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  • 24 | chemiereport.at AustrianLifeScience 6/2012

    THEMA: MANAGEMENT

    Was macht ein kleines Unternehmen, das bisher Auftragsforschungbetrieben hat, wenn es einen Strategiewechsel plant und denAufbau einer eigenen Produktion wagen will? Wenn es von einer for-schungsgetriebenen Unternehmenskultur hin zur Ausrichtung auf denfreien Markt kommen will und neue Strukturen fr Produktion undLogistik in greren Mastben braucht? Es engagiert ein Beratungs-unternehmen, das nicht nur die ntigen Branchenkenntnisse, sondernauch Erfahrungen mit dem Management von Change-Prozessen mit-bringt. Denn um alle Bereiche des Unternehmens auf die neuen Ziel-setzungen auszurichten, braucht es eine durchgngige Methodik. DasInstrument der Balanced Scorecard stellt eine solche dar.Die Balanced Scorecard ist eine Methode des Performance Manage-ment, also der Steuerung einer Organisation auf der Grundlage vonmessbaren Leistungskennzahlen. Im Unterschied zu hufig anzutref-fenden Kennzahlensystemen, die sich rein auf die finanzielle Ebenebeschrnken, versucht man beim Arbeiten mit der Balanced Scorecardfr alle Stufen unternehmerischen Handelns quantifizierbare Ziele zufinden, wie Thomas Habermann, Geschftsfhrer von Excellence, er-klrt. Vier Ebenen stehen dabei im Mittelpunkt der Betrachtungen:Zunchst beginnt man, Kennzahlen fr die Zielsetzungen der Mitar-beiter und der Unternehmenskultur zu erarbeiten. Darauf aufbauendkann man dazu bergehen, die Geschftsprozesse hinsichtlich Effekti-vitt (werden die richtigen Dinge getan?) und Effizienz (werden dieDinge richtig getan?) zu untersuchen. Sind die Prozesse im Griff, ist esnicht schwierig, auf der nchsten Ebene die Perspektive der Kunden-zufriedenheit einzubringen und ist der Kunden zufrieden, werdenletztlich auch die Finanzkennzahlen stimmen.Eine solche Betrachtungsweise whlte Excellence auch, um ein in derSteiermark ansssiges Unternehmen bei einem grundlegenden Wandelder Ausrichtung von der Auftragsforschung hin zur Herstellung ei-gener Produkte zu begleiten. In einem solchen Fall muss zunchstder Soll-Zustand definiert werden. Welchen Zielmarkt hat das Unter-nehmen im Auge? Wie viel will man selbst machen, was soll man aus-lagern? Welche Fertigungstiefe ist notwendig? In einem zweiten Schritthat man sich angesehen, welche Lcke zwischen dem derzeitigen Un-ternehmen und dem definierten Soll-Zustand besteht. Hier kommennun die Balance Scorecard und ihre vier Ebenen ins Spiel. Zunchstwurde die Ebene der Unternehmenskultur betrachtetet: Welche derbisher bearbeiteten Themen knnen berhaupt zur Marktreife ent-wickelt werden, damit das Unternehmen eine Chance hat, in zweioder drei Jahren profitabel zu sein? Wie bewertet man die Marktreifeberhaupt? Damit in Zusammenhang stellte sich die Frage: WelcheMitarbeiter braucht man als Produktionsbetrieb? Knnen die eigenen,bisher wissenschaftlich orientierten Mitarbeiter dort hinentwickelt wer-

    Fallbeispiel: Change Management mit der Balanced Scorecard

    Zielsetzungen im Gleichgewicht

    Das Ausbalancieren von Zielsetzungen ist die Strke der Balanced Scorecard.

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    Im Unterschied zu anderenKennzahlensystemen betrachtetman bei der Balanced Score-card alle Stufen unternehmeri-schen Handelns.

    Das Beratungsunternehmen Excellence hat die Methode der Balanced Scorecard angewandt, um ein Unternehmen der Chemie-Auftragsforschung auf dem Weg zu einem produzierenden Betrieb zu begleiten.

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  • den oder mssen Ressourcen vom Markt zugekauft werden. Ein Mit-arbeiter in der Forschung ist eher verspielt, muss in Mglichkeitendenken. Nun musste wesentlich fokussierter vorgegangen werden, soHabermann. Alle diese Aufgaben wurden mit prgnanten Kennzahlenhinterlegt.

    Mitarbeiter, Prozesse, Kunden, Geld

    Sodann konnte man zu den Prozessen schreiten und eine Wertschp-fungskette entwerfen, die vom Rohstoff bis zum Endprodukt reicht.Produktionsspezifische Mazahlen wie Durchlaufzeiten, Fehlerquotenoder eingesetztes Kapital wurden an die neue Organisation herange-tragen. Auch wurde in dieser Phase definiert, welche Prozesse auf un-ternehmenseigener Intellectual Property beruhen und daher in jedemFall selbst gemacht werden mssen und was auslagert werden kann.Als Nchstes analysierte man die Perspektive des Kunden: Wer sollprimr angesprochen werden, welche Kontakte sind wahrzunehmen,welche Projekte sollen gemacht werden? Auch galt es festzulegen, wieerfolgreiche Marketing-Aktivitten gemessen werden. Und schlielich betrachtete man als letzten Punkt die finanzielleEbene: Welche Zeit gibt man sich dafr und wie hoch drfen dieVerluste sein, die man bereit ist einzufahren. An dieser Stelle ist eswesentlich, nach Mazahlen wie Eigenkapital und Liquiditt zu fra-gen, so Habermann. Auch Beteiligungs- und Exit-Strategien warendurchzudenken. Und schlielich war es wichtig zu bestimmen, woranman rechtzeitig erkennt, dass der Plan nicht aufgeht. Bei all dem darf mit der Anzahl der Kennzahlen nicht bertriebenwerden: Hier ist die Reduktion die Herausforderung. Mehr als fnfbis sechs Kennzahlen pro Ebene sind nicht zielfhrend, meint Ha-bermann. Damit das Gesamtsystem der Balanced Scorecard fr alleim Unternehmen einsehbar ist, hat man den Status der Kennzahlenmit einem Ampelsystem transparent gemacht. Visuelles Manage-ment nennt Habermann das und betont, dass es wichtig ist, dassalle Mitarbeiter Informationen zu allen Kennzahlen haben, auch zudenen, die nicht ihre unmittelbare Umgebung betreffen.Das Unternehmen hat nun begonnen, seinen neuen Weg zu beschrei-ten. Man hat sich, weil eine Profitabilitt im alten Geschftsmodellnicht mehr darstellbar war, auf drei Technologien fokussiert, die mannun zur Marktreife fhren will. In Partnerschaft mit dem Ingenieur-unternehmen VTU begleitet Excellence den Aufbau der Produktionnun auch von der technischen Seite bis hin zur Zulassung der Pro-dukte. z GS

    Die Excellence Gesellschaft fr Wertschpfung mbH ist einvon ehemaligen Pharma-Managern gegrndetes Consulting-Unternehmen, das speziell fr die chemische und pharma-zeutische Industrie Beratung anbietet, die das ganzeUnternehmen im Auge hat. Sie unterhlt Standorte in Penz-berg, Hattersheim (bei Frankfurt/Main) und Grambach (beiGraz) und grndet gerade eine Gesellschaft in der Schweiz.www.excellence-gmbh.de

    ber Excellence

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