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Endbericht zur Verbreitung der Projekterfahrungen und Ergebnisse Projektnummer 2864 Projekttitel Burschen. Leben. Vielfalt. Projektträger/in Männergesundheitszentrum MEN Projektlaufzeit, Projektdauer in Monaten September 2017 – August 2019, 24 Monate Schwerpunktzielgruppe/ n Burschen als Besucher von Wiener Jugendeinrichtungen, Mitarbeiter*innen der offenen Wiener Jugendarbeit Erreichte Zielgruppengröße 919 Zentrale Kooperationspartner/in nen Wiener Gesundheitsförderung (FEM Süd?) Autoren/Autorinnen Mag. Romeo Bissuti, Mag. Paul Brugger- Willomitzer Emailadresse/n Ansprechpartner/innen [email protected] Weblink/Homepage www.men-center.at Datum 20.12.2019 Logo Projekt oder Projektträger/in (falls vorhanden)

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Endbericht zur Verbreitung der Projekterfahrungen und Ergebnisse

Projektnummer 2864

Projekttitel Burschen. Leben. Vielfalt.

Projektträger/in Männergesundheitszentrum MEN

Projektlaufzeit, Projektdauer in Monaten

September 2017 – August 2019, 24 Monate

Schwerpunktzielgruppe/n

Burschen als Besucher von Wiener Jugendeinrichtungen, Mitarbeiter*innen der offenen Wiener Jugendarbeit

Erreichte Zielgruppengröße 919

Zentrale Kooperationspartner/innen

Wiener Gesundheitsförderung(FEM Süd?)

Autoren/Autorinnen Mag. Romeo Bissuti, Mag. Paul Brugger-Willomitzer

Emailadresse/n Ansprechpartner/innen [email protected]

Weblink/Homepage www.men-center.at

Datum 20.12.2019

Logo Projekt oder Projektträger/in(falls vorhanden)

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Endbericht Projekt Nr. 2864

1. Kurzzusammenfassung

Vorgeschichte: Im Auftrag der MA 13 wurde eine Forschungsarbeit zu Jugendlichen in der offenen Jugendarbeit durchgeführt. Ausgehend davon wurde in verschiedenen Fachgremien gewünscht, verstärkte Angebote für Burschenarbeit zu entwickeln. Zusätzlich zu diesen Studienergebnissen ist der Blick auf das Gesundheitsverhalten männlicher Jugendlicher relevant: Burschen, die in benachteiligten Lebensverhältnissen aufwachsen, haben noch als Erwachsene schlechtere Gesundheitschancen und ein erhöhtes Krankheitsrisiko.

Projektziele: Ziel des Projektes war, Interventionen zur jugendgerechten Gesundheitsförderung sowie zum Abbau von abwertenden Einstellungen bei Burschen (Besucher von Wiener Jugendeinrichtungen) zu setzen. Eine Zielgruppe waren somit Burschen, die mittels speziell gestalteter Themenworkshops direkt erreicht wurden. Die Themen wurden in Abstimmung mit den Jugendeinrichtungen und partizipativ mit den Burschen ausgewählt und gestaltet. Aus diesem Prozess heraus wurden Anregungen für Kleininitiativen möglich, in denen die Burschen gesundheitssensible, emanzipatorische Männerbilder umsetzten. Um auch für die Einrichtungen einen Mehrwert zu bieten, wurden ganztägige Fortbildungen für die MitarbeiterInnen der Jugendeinrichtungen angeboten. Um die Nachhaltigkeit des Projekts zu gewährleisten, wurde eine Methodensammlung erstellt.

Aktivitäten: In 30 Einrichtungen der offenen Wiener Jugendarbeit fanden 94 Workshops zu unterschiedlichen Themen wie Sexualität und Verhütung, Gewaltprävention, Männlichkeit/Rollenbilder, Sucht, Medienkompetenz und Gesunde Ernährung statt. Zusätzlich wurden 9 vertiefende Kleininitiativen zu burschenspezifischen Gesundheitsthemen umgesetzt. Darüber hinaus wurden Fortbildungen für 152 MitarbeiterInnen der Jugendeinrichtungen angeboten. Die Fortbildungen umfassten u.a. Männerbilder, Homophobie und Sexismus, Spannungsfelder in der gendersensiblen Jugendarbeit, Zwangsheirat, Analyse aktueller antifeministischer Diskurse, Körpernormen oder Geschlechterrollen und digitale Medien. Um die Nachhaltigkeit des Projekts zu gewährleisten wurde zum Projektende eine Methodensammlung veröffentlicht.

Projektlaufzeit: September 2017 – August 2019

2. ProjektkonzeptDas Konzept des Projekts war Interventionen zur jugendgerechten Gesundheitsförderung sowie zum Abbau von abwertenden Einstellungen bei Burschen, die Besucher von Wiener Jugendeinrichtungen sind, zu setzen. Dies wurde durch folgende Projektaktivitäten erreicht:

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30 Workshopreihen in 30 Einrichtungen der offenen Wiener Jugendarbeit 10 Kleininitiativen zu burschenspezifischen Gesundheitsthemen 10 ganztägige Fortbildungen für die MitarbeiterInnen der Wiener

Jugendeinrichtungen Um die Nachhaltigkeit des Projekts zu gewährleisten, wurde zum Projektende eine

Methodensammlung zur Burschenarbeit im Setting offene Jugendarbeit veröffentlicht.

Mit den Workshops und partizipativen Projekten sollten 750 Burschen direkt erreicht werden. Als TeilnehmerInnen an den Schulungen waren 100 Personen geplant.

Um eine niederschwellige Möglichkeit zu bieten mit den Burschen in den Jugendzentren zu arbeiten, war folgendes Vorgehen geplant:

a) Vorgespräch mit der Jugendeinrichtung um Setting, konkrete Tage, bestimmte Zielgruppen, aktuelle Themen in der laufenden Arbeit etc. abzuklären

b) Teilnahme am Betrieb an ein bis zwei Tagen und erster Kontakt mit den Jugendlichen zur partizipativen Schwerpunkt-Themenauswahl. Die Burschen sollten von Beginn an in die Maßnahmenentwicklung miteinbezogen werden.

c) 3-4 Workshoptermine vor Ort, dabei Einsatz vielfältiger und partizipativ gestalteter Methoden

d) Abschlussreflexion und Planung von nachhaltigen Maßnahmen mit der Jugendeinrichtung

3. ProjektdurchführungIm Projekt wurden 94 Workshops in 30 Einrichtungen der offenen Wiener Jugendarbeit abgehalten.

Themen und inhaltliche Beschreibung der Workshops:

Anbei findet sich eine Auflistung der Workshop-Themen und in welcher Anzahl sie jeweils abgehalten wurden.

Workshop-Thema Anzahl der Workshops

Männlichkeit, Rollenbilder 24

Gewaltprävention 20

Sexualität und Verhütung 16

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Sucht 14

Gesunde Ernährung 11

Medienkompetenz 9

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Themen-Workshops und Methoden

Im Anschluss wird ein Überblick über die Workshops gegeben. Die eingesetzten Methoden wurden im Projektverlauf dokumentiert und sind in der frei zugänglichen Methodensammlung zu Burschenarbeit im Setting offene Jugendarbeit beschrieben.

Zum Einstieg in die verschiedenen Workshops wurden Übungen wie „Unsere Spielregeln“ oder „Gordischer Knoten“ verwendet, um Kontakt zu und zwischen den Burschen

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herzustellen, ein „Wir“-Gefühl in der Gruppe für den Workshop zu erzeugen oder einen thematischen Einstieg zu finden.

Workshop Männlichkeit, Rollenbilder:

Verwendete Methoden waren dabei etwa: Männerideale, Ein richtiger Mann, Zeitreise, Erwartungshaltungen, Männlichkeits-Gesetze, Zwei Seiten einer Medaille

Workshop Gewaltprävention:

Verwendete Methoden waren vor allem: React against violence, Arten der Diskriminierung, Selbstreflexion zu Diskriminierung, Was wäre wenn, Schimpfwortlandschaft, Ampel der Gewalt, Was glaubst du wer du bist

Workshop Sexualität und Verhütung:

Verwendete Methoden waren hierbei: Liebe und Sex Quiz, So einfach wie Tee, Sexualpädagogischer Stationenbetrieb, Amors Pfeil, Sex-Schatztruhe, Sex we can

Workshop Sucht:

Verwendete Methoden waren vor allem: Wundermittel, OK – Nicht OK?

Workshop Gesunde Ernährung:

Verwendete Methoden waren dabei: Burger-Mania, Anabolika Quiz, Dove-Video Echte Schönheit

Workshop Medienkompetenz:

Verwendete Methoden waren: Gerüchteküche, Video-Analyse, Tube-Rules, Cybermobbing, No Hate Speech, Computer-Spielsucht

Beschreibung der Kleinprojekte:

Burgermania

Aufbauend auf das Thema des ersten Workshops war bei den Workshopbesuchern ein dringendes Thema, ob gesund und günstig essen möglich ist. Dieser Frage gingen die Burschen mit dem Kleinprojekt nach, bei dem ein klassisches Lieblingsessen der Burschen

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auf deutlich gesündere Weise als üblich zubereitet wurde. Das Ketchup wurde selbst hergestellt, was bei den Burschen auf große Begeisterung stieß.

Neben dem Erwerb von Wissen und praktischer Fähigkeiten zu gesunder Ernährung sowie einer Erweiterung des männlichen Rollenbildes wurde auch der gesundheitsfördernde soziale Aspekt des miteinander Kochens und Essens deutlich.

Pizza selbstgemacht

Ähnlich wie im obigen Kleinprojekt standen auch hier gesundheitsbewusstes Essen und soziale Aspekte im Vordergrund. Weiters war der Genderaspekt rund um Kochen und Haushalt ein Thema in den Workshops. Die Zubereitung der Pizza stand auf Initiative der Burschen unter dem Motto „Burschen kochen für Mädchen.“ Beim gemeinsamen Einkauf mit den Burschen wurde auf eine gesundheitsbewusste Lebensmittelauswahl geachtet.

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Wohlfühlorte

Anknüpfend an die Workshops von MEN konnte dieses engagierte Burschenprojekt umgesetzt werden. Hier kristallisierte sich in den Workshops das Thema „Wohlfühlorte“ als sehr relevant für die Jugendlichen heraus. Die Burschen sammelten zunächst, was für sie im Alltag Wohlfühlorte sein können, z.B. um Stress abzubauen. Es wurde eine Fotocollage erstellt, die im Jugendtreff gut sichtbar ausgestellt wurde. Im Anschluss daran konnten auch einige Burschen für ein Videoprojekt gewonnen werden.

Burschengesundheitsquiz

In den Workshops wurden Fragen der Burschen zu den unterschiedlichen Themen (v.a. Sexualität, Sucht, soziale Medien,...) gesammelt und erarbeitet, die dann in das Quiz einflossen. Die teilnehmenden Burschen stellten viele eigene Fragen, die in das Quiz eingebunden wurden. Das Quiz ist über die App Kahoot auch nachhaltig nützbar und erweiterbar. Mit der App ist es möglich, das Quiz der Gruppe z.B. per Beamer zu präsentieren, und alle Burschen bzw. Teams können dann am Handy die jeweilige Frage beantworten. Das Quiz dauerte circa 30 Minuten, die Jugendlichen erhielten für die Teilnahme 1-Euro-Eis-Gutscheine.

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T-Shirts gegen Gewalt

In zwei Jugendzentren ging aus den Workshops eine starke Beschäftigung mit Ge-waltthemen und gewaltfreier Konfliktlösung hervor. Eine Gruppe von 3-4 Burschen konnte zur Teilnahme an dieser Initiative gewonnen werden. Hierbei war vor allem auch die Zu-sammenarbeit der MEN-Trainer und der engagierten Jugendbetreuer ein wertvoller Faktor, um die Überzeugungsarbeit für zwei weitere Abende nach den Workshops zu leisten. Die Burschen nahmen sich Zeit, um T-Shirts mit wertschätzenden Sprüchen wie „Gewalt ist keine Lösung“, „Jedes Leben hat seinen Wert“ oder „Mensch ist Mensch“ zu gestalten. Diese T-Shirts wurden anschließend deutlich sichtbar für alle BesucherInnen im Jugendzentrum angebracht. Im Anschluss daran wurde ein Videodreh mit den Burschen vereinbart. In dem Videoprojekt ging es darum, über Gewalt im Alltag und die Möglichkeiten gewaltfreier Konfliktlösungen zu reflektieren.

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Gewalt-Intervention

Anlassbezogen (gehäuft Vorfälle von Sexismus und Gewalt) wurde auf Wunsch der Leiterin der Jugendeinrichtung eine Intervention in Kooperation mit dem FEM Süd Projekt Wert Voll organisiert. Die Intervention lief sowohl für die teilnehmenden Jugendlichen als auch die Einrichtungsleitung sehr zufriedenstellend und anschließend konnten die Jugendlichen wieder am Betrieb teilnehmen.

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Infotag Asylberatung

Im Laufe des Workshops und im Gespräch mit den Betreuern stellte sich heraus, dass die Jugendlichen aufgrund des Asylverfahrens sehr unter Druck stehen. Angesichts einer drohenden Abschiebung stellten sich für die Jugendlichen Fragen nach der Sinnhaftigkeit von Deutschkursen oder Arbeitssuche. Daraufhin wurde ein spezifischer Workshop konzipiert und organisiert, in dem der Umgang mit diesen Themen und vor allem der Stressbewältigung in diesem Zusammenhang bearbeitet wurde.

Nach dem Workshop, in dem Frustration und niedrige Motivation deutlich zu spüren waren, äußerten die Teilnehmer die dringende Bitte, mehr Informationen für das bedeutsame Interview im Asylverfahren zu erhalten. Daraufhin wurde für den 12. Juni 2018 ein Infotag im Jugendzentrum mit einer Expertin organisiert, die in der Asylberatung tätig ist um die wichtigsten Fragen und Unklarheiten rund um das Asylverfahren der Burschen zu beantworten. Die Burschen waren von der Umsetzung begeistert, und es konnten viele Unklarheiten und Mythen geklärt sowie realistische Erwartungen erarbeitet.

Gestaltung von T-Shirts zum Thema Migration

In den Workshops wurde mit den Burschen auch immer wieder über das Thema Heimat gesprochen und diskutiert. Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Herkunft und Heimat beschäftigen die Jugendlichen mit Migrationshintergrund laufend. Aus diesen Diskussionen entstand die Idee gemeinsam T-Shirts zum Thema zu gestalten. Dazu wurden von den

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Workshopleitern anregende Fragen wie „Was erinnert dich an deine Heimat“ bzw. „Welche Sinne werden dadurch angeregt“, „An welche Speisen, Düfte etc.. denkst du?“

Die T-Shirts wurden mit Lebensmittelfarbe bemalt. Um ein waschfertiges T-Shirt zu behalten, muss dieses zuhause noch gebügelt werden. Dies wurde mit den Burschen besprochen und hiermit auch noch ein weiterer Reflexionsrahmen zu Gender-Rollen mit dem Projekt verknüpft.

Fortbildungen für MultiplikatorInnen

Die Fortbildungen wurden in Kooperation mit der MA 13 und dem Institut für Freizeitpädagogik umgesetzt. Das IFP stellte dankenswerterweise die Räumlichkeiten zur Verfügung, die Themen der Fortbildungen wurden partizipativ mit den MitarbeiterInnen der Jugendeinrichtungen erarbeitet. So konnten spannende Themen identifiziert und im Anschluss viele renommierte ExpertInnen (aus Deutschland und Österreich, z.B. Universität Innsbruck und Wien) gewonnen werden. Alle Themen, Termine und TeilnehmerInnenzahlen sind in der Tabelle abgebildet, die große Zufriedenheit der TeilnehmerInnen ist dem Bericht der externen Evaluation zu entnehmen. Detaillierte Beschreibungen zu den einzelnen Themen befinden sich im Fortbildungsprogramm.

Datum Thema/Teilnehmer*innen VortragendeR Ort

Mo, 17.12.2018

„Be a man, feel like a boy" Buben/Burschen*arbeit aus der gelebten Praxis

15 Teilnehmer*innen, 25 Anmeldungen

Philipp Leeb IFP

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Di, 12.2. sowie Di, 19.2.2019

Selbstreflexion Männer*bilder in der Burschen*arbeit

9 Teilnehmer*innen, 14 Anmeldungen

8 Teilnehmer*innen, 11 Anmeldungen

Romeo Bissuti MEN

Mi, 13.02.2019 Weil meine Schwester unsere Ehre ist. Umgang mit stigmatisierten Jugendlichen aus patriarchalen Ehrstrukturen

16 Teilnehmer*innen, 20 Anmeldungen

Burak Ylmaz IFP

Do, 21.02.2019 Mannwerdung durch Abwertung? Homophobie und Sexismus als Herausforderungen in der Burschen*arbeit

20 Teilnehmer*innen, 28 Anmeldungen

Paul Scheibelhofer

IFP

Fr, 08.03.2019 Zwangsheirat in der Burschen*arbeit – Wie können wir aktiv werden und handeln?

18 Teilnehmer*innen, 21 Anmeldungen

Burak Ylmaz IFP

Mo, 18.03.2019

Gendersensible Jugendarbeit: Spannungsfeldern in konkreten Arbeitssituationen auf der Spur

16 Teilnehmer*innen, 25 Anmeldungen

Elisabeth Eckart,

Philipp Leeb

IFP

Di, 09.04.2019 Gender fix. Analyse aktueller antifeministischer Diskurse und ihrer Bedeutung für die Burschen*arbeit

Rosa Costa, Stefanie Mayer

IFP

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19 Teilnehmer*innen, 24 Anmeldungen

Mi, 08.05.2019 Body-Talk: Muskeln, Essstörungen und Körpernormen in der Burschen*arbeit

14 Teilnehmer*innen, 18 Anmeldungen

Ata Kaynar, Predrag Pljevaljcic

IFP

Do, 16.05.2019 Instagram, Snapchat & Co: Körper, Gefühle, Geschlechterrollen und digitale Medien

17 Teilnehmer*innen, 20 Anmeldungen

Wolfgang Pospischill

IFP

Kooperationen/Partnerschaften/Vernetzungsaktivitäten

Im Laufe des Projekts ergab sich eine Kooperation mit dem Projekt WERT VOLL, durchgeführt von FEM Süd. In zwei Jugendeinrichtungen wurden gemeinsame Workshops für Mädchen und Burschen angeboten, dies wurde von den Jugendlichen sehr gut angenommen. Zum Thema Medienkompetenz wurde auf Wunsch der BetreuerInnen eine gemischte Gruppe im Jugendzentrum betreut. Beim Thema "Liebe, Partnerschaft & Sexualität" hatten die Mädchen und Burschen die Möglichkeit in einer gemeinsamen Gruppe ihre Anliegen und Fragen an eine Trainerin oder einen Trainer zu stellen und einen respektvollen Umgang mit diesem sensiblen Thema zu üben und darüber miteinander zu kommunizieren.

Auch das Fortbildungsprogramm wurde mit jenem von WERT VOLL akkordiert und als gemeinsames Angebot beworben.

Wiener Gesundheitspreis 2019 – Jahresschwerpunkt „Gesunde vielfältige Stadt“

Am 17. September 2019 wurde im Rahmen der Wiener Gesundheitskonferenz mit dem Titel „Gesundheit und Vielfalt. Inspirationen für die Praxis der Gesundheitsförderung“ im Wiener Rathaus das Projekt „Burschen. Leben. Vielfalt.“ mit dem Wiener Gesundheitspreis 2019 ausgezeichnet. Peter Hacker, Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport und Dennis Beck, Geschäftsführer der Wiener Gesundheitsförderung, überreichten die Preise in drei Kategorien.

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Der erste Preis beim Jahresschwerpunkt „Gesunde vielfältige Stadt“ bedeutet eine hohe Auszeichnung für das Männergesundheitszentrum und zeigt die Bedeutung und den Erfolg des Projekts.

4. Evaluationskonzept

Das Forschungsbüro queraum. kultur- und sozialforschung wurde mit der externen Evaluation des Projekts mit Fokus auf der Prozessbegleitung und Unterstützung bei der Maßnahmenevaluation beauftragt.

Der Fokus der Evaluation lag sowohl auf dem Prozess (Prozess-Evaluation) als auch auf der Wirkung der gesetzten Maßnahmen (Ergebnis-Evaluation). Das konkrete Evaluationsvorgehen lässt sich den folgenden zwei zentralen Bereichen zuordnen: Begleitung des Projektteams (A) und Evaluation ausgewählter Maßnahmen (B). Eine erste Zwischenpräsentation über die erste Projekthälfte erfolgte am 26. September 2018. Folgend wird ein Überblick über die gesetzten Aktivitäten über die gesamte Projektlaufzeit gegeben. Die Instrumente und Ergebnisse der Evaluation können im Endbericht im Anhang detailliert nachgelesen werden.

A) Begleitung und Unterstützung des Projektteams

Ziele- und Planungsworkshop

Der Ziele- & Planungs-Workshops diente einer Präzisierung der Zielsetzungen mit den Projektverantwortlichen. Die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit fasste das Evaluations-Team in einer Ziele-Tabelle zusammen. Diese bietet einen Überblick über die formulierten Projektziele, die konkreten Maßnahmen, die definierten Indikatoren zur Messung der Zielerreichung und – darauf abgestimmt – die Methoden der Evaluation und internen Dokumentation. Zudem wurde das Treffen genutzt, um die Erwartungen an die Evaluation abzuklären und die Rahmenbedingungen sowie Kommunikationsstrukturen der gemeinsamen Arbeit festzulegen.

Evaluationsworkshop

Im Vorfeld wurden schriftlich Informationen von beiden Projektteams hinsichtlich wichtiger Themen, Herausforderungen und Fragestellung zusammengetragen. Basierend darauf wurde ein dreistündiger Workshop abgehalten, um die wichtigsten Punkte zusammen zu reflektieren und Lernerfahrungen zu sammeln.

Finaler Reflexionsworkshop

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Das Treffen wurde dazu genutzt, die Zielerreichung zu reflektieren und die nachhaltige Sicherung der Maßnahmen und Ergebnisse des Pilotprojekts zu diskutieren. Darüber hinaus präsentierte die Evaluation die Endergebnisse der Evaluation und stellte diese im Gesamtteam zur Diskussion.

B) Evaluation ausgewählter Maßnahmen

Niederschwellige Feedbackbefragung mit Jugendlichen bei den Workshops

Um den Jugendlichen die Möglichkeit des schriftlichen Feedbacks direkt nach den Workshops zu geben, erstellte das Evaluationsteam einen kurzen niederschwelligen Feedbackbogen mit folgenden Themen: Zufriedenheit, Einschätzung der Nachhaltigkeit, Zielgruppenpassung der Inhalte, Vorgehensweise der Trainer. Die Befragung fand direkt im Anschluss der Workshops statt. Insgesamt konnten 183 Rückmeldungen zu 26 Zeitpunkten eingeholt werden.

Teilnehmende Beobachtung

Zur Unterstützung des Projektteams bei der Reflexion und Weiterentwicklung des Angebotes ist das Evaluationsteam bei ausgewählten Workshops anwesend. Es wurden teilnehmende Beobachtungen im Juni 2018, November 2018 sowie März 2019 durchgeführt, welche strukturiert nach einem Beobachtungsschemata analysiert und im Rahmen eines ergänzenden Treffens der Projektleitung zurückgespielt wurden.

Feedbackbefragung der MitarbeiterInnen in der Jugendarbeit zu den Fortbildungen

Befragt wurden die an den Fortbildungen teilnehmenden MitarbeiterInnen der Jugendeinrichtungen. Die Rückmeldungen der TeilnehmerInnen wurden mittels Feedbackbogen am Ende der Veranstaltung eingeholt. Abgefragt wurde die Zufriedenheit mit den Inhalten und Methoden, die Einschätzung hinsichtlich des Nutzens der Teilnahme für die eigene Arbeit sowie die Möglichkeiten, sich zu vernetzen und sich einzubringen.

Telefoninterviews mit MitarbeiterInnen der Jugendzentren

Um detailliertes Feedback von den MitarbeiterInnen der Jugendzentren zu erhalten, in welchen ein Workshop bzw. eine Workshopreihe stattfand, wurden telefonische Interviews durchgeführt. Es wurden Rückmeldungen von acht Mitarbeitern aus unterschiedlichen Jugendeinrichtungen hinsichtlich der Zusammenarbeit und Kommunikation mit MEN, der Einschätzung des Nutzens für die teilnehmenden Burschen sowie die Relevanz und die Nachhaltigkeit eingeholt.

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5. Projekt- und Evaluationsergebnisse

Die Workshopangebote hatten zum Ziel, sowohl niederschwellige Wissensvermittlung als auch gegenseitigen Dialog zu relevanten Themen möglich zu machen – mit der Absicht, damit verbundene Aspekte von Abwertung aufzugreifen, zu besprechen, zu hinterfragen und aufzuweichen. Die Entwicklung von problematischen Männlichkeits- und Gesundheitseinstellungen und Praktiken, sowie der dargestellten Abwertungen werden dabei im Kontext männlicher Sozialisation als Versuch gesehen, Teilhabe an männlicher Hegemonie bzw. einer patriarchalen Dividende zu erreichen. Die Tiefenanalyse der oben angeführten Studie von Güngör und Nik Nafs verweist ja auch auf die Brüchigkeit der Einstellungen und die Widersprüchlichkeiten, die bei näherer Diskussion mit den Jugendlichen auftreten. Die Rolle von externen Experten aus dem „Männergesundheitsbereich“, die vorwiegend selbst Migrationserfahrungen haben, sollte dabei Neugier wecken und einen Auseinandersetzungsprozess anstoßen.

Das Team des MEN, welches die Einrichtungen besucht und die Themen mit den Jugendlichen gemeinsam gestaltet und erhoben hat, ist selbst mehrsprachig, multiprofessionell und interkulturell. Für viele Burschen war es ein einmaliges Erlebnis z.B. einen türkisch-stämmigen Arzt oder einen iranisch-stämmigen Psychotherapeuten hautnah und „face to face“ kennenzulernen, um gemeinsam wichtige Themen zu besprechen. Neben der Wissensvermittlung wurde so auch ein Modell und Lebensentwurf geliefert, der einer hegemonial-männlichen Selbst-Ethnisierung wirksam entgegenwirkt. So konnten auch einige Projekte mit den Burschen umgesetzt werden, bei denen etwa T-Shirts gegen Gewalt gestaltet oder gemeinsame Kochevents veranstaltet wurden.

Die Zufriedenheitsrate der Workshop-Teilnehmer lag bei 97%, jene der Fortbildungsteilnehmer*innen bei 87%.

Zielsetzung Maßnahmen Indikatoren Zielerreichung

Auseinandersetzung mit gesundheitsbezogenen Themen und Förderung der psychischer und physischer Gesundheitsressourcen

Workshops: inhaltliche Bewusstseinsbildung zu Verletzlichkeit, Geschlechtskrankheiten, Gesundheits-kompetenz, etc.

90 Workshops mit mind. 750 Burschen wurden umgesetzt und eine Auseinandersetzung mit gesundheitsbezogenen Themen erfolgte

94 Workshops mit 767 Burschen konnten durchgeführt werden. Die Zufriedenheitsquote in den Workshops lag bei 97 Prozent.

Hinterfragen abwertender Einstellungen und

Workshops: Thematisierung von

90 Workshops mit mind. 750 Burschen

94 Workshops mit 767 Burschen

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Eröffnung neuer Männlichkeitsentwürfe

Minderheiten und nicht hegemonialer Männlichkeiten

wurden umgesetzt und eine positive Auseinandersetzung mit Männlichkeitsentwürfen und Einstellungen zu Minderheiten erfolgte

konnten durchgeführt werden. Die Zufriedenheitsquote in den Workshops lag bei 97 Prozent.

Steigerung des eigenen Selbstwerts – Empowerment

Workshops: Thematisierung verschiedener relevanter Aspekte von Burschengesundheit (u.a. Rollenbilder und Männlichkeit, Sexualität, Sucht, Konflikt- und Medienkompetenz)

90 Workshops mit mind. 750 Burschen wurden umgesetzt und eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstwert und Burschengesundheit hat stattgefunden.

94 Workshops mit 767 Burschen konnten durchgeführt werden. Die Zufriedenheitsquote in den Workshops lag bei 97 Prozent.

Vermittlung von Wissen und Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit Burschen in der offenen Jugendarbeit

Fortbildungen für Mitarbeiter*innen der offenen Jugendarbeit

100 Mitarbeiter*innen der offenen Jugendarbeit wurden durch Fortbildungen erreicht und konnten ihr Wissen und ihren Handlungsspielraum erweitern

An 10 ganztägigen Fortbildungen haben 152 Mitarbeiter*innen der offenen Jugendarbeit teilgenommen. Das Projektziel konnte in diesem Fall erreicht und sogar deutlich übertroffen werden. Die Zufriedenheitsquote lag bei 87 Prozent.

Nachhaltige Förderung geschlechterdemokratischer und emanzipatorischer Männlichkeiten

Kleininitiativen mit nachhaltigen Produkten

10 Kleininitiativen mit Burschen wurden partizipativ umgesetzt und hatten einen bleibenden Impuls

9 von 10 Kleininitiativen konnten erfolgreich umgesetzt und somit eine Auseinandersetzung und Vertiefung mit

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emanzipatorischen Männlichkeiten erreicht werden.

Sensibilisierung der Öffentlichkeit

Präsentationen der Kleinprojekte

9 Kleininitiativen wurden im unmittelbaren Umfeld der Jugendlichen präsentiert

Dokumentation der Öffentlichkeitsarbeit

6. Zentrale Lernerfahrungen und Empfehlungen

Erfolgsfaktoren:

Gendersensible Burschenarbeit findet im offenen Betrieb üblicherweise als Querschnittsmaterie statt und umfasst eine breite Palette an Themen. Im Zentrum steht jedenfalls die Beziehungsebene, die es den Burschen zum Beispiel möglich macht, verborgene oder angstbesetzte Seiten auch vor anderen zu zeigen. Eine allfällige Wissensvermittlung oder Vertiefung der Themen hat dabei meist einen fließenden und höchst individuellen Charakter und geht hier flexibel auf die spezifischen Bedürfnisse des einzelnen Jungen ein.

Es kann im pädagogischen Betrieb aber auch Sinn machen, Inhalte und Themen in einem Gruppensetting zu bearbeiten. Dazu können solche aufgegriffen werden, die bei den Burschen gerade brennend interessant sind, es können Inhalte zum Anlass genommen werden, die polarisieren, oder es dient zur Bearbeitung bestimmter Vorfälle und Ereignisse, aber auch in der Vorbereitung von kommenden Aktivitäten oder Exkursionen kann es zum Einsatz kommen etc.

Wenn man an einen Workshop in einem Gruppensetting denkt, so ist es hilfreich, sich die Unterschiede zum Setting Schule vor Augen zu führen. Schule bietet viele Voraussetzungen, die vielen Aspekten der pädagogischen Workshop-Arbeit entgegenkommen: Es gibt eine planbare Gruppe, Uhrzeit und Rahmen stehen fest, die Infrastruktur ist auf Wissensvermittlung ausgelegt u.a.m. In diesem Rahmen treten aber typische Schwierigkeiten auf, wie eine eingeschränkte Freiwilligkeit, eine herabgesetzte

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Mitbestimmung bei den Inhalten, die Gefahr einer passiven Rezeptionshaltung der Gruppe statt eigener Neugier etc.

Demgegenüber kann ein Workshop im Setting offener Jugendarbeit viele dieser Hürden wettmachen, sofern die Themen und Inhalte nahe an den Interessen der Jugendlichen dran sind. Die Problembereiche liegen dafür in einer wesentlich geringeren Verbindlichkeit, sowie einem Setting, das sich zumeist deutlich von schulisch assoziierter Wissensvermittlung abgrenzt.

Einen wesentlichen Unterschied kann es auch machen, ob man den Workshop als JugendarbeiterIn selbst hält, oder ob man ExpertInnen von außen in die Einrichtung holt. Dies ist im Vorfeld abzuwägen – sofern es überhaupt eine Wahlmöglichkeit in Form externer AnbieterInnen gibt.

Bei der Erreichung der Zielgruppe vor Ort sind folgende Parameter als förderlich anzusehen:

Abstimmung der Themen mit den Jugendlichen/Burschen und Auswahl von Themen, die eine möglichst hohe Motivation/Aufmerksamkeit haben

Themenflexibilität, falls es am Workshop-Termin anders kommt als geplant (andere Teilnehmer, andere Themen aktuell wichtiger oder gewünscht etc.)

Einbeziehen von erlebnisorientierten Elementen und Aktivitäten

Workshop Angebot an einem Ort und zu einer Zeit, die die Jugendlichen gewöhnt sind und wo sie gerne hingehen

Gute Kooperation sowohl mit als auch in den Teams, um alle nötige Unterstützung, Bewerbung, Mundpropaganda usw. zu haben

Schaffen eines niederschwelligen und offenen Rahmens, um in lockerer und jugendgerechter Atmosphäre in die Reflexion zu den Themen gehen zu können

Vor- und Nachbesprechungen mit den Jugendlichen und/oder Teams

Einbindung und Absprache mit anderen Arbeitsbereichen wie z.B. Mädchenarbeit

Im Rahmen des Projektes war das Team des MEN als externer Workshop Anbieter vor Ort. Dabei hat sich folgende Vorgehensweise sehr bewährt:

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Endbericht Projekt Nr. 2864

• Vorgespräch mit dem Team der Einrichtung zur Klärung des Rahmens, erste Impulse bezüglich aktueller Themen, Burschen in der Einrichtung etc.

• Teilnahme am Betrieb – Kontaktaufnahme mit Jugendlichen oder Vorstellungsabend: Vor dem Start der Workshops war es sehr zielführend, einen Kennenlerntermin zu organisieren, bei dem die Burschen die Workshoptrainer in lockerer Atmosphäre kennen lernen konnten. Aspekte, die zu einem entspannten Kennenlernen beigetragen haben, waren ein gemeinsames Abendessen, Vorstellen der Personen und der Arbeitstätigkeiten, humorvolle Übungen bzw. bereits ein erster inhaltlicher Einstieg, z.B. mit einem niederschwelligen „Sexquiz“, was meist auf große Neugier bei den Burschen stieß (und bei Folgeterminen vielfältig aufgegriffen werden konnte). Die Burschen wurden dabei auf Augenhöhe angesprochen und es konnten erste lockere Gespräche entstehen. Gemeinsam wurden dann die Themen und Schwerpunkte für die Workshops festgelegt.

• Im Projekt waren 3 bis 4 Workshoptermine möglich, darüber hinaus konnten auch einige weiterführende Kleinprojekte umgesetzt werden, wie etwa T-Shirt Produktion, Taschen-Gestaltung, Video-Reportagen u.a.m.

• Eine Abschlussreflexion mit der Einrichtung bot noch die Möglichkeit, die jeweiligen Erfahrungen zu reflektieren, Themen zu besprechen, die möglicherweise aufgetaucht sind und im weiteren Betrieb bearbeitet werden können etc.

Hürden:

Die Workshops in einem sehr offenen Rahmen während der Freizeit der Jugendlichen durch-zuführen gestaltete sich nicht immer reibungslos. Die späte Uhrzeit der Workshops, die wechselnden Bedingungen zu den unterschiedlichen Jahreszeiten (in den warmen Monaten halten sich auch die Jugendlichen vor allem im Freien auf und kommen weniger in die Einrichtungen), die unterschiedlichen Gruppen und Gruppierungen bei den Jugendlichen (Alter und andere Gruppenzugehörigkeitsfaktoren), bildeten Hürden, die einen regulären „Workshop“ nicht immer begünstigten. Die MEN-Workshoptrainer bemühten sich hier um bedarfsorientierte Flexibilität und befanden sich in regelmäßigem Austausch mit den JugendbetreuerInnen um hier den jeweils sinnvollsten Weg für das Gelingen der Angebote zu wählen.

Weitere Hürden bei der Zielgruppenerreichung waren:

Freiwilligkeit, Freizeit der Jugendlichen: Verbindlichkeit zu schaffen war nicht immer leicht, vor allem dann wenn die Jugendlichen gar nicht erst ins JZ kamen, oder zu verschiedenen, unvorhersehbaren Zeiten eintrafen.

Teilweise war es sehr schwierig, eine konstante Gruppe mit den gleichen Teilnehmern bei den WS zu erreichen. Dies gestaltete sich sowohl auf der inhaltlichen Ebene (Anknüpfungspunkte) als auch auf der Beziehungsebene diffizil.

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Bei einigen Jugendeinrichtungen hatte sich während mancher Monate (Frühling, Sommer) die Besucherzahl deutlich geändert, der geplante Umsetzungszeitraum der Workshops wurde so von den Einrichtungen selbst manchmal in Frage gestellt, weil zu diesen Zeiten weniger Burschen vor Ort wären. Auch hier hat sich das Team immer bemüht, kleinere Verschiebungen möglich zu machen und – in Rücksprache mit der Steuerungsgruppe - flexibel mit den jeweiligen Bedingungen umzugehen.

Was würden Sie aus jetziger Sicht anders machen?

Längere Intervention in den Einrichtungen:

Die geplante Dauer der Gesamtintervention in einer Einrichtung betrug im Schnitt eine Präsenz über einen Zeitraum von etwa 8 Wochen, was sich auf Grund des Settings bezüglich einem Beziehungs- und Vertrauensaufbau mit den Burschen als sehr kurz und knapp erwiesen hat. Es sind in der offenen Jugendarbeit längere Phasen zu berücksichtigen, bis sich eine tragfähige Vertrauensbasis gebildet hat, die vertiefende inhaltliche Auseinandersetzungen ermöglicht. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass vor allem hinsichtlich einer Aktivierung von männlichen Jugendlichen bezüglich nachhaltiger Entwicklungen ein längerer Zeitraum sinnvoller wäre; in etwa 4-6 Monate der laufenden Präsenz wären hier als gut und wirkungsvoll anzusehen.

Zusammenfassung des Projekts aus Sicht der externen Evaluation:

Wie die Ergebnisse zeigen, konnten die Maßnahmen des Projekts Burschen. Leben. Vielfalt viel bei der primären Zielgruppe bewirken. Die Burschen waren nicht nur sehr zufrieden und hatten Spaß in den Workshops, sondern zwei Drittel meldeten auch zurück, dass sie sich auch in Zukunft mit den Themen beschäftigen würden. Einige befragte Jugendbetreuer nahmen auch wahr, dass einige Themen auch in nachhinein von Burschen wieder aufgegriffen wurden, was eine nachhaltige Wirkung der Workshops erkennen lässt.

In den schriftlichen Rückmeldungen und auch nach Einschätzung einiger befragter Jugendbetreuer konnten die Workshops eine Steigerung des eigenen Selbstwerts und ein Empowerment anregen („gefallen hat mir, dass ihr euch Zeit genommen habt“, „ihr habt mir geholfen“). Die Workshopleiter konnten zudem nach Wahrnehmung der Jugendbetreuer auch in vielen Fällen eine Vorbildfunktion für die Burschen erfüllen. Schließlich wurde auch eine Wirkung hinsichtlich des Hinterfragens abwertender Einstellungen und Eröffnung neuer Männlichkeitsentwürfe sichtbar („ich habe den Verstand benutzt“). Eigene Handlungsweisen konnten durch die Workshops reflektiert werden, so beschreiben einige befragte Jugendbetreuer den Nutzen. Die Workshops würden auch mehr Offenheit und Vertrauen bei

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den Jugendlichen untereinander und zu den Mitarbeitern der Jugendzentren schaffen. Es stärke die Beziehung zu den anderen Jugendlichen und ermögliche eine Perspektivenerweiterung.

Deutlich wurde nach Rückmeldung der Jugendbetreuer aber auch durch die teilnehmenden Beobachtungen, dass die Burschen häufig Vertrauen zu den Workshopleitern aufbauen konnten, weil diese sehr wertschätzend und behutsam auf die Burschen eingingen. Ein Mehrwert stellte zudem dar, wenn die Inhalte von externen Personen an die Burschen herangetragen werden, da diese neue Sichtweisen und Perspektiven vermitteln konnten.

Hervorgehoben werden soll aber auch die wichtige Rolle der Jugendbetreuer selbst hinsichtlich der gelingenden Umsetzung des Projekts. Diese nahmen eine zentrale Brückenfunktion zwischen Projektteam und Burschen ein, indem sie die Burschen motivieren konnten, an den Workshops teilzunehmen und weil sie auch im Zuge der Workshops auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Burschen eingehen konnten, da sie diese häufig schon sehr gut kannten.

Aufgrund des großen Erfolgs des Projekts äußerten auch einige befragte Burschen und Jugendbetreuer den Wunsch nach weiteren Workshops auch in Zukunft.

Auch das formulierte Ziel: „Vermittlung von Wissen und Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit Burschen in der offenen Jugendarbeit und Sensibilisierung von Einrichtungen“ konnte gut erreicht werden. Einerseits machten die rückmeldenden TeilnehmerInnen der Fortbildungen deutlich, für sich einiges (Methoden, Theorien, Informationen zu weiterer Literatur sowie Medien) für die eigene Arbeit mitgenommen zu haben, anderseits profitierte diese auch vom Austausch und der Vernetzung mit anderen JugendbetreuerInnen. Die Fortbildungen konnten nach eigenen Angaben bei vielen eine Perspektivenerweiterung herbeiführen und eine Reflexion sowie Ideenfindung für die eigene Arbeit anregen.

Insgesamt zeigt das Projekt auf, wie eine gelungene Zusammenarbeit mit AkteurInnen im Setting der Jugendzentren und ein sehr wertschätzender und behutsamer Umgang mit der direkten Zielgruppe der Burschen sehr viel bewirken kann. Das entwickelte Konzept kann daher als ein Good Practice fungieren und bietet sehr viel Potenzial für den Transfer in andere Settings und zur Umsetzung möglicher Folgeprojekte.

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Anhang

Listen Sie Ihre veröffentlichbaren Beilagen zum Bericht auf. Diese sind ebenso wie der Bericht selbst im Projektguide hochzuladen.

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Andere mögliche Beilagen zur Darstellung Ihres Projektes sind z.B.: Projektablaufplan Projektrollenplan Evaluationsendbericht eingesetzte Erhebungs- und Befragungsinstrumente, Feedbackbögen und

Interviewleitfäden Befragungsergebnisse erarbeitete Maßnahmenkataloge/-pläne Seminarpläne, Curricula Veranstaltungsprogramme und –dokumentationen, Tagungsbände Druckwerke wie Projektfolder, Einladungen, Plakate etc. Projektpräsentationen Projektprodukte wie Handbücher etc. Pressemeldungen

Hinweis:Neben dem Hochladen des Berichts ist dieser zusätzlich dem/der für das Projekt zuständigen Mitarbeiter/in des Fonds Gesundes Österreich in gedruckter Version (Papierform) zur Begutachtung und Prüfung zuzusenden.

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