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Praxisbeiträge zum Seniorensport Band 4 Fachtagung 2008 Zukunft gestalten – aktiv und gesund älter werden in Nordrhein-Westfalen

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Praxisbeiträge zum SeniorensportBand 4

Fachtagung 2008

Zukunft gestalten – aktiv und gesund älter werden in Nordrhein-Westfalen

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Zukunft gestalten –

aktiv und gesund älter werden

in Nordrhein-Westfalen!

Praxisbeiträge zum Seniorensport

– Band 4 –

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01 | Programm 4

02 | Einführung in die Tagung 9Bärbel Happ, LandesSportBund NRW

03 | Grußwort 12Abteilungsleiter Werner Stürmann, Innenministerium des Landes NRW

04 | Umsetzung der Initiative am Modellstandort Gladbeck 14Hartmut Knappmann, Vorsitzender Stadtsportverband Gladbeck

05 | Umsetzung der Initiative am Modellstandort Köln 18Ulrike Kraus, Projektmitarbeiterin Stadtsportbund Köln

06 | Die neue Ausbildungskonzeption „ÜL-B Sport der Älteren / Gesundheitstraining für Ältere“ 20Manfred Probst

07 | Vortrag und Diskussion „Sicher, gesund und mobil leben im Alter – Maßnahmen zur Sturzprävention“ 22PD Dr. Dr. Andrea Icks, Ärztekammer Nordrhein

WorKShoPS08 | Country Line Dance 31

Andrea Schäfer und Manfred Probst

09 | Fitness im 3/4-Takt 33Nicole Selent und Manfred Probst

10 | Fitness XXL – Bewegung für Übergewichtige 37Andrea Schäfer

11 | Nordic Walking – herz-Kreislauftraining für Frischluftfans 40Bärbel Saager

12 | AQUA–Well – Wohlfühlangebote im Wasser 48Elena Spereiter

13 | Achtsamkeit – Wahrnehmen mit allen Sinnen 54Dagmar Tiemeier

14 | Sicherer Auftritt – Stürze vermeiden 58Ursel Weingärtner

15 | rund um die Qualifizierung – Theorie/Praxis 63Irene Francke

16 | Kreatives Tanzen – Bewegungsaufgaben zur Musik 64Ellen Beckers

17 | Bewegt leben mit rheuma, Arthrose und osteoporose 68Elena Spereiter

18 | Spielend in Bewegung – Ausdauertraining im Freien 79Nicole Kons

19 | Fit für 100 – Mobilitätsförderung und Prävention für hochaltrige 81Ulrike und Frank Nieder

20 | Mit Qigong und Tai Chi dem Alltag entfliehen! 84Silvia Lambertz

21 | Fit im Kopf – flott in den Beinen – bewegtes Gehirntraining 90Ursel Weingärtner

22 | Lach Dich gesund – mit humor den Alltag bewältigen 93Andrea Schäfer

23 | Impressum 96

Inhalt

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4 | Programm

FrEITag, 06.06.2008

Ab 16.00 Uhr Anreise/Zimmerbelegung

17.30-18.45 Uhr Abendessen

19.00-19.15 Uhr Begrüßung und Einführung in die Tagung· Bärbel Happ, LandesSportBund NRW· Werner Stürmann, Innenministerium des Landes NRW Mehrzweckhalle

19.15-20.00 Uhr „Zukunft gestalten – aktiv und gesund älter werden in NRW“Präsentation der Arbeit in den Modellstandorten· Hartmut Knappmann, SSV Gladbeck· Ulrike Kraus, SSB Köln

Information zur neuen Ausbildungskonzeption „Sport der Älteren/Gesundheitstraining für Ältere“· Manfred Probst, LSB NRW

20.15-21.00 Uhr „Country Line Dance“ – Bewegungsanimation· Andrea Schäfer, Manfred ProbstHalle 2/3

Moderation: Anke Borhof, LSB NRW

Ab 21.00 Uhr freies Sporttreiben, Saunen, Treff in der Tenne

SamSTag, 07.06.2008

07.45-08.45 Uhr Frühstück

09.00-10.00 Uhr Halle 2 Halle 3 Outdoor

Fitness im ¾ Takt

Nicole Selent, Manfred Probst

Fitness XXL – Bewegung für Übergewichtige

Andrea Schäfer

Nordic Walking – Herz-Kreislauftraining für FrischluftfansBärbel Saager

Schwimmbad Spielzimmer Mehrzweckhalle

AQUA–Well – Wohlfühlangeboteim Wasser

Elena Spereiter

Achtsamkeit – Wahrnehmen mit allen Sinnen

Dagmar Tiemeier

Sicherer Auftritt – Stürze vermeiden | Bewegungs-programme zur SturzpräventionUrsel Weingärtner

10.00-10.30 Uhr Pause

10.30-11.30 Uhr Unterichtsraum U1 / U2 Halle 3 Outdoor

Rund um die Qualifizie-rung – Theorie/Praxis

Irene Francke

Fitness XXL – Bewegung für Übergewichtige

Andrea Schäfer

Nordic Walking – Herz-Kreislauftraining für FrischluftfansBärbel Saager

PROGRaMM

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Programm | 5

SamSTag, 07.06.2008

10.30-11.30 Uhr Schwimmbad Spielzimmer Mehrzweckhalle

AQUA–Well – Wohlfühlangeboteim Wasser

Elena Spereiter

Achtsamkeit – Wahrnehmen mit allen Sinnen

Dagmar Tiemeier

Sicherer Auftritt – Stürze vermeiden | Bewegungs-programme zur SturzpräventionUrsel Weingärtner

11.45-13.00 Uhr Mittagessen

14.00-15.30 Uhr Halle 2 Halle 3 Outdoor

Kreatives Tanzen – Bewegungsaufgaben zur MusikEllen Beckers

Bewegt leben mitRheuma, Arthrose und OsteoporoseElena Spereiter

Spielend in Bewegung – Ausdauertraining im FreienNicole Kons

Unterichtsraum U1 / U2 Spielzimmer Mehrzweckhalle

Fit für 100 – Mobilitäts-förderung und Prävention für HochaltrigeUlrike und Frank Nieder

Mit Qigong und Tai Chidem Alltag entfliehen!

Silvia Lambertz

Fit im Kopf – flott in den Beinen – bewegtes GehirntrainingUrsel Weingärtner

15.30-16.15 Uhr Kaffeepause

16.15-17.45 Uhr Halle 2 Halle 3 Outdoor

Kreatives Tanzen – Bewegungsaufgaben zur MusikEllen Beckers

Bewegt leben mitRheuma, Arthrose und OsteoporoseElena Spereiter

Spielend in Bewegung – Ausdauertraining im FreienNicole Kons

Unterichtsraum U1 / U2 Spielzimmer Mehrzweckhalle

Fit für 100 – Mobilitäts-förderung und Prävention für HochaltrigeUlrike und Frank Nieder

Mit Qigong und Tai Chidem Alltag entfliehen!

Silvia Lambertz

Lach Dich gesund – mit Humor den Alltag bewältigenAndrea Schäfer

18.30-20.00 Uhr Abendessen BuffetAnschließend Treff in der Tenne, Saunen, freies Sporttreiben

SoNNTag, 08.06.2008

07.45-08.45 Uhr Frühstück

09.00-10.00 Uhr Vortrag: „Sicher, gesund und mobil leben im Alter – Maßnahmen zur Sturzprävention“ Dr. med. Dr. P.H. Andrea Icks, Ärztekammer NordrheinMehrzweckhalle

10.00-10.30 Uhr Diskussion zum Vortrag

10.30-11.00 Uhr Auswertung/VerabschiedungMehrzweckhalle

11.15-12.15 Uhr Mittagessen

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6 | Programm

Inhalte deR WORkshOPs

CouNTry LINE DaNCELeitung: Andrea Schäfer und Manfred ProbstLine Dance ist eine Tanzform, bei der die TN in Reihen vor- und nebeneinander tanzen. Ein-fache Schrittfolgen vermitteln schnelle Erfolgs-erlebnisse und machen aufgrund des gemein-schaftlichen Charakters viel Spaß. Let‘s dance!

WS 1: FITNESS Im 3/4-TakTLeitung: Manfred ProbstMusik im 3/4-Takt übt gerade bei Älteren eine ange-nehme Wirkung auf das vegetative Ner-vensystem aus. Rhythmische Bewegungsakti-vitäten lassen sich vielfältig auf diese Taktfre-quenz ausüben. In diesem Workshop werden auf der Grundlage von Basisschritten und ihren Variationen Minibausteine für Gymnastik, Tanz und Aerobic vorgestellt und erprobt.

WS 2 uND WS 8: FITNESS XXL – BEWEguNg Für üBErgEWIChTIgELeitung: Andrea SchäferSportliche Aktivität kann übergewichtigen Menschen helfen, ein verbessertes Körperge-fühl aufzubauen und Beschwerden, die durch mangelnde Bewegung verursacht werden, zu lindern. Vielfältige Praxisbeispiele wollen Anre-gungen geben, wie „Pfundssportler“ dauerhaft motiviert bleiben.

WS 3 uND WS 9: NorDIC-WaLkINg – hErz-krEISLauFTraININg Für FrISChLuFTFaNSLeitung: Bärbel SaagerNordic-Walking als die Trend-Sportart in den letzten Jahren kann physisch und psychisch wahre Wunder bewirken. Aber auch Nordic-Walking will gelernt sein! Ein wichtiges Element spielt hierbei die Vermittlung der richtigen Nordic-Walking-Technik. In diesem Workshop wird anhand von methodisch-didaktischen Übungsreihen, den Teilnehmern eine funktio-nelle Nordic-Walking-Technik näher gebracht. Nach dem Motto: locker–leicht–lächelnd–lust-voll-Nordic-Walken.

WS 4 uND WS 10: aQua-WELL – WohLFühLaNgEBoTE Im WaSSErLeitung: Elena Spereiter„Wer immer die Wirkungen des Wassers ver-steht und in seiner überaus mannigfaltigen Art anzuwenden weiß, besitzt ein Heilmittel, welches von keinem anderen Mittel übertroffen werden kann…“ Pfarrer Sebastian Kneipp) Wasser – wo sonst bekommen wir das Gefühl, so leicht wie eine Feder zu sein? Wenn warmes Wasser den Körper umspült, können wir uns entspannen und den Alltag hinter uns lassen. Der Zustand des Wohlfühlens macht bereit, loszulassen. Die Bewegungen werden größer, schwungvoller, harmonischer. Den Körper neu erfahren, Koordination und Beweglichkeit wiedergewinnen, Ausdauer und Kraft trainie-ren, im Wasser – dem natürlichsten Element des Menschen!

WS 5 uND WS 11:aChTSamkEIT – WahrNEhmEN mIT aLLEN SINNENLeitung: Dagmar TiemeierAchtsamkeits- und Wahrnehmungsübungen erhöhen die Sensibilität für körperliche Vorgän-ge und unterstützen darin, den eigenen Alltag bewusster und gelassener zu gestalten. Dieser Workshop bietet die Möglichkeit, einen ersten Einblick in die Praxis der Achtsamkeit zu erhal-ten und vielfältige Anregungen zur Stressbewäl-tigung und Gesundheitsförderung zu bekom-men - eine Einladung zum Innehalten.

WS 6 uND WS 12: SIChErEr auFTrITT – STürzE vErmEIDEN, BEWEguNgS-ProgrammE zur STurzPrävENTIoNLeitung: Ursel WeingärtnerEin neuer Trend im Sport der Älteren oder eine Notwendigkeit? Stürze sind eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit im Alter. Mobilitäts-verlust, eingeschränkte Selbstständigkeit und Isolation können als Folge auftreten. In diesem Workshop geht es um die Auseinandersetzung mit dem Thema „Stürze“. Sturzrisiken minimie-ren, Praxisanregungen (verschiedene körper-liche Aktivitäten fördern die Bewegungs-

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Programm | 7

sicherheit) sowie der Bezug zum Alltag und somit zu einer besseren Lebensqualität sind Inhalte dieses Workshops.

WS 7: ruND um DIE QuaLIFIzIEruNg – ThEorIE uND PraXISLeitung: Irene FranckeSicherlich kennen Sie eine Person im Verein, die interessiert ist, sich für eine Übungsleitertätig-keit im Verein zu qualifizieren. Die neue modu-lare Ausbildungskonzeption ÜL-B Sport der Älteren / Gesundheitstraining für Ältere kommt dem Bedürfnis nach individuellen Weiterbil-dungsmöglichkeiten entgegen. Hier können Sie erfahren warum. Außerdem wird eine interes-sante und überhaus vielseitige Praxissammlung Sport der Älteren vorgestellt, mit der ÜL ihre Stunden gestalten können (ab Herbst im Sport-shop / Tel. 0203-7381-795 erhältlich). Ein paar Kostproben werden gleich in Bewegung umge-setzt.

WS 13 uND WS 19: krEaTIvES TaNzEN – BEWEguNgSauFgaBEN zur muSIkLeitung: Ellen BeckersViele (ältere) Menschen haben Lust auf Bewe-gung zur Musik, wollen aber keine Choreogra-phien mit festen Schrittfolgen lernen, Abläufe im Kopf behalten müssen und ständig Takte und Schritte zählen. Bei diesem Workshop ver-lassen wir den Pfad der strukturierten Tanzbe-schreibungen und folgen der Idee der „kreativen Bewegungsaufgaben zur Musik“, bei der wir uns mit möglichst wenigen Vorgaben ideenreich, kreativ und auch spielerisch zu unterschied-lichen Musikrhythmen bewegen. Es werden Bewegungsideen vorgestellt und gemeinsam ausprobiert, die Lust auf mehr machen und aufzeigen, dass Tanz und Bewegung zur Musik mehr bedeutet, als Schrittkombinationen zu ler-nen, bei denen nur die Füße, und ab und zu die Arme im Einsatz sind. Tanz bedeutet nämlich den Einsatz des ganzen Körpers, sich mit dem Körper auf die Musik und den Musikrhythmus einzulassen.

WS 14 uND WS 20: BEWEgT LEBEN mIT rhEuma, arThroSE uND oSTEoPoroSELeitung: Elena SpereiterBewegen ohne zu belasten - Gelenke entla-sten und in Bewegung bleiben, das sind die Leitlinien für jeden Betroffenen. Zielgruppen-orientierte Spiel- und Bewegungsformen zur Sturzprophylaxe, sowie Bewegungsangebote zur Kräftigung insbesondere der gelenkstabilisie-renden Tiefenmuskulatur, dienen dem Erhalt der Gelenkfunktionen, schulen die Alltagsmo-torik, vermindern Deformitäten, stabilisieren die Selbstsicherheit und tragen somit entschei-dend zur Verbesserung der Lebenssituation von betroffenen TN bei.

WS 15 uND WS 21: SPIELEND IN BEWEguNg – auSDauErTraININg Im FrEIENLeitung: Nicole KonsIn diesem Outdoor-Workshop wollen wir ein vielfältiges Spiele- und Bewegungspotpourri mit Ausdauercharakter kennen lernen. Eine in Norddeutschland besonders beliebte Spielform ist das Bosseln. Zwei Mannschaften versuchen dabei jeweils eine Kugel möglichst weit zu wer-fen und dabei ihrem Verlauf – kreuz und quer durch das abwechslungsreiche Waldgelände der Sportschule Hachen – zu folgen. Das Spiel ist sehr kommunikativ und fördert gleichzeitig das Herz-Kreislauf-System ohne es zu überla-sten. Den Abschluss bilden kleine Staffel- und Mannschaftsspiele auf dem Sportplatz, die den Kreislauf noch einmal in Schwung bringen.

WS 16 uND WS 22: „FIT Für 100“ – moBILITäTSFörDEruNguND PrävENTIoN Für hoChaLTrIgELeitung Ulrike und Frank NiederSeit Mitte 2005 werden in NRW für hoch-altrige Menschen unter dem Namen „fit für 100“ modellhaft Trainingsgruppen aufgebaut. Im bisherigen Verlauf von „fit für 100“ ist es gelungen, dieses spezialisierte Bewegungspro-gramm für Hochaltrige unter verschiedenen organisatorischen und situativen Bedingungen

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durchzuführen. Motorische, mentale und pfle-gebezogene Effekte wurden nachgewiesen. Das „fit für 100“-Programm konnte somit im Sinne der Prävention und Gesundheitsförderung dazu beitragen, eine hohe Lebensqualität und Selbst-ständigkeit bis ins hohe Alter zu erhalten, zu stabilisieren oder wiederzuerlangen, indem es die gesundheitlichen Belastungen und Risiken der Teilnehmer reduzierte bzw. deren Gesund-heitsressourcen erhöhte. Teile des 60-minütigen Bewegungsprogramms, sowie Auszüge aus den Ergebnissen der wissenschaftlichen Untersu-chung werden praxisnah vorgestellt. Im An-schluss kann über Umsetzungsmöglichkeiten im Verein diskutiert werden.

WS 17 uND WS 23: mIT QIgoNg uND TaI ChI DEm aLLTag ENTFLIEhENLeitung: Silvia LambertzDieses Angebot bietet die Möglichkeit ei-nen ersten Eindruck von beiden komplexen Übungssystemen zu gewinnen. Grundlagen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden in Theorie und Praxis aufgezeigt. Vorgesehen ist die Durchführung einen kurzen Qigong -Übungsfolge und eine Einführung in das soge-nannte „Tai Chi-Gehen“. Ob Sie dann immer noch nach „New York – oder Zigaretten holen müssen“ – entscheiden Sie selbst…

WS 18: FIT Im koPF – FLoTT IN DEN BEINEN – BEWEgTES gEhIrNTraININg Leitung: Ursel WeingärtnerBei vielen älteren Menschen geht mit dem Ein-tritt in den Ruhestand ein Abbau der körper-lichen und geistigen Fähigkeiten einher. Neben gezielten Bewegungsangeboten gewinnt das Gedächtnistraining immer mehr an Bedeutung. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Gehirntraining nicht nur die Durchblu-tungs- und Stoffwechselsituation des Gehirns verbessert, sondern auch positive Auswirkungen auf das physische und psychische Wohlbefinden hat. Bei Bewegungsangeboten im „Sport der Älteren“ bietet sich eine Kombination „Den-

ken und Bewegen“ an, um dem ganzheitlichen Aspekt der Förderung gerecht zu werden. Viel-fältige Möglichkeiten, ein Bewegungsangebot abwechslungsreich und attraktiv zu gestalten, werden in diesem Workshop vorgestellt und ausprobiert.

WS 24: LaCh DICh gESuND – mIT humor DEN aLLTag BEWäLTIgENLeitung: Andrea SchäferDie Fähigkeit zu lachen ist eine Art Medizin, die uns jederzeit kostenlos zur Verfügung steht. Lachen stärkt die Abwehrkräfte, führt zu einer besseren Durchblutung und baut Stresshor-mone ab. Spielend Humor trainieren ist Inhalt dieses Workshops.

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Ich begrüße Sie sehr herzlich zur diesjährigen Fachtagung, die wir unter den Titel „Ältere Menschen im Sport - Praxis, Programme, Pro-jekte“ gestellt haben und in bewährter Tradition gemeinsam mit dem Innenministerium NRW durchführen. Im Gegensatz zu vielen von Ihnen bin ich zum ersten Mal hier und ich freue mich sehr, hier im Namen des LandesSportBundes die Begrüßung und Eröffnung vornehmen zu können. Wir freuen uns, dass sich wieder so viele Teilnehmer zur Tagung angemeldet ha-ben und ich hoffe, dass wir Ihre Erwartungen erfüllen. Sie alle sind im Bereich des Breiten-sports tätig, viele von Ihnen in der Sportpraxis, zu dessen Aufgabenfeldern auch der „Sport der Älteren“ und der Bereich „Sport und Gesund-heit“ gehört.

Eine der größten Herausforderungen unserer Gesellschaft ist es, Antworten auf Frage- und Problemstellungen des demografischen Wandels und des Lebens im Alter zu finden. Wir müssen uns vorbereiten auf eine Gesellschaft des langen Lebens. Noch nie zuvor gab es Gesellschaften, in denen so viele ältere Menschen leben und in Zukunft leben werden. Zu keiner Zeit hat-

ten die Menschen im Alter eine noch so lange Lebensphase vor sich wie heute. Jedes zweite Mädchen im Kindergartenalter hat heute die Aussicht 100 Jahre alt zu werden, jeder zwei-te Junge die Aussicht, das 95. Lebensjahr zu erreichen. Und auch die Lebenserwartung der heute schon Älteren ist gestiegen. Eine heu-te 60Jährige Frau hat noch eine statistische Lebenserwartung von weiteren 24,5 Jahren, ein heute 60Jähriger Mann von 20,6 Jahren. Die vermutlich älteste Frau der Welt, eine Franzö-sin wurde 122 Jahre alt. Die Menschen erleben diese zusätzlichen Jahre bei zunehmend besserer Gesundheit, sie sind aktiver als die Genera-tion der Älteren davor und die Lebensphase des Alters wird von vielen aktiv gestaltet und freudvoll erlebt. Trotzdem ist es aber auch so, dass das Älterwerden für viele Menschen mit zum Teil schwerwiegenden gesundheitlichen Einschränkungen, dem Verlust von Fähigkeiten und Sozialkontakten einhergeht. Mit zuneh-mendem Alter und der Hochaltrigkeit stellen sich neue Risiken ein, etwa das Auftreten von Demenzerkrankungen oder Stürzen und den oft fatalen Folgen für die Gesundheit und die Selbstständigkeit. Altersforscher, Mediziner

eInfühRunG In dIe taGunGBärBEL haPP, LaNDESSPorTBuND NrW

Sehr geehrter Herr Stürmann, meine sehr geehrten Damen und Herren,liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde!

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und Sportwissenschaftler betonen immer wie-der, wie immens wichtig es ist, durch Präventi-on und Gesundheitsförderung Erkrankungen im Alter möglichst zu verhindern oder aber wenigstens so lange wie möglich aufzuhalten. Eine gesunde Ernährung und eine ausreichende körperliche Aktivität sind nach Einschätzung der Wissenschaft zentrale Faktoren, wenn nicht sogar Schlüsselfaktoren für ein „erfolgreiches und gesundes Altern“. Deswegen müssen wir uns auch im Sport mit dieser Thematik beschäf-tigen. In der Altersgruppe der über 60-Jährigen verzeichnet der LandesSportBund NRW seit Jahren die höchsten Zuwachsraten und noch nie gab es so viele sportlich aktive Ältere in den Vereinen. Allein in den Jahren 2000-2007 betrug der Zuwachs in der Altersgruppe der über 60-Jährigen 25% – eine enorm beeindruckende Entwicklung, welche den Wandel in der Mit-gliederstruktur der Vereine sehr deutlich abbil-det. Trotzdem müssen wir uns fragen: Werden unsere Bewegungs- und Sportangebote auch den Bedürfnissen der Älteren gerecht? Errei-chen wir auch ältere Menschen, die bislang nur wenig oder keinen Zugang zum Sport hatten?

Die Angebote für Ältere im Sportverein sind zweifelsohne in den zurückliegenden Jahren vielfältiger, abwechslungsreicher und „moder-ner“ geworden. Neben dem Motiv einer indi-viduellen Freizeitgestaltung rücken auch Ziele wie Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation zunehmend in den Vordergrund und die Nachfrage der Älteren nach adäquaten Aktivitäten ist hoch. Trotzdem liegt hier noch ein großes Entwicklungspotential.

Sportvereine müssen sich jetzt mit der Frage be-schäftigen, wie sie für die Älteren angemessene und qualifizierte Angebote schaffen können. Dazu ist es notwendig, sich mit den Zielgruppen innerhalb der Gruppe der Älteren zu beschäf-tigen, ihre Motive zur sportlichen Aktivität und die vielfältigen Möglichkeiten sportlicher und außersportlicher Aktivitäten zu kennen. Es werden kompetente Übungsleiterinnen und Übungsleiter benötigt und Vorstände, die Fragen zur Vereinsorganisation, zum Marke-ting und zur Öffentlichkeitsarbeit beantworten

können. Nur dann können attraktive Angebote im Sportverein zielgruppenspezifisch für Ältere entwickelt und verwirklicht werden.

Sie sehen also, die Palette der Themen und Fra-gestellungen ist umfassend und vielseitig. Ich bin mir sicher, dass unsere Vereine diese Aufga-ben mit ihren engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewältigen können. Aber Sie brau-chen sicherlich auch die Unterstützung ihrer Dachorganisationen, den Verbänden, Bünden, dem LandesSportBund und nicht zuletzt dem für Förderung des Sports zuständigen Innenmi-nisteriums NRW, um diese Herausforderungen und die Aufgaben der Zukunft bewältigen zu können.

Um Ihnen in Ihrer Arbeit die bestmögliche Unterstützung geben zu können und um den Menschen in unserem Land ein wirklich zeit-gemäßes, attraktives und an den Bedürfnissen orientiertes Sport- und Bewegungsangebot ma-chen zu können, hat sich der LandesSportBund Nordrhein-Westfalen in den zurückliegenden Wochen und Monaten einem sehr umfassenden Umstrukturierungsprozess unterworfen. Dieser hat zum Ziel, den LandesSportBund sowohl in seiner Struktur als auch seiner inhaltlichen Ausrichtung zukunftsfähig aufzustellen und für die zukünftigen Aufgaben fit zu machen. In-zwischen sind die wichtigsten Eckpfeiler dieses Erneuerungs- und Umstrukturierungsprozesses gesetzt. Es wurde eine neue Satzung verabschie-det und im Januar diesen Jahres ist ein neues Präsidium gewählt worden. Sechs Kernthemen wurden benannt: Politik, Breitensport, Lei-stungssport, Finanzen, Mitarbeiterentwicklung, Sporträume. Die Bearbeitung dieser Kernthe-men wird über das Präsidium und den zugeord-neten Präsidialausschüssen auf der politischen Ebene gesteuert. Die Umsetzung erfolgt über die ebenfalls neu aufgestellte Verwaltung des LandesSportBundes, dessen Führungsspitze jetzt durch einen hauptberuflichen Vorstand gebildet wird.

Sie können es sicherlich nachvollziehen, ein solcher Veränderungsprozess braucht seine Zeit. Aber er braucht aber auch Mitarbeite-

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rinnen und Mitarbeiter, hauptberufliche und auch ehrenamtliche, die gerne bereit sind, diesen Prozess mitzugestalten und mit Leben zu füllen. Als ich von der Vizepräsidentin Breiten-sport, Bärbel Dittrich, gefragt wurde, ob ich bereit wäre, in diesen neuen Strukturen und im Bereich des Breitensports mitzuarbeiten, habe ich gerne zugesagt. Ich bin dem Sport seit vielen Jahren verbunden.

Ich werde mich also im Präsidialausschuss Breitensport für die Themenfelder „Familie und Generationengerechtigkeit“ und den Bereich “Ältere Menschen im Sport“ einsetzen. Ich habe eben schon skizziert, wie vielfältig die Themen und Aufgaben im Bereich Ältere sind. Ich stelle mich diesem Thema mit Freu-de, denn ich bin überzeugt, dass diese Arbeit nicht nur für die älteren Menschen in unserer Gesellschaft von ganz besonderer Bedeutung ist, sondern eine Bedeutung für unsere gesamte Gesellschaft, für das Zusammenleben von Jung und Alt, der Wahrnehmung der „Älteren“ und des „alt werden und alt sein“ hat. Denn auch dies ist ja etwas, was die Älteren den Jüngeren mitgeben und vorleben können, nämlich zu zeigen, wie man alt wird und wie man möglichst auch im hohen Lebensalter glücklich, gesund und zufrieden lebt. Welches Beispiel wäre für ein Kind und einen Jugendlichen beeindru-ckender als zu sehen, dass Oma und Opa ganz selbstverständlich im Sportverein aktiv sind und wie ihre Enkel Bewegung und Sport in der großen Sportfamilie betreiben. Im Bereich des ehrenamtlichen Engagements sind es in unsere Gesellschaft gerade die Älteren, die sich gerne einbringen und somit der Gesellschaft einen Dienst erweisen. Sie erschließen sich in den verschiedensten Bereichen neue Tätigkeitsfelder und sorgen damit auch für sich selbst vor, denn Nichts ist bedrückender als das Gefühl, nicht mehr gefragt oder gebraucht zu werden – denn dies gefährdet letztendlich auch die Gesundheit.

Ich wünsche mir deswegen, dass der Sport sich mit seinen Themen verstärkt einbringt in die Seniorenpolitik, vor allem im kommunalen Be-reich. Denn hier sind die Akteure aus dem Ge-sundheits- und Sozialbereich und der Senioren-

organisationen aktiv und haben vielfach schon Netzwerke aufgebaut. Wir vom Sport müssen in diesen Bezügen mitarbeiten und deutlich ma-chen, welche Bedeutung Bewegung und Sport für die Älteren und ein gesundes Altern haben. Wir müssen den Menschen im kommunalen Raum die Vielfältigkeit der Inhalte der Sport-praxis aufzeigen und für Angebote und Koope-rationen werben. Wir müssen uns einbringen, wenn es um die Gestaltung der Wohnquartiere und des städtischen Umfelds geht, die ja zu-gleich auch Bewegungsräume der Menschen in den Kommunen sind. Auch in diesem Zusam-menhang ist es wichtig, dass sich der Sport vor Ort mit seinen Stadt- und Kreissportbünden und den Vereinen entsprechend aufstellt und das Thema „Altern“ und „Ältere im Sport“ auf die Agenda setzt. Ich bin überzeugt, dass mit der Initiative „Aktiv und gesund älter werden in NRW“ die hier vor zwei Jahren auf der Fachta-gung vorgestellt wurde, ein richtungsweisendes Programm initiiert wurde. Inzwischen gibt es in den Modellstandorten viele gute Beispiele der Umsetzung.

Wir werden gleich noch Berichte über die Arbeit in zwei Modellstandorten hören und ich hoffe, dass Sie auch durch die Workshops am Samstag und den Vortrag von Frau Dr. Icks am Sonntag viele Anregungen, neues Wissen und Erfahrungen für Ihre Arbeit mit nach Hause nehmen können.

Ich möchte Sie herzlich bitten, sich auch wei-terhin in Ihren Bezügen in dieses Programm einzubinden. Lassen Sie mich aber, bevor ich schließe, dem Organisations- und Referenten-team und den Mitarbeiterinnen der Sportschule herzlich für die Vorbereitung dieser Tagung danken. Ich bin mir sicher, dass alle ihr Be-stes für einen reibungslosen und erfolgreichen Verlauf der Tagung geben werden. Auch wenn ich leider nicht die ganze Zeit bei Ihnen bleiben kann, freue ich mich darauf, Sie bei einer der nächsten Veranstaltungen zum Thema wieder-zusehen.

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12 | gruSSWorT

Ich darf Ihnen die Grüße des Innenministeriums überbringen. Es geht heute um die Rolle des In-nenministeriums im Sport, denn dafür ist es auch zuständig. Wir sind sehr froh, dass wir mithelfen können mit dem Landessportbund im Bereich „Sport der Älteren“ aktiv zu sein, mit zu über-legen, wo wir neue Ansätze finden müssen, um Vereine unterstützen zu können. Es ist deshalb ein guter Brauch, ja schon Tradition, dass diese Fachtagung hier in Hachen stattfindet.

Man kann sich der Frage des heutigen Tages „Zukunft gestalten – aktiv und gesund älter werden“ auf verschiedene Arten und Weisen und aus verschiedenen Sichtweisen annähern.

Es ist für den Sport, insbesondere für die Vereine, heute schwieriger, sich und seine Existenz zu sichern. In Köln zum Beispiel sind 13% der Men-schen in Sportvereinen tätig. 1/3 treiben kommer-ziellen Sport, ein weiteres Drittel unorganisiert, privat und ein weiteres Drittel im Verein. Das mag eine Extremsituation sein, aber aus anderen Un-tersuchen sind derartige Tendenzen schon in den Neunzigern im Ruhrgebiet festzustellen. Deshalb kann man sich der heutigen Frage so annehmen: Wir müssen die Zukunft unserer Vereine sichern, indem man sich an den Bedürfnissen der Men-schen orientiert. Das ist die Organisationssicht. Man kann eine zweite Herangehensweise nehmen: die Bedürfnissicht. Wofür sind Vereine ursprüng-lich überhaupt gegründet worden? Sie waren da-für da, die Bedürfnisse der Bürger zu befriedigen, dass sie Angebote organisieren in Selbsttätigkeit, im Ehrenamt, für die Mitglieder. Zentral standen Geselligkeit und Gemeinsinn im Focus. Im Prinzip sollen Vereine auch genau diese Werte auch wei-

GRussWORtaBTEILuNgSLEITEr WErNEr STürmaNN, INNENmINISTErIum DES LaNDES NrW

Sehr geehrte Frau Happ,meine Damen und Herren!

terhin transportieren, sie sollen den verschiedenen Bedürfnissen der Gesellschaft Genüge tun, und zwar so gut es irgendwie geht.

Eine dritte Sicht: Es müssen gesellschaftlich nütz-liche Angebote geschaffen werden, die über den Verein hinaus die Leute ansprechen. Angebote, die für die Allgemeinheit nützlich sind. Fast jede vierte Bürgerin und jeder vierte Bürger ist heute älter als 60 Jahre. Der Anteil wird in den näch-sten 15 Jahren noch deutlich anwachsen. Diese Prognose gilt auch für Nordrhein-Westfalen. Die Senioren sind – nicht nur quantitativ – eine bedeutende Bevölkerungsgruppe. Der „dritte Lebensabschnitt“ umfasst heutzutage tatsächlich etwa ein Drittel des Erwachsenenlebens. Eine Lebensphase, die die älteren Menschen überwie-gend gesund und aktiv selbst gestalten wollen.

Jeder weis, wer gesund ist, verursacht weniger Krankheit, weniger Kosten im Gesundheits-wesen. Jeder der gesund ist, ist auch gesell-schaftlich mobiler, kann sich besser einbringen. Gesellschaftlich nützlich ist ein Verein, weil er es tagtäglich realisiert, Menschen aus ver-schiedenen gesellschaftlichen Schichten und Altersgruppen zu integrieren und zusammenzu-bringen. Das ist der Aspekt, den das Innenmi-nisterium in den Vordergrund stellt. Wenn man all diese Punkte betrachtet, wird deutlich, dass die Vereine eine Grundlage brauchen, Unter-stützung, um dieses umzusetzen. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, eine Basis für Ver-eine zu schaffen, um deren Zukunft zu sichern. Das ist auch der Grund warum am 13. Februar 2008 der Landessportbund und die Landes-regierung ein Bündnis für den Sport in NRW

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geschlossen haben. Was soll dieses Bündnis? Es hat den Zweck, gemeinsam zu überlegen und aktiv zu werden, wie man dem Sport neue Kraft zuführen kann, wie wir den Verein fit machen können für die gesellschaftlichen Anforderungen. Es gibt dazu das Zukunftsprojekt „Verein 2015“. Der Ansatz lautet: Wir müssen kämpfen für den Verein, wir müssen dem Verein bessere Chancen geben. Lassen sie mich kurz 3 Eckpunkte des Bündnisses für den Sport darlegen: ErSTENS:Wir haben das Problem mit der Ausstattung der Sportstätten, die in den 60er oder 70er Jahren gebaut worden und oft sanierungsbedürftig sind. Sie müssen modernisiert werden in Bezug auf neue Sportbedürfnisse und gesundheitsfördernde Maßnahmen. Es liegt auch auf der Hand, dass sich die Folgen des demografischen Wandels auf die Sportstätten und den Bedarf an Sportstätten noch stärker als bisher auswirken. Wir haben deshalb ein Sportstättenfinanzierungsprogramm aufgelegt im Umfang von jährlich 50 Mio. Euro Kreditsumme (d. h. auf drei Jahre bezogen 150 Mio.) und sehen hierdurch die Chance, Bedarf und Bestand in Einklang zu bringen. Dies kann geschehen durch qualitative Verbesserungen, räumliche Umgestaltung, Bedarfsorientierung an den Zielgruppen und der Ausschöpfung stärkerer multifunktionaler Nutzungsmöglichkeiten. Durch die sehr günstigen Zinsen des Programms wollen wir Vereine motivieren, in ihre Sportstätten zu investieren. Es geht uns vor allen Dingen um die kleineren Maßnahmen, z. B. Vereinshäuser, Hal-len, Spielfelder sozial zugänglicher zu gestalten. zWEITENS:Es sollen verstärkt Anstrengungen unternom-men werden, das Ehrenamt zu fördern und die Anerkennungskultur für das Ehrenamt zu optimieren. Hier gibt es eine Palette von Maßnahmen als Hilfestellungen durch den LSB: Schulungen, Schriftliche Informationen, Angebote im Internet, VIBSS, Schriftreihen, die ÜL-Pauschale etc. Ehrenamt muss z. B. für Jugendliche etwas Neues sein und für diese auch einen Nutzen haben, oft im Zusammen-hang mit Qualifikationsnachweisen. Viele wollen ein Ehrenamt nicht lebenslang in der

gleichen Position ausüben. Wir fördern deshalb Projekte und ein Qualifizierungsprogramm für insbesondere jüngere Menschen. Dafür stellt die Landesregierung noch einmal rund 1 Mio. Euro für das Bündnis für den Sport zur Verfügung, um gezielt Jugendliche anzusprechen. Aber wir wollen natürlich auch besonders das Potential älterer Menschen an Zeit, Wissen, Lebens- und Berufserfahrung verstärkt nutzen und fördern.

DrITTEr ECkPuNkT:ist die Förderung gesellschaftlich bedeutender Sportangebote. Hier wollen wir versuchen, ver-schiedene gesellschaftliche Akteure auf Landes-ebene zusammen zu bringen, um Angebote für ein gesundheitsorientiertes Lebens zu machen und zu versuchen möglichst viele Menschen „in Bewegung zu bringen“. Konkret streben wir verstärkt Fördermaßnahmen an, auch in Pro-jektform, die stärker bedarfsorientierte Angebote beinhalten, stärker auf Zielgruppen, z.B. auf ältere Menschen oder auf Familien, ausgerich-tet sind, auf die Gewinnung neuer Mitglieder, insbesondere mit Migrationshintergrund für den Sport orientiert sind, Sportstrukturen gezielt wei-terentwickeln, soziale Akzente des Sports in den Vordergrund rücken, den Sport als Bestandteil der kommunalen Daseinsvorsorge stärken und Vorhaben initiieren, die der lokalen und regio-nalen Vernetzung des Sports dienen.

Dabei setzt die Landesregierung auch auf Ihre Unterstützung, meine sehr geehrten Damen und Herren. Denn sie sieht bei Ihnen, den Übungs-leiterinnen und Übungsleitern, die Quelle für neue Entwicklungen in den Sportvereinen. Wenn Veränderungen und Neuerungen in die Vereine hineingetragen werden, so geschieht das in den meisten Fällen über Sie. Ein dauerhaftes attrak-tives Sport- und Bewegungsprogramm, das den Wünschen und Bedürfnissen älterer Menschen entspricht, steht und fällt mit der Kompetenz und Qualifikation der Lehrkräfte mit ihren fach-lichen, aber auch mit ihren humanitären Fähig-keiten. Und deshalb sind solche Veranstaltungen wie heute ungemein wichtig.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine schöne und erkenntnisreiche Tagung!

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LokaLES NETzWErk – koorDINIEruNgSSTELLE· Projektbeginn: Ende 2006· Kooperation Sportausschuss und Senioren-

beirat der Stadt sowie Stadt-Sport-Verband · Projektmitarbeiterin Claudia Parma im Rah-

men eines 400-Euro-Jobs· 15 Stunden pro Woche · Vernetzung durch Projektbeirat · Amt für Schule und Sport, Seniorenberatung,

Stadtteilbüro · Gladbecker Ärzteschaft, Fachschaft SdÄ,

Ingenieuramt, LSB-Experten · Aktions- und Informationsveranstaltungen · Bestandserhebung und Perspektiven

Broschüre· Bewegungsräume für Generationen maSSNahmEN 2006 - 2008 · Präsentation Gladbecker Ärzteschaft · Auftaktveranstaltung als Aktions- und Mit-

mach-Tag mit Prof. Beckers in Verbindung mit Sitzung des Sportausschusses

· Bestandserhebung und Perspektiven Broschüre

· Schnupper- und Informationstag in Rentfort-Nord

Gladbeck bewegt sich! Der Mensch bewegt sich nicht weniger, weil er alt wird. Er wird alt, weil er sich weniger bewegt. Also beweg Dich.

Diese Erkenntnis der ehemaligen DDR-Rad-sportlegende Gustav-Adolf „Täve“ Schur bringt die Notwendigkeit dieses Projektes auf den Punkt.

Der Sport leistet nach Prof. Dr. Edgar Beckers wertwichtige Beiträge zur Gesundheit des äl-teren Menschen:· Verbesserung und Erhaltung der physischen

und psychischen und sozialen Leistungsfähig-keit (sportbezogene Angebote, allg. Breiten-sport)

· Entwicklung einer individuellen Gestaltungs-fähigkeit (themenorientierte Bewegungspro-gramme)

· Erhaltung der biologischen Funktionsfähig-keit (Sport zur Krankheitsbewältigung bzw. -vermeidung)

Prof. Dr. Edgars Beckers hat auch auf die not-wendigen Angebotsbereiche zur Entwicklung von Kompetenzen für den älteren Menschen hingewiesen.

Für die Umsetzung der Aktivitäten vor Ort ist ein lokales Netzwerk „Altern“ unter Einbezie-hung des Seniorenbeirates, des Ausländerbei-rates, des Gesundheitsamtes, der For-Profit und Non-Profit Anbieter, der Krankenkassen und von Universitäten notwendig. Die Clearingstel-le muss durch eine Autorität besetzt werden, z. B. Bürgermeister.

uMsetzunG deR InItIatIve aM MOdellstandORt GladbeckschWeRPunkttheMa: beWeGunGsRäuMe füR GeneRatIOnen

harTmuT kNaPPmaNN, vorSITzENDEr STaDTSPorTvErBaND gLaDBECk

Lokales Netzwerk „altern“

universität

ausländer- beirat

Clearing-Stelle

Non-Profit-anbieter

gesundheits-amt

For-Profit-anbieter

Senioren- beirat

gesundheits-ministerium

kranken-kassen

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· Bewegungsräume für Generationen · Qualifizierungsmaßnahme (B-Lizenz SdÄ) in

Gladbeck· Offensive: Mehr anerkannte Vereine im SdÄ

in Gladbeck· Intensivierung der Aktivitäten „Alt für Jung“· Weitere Kooperationen mit Trägern von Al-

teneinrichtungen · Osteoporose-Tag im Herbst

üBErSIChT DEr aNBIETEr· Sportvereine · Volkshochschule · Städtische Seniorenberatung und Seniorenbeirat · Altenheime · Selbsthilfegruppen · Kommerzielle Anbieter · Sonstige Anbieter gLaDBECk BEWEgT SICh! – INITIaLgruPPEDie Gladbecker Sportfamilie eignet sich ide-al als Initialgruppe für die Umsetzung dieses Projektes. Sie ist ein idealer Partner. Durch die jahrelange Zusammenarbeit ist das für die Aufgabe notwendige Vertrauen gewachsen.

Es kann so von Beginn an eine aktive Ziel-gruppe an dem Projekt beteiligt werden. Rei-bungsverluste und Fehlentwicklungen werden dadurch minimiert. Die Gruppe kann aus der praktischen Erfahrung für die einzelnen Frage-stellungen sicherlich wertvolle Hinweise geben. Insbesondere in den Bereichen:

· Soziale Verbundsysteme im Sport der Älteren · Kommunikation und Kulturangebote · Selbstbestimmte Senioren · Qualifikation der Übungsleitungen

· Ärztliche Unterstützung · Ansprechbare aktive Menschen jeder

Generation

BEWEguNgSräumE Für gENEraTIoNEN – aNForDEruNgENDie Bewegungsräume für Generationen sind ein Teil der Aufgabe, die zukünftige Stadtent-wicklung an die demografische Entwicklung anzupassen. Dabei wird berücksichtigt, dass durch die Ausweitung des Ganztagsbetriebes im Grund- und Hauptschulbereich immer mehr Hallenstunden für Sportvereine entfallen werden. Und die Tatsache, dass für die Älteren nicht alle gehobenen Ansprüche einer Sporthalle (Höhe, Bodenbelag, usw.) notwendig sein wer-den. Außerdem können solche Bewegungsräume auch für Bewegungsangebote von Kindern im Vorschul- und Grundschulalter genutzt werden.

Die Stadtstruktur sollte der ausgeglichene harmonische Hintergrund für den Ablauf der Lebenszyklen der Menschen sein. Die derzei-tige Diskussion um die altersgerechte Anpas-sung der Stadtentwicklung zeigt, dass in der Vergangenheit die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus des Menschen nicht zentrale Fragestellung der Stadtgestaltung war. Die Dis-kussion über die altersgerechte Entwicklung der Stadt zeigt jetzt auch wieder nur eine einseitige Fokussierung auf einen Lebenszyklus. Dieser einseitigen Betrachtung wollen wir mit dem Begriff und der Bereitstellung von „Bewegungs-räumen für Generationen“ ausdrücklich entge-gentreten, denn alt sind nur die Anderen.Die aus der Betrachtung der demografischen Veränderung festzustellenden Defizite werden nicht isoliert betrachtet und bewertet, sondern es soll den Lebenszyklen des Menschen Rech-

Gladbeck bewegt sich! – Starke Basis (Fotos: SSV-Gladbeck)

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nung tragen. Angestrebt wird ein Mosaik von multifunktionalen Flächen, die sich über das Stadtgebiet verteilen. Identität stiftende Schwer-punktbildungen sind dabei ausdrückliches Ziel.

Das Anforderungsprofil sollte auf einer systema-tischen, inhaltlichen und einheitlichen Planungs-grundlage für das gesamte Stadtgebiet basieren. Eine so abgesicherte Entscheidungshilfe sorgt für Transparenz bei Neubau und Aus- und Umge-staltung. Die Entwicklung der Bewegungsräume erfolgt unter Berücksichtigung der Lebensum-stände, des Alters und des Geschlechts und der sportlichen Betätigung. Die Investitionen werden nachhaltig abgesichert.

Die Erarbeitung von Standards für „Bewe-gungsräume für Generationen“ soll in einem Näherungsverfahren erfolgen: Gestaltung von Referenzflächen, von Leitsystemen etc. und Beobachtung der Aneignung und konkrete Diskussion mit der Bevölkerung (Vinzenzpark, Quälingspark, Wittringen Leit- und Orientie-rungssystem), und dabei notwendige Rück-koppelung aus dem Feldversuch, d.h. wissen-schaftliche Begleitung und Kontrolle. Paralleles Erarbeiten allgemeingültiger theoretischer Grundlagen für das zukünftige Entscheidungs-raster. Diese beiden Stränge verfeinern sich per-manent in Rückkoppelungsschleifen. Dadurch werden die Maßnahmen immer weiter differen-ziert und verfeinert (Qualitätsmanagement).

BEWEguNgSräumE Für gENEraTIoNEN – zIELE· Identifizierbare Nachbarschaft · Förderung und Bau nachbarschaftlicher

Kommunikationsräume · Förderung nachbarschaftlicher Verantwor-

tung · Zugehörigkeit und Identifikation · Bewegung und Gesundheitsförderung für Alle

BEWEguNgSräumE Für gENEraTIoNEN – ProToTyPENNeben der Anpassung der Architektur und deren Innenorganisation, ist für den Standort Stadt und dem Wohlbefinden der Bevölkerung, die Verfügbarkeit und Erreichbarkeit von In-frastruktur und Freiräumen wichtig. Menschen brauchen identifizierbare räumliche Einheiten, zu der sie gehören. Das heißt, wahrnehmbare Grenzen sind wichtig. Der homogene und undifferenzierte Charakter moderner Städte verhindert jede Vielfalt der Lebensstile. Das Gesundheitsbewusstsein und die körperliche Fitness hat in den letzten Jahren eine große Bedeutung bekommen, die auch durch immer bessere Information weiterhin steigen wird (siehe Broschüre Zukunft gestalten – aktiv und gesund älter werden in Gladbeck, Bestandser-hebung und Perspektiven, Bericht des Projekt-beirates Sport der Älteren in Gladbeck, 2007).

Körperliche und geistige Gesundheit bis ins hohe Alter sind zum Lebensziel geworden. Die Menschen sind bereit in dieses Ziel, Zeit und Mühe zu investieren. Allerdings gibt es für sportliche Betätigung selten geeignete Räume in den Häusern und noch seltener Freiräume, die diese Aktivitäten zu lassen. Die ersten Re-cherchen haben gezeigt, das weder ein Anfor-derungsprofil für Räume im Innenbereich wie auch im Außenbereich existieren.

Deshalb haben wir in Gladbeck den Versuch einer ersten Näherung unternommen: Welche Aufgaben und Aktivitäten können diese Räume erfüllen?

Kommunikative soziale Aufgaben und gesund-heitliche Aufgaben: Stichwörter sind: Identifizierbare Nachbarschaft, Förderung und Bau nachbarschaftlicher Kommunikation, Stärkung nachbarschaftlicher Verantwortung,

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Zugehörigkeit und Identifikation, Bewegung und Gesundheitsförderung für alle. Wesentlich dabei ist, im ersten Schritt die Wahrnehmung der Fläche und dann erst die Ausstattung der Flächen (Entwicklung eines eigenen Logos-siehe Präsentation). Dies ist besonders wichtig, weil die älteren Menschen in ihrer Jugend nur Verbote kannten: Betreten der Rasenfläche verboten! Jetzt sollen sie genau das Gegenteil machen. Das bedarf eines radikalen Umden-kens und einer Identifikation.

Ein erster Bewegungsraum im Freien im Quä-lingspark (Garten- und Parkthema, Gehschule) wurde bereits als Tennenfläche errichtet. Ein erster Entwurf für einen Anbau an einen bestehenden Standort mit vorhandener Infra-struktur (z. B. Sporthalle) ist rechts dargestellt. Die Kosten hierfür betragen nach Einschätzung der Experten ca. 100.000,– Euro.

gLaDBECk BEWEgT SICh! – SChLuSSBETraChTuNgMit der Aufgabe „Bewegungsräume für Genera-tionen“ betreten alle Beteiligten ein neues Feld.

gLaDBECk BEWEgT SICh! – FazIT ProjEkTarBEIT· Gladbeck bietet als „Sportfreundliche Stadt”

traditionell für die Umsetzung der Initiative optimale Rahmenbedingungen

· Die Kooperation im Netzwerk bildet neben den bestehenden aktiven Gruppen das Rück-rat der Initiative

· Die erarbeiteten Ansätze des Projektbeirates führen zu dringend benötigten Antworten auf die demografische Entwicklung in der Stadt

· Sie bieten außerdem konstruktive Lösungsan-sätze für eine Stadtentwicklung, die den Le-bensphasen aller Generationen gerecht wird

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Sport in Köln hat Tradition. Verbindungen zum LandesSportBund Nordrhein-Westfalen bestehen schon lange. Neuer sind die Kontakte zum Bereich „Sport der Älteren“. Diese konn-ten über Anke Borhof im September 2006 bei der 10. Internationalen EGREPA Konferenz „Bewegung, Sport und erfolgreiches Altern“ aufgebaut werden. Köln wurde Modellstadt und beteiligt sich seit 2007 an der Umsetzung der Initiative unter der Devise „Zukunft gestal-ten – aktiv und gesund älter werden in Köln“. Es erfolgte die Einrichtung einer Koordinie-rungsstelle und einer Steuerungsgruppe.

STEuEruNgSgruPPE Im ProjEkTDiese Steuerungsgruppe trifft sich seit Som-mer 2007 regelmäßig und beratschlagt die inhaltlichen Schwerpunkte. Damit aus den unterschiedlichen Bereichen Erfahrungen eingebracht werden können und unterschied-liche Interessen vertreten sind, besteht die Steuerungsgruppe aus Mitgliedern verschie-dener Institutionen: Mit Klaus Ulonska, einem Vorstandsmitglied des StadtSportBundes Köln wurde eine Person gefunden, die die Belange auch auf höchster Ebene vertritt. Diplom-Sportlehrerin Ulrike Kraus übernimmt das Amt der Koordinatorin. Dagmar Ziege und Rolf M. Kilzer stehen als hauptamtliche Mitarbeitende des StadtSportBundes Köln zur Verfügung. Durch Anke Borhof ist der stetige Kontakt zum LandesSportBund Nordrhein-Westfalen gewährleistet. Prof. Dr. Heinz Mechling von der Deutschen Sporthochschule Köln vom „Institut

für Bewegungs- und Sportgerontologie“ verkör-pert die wissenschaftliche Seite des Teams. Mit Klaus Zander vom Sportamt der Stadt Köln gelingt der Schulterschluss zur Verwaltung. Kathrin Köhl ist Mitarbeiterin der seit über 30 Jahren bestehenden Kölner Seniorengemein-schaft für Sport und Freizeit. Unterstützt wird die Steuerungsgruppe von Sabine Witte, einer langjährigen hauptamtlichen Mitarbeiterin eines großen Kölner Sportvereines.

FragEBogENakTIoNMittels einer Befragung wurde mit einer ersten Bestandserhebung begonnen. Diese dient dann als Ausgangspunkt um, wie im Projekt gefor-dert, ein attraktives, zielgruppenorientiertes und wohnortnahes Bewegungsangebot zu etablieren. Der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma unterstützte diese Aktion mit einem Appell an die Vereine. Über 70 Vereine antworteten und machten Angaben über

· die Anzahl ihrer Mitglieder über 50 Jahre· Angebote, die in ihrem Verein bestehen, an de-

nen auch Menschen über 50 Jahre teilnehmen· Angebote, die ihr Verein speziell für ältere

Menschen eingerichtet hat· die Qualifizierung ihrer Übungsleiterinnen

und Übungsleiter· bestehenden oder gewünschte Kooperationen· Probleme, die in ihrem Verein existieren.

Für die weitere Planung waren zunächst die Probleme der Vereine sehr wichtig, da sie

uMsetzunG deR InItIatIve aM MOdellstandORt köln uLrIkE krauS, ProjEkTmITarBEITErIN STaDTSPorTBuND köLN

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unmittelbar als Themenstellung für die nach-folgende Zukunftswerkstatt einfließen sollten. Über 70% der Vereine geben an, dass die Gewinnung von älteren Mitgliedern für sie problematisch sei und sogar über 80% halten die Gewinnung ehrenamtlichen Funktionsträ-gern für schwierig. Die Sportanlagen stellen für die Vereine ein großes Problem dar, sowohl die zeitliche Verfügbarkeit als auch der Zustand der Sportanlagen bereiten den Vereinen Schwierig-keiten. Die Gesamtperspektive sehen über 70% der Vereine für sich gefährdet und die Gewin-nung qualifizierter Übungsleiterinnen und Übungsleiter bedeutet für über 70% der Vereine ein Problem.

zukuNFTSWErkSTaTTMit diesem Wissen lud der StadtSportBund Köln mit Unterstützung des LandesSport-Bundes Nordrhein-Westfalens die Kölner Ver-eine zu einer ersten Zukunftswerkstatt. Knapp 40 Interessierte aus mehreren Vereinen und Ver-bänden folgten am 26.01.08 der Einladung ins Stadthaus nach Köln-Deutz in die Räumlich-keiten der Führungs-Akademie des DOSB. Un-ter der Moderation von Frau Cornelia Krieger diskutierten die Teilnehmenden in wechselnden Kleingruppen die Fragestellung: „Was hindert die Vereine daran attraktive Bewegungsange-bote für ihre älteren Mitglieder zu unterbrei-ten?“ Auf großen Schaubildern präsentierten sie ihre Wünsche und Ideen und versuchten durch Kreativität die Hinderungsgründe zu überwin-den bzw zu überdenken, wie sich diese Ideen schon jetzt ansatzweise realisieren lassen.

Als Ansatzpunkte zur weiteren Planung ergaben sich· Öffentlichkeitsarbeit: Um mehr Seniorinnen

und Senioren für die Vereine zu gewinnen, müssen seniorengerechte Mittel eingesetzt werden. Gedacht wurde an eine eigene Sende-zeit im Kölner Lokalfernsehen.

· Um interessante Bewegungsangebote ma-chen zu können, bedarf es einerseits fähiger Übungsleiterinnen und Übungsleiter aber auch die Bereitschaft der Vereinsführung kreative Wege zu gehen. Daher ist die Qualifi-zierung auf beiden Ebenen notwendig.

· Zu den neuen Wegen gehören sowohl eine finanzielle und räumliche Koordination im eigenen Verein,

· als auch eine finanzielle und räumliche Ver-netzung mit anderen Vereinen und Institu-tionen. Eine der Ideen war ein Pass, der für verschiedene Vereine Gültigkeit besitzt und gleichzeitig bei den Krankenkassen für Bo-nuspunkte sorgt. Vorstellbar sind auch Koo-perationen mit anderen Institutionen z. B. mit Altenheimen um eine bessere Raumnutzung zu erreichen.

PErSPEkTIvEMit den Ansatzpunkten aus der Zukunftswerk-statt ist für den 22.September 2008 eine weitere Veranstaltung für die Vereine geplant. Neben Informationen soll mit Workshops den Vereinen ganz konkrete Hilfestellung zur Vereinsentwick-lung an die Hand gegeben werden.

Zuvor soll für verschiedene Gruppierungen, die sich in Köln schon für die Belange der Senioren verdient gemacht haben (z. B. Seniorennetz-werkkoordinator/innen, Seniorenvertretung,…) eine Informationsveranstaltung stattfinden, die gleichzeitig auch das Kennenlernen und Vernetzung der unterschiedlichen Institutionen ermöglicht.

Im Oktober 2008 erfolgt eine Beteiligung an den Aktionstagen „Gesund und mobil im Al-ter“ der Stadt Köln. Vorgesehen sind u.a. eine Präsentation der bisher erfolgten Maßnahmen, eine Testung der Bewegungsfähigkeit der Besu-cher und eine Ausstellung.

Des Weiteren soll aus den gewonnenen Daten der Fragebogenaktion eine Auflistung der aktu-ellen Bewegungsangebote für ältere Menschen in einer Broschüre erstellt werden. Parallel soll das Angebotsverzeichnis aktualisiert im Inter-net abrufbar sein.

Damit hat die Steuerungsgruppe erste Verände-rungsprozesse in Gang gebracht und ist sich si-cher, dass die Kölner Sportvereine einen Beitrag zum bewegten Altern in Köln leisten können.

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Folgende Fakten und Rahmenbedingungen machten es erforderlich, die Ausbildungskon-zeptionen im Qualifizierungsbereich „Sport der Älteren“ zu reformieren:· die neuen Rahmenrichtlinien des DOSB· das bestehende komplexe System aller Qua-

lifizierungen mit voneinander unabhängigen Ausbildungskonzeptionen auf der 1. und 2. Lizenzstufe

· ein neugefasstes Bildungsverständnis des Lan-desSportBundes NRW

· die veränderten Voraussetzungen der Teilneh-merinnen und Teilnehmer

· neue und moderne Lernmedien

Im neuen Gesamtqualifizierungssystem des LandesSportBundes NRW wird bereits auf der 1. Lizenzstufe ÜL-C intensiver auf die Ziel-gruppe der Älteren eingegangen. Zum Beispiel wird ein Verständnis für das Phänomen des Alterns und des Alterungsprozesses bei den ÜL entwickelt, es wird die Zielgruppe der Älteren in ihrer Dynamik und in ihrer Heterogenität dar-gestellt und es werden sportpraktische Inhalte und Beispiele erlebt und ausgewertet.

Im spezifischen Qualifizierungsbereich „Sport der Älteren“ auf der 2. Lizenzstufe werden zwei Lizenzausbildungen angeboten:· Übergreifender Breitensport „Sport der Äl-

teren“· Prävention „Gesundheitstraining für Ältere“Für die Neufassung der Konzeption sind folgende Fakten und Prozesse berücksichtigt worden:

dIe neue ausbIldunGskOnzePtIOn „ül-b sPORt deR älteRen / GesundheItstRaInInG füR älteRe“ maNFrED ProBST

Trotz der dynamisch wachsenden Anzahl von Älteren im organisierten Sport und der demo-graphischen Entwicklung stagnieren die Ausbil-dungszahlen, d.h. die Anzahl der ÜL, die eine Lizenz für die sportfachliche Betreuung von Älteren anstreben, auf gleichem Niveau (siehe Statistik). Immer weniger sind ÜL bereit, Quali-fizierungsangebote über mehrere Folgen kom-pakt zu buchen. Dagegen wächst die Anzahl der Fortbildungen kontinuierlich.

Hinzu kommt, dass sich in den letzten Jahren vermehrt ÜL für das Angebotsprofil „Präven-tion“ ausbilden lassen. Hier stehen ihnen 4 Profile im Erwachsenenbereich zur Verfügung. Daraus ergibt sich, dass Personen, die Ältere in Gruppen anleiten wollen, sich auf diese 4 Ausbildungsprofile verteilen. Ein Umstand, der das Erreichen der Mindestteilnehmerzahl eines Qualifizierungsangebotes erschwert. ÜL, die im Angebotsprofil „Prävention Gesundheitstrai-ning für Ältere“ tätig werden wollen, mussten bisher nach dem Besuch der Ausbildung „Sport der Älteren“ den Aufbaulehrgang „Gesund-heitstraining für Ältere“ besuchen. Dieser hatte einen sehr abstrakten und theoretischen Cha-rakter.

WaS SIND NuN DIE kENNzEIChEN DES NEuEN auSBIL-DuNgSmoDELLS „üL-B SPorT DEr äLTErEN / gESuND-hEITSTraININg Für äLTErE“?Die Ausbildung wird in 3 Etappen (Module) aufgegliedert. ÜL können damit ihren Lernweg individuell gestalten. Die gesamte Ausbildung muss nicht wie bisher in 2-3 Monaten abge-

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schlossen werden, sondern spätestens nach 2 Jahren. Veranstalter können sich regional ab-stimmen, wie sie das System der Ausbildungs-module zeitlich und örtlich anbieten.

Das Basismodul ist so konstruiert, dass auch ÜL dieses Angebot als ÜL-C Fortbildung besuchen können. Sie werden ggf. motiviert, eine Qualifizierung als ÜL im Sport der Älteren zum späteren Zeitpunkt fortzusetzen. ÜL, die eine Qualifizierung in den Präventionsprofi-len Haltungs- und Bewegungssystem (HuB), Stressbewältigung und Entspannung (SuE) oder Herz-Kreislauf-System (HKS) absolviert haben, können im Aufbaumodul einsteigen, da sie wichtige Inhalte des Basismoduls bereits kennen oder sich anderweitig angeeignet haben. Eine besondere Eigenschaft erhält die Ausbildung auch noch dadurch, dass Lernzeiten zuhause eingeplant und mit Lernmaterialien unterstützt werden.

Die Ausbildung schließen die TN in der Regel mit der Lizenz „Sport der Älteren“ ab. Die für ein Präventionsangebot notwendigen Kennt-nisse und Kompetenzen werden in der gesamten Ausbildungsphase thematisiert und vermittelt. Teilnehmende, die in diesem Angebot tätig werden wollen, müssen eine separate Prüfung absolvieren.

Durch den neuen Ausbildungsgang soll erreicht werden, dass in Zukunft mehr ÜL den Erwerb einer Lizenz anstreben.

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1. hINTErgruNDZentrales Ziel älterer und betagter Menschen ist der Erhalt von Mobilität und Selbststän-digkeit. Sturzbedingte Verletzungen, v.a. Hüftfraktur, sind häufige Anlässe für deren Einschränkung. Zu Sturzrisiken und poten-tiellen Maßnahmen zur Vermeidung, gibt es eine Reihe von Empfehlungen verschiedenener Professionen, so einen Expertenstandard in der Pflege 2006 (DNQP), verschiedene ärztl. Leitlinien (DEGAM, DVO, DGU) und inter-nationale Guidelines (WHO, ProFane). Stürze und sturzbedingte Verletzungen führen zu erhöhtem Aufwand in Versorgung und Kosten im Gesundheitwesen. Da Stürze neben indi-viduellen Belastungen erhöhte Aufwände für das Versorgungssystem bedeuten, liegt auch auf Seiten von Leistungs- und Kostenträgern ein zunehmendes Interesse an sturzpräventiven Maßnahmen vor.

häuFIgkEIT voN STürzEN uND STurzFoLgENEs wird geschätzt, dass etwa 30% der über 60-Jährigen mindestens einmal pro Jahr stürzen. Als Sturzfolge entstehen in 10-20% behand-

lungsbedürftige Verletzungen, in 1-2% sturzbe-dingte Hüftfrakturen („Oberschenkelhalsbrü-che“). In Deutschland erlitten im Jahr 2004 ca. 115.000 Personen mindestens eine Hüftfraktur (1995: ca. 100.000), davon waren rund 90% der Personen über 65 Jahre und schätzungsweise 90% der Behandlungsfälle sturzbedingt. Adju-stiert für Alter und Geschlecht lag der Anstieg der Hüftfraktur-Inzidenz zwischen 1995 und 2004 bei rund 5% (1% pro Jahr).

Die Folgen von Hüftfrakturen sind erheblich: etwa 50% der Betroffenen erlangen ihre ur-sprüngliche Beweglichkeit nicht zurück, etwa 20% werden ständig pflegebedürftig. Die Angst der Betroffenen, erneut zu stürzen, führt zu Verlust von Selbstvertrauen im Alltag, zur Ein-schränkung der Lebensqualität für Betroffene und Angehörige. Allein die direkten Kosten wurden für das Jahr 2005 in Deutschland auf 2,77 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.

STurzaSSozIIErTE FakTorEN uND PrävENTIoNSaNSäTzEIn Studien wurden vielfältige sturzassoziierte Faktoren gefunden. Zu den umgebungsbe-

„sIcheR, Gesund und MObIl leben IM alteR – MassnahMen zuR stuRzPRäventIOn“PD Dr. Dr. aNDrEa ICkS, ärzTEkammEr NorDrhEIN

Der folgende Beitrag ist fokussiert auf menschen, die ein erhöhtes Sturzrisiko haben und die sichim Falle eines Sturzes schwerwiegende verletzungen zufügen sowie auf spezifische Interventionen, um diese Ereignisse zu vermeiden.

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zogenen Faktoren gehören z.B. die Gestaltung des Wohnumfeldes (Lichtverhältnisse in der Wohnung, etc.). Zu den personenbezogenen Faktoren Erkrankungen oder die Einnahme von Medikamenten. Nur für wenige Faktoren ist gut belegt, dass sie tatsächlich mit einem erhöhten Sturzrisiko einhergehen. Diese Fak-toren sind das weibliche Geschlecht, das höhere Lebensalter, die Gangstörung und der Zusam-menhang zu einem vorausgegangenen Sturz. Ein hohes Risiko haben Bewohner von Einrich-tungen der Altenhilfe und -pflege.

Ebenso gibt es eine Vielzahl von Maßnahmen, die potentiell Stürze vermeiden können. Gut be-legt ist die Wirksamkeit jedoch nur für wenige Maßnahmen: bei in der Gemeinde lebenden Se-nioren wurde das Sturzrisiko durch Bewegungs-übungen, durch die Korrektur der Sehleistung und durch die Verbesserung der Sicherheit in der Wohnung (z. B. Haltegriffe, ausreichende Beleuchtung) gesenkt.

2. ProjEkTE zur STurzPrävENTIoNAuch in Deutschland gibt es eine Reihe von Projekten mit dem Ziel, Stürze im Alter zu vermeiden und die sowohl in stationären Ein-richtungen der Altenpflege als auch in der Ge-meinde lebende Senioren zu adressieren. Dazu zählen in NRW z. B. · das Projekt „Fit für 100“ von Universität

Bonn und Sporthochschule Köln, · das Projekt „PATRAS“ der Caritas Westfa-

len-Lippe und · das Modell der Ärztekammer Nordrhein, das

unten noch vorgestellt wird.

Zunächst sollen zwei Modelle beschrieben werden, die im Hinblick auf ihre Wirksamkeit in kontrolliert-randomisierten Studien (Studien, in denen Teilnehmer/innen zufällig der Prüf- und einer Kontrollgruppe zugeordnet werden) geprüft wurden.

(1) Das „Ulmer Modell“ richtet sich an in Hei-men lebende Senioren. Zentraler Bestandteil ist ein spezifisches Kraft- und Balance-Training als Gruppenangebot, wobei 6-8 Personen minde-stens eine Trainingseinheit pro Woche erhalten.

Wichtig sind die Information und Schulung von Heimmitarbeiter sowie flankierende Maß-nahmen, wie z. B. das Angebot von Hüftpro-tektoren. Die Evaluation des Projekts (Becker 2003) ergab eine Reduktion von Stürzen um 40%, von Hüftfrakturen um 30%. Ein weiteres Modell richtet sich an in der Gemeinde lebende Senioren, die ambulante Pflege erhalten und de-nen über die ambulanten Pflegedienste Informa-tionen zur Sturzvermeidung und ein Kraft- und Balancetraining angeboten wurden. Das Trai-ningsprogramm ist Basis vieler sturzpräventiver Projekte. Es ist unter www.aktivinjedemalter.de verfügbar.

(2) Das Hamburger Modell zielt ebenfalls auf die Vermeidung von Stürzen in stationären Einrichtungen. Die Intervention besteht aus dem Angebot von Hüftprotektoren, und zwar in Verbindung mit einer einführenden struktu-rierten „Schulung“ von Heimmitarbeitern zu den Protektoren. Die Evaluation (Meyer 2003) ergab eine Verbesserung der Akzeptanz von Hüftprotektoren bei Bewohnern und Angehöri-gen und eine Reduktion von Hüftfrakturen um 43%. Das Schulungsprogramm „Für alle Fälle“ ist im Ärzteverlag erhältlich, Informationen finden sich auf den Seiten des Fachbereichs Gesundheit der Universität Hamburg.

ProjEkTE DEr ärzTEkammEr NorDrhEINBegründung der Projekte der Ärztekammer Nordrhein war die Beobachtung, dass in den bestehenden Modellen wenig auf die Koopera-tion mit der Ärzteschaft fokussiert wurde, Ärzte jedoch wichtige Ansprechpartner für Senioren darstellen, die auch mit in der Gemeinde leben-den Senioren in regelmäßigem Kontakt stehen, Risiken erkennen und zu präventiven Maßnah-men motivieren können.

Das im stationären Bereich angesiedelte Projekt „Sicher und mobil“ basiert auf dem Kraft- und Balancetraining des Ulmer Modells und einer strukturierten Schulung der Pflegekräfte, u.a. zu Hüftprotektoren nach dem Hamburger Mo-dell. Besonderer Bestandteil ist die ausführliche Information und Fortbildung der die Heime betreuenden Ärzte als wichtige Bezugspersonen

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für Bewohner, Angehörige und Pflegefach-kräfte. Das Projekt wurde in 22 Heimen in 4 Regionen implementiert. Es fand eine hohe Akzeptanz bei Pflegekräften, Trainern und Bewohnern. Bis zu 40% der Bewohner nehmen am Training teil (meist zwischen 10% und 25%). Eine Befragung der rund 150 die Heime betreuenden Ärzten nach einem Jahr zeigte eine positive Beteiligung. 60% antworteten auf die schriftliche Befragung, davon kannten 80% das Projekt, und 50% waren eingebunden. Die vor-wiegenden Handlungen in Zusammenhang mit dem Projekt waren ein Sturzrisiko-Assessment (Assessment=Auswahlverfahren) (meist in Koo-peration mit den Pflegenden), die Beratung und Motivation von Bewohnern und ihren Angehö-rigen sowie die Entscheidung über die Eignung der Bewohner zur Trainingsteilnahme.

Ein zweites Modell der Ärztekammer Nordr-hein in Düsseldorf richtet sich an in der Ge-meinde lebende Senioren mit einem erhöhten Sturzrisiko, d. h. Senioren, die bereits gestürzt sind, die eine subjektive Gangunsicherheit haben oder deren Arzt ein erhöhtes Sturzrisiko feststellte. Das Angebot ist an Seniorenbegeg-nungsstätten eingerichtet. Es besteht aus einem einmal pro Woche stattfindenden Kraft- und Balancetraining nach dem Ulmer Modell und Beratungen zu weiteren sturzpräventiven Maß-nahmen. Das Training wird im Wesentlichen durch Physiotherapeuten, Diplomsportlehrern und Übungsleitern durchgeführt, die in Fortbil-dungen spezifisch qualifiziert wurden.

Die Hausärzte in Düsseldorf wurden über das Projekt informiert und können Flyer zur Infor-mation ihrer Patienten anfordern. Aktuell trai-nieren ca. 45 Gruppen an 23 Standorten, damit werden ca. 500 Senioren erreicht. Diese kommen zunehmend von außen dazu, auch auf Empfeh-lung der Hausärzte. Durch einen Fragebogen zu Sturzrisiken lässt sich zeigen, dass die Zielgrup-pe erreicht wird. Nach der hohen Akzeptanz in Düsseldorf hat die Ausweitung auf weitere Standorte und Regionen begonnen.

Neben den Projekten hat die Ärztekammer Nordrhein Broschüren zum Thema erarbeitet.

Nach der Broschüre „Gesund und mobil im Alter“ für „Professionelle“ soll besonders die Broschüre „Stürze und ihre Folgen – Risiken erkennen und vermeiden, Eine wissensbasierte Information für Patienten und Verbraucher“ erwähnt werden, die den Kriterien für gute Ver-braucherinformation nachkommt und damit im Themenbereich Neuland betritt.

Informationen zu beiden Projekten und zu den Broschüren finden sich auf der Internetseite der ÄKNo (www.aekno.de).

3. auSBLICkDie Vermeidung von Stürzen und Sturzfolgen im Alter ist Ziel verschiedener Initiativen. So ist die Sturzprävention eins von 6 Themen der Arbeitsgruppe Alter des Deutschen Forums Prävention, sowie eine von vier Landesinitiati-ven im Rahmen des Präventionskonzepts NRW. Wichtige Begründungen für diese Schwerpunkt-setzung waren · das Vorhandensein nachgewiesenermaßen

wirksamer Maßnahmen,· die Kosteneffektivität solcher Maßnahmen,· das Vorhandensein von Leitlinien und Emp-

fehlungen verschiedener Professionen (ärzt-liche Leitlinien, Pflegestandards,) sowie

· die Beobachtung einer Zunahme von Hüft-frakturen in Deutschland insbesondere bei betagten Menschen (Icks 2007), im Gegensatz zu anderen Ländern, die Rückgänge der Hüft-frakturen zeigen konnten.

Zentrale Fragen zur Umsetzung sturzpräven-tiver Maßnahmen, sind u. a., wer welche Inter-ventionen anbietet, und wie sich Zielgruppen definieren und mit passenden Interventionen erreichen lassen (z. B. pflegebedürftige Seni-oren, die im eigenen Haushalt leben)?

Diese Fragen werden sich nur interdisziplinär und in Kooperation mit den betagten Bürgern selbst lösen lassen.

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Anke Borhof: Herzlichen Dank für diesen Vor-trag. Frau Dr. Icks, wir haben ja jetzt viel gehört über die Initiativen in den Heimen und dort der erste Ansatz gemacht werden soll. Das Projekt „Fit für 100“ hat ja auch den stationären Ansatz, wenngleich auch ambulante Gruppen entstanden sind. Mich würde einmal interessieren, wer von Ihnen in den Vereinen denn auch schon Pro-gramme anbietet, die unter diesem Titel „sturz-präventive Maßnahmen“ laufen. Gibt es schon Vereinsangebote von Ihrer Seite aus oder ist das überhaupt noch nicht umgesetzt und angedacht?

Frau Jutta Finke: TV Osberghausen: Wir bauen das in unsere Übungsstunden mit ein. Das ma-chen wir seit Jahren schon so.

Anke Borhof: Sie bauen das mit ein, was heißt das konkret? Wie sieht das aus in der Sportpraxis?

Frau Jutta Finke: TV Osberghausen: Wir ma-chen Balance-Übungen. Wir machen Krafttrai-ning und wir machen Gleichgewichtsübungen, das ist für uns ganz normal, das gehört dazu.

Anke Borhof: Frau Dr. Icks, ich hatte das ja schon im Vorfeld berichtet. die Konzepte des LSB NRW sind so ausgelegt, dass die Angebote „Sport der Älteren“ sehr vielfältig sind, neben dem Training der Ausdauer, wird auch die Kraft verbessert. Dass viele Balanceübungeneingebaut werden, Übungen zur Koordination und Beweglichkeit. Eben ganz-heitlich im Ansatz und nicht speziell ausgeschrie-ben auf den Bereich Sturzprävention. Seit einigen Jahren gibt es eine Fortbildung …ich schau gerade, wo ist Ursel Weingärtner? Ursel, möchtest du etwas zu der Fortbildung sagen „Hochaltrig in Be-wegung“, das ist der Bereich wo man sich speziell für dieses Themenfeld vorbereiten kann, aber es gibt ja auch Einzelfortbildungen, Wochenendfort-bildungen zum Thema „Sturzprävention“.Ursel, erzähl uns doch was in der Qualifizierungsarbeit geleistet wird in diesem Bereich.

Ursel Weingärtner: Wir haben seit dem Jahr 2000 eine Sonderqualifikation „Hochaltrig in

Bewegung“. Das ist eine Fortbildung, ja genau da hinten winkt die Kollegin, die da auch mitar-beitet, das ist Frau Elena Spereiter. Das sind drei Wochenenden, wo wir schon das Thema Sturz-prophylaxe sehr intensiv bearbeiten. Darüber-hinaus haben wir vor zwei Jahren versucht eine Fortbildung als Wochenendseminar anzubieten mit dem Titel „Vorsicht Falle“ und waren ganz enttäuscht und entsetzt, dass nur wenige Anmel-dungen vorlagen. Wir haben dann mal nachge-fragt, ob das eher so gedacht war. „Die Polizei kommt, es geht vielleicht um Nepper, Schlepper u. Bauernfänger…“ Haben dann zweimal eine Maßnahme gehabt in Gelsenkirchen beim Gelsen-sport, dezentral, die jetzt auch stattgefunden hat. Es waren nicht ganz so viele Teilnehmer, so 12 bis 14, die sich mit dem Thema beschäftigt haben. Wir haben gemerkt, es gibt Bedarf. Ich würde da-her gerne ergänzen, was Frau Finke vorhin gesagt hat, „Wir integrieren das in unsere bestehenden Gruppen“. Ich habe ja gestern diesen Workshop gemacht zum Thema und habe da auch noch einmal deutlich unterstrichen, dass es ganz viele ÜL in unserem Bereich gibt, die ein unglaubliches Übungsrepertoire haben und sehr viel Erfahrung, die gute Sachen in ihren Gruppen anbieten. Die haben vielleicht Balanceübungen, Kräftigungs-übungen, etc. angeboten ohne dieses unter dem Fokus „Sturzprävention“ einzusetzen. Ich glaube, da müssen wir auch in den Fortbildungen oder in den Ausbildungen hinkommen, noch mehr das Bewusstsein zu stärken, das die ÜL sich mit dem Thema noch mehr auseinander setzen und das adäquat in ihren Übungsstunden umsetzen.

Elena Spereiter: Ja, vielen Dank ich bin die Kolle-gin von Ursel Weingärtner. Wir haben sozusagen dieses Projekt „Hochaltrig und in Bewegung“ geboren. Ein sehr umfassendes, ein sehr ganzheit-liches Konzept, was nicht wissenschaftlich begleitet wurde, was ich sehr schade finde. Im Übrigen, weil es außer diesen Projekten, die ja in NRW überall bekannt sind, z.B. „Fit für 100“ und Patras die ganzen Modelle, die vorhin erwähnt wurden, die sind relativ kräftig unterstützt worden. Nur so ganzheitliche Programme, die in Vereinen adäquat

dIskussIOn nach deM vORtRaG vOn fRau dR. IcksmoDEraTIoN: aNkE BorhoF, LSB NrW

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sind, die eingeschränkten, die mit einer Gehhilfe kommen, die nach einem Schlaganfall kommen, dass sind diejenigen, wo noch lange nicht gesehen wurde, hier ist noch ganz ganz viel Plastizität und viel Potential zu verbessern. Wo aber auch gesagt werden muss, es bringt nichts mit den Senioren eine Sitzgymnastik zu machen, wo „winke, win-ke“ gemacht wird. Ich komme ja selber nicht aus dem Bereich, bin aber in den Modellregionen, wo wir waren, noch schauen gegangen, in den Heimen und in den Seniorenbegegnungsstätten, wo man sagen muss, die Senioren können viel mehr. Da ist noch viel mehr Potential Bewegung zu verbessern. Aber traditionell glaube ich, dass die Sportvereine eher nicht rausgehen auf diese Gruppen zu gehen. Und diejenigen, die in diesen Gruppen unterwegs sind, haben mit denen was anderes gemacht. Die Therapeuten sind defizi-torientiert. Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass hier Kompetenzen zusammen kommen. Ich glaube allerdings auch, das alle unterschied-lichen Berufsgruppen darauf einstellen müssen, auf welche Zielgruppe man welche Programme zuschneidet, dass die Programme auch wirklich auf Heimbewohner passen, die ganz alt sind, die dementiell verändert sind. Ich denke hier müssen alle schauen, was haben wir überhaupt schon und was können wir auch noch übertra-gen auf andere Zielgruppen und diejenigen, die die Zielgruppen betreuen sagen, da gibt es auch ganz viel Kompetenz in anderen Bereichen, wo wir mit kooperieren können. Es geht gar nicht darum was Singuläres zu machen. Ich denke bei diesen ganz hochbetagten Heimbewohnern da macht man kein Ausdauertraining mehr und allgemein gesundheitförderliche Angebote. Hier bringt es etwas, wenn man ganz spezifisch ein bis zwei Stunden pro Woche die Kraft und Balance trainiert. Man kann jetzt sagen, das ist singulär, auf der anderen Seite ist es das gar nicht, weil die Senioren genießen diese Stunden miteinander. Sie genießen diese auch beim Bingo, aber sie merken, ich werde kräftiger und ihnen kommt es für ihre Beweglichkeit zugute. Dies ist eine Gruppe, die lange Zeit überhaupt nicht gesehen wurde als eine solche, mit der man überhaupt etwas tun kann.

Peter Franzl aus Schwerte: Ich bin dem Behinder-tensportverein angeschlossen und betreue seit acht

umgesetzt werden können, da vermisse ich das ein bißchen. Ich habe auch gestern hier zwei Work-shops geleitet u.a. zum Thema „bewegt leben mit Rheuma….“ und habe auch da noch einmal die Teilnehmenden angesprochen, dass in der Regel die Fortbildungsmaßnahmen leider sehr wenig fre-quentiert werden, Workshops dagegen zeigen, ich hatte gestern 33 TN im ersten und 36 TN im zwei-ten Workshop, also sehr stark frequentiert werden, dass die Nachfrage sehr groß ist. Wenn man sich betrachtet, dass eben auch von der Entwicklung her das Alter ganz klar unsere Zielgruppe ist in der Zukunft, dann denke ich mal, dass das sehr wichtig sein wird in unserer Zukunft. Wir müs-sen fokussieren, was betrifft denn da die älteren Menschen, was ist denn da ganz wichtig? Ich bin auch über einen anderen Verband, dem Deutschen Roten Kreuz ganz tief in der Arbeit drin, entwicke-le jetzt ein Projekt mit einer anderen Kollegin vom DRK, was sicherlich auch sehr gut greifen wird in den Altenpflegeheimen. Da geht es ganz spezifisch auch um diesen Bereich der „Sturzprävention“. Das ist einfach ein Thema für die Zukunft. Ich denke mal, das sollten wir uns alle auf unsere Fahnen schreiben. Wir haben sehr viel für ganz fitte Senioren gemacht und denke, da sind wir auch alle sehr fit drin, deshalb einfach das Bewusstsein zu verändern und das eben ganzheitlich-orientiert, nicht nur in eine Richtung denken. Ich wäre sehr froh, wenn ganz ganz viele sich in der nächsten Zeit anmelden würden. Danke.

Frau Dr. Icks: Sie tun schon ganz viel in diesem Bereich. Ich bin davon überzeugt, dass es sehr viele Angebote gibt, und ich glaube das es auch wirklich gut und richtig ist, diese Angebote he-rauszustellen, um auch zu sehen, welche Kompe-tenzen da sind. Das sehr viel kommuniziert wurde über die Modelle der Hochbetagten, glaube ich, hatte etwas damit zu tun, das überhaupt erst einmal in die Öffentlichkeit gebracht werden mus-ste, dass man mit Hochbetagten etwas anderes machen kann als „Bingo spielen“. Diese Men-schen kommen ja nicht mehr in einen Sportverein, im Heim Lebende schon mal gar nicht und viele Senioren kommen dort nicht mehr hin, sondern in die Vereine gehen diejenigen, die auch noch andere Übungen machen, tanzen gehen, die noch aktiv und fit sind. Diejenigen, die nicht mehr fit

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Jahren eine Gruppe im Seniorenheim, u. a. auch bei der AWO, bei einem Frauentreff, wo ich 35-40 Teilnehmerinnen habe, in einem Saal mit Stühlen, wo ich auch „Sturzprophylaxe“ anbiete. Dies ist einmal im Monat und das klappt wunderbar. Im Seniorenheim ist diese Sache anders. Dort sind die Helfer nicht vor Ort, die man dazu benötigt, denn alleine kann man sowas nicht praktizieren. Die Helfer müssen die Leute in den Saal bringen und Hilfestellung geben, das ist nicht vorhanden. Dies wird immer weniger und darin sehe ich das Projekt scheitern, wenn da nicht von außen Hilfe kommt, um die Arbeit zu unterstützen.

Anke Borhof: Danke schön. Das war ja jetzt noch einmal ein Hinweis, wenn ÜL aus Vereinen in Heimen aktiv sind, dann brauchen sie auch einen entsprechenden Background. Sie brauchen zum einen ja auch die Schulung für diese Maßnah-men, aber sie brauchen auch ein unterstützendes Team. Ich denke im Rahmen des Projektes „Fit für 100“ ist dieses angelegt worden und auch sehr erfolgreich umgesetzt worden. Ulrike, möchtest du direkt dazu etwas sagen?

Ulrike Nieder, Projekt „Fit für 100“: Das war unsere Sorge. Wir kannten auch die Alten-heimstrukturen sehr gut. Wir wissen um die Zeiten der Pflegekräfte und hatten schon Sorge, dass wir da keine Unterstützung fänden. Aber, wenn die Pflegekräfte informiert sind, wenn Pfle-gekräfte wissen worum es geht, worauf so eine Gruppe basiert, was Sinn und Zweck ist, wie sie hinterher auch agieren können, wenn die Leute wieder zurück sind auf der Etage, wenn dort gemerkt wird, jetzt möchte vielleicht jemand den Gang zur Toilette alleine wagen, und die Mitar-beiterin ist in der Situation neben dem Rollstuhl hergehen zu können und nicht mehr schieben zu müssen. Also, wenn Pflegekräfte a) informiert sind und b) mit einbezogen werden in den Prozess, die Menschen leben ja da, und die Mitarbeiter sind Bezugspflegepersonen, d. h. es ist auch deren Aufgabe sich zu kümmern. Also wir wären sehr angetan und größtenteils, muss ich sagen, auch wirklich begeistert, wie dankbar auch manchmal Pflegekräfte sind, wenn sie darum wissen, was in den Gruppen da wirklich getan wird und was das Ziel ist und wenn sie hinterher mit agieren kön-

nen. Denn im Prinzip müssen diese einbezogen werden, denn wenn die hören, den Herrn Müller von Etage 2 in den Bewegungsraum zu fahren, dann empfinden diejenigen das als Zumutung. Aber wenn sie wissen, was damit erreicht werden soll, welche Vorteile sie hinterher auch haben auf der Etage, wenn Herr Müller sich nämlich steigert in der Kraft und Fortschritte zu bemerken sind, dann haben sie eigentlich gewonnen.

Anke Borhof: Herzlichen Dank. Wie sieht das aus, Frau Dr. Icks, wenn wir jetzt wissen nach welchem Programm wir arbeiten. Wir haben ja gehört, von den Inhalten her und von den Übungen her unterscheidet sich das „Ulmer Modell“ vom dem „Fit für 100“-Modell eigent-lich gar nicht so sehr. Eben ist gesagt worden, die Kraft- und Balanceübungen bringen wir in die Sportpraxis ein. Im Grunde genommen schon ein ganz weites Stück vorher, bevor die Menschen pflegebedürftig werden, wir haben es ja eingangs in den Beiträgen von Bärbel Happ gehört, es geht eben darum, die Pflegebedürftigkeit und das Sturzrisiko lange hinauszuschieben und zu verhin-dern, bevor solche schwerwiegenden Einschnitte überhaupt erst erfolgen. Das wär jetzt so meine Frage, wie geht man hier in NRW damit um? Sie haben es ja erläutert. Man wird sich dann wahrscheinlich auf ein Programm verständigen und muss dieses dann im Pflegebereich versu-chen umzusetzen. Wird es da auch eine Gruppe geben,die entsprechend begleitet und unterstützt oder ist es dann mehr oder weniger Aufgabe der Einrichtungen die evaluierten Programme von sich aus umzusetzen? Kann das funktionieren Ihrer Meinung nach?

Dr. Icks: Das ist genau die Frage, die sich jetzt stellt. Das eine ist, das man überhaupt mal sagt, welches Programm nehmen wir. Kann man sich einigen z. B. auf eine Basis wie „Ulmer Modell“, das den Vorteil hat, es ist evaluiert. Na gut, wenn man jetzt ein bisschen mehr Kraft ein bisschen mehr Balance, die Reihenfolge kann anders sein, aber es soll schon so sein, dass man nicht halt „Bingo“ spielt. Dann stellt sich die Frage, findet man für die unterschiedlichen Berufsgruppen ein gemeinsames Curriculum oder unterschiedliche Curriculum-Module. Wir hatten das gestern

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Dienst. Wir hatten dann ein bisschen Bauch-schmerzen, ja, die sind keine ÜL, die haben keine Lizenz „Sport der Älteren“ gemacht und haben sie dann doch aufgenommen. Wir haben mitt-lerweile das Verhältnis 50 zu 50, d. h. die Hälfte kommen aus Heimen, die andere Hälfte sind ÜL und das ist eine wunderbare Symbiose, ein ganz toller Austausch.

Ich denke, wenn wir an der Basis schon Koopera-tion haben, dass es dann auch nach oben weiter-gehen kann bei der Kooperation. Das Zweite: Wir erleben immer wieder, dass viele ÜL eine gewisse Scheu haben in Altenheime zu gehen oder auch Angst vor der Zielgruppe und Unwissenheit haben. Deshalb machen wir auch im Rahmen dieser Fortbildung Bewegungsangebote in Alten-einrichtungen, d.h. die ÜL haben auch den ersten Kontakt mit der Zielgruppe. Die guten Erfah-rungen geben uns Recht. Man sieht wie läuft es ab, wie reagieren die älteren Menschen darauf und was kann ich da überhaupt umsetzen? Ich denke, das werden wir auch weiter so durchführen.

Anke Borhof: Herzlichen Dank, Ursel. Dort ist noch eine Wortmeldung.

Helga Stahl, Seniorenbeirat der Stadt Kierspe: Ich möchte einen neuen Aspekt da noch mit reinbringen, den Sie eben ganz kurz angespro-chen haben in Ihrem Vortrag. Es geht um die medikamentöse Einstellung der Senioren. Unsere Senioren/Innen bekommen sehr viel Medika-mente bedingt durch chronische Erkrankungen, aber auch durch aktuelle Erkrankungen und das, was sie auch noch selbst einnehmen. Damit ist ein Cocktail gegeben, der nicht immer eine stabile Gangsicherheit erzeugt. Mir wurde gesagt, von Herrn Dr. Hawina, Internist, dass die Senioren darauf bestehen sollten, dass ein Medikamen-tenspiegel jährlich gemacht wird. Denn gerade im Alter baut die Muskelkraft ab. Wir haben automatisch weniger Muskelanteil am Körper, die Organe sind durchlässiger, sodass weniger Medi-kamente gegeben werden müssten in ihrer Menge. Könnten Sie dazu bitte Stellung nehmen?

Dr. Icks: Ja, Sie sprechen einen ganz wichtigen Punkt an, das habe ich eben ganz kurz gehal-

ja auch schon einmal angesprochen. Ich glaube schon das jede Berufsgruppe und hier auch nach unterschiedlicher Qualifikation und nach Ziel-gruppe, unterschiedlichen Fortbildungsbedarf hat. Dann wäre es wahrscheinlich am Günstigsten, wenn die Verbände in den unterschiedlichen Professionen hier dann auch so etwas kommuni-zieren, Fortbildungen anbieten. Es sollten auch Curricula in standardisierter Form vorliegen.

Es kommen z. B. Physiotherapeuten zum Lan-desSportBund NRW und bilden sich fort oder kommen nach Köln zur Uni und bilden sich fort. Man sollte dann wissen, die sind auch entspre-chend fortgebildet, haben ein entsprechendes Programm, so dass ein Kostenträger, aber auch ein Leistungsnachfrager weiß, was er machen soll, und wen er anfragen kann, wer diese entspre-chenden Maßnahmen durchführen kann. Ich kann bei der Pflege gut nachvollziehen, es ist sicherlich schwierig, die Pflege ist sehr stark belastet. Ich unterstütze Frau Nieder hier. Es ist wichtig, dass nicht nur die Leitung, auch die Mitarbeiter im ganzen Haus wissen was gemacht wird. Sie pro-fitieren davon, wir haben diese Erfahrungen auch gemacht. In den Leitungen ist das Interesse sehr groß. Für Heime ist der Sturzfaktor riesengroß, weil sie die Kosten nicht mehr erstattet bekom-men. Sie haben nur noch Stress wegen Regressen. Die ambulant Pflegebedürftigen, die Menschen die nicht in Heimen untergebracht sind, die sind nochmals schwieriger, weil man schauen muss, wie erreicht man diese. Ich glaube hier sind Sportvereine, genau wie Seniorenbegegnungsstät-ten eine sehr gute Möglichkeit, sie zu erreichen und sie einzubeziehen.

Anke Borhof: Ursel, du hattest noch eine Rück-meldung oder eine Anmerkung.

Ursel Weingärtner: Ja, ich möchte ganz gerne nochmals aus der Erfahrung berichten, wo auch Professionen/Personengruppen miteinander arbeiten. Wir hatten in den ersten Jahren der Sonderfortbildung „Hochaltrig und in Bewe-gung“ überwiegend Leute aus dem LandesSport-Bund, also ÜL. Dann kam immer mal wieder eine Anfrage von Leuten, die in Heimen arbeiten, z. B. im Bereich der Pflege oder aus dem sozialen

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ten. Auch im Rahmen dieser Landesinitiative, aber auch als Ärztekammer sehen wir durchaus einen Beitrag, den wir leisten können, in dem wir die Ärzteschaft ansprechen und für das Thema sensibilisieren und auch Fortbildungen durchfüh-ren. Medikation im Alter ist ein ganz wichtiger Punkt. Der Bereich Geriatrie läuft jetzt als Zusatzbezeichnung. Hier läuft vermehrt Quali-fizierung. Allgemeinmediziner haben oft ältere Patienten, trotzdem gibt’s hier sicherlich auch noch Fortbildungsbedarf. Da passiert im Moment sehr viel. Körperzusammensetzungen verändern sich, Ausscheidungsvorgänge verändern sich. Das ist der wesentliche Aspekt, weshalb man sich die Medikation anschauen muss. Die Nieren funk-tionieren nicht mehr so gut. Dann kumulieren Medikamente im Körper und die Polimedikation im Alter ist zum Teil haarsträubend. Im Heim ist es zum Teil auch haarsträubend. Hier sehen wir als Kammer durchaus Handlungsbedarf und wir sind daran.

Im Rahmen dieser Landesinitiative haben sich die Körperschaften zusammengesetzt, die ja nun eigentlich mit diesem Thema „Wie setzt man Kraft- und Balancetraining um“ gar nicht soviel zu tun haben, außer dass sie es kennen sollten, und dass sie es positiv motivieren soll über die Medikation als ganz wichtigen Aspekt zu spre-chen. Eine gute Einstellung der Grunderkrankung zu sprechen. Medikation betrifft sehr stark auch den Bereich der bewusstseinsverändernen Medi-kamente, Schlafmittel, nachhängende Mittel und Antidepressiva. Wir haben keine Unterversor-gung, wir haben eine völlige Fehlversorgung, da gibt es Untersuchungen zu. Es betrifft die Verbes-serung der Sehleistung, wobei auch hier alle nur zusammenarbeiten können. Es ist wichtig, dass die Angehörigen sich melden, dass das Pflegeper-sonal die Kommunikation mit Ärzten sucht. Wir bemühen uns halt auch, die Kommunikationswege zu verbessern. Im Weiteren wurde ja auch noch einmal deutlich, wie wichtig eine interdisziplinäre Zusammenarbeit hier ist. Einstellung der Grund-krankheit ganz wichtig. Hier ist ja auch der ärzt-liche Bereich gefragt, hier arbeiten wir sehr viel daran. Wir geben Broschüren heraus, wir machen Fortbildungen und die Geriatrie als ein Fach wird auch in der Ärzteschaft immer mehr gesehen und

es setzt sich auch hier immer mehr dieses Wissen durch. Es ist eine Gruppe die a) anders betreut werden muss und b) es muss sich, das ist das, was ich eingangs sagte, dieser Gedanke verfestigen, es ist nicht nur eine Gruppe, die zu versorgen ist, hier ist unglaublich viel Potential, noch Verbesse-rungspotential. Wir möchten hier auch noch aktiv und schwungvoll reingehen. Habe ich Ihre Frage damit beantwortet?

Anke Borhof: Danke schön, hier ist noch eine Wortmeldung.

Dr. Klaus Imle, Herzgruppenleiter, Hagen: Ich betreue seit 30 Jahren Herzgruppen in Hagen und die Sturzprophylaxe machen wir seit einiger Zeit. Wenn wir jetzt nach Hause in unsere Vereine gehen, müssen wir eigentlich Multiplikatoren sein und sagen, pass mal auf, wir haben soviel neue Aufgaben und wir müssen den Vereinen sagen: Es geht nicht nur um die Jungen, sondern wirklich um die Alten und wir müssen nicht auf Modelle warten, wir müssen selber anfangen. Und das ist heute hier wunderbar angeklungen und ich glaube, hier ist soviel Gutes rübergekommen, dass wir mit schwungvollem Elan für unsere jungen Alten was Gutes tun können.

Anke Borhof: Das war ein wunderbares Schluss-wort. Da brauche ich gar nichts hinzuzufügen. Ich möchte mich ganz herzlich nochmals bedanken, bei Ihnen Frau Dr. Icks, dass Sie am Sonntag-morgen, bzw. Sie sind gestern abend schon ange-reist, zu uns gekommen sind. Vielleicht können wir Sie auf einer Praxistagung einmal begrüßen. Wir haben Ihnen eine Kleinigkeit mitgebracht. Ich weiß nicht, ob Sie den schon kennen, das ist unser kleiner Schweinehund, den wir überwinden müssen, um in Bewegung zu kommen. Nehmen Sie ihn mit nach Hause, vielleicht haben Sie eine Verwendung. Dazu noch ein Buch. Herzlichen Dank.

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WORkshOPs

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WorkShoP | 31

Line Dance, das Tanzen auf Linien neben- oder hintereinander erfreut sich immer größerer Beliebtheit, insbesondere bei der Zielgruppe 50 plus. Ein Partner ist nicht erforderlich, man tanzt gemeinsam mit der Gruppe zu Country-oder Westernmusik in entsprechender Kleidung (Cowboyhut, Stiefel; ist aber kein Muß).

Die Schrittfolgen der einzelnen Tänze werden zu einer bestimmten Art von Takten getanzt und wiederholen sich regelmäßig mit einer oder mehreren Richtungsänderungen. Jeder Tanz hat seinen Namen, man schätzt, daß es mittlerweile über 15000 verschiedene Tänze gibt.

Mit einem gewissen Repertoire kann sich ein Line Dancer unabhängig von Ort und Sprach-kenntnissen einem Tanzangebot anschließen.

ENTWICkLuNg voN LINE DaNCE:Über den Ursprung gibt es verschiedene An-sichten. Viele nehmen an, daß diese Tanzform ihren Ursprung im Folkloretanz hat. Mit der Einwanderung europäischer Siedler nach Nord-amerika vermischten sich diese Volkstänze bis zum Round- und Square-Dancing. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts passten die Cowboys sie dem Country Western Stil an.

Mit dem Film „Saturday Night Fever“ 1978 und dem darauf folgenden Film „Urban Cow-boy“ begann sich die Grenze von Country und Pop zu vermischen und brachte eine „Tanzlawi-ne“ ins Rollen. Der Durchbruch gelang endgül-tig mit dem Hit „Achey Breakey Heart“.

08 | cOuntRy lIne dancemaNFrED ProBST uND aNDrEa SChäFEr

BEWEguNgSauSFühruNg Im LINE DaNCE:Die Schritte werden eher gleitend und mit viel Hüfteinsatz getanzt. Arme und Oberkörper bleiben ruhig, Hände sind als lockere Faust in die Hüften gestützt oder Daumen in den Ho-senbund oder Gürtel gehakt.

EINIgE CharakTErISTISChE SChrITTE:Grapevine Kreuzschritt nach rechts oder linksBrush der unbelastete Fuß schleift über

den BodenScuff stark betonter Brush (s.o.) mit der

FerseStomp aufstampfen des ganzen FußesTwist anheben der Ballen und Drehen

beider Fersen nach rechts oder links

Balance Seitanstellschritt vor, rück, zur Seite

Box Step re. Fuß vor dem li. Fuß gekreuzt aufsetzen, li. Fuß leicht schräg, zurück setzen, re. Fuß nach re. setzen, li. Fuß heran setzen.

Für die Zielgruppe 50 plus ist Line Dance ein attraktives Bewegungsprogramm. Es bietet Spaß, ein großes Gruppenerlebnis und fördert in vielerlei Hinsicht das körperliche, geistige und seelische Wohlbefinden.

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ELECTrIC SLIDEMusik: Electric SlideTakt: 4/4Herkunft: USATanzform: Country-LineAufstellung: Linie oder BlockVorspiel: 4 Takte

T a k T zz / FIgurEN1 Grapevine (re und li) Rechter Fuß Schritt rechts; linker Fuß

kreuzt hinter rechten Fuß; rechter Fuß Schritt rechts; linker Ballen Tip neben rech-ten Fuß; gegengleich wiederholen

2 Rückwärts 3 Schritte rückwärts rechter Fuß, linker Fuß,

rechter Fuß linker Ballen Tip neben rechten Fuß, dabei Handklatsch

3 Balance Linker Fuß Schritt vorwärts.; rechter Fuß

Stampf neben linken Fuß; rechter Fuß Schritt rückwärts.;

linker Ballen Tip neben rechten Fuß

4 Schritt und Drehung Linker Schritt vorwärts.; 1/4-Linksdrehung

auf linken Ballen, dabei mit rechte Ferse be-tonten Brush (Ferse streift unbelastet flüch-tig über den Boden) ausführen

Quelle: Christine Nagy: Country Line Dances 1. Buch inkl. Begleit-CD

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Musik im 3/4-Takt übt gerade bei Älteren eine angenehme Wirkung auf das vegetative Nerven-system aus. Schlager wie „Zwei Herzen im 3/4-Takt“ symbolisieren, dass auch der Herzschlag aus drei Einzelaktionen (Füllungsphase – An-spannungsphase – Austreibungsphase) besteht.

Beim Einsatz der Musik im Sport der Älteren dominieren immer mehr 2/4-Takt- und 4/4-Takt- Rhythmen, auf denen Fitnessaktivitäten (Gehen, Laufen, Aerobic, Gymnastik) ausge-führt werden. Der Einsatz eines 3/4-Taktes stellt hier eine Herausforderung dar, die jedoch – so zeigt die Erfahrung – gerne von Älteren ange-nommen wird. Die Akzeptanz Neues auszu-probieren ist aber nicht nur Grundlage für das

09 | fItness IM 3/4-taktNICoLE SELENT uND maNFrED ProBST

Lernen und Erleben interessanter und attrak-tiver Bewegungsmuster, sondern übt auch eine positive Beeinflussung der Gehirnaktivitäten aus. Die Bewegung im 3/4-Takt hilft nicht nur dem Herz-Kreislauf-System und der Erweite-rung der koordinativen Fähigkeiten, sie hilft auch dem Gehirn auf die Sprünge.

Das Schrittrepertoire auf 3/4-Rhythmen lässt sich mindestens genauso vielfältig entwickeln wie auf die anderen üblichen Fitness-Rhyth-men. Zunächst bietet es sich an, den 3/4-Rhyth-mus körperlich und gefühlsmäßig zu erfassen und mit Hilfe von sogenannten Bodyperkussi-onsübungen zu schulen. Hier eine kleine Aus-wahl:

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variante Beat 1 Beat 2 Beat 3 Beat 1 Beat 2 Beat 3

1 stampf stampf

2 stampf geh geh stampf geh geh

3 stampfklatsch in die Hände

Pause stampfklatsch in die Hände

Pause

4 stampf Pauseklatsch in die Hände

stampf Pauseklatsch in die Hände

5 stampf geh geh geh geh geh

6 stampfklatsch auf

Oberschenkelklatsch in die Hände

stampfklatsch auf

Oberschenkelklatsch in die Hände

7 stampfklatsch auf

Oberschenkelklatsch in die Hände

stampfklatsch auf

Oberschenkelklatsch in die Hände

variante Beat 1 Beat 2 off-Beat Beat 3 Beat 1 Beat 2 off-Beat Beat 3

8 stampfklatsch in die Hände

klatsch auf Ober-

schenkel

klatsch in die Hände

stampfklatsch in die Hände

klatsch auf Ober-

schenkel

klatsch in die Hände

9 stampfklatsch in die Hände

klatsch auf Ober-

schenkel

klatsch in die Hände

stampfklatsch in die Hände

klatsch in die Hände

BoDyPErkuSSIoN zur EINSTImmuNg

1 2 3 1 2 3

FLoWGeh

(betont am Platz)

Geham Platz

Geham Platz

Geh (betont am

Platz)

Geham Platz

Geham Platz

SQuaT

ReF rechts LiF Platz ReF an LiF LiF rechts ReF Platz LiF an ReF

ReF vorwärts LiF Platz ReF an LiF LiF vorwärts ReF Platz LiF an ReF

ReF rück-wärts

LiF Platz ReF an LiF LiF rückwärts ReF Platz LiF an ReF

SamBa ReF rechtsLiF kreuzthinter ReF

ReF Platz LiF linksReF kreuzthinter LiF

LiF Platz

STEP TouCh (Pendel) ReF rechts LiF an ReF ReF Platz LiF links ReF an LiF LiF Platz

SIDE To SIDE (Wiege) ReF rechts LiF anheben Pause LiF links ReF anheben Pause

3/4-TakT SChrITTE

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1 2 und 3 1 2 und 3

kICkReF kick

vw.

ReF an LiF

„geh am Platz”

LiF bela-sten

„geh am Platz”

ReF bela-sten

„geh am Platz”

LiF kick vw.

LiF an ReF

„geh am Platz”

ReF bela-sten

„geh am Platz”

LiF bela-sten

„geh am Platz”

1 2 3 1 2 3

WaLk

Geh vorwärtsggf größer

Geh vorwärts Geh vorwärts Geh vorwärtsggf größer

Geh vorwärts Geh vorwärts

Geh rück-wärts

ggf größer

Geh rück-wärts

Geh rück-wärts

Geh rück-wärts

ggf größer

Geh rück-wärts

Geh rückwärts

graPEvINE(Flamenco 1)

ReF rechtsLiF kreuzthinter ReF

ReF rechts LiF an ReF klatsch klatsch

LiF linksReF kreuzthinter LiF

LiF links ReF an LiF klatsch klatsch

kNEE LIFT(Flamenco 2)

ReF vorwärtsLiKnie hoch

ReH an LiKnie

LiF abLiKnie hoch

ReH an LiKnie

LiF rückwärtsBeide Arme

hoch und schnipsen

ReF an LiFußBeide Arme

hoch und schnipsen

LiF vorwärtsReKnie hochLiH an Re-

KnieReF ab

ReKnie hochLiH an Re-

Knie

ReF rück-wärts

Beide Arme hoch und schnipsen

LiF an ReFußBeide Arme

hoch und schnipsen

DouBLESTEP TouCh(Flamenco 3)

ReF rechts LiF an ReF ReF rechtsLiF an ReFOhne Bela-

stung

Hände kreisen seitlich

ausgestreckt

Hände kreisen seitlich

ausgestreckt

LiF links ReF an LiF LiF linksReF an LiFOhne Bela-

stung

Hände kreisen seitlich

ausgestreckt

Hände kreisen seitlich

ausgestreckt

hEEL DIg

ReHacke vw.aufstellen

ReFußspitzetippt auf

ReHacke vw.aufstellen

ReF an LiFanstellen

Pause Pause

LiHacke vw.aufstellen

LiFußspitzetippt auf

LiHacke vw.aufstellen

LiF an ReFanstellen

Pause Pause

mamBo ReF rechts LiF belastenReF zurück an LiFuß

LiF vorwärts ReF belastenLiF zurück an

ReFuß

Abkürzungen:ReF; LiF – rechter Fuß; linker FußReKnie; LiKnie – rechtes Knie; linkes KnieReHacke; LiHacke – rechte Hacke; linke Hacke

ReH; LiH – rechte Hand; linke HandReFußspitze – rechte FußspitzeLiFußspitze – linke Fußspitze

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mögLIChkEITEN DES armEINSaTzES WIE:- Betontes Schnipsen oder Klatschen auf be-

stimmte Taktschläge- Arme schwingen parallel oder wechselseitig

vorwärts- Arme schwingen seitlich mit - Kreisen der Hände seitlich ausgestreckt werden auf die verschiedenen Schritte auspro-biert.

BEISPIEL voN ChorEograPhIEN:Kreisaufstellung mit Front zur Mitte

1. Variante· 4 x Walk zur Mitte – Arme schwingen um den

Körper· 4 x Samba am Platz – Arme beschreiben eine

liegende 8· 4 x Walk zurück – Arme schwingen um den

Körper· 4 x Samba am Platz – Arme beschreiben eine

liegende 8· 8 x Walk in Tanzrichtung rechts · 4 x Squat re/li im Wechsel, dabei wird immer

der jeweils gleiche Arm gehoben· 4 x Squat re/li im Wechsel zur Mitte Rücken

contract/release Hände folgen der Bewegung

2. Variante· 4x Walk zur Mitte · 2x Flamenco 2· 4x Walk zurück zur Kreislinie · 2x Flamenco 3· 4x Walk nach rechts in Tanzrichtung · 4x Side to Side · 4x Walk nach links gegen Tanzrichtung · 4x Side to Side

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auFWärmEN: Einsatz von Musik, TN bewegen sich frei im Raum.· 1 Tamburinschlag = 1 x in die Hände klat-

schen· 2 Tamburinschläge = gegen Partnerhände

klatschen

Mit einem Partner zusammenkommen, durch den Raum bewegen, bei Tamburinschlag Part-nerwechsel. Mit einem Partner zusammenblei-ben, ÜL zeigt vorbereitete Plakate mit Zahlen oder Symbolen , TN übertragen diese als Raumweg auf den Hallenboden.Variation: einzelne Buchstaben zeigen, Partner sollen diese zu einem Wort zusammensetzen.

EINSaTz voN PooLNuDELN: (kennt man sonst in der Wassergymnastik, pro TN hier eine halbierte Nudel = N.)· durch den Raum bewegen, N. vorstrecken/

hochstrecken· 3 Schritte gehen, beim 4. Schritt entspre-

chendes Knie Richtung N. bewegen

· gehen, beliebige TN mit der N. an der Schul-ter berühren (Wahrnehmung)

· Variation: wie vor, angetippter TN bleibt ste-hen und wird durch erneutes Antippen wieder „erlöst“.

· Paarweise zusammen hintereinander stehen, gleiche Blickrichtung, TN hinten hat beide Nudeln: tippt er seinen Vordermann auf die re. Schulter, führt dieser eine 1/4 Drehung nach rechts aus. Ebenso links. Beide Nudeln auf die Schulter legen, bedeutet „stopp“, Mit beiden N. z. B. seitlich am Oberarm tippen, bedeutet „geradeaus gehen“. Nach einer Weile Rollentausch. (Wahrnehmung)

· TN mit je einer N. stehen im Kreis, jeder hat auf der einen Seite einen Partner, auf der an-deren Seite einen Nebenpartner. Zum Partner drehen, beide fassen auch die N. des Partners, zu Walzermusik schwingen, vw, rw, sw.

· Auf Zeichen zum Nebenpartner wenden und entsprechend.

10 | XXl-GyMnastIk OdeR WIe bleIben übeRGeWIchtIGe daueRhaft MOtIvIeRt?aNDrEa SChäFEr

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· Gleichgewicht: beide Partner halten die N., im Wechsel re./li. Bein vorschwingen

· beide Partner werfen sich eine N. zu: beim Abwurf einen positiven Begriff nennen (hei-ter, fröhlich, gute Laune, sonnig, optimistisch, schön, nett, freundlich usw.,

· „Nudelsalat“: mit einem beliebigen TN im Kreis Blickkontakt aufnehmen, durch die Mitte den Platz wechseln, dabei Nudeltausch.Motivierende Musik.

mINI-aEroBIC mIT NuDEL:Musiktempo: 100 - 110 Beats pro Minute.· Blockaufstellung:

- 4 Schritte vorwärts gehen, (re. beg. innen), 4. Schritt ohne Gewicht antippen

- 4 Schritte rückwärts gehen, 4. Schritt ohne Gewicht antippen

- 1 x wiederholen (Nudel jeweils auf Zählzeit 4 in die freie Hand schlagen)

- 2 Seitanstellschritte nach rechts (Nudel nach re. mitschwingen)

- 2 Seitanstellschritte nach links (Nudel nach li. mitschwingen)

- 1 x wiederholen- freies Gehen im Raum, auf Zeichen wieder

zusammenkommen.

- statt Block auch Gassenaufstellung, nach dem freien Gehen durch den Raum dann wieder auf seinen Partner in der Gasse tref-fen. Beim Gegenüberstehen in der Gasse die N. auf Zählzeit „4“ gegeneinander tippen.

Diese Bewegungsfolge mehrmals wiederholen, dann lockeres Gehen durch den Raum, Deh-nen der beanspruchten Muskulatur. Mit dem Partner zusammenkommen, einer der Partner streicht dem anderen mit der Nudel sanft über den Rücken, oder tupft diesen ab.

Gespräch über das subjektive Empfinden, mit dem Partner oder in der Gruppe.

TIPPS Für SPorTLIChE akTIvITäTEN Im aLLTag gEBEN: Treppe statt Fahrstuhl, jeden Tag 30 Minuten spazierengehen. Mit Musikuntermalung Haus-arbeiten erledigen (warum nicht im 3/4 Takt bügeln?), durch die Wohnung tanzen usw.

TN werden mit einem netten Zitat verabschie-det, z. B.:

„Die Sonne blickt mit hellem Schein so freundlich in die Welt hinein. Mach‘s ebenso, sei heiter und froh.“

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DurCh BEWEguNg zu mEhr LEBENSFrEuDE uND körPErLIChEr BELaSTBarkEIT FINDEN – TroTz üBErgEWIChT. „Pfundsfrauen und -männer“ sollten nicht zuerst an eine Gewichtsreduktion denken, wenn sie sich entschließen, ein Training aufzunehmen.Zunächst sollte es darum gehen, ein Sportan-gebot zu finden, das Freude bereitet, um dauer-haft motiviert zu bleiben. Hier wären als Bei-spiele Walken, Wassergymnastik, Radfahren, gelenkschondende Aerobic und Gerätetraining zu nennen. Genauso bedeutsam für das Wohl-befinden sind neben Entspannungsübungen auch Übungen, die der Stressreduktion dienen.

Viele Übergewichtige haben wenig Selbstvertrauen (in sich und ihren Körper). Sie finden sich nicht anziehend, werden vielleicht schief angesehen oder belächelt und geraten durch selbstgewählten Rück-zug in eine soziale Isolation. Umso entscheidender ist es für diesen Personenkreis, sich einer Gruppe Gleichgesinnter anzuschließen. Gemeinsam kann man dann „den Pfunden zu Leibe rücken.“

WEr IST üBErgEWIChTIg?Um das Maß des Übergewichtes zu bestimmen, werden vor allem zwei Kriterien verwendet:· der BMI (Body Mass Index)· der Körperfettanteil

BMI = Körpergewicht in kg dividiert durch Körpergröße zum QuadratBeispiel: Eine Person wiegt 63 kg bei einer Größe von 168 cm. Dann beträgt der BMI 22,34 (1,68 x 1,68 = 2,82, 63 kg : 2,82 = 22,34). Ein BMI von 19 - 24 bei Frauen und 19 - 25 bei Männern wird als Normalgewicht bezeichnet, ein BMI von 24 - 28,5 bei Frauen und 25 - 30 bei Männern gilt als Übergewicht und darüber-hinaus spricht man von Adipositas.

Der Körperfettanteil gibt Auskunft über das Verhältnis von Fett-und Magermasse eines Körpers. Mit zunehmendem Gewicht steigt das Risiko für:· Bluthochdruck · Diabetes Typ 2 · Gefäßerkrankungen· Arthrose

Hier kann sportliches Training eine regulieren-de Wirkung haben. Übergewichtige mit einem BMI bis zu 30, die sich regelmäßig sportlich betätigen, sind gesünder als Normalgewichtige, die sich nicht regelmäßig sportlich betätigen!Folgende sozio-kulturelle Faktoren können zu Überernährung und Bewegungsmangel führen:· sitzende Tätigkeiten· Auto statt zu Fuß gehen,

Fahrstuhl statt Treppe· Frust, Langeweile, negativer Stress· Essen vor dem Fernseher, essen beim Lesen· Werbung für Süßes und Fettes,

auch Waren-Überangebot· Erziehung, negative Vorbilder: übergewichtige

Eltern haben oft übergewichtige Kinder.

Um den Teufelskreis von übermäßigem Essen, Bewegungsmangel und Frust zu durchbrechen, sind Vereinsangebote entscheidend, die den TN Spaß bereiten und bei denen auch kleinste Er-folge gewürdigt werden. Lob in der Sportstunde spielt eine wesentliche Rolle. Wenn sich bei TN erste Leistungsfortschritte einstellen und diese auch entsprechend gewürdigt werden, sind die Weichen für eine „bewegte Zukunft“ gestellt.

PErSöNLIChE aNmErkuNg:Ich konnte in einer XXL- Gruppe, die ich seit einigen Monaten betreue, schon nach wenigen Wochen sportlicherAktivität eine hohe Motiva-tion erkennen, regelmäßig an diesem Angebot teilzunehmen, sich aber auch im Alltag mehr zu bewegen.

Neben dem schon erwähnten, so wichtigen Lob für die Ausdauer der TN, verteile ich gelegent-lich am Ende einer Stunde nette Sprüche und Geschichten. (Internet: www.pal-verlag. de).

Ein Beispiel: Manche Menschen wissen nicht, wie wichtig es ist, dass sie da sind. Manche Menschen wissen nicht, wieviel ärmer wir ohne sie wären.

Sie wüssten es, würden wir es ihnen sagen.

Literatur:Dörte Kuhn: Big Gym, Rowohlt Verlag

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Vor einigen Jahren war nicht abzusehen, dass sich mit Nordic Walking ein nachhaltiger Trend entwickeln wird. Nordic Walking gehört heute zu den beliebtesten Breitensportarten und hat sich neben Walking und Jogging fest etabliert.

Mit Nordic Walking (NW) ist es gelungen, eine neue Bevölkerungsgruppe zu animieren und zu motivieren. NW bietet die große Chance, Menschen zu erreichen, die sich bisher für den Ausdauersport nicht interessierten. NW ist der Einstieg zur Ausübung weiterer Sportarten. Die Praxis zeigt, dass die Übergänge von Walking zum Nordic Walking fließend sind. Völlig kontra-produktiv verlaufen zurzeit die unzähligen Dis-kussionen der verschiedenen Verbände zum The-ma Technik. Es macht keinen Sinn, die Nordic Walker in ein starres Technik-Korsett zu zwingen. Es sollte besser erklärt werden, warum bestimmte Bewegungsabläufe beim Nordic Walking den gewünschten Nutzen für den Teilnehmer bringen.

Die noch junge Bewegungstechnik hat unter sportwissenschaftlichen Aspekten betrachtet noch keine Normierung erreicht. Vergleichen wir andere Sportarten des Breitensportes so erken-nen wir, dass jede Sportart auch einen Ursprung im Leistungssport hat, wodurch dann intensive

wissenschaftliche Untersuchungen folgten. Beim Nordic Walking stehen wir vor der Aufgabe, ähnlich wie in den Anfängen des Walking, sofort eine Breitensport orientierte Technikform auf-zubauen. Hierbei müssen mehr die Faktoren wie Alter, Leistungszustand, gesundheitliche Ein-schränkungen und verschiedene soziale Faktoren Berücksichtigung finden.

Leider entsteht nun bei 90% der Nordic Walker eine „Freistiltechnik“, das heißt sie „tragen“ ihr Sportgerät durch den Wald. Wir nennen diese Technik die Trag-Me-Technik. Nordic Walking wird eine große Zukunft haben, wenn es wei-terhin gelingt, Menschen für diese Sportart zu interessieren, zu informieren und für ein regel-mäßiges Ausdauertraining zu motivieren!

Im Mittelpunkt stehen:· Bewegung· Gemeinschaft· Naturerlebnis· und eine Menge Spaß!

11 | nORdIc WalkInG – dIe eRsten schRItte MehR als eIn sPazIeRGanG MIt zWeI stöckenBärBEL SaagEr

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Schritt 1-3:Wir konzentrieren uns auf die Körper- haltung und die Beinarbeit, aber vorerst noch nicht auf die Stöcke

Schritt 1

die Stöcke mittig im Schwerpunkt fassen

mit herabhängenden Händen gehen

die Schultern bleiben locker und entspannt

Schritt 2

in die Stockschlaufen greifen

die Stöcke hängen in den geöffneten Händen schräg nach hinten und schleifen auf dem Boden

die Arme schwingen rhythmisch, eng am Körper, vor- und zurück

Schritt 3

den Schritt und den Armschwung verlängern

die Stöcke dynamisch von hinten nach vorne schwingen

den Fuß mit der Ferse aufsetzen, über die Sohle abrollen und mit dem Ballen kräftig abstoßen

Schritt 4-6Wir konzentrieren uns nun auf den Gebrauch der Stöcke

Schritt 4

den Griff beim Abdrücken fassen und beim Rückschwingen lösen

die Stöcke eng am Körper führen

Schritt 5

der vordere Arm ist leicht gebeugt und zeigt nach vorne

der hintere Arm wird auf Hüfthöhe mit dem Stockschwung nach hinten gestreckt

Schritt 6die Hand hinter der Hüfte öffnen

den Stoß über die Schlaufe abschließen

nORdIc WalkInG – sechs (leRn-)schRItte zuM zIel

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1. Der Oberkörper ist aufrecht, nur bergauf oder beim sportlichem Walking leicht nach vorne gebeugt

2. Der Nacken- und Schulterbereich ist locker und entspannt (keine unnatürliche Rotation des Oberkörpers)

3. Der vordere Arm ist vor dem Körper leicht gebeugt

4. Die vordere Hand umgreift fest den Griff5. Den vorderen Stock vor der Fußspitze des

hinteren Fußes kräftig einstechen 6. Die Fersen bei leicht gebeugten Knien auf-

setzten7. Die Füße über die ganze Sohle abrollen 8. Den Stock weit nach hinten durchschieben,

dabei ist der hintere Arm völlig gestreckt9. Die hintere Hand ist geöffnet, der abschlie-

ßende Stoß erfolgt über die Schlaufe10. Der Stock wird eng am Körper nach vorne

geschwungen und wieder gefasst

dIe zehn WIchtIGsten ReGeln

Der Abstoß des vorderen Stockes setzt dann ein, wenn die Hand an der Hüfte vorbei geführt wird. Zugleich schwingt der hintere Arm nach vorne.

dIe veRschIedenen Phasen des beWeGunGsablaufes

Das hintere Bein ist beim Abstoß gestreckt und das vordere Bein setzt mit der Ferse für einen neuen Schritt auf.

tIPPs zuR OPtIMIeRunG deR GRundtechnIk

1. Mit geöffneten Händen gehen: Stöcke loslassen· die Stöcke bewegen sich dadurch automatisch

im richtigen Winkel· die Arme sind lang und bewegen sich rhyth-

misch eng neben dem Körper· die Abstoß- und Zugphase erfolgt nur über

die Handschlaufen· die Schultern bleiben locker und entspannt

2. Zehn-Schritte-Gehen:· je zehn Schritte konzentrieren auf das Greifen

und Lösen der Hände· das weit nach hinten Strecken des Armes und

das weit nach vorne Führen des Armes üben· das Schwingen der Arme eng am Körper nach

vorne sowie das Aufsetzen und Abrollen des Fußes schulen

3. Einarmig-Gehen:· im Wechsel jeweils erst die

linke und dann die rechte Seite trainieren

· das Greifen und Lösen der Hände vertiefen mit langen Abstoß- und Zugphasen

4. Doppelstock-Gehen:· gehen mit Doppelstock-Ein-

satz, Stöcke gleichzeitig zum linken und rechten Schritt einsetzen (im 4er, 3er, 2er Rhythmus). Alternativ aus dem Stand

5. Aufrecht gehen: Bewusst auf Körperspannung achten· den Brustkorb anheben um Rumpf und Be-

cken aufzurichten· den Blick geradeaus richten, Schultern locker

hängen lassen· ruhig und entspannt gehen

6. Positionen „einfrieren“ und korrigieren:· aus dem Stand die Position der Grundtechnik

ausrichten· mehrere Schritte gehen, anhalten und die Posi-

tion überprüfen und kontrollieren, wiederholen!

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FEhLEr SEhEN, ErkENNEN uND korrIgIErEN1. Den Teilnehmer beobachten:· Fehler erkennen· als erstes einen Gesamteindruck des· Bewegungsablaufes verschaffen· dann die einzelnen Bewegungsabläufe beo-

bachten· den Hauptfehler immer zuerst suchen

2. Den Teilnehmer bewerten:· auf Fehler hinweisen· den Teilnehmer grundsätzlich erst loben· dann auf den Fehler hinweisen· immer nur auf einen Fehler hinweisen· begründen, warum der Fehler abgestellt wer-

den soll

3. Den Teilnehmer beraten:· immer die Positiv-Korrektur anwenden!· fehlerhafte Bewegungsabläufe nacheinander

durchgehen· Hauptfehler zuerst korrigieren· auf Tipps zur Optimierung der Technik hin-

weisen

BEaChTE: Der Spaß an der Bewegung steht immer anerster Stelle, nicht der „Drill“ zu einer perfekten Nordic Walking Technik!Nicht zu vergessen ist der gesundheitsorientierte Wert des Ausdauersportes.

tIPPs und eMPfehlunGen

Stockergonomie, Schwingungsdämpfung, Biege-steifigkeit und gute Kraftübertragung sind ent-scheidende Faktoren bei der Auswahl der Stöcke. Einen Nordic Walking-Stock kann der Sportler über einige Jahre nutzen. Im Vergleich sollte der Lauf- oder Walkingschuh je nach Kilometerlei-stung alle 1-2 Jahre ersetzt werden. Der Stock, bestehend aus den Komponenten Schaft, Griff, Schlaufe, Spitze und Pad, wird im Folgenden mit den wichtigsten Empfehlungen beschrieben.

SChaFTDer Schaft, ob Carbon, Glasfaser oder eine Mischung aus beiden, ist bezüglich Qualität und Beschaffenheit optisch kaum zu bewerten.Hier hilft nur Erfahrung oder/und ehrliche Fachberatung im Geschäft. Aber leider haben nur wenige Geschäfte ausgebildete Berater. Eine Vorinformation ist daher von großer Bedeu-tung. Beim Schaft liegen oft die Unterschiede bezüglich Qualität im „Geheimen“, da die Her-stellungsprozesse meist nicht bekannt sind.

Auch wenn der Begriff 100% Carbon genannt wird, sollte noch berücksichtigt werden, dass Carbonrohre von unterschiedlichen Herstellern in unterschiedlichen Qualitäten hergestellt wer-den. So kann es auch sein, dass ein Stock mit einer Carbon/Glasfasermischung (auch Com-posite genannt) oft ein besseres Verhalten zeigt.

ThEma CarBoNCarbon wird überall dort eingesetzt, wo leichte aber extrem robuste Werkstoffe erforderlich sind –so zum Beispiel in der Luft- und Raum-fahrt. Carbon ist korrosionsbeständig, hält extremen Temperaturschwankungen stand, mit höherer Widerstandsfähigkeit bei minimalem Gewicht. Feine Carbonfasern werden mit Epo-xidharz verbunden zu einem Rohr geformt. Da-durch gewinnt das Rohr zusätzlich an Steifigkeit und bleibt trotzdem genauso leicht.

vErhaLTEN DES SToCkES – auSWIrkuNgEN auF DIE gELENkEEin guter Stock schwingt wenig und hat eine hohe Dämpfung. Ein Stock, der schwingt, kann zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Dies kann sich bei längerem Training sehr negativ

zu NorDIC WaLkINg STöCkENWie bei jedem Sportgerät ob Langlaufskier, Ten-nisschläger oder Nordic Walking-Stöcke ist das Material ein wichtiger Faktor. Bei 2000 bis 4000 Stockeinsätzen in einer Trainingseinheit sollte je-dem bewusst sein, dass der Nordic Walking-Stock genauso viel bewegt wird wie unsere Schuhe. Da-her sollte bei der Auswahl der Stöcke die gleiche Priorität gesetzt werden wie bei unseren Schuhen.

DEr NorDIC WaLkINg SToCk Das Sportgerät soll unseren Körper zu mehr Muskelbetätigung anregen, aber trotzdem eine schonende Wirkung auf die Gelenke ausüben.

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bemerkbar machen. Der Stock sollte im unteren Bereich nicht zu schwer sein, da er sonst vor allem für einen Anfänger schwer zu greifen ist.

LauFgEräuSChELaufgeräusche hängen zwar auch vom Unter-grund und der richtigen Walkingtechnik ab, aber auch der Stock kann dazu beitragen. Besonders Teleskopstöcke und natürlich auch Aluminium-Stöcke neigen zu lauten Laufgeräuschen, die ohne Pads noch unangenehm verstärkt werden.

grIFFBeim Griff ist darauf zu achten, dass er je nach Material gut in der Hand liegt und somit ange-nehm in der Handhabung ist. Der Durchmesser der Griffe verschiedener Hersteller ist gering un-terschiedlich. Wichtiger ist, dass der Stockgriff aus griffigem, schweißhemmendem Material besteht. Meist wird hier Kork bevorzugt. Von Stockherstel-lern, die aus dem Biathlon Materialien verwenden, wird häufig auch sehr griffiger Kunststoff gewählt. Ein Griff aus dem Bereich Bergwandern ermögli-cht dem Sportler nicht, die richtige Nordic Wal-king-Technik durchzuführen, hier speziell das sehr wichtige Greifen und Öffnen der Hand

SChLauFEDie Schlaufe sollte die Hand stets nah am Stock führen, damit das Greifen und Loslassen einfacher zu handhaben ist. Die Armkraft sollte zum größten Teil über die Stockschlaufen auf die Stöcke übertragen werden und nicht mit verkrampften Händen über die Griffe. Die Dau-menschlaufe erfüllt diese Vorgabe am besten und setzt sich demnach immer mehr durch.

Auch sollte darauf geachtet werden, dass die Schlaufe geschmeidig und nicht zu hart ist. Bei neuen Varianten ist teils auch ein Ausklin-ken der Schlaufe im mittleren bis oberen Preis-segment möglich. Wie im Ski-Langlauf (spez. Biathlon) schon lange eingeführt, so gibt es auch im Nordic Walking ein System, bei dem die Schlaufen wie Handschuhe über die Hände gezogen werden können. Die Schlaufen sind dann fest mit der Hand verbunden. Sie kön-nen getrennt vom Griff problemlos ähnlich wie Handschuhe über die Hände gestreift werden.

Danach werden die Schlaufen durch ein ein-faches Klicksystem seitlich oder von oben fest mit dem Griff verbunden. Speziell für den Trainer, der auch den Teilnehmer zwischendurch Hilfestellung geben muss, ist dies wichtig. Auch der Griff zum Taschentuch oder zur Trinkfla-sche ist so möglich. Viele Hersteller von Nordic Walking Stöcken haben spezielle Handschlaufen entwickelt, bei denen auch eine stundenlange Benutzung ermüdungsfrei möglich ist. Bei diesen Schlaufen muss der Stock nicht ständig umklam-mert werden muss, aber trotzdem ist der Kontakt zum Stock vorhanden ist. Der Griff wird beim Vorschwingen der Arme fast automatisch wieder in die richtige Position gebracht. Der Druck auf die Hand wird gleichmäßiger verteilt als bei einfachen Schlaufen. Hier kann man schon von Ergonomie der Schlaufen sprechen, d.h. Anpas-sung an den Körper, an die Hand.

Handschuhe für den Winter sollten auch bei der Wahl der Schlaufen Berücksichtigung finden (Zusatzschlaufe für den Winter eine Nr. grö-ßer). Die Handschlaufen sollten im begrenzten Rahmen einstellbar sein.

Wichtig jedoch: Die Schlaufen der Stöcke müs-sen fest an der Hand sitzen, damit sie die Kraft optimal übertragen und den Stock sicher führen können. Wie in vielen Dingen ist natürlich auch hier das individuelle Empfinden bei der Stock-auswahl entscheidend

Nochmals Wichtig: Ein Nordic-Walker, der die positiven Merkmale des Nordic Walkings für sich und seine Gesundheit effektiv nutzen will, sollte auch das richtige Sportgerät, den Nordic Walking-Stock, benutzen.

SPITzENWelche Spitzen sind für welchen Zweck gut?Es gibt:· runde Spitzen aus Normalstahl (weiches Ma-

terial)· runde Spitzen mit gehärtetem Innenkern · Dreiecksspitzen aus Normalstahl (weiches

Material)· Dreiecksspitzen aus gehärteten Stahl (Hart-

metall)

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kann die Spitze des Stockes gewechselt werden, wenn die Gehunterlage sich ändert. Wie das Ge-wicht dieser Kombispitze die Laufeigenschaften verändert, sollte jeder testen. Die Funktionali-tät über einen längeren Zeitraum konnte noch nicht getestet werden.

Eine ideale Hartmetall-Spitze, die bei Eis, Schnee und glattem Boden Halt gibt und bei Asphalt mit einem Gummipad wirksam ist, ist noch nicht auf dem Markt. Eine weitere Vari-ante ist eine Spitze mit eingebauter Feder, die die Dämpfung verbessern soll. Auch hier ist ein persönlicher Test anzuraten.

arTvErWaNDTE SPITzEN aNDErEr SPorTarTENAuch die Hersteller der Bladingspitzen arbeiten nach dem gleichen Prinzip. Zum Vergleich eine rote Skilanglaufspitze, um die Ähnlichkeit mit den o.g. Spitzen darzustellen.

aSPhaLTPaDSFür den Einsatz der Stöcke auf sehr hartem Untergrund wie z. B. Asphalt sind unbedingt Asphaltpads zu empfehlen, da diese nicht nur die Spitzen der Stöcke schonen, sondern ein „Abrutschen“ auf hartem Boden vermeiden und teilweise für eine gute Dämpfung sorgen.Bei preiswerteren Stöcken sind standardmäßig eine Art von Schutzgummikappen mitgeliefert, die aber eher nicht zu empfehlen sind. Wie die Stockspitzen, so sind die Asphaltpads der verschiedenen Herstel-ler so unterschiedlich, wie auch Schlaufen und das Stockmaterial. Auf Asphalt oder Pflastersteinen macht Nordic Walking leider nicht so viel Spaß, wie auf schönem Waldboden und ist auch nicht so effektiv, da die Armkraft durch das Rutschen der Gummipads nicht so optimal umgesetzt werden kann. Die „Winterreifenstruktur“ einiger Pads hilft da etwas. Natürlich nur so lange, bis durch Verschleiß die Gummifüße wieder geglättet sind. Die gewünschte Dämpfung bleibt jedoch lange erhalten. Bei den meisten Pads dieser Art geben die leicht aus dem Pad heraus ragenden Dreiecksspit-zen beim letzten Abstoß noch etwas Halt. Pads aus weichen Grundmaterialien beweisen auf trockenem Boden einen sehr guten „Grip“. Auch die Dämp-

Hier sollte sich jeder die Frage stellen: „Will ich den Stock vorzugsweise auf Waldwe-gen nutzen (was wünschenswert ist) oder habe ich nur die Möglichkeit auf Asphalt zu gehen?“

Auch auf weichem bis mittelhartem Untergrund ist in der Regel die Hartmetallspitze (Dreieck-spitze) sinnvoll. Auf Wald- oder Feldwegen muss die Spitze spitz genug sein, um guten Halt zu bieten. Die Dreieckspitze ist meist in einem kleinen Winkel zum Schaft eingesetzt. Somit wird erreicht, dass die Spitze im richtigen Winkel auf den Boden trifft , wodurch ein guter Halt gewährleistet ist und die Armkraft effektiv über die Stockschlaufen zu den Spitzen übertragen werden kann. Diese Spitzen wirken sowohl auf weichem, hartem als auch auf glattem Unter-grund (Eis). Die meisten Spitzen können durch einen Einrast-Mechanismus problemlos ausge-tauscht werden. Habe ich nur die Möglichkeit auf Asphalt oder Pflastersteinen mein Training zu machen, kann ich die Konzentration auf die Pads legen. Die Spitzen funktioneller Nordic Walking-Stöcke sind aus Hartmetall und, wie die Gummipads, einem gewissen Verschleiß unter-worfen. Sie lassen sich üblicherweise auswech-seln, entweder durch ein Einrastsystem oder etwas umständlicher mit Heißluftkleber.

Eine neue Kombivariante ist die Twist&Go® Kombispitze! Mit einem einfachen Handgriff

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fungseigenschaften sind gut. Wie oben genannt ist der Verschleiß recht groß. Preiswerter ist Nordic Walking auf Waldwegen.

Eine neue Variante ist der „Silent Spike Pad“. Er ist im Vergleich zur Hartmetall-Flexspitze weniger zu hören. In die vulkanisierten Pads sind sechs Spikes aus Hartmetall integriert, die einen guten Grip bieten. Zudem soll die Ver-schleißdauer nach Angaben des Herstellers ca. vier mal so hoch sein als bei herkömmlichen Pads. Ist das die Ideallösung für Nordic Walker, die in einer Laufeinheit zwischen verschiedenar-tigen Untergründen wechseln möchten? Sicher-lich wird sich beim Einsatz anderer Pads das Schwungverhalten ändern. Hier muss man zum Beispiel auf Asphalt einige Abstriche machen.

ErSaTzTEILEBei der Verwendung der „Ersatzteile“ bei unter-schiedlichen Fabrikaten liegen unterschiedliche Erfahrungswerte vor. Leider ist die Beschaffung von Ersatzteilen häufig mit langen Lieferzeiten ver-bunden. Wenn ein Stock so gut gepflegt wird wie manches Auto, hat er eine recht hohe Lebensdauer.

Hinweis: Die meisten Schlaufen vertragen sogar einen Waschmaschinengang!

TELESkoPSTöCkEEbenfalls im Handel erhältlich sind verstellbare Stöcke, deren Länge beispielsweise um 30 cm

oder 10 cm variiert werden kann. Als Beispiel hier ein verstellbarer Carbon/Glasfaserstock. Dies ist besonders interessant bei wechselnden Benutzern, aber auch bei unterschiedlichen Einsatzgebieten (mit/ohne Gepäck, bergauf/bergab, schnell/lang-sam). Achten Sie bei der Wahl des Stockes auf das Verschluss-System. Die Verbindung kann getestet werden, indem die Teleskopteile so fest wie mög-lich gegeneinander verdreht und danach wieder um eine ganze Umdrehung (360°) gelöst werden. Nun sollten Sie sich noch auf dem Stock abstüt-zen können, ohne dass er sich zusammenschiebt. Wenn der Test nicht bestanden wird, ist zumindest eine langfristige Funktionsfähigkeit der Teleskop-verbindung in Frage gestellt. Leider merkt man oft erst nach häufigem Verstellen der Stöcke, ob die Nordic Walking-Teleskopstöcke langfristig ihre Aufgabe erfüllen. Nachteilig bei den meisten Teleskopstöcken sind das höhere Gewicht und die etwas andere Schwungeigenschaften, sowie der höhere Pflegeaufwand.

SToCkLäNgE – DIE uNENDLIChE gESChIChTE voN DEr rIChTIgEN SToCkLäNgEKann man bei der Sportart Nordic Walking schon von einer wissenschaftlichen Grundlage, zum Beispiel bezüglich Technik und Stocklän-ge, sprechen? Wenn dies der Fall wäre, gäbe es sicherlich nicht so viele Technikvarianten des Gehens, und vor allen Dingen wären die Emp-fehlungen der Stocklänge nicht so verschieden. Aber jeder erfahrene Nordic Walking-Trainer

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wird im Laufe seiner „Karriere“ festgestellt haben, dass die richtige Stocklänge sehr wichtig ist, um einen runden Bewegungsablauf zustande zu bringen und einen effektiven Stockeinsatz zu leisten. Auch die Aussage, dass eher sportliche Nordic Walker lieber mit längeren Stöcken gehen als Einsteiger, sollte jeder für sich selbst prüfen.

Erst die richtige Stocklänge verbunden mit ef-fektivem Armzug, langer Bodenkontaktzeit und dynamischer Körperhaltung ergibt ein ganzheit-liches Bild. Wichtig: Jedem Anfänger sollte unbedingt die Empfehlung gegeben werden, sich vor dem Kauf, Stöcke zu leihen, damit er ein wenig Ge-fühl für sein neues Sportgerät bekommt.Diese Empfehlung ist nicht neu. Sie gibt es im Ski-sport schon seit Jahrzehnten. Leider stehen in ver-schiedenen Büchern auch verschiedene Formeln (z. B.: Körpergröße x 0,6 oder 0,66 oder 0,7). Die sicherste Variante ist die Anpassung am Körper. Noch wichtiger ist es, vorher mit Leihstöcken ein Gefühl für den Stock und die Stocklänge zu be-kommen. Um die individuell richtige Stocklänge bestimmen zu können sollten die Stöcke vor dem Körper auf den Boden gestellt werden. Der Win-kel zwischen Arm und Oberkörper beträgt dann ca. 95° bis 100°. Wer es genau machen will, sollte bedenken, dass jeder Körper unterschiedliche Körperproportionen aufweist. Daher ist auch logisch, dass Formeln nicht greifen können, wenn

Oberkörper, Arme oder Beine unterschiedliche Proportionen haben. Aus diesem Grund greifen die Empfehlungen durch Umrechnungsformeln nicht immer optimal. Zur groben Disposition bei der Vorbereitung von Nordic Walking-Kursen ist der Faktor 0,66 zu empfehlen.

DIE PrEISgruPPENDie Stockhersteller haben im Laufe der Jahre ca. vier Preisklassen „gebildet“. Somit sind in groben Strukturen auch Technik- und Preisver-gleiche möglich. Die derzeitige Struktur ist in der Tabelle dargestellt. Wichtig: diese wird sich sicherlich in der nächsten Zeit ändern.

Literatur- und QuellenangabenBei der Erstellung der Unterlagen wurden Fotos aus Quellen der Fachfirmen entnommen, Detail-fotos der Firmen: Karhu, Leki, Exel, Swix, One Way, Gabel, Komperdell

ImpressumHerausgeber: Westdeutscher Fußball- und Leicht-athletikverband e.V., Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen e.V., Leichtathletik-Verband Nordrhein e.V., Bildungswerk des Landesport-bundes Nordrhein-Westfalen e.V. Redaktion: Klaus Schneider, Gerd Hoppe, Mi-chael Blomeier, Hans-Joachim ScheerLayout/Fotos: Klaus Schneider, Gerd Hoppe Copyright © 2007

Preisgruppe Schaft: Funktion, zusammensetzung% griff Schlaufe Spitze Pad

Preis-stufe 4

bis 130 € festCarbon

ca.80Glasfaser

ca.20meist Kork

ausklink-bar

auswech-selbar

Gummi

Preis-stufe 3

ca 100 € festCarbon

ca.60Glasfaser

ca.40meist Kork

ausklink-bar

auswech-selbar

Gummi

Preis-stufe 2

ca 80 € festCarbon

ca.30Glasfaser

ca.70Kunststoff verstellbar verklebt Gummi

Preis-stufe 1

bis 40 € festCarbon

0/30Glasfaser

100/70Kunststoff verstellbar verklebt Gummi

Preis-stufe 3-4

bis 130 € verstellbar Carbon Glasfaser Kunststoff verstellbar verklebt Gummi

Preis-stufe 1-2

bis 40 € verstellbarAlumi-nium

Kunststoff verstellbar verklebt Gummi

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„Wer immer die Wirkungen des Wassers ver-steht und in seiner überaus mannigfaltigen Art anzuwenden weiß, besitzt ein Heilmittel, welches von keinem anderen Mittel übertroffen werden kann…“ (Pfarrer Sebastian Kneipp).

Wasser – wo sonst bekommen wir das Gefühl, so leicht wie eine Feder zu sein? Wenn warmes Wasser den Körper umspült, können wir uns ent-spannen und den Alltag hinter uns lassen. Der Zustand des Wohlfühlens macht bereit, loszulas-sen. Die Bewegungen werden größer, schwung-voller, harmonischer. Den Körper neu erfahren, Koordination und Beweglichkeit wiedergewin-nen, Ausdauer und Kraft trainieren, im Wasser – dem natürlichsten Element des Menschen!

WaS IST „WELLNESS“?Das Verständnis des Wellnessbegriffs hat im deutsch-sprachigen Raum sehr unter seiner unqualifizierten Verbreitung und Umsetzung gelitten. Wellness wird häufig nur mit passivem „Verwöhnt werden“… Sau-na, Whirlpool, Massagen, Kosmetik, Sinnesrausch und luxuriösem Ambiente in Verbindung gebracht. Dies wird dem eigentlichen Inhalt dieses Gesund-heitskonzeptes in keiner Weise gerecht.

„Wellness“ als Begriff stammt aus Nordamerika und steht für eine Lebensphilosophie, deren Ziel das größtmögliche körperliche und geistig/see-lische Wohlbefinden jedes Einzelnen ist. Ab 1972 begann eine umfassende „Wellnessbewegung“, zu der es sogar Studiengänge an mehreren Hoch-schulen gibt. In Deutschland setzte die „AKTI-ON PRÄVENTION“ in den achtziger Jahren deutliche Akzente. Es entstand ein „Europäisches Wellness Modell“, eine ganzheitliche Lebensrezep-tur, welche folgende Aspekte zusammenfasst:· Körperliche Fitness· Geistige Beweglichkeit· Seelische Belastbarkeit· Positive Arbeitseinstellung· Harmonisches Privatleben· Einklang mit der Umwelt

Bewegung ist eine der Grundsäulen. Anders als viele präventive Ansätze, die Bewegung haupt-sächlich als Maßnahme gegen das Entstehen von Krankheiten empfehlen, geht die Wellness-Philosophie davon aus, dass Bewegung zunächst einmal Freude, Spaß und Genuss bereiten soll. Wichtig ist, dass sofort bei der Ausübung des je-weiligen Bewegungsangebotes ein „Wohlgefühl“ eintritt und nicht erst über längere Zeit hinweg!

Eine Kombination aus verschiedenen Bewegung-sangeboten aus den Bereichen Ausdauerförderung, Beweglichkeit, Kraft, Koordination, Tanz, Körper-wahrnehmung und Entspannung zur Förderung einer positiven Lebenseinstellung entspricht dem „Wellness-Lebensstilgedanken“. Eine „Wellness-stunde“ im Wasser vereint daher körperorientierte, sowie geistig/seelische Angebotsformen.

Das Element Wasser stellt für viele ältere Men-schen eine perfekte Alternative zu körperlichen Aktivitäten „an Land“ dar. Durch die physika-lischen Wirkungsweisen (Druck, Auftrieb, Wi-derstand), wird der physiologischen, körperlichen Veränderung von aktiven und passiven Strukturen des menschlichen Organismus im Alter, in be-sonderer Weise Rechnung getragen. Der bereits erwähnte „Wohlfühlfaktor“ entbehrt keineswegs den Anspruch auf ein effektives, zielgruppeno-rientiertes ganzheitliches Training. Wesentliche Aspekte wie z. B. die Förderung der motorischen Grundeigenschaften, lassen sich unter Berücksich-tigung von spezifischen methodischen Vorgehens-weisen für Bewegungsangebote im Wasser, leicht und abwechslungsreich gestalten.

Eine Bewegungsstunde im Wasser folgt der bewährten Dreiteilung:· Einstimmen und Eingewöhnen· Üben und Belasten· Ausklingen und Entspannen

Das Prinzip des Belastungswechsels (aktive Herz-Kreislauf anregende Phasen im Wechsel

12 | „aQua-Well“ – WOhlfühlanGebOte IM WasseRELENa SPErEITEr

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mit z. B. gymnastischen Übungen) muss beach-tet werden, da bei Gymnastik- und Entspan-nungsübungen der Körper schneller auskühlt. Bei dynamischen Übungen für die Kraftausdau-er- und Ausdauerschulung, erfährt der Körper schneller seine Grenzen. Abwechslung bei der Gestaltung (Organisationsformen / Einsatz von Geräten und Materialien) eröffnet eine Vielfalt an Bewegungsmöglichkeiten und unterstützt eine aktive „Gesundheitsförderung“.

Die Wassertemperatur richtet sich nach dem Angebot, eine allgemeine Empfehlung ist:· für Wassergymnastik / Aquafitness: 28° - 30°· für spezielle Krankheitsbilder: 32° (Osteopo-

rose, Rheuma aber auch ideal für Entspan-nungseinheiten)

Bei allem „Spaß“ sollten jedoch wichtige Aspekte wie z. B. die ÜL - Position (Anleitung vom Becken-rand: guter Überblick, Verständlichkeit, Bewe-gungskorrekturen), Belastungskontrollen (Herzfre-quenzkontrollen, subjektive Belastungsanzeichen), Belastungsdauer (abhängig von Wassertemperatur und Intensität), stets beachtet werden.

Die Entlastung des Haltungs- und Bewegungsap-parates und die sanfte „Massage“ von Wirbelströ-men des vorbei fließenden Wassers, fördern das körperliche und geistige Wohlbefinden. Da gerade der Aufenthalt und das Bewegen und Spielen im Wasser in der Gruppe so interessant ist, motiviert das Element Wasser zu gemeinsamen Aktivitäten.

„hErEIN SPazIErT“ (zEIT: 3.50 – TakT: ¾ – TEmPo/BPm: 60)Die TN erhalten eine Frisbeescheibe (FS) von der ÜL. Zum Auftakt begrüßen sich die TN indem sie sich „zunicken“. Zum direkt einsetzenden Refrain deuten sie mit der FS 2mal mit einer Hand „He-reinspaziert“ und halten dann die FS als Hut über dem Kopf, verneigen sich 2mal. Dann schieben sie die FS mit beiden Händen haltend 2mal vor dem Körper vor/rück, nehmen die FS in die rechte Hand, ziehen einen Halbkreis über das Wasser nach rechts, nehmen die FS in die linke Hand, ziehen einen Halbkreis über das Wasser nach links. Wieder „Hereinspaziert“, FS als Hut, 2mal verneigen. FS mit beiden Händen 2mal vor dem Körper vor/rück schieben. FS in die rechte Hand nehmen, Halbkreis über rechts, linke Hand, Halb-kreis über links und zum Abschluss des Refrains, 2mal vor/rück schieben. Bis zum erneuten Einset-zen des Refrains, bewegen sich die TN mit der FS kreuz und quer durch das Schwimmbecken und führen auf Anweisung der ÜL verschiedene Be-wegungen mit der FS aus (z. B. FS auf das Wasser „tupfen“, Wasser „spritzen“, „Autofahren“…).

„aQua-BoXINg“ (mIT aQua-haNDSChuhEN)„Sparring Partner“Die wichtigsten „kicks“ (Tritte) und „punches“ (Schläge) werden auf spielerische Art und Weise geübt. Die TN bewegen sich kreuz und quer durch das Schwimmbecken. Die ÜL demons-triert (immer für alle gut sichtbar) verschiedene Bewegungen, wobei eine Bewegung mehrere Male nacheinander wiederholt wird, bis alle

beWeGunGsPRaXIs

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TN in der Lage sind diese Bewegung nach ihren Möglichkeiten auszuführen. Auf Anweisung der ÜL kommen die TN dann zu zweit zusammen, stehen sich in einem genügend großen Abstand (ca. 1,5 m) gegenüber und führen verschiedene „kicks“ und „punches“, welche die ÜL vor-gibt, aus. Sie bewegen sich umeinander herum, aufeinander zu bis sie sich schließlich mit einer „Boxer-Verbeugung“ voneinander verabschieden und zu einem/einer neuen Partner/in bewegen.

„All together“Auf Anweisung der ÜL kommen die TN zum Innenstirnkreis zusammen (Abstand zwischen den einzelnen TN ca. eine Armlänge rechts und links). Alle bereits mehrfach geübten Bewe-gungen werden nun noch einmal durchgeführt. Variation 1: ein/e TN gibt eine Bewegung vor, die anderen TN machen die Bewegung nach. Variation 2: die ÜL nennt nur den Namen der betreffenden Bewegung, die TN führen die Be-wegung aus.

„Box-circle“Als weitere spielerische Variante zur Einfüh-rung in das „Aqua-Boxing“ eignet sich auch das Durchlaufen eines Zirkels. Die verschiedenen Bewegungen (Arm- und Beinbewegungen) werden gut leserlich und gut beschrieben, auf so genannte „Stationskarten“ aufgeschrieben (auf der Rückseite auch den englischen Begriff, damit dieser sich ebenfalls besser einprägt).

Diese „Stationskarten“ werden am Beckenrand verteilt. Die TN kommen zu zweit, dritt usw. (richtet sich nach der Gruppenstärke) zusam-men und verteilen sich an den Stationen. Bei Musikstart und Anweisung der ÜL führen die TN die entsprechende Bewegung an der jewei-ligen Station für eine von der ÜL festgelegte Zeit aus. Dann begeben sie sich flott marschie-rend, mit Partner/in entweder im oder gegen den Uhrzeigersinn zur nächsten Station.

BESChrEIBuNg EINIgEr arm- uND BEINBEWEguNgEN („kICkS“ uND „PuNChES“) – STaTIoNSkarTENvorLagEN:

„PuNChES“ (armBEWEguNgEN/SChLagTEChNIk)„punch“ Kräftiger, langer Faustschlag nach vorne mit dem rechten Arm (Ellbogengelenk nicht durch-gestreckt). Linke Faust bleibt geballt neben dem Gesicht (Deckung).

„jab“ Leichter, kurzer, abtastender Faustschlag mit dem linken Arm.

„hook“ Der „Haken“. Aus der Deckung (Fäuste rechts/links neben dem Gesicht) einen „Haken“ seit-lich gegen das gedachte Kinn ausführen.

„upper cut“ Der „Kinnhaken“. Aus der Deckung (Fäuste rechts/links neben dem Gesicht) Mit einer Faust einen „Kinnhaken“ ausführen.

„kICkS“ (BEINBEWEguNgEN/TrITTE)„front kick“ Fester Fußtritt nach vorne (Vorstellung: den Gegner auf Oberschenkelhöhe mit dem Fuß-ballen oder der Ferse zu treffen). Das Knie nach vorne oben ziehen (maximal Knie auf Hüfthöhe) den Unterschenkel mit einer kurzen und kräftigen Bewegung nach vorne strecken (stoppen bevor das Kniegelenk gestreckt ist).

„side kick“ Fester Fußtritt zur Seite (Vorstellung: den Geg-ner auf Kniehöhe mit dem Fußballen oder der

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Ferse zu treffen). Das Knie wie bei „front kick“ nach vorne oben anziehen, leicht nach innen rotieren und dann das Bein zur Seite strecken. Den Unterschenkel w. o. strecken.

„kick back“ Fester Fußtritt nach hinten (Vorstellung: den Gegner auf Unterschenkelhöhe zu treffen). Das Knie nach vorne oben anheben, dann das Bein leicht angewinkelt nach hinten strecken. Unter-schenkel wie vorher strecken.„mIXED“Die TN bleiben zunächst mit ihrem/ihrer Part-ner/in zusammen, wobei es jetzt einen/eine Part-ner/in A und einen/eine Partner/in B gibt. Auf Anweisung der ÜL kommen alle TN A zu einer Gruppe zusammen und alle TN B ebenfalls. Die Gruppe A bekommt z. B. die Armbewegungen und die Gruppe B die Beinbewegungen. Aufga-be ist, sich erst einmal wieder kreuz und quer durch das Schwimmbecken zu bewegen, dann bei Musikstopp einen/eine Partner/in (nicht aus der eignen Gruppe) zu finden, sich gegenseitig die Arm- oder Beinbewegung vorzustellen um diese dann miteinander zu verbinden und eine Zeit lang zu üben (zeitliche Vorgabe). Auch hier sind wieder mehrere Partnerwechsel möglich.

„Face to face“Aus den zuvor gebildeten Gruppen A und B ergibt sich eine weitere Variante. Die Gruppen stehen sich dazu gegenüber (im Block versetzt mit ausreichend Abstand). Auf Anweisung der ÜL geht nun die komplette Gruppe A (z. B. 4 Schritte) auf die Gruppe B zu (welche im Moment nur am Platz marschiert und Deckung bewahrt) und führt dabei 4mal eine Armbe-wegung aus. Auf gleiche Weise bewegt sich die Gruppe A direkt im Anschluss wieder zurück zum Ausgangspunkt und marschiert nun ih-rerseits am Platz und bewahrt Deckung. Nun geht die Gruppe B auf Anweisung der ÜL mit einer Beinbewegung auf die Gruppe A zu und entsprechend wieder zurück, usw.

„Final count down“ Ein möglicher Ausklang einer „Aqua-Boxing“ Trainingseinheit ist, die erlernten Bewegungen auf Musik in entsprechender Geschwindigkeit

auszuführen. Dazu stehen die TN z.B. in Kreis-formation oder in der Gasse gegenüber.

„Champions“Zum Abschluss marschieren die TN als stolze „Champions“ erst in der Reihe hintereinander und dann einzeln, durch das Schwimmbecken und „präsentieren“ sich den „Zuschauern“.

„aQua ChI-BaLL“ Übungen und Einflüsse aus dem Qi Gong und dem Tai-Chi sowie der Einsatz eines kleinen Balls, welcher die Konzentration auf den eige-nen Körper fördert, machen diese Bewegungs-form zu einer besonders sanften Trainingsform. Beim klassischen „Chi-Ball“ kommen farbige „Duftbälle“ zum Einsatz (Aromatherapie), welche Körperenergien mobilisieren sollen. Bei der Variante „Aqua Chi-Ball“ kommen kleine, wassertaugliche Bälle zum Einsatz, welche ne-ben dem Effekt der Kraftausdauerschulung, die Bewegungen harmonisch unterstützen sollen.

„Das Chi wecken“Die TN bewegen sich mit ihrem Ball kreuz und quer durch das Schwimmbecken. Auf Anweisung der ÜL führen sie unterschiedliche Bewegungen mit dem Ball aus (z. B. den Ball mit beiden Händen fassen und vor dem Körper, unter Wasser schieben…).

„Das Chi einstimmen“Die TN bewegen sich wieder wie zuvor. Auf Anweisung der ÜL bleiben sie stehen und führen vorbereitende Bewegungen aus (z. B. die „Machtpose“ – Ball mit beiden Händen über Kopf führen, Beine leicht beugen…).

Nachstehend sind die wichtigsten „Figuren“ des „Chi-Ball“ aufgeführt, welche mit verschie-denen Beinbewegungen aus dem klassischen Aerobic kombiniert werden können. Zur Aus-führung bietet sich neben dem Innenstirnkreis auch die Gasse, der Halbkreis, Partner- und Kleingruppenaktivität an.

„Schmetterling“Die TN stehen wie einleitend erwähnt in einer der o. g. Organisationsformen. Einatmen, den

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Ball in eine Hand nehmen und beide Arme bis auf Schulterhöhe anheben (den Ball nicht aus dem Wasser nehmen). Ausatmen, beide Arme senken und den Ball dabei in die andere Hand übergeben.

„Wasserschöpfen“Einatmen, den Ball in beiden Händen auf Brusthöhe anheben. Ausatmen, dabei den Ball in einem Bogen über unten nach vorne führen (Rücken gerade lassen). Erneut einatmen und den Ball zurück in Ausgangsposition führen.

„Die Sonne umkreisen“Einatmen, den Ball in eine Hand nehmen und den Arm vor dem Körper in Richtung linke Schulter führen (den Ball nicht aus dem Wasser nehmen). Den Ball in einem Bogen hinter dem Kopf herumkreisen. Ausatmen, den Arm zur entsprechenden Seite öffnen und senken. Nun auf die andere Hand wechseln.

„Den Mond umkreisen“Einatmen, einen Arm mit dem Ball weit zur Seite strecken (Ball auf der Wasseroberfläche). Den Ball in einem weiten Bogen über hinten führen ohne dabei die WS zu überstrecken. Ausatmen, dabei den Ball über den Kopf zur anderen Seite führen. Den Arm nun diagonal vor dem Körper senken und den Ball auf die andere Hand übergeben.

„Regenbogen“Den Ball in beiden Händen halten, die Knie leicht beugen und auf z.B. die linke Seite neben den Körper führen. Einatmen, einen Schritt seitwärts nach rechts machen und dabei gleich-zeitig den Ball mit der rechten Hand in einem großen Bogen über den Kopf führen. Ausat-men, den Ball senken, gleichzeitig mit dem linken Arm (ohne Ball) den Bogen beschreiben und den linken Fuß zum rechten schließen.

„Schwalbe“Den Ball in beiden Händen auf Brusthöhe hal-ten. Einatmen, einen Schritt nach vorn z.B. auf das linke Bein machen und dabei die Arme weit nach vorne und zur Seite führen. Den Ball in der rechten Hand auf Schulterhöhe halten (Ball

etwas unter Wasser ziehen) und das rechte Bein hinten anheben. Ausatmen, den rechten Fuß ab-setzen, mit dem linken Bein einen Schritt nach hinten machen, den rechten Arm zum Körper zurückführen.

„Scirocco“Den Ball in beiden Händen auf Brusthöhe hal-ten. Mit den Beinen am Boden den Buchstaben „V“ beschreiben. Einatmen und mit z.B. dem lin-ken Bein einen Schritt nach vorn außen (diago-nal), danach mit dem rechten Bein einen Schritt nach rechts außen machen. Ausatmen, dabei mit dem linken und dem rechten Bein nacheinander wieder in die Ausgangsposition gehen. Mit dem Ball dazu über links beginnend einen großen Kreis vor dem Körper beschreiben (den Ball unter Wasser bewegen). Einige Male die Bewe-gung über links, dann über rechts ausführen. Die Figuren werden zunächst mehrere Male nachei-nander geübt und eventuell als „Highlight“ der Stunde als Choreographie ausgeführt.

„Das Chi besänftigen“Die TN kommen zum Innenstirnkreis zusammen und stellen sich mit gegrätschten Beinen in einem genügend großen Abstand zueinander auf. Auf Anweisung der ÜL führen sie unterschiedliche Bewegungen mit ihrem Ball aus (z. B. den Ball auf der Wasseroberfläche mit beiden Händen gefasst, von einer Seite zur anderen ziehen, mit beiden Händen vor dem Körper nach unten schieben und langsam wieder auftreiben lassen…).

„aQua-BaLaNCINg“„Aqua-balancing“ ist eine besonders schöne Form der Entspannung, bei der es um „Loslas-sen“ geht… Diese Art der „tiefen Entspannung“ setzt aber verschiedene Dinge voraus. Es ist unbedingt erfor-derlich, dass die Gruppe ein großes Vertrauen in die ÜL aber auch untereinander hat. Die ÜL sollte in der Lage sein, die Situation richtig einzuschätzen damit die TN nicht überfordert werden. Verschie-dene Grunderkrankungen machen Entspannungs-techniken aller Art unter „Nichttherapeutischer Anleitung“ unmöglich. Dazu zählen neben ernsten Herz- Kreislauferkrankungen, Krampfanfallslei-den (z. B. Epilepsie), psychische Störungen (z. B.

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Angstzustände, Depression), ernste Erkrankungen am Haltungs- und Bewegungsapparat (z. B. schwe-re Formen der Osteoporose).

Die TN entscheiden stets selbst, ob sie an einem solchen Angebot teilnehmen möchten oder nicht. Es ist jederzeit möglich, die Übung ab-zubrechen! Die Augen müssen nicht zwingend geschlossen werden! Nach einer „Aqua-balancing“ Entspannung erfolgt eine Aktivierung der TN, um tiefe Ent-spannungszustände sanft zurückzuführen und somit die Gefahr von späteren Unfällen (z. B. im Straßenverkehr) auszuschließen!„Schwerelos“Die TN kommen zu zweit zusammen. Zu ent-spannender Musik führen sie unterschiedliche Bewegungen aus, welche von einer/m TN passiv erlebt werden. Ein besonderes Erlebnis ist es, die Augen zu schließen und einfach nur zu spü-ren, sich tragen zu lassen, die Sinneseindrücke aufzunehmen…· Sich an den Händen haltend gegenüberste-

hen (Schultern unter Wasser). Der/die aktive Partner/in bewegt ganz sanft die Arme des/der Passiven. Langsam die Bewegungen auf den gesamten Körper übertragen.

· Der/die aktive Partner/in legt von vorn die Hände auf die Schultern des/der Passiven und bewegt ganz sanft den Körper seitlich aber auch vor und zurück.

· Der/die aktive Partner/in legt von hinten die Hände auf die Schultern des/der Passiven und bewegt ganz sanft den Körper seitlich aber auch vor und zurück.

· Der/die passive Partner/in legt sich vertrau-ensvoll in die Arme des/der Aktiven und wird ganz sanft durch das Wasser getragen, vor und zurück geschoben, um den Körper des/der Aktiven im Halbkreis geführt, mit den Füßen aber auch mit dem Schulterbereich leicht abgesenkt.

„Räkeln, Strecken, Gähnen…“Nach der vorangegangenen Entspannung bewegen sich die TN kreuz und quer durch das Schwimmbecken (evtl. beschwingte Musik einsetzen) und führen verschiedene aktivierende Bewegungen aus.

Bezugsquellen Musik: www.sportlaedchen.dewww.silenzio.dewww.tanzversand.de (Dieter Balsies Verlag)

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Wirkliches Leben erfahren wir nurim Hier und Jetzt.Die Vergangenheit ist schon vorüber,und die Zukunft ist noch nicht da.Nur im gegenwärtigen Augenblickkönnen wir das Leben wirklich berühren.

Thich Nhat Hanh

EINLEITENDES:Das wichtigste Ziel der Achtsamkeitspraxis ist, in Kontakt zu kommen mit sich selbst – sich seiner selbst gewahr zu werden. Achtsamkeit ist die Kunst, bewusst zu leben, bewusst im gegenwär-tigen Augenblick innezuhalten, im Hier und Jetzt, ohne sich in Erinnerungen an die Vergangenheit zu verlieren oder in Sorgen um die Zukunft.

Vor allem im fernöstlichen Kulturraum und auch in Teilen der deutschen Gymnastikbe-wegung des frühen 20. Jahrhunderts sind die Erfahrungen von Achtsamkeit oder achtsamem Gewahrsein häufig mit traditionsreichen Be-wegungs- und Meditationskünsten verbunden. Yoga-, Qigong- und Zen-Meister haben die Praxis der Achtsamkeit seit Jahrtausenden gelehrt und systematisch erforscht. Betrachtet wird der Mensch dabei in seinen körperlichen, kognitiv-emotionalen und geistig-spirituellen Dimensionen. Entsprechend kann sich Acht-samkeit als wache, lebendige Form der Wahr-nehmung auf alles richten, was wahrnehmbar ist – das bewusste Wahrnehmen des Körpers; die Betrachtung der Gefühle; die Beobachtung gedanklicher Abläufe. Die Fähigkeit des acht-samen Gewahrseins gibt Antworten auf Fragen, wie z. B.: „Bin ich gerade aufmerksam?“ oder „Wie finde ich mich vor?“, und hilft auf diese

Weise, die Gedanken zu beruhigen, den Körper zu entspannen und klarer zu empfinden und zu denken. Wer achtsam ist, ist innerlich anwesend und schafft Raum, um wahrzunehmen, was sich zeigen will. Wer achtsam ist, sucht nach einer respektvollen und annehmenden Haltung mit sich selbst, anderen und seiner Umgebung gegenüber. Achtsam wahrnehmen braucht keine besonderen Voraussetzungen, lediglich innere Bereitschaft, mit all den zur Verfügung stehen-den Sinnen sich immer wieder dem bewussten Wahrnehmen zuzuwenden.

Verschiedene Faktoren, die einander bedingen, bilden die Grundlage für die Entwicklung einer

13 | achtsaMkeIt – WahRnehMen MIt allen sInnenDIPLom-moToLogIN Dagmar TIEmEIEr

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entsprechend förderlichen Einstellung. Sie kom-men der Achtsamkeitspraxis zugute und helfen, diese zu vertiefen:

• Geduld Nach dem Motto „das Gras wächst auch

nicht schneller, wenn man daran zieht“, geht es in der Praxis der Achtsamkeit nicht um schnelle Veränderungen und Erfolge. Gerade Gedanken haben häufig eine „Wanderten-denz“, der gegenüber wir offen und geduldig sein sollten. Geduld zu üben ist eine stets mögliche Alternative zu Druck und Rastlo-sigkeit. Es geht darum, den augenblicklichen Moment zuzulassen.

• Anfängergeist Kein Augenblick gleicht dem anderen, jeder

ist einzigartig – daran erinnert uns der Geist des Anfängers. Es geht um Offenheit, um eine Bereitschaft, alles so wahrzunehmen, als wäre es das erste Mal. Diese Haltung ermöglicht uns, für Erfahrungen empfänglich zu sein und verhindert, dass wir in Routine und Gewohn-

heiten erstarren und uns vorgaukeln, alles schon zu kennen und einschätzen zu können. Auch im Einfachen und Vertrauten steckt viel Reichtum und kann Neues entdeckt werden. Wichtig ist, die Neugierde nicht zu verlieren.

• Nicht-Urteilen Achtsamkeit stellt sich eher ein, wenn man

den eigenen Erfahrungen gegenüber die Rolle eines neutralen Beobachters einnimmt. Die Angewohnheit, alles zu beurteilen, zu bewer-ten, in Schubladen zu stecken und pausenlos innere Kommentare der Zustimmung oder Ablehnung abzugeben ist den meisten Men-schen nicht einmal bewusst. Nun besteht die Aufgabe jedoch nicht im Abblocken des Beurteilens und Bewertens, sondern darin, zu erkennen, dass es und wie es geschieht. Hilfreich ist, tief verankerte eigene Muster der Bewertung zu erschließen.

• Loslassen Zur Verdeutlichung dieses Aspekts sei hier an

den Affenfang in Indien erinnert:

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Eine Banane wird in einer Kokosnuss befe-stigt und dient als Köder. Der neugierige Affe greift schnurstracks in die Nuss und packt die Banane. Nun ist die Öffnung in der Kokos-nuss so beschaffen, dass die schmale greifende Affenhand hineinpasst, die zur Faust geballte Hand mitsamt der Banane aber nicht heraus-gezogen werden kann. Würde der Affe die Ba-nane loslassen, wäre er frei. Die Banane kann synonym stehen für eine Idee, ein Ding, ein Ereignis, ein bestimmte Zeit, eine bestimmte Sicht oder ein bestimmtes Verlangen. Nicht zu klammern oder anzuhaften, sondern bereit zu sein, loszulassen gehört ebenfalls zu einer achtsamen Grundhaltung.

• Akzeptanz Weiterhin gilt es, den Moment, wie er ist,

anzunehmen. Entgegen dem Wunsch, dass wir die Dinge häufig anders haben möchten, als sie sind, meint Achtsamkeit, jedem Au-genblick gegenüber, so wie er sich entfaltet, empfänglich zu sein. Akzeptanz bedeutet da-bei nicht, alles gut zu heißen, in Fatalismus zu verfallen oder Ungerechtigkeiten zu tolerie-ren. Vielmehr entsteht aus der Bereitschaft zu akzeptieren häufig erst das Potenzial für eine Veränderung.

aNrEguNgEN Für DIE PraXIS:• Achtsam Schmecken Nehmen Sie sich eine Rosine (wenn Sie Ro-

sinen überhaupt nicht mögen, kann es auch eine Mandel, ein Stück Apfel o.a. sein) und essen Sie diese Rosine mit der größtmöglichen Achtsamkeit und Aufmerksamkeit. Das heißt, Sie betrachten die Rosine erst einmal ganz genau, registrieren Form und Farben, nehmen ihren Geruch waren, ertasten ihre Konsistenz und ihre Oberfläche und erst dann nehmen Sie die Rosine in den Mund. Achten Sie darauf, wie Ihr Mund auf die Rosine reagiert, wie sie sich auf der Zunge anfühlt und irgend-wann kommt der Moment, auf die Rosine zu beißen und sehr langsam zu kauen, bis keine Faser der getrockneten Frucht mehr übrig ist – Sinne und Bewusstsein können sich öffnen und ausdehnen.

• Achtsam Hören Setzen Sie sich bequem hin, so dass beide

Füße auf dem Boden stehen und Bodenkon-takt haben. Sie können die Augen schließen oder öffnen. Bei geöffneten Augen ist es hilf-reich, die Augen leicht abzublenden oder den Blick auf einen konkreten Punkt auszurich-ten. Nun sind Sie eingeladen, 2 - 3 Minuten achtsam zu hören; dass heißt, ihre Aufmerk-samkeit ganz auf alle wahrnehmbaren Ge-räusche zu lenken. Gedanken, Empfindungen und Geschehnisse, die zwischendurch auftre-ten, lassen Sie kommen und weiterziehen wie Wolken am Himmel.

• Achtsam Atmen Schaffen Sie sich eine bequeme Ausgangsposi-

tion, so dass möglichst wenig stört. Lenken Sie nun ihre Aufmerksamkeit auf die Atmung. Spü-ren Sie den einströmenden Atem und verfolgen Sie den Weg, den Ihre Atmung nimmt: durch die Nase bis in den Brust- und Bauchraum – vielleicht heben sich diese Atemräume leicht an – und wieder zurück durch die Lippen nach au-ßen – verbunden mit dem Absinken von Brust- und Bauchraum. Folgen Sie nun Ihrem Atem über 2 - 3 Minuten. Wenn es Ihnen hilft, können Sie Ihre Atemzüge zählen. Sie können dabei Ihre Augen schließen oder abblenden. Vielleicht wan-dern Ihre Gedanken zwischendurch zu anderen Themen, oder Geräusche lenken Sie ab – dann bringen Sie Ihre Aufmerksamkeit behutsam zur Atmung zurück.

• Achtsam Gehen Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit ganz auf

das Gehen. Sie können sich auf das Aufset-zen des Fußes als Ganzes konzentrieren oder auf einzelne Segmente der Bewegung, wie beispielsweise auf die Gewichtsverlagerung von rechts nach links, auf das Abrollen des Fußes oder auf das Abheben des Beines. Sie können das Gewahrsein des Gehens mit dem Gewahrsein des Atmens verbinden. In jedem beliebigen Tempo – in Zeitlupe oder in flottem Gehtempo – können Sie Achtsamkeit aufbrin-gen. Richten Sie ihre Aufmerksamkeit jedoch nur auf einen der genannten Aspekte und bleiben Sie erst einmal dabei.

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• Der achtsame Beobachter Nehmen Sie eine bequeme Sitzhaltung ein

und machen Sie sich bewusst, dass Sie die Fähigkeit haben, sich selbst achtsam zu beobachten – sonst könnten Sie nicht regis-trieren, das Ihr Körper Kontakt zum Boden oder einem Stuhl hat. Versuchen Sie nun, den Berührungskontakt ihres Gesäßes mit der Sitzfläche wahrzunehmen und lassen Sie Ihre Aufmerksamkeit für einen Moment dort. Wandern Sie dann weiter und nehmen Sie den Berührungskontakt ihrer Hände wahr. Welche Kontaktpunkte gibt es dort? Als nächstes er-spüren Sie, wie Ihre Lippen sich berühren und schließlich Ihre Augenlider. Gibt es weitere Kontakte zwischen Ihrem Körper und seiner Umgebung oder zwischen einzelnen Körper-teilen?

• Den Körper erspüren Das achtsame Erspüren ermöglicht es Ihnen,

die einzelnen Regionen Ihres Körpers zu erkunden. Dazu lenken Sie Ihre Aufmerksam-keit systematisch durch Ihren Körper – Stück für Stück, von einem Körperteil zum näch-sten – und nehmen jede Empfindung bewusst wahr. Günstig ist es, wenn Sie sich auf den Rücken legen, die Arme seitlich neben den Oberkörper ausbreiten und Ihre Handflächen nach oben drehen. Dann beginnen Sie damit, jedes kleine Detail abzutasten: Von den Zehen und Füßen zu den Unterschenkeln, Ober-

schenkeln bis zum Becken, dann den Rumpf aufwärts bis zu den Schultern, die Arme hi-nunter bis in die Fingerspitzen, von dort zum Gesicht und zum Hinterkopf. Stellen Sie sich vor, alle inneren Antennen stehen auf Emp-fang – Sie können angespannte und entspan-nte Muskeln wahrnehmen, ein Pochen oder Pulsieren, die Temperatur einzelner Regionen, ein Kribbeln etc. Durch das achtsame Wahr-nehmen einer körperlichen Empfindung und dem anschließenden Loslassen und Weiter-wandern können sich Verspannungen häufig lösen.

Literatur:- Brooks, C.: Erleben durch die Sinne. Sensory

Awareness, Paderborn: Junfermann 1997.- Haag, M., Ludwig, S.: Elsa Gindler – von ih-

rem Leben und Wirken. Wahrnehmen, was wir empfinden. Hamburg: Christians 2002

- Kabat-Zinn, J.: Im Alltag Ruhe finden. Frei-burg i. Breisgau: Herder 1998.

- Kabat-Zinn, J.; Kesper-Grossmann, U.: Stress-bewältigung durch die Praxis der Achtsamkeit. Freiburg: Arbor Verlag 1999. (Buch und CD)

- Otto, P.: Immer mit der Ruhe. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt 2000.

- Thich Nhat Hanh: Schritte der Achtsamkeit. Freiburg i. Breisgau: Herder 2006.

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STurzPrävENTIoN – EIN NEuEr TrEND Im SPorT DEr äLTErEN oDEr EINE NoTWENDIgkEIT?Stürze sind eine erhebliche Gefahr für die Ge-sundheit im Alter. Das Thema Sturzprophylaxe gewinnt aufgrund der demographischen Ent-wicklung mehr und mehr an Bedeutung. Lange wurde die Problematik „Stürze“ spezifisch in Alteneinrichtungen (Expertenstandard) thema-tisiert oder im Schulsport bzgl. der Unfallver-meidung angesprochen.

Das Thema Sturzprophylaxe ist ferner bei den Berufsgenossenschaften ein aktuelles Thema – hier dreht es sich um Unfallverhütung am Arbeitsplatz. Das Thema ist für die Sportver-eine neu, ebenso in verschiedenen Organisa-tionen (Krankenkassen, Wohnungsbaugesell-schaften...) für die Bereiche Alltag, Haushalt und Freizeit. Die Landesregierung setzt Eck-punkte in diesem Themenfeld, die Ministerien engagieren sich, ebenso verschiedene Sportor-ganisationen (DTB, DOSB, Sportverbände aus den Bundesländern ...).

Stürze im Alter können gravierende Folgen haben:· Verletzungen· Mobilitätsverlust· Krankenhausaufenthalt· Pflegebedürftigkeit· Eingeschränkte Selbstständigkeit· Isolation· Verringerung der Lebensqualität· Angst

mögLIChE urSaChEN /STurzrISIkEN:Äußere Gegebenheiten · Stolperfallen (Stufen, Kanten, Bordsteine, Tep-

pichkanten, herumliegende Dinge im Haushalt ...)· Müll, Laub, Glatteis, Schnee, Wurzeln ... · Lärm, Nebengeräusche (Straßenverkehr, laute

Musik ...)

· Licht- und Sichtverhältnisse (Dunkelheit, Nebel, Beleuchtung ...)

· Schuhwerk

Innere Faktoren· Erkrankungen · Eingeschränkte Gehfähigkeit (z. B. Knie- oder

Hüft-Prothesen), Bewegungseinschränkungen· Abbau der motorischen Fähigkeiten (nachlas-

sendes Reaktions- und Gleichgewichtsvermö-gen, Verlust der Körperkraft ...)

· Schmerzen· Verringertes Hörvermögen· Verringertes Sehvermögen· Schlecht angepasste Seh- oder Hörhilfen (Be-

wusstmachen der Notwenigkeit! Häufig auch ein finanzielles Problem!?)

· Schwindel· Einnahme von Medikamenten· Angst zu stürzen („Teufelskreis“, Unsicher-

heitsspirale)· Alkohol· Hektik, Eile, Sorgen, Zerstreutheit, Unkon-

zentriertheit· Instabile psychische Disposition· Ignoranz, Ablenkung· Unzweckmäßige Angewohnheiten, Nachlässig-

keiten

BEWEguNgSProgramm „STurzPrävENTIoN“ – akTIv WErDEN – STürzE vErmEIDEN – BEWEguNg – Für mEhr STaBILITäT uND SIChErhEIT Im aLLTag! Viele Inhalte zum Thema sind nicht neu und doch neu – ein verändertes Bewusstsein ist erforderlich! Eine Auseinandersetzung mit dem Thema ist Voraussetzung für Bewegungsange-bote „Sturzprävention“.

14 | sIcheReR auftRItt – stüRze veRMeIden beWeGunGsPROGRaMMe zuR stuRzPRäventIOn urSEL WEINgärTNEr

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· „Vertraut machen mit dem Boden“ – wenn etwas hinfällt, wie bücke ich mich ...

Ein „Falltraining“ könnte ein weiterer mög-licher Inhalt eines Bewegungsangebotes sein. An dieser Stelle taucht die Frage auf, ob dieses spezifische Training „Fachleuten“ (Judo, Selbstverteidigung/Selbstbehauptung) vorbe-halten bleibt oder ob diese Profis als Referenten eingesetzt werden können. Ebenso wäre ein physiotherapeutischer Ansatz denkbar (Spiral-techniken, Reflexe...). Auch hier ist die Kom-petenz von Fachkräften gefragt, ÜL sind keine Therapeuten!

Inhalt:Das Thema sollte sowohl theoretisch als auch praktisch aufgearbeitet werden.

ThEorETISChE INhaLTE:· Auseinandersetzung mit der Thematik· Statistische Angaben zu Stürzen, Unfällen· Mögliche Ursachen/Risikofaktoren· Konsequenzen· Körperliche Veränderungen beim älter wer-

denden Organismus· Lebensbedingungen von älteren Menschen· Wohnformen· „Checklisten“· Motivation der TN· „Kontraindikationen“· Alltagsbezug· Minimierung von Sturzrisiken

Viele sportpraktische Inhalte zum Themenfeld Sturzprophylaxe sind bereits bekannt. Es bedarf an dieser Stelle einer Modifikation der Inhalte und zudem ein verändertes Bewusstsein. Körper-liche Aktivitäten fördern die Bewegungssicherheit!· Körperwahrnehmung· Koordinationsschulung · Propriozeptives Training· Krafttraining· Sinnesschulung· „Die Füße als Basis“· Gangschule· Haltungsschule· ADL· Entspannung (im Sinne der Förderung des

Wohlbefindens, Schmerzreduktion...)· Spiel und Übungsformen (Kommunikation,

Selbstvertrauen, Motivation)· Drehungen und Rückwärtsgehen bewusst

üben („kontrollierte“ Übungsanweisungen – Alltagsbezug deutlich machen!)

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· Die Bewegungsangebote sollten immer wieder anders, neu, fröhlich und attraktiv gestaltet werden, um die TN zu motivieren...

· „Fördern durch Fordern“

„Verpflichtende Inhalte“ für Bewegungspro-gramme Sturzprävention sind sowohl Koor-dinationsschulung (insbes. Gleichgewichts-, Reaktions- und Anpassungsfähigkeit), als auch Krafttraining. Das Krafttraining sollte nach den bekannten Trainingsprinzipien zielgruppen-gerecht angeboten und durchgeführt werden. Viele Beispiele dazu finden sich in der Literatur.

Viele Übungsleiter verfügen in ihren Sportstun-den bereits über ein gutes Übungsrepertoire, ohne es bewusst unter dem Themenschwer-punkt „Sturzprävention“ anzusehen. Es gibt nicht „die“ klassische „Sturzpräventionsü-bung“, aber vielfältige Bewegungsmöglich-keiten, die die Sicherheit der TN fördern. Wichtig ist zunächst eine Auseinandersetzung mit der Thematik selbst.

Für das Praxisangebot in diesem Workshop wur-de bewusst das Gerät Reifen gewählt. Einerseits sind viele Turnhallen mit Reifen ausgestattet, bzw. verfügen viele Vereine über Reifen, ande-rerseits geht es darum vielleicht bereits bekannte Spiel- und Übungsformen unter dem Focus Sturzprävention zu sehen und ggf. zu modifi-zieren. In der Praxiseinheit wird es Gelegenheit

geben, Bewegungsformen allein, paarweise, in Kleingruppen und in der Gesamtgruppe auszu-probieren.

beWeGunGsPRaXIsjEDEr TN haT EINEN rEIFEN:„Ankommen“, „vertraut“ machen mit dem Ge-rät, aufwärmen· Durch den Raum gehen, den Reifen um den

Körper herum wandern lassen (in eine Hand nehmen und hinter dem Rücken in die andere Hand reichen)

· Gehen und den Reifen rollen, rechts, links · Bei Begegnung mit anderen TN die Reifen

tauschen

Die Reifen kreuz und quer im Raum auf dem Boden ablegen. Hinweis: einige ÜL befürchten eine Rutschgefahr mit den Reifen am Boden. Hier geht es um den bewussten Einsatz des Gerätes und die Schulung der Aufmerksamkeit. Die Konzentration der TN ist gefordert, die TN sind „gezwungen“ bewusst die Füße anzuheben, über ein „Hindernis“ zu steigen. Ein Alltagsbezug ist im Sinne von Müll, Stolperfallen auf der Straße und zu Hause zu sehen. Liegen allerdings Holzreifen auf einem Holzfußbo-den ist nur ein geringer Farbkontrast gegeben, hier eignen sich eher farbige Reifen, Markierungen oder Klebestreifen an den Reifen. Darüber hinaus kön-

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nen Gymnastikseilchen oder Therabänder zu einem Kreis auf dem Boden ausgelegt werden.

„Reaktion“„Platzsuchspiel“ – die TN bewegen sich um alle Reifen herum, auf ein Signal (Stop, Pfiff, Mu-sikstop) stellt sich jeder in einen Reifen hinein. Mehrere Wiederholungen mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen durchführen – z. B. viele Kur-ven um die Reifen herum gehen, in verschiedenen Variationen Gehen (schleichen, große Schritte, auf den Zehenspitzen, zusätzliche Armbewegungen). Bei „Stop“ nur den rechten Fuß in einen Reifen stellen, auf einem Bein im Reifen stehen, Rücken an Rücken mit einem anderen TN, auf den Ze-henspitzen, 5 Füße im Reifen ...

„Stand- und Gangsicherheit“· Jeder TN steht an einem Reifen, verschiedene

Bewegungsaufgaben: Fersen/Fußspitzen im Wechsel in den Reifen setzen, rein und raus gehen, vorwärts, rückwärts, seitwärts, einen Fuß in dem Reifen auf den Boden tippen – (ggf. Musikeinsatz)

· Den Reifen umrunden· Den Reifen auf den Boden senkrecht, rechts

neben dem Körper aufstellen, mit der rechten Hand festhalten, den rechten Fuß seitlich durch den Reifen auf den Boden stellen und zurück führen, ebenso den Fuß durch den Reifen führen und einen Moment in der Luft „halten“, Seitenwechsel

· Den Reifen senkrecht, auf den Boden vor dem Körper auf den Boden aufstellen (ggf. etwas vom Boden weg), den Reifen mit beiden Hän-den festhalten. Im Wechsel das rechte und linke Bein durch den Reifen nach vorn ausstrecken

PaarWEISE mIT EINEm rEIFEN:„Bewegungssicherheit“, Wahrnehmung, Reakti-on, Anpassung, Gleichgewicht

„Führen und Folgen“Zwei TN stehen hintereinander, verbunden durch einen Reifen (der vordere TN hat den Rei-fen waagerecht hinter dem Rücken, der hintere TN vor dem Bauch). Beide TN gehen durch den Raum und versuchen den Kontakt zu halten (ohne den Reifen mit den Händen fest zu halten)

„Vor- und rückwärts“ Zwei TN stehen sich gegenüber, beide halten den Reifen waagerecht fest. TN A geht vor-wärts, TN B geht rückwärts (kontrolliertes Rückwärtsgehen!). Der vorwärtsgehende TN achtet auf Hindernisse und auf andere Paare. (Alltagsbezug: Rückwärtsbewegungen!)

Die „Acht“Zwei Partner stehen gegenüber, ein Reifen wandert in einer Achterbewegung um beide TN herum, d. h.: TN A führt den Reifen mit der rechten Hand hinter dem eigenen Rücken in die linke Hand und reicht den Reifen diagonal zum Partner B in die linke Hand, dieser reicht den Reifen hintenherum in die rechte Hand und übergibt den Reifen wieder diagonal ...

Durch den Reifen steigen Zwei Partner stehen sich gegenüber. TN A nimmt den Reifen senkrecht nach unten vor die Füße, steigt über den unteren Reifenrand in den Reifen hinein, zieht den Reifen dann nach oben, führt ihn über den Kopf und übergibt den Reifen zum TN B, dieser führt diese Bewegung ebenfalls durch. Variation: die Bewegung ent-gegengesetzt durchführen, d.h. den Reifen über den Kopf nach unten führen und mit den Bei-nen „rückwärts“ über den unteren Reifenrand steigen – Vorsicht bei der Rückwärtsbewegung!

„Bewegungsradius“ Zwei TN stehen hintereinander: Der vordere TN A steht „im Reifen“, der hintere TN B hält den Reifen (etwa auf Körpermitte) mit beiden Hän-den fest. TN A bewegt sich innerhalb des Reifens wie ein Pendel vor, zurück und zu den Seiten – möglichst ohne den Reifen zu berühren – und „testet“ den Bewegungsradius aus. Variation: TN B erweitert den Bewegungsradius, indem er die Bewegungen mit dem Reifen mitmacht. Variati-on: geschlossene Augen. Rollenwechsel

„Fels in der Brandung“ Der Reifen liegt am Boden, TN A steht in leichter Schrittstellung im Reifen. TN B setzt „Impulse“, d.h. er schiebt TN A an verschie-denen Körperstellen an (Schulter, Oberarm...) TN B versucht „standfest“ zu bleiben. Varia-

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tion: verschiedene Schritt- bzw. Fußstellungen einnehmen (geschlossenen Beine, auf den Zehen stehen, Einbeinstand, geschlossene Augen)

kLEINgruPPEN (3-4 TN uND EIN rEIFEN)„Mühle“ Die TN halten den Reifen mit der rechten Hand fest und gehen im Uhrzeigersinn herum. Bei dem Signal „Wechsel“ fassen sie den Reifen mit der linken Hand und ändern die Richtung. Die Gruppen geben selbst das Signal.

„Karussell“Die TN halten sich am Reifen mit beiden Hän-den fest, Blick zur Reifenmitte. Nacheinander lö-sen die TN die Handfassung, drehen sich einmal um sich selbst und halten den Reifen wieder fest.

„Rhythmus finden“ Ein Reifen liegt in der Mitte zwischen den TN auf dem Boden. Die TN versuchen im gemeinsamen Rhythmus die Füße im Wechsel in den Reifen hi-nein zu stellen (vorwärts, seitwärts, abwechselnd...)

„Hoch/tief“Ein Reifen liegt auf dem Boden. TN A steht mit beiden Füßen auf dem Reifen, die Fußspitzen im Reifen, die Fersen außerhalb des Reifens. TN A geht im Wechsel auf die Zehenspitzen und auf die Fersen. TN B und C stehen rechts und links von TN A und übernehmen die Si-cherheitsstellung! Rollenwechsel

kLEINgruPPEN (5-6 TN uND EIN rEIFEN)· Mehrere TN stehen kreisförmig um einen

Reifen (auf Bauchhöhe) herum und halten sich mit beiden Händen daran fest. Alle TN lassen sich nach hinten „hängen“ und ziehen sich wieder zur Mitte heran.

· Den Reifen gemeinsam nach oben anheben – einatmen, den Reifen wieder abwärts bewegen – ausatmen.

groSSgruPPE (jEDEr TN haT EINEN rEIFEN) · Kreisform, jeder TN hat den Reifen waage-

recht in der rechten Hand und fasst den Rei-fen vom linken Nachbarn: die Reifen pendeln vor und zurück, Bewegungen nach rechts und links, auf den Zehenspitzen stehen, auf einem

Literaturliste zum Thema Sturzprävention:- C. Becker, U. Lindemann, U. Rissmann, A.

Warnke: Sturzprophylaxe, Sturzgefährdung und Sturzverhötung in Heimen, Vincentz Net-work, Hannover 2006, ISBN 3-87870-131-4

- J. König: 100 Fehler bei Stürzen im Heim – und was Sie dagegen tun können, Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2005, ISBN 3-89993-428-8

- DTB (Hrsg.): Sturzprohylaxe- Training im Turn- und Sportverein, Arbeitshilfen für Übungsleiter, Frankfurt 1/2008 ISBN 978-3-9808297-6-2

- DTB (Hrsg.): Bewegungs- und Gesundheitsför-derung für Hochaltrige, Frankfurt 2/2005

- P. Regelin, J. Winkler, F. Nieder, M. Brach (Hrsg): Fit bis ins hohe Alter - eine Kurzkon-zeption zur Erhaltung von Selbstständigkeit und Verhütung von Stürzen im Alter, Meyer & Meyer Verlag, Aachen 2007, ISBN 978-3-89899-319-7

- Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz (LZG), Mainz

So verhindern Sie Stürze! Ratgeber für ältere Menschen, Programm für Kraft, Balance und Beweglichkeit

- Deutsche Sporthochschule Köln (Hrsg.): fit für 100, Praxisleitfaden, www.ff100.de

- U. Häfelinger/ V. Schuba: Koordinationsthera-pie, Propriozeptives Training,Meyer & Meyer Verlag Aachen 2004, ISBN 3-89899-001-X

- P. Mommert- Jauch: Körperwahrnehmung und Schmerzbewältigung im Alltag

Springer- Verlag 2000, ISBN 3-540-67301-6- LandesSportBund NRW/ Innenministerium des

Landes NRW (Hrsg.): Vital– Gesund- Mobil, Aktiv älter werden mit Bewegung, Duisburg 05/07, ISBN 978-3-932047-45-9

- W. Tokarski/ K. Euteneuer- Treptow/ B. Wagner-Hauthal (Hrsg.): Ein Leben lang in Schwung Band 2, Meyer & Meyer Verlag Aa-chen2002, ISBN 3-89124-281-6

- DOSB: Werkheft 6 – Wissen für die Praxis: Richtig fit ab 50

- DOSB: Werkheft 7 – Wissen für die Praxis: Bewegungsangebote 70 plus

Bein stehen, Pendelbewegungen mit einem Bein... (ggf. Musikeinsatz!)

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Dank der digitalen Entwicklung ergeben sich für ein/e Übungsleiter/in neue Möglichkeiten in der Vorbereitung und Gestaltung einer Übungsstunde. Fleißige und fortbildungsaktive Übungsleiter/innen besitzen in vielen Büchern, Zeitschriften und Manuskripten einen Praxis-schatz, ohne diesen in der Regel voll nutzen zu können. Wer hat schon den Überblick über vielleicht 444 Praxisideen? Wer kennt schon „Bewegungslotto“, „Synapsenfeuerwerk“, oder „Geometer“? Spiele und Übungen, die sich auf einer neuen CD-ROM des LandesSportBundes NRW befinden.

Das Programm ist in sekundenschnelle instal-liert und schon erscheint auf dem Bildschirm ein komfortabler digitaler Karteikasten. Mit der Einstellung gewünschter Suchbegriffe kann in dem Fundus von 444 Spiele, Spielformen, Bewegungsaufgaben und Übungen geblättert, sortiert und ausgedruckt werden.

DIE vorTEILE LIEgEN auF DEr haND:Je nach Einstellungen in den Suchfenstern können Ziele (z.B. Ausdauer, Geschicklichkeit, Wettkämpfen oder Gehirntraining), Materi-alien (z.B. Ball, Stab, Tuch oder Tennisring), Sozialformen (allein, paarweise, in der Klein- oder Großgruppe) oder Aktionsformen (im Stehen, im Sitzen, im Gehen oder im Laufen)

voreingestellt werden. Mit einem Mausklick erscheinen dann sofort alle Spiele, Übungen oder Bewegungsaufgaben, welche diesen Such-kriterien entsprechen. In vielen Fällen werden in den ausgewählten Praxisbeispielen auch noch eine ganze Reihe Varianten und Alternativen beschrieben sowie Angaben gemacht, auf was der ÜL beim Einsatz dieses Beispiels beachten sollte.

Für die weitere Nutzung und Verwendung können die ausgewählten Praxisbeispiele in der gewünschten Reihenfolge in ein Druck-menü übernommen und ausgedruckt werden. Wer möchte, kann diesen Ausdruck also in die Übungsstunde mitnehmen oder eine persön-liche Ausdruckbibliothek pflegen.

Die Sammlung ist in der Praxis erprobt und berücksichtigt alle Leistungsniveaus und spezi-fischen körperlichen Merkmale der Generation 55+. Mit dieser CD-ROM erhalten ÜL eine wertvolle Hilfe, ihre Stunden abwechslungsreich und interessant zu gestalten.

Preis: 12,90 €Bestelladresse: Sportshop im LandesSportBund NRW, Friedrich-Alfred-Straße 25, 47055 Duis-burg, Tel.: 0203 7381-795, www.lsb-shop.de

15 | Rund uM dIe QualIfIzIeRunG – theORIe und PRaXIs IrENE FraNCkE

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Viele Menschen haben Lust auf Bewegung zu Musik, wollen aber keine Choreographien mit festen Schrittfolgen lernen, Abläufe im Kopf behalten, und ständig Takte und Schritte zäh-len. Die Idee „Kreatives Tanzen – Bewegungs-aufgaben zur Musik“ ist, ohne jede Choreogra-phie Menschen in gemeinsame Bewegung zu rhythmischer Musik zu führen.

Es soll aufgezeigt werden, dass Tanz mehr bedeutet, als Schrittkombinationen zu lernen, bei denen nur die Füße und ab und zu die Arme

16 | kReatIves tanzen – beWeGunGsaufGaben zuR MusIkELLEN BECkErS

im Einsatz sind. Tanz bedeutet nämlich Einsatz des ganzen Körpers und sich mit dem Körper auf die Musik einlassen. Des Weiteren können kreative Bewegungsaufgaben eine Methode sein, um neue Tanzschritte und Rhythmen (z. B. den ChaChaCha) einzuführen.

Sich kreativ nach Musik zu bewegen geht das überhaupt mit Älteren? Wir wollen es selbst ausprobieren und uns mit möglichst wenigen Vorgaben ideenreich und auch spielerisch zu unterschiedlichen Musiken bewegen.

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muSIkauSWahL voN DEr CD:Djingalla (Tanz- und Bewegungsmusik von Henner Diedrich und Ansgar Buchholz)uccello CD 3-933005-60-4 Begleithandbuch zur CD „Tanz- und Bewe-gungsideen“ von Annette Schöberl und Petra Zierul 1998

· „Djingalla“· „Ansgars Turbo“· Chachanga“· „Samba, Stop!“

„muSIkTakTE“Fragen an die Gruppe und Dokumentation der Ergebnisse auf einer Wandzeitung· „Welche Taktarten kennt ihr und welche habt

ihr im „Sport der Älteren“ schon eingesetzt?“· „Welchen Charakter erhalten die Musikstücke

durch den Takt?“

4/4-Takt: gleichmäßiger Rhythmus / gehen und laufen2/2-Takt: schnell3/4-Takt: schwungvoll, beschwingt, Walzer6/8-Takt: schwungvoll2/4-Takt: Marschmusik9/8-Takt:

Die Taktart definiert sich dadurch, wie viele Noten eines Notenwertes zusammengehören, z. B. enthält der 4/4-Takt vier Viertelnoten.Zudem wird einem Takt meist eine metrische Struktur, eine Betonungsordnung zugewiesen.

EINFaChE TakTarTENEs gibt einfache Taktarten, (Grundtaktarten), bei denen der Zähler eine 2 oder 3, in seltenen Fällen auch eine 1 ist (z.B. 2/2-, 2/4-, 3/4-Takt). In dieser Taktart gibt es keine Nebenbetonung.

zuSammENgESETzTE TakTarTENZusammengesetzte Taktarten sind eine Zusam-menfassung von mehreren einfachen Taktarten. D. h., der Zähler lässt sich in eine Addition von Zweien und Dreien zerlegen. Aufgrund der möglichen Mehrdeutigkeit beim Untergliedern ist die Betonungsverteilung gelegentlich nicht aus der Taktart ablesbar.

gEraDE TakTarTEN (DEr zähLEr IST EINE gEraDE zahL)Ein 2/4-Takt wirkt statischer als ein 4/4-Takt, weil beim 2/4-Takt jeder schwere Schlag gleich schwer, beim 4/4-Takt aber jeder zweite Schlag etwas leichter ist. Die meisten Märsche sind im 2/4-Takt und seltener im 4/4-Takt komponiert.In einem 2/2-Takt werden im Allgemeinen die gleichen No-tenwerte schneller genommen als im 4/4-Takt. Der 2/2-Takt wird auch „Alla-breve-Takt“ genannt.

uNgEraDE TakTarTENEin 3/4-Takt wirkt weniger „statisch“ als eine gerade Taktart. Ein Walzer steht immer im 3/4-Takt. Ein 6/8-Takt entspricht einem 2/4-Takt mit Achtel-Triolen. Rechnerisch sind der 3/4-Takt und 6/8-Takt mit ihren sechs Achtel-Noten gleich (Grundrhythmus). Musikalisch werden die Achtel-Noten jedoch unterschiedlich unter-teilt, so dass es zu einer anderen Gewichtung kommt. Ein 9/8-Takt entspricht einem 3/4-Takt mit Achtel-Triolen (dreiteilige Taktart). Gemeinsam hören wir uns Musikstücke mit unterschiedlichen Taktarten an. - „Welche Bewegungsmöglichkeiten fallen euch

spontan zu den Musikstücken ein?“

taktaRt

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„SChWINgEN mIT DEm TuCh“ Im 6/8-TakTDas Lied „Djingalla“ ist ein sehr ruhiges Musikstück. Die Melodie kommt aus Lettland und ist wahrscheinlich jüdischen Ursprungs. Es eignet sich gut um Ruhe und Entspannung deutlich zu machen. Das Musikstück hat einen schwingenden Charakter und die Melodie ist sehr einprägsam, so dass man sie nach kurzer Zeit mitsummen kann.

Bewegungsaufgaben:1. Lasst das Chiffontuch tanzen!- Das Tuch frei zur Musik tanzen lassen- Von kleinen Bewegungen in große, weiche,

fließende und ruhige Bewegungen auf der Stelle übergehen

- Großräumige Kreisbewegungen mit dem Tuch in der Fortbewegung

- Zu zweit zusammenfinden und einen gemein-samen Tanz „erfinden“

- Abschluss mit der gesamten Gruppe im Kreis

2. Spontane Choreographie - Die TN gehen je nach Chiffontuchfarbe zu-

sammen und bilden Kleingruppen.- Gemeinsam soll die Gruppe während des

Liedes ohne verbale Absprachen einen Tanz „erfinden“ und gemeinsam durchführen.

BEWEguNgSgESChIChTE „STarT IN DEN Tag“ Im 2/4-TakTBei „Ansgars Turbo“ handelt es sich, wie der Name schon sagt, um ein schnelles Musikstück. Die drei unterschiedlich langen Melodieteile A, B, und C sind gut zu erkennen. Den Eindruck von „Hektik“ erzeugen die markanten Flöten-einwürfe.

Bewegungsaufgaben:1. Bewegungsgeschichte· Der Wecker klingelt und wir schütteln alle

Glieder· Wir springen aus dem Bett und laufen schnell

ins Badezimmer· Zähne putzen, Duschen, Abtrocken· Im Eiltempo Frühstückstisch decken und

frühstücken· Einkaufssachen schnell zusammen suchen

und die Wohnung verlassen· Treppe wieder zurück laufen, da wir die Kaf-

feemaschine nicht ausgestellt haben· Schnell zur Bushaltestelle· Im Bus stehen und die Bodenwellen und

Schlaglöcher der Straße ausgleichen· Sachen, die auf der Einkaufsliste stehen

zusammensuchen und im Einkaufswagen verstauen / verschiedene Richtungswechsel

· In Tischen wühlen· In Regalen suchen, rausholen, zurück stellen,

etwas anderes heraus nehmen· In einer Warteschlange ungeduldig warten· Schnell bezahlen· Drängeln

2. Schattenlaufen mit einem Partner/einer Partnerin

Die TN gehen paarweise zusammen und laufen wie Schatten hintereinander her und machen die Bewegungen der führenden Per-son nach. Mehrmaliger Rollenwechsel

zum LaTIN Cha-Cha-Cha-rhyThmuS Im 4/4-TakT BEWEgENDas Musikstücks „Chachanga“ ist im Cha-Cha-Cha-Rhythmus geschrieben und seine Melodie verläuft anfangs in einem A-B-Teil. Die Zwischen-

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spiele im Mittelstück des Musikstückes eignen sich gut für Bewegungs- und Gruppenwechsel.

Bewegungsaufgaben:1. Fortbewegung im Cha-Cha-Cha-Rhythmus· Gewöhnung an die Fortbewegung im Cha-Cha-

Cha-Rhythmus (lang – lang – kurz – kurz): Wechselschritte, Nachstellschritte, Gehschritte

· Nachstellschritte (vor – ran – vor) in alle Richtungen (vorwärts, seitwärts, diagonal, mit Drehung)

· Hüftbetontes Gehen im Cha-Cha-Cha-Rhythmus· Kombination von Nachstellschritten und

Wechselschritten · Partner/Partnerin treffen und „umgarnen“

2. Paarweise oder in Kleingruppen zum Cha-Cha-Cha-Rhythmus im Cha-Cha-Cha-Schritt bewegen

· Paarweise zum Cha-Cha-Cha-Rhythmus fort-bewegen

· Fliegender Wechsel von zwei Gruppen: A = Bewegungsbegleitung und B = Bewegung

SamBa-SToPP Im 2/2-TakTDas Musikstück „Samba, Stopp!“ ist im Samba-Rhythmus geschrieben und hat Pausen in un-

terschiedlicher Länge an verschiedenen Stellen. Die Musik klingt luftig und leicht und kann auch gut zur Erarbeitung und Festigung des Samba-Schrittes eingesetzt werden. Wir wollen jedoch den Schwerpunkt auf das „Spiel mit der Pause“ legen.

Bewegungsaufgaben:1. Einfrieren· Alle gehen frei durch den Raum und bleiben

bei einer Pause stehen – egal wie lang diese ist! Nach der Pause weitergehen.

· Die Arme intensiver einsetzen und In den Pausen in der Bewegung „einfrieren“.

2. Pausenwechsel· Pause = ¼ - Drehung und nach der Pause

weiter gehen· Paarweise hintereinander gehen; die Pause dient

zum Führungswechsel mittels einer ½ - Drehung

3. Pausengruppenwechsel· Zwei Gruppen A und B: A geht, B steht – in

jeder Pause Wechsel

4. Ballweitergabe in der Pause· In der Pause einen Ball weitergeben / -werfen

(mehrere Bälle sind im Spiel)

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Im Folgenden wird kurz auf die Charakteristi-ka der drei dem Workshop zugrunde liegenden Erkrankungsbilder eingegangen. Aufgrund der Komplexität jedes einzelnen Themas wird von der Referentin/Autorin auf weiterführende

17 | beWeGt leben MIt RheuMa,aRthROse und OsteOPOROseELENa SPErEITEr

… Bewegen ohne zu belasten – gelenke entlasten und in Bewegung bleiben, das sind die Leitlinien für jeden Betroffenen.zielgruppenorientierte Spiel- und Bewegungsformen zur koordinationsschulung und Sturzprophylaxe, sowie Bewegungs-angebote zur kräftigung insbesondere der gelenkstabilisierenden Tiefenmuskulatur, dienen dem Erhalt der gelenkfunkti-onen, schulen die alltagsmotorik, vermindern Deformitäten und stabilisieren die Selbstsicherheit. Leicht umsetzbare me-thoden zur Schmerzbewältigung und Entspannung sowie adäquate ausdauerfördernde Bewegungsmöglichkeiten tragen entscheidend zur verbesserung der Lebenssituation von betroffenen TN bei ...

Lehrgänge des „LandesSportBundes NRW“ und der Qualifizierungszentren des Landes verwiesen. Im Anhang sind zur besseren Orien-tierung nützliche, weiterführende Adressen und Links aufgeführt.

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RheuMa

Mit Rheuma werden ganz allgemein Beschwer-den am Haltungs- und Bewegungsapparat mit fließenden, reißenden und ziehenden Schmerzen bezeichnet, die oft mit funktionellen Einschrän-kungen einhergehen. Die medizinisch korrekte Bezeichnung für Rheuma ist

„Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises“.

Die „Internationale Klassifikation der Krank-heiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bin-degewebes“ unterscheidet bis zu 450 einzelne Erkrankungen, welche sich im Beschwerdebild, dem Verlauf und der Prognose sehr unterschei-den. Daher sind die Erkrankungen des rheu-matischen Formenkreises kaum zu überblicken und schwierig zu diagnostizieren.

„Was man nicht erklären kann, sieht man gern als Rheuma an.“

Entgegen der landläufigen Meinung ist Rheuma keineswegs nur eine „Erkrankung des Alters“. Auch junge Menschen und selbst Kinder kön-nen von rheumatischen Erkrankungen betroffen sein. Arthrosen (verschleißbedingte Gelenkbe-schwerden) treten meist im fortgeschrittenen Alter auf, während die entzündliche Form (Arthritis) typischerweise zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr erstmals in Erscheinung tritt.

Nachstehend sind zur besseren Orientierung einige „Erkrankungen des rheumatischen For-menkreises“ unterteilt in Ursächlichkeit/Lokali-sation, aufgeführt.

ENTzüNDLICh-rhEumaTISChE ErkraNkuNgEN (auToImmuNBEDINgT): · Chronische Polyarthritis · Morbus Bechterew· Bindegewebserkrankungen und entzündliche

Gefäßerkrankungen

DEgENEraTIv rhEumaTISChE ErkraNkuNgEN (vErSChLEISSBEDINgT)· Arthrosen

SToFFWEChSELSTöruNgEN, DIE mIT rhEumaTISChEN BESChWErDEN EINhErgEhEN · Gicht und andere Kristallablagerungskrank-

heiten · Osteoporose

rhEumaTISChE ErkraNkuNgEN DEr WEIChTEILE (vErSChIEDENE kraNkhEITSBILDEr mIT SymPTomEN WIE SChmErzEN Im BErEICh voN muSkuLaTur uND SEhNEN) · nicht entzündlicher Weichteilrheumatismus

(Fibromyalgie)· entzündlicher Weichteilrheumatismus

Rheuma ist eine sog. Autoimmunerkrankung. Eine Störung des Immunsystems führt im Ver-lauf dazu, dass der Körper eigene Strukturen wie die Gelenkinnenhaut angreift. Ursachen für diese Fehlfunktion des Immunsystems sind noch immer weitestgehend unbekannt. Gene-tische sowie geschlechtsspezifische Dispositi-onen können ursächlich sein. Im Verlauf der Erkrankung leiden die Betroffenen unter z. T. starken Schmerzen, Schwellungen und/oder Er-güssen der Gelenke, sowie als Spätfolgen unter Gelenkzerstörung, Fehlstellungen und Funk-tionsverlust.

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Bei der Arthrose handelt sich um eine degene-rative Gelenkerkrankung und im Gegensatz zur Arthritis (siehe Rheuma) sind bei der Arthrose die Gelenke nicht entzündet, sondern durch Abnutzung oder ein Trauma zerstört.

Im Verlauf kommt es zu chronischen, schmerz-haften, funktionellen Veränderung an den betroffenen Gelenken, meist infolge eines Miss-verhältnisses zwischen Tragfähigkeit und Be-lastung oder Alterung, aber auch infolge eines Gelenktraumas. Von einem Verschleiß durch Abnutzung ist zunächst der Knorpel betroffen, später folgen dann Veränderungen am Knochen selbst.

Nachfolgend sind zum Überblick einige Arthro-seformen aufgeführt:

· Kniegelenksarthrose · Hüftgelenksarthrose · Sprunggelenksarthrose · Arthrose der Kreuz- Darmbeingelenke· Arthrose der Wirbelgelenke · Arthrose des Schultergelenks· Arthrose des Ellenbogengelenks · Arthrose im Handgelenksbereich · Arthrose der Fingerendgelenke· Daumensattelgelenksarthrose · versteifende Arthrose des Großzehengrundge-

lenkes (Hallux rigidus)· Fehlstellung der Großzehe (Hallux valgus)

Arthrose beginnt meist schleichend und verläuft zunächst langsam. Am Anfang steht ein Knor-pelschaden (jedoch nicht jeder Knorpelschaden führt zwangsläufig zu einer Arthrose – andere begünstigende Faktoren wie z. B. medikamen-töse Behandlungen mit Antibiotika können auch ursächlich sein). Im Gelenkknorpel des Menschen befinden sich die meisten sog. „Au-toantigene“. Kommt es zu einer Verletzung des Knorpels, treten die Autoantigene aus dem

Knorpel aus und bewirken eine Immunantwort gegen sich selbst (siehe Autoimmunkrankheit bei Rheuma). Der Knorpel erfährt neben der mechanischen Schädigung zusätzlich eine bio-chemische (Andauung).

In der Folge kommt es zu einem gesteigerten Abrieb der Oberfläche, zum Verlust an Knor-pelsubstanz, der Gelenkspalt verschmälert sich. Die eigentliche Funktion des Knorpels (Dämp-fungsfunktion) wird zunehmend schlechter und der Knochen ist dem mechanischen Stress fast schutzlos ausgesetzt und der Verfall ist fortlau-fend. Bei zunehmendem Verfall kommt es zu Verformungen des Knochens (Deformitäten). Durch immer weitere Überlastungen bricht schlussendlich die Knochenbinnenstruktur unterhalb der Knorpelschicht stellenweise zu-sammen, es bilden sich „Löcher“ (sog. Geröll-zysten).

Die Folgen dieser pathologischen Entwicklung können Schwellungen des Gelenks, ggf. mit Ge-lenkerguss und zunehmende Verformungen des Gelenks nach sich ziehen. Daraus resultierend sind z. T. starke Schmerzen und Bewegungsein-schränkungen. Typisch ist der „Anlaufschmerz“ später auch „Nachtschmerzen“ und schlussen-dlich Schmerzen auch in Ruhe, besonders in bestimmten Positionen.

Viele von Arthrose betroffene Menschen (TN) berichten, dass ihnen Bewegung mit reduzierter Belastung hilft, die Beweglichkeit zu erhalten und Versteifungen zu verhindern.

„Bewegung ohne Belastung“

aRthROse

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Bei der Osteoporose handelt es sich um eine Erkrankung des Knochens selbst, welche ein erhöhtes Frakturrisiko (Knochenbruch) mit sich bringt. Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch einen erhöhten Knochenmasse/-Strukturverlust infolge eines krankhaft gestörten Gleichgewichts zwischen Knochenaufbau- bzw. abbaus zu Guns-ten des Knochenabbaus. Osteoporose kann Teile aber auch das ganze Skelett betreffen (Wirbel-säule, Oberschenkel-, Unterschenkel-, Oberarm-, Unterarm-, Becken- und Kieferknochen etc.).

Besonders betroffen ist in den meisten Fällen jedoch die Wirbelsäule (Knochenbälckchen – trabekuläres Knochengewebe/Schwammsub-stanz-Spongiosa). Wirbelkörper- und Deckplat-teneinbrüche, Keilwirbel- und Fischwirbelbil-dung sind die Folge.

Zu der optisch sichtbaren „Verkürzung“ der Wirbelsäule/des Rumpfes, treten aufgrund von muskulären Verspannungen (ausgelöst durch die Kompression von Nervenendigungen) oft sehr starke Schmerzen nicht nur im Bereich der geschädigten Strukturen auf. Jede „unnö-tige“ Bewegung wird gemieden, da Bewegung Schmerzen verursacht!

Die Betroffenen greifen in den meisten Fällen lieber auf ein Schmerzmittel zurück. Durch In-aktivität wird ein weiterer und forcierter Verfall der vorhandenen Knochensubstanz begünstigt. Körperliche Aktivität steigert nachgewiesener-maßen die Muskelkraft und somit auch den Knochenaufbau, sowie den Erhalt der Kno-chensubstanz.

Osteoporose ist die häufigste Knochenkrank-heit in der Bundesrepublik Deutschland. Die Annahme, Osteoporose sei immer die Folge des physiologischen Alterungsprozesses, ist falsch. Auch jüngere Menschen können an Osteopo-rose erkranken. Allerdings kommt sie weitaus

häufiger bei Menschen ab dem 40. Lebensjahr vor. Nach bisherigen Erkenntnissen erkrankten ca. 15 Prozent aller Männer und 50 Prozent aller Frauen an Osteoporose. Durch die Sensibi-lisierung der Bevölkerung und durch neue und genauere Diagnostik zeichnet sich aber heute ab, dass der Anteil der betroffenen Männer hö-her anzusetzen ist. Es kann davon ausgegangen werden, dass Männer und Frauen gleicherma-ßen von Osteoporose betroffen sind.

Im Nachfolgenden sind die bedeutendsten Risi-kofaktoren, welche eine Osteoporose bedingen können, aufgeführt:· Krankhafte Störung des Gleichgewichts zwi-

schen Knochenauf- und Knochenabbau (zu dieser Gruppe gehört auch die postmenopau-sale Osteoporose und ein Teil der Osteoporo-sen beim Mann).

· Familiäre Veranlagung (genetische Disposition)· Bösartige Erkrankungen des Knochenmarks

(Tumore und/oder Metastasen) · Schilddrüsenüberfunktion · Störungen der Nebenschilddrüse · Übermäßige Cortisol-Produktion der Neben-

nierenrinde (Morbus Cushing) · Calciummangelzustand· Vitamin D-Mangelzustand· Vitamin B12-Mangelzustand· Folsäuremangelzustand · Unterernährung · Untergewicht· Bewegungsmangel · Rauchen · Übermäßiger Alkoholkonsum · Hochdosierter und regelmäßiger Gebrauch

bestimmter Medikamente wie z. B. Cortison (z. B. zur Behandlung von Rheuma, Asthma oder Allergien) oder Heparin (zur Hemmung der Blutgerinnung).

· Hoher Konsum von stark zuckerhaltigen Ge- tränken (z. B. Colagetränke, Fruchtsaftge-tränke)

OsteOPOROse

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„BEWEgT LEBEN mIT rhEuma, arThroSE uND oSTEoPoroSE“Bewegung trotz oder wegen…?Verschiedenste wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Bewegung neben Medikation und Ernährung einen äußerst wichtigen Faktor in der Therapie bei allen drei Erkrankungsbildern darstellt.

DIE WIChTIgSTEN zIELE/INhaLTSBErEIChE voN BEWE-guNgSaNgEBoTEN Für aLLE DrEI zIELgruPPEN SIND:· Körperwahrnehmung · Schmerzbewältigung· Entspannung· Mobilisation· Alltagstraining/Alltagmotorik (Förderung

und Sensibilisierung körperlicher Mobilität)· Ausdauerschulung · moderates sanftes Krafttraining · Koordinationsschulung, Sturzprophylaxe · Spiele- und Spielformen

In der Gesamtheit haben diese Inhaltsbereiche das Ziel der Funktionserhaltung bzw. Funktions-verbesserung und der möglichst langen Erhal-tung eines autonomen Lebens. Durch das „ge-

meinsame Tun“ und die Identifikation mit der Gruppe, in einer entspannten positiven Atmo-sphäre mit viel Platz für die „eigene Körperlich-keit“, erwachsen ungeahnte Fähigkeiten, welche einen unvergleichlichen psychologischen Effekt auslösen können. Ablenkung von Schmerz, das Entrinnen aus dem „Teufelskreis“ Schmerz – In-aktivität – Schmerz, stellt einen wichtigen Beitrag in Bezug auf die Erhaltung des Selbstwertgefühls und somit auf die Lebensqualität dar.

Eine Bewegungsstunde dieser Art unterscheidet sich deutlich von einer Breitensportstunde, auch im Bereich „Sport der Älteren“. Neben den o. g. In-haltsbereichen erfordert die Vorbereitung, Durch-führung und Auswertung von Seiten der ÜL eine besondere methodische Vorgehensweise. Neben viel Erfahrung, einem sehr guten Hintergrundwissen und der Bereitschaft, die Entwicklung in den The-menbereichen stets zu aktualisieren, sollte die ÜL in der Lage sein, die Bewegungsangebote individu-ell zu modifizieren und für die unterschiedlichen Ansprüche zu differenzieren.

Je nach Schweregrad der einzelnen Erkran-kungen, bestehen in nicht wenigen Fällen

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Dauerschmerzen, welche von den TN toleriert werden müssen (chronische Schmerzen). Sie stellen eine Beeinträchtigung bei der Ausübung von körperlichen Aktivitäten dar, sollten ernst genommen und in der Gruppe nicht bagatelli-siert werden.

Schmerzen bedingen ein sog. Vermeidungsver-halten und begünstigen Muskelverspannungen. Muskelverspannungen führen im weiteren Verlauf zu eingeschränkter Bewegung bis hin zu Inaktivität. Es kommt zum vermehrten musku-lären Abbau, zu Einbußen der Koordinations-fähigkeit (auch inter- und intramuskulär), zu Gelenkeinsteifungen und zu forciertem Kno-chenmasseverlust, sowie zu einer ungünstigen Herz-Kreislauf-Situation.

Über einen durch Bewegungserfahrung initi-ierten Bewusstwerdungsprozess werden Bewe-gungskopplungen lokalisiert, welche schwerfäl-lig sind und zu Schmerzen führen. So erlernte leichtere und ökonomische Haltungs- und Bewegungsmuster führen zu einer erhöhten Lei-stungsfähigkeit und mehr Selbstbewusstsein.

Einer Reflexion der einzelnen Bewegungsphasen, Bewegungsangeboten innerhalb der Stunde und einer Auswertung der Übungsstunde sollte wie auch einem Eingangsgespräch genügend Raum gelassen werden. Zu den weiteren Aufgaben/Anforderungen der ÜL gehört auch eine „Be-ratung“, welche sich nicht medizinisch versteht. Tipps und Übungen für zu Hause, Gefahrenquel-len im Alltag, Entlastungsübungen/Lagerungen, Ernährung, weiterführende Adressen (Verbände, Selbsthilfegruppen…), Literatur, Broschüren sind Inhalte solch einer Beratung, die im Übrigen dan-kend von den TN angenommen wird!

Festzuhalten ist … Bewegung JA, Belastung NEIN …

Da im Normalfall unter ganz herkömmlichen hallentypischen Bedingungen eine geräte –und computergestützte Trainingssteuerung/Bela-stungsdosierung unter therapeutischer Aufsicht entfällt, sollten niemals Maximalbelastungen, Gelenkendstreckungen, forcierte Gleichgewichts-aufgaben oder Testungen der Reaktionsschnel-ligkeit durchgeführt werden! Um einen therapeu-tischen Nutzen aus Bewegung zu ziehen, gehören die betroffenen TN in therapeutische Betreuung!

Bewegungsformen mit hoher Impulsbelastung (Sprünge, Stopp and Go, Schnellkraft…), Bewegungen mit extremer Gelenkbelastung (z. B. unkontrolliertes Beugen/Strecken der Wirbelsäule, unkontrollierte schnelle Rota-tionen, Scherbewegungen der WS/Knie…), müssen vermieden werden. Unkontrollierte, abrupte Anweisungen/Kommandos, schlechte Erklärungen des Übungs-/Spielablaufs, herum-liegende Geräte-/Materialien usw. stellen eine enorme Gefahrenquelle und somit ein unnöti-ges Verletzungsrisiko dar.

Ein absolutes Bewegungs-/Sportverbot gilt bei:· Frischen Frakturen· Akuten Gelenkentzündungen/-ergüsse· Infektionen (besonders bei Rheumatikern

prophylaktisch alle Sportverletzungen vermei-den!!!)

· Grippalen Infekten· Umstellungen der Medikation

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körPErWahrNEhmuNgÜbungs- und Bewegungsformen aus dem Be-reich der Körperwahrnehmung verfolgen das Ziel, körpereigene Wahrnehmungsprozesse über den experimentellen Umgang mit neuen Bewe-gungs- und Haltungssituationen zu fördern, zu erleben und zu sensibilisieren.

Somit ist ein entscheidender Beitrag für selbst-wirksame Veränderung der Lebens- und All-tagssituation (Alltagsmotorik) des/der Einzel-nen geleistet.

„Markanter Rücken“Die TN gehen zunächst kreuz und quer durch-einander. Auf Anweisung der ÜL versuchen die TN in der Großgruppe so viele Rücken wie möglich mit dem eigenen Rücken vorsichtig und konzentriert zu „ertasten“, deren Eigenheiten wahrzunehmen und sich den entsprechenden Namen zum jeweiligen Rücken einzuprägen.

„Häuptlinge“Die TN teilen sich in Kleingruppen der Grup-pengröße entsprechend auf. Jede Kleingruppe hat einen „Häuptling“. Die restlichen Gruppen-mitglieder gehen hinter ihrem Häuptling her, der sich eine Reihe von Arm- und Beinbewe-gungen ausdenkt und diese ständig wiederholt. Sie versuchen die Systematik der Bewegungen zu erkennen und simultan mit dem „Häuptling“ durchzuführen. Nach einiger Zeit wird ein neu-er „Häuptling“ bestimmt.

SChmErzBEWäLTIguNg„Schmerz bleibt letztlich ein höchst privates inneres Erleben.“W. Packi (1996)

Missempfindungen oder Schmerzen sind natürliche körperliche Reaktionen und lie-fern Informationen darüber, dass und wo das ansonsten perfekte Zusammenspiel von z. B. Skelett, Muskulatur, Nerven oder organischen Prozessen erheblich gestört ist und dem Körper

Gefahr droht. Im Hinblick auf die Zielgruppe ist häufig zu beobachten, dass aus Angst vor dem Schmerz eine gewisse Ohnmacht entsteht und die TN in angstvolle „Bewegungslosigkeit“ (Immobilität) verfallen.

„Ankommen“Ein sehr wichtiges Ritual… zum „Loslassen“, sich fühlen, sich annehmen, ernst genommen zu werden… Die ÜL begrüßt im Innenstirnkreis alle TN herzlich zur Bewegungsstunde… die TN haben hier die Möglichkeit zur Kontaktauf-nahme mit anderen Gruppenteilnehmern…Die Begrüßung kann stehend oder sitzend statt-finden. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten solch eine Begrüßung zu gestalten:· Bevorstehende Volksfeiertage (Weihnachten,

Ostern…). Sitzkreis mit Weihnachts-, Oster-dekoration in der Mitte. Gespräche …“was mache ich zu Weihnachten…?“

· Besprechung von „Hausaufgaben“. Ge-spräche … „was habe ich gefühlt als ich die Aufgabe so gelöst habe …?“

· Singen· …

„Mit viel Kraft – mit wenig Kraft“Die TN sitzen auf einem Stuhl. Sie bekommen die Aufforderung, verschiedene Bewegungen „gewohnheitsgemäß“ auszuführen (Arme anhe-ben, Knie anziehen, sich zurücklehnen …).· Wie fühlen sich diese Bewegungen an?· Gewohnheit kann auch unangenehm sein!

Geht es vielleicht auch entspannter? Wie geht es mit „mehr / weniger“ Kraft?

ENTSPaNNuNgUnter dem Begriff Entspannung wird allgemein das Auflösen eines angespannten Zustandes, physischer und psychischer Natur, verstanden.Entspannung ist jedoch nicht gleichbedeutend mit „Nichtstun“. Entspannungsmethoden sind keinesfalls nur passiv einzuordnen. Verschie-dene körperliche Prozesse sollen während einer Entspannungsphase vergegenwärtigt werden, um somit neue Strategien zur besseren Bewäl-

beWeGunGsPRaXIs

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tigung von alltäglichen Belastungen zu ent-wickeln.

„Komm, lass uns schweben“Die TN sitzen sich auf Stühlen gegenüber. Sie erhalten von der ÜL einen nicht zu prall auf-gepusteten Luftballon. Beide TN berühren den Luftballon mit beiden Händen, sie sind über den Luftballon miteinander verbunden. Dies-mal bleiben die Augen geöffnet. Evtl. sanfte, leise Entspannungsmusik laufen lassen. Den Luftballon gemeinsam bewegen (keine großen Bewegungen, maximal auf Brusthöhe). Die TN sollten angehalten werden, möglichst nicht zu kommunizieren und die Ruhe zu genießen.

„Frühlingsbrise“Die TN sitzen alle auf Stühlen im Innenstirn-kreis mit genügendem Abstand zueinander. Sie bekommen eine reißfeste, leichte und durch-sichtige Malerfolie. Sie halten die Malerfolie gemeinsam fest. Gemeinsam wird die Malerfo-lie leicht auf und ab bewegt, so dass „Wellen“ entstehen und die „Brise“ deutlich zu spüren ist.

Variante: Leichte Bälle oder Luftballons auf die Malerfolie geben. Das „Spiel“ der Bälle/Luft-

ballons beobachten, jedoch nicht die Geräte hochspielen.

„Unter dem Meer“Die TN teilen sich in zwei Gruppen auf. Eine Gruppe sitzt wieder im Innenstirnkreis auf Stühlen. Die anderen TN spannen gemeinsam eine Malerfolie über die sitzenden TN. Durch sanfte Bewegungen entstehen wieder „Wellen“. Die sitzenden TN können zur besseren Wahr-nehmung die Augen schließen. Eventuell auch hier wieder leichte Bälle und/oder Luftballons auf die Malerfolie geben (nicht zu den Geräten nach oben schauen, sondern mit leicht geöff-neten Augen die Farbreflexe wahrnehmen).

FörDEruNg uND SENSIBILISIEruNg DEr körPErLIChEN moBILITäT (aLLTagSTraININg / aLLTagSmoTorIk)Nicht nur außerhalb ihres häuslichen Wohnbe-reiches, sondern auch innerhalb dieser „ge-wohnten“ Umgebung ergeben sich für ältere und bewegungseingeschränkte Menschen häufig Schwierigkeiten. Eine Erhöhung der allgemei-nen Bewegungssicherheit trägt maßgeblich dazu bei, Lebensräume zu erhalten und wenn notwendig auch neue Bereiche des alltäglichen Lebens zu erschließen.

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„Wirbelkettenreaktion“Die TN sitzen auf ihren Sitzbeinhöckern und probieren verschiedene Sitzpositionen aus. Wie fühlen sich die einzelnen Positionen an? An-strengend, unnatürlich oder sogar schmerzhaft?

„Leichter nach oben schauen“Die TN sitzen auf Stühlen und versuchen aus den ihnen schon bekannten Positionen („Wirbel-kettenreaktion“) heraus nach oben zu schauen.· Wie wirken sich die Positionen auf den Kopf

aus?· Gibt es Verbindungen zwischen der Bewegung

und der Atmung?· Welche Bewegung ist müheloser, erfordert

weniger Kraft?· Stellen sich Schmerzen ein? ...

auSDauErSChuLENDE BEWEguNgSaNgEBoTEDurch moderates, der Zielgruppe angepasstes Ausdauertraining, kann der im höheren Alter oft anzutreffenden Übergewichtigkeit gezielt entgegen gewirkt werden. Dies hat zur Folge, dass sich das Körpergewicht verringert, das Herz-Kreislauf-System wie auch der Haltungs- und Bewegungsapparat entlastet wird.

„Walking-Mix“Die TN gehen zu Musik kreuz und quer durch die Halle. Auf Anweisung der ÜL führen sie einzeln, zu zweit, zu dritt usw. verschiedene Bewegungen in der Fortbewegung dabei aus.

„Pappteller-Walking-Reise“Auf dem Hallenboden liegen mit Buchstaben ver-sehene Pappteller. Die TN walken zu Musik kreuz und quer um diese Pappteller herum. Auf Anwei-sung der ÜL gehen sie z. B. ihren eigenen Namen, den des Lieblingstieres, des/der Lieblingsschauspie-ler/in, der Lieblingspflanze usw. ab. Ist diese Aufga-be erfüllt, walken die TN um die noch suchenden restlichen TN ganz außen hintereinander herum.

SaNFTES kraFTTraININg Ein gesundheitsorientiertes „sanftes Krafttrai-ning“ hat folgende Ziele:

· die Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit des Haltungs- und Bewegungsapparates zu erhal-ten bzw. sie zu verbessern, inaktivitäts- oder krankheitsbedingte Abnahmen der Muskel-masse und Muskelkraft zu kompensieren

· durch Summe der positiven Wirkungen (auch soziale Aspekte), günstige Auswirkung auf die psychische Situation zu erzeugen (Steigerung des Selbstwertgefühls, des Selbstbewusstseins, Abbau von Spannungszuständen)

· Verletzungsprophylaxe und schnellere Rege-neration nach Verletzungen

„Stabheben“Die TN stehen im funktionellen Stand. Den Stab in schulterbreiter Handfassung, Ellbogen/Arme gerundet vor den Oberschenkeln. Ein-atmen und den Stab auf Brusthöhe anheben. Ausatmen senken.Variation I: Den Stab beim Senken „zusammen-drücken“.Variation II: Den Stab beim Senken „auseinan-der ziehen“.

„Latissimus mit Stab“Gleicher Übungsaufbau. Arme beim Einatmen über Kopf führen. Beim Ausatmen einen Arm angewinkelt gegen gedachten Widerstand zum Körper ziehen (Ellbogen zieht hinter den Körper). Einatmen, Arm über die Seite über Kopf anheben.

„Schulterwohl und Schulterbrücke mit Stab“Die TN gehen auf einer Matte in die funktio-nelle Rückenlage. Einatmen und den schulter-breit gefassten Stab (liegt auf dem Unterbauch auf) über die Senkrechte hinter den Körper führen und die Arme, wenn möglich, ablegen. Ausatmen und in die Schulterbrücke kommen. Beim nächsten Ausatmen Arme und Körper in die Ausgangsposition zurückführen.

KoordinationsschulungJe besser die koordinativen Fähigkeiten sind, umso ökonomischer und zielgerichteter erfolgt der Bewegungsablauf (Bewegungskoordina-tion). Die Bedeutung gut funktionierender

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koordinativer Fähigkeiten in der alltäglichen Lebenssituation reicht über die Sturzprophy-laxe, Haltungsregulation (Standsicherheit), Aufstehen, Niedersetzen, Überqueren von Stra-ßen, Benutzen von Rolltreppen und Gehhilfen, Körperpflege, Vermeiden von Ausrutschen bis hin zur Selbstständigkeit und Selbstsicherheit.

„Über die Brücke“Die TN stehen an einer Stirnseite der Halle. Sie sollen jetzt die Seiten wechseln ohne dabei:· die am Boden geklebten Kreppbandkreuze

(ÜL im voraus vorbereiten) zu betreten· den Gehrhythmus zu unterbrechen· die am Boden liegenden Hand- oder Kleinge-

räte/Alltagsmaterialien zu berühren (ÜL legt zusätzlich zu den Kreppbandkreuzen Geräte/Materialien – Tennisringe, Frisbeescheiben, Zeitungspapier... am Hallenboden ab)

„Bunte Ecken“Die TN teilen sich in vier gleichstarke Gruppen auf. Jede Gruppe erhält von der ÜL eine bunte Karte. Jede Gruppe hat eine Farbe (z. B. rot, blau, grün, gelb). Die Kleingruppen gehen jetzt in die vier Ecken des Raumes. Die ÜL steht gut sichtbar im Raum. Wird z. B. die gelbe Karte nach oben gehalten, geht die „gelbe“ Gruppe gemeinsam zur Raummitte und zurück.Variante: „Tauscht die Ecken“ Die ÜL hält gleichzeitig zwei Karten hoch, entsprechende Gruppen tauschen ihre Ecken.

STurzProPhyLaXEDurch das Nachlassen der motorischen Fähig-keiten wird die Wahrscheinlichkeit, einen Sturz zu erleiden, und in der Folge bettlägerig bzw. pflegebe-dürftig zu werden, drastisch erhöht. Stürze lassen sich nie ganz verhindern. Sehr oft kommt es auch bei alltäglichen und lebensnotwendigen Situati-onen wie z. B. beim Einkaufen durch unachtsames Verhalten der Mitmenschen (Stoßen, Rempeln, Schubsen) zu dramatischen Zwischenfällen. Auf körperlicher Ebene können u. a. Veränderungen im sensorischen Bereich (Sehen, Hören, Tasten), starke Schmerzen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Schwin-

delattacken, Medikamente und neurologische Ausfälle Gründe für Stürze sein.

„Mattenwandern“Die TN bewegen sich zunächst kreuz und quer um am Boden liegende Matten herum (verschie-dene Mattenarten benutzen wie z. B. Judo-, Gymnastikmatten; wenn vorhanden Weichbo-denmatte). Auf Anweisung der ÜL „überwan-dern“ sie die unterschiedlichen Matten und nehmen dabei die verschiedenartigen Eigen-schaften wahr (weich/hart, dick/dünn, flexibel/starr, angenehm/unangenehm).

„Meine Matte, deine Matte“Die TN bewegen sich zunächst wieder kreuz und quer um die am Boden liegenden Matten herum. Danach beginnt wieder wie zuvor die „Mattenwanderung“ (so viel wie möglich Mat-ten „bewandern“). Auf Anweisung des/der ÜL bleiben die TN auf einer Matte stehen (stehen nicht genug Matten zur Verfügung, können sich auch zwei TN eine Matte teilen). Auf Anweisung des/der ÜL sollen die TN:· auf der Matte hin und her gehen· sich breitbeinig auf die Matte stellen· die Füße schließen· sich in den Ballenstand erheben· sich auf die Fersen stellen· zwischen Ballen und Ferse hin und her pen-

deln· einen Fuß auf der Matte belassen und den

anderen auf den Boden stellen· „Bordsteinkantengehen“ ausführen (ein Fuß

auf der Matte, der andere auf dem Boden wie zuvor, die Matte umwandern)

Nach einer Weile verlassen die TN „ihre“ Matte und wandern weiter zur nächsten (möglichst nicht die gleiche Mattenart). Die Übungen können, je nach Belastbarkeit der TN, auch mit geschlossenen Augen – blinzelnd – ausgeführt werden. Durch das Ausschalten des optischen Sinnes, werden automatisch mehr periphere Reize zur Weiterverarbeitung weitergeleitet.

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…Adressen, Links… Bezugsquellen Musik: - www.sportlaedchen.de- www.silenzio.de- www.tanzversand.de (Dieter Balsies Verlag)

Weiterführende Adressen Literatur: - www.amazon.de- www.buecher.de- www.buch24.de

Weiterführende Adressen Verbände: - www.drk-nrw.de- www.deutsches-arthrose-forum.de- www.dr-gumpert.de- www.osteoporose.org- www.rheuma-liga.de- www.google.de

kLEINE SPIELE uND SPIELFormENAufgrund der besonderen Wirkungsweisen von kleinen Spielen und Spielformen sind verschie-dene „Qualitätskriterien“ an die angebotenen kleinen Spiele und Spielformen zu stellen.

Kleine Spiele/Spielformen:· dienen der Verbesserung bzw. Erhaltung der

Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit (Alltagsmotorik)

· verbessern elementare physische Aspekte (z. B. Herz-Kreislaufsystem, Haltungs- und Be-wegungsapparat)

· fördern die Kommunikation und soziale Integration (soziale und psychische Vereinsa-mung)

· vermitteln Wissens- und Bewegungswissenser-weiterung (Psychomotorik)

· fördern Spaß und Freude an körperlicher Aktivität

„Zurück zum Kreis“Die TN stehen im Innenstirnkreis. Nacheinan-der sagen die TN ihren Namen und merken sich den Namen zur Rechten. Auf Anweisung der ÜL setzen die TN sich in Bewegung. Nach einer Weile gibt die ÜL das Kommando „Zurück zum Kreis“. Die TN bilden einen Innenstirnkreis und versuchen sich genau so zu stellen, wie sie anfangs standen und begrüßen ihre Nachbarn mit Namen. Je nach Tagesform der TN kann das Spiel mehrere Male gespielt werden (TN nehmen dann eine andere Position im Kreis ein).

„Kreuzworträtsel“Die ÜL verteilt Pappteller an die im Innenstirn-kreis sitzende Gruppe. Auf den Papptellern ste-hen groß und leserlich geschriebene Buchstaben (Druckbuchstaben von A - Z, je nach Gruppen-größe sind nicht alle Buchstaben „im Spiel“). Die TN schauen sich „ihren“ Buchstaben an. Die ÜL nennt einen Begriff (z. B. Haus, Brief o. ä.). Die TN halten dementsprechend ihre Buch-staben hoch. Bei Buchstabendopplungen (z. B. bei Bett) wird das „T“ zweimal nacheinander hochgehalten.

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hErkuNFT DES BoSSELNSTrotz der vielen Ähnlichkeiten mit anderen Sport-arten (Kegeln, Bowling, Boccia usw.) trifft kein Vergleich die Eigenart des Bosselsports. Bosseln ist ein traditioneller friesischer Volkssport getreu der Devise: Der Friese lernt zuerst das Laufen und dann das Bosseln. Neben den Bosselvereinen in den überwiegend norddeutschen Küstenregionen, in der Lüneburger Heide, Osnabrück, Nordrhein-Westfalen und im Harz hat sich das Spiel auch weltweit durchgesetzt: durch deutsche Auswan-derer wurde es in die Niederlande, Irland, Italien oder manche Gebiete der USA eingeführt.

BoSSELgESChIChTEMit der Gründung des Friesischen Klootschie-ßerverbandes (FKV) am 25. Mai 1902 begann für das Friesenspiel eine neue Epoche. Einer der wesentlichen Satzungspunkte des Verbandes ist neben dem Friesensport der Heimatgedanke, mit dem Ziel, die friesischen Sitten und Gebräuche und die plattdeutsche Muttersprache zu pflegen und zu erhalten. Neben dem Breiten- und Leistungssport wird es vielfach auch als gesellige Tätigkeit, etwa im Rahmen von Feiern oder der regionaltypischen Kohlfahrt, betrieben. Bei letzterer Variante ist das Spiel häufig mit dem Konsum landestypischer Getränke und Speisen verbunden.

vIELFaLT DEr kugELN:Die Bosseln (plattdeutsch für Kugeln, allgemeiner: Kloote) waren in der Anfangszeit des Sports aus einem schweren Holz (Pockholz) gefertigt. Mitt-lerweile gibt es eine Vielzahl verschiedener Kugeln. Die gängigsten sind die Gummikugeln, die in zwei verschiedenen Größen (9,5 / 10,5 cm Durchmes-ser) erhältlich sind sowie Kunststoffkugeln in drei verschiedenen Größen (10, 11, 12 cm Durchmesser, 710-1220 g. Die Kugeln kosten ca. 20- 40 Euro. WEITErE auSSTaTTuNg- Krabber (auch Kescher genannt) zum Suchen

der Bosseln aus den Gräben  - festes Schuhwerk - wetterfeste Bekleidung, da auch bei Regen

gebosselt wird- Bosseltasche zum Transportieren  - Lappen zum Trockenreiben der Kugeln

rEgELNIm klassischen Bosseln spielen zwei Mann-schaften gegeneinander. Dabei gibt es keine feste Wurfbahn, sondern die Wettbewerbe finden auf Straßen statt. Jeder Werfer setzt mit seinem Wurf an dem Landepunkt des Vorwerfers seiner Mann-schaft an. Ziel ist es die jeweilige Bosselstrecke mit möglichst wenigen Würfen zu überwinden.

18 | sPIelend In beWeGunG – ausdaueRtRaInInG IM fReIen: bOsselnNICoLE koNS

he löpt noch, Lot hum susen, Laat hum lopen…

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Die Mannschaft, die dafür die wenigsten Würfe benötigt, hat gewonnen. Bei gleicher Wurfanzahl wird das Spiel als unentschieden gewertet. Die Streckenlänge ist unterschiedlich, da je nach Straßenbeschaffenheit die Wurflänge unter-schiedlich ausfällt. Sie sollte aber so sein, dass jeder Werfer zwischen 10 und 12 Würfe zu absol-vieren hat. Dabei ist eine Gesamtstreckenlänge von ca. 8 Kilometern nicht selten.

In der Zeichnung hat Mannschaft „Schwarz“ für die bisher bewältigte Strecke 3 Wurf benötigt. Mann-schaft „Rot“ schaffte die Strecke mit 2 Wurf. Mann-schaft „Rot“ liegt mit einem Wurf in Führung. Da die Mannschaft „Schwarz“ jetzt mit einem Wurf im Rückstand liegt, ist als nächster Werfer die Nr. 4 der Mannschaft „Schwarz“ am Zug. Die jeweils zurück-liegende Mannschaft wirft zuerst. Werfer Nr. 3 der Mannschaft „Rot“ setzt aus. Die nächsten Werfer sind Werfer Nr. 4 der Mannschaft „Schwarz“ sowie Werfer Nr. 4 der Mannschaft „Rot“.

DIE TEChNIkDie Technik des Bosselns ist mit anderen Wurf-disziplinen (z.B. Kegeln) vergleichbar. Der Werfer nimmt bei einem Bosselwurf einen ca. 20m langen Anlauf, der mit einem Abwurf endet, bei dem die Bosselkugel geworfen wird. Ein schneller Anlauf erhöht die Wurfweite, ein stabiler Anlauf bringt Sicherheit. Während der Werfer langsam anläuft und im Laufe des Anlaufes schneller wird, wird der Wurfarm senkrecht am Körper gehalten. Kurz vor dem Abwurf wird mit dem Wurfarm (am Körper entlang) weit nach hinten ausgeholt. Beim Abwurf: gerade Haltung und gerader Arm.

Im Moment des Abwurfes wird der Wurfarm mit großer Geschwindigkeit und großem Kraft-aufwand nach vorne geschnellt, um die Kugel mit einer hohen Geschwindigkeit zu werfen. Der Bewegungsablauf ist vergleichbar mit dem des Kegelns, bloß ist beim Bosseln relevant, wie weit man die Kugel wirft/ rollt. Genauigkeit ist natürlich auch sehr wichtig. Beim Abwurf unter-scheidet man die drei Wurfarten:

1. „über dem Daumen“  2. „über dem Finger“  3. „gerade aus der Hand“  

DEr WETTkamPFBei Wettkämpfen unterscheidet man zwischen Standkampf, bei dem immer von der gleichen Stelle abgeworfen wird, und den Wettkampf auf Strecke (meistens auf Landstraßen). Der Standkampf findet meistens bei Vereinsmeister-schaften, Preisbosseln, friesischen Mehrkampf u. a. statt. Der Wettkampf auf Strecke ist aber gebräuchlicher. Hierbei bosseln zwei Mann-schaften gegeneinander. Auch bei Einzelmeister-schaften, die von den Kreis- und Landesverbän-den durchgeführt werden, wird diese Art des Bosselns bevorzugt. Dabei hat jeder Werfer 10 Würfe, die er hintereinander auf einer Strecke wirft. Der Werfer, der nach Ablauf der 10 Würfe die meisten Meter erzielt hat, hat gewonnen Im Bosseln finden regelmäßig nationale und internationale Meisterschaften statt. Deutsche Meisterschaften werden seit 1999 (in Meldorf) alle 2 Jahre ausgetragen. Europameisterschaften werden alle 4 Jahre ausgerichtet (zuletzt 2004 in Westerstede, 2008 in Cork, Irland).

Quellen (Text und Abbildungen)- de.wikipedia.org- www.bosseln-online.de- www.friesensport.de- www.nordwestreisemagazin.de/bosseln.htm

Weiterführende Literatur- Helge Kujas: Klootschießen, Schleuderball.

Isensee: Oldenburg 1994. 12,90 Euro- Ihno Alberts, Harm Wiemann, Ursula Basse-

Soltau: Das alte Friesenspiel ist jung, Kloot-schießen und Bosseln einst und jetzt. Soltau Kurier: Norden 1988. 18,00 Euro

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„fit für 100“ (ff100) – Bewegungsprogramme für Hochaltrige startete 2005 als Projekt am Institut für Bewegungs- und Sportgerontolo-gie der Deutschen Sporthochschule unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Heinz Mechling. Neben dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW sind der LandesSportBund NRW und die Landes-seniorenvertretung NRW Kooperationspartner. Motorische, mentale, soziale und pflegebezogene Effekte konnten innerhalb der wissenschaftlichen Untersuchung nachgewiesen werden.

Darauf aufbauend beschäftigt sich ff100 sowohl mit der Erprobung eines Konzeptes zur Auswei-tung und Qualitätssicherung des bestehenden ff100-Programms, als auch mit einer Pilotstudie „fit für 100“ mit Demenzerkrankten, in der Erfahrungen aus den beiden Demenzgruppen der Modellphase I überprüft und neue Akzent-setzungen vorgenommen werden. Dabei wird insbesondere den Fragen nachgegangen, ob Demenzerkrankte das Bewegungsprogramm erlernen und im gleichen Umfang absolvieren können und ob Demente von dem Bewegungs-konzept in gleicher Weise wie die bisherigen Teilnehmer profitieren. Die ausgewerteten

Daten der Pilotstudie bestätigen, dass sich das Bewegungsprogramm „fit für 100“ auch für demenziell erkrankte Menschen des höheren Lebensalters eignet. Nach 2 Monaten konnten die Teilnehmer alle 10 Übungen absolvieren, nach 4 Monaten Trainingsphase zeigten sich stabile Leistungen und Verbesserungen in den funktionell-motorischen Tests sowie in den Aktivitäten des täglichen Lebens.

Damit profitieren die dementen Teilnehmer von einem regelmäßig stattfindenden Mus-kelaufbautraining, gewinnen Alltagskompetenz zurück und reduzieren ihr Sturzrisiko. Da es sich um eine Pilotstudie handelt, müssen weitere Untersuchungen mit einer umfangreicheren Stichprobe durchgeführt werden, um die vor-läufigen Ergebnisse zu verifizieren.

DaS TraININgSProgrammGenerell wird bei ff100 2 x wöchentlich je 60 Minuten in der Gruppe trainiert. Inhaltlich wird ein Muskelaufbautraining (10 Übungen) mit individuell steigerbaren freien Gewichten und einer mittleren Belastungsintensität (gem. subjektivem Belastungsempfinden) durchge-führt. Ergänzt werden die Kraftübungen durch

19 | das „fIt füR 100“-PROGRaMMuLrIkE uND FraNk NIEDEr

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koordinative und sensomotorische Übungen sowie durch Spiele und Kommunikation.

üBuNgSSTuNDEDie Darstellung einer exemplarischen Übungs-stunde beschränkt sich hier auf zwei Kraft-übungen ohne koordinative Erwärmung und Spielformen, da erfahrungsgemäß bei Übungs-leitern (ÜL) ein ausreichender Erfahrungs-schatz in diesen Bereichen vorliegt

STuNDENaBLauF Im BEWEguNgS-aNgEBoT „FIT Für 100“Dauer: zu Beginn 45 min; im Laufe der Zeit Steige-

rung auf 60 minHäufigkeit: 2 Mal pro WocheBegrüßung

2 Min.Koordinatives Erwärmen

5-10 Min.Kräftigungsprogramm

30-45 Min.· Zeit für einen Satz mit je 10 Wdh.

etwa 25-30 min· Zeit für zwei Sätze mit je zehn Wdh.*

etwa 30-45 minAusklang: Spielform

3-5 Min.Zeit für Trinkpausen

Etwa 2 Min.

* Nach Beendigung der Einübungsphase (meh-rere Monate) oder bei sehr vitalen Teilnehmern kann ein zweiter Satz durchgeführt werden. Satz-pause: ca. 1-2 min.

kRäftIGunGsteIl

Vertraut machen mit dem Material nur in den ersten Übungsstunden durch beispielsweise:Verschiedene Hanteln werden herumgereicht und von den TN gehalten und ‚gewogen’. Jeder Teilnehmer wählt die für ihn passend erschei-nenden Hanteln für das Training. Es erfolgt eine kurze Anleitung zum Gebrauch und Able-gen der Hanteln. Erste Bewegungen zur Arbeit mit den Hanteln im Sitzen. Je nach Leistungsfä-higkeit der Teilnehmenden Einübung verschie-dener Bewegungsmöglichkeiten.

Im Sitzen: Arme wechselseitig/gleichzeitig anheben (gestreckt) oder beugen, Handgelenke kreisen und wieder stabilisieren

! Rückmeldungen zum Tragen der Gewichte (evtl. Gewichtskorrekturen vormerken) einholen.

Danach folgt die eigentliche Übung:

üBuNg: BIzEPSZiel: Kräftigung der vorderen Oberarmmus-kulatur (M. biceps brachii, M. brachialis, M. brachioradialis)

Ausführung: In jeder Hand eine Hantel, Oberarme liegen seitlich am Oberkörper an, Handrücken zeigen nach außen oder hinten; beide Arme im Ellbogengelenk langsam beugen (Hände mit den Gewichten nach oben Richtung Schulter bewegen), langsam und kontrolliert wieder absenken, jedoch nicht bis zur vollen Streckung im Ellbogengelenk.

Hinweise: Oberarme bleiben stabil seitlich am Körper und unterbinden damit das Schwungho-len. Auf aufrechte Körperhaltung achten. Ach-tung: Während der gesamten Wiederholungen wird das Gewicht aktiv gehalten – ein passives „Hängenlassen“ des Gewichts in der Ausgangs-stellung soll vermieden werden.

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VariationsmöglichkeitenHandflächen zeigen in der Ausgangsstellung (bei fast gestreckten Armen) noch nicht nach oben, sondern nach innen zueinander (Halbpro-nation); beim Beugen der Arme Handflächen nach oben eindrehen (supinieren).

EINFühruNg DEr kräFTIguNgSüBuNg Für DEN hüFTBEugErJeder Teilnehmer nimmt die für ihn persönlich zurechtgelegten Manschetten oder bekommt sie von der ÜL angereicht. Es erfolgt eine An-leitung zum Anlegen der Manschetten. ÜL und helfende Person legen Manschetten bei denjeni-gen Teilnehmern an, die Hilfe benötigen. Erste Bewegungen zur Arbeit mit den Fußgewichten im Sitzen. Je nach Leistungsfähigkeit der Teil-nehmenden Einübung verschiedener Bewegungs-möglichkeiten mit angelegten Beinmanschetten, z. B: Im Sitzen Beine wechselseitig anheben oder Füße kreisen oder aufstehen, (rechts herum) um den Stuhl herumgehen, wieder setzen

! Rückmeldungen zum Tragen der Gewichte (evtl. Gewichtskorrekturen vormerken) einholen.

Für die Durchführung der Übung geht jeder TN vom vorderen Stuhl rechts herum zwischen die Stühle des inneren Stuhlkreises. Der Zwischenraum bietet Platz zum Knieheben, der hintere Stuhl (äuße-rer Stuhlkreis) sorgt im Falle eines Falles für Halt.

üBuNg hüFTBEugErZiel: Kräftigung der Hüftbeuge-Muskulatur (M. iliopsoas, M. rectus femoris)

Ausführung: Stand zwischen zwei Stühlen, an Stuhllehne festhalten; rechtes und linkes im rechten Winkel gebeugtes Knie im Wechsel anheben (bis max. 90° im Hüftgelenk) und langsam u. kontrol-liert wieder absetzen.

Hinweise: Oberkörper stets aufrecht, nicht in der Hüfte seitlich abknicken!

Variationen: Zu Beginn können bei Standunsi-cherheit beide Stuhllehnen als Gleichgewichts-hilfe dienen. Ziel ist jedoch, sich mit nur einer/keiner Hand abzusichern

aLTErNaTIvE (Für roLLSTuhLFahrEr):Ziel: Kräftigung der Hüftbeuge sowie der Bauchmuskulatur (M. iliopsoas, M. rectus femoris, M. rectus abdominis)

Ausführung: Rechtes und linkes Knie im Wech-sel anheben und langsam u. kontrolliert wieder absetzen

Hinweise: Oberkörper stets aufrecht halten. Knie zeigen nach vorn. Vorsicht, bei künst-lichen Hüftgelenken; zeitlichen Abstand nach OP gewährleisten!

Variationen: Kann das Knie gar nicht ange-hoben werden, so können die Fußspitzen im Wechsel angehoben werden.

schlussfOlGeRunG und ausblIckAllen bisherigen Untersuchungen zufolge konnten bei der Zielgruppe der Hochaltrigen und auch der demenziell Erkrankten die po-sitiven Wirkungen von „fit für 100“ bestätigt werden. Vor dem Hintergrund „Bewahrung der Alltagskompetenz“, sind besonders die alltagsrelevanten Ausführungen zu nennen. Da ein Großteil der Übungen auch Gleichgewicht, Stand- und Gehsicherheit trainiert und darüber hinaus Hand- und Haltekraft stärkt, kann „fit für 100“ als geeignetes Mittel zur Sturzpräven-tion angesehen werden. Die für Sportvereine noch „ungewohnte“ Gruppe der Hochaltrigen bedeutet sowohl Herausforderung (Krank-heiten, Alternativübungen, etc.) als auch neues Potential (neue Mitglieder für den Verein, alte Mitglieder länger „aktiv“ halten).

Die Umsetzung von „fit für 100“ im Sportver-ein wird durch den LandesSportBund in 2008 innerhalb einer finanziell geförderten Maßnah-me in folgenden Sportvereinen durchgeführt:Verein für betagte Bürger, Krefeld; DJK Wi-king, Köln; Kneipp Verein, Gronau

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Du fühlst Dich „reif für die Insel“ aber der Ur-laub ist noch fern? Du hast eine schwierige und anstrengende Arbeit (erledigt) und benötigst eine Pause? Es gibt noch so viel zu tun und Du fühlst Dich müde und erschöpft? Andererseits kommst Du am Feierabend nicht wirklich zur Ruhe . . .? Auch wenn Du nur eine einzige Frage mit „Ja“ beantworten könntest, empfehle ich Dir – Qigong!

„Dat is eine ganz alte Marotte von die Chine-sen, um die zu beruhigen; ohne dat Schi läuft bei die Asier gar nix mehr“ (Zitat: Herbert Knebel). Mal ehrlich, wie oft kommt eigentlich bei Dir jemand vorbei, um Dir den Nacken zu massieren, die Kinder abzunehmen, spazieren zu gehen? Sagt Dein Chef auch immer öfter: „Achten Sie auf ihre Gesundheit! Machen Sie mal eine kleine (Qigong) Pause!“

Du weißt schon, worauf ich hinaus will: Egal, ob Du Hausfrau/-mann, Mutter/Va-ter, Rentner(in), Student(in), Manager(in), Brummifahrer(in), alleinerziehend und/oder arbeitslos bist.

Gesundheit und Lebensfreude können nur durch eigenes Bemühen erreicht werden; dem Menschen kommt dabei keine passive, sondern eine aktive Rolle zu!

Unseren täglichen Belastungen etwas Wirksames entgegenzusetzen, das ist das Ziel von Qigong. Nicht nur in der Berufs- und Arbeitswelt sondern auch im persönlichen Bereich und in der Freizeit. Regelmäßig und richtig angewendet können mit Hilfe von Qigong stressbedingte Beschwerden gemildert und die Gesundheit verbessert werden. Grund genug also um sich mit Qigong einmal näher zu befassen und einen ersten Schritt in Richtung Hilfe zur Selbsthilfe zu tun.

Am besten fangen wir gleich an!Die nachfolgenden Übungen dienen der Kurzre-generation zwischendurch, wenn man nur 5 bis maximal 10 Minuten Zeit hat und eine kleine Unterbrechung, Pause einlegen kann.Die Übungen können im Sitzen oder Stehen ausgeführt werden. Beginn und Abschluss sind immer gleich. Die Übungen selbst kannst Du nach Zeit und Vorliebe kombinieren.

20 | stRessbeWältIGunG und entsPannunG – MIt QIGOnG und taI chI deM alltaG entflIehen!SILvIa LamBErTz

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BEgINN:Abstand gewinnen / Distanzierung (gilt für jede Übung): Ausgewogene Haltung einnehmen, Zunge lösen, 3 x tief durchatmen

„maSSagE DEr hImmELSSäuLE“Damit ist das Muskel- und Bändersystem links und rechts neben der Halswirbelsäule gemeint. Mit der linken Hand die linke Halsseite von den Dornfortsätzen an leicht zusammenpressen und daumenwärts ausstreichen. Am 1. Halswirbel beginnen bis zum 7. – dann folgt die rechte Seite.

maSSagE „groSSEr WIrBEL“Damit ist der sog. „Prominente Wirbel“ ge-meint. Wenn Sie den Kopf leicht vorneigen wölbt sich der Bereich zwischen dem letzten Halswirbel und ersten Brustwirbel etwas hervor. Mit der linken Hand die Wölbung greifen, leicht zusammendrücken und kleinfingerwärts drehen. 5 x links und 5 x rechts herum drehen.

„FäChErFINgEr“Die Finger werden nacheinander fächerförmig, treppenförmig in öffnender und schließender Bewegung geführt. Dabei wird das Handgelenk mitbewegt und gedreht.

„yIN-yaNg-kLoPFmaSSagE“Mit der rechten Hand an der linken Schulter beginnen und an der Innenarmseite nach unten zur Hand klopfen. Den Arm drehen und an der Außenseite wieder hinauf. Noch weitere 3 x wiederholen. Dann Seitenwechsel, linke Hand klopft rechten Arm. Weiter klopfen beide Hän-de gleichzeitig ab etwa Brusthöhe im Zick Zack die Körperseiten bis zu den Hüften, dann an den Beinaußenseiten hinunter bis zu den Füßen.

An den Beininnenseiten wieder hinauf – Bauch, Taille, Hüften – außen herrunter und innen hinauf. Anschließend die Rückenstrecker locker abklopfen, einige Male auf- und abwärts. Im

Anschluss wird der gesamte Körper nochmals mit den Händen ausgestrichen.

„gESIChTS- uND ohrmaSSagE“Die Fingerspitzen beider Hände streichen von der Kinnmitte zu den Mundwinkeln, zu den Nasenflügeln, zu den Augen (innen, Tränendrü-se) über die Stirnmitte zum Haaransatz. Von dort flächig über die Stirn nach außen zu den Schläfen, dann vor den Ohren hinunter zum Kiefer und in den Nacken. Anschließend· Rechte und linke Hand im Wechsel über den

prominenten Wirbel streichen· Die Haare kämmen (mit den Fingern über

den Kopf streichen)· Die „Tore“ klopfen: Prominenter Wirbel,

Jadekissen, Hinterkopf, Scheitelpunkt, · Drittes Auge und über die Schläfen zurück in

den Nacken

ohrmaSSagE:· Mit dem Daumen die Ohren von innen nach

außen ausstreichen· Die Ohren zwischen Daumen und Zeigefinger

drücken, kneten, massieren· Mit den Zeigefingern alle Furchen, Rillen und

Ohrmuschel nachfahren· Mit V-Fingern (Zeige- und Mittelfinger) vor

und hinter den Ohren auf- und abwärts strei-chen

Abschluss: Hände auf dem „Dantien“ (Energie-zentrum im Unterbauch), zur Ruhe kommen, 3 x tief ein- und ausatmen – über den Kopf nach hinten und an der Wirbelsäule nach unten reibend massieren.

QIGOnG „PausenübunGen“

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WaS IST QIgoNg?Qigong ist ein Teilbereich der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Der Name bedeutet: Übung oder Methode zur Pflege der Lebenskraft/-energie. Gerade in unserer heutigen Zeit sind die Übungen des Qigong hervorragend dazu geeignet, auf sanfte Art inneres Gleichge-wicht und Wohlbefinden zu erlangen. Sie beein-flussen den Bewegungsapparat und die Muskula-tur, fördern Flexibilität und Gelenkigkeit, wirken positiv auf Herz, Kreislauf und Stoffwechsel.Der Geist beruhigt sich während der Übungen, wird innerlich zentriert, so dass eine effektive Wirkung für Prävention, Rehabilitation, Selbst-heilung und Lebenspflege erzielt wird. Qigong stellt keine sportlichen Grundbedingungen und kann in jedem Alter praktiziert werden.

WaS IST TaI ChI ChuaN?Das TCC ist eine alte chinesische Bewegungs-kunst, die ursprünglich als Kampfkunst entwi-ckelt wurde, doch mittlerweile vorwiegend zur Gesundheitspflege geübt und praktiziert wird. Tai Chi ist das erhabene Letzte, das Höchste (Be-griffe aus der taoistischen Philosophie). Chuan ist die geleerte Faust. „Für das erhabene Letzte mit leerer Faust kämpfen“ bedeutet Selbstvertei-digung des Menschen im engeren, aber auch im erweiterten Sinne (Gesundheit, Selbsterkennt-nis). Ebenso wie beim Qigong können durch die langsamen, sanften und runden Bewegungen – in Verbindung mit der geistigen Aufmerksamkeit und der Atmung – die Lebensenergien erhal-ten und gestärkt werden. Wann Tai Chi Chuan

entstanden ist, lässt sich nicht genau sagen. Aber die Spuren der Tradition lassen sich über zweitausend Jahre zurückverfolgen. Besonders in den taoistischen Klöstern entstanden vielfältige Bewegungssysteme, die Meditation, Selbstvertei-digung und Gesundheitspflege miteinander ver-knüpften und auch als Ausgleich zu den langen Sitzphasen beim Meditieren dienten.

yIN uND yaNgYin und Yang sind zwei Schlüsselbegriffe der taoistischen Philosophie. Yin meint ursprüng-lich die beschattete Seite des Flussufers (dun-kel) und ist weiblich. Yang meint die besonnte Seite des Ufers (hell) und ist männlich. Yin und Yang werden durch den dunklen und den hellen Tropfen im Yin-Yang-Symbol charakterisiert.Qigong und TCC sind Bewegungskünste, die durchgehend nach den Prinzipien von Yin und Yang aufgebaut sind. Die Yin-Yang-Pulsation ist typisch für die Bewegungsweise hinsichtlich Atmung, Richtungs-, und Spannungswechsel, öffnender und schließender Bewegungsführung sowie für die permanent wechselnde Gewichts-verlagerung.

Besonders auf vegetativ überreizte Menschen wirkt sich die ausgleichende Yin-Yang-Bilanz beruhigend und auf den Parasympathikus stärkend aus. Künstlich vom Menschen geschaf-fene Automatismen, wie industriell-technische Systeme verlangen nach ununterbrochenem Yang-Verhalten. Die Natur hingegen besteht aus einem permanenten, rhythmischen Prozess, in dem Spannung und Entspannung, zusam-menziehen und auseinander dehnen, Helligkeit und Dunkelheit, Kälte und Wärme zyklisch wechseln. Ein Mensch, der zu diesem Rhythmus nicht mehr finden kann, wird auf Dauer krank werden. Qigong und TCC wollen uns auf diesen Naturrhythmus aufmerksam machen und ein Bewusstsein für Yin und Yang in unserem All-tag begünstigen.

Auch einmal ausruhen, auch einmal „nein“ zu einer Verpflichtung sagen, genügend Schlaf fin-den, nicht jeder Erfolgschance hinterher jagen und auch einmal müßig sein. Dann kann auch Anspannung, Einsatz und Engagement zu einer gesunden Lebensführung gehören.

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mögLIChE auSWIrkuNgEN auF DIE gESuNDhEITAllgemein- Erhält die Gesundheit, beugt Krankheiten

vor, stärkt die Selbstheilungskräfte und die Immunabwehr

- Lindert Beschwerden, unterstützt Therapie und Rehabilitation

- Erhöht die Widerstandskraft, reguliert und harmonisiert Blut-, Lymph- und Energiefluss

- Verbessert die Stimmungslage, beeinflusst mentale und emotionale Aktivitäten und dient so der Stresshygiene

- Fördert die Konzentrationsfähigkeit und das kreative Potential

- Stärkt das Selbstbewusstsein und hilft, be-wusster und gelassener zu leben

Herz-Kreislauf-System- Sanfte, schonende Herz-Kreislaufbelastung ist mit

der Intensität des Spazieren gehens vergleichbar- Beeinflussung des vegetativen Nervensystems,

d.h. Beruhigung durch Stärkung des Para-sympathikus

- Verminderung der Herz-/ Pulsfrequenz- Senkung des Blutdrucks- Verminderung des Sauerstoffverbrauchs des

Herzens- Verbesserung der peripheren Durchblutung- Verbesserung der Sauerstoffausschöpfung in

der Skelettmuskulatur- Verminderung von Rhythmusstörungen

Atmung- Bewusstere, vertiefte Ein- und Ausatmung- Beruhigung und Entspannung der Atmung- Senkung der Atemfrequenz- Verbesserung der Zwerchfellatmung- Verbesserung der Elastizität des Lungengewebes- Verbesserung der Thoraxbeweglichkeit- Verbesserung der Lungenfunktion (Peak flow)

Bewegungsapparat- Rückengerechte Haltung, Erlernen rückenge-

rechten Verhaltens- Ausgewogene, achsengerechte Belastung der

Gelenke- Förderung des Gelenk- und Bandscheiben-

stoffwechsels- Kräftigung und Dehnung der Skelettmuskulatur- Verbesserung der Koordination

- Verminderung von Verspannungen- Verbesserung der Muskeldurchblutung

DIE haLTuNgS- uND BEWEguNgSPrINzIPIEN DES TaI ChI ChuaN uND QIgoNgVerwurzelung- Entwicklung von Sensibilität für die Spannungs-

und Druckverhältnisse in Füßen und Beinen- Schwergewichtsverlagerung nach unten durch

Beugung der Knie („seinen Standpunkt finden“)- Eindeutige, aber fließende Gewichtsverlage-

rung zwischen „vollem“ und „leerem“ Bein- Steter Spannungswechsel der Bein- und Fuß-

muskulatur- Lockerheit und möglichst wenig Spannung –

auch bei Belastung – in Knien und Hüften- Achsengerechte Belastung der Kniegelenke, wenn

Knie nicht über Fußspitzen hinaus geführt werden

Zentrierung- Aufrichtung von Kreuzbein und Lendenwir-

belsäule- Entspannung der Taille und des Bauchraums- Konzentration auf das energetische Zentrum

im Unterbauch („Dantien“), durch die Len-kung der Achtsamkeit und Konzentration auf die Bauchatmung

Aufrichtung- Absenken des Gesäßes bei aufgerichteter

Kreuzbein- und Lendenwirbelstellung und Loslassen der Gesäßmuskulatur

- Aufrichtung und Streckung der Brust- und Halswirbelsäule (die WS wird „innerlich in die Länge gedehnt“, „Goldener Faden“)

Rundheit- Schultern nicht hochgezogen, sondern locker

und rund gehalten- Großzügige, runde Armbewegungen, nicht

eng am Körper („sich Raum nehmen“)- Arm- und Beinbewegungen grundsätzlich

rund, bogen- und kreisförmig

Gleichmäßigkeit- Bewegungen wie „vorbeiziehende Wolken“

oder „dahinfließendes Wasser“- Fließende Bewegungsübergänge- Gleichmäßige Atmung, Harmonie zwischen

Bewegung und Atmung

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Nachdem wir im Sitzen einige „Pausenü-bungen“ (s.o.) durchgeführt und etwas über die theoretischen Hintergründe erfahren haben folgen nun einige Übungen im Stand.

ErDE uND hImmEL vErBINDEN:Meditativer Aufbau der Grundhaltung: Verwur-zelung, Aufrichtung, Zentrierung, die eigene Mitte „ermitteln“ – Körperwahrnehmung – Nachspüren. Anschließend: Die Hände vor dem Unterbauch verschränken und bis Brusthöhe anheben, dann kleinfingerwärts über außen drehen und die Arme bis über den Kopf heben (strecken aber nicht recken!). Die Finger lösen, Arme seitwärts öffnen, Energie in die Hand-kanten – ziehen nach außen, langsam die Arme absenken und entspannen. In die Grundhaltung zurück finden. Steigen und Sinken, öffnende und schließende Bewegungsführung, Anspan-nung und Entspannung, in Kombination mit der Atmung üben.

Gemeinsam erarbeiten wir 4 Übungen aus dem Daoyin Baojian Gong „Gesundheitsschützendes Qigong“:

1. WECkE DaS QISchulterbreiter Stand (Grundhaltung = GH „Bär“), Hände vor dem Körper aufsteigen (EA = Einatmen) und wieder sinken lassen (AA = Ausatmen), dabei in den Knien mitgehen – leicht einsinken. Wobei das Gewicht nicht in die Knie geschoben wird sondern eher „zu den Fersen setzen“. Aufmerksamkeit: Dantien und Laogong-Punkte .

2. DaS BooT SaNFT auF DaS WaSSEr SChIEBENVon der Endposition der Ü 1 ausgehend die Hände an den Körper führen, Gewicht nach rechts verlagern, linke Ferse diagonal schräg links aufsetzen (EA). Mit der AA schwingt vom Dantien aus der Rumpf nach diagonal vorne links – Hände folgen mit schiebender Bewegung nach vorne (Kraftlinie Dantien – Laogong).EA: Bewegung schwingt zurück, die Hände

sinken etwas nach unten und schwingen wieder mit der AA nach vorne. Beenden über die Mit-te, dann Seitenwechsel.

3. SoNNE uND moND TragENGrundhaltung: „Adler“ (geschlossener Stand), Rumpf nach links drehen, dabei die Arme bis Schulterhöhe aufsteigen lassen, Handrücken nach vorne (EA), Blick folgt. Vorstellung: LWS, Mingmen-Punkt. AA: Drehen der Handflächen (Sonne und Mond tragen), Rumpf bewegt sich in die Mittelposition zurück. EA: Unterarme einbeugen zur Körpermitte bis BrustbeinAA: Arme in Ausgangsstellung absenkenWH nach rechts

4. SChNEE IN DEN WIND WISChENAufmerksamkeit bleibt weiter im Mingmen- PunktGH: „Adler“, Hände schalenförmig vor dem Unterbauch, Gewicht auf rechts, Schritt nach links, dabei die Arme seitlich bis über den Kopf aufsteigen lassen, gegen die Handrücken schauen (EA), Reitersitz, Steiß nach unten, kein Hohlkreuz! Zurück in die Ausgangsstellung (AA). Bewegung nach rechts entsprechend.Schritt mit links nach vorn, dabei die Arme in einem Bogen vor dem Körper bis über den Kopf führen, hinteren Fuß auf die Zehen anhe-ben (EA), zurück (AA) und dasselbe mit einem Schritt rechts vorwärts. Wiederholung, Füße schön abrollen!

DaS TCC – gEhEN:Bisher erfolgten die Bewegungen aus dem schulterbreiten Stand, der sog. Grundhaltung, heraus. Die TN erlernen nun die ersten Bo-genschritte, Einhaltung der 45-Grad-Winkel, Bewegungssteuerung aus der Mitte heraus.Nachdem wir uns der Beinarbeit gewidmet haben, nehmen wir die Arme hinzu.Wir tragen, zuerst am Platz, dann auch in der Fortbewe-gung Energiebälle durch den Raum. Dann beginnen wir mit der Energie zu spielen; formen einen runden Ball und ziehen ihn anschließend auseinander, ziehen ihn wieder zusammen usw.

PRaXIs

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Die TN erleben spielerisch eine kleine Einführung ins Tai Chi Chuan, in die sog. Peking-form. Das Bewegungsbild hat den poetischen Namen „Die Mähne des Wildpferdes teilen“. Die Pekingform wurde in den 50-er Jahren aus der langen Form des Yang-Stils entwickelt. Sie umfasst insgesamt 24 Bewegungsbilder. Es wird deutlich, Tai Chi Chuan ist eine ganzheitliche Körperschule mit hohen Anforderungen an die Koordination und nicht auf die Schnelle zu erlernen. An dieser Stelle geht es auch nicht um das Erlernen sondern um das Kennen lernen, als Information und Selbst-erfahrung gedacht. Der Kampfaspekt im Tai Chi Chuan wird erläutert und kurz demonstriert.

Und plötzlich war die Zeit vergangen! Im zwei-ten Workshop reichte es noch für eine entspan-nte Abschlussrunde im Sitzen mit Gelegenheit zum Austausch. Die TN des ersten Workshops kamen hier etwas zu kurz.

zum SChLuSS:Die meisten Menschen beginnen mit Qigong oder Tai Chi Chuan, weil sie sich eine gesundheitliche Verbesserung versprechen. Sie haben gehört oder gelesen, dass diese Bewegungssysteme gut sind bei Stress, Verspannungen, Aufmerksamkeitsdefiziten, Unruhe und allerlei anderen „Unpässlichkeiten“, die das Leben stören. Die Übungen zu erlernen ist einfach und schwierig zugleich. Einfach, weil (zumindest im Qigong) die meisten Formen keine komplizierten Bewegungen beinhalten. Schwierig, weil es nicht nur auf die körperliche Bewegung ankommt, sondern auf das Zusammenspiel von Bewegung, geistiger Regulation und Atmung. Ge-duld ist notwendig. Mal schnell etwas lernen wird nicht funktionieren. Doch wer am Ball bleibt, kann viele Komponenten trainieren, die für die Erhaltung der Alltagskompetenz –besonders im Alter – wichtig sind (s. o.).

Ein herzliches Dankeschön an alle Workshop-Teilnehmer und die Organisatoren! Ich wünsche euch die „Klarheit des Herzens“ und ganz viel positive Energie!

Literatur und Musik:- Bölts, Johann: Qigong – Heilung mit Energie.

Eine alte chinesische Gesundheitsmethode Herder-Spektrum 2001- Elleberger, Oswald: Qigong. Grundübungen und

Grundlagen für Anfänger und Fortgeschrittene Kösel-Verlag 1995- Lie Foen Tjoeng: Wissenswertes vom Qigong.

Was Sie schon immer vom Qigong wissen wollten, Kolibri Verlag 1995

- Lie Foen Tjoeng: Qigong Übungsbuch I-Ruhe-betonte Übungen

- Schoefer, Liane: Qigong – Hilfen für den AlltagGrundlagen in Theorie und Praxis, Qigongü-bungen, Akupressur und Selbstmassage, Falken Verlag

- Taijiquan & Qigong Journal: Die Fachzeit-schrift für alle Qigong- und Taijiquan – Prakti-zierende, A & o medianetwork, Klopstockstraße 11, 22765 Hamburg, Tel.: 040 / 85 37 22 00, mailto: [email protected], http://ww.tqj.de

- Ein Special des Taijiquan & Qigong Journal Qigong für Einsteiger, A & o medianetwork Hamburg

- Lehrmaterialien LSB: Fachgruppe „Ältere“, Minikonzeption Qigong

Musiktipps:Eine große Auswahl geeigneter Qigong-Musik bietet das Musik-Label „SATTVA“, 83724 Schliersee, Tel.: 08028 / 90 68 0. Fast alle CDs sind natürlich auch unter http:// www.amazon.de zu beziehen oder in jedem größeren CD-Geschäft (hier meist unter der Rubrik „New Age“).

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Bei vielen älteren Menschen vollzieht sich ein Abbau der körperlichen und geistigen Fähig-keiten. Neben gezielten Bewegungsangeboten gewinnt das Gedächtnistraining immer mehr an Bedeutung. Wissenschaftliche Untersu-chungen belegen, dass Gehirntraining nicht nur die Durchblutungs- und Stoffwechselsituation des Gehirns verbessert, sondern auch positive Auswirkungen auf das physische und psychische Wohlbefinden hat. Bei Bewegungsangeboten im „Sport der Älteren“ bietet sich eine Kombination „Denken und Bewegen“ an, um dem ganzheit-lichen Aspekt der Förderung gerecht zu werden. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, ein Bewegung-sangebot abwechslungsreich und attraktiv zu gestalten. Wichtig dabei sind Modifizierung und Differenzierung, um die Bewegungsaufgaben zielgruppengerecht zusammenzustellen.

Der Bundesverband für Gedächtnistraining sieht konkrete Trainingsziele für das Gedächt-nistraining vor. Diese lassen sich teilweise in den Bewegungsangeboten „Sport der Älteren“ um-setzen: Konzentration, Wahrnehmung, Merkfä-higkeit, Wortfindung, Formulierung, Denkflexi-bilität, Entscheiden, Strukturieren, Assoziatives Denken, Logisches Denken, Kreativität und Phantasie.

Von großer Bedeutung für das Gehirntraining ist die Motivation der TN. Spielerische Aufga-ben, abwechslungsreiche, aktuelle wie „alte“ Inhalte fordern die TN heraus.

EINSTImmuNg/ koNzENTraTIoN: aBC Das Alphabet wird in Großbuchstaben aufge-schrieben. Unter jedem Buchstaben steht ein R, L oder B. R steht für rechts, L für links, B für beide. Die TN lesen das Alphabet laut vor und heben jeweils den rechten bzw. linken Arm oder beide Arme nach oben an. A B C D E F usw L R B R R BDito: rückwärts vorlesen mit Armbewegungen

„Warm uP“/ LaNgzEITgEDäChTNIS/ WorTFINDuNg: STaDT – LaND – FLuSSMehrere Plakate, unterteilt in verschiedene Rubriken (Stadt/Land/Fluss/Tier/Name/Beruf/Pflanze/Sportart-Hobby/Getränk-Lebensmittel...) hängen an den Wänden. Jeder TN hat einen Stift und bewegt sich kreuz und quer durch den Raum. Die Plakate werden wie folgt beschrieben: Der erste Begriff (eine Stadt) wird vorgegeben, z. B. die Geburtsstadt des 1. TN. Wer an einem Plakat ankommt, ergänzt den nächsten Begriff als Wör-terkette (das nächste Wort beginnt mit dem letzten Buchstaben des vorigen Wortes) Beispiel: Bonn - Norwegen - Nahe - Esel - Lisa - Architekt ... Variation: als Staffelform in Mannschaften

WorTFINDuNg, ENTSChEIDEN, STrukTurIErEN: „kaTEgorIEN“Kreisaufstellung: Ein Ball wird im Kreis kreuz und quer zugespielt. Jeder TN nennt mit dem Abwurf einen Begriff einer vorgegebenen Kategorie, z.B. Farben. Ziel ist es, jedes Mal

21 | fIt IM kOPf – flOtt In den beInen – beWeGtes GehIRntRaInInGurSEL WEINgärTNEr

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eine neue, andere Farbe zu nennen. Wenn eine Farbe wiederholt genannt wird oder der Werfer eine zu lange „Denkpause“ macht, geht oder läuft der Spieler eine „Straf- oder Lustrunde“ außen um den Kreis herum. Der Ball wird in der Zwischenzeit innerhalb der Gruppe weiter-gespielt. Die Gruppe entscheidet gemeinsam, ob ein Begriff bereits genannt wurde, oder ob die Denkpause zu lang ist. Nach gegebener Zeit eine neue Kategorie nennen (Sportarten, Klei-dungsstücke, Sportgeräte, Getränke...)

gruPPENEINTEILuNg: koNzENTraTIoNDie TN stehen nebeneinander und buchstabie-ren das Wort O L Y M P I A D E:Alle TN, die das O, L, Y usw. genannt haben finden sich zusammen, bilden alle TN mit dem jeweiligen Buchstaben eine Kleingruppe.

WahrNEhmuNg/ENTSChEIDEN: oLymPISChE SPIELEIn der Hallenmitte liegen viele verschiedene bunte Klein- und Handgeräte (Baumwolltücher, Gymnastikbänder, Tennisringe, Sandsäck-chen...oder verschiedene farbige Karteikarten). Die Kleingruppen gehen durch den Raum und hören Nationalhymnen von verschiedenen Ländern oder landestypische Musik bzw. Musiktitel (Sirtaki, Tulpen aus Amsterdam, Wiener Walzer...). Die TN sprechen sich in-nerhalb der Kleingruppe ab und nehmen sich Bänder, Tücher, andere Spiel- und Sportgeräte oder Karteikarten in den Farben der jeweiligen Landesfahne.

LogISChES DENkEN/aSSozIaTIvES DENkEN/ PhaNTaSIE uND krEaTIvITäT: “SPorTarTENDurChEINaNDEr”Alle TN gehen durcheinander, jeder erhält eine Karte. Darauf steht eine Sportart geschrieben, die Buchstaben sind in der falschen Reihenfolge notiert (z.B. DURREN – RUDERN). Jeder versucht das Wort zu erraten, stellt die gefun-dene Sportart pantomimisch dar und sucht Partner, die sich ebenfalls der Sportart entspre-chend bewegen.Dito: Spiele, Kinderspiele (Kegeln, Murmel-spiel, Kartenspiel...)

LogISChES DENkEN/ aSSozIaTIvES DENkEN/ LaNgzEIT-gEDäChTNIS: „zuorDNEN/BEgrIFFSPaarE/zWILLINgS-WörTEr“An jeder Hallenseite liegen rote Karten mit Begrif-fen oder Zahlen, in der Hallenmitte liegen grüne Karten, ebenfalls mit Begriffen oder Zahlen. Die TN bewegen sich frei im Raum (gehen, walken, laufen). Jeder nimmt eine Karte aus der Mitte, sucht am Rand das „Gegenstück“ und legt die Karte dort ab. Z.B. Messer/Gabel, Hockey/Puck, Athen/2004, Mark Spitz/Schwimmen, Donner/Blitz, Pfeffer/Salz, Sportschule/ Hachen....

mErkFähIgkEIT/koNzENTraTIoN: „mEmory“ – ParTNErauFgaBE: An jeder Hallenseite liegen 5 Reifen in Form der olympischen Ringe auf dem Boden, da-neben liegen verschiedene Kleingeräte (Sand-säckchen, Tennisringe...). In der Mitte der Turnhalle erhalten die TN eine Karte mit den

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olympischen Ringen. Dort sind jeweils Punkte eingezeichnet. Die TN schauen sich die Auf-teilung an, gehen zu den Reifen und versuchen nun Gegenstände entsprechend der Zeichnung in die Reifen zu legen.Phase 1: es geht nur darum, dass die Anzahl und die Anordnung der Gegenstände in den Reifen übereinstimmtPhase 2: zusätzlich sollen die Farben überein- stimmenPhase 3: zusätzlich sollen die Kleingeräte über- einstimmenPhase 4: nicht mehr die Form der olympischen Ringe, sonder 6, 8,10 oder 12 Reifen zu einem Raster auslegen

koNzENTraTIoN : „aPPLauS“: kLaTSChkETTENKreisaufstellung: - TN A klatscht in beide Hände an seiner linken

Seite, dann an seiner rechten Seite, der rechte Nachbar (TN B) klatscht in beide Hände erst an der linken, dann an der rechten Seite usw..

- TN A fängt an in die Hände zu klatschen, TN B und C folgen usw.. Nacheinander klatschen alle TN bis TN A wieder an die Reihe kommt, TN A hört auf zu klatschen, TN B ebenso usw.. Nach und nach stellen alle das Klat-schen ein. Es wird also zunächst immer lauter, dann immer leiser.

- TN A klatscht in die eigenen Hände, hält die rechte Hand mit der Handfläche nach oben zum rechten TN B. Dieser klatscht mit seiner linken Hand von oben auf die rechte Hand von TN A, klatscht dann in die eigenen Hände und hält wiederum die rechte Hand offen zum rech-ten TN C, dieser übernimmt den Klatschrhyth-mus und gibt ihn weiter zum nächsten.

- Weitere Variationen von den TN ausprobieren lassen!

koNzENTraTIoN/DENkFLEXIBILITäTText rückwärts lesen (hier: Wünsche zum Ge-burtstag oder Jahresanfang)Innerhalb eines Textes werden die Wörter rück-wärts aufgeschrieben, zusätzlich fängt der Text „unten“ auf der Seite an und wird von rechts nach links gelesen!

Literatur:- B.M. Jasper: Koordinationstraining & Gehirn-

jogging, Meyer & Meyer Verlag Aachen, 2002, ISBN 3-89124-607-2

- B.M. Jasper: Brainfitness, Denken und Bewe-gen, Meyer & Meyer Verlag Aachen, 1998, ISBN 3-89124-458-4

- U. Stöhr: Seniorenspielbuch, Reaktivierung Dementer in Pflege und Betreuung, Springer Verlag Wien, 2007 ISBN 978-3-211-72016-5

- H.Harms/ G. Dreischulte: Musik erleben und gestalten mit alten Menschen, Urban & Fischer, 2007, ISBN 978-3-437-27835-8 (mit CD der Musikbeispiele)

- M.Evers: Geselligkeit mit Senioren, Wahr-nehmen – Gestalten – Bewegen, Beitz Verlag, Weinheim, Basel, ISBN 3-407-55775-2

- U.Oppolzer: Verflixt, das darf ich nicht verges-sen, Bechtermünz Verlag im Weltbild Verlag, ISBN 3-86047-498-7

- W.Tokarski/ K.Euteneuer-Treptow/ B.Wagner-Hauthal (Hrsg.) Ein Leben lang in Schwung Band 1 und 2, Meyer & Meyer Verlag Aachen 2002, ISBN 3-89124-276-X, 3-89124-281-6

- Kopf fit erscheint monatlich in Apotheken- Spiegel spezial „Jung im Kopf“, Nr. 8./2006- Spiegel 17/2008: Artikel „Faul macht dumm“,

S.146 - 148- „Denkzettel“ – Mitgliederzeitschrift des Bun-

desverbandes Gedächtnistraining e.V.- „Geistig Fit“ Zeitschrift der Gesellschaft für

Gehirntraining e.V.

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Kennen Sie den?Eine Fußballmannschaft fliegt nach Amerika. Aus Langeweile beginnen die Burschen, in der Maschine mit dem Leder zu spielen. Der Pilot kann die Ma-schine kaum noch halten und schickt seinen Copi-loten nach hinten. Nach 2 Minuten ist Ruhe. „Wie hast Du das denn gemacht?“ fragt er seinen Kollegen. „Na ja,“ meint er, „ich habe gesagt: Jungs, es ist schönes Wetter draußen, spielt doch vor der Tür.“

LaChEN IST DIE BESTE mEDIzIN.Das sagt nicht nur der Volksmund, sondern auch die Wissenschaft. Die Gelotologie (grie-chisch= gelos , das Lachen) ist die Wissenschaft von den Auswirkungen des Lachens. Und die Ergebnisse sind eindeutig: wer viel lacht, lebt gesünder und zufriedener. Schon ein kleines Lächeln ist Balsam für die Seele.

· Lachen hilft bei Schmerzen: nach nur wenigen Minuten gelösten Lachens tritt bei Schmerz-patienten eine Erleichterung ein

· Lachen stärkt das Immunsystem: Produktion von Abwehrstoffen wird aktiviert

· Lachen hilft bei Stress: es kommt zur Aus-schüttung von sog. Endorphinen = Glücks-stoffen

· Lachen verbessert die Durchblutung der arte-riellen Gefäße: Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird so in einem gewissen Maß vorgebeugt

· Lachen hat positive Auswirkungen auf die Psyche: fröhliche Menschen sind kontaktfreu-diger, kreativer und gelassener

· Lachen bringt Entspannung: schon 1 Minute Lachen soll genauso erfrischend sein wie 45 Minuten Entspannungstraining

Während Kinder durchschnittlich 400 mal am Tag lachen oder lächeln, sind es bei Erwachse-nen nur 15 mal, bedauerlicherweise.

Der „normale Erwachsene“ findet sich in der alternativen Welt des Humors oft nicht zurecht, insbesondere dann, wenn er an die gesellschaft-lichen Spielregeln besonders stark angepasst ist. Doch auch der humorloseste Mensch kann seinen „Sinn für Humor“ wiederentdecken. So paradox es klingen mag: Lachen kann „trainiert“ werden.

In den letzten Jahren haben sich weltweit Lach-clubs organisiert, es gibt Lachyoga, Lachsemi-nare, Lachtherapeuten, z. B. als Klinik-Clowns.

Doch sollte das Lachen nicht erzwungen wer-den, es muss immer Ausdruck einer inneren Freiheit sein.

22 | lach dIch Gesund – MIt huMOR den alltaG beWältIGen aNDrEa SChäFEr

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Nietzsche erklärte:„Frei sollst Du werden – ohne Scham.“

Wenn der Mensch das beherzigt, wird er seinen „inneren Clown“ frei walten lassen können.

Das gelingt am besten, wenn er die vielen Ab-surditäten des Alltags nicht allzu ernst nimmt und sich seiner Kindheit erinnert. Als Kind war er weniger kontrolliert, war weniger auf Selbstbeherrschung eingestellt. Wer das Lachen als Erwachsener (wieder) lernen will, sollte sich sein „inneres Kind“ zum Vorbild nehmen.

Da Lachen bekanntlich ansteckend ist, kann innerhalb einer Gruppe schnell eine heitere Stimmung entstehen. Hier spielt das Verständ-nis des Gruppenleiters eine wesentliche Rolle. Betritt er mit einem ehrlich gemeinten Lächeln den Sportraum, werden die TN bereits positiv berührt sein. Lustige Spielformen zum „Warm-up“ wie im Anhang beschrieben, Sinn für Situationskomik und ein kleines Repertoire an Witzen werden garantiert gute Laune auslösen oder verstärken.

PErSöNLIChE aNmErkuNg:Häufig werde ich von TN am Anfang einer Stunde gefragt, ob ich nicht einen Witz erzählen könne. Wenn es die Situation zulässt, komme ich dieser Bitte immer gerne nach. Häufig erge-ben sich dann ganz spontan auch aus der Grup-pe lustige Anmerkungen. Die TN gehen dann schon gelöst und heiter in die Bewegungsstunde.

Also, lachen Sie mal wieder!!!

Achtung, Achtung, eine Eilmeldung an alle Fallschirmspringer: Die Öffnungszeiten haben sich geändert.

Und zum Schluß etwas tierisches:Ein Schwein steht vor einer Steckdose und sagt: „Du Armer, haben Sie Dich eingemauert?“

kENNENLErNkrEIS: Zum Kreis aufstellen, re./li. Nachbarn merken, (zuzwinkern oder zulächeln), frei durch den Raum gehen, auf Tamburinschlag oder bei Mu-sikstopp wieder zusammenkommen. Mehrmals wiederholen. Musik: Jetzt kommen die lustigen Tage

kENNENLErNgaSSE: Nacheinander paarweise durch die Gasse gehen (Einsatz von motivierender Musik).Variation zur Kennenlerngasse mit Applaus:TN stehen im Kreis, nacheinander tritt jeder TN vor, nennt seinen Vornamen, wartet den Applaus der anderen ab und geht wieder auf seinen Platz.

kLaTSChkrEIS:TN stehen im Kreis: 1x in die eigenen Hände klatschen, dann 1x seitlich in Partnerhände re./li. Gleichen Rhythmus finden. Nennt der Spielleiter eine Zahl, z.B. drei, wird dreimal in die eigenen Hände geklatscht und 1 x gegen Partnerhände. (Ansage , wie häufig geklatscht werden soll, erfolgt, wenn gegen Partnerhände geklatscht wird, sonst funktioniert es nicht.)

TN bewegen sich frei durch den Raum, bei Musikstopp oder anderem akustischen Signal einen TN anlächeln. Hier wurde das Musikstück Break-Mixer gespielt, in diesem Stück sind Pausen eingearbeitet (in der Pause jemanden anlächeln.)

mIT EINEm ParTNEr zuSammENBLEIBEN:Es werden drei Bewegungen eingeübt:1. Hände zum Dreieck formen, an die Stirn

legen2. Unterarme gekreuzt und Hände auf die

Schultern legen3. einen Arm beugen, z.B. rechts, li. Hand fasst

an re. EllenbogenSpielverlauf: Einer der Partner macht eine der drei Bewegungen vor, der andere reagiert mit einer anderen als der vorgemachten Bewegung. Nach einer Zeit Rollentausch.

PRaXIs

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„äh“... Paarweise zusammen, im Wechsel sich über vor-gegebene Themen unterhalten, z.B. Tätigkeiten im Haushalt. Derjenige, der seinen Satz mit „Äh“... beginnt, muß den Partner anlächeln.Variation: Jeder bekommt ein Thema zugewie-sen, z. B. Schnitzel, Frühling. Im Wechsel darü-ber erzählen. Bei Signal Tausch der Themen.

SPIELE IN kLEINgruPPEN, Pro gruPPE EIN SäCkChEN oDEr 1 BaLLDas Säckchen kreuz und quer zuspielen, im Moment des Abwerfens den eigenen Namen sagen, später dann andere TN namentlich ansprechen. Erweitern mit „Du“: Beispiel: Rita, Du. Nun überlegt sich jeder eine Obst- oder Gemüsesorte, die mit dem Anfangsbuchstaben seines Vornamens beginnt, z.B. Rita – Radies-chen, Gerda – Gurke. Säckchen zuwerfen und den angespielten TN mit Name, Du und Obst/Gemüse ansprechen, z.B. „Rita, Du Radies-chen“ oder „Gerda, Du Gurke“. Auch lustig mit Körperteilen.

krEISSPIEL mIT SoFTBaLL: Ball kreuz und quer zuspielen.Variationen: im Moment der Ballabgabe auf einem Bein stehen, der Spieler, der rechts vom Fänger steht, hebt einen Arm, die Spieler re. und li. vom Fänger wenden sich diesem zu und fassen sich an den Händen, der Fänger ist „im Toaster“.

BIDDLEDIBIDDLEDIBoP:TN stehen im Kreis. A (in der Mitte) geht auf einen im Kreis stehenden Spieler zu und sagt s.o. Biddledi TN B versucht, bevor A das „bop“ ausgesprochen hat, dies selbst auszusprechen. Ansonsten muß B in den Kreis.Variation: A sagt zu B nur „bop“, B sagt nichts, andernfalls geht B in den Kreis.

haSE – jägEr – DEr LIEBE goTT – FoTograFTN stehen im Kreis, Spielleiter schickt den er-sten Begriff wie „Hase“ nach re. (Hände an die Ohren legen und „Hu“ rufen). Von einem TN zum anderen nacheinander weiterschicken bis zum Spielleiter. Ein zweiter Begriff „Jäger“ geht nach li. (Gewehr halten und „peng“ rufen). Der „liebe Gott“ beschreibt einen Kreis und sagt „Om“. Der Fotograf formt mit seinem Zeigefin-ger und Daumen ein Fernglas, schaut hindurch und sagt „boh-ey“. Ziel ist, daß alle Begriffe wieder beim Spielleiter ankommen.

PaNTomImE:In Kleingruppen Begriffe darstellen, die im weitesten Sinne mit Humor zu tun haben: in die Hose machen vor Lachen, Kichererbse usw.

NETTES SPIEL zum SChLuSS: rEgENBogENTN bewegen sich durch den Raum, lächeln jemanden an, gehen auf ihn zu und sagen ihm etwas Nettes (soll natürlich ehrlich gemeint sein).- „Du hast eine sympathische Ausstrahlung“- „Du hast ein nettes Lächeln“- „mir gefällt Deine Kleidung“ usw.

Vielleicht mit einem Witz oder einem Humorzi-tat verabschieden: Einige Beispiele: Humor ist der Schwimmgürtel auf dem Strom des Lebens. Humor ist keine Gabe des Geistes, er ist eine Gabe des Herzens. Ein Lächeln ist oft das We-sentliche.

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Herausgeber: LandesSportBund Nordrhein-Westfalen

Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen Referat 84 (Sport)

Redaktion: Anke Borhof, Michael Heise Ines Konnert, Dagmar Tiemeier LandesSportBund NRW

Fotos: © Andrea Bowinkelmann LandesSportBund NRW

Gestaltung: Gathmann Michaelis und Freunde 45130 Essen

Gesamtherstellung: schmitzdruck&medien GmbH & Co.KG 41379 Brüggen

Auflage: 2.000

Erscheinungsdatum: Dezember 2009 © LandesSportBund NRW

Informationen: LandesSportBund Nordrhein-Westfalen Friedrich-Alfred-Str. 25 47055 Duisburg Tel.: 0203 7381-832 Internet: www.wir-im-sport.de E-Mail: [email protected]

IMPRessuM

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Praxisbeiträge zum SeniorensportBand 4

Fachtagung 2008

Zukunft gestalten – aktiv und gesund älter werden in Nordrhein-Westfalen

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