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www.bra.nrw.de/laki FACHTAGUNG LEHREN UND LERNEN IN DER MEHRSPRACHIGEN MIGRATIONSGESELLSCHAFT 20. und 21.11.2018

FACHTAGUNG LEHREN UND LERNEN IN DER ......Schüler beleuchtet. Dabei kommen Medien und Konzepte der LaKI, wie etwa die Sprachbio-graphien junger Erwachsener aus verschiedenen Herkunftsländern,

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FACHTAGUNGLEHREN UND LERNEN IN DER MEHRSPRACHIGEN MIGRATIONSGESELLSCHAFT20. und 21.11.2018

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INFORMATIONEN ZU DEN VORTRÄGEN

Überall begegnet Sprache – oder was heißt eigentlich Mehrsprachigkeitsdidaktik?! Prof. Dr. Anja Wildemann, Universität Koblenz-Laundau

Dass Mehrsprachigkeit der Normalfall in Gesellschaft und Schule ist, wird in zahlreichen Publikationen immer wieder aufs Neue festgestellt. Für Lehrkräfte, die in heterogenen Lerngruppen unterrichten, bleibt ein solches Statement aus der Wissenschaft aber fol-genlos, wenn diese ihnen nicht auch Wege und Möglichkeiten aufzeigt, wie sie die alltäg-liche Sprachenvielfalt im Unterricht produktiv nutzen können. Vorschläge im Kontext einer Mehrsprachigkeitsdidaktik gibt es schon lange, und dennoch ist zu beobachten, dass deren Umsetzung häufig eher zögerlich erfolgt. Wissenschaft für die Praxis muss sich daher an deren Bedingungen orientieren und Möglichkeiten erkennen und aufzeigen, bei denen an Mehrsprachigkeit orientierte Unterrichtsinhalte integrativ und nachhaltig realisiert werden können. Dass dies – u.a. in einem Dialog mit den Lehrkräften – gehen kann, möchte ich in dem Vortrag zeigen.

Prof. Dr. Anja Wildemann ist seit 2011 Professorin für Grundschulpädagogik mit dem Schwerpunkt Sprache an der Univer-sität Koblenz-Landau und seit 2018 Dekanin des Fachbereichs Erziehungswissenschaften. Ihre Forschungs- und Arbeits-schwerpunkte sind sprachlicher Anfangsunterricht, Sprachdiagnose und Sprachbildung, sprachensensibler Unterricht, Mehrsprachigkeit und Sprachbewusstheit. Sie leitet verschiedene Projekte rund um Mehrsprachigkeit, z.B. das Projekt MehrSprachen, in dem Grundschullehrkräfte über sechs Monate für einen sprachenintegrativen und sprachenreflexiven Deutschunterricht fortgebildet wurden. Sie ist Leiterin des Zertifikatsstudiengangs Heterogenität und Mehrsprachigkeit (HuM), welches im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung Studierende aller Lehrämter und Fächer professionali-siert. Außerdem leitet sie das Projekt KiSs-Kindersprache stärken. Sprachförderung von Kindern und Jugendlichen mit geringen Deutschkenntnissen im Rahmen der Förderlinie „Spracherwerb stärken“ des Stifterverbandes.

Mehrsprachigkeit im globalen Zeitalter – Einfluss der Digitalisierung beim Lernen und Lehren in einer mehrsprachigen Migrationsgesellschaft Prof. Dr. Yüksel Ekinci, FH Bielefeld

Die Sprachenvielfalt in den europäischen Ländern wird immer größer. Eine große Zahl an Migranten und Flüchtlingen (darunter unbegleitete Kinder und Jugendliche) vergrößert die Zahl an gesprochenen Sprachen und den Bedarf an Diskussionen der neuen Mehrspra-chigkeitskonstellationen.

Sprachkompetenzen gelten weltweit als zentrale Ressource für eine wettbewerbsorien-tierte, wissensbasierte Gesellschaft, aber nicht jeder Sprache wird der gleiche „Wert“ bei-gemessen. Die Vorteile und Potentiale der Mehrsprachigkeit sind in Bildungsinstitutionen vieler Länder noch unentdeckt. Wirtschaftsunternehmen sind aber bereits sensibilisiert für den Umgang mit verschiedenen Kulturen und Sprachen. Mehrsprachige Angebote schei-nen ökonomische Vorteile zu sichern. In den Bildungsinstitutionen entstehen zugleich neue Ungleichheiten, viele Bildungssysteme sind auf die neue mehrsprachige Gesellschaft und auf die kulturelle und sprachliche Heterogenität der Lernenden nicht vorbereitet.

Wie kann es Kitas, Schulen und Universitäten gelingen, die mehrsprachigen Lernenden und deren sprachliche und kulturelle Ressourcen einzubinden? Wie kann eine mehrsprachige Bildung in Institutionen aussehen, damit Vorteile durch mehrsprachige Lernangebote er-zielt werden können? Welche Rollen spielen hierbei neue digitale Medien? Unterstützt die

1. TAG 20.11.2018

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Digitalisierung den Erhalt und Ausbau der Mehrsprachigkeit? Inwieweit beeinflusst die Di-gitalisierung Lehren und Lernen in der mehrsprachigen Migrationsgesellschaft? Diese und weitere Themen sind Inhalte des Vortrags zur Mehrsprachigkeit im globalen Zeitalter.

Yüksel Ekinci studierte an der Universität Istanbul Deutsche Philologie und Erziehungswissenschaften. Anschließend arbeitete sie an der Canakkale Onsekiz Mart Universität als Lektorin für Deutsch als Fremdsprache. Als Stipendiatin des Österreichischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst schloss sie ihre Dissertation an der Univer-sität Salzburg im Jahre 2002 ab. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Duisburg – Essen. Darauf folgte eine Tätigkeit als Lehrerin und anschließend Fachleiterin am Studienseminar für Gymnasien und Gesamtschulen in Dortmund und Hamm. Sie arbeitete als Lehrbeauftragte der Westfälischen Universität Münster. Sie war an der Tech-nischen Universität Dortmund von August 2009 bis September 2012 am Institut für deutsche Sprache und Literatur tätig. Seit Oktober 2012 ist sie Professorin für Erziehung und Bildung - Bildungsbereich Sprache an der FH Bielefeld. Ihre Forschungsinteressen sind Mehrsprachigkeit, Deutsch als Zweit- und Fremdsprache, Spracherwerb und Interkulturelle Bildung.

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INFORMATIONEN ZU DEN WORKSHOPS

W1 Mehrsprachigkeit als Potential für Schulentwicklung – Anregungen für die Praxis Katharina Rybarski, Universität Hamburg

Mehrsprachigkeit stellt eine wichtige Ressource in unserer Gesellschaft dar. Insbesondere die Bildungseinrichtungen wie Schulen bieten dabei besonderes Potential, Mehrsprachig-keit als Bildungsvoraussetzung und -ziel frühzeitig anzuerkennen und zu unterstützen. In diesem Workshop soll zunächst die Bedeutung des Themenkomplexes der Mehrsprachig-keit für die Schule herausgestellt werden. Über die Darstellung des Modells der interkul-turell offenen Schule wird dann verdeutlicht, auf welchen Ebenen der Einbezug und die Förderung von Mehrsprachigkeit erfolgen können. Schließlich sollen sich die Teilnehmen-den – dies umfasst den Hauptteil des Workshops – konkrete Materialien und Methoden erarbeiten und deren Einsatz für die eigene Praxis reflektieren und diskutieren.

Katharina Rybarski Master im Lehramt an der Universität Münster, Schwerpunkt Primarstufe mit den Fächern Mathematik und Sachunterricht; Master „Mehrsprachigkeit und Bildung“ an der Universität Hamburg. Seit 2016 wissenschaftliche Mit-arbeiterin an der Universität Hamburg. (Projekte: Bildung durch Sprache und Schrift – BiSS, Evaluation Rucksack Schule) Seit 2017 Promotion zum Thema „Home-Literacy-Aktivitäten türkisch-deutsch-sprachiger Grundschulkinder“.

W2 Netzwerksystem in finnischer Bildung – Förderelemente von Mehrsprachigkeit? Dr. Petra Linderoos, Universität Jyväskyla Finnland

In diesem Workshop soll ein Diskurs darüber geführt werden, inwiefern der finnische Bil-dungsansatz als ein positives Beispiel für die Einbindung der Mehrsprachigkeit und der Kompetenzen jedes einzelnen Lerners gelten könnte. Die tragenden Elemente und Fakto-ren zur Förderung von Wohlbefinden in allen Bildungsstationen werden mit Blick auf die Mehrsprachigkeit und Diversität vorgestellt. Der Fokus wird besonders auf die bereits ab der frühkindlichen Erziehung existierenden schulinternen und -übergreifenden multipro-fessionellen Netzwerke und deren Kommunikationswege ausgerichtet sein.

Dr. Petra Linderoos, in Deutschland ausgebildete Lehrerin für Deutsch und Gemeinschaftsunterricht am Gymnasium, lebt seit 1987 in Jyväskylä, Mittelfinnland. Dort hat sie eine finnische Lehrerausbildung an der Universität Jyväskylä ab-solviert, zudem ebenfalls dort promoviert und arbeitet z.Z. als Universitätslektorin am Institut für Sprach- und Kommuni-kationswissenschaften/Deutsche Sprache und Kultur.

W3 Umsetzung von Konzepten zu lebensweltlicher Mehrsprachigkeit und sprach-biographischem Arbeiten in der Schule Dorothee Sandkühler-Daniel und Kerstin Weimann, DaZ-Moderatorinnen BRA

In diesem Workshop wird die Situation mehrsprachig aufwachsender Schülerinnen und Schüler beleuchtet. Dabei kommen Medien und Konzepte der LaKI, wie etwa die Sprachbio-graphien junger Erwachsener aus verschiedenen Herkunftsländern, zum Einsatz. Sie geben Einblicke in unterschiedliche sprachliche Entwicklungen und individuelles Spracherleben und lassen uns Heterogenität und Mehrsprachigkeit als Ressource erfahren. Die Teilnehme-rinnen und Teilnehmer reflektieren ihre eigene Haltung zu Mehrsprachigkeit und die „sprach-lichen Verhältnisse“ an ihrer Schule und erwerben dabei interkulturelle Kompetenzen.

Dorothee Sandkühler-Daniel ist Lehrerin und seit 2005 Schulleiterin an der Berghofer-Grundschule in Dortmund. Sie ist DaZ- Moderatorin im Kompetenzteam Dortmund und im Leitungsteam des Kompetenzteams Dortmund tätig.

Kerstin Weimann ist Lehrerin und seit 2011 stellvertretende Schulleiterin an der Hufelandschule in Bochum. Sie ist DaZ- Moderatorin im Kompetenzteam Bochum seit ca. 10 Jahren, Sprachbildungskoordinatorin der Stadt Bochum und seit ca. 3 Jahren Schulentwicklungsbegleiterin der Bezirksregierung Arnsberg.

1. TAG 20.11.2018

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W4 Handlungsaktive Mehrsprachigkeitsimpulse werden in die „eigene Tasche“ gepackt Annette L. Bußmann, LaKI

Mehrsprachigkeit ist mittlerweile eine Ausgangsbedingung des Lehrens und Lernens in der Schule. In unseren Klassenzimmern treffen wir zunehmend Kinder und Jugendliche, die zwei- oder gar dreisprachig aufwachsen. Dies wird sich in den nächsten Jahren auf die Unterrichtsgestaltung in allen Fächern und allen Schulformen auswirken und dadurch die Schulentwicklung maßgeblich beeinflussen. Der persönliche Blick auf die eigene Sprach-aufmerksamkeit und Haltung gegenüber den jeweiligen Familiensprachen wird in Zukunft über eine bloße Anerkennung und Wertschätzung hinausgehen, so dass die schulischen Einrichtungen Mehrsprachigkeit als wertvolle Ressource verstehen und nutzen können.

Um hierzu einen persönlichen Einstieg zu finden, werden wir uns zunächst mit dem Thema „Sprachaufmerksamkeit und Mehrsprachigkeit“ für Schule und Unterricht beschäftigen. Im Laufe des Workshops werden zehn Stationsimpulse angeboten, die niedrigschwellig Anre-gungen geben, das Thema mit allen Sinnen selbst zu erfahren und einen Perspektivwechsel in Richtung Schülerinnen und Schülern vorzunehmen.

Annette L. Bußmann ist seit 2016 bei der Landesweiten Koordinierungsstelle Kommunale Integrationszentren (LaKI) für die Koordination des MIKS Konzeptes zuständig. Weiterhin ist sie im Arbeitsbereich „Rucksack Schule“ tätig. Sie absolvierte in der Universität Rostock den Master of Arts im Bereich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und ist Sek I Lehrerin für Biologie und Technik.

W5 Translanguaging – mehr als ein mehrsprachigkeitsdidaktisches Konzept Dr. Magdalena Knappik, Bergische Universität Wuppertal

Das Konzept des Translanguaging (u.a. García/Johnson/Seltzer 2017) geht vom Können und Sprachverhalten mehrsprachiger Kinder und Schüler_innen aus: Wenn man sie lässt

– und sie dazu anregt –, greifen sie beim Erarbeiten von Bildungsinhalten auf ihr gesamtes Sprachrepertoire zurück, setzen dabei die Sprachen adressat_innenorientiert und funktio-nal ein und erreichen damit einen umfassenderen Zugang zu Bildung als in einem mono-lingualen Setting. Dabei hat Translanguaging eine starke theoretische Basis, die verstehen hilft, wie viele scheinbar „natürliche“ Vorstellungen über Sprache und Einzelsprachen alles andere als „natürlich“ sind, sondern in kolonialen Kontexten entstanden sind und zu Un-terdrückung und Abwertung führen. Die Auseinandersetzung mit der theoretischen Basis des Translanguaging ermöglicht einen grundlegend anderen Zugang zu Sprache(n) und Bildung. In diesem Workshop sind Sie eingeladen, diese theoretische Basis zu entdecken und zu diskutieren. Durch die Analyse von Videobeispielen erhalten Sie anschließend einen Einblick in die Umsetzung von Translanguaging in mehrsprachigen Konstellationen und er-fahren, wie Lehrkräfte damit produktiv arbeiten können, auch wenn sie sich selbst nur im Deutschen als Unterrichtssprache sicher fühlen.

García, O., Johnson, S. & Seltzer, K. (2017). The Translanguaging classroom. Leveraging student bilingualism for lear-ning. Philadelphia: Caslon.

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INFORMATIONEN ZU DEN VORTRÄGEN

Mehrsprachigkeitsorientierte Sprachbildung – Konzepte und (neue) Ergebnisse aus Forschung und Praxis Dr. Erkan Gürsoy, Universität Duisburg-Essen

Im Vortrag werden auf der Basis von langjährigen Erfahrungen des Modellprojekts „Pro-DaZ“ (www.uni-due.de/prodaz) mit Schulen Wege gezeigt, wie Sprachbildung fachorien-tiert, vernetzt und mehrsprachig gestaltet werden kann. Empirische Befunde aus dem Forschungsprojekt „SchriFT“ (www.uni-due.de/schrift) unterstützen den Ansatz, Sprach-bildung inklusiv umzusetzen. Praxiserprobte Materialien sowie Schülerinterviews ergän-zen die Notwendigkeit eines solchen mehrsprachig-inklusiven Sprachbildungsmodells.

Abgerundet wird der Vortag mit einem Modell zur konsequenten Umsetzung von Sprach-bildung im Fachunterricht, in dem Aspekte der Unterrichtsplanung berücksichtigt werden, so dass auch die logische Reihenfolge von einem sprachbildenden Unterricht in den Blick genommen wird.

Dr. Erkan Gürsoy ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache an der Universi-tät Duisburg-Essen und leitet zusammen mit Prof. Dr. Heike Roll die Projekte „ProDaZ - Deutsch als Zweitsprache in allen Fächern“ (gefördert von der Stiftung Mercator) und „SchriFT - Schreiben im Fachunterricht der Sek. I unter Einbeziehung des herkunftssprachlichen Unterrichts Türkisch“ (gefördert vom BMBF). Seine Arbeitsschwerpunkte sind u.a. mehrspra-chigkeits- und fachorientierte Sprachbildung, Koordination des herkunftssprachlichen Unterrichts mit anderen Fächern, Qualifizierung für den Unterricht mit neu zugewanderten Schüler/innen, Einsatz digitaler Hörstifte im Unterricht.

„Mehrsprachigkeit in kooperativen Lernformen“ Prof. Dr. Dominique Rauch, Goethe-Universität Frankfurt am Main

Der Vortrag zeigt exemplarisch an zwei Interventionsprojekten auf, wie Mehrsprachigkeit durch den Einsatz kooperativer Lernformen in der Grundschule berücksichtigt werden kann. Dabei werden sowohl die Studien als auch die eingesetzten Verfahren und Materia-lien vorgestellt und die Ergebnisse mit Blick auf ihre Praxisrelevanz diskutiert.

Prof. Dr. Dominique Rauch ist Juniorprofessorin für Erziehungswissenschaft an der Goethe-Universität und dem DIPF in Frankfurt am Main. Sie studierte Linguistik und Psychologie und forscht seit 10 Jahren zur Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.

2. TAG 21.11.2018

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INFORMATIONEN ZU DEN WORKSHOPS

W1 Sprachbildung – wieso, weshalb, warum? Ideen und Perspektiven für sprachsensiblen Fachunterricht in den Gesellschaftswissen-schaften Katharina Grannemann, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Die sprachlichen Fähigkeiten von Kindern werden vorwiegend als Voraussetzung für eine erfolgreiche Bildungsbiografie betont, sie sind gleichzeitig aber auch identitätsstiftend und grundlegend für die soziale Partizipation. Mit der Unterstützung des Sprach(en)erwerbs durch frühpädagogische Fachkräfte ist die bildungspolitische Hoffnung verbunden, dass sich herkunftsbedingte Benachteiligungen durch den Besuch einer Kindertageseinrich-tung zumindest teilweise kompensieren lassen. Kindertageseinrichtungen zeichnen sich dabei durch einen hohen Grad an Heterogenität im Hinblick auf die Entwicklungsstände und -bedingungen von Kindern aus. Dies bezieht sich nicht nur auf die Vielfalt der Kinder selbst, sondern auch auf deren Familien mit ihren unterschiedlichen Lebensweisen, Wün-schen, Vorstellungen und Kompetenzen.

Für die Praxis in Kindertageseinrichtungen wird daher ein alltagsintegriertes und aufein- ander aufbauendes Gesamtkonzept sprachlicher und inklusiver Bildung vorgeschlagen, welches die Ressourcen mehrsprachig aufwachsender Kinder in den Vordergrund stellt. Dieses Konzept umfasst die sprachliche Bildung und Sprachförderung in der Umgebungs- sprache Deutsch wie auch in den Familiensprachen.

Katharina Grannemann (M.A.) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Didaktik der Sozialwissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) und dort Projektkoordinatorin des Projekts „Sprachsensibles Unterrichten fördern“. Sie forscht zu Sprachbildung im gesellschaftswissenschaftlichen Fachunterricht und Diversitäts-management in Bildungskontexten.

W2 Reziprokes Lehren im Kontext von Mehrsprachigkeit Prof. Dr. Jasmin Decristan, Universität Wuppertal

In dem Workshop soll einsteigend die Methode des Reziproken Lehrens vorgestellt werden. Beim Reziproken Lehren erarbeiten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam auf Basis von strukturierten Abläufen lernbezogene Strategien. Obwohl die Methode gut evaluiert ist, ist sie dennoch kein Selbstläufer. Im Workshop wird somit auch besprochen, worauf beim Einsatz der Methode zu achten ist. Anschließend soll, gekoppelt an empirische Befunde, gemeinsam erarbeitet und diskutiert werden, wie das Reziproke Lehren gewinnbringend mit der Mehrsprachigkeit der Kinder gekoppelt werden kann. Dabei werden Beispiele aus vorangegangenen und laufenden Forschungsprojekten mit eingebracht.

Prof. Dr. Jasmin Decristan ist Professorin am Institut für Bildungsforschung an der School of Education der Bergischen Universität Wuppertal. Ihr Arbeitsbereich ist die Schulische Interventionsforschung bei besonderen pädagogischen Bedürfnissen. Ihre Arbeitsschwerpunkte beziehen sich auf die Frage, wie Unterricht im Kontext von heterogenen Lern-gruppen lernwirksam gestaltet werden kann. Dazu betrachtet sie spezifische unterrichtlichen Maßnahmen und Förder-angebote, aber auch allgemeine Merkmale von Unterrichtsqualität und untersucht deren Wirkungen für Kinder mit unter-schiedlichen Lernvoraussetzungen.

2. TAG 21.11.2018

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W3 Koordinierung von Herkunftssprachenunterricht und Fachunterricht Nur Akkuş und Christine Boubakri, Universität Duisburg-Essen

Der Schwerpunkt des Workshops liegt auf einer koordinierten Schreibförderung mit dem Ziel einer mehrsprachigen Literalität. Ausgehend von fachtypischen Textsorten und ih-rer Funktion für die Schreibförderung werden Möglichkeiten einer Verknüpfung mit dem Sprachunterricht vorgestellt. Dabei bietet das didaktische Konzept des Genre Cycles einen Rahmen zur Arbeit mit Textsorten im Fach- und Sprachunterricht. Anhand von wissen-schaftlich erprobten Unterrichtsentwürfen und Materialien soll gezeigt werden, wie sich eine koordinierte Schreibförderung gestalten lässt. Dabei werden sich theoretische und praktische Phasen abwechselnd ergänzen.

Nur Akkuş ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im BMBF Projekt SchriFT seit Januar 2015. Sie arbeitet im Fachbereich Turkistik.

Christine Boubakri ist Projektkoordination im BMBF Projekt SchriFT seit Dezember 2014.

W4 Mehr als eine Sprache – Bewegungsorientierte Sprachbildung im Kontext ge-lebter Mehrsprachigkeit Prof. Dr. Nadine Madeira-Firmino, Fliedner Fachhochschule Düsseldorf

Kinder nutzen Sprache von klein auf vielfältig und individuell. Sie äußern ihre Bedürfnisse und Wünsche mit allen ihnen zur Verfügung stehenden nonverbalen und verbalen Mitteln

– unabhängig davon, ob sie mit einer oder mehreren Sprachen aufwachsen. Wie aber fühlt es sich an, mit mehr als einer Sprache aufzuwachsen? In diesem Workshop werden neben selbstreflexiven Prozessen, die Bedeutung des Körpers als Kommunikationselement vor-gestellt und Beispiele zur bewegungsorientierten Sprachbildung ausprobiert.

Prof. Dr. Nadine Madeira-Firmino ist seit 2016 Professorin an der Fliedner Fachhochschule in Düsseldorf mit dem eige-nen Lehrgebiet „Frühe sprachliche Bildung“. Im Rahmen ihrer vorherigen Tätigkeit am nifbe betreute sie zuletzt das Projekt „Begleitung der Umsetzung alltagsintegrierter Sprachbildung im Elementarbereich des Landes Nordrhein-West-falen“,für das sie nunmehr beratend tätig ist. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die bewegungsorientierte Sprachbildung und Beobachtung von Sprachentwicklungsprozessen sowie die frühkindliche Entwicklungsförderung sowohl in der For-schung als auch in der Praxis.