wurden daher drei Ziele gesetzt:

Ziel 1: Das erste Ziel dieser Arbeit ist es, sowohl ein didaktisches Konzept zu entwerfen als

auch eine neue Lernumgebung zu schaffen, welche konstruktivistisch-kollaboratives

und computerunterstütztes Lernen ermöglichen. Das Gesamtkonzept soll nicht nur die

Technologie (Roomware®) sinnvoll mit der Didaktik und sozialen-

lernpsychologischen Aspekten abstimmen, sondern auch die Raumgestaltung

berücksichtigen und miteinbeziehen (Abb. 8). Mit diesem Gesamtkonzept wird

angestrebt, die Studierenden durch konstruktivistisch-kollaboratives und

computerunterstütztes Lernen von der passiven, trägen Wissensrezeption zu befreien

und zum selbstaktiven, sozialkompetenten Konstrukteur und Anwender fachlichen

Wissens auszubilden.

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Arbeitsmotivation Lernziel / x.

/ Aufgabe y \

/ Arbeits-

/ kohäsion j

7^ fA^

3^ /

/s \ Lehrstil \

\ "f" \ Lehrform \

<? / Seminar \ |

Pharmazeutische 1

\ Innen- \

-7- V Chemie / /

°j \ / ^ / /

\ ausstattung .^ / Informations-/^ / /

Kommunikations- ./

Nutzungskonzept technologie /

Abb. 8: Das Gesamtkonzept umfasst vier Elemente: ein didaktisches Konzept, soziale-lernpsychologische

Aspekte, eine geeignete Technologieunterstützung und ein angemessenes Raumkonzept. Diese vier Elemente

werden aufeinander abgestimmt, wobei das didaktische Konzept und soziale-lernpsychologische Aspekte die

Anforderungen an die Technologie und an das Raumkonzept bestimmen und nicht umgekehrt. Zusammen

werden sie zum Gesamtkonzept des Seminars Pharmazeutische Chemie vereint.

Ziel 2: Das zweite Ziel ist, die Auswirkung dieser innovativen und viel versprechenden

Computertechnologie (Roomware®) auf die Gmppenleistung festzustellen und sie mit

jener der Benutzung von Notebooks zu vergleichen.

Ziel 3: Dabei soll sich die Untersuchung nicht nur auf das Messen und Vergleichen der

Gruppenleistung beschränken, sondern ihren Fokus auch auf die Begründung des

Ergebnisses richten. Das dritte Ziel ist somit eine Prozessorientierte Untersuchung,

welche für das Verstehen und Interpretieren der Auswirkungen unerlässlich ist und

wichtige Erkenntnisse über zukünftige Nutzungsstrategien der Roomware®-

Technologie in der Lehre vermitteln kann. Ein bloßer Vergleich der Auswirkungen

(Gruppenergebnisse) vermag diesen Einblick nicht zu gewährleisten.

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Aus dem 2. und 3. Ziel wurden zwei Hypothesen aufgestellt, die sich aus den postulierten

Vorteilen der Roomware® -Technologie (Kapitel „3.1 Roomware®") für kollaboratives

Arbeiten im Fach Pharmazeutische Chemie ableiten ließen. Dabei steht vor allem die

angemessenere Unterstützung koUaborativer Visualisierungs- und Arbeitsprozesse durch die

Roomware® -Technologie im Vordergrund.

Diese Vorteile der Roomware® -Technologie gegenüber PCs bzw. Notebook dienten als

Gmndlage der folgenden Hypothesen:

Hypothese 1: Kollaboratives Arbeiten im Fach Pharmazeutische Chemie wird durch eine

Computertechnologie, welche zentrale Vorraussetzungen koUaborativer

Visualisierungs- und Arbeitsprozesse erfüllt, angemessener unterstützt als

durch Notebooks. Daraus folgt, dass Gruppen, welche diese

Computertechnologie (Roomware) zur Verfügung haben, vermehrt unter

Einbezug dieser Computertechnologie kollaborieren im Vergleich zu Gmppen,

welche Notebooks als technologisches Hilfsmittel haben.

Hypothese 2: Durch diese verbesserte technologische Unterstützung der Kollaboration

werden auch bessere Fachergebnisse erzielt.

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6. Methoden

Das herkömmliche Seminar im Fach Pharmazeutische Chemie wurde nach den Bedingungen

für effektives kollaboratives Lernen (siehe Kapitel „2.3.2 Bedingungen für effektives

kollaboratives Lernen") neu konzipiert. Diese didaktische Neukonzeption diente als Basis für

die Überprüfung der Hypothese. Die empirische Überprüfung wurde nach dem

experimentellen Untersuchungsdesign und mit Hilfe von verschiedenen Evaluationsmethoden

durchgeführt.

6.1 Didaktisches Konzept

Es gibt verschiedene Leitlinien, wonach sich ein didaktisches Konzept einer Fachlehreinheit

(Vorlesung, Seminar, Praktikum) orientieren kann. Eine Möglichkeit ist nach dem Ziel-

Ebenen-Modell (ZEM) von Eigenmann, J. & Strittmatter, A. (1972) vorzugehen. Nach diesem

Modell wird das didaktische Konzept in erster Linie durch Leitideen, Dispositionsziele und

operationalisierte Lemziele, welche in dieser Reihenfolge hierarchisch aufgebaut sind,

bestimmt.

Als erste Ebene dieser Hierarchie steht die Leitidee. Mit der Formulierung der Leitidee soll

eine Momentaufnahme der aktuellen Situation der Fachlehreinheit und der damit verbunden

Gegebenheiten wiedergeben werden, wovon die Notwendigkeit des bestehenden oder des

neuen Konzeptes abgeleitet werden kann. Dabei helfen Leitideen Themen- und Zielbereiche

einzugrenzen und Transparenz zu schaffen.

Als zweite Stufe in der Hierarchie folgen die Dispositionslernziele. Unter Dispositionsziele

werden Lemziele auf der Ebene des Verhaltens und der Fähigkeit verstanden. Sie beantworten

die Frage: welche Verhaltensbereitschaften (Disposition) sollen sich die Schüler im Unterricht

aneignen? Zu dieser Ebene gehören auch sogenannte Schlüsselqualifikationen wie z.B. die

soziale Kompetenz im Teamverhalten/Teamwork, das Beherrschen von Arbeitstechniken wie

die Literaturrecherche und das Verfassen von wissenschaftlichen Berichten und die

selbständige Arbeitsplanung.

Als dritte Ebene des hierarchisch aufgebauten Ziel-Ebenen-Modell stehen operationalisierte

Lemziele. Operationalisierte Lernziele beschreiben Bildungsziele auf der Ebene des Tuns und

69

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beantworten die Frage: welches konkrete beobachtbare (operationalisierbare) Tun sollten

Studierende nach dem Lemprozess beherrschen?

Je nach Leitidee, Schlüsselqualifikationen und Lemziele werden der entsprechende Lehrstil

(instruktiv oder konstruktiv) und die passende Lernform (Einzelarbeit, Zweiergruppen oder

Teamarbeit) sowie die Aufgabenstellung gewählt. Dabei sind auch soziale-lernpsychologische

Aspekte wie die soziale Verbundenheit und Lernmotivation miteinzubeziehen. Diese

Überlegungen bilden den Kern des didaktischen Konzeptes. Aufgmnd des didaktischen

Konzeptes wird entsprechend das technische Medium ausgewählt, welches sowohl das Lösen

der Aufgabe als auch den Lehrstil und die Lemform unterstützen soll. Im gleichen Sinne

sollen auch der Raum und die Möbliemng zur Unterstützung des didaktischen Konzeptes

dienen.

Das Seminar Pharmazeutische Chemie, um das es sich bei dieser Arbeit handelt und für das

ein didaktisches Konzept zu entwickeln ist, hat folgende Leitidee:

Die Pharmazeutische Chemie befasst sich mit molekular-chemischen Aspekten der

Arzneistofffindung, -entwicklung und Optimierung. Dabei werden sowohl organisch¬

chemische als auch computerunterstützte Methoden für die Suche und Optimierung neuer

Wirkstoffe eingesetzt.

Das Curriculum im Fach Pharmazeutische Chemie ist wie folgt aufgebaut: Das theoretische

Fachwissen wird den Studierenden in Form von Vorlesungen vermittelt, grundlegende

Arbeitsmethoden und praktische Arbeitstechniken werden durch das Praktikum erfahren.

Dabei fehlt gegenwärtig eine Verbindungseinheit, welche die Studierenden unterstützt, ihr

theoretisches Wissen mit dem Praktikum zu verbinden.

Das Seminar soll diese Verbindungseinheit bilden und eine Brücke von der Vorlesung zum

Praktikum schlagen. Im Seminar soll das theoretische Fachwissen, das in den Vorlesungen

behandelt wird, anhand realistischer Problemstellungen konzeptionell angewendet und

vertieft werden, um es anschließend im Praktikum umzusetzen.

Als Dispositionsziele werden Folgende angestrebt: Die Studierenden sollen befähigt werden,

in koUaborativer Arbeitsweise realitätsnahe, komplexe Problemstellungen zu analysieren und

Lösungen dafür zu entwickeln, indem sie zur Anwendung ihres theoretischen Wissens und zum

vernetzten Denken angeregt werden. Dabei sollen sie lernen, zusätzlich benötigte Daten und

Informationen selbständig zu beschaffen und daraus neues Wissen zu konstruieren. Zudem

soll der Einsatz von Computertechnologie zur Lösung bestimmter Fragen vertraut sein.

70

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Operationaliserte Lernziele werden erst später zusammen mit der Aufgabenstellung bestimmt

(siehe Kapitel „6.1.2 Aufgabenstellung).

Ausgehend von der Leitidee und den Dispositionszielen ist das didaktische Konzept geprägt

vom konstruktivistischen, problemorientierten Lehrstil (siehe Kapitel „2.2 Lernen aus

konstruktivistischer Sicht") sowie von der kollaborativen, computerunterstützten Lemform

(siehe Kapitel „2.3.2 Bedingungen für effektives kollaboratives Lernen").

Es gibt verschiedene Lehr- bzw. Lemformen, die sich konstmktivistisch umsetzten lassen und

die Situiertheit von Wissen und Lernen berücksichtigen. In der Praxis kommen folgende

Lemformen zur Anwendung:

5. Projekte

6. Fallstudien

7. Simulation

8. Leittexte und

9. Planspiele (Konrad, K. & Traub, S., 2001)

Dabei werden Ansätze wie der Anchored Instmetion (Cognition and Technology Group at

Vanderbilt, 1993) und der Cognitive Apprenticeship Ansatz (Collins, A., Brown, J.S. &

Newman, S.E., 1989) vom Konstmktivismus wieder aufgegriffen und eingesetzt. Beiden

Ansätzen ist gemeinsam, dass aus komplexen, authentischen oder zumindest realitätsnahen

Problemstellungen gelernt wird (problemorientiertcs Lernen). In beiden Ansätzen wird der

sozialen Interaktion für den Erwerb anwendbaren Wissens zentrale Bedeutung zugesprochen,

sei es als Lernen mit einem Experten (Cognitive Apprenticeship Ansatz) oder sei es als

kollaboratives Lernen in einer Gruppe (Konrad, K. & Traub, S., 2001).

Für diese Arbeit wurden die Projekt-Lemform und der Anchored Instruction Ansatz gewählt.

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6.1.1 Projektunterricht und der Anchored Instruction- Ansatz

Der Projektunterricht, der gemäß Konrad und Traub (2001) als Hochform des handelnden

Lernens bezeichnet wurde, wird wie folgt beschrieben:

„Bei einem Projekt soll ein Thema gewählt werden, das aus dem Interessen- und

Lebensbereich der Lernenden stammt. Ziel ist es, ein damit verbundenes Problem zu lösen.

An diesem Problemlöseweg sind Lehrende und Lernende gemeinsam beteiligt, wobei

Lernende größtenteils die Organisation und Verantwortung selbst übernehmen. Dabei werden

Fächergrenzen häufig überschritten und Stundenpläne sowie Zeitgrenzen außer Kraft gesetzt."

Der Anchored Instruction-Ansatz wurde zur Überwindung von trägem Wissen entwickelt.

Unter trägem Wissen wird das Wissen verstanden, das zwar vorhanden, aber in

Problemsituationen nicht abrufbar ist. Die fehlende Anwendungskompetenz dieses Wissens,

so wird vermutet, hängt wahrscheinlich mit der Art des Wissenserwerbs zusammen.

Der Anchored Instmetion-Ansatz geht diese Problematik folgendermaßen an:

Zentral für diesen Ansatz ist ein wirksamer Anker, der in Form eines möglichst interessanten,

authentischen Problems Interesse und Motivation erzeugt, den Lernenden die Identifizierung

und Definition des Problems erlaubt sowie die Aufmerksamkeit der Lernenden auf das

Wahrnehmen und Verstehen dieser Probleme lenkt (Konrad, K. & Traub, S., 2001). Dieses

Konzept bemht nicht darauf, die Studierenden mit auswendig zu lernendem Wissen und

konstruierten, wirklichkeitsfernen Daten zu belasten. Vielmehr sollen die Studierenden durch

Erörterung realistischer und problematischer Fälle des Zeitgeschehens in das Zentrum der

Pharmazeutischen Chemie geführt werden und sich vor allem mit aktueller Problematik des

Dmg Design auseinandersetzen. Das Seminar ist demzufolge so auf die Vorlesung

abgestimmt, dass sie dabei das in der Vorlesung erworbene Wissen aktiv anwenden und für

ihre Problemlösung einsetzen können.

In einer ersten konkreten Umsetzung der Anker-Idee wird den Lernenden eine anregende

Situationsbeschreibung gegeben, an deren Ende ein komplexes Problem gestellt wird. Die

Aufgabe der Lernenden besteht darin, das anstehende Problem in Gmppen zu lösen.

Aufgrund all dieser Überlegungen wird die Aufgabenstellung entworfen.

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6.1.2 Aufgabenstellung

Die Aufgabestellung wurde als Projektauftrag ausgearbeitet und sollte in einem realitätsnahen

Kontext Problembezogenes kreatives Lernen fördern. Es wurde versucht, als Ausgangspunkt

des Lernens ein möglichst interessantes Problem zu wählen, das die Lernenden dazu

motivierte, sich bestimmtes Wissen anzueignen, um damit einer Problemlösung näher zu

kommen. Schulisches Lernen unterscheidet sich von alltäglichem Lernen in der Regel

dadurch, dass die für das Lernen notwendige Anforderung nicht aus einer unmittelbar

gegebenen Lebenssituation erwächst, sondern als schulischer Anstoß gestaltet ist. Dieser rein

schulische Anstoß endet meistens im isolierten trägen Wissen. Lernen sollte vielmehr durch

Aufgaben angeregt werden, die ein Bedürfnis ansprechen und damit zu einem

Spannungszustand führen, der in Lernen einmündet. Beim Lernen selbst geht es dann dämm,

Lebenssituation und Bedürfhisse zu beachten, vorhandene Kenntnisse, Erfahrungen und

sozial-kognitive Stmkturen zu aktivieren und weiterzuentwickeln. Damit stellt sich zunächst

die Frage, mit Hilfe welcher Aufgaben sich das Lernen in einer durch Informationsfülle und

mediale Vielfalt gekennzeichneten Lebenswelt anregen lässt. Thesenartig lautet die Antwort,

dass dies in besonderer Weise durch Probleme, Entscheidungsfalle, Gestaltungs- und

Beurteilungsaufgaben geschehen kann (Tulodziecki, G., 2001). Das Wissen wird also gleich

in einem Anwendungskontext erworben und nicht wie im traditionellen lehrerzentrierten

Unterricht in systematisch geordneter, jedoch anwendungsunspezifisch-abstrakter Weise

(Konrad, K. & Traub, S., 2001).

Die Aufgabe sollte dementsprechend realitätbezogen sein und dem aktuellen Stand

entsprechen. Eine solche Aufgabe bietet die Chance, das erworbene Wissen unter

verschiedenen Aspekten zu strukturieren und für die Aufgabenlösung nutzbar zu machen.

Wichtig ist auch, dass Lernende im Zusammenhang mit der Aufgabenstellung zu eigenen

Lösungsvorschlägen angeregt werden, damit sie einerseits vorhandene Kenntnisse und

kognitive Stmkturen aktivieren und gleichzeitig erkennen, dass sie zur Aufgabenlösung noch

etwas lernen müssen (Tulodziecki, G-, 2001 ). Aufgaben dieser Art sind meistens komplex und

vielseitig, so dass sie besonders für Gmppenarbeiten geeignet sind.

Zur präzisen Beschreibung der Aufgabenstellung wurde eine umfassende Anleitung

konzipiert, die sich nach den folgenden Anfordemngen richtet:

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• Eine Hinführung, die den Handlungszusammenhang der Aufgabe aufzeigt. Dies dient

gleichzeitig als wirksamer Anker, der Interesse erzeugt, den Lernenden die Identifizierung

und Definition des Problems erlaubt sowie die Aufmerksamkeit der Lernenden auf das

Wahrnehmen und Verstehen dieser Probleme lenkt (Konrad, K. & Traub, S., 2001).

• Eine eindeutige Aufgabestellung, die eine realistische Problemstellung darstellt, welche

den Studierenden vertraut ist. Die Aufgabe sollte so komplex sein, dass sie sozusagen nur

durch Kollaboration und wechselseitiger Austausch bewältigt werden kann, wobei jedes

Mitglied sich daran beteiligen und seinen Beitrag zur Lösung leisten soll. Ein klar

definiertes Ziel der Aufgabe, welches selbst ein offenes Problem darstellt, Möglichkeiten

zur Diskussion, Argumentation und unterschiedliche Gesichtspunkte anbietet. Eine solche

Aufgabe hat meist keinen klar definierten Lösungsweg und lässt unterschiedliche

Meinungen zu, die zu mehreren richtigen Antworten führen können.

• Einen Zeitplan und eine Arbeitsorganisation (Gmppcnbildung, Vortrag), welche das

Seminar klar strukturieren und aufzeigen, wie sich die Studierenden zu organisieren haben.

Bei solchen Aufgaben dürfte die Beteiligung am Argumentationsprozess oder auch nur das

Zuhören, wie andere argumentieren und ihre Meinung oder Lösung rechtfertigen, für die

Fördemng des Lernens ausreichen, auch wenn innerhalb der Gruppe kein bewusstes Lehren,

Erklären oder Bewerten stattfindet.

Basierend auf diesen Überlegungen werden die Studierenden in folgende Situation versetzt

und vor folgendes Problem gestellt:

Ausgangstage:

Sie und ihr Team sind ein Arzneistoffentwicklungsteam beim internationalen Pharmakonzern xy

(Teamname).

Kürzlich ist ihr Konkurrenzkonzem wegen Resistenzentwicklung eines HTV-Protease Inhibitors verklagt

worden. Dieses Präparat, das seit den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Handel ist, galt

bisher als sehr potentes Mittel.

Es hatte große Chance, zu einem Blockbuster zu werden. Doch nun ließen langjährige Studien darauf

schließen, dass dieses Präparat das Risiko für eine resistente HIV- Entwicklung erhöht. Diese gefährliche

Nebenwirkung war jedoch vom Hersteller nicht deklariert.

Die Konzernleitung von xy (Teamname) will nun diese schwache Lage des Konkurrenten ausnutzen und

selber ein potentes Mittel gegen HIV entwickeln.

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Auftrag:

Der Forschungschef gibt ihnen und ihrem Team nun den Auftrag, ein ebenso potentes Mittel zu entwickeln,

jedoch ohne diese gravierende Resistenzentwicklung. Außerdem muss die Entwicklung möglichst schnell

vollzogen werden können, weil es noch andere Konkurrenten gibt, die das gleiche vorhaben. (Alle anderen

Teams sind ihre Konkurrenten!).

Als operationaliesiertes Lernziel wird angestrebt, dass jedes Team einen Plan präsentiert, in welchem sie

ihr Vorgehen und Lösungsansätze, einen neuen HlV-Protease-lnhibitor ohne Resistenzentwicklung zu

entwickeln, vorstellen.

Dabei dürfen auch offene Fragen, die ihnen für den Arzneistoffentwicklungsprozess wichtig erscheinen, für

die sie jedoch keine Antworten gefunden haben, zur Diskussion gebracht werden.

In der Halbzeit und am Ende der für diese Aufgabe vorgesehene Zeit () Semester) soll jede Gruppe ihre

Vorschläge präsentieren.

Während des ganzen Semesters wird es immer wieder Gelegenheit geben, für die Gruppe Punkte zu

sammeln. Die Gruppe, die am Ende des Semesters die höchste Punktzahl erreicht, wird mit einem Preis

belohnt!

Dabei wird jedem Team empfohlen, zuerst eine Ideensammlung vorzunehmen, daraus einen

Plan mit Lösungsansätzen zu erstellen und danach die Details des Plans auszuarbeiten.

Ansonsten ist es den einzelnen Teams selbst überlassen, wie sie sich intern organisieren

wollen. Sie verfügen über alle Mitteln, (Wissen, Algorithmen, Datenbanken, Equipment)

welche ein Forscher in einem realen Forschungsinstitut brauchte, um die Aufgabe zu lösen.

Im Prinzip besteht durchaus die reale Wahrscheinlichkeit, eine sinnvolle Lösung zu

entwickeln. Eine solch realistische Aufgabestellung verfolgt in erster Linie das Ziel, die

Lernenden intrinsisch für die Zusammenarbeit zu motivieren. Um die Kollaboration zu

fördern, wird zusätzlich die Puzzle-Methode (Aronson, E. et al., 1978) eingebaut. Jedes Team

muss ihre Teammitglieder auf drei Workshops zuteilen. In jedem Workshop wird ein Thema

behandelt, das mit den anderen beiden Workshop-Themen in engem Zusammenhang steht.

Nach diesem Workshop kehren die Teilnehmer wieder in ihrem Team zurück und erzählen

einander, was sie in ihrem Workshop gelernt haben. Durch diese Methode können sie lernen,

• mit neuen Gruppenmitglieder zu arbeiten

• die Verantwortung für das eigene Team zu übernehmen und zu vergewissern, dass man das

Wichtigste vom Workshop verstanden hat (da man den Inhalt innerhalb des eigenen Teams

weiter vermitteln muss) und

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• den Inhalt richtig wiederzugeben, so dass das eigene Team das Wichtigste erfahrt, ohne

dass es den Workshop besucht hat.

In der Halbzeit des Semesters wird jedes Team gebeten, ihren Plan zu präsentieren. Danach

wird jeder Vortrag einzeln im Plenum besprochen und mit dem jeweiligen Team diskutiert.

Ausgehend von ihren vorgeschlagenen Lösungsansätzen wird jedem Team eine zweite

Aufgabe gestellt, die eine präzisere Ausarbeitung ihrer Lösungsansätze erfordert. Am Ende

der zweiten Halbzeit wird jedes Team wiederum aufgefordert, ihre Vorschläge zur zweiten

Aufgabe vorzustellen.

Da sich motivationale Perspektive auch auf Belohnung bzw. Anerkennung beziehen

(extrinsische Motivation), wird als Anreizstruktur ein Wettbewerb mit in die

Aufgabenstellung integriert. Die beiden besten Teams aus der Test- und der Kontrollgruppe

werden mit einem Preis belohnt. Ihre Leistungen werden sowohl von der Lehrperson als auch

von ihren Mitstudierenden aufgmnd ihrer Mitarbeit in der Puzzle-Methode und ihren

Präsentationen bewertet. Mit diesem Wettbewerb soll gleichzeitig die soziale Kohäsion

innerhalb der Teams verstärkt werden. Dadurch wächst die Zusammengehörigkeit und

Solidarität mit den eigenen Teamitgliedem an, was einerseits das Lernen und andererseits

soziale Aspekte positiv beeinflusst (Konrad, K. & Traub, S., 2001). Auch betont Slavin

(1992) immer wieder, dass Unterrichtsaufgaben nur mit Aussicht auf Erfolg auf kooperativem

Wege erarbeitet werden können, wenn als Bedingungen klare Gruppenziele und individuelle

Verantwortung für ihre Erreichung realisiert werden. Gmppenziele beziehen sich auf die

Belohnungen, die der Gruppe oder ihren Mitgliedern für vorgelegte Arbeitsergebnisse in

Aussicht gestellt werden, die aber nicht unbedingt materieller Natur sein müssen, sondern

beispielsweise darin bestehen, dass die Gmppenleistung herausgestellt und damit öffentlich

anerkannt wird (Mietzel, 1998, in: Konrad, K. & Traub, S., 2001, keine nähere Angaben der

Orignialliteratur).

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6.2 Quasi-experimentelle Untersuchung

Für die Untersuchung der Hypothese werden Untersuchungsobjekte per Zufall in Test- (oder

Experimental-) und Referenz -(oder Kontroll-) gmppen eingeteilt (Randomisierung), wobei

beide Gmppen gleich groß sein sollten. Durch die Zufallsaufteilung kann erreicht werden,

dass die Äquivalenz beider Gmppen statistisch erzielt wird und die Gruppen hinsichtlich der

Untersuchungsvariablen miteinander verglichen werden können. Im Durchschnitt sind bei

genügender Gruppengröße alle für die Untersuchung relevanten Variablen in beiden Gmppen

annähernd gleich ausgeprägt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich beispielsweise nach

einer Randomisierung in der einen Gruppe nur die klügeren und in der anderen Gmppe die

weniger klugen Studierenden befinden. Bei kleineren Stichproben sollten die Äquivalenz und

die Vergleichbarkeit der beiden Gruppen zu Beginn des Experiments durch Vortests überprüft

werden. Ist diese Voraussetzung erfüllt, erhält die Testgmppe (oder Experimentalgruppe) das

„Treatment", d.h. sie wird mit dem Untersuchungsobjekt versehen, während die

Kontrollgruppe (oder Kontrollgruppe) unbehandelt bleibt (Bortz, J. & Döring, N., 2002). In

unserem Fall darf die Testgruppe die Roomware® (Untersuchungsobjekt) für das Lösen der

Aufgabe einsetzen, während die Kontrollgruppe für das Lösen derselben Aufgabe Notebooks

zur Verfügung hat. Alle anderen Bedingungen (Zeit, Umgebung, Betreuung) sind für beide

Gmppen einheitlich. Die Untersuchung endet mit der Erhebung der abhängigen Variablen

(Gmppenleistung) und zweier unabhängigen Variablen (Kollaboration an der Roomware und

Kollaboration nicht an der Roomware®) in beiden Gmppen. Da nicht alle unabhängigen

Variablen berücksichtigt oder analysiert werden, hat diese Untersuchung einen quasi¬

experimentellen Charakter.

6.2.1 Evaluationsmethoden

Zur Untersuchung der Hypothese werden eine Vorstudie (Wintersemester 2001/02) und eine

Hauptstudie (Sommersemester 2002) durchgeführt. Die Vorstudie soll in erster Linie der

Exploration der Möglichkeiten der neuen Technologie und der Entwicklung des didaktischen

Konzepts dienen. Die dabei gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse sollen in die

konzeptionelle Planung und Durchführung der Hauptstudie einfließen.

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In der Hauptstudie wird zur Überprüfung der Hypothese die fachliche Leistung der Test- und

der Kontrollgmppe bewertet, andererseits das koUaborative Verhalten der beiden Gmppe

analysiert.

Für die Evaluierung der Vorstudie sowie für die Analyse in der Hauptstudie werden

verschiedene Instrumente eingesetzt, die im Folgenden vorgestellt werden.

• IT-Vorwissen

• Einstellung• Demografische

Angaben

Didaktisches Konzept

Aufgabenstellung

TechnologieLernen im Team

• Benutzerfreund¬

lichkeit

• Teamleistung• Verhaltensanalyse

Abb. 9: Überblick über den gesamten Untersuchungsaufbau

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6.2.1.1 Vorstudie

Fragebogen

Der begleitende Einsatz von Fragebogen in der Vorstudie dient einerseits zur Erhebung des

Nutzerprofils. Darin werden die Studierenden über ihre Einschätzungen und Präferenzen für

Lehrmedien und -Methoden, Erfahrungen mit Computer und Internet, Kenntnisse und

Nutzung von Programmen, Einstellungen zu Computer und Internet sowie ihrer technischen

Ausstattung befragt. Das Ergebnis dieser Befragung dient der Überprüfung, ob die Test- und

die Kontrollgmppe als äquivalent gelten können, (siehe Anhang 1,1 Nutzerprofil)

Andererseits werden Fragebogen eingesetzt, um eine umfassende Rückmeldung von

Studierenden bezüglich Qualität des didaktischen Konzepts zu erhalten. Aufgmnd dieser

Rückmeldungen können Stärken und Schwächen des Konzepts aufgedeckt, Verbesserungen

angestrebt und im zweiten Seminar der Hauptstudie umgesetzt werden.

Die eingesetzten Fragebogen sind teils bestehende, teils angepasste Evaluationsfragebogen,

welche das Institut für Arbeitspsychologie der ETH Zürich für die Evaluation von

Lernmedien (Grund, S., Windlinger, L. & Grote,G., 2002 a,b) entwickelt hat.

Alle Fragebogen sind so gestaltet, dass jeder Studierende selbst entscheiden kann, ob er/sie

den richtigen Namen oder einen Code angeben möchte. Der Code setzt sich folgendermaßen

zusammen: aus dem ersten Buchstaben des Vornamens der Mutter, dem ersten Buchstaben

des Vornamens des Vaters, dem letzten Buchstaben des eigenen Heimatortes und dem letzten

Buchstaben des eigenen Vornamens.

Die Fragebogen basieren hauptsächlich auf psychosoziologischer Grundlage.

Es werden insgesamt zwei unterschiedliche Fragebogen eingesetzt, ein Hauptfragebogen mit

geschlossenen Fragen und ein Kurzfragebogen mit offenen Fragen.

Der Hauptfragebogen (siehe Anhang 1, II Hauptfragebogen) umfasst folgende Elemente:

• Allgemeiner Teil zum Seminar: Hier wird das Verhalten des Dozenten, die Organisation

des Kurses und der Kursinhalt durch die Studierenden beurteilt. Femer wird nach dem

Aufwand gefragt, den die Studierenden für die Veranstaltung geleistet haben. Schließlich

gibt es die Möglichkeit Bemerkungen anzuführen und zu schildern, welches besonders

positive und negative Erfahrungen im Kurs waren. Die Studierenden können dazu auch

konkrete Verändemngs- und Verbesserungsmaßnahmen vorschlagen.

• Sozialkompetenzskala nach Schneewind & Graf ( 1998).

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• Einschätzungen der verwendeten Technologien nach deren Einfluss auf das Lernen, auf die

Lernarbeit (den Prozess des Lernens) und auf das Engagement beim Lernen durch die

Studierenden. Auch hier konnten die Studierenden ihre Bemerkungen anführen.

• Skala zur wahrgenommenen Qualität der Diskussionen in den Gruppen nach Gouran,

Brown & Henry (1978, Übersetzung durch Windlinger, L.).

• Skala zum Eigenzustand nach Apenburg (1986).

• Skala zur Einschätzung von Erwartungen an die Gruppe, gegenseitiger Unterstützung in

der Gruppe, sozialer Anerkennung in der Gmppe und erlebter Wirksamkeit im Kollektiv

nach Lauche, Verbeck & Weber (1999).

• Offene Frage nach Schwierigkeiten bei der Nutzung der neuen Technologien.

• Offene Frage nach den Vorteilen der neuen Technologien aus der persönlichen

Perspektive,

• Offene Frage nach den Nachteilen des Lernens mit den neuen Technologien.

• Offene Frage nach den Erwartungen an das Seminar und deren Erfüllung.

• Gesamturteil auf einer Skala von 1 bis 5

Zusätzlich wird ein Kurzfragebogen (siehe Anhang 1, II Kurzfragebogen) eingesetzt, bei dem

die Studierenden zunächst aufgefordert werden, ihre Erfahrungen des jeweiligen Kurstages

hinsichtlich des Fachinhalts (pharmazeutische Chemie), der Technologie (Roomware®) und

der Kollaboration in der Gruppe zu beschreiben.

In einem zweiten Schritt werden die Studierenden nach ihrer Bewertung des Lernprozesses

befragt und müssen dabei folgende Fragen beantworten:

• Hätte die Sitzung aus Deiner Sicht besser oder anders strukturiert sein müssen? Weshalb?

• Hätte der Stoff aus Deiner Sicht anders aufbereitet sein müssen, damit Du besser gelernt

hättest? Weshalb? Wie?

• Wie hat Dir das Lernsystem heute beim Lernen geholfen? Weshalb? Wie?

• Wie beurteilst Du die Kollaboration in der Gmppe unter Zuhilfenahme des Lemsystems?

Weshalb? Wie?

• Wie beurteilst Du die Unterstützung durch die Lehrpersonen? Wie beurteilst Du die

Interaktion mit den Lehrpersonen hinsichtlich Qualität und Quantität? Weshalb? Wie?

Anschließend haben sie wiederum die Möglichkeit, zusätzliche Bemerkungen anzugeben.

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Interview

Zur Evaluation der Nutzbarkeit und Benutzerfreundlichkeit der Roomware® wird ein

Interview (Windlinger, L., Khov-Tran, V., Grund, S., Grote, G. & Folkers, G., 2002)

durchgeführt. Dazu wird folgende Situation zu Grunde gelegt: Die Studierenden sollen

aufgrund der eigenen Erfahrungen die Funktionalität des Systems vorführen (nicht der

einzelnen Programme!!). Sie sollen dabei kommentieren, was sie weshalb genutzt bzw. nicht

genutzt haben und ob es ihre Ziele damit erreicht haben.

Danach wird mit den Studierenden eine halb-strukturierte Befragung durchgeführt, welche die

folgenden Themen hinsichtlich der Nutzbarkeit und Benutzerfreundlichkeit des Vireal Lab®

umfasst:

• Technik

Technologie (Interaktion Mensch-Technologie), Funktionalität des Systems, Einschätzung

der Benutzerfreundlichkeit und v. a. Nutzbarkeit.

• Interaktion

Kollaboration in der Gmppe, Schwierigkeiten, Koordination

• Raum

Räumliche, architektonische Situation (arbeitsteilige Interaktion mit Technologie aufgmnd

von räumlichen Gegebenheiten und des großen Bildschirms)

• Motivation

Engagement, Aktiviertheit, Motiviertheit aufgmnd der Technologie und Visualisierung

Die Interviews werden im Einverständnis der Befragten auf Tonband aufgenommen und

vollständig transkribiert (siehe Anhang 2, Interview-Transkript). Dadurch sollte die

Funktionalität auf eine Intention bezogen werden können, Aufschlüsse über die Anwendung

von Funktionen gewonnen werden und Bewertungen der Funktionen von den Studierenden

gesammelt werden. Das Ziel dieser Befragung ist es, Aufschlüsse über die Nutzbarkeit und

Benutzerfreundlichkeit der Technologie zu gewinnen und daraus allenfalls

Gestaltungsmaßnahmen abzuleiten.

Fragebogen und Interview dienen hiermit vor allem der Evaluation von guten und schlechten

Erfahrungen der Vorstudie. Die daraus resultierten Erkenntnisse sollen anschließend bei der

konzeptionellen Planung und Umsetzung der Hauptstudie Unterstützung leisten.

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6.2.1.2 Hauptstudie

Fragebogen

Zur Evaluiemng der Hauptstudie wird der gleiche Fragebogen eingesetzt wie in der

Vorstudie. Somit können alle Aspekte der Haupt- und Vorstudie miteinander verglichen und

Veränderungen in den Bewertungen festgestellt werden.

Verhaltensanalyse

Im Rahmen dieser Verhaltensanalyse ist es ein Ziel, das koUaborative Verhalten der Teams

unter und ohne Einbezug der Technologie, sprich der Roomware® und der Notebooks sowie

den Einsatzbereich der beiden Technologien und das nicht-kollaborative Verhalten

festzustellen.

Dabei wird bei der Testgmppe untersucht:

a.) Wie oft die einzelnen Teams der Testgmppe an den Roomware® - Komponenten

kollaboriert,

b.) wofür sie die Roomware® - Komponenten benutzt haben,

c.) wie häufig sie ohne die Roomware® - Komponenten kollaboriert haben und

d.) wie oft keine Kollaboration stattgefunden hat.

Bei der Kontrollgmppe wird ebenfalls untersucht:

a) Wie oft die einzelnen Teams unter Einbezug der Notebooks kollaborieren,

b) wofür sie die Notebooks eingesetzt haben,

c) wie häufig sie ohne die Technologie kollaboriert haben und

d) wie oft überhaupt keine Kollaboration stattgefunden hat.

Daraus können Rückschlüsse gezogen werden, welche die Hypothese unterstützen oder

widerlegen.

Für diese Verhaltensanalyse wird der ganze Arbeitsprozess der Teams (Interaktions- und

Kommunikationsprozess) auf Video aufgenommen. Die Aufnahmen der insgesamt sechs

Teams werden angeschaut und transkribiert. Der Zweck der Transkribierung besteht darin,

dass die zu untersuchenden Verhaltensprozesse anhand der Transkripte bestimmt und

nachvollzogen werden können.

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Anhand der Transkripte werden bei der Testgruppe a.) die koUaborative Arbeitszeit an den

Roomware®-Komponenten, b.) der koUaborative Benutzungszweck der Roomware®-

Komponenten, c.) der Kollaborationsgrad ohne Roomware^-Komponente sowie d.) Phasen

bestimmt, in denen überhaupt keine Kollaboration stattfindet.

a.) Als „koUaborative Arbeitszeit an den Roomware®-Komponenten" gilt, wenn 3 oder

mehrere Personen sich gemeinsam an einer Roomware®-Komponente aufhalten. Dabei

können sie auf dem Bildschirm lesen, mit dem Bildschirminhalt interagieren (anklicken,

markieren, annotieren, scrollen, ausdrucken, usw.), mit den Anwesenden über den

Bildschirminhalt oder darauf bezogene Themen (z.B. Suchbegriffe) diskutieren, ihnen

zuhören oder zuschauen, was sie auf dem Bildschirm ausführen. Die koUaborative

Arbeitsdauer wird durch die Differenz der Startzeit (sobald sich 3 oder mehrere Personen

an einer Roomware®-Komponente befinden) und der Schlusszeit (sobald sich weniger als

3 Personen an einer Roomware®-Komponente befinden) gebildet.

b.) Der koUaborative Benutzungszweck der Roomware®-Komponenten wird einerseits

anhand des Gesprächskontextes (z.B. 1: „vielleicht kannst du auch einfach im

Suchprogramm HIV Protease plus Resistenzentwicklung eingeben") und andererseits

anhand dessen, was die Beobachterin auf dem Bildschirm erkennen kann, bestimmt (z.B.

Die Kamera wird zum Commboard® gerichtet, man sieht, dass alle 3 Personen am

Commboard® stehen: auf dem Bildschirm ist die Google-Homepage zu erkennen),

c.) Als „Kollaboration ohne die Roomware®-Komponenten" gilt, wenn 3 oder mehrere

Personen am Gruppentisch sitzen und sich an einem gemeinsamen Referenzobjekt

(Gesprächsthema, Informationsquelle, etc.) beteiligen, sei es durch mündlichen

Infoaustausch, durch Zuhören oder durch gemeinsames Betrachten einer

Informationsquelle. Schweigemomente, die nicht länger als 1 Minute andauern

(Nachdenkphase) werden ebenfalls als Kollaboration betrachtet.

d.) Wenn 3 oder mehrere Personen am Gmppentisch sitzen oder sich an den Roomware -

Komponenten befinden, jede Person jedoch alleine am Lesen/Schreiben/Umschauen ist

oder sich jeweils in zweier Gruppen unterhalten, so wird dies als „Keine Kollaboration"

betrachtet.

Falls sich zwei Personen unterhalten und eine dritte Person ihnen zuhört, wird das

wiedemm als Kollaboration betrachtet.

Die Dauer der jeweiligen Kategorie wird durch die Differenz der Start- und der

Schlusszeit gebildet.

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Beispiel:

Bestimmung der „Kollaboration an der Roomware® "

und des „kollaborativen Einsatzes der

Roomware ":

14:47 (Zeit): 3 und 7 stehen auf und verlassen den Gruppentisch. Sie gehen wahrscheinlich

zum Commboard® (man sieht es zwar nicht, aber man kann es aus dem Kontext schliessen), 1

folgt nach.

16:04 Die Kamera wird zum Commboard® gerichtet, man sieht, dass alle 3 Personen (1,3 und

7) am Commboard stehen: sie gehen auf die Google-Homepage und diskutieren, was sie als

Suchbegriff eingeben sollten:

3: also, was sollen wir eingeben

1:HIV

3: einfach mal HIV. (tippt)

1 : oder HIV Protease

3: wie soll ich das schreiben, aneinander?

3: aber kann man nicht einfach, beim Google kann man doch so eine Untergruppe

dazuschreiben, irgendwie mit so Zeichen, aber ich weiss eben nicht wie es geht. So HIV

Protease und dann so ein Ding und dann Resistenzentwicklung

1 : da, klickt mal

3: (klickt)... das wäre ja eigentlich das, oder...

17:31 geht 7 zurück zum Gruppentisch, 1 und 3 bleiben noch beim Commboard.

Die koUaborative Arbeitsdauer am Commboard® wird durch die Differenz der Startzeit

(16:04) und der Schlusszeit (17:31) gebildet. In diesem Beispiel beträgt sie hiermit 1 Min. 27

Sek. Eingesetzt wird das Commboard in diesem Beispiel für die Online-Informationssuche

über die HIV Protease.

Bestimmung der „Kollaboration ohne Roomware"

und der „Nicht-kollaborativen Phase ":

0:00 alle 7 Mitglieder sitzen am Gruppentisch

1 : also was machen wir

5: zuerst andere HIV-Protease Inhibitoren suchen, um zu sehen, wie die Stmktur ist.

4: du, Helen, bist du es?

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alle lachen

7: also, eigentlich, ich schlage vor jemand schreibt auf, was wir uns so überlegen

3 zu 5: schreibst du? Jedesmal, macht jedes Mal jemand anders

7: dann können wir ein bisschen sammeln, was uns einfällt

3 (zeigt zu 5): aber das finde ich einen guten Ansatz, das hätte ich auch vorgeschlagen: zuerst

mal, was überhaupt schon auf dem Markt ist

1: und danach schauen wir, weshalb sich die Resistenzen entwickelt haben, also an welchen

Stellen, so dass man schlussendlich wechseln muss.

14:00 Diskussion wird abgebrochen, weil sie das keyboard für das Commboard~ suchen. Sie

wollen auf dem Commboard" nach Informationen suchen

14:56: 3 und 7 verlassen Gmppentisch

15:20 1 verlässt Gmppentisch

15:20 2, 4, 5 und 6 sind am Gruppentisch, schauen zum Commboard®. Kein Gespräch.

(Keine Kollaboration).

17:16 Kamera schwenkt zum Gmppentisch: 4 spricht zu 6 und 5.

Die Kollaborationsdauer ohne Roomware® dauert in diesem Beispiel 14 Minuten (0:00 -

14:00). Für 3 Min. 16 Sek. (14:00 bis 17:16) findet keine Kollaboration statt.

Bei der Kontrollgmppe wird ebenfalls anhand der Transkripte a.) die koUaborative Arbeitszeit

am Notebook, b.) der koUaborative Benutzungszweck der Notebooks, c.) der

Kollaborationsgrad ohne Notebook sowie d.) Phasen bestimmt, in denen überhaupt keine

Kollaboration stattfindet.

a.) Als Kollaboration unter Einbezug der Notebooks wird definiert, wenn 3 oder mehrere

Personen am Gmppentisch sitzen und anhand eines Notebooks sich an einem

gemeinsamen Referenzobjekt (Gesprächsthema, Informationsquelle, etc.) beteiligen, sei

es durch gemeinsames Betrachten bzw. Lesen einer Informationsquelle (alle schauen in

einen Bildschirm), durch mündlichen Infoaustausch oder durch Zuhören (vorausgesetzt

alle beziehen sich auf den Inhalt des Bildschirmes). Wenn 3 oder mehrere Personen mehr

als ein Notebook verwenden, dann gilt es als Kollaboration, wenn sie sich alle an einem

gemeinsamen Referenzobjekt (Gesprächsthema, Informationsquelle, etc.) beteiligen, sei

es durch mündlichen Infoaustausch oder durch Zuhören. Zeitangaben, die mit Notebooks

in Zusammenhang stehen, sind blau gefärbt. Anfangs- und Schlusszeit einer

Kollaboration unter Einbezug der Notebooks sind jeweils unterstrichen.

85

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Als Nicht-kollaborativ gilt, wenn jemand alleine ein Notebook benutzt (Lesen oder

Schreiben) oder wenn mehrere einzeln ein Notebook benutzen, ohne sich mit den anderen

Teammitglieder (ohne Notebook) oder mit anderen Notebook-Users an einem

gemeinsamen Referenzobjekt (Gesprächsthema, Zeigen, Erklären oder durch Vorlesen

einer Informationsquelle etc.) zu beteiligen. Protokollieren unter Benutzung des

Notebooks gilt nicht als Kollaboration.

b.) Der koUaborative Benutzungszweck der Notebooks wird wie in der Testgmppe einerseits

aus dem Gesprächskontext, andererseits aus beobachtbarem Verhalten bestimmt (z.B. 3:

„...müsst mal schauen." 3 zeigt auf den Bildschirm des Notebooks, 1, 4 und 7 schauen.

Man sieht auf dem Bildschirm ein Proteinmolekül. 3: „seht ihr, das ist von oben. 5 dreht

das Molekül mit der Mouse). Häufig ist jedoch kein Einblick in die Bildschirme der

Notebooks möglich, weil sich das mit einer Kamera aufnahmetechnisch gar nicht

realisieren lässt.

c.) Als Kollaboration ohne Notebook wird definiert, wenn 3 oder mehrere Personen am

Gmppentisch sitzen und sich ohne Notebooks an einem gemeinsamen Referenzobjekt

(Gesprächsthema, Informationsquelle, etc.) beteiligen, sei es durch mündlichen

Infoaustausch, durch Zuhören oder durch gemeinsames Betrachten einer

Informationsquelle. Schweigemomente, die nicht länger als 1 Minute andauern

(Nachdenkphase) werden als Kollaboration betrachtet.

d.) Wenn jedoch 3 oder mehrere Personen am Gmppentisch sitzen, jede alleine mit oder

ohne Notebooks am Lesen/Schreiben/Umschauen ist oder sich jeweils in zweier Gmppen

unterhalten, so wird dies als „Keine Kollaboration" betrachtet. Falls sich zwei Personen

unterhalten und eine dritte Person ihnen zuhört, wird das wiedemm als Kollaboration

betrachtet. Schweigemomente, die länger als 1 Minute andauern, werden ebenfalls als

Nicht-kollaborativ erfasst.

Die Dauer der jeweiligen Kategorien wird wie bei der Testgmppe durch die Differenz

einer Start- und einer Schlusszeit gebildet.

Beispiel:

Bestimmung der „Kollaboration unter Einbezug der Notebooks" und des „kollaborativen

Einsatzes der Notebooks ":

8:56 3 (setzt sich ans Notebook und fragt): wer hilft?

9:09 (3, 5 und 6 schauen ins Notebook)

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3: Oh, jetzt hat es hier tausend Sachen drin. Soll ich über Google, nein, nicht über Google,

weisst jemand die Adresse auswendig

6: du kannst eigentlich in die Pharmazeutische Chemie hineingehen und dort...

4: www.pdb.org.ch oder so...

19:23 (6 lehnt sich zurück und plaudert mit 5, 3 ist alleine am Notebook)

Die koUaborative Arbeitsdauer am Notebook wird durch die Differenz der Startzeit (9:09)

und der Schlusszeit (19:23) gebildet. In diesem Beispiel beträgt sie hiermit 10 Min. 14 Sek.

Eingesetzt wird das Notebook in diesem Beispiel für die Online-Informationssuche über die

HIV Protease.

Bestimmung der„Kollaboration ohne Notebook

"

und der „Nicht-kollaborativen Phase ":

17:12- 17:28 (Schweigen, alle sind wieder einzeln am Lesen. Keine Kollaboration)

17:29 6 und 4 besprechen miteinander: unv.

2 und 3 besprechen miteinander: unv.. .Protein.. .unv.

18:20 2 zu 3 (1 und 7 scheinen zuzuhören): im Prinzip ist das Ziel, die HIV 1 Protease zu

hemmen, so dass es nicht erst anfangen kann?

1: hmm.

7 (nickt)

18:32 (alle lesen weiter. Keine Kollaboration)

In diesem Beispiel findet von 17:12 bis 18:20 keine Kollaboration statt (1 Min. 08 Sek.).

Die „Kollaboration ohne Notebook" dauert in diesem Beispiel von 18:20 bis 18.32 (12 Sek.).

Bewertung der fachlichen Teamleistungen

Gmndlage für die Bewertungskriterien sind Überlegungen zu Stärken von koUaborativer

Arbeit. Zahlreiche Forschungsarbeiten bestätigen, dass unter bestimmten Bedingungen (siehe

Kapitel „2.3.2 Bedingungen für effektives kollaboratives Lemen") koUaborative Lern- und

Arbeitsformen zu mehr Effektivität und Produktivität führen als kompetitives oder

individuelles Arbeiten. Insbesondere für die Fördemng des logischen und kritischen Denkens,

der Problemlösefahigkeit, der Kreativität und der Fähigkeit, das erworbene Wissen auf eine

reale Situation anzuwenden, ist kollaboratives Lernen viel Erfolg versprechender als

individuelles Lernen (Johnson, D.W, & Johnson, R.T., 1992).

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Wenn kollaboratives Arbeiten tatsächlich diese Eigenschaften fördert, dann sollte das Team in

der Lage sein, nicht nur fachlich korrekte sondern auch neue kreative Lösungsansätze zu

schaffen. Die Teamergebnisse lassen sich daher an der fachlichen Korrektheit und an der

Kreativität der präsentierten Lösungsansätze messen. Es wird daher zwischen zwei

Kategorien unterschieden:

1. Kategorie: fachlich korrekte Lösungsansätze, die häufig in Lehrbücher zu finden sind, im

Skript stehen oder von der Vorlesung her bekannt sind.

2. Kategorie: fachlich korrekte Lösungsansätze, welche zusätzlich neue kreative

Überlegungen beinhalten, welche nicht in jedem Lehrbuch oder im Skript stehen und

schon generell bekannt sind. Solche Ansätze repräsentieren eher die Leistung der

Zusammenarbeit als jene der 1. Kategorie.

Daher werden für solche Lösungsansätze pro Lösungsansatz zwei Punkte erteilt und jene der

1. Kategorie werden mit einem Punkt bewertet. Gmndlagenwissen (wie z.B. was ist die HIV

Protease und welche Funktion hat sie usw.) und rekapituliertes Wissen (das Berichten, was

andere bisher gemacht haben, ohne eigene Ideen einzubringen) werden mit keinem Punkt

bewertet.

Die Verknüpfung der beiden Qualitätskriterien (fachlich korrekte und neue kreative

Lösungen) ist insofern wichtig, als aus einer Kollaboration nicht nur allgemein bekannte

fachlich korrekte Inhalte rekapituliert werden, sondern auch neue kreative Lösungen entstehen

sollen. Darin reflektiert sich schließlich der Mehrwert einer Gmppenarbeit.

Für die Bewertung der präsentierten Lösungsansätze werden alle Vorträge transkribiert.

Anhand dieser Transkripte werden die Lösungsansätze von vier Fachpersonen unabhängig

voneinander bewertet, wobei drei davon nicht wissen, welche Lösungsansätze zu welchem

Team und welcher Gruppe gehören und die vierte Fachperson die Autorin selbst ist, welche

Kenntnis über die Zugehörigkeit der Lösungsansätze hat.

Anhand dieser Daten werden die Test- und die Kontrollgmppe einander gegenübergestellt

und Rückschlüsse im Hinblick auf die Hypothese gezogen.

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7. Durchführung der Vorstudie

7.1 Experimentelles Design

Allgemeines

Insgesamt bestand die Stichprobe aus 52 Pharmaziestudierenden des Instituts für

Pharmazeutische Wissenschaften der ETH Zürich. (43 Studentinnen und 9 Studenten). Die

Studierenden waren im Mittel (Medianwert) 24 Jahre alt (SD - 2.6) und studierten im 5.

Semester (Medianwert, SD = 0.4). Untersuchungsfach war ein offizielles Seminar in der

Pharmazeutischen Chemie, das wöchentlich stundenplanmäßig eine Stunde beanspruchte.

Alle Studierenden wurden zu Beginn des ersten Semesterkurses umfassend über die

Bedeutung und den Verlauf der Untersuchung informiert und in die Benutzung der

Roomware® eingeführt.

Per Los wurden sie in zwei Gruppen eingeteilt - in eine Test- und eine Kontrollgmppe. Beide

Gmppen wurden anschließend über ihre Einschätzungen und Präferenzen für Lehrmedien und

-Methoden, Erfahmngen mit Computer und Internet, Kenntnisse und Nutzung von

Programmen, Einstellungen zu Computer und Internet sowie ihrer technischen Ausstattung

mittels Fragebogen befragt. Das Ergebnis dieser Befragung zeigte, dass beide Gmppen ein

ähnliches Profil aufwiesen und daher als äquivalent betrachtet werden konnten.

Die beiden Gmppen unterschieden sich nur darin, dass die Testgmppe während der

Untersuchung die Roomware® für ihre Arbeit benutzen durften, während der Kontrollgmppe

dies untersagt wurde. Die Kontrollgmppe durfte Notebooks als Computemnterstützung

verwenden. Ansonsten galten während der offiziellen Seminarstunde für beide Gmppen die

gleichen Arbeitsbedingungen. Was die Studierenden beider Gmppen außerhalb dieses

Seminars unternahmen, ob sie untereinander die Aufgabe besprachen oder ob die

Kontrollgmppe auch die Roomware® benutzten, stand nicht mehr unter unserer Kontrolle.

Dieses Kontaminationsrisiko lässt sich jedoch nicht eliminieren, solange unter natürlichen

Gegebenheiten und nicht unter „künstlichen Studienbedingungen" gearbeitet wird. Um dieses

Risiko möglichst gering zu halten, beteuerte der Dozent zu Beginn der Studie den

Studierenden, dass ihre Gruppenzugehörigkeit, ihre Leistungen, ihre Deklarationen in den

Fragebogen sowie das Ergebnis dieser Untersuchung keinerlei Konsequenzen auf ihre

persönlichen Schlussprüfungsnoten haben würden und forderte sie daher auf, die

Bedingungen der Studie einzuhalten.

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Damit durfte angenommen werden, dass die Studierenden kein Interesse hatten, die

Spielregeln nicht zu verfolgen.

Innerhalb dieser beiden Gruppen konnten sich die 26 Studierenden selber in Teams mit je 5-7

Personen einteilen. Dieses Vorgehen basiert auf der Vermutung, dass eine gute

Zusammenarbeit stark von der Beziehungsqualität, Akzeptanz und Kameradschaftlichkeit

abhängt. Daher wurde die Teambildung den Studierenden selber überlassen.

Um das Gefühl des Zusammenhaltes im Team („Wir-Gefühl") noch zu stärken, wurde im

Rahmen des didaktischen Konzeptes jedem Team die Rolle eines repräsentativen

Forschungsteams eines fiktiven Pharmaunternehmens zugeteilt, welches mit den anderen

Teams in einem Wettbewerb stand. Damit sollten die Teammitglieder dazu angeregt werden,

das Gefühl des Zusammenhaltes im Team und das Vorhandensein von gemeinsamen Zielen

intensiver wahrzunehmen, um gemeinsam und tatkräftig am Teamergebnis zu arbeiten.

Zeitlicher Rahmen

Die ganze Studie zog sich über zwei Semester hinweg vom November 2001 bis Juni 2002. Im

ersten Semester wurde eine erste Vorstudie durchgeführt. Anschließend wurde in den

Semesterferien ein freiwilliger Blockkurs organisiert. Im zweiten Semester wurde die

Hauptstudie vollzogen. Die Vor- und Hauptstudie umfasste ungefähr 40 Stunden, wobei 20

Stunden für die Test- und 20 Stunden für die Kontrollgmppe zur Verfügung standen.

Zusätzlich wurden 3 Tage à ca. 6 Stunden für den Blockkurs aufgewendet. Insgesamt

umfasste die ganze Untersuchung ca. 60 Stunden.

7.1.2 Vorstudie

Die Vorstudie (Wintersemester 2001/02) diente in erster Linie der Entwicklung des

didaktischen Konzepts für das Computer-Unterstützte koUaborative Lernen sowie der

Exploration der Möglichkeiten der neuen Computertechnologie (Roomware®).

In dieser Vorstudie fand das Seminar für die Testgmppe im Vireal Lab® statt. Der Ablauf

einer solchen Seminarstunde bestand darin, dass die Lehrperson zu Beginn eine 15 minütige

Einführung in einen pharmazeutisch-chemischen Themenkreis gab, welche er mit einer

Fragestellung abschloss. Danach teilte sich die Gruppe in Teams vonje 7 bis 9 Personen auf.

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Jedes Team ging selbständig der Fragestellung nach, wobei sie alle Medien benutzen durften,

sei es Roomware®, eigene Notebooks oder konventionelle Bücher. Die Lehrperson(en) waren

stets anwesend und standen den Teams bei Fragen bei. Für die Kontrollgmppe was das

Seminar weitgehend als Frontalunterricht in einem Hörsaal gestaltet. Die Lehrperson gab zu

Beginn der Lektion ebenfalls eine 15 minütige Einführung in einen pharmazeutisch¬

chemischen Themenkreis, welche er mit einer Fragestellung abschloss. Die Studierenden

hatten dann die Möglichkeit und waren auch dazu aufgefordert, ihre Notebooks mit WLAN

zu benutzen, um selber oder zu zweit Informationen zur Fragestellung über das Internet zu

finden und die gefundenen Informationen ad hoc in Interaktion mit der Lehrperson und die

anwesenden Studierenden zu besprechen.

Der fachliche Schwerpunkt lag für beide Gruppen auf dem Gebiet des „Drug Design", wobei

wöchentlich immer ein anderes Thema daraus behandelt wurde (Moleküle und Kraftfelder;

Docking; stmcture based design).

Zum Abschluss der Vorstudie wurde eine schriftliche Befragung zur Evaluation des Seminars

durchgeführt. Der eingesetzte Fragebogen wurde ursprünglich vom Institut für

Arbeitspsychologie der ETH Zürich für die Evaluation von Lernmedien (Grund, S.,

Windlinger, L. & Grote,G., 2002 a,b) entwickelt. Für diese Vorstudie wurde er in

Zusammenarbeit mit der Autorin erneut an die Untersuchungsgegebenheiten angepasst (siehe

Anhang 1, II Hauptfragebogen). Nach einer kurzen Anleitung zum korrekten Ausfüllen des

Fragebogens wurde er an die 48 Studierenden (22 Studierende der Testgmppe und 26

Studierende der Kontrollgmppe) verteilt.

Der erste Teil des Evaluationsfragebogens betraf das Seminar im Allgemeinen, d.h. den

Inhalt, den Dozenten, die Struktur und die Technik. Die Skala reichte von 1 (~ stimmt nicht)

bis 6 (stimmt völlig). Die Studierenden hatten die Möglichkeit im Anschluss an diesen ersten

Frageblock, Bemerkungen aufzuschreiben.

In einem zweiten Teil wurde ein Teil der Eigenzustandsskala von Apenburg (1986)

bearbeitet. Diese Skala misst Aspekte der situativ bedingten Beanspruchung und Ermüdung.

Im Hinblick auf die Fragestellung dieser Arbeit wurden die Subskalen

„Anstrengungsbereitschaft", „Stimmungslage" und „Spannungslage" ausgewählt. Die

Studierenden mussten dabei für eine Reihe von Eigenschaftswörtern dahingehend beurteilen,

inwieweit es auf ihren Zustand während des Seminars zutraf.

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In einem weiteren Teil des Evaluationsfragebogens wurden die Studierenden gebeten, ein

Gesamturteil für das Seminar „Pharmazeutische Chemie" abzugeben, ihre positiven und

negativen Erfahmngen zu schildern sowie Verändemngs- und Verbesserungsvorschläge zu

machen.

7.1.2.1 Blockkurs

Im Anschluss an die Vorstudie wurde ein dreitägiger Blockkurs im Vireal Lab® angeboten,

der allen Studierenden (auch jenen der Kontrollgmppe) auf freiwilliger Basis ermöglichte, die

Roomware® kennen zu lernen, bzw. ihre Kenntnisse zu vertiefen. Der Blockkurs erstreckte

sich über drei Tage und deckte einen zeitlichen Umfang von 18 Stunden ab.

Das Ziel des Blockkurses war einerseits, jenen Studierenden, welche in der Vorstudie der

Kontrollgmppe angehörten, die Möglichkeit zu geben, die Roomware® kennen zu lernen.

Andererseits konnte die Lehrkraft im Hinblick auf die Planung der Hauptstudie weitere

Erfahrungen bezüglich Didaktik und Technologie sammeln.

8 Studierende nahmen diese Möglichkeit wahr. Das Thema dieses Blockkurses war „Protein-

Ligand Wechselwirkungen und Docking". Am ersten Tag gab die Lehrkraft der ganzen

Gmppe eine kleine Einführung ins Thema. Danach gab die Lehrperson die Lemziele bekannt.

Die 8 Studierenden organisierten sich in Kleingruppen und erarbeiteten sich selbständig im

Vireal Lab das nötige Wissen, um die Lemziele zu erreichen. Sie durften dabei sowohl die

Roomware® als auch Bücher benutzen. Die Lehrkraft war stets anwesend und konnte bei

Schwierigkeiten zu Rate gezogen werden. Gegen Ende des jeweiligen Tages besprach die

Lehrperson mit allen Studierenden ihre Ergebnisse sowie Probleme, die während des

Arbeitsprozesses vorkamen.

Um aus dem Blockkurs möglichst viele Aufschlüsse für die Gestaltung der Hauptstudie zu

gewinnen, wurde eine umfassende Evaluation durchgeführt: Nebst dem Fragebogen der

Vorstudie wurden für den Blockkurs zwei weitere Instmmente (siehe Kapitel „6.2.1

Evaluationsmethoden") eingesetzt: der Kurzfragebogen mit offenen Fragen, in welchem die

Studierenden am Ende jedes Tages ihre Erfahmngen schilderten sowie die Sitzung bewerteten

und das Interview zur Evaluation der Nutzbarkeit und Benutzerfreundlichkeit der

Roomware®.

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8. Zwischenbilanz

8.1 Evaluationsergebnisse der Vorstudie und des Blockkurses

Im Folgenden werden die Evaluationsergebnisse der Vorstudie, des Blockkurses und die

Erfahrungen der Lehrpersonen dargestellt, um daraus Bilanz und entsprechende Schlüsse für

die Gestaltung der Hauptstudie zu ziehen.

Die Auswertung der Evaluationsergebnisse wurde von Windlinger (Windlinger, L., Khov-

Tran, V., Grand, S., Grote, G. & Folkers, G., 2002) durchgeführt.

Mittels Mittelwertvergleichen wurde vorerst untersucht, ob die Beurteilungen der Test- und

der Kontrollgmppen sich unterschieden. Dies war nicht der Fall; es ließen sich auch keine

Tendenzen ableiten. Aus diesem Grund werden nachfolgend die Daten aller Studierenden -

unabhängig von ihrer Gruppeneinteilung - zusammengefasst aufgeführt.

8.1.1 Vorstudie

Seminar im Allgemeinen

Die Studierenden bezeichneten den behandelten Inhalt als eher interessant und auch die

Vermittlung durch den Dozenten unter Verwendung der eingesetzten Hilfsmittel als gelungen.

Die Studierenden waren weder über- noch unterfordert und das Tempo der Veranstaltung war

dem Niveau angepasst. Am schlechtesten schnitten in der Bewertung der Studierenden die

Struktur des Seminars und die Erkennbarkeit eines roten Fadens ab.

Die Studierenden wendeten für das Seminar „Pharmazeutische Chemie" sehr wenig Zeit auf.

Die mittlere Vor- und Nachbereitungszeit betrag nur eine knappe halbe Stunde und die

Studierenden gaben an, im Vergleich zu anderen Veranstaltungen weniger Zeit aufzuwenden.

21 Teilnehmer(-Innen) gaben an, gar keine Vor- oder Nachbereitungszeit aufzuwenden.

Die Studierenden hatten die Möglichkeit im Anschluss an diesen ersten Frageblock,

Bemerkungen aufzuschreiben. Die Inhalte dieser Bemerkungen bezogen sich auf folgende

Themen:

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• Es ließ sich in der Veranstaltung kein roter Faden erkennen.

• Es wurde viel Zeit verloren mit Organisation und v. a. mit technischen und

Computerproblemen.

• Man konnte abgesehen von der Bedienung von Computern und Softwaren wenig lernen.

• Die einzelnen Sitzungen waren für sinnvolles Arbeiten mit der Roomware zu kurz.

• Die Grundidee und das Konzept des Seminars wurden positiv beurteilt, aber die

Umsetzung als nicht gelungen bezeichnet.

Eigenzustand

Diese Skala misst Aspekte der situativ bedingten Beanspruchung und Ermüdung. Die

Mittelwerte bezeichnen mittlere Ausprägungen auf sämtlichen verwendeten Subskalen

(„Stimmungslage", „Anstrengungsbereitschaft", „Spannungslage").

Es zeigte sich, dass sich die beiden Gmppen hinsichtlich Beanspruchung und Ermüdung nicht

unterschieden.

Die Mittelwerte bezeichneten eine mittlere Ausprägung auf der Subskala „Stimmungslage"

(neutrale Stimmung) und „Anstrengungsbereitschaft". Bei der Subskala „Spannungslage" war

der Mittelwert im Bereich überwiegender bis ziemlicher Unangespanntheit.

Gesamturteil

Die Testgmppe beurteilte das Seminar auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 5 (sehr gut)

mit 2.52 (SD = 0.75) und die Kontrollgmppe beurteilte das Seminar mit 2.69 (SD = 0.79).

Diese Werte bezeichnen eine Einschätzung des Seminars als „mittel" bis „schlecht".

Die Gründe für diese eher negativen Beurteilungen konnten aus den von den Studierenden

geschilderten positiven und negativen Erfahmngen sowie aus ihren Verändemngs- und

Verbesserungsvorschlägen erschlossen werden.

Die Ergebnisse werden im Folgenden getrennt nach Gruppen dargestellt, da sich der

Referenzrahmen der beiden Gruppen unterschied.

Testgruppe:

- Positive Erfahrungen:

Den Studierenden der Testgrappe gefiel im Seminar vor allem das Kennen lernen einer neuen

Technologie bzw. einer Medienumgebung gut (10 Nennungen). Dabei wurden vor allem die

Visualisierungsmöglichkeiten als positiv bezeichnet. Ein weiterer Schwerpunkt bei den

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positiven Erfahmngen war die Sozialform des Seminars: 7 Studierende bezeichneten das

gemeinsame Arbeiten und den direkteren Kontakt zum Dozenten als positive Erfahmng.

- Negative Erfahrungen:

Besonders missfielen den Studierenden der Testgmppe organisatorische Aspekte des

Seminars (16 Nennungen). Dabei wurde das Fehlen eines roten Fadens bzw. einer klaren

Struktur bemängelt. Die Studierenden hatten zudem das Gefühl viel Zeit verloren zu haben

ohne konstruktiv die Inhalte angehen zu können. Weitere negative Erfahrungen betrafen die

geringe Lemeffektivität des Seminars (5 Nennungen), die zu großen Teams für eine sinnvolle

Arbeit mit den großflächigen Touchscreen-Systemen (5 Nennungen) und die unausgereifte

Kenntnis der Technik (4 Nennungen).

- Veranderungs- und Verbesserungsvorschläge

Die Verbessemngsvorschläge der Studierenden betrafen in erster Linie die Organisation (14

Nennungen). Im Weiteren wurde eine Verkleinemng der einzelnen Teams gewünscht (5

Nennungen). 4 Studierende wünschten einen besseren Zusammenhang zwischen Vorlesung

und Seminar.

Kontrollgmppe:

- Positive Erfahrungen:

Den Studierenden der Kontrollgmppe gefiel im Seminar vor allem das Kennen lernen und der

Kontakt mit neuen Medien und Technologien gut (16 Nennungen). Insbesondere wurde der

Wert des Internets als Informationsraum und die Möglichkeiten der Visualisierung auf den

Notebooks positiv beurteilt. Weitere Nennungen zu positiven Erfahmngen betrafen den

Unterrichtsstil der Lehrperson (6 Nennungen) und die durch die Halbierung der

Studierendenzahl bedingte kleine Gruppengröße und die damit verbundene Auflockerung der

Atmosphäre im Seminar (3 Nennungen).

- Negative Erfahrungen:

Besonders negativ fanden Studierenden der Kontrollgmppe vor allem organisatorische (15

Nennungen), Lemwirksamkeitsbezogene Aspekte (14 Nennungen) und Technikbezogene

Probleme (12 Nennungen). Hinsichtlich der Organisation wurde in erster Linie der Mangel

eines roten Fadens angesprochen. Es war kein Aufbau erkennbar und den Studierenden wurde

nicht klar, was die Lemziele waren und worauf die einzelnen Seminarstunden hinauslaufen

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sollten. Die Studierenden hatten zudem den Eindruck, dass der Nutzen des Seminars für den

Wissenserwerb sehr gering war. Dies hing unmittelbar mit technischen Problemen zusammen,

deren Behebung sehr viel Zeit in Ansprach nahm.

Als eine weitere negative Erfahrung wurde deklariert, dass die Fokussierung der Lehrperson

hauptsächlich nur auf Studierende mit Notebooks war, während jene ohne Notebooks sich

von der Lehrperson vernachlässigt fühlten.

- Veränderungs- und Verbesserungsvorschläge:

Die Veränderungs- und Verbessemngsvorschläge der Studierenden betrafen vor allem die

Fördemng nach einer klareren Stmkturierang und Organisation, eines gegliederten Konzepts

und der Festsetzung von (Lern-) Zielen (13 Nennungen). Jeweils 3 Nennungen betrafen eine

verbesserte inhaltliche Integration von Vorlesung und Seminar, den Wunsch nach

Doppelstunden für die Durchführung der Seminareinheiten und vermehrte Gruppenarbeit

bzw. den Wunsch nach Gruppenübungen.

8.1.2 Blockkurs

Blockkurs im Allgemeinen

Die Teilnehmer(-Innen) des Blockkurses bewerteten diesen als sehr positiv. Die Bewertungen

für Form, Inhalt, Anforderungsniveau, Tempo und die Bewertung der Lehrpersonen bewegten

sich alle auf höchstem Niveau. Ein wenig schlechter schnitt wiederum die Organisation des

Kurses ab; die Klarheit der Aufträge und das Sichtbarmachen des roten Fadens könnten noch

optimiert werden (2 Beispiele sind im Anhang 3).

Gesamturteil

Die positive Bewertung des Blockkurses zeigte sich auch im Gesamturteil, welches mit einer

fünfstufigen Skala erhoben wurde. Hier lag der Medianwert bei 5 (Mittelwert 4.67), dem

höchsten Wert der Skala.

Die Teilnehmer(-Innen) lobten insbesondere die gute Atmosphäre, die Arbeit in den Gruppen

und die intensive Betreuung durch die Lehrpersonen. Bezüglich der Roomware" wurden die

Möglichkeiten der gemeinsamen Interaktion mit dem System und die Visualisiemngen als

besonders vorteilhaft für das Lernen herausgestrichen.

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Als besonders schlecht bezeichneten die Studierenden im Blockkurs nichts, wiesen aber

darauf hin, dass das größte Problem der Umgang mit den fachlichen Software Programmen

war, da auch die Lehrpersonen die Software nicht in allen Fällen im Griff hatten.

Entsprechend bezogen sich die Verändemngs- und Verbessemngsvorschläge besonders auf

bessere Instruktionen für die Bedienung der Software-Programme. Ansonsten wurde der

Umgang mit der Roomware® Technologie von den Teilnehmer(-Innen) des Blockkurses als

unproblematisch bewertet.

Nutzbarkeit und Benutzerfreundlichkeit der Roomware®

Die Daten aus dem Interview zeigten, dass vor allem die Touchscreen-Funktionalität und die

externe Tastatur von den Studierenden benutzt wurden. Auch die externe Maus wurde oft

verwendet; die Maus-Funktionalitäten (rechter/linker Klick) der floating tools waren nur der

Hälfte der befragten Studierenden bekannt. Die restlichen Funktionalitäten der floating tools

(Schreib- und Markierungsstifte, Formen, screen pointer, Schrifterkennung etc.) wurden gar

nicht benutzt. Das sog. „Smart Keyboard" (on-screen Tastatur) war den meisten Studierenden

zwar bekannt, wurde aber als mühsam in der Verwendung bezeichnet.

Im Allgemeinen bewerteten die Studierenden die Touchscreen-Funktionalität als gut.

Vielmehr störten sich mehrere an den starken Spiegelungen des Bildschirms aufgrund

ungünstiger Lichtverhältnisse. Auch beklagten sich mehrere über die ungenaue Justierung der

Touchscreen-Funktionen, so dass man zur Interaktion mit den Bildschirminhalten ganz gerade

vor den Bildschirmen stehen müsste, da man sonst die gewünschten Befehle nicht mit dem

Finger ausführen konnte.

Ein weiteres öfter erwähntes Problem mit den Grossbildschirmen betraf die Tatsache, dass

sich die Bildschirminhalte nicht rotieren ließen, was besonders bei der Arbeit am

InteracTable® störend war, weil sich alle Grappenmitglieder zur gleichen Seite des Tisches

begeben mussten, um Textdokumente lesen zu können.

Andererseits wurden die Grossbildschirme aber auch positiv bewertet: Die Größe der

Bildschirme wurde als optisch angenehm bezeichnet und führte dazu, dass man auch dann die

Übersicht nicht verlor, wenn man sich Details (z. B. von komplexen Molekülen) anschaute.

Die Größe der Bildschirme führte nach Aussagen der Studierenden auch dazu, dass die

Interaktion und das eigene Ausführen von Ideen gefordert und erleichtert wurden (z. B. indem

man direkt auf Inhalte hinweisend auf diese Bezug nehmen konnte). Zusätzlich hatten die

Studierenden das Gefühl, den Objekten „näher" zu sein, da man sie praktisch anfassen konnte.

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Bezüglich des Lernens in der Gruppe bewerteten die Studierenden die Roomware insofern

als positiv, als alle Mitglieder einer Gmppe sehen konnten, „was Sache ist", jeder seine Ideen

einbringen und auch gleich selbst ausprobieren konnte. Der Lemeffekt konnte zusätzlich

erhöht werden, als man beim Ausführen einer Aktion diese oft sprachlich begleiten müsste

und von den Kollegen(-Innen) sofort korrigiert wurde, wenn die Aktion nicht richtig oder

zielorientiert war.

Bewertung des Blockkurses

Die Auswertung der schriftlichen Kurzbefragungen bestätigten größtenteils die bisher

genannten Ergebnisse. Es wurde wiederum erwähnt, dass die eingesetzten Software-

Applikationen für die Molekülmodellierung und -Visualisierung als sehr komplex und relativ

schwierig zu lernen waren. Dementsprechend wurde relativ viel Zeit aufgewendet, um

Softwarebezogene Schwierigkeiten zu lösen.

Im Weiteren ließ sich verfolgen, dass die Gmppenbildung relativ viel Zeit in Ansprach nahm.

Die Studierenden berichteten in den Fragebogen, dass am ersten Tag des Blockkurses noch

gewisse Hemmungen vorhanden waren. Am dritten Tag des Blockkurses wurden sowohl das

Arbeiten wie auch die Atmosphäre in der Gmppe als sehr positiv beurteilt.

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8.2 Bilanz der Vorstudie und des Blockkurses

Die Vorstudie brachte zutage, dass die Studierenden beider Gruppen den Inhalt, die Lehrkraft

und die Grundidee des Seminars als positiv bewerteten. Sie kritisierten jedoch deren

Umsetzung. Die größeren Probleme waren organisatorischen, didaktischen und technischen

Ursprungs: Als größte Schwierigkeit bezüglich der Organisation war die unklare Struktur des

Seminars. Dadurch hatten Studierende das Gefühl viel Zeit verloren zu haben ohne

konstruktiv die Inhalte angehen zu können. Ein weiteres problematisches Element war der

Zeitfaktor: Es wurde festgestellt, dass für die Testgrappe, welche die Aufgabe koUaborativ in

Teams selber bearbeiten mussten, viel mehr Zeit zur Verfügung gestellt werden müsste als

geplant. Einstündige Sitzungen für Gruppenarbeiten waren entschieden zu kurz, um ein

kleines Thema bzw. eine kleine Aufgabe sinnvoll lösen zu können.

Als größtes didaktisches Problem stellte sich die Tatsache heraus, dass die Aufgaben beider

Gmppen keinen roten Faden und keine Ziele aufwiesen. Bei der Testgrappe beinhalteten sie

zudem nicht in ausreichendem Ausmaß Kollaborationserfordernisse. Ein weiterer Kritik der

Testgrappe betraf die Gruppengröße: sie war zu groß, um effektiv miteinander arbeiten zu

können. Die Gruppenarbeit per se wurde aber bezüglich fachlicher und sozio-emotionaler

Unterstützung als vorteilhaft bezeichnet und die Qualität der Zusammenarbeit wurde als

befriedigend empfunden.

In der Kontrollgrappe kam auch die Kritik auf, dass in der Stunde nicht alle mitarbeiten

konnten. Nur jene, die ein Notebook hatten, konnten hauptsächlich in der Stunde mitwirken.

Die Studierenden schätzten deshalb die Lerneffektivität des Seminars als gering ein und

wendeten dementsprechend nur wenig Zeit für das Seminar auf.

Die technische Integration der Roomware® und der Notebooks (WLAN) in den Unterricht

waren bei beiden Gruppen noch ungenügend, weil es öfters noch zu technikbedingten

Schwierigkeiten kam. Interessanterweise unterschieden sich die Test- und die Kontrollgruppe

nicht in ihren Bewertungen der in den jeweiligen Kursen eingesetzten Technologien

(Testgrappe: Roomware® und Kontrollgmppe: Notebooks). In beiden Settings wurden die

neuen Technologien als eher neutral bewertet. Die Vorteile lagen im Abwechslungsreichtum

und dem besseren Zugang zu Informationen. Der Einsatz der neuen Technologien führte aber

nicht zu einer vertieften Auseinandersetzung mit den Inhalten.

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Im Gegensatz zur ersten Vorstudie fielen die Bewertungen des Blockkurses insgesamt

durchwegs positiver aus. Die Studierenden äußerten sich besonders positiv darüber, dass sie

für die Bearbeitung der Aufgaben in den Gruppen genügend Zeit hatten und dass die Gruppen

mit je 4 Mitgliedern eine Größe hatten, die eine intensive Kollaboration erlaubte. Auch die

Lehrkraft machte die erfreuliche Erfahmng, dass die Studierenden durch diese Lemform

fachlich sehr weit kamen. Sie stellten oft Fragen, welche selbst die Lehrkraft überforderten.

Insgesamt schien die Lemform des Blockkurses annähernd einer „idealen Lehr- und

Lemform" zu entsprechen, wie es von Seiten des Lehrpersonals und der Lernenden zu

verlauten ließ.

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8.3 Schlussfolgerungen für die Hauptstudie

Aus den Evaluationsdaten der Vorstudie und des Blockkurses wurde der Schluss gezogen,

dass insbesondere das didaktische Konzept und die Organisation immense Schwächen

aufzeigten und daher für die Hauptstudie überarbeitet werden müssen.

In der Hauptstudie sollte insbesondere Wert darauf gelegt werden, dass für beide Gmppen die

gleiche Arbeitsart bei gleichen Aufgaben und die gleiche Zeitbedingung gewährleistet

werden.

Gestützt auf die Evaluationsdaten wurden folgende didaktische und organisatorische

Verbessemngen vorgeschlagen:

• Der didaktische Ansatz sollte für beide Gmppen (Test- und Kontrollgmppe) auf

Gruppenarbeit beruhen. Die Gruppenarbeit hatte sich sowohl in der Vorstudie als auch im

Blockkurs bewährt. Um die koUaborative Arbeitsweise zusätzlich zu unterstützen, sollten

Formen der Puzzle-Methode (Aronson, E. et al., 1978) ins didaktische Konzept

mitintegriert werden (siehe Kapitel „6.1 Didaktisches Konzept").

• Der einzige Unterschied zwischen Test- und Kontrollgrappe sollte nur in der Anwendung

der Technologie (Roomware- oder Notebooks) liegen, was eine angemessene, auf die

Hypothese gerichtete Vergleichbarkeit der beiden Gruppen gewährleistet.

• Die Aufgabenstellung sollte konkret und so konzipiert sein, dass sie in ausreichendem

Ausmaß Kollaboration erfordert und annähernd zur Kategorie „Mehrdeutige Aufgabe ohne

richtige Antwort" gehört (Cohen, E., 1994). Dabei sollte es nicht nur um die richtige oder

falsche Antwort gehen, sondern vielmehr um verschiedene Lösungsmöglichkeiten, die sich

in der Qualität unterscheiden.

• Es sollte mehr Zeit für das Lösen der Aufgabe geplant werden als in der Vorstudie.

• Die Gruppengröße der Teams sollte auf max. 7 Personen reduziert werden. Die 26

Studierenden pro Grappe sollten sich deshalb auf 4 Teams aufteilen. (Eine ideale

Teamgröße wäre zwar 3-4 Personen, da jedoch nur 4 Roomware® Komponenten zur

Verfügung standen, konnte die Teamgröße nicht weiter verkleinert werden.)

• Die Studierenden sollten eine klare Struktur und einen roten Faden durch den ganzen

Prozess erkennen können. Dieses Ziel sollte mit schriftlichen Lektionsplänen, welche

Aufgabenstellung, Lemziele und organisatorische Informationen enthielten, erreicht

werden.

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• Die Lehrpersonen sollten in hohem Masse eine Coaching- bzw. Begleiterrolle übernehmen

und vom traditionellen Frontalunterricht bzw. von der Vermittlerrolle abkommen. Die

Begleiterrolle der Lehrperson hatte sich sowohl in der Vorstudie als auch im Blockkurs

bewährt: es entstand eine intensivere Interaktion zwischen der Lehrperson und den

Studierenden, die von beiden Partien sehr geschätzt wurde. Dieser intensivere Kontakt mit

den Studierenden sollte der Lehrperson auch mehr Einsicht in die Gedankengänge der

Studierenden anbieten und ihr ermöglichen, besser auf die Schwierigkeiten der

Studierenden einzugehen. Didaktisch ist dieser Einblick in die „Köpfe der Studierenden

von großer Bedeutung, denn nur damit kann angemessen Feedbacks gegeben, falsche

Überlegungen angegangen und berichtigt werden" (Bransford, J.D. et al., 2000).

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9. Durchführung der Hauptstudie

In der Hauptstudie (Sommersemester 2001/02) wurden die didaktischen und

organisatorischen Verbessemngsvorschläge umgesetzt, um eine solide Basis für die

Untersuchung der Hypothese zu schaffen.

Die Stichprobe bestand nach wie vor aus der gleichen Test- und Kontrollgrappe der

Vorstudie.

Innerhalb der jeweiligen Gruppe konnten sich die 26 Studierenden in Teams mit 5-7 Personen

einteilen. Pro Gruppe entstanden dadurch 4 Teams. Sowohl Test- wie auch Kontrollgrappe

arbeiteten zeitlich verschoben im Vireal Lab®, wobei nur die Testgrappe die Roomware®

(nebst Notebooks und Bücher) nutzen durften, während der Kontrollgrappe nur die

Anwendung von Notebooks und Bücher erlaubt war.

In beiden Gruppen wurden je aus den 4 Teams zufallig 3 Teams für die Studie bestimmt. Aus

der Testgmppe waren dies Team GG, Team M und Team P, während es aus der

Kontrollgmppe das Teams G, das Team 1 und das Team S sind. Diese wurden während des

ganzen Semesters bei ihrer Arbeit im Seminar mit einer digitalen Kamera aufgenommen.

Dabei wurden die Kameras (auf Stativ) jeweils in der Nähe der drei Grappentische, an denen

die Teams sich setzten, aufgestellt. Aufgrund beschränkter Anzahl an Kameras konnten daher

nur 3, statt alle 4 Teams einer Gruppe aufgenommen werden. Die Tonaufnahme wurde

zusätzlich mit plattenförmigen, auf den Gmppentischen aufgestellten

Grenzflächenmikrophonen verstärkt. Um die störenden Umgebungslaute zu minimieren,

wurden Schallwände zwischen den Teams aufgestellt. Mit diesen beiden Maßnahmen konnte

eine zufrieden stellende Tonqualität erreicht werden.

In der ersten Seminarstunde wurden alle Teams über ihre Aufgabe, über das Lemziel und über

organisatorische Eckdaten informiert. Diese Angaben wurde ihnen zusätzlich in Form eines

schriftlichen Lektionsplanes (siehe Anhang 4) abgegeben. Vor jeder weiteren Seminarlektion

wurde ihnen ein solcher Lektionsplan per E-Mail verschickt, an dem sie sich über den Verlauf

der bevorstehenden Lektion informieren konnten. Alle Teams bekamen die gleiche

Aufgabenstellung: sie sollten als Forschungsteams eines fiktiven Pharmaunternehmens, einen

Vorgehensplan zur Entwicklung eines neuen HlV-Proteaseinhibitors ohne

Resistenzentwicklung erarbeiten (siehe Kapitel „6.1.2 Aufgabenstellung"). Um den

Studierenden die koUaborative Arbeitsweise vertraut zu machen, wurde für zwei Stunden die

Puzzle-Methode (Aronson, E. et al., 1978) mit dem folgenden Ablauf eingeführt.

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1. Die Lehrperson wählte drei Themen aus, die einerseits untereinander, andererseits auch mit

der Aufgabenstellung in Zusammenhang standen. Zu jedem Thema wurden 5-6 Fragen

schriftlich vorbereitet. Die Fragen wurden so gewählt, dass deren Antworten das

Wesentliche des entsprechenden Themas zusammenfassten.

2. Jedes Team konnte seine Mitglieder auf diese drei Themen verteilen.

3. All jene, die das gleiche Thema gewählt hatten (das waren jeweils 2-3 Leute aus jedem

Team), formierten sich zu einer so genannten Expertengmppe, setzten sich mit dem Thema

auseinander und versuchten die Fragen zu beantworten.

4. Danach löste sich die Expertengmppe auf, die Teilnehmer kehrten wieder in ihre Teams

zurück und erzählten den anderen Teammitglieder, was sie in der Expertengruppe gelernt

hatten.

Nach diesen zwei Lektionen ging jedes Team wieder der eigentlichen Aufgabenstellung nach.

In der Halbzeit wurde jedes Team aufgefordert, ihre Lösungsvorschläge im Plenum

vorzustellen. Daraufhin wurde jeder Vortrag einzeln im Plenum besprochen und jedes Team

auf die Stärken und Schwächen ihres Vortrages aufmerksam gemacht. Ausgehend von ihren

vorgeschlagenen Lösungsansätzen wurde für jedes Team individuell eine zweite

Aufgabenstellung erstellt, die oftmals eine präzisere Ausarbeitung ihrer Lösungsansätze zum

Ziel hatte.

Am Ende der zweiten Halbzeit stellte jedes Team erneut ihre Vorschläge zur zweiten Aufgabe

vor.

Um einen Anreiz zur kollaborativen Mitarbeit im Team zu erzeugen und die Motivation zur

Lösung der Aufgabenstellung zu erhöhen, wurde der ganze Prozesses mit einem Wettbewerb

begleitet, bei dem die beiden besten Teams aus der Test- und der Kontrollgruppe am Ende des

Semesters mit einem Preis belohnt werden konnten. Ihre Leistungen wurden sowohl von der

Lehrperson als auch von ihren Mitstudierenden aufgmnd ihrer Mitarbeit in der Puzzle-

Methode und ihrer beiden Präsentationen bewertet.

Zum Abschluss wurde eine schriftliche Befragung zur Evaluation des Seminars durchgeführt.

Dabei wurde der gleiche Fragebogen wie für die Evaluation der Vorstudie eingesetzt.

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9.1 Evaluationsergebnisse der Hauptstudie

Im Folgenden werden die Evaluationsergebnisse der Hauptstudie dargestellt. Daran soll

gezeigt werden, dass die didaktischen und organisatorischen Aspekte viel positiver bewertet

wurden als in der Vorstudie, so dass die Hauptstudie als solide Basis für die Untersuchung der

Hypothese genommen werden kann.

Die Auswertung der Evaluationsergebnisse wurde wie in der Vorstudie von Windlinger

(Windlinger, L., Khov-Tran, V., Grund, S., Grote, G. & Folkers, G., 2002) durchgeführt.

Mittels Mittelwertvergleichen wurde festgestellt, dass es zwischen der Test- und der

Kontrollgmppe beinahe keine Unterschiede in den Einschätzungen gab. Es ließen sich auch

keine Tendenzen ableiten. Aus diesem Grund werden nachfolgend die Daten aller

Studierenden - unabhängig von ihrer Gruppeneinteilung - zusammengefasst aufgeführt

Seminar im Allgemeinen

Die Beurteilung der Studierenden über allgemeine Aspekte dieser Hauptstudie fiel signifikant

positiver aus als jene der Vorstudie.

Die überarbeitete didaktische Gestaltung und die neue inhaltliche Ausrichtung in diesem

Semesterkurs führte dazu, dass der Inhalt als signifikant interessanter beurteilt wurde (wobei

bereits der Inhalt des ersten Semesters als interessant bewertet wurde). Das Verhalten des

Dozenten wurde ebenfalls positiver bewertet. Von besonderer Bedeutung ist die verbesserte

Bewertung der Struktur des Seminars und der Erkennbarkeit eines roten Fadens. Diese beiden

Bewertungen liegen allerdings immer noch im mittleren Bereich (3.7 in einem Skala von 1 =

sehr schlecht und 6 = sehr gut), so dass noch weitere Verbesserungen möglich sind.

Außerdem haben die Teilnehmer(-lnnen) für diesen Semesterkurs deutlich mehr Zeit

aufgewendet als für jene in der Vorstudie, bewerteten den Aufwand aber nicht als zu hoch.

Die Bewertung, dass das „Lernen Spaß gemacht hat" war bei der Testgrappe höher als bei der

Kontrollgrappe (t - -2.21, df - 50, p = 0.03). Bis auf diese eine Ausnahme gibt es keine

Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.

Eigenzustand

Im Vergleich zur Vorstudie zeigte sich, dass es keine Unterschiede in der Stimmungslage gab,

die Spannungslage jedoch signifikant geringer (t = 7.32, df = 44, p < 0.001) und die

Anstrengungsbereitschaft signifikant höher (t = -3.12, df = 44, p = 0.003) war. Diese Werte

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könnten darauf hinweisen, dass die Motivation größer und die Beansprachung kleiner

wurden.

Gesamturteil

Im Vergleich mit dem Gesamturteil der Vorstudie fiel der Gesamturteil der Hauptstudie

statistisch signifikant höher aus (t = -4.87, df = 43, p < 0.001). Die Testgruppe bewertete das

Seminar auf einer Skala von 1 bis 5 mit 3.54 (SD = 0.63) und die Kontrollgmppe mit 3.25

(SD = 0.86). Diese Werte bezeichnen Einschätzungen des Seminars im mittleren bis guten

Bereich. Zwischen den beiden Gmppen ergaben sich jedoch erneut keine signifikanten

Unterschiede.

Testgrappe:

- Positive Erfahrungen:

Die Sozialform des Kurses wurde von den Studierenden der Testgrappe als positiv

bezeichnet: 7 Studierende bezeichneten die Teamarbeit, d.h. das Diskutieren und Lemen im

Team als positive Erfahrung. Auch der direkte Kontakt zu den Lehrpersonen wurde als

positive Erfahrung genannt (2 Nennungen). Im Gegensatz zur Vorstudie wurde die

Organisation, die Leitidee, das Ziel und das Thema des Kurses positiv bewertet (6

Nennungen).

- Negative Erfahrungen:

Obschon organisatorische Aspekte von mehreren Studierenden als positive Erfahrung

vermerkt wurden, waren sich einige Studierenden nicht genau im Klaren, was von Ihnen

verlangt wurde (4 Nennungen). 5 Studierende wiesen auf das Zeitproblem hin und dass

infolge Zeitknappheit vieles zu Hause bearbeitet werden müsste. Eine weitere negative

Erfahmng betraf die geringe Lerneffektivität und die Stagnation des Lernens gegen Ende des

Seminars (5 Nennungen). Schließlich wurden die zu große Grappengröße, der fehlende Bezug

zur Vorlesung und die anfänglich störende Beeinflussung durch die Videokameras (je 1

Nennung) als negative Erfahrungen deklariert.

- Veränderungs- und Verbesserungsvorschläge

Die Studierenden wünschten sich die Bearbeitung mehrerer Themen (6 Nennungen) und

einen erhöhten Bezug zur Vorlesung. Außerdem wurde eine klarere Zielsetzung und

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gezieltere Einsetzung der Hilfsmittel vorgeschlagen. Des weiteren wurde eine Verkleinerung

der Gruppen gewünscht (1 Nennung).

Kontrollgmppe:

- Positive Erfahrungen:

Den Studierenden der Kontrollgmppe gefiel insbesondere der didaktische Rahmen, d.h. die

Bildung von Firmen und der Projektgedanke, weil beides zu mehr Praxisnähe führte (7

Nennungen). In diesem Zusammenhang wurde auch der Anreiz durch den Wettbewerb

zwischen den Teams positiv beurteilt (1 Nennung). Auch die Möglichkeit, in kleinen Teams

zu arbeiten (8 Nennungen) und die Entwicklung eigener Ideen fanden Gefallen (3

Nennungen). Dies führte dazu, dass die Behandlung des Themas als interessant und aktuell

erfahren wurde (6 Nennungen). Auch die Arbeit in den Workshops wurde positiv beurteilt (6

Nennungen).

- Negative Erfahrungen

Als negativ wurden nach wie vor organisatorische (8 Nennungen) sowie zeitliche Probleme (9

Nennungen) aufgeführt. Hinsichtlich der Organisation wurde die Aufgabenstellung als unklar

und zu umfangreich empfunden. So blieb für die Behandlung der Aufgabe zu wenig Zeit, was

dazu führte, dass viel zu Hause gearbeitet werden müsste. Weitere Nennungen betrafen die

Teamgröße und die Teamzusammensetzung (4 Nennungen). So wurden die Teams als zu groß

empfunden, was sich auch in einer geringeren Aktivität mancher Gmppenteilnehmer äußerte.

Des Weiteren wurde bemängelt, dass intemettaugliche Notebooks vorausgesetzt wurden, in

der Tat jedoch nur wenige Studierende im Besitz eines solchen Notebooks waren (2

Nennungen). Negativ beurteilt wurde auch die Lerneffizienz (6 Nennungen), insbesondere die

Behandlung nur eines Themas. 2 Studierende empfanden auch den Punktewettbewerb als

negativ, da die Vorgehensweise bei der Bewertung unklar war.

- Veränderungs- und Verbesserungsvorschläge

Die Veränderungs- und Verbesserungsvorschläge der Studierenden betrafen entsprechend den

geschilderten negativen Erfahmngen vor allem die Forderungen nach einer klareren

Aufgabenstellung und kleineren Aufgaben, die den Recherchemöglichkeiten angepasst sind (5

Nennungen). Damit zusammenhängend wurde die Behandlung mehrerer kleinerer Aufgaben

und verschiedener Themenbereiche gefordert (2 Nennungen), was auch den Forderungen nach

einer verbesserten Zeiteinteilung beziehungsweise mehr zur Verfügung stehender Zeit

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entgegenkommen würde (4 Nennungen). Weitere Nennungen betrafen das Verhalten der

Lehrpersonen: mehr Betreuung und Information wurden von 5 Studierenden gefordert.

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9.2 Analyse der Hauptstudie

Zur Untersuchung der Hypothese wurden auf der Basis der Hauptstudie die fachlichen

Leistungen der einzelnen Teams der Test- und Kontrollgmppe bewertet, das koUaborative

Verhalten sowie der Einsatz der beiden Technologien in den einzelnen Teams der Test- und

Kontrollgmppe anhand von Videoaufnahmen analysiert.

Für diesen Zweck wurden die Videobänder (MiniDV) in das MPEG4 Format komprimiert

und auf CD-ROMs gebrannt, damit die Analyse direkt am PC durchgeführt werden konnte.

Pro Team wurden insgesamt sechs Arbeitslektionen und zwei Präsentationslektionen

aufgenommen. Zwei Lektionen im Rahmen der Puzzle-Methode, waren nicht aufgenommen,

da sie nicht für die Auswertung bestimmt waren, weil die Teams sich dort als

Expertengruppen anders formierten.

Die Videodaten der insgesamt sechs Teams der Test- und der Kontrollgrappe wurden einzeln

transkribiert (detaillierte Beschreibung des Transkriptionsvorgangs folgt unter Kapitel „9.2.1

Verhaltensanalyse").

Bei einigen Teams konnten nicht alle sechs Arbeitslektionen transkribiert werden, da

entweder die Tonqualität aufgrund von technischen Problemen (Kondensatormikrophone

anstatt Grenzflächenmikrophone) zu Beginn des Kurses ungenügend war oder eine Lektion

nicht oder nur teilweise aufgenommen wurde. Die beiden Präsentationslektionen wurden

hingegen bei allen sechs Teams vollständig aufgenommen und transkribiert. Insgesamt

standen für die Test- und die Kontrollgmppe je 12:38 Stunden und 11:52 Stunden

auswertbares Material zur Verfügung.

9.2.1 Verhaltensanalyse

Die Verhaltensanalyse hatte zum Ziel, den Anteil am kollaborativen Verhalten der Teams

unter Einbezug der Technologie (Roomware® und Notebooks) sowie den Einsatzbereich der

beiden Technologien und den Anteil am nicht-kollaborativen Verhalten zu untersuchen.

Dafür wurden folgende Kategorisierangen bestimmt:

a.) Anteil der kollaborativen Arbeitszeit an den Roomware®-Komponenten (Testgruppe)

oder an den Notebooks (Kontrollgrappe) vom Gesamtarbeitsprozess

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b.) der koUaborative Benutzungszweck der Roomware -Komponenten oder der Notebooks

im Gesamtarbeitsprozess

c.) Anteil der kollaborativen Arbeitszeit ohne Roomware®-Komponente oder Notebooks

vom Gesamtarbeitsprozess und

d.) Anteil der „nicht kollaborativen" Phasen vom Gesamtarbeitsprozess

Die Definition der einzelnen Kategorien sind im Kapitel "6.2.1.2 Hauptstudie-

Verhaltensanalyse" beschrieben.

Bei der Bestimmung dieser Kategorien wurde wie folgt vorgegangen:

Die Videoaufnahmen der Teams wurden einzeln angeschaut. Die Mitglieder eines Teams

wurden mit einer Ziffer identifiziert. Am Anfang jeder Videoaufnahme wurde kurz die

Anfangssituation beschrieben (Beispiel: 0:00 alle 7 Mitglieder sitzen am Gmppentisch und

sprechen über Privates).

Sobald sie ihre Aufgabe begannen, wurde chronologisch transkribiert. Dabei wurde zuerst der

Anfangszeitpunkt notiert, an dem die sprechende Person zu sprechen begann, die sprechende

Person mit der ihr zugeteilten Ziffer identifiziert und das Gesprochene transkribiert

(Beispiel: 1:49 3: und was ist hier gemeint mit Techniken?). Wörter oder Sätze, die akustisch

nicht verständlich waren, wurden durch die Abkürzung „unv." (für „unverständlich") ersetzt.

Wenn zu beobachten war, dass am Gruppentisch mindestens 2 Personen der sprechenden

Person zuhörten, galt dieser Zeitpunkt als Beginn einer „Kollaboration ohne Technologie"

und wurde rot unterstrichen (Beispiel: 1:49). Wenn anschliessend weitere andere Personen

nacheinander sprachen, wurde jeweils nur die sprechende Person identifiziert, das

Gesprochene transkribiert aber keine Zeit mehr notiert (Beispiel: 7: also, eigentlich, ich

schlage vor, jemand schreibt auf, was wir uns so überlegen. 3: schreibst du? Jedes Mal, macht

jedes Mal jemand anders. 7: dann können wir ein bisschen sammeln, was uns einfällt).

Sobald ein Schweigemoment eintrat, wurde der Zeitpunkt, an dem das Schweigen begann und

der Zeitpunkt, an dem es endet, aufgeschrieben (Beispiel: 5:26- 5:48 Schweigen). Dauerte ein

Schweigemoment nicht länger als 1 Minute, so wurde diese Phase zur „Kollaboration ohne

Technologie" gezählt. Würde er länger als 1 Minute andauern, wurde die Phase als „Nicht-

kollaborativ" betrachtet und der Anfangszeitpunkt des Schweigemoments galt als Ende der

vorangegangen kollaborativen Phase. Dieser Zeitpunkt wurde rot unterstrichen (Beispiel: 5:26

- 7:47). Sobald nach dem Schweigemoment wieder eine Person zu sprechen begann, wurde

Zeitpunkt notiert und das Gesprochene transkribiert (Beispiel: 7:48 3: Müssen wir da

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konkrete Vorschläge, wie man das produziert im Labor?). Wenn dabei die Bedingungen für

eine Kollaboration erfüllt waren, galt dieser Zeitpunkt erneut als Beginn einer kollaborativen

Phase und wurde rot unterstrichen (Beispiel: 7:48). Wenn die Kollaboration durch ein

beobachtbares Verhalten wie z.B. alleiniges Lesen unter- oder abgebrochen war, wurde der

Zeitpunkt notiert, unterstrichen und das Verhalten beschrieben (Beispiel: 5:26 1 spricht zu 2,

während 3 und 4 alleine am lesen sind und 5 am Schreiben ist. Keine Kollaboration). Sobald

eine koUaborative Arbeitsweise wieder eintrat, wurde der Zeitpunkt wieder notiert,

unterstrichen und die koUaborative Phase beschrieben (Beispiel: 7:48 3 (alle anderen hören

zu): wir haben herausgefunden, dass ...).

Nach diesem Beispiel hätte das Team vorerst eine „koUaborative Arbeitszeit ohne

Technologie" von 1:49 bis 5:26 und ab 7:48. Die Dauer einer solchen kollaborativen Phase

liess sich jeweils durch die Differenz zweier unterstrichenen Zeitpunkte bestimmen, welche

Anfang und Ende der kollaborativen Phase definieren. Die Dauer der „nichtkollaborativen

Phase" wurde entsprechend durch die Differenz zweier unterstrichenen Zeitpunkte bestimmt,

welche Anfang und Ende der „Nicht-kollaborativen" Phase definieren (z.B. von 5:26 - 7:47).

Sobald sich drei oder mehrere Personen an einer Roomware®-Komponenten oder an einem

Notebook befanden, wurde die Zeit (Startzeit) notiert. Sobald sich weniger als drei Personen

an der Roomware®-Komponenten oder an einem Notebook aufhielten, wurde die Zeit

(Schlusszeit) wiederum notiert. Die Differenz zwischen der Schluss- und der Startzeit

wiedergab die kollaborativen Arbeitszeit an den Roomware®-Komponenten (Testgruppe) oder

an den Notebooks.

Zusätzlich wurde festgehalten, was z.B. auf dem Bildschirm der Roomware®- Komponente zu

erkennen war und was die Personen machten. Es war aus technischen Gründen nicht möglich

gewesen, die Kommunikation zwischen den Personen an den Roomware -Komponenten

aufzunehmen, so dass das Gespräch nicht transkribiert werden konnte. Es war jedoch

möglich, anhand des Kontextes (Gespräche am Gmppentisch) und anhand dessen, was auf

dem Bildschirm zu erkennen war, daraus zu schließen, wofür die Roomware eingesetzt

wurde (ein Beispiel ist im Anhang 5a).

Wofür die Notebooks eingesetzt wurden, konnte hingegen nur aus dem Gesprächskontext

geschlossen werden, da die Aufnahme der einzelnen Notebookbildschirme technisch nicht

möglich war.

Für jedes Team wurde anschliessend in den einzelnen Kategorien die Zeit aufsummiert und

als prozentualer Anteil der Gesamtzeit des ganzen Arbeitsprozesses dargestellt (Beispiel siehe

Anhang 5b).

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9.2.2 Bewertung der fachlichen Teamleistungen

Für die Bewertung der fachlichen Teamleistungen wurden die beiden Präsentationen der

Teams herangezogen und transkribiert (siehe Anhang 6a). Um eine einfach blinde Bewertung

zu gewährleisten, bei der die bewertenden Fachpersonen nicht wissen durften, welche

Transkripte bzw. Präsentationen zu welchem Team und zu welcher Grappe gehörten (Test¬

oder Kontrollgmppe), wurden die Teamnamen durch Ziffer ersetzt und die Reihenfolge der

Präsentationen neu geordnet. Anhand dieser Transkripte wurde die Bewertung der fachlichen

Teamleistungen von vier Fachpersonen unabhängig voneinander vorgenommen, wobei die

vierte Fachperson die Autorin selbst war.

Jeder der drei Fachpersonen wurde eine schriftliche Anleitung zum Vorgehen der Bewertung

abgegeben. Dabei wurden sie aufgefordert, die Lösungsansätze im Transkript zu markieren

und sie nach den Bewertungskriterien (siehe Kapitel 6.2.1.2 Hauptstudie - Bewertung der

fachlichen Teamleistungen) mit 1 Punkt oder mit 2 Punkten zu bewerten.

Die Punkte wurden pro Team und pro bewertende Fachperson zusammengezählt, um davon

den Mittelwert mit Standardabweichung zu bilden (siehe Anhang 6b).

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10. Resultat

10.1 Verhaltensanalyse

Es wurde in der ersten Hypothese postuliert, dass die Testgrappe unter Einbezug der

Roomware00 vermehrt kollaboriert als die Kontrollgruppe, welche Notebooks als

computertechnologische Unterstützung hat. Mit der Verhaltensanalyse wurde dieser Frage

nachgegangen und untersucht, ob sich in der Testgruppe aufgrund der Roomware vermehrt

koUaborative Verhaltensweisen beobachten lassen als in der Kontrollgmppe. Gleichzeitig

wurde bestimmt, wie oft Kollaboration ohne Teclmologie stattgefunden hat und wie groß die

nicht-kollaborative Phase war. Dabei wurden auf die folgenden vier Kategorien fokussiert:

a.) Anteil der kollaborativen Arbeitszeit an den Roomware"-Komponenten (Testgrappe)

oder an den Notebooks (Kontrollgmppe) vom Gesamtarbeitsprozess

b.) KoUaborative Benutzungszweck der Roomware°°-Komponenten oder der Notebooks im

Gesamtarbeitsprozess

c.) Anteil der kollaborativen Arbeitszeit ohne RoomwareJi-Komponente oder Notebooks

vom Gesamtarbeitsprozess und

d.) Anteil der „nicht kollaborativen" Phasen vom Gesamtarbeitsprozess

Für jedes Team der Test- und Kontrollgmppe wurde der Gesamtarbeitsprozess nach diesen

vier Kategorien analysiert:

In der Abb. 12 sind die Anteile der Kategorien a, c und d für die Test- und für die

Kontrollgruppe dargestellt.

Te stgruppe

100%

72.rjj

/ in

13 oll

m

77.0

M Keine Kollaboration

80%

74.0B

19 oll

mGG

U Kollaboration ohne

60% i

40%-

--

Roomw are

C Kollaboration an der

Roornw are

20% •

'

0% i-«*

Tea Team M

Teams

Team P

113

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Kontrollgruppe

00% -

80%

60% t&M40%

76.0

20% -

16 oll0%

TeamS Team G

Team s

53.I

m Keine Kollaboration

D Kollaboration ohne

Notebook

O Kollaboration mit

Notebook

26 I

Team I

Abb. 12: Prozentuale Aufteilung des Gesamtarbeitsprozesses der Test- und Kontrollgruppe in die Kategorien

(von unten nach oben): „Kollaboration mit Technologie", „Kollaboration ohne Technologie" und „Keine

Kollaboration". Mit Technologie wird bei der Testgruppe die Roomware*, bei der Kontrollgmppe das Notebook

bezeichnet. Der Gesamtarbeitsprozess umfasst eine Absolutzeit von 4:30 Std (=100 %; 6 mal 45 Minuten). Bei

einigen Teams ist diese Absolutzeit kleiner, da aufgrund technischer Schwierigkeiten nicht alle Lektionen

aufgenommen wurden oder die Tonqualität für die Analyse (Transkription) nicht genügend gut war. Im

Folgenden sind die auswertbaren Absolutzeiten der Teams angegeben: Team GG: 100 % - 4: 34 Std., Team M:

100 % - 4.29 Std., Team P: 100 %-

3:35 Std. (1 Lektion à 45 Minuten wurde nicht aufgenommen); Team S:

100 %-4:14 Std. (die ersten 15 Minuten wurden nicht aulgenommen), Team G: 100 % - 3:41 Std. (1 Lektion à

45 Minuten konnte aufgrund ungenügender Tonqualität nicht analysiert werden), Team 1: 100 %~~

3:56 Std.

Die Werte zeigen, dass in der Testgruppe der Anteil an „kollaborativen Arbeitsprozessen ohne

Roomware0i'-Unterstützung" am größten ist. Bei allen drei Teams bewegt sich dieser Anteil

zwischen 72 % und 77 % der Gcsamtarbeitszeil. Betrachtet man den Anteil an „koUaborativer

Roomwarc*-Nutzung", so zeigt sich, dass der koUaborative Einsatz der Roomware0"" bei allen

Teams relativ klein ist und zwischen 5 % und 19 % variiert: beim Team GG ist er mit 19 %

am höchsten und nimmt vom Team M (13 %) zum Team P (5 %) ab.

Nebst diesen beiden Kategorien, interessiert auch das Ausmaß, in welchem nicht koUaborativ

gearbeitet wurde. Ks lässt sich feststellen, dass in der Testgruppe zwischen 7 % und 18 % der

Gesamtarbeitszeit nicht koUaborativ gearbeitet wurde.

In der Kontrollgruppe zeigen die Teams S und G einen ähnlich hohen Anteil an

„kollaborativen Arbeitsprozessen ohne Notebook-Unterstützung'1 (72 % und 76 %), während

das Team I mit 53 % den niedrigsten Anteil hat. Hingegen ist bei diesem Team der Anteil an

„koUaborativer Notebook-Nutzung" mit 26 % am höchsten, während er bei den beiden Teams

G und S 16 % und 2 % beträgt. Schließlich fällt der Anteil an „Keine Kollaboration"

zwischen 12 % und 22 % der Gesamtarbeitszeit aus. Es ist zu erkennen, dass beide Gruppe

mit der Ausnahme des Teams 1 der Kontrollgmppe - ein ähnliches Bild zeigen: bei ähnlich

114

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großem Anteil an „Kollaboration ohne Einbezug der Technologie", nimmt bei abnehmendem

Anteil an „koUaborativer Technologienutzung", das Ausmaß des nicht-kollaborativen

Verhaltens zu. Das Team I aus der Kontrollgmppe bildet dabei eine Ausnahme, weil es einen

kleineren Anteil an „Kollaboration ohne Einbezug der Technologie" aufweist, dafür ein

stärkeres Ausmaß an „koUaborativer Notebooknutzung" und „Nicht-kollaborativer

Arbeitsweise" zeigt.

Des Weiteren wurde die Analyse gemacht, zu welchem Zweck die Roomware® bzw. die

Notebooks von der Test- und Kontrollgrappe koUaborativ eingesetzt wurden.

Tab. 5: Übersicht über den kollaborativen Benutzungszweck der Roomware® während ihres kollaborativen

Einsatzes. (Das Vorgehen zur Bestimmung des kollaborativen Benutzungszwecks der Roomware ist im Kapitel

„6.2.1.2 Hauptstudie - Verhaltensanalyse" beschrieben). Die Dauer des kollaborativen Einsatzes der Roomware'

ist als Absolutwert (Min.) und als prozentualer Anteil des Gesamtarbeitsprozesses angegeben.

Es zeigt sich, dass die Roomware® -Komponenten von allen drei Teams der Testgrappe zu

ähnlichen Zwecken koUaborativ eingesetzt wurden: vor allem für die gemeinsame

Informations- und Struktursuche auf dem Internet sowie für das Visualisieren, Präsentieren

und Diskutieren von Informationen und Moleküldaten.

115

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In der Kontrollgruppe hingegen fanden die Notebooks bei den drei Teams verschiedene

koUaborative Anwendungen. Während das Team G das Notebook nur für Offline-Zwecke

(Zusammenfassungen, Vorträge schreiben und besprechen) einsetzte, wurde es vom Team S

und Team I auch für die Online-Informationssuche genutzt. Besondere Aufmerksamkeit

verdient dabei das Team S, welches das Notebook auch zur Visualisierang und Bearbeitung

von Proteinstrukturen sowie zu deren Diskussion einsetzte.

KollaboiÄfi. JE

Arbeitsdauer am

;JÉ'N<fefcook

Absolut 41 Min. 5 Min. 61 Min.

Prozentualer Anteil

vom Gesamtarbeits¬

prozess

16% 2% 26%

KoUaborativer

Benutzungszweck des

Notebooks

Visualisierangund Diskussion

einer

Proteinstruktur

(active site)

Vorzeigen eines

Softwarepro-Gramm zur

Visualisierungund Bearbeitungeiner Protein¬

struktur

(Molmol)

Online Informa¬

tionssuche

Informations¬

präsentation

Gemeinsames

Verfassen eines

E-Mail Textes an

die Lehrperson

GegenseitigeHilfe bei

Computertechni¬schen Schwierig¬keiten

Informations¬

präsentation und

Diskussion

Gegenseitige Hilfe

bei Computertech¬nischen Schwierig¬keiten

Online Informa¬

tionssuche

Informations¬

präsentation

Gegenseitige Hilfe

bei Computertech¬nischen Schwierig¬keiten

Gemeinsame

Ideensammlung

Gemeinsames

Erfassen einer

Zusammenfassung

116

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Tab. 6: Übersicht über den kollaborativen Benutzungszweck des Notebooks während seines kollaborativen

Einsatzes. (Das Vorgehen zur Bestimmung des kollaborativen Benutzungszwecks des Notebooks ist im Kapitel

„6.2.1.2 Hauptstudie - Verhaltensanalyse" beschrieben). Die Dauer des kollaborativen Einsatzes des Notebooks

ist als Absolutwert (Min.) und als prozentualer Anteil des Gesamtarbeitsprozesses angegeben.

10.2 Bewertung der fachlichen Teamleistungen

Ausgehend von der zweiten Hypothese wurde untersucht, ob die Testgrappe, welche die

Roomware® zur Verfügung hatte, bessere Leistungen erzielte als die Kontrollgrappe. Die

Bewertung der fachlichen Teamleistungen wurde anhand der transkribierten Präsentationen

von vier Fachpersonen durchgeführt. Dabei bewerteten sie die Lösungsansätze der Teams

nach vorgegebenen Kriterien (siehe 6.2.1.2 Hauptstudie) und ohne zu wissen, welche

Präsentation zu welchem Team beziehungsweise Gruppe gehörte.

Im Folgenden sind die fachlichen Leistungen pro Team als Mittelwerte der von vier

Fachpersonen vergebenen Punktzahlen dargestellt (Abb. 10). Die transkribierten

Präsentationen mit den Bewertungen pro Team und Fachperson sind im Anhang angefügt.

Fachliche Teamleistung der

Testgruppe: Gesamtpunktzahl

10

c

ztoN

5

8

6

4

8.75

7 75T1

23.25

0 -ITeam GG Team M Team P

Fachliche Teamleistung der

Kontrollgmppe: Gesamtpunktzahl

c

10

8

6

4

2

0

f-

6.50 6.25

2.75

Team S Team G Teaml

Abb. 10: Fachliche Teamleistungen der Test- und Kontrollgruppe. Pro Team wird die fachliche Leistung als

Anzahl Punkte dargestellt. Die angezeigten Werte sind Mittelwerte aus vier Bewertungen. Die eingezeichneten

Standardabweichungen entsprechen 0.5 x Stabw.: Team GG - 0.5 x 2.06, Team M = 0.5 x 2.6, Team P = 0.5 x

0.96, Team S = 0.5 x 1.7, Team G - 0.5 x 1.0, Teaml = 0.5 x 0.5.

Betrachtet man zuerst die Testgruppe, so fällt auf, dass zwei der drei Teams (Team GG und

Team M) etwa gleich gute Leistungen (8.75 und 7.75 Punkte) erbracht haben und das Team P

mit 3.25 Punkten eine etwas schwächere Leistung zeigt. In der Kontrollgrappe zeigt sich ein

ähnliches Bild: Team S und Team G mit je 6.5 und 6.25 Punkten zeigen gegenüber Team I

117

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mit 2.75 Punkten etwas bessere Leistungen. Es fällt auf, dass sowohl innerhalb der Test- als

auch innerhalb der Kontrollgrappe ein relativ großer Leistungsunterschied zwischen den

Teams vorhanden ist. Vergleicht man die erreichten Punkte der Testgrappe mit jenen der

Kontrollgruppe, so kann festgestellt werden, dass in der Testgrappe etwas höhere Punktzahlen

erreicht wurden.

Das Betrachten der Gesamtpunktzahl gibt nur ein Gesamtbild über die geleistete fachliche

Teamleistung wieder. Sie sagt aber nicht aus, wie die Gesamtpunktzahl zusammengesetzt ist.

Da die fachliche Teamleistung bzw. die Qualität der Kollaboration insbesondere an neuen

kreativen Lösungen und nicht nur an fachlichen Rekapitulationen gemessen werden sollte, ist

eine Differenzierung zwischen diesen beiden Kriterien notwendig. Die Bewertung der

Lösungsansätze wird daher nach diesen beiden Bewertungskriterien getrennt dargestellt.

Damit lassen sich die Anzahl „fachlich korrekter Lösungsansätzc", die mit 1 Punkt bewertet

werden und die Anzahl „fachlich korrekter und kreativer Lösungsansätze", die mit 2 Punkten

bewertet werden, bestimmen. Diese Analyse gibt im Hinblick auf die Qualität der

Kollaboration ein feineres Beurteilungsbild ab, weil sie den Mehrwert einer Gruppenarbeit

besser reflektiert.

0)

in c

°> ?

c 0.

31

Anzahl Lösungsansätze der

Testgruppe mit 1 Punkt

35

i

3 25 X

Team GG Team M Team P

0)

§ 2

&|% i.Ui

CM

Anzahl Lösungsansätze der

Testgruppe mit 2 Punkten

2 5 2 25

125

Team GG Team M Team P

3?

Anzahl Lösungsansätze der

Kontrollgrupe mit 1 Punkt

30 3.75

125

Team S

Anzahl Lösungsansätze der

Kontrollgruppe mit 2 Punkten

175

f125 0.75

Team I

Abb. 11 : Aufteilung der Lösungsansatzbewertungen der Test- und Kontrollgruppe m die zwei

Kriteriumskategorien (siehe Kapitel „6.2.1.2 Hauptstudie - Bewertung der fachlichen Teamleistungen")

118

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„fachlich korrekte Lösungsansätze" (welche jeweils mit 1 Punkt bewertet wird) und „fachlich korrekte und neue

kreative Lösungsansätze" (welche jeweils mit 2 Punkten bewertet wird). Die angezeigten Werte sind Mittelwerte

aus vier Bewertungen und geben die Anzahl Lösungsansätze mit 1 Punkt bzw. mit 2 Punkten wieder. Die

eingezeichneten Standardabweichungen entsprechen 0.5 x Stabw.: Team GG = 0.5 x 2.08 und 0.5 x 1.91,Team

M = 0.5 x 0.96 und 0.5 x 1.5, Team P - 0.5 x 1.41 und 0.5 x 0.96, Team S = 0.5 x 1.83 und 0.5 x 0.5,Team G

= 0.5 x 1.5 und 0.5 x 0.96,Team I = 0.5 x 0.5 und 0.5 x 0.5.

Das Analyseergebnis zeigt, dass in der Testgrappe die beiden leistungsstärkeren Teams GG

und M jeweils 3.5 bzw. 3.25 „fachlich korrekte Lösungsansätze" und 2.5 bzw. 2.25 „fachlich

richtige und kreative Lösungsvorschläge" erarbeitet haben. (Die Werte sind Mittelwerte aus

vier Bewertungen und geben die Anzahl der entsprechenden Lösungsansätze wieder.) Beim

Team P entstand 1 „fachlich korrekter Lösungsansatz" und 1.25 „fachlich richtige sowie

kreative Lösungsvorschläge". Bei der Kontrollgrappe entstanden bei den Teams S und G

jeweils 3 bzw. 3.75 „fachlich korrekte Lösungsansätze" und 1.75 bzw. 1.25 „fachlich richtige

sowie kreative Lösungsvorschläge". Das Team I erarbeitete 1,25 „fachlich korrekte

Lösungsansätze" und 0.75 „fachlich richtige sowie kreative Lösungsvorschläge".

119

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11. Diskussion

Das Ziel dieser Arbeit ist der Entwurf und die Umsetzung eines didaktischen Konzeptes,

welches unter Einbezug einer für Gruppenarbeit entwickelten Computertechnologie

(Roomware®), eines neuen Raumkonzepts und sozialer Aspekten computerunterstütztes

kollaboratives Lernen in einer nicht-virtuellen Lernumgebung optimal unterstützen sollte.

Im Mittelpunkt steht dabei die Untersuchung der Auswirkung der Computertechnologie

Roomware auf die Gruppenleistung. Dazu wurde die Hypothese aufgestellt, dass Gruppen

(Testgruppe), welche die Roomware® zur Verfügung haben, vermehrt unter Einbezug dieser

Computertechnologie kollaborieren und bessere Fachergebnisse erzielen als Gruppen

(Kontrollgrappe), welche die Notebooks als computertechnologische Hilfsmittel haben.

Die Untersuchung des kollaborativen Verhaltens zeigt, dass

1.) gesamthaft gesehen die Test- und Kontrollgrappe, mit Ausnahme des Teams I, bezüglich

„Kollaboration mit Technologie", „Kollaboration ohne Technologie" und dem nicht-

kollaborativem Anteil, ein ähnliches Verhalten zeigen. Das Team I der

Kontrollgruppe weicht insofern ab, weil es einen verhältnismäßig hohen Anteil an

„Kollaboration mit Technologie", hingegen einen vergleichsweise kleineren Anteil an

„Kollaboration ohne Technologie" und einen entsprechend höheren Anteil an „Nicht-

kollaborativem Verhalten" aufweist als die anderen Teams.

Betrachtet man innerhalb der Gruppe den Anteil an „Kollaboration mit Technologie", so

fällt auf, dass insbesondere die Teams P und G die Technologie sehr selten in ihrem

Arbeitsprozess einbezogen haben.

2.) sowohl in der Test- wie auch in der Kontrollgrappe der Anteil an „Kollaboration ohne

Technologie" (72 - 77 %) überwiegt, während der Anteil an „Kollaboration mit

Technologie" (2 % - 19 %) und der nicht-kollaborative Anteil (7 - 22 %) bei beiden

Gruppen verhältnismäßig gering ausfallen.

3.) Roomware und Notebooks von der Test-und Kontrollgrappe zu ähnlichen Zwecken

eingesetzt werden: Sie dienen sowohl als Informationstool zur gemeinsamen

Informations- und Struktursuche auf dem Internet als auch als gemeinsame

Referenzfläche für das Visualisieren, Präsentieren und Diskutieren von fachbezogenen

Informationen.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Test- und Kontrollgrappe sowohl im kollaborativen

Verhalten, in der Häufigkeit der Technologienutzung als auch im Einsatzbereich der

120

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Technologie sich nicht im großen Rahmen unterscheiden.

Feststeht jedoch, dass in beiden Gruppen sehr intensiv kollaboriert wurde, die Kollaboration

aber meistens ohne Einbezug der Technologie stattgefunden hat. Der koUaborative Einsatz

der Technologien ist zwar bei allen Teams beider Gruppen nachweisbar, er ist jedoch in

beiden Gruppen verhältnismäßig klein. Auch in der Testgrappe scheint nicht eindeutig mehr

Kollaboration unter Einbezug der Roomware® stattgefunden zu haben, wie es in der

Hypothese postuliert wurde. Außerdem wurde die Roomware® und Notebooks zu ähnlichen

Zwecken eingesetzt.

Diese Verhaltensdaten werfen folgende Fragen auf: Weshalb hat die Roomware® keine

wesentlichere Auswirkung auf das koUaborative Verhalten eines Teams, obwohl sie im

speziellen fur Teamarbeiten entwickelt wurde? Weshalb wurde die Roomware® so selten

eingesetzt und warum konnte kein Unterschied zwischen dem Einsatzbereich der Roomware®

und der Notebooks festgestellt werden? Liegt es an der Technologie per se, am didaktischen

Konzept oder am Untersuchungsdesign?

Es werden drei Gründe vermutet, welche eine Erklärung zu diesen Fragen liefern könnten:

d.) Zeitmangel und ungenügende instruktive Einführung

e.) Unzureichende Roomware®- Kenntnis der Studierenden und/oder

f.) die Aufgabenstellung, welche den Technologieeinsatz zu wenig beanspruchte

a.) Als erste Ursache wird der Zeitfaktor vermutet. Im Laufe der Studie wurde bemerkt, dass

die Einführung des computerunterstützten kollaborativen Lernens viel mehr Zeit in Ansprach

nahm als eingeplant war. Somit wird vermutet, dass sowohl für die Einführangsphase

(Vorstudie) als auch für die Arbeitsphase in der Hauptstudie zuwenig Zeit zur Verfügung

gestellt wurde, um die nötige Vertrautheit zur neuen Technologie zu entwickeln. Unter den

Umständen des Zeitmangels ist es daher erklärlich, dass die Testgruppe sich nicht

eingehender mit der neuen Technologie beschäftigt hat oder sie sogar, soweit möglich,

gemieden hat. Trotz dem Bestreben nach eigenverantwortlichem Umgang mit dem

Lemprozess und somit auch mit der Technologie, darf nicht als selbstverständlich

vorausgesetzt werden, dass die Beteiligten das nötige Wissen mitbringen oder selbst aneignen

können oder werden, wenn ihnen nicht genügend Zeit zur Verfügung gestellt wird. Es darf

nicht vergessen werden, dass auch der Medieneinsatz selbst in vieler Hinsicht angeleitet und

unterstützt werden muss (Mandl, H. & Reinmann-Rothmeier, G., 2000). Gemäss Mandl

weisen auch andere Studien daraufhin, dass das Lernen in multimedialen Lernumgebungen,

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mit realitätsnahen Aufgaben und vielfältigen Informationsquellen, wie es auch in unserem

Konzept der Fall war, den meisten Lernenden Schwierigkeiten bringt. Ohne hinreichende

Unterstützung ist dieser anspruchsvolle Lemprozess kaum erfolgreich zu bewältigen, da nebst

technischen Fertigkeiten auch Koordinations- und Strukturierungsfahigkeiten erfordert

werden. Zu einer realistischen Zeitplanung sollte daher genügend Zeit für die Einleitungs¬

und Einübungsphase einberechnet werden, damit eventuelle lemforderliche Potenziale der

Technologie zur Geltung kommen können.

b.) Diese mangelnde Roomware®-Kenntnis oder die geringe Vertrautheit mag möglicherweise

dazugeführt haben, dass die Testgruppe nur jene Funktionen (Internet) an der Roomware®

genutzt hat, die sie bereits von den eigenen Notebooks her kennen. Somit konnten weitere

Eigenschaften, welche die Roomware® gegenüber Notebooks als Kollaborationsmedium

besitzt, nicht genutzt und daher während der Untersuchung empirisch nicht nachgewiesen

werden. Ausgehend von den genutzten Funktionen wurde die Benutzerfreundlichkeit der

Roomware" als gut bezeichnet: Der Umgang mit der Roomware® wurde von den

Studierenden als „eher einfach zu erlernen" (M = 2.81, SD = 1.33, wobei 1 - einfach zu

erlernen, 6 - schwierig zu erlernen) und als „eher nicht frustrierend" (M - 4.12, SD = 1.14,

wobei 1 = frustrierend, 6 = nicht frustrierend) bezeichnet. In den Interviews wurde

detaillierter über die Benutzerfreundlichkeit erhoben: Dabei bewerteten die Studierenden die

Touchscreen-Funktionalität als gut. Die Grossbildschirme wurden als optisch angenehm

bezeichnet. Die Größe der Bildschirme wurde geschätzt, weil sie zu verhindern vermag, dass

beim Betrachten von Details (z. B. von komplexen Molekülen) die Übersicht verloren ging.

Nach Aussagen der Studierenden förderte und erleichterte die Grossbildschirme auch die

Interaktion zwischen den Beteiligten (z. B. indem man direkt auf Inhalte hinweisend auf diese

Bezug nehmen kann) und das eigene Ausfuhren von Ideen. Zusätzlich hatten die Studierenden

das Gefühl, den Objekten „näher" zu sein, da man sie „geradezu anfassen" könne.

Außerdem bewerteten die Studierenden im Blockkurs-Interview die Roomware® als

Kollaborationsmedium als positiv, da alle Mitglieder einer Gruppe sehen konnten, worum es

ging. Jeder konnte seine Ideen einbringen und gleich selbst ausprobieren. Beim Ausführen

einer Aktion müsste diese oft sprachlich begleitetet werden, um den Mitwirkenden den

Vorgang zu beschreiben. Diese konnten sofort eingreifen und Verbesserungsvorschläge

anbringen, sofern die Handlung falsch war. Der Lemeffekt wurde somit als erhöht

empfunden.

122

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Zusammenfassend ist die Benutzerfreundlichkeit gemäß diesen Evaluationsdaten als gut

bewertet worden und kann daher als Erklärung für die geringe Nutzung ausgeschlossen

werden. Diese Daten deuten gleichzeitig darauf hin, dass wesentliche Eigenschaften von

Roomware als Kollaborationsmedium im Blockkurs eigentlich bereits erfahren und erkannt

wurden, in der Hauptstudie wahrscheinlich aus den genannten Gründen jedoch zu wenig

deutlich in Erscheinung treten konnten.

c.) Femer könnte es auch an der Aufgabenstellung Hegen, weshalb die Roomware® - aber

auch das Notebook - nicht öfters eingesetzt wurde. Die Aufgabenstellung war so konzipiert,

dass sie in erster Linie in ausreichendem Ausmaß Kollaborationserfordernisse beinhaltet. In

diesem Punkt schien die Aufgabenstellung aufgmnd des hohen Anteils an Kollaboration (72 -

77 %) gelungen zu sein.

Auf der anderen Seite war sie womöglich zu generell formuliert, so dass sie auch unter

geringem Einbezug der Technologie zu lösen war. Die Technologie wurde somit

entsprechend selten in den Arbeitsprozess einbezogen. In diesem Sinne war die

Aufgabenstellung nicht sehr geeignet, um den Mehrwert einer Technologie (Roomware®)

zum Ausdruck zu bringen. Gleichzeitig aber bringt sie die Erkenntnis, dass der Mehrwert der

Roomware'

gegenüber Notebooks womöglich nur bei fachlich spezifischeren

Problemstellungen sich bemerkbar macht, z.B. bei der kollaborativen Bearbeitung von

detaillierten molekularen Problemstellungen. Auch Herzig (2001) ist der Meinung, dass sich

die Potenziale einer Technologie unter anderem durch spezifische didaktische Maßnahmen,

welche die Technologie zulassen oder bedingen und durch die Bestimmung ihrer spezifischen

Funktion im Lemprozess, bestimmt werden. Es wäre von Interesse, diese Vermutung in einer

neuen Studie empirisch nachzuweisen. Dabei muss aber bedacht werden, dass der Lerneffekt

in der Kontrollgrappe womöglich gering sein wird, da sie von vornherein technischen

Grenzen ausgesetzt ist. Eine solche Studie dürfte daher nicht ins offizielle Curriculum

integriert werden, da es nicht zu verantworten ist, dass die Kontrollgmppe dabei nichts oder

weniger lernt als die Testgrappe. Eine solche Untersuchung dürfte nur unter

„Laborbedingungen" durchgeführt werden, was bedeutet, dass der darin behandelte fachliche

Inhalt nicht Bestandteil des offiziellen Pflichtlernstoffes und daher nicht prüfungsrelevant sein

darf, damit die Kontrollgmppe nicht benachteiligt wird.

Bei einer Feldstudie wie sie in dieser Arbeit durchgeführt wurde, bei welcher die

Aufgabenstellung und die empirische Untersuchung feste Bestandteile des Curriculums sind,

müsste sichergestellt werden, dass sowohl Test- und Kontrollgrappe einen Lemeffekt

123

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gewinnen. Daher durfte die Aufgabenstellung nicht einseitig zugunsten der Testgrappe

gewählt werden, obwohl dies vielleicht für das Untersuchungsdesign geeigneter wäre.

Diese Erfahmng zeigt, dass das Erstellen einer richtigen Aufgabenstellung sehr anspruchsvoll

ist, weil sowohl Rücksicht auf die Studierenden als auch auf das Untersuchungsdesign

genommen werden muss.

Diese Vermutungen deuten darauf hin, dass die Eigenschaften der Roomware® und ihre

Auswirkungen auf die Teamarbeit möglicherweise erst unter anderen Untersuchungs¬

voraussetzungen (Zeitplanung, Aufgabenstellung) empirisch nachweisbar sind.

Zusätzlich zur kollaborativen Verhaltensanalyse wurde untersucht, wie sich die fachlichen

Leistungen in der Test- und Kontrollgrappe ausgefallen sind. Dabei wurden ihre Leistungen

von vier Fachpersonen unabhängig voneinander und nach vorgegebenen Kriterien bewertet.

Die definitive Leistung eines Teams ergibt sich schließlich aus dem Mittelwert der vier

Bewertungen. Dabei fällt auf, dass die Standardabweichungen relativ hoch sind, insbesondere

bei den beiden Teams GG und M der Testgmppe. Rein statistisch gesehen, hätten Mittelwerte

mit einer solch hohen Standardabweichung eine kleine Aussagekraft, da diese eine kleine

Übereinstimmung der Einzelwerte bzw. einen großen Messfehler bedeuten. Beim Bewerten

von Leistungen ist dieser Mess- bzw. Beurteilungsfehler jedoch schwierig zu vermeiden. Das

Bewerten von fachlichen Leistungen per se ist ein extrem komplexes Unterfangen.

Insbesondere wenn es sich um die Bewertung von Lösungsansätze geht, die nicht nach dem

„Richtig oder Falsch"- Prinzip laufen, sondern nach ihrer Qualität und Kreativiät beurteilt

werden. Erfahrungen haben gezeigt, dass selbst unter Fachpersonen und bei vorgegebenen

Kriteriumskategorien unterschiedliche Bewertungsergebnisse resultieren. In einer Studie liess

man beispielsweise 156 Lehrer/innen aus 39 Gymnasien zwei Prüfungen beurteilen. Bei der

einen Prüfung schwankte die Noten zwischen 1 und 5, bei der zweiten von 2 und 5.5 (Birkel,

P., 1978). Variierte man die Reihenfolge der beiden Prüfungen bei der Bewertung (zuerst

Prüfung 1, dann Prüfung 2 und umgekehrt) so fielen die Bewertungen wieder anders aus. Die

bessere Prüfung wurde noch besser beurteilt, wenn sie nach der schwächeren kam und die

schlechtere erhielt noch schlechtere Bewertungen, wenn sie nach der besseren folgte. Zum

gleichen Befund kam auch Gaugier (Gaugier, B. B. & Rudolph, A. S., 1992). Es gibt viele

weitere Untersuchungen, welche die vielen möglichen Einflussfaktoren beim Beurteilen von

Leistungen analysiert haben und die Schwierigkeit einer objektiven Bewertung bzw. einer

einheitlichen Bewertung von mehreren Personen aufzeigen. Trotz der möglichen

124

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Abweichungen sind Mehrpersonenbewertungen der Einzelpersonbewertung vorzuziehen, weil

bei der Einzelpersonbewertung die Bias-Problematik einen schwerwiegenderen Einfluss

haben könnte. Angesicht dieser bekannten Problematik des Beurteilungsfehlers sind die

hohen Standardabweichungen in dieser Untersuchung erklärbar und verantwortbar.

Ausgehend von diesen Mittelwerten kann zwar festgestellt werden, dass die Testgrappe etwas

höhere Punktzahlen erreicht hat als die Kontrollgmppe, ob dieser Unterschied jedoch

signifikant ist, kann aufgrund der kleinen Stichprobe statistisch nicht belegt werden.

Zusätzlich wurden ihre Leistungen in die beiden Kategorien „fachlich korrekter

Lösungsansätze" und „fachlich richtige sowie kreative Lösungsvorschläge" aufgetrennt, da

die zweite Kategorie die koUaborative Leistung besser repräsentiert als die erste Kategorie:

die koUaborative Leistung eines Teams sollte sich darin widerspiegeln, dass das Team nicht

nur fachlich korrekte sondern auch neue kreative Lösungsansätze zu entwickeln imstande ist.

Daher sagen die Anzahl von „fachlich richtigen sowie kreativen Lösungsvorschläge" mehr

über die Qualität einer Teamarbeit aus als die Anzahl „fachlich korrekter Lösungsansätze".

Diese lassen sich häufig auch durch Einzelarbeit erreichen. Vergleicht man die Test- und

Kontrollgmppe unter diesem Aspekt, so stellt man fest, dass beide Gruppen zwar ähnlich

viele Anzahl Lösungsansätze mit 1 Punkt erreicht haben, die Testgmppe jedoch etwas mehr

Lösungsansätze mit 2 Punkten erarbeitet hat. Auch diese Feststellung ist als deskriptive

Beobachtung aufzunehmen. Ob die Testgmppe tatsächlich der Kontrollgrappe signifikant

überlegen ist, kann statistisch nicht belegt werden.

125

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12. Schlussfolgerungen

Basierend auf den Evaluationsergebnissen aus Fragebogen und Interviews, den Ergebnissen

aus der Verhaltens- und Leistungsanalysen sowie den praktischen Erfahmngen der

Lehrpersonen können Schlüsse gezogen werden, welche didaktischer und technologischer

Natur sind.

Didaktische Schlussfolgerungen

Das neue Lehrkonzept, der Wechsel zum Computer-Unterstützten kollaborativen

Unterrichtsstil bedeutete für die Lehrpersonen und die Studierenden eine einschneidende

Veränderung in ihrem Lern -und Arbeitsstil. Die Umstellung von einer vorwiegend auf

Inhaltsübermittlung und Wissensrezeption basierenden Unterrichtsform zu einer Lehr- und

Lernkultur, in der Studierende in Begleitung der Lehrperson koUaborativ und aktiv Wissen

konstruieren, erzeugte bei beiden Parteien Unsicherheit. Gemäß den Transkripten

(Videoaufnahmen) drückte sich diese Unsicherheit bei den Studierenden darin aus, dass sehr

viel Zeit für den Einstieg in diese selbständige, Computerunterstützte koUaborative

Arbeitsweise benötigt wurde. Prozesse wie, sich im Team zu organisieren, als Team die

Aufgabe anzugehen und zu koordinieren und dabei die Technik zu beherrschen und in ihren

Arbeitsprozess zu integrieren, scheint ein sehr zeitintensiver Prozess zu sein, der eine lange

Einarbeitungsphase erfordert.

Femer hat sich herausgestellt, dass einstündige Sitzungen pro Woche entscheidend zu kurz

waren, um sich innerhalb dieser Stunde vertieft mit der Aufgabe beschäftigen zu können.

Allein das Abgleichen des Wissensstandes zu Beginn der Stunde und die Besprechung für das

weitere Vorgehen nahmen bereits einen großen Teil der Stunde in Anspruch, ohne dass das

Team sich lange mit neuem Inhalt auseinander setzen konnte.

Für die Lehrpersonen bedingte die Neukonzeption des Semesterkurses neue Anforderungen

an das Verhalten: sie mussten in hohem Masse eine Coaching- bzw. Betreuer-Rolle

übernehmen und vom dozierenden Frontalunterricht Abstand gewinnen. Die Lehrpersonen

empfanden diese Rolle bzw. die direkte Interaktion mit den Studierenden als interessanter und

lehrreicher als ihre Rolle im Frontalunterricht. Als größte didaktische Schwierigkeit hat sich

auch von Seite der Lehrpersonen der zeitliche und damit verbunden der organisatorische

Aspekt herausgestellt. Dass für den computeranterstützten, kollaborativen und

konstruktivistischen Lernstil so viel mehr Zeit und personelle Betreuung angeboten werden

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müsste als man es sich von Vorlesungen und Einzelarbeiten gewohnt ist, wurde nicht

erwartet. Dass Veränderungen von Lehr- und Lernkulturen stets lange Einfuhrungsphasen

erfordern, bestätigt auch Herzig (2001). Er betont, dass der Mehrwert einer Innovation, sei es

technischer oder didaktischer Art, erst dann erfahren werden kann, wenn genügend Zeit

vorhanden ist, um bestimmte Voraussetzungen (Kenntnis, Erfahrung, Gewöhnung) reifen zu

lassen.

Technologische Schlussfolgerungen

Aus den Daten der Verhaltensanalyse kann gefolgert werden, dass beide in der Hauptstudie

implementierten Technologien (Roomware®-Komponenten und Notebook) in einem

didaktischen Szenario, das sich über ein ganzes Semester erstreckte, nur in geringem Ausmaß

koUaborativ genutzt wurden. Dabei überrascht insbesondere die geringe koUaborative

Nutzung der Roomware®, zumal aufgrund ihrer Eigenschaften das Gegenteil postuliert wurde.

Unweigerlich kommt die Frage auf, wieso die Roomware® nicht häufiger genutzt wurde und

warum sie zu ähnlichen Zwecken wie das Notebook eingesetzt wurden. In der Diskussion

wurden drei Ursachen für diese Beobachtungen vermutet:

• Zeitmangel und ungenügende instruktive Einführung

• die unzureichende Roomware®- Kenntnis der Studierenden und/oder

• die Aufgabenstellung, welche den Technologieeinsatz zu wenig beanspmchte.

Daraus ziehen wir den Schluss, dass die Einführung einer neuen Technologie wie die

Roomware eine zeitintensive Instruktion und eine ausgedehnte Übungszeit mit sich bringen

soll, damit sein Potenzial voll ausgeschöpft werden kann. Dieser Aspekt wurde bereits im

vorhergehenden Abschnitt „didaktische Schlussfolgerangen" beschrieben. Es ist daher

anzunehmen, dass die in dieser Arbeit zu knapp einberechnete Vorbereitungsphase dazu

geführt hat, dass den Studierenden die nötige Roomware®-Kenntnis und damit

zusammenhängend die Bereitschaft fehlte, die Technologie in ihrem Arbeitsprozess zu

integrieren und anzuwenden.

Femer kann der Schluss gezogen werden, dass der Nutzen der Roomware® gegenüber dem

Notebook nicht durch jede beliebige Aufgabenstellung gegeben ist. Es ist zu vermuten, dass

die Vorteile der Roomware erst bei der Bearbeitung von spezifischeren Problemstellungen,

die auf molekularer Ebene an komplexen Molekülstmkturen detaillierter zu lösen sind,

deutlich in Erscheinung treten werden. Bei dieser Art von Aufgaben kommen die besseren

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Visualisierungs- und Kollaborationseigenschaften der Roomware mehr zum Einsatz. Es lässt

sich somit die Hypothese aufstellen, dass die Roomware® nur für bestimmte

Aufgabenbereiche einen deutlichen Vorteil gegenüber herkömmlichen Medien aufweist. Das

ist vergleichbar mit der Tatsache, dass auch kollaboratives Lernen nur für bestimmte

Problemstellungen und nur unter bestimmten Bedingungen geeignet ist. Ob sich diese

Vermutungen bestätigen lassen, ist durch eine weitere Untersuchung nachzuweisen.

Obwohl die Benutzerfreundlichkeit der Roomware® im Allgemeinen als gut bewertet wurde,

sind dennoch einige Aspekte zu erwähnen, welche die Benutzerfreundlichkeit beeinträchtigt

haben:

Interface

• Die ungenaue Justiemng der Touchscreen-Funktion führte oft dazu, dass beim Anklicken

eines Icons, der entsprechende Befehl nicht ausgeführt wurde: erst durch mehrmaliges

Klicken ließ sich der Vorgang schließlich vollziehen. Außerdem wurde diese Handlung je

nach Standort der Person zusätzlich erschwert (Parallaxen-Fehler). Obwohl die Justierung

von Zeit zu Zeit kalibriert wurde, war keine Besserung zu beobachten.

• Die Texteingabe mit der on-screen Tastatur („Smart Keyboard") wurde als umständlich

empfunden und deshalb nur sehr wenig genutzt. Stattdessen wurden das physische

kabellose Keyboard und die externe Maus gebraucht. Da für die drei Commboard®-

Bildschirme nur ein physisches Keyboard vorhanden war, müsste an den beiden anderen

Displays mit der on-screen Tastatur eingetippt werden. Die Funktionen der Floating Tools

(Stifte, Radierer, Rahmen, Schrifterkennung etc.) wurden wenig bis gar nicht benutzt.

• Das Drehen der geöffneten Textdokumente auf den Bildschirmflächen war insofern

wünschenswert, als es allen Beteiligten beim InteracTable® ermöglichen könnte,

Textdokumente unabhängig vom Standort zu lesen. Diese Eigenschaft würde die Anzahl

der Beteiligten erhöhen und somit die Kollaboration verstärken.

• Auch das gleichzeitige Arbeiten mit mehreren Fenstern und/oder mehreren Eingabegeräten

war noch nicht möglich. Es bestand somit nur die Möglichkeit der sequentiellen nicht aber

der parallelen Kollaboration (Multitasking).

• Die Bildschirmgröße der Commboards® wurde für Präsentationen als zu klein empfunden.

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Technische Sicherheit:

Um verschiedenen Benutzern (vor allem Studierenden) den Zugang zur Roomware®

Umgebung zu ermöglichen, wurden keine besonderen Schutzmassnahmen (bspw. Firewall, IP

Filter etc) vorgenommen.

Dies hatte zur Folge, dass die Rechner von Hackern als Lagerplatz für Musik- und Videofilme

missbraucht und Daten durch Viren zerstört wurden. Des Weiteren nahmen gewisse Hardware

Bauteile aufgmnd von Überhitzung Schaden an, worauf sie auf Garantie ersetzt wurden; dabei

wurde bei allen Rechnern das Betriebssystem Windows XP Professional neu installiert.

Raumbeleuchtung:

Die Raumbeleuchtung des Vireal Lab® wurde von der ursprünglichen Bibliothek

übernommen, ohne sie an die Roomware® angepasst zu haben. Dies hatte zur Folge, dass

starke Lichtspiegelungseffekte auf den Roomware® Bildschirmen die Visualisierung und das

Arbeiten an der Roomware® stark behinderten. Insbesondere bei den InteracTables® wurde

diese Stömng als sehr unangenehm empfunden. Die Commboards® hingegen waren aufgrund

der vertikalen Position ihrer Bildschirme weniger durch die Raumbeleuchtung, jedoch durch

Sonnenlichteinstrahlungen stark beeinträchtigt. Nachdem die Fenster des Vireal Lab® mit

Vorhängen versehen waren, konnten die Lichtspiegelungseffekte am Commboard® reduziert

werden.

Licht

Spiegelung

Sonnenlicht

vom Fenster

Abb. 14: Störende Lichtspiegelungseffekte am Commboard® (links) und InteracTable® (rechts).

Zusammenfassend hat diese Arbeit zu erkennen gegeben, dass für das Gelingen Computer-

Unterstützten kollaborativen Lernens nicht nur das didaktische Konzept, sondern auch der

Zeitfaktor und die ausführliche technische Instmktion eine zentrale Rolle spielen. Die

Einführung einer neuen Technologie bedarf eine sehr großzügige Zeitplanung. Die

Sicherstellung einer entsprechenden Technologiekompetenz der Beteiligten und eine

angemessene Aufgabenstellung sind von zentraler Bedeutung. Die Beteiligten müssen zu

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einer neuen Lemkultur bewusst gefördert und erzogen werden, die Bereitstellung einer

Lemumgebung und Technologie sowie eine allgemeine Einfuhmng sind alleine nicht

ausreichend, um positive Effekte zu bewirken. Erst die Koordination dieser Faktoren und

nicht zuletzt die starke Verpflichtung der Lehrpersonen und der gesamten Schulorganisation,

den Andemngsprozess zu unterstützen, ermöglicht das Entdecken innovativer und potentieller

Effekte neuer Technologien.

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13. Erfüllung der Ziele und Stützung der Hypothesen?

Aufgmnd der vorliegenden Ergebnisse und Erfahrungen können nun Rückschlüsse gezogen

werden, ob die für die vorliegende Arbeit gesetzten Ziele erreicht wurden.

Im Folgenden werden diese drei Ziele nochmals aufgeführt:

Ziel 1: Ein didaktisches Konzept zu entwerfen und eine neue Lemumgebung zu schaffen,

welches konstmktivistisch-kollaboratives und computerunterstütztes Lernen ermög¬

licht. Dabei soll das Gesamtkonzept nicht nur die Technologie (Roomware®) sinnvoll

mit der Didaktik und sozialen-lernpsychologischen Aspekten abstimmen, sondern

auch die Raumgestaltung berücksichtigen und miteinbeziehen (Abb. 8).

Ziel 2: Die Auswirkung dieser innovativen und viel versprechenden Computertechnologie

(Roomware) auf die Gmppenleistung festzustellen und sie mit jener der Notebooks

zu vergleichen.

Ziel 3: Eine Prozessorientierte Untersuchung des kollaborativen Verhaltens durchzuführen,

um die Auswirkung der Roomware® auf das koUaborative Arbeitsverhalten

festzustellen und sie mit jenem der Notebooks zu vergleichen.

Das Ziel 1 kann im Hinblick auf das umgesetzte didaktische Konzept für

kollaboratives Lernen als gelungen betrachtet werden. Es konnte bei den Studierenden einen

hohen Kollaborationsanteil (über 70 %), eine hohe Motivation (ausgedrückt als freiwilliger

Vor- und Nachbereitungsaufwand pro Woche: Mittelwert = 1.30 h, SD - 0.93, N - 52) und

einen hohen Spaßfaktor (Mittelwert = 4.12 bei einer Skala von 1 bis 6, wobei 6 die höchste

Bewertung entspricht) auslösen. Die Studierenden bewerteten das Konzept des computer¬

unterstützten Lernens in Gmppen als positiv. Die Gmppenarbeit und der direkte Kontakt zu

den Lehrpersonen wurden bezüglich fachlicher und sozioemotionaler Unterstützung als

vorteilhaft bezeichnet. Die Aufgabenstellung wurde als sehr interessant empfunden, wobei

klarere Zielsetzungen erwünscht waren.

Die Integration der Technologie ins didaktische Konzept kann hingegen nur als teilweise

gelungen angesehen werden, weil die Technologie von den Studierenden zwar in ihrem

Arbeitsprozess miteinbezogen wurde, jedoch zu einem verhältnismäßig kleinen Anteil. Die

Technologieintegration ins didaktische Konzept lässt somit noch Raum für weitere

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Verbesserungen. Gesamthaft gesehen konnte das Seminar zufrieden stellend gemäß den

Studierenden und Lehrpersonen vollzogen werden.

Das Ziel 2 wurde ansatzmäßig erreicht: die Leistungen beider Gruppen konnten

anhand von Bewertungskriterien differenziert bewertet und qualitativ miteinander verglichen

werden. Aufgrund der kleinen Stichprobe ist ein quantitativer Vergleich statistisch nicht

sinnvoll. Methodisch aber lässt sich das Messen von Gruppenleistungen jedoch weiter

ausbauen, um insbesondere die Abweichung der einzelnen Bewertungen so gering wie

möglich zu halten. Eine mögliche Maßnahme bestünde darin, die Bewertungskriterien

präziser zu formulieren.

Das Ziel 3 wurde methodisch erreicht: anhand der Transkripte konnte der ganze

Arbeitsprozess im Hinblick auf das kollaboratives Verhalten mit und ohne Technologie und

auf das nicht-kollaborative Verhalten hin analysiert werden.

Die Ergebnisse dieser Verhaltensanalyse lassen vermuten, dass die

Hypothese 1 nicht unterstützt wird, da die Testgrappe im Vergleich zur Kontrollgrappe

nicht deutlich häufiger unter Einbezug der Roomware® kollaboriert haben.

Dabei wurde der Vergleich deskriptiv durchgeführt, weil aufgrund der kleinen

Stichprobe ein statistischer Test nicht angemessen ist. Der Vergleich hat somit

eher einen deskriptiven als einen quantitativen Charakter.

Hypothese 2 wird aufgmnd des Leistungsvergleichs zwischen Test- und Kontrollgrappe

auch nicht eindeutig unterstützt. Es kann festgestellt werden, dass die

Testgmppe leistungsmäßig ein wenig höher liegt als die Kontrollgruppe. Aber

es kann nicht ausgesagt werden, ob dieser Unterschied signifikant ist, da

aufgrund der kleinen Stichprobe ein statistischer Test nicht sinnvoll ist.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das didaktische Konzept zufrieden stellend war und

zum kollaborativen Lernen angeregt hat. Die Auswirkungen der Roomware® -Technologie auf

die koUaborative Arbeitsweise und auf die Gmppenleistung kamen jedoch, vermutlich durch

die schwache Roomware®-mtegration in den Arbeitsprozess bedingt, zu wenig zum

Vorschein.

Basierend auf diesen Schlüssen werden im folgenden Kapitel Verbessemngsvorschläge

beschrieben, die aus den Erkenntnissen dieser Studie entwickelt wurden.

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14. VerbesserungsVorschläge

Die Verbesserungsvorschläge lassen sich wiederum in didaktische und technische Aspekte

unterteilen.

Didaktische Verbesserungsvorschläge

• Für die Einführung einer neuen Lehr- und Lernkultur sowie für den Einstieg in die neue

Arbeitsweise ist es wichtig, von einer doppelten Zeitbeanspruchung auszugehen und den

Zeitrahmen entsprechend großzügig zu planen. Nur so gelingt es, den Nutzen des neuen

Konzeptes effektiv auszuschöpfen und sinnvoll für den Lemprozess einzusetzen.

Dies gilt insbesondere für computemnterstütztes kollaboratives Lernen. Einerseits das

Kennenlernen und die Integration der Technik und andererseits die selbständige

Organisation der Aufgabe und der Zusammenarbeit im Team nehmen viel mehr Zeit in

Ansprach, als man vom Frontalunterricht gewohnt ist.

Zu Beginn des Kurses sollten daher längere Einfuhrungsphasen organisiert werden, um die

Studierenden mit der kollaborativen Arbeitsweise und der Technologie anhand von

einfachen Lernzielen und intensiver Begleitung durch die Lehrpersonen vertraut zu

machen. Ohne diese zeitliche Investition bedeutet selbst eine Technologie, die für die

Kollaboration geschaffen ist, nicht notwendigerweise eine Unterstützung für die

Kollaboration.

• Es sollte dabei beachtet werden, dass der Schwerpunkt nicht nur auf die Funktionalität der

Technologie gelegt wird, sondern auch auf das koUaborative Arbeiten im Team. Häufig

bemühen sich Lehrpersonen nur dämm, die (Vor-) Bedingungen für effektives

kollaboratives Lernen zu erfüllen, ohne die Teams anschließend bewusst über die Qualität

der Zusammenarbeit reflektieren zu lassen. Es empfiehlt sich aber, nach einer bestimmten

Zeit über die Zusammenarbeit zu reflektieren und Verbesserungsschlüsse daraus zu ziehen.

Eine Reflexionsmöglichkeit besteht darin, gemeinsam Filmausschnitte eines gut

kollaborierenden und eines schlecht kollaborierenden Teams anzuschauen, um danach

gemeinsam die guten und schlechten Merkmale zu extrahieren. Anhand dieser

Anhaltspunkte kann jedes Teammitglied reflektieren, was es selbst an seinem Verhalten

ändern muss, um die Zusammenarbeit im Team zu verbessern. Durch diese Reflexion kann

erreicht werden, dass jeder zur Selbsterkenntnis gelangt und sich seinen Stärken und

Schwächen bewusst ist. Diese Art von Selbsterkenntnis ist und wird eine der wichtigsten

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Kernkompetenzen der Gegenwart und der Zukunft sein. Erst nach diesen ausgiebigen

Einführungsphasen sind komplexere Aufgabenstellungen zumutbar, welche die

Anwendung vom fachlichen Wissen, kollaboratives Arrangement und technisches Know-

how erfordern.

• Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Arbeitszeiteinteilung: es hat sich bewährt, Teams für

kollaboratives Arbeiten in Blockzeiten arbeiten zu lassen, d.h. mindestens zwei Stunden

nacheinander (wie im Blockkurs). Kürzere Sitzungen sind insofern nicht sinnvoll, weil ein

großer Teil der Stunde stets für die gegenseitige interne Orientiemng in Ansprach

genommen wird, ohne sich intensiv mit neuem Inhalt auseinander setzen zu können.

• Außerdem ist bei der Konstruktion der Aufgabenstellung zu beachten, dass sie den Einsatz

der Technologie auch in der Tat beansprucht. Im Falle der Roomware® empfehlen sich

daher Aufgabenstellungen, welche das Verständnis und die Bearbeitung dreidimensionaler,

molekularer Problemstellungen bedingen. Somit können die Visualisierangsvorteile der

Roomware®besser genutzt werden.

Technologische Verbesserungsvorschläge

Die wichtigsten technischen Verbesserungspotentiale lassen sich wie folgt beschreiben:

• Die Sicherheit der Rechner konnte mit der Installation einer Firewall verbessert werden.

Außerdem wurde eine Hardware (http://www.radixprotector.com/) eingebaut, die eine

Wiederherstellung des Betriebssystems in Sekundenschnelle ermöglicht, unabhängig von

der Zerstömngsursache (Sabotage, Fehlbedienung oder Viren etc) der Systemdateien.

• Für die Raumbeleuchtungsproblematik bieten sich zwei Lösungsmöglichkeiten an:

Entweder kann die Raumbeleuchtung durch ein Lichtsystem ersetzt werden, das sich in der

Helligkeit regulieren lässt oder man gestaltet die InteracTable® -Tischfläche derart um,

dass sie in der Höhe verstell- und kippbar sind. Damit kann die Arbeitslage des Tisches der

Lichteinstrahlung angepasst und gleichzeitig der individuelle Arbeitswinkel und die

optimale Tischhöhe eingestellt werden.

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Licht

KippbarKeine Spiegelung

Abb. 15: Em InteracTable« mit Kippfunktion und verstellbarer Höhe als Lösung für das Problem der

Lichtspiegelung. (PowerPoint)

. Weitere technische Verbesserungen betreffen die erwähnten Schwachstellen des Interface

(siehe „Technologische Schlussfolgerungen - Interface").

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Anhang

1

Fragebogen

I Nutzerprofil

Seminar „Pharmazeutische Chemie"

Nutzerinnenprofil

An diesem Fragebogen interessieren wir uns für die Nutzerprofile der Teilnehmerinnen des

Seminars „Pharmazeutische Chemie".

.

Bitte wähle bei der Beantwortung der Fragen diejenige Antwort aus, die am ehesten für Dich

zutrifft.

.

Denke bitte sorgfältig, aber nicht zu lange über jede Frage nach.

.

Beantworte bitte jede Frage und kreuze bitte in jeder Zeile nur eine Antwortalternative an.

Alle Daten werden streng vertraulich behandelt. Die Informationen sind nur dem

Institut für Arbeitspsychologie der ETH Zürich zugänglich und werden für die

Evaluation anonymisiert. Rückschlüsse von den Ergebnissen auf persönliche Daten sind

nicht möglich.

Du kannst entweder Deinen Namen angeben

Name Vorname

oder einen Code. Dann bleibst Du anonym und wir wissen trotzdem welche Fragebögenzusammen gehören.

• Schreibe bitte den ersten Buchstaben des Vornamens Deiner Mutter in folgendes Feld:

Schreibe als nächstes den ersten Buchstaben des Vornamens Deines Vaters in folgendes Feld:

• Als nächstes schreibe bitte den letzten Buchstaben Deines Heimatortes (für nicht

Schweizer/innen Deines Heimatlandes) in folgendes Feld:

• Als letztes schreibe bitte den letzten Buchstaben Deines eigenen Vornamens in folgendesFeld:

LZH

146

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PERSÖNLICH

Alter

Semester^_^______

Geschlecht O weiblich Q männlich

Bitte beanworte die folgenden Fragen zu Deinen persönlichen Einstellungen!

Welches ist Deine Einstellung... sehr positiv cher positiv neutral eher negativ sehr negativ

... zu Computern?

... zum Lernen mit Computern ?

... zum Arbeiten mit Computern

?

... zum Internet? G Q

... zum Lernen über Internet ? ü

... zu computervermittelterKommunikation ?

... zum Studium im

Allgemeinen?Q

COMPUTER & INTERNET

Wie lange hast Du Erfahrungen in der Verwendung von Computern?

Anzahl Jahre

Anzahl Monate

Anzahl Wochen

Besitzt Du einen eigenen Computer?

D pC- LaptopI I Mac-LaptopD PC

Mac

I I nein

Wie schätzt Du Deine Computerkenntnisse ein?

Bitte gib einen Wert auf einer Skala von 1-100 an!

1 = sehr geringe Computerkenntnisse / kaum Kenntnisse

100 = sehr gute Computerkentnisse / Experte

Deine Computerkenntnisse:

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Mit welcher Anwendungssoftware arbeitest Du und wie oft?

Nie einmal pro einmal pro täglichMonat Woche

Computer-Spiele

Internet-Browser

Tabellenkalkulation

Textverarbeitung

Graphikprogramme

Stati stikprogramme

CAD, CNC, PLC

Elektronische Wörterbücher,

Lexika, Duden

Lernsoftware

Datenbanken

Multimedia / Webdesign Software

Präsentationssoftware

Andere

Hast Du regelmässig Zugang zum Internet?

I | ja, zuhause am eigenen ComputerI I ja, zuhause am Computer von Familienmitgliedem oder

WohngenossinnenI | ja, am Institut

I | nein

Mit welchem Betriebssystem arbeitest Du normalerweise?

D Windows (9x, NT, ME, 2000)D Mac

I | Andere:

Von wo aus gehst Du am meisten ins Internet?

I | Zuhause

Institut

I | andere:

Welchen Internetzugang hast Du zu Hause?

D 14,4 kb/s

28,8 kb/s

33 kb/s

148

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D 56 kb/s

D ISDN

D Cable

D ADSL

D Tl

D T3

I | andere:_____ _____

Welchen Browser verwendest Du in der Regel?I | Internet ExplorerI | Netscape NavigatorI I OperaFl andere:

Wie viele Stunden pro Woche verbringst Du im Internet?

•- Stunden

Wie viele davon entfallen durchschnittlich auf Informationsbeschaffung für das Studium

(Intemetbasierte Vorlesungen, Vorlesungsverzeichnisse, etc.)?

— Stunden

Wie oft nutzt Du Computer-vermitteltc Kommunikation und welche Möglichkeiten?nie einmal pro einmal pro täglich

Monat Woche

E-Mail

Chat

Newsgroup lesen

AufNewsgroup posten

Online Videokonferenz

Online Tonübertragung

Gemeinsame Datenablage

Andere

149

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MEDIEN IM STUDIUM

Wie nützlich schätzt Du die verschiedenen Lehrmethoden in Deinem Studium ein?

Lehrmethodesehr

sinnlossinnlos

mittel-

mässigsinnvoll

sehr

sinnvoll

kommt nicht

vor/

unzutreffend

Vorlesung Q

Einzelübung a a

Gruppenübung

Exkursion a

Übungsaufgaben Q

Lehrbuch eigenständigbearbeiten

ü a

Eigenständiges Lernen mit

Computer-Based Training(CBT)

° Q

Eigenständiges Lernen mit

Web-Based Training(WBT)

a ü

Seminar a Ü

Tutorium a

Praktikum

Welche Medien sind Deiner Meinung nach für die Lehrveranstaltungen geeignet?

Medien sehr

ungeeignetungeeignet mittel-

mässig

geeignet sehr

geeignet

weiss nicht / keine

Meinung

Wandtafel

FlipChart Q a a

SmartBoard ü

Overheadfolienpräsentation

Q

PowerpointBeamerpräsentati on

a a Q a

Dia ü Q

Videofilm a

Lehrbuch Q a

Computer-BasedTraining (CBT)

a

Web-Based

Training(WBT)a a

150

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Mit welchen Lehrmethoden bzw. Medien lernst du am liebsten?

(Mehrere Nennungen möglich; Nennungen sind auch für Methoden bzw. Medien möglich,die im Moment im Studium nicht vorkommen.)

Lehrmethode / Medium

Vorlesung

Einzelübung

Gruppenübung

Seminar / Tutorium

Learning by doing

Übungsaufgaben

Lehrbuch eigenständig bearbeiten

Eigenständiges Lernen mit Computer-Based Training(CBT)

Eigenständiges Lernen mit Web-Based Training (WBT)

Praktikum

Vielen Dankfür Deine Mitarbeit!

II Hauptfragebogen

Für die Testgruppe

IDENTIFIKATION

Du kannst entweder Deinen Namen angeben

Name Vorname

oder einen Code. Dann bleibst Du anonym und wir wissen trotzdem welche Fragebögenzusammen gehören.

• Schreibe bitte den ersten Buchstaben des Vornamens Deiner Mutter in folgendes Feld:

IZZI

• Schreibe als nächstes den ersten Buchstaben des Vornamens Deines Vaters in folgendesFeld:

HD

• Als nächstes schreibe bitte den letzten Buchstaben Deines Heimatortes (für nicht

Schweizer/innen Deines Heimatlandes) in folgendes Feld:

151

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• Als letztes schreibe bitte den letzten Buchstaben Deines eigenen Vornamens in folgendesFeld:

Allgemeiner Teil zum Seminar

Stimmt

nicht

Stimmt

völlig

1. Der Dozent bzw. die Assistentin kann schwierigeSachverhalte gut erklären.

OOOOOO

2. Der Dozent bzw. die Assistentin vergewissert sich, ob

die Studierenden den Stoff verstanden haben.0 0 0 O 0 O

3. Der Dozent bzw. die Assistentin bringt anschaulicheund prägnante Beispiele.

OOOOOO

4. Der Dozent bzw. die Assistentin hat die Veranstaltunggut strukturiert.

OOOOOO

5. Ich habe im Seminar einen klaren roten Faden

erkennen können.OOOOOO

6. Der Dozent bzw. die Assistentin hat mir neue

Einsichten in die Sache vermittelt.OOOOOO

7. Der Dozent bzw. die Assistentin ging gut auf Fragenein.

OOOOOO

8.Es gab genug Zeit für Diskussionen. OOOOOO

9. Die eingesetzten Hilfsmittel (Beamer, Folien, etc.)erleichterten das Verständnis

.

OOOOOO

10. Der Dozent bzw. die Assistentin hat die Veranstaltungzeitlich gut mit anderen Veranstaltungen abgestimmt.

OOOOOO

11.Ich war im Seminar oft überfordert. OOOOOO

12.Ich war im Seminar oft unterfordert. OOOOOO

13. Der Dozent bzw. die Assistentin hat ein gutesVerhältnis zu den Studierenden.

OOOOOO

14. Der behandelte Inhalt ist interessant. OOOOOO

15. Der behandelte Inhalt ist wichtig für das Studium. OOOOOO

16. Das Tempo im Seminar ist dem Niveau angepasst. OOOOOO

17. Das Lernen im Seminar hat Spass gemacht. OOOOOO

18. Wieviel Zeit hast Du für die Vor- und Nachbereitungder Veranstaltung (ohne Veranstaltungszeit) benötigt?

Stunden pro

Woche

19.Hältst Du Deinen Zeitaufwand für zu hoch? OOOOOO

152

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20. Im Vergleich zu anderen Veranstaltungen habe ich

mehr Zeit aufgewendet.OOOOOO

Bemerkungen

Was hat Dir am Seminar besonders gut gefallen?

Was hat Dir am Seminar besonders schlecht gefallen?

Welche konkreten Veränderungs- oder Verbesserungsmassnahmen schlägst Du vor?

SOZIALVERHALTEN

Gib bitte Deine Einschätzung zu den folgenden Aussagen ab!

Wenn ich mich einer neuen Gruppe anschliesse, ist es meistens so, dass ich gleich irgendwiedazugehöre.

stimmt 0 0 0 0 0 stimmt nicht

Tch bin ziemlich schüchtern und vorsichtig, wenn es darum geht, mich mit neuen Menschen

anzufreunden.

stimmt 0 0 0 0 0 stimmt nicht

Ein Gespräch mit Fremden anzufangen...

...macht mir niemals

Schwierigkeiten0 0 0 0 0 ...

fällt mir schwer

Ich müsste schon immer dagegen ankämpfen, dass ich zu schüchtern bin.

stimmt 0 0 0 0 0 stimmt nicht

Wenn ich in einer Gruppe bin, ist es gewöhnlich so, dass ich dabeisitze, zuhöre und die anderen

das meiste reden lasse.

stimmt 0 0 0 0 o stimmt nicht

Ich halte mich für kontaktfreudig und selbstsicher im Umgang mit anderen Menschen.

stimmt 0 0 0 0 0 stimmt nicht

Wenn es darum geht, neue Freunde zu gewinnen, mache ich meistens den ersten Schritt.

stimmt 0 0 0 0 0 stimmt nicht

153

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Es fällt mir schwer, vor einer grossen Gruppe zu sprechen.

stimmt, es fällt mir

gewöhnlich sehr schwer.0 0 0 0 0

stimmt nicht, es macht mir

nichts aus.

In sozialen Gruppen fühle ich mich eher schüchtern und unsicher.

stimmt 0 0 0 0 0 stimmt nicht

In Gesellschaft fühle ich mich etwas unbeholfen und kann mich nicht ganz so frei geben, wie ich

möchte.

stimmt 0 0 0 0 0 stimmt nicht

Es fällt mir im allgemeinen leicht, mich bei gesellschaftlichen Anlässen unter die Leute zu

mischen.

stimmt 0 0 0 0 0 stimmt nicht

Ich bin eher jemand, der...

... gesprächig ist und gem

aus sich herausgeht.0 0 0 0 0

...sich im Kontakt mit

anderen zurückhält und

lieber zuhört.

VIREAL LAB®

Wie beurteilst Du die folgenden Aussagen zum Einsatz der neuen Technologien im Vireal Lab®?

Der Einsatz der neuen Technologien im Vireal Lab®...Stimmt

nicht

Stimmt

völlig

21....

hat das Lernen im Seminar für mich positivverändert.

0 0 0 0 0 0

22....

erleichtert das Lernen. 0 0 0 0 0 0

23....

erleichtert das Verständnis der bearbeiteten

Inhalte.0 0 0 0 0 0

24....

bietet einen besseren Zugang zu Informationen. 0 0 0 0 0 0

25....

wirkt sich auf meine Art des Lernens störend aus. 0 0 0 0 0 0

26....macht das Lernen abwechslungsreicher. O O 0 0 0 0

27....

lässt mich den Gesamtzusammenhang besser

erkennen.0 0 0 0 0 0

28....macht das Lernen spannender. 0 0 0 0 0 0

29....

hat mich angeregt, mich während des Seminars

aktiv zu beteiligen.0 0 0 0 0 0

154

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30....

hat mich angeregt, mich vertieft mit dem Inhalt

auseinanderzusetzen.OOOOOO

31.... war in diesem Seminar für die Bearbeitung der

Aufträge ein sinnvolles Hilfsmittel..

OOOOOO

32....

vemrsacht lästige Zusatzarbeit. OOOOOO

33....

hat das Lernen im Seminar komplizierter

gemacht.OOOOOO

34....

führt häufig zu Unterbrechungen beim Lernen im

Seminar,0 0 ° 0 0 o

35....

führt zu effizienterem Lernen im Seminar. OOOOOO

36....

erleichtert mir das Behalten des Inhalts, da ich

mich besser aktiv beteiligen konnte.OOOOOO

Wie oft hast Du außerhalb des Seminars das Vireal Lab benutzt? Mal

Wie viel Zeit hast Du bei dieser eigenen Nutzung des Vireal Lab® verbracht?

Stunden

Wofür hast Du das Vireal Lab außerhalb des Seminars benutzt?

Gib bitte Deine persönliche Einschätzung zu den folgenden Aussagen ab.

AspekteStimmt

nicht

Stimmt

völlig

Die „Roomware®" (CommBoard®, InteracTable®)im Vireal Lab hat die Kooperation in der Gmppegefordert.

OOOOOO

Der Gruppenlösungvorschlag ist besser als meine

individuelle Lösungsvorstellung.OOOOOO

Mein individuelles Problemverständnis wurde durch

die Kooperation sehr unterstützt.OOOOOO

Mit dem Vireal Lab haben wir schneller eine

Lösung gefunden, als mit herkömmlichen

Verfahren.

OOOOOO

Die Visualisiemngen haben mein Inhaltsverständnis

unterstützt.OOOOOO

Das Vireal Lab ermöglicht einen unmittelbaren

Zugang zu den Inhalten.OOOOOO

Ich finde im Vireal Lab® schneller Antworten auf

meine Fragen.OOOOOO

Ich habe im Vireal Lab® effizienter gelernt. OOOOOO

Bemerkungen(z. B. Welche Aspekte des Vireal Lab besonders wichtig waren etc.)

155

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Der Umgang mit dem Vireal Lab® ist

einfach zu lernen

...frustrierend

... produktiv

0 0 0 0 o o

OOOOOO

OOOOOO

... schwierig zu lemen

...nicht frustrierend

... unproduktiv

_®Gib bitte Deine Einschätzungen zur Zusammenarbeit mit den Kolleginnen im Vireal Lab an

Insgesamt war die Qualitätder Zusammenarbeit

Insgesamt war die

Zusammenarbeit

Das Ergebnis der

Zusammenarbeit war

Die in der Zusammenarbeit

behandelten Themen waren

Der Inhalt der

Zusammenarbeit wurde

In der Gruppe war eine

Tendenz festzustellen, ein

abschliessendes Ergebnis zu

erzielen

hoch

effektiv

befriedigend

trivial

sorgfältigentwickelt

deutlich

0 0 0 0 0 0 niedrig

ineffektiv

unbefriedigend

substantiell

unsorgfältigentwickelt

undeutlich

0 0 0 0 0 0

0 0 0 0 0 0

0 0 0 0 0 0

0 0 0 0 0 0

0 0 0 0 0 0

Bitte gib die folgenden Einschätzungen zu Deinem Zustand während des Seminars an.

Frage Dich bitte bei jedem Eigenschaftswort: In welchem Grad trifft dieses Wort auf meinen

Zustand -so wie ich ihn im Seminar erlebt habe- zu?

kaum etwas einiger-massen

ziemlich überwie¬

gend

völlig

1. ruhig 0 0 0 0 0 0

2. konzentra¬

tionsfähig0 0 0 0 0 0

3. fröhlich 0 0 0 0 0 0

4. nervös 0 0 0 0 0 0

5. aktiv 0 0 0 0 0 0

6.arbeitsfreu-dig 0 0 0 0 0 0

7. gelassen 0 0 0 0 0 0

8.anstrengungs-bereit o 0 0 0 0 0

9. vergnügt 0 0 o 0 0 0

156

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10. gutgelaunt 0 O 0 0 0 0

11. energie-geladen 0 0 0 0 0 0

12. ausgegli-chen 0 0 0 0 0 0

13. ausdauernd 0 0 0 0 0 0

14. heiter 0 0 0 0 0 0

15. locker 0 O 0 0 0 0

Gib bitte im Folgenden Deine allgemeine Einschätzung zu Gruppenarbeit an.

Aspekte

trifft

gar

nicht

ZU

trifft

eher

nicht

ZU

teils-

teils

trifft

eher

zu

trifft

voll-

kom

men

Erwartungen gegenüber der Gruppe

GAlOft langweile ich mich während der Gruppenarbeit. 0 0 0 0 0

GA2Ohne Gruppenarbeit ginge es auch. 0 0 0 0 0

GA3

Es macht mir Spass, meine Tdeen in die Gruppenarbeiteinzubringen. 0 O 0 0 0

Gegenseitige Unterstützung

GUI

Das, was man für die Gmppe leistet, nützt einem auch

selbst auf längere Sicht. 0 0 0 0 0

GU2

Wenn wir uns zusammen für etwas entscheiden,versuchen wir, auch auf Einzelne Rücksicht zu nehmen. 0 0 0 0 0

GW

Wenn man von seinem Wissen den anderen etwas

mitteilt, bekommt man häufig auch von deren Wissen

etwas zurück.0 0 0 0 0

GU4

Wenn mir mal ein Fehler unterläuft, dann kann ich

darauf hoffen, dass ein Kollege aus der Gruppe für mich

mit aufpasst.0 0 0 0 0

GW

Wenn ich mal mit einer Arbeit Schwierigkeiten habe,

dann hilft mir meistens einer der Kollegen.0 0 0 0 0

CriJ6

Von den Studentenkollegen in der Gruppe habe ich

schon einige Sachen gelernt, die mir im Studium nützen.0 0 0 0 0

GU7

Wenn ein Studienkollege mal nicht ganz bei der Sache

ist, mache ich mir Gedanken darüber, woran es liegenkönnte.

0 0 0 0 0

GUK

Wenn man sich mal nicht so ganz wohlfühlt, dann

haben die Studentenkollegen Verständnis dafür.0 0 0 0 0

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Bitte gib an, inwieweit die folgenden Aussagen für Dich zutreffen.

Aspekte {

trifft

gar

nicht

zu

trifft

eher

nicht

zu

teils-1teils

trifft

eher

zu

trifft

voll-

kom

men

zu

Soziale Anerkennung der Leistung in der Gruppe

SAl

In unserer Gruppe wird darauf Wert gelegt, dass jederso gut arbeitet, wie er kann.

0 0 0 0 0

SA2

Bei uns wird jeder geschätzt, der sich fur die Gruppeeinsetzt.

0 0 0 0 0

SAT

Meine Studentenkollegen schätzen es, wenn ich guteArbeit leiste.

0 0 0 0 0

SA4

Gute Arbeit wird von der Gruppe entsprechendanerkannt.

0 0 0 0 0

Erlebte Wirksamkeit im Kollektiv

rwi

Das, was ich für die Gruppe leiste, ist ein deutlich

sichtbarer Bestandteil der Gmppenleistung.0 0 0 0 0

EW2

Der Gruppenleistung sieht man meinen Beitrag gar

nicht an.

0 0 0 0 0

EW3

Meine Anstrengungen schlagen sich deutlich in der

Gmppenleistung nieder.0 0 0 0 0

FW4

Ich kann mich anstrengen wie ich will, die

Gruppenleistung wird davon nicht beeinflusst.0 0 0 0 0

Bitte beschreibe, welche Schwierigkeiten Du persönlich bei der Nutzung des Vireal Lab gehabthast!

Bitte beschreibe aus Deiner persönlichen Perspektive, welches die Vorteile des Vireal Lab® sind!

Welches sind Deiner Meinung nach die Nachteile des Lernens mit demVireal Lab®?

Welches waren Deine Erwartungen an das Seminar und inwiefern wurden sie erfüllt bzw. nicht

erfüllt?

Gib bitte ein Gesamturteil für das Seminar „Pharmazeutische Chemie" ab!

© © © © ©m

sehr .schlecht schlecht mittel gut sehr gut

Vielen Dankfür Deine Mitarbeit!

Œ

158

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II Kurzfragebogen

Bewertungen der Sitzungen (Blockkurs Pharmazeutische Chemie) durch die Studierenden

Bewertung der Sitzung

Anleitung:Lass Dir (ev.mit Hilfe von Unterlagen) den Kurstag nochmals vor deinem geistigen AugeRevue passieren.

Überlegen dir bitte, was du gelernt hast und wie und nimm eine Bewertung der Sitzung vor

Konkretes

Beschreibe stichwortartig, was du heute gelernt hast hinsichtlich...

...Inhalt (Pharmazeutische Chemie)?

... Umgang mit Technologie (InteracTable , Internet, Visualisierungsprogramme etc.)?

... Kooperation in der Gruppe?

Bewertung des Lernprozesses

• Hätte die Sitzung aus Deiner Sicht besser oder anders strukturiert sein müssen? Weshalb?

• Hätte der Stoff aus Deiner Sicht anders aufbereitet sein müssen, damit Du besser gelernthättest? Weshalb? Wie?

• Wie hat Dir das Lernsystem heute beim Lernen geholfen? Weshalb? Wie?

• Wie beurteilst Du die Kooperation in der Gruppe unter Zuhilfenahme des Lernsystems?Weshalb? Wie?

• Wie beurteilst Du die Unterstützung durch die Lehrpersonen? Wie beurteilst Du die

Interaktion mit den Lehrpersonen hinsichtlich Qualität und Quantität? Weshalb? Wie?

Bemerkungen

159

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Interview-Transkript (ein Ausschnitt)

Interview TranskribierungVersion: 1.0

Empfänger: LW

Autor: cho

Datum: 11.03.2002

Inhalt

1 Interview 1 13.02.2002

2 Interview 2 13.02.2002

3 Interview 3 13.02.2002

4 Interview 4 13.02.2002

5 Interview 5 13.02.2002

6 Interview 6 13.02.2002

7 Interview 7 13.02.2002

Interview 1 13.02.2002

F aehm einfach du würdest mir einfach nochmal zeigen wie man mit so einem Table umgeht und

was man machen kann damit

A jaF das ist alles

A okee

F und ich würde dann einfach nichts wissen

A okee

F ist das gut?A jaF okai du kannst einfach beginnen wann du möchtest mit was du möchtest

A also wir haben einfach den Bildschirm, ist im Prinzip wie ein Computer normal, und der Vorteil

ist von der Grösse her man kann auch zu viert oder so mndhemm arbeiten

F mhm

A wie an einem Tisch, Diskussionsrande, es ist ein Touchscreen also man braucht im Prinzip keine

Maus so, kann direkt mit dem Finger drauftippen, und wir haben auch das Keyboard dazu

F mhm

A zum schreiben

F mhm

A und auch den Stift also wenn man nicht mit dem Finger möchteF mhm

A mit den Stift geht es zum Teil ein bisschen unverst.

F mhm

A denn wir haben einfach verschiedene Programme draufgeladen, also so ein Molekülbaukasten

denn natürlich hat es Verbindung zum Internet

F mhm

A dass man dort auf Datenbanken zugreifen kann

F rnhmmhm

A dann kann man jetzt auf diesen Datenbanken Moleküle hemnterholen und dann auch auf

160

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Programmen die wir drauf haben bearbeiten, und zwischen den verschiedenen Tischen kann man

auch das Zeug hin und herschicken

3

Blockkursbewertungen (2 Beispiele aus dem Tag 1)

Montag

Kennung„Kochtopf

Inhalt

Kraftfelder sehr wichtig (für Docking, Modeling)Drehwinkel in Proteinen (Phi, Psi)Problem Docking zu simulieren.

Umgang mit

Technologie

Programme wie Spartan brauchen rel. viel Zeit, bis nützliche Informationen

gewonnen werden können.

Hemmungen in Bedienung sinken.

Kooperationin Gruppe

Es gibt immer jemanden der „führt".

Diskrepanz Computerwissen - Chemiewissen

Struktur

Sitzung

Aufbau war ok. Wenn man aber nicht ein klares Ziel hat, verliert man schnell

Zeit.

AufbereitungStoff

ev. fixes Beispiel vorbereiten, damit Zeit effektiver genutzt werden kann.

Lernsystem kleine Gruppen, Diskussion fördern Mitdenken.

Kooperationmit

Lernsystem

Kooperation i.O. Es gibt immer Führer und Mitläufer.

Lehrperson Unterstützung sehr wichtig! !

Wissen wird schneller vermittelt wenn Lehrperson mit Kleingmppe arbeitet.

Bemerkungen

Kennung

IRDNA

Inhalt

Kraftfelder -> Berechnung der Energie von Molekülen

Umgang mit

Technologie

Wo finde ich Proteine?

Wie lade ich ein Protein hinunter!

Diese Molekülmodellprogramme sind hoch komplex aufgebaut.Kooperationin Gruppe

gutes Klima

intensives Diskutieren über ein Problem ist möglichStruktur

Sitzung

Nein, aber: Schwierig beim Lösen von Problemen ist, das Suchen nach

geeigneten Web-Seiten; also es stellt sich stets die gleiche Frage: Wie finde

ich in kurzer Zeit geeignete Informationen zu Lösung meines Problems.

AufbereitungStoff

Lernsystem Nein, Problem s.o. (Struktur Sitzung)

161

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Kooperationmit

Lernsystem

Diese Kooperation in der Gruppe fand ich gut -_> zusammen Lernen ist besser

und macht auch viel mehr Spass.

Lehrperson

Bemerkungen

4

Lektionsplan

InKoPra

LEKTIONSPLAN

Thema : Arzncimittclenlwicklung

Aufgabe:

Stellen Sie mit ihrer Gruppe einen Plan auf, wie Sic vorgehen würden, um einen neuen HIV Prolcase-Inhibitor ohne

Resistenzentwicklung zu entwickeln. Auch offene Fragen, die Ihnen für den Arzneistoffentwicklungsprozess wichtig

sind, für die sie jedoch keine Antworten gefunden haben, können auf dem Plan plaziert werden.

Unterrichtsform : Gruppenarbeit

Datum: 11. April 02

Zeit: Klassische Gruppe: 11.15 bis 12.00

VirealLab Gruppe: 12.15 bis 13.00

Ziel Organisatorische Informationen

Einen Vorgehensplan erstellen, in dem die wichtigsten

Überlegungen, Fragen, Informationen und Techniken, die zur

Arzneistoffentwicklung relevant sind, chronologisch aufgezeigtwerden. (Der Sknpt „Grundlagen der Arzneimittelforschung" kann

evt. nur als Starthilfe dienen, reicht jedoch nicht aus, um das erste

Zwischenziel zu erreichen,)

Für diese Aufgabe haben sie diese und die nächsten beiden Stunden Zeit.

(Falls eine Gruppe ausserhalb der Seminarstunde daran arbeiten möchte, darf

sie das natürlich ! Q )Am 16. Mai werden alle Gruppen ihr Plan präsentieren. Jede Gruppe wird von

jeder Gruppe und vom Forschungschef bezüglich Inhalt und Präscnlalionsform

bewertet. Sie verteilen dann auch entsprechend die Punkte.

5

a.) Verhaltensanalyse (Beispiel)

18.4.02,1. Teil

1 : Wenn wir jetzt die Proteasestmktur heraussuchen, können wir denn das ausdrucken oder

müssen wir uns einfach die Seite abschreiben

7: das müssen wir halt fragen1 zu 5: sollen wir es suchen?

5: ja4: komme auch mit

15:50 alle drei stehen auf

1 zur Gmppe: wir gehen mal HIV Protease 3D Struktur suchen

(alle drei verlassen den Gruppentisch)

162

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16:26Kamera ist auf das Interactable gerichtet, man sieht alle drei Personen (1,4 und 5) dort

stehen. Aufgrund Keyboardfehler kann der Interactable® jedoch nicht gestartet werden.

21:19 Alle drei laufen zum Commboard®

21:48 Alle drei stehen vor dem Commboard®

21:55 5 klickt auf Internet Explorer22:03 Ende 1. Teil

18.4.02. 2. Teil

0:00 Alle drei Personen (1, 4 und 5) sind am Commboard® zu sehen:

5 markiert das URL-Eingabefeld1 tippt etwas ein, die Seite kann aber nicht gefunden werden (falsche URL), auch ein zweiter

Versuch misslingt1:30 4 verlässt das Commboard® und fragt die Gruppe, ob sie die URL der Proteindatenbank

wissen. Sie wissen es nicht genau. Während dieser Zeit sind 1 und 5 am Commboard®.2:40 sieht man 6 am Commboard®2:47 kommt 4 zum Commboard® zurück.

5 tippt etwas im Google ein, klickt einen Link an, klickt auf der Seite hemm, kehrt zum

Google zurück und öffnet einen neuen Link

7:43 sieht man eine 3D-Kristallstmktur auf dem Bildschirm. Man sieht nicht genau, was sie

damit machen, weil sie den Bildschirm fast bedecken.

9:14 werden sie von LP unterbrochen und 9:22 laufen alle vier Personen (1, 4, 5 und 6) vomCommboard® weg

9:59 Kamera wird auf den Interactable® gerichtet. 4, 5 und 6 stehen dort.

10:16 5 tippt etwas ein. Man kann nicht erkennen, was auf dem Bildschirm ist und man hört

ihre Gespräche nicht.

11:20 1 kommt zum Interactable

14:37 werden sie von LP unterbrochen, weil er ihnen Fragebogen zum Ausfüllen verteilt.

Total Kollaboration an der RW in Min. und Sek.: 16:25 - 22:03 - 5 Min. 38 Sek.

00:00-01:30=1 Min. 30 Sek.

02:40 - 09:14 - 6 Min. 34 Sek.

09:59-14:37 = 4 Min. 38 Sek.

Total: 18 Min. 20 Sek.

Einsatz der RW: Such nach der HIV Protease 3D Struktur

163

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b.) Verhaltensanalyse (Berechnung des zeitlichen Anteils in %)

TesteruDoe

Team GG

Lektion 1 Lektion2 Lektion3 Lektion4 Lektion5 Lektion6 Summe %

Koll. ohne RW 0:35:48 0:20:36 0:41:09 0:44:25 0:32:37 0:29:46 3:24:21 74.46%

Koll. mitRW 0:01:27 0:18:20 0:00:00 0:00:00 0:18:28 0:13:11 0:51:26 18.74%

Keine Koll. 0:03:57 0:00:29 0:03:32 0:04:01 0:02:26 0:04:15 0:18:40 6.80%

0:41:12 0:39:25 0:44:41 0:48:26 0:53:31 0:47:12 4:34:27 100.00%

Team M

Lektion 1 Lektion2 Lektion3 Lektion4 Lektion5 Lektion6 Summe %

Koll. ohne RW 00:17:41 00:38:51 00:37:45 00:27:54 00:38:27 00:32:35 03:13:13 71.88%

Koll. mit RW 00:01:04 00:01:49 00:00:00 00:26:52 00:00:00 00:06:20 0:36:05 13.42%

Keine Koll. 00:26:15 00:03:23 00:05:24 00:00:20 00:02:48 00:01:20 0:39:30 14.69%

00:45:00 0:44:03 0:43:09 0:55:06 0:41:15 0:40:15 04:28:48 100.00%

TeamP

Lektion 1 Lektion2 Lektion3 Lektion4 Lektion5 Lektionö Summe %

Koll. ohne RW 00:32:52 00:16:23 00:40:58 00:42:48 00:00:00 00:32:44 2:45:45 76.93%

Koll. mit RW 00:00:00 00:08:34 00:00:00 00:00:00 00:00:00 00:01:39 0:10:13 4.74%

Keine Koll. 00:11:23 00:13:28 00:03:11 00:01:18 00:00:00 00:10:09 0:39:29 18.33%

0:44:15 0:38:25 0:44:09 0:44:06 0:00:00 0:44:32 3:35:27 100.00%

KontrollgruDDe

Team G

Lektion 1 Lektion2 Lektion3 Lektion4 Lektion5 Lektion6 Summe %

Koll. ohne Nb 00:30:32 00:26:53 00:00:00 00:41:17 00:36:37 00:33:05 2:48:24 76.17%

Koll. mit Nb 00:00:00 00:00:24 00:00:00 00:00:00 00:00:00 00:04:42 0:05:06 2.31%

Keine Koll. 00:14:20 00:12:12 00:00:00 00:00:51 00:05:26 00:14:46 0:47:35 21.52%

0:44:52 0:39:29 0:00:00 0:42:08 0:42:03 0:52:33 3:41:05 100.00%

Team S

Lektion 1 Lektion2 Lektion3 Lektion4 Lektion5 Lektion6 Summe %

Koll. ohne Nb 00:28:53 00:41:45 00:44:31 00:43:36 00:00:00 00:25:13 3:03:58 72.24%

Koll. mit Nb 00:02:27 00:00:00 00:02:04 00:00:00 00:15:33 00:21:03 0:41:07 16.15%

Keine Koll. 00:12:19 00:02:32 00:00:00 00:00:00 00:02:16 00:12:28 0:29:35 11.62%

0:43:39 0:44:17 0:46:35 0:43:36 0:17:49 0:58:44 4:14:40 100.00%

Teaml

Lektion 1 Lektion2 Lektion3 Lektion4 Lektion5 Lektionö Summe %

Koll. ohne Nb 00:27:18 00:30:31 00:22:41 00:27:44 00:12:13 00:05:33 2:06:00 53.42%

Koll. mit Nb 00:05:00 00:05:39 00:18:04 00:00:12 00:23:39 00:08:29 1:01:03 25.89%

Keine Koll. 00:01:21 00:00:38 00:00:00 00:05:33 00:07:12 00:34:04 0:48:48 20.69%

0:33:39 00:36:48 0:40:45 0:33:29 0:43:04 0:48:06 3:55:51 100.00%

164

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6

a.) Transkripte der Präsentationen (Team 1 als Beispiel)

Team 1:1. Präsentation am 23.5.02

Aufgabe:

Aufzeigen, wie sie einen neuen HIV-Protease-Inhibitor ohne Resistenzentwicklungentwickeln würden.

Vortrag

Person 1: So, wir sind die Gruppe 1. Das (zeigt auf die PowerPoint Projektion) ist unsere

Gmppe. Ich darf kurz unsere Überlegungen zum Vorgehen zur Suche eines HIV Protease

Inhibitors vorstellen. Also als erstes steht natürlich die Basics, die Suche nach den

Gmndlagen, die 3D-Struktur ist als erstes das Wichtigste, vor allem auch die active site des

Enzyms und das natürliche Substrat, der natürliche Ligand zu suchen. Dann auch die Suche

nach schon von bekannten HIV-Proteasen-Inhibitoren und was auch sehr wichtig ist hier bei

HIV, der Mechanismus der Resistenzentwicklung, dass man den untersucht.

Dann hatten wir die Idee, dass es eventuell analog wie bei den Neuraminidasehemmer der

Influenzaviren irgendeine Stelle in der HIV Protease gibt, die sich nicht verändert. An dem

man dann sehr gut andocken kann, weil ja gerade die dauernde Verändemng des Enzyms das

Problem ist bei der Resistenzentwicklung. (FPl: 1 Pkt)(FP2:l Pkt)(FP3:l Pkt)(FP4: 1 Pkt)

Das Vorgehen ist, dass man eine Library erstellt. Dass man zuerst ein Lead findet und dann

den optimiert, dies dann mit der High throughput screening, mit der man vor allem die

Bindungsaffmität untersucht. Dann dass man weitere Assays durchfuhrt: das function-based

assay, das ist einfach die Zellantwort, dass man die untersucht, die FRET-Assay, dass man

untersucht, wie nah und wie lange bindet der Inhibitor an dem Enzym und natürlich die

Stabilitätsprüfung, die auch sehr wichtig sind, weil wenn es nicht stabil ist, kann man es

sowieso vergessen. Dann die Untersuchung des ADMET, die Absorption, Distribution, des

Metabolismus, der Elimination und natürlich auch sehr wichtig die Toxikologie. Da geht manzuerst in die in vitro Tests, dass man den exprimierten, das exprimierte Enzym, dass man

zuerst Tests mit dem macht, dann die in vivo Tests, dass man in Tierversuche geht.Was noch ist, ist die Weiterentwicklung des Ganzen, da kommt die galenische Forschungsicher auch noch hinein und dann vorher sicher noch die Optimierung und dann, dass man in

die klinischen Studien geht.

165

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Team 1: 2. Präsentation am 4.7.02

Aufgabe

Konservierte Stellen in der HIV Protease beschreiben.

Vortrag

Person 3: Also unsere Gmppe 1 hatte die Aufgabe, die konservierten Stellen in der HIV

Protease zu suchen.

Um dies zu bewerkstelligen sollte eine Stelle gefunden werden in der HIV Protease, die bei

einer allfälligen Mutation ein nicht funktionierendes Enzym ergibt. Also klar ist, wenn maneinen therapeutischen Nutzen haben möchte, muss diese konservierende Stelle also diese

konservierte Stelle eigentlich zugänglich sein für einen HIV Protease Inhibitor. Das ist ja das

Wichtigste, ansonsten kann er ja nichts machen.

Jetzt als Methode haben wir uns überlegt, wir könnten mit Hilfe von, das gibt es eigentlichschon, dass man mit Computerprogramme die Aminosäuresequenz auf konservierte Stelle

untersucht.

Beispiele für solche Programme gibt es auf dem Internet unter diese Adresse (zeigt auf die

projizierte Folie) zum Beispiel. Wir haben das ganze, die Adresse aus einem Journal

gefunden, Nature Medicine, wo das eigentlich ganz gut beschrieben ist, aber leider auf

Englisch und sehr aufwendig. Mit weiteren Computerprogrammen, z.B. das Sybil müssendiese Stellen eigentlich auf ihre Lokalisation und Zugänglichkeit überprüft werden, das sagtenwir vorhin. Und wenn man das, also die geeignete Stelle gefunden hätte, könnte man neue

Wirkstoffe entwickeln.

Jetzt eigentlich da, wir haben sehr sehr viel Zeit eigentlich verbracht im Internet, etwas zu

finden über konservierende Stellen. Und deshalb sind wir nicht auf das Sybil, auf die schönen

Bildli gekommen.

Das ist jetzt eben eine Tabelle aus diesem Artikel. Und das Wichtigste für uns ist eigentlichdieser Abschnitt da (zeigt auf die projizierte Power Point Folie) über die Protease. Das dtg ist

die aktive Seite und es sind genau drei Aminosäuren, die 100%-ig konserviert sind beim HIV

I Typ und beim HIV II Typ.Das ist der Beweis, dass es konservierte Stellen gibt. Und ja, man sieht auch auf dieser

Tabelle, dass es eigentlich auch noch bei den anderen zwei.. .unv. einen grossen Unterschied

gibt vom HIV I Typ und HIV II Typ. (FPl : 2 Pkt)(FP 2: 1 Fkt)(FP 3: 2 Pkt) (FP4: 2 Pkt)

Jetzt die grosse Problematik ist natürlich diese Computerprogramme sind noch zu wenigausgereift. Das zweite Problem ist natürlich noch, die Informationen befinden sich auf

verschiedene Datenbanken und zuletzt noch natürlich die grosse Mutationsfrequenz der HIV

Protease, somit relativ viel Datenmenge ergibt. Und das wäre eben die Literatur, dieser

Artikel, die wir gefunden haben. Falls ihn jemand lesen möchte, hätten wir ihn noch. Und

stammt aus...unv.

166

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b.) Bewertungen der Losungsansätze

GesamtpunktzahlTestgr. Fachpers. I Fachpers.2 Fachpers.3 Fachpers.4 Mittelwert Standardabw

TeamGG 9 6 9 11 8.75 2.06

Team M 6 10 5 10 7.75 2.63

Team P 4 3 4 2 3.25 0.96

Kontrollgr. Fachpers 1 Fachpers.2 Fachpers.3 Fachpers.4 Mittelwert Standardabw

Team S 6 9 5 6 6.5 1.7

Team G 7 6 5 7 6.25 1.0

Teaml 3 2 3 3 2.75 0.5

Lösungsansätze mit 1 Punkt

Lösungsansätze mit 1 Punkt

Testgr. Fachpers 1 Fachpers. 2 Fachpers.3 Fachpers.4 Mittelwert Standardabw

Team GG 4 6 1 3 3.50 2.08

Team M 4 2 3 4 3.25 0.96

Team P 1 3 0 0 1.00 1.41

Lösungsansätze mit 1 Punkt

Kontrollgr. Fachpers 1 Fachpers. 2 Fachpers.3 Fachpers.4 Mittelwert Standardabw

Team S 2 5 1 4 3.00 1.83

Team G 3 6 3 3 3.75 1.50

Teaml 1 2 1 1 1.25 0.50

Lösungsansätze mit 2 Punkten

Lösungsansätze mit 2 Punkte

Testgr. Fachpers 1 Fachpers. 2 Fachpers.3 Fachpers.4 Mittelwert Standardabw

Team GG 2 0 4 4 2.50 1.9)

Team M 1 4 1 3 2.25 1.50

TeamP 2 0 2 1 1.25 0.96

Lösungsansätze mit 2 Punkte

Kontrollgr. Fachpers 1 Fachpers. 2 Fachpers.3 Fachpers.4 Mittelwert Standardabw

Team S 2 2 2 1 1.75 0.50

Team G 2 0 1 2 1.25 0.96

Team 1 1 0 1 1 0.75 0.50

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Curriculum Vitae

Van Van KHOV-TRAN

Eidg. Dipl. Apothekerin

PERSÖNLICHE DATEN

• Bürgerin von Wollerau (SZ) seit 1993

• Gebürtige Chinesin

• Alter: 30

• Verheiratet

STUDIUM

• Pharmazie an der ETH Zürich 1994 - 2000

Abschluss: Eidgenössisch Diplomierte Apothekerin

• Doktorat am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, ETH Zürich, 2001 - heute

Thema: „Aufbau und Evaluation einer innovativen nicht-virtuellen Umgebungfür computemnterstütztes kollaboratives Lernen im Fach Pharmazeutische Chemie"

SCHULBILDUNG

Matura Typus B (Englisch) an der Stiftsschule Einsiedeln, Schweiz 1989 - 1994

BERUFSERFAHRUNGEN

• Assistentin am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, ETH Zürich 2001 - heute

- Beratung und Mitarbeit in zwei verschiedenen Projekten und bei pnn ag:

Entwurf und Umsetzung von neuen didaktischen Konzepten im Bereich

Pharmazie und Medizin für Präsenzlehre und e-leaming

• Diplomarbeit am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, ETH Zürich 2000 (3 Mo)- Thema: "Site-directed Mutagenesis in Glycine rich regions of Herpes

Simplex Vims Typ 1 Thymidine Kinase and its effect on Enzyme Kinematics"

• Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Pharmazeutische Wissen- 1999 (1 Mo)Schäften, ETH Zürich

- Biophysikalische Charakterisierung der humanen Thymidine Kinase

• Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department Chemie, Pomona College, 1998 (3 Mo)USA

- Überprüfung der biologischen Aktivität verschiedener Wirkstoffe

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• Pharmazeutisches Praktikum in der Central Apotheke, Thalwil 1997-1998

AUSZEICHNUNG

ETH Medaille für ausgezeichnete Diplomarbeit

PUBLIKATIONEN

Tran, V., Hanser, Ch. & Folkers, G. (2002). Vireal Lab - eine innovative, multimediale

Lernumgebung. SWITCH Journal (2).

Windlinger, L., Khov-Tran, V., Grund, S., Grote, G. & Folkers, G. (2002).Unveröffentlichter Schlussbericht des Projektes InkoPra (Interaktiv-kooperative Medien im

pharmazeutischen Praktikum). Filep (Fonds zur Finanziemng lehrbezogener Projekte). ETHZürich.

Tran, V., Lichtsteiner, S., Ernst, B., Otto, M. & Folkers, G. (2003). Towards a virtual

education in pharmaceutical sciences. An innovative E-learning approach. Curr Probl

Dermatol. 32:43-51.

Khov-Tran, V., Hanser, Ch. & Folkers, G. (2003). Vireal Lab- From Instruction to

Construction. Chimia. 57 (3).

S. Lichtsteiner, S. Rizzotti, C. Weber, A. Vögtli, H. Burkhart, R. Neier, V.V. Khov-Tran, G.

Folkers, B. Emst. (2003). Pharmasquare (Pharma2). Chimia. 57 (3).

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Ein herzliches Dankeschön

An erster Stelle möchte ich meinem Doktorvater Prof. Dr. Gerd Folkers meinen herzlichen

Dank aussprechen. Sein Interesse und Bestreben, seine Lehrtätigkeit auf den neuesten Stand

der pharmazeutisch-didaktischen Erkenntnisse zu bringen, gaben mir die Gelegenheit, diese

interdisziplinäre Arbeit anzunehmen. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er während diesen drei

Jahren sich immer die Mühe genommen hat, mich fachlich und moralisch zu unterstützen.

Gerd, herzlichen Dank.

Ich möchte als nächstes Prof, Dr. Gudela Grote danken, die einen wesentlichen Beitrag zumGelingen dieser interdisziplinären Zusammenarbeit geleistet hat.

Ein großes Dankeschön geht an Sven Grund. Dank seinem fachlichen Input und stets

kritischen Einwände hat er sehr viel zur Qualität dieser Dissertation beigetragen.Auch möchte ich mich bei Balthasar Eugster ganz herzlich bedanken. Er hat den didaktischen

Aspekten dieser Arbeit den letzten Schliff verliehen.

Ich möchte hier auch die intensive Zusammenarbeit mit Lukas Windlinger im Projekt Inkopraerwähnen. Lukas, es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit dir jeweils am Donnerstag die

Seminare vorzubereiten und durchzuführen. Ich danke dir für deine tatkräftige Unterstützung.

An dieser Stelle möchte ich ein ganz herzliches Dankeschön meinem Mann widmen. Ohne

ihn hätte ich die Kraft nicht aufbringen können, diese Arbeit zu vollenden. Mit seiner

geduldigen, motivierenden und verständnisvollen Art war er immer für mich da. Schatz, ich

danke dir vom ganzen Herzen.

Im speziellen möchte ich ein besonderes Dankeschön meinen Eltern aussprechen. Papi undMum, ich bin euch so sehr dankbar, dass ihr für meine persönliche Entwicklung und

Ausbildung so viel getan habt. Euch als Eltern zu haben, ist mein Glück.

Natürlich möchte ich auch mein Bmderherz erwähnen, der stets ein offenes Ohr für mich hat

und stets für mich da ist.

Aki, meine beste Freundin möchte ich ebenfalls ganz herzlich für die wundervolle

Freundschaft danken. Aki, in schweren Zeiten bist du mir beigestanden, in guten hast du mit

mir gelacht, es ist einfach wunderbar, dich als Freundin zu haben.

Schließlich möchte ich mich aus ganzem Herzen bedanken bei: Miepie für ihre liebevolle Art

und Hilfsbereitschaft, Thomas Kuoni und Sämi Nagel für die sehr angenehme Stimmung im

Büro und die sehr amüsanten Gespräche zwischendurch, Leonardo Scapozza für das „Wiegeht's?" und die nachfolgenden sehr guten Diskussionen und bei der ganzen Gruppe Folkers

und Gmppe Scapozza für die angenehme Arbeitsatmosphäre sowie die unzähligen feinen

Kuchen und Desserts. Vielen Dank!