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Die Klasse Laurent Cantet Frankreich 2008 filmheft

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Die KlasseLaurent CantetFrankreich 2008

filmheft

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Medien prägen unsere Welt. Nicht selten schaffen sie ihr eigenes Universum –schnell und pulsierend, mit der suggestiven Kraft der Bilder. Überall live unddirekt dabei zu sein, ist für die junge Generation zum kommunikativen Idealgeworden, das ein immer dichteres Geflecht neuer Techniken legitimiert undzusehends erfolgreich macht.Um in einer von den Medien bestimmten Gesellschaft bestehen zu können, müssen Kinder und Jugendliche möglichst früh lernen, mit Inhalt und Ästhetikder Medien umzugehen, sie zu verstehen, zu hinterfragen und kreativ umzuset-zen. Filmbildung muss daher umfassend in deutsche Lehrpläne eingebundenwerden. Dazu ist ein Umdenken erforderlich, den Film endlich auch im öffent-lichen Bewusstsein in vollem Umfang als Kulturgut anzuerkennen und nicht nurals Unterhaltungsmedium.Kommunikation und Information dürfen dabei nicht nur Mittel zum Zweck sein.Medienbildung bedeutet auch, von den positiven Möglichkeiten des aktiven und kreativen Umgangs mit Medien auszugehen. Medienkompetenz zu vermitteln bedeutet für die pädagogische Praxis, Kinder und Jugendliche bei der Mediennutzung zu unterstützen, ihnen bei der Verarbeitung von Medienein-flüssen und der Analyse von Medienaussagen zu helfen und sie vielleicht sogarzu eigener Medienaktivität und damit zur Mitgestaltung der Medienkultur zu befähigen.Die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb sieht die Medien nach wie vor als Gegenstand kritischer Analyse an, weil Medienkompetenz in einer vonMedien dominierten Welt unverzichtbar ist. Darüber hinaus werden wir denKinofilm und die interaktive Kommunikation viel stärker als bisher in das Konzeptder politischen Bildung einbeziehen und an der Schnittstelle Kino und Schulearbeiten: mit regelmäßig erscheinenden Filmheften wie dem vorliegenden, mitKinoseminaren, themenbezogenen Reihen, einer Beteiligung an bundesweitenSchulkinowochen, Mediatoren/innenfortbildungen und verschiedenen anderenProjekten.

Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung

Filmbildung■ ■

ImpressumHerausgeberin: Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, Fachbereich MulitmediaAdenauerallee 86, 53113 Bonn, Tel. 0228 99-515-0, Fax 0228 99-515-113,[email protected], www.bpb.demit freundlicher Unterstützung von Concorde Filmverleih GmbHAutor: Stefan StilettoArbeitsblätter und Unterrichtsvorschläge: Tanja SeiderRedaktion: Katrin Willmann (bpb, verantwortlich), Ula BrunnerRedaktionelle Mitarbeit: Kirstin Weber (bpb, Praktikantin)Satz und Layout: Susann UngerDruck: Quedlinburg DRUCK GmbH, QuedlinburgBildnachweis: Concorde Filmverleih GmbH, Pierre Milon, Georgi Lazarevski© Dezember 2008

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3Filmheft DIE KLASSE

4 Inhalt4 Figuren6 Problemstellung

10 Filmsprache13 Exemplarische

Sequenzanalyse14 Fragen15 Arbeitsblatt16 Unterrichts-

vorschläge17 Sequenzprotokoll 19 Materialien22 Literaturhinweise

Inhalt

Frankreich 2008Regie: Laurent CantetDrehbuch: Laurent Cantet, Robin Campillo, François Bégaudeau (nach dem gleichnamigen Roman von François Bégaudeau)Kamera: Pierre Milon, Catherine Pujol, Georgi LazarevskiSchnitt: Robin Campillo, Stéphanie LégerDarsteller/innen: François Bégaudeau (François), Esméralda Ouertani(Esméralda), Rachel Régulier (Khoumba), Carl Nanor (Carl), Franck Keïta (Souleymane), Wei Huang (Wei), Nassim Amrabt (Nassim), CherifBounaïdja Rachedi (Cherif), Louise Grinberg (Louise), Jean-MichelSimonet (Schulleiter) u.a.Produktion: Haut et Court, France 2 CinémaLänge: 128 MinutenFBW: besonders wertvollFSK: ohne Altersbeschränkung, empfohlen ab 14 J.Kinoverleih: Concorde Film VerleihPreise: Internationale Filmfestspiele Cannes 2008: Goldene PalmeFilmfest München 2008: One Future Award

Die Klasse (Entre les murs)

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Filmheft DIE KLASSE4

Es ist Herbst. Ein neues Schuljahrbeginnt am Collège im 20. Arron-dissement von Paris, einem multieth-nischen Bezirk am nordöstlichenStadtrand der Metropole und eine sogenannte ■ ZEP, ein Schulgebiet mitbesonderer Förderung. Schon seitvier Jahren arbeitet François Marinhier als Französischlehrer. Im Gegen-satz zu seinen jungen Kollegen/innen,die neu an der Schule sind, weiß er,was er seinen Schülern/innen abfor-dern kann – und dass Voltaires „Can-dide“ vermutlich nicht der richtigeLehrstoff ist. Auch in diesem Jahrmacht es ihm die 4ème – im ■ fran-zösischen Schulsystem entsprichtdiese Klassenstufe einer 8. Klasse inDeutschland –, die er als Klassenleh-rer betreut, nicht leicht. Unermüdlichund mit viel Geduld versuchtFrançois, den Jugendlichen einenZugang zur französischen Sprache zu vermitteln. Doch in einer Klassevon 24 Schülern/innen mit unter-schiedlichem ethnischen Hintergrundist es nahezu unmöglich, eine Ver-ständigungsbasis zu finden, die allezufrieden stellt. Dieses Problem, daser mit seinen Kollegen/innen teilt,zeigt sich auch an den Elternaben-den, in jenen seltenen Momenten, indenen François Einblicke in die famili-ären Zusammenhänge seiner Schüler/innen erhält.Nur wenige sind so leistungsstark wie Wei, der sich jedoch deutlich vonseinen Klassenkameraden/innen ab-grenzt. Souleymane beispielsweisehat große Probleme, die schulischen

■ ■ ■ ■ FigurenInhalt

Anforderungen zu bewältigen.Herausfordernd hingegen verhält sichEsméralda, indem sie die didakti-schen Absichten von François hinter-fragt und ihn zum Begründen undArgumentieren zwingt. Immer wiederkommen so auch kulturelle Differen-zen, unterschiedliche Lebensweisenund die Kluft zwischen Arm undReich, zwischen „Snobs“ und„gewöhnlichen“ Menschen zurSprache. Als Esméralda und Louise in derKlasse erzählen, François habe in derZeugniskonferenz Souleymanes schu-lisches Leistungsvermögen herabge-setzt, verliert François kurz die Kon-trolle und beschimpft die beidenKlassenvertreterinnen als „Schlam-pen“. Denn über diese internenGespräche, die sie zudem unfairgegenüber François ausgelegt haben,hätten sie Schweigen bewahren müs-sen. Als Souleymane, wütend überdie vermeintliche Beurteilung durchFrançois, versucht, seine Klassen-kameradinnen zu verteidigen, eska-liert ein Streit. Polternd verlässt er dieKlasse – und verletzt dabei verse-hentlich seine Mitschülerin Khoumba.Die Auseinandersetzung hat Folgen:Souleymane wird vor den ■ Conseilde discipline (Disziplinarrat) beordert.

François MarinMit viel Geduld, Witz und Aufge-schlossenheit geht der engagierteLehrer auf seine Schüler/innen ein. Sein Unterricht ist geprägt durch einVerhältnis auf Augenhöhe, wenn-gleich er immer wieder Respekt undDisziplin einfordern muss. Françoiszeigt menschliche Schwächen und versagt auch pädagogisch, als er sichin der Wortwahl vergreift und danach sein Fehlverhalten nicht zugeben will.

EsméraldaDas junge Mädchen vertritt die Klassebei der Zeugniskonferenz. Sie genießtes, François mit ihren Anmerkungen zu provozieren. Ihre Interessen sindvielfältig und sie will entweder eine gute Polizistin oder Rapperin werden.

SouleymaneDer oft respektlose Jugendliche ausMali bleibt häufig dem Unterricht fernund ist deswegen bereits mehrfachverwarnt worden. Er kann sich bessermit Fotos als mit Worten ausdrücken.In Frankreich fühlt er sich nicht wohl.Als er durch sein aufbrausendes Ver-halten Khoumba versehentlich verletzt,eskalieren seine Probleme.

KhoumbaNoch im vergangenen Jahr ist dieschwarze Schülerin François durch ihreaufmerksame Mitarbeit aufgefallen.Doch nun gerät sie mit ihm in eineAuseinandersetzung um gegenseitigenRespekt und Diskriminierung. Sie fühltsich von ihm nicht verstanden.

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5Filmheft DIE KLASSE

fachlicher Ausrichtung (Baccalauréattechnologique) gewählt werden. DasBaccalauréat als Abschluss entsprichtdem deutschen Abitur und ist inFrankreich zentralisiert. Die Schulen in Frankreich sind Ganztagsschulen.

Conseil de discipline (deutsch: Disziplinarrat) Der so genannte Conseil de disciplinehat in einer Schule die Aufgabe,Sanktionen (beispielsweise Verwar-nungen) sowie temporäre oder dauer-hafte Schulausschlüsse auszuspre-chen. Der Disziplinarrat setzt sichzusammen aus dem/der Schulleiter/in,seinen/ihren Vertretern/innen, dem/derLeiter/in der Verwaltung, fünf Vertre-tern/innen des Schulpersonals, zweibis drei Vertretern/innen des Elternbei-rats, zwei bis drei Schülervertretern/innen sowie einem pädagogischenBerater. Die Abstimmung über dieSanktionen erfolgt geheim.

Migranten/innenMigranten/innen sind Personen, die für längere Zeit oder dauerhaft ihrenWohnsitz in ein anderes Land verleg-ten. Oftmals haben sie ihr Herkunfts-land in der Hoffnung verlassen, ineinem anderen Staat bessere Arbeits-und Lebensbedingungen zu finden.Viele Zuwanderungen sind politisch,religiös oder kulturell motiviert.

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ZEP Um Schulen in sozial benachteiligtenRegionen zu unterstützen, wurden inden 1980er-Jahren in Frankreich sogenannte Zones d’éducation prioritai-res (ZEP), bevorzugte Bildungszonen,eingerichtet, mit dem Ziel, speziellerauf die lokalen Bedürfnisse derSchulen eingehen zu können. DieKlassen sind kleiner und zusätzlicheUnterrichtsstunden werden angeboten.Für Schüler/innen mit Migrationshinter-grund findet in diesen ZEP-SchulenFörderunterricht in Französisch statt.

Das französische SchulsystemIn Frankreich besteht vom 6. bis zum16. Lebensjahr Schulpflicht. Fast 90Prozent der Schüler/innen besuchenjedoch bereits ab dem 3. Lebensjahrdie nicht verpflichtend vorgeschriebeneÉcole maternelle (Vorschule). Die Écoleprimaire (Grundschule) umfasst die 1.bis 5. Jahrgangsstufe. Im Anschlussfolgt das Collège, eine Gesamtschulemit den Jahrgangsstufen 6 bis 9. Dasdritte Jahr am Collège, die 4ème, giltdabei als Orientierungsstufe für dieweitere schulische Laufbahn. Nachdem landesweit einheitlichen Brevet-Examen können die Schüler/innen eine betriebliche Lehre beginnen oderauf das Lycée wechseln, das derSekundarstufe II entspricht und dieJahrgangsstufen 10 bis 12 umfasst.Ab der 11. Jahrgangsstufe kann zwi-schen einem allgemeinbildenenAbiturgang (Baccalauréat général) und einem Abiturgang mit spezieller

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WeiDer Außenseiter der Klasse ist einbegabter Schüler, schottet sich abervon anderen ab und verbringt viel Zeitmit Videospielen. Wei kommt auseiner illegalen chinesischen Einwan-dererfamilie – seiner Mutter droht dieAbschiebung.

CarlDer aus den Antillen stammendeJugendliche musste schon vieleSchulen wechseln – und wird nun der Klasse von François zugewiesen.Sein Bruder sitzt im Gefängnis. Ermag seine neue Schule, weil Françoisnicht so streng ist wie seine früherenLehrer/innen.

LouiseGemeinsam mit Esméralda vertrittLouise die Klasse bei den Zeugnis-konferenzen der Lehrer/innen. Auchsie missversteht die Äußerung vonFrançois über Souleymane als per-sönliche Kritik.

Das KollegiumDie Kollegen/innen von François treten nur in wenigen Szenen, meistLehrerkonferenzen, auf. In ihrenGesprächen und Diskussionen ver-mittelt sich ihr berufliches Engage-ment, ihre Schwierigkeiten und ihreÜberforderung. Im Gegensatz zu vie-len Schülern/innen haben die meistenkeinen Migrationshintergrund.

Die ElternAn den Elternabenden werden diefamiliären Hintergründe der Schüler/innen deutlich. Die Eltern repräsen-tieren dabei ganz unterschiedlichesoziale und kulturelle Schichten derfranzösischen Gesellschaft: Franzö-sischstämmige Väter und Mütter, ■ Migranten/innen, bildungsbewussteEltern, die sich ehrgeizig für ihre Kinder einsetzen und Menschen wie Souleymanes Mutter, die keinFranzösisch spricht und ihren ältestenSohn zum Übersetzen mitbringt.

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Filmheft DIE KLASSE6

DIE KLASSE steht in einer Traditionvieler Filme, welche die Schule als Lebensraum und wichtige Soziali-sationsinstanz darstellen und sie zum Schauplatz für Geschichten umdas Erwachsenwerden, ■ Bildung,Chancen, Regeln und gesellschaft-liche Konflikte machen. Häufig be-gegnen sich mit Lehrern/innen undSchülern/innen zwei unvereinbareGegensätze. Von Demokratie undRespekt kann keine Rede sein, wieetwa in dem auf Einschüchterungbasierenden Unterricht des Lehrers in François Truffauts Klassiker SIEKÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN(LES 400 COUPS, 1959) oder demPrügelregime des diktatorischenSchulleiters in Niels Arden Oplevs DER TRAUM (DRØMMEN, 2005). Und doch gibt es gerade im Kinoauch jenen Typus engagierter Lehrer/innen, wie ihn sich viele Schüler/innenwünschen. Lehrer wie Freddie Svale,der in DER TRAUM einen aufge-schlossenen und modernen Gegenpolzu dem brutalen Direktor darstellt oderJohn Keating in Peter Weirs DERCLUB DER TOTEN DICHTER (DEADPOETS SOCIETY, 1989). Auch dieseermutigenden Filme zeigen die Schuleals grundsätzlich autoritäres Systemvoller Vorschriften und Regeln, die erstdurchbrochen werden müssen. DieseLehrer/innen wollen ihre Schüler/innenmotivieren, ihnen Selbstvertrauen undFreude am Wissen vermitteln, und setzen damit eine kleine Revolution inRichtung Freiheit, Demokratie undSelbstverwirklichung in Gang.

Doch Lehren und Lernen ist nicht nurabhängig von Lehrkräften, Schülern/innen und dem Unterrichtsstoff, son-dern auch von dem Kontext und denFunktionen, die Schulen für die Ge-sellschaft übernehmen sollen: „DieSchule – als Institution – erzieht.“ Soknapp brachte es der am Marxismusgeschulte Psychoanalytiker SiegfriedBernfeld in seiner 1925 veröffentlich-ten Streitschrift „Sisyphos oder DieGrenzen der Erziehung“ auf denPunkt. Mit lebendigen, humorvollenDialogen und einem klaren Blick fürdie Grenzen und Möglichkeiten schu-lischer Bildung legt der RegisseurLaurent Cantet in DIE KLASSE nundiese Rahmenbedingungen der Insti-tution offen. Vor allem aber ist seinFilm eines: Eine Geschichte überMenschen mit all ihren Stärken undSchwächen in einem Schulsystem,das oftmals den realen Lebensbedin-gungen der Schüler/innen nichtgerecht wird.

Möglichkeiten und Grenzen innerhalb des Schulsystems

Auch François wirkt in DIE KLASSEzunächst wie einer jener „Musterleh-rer“ aus den genannten Filmen. SeinVerhältnis zu den Schülern/innen istgeprägt von großem Engagement undeinem ■ demokratischen Unterrichts-stil. Zwar muss er immer wieder vonseinen Schülern/innen Ruhe und Dis-ziplin einfordern, doch gibt es in seinerKlasse keine starren Hierarchien.Geduldig hört er sich die – oft unbe-

herrschte – Kritik der Jugendlichen an, geht darauf ein und versucht,begründete Erklärungen zu liefern. Vor allem Esméralda genießt es, ihnmit spitzfindigen Bemerkungen her-auszufordern. Gut und gerne könnteFrançois ihre Einwände wegen ihrerprovokanten Art und milieugeprägtenAusdrucksweise ignorieren. Er nimmtsie jedoch ernst und geht darauf ein –allerdings erst nachdem er ihre For-derungen in eine höfliche Formulie-rung „übersetzt“ hat. Ständig werdenso die Machtverhältnisse in der Klasseneu ausgehandelt. François wirktbeliebt, auch wenn er als Lehrer eineranderen sozialen Schicht angehört alsviele seiner Schüler/innen. Im Laufedes Jahres kommt er allerdings mitseinem Unterrichtsstil auf Augenhöhean seine Grenzen. Als er erfährt, dassEsméralda und Louise die Diskus-sionsverläufe einer Zeugniskonferenznicht für sich behalten haben und eineAussage gegen ihn wenden, konterter mit einem ebenso unfairen – undvor allen Dingen beleidigenden –Vergleich. Nach diesem Zwischenfalländert sich der Tonfall in der Klassedeutlich. François weiß, dass er ausder Rolle gefallen ist, will dies jedochnicht zugeben. Die Schüler/innenwiederum haben bemerkt, dass erjenes respektvolle Verhalten, das ersonst so vehement von ihnen fordert,selbst nicht immer zeigt. Der Film DIE KLASSE unterscheidetsich von vielen anderen „Schulfilmen“,weil er die Darstellung der Lehrer/innen nicht dramatisiert – weder zum

■ ■ Problemstellung

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7Filmheft DIE KLASSE

Positiven noch zum Negativen hin. Er öffnet den Blick für alltägliche undherausfordernde Situationen. Françoisund seine Kollegen/innen sind Men-schen, die auch Fehler machen, diemal mit Leidenschaft ihren Unterrichtgestalten, mal hoffnungslos überfor-dert sind. Ebenso differenziert werdendie Schüler/innen gezeichnet, die kei-neswegs nur Störenfriede und Rebel-len sind. Sie wünschen sich Anerken-nung und bringen auch ihre eigenenErwartungen zum Ausdruck. DieStärke des Unterrichts von Françoisist, dass er diese ernst nimmt und siezu einem Bestandteil des Lehrplansmacht – wenngleich ihm die kulturellenund sozialen Unterschiede auch dasUnterrichten erschweren. Zugleich macht Laurent Cantet un-missverständlich deutlich, wo dieGrenzen des Schulsystems liegen. Die schulischen Probleme von Souley-mane, der von den Lehrkräften alsrespektloser gleichgültiger Schülerwahrgenommen, von seiner Mutterjedoch als liebevoller verantwortungs-bewusster Sohn bezeichnet wird, hän-gen ganz offensichtlich auch mit dergescheiterten Integration seiner Familiein die französische Gesellschaft zu-sammen. Mit Sanktionen kann dieserjunge Mensch nicht erreicht werden.Doch nur die Bestrafung von Regel-verstößen und letztlich der Schulaus-schluss stehen als institutionelle Ver-fahrensmöglichkeit zur Verfügung. Diegeheime Abstimmung des Disziplinar-rats, so bemerkt François selbst, istnur eine Farce: Bislang waren noch

alle Schüler/innen, die sich einemDisziplinarverfahren stellen mussten,von der Schule verwiesen worden.

Lernen für die Schule oder für das Leben?

Nicht nur die Rollen- und Machtver-hältnisse zwischen Lehrkräften undSchülern/innen werden in DIE KLASSEzur Diskussion gestellt, sondern auchdie Lerninhalte. Vehement fordern dieSchüler/innen andere Unterrichtsthe-men oder -methoden und bringendabei ihre eigenen Interessen zumAusdruck. Mit pointierten Dialogenund Szenen führt Laurent Cantet vor,wie das System Schule als Bildungs-einrichtung an seine Grenzen stößtund in seiner Funktion als Vermittlerfeststehenden Wissens sogar schei-tert. Voltaires Roman „Candide“ aus dem18. Jahrhundert mag zu den Klassi-kern der Weltliteratur zählen, einenBezug zur Lebensrealität der Schüler/innen an dem Collège im 20. Arron-dissement hingegen hat er nicht.Vorsichtig lehnt François daher denVorschlag eines jungen Kollegen ab,diesen Stoff als Lektüre zu wählen. Auf großen Widerstand stößt er selbst,als er in seinem Französischunterrichtden Subjonctif imparfait besprechenwill. Es handelt sich dabei um eine dem Konjunktiv ähnliche Form derVergangenheit, für die es im Deut-schen keine exakte Entsprechunggibt; im Französischen findet sie nurnoch selten – und zumeist in literari-

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BildungDer normativ aufgeladene Begriff ist in seiner inhaltlichen Bestimmungimmer mit Machtaspekten verbunden.Während die tatsächlichen Inhaltestreitbar sind, gilt Bildung im Gegen-satz zu Erziehung als eher zieloffen,nicht zweckgebunden und beinhaltetauch die individuelle allgemeinePersönlichkeitsentwicklung in derAuseinandersetzung mit der Umwelt.Bildung in diesem Sinn geht über dieVerwertbarkeit von Qualifikationen hinaus und umfasst unter anderemIdentitätsbildung, Handlungsfähigkeit,Kritikfähigkeit, Selbstbestimmung undselbstständige Lebensführung.

Demokratischer Unterrichtsstil In diesem Begriff sind unterschiedlicheUnterrichtsformen zusammengefasst,die den Anspruch haben, ein demo-kratisches Zusammenleben zu fördern.Dazu gehören Ansätze, die Inhalteüber Demokratie vermitteln oderdemokratische Verhaltensweisen ein-üben sollen, ebenso wie Versuche, die Strukturen des Bildungswesensdemokratisch zu gestalten. Ziel kannsein, den Menschen eine Orientierungin der Gesellschaft zu bieten und ihnendie Informationen zu geben, die sie zurPartizipation an demokratischenMeinungsbildungsprozessen benöti-gen. Andere Ansätze versuchen, Werteund Verhaltensweisen zu vermitteln,die ein friedliches Zusammenleben för-dern. Dazu gehören beispielsweiseToleranz, Solidarität und die Übernah-me von Verantwortung. Darüber hinausgibt es Unterrichtsansätze, die es alsgrundlegendes Recht ansehen, dassdie Lernenden über ihr eigenes Lebenund Lernen entscheiden können. Hierist Demokratie weniger ein Lernziel alseine Lernform.

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Filmheft DIE KLASSE8

■ ■ Problemstellung

schen Texten – Verwendung. DieSchüler/innen assoziieren mit dieser„gestelzten“ Ausdrucksweise Snobis-mus und Reichtum – Attribute, die sienicht mit ihrer Lebenswelt verbinden. François setzt in seinem Unterrichtnicht ausschließlich auf klassischeBildungsinhalte, sondern auch aufPersönlichkeitsbildung. Im Anschlussan die Lektüre von Anne Franks„Tagebuch“ fordert er seine Schüler/innen auf, ein Selbstportrait zu schrei-ben – und stößt damit schon wiederauf Proteste. Denn was soll an ihremLeben schon aufregend und nennens-wert sein? Zunächst widerwillig begin-nen sie mit der Arbeit und bemerkengar nicht, wie sie sich mit ihrem eige-nen Leben, ihren Vorlieben, Abnei-gungen und ihrem Umfeld ausein-andersetzen. Die eigene Biografie wird zu einem ernst zu nehmendenLernstoff, über den mehr zu begreifenist als über einen Bildungskanon, dernichts mit der sozialen und kulturellenLebensrealität der Jugendlichen zu tun hat.Als François am Ende des Schuljahresseine Schüler/innen fragt, was sie ge-lernt hätten, offenbart sich erneut dieDiskrepanz zwischen Persönlichkeits-bildung und abfragbarem Wissen. Aufder einen Seite stehen erworbeneSprachkenntnisse und mathematische

Formeln, auch wenn den Schülern/innen nicht immer bewusst ist, was siemit diesem Wissen anfangen sollen.Auf der anderen Seite jedoch gibt esErfolge, die nicht unbedingt in Wortegefasst werden können. Betrübt ge-steht eine Schülerin François, sie habenichts gelernt. Wer gesehen hat, wieFrançois mit seiner Klasse umgeht,wie er sie mit seinen Fragen herausfor-dert, sie zu Begründungen zwingt undsich nicht über manche Unkenntnislustig macht, weiß, dass die Wahrneh-mung des jungen Mädchens nur diehalbe Wahrheit sein kann. Denn min-destens ebenso viele Lerninhalte wer-den informell über Verhaltensweisenund den Unterrichtsstil vermittelt.

Die Macht der Sprache

Die Vermittlung von Wissen, Lehrenund Lernen ist noch immer vorrangigmit Sprache und Schrift verbunden.So besteht auch Cantets Film fast nuraus Dialogen. Kaum eine Szene, in dereinmal nichts mit Worten gesagtwürde. Deutlich spiegelt sich in denDiskussionen zwischen François undden Jugendlichen, welche Macht derverbalen Kommunikation innewohnt.Denn nicht nur François fordert einenbewussten Umgang mit Sprache,deren korrekter Gebrauch für das

spätere Berufsleben eine wichtigesoziale Schlüsselkompetenz darstellt.Auch seine Schüler/innen setzen sichfür eine größere sprachliche Vielfaltein, die ihren kulturellen Hintergrundmit einbezieht. Warum tragen dieFiguren seiner Beispielsätze immerwestliche Namen? Warum nicht einmalAïssata? Auf diese Weise bringen sieauch ihre Lebenswirklichkeit in denUnterricht ein. Souleymane hingegen kann sich nichtgut in Worten ausdrücken. Strenggenommen scheitert er an der Auf-gabe, ein Selbstportrait zu verfassen,weil er nur einen einzigen Satz zuPapier bringt. Allerdings fotografiertSouleymane gerne und findet dadurcheinen Weg, die Aufgabe auszuführen,indem er sich selbst, seine Familie undseine Freunde mit dem Fotoapparatportraitiert. Überrascht nimmt er wahr,mit welcher SelbstverständlichkeitFrançois seine bildliche Ausdrucks-form akzeptiert. Nach seiner impulsi-ven Beleidigung von Esméralda undLouise als „Schlampen“, mit der ervöllig aus seiner pädagogischen Rollegefallen ist, offenbart François jedoch,wie manipulativ Sprache eingesetztwerden kann. Mit seinem Sprach-geschick versucht er nun, den Schü-lern/innen gegenüber seine Be-schimpfung zu beschönigen und

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9Filmheft DIE KLASSE

lediglich als Vergleich, nicht aber alspersönliche Beleidigung abzutun.Insgeheim weiß François, dass dieSchüler/innen recht haben – und ineinem lauten Streit auf dem Pausenhofzahlt Carl es ihm mit einem ebensol-chen Vergleich heim. Auch das Kolle-gium begegnet seinem Verhalten mitdeutlicher Missbilligung.

Die Schule als Mikrokosmos

Ein Großteil der Schüler/innen in DIE KLASSE stammt aus Migranten/innenfamilien. So wird die Klassen-gemeinschaft zu einem Schmelztiegelunterschiedlicher Kulturen, in dem umIntegration und Gleichheit, um ethni-sche ■ Identität und Ausgrenzung ge-stritten wird. Auf kleinstem Raum tref-fen die großen Probleme der Gesell-schaft aufeinander. DIE KLASSE wirft damit implizit dieFrage nach gescheiterter Integrationsowie der Existenz von ■ „Parallel-gesellschaften“ auf und reichert dieDiskussion um die Ursachen der wie-derholten gewaltsamen Unruhen inden Banlieues um bildungspolitischeAspekte an. Denn diese Vororte vonfranzösischen Großstädten sind ähnli-che multiethnische Problemgebietewie das 20. Arrondissement von Paris, der Handlungsort des Films. Da DIE KLASSE den SchauplatzSchule nie verlässt, fließen gesell-schaftliche Auseinandersetzungen in die Diskussionen innerhalb desKlassenzimmers ein. Deutlich spiegelnsie sich in den Dialogen um Identität,

kulturelle Zugehörigkeit und Abgren-zung. Für Schüler/innen wie Souley-mane, Khoumba und Esméralda istFrançois der Inbegriff des gebildeten,besser gestellten Franzosen, der we-der etwas mit ihrer Kultur noch mitihrem Milieu zu tun hat. Dermaßenfestgesetzt hat sich dieses Denken in Gegensätzen und soziokulturellenAbgrenzungen, dass es immer wieder– wenngleich auch nur unterschwelligoder in knappen Bemerkungen – zurSprache kommt. Auch unter denJugendlichen selbst spielen solcheethnisch geprägten Differenzen einewichtige Rolle, die zwar auf rassisti-sches Vokabular zurückgreifen, letzt-lich aber vor allem darauf abzielen, die eigene Identität – und das Anders-sein – zu betonen.Neben solchen beiläufigen Kommen-taren offenbaren nur die Besuche derEltern in den Sprechstunden oder die Gespräche im Lehrerzimmer dieschwierigen Situationen, aus denendie Schüler/innen kommen. DerMutter von Wei droht die Abschie-bung, weil sie illegal in Frankreich lebt,und nach den Aussagen einer Mit-schülerin will Souleymanes Vater seinen Sohn im Falle eines Schulver-weises in sein Heimatdorf nach Malizurück schicken. François und seineKollegen/innen machen solcheSchicksale betroffen – letztlich abersind sie machtlos.

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IdentitätAls psychologischer Fachbegriffbezeichnet „Identität“ das Selbstver-ständnis einer Person. Dieses wirdnicht mehr als unveränderliche Einheitangesehen, sondern als dynamischund vielfältig („Patchwork-Identität“).

„Parallelgesellschaft“Der Begriff der „Parallelgesellschaft“wird in Deutschland häufig verwendetund steht in der öffentlichen Debattefür die Vorstellung von ethnisch homo-genen Bevölkerungsgruppen, die sichräumlich, sozial und kulturell von der„Mehrheitsgesellschaft“ abschotten.Der Begriff ist allerdings auch um-stritten, da er massive Kritik an derLebensweise von Migranten/innenimpliziert und die Forderung nach kultureller Assimilation enthält.

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Filmheft DIE KLASSE10

In dem biografisch geprägten Roman„Entre les murs“ von François Bégau-deau, in dem dieser seine Erfahrungenals Lehrer beschreibt, fand derRegisseur Laurent Cantet den geeig-neten Stoff für einen Film über denSchulalltag in einem multiethnischenProblembezirk. Um die Lebensnäheder Vorlage in der Adaption zu erhal-ten, entschied er sich für eine Insze-nierung, die mit den Gestaltungsmit-teln des Dokumentarfilms eine szeni-sche Geschichte erzählt. DieseMischform, die auch als Doku-Fictionbezeichnet wird, fand vor allem imAnschluss an die ■ Dogma ’95-Bewegung große Beachtung. Durchtypisch dokumentarische Gestal-tungsmittel wie den Einsatz einer flexi-blen ■ Handkamera oder den Verzichtauf ■ Subjektiven vermitteln die FilmeAuthentizität und das Gefühl, einemtatsächlich so stattfindenden Prozessbeizuwohnen.Über ein Jahr lang trafen sich knapp50 Schüler/innen und Lehrkräfte desCollège Françoise Dolto im 20. Arron-dissement von Paris einmal wöchent-lich zu Schauspielworkshops. Obwohlfast alle Jugendlichen im Film ihre rich-tigen Vornamen tragen, sind ihre Rol-len fiktiv. Die Natürlichkeit der Dialogeist ein Ergebnis von Improvisationennach bestimmten Vorgaben. Bei man-

chen Szenen, wie etwa Weis Aussa-gen über Scham oder sein Selbstpor-trait, wurde den Laiendarstellern/innenvöllig freie Hand gelassen. Der AutorFrançois Bégaudeau übernahm dieRolle des Lehrers François. Durchdiese fließenden Übergänge zwischenerfundenen Elementen, Regieanwei-sungen und biografischen Einflüssenist ein dichtes, dynamisches Portraitentstanden, das von den lebendigenCharakterdarstellungen lebt. Geradeweil die Figuren weder Typen reprä-sentieren noch kulturelle und sozialeKlischees spiegeln, bleiben sie überra-schend und zwingen die Zuschau-enden zur Aufmerksamkeit sowie zureigenen Urteilsbildung.

Dramaturgie und Spannungsbogen

Die dokumentarische Herangehens-weise und der Verzicht auf ein klassi-sches Drehbuch führten dazu, dassDIE KLASSE keiner strengen Drama-turgie folgt. Vielmehr liegt die Stärkedes Films in der genauen Beobach-tung und den spannenden Dialogen.Er begleitet die Jugendlichen bei ihremAlltag im Laufe eines Schuljahres, ver-folgt ihre Gespräche und Auseinander-setzungen in der Klasse, die Bezie-hungen der Schüler/innen untereinan-der sowie zwischen ihnen und ihrem

■ ■ Filmsprache

Lehrer. Die erste Hälfte des Filmsbesteht dabei ausschließlich aus einerAbfolge zumeist unabhängiger Situa-tionen, in denen allmählich einzelneJugendliche wie etwa Esméralda,Khoumba und Souleymane an Profilgewinnen. Selbst außergewöhnlicheEreignisse wie Carls Zuweisung zu derKlasse von François setzen keine dra-matische Steigerung in Gang und stel-len keinen Wendepunkt dar. Erst imletzten Drittel entsteht ein dramaturgi-scher Spannungsbogen, der durchFrançois’ Streit mit Esméralda undLouise eingeleitet wird. Die Vorwürfeder beiden Schülerinnen gegenFrançois vor der gesamten Klassehaben Folgen, die sich über mehrereSzenen erstrecken und schließlich zudem Schulverweis von Souleymaneführen.

Ein Kammerspiel

Während der deutsche Filmtitel DIEKLASSE sowohl das Klassenzimmerals auch die Gemeinschaft derSchüler/innen bezeichnet, beschreibtder französische Originaltitel des Filmseinen Raum: ENTRE LES MURS –Zwischen den Wänden. Er beziehtsich damit auf die Schule als Mikro-kosmos, in dem dennoch zwischenden Wänden des Klassenzimmers alle

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11Filmheft DIE KLASSE

Dogma ’95Eine von den dänischen RegisseurenLars von Trier und Thomas Vinterberginitiierte Bewegung, die sich 1995 miteinem Manifest zu Wort meldete. Darinwurden grundlegende Forderungen fürdie Filmproduktion wie der ausschließ-liche Einsatz von Handkamera, derVerzicht auf künstliches Licht, keineScore-Musik etc. definiert. Ziel war eineAbkehr vom Kino der Effekte, um einerunmittelbareren Wirklichkeitserfahrungwieder mehr Raum zu geben.

KamerabewegungenJe nachdem, ob die Kamera an einemOrt bleibt oder sich durch den Raumbewegt, gibt es zwei grundsätzlicheArten von Bewegungen, die in derPraxis häufig miteinander verbundenwerden: Beim Schwenken, Neigenoder Rollen (auch: Horizontal-, Vertikal-,Diagonalschwenk) bleibt die Kamera an ihrem Standort. Das Gleiche gilt füreinen Zoom, bei dem entfernte Objektedurch die Veränderung der Brennweitenäher heranrücken. Bei der Kamera-fahrt verlässt die Kamera ihren Stand-ort und bewegt sich durch den Raum.Beide Bewegungsgruppen vergrößernden Bildraum, verschaffen Überblick,zeigen Räume und Personen, verfolgenObjekte. Langsame Bewegungen ver-mitteln Ruhe und erhöhen den Informa-tionsgrad, schnelle Bewegungen wieder Reißschwenk erhöhen die Dyna-mik. Eine wackelnde Handkamera sug-geriert je nach Filmsujet Subjektivitätoder (dokumentarische) Authentizität,während eine wie schwerelos wirkendeKamerafahrt häufig den auktorialenErzähler imitiert.

Subjektive KameraMit der subjektiven Kamera, auch Pointof View Shot genannt, wird der Blick-winkel des Erzählenden oder einesProtagonisten nachgeahmt. Man siehtdamit die Welt aus der subjektivenSichtweise der jeweiligen Figur. DieseKameraperspektive stellt eine Erwei-terung der beschreibenden Außensichtdar und erleichtert den Zuschauendendas Sich-Einfühlen in Charaktere.

KammerspielAbgeleitet von einem Begriff aus derTheatertradition bezeichnet ein Kam-merspiel in der Filmgeschichte eineHandlung, die nur an einem über-

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schaubaren, klar abgegrenzten Schau-platz spielt. Diese Reduzierung trägtoft zu einem Gefühl der Klaustrophobiebei und lenkt die Aufmerksamkeit aufdie Schicksale der Figuren. Für Kam-merspiele eignen sich daher insbeson-dere Stoffe aus den Genres Dramaund Thriller.

EinstellungsgrößenIn der Filmpraxis haben sich bestimmteEinstellungsgrößen durchgesetzt, diesich an dem im Bild sichtbaren Aus-schnitt einer Person orientieren: DieDetailaufnahme umfasst nur bestimmteKörperteile wie etwa die Augen oderHände, die Großaufnahme (engl.: closeup) bildet den Kopf komplett oderleicht angeschnitten ab, die Nahein-stellung erfasst den Körper bis etwazur Brust („Passfoto“). Der Sonderfallder Amerikanischen Einstellung, dieerstmals im Western verwendet wurde,zeigt eine Person vom Colt bezie-hungsweise der Hüfte an aufwärts undähnelt sehr der Halbnah-Einstellung, inder etwa zwei Drittel des Körpers zusehen sind. Die Halbtotale erfasst einePerson komplett in ihrer Umgebungund die Totale präsentiert die maximaleBildfläche mit allen agierenden Perso-nen; sie wird häufig als einführendeEinstellung (engl.: establishing shot)oder zur Orientierung verwendet. DiePanoramaeinstellung zeigt eine Land-schaft so weiträumig, dass derMensch darin verschwindend klein ist.

MontageMit Schnitt oder Montage bezeichnetman die nach narrativen Gesichts-punkten und filmdramaturgischenWirkungen ausgerichtete Anordnungund Zusammenstellung der einzelnenBildelemente eines Filmes von der ein-zelnen Einstellung über die Auflösungeiner Szene bis zur Szenenfolge undder Anordnung der verschiedenenSequenzen. Die Montage macht denFilm zur eigentlichen Kunstform, dennsie entscheidet maßgeblich über dieWirkung eines Films und bietet theore-tisch unendlich viele Möglichkeiten. Mit Hilfe der Montage lassen sich ver-schiedene Orte und Räume, Zeit- undHandlungsebenen so miteinander ver-binden, dass ein kohärenter Gesamt-eindruck entsteht. Während das klassi-sche Erzählkino (als Continuity-Systemoder Hollywood-Grammatik bezeich-

net) die Übergänge zwischen den Ein-stellungen sowie den Wechsel von Ortund Zeit möglichst unauffällig gestaltet,versuchen andere Montageformen,den synthetischen Charakter des Filmszu betonen.

Schuss-Gegenschuss-TechnikEine Folge von Einstellungen, in denenjeweils eine Person aus der Perspek-tive der anderen gezeigt wird, bezeich-net man als Schuss-Gegenschuss-Technik. Der Grad der Subjektivitätwird dadurch bestimmt, ob die anderePerson angeschnitten von hinten mitim Bild zu sehen ist, oder die Kameraganz die subjektive Perspektive desjeweiligen Gegenübers einnimmt.Dabei bewegt sich die Kamera norma-lerweise auf der Handlungsachse. Wirdletztere missachtet, kann der Eindruckentstehen, die Personen würden ein-ander nicht ansehen („Achsensprung“).

FilmmusikDas Filmerlebnis wird wesentlich vonder Filmmusik beeinflusst. Sie kannStimmungen untermalen (Illustration),verdeutlichen (Polarisierung) oder imkrassen Gegensatz zu den Bildern ste-hen (Kontrapunkt). Eine extreme Formder Illustration ist die Pointierung(auch: Mickeymousing), die nur kurzeMomente der Handlung mit passendenmusikalischen Signalen unterlegt. BeiSzenenwechseln, Ellipsen, Parallel-montagen oder Montagesequenzenfungiert die Musik auch als akustischeKlammer, in dem sie die Übergängeund Szenenfolgen als zusammengehö-rig definiert.

Off-/On-TonIst die Quelle des Tons im Bild zusehen, spricht man von On-Ton, ist sienicht im Bild zu sehen, handelt es sichum Off-Ton. Beim Off-Ton ist zu unter-scheiden, ob die Geräusche, Sprache,Musik zur logischen Umgebung einerSzene gehören (Türschließen, Dialog,Radiomusik), oder ob sie davon unab-hängig eingesetzt werden wie einErzähler-Kommentar (Voice Over) odereine nachträglich eingespielteFilmmusik.

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Filmheft DIE KLASSE12

■ ■ Filmsprache

Probleme der Gesellschaft „jenseits derWände“ zu Tage treten. Durch dieseKonzentration auf einen Schauplatzgleicht DIE KLASSE einem ■ Kammer-spiel. Zumeist befinden wir uns mitFrançois und seinen Schülern/innen imKlassenzimmer, eher selten spielenSzenen im Büro des Direktors oder imLehrerzimmer. Sogar der Pausenhofwird fast ausschließlich aus der Distanzgezeigt. Die räumliche Geschlossenheitwird auch durch den begrenzten Zeit-raum der erzählten Geschichte ergänzt,der sich über die Dauer eines Schul-jahres vom ersten bis zum letztenSchultag erstreckt. Die Zeitsprüngeinnerhalb dieses Rahmens sind kaumwahrnehmbar. Im Mittelpunkt stehtimmer das Verhältnis des Lehrers zuseinen Schülern/innen.

Kamera und Montage

Die beengten räumlichen Verhältnissebestimmen in DIE KLASSE auch dieKameraführung und die Wahl derBildausschnitte. Bis auf wenige Totalen(■ Einstellungsgrößen) des Pausenhofsaus dem Blickwinkel einer subjektivenKamera konzentriert sich die Inszenie-rung auf François und die Jugendlichenim Klassenzimmer, die meist in nahenund halbnahen Kameraeinstellungen zusehen sind. Dadurch versetzt der Film

die Zuschauenden mitten ins Gesche-hen. Sie beobachten den Unterrichtnicht aus der Distanz oder nehmeneinen neutralen Blickwinkel ein, son-dern werden zu einem Teil des Unter-richts. Viele Einstellungen wirken wiebeiläufige Alltagsbeobachtungen: DerBlick schweift auf die Jugendlichen, die schreiben, nachdenken oder sichlangweilen. Bemerkenswert ist, dassdie Schüler/innen trotz dieser Nähenicht bloßgestellt werden. Die Dynamik der Dialoge, in denen sichPositionen, Argumente und Meinungenin einer schnellen Abfolge ablösen unddie Sprechenden fließend ihre Stand-punkte neu bestimmen müssen, wirddurch die ■ Montage unterstützt. DreiKameras waren bei den Dreharbeitenvon DIE KLASSE im Einsatz: EineKamera richtete sich auf François, eineauf die Schüler/innen und eine wurdefür unerwartete Ereignisse und Impro-visationen bereit gehalten. Im Schnei-deraum wurden die Gespräche in derKlasse schließlich in der ■ Schuss-Gegenschuss-Technik aneinandermontiert, wobei François stets links im Bild plaziert ist, die Schüler/innendagegen rechts zu sehen sind. Filmischstellt Laurent Cantet somit beide Posi-tionen gegenüber, eine Anordnung, dieer selbst mit einem Tennismatch ver-glichen hat.

Ton und – keine – Musik

■ Filmmusik beeinflusst die Wahrneh-mung von Filmen unbewusst. Sietreibt die Handlung voran, erzeugtStimmungen, weckt Gefühle odermanipuliert sie. In DIE KLASSE hinge-gen wird vollständig auf musikalischeUntermalung verzichtet. Die Tonebenedes Films besteht nur aus Dialogenvon Personen im Bild (■ On) oderaußerhalb des Bildes (■ Off) sowieaus atmosphärischen Hintergrund-geräuschen, die tatsächlich im Raum –On oder Off – vorhanden sind: dieKreide, die an die Tafel schreibt, dasRascheln von Papier, Stühle, die überden Boden gezogen werden. Indemkeine Szene akustisch überhöht wird,imitiert der Film eine alltägliche Wahr-nehmung. Nicht einmal über denAbspann wurde Filmmusik gelegt.Stattdessen wird das entfernt wahr-nehmbare Stimmengewirr auf demPausenhof allmählich leiser.

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13Filmheft DIE KLASSE

In Sequenz 6 lesen die Schüler/innendas letzte Kapitel aus Anne Franks„Tagebuch“. Im Anschluss entspinntsich eine lange Diskussion über daseigene Leben, über Respekt undDisziplin. Diese Sequenz veranschau-licht das filmgestalterische Konzeptdes gesamten Films: Die Kameraübernimmt die Rolle des beiläufigenBeobachters und richtet ihren Blicknicht nur auf die Sprechenden, son-dern auch auf andere Jugendliche, die zuhören, unaufmerksam sind, sich langweilen. Auf der sprachlichenEbene geht der Film in dieser Sequenzzudem weit über die Wände desKlassenzimmers hinaus. Die Dialoge„öffnen“ das kammerspielartige Settingdes Films.Die Sequenz beginnt mit einer nahenEinstellung von Khoumba. Schräg hin-ter ihr sitzen zwei weitere Mitschü-lerinnen, die zusammen in ein Buchsehen. Aus dem Off rügt François dieKlasse, weil anscheinend niemand dasKapitel aus der Schullektüre gelesenhat. Khoumba beobachtet Françoisskeptisch. In Schuss-Gegenschuss-Technik wechselt die Perspektive stän-dig zwischen dem Lehrer und denJugendlichen. Die gleichgültigen Blickeder Schüler/innen zeigen die Reaktio-nen auf François’ Rügen. ZwischenKhoumba und François entspinnt sichein Streit. Khoumba soll laut vorlesen,doch sie weigert sich. Erneut wechseltdie Kamera zwischen François undden Jugendlichen. Wie den gesamtenFilm über sind beide Seiten in nahenEinstellungsgrößen zu sehen. Durchdie größere Entfernung der Schüler/

innen zu François wird dieser manch-mal auch in einer halbnahen Einstel-lung gezeigt. Der Blickwinkel auf dieJugendlichen erfolgt dabei aus Augen-höhe, François hingegen wird –gemäß der Sichtweise der sitzendenSchüler – aus einer leichten Untersichtaufgenommen. Da die Schüler/innennahe beieinander sitzen und dieKamera nicht direkt vor Khoumbasteht, ist sie immer mit anderenJugendlichen gemeinsam im Bild zusehen. François andererseits stehtalleine. Die Kamera tritt niemals in dieBlickachse zwischen den Gesprächs-partnern/innen, sondern beobachtetdie Situation von der Seite aus. Nachdem Esméralda François’ Auf-forderung folgt und aus dem Tage-buch vorliest, beobachtet die ruhiggeführte Handkamera verschiedeneSchüler/innen aus einer statischenPosition. Sie lesen mit, legen den Kopf auf den Tisch, spielen mit ihrenHaaren, suchen untereinander Blick-kontakt. Mit diesen Beobachtungenimitiert Laurent Cantet die Wahrneh-mung einer anwesenden Person imKlassenzimmer, die neugierig ihrenBlick schweifen lässt. Dass die Sichtauf die Schüler/innen dabei seltenunverdeckt ist, verstärkt diesenEindruck. Zumeist zeigt die Kameradie Sprechenden hinter den Köpfenanderer Mitschüler/innen. DieseInszenierung von Raumtiefe unter-stützt die authentische Wirkung desGeschehens. Nach diesem eher ruhi-gen Moment entwickelt sich allmählicheine lebhafte Diskussion in der Klasse,als François die Hausaufgabe verteilt,

ein Selbstportrait zu verfassen. DieSchüler/innen versuchen, sich mitinhaltlichen und persönlichen Argu-menten zu widersetzen. Zum einenhätten sie noch nicht genug erlebt,zum anderen seien ihre Gefühle eineprivate Angelegenheit und würdenFrançois ohnehin nicht interessieren.Das Gespräch verlagert sich schließ-lich zu einer Diskussion über Scham,Rassismus und Respekt. Die Montagefolgt dem stetigen Wechsel zwischenden zahlreichen Wortmeldungen derJugendlichen und den Repliken vonFrançois. Der Schnitt orientiert sich an den improvisierten Dialogen. Erst als die Pausenklingel das Endeder Stunde ankündigt, springt dieKamera auf die andere Seite desRaums und zeigt in einer Halbtotalen,wie die Schüler/innen aufstehen unddas Klassenzimmer verlassen. Alsauch Khoumba gehen will, hältFrançois sie auf. Er fordert eine Ent-schuldigung für ihr freches Verhalten.Wir erleben diesen Streit als eineMischung aus Schuss- und Gegen-schuss (aus Normalperspektiven)sowie einer Halbtotalen, die es denZuschauenden ermöglicht, die beidenPersonen im Raum zu verorten. Diesefür DIE KLASSE ungewöhnlich weiteEinstellungsgröße unterstreicht dieDistanz zwischen François undKhoumba in dieser Szene.

■ ■ Exemplarische Sequenzanalyse

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Filmheft DIE KLASSE14

Zu Inhalt und Figuren

Wodurch wird der Konflikt zwischenFrançois und Esméralda ausgelöst?

Gegen welche Lerninhalte wehren sichdie Schüler/innen? Worin liegen IhrerMeinung nach die Gründe für dieseVerweigerungshaltung?

Einsprüche und Provokationen seinerSchüler/innen gehören für Françoiszum pädagogischen Alltag. Auf welcheWeise reagiert er darauf? Was ver-sucht er, mit seinem Verhalten zu errei-chen?

Wodurch unterscheidet sich Françoisvon den anderen Lehrern/innen?

Charakterisieren Sie François, Esmé-ralda, Khoumba und Souleymane.

Was erfahren wir über die Familie vonSouleymane, was über die Familiender anderen Schüler/innen?

Aus welchen Ländern stammen dieSchüler/innen der Klasse?

Inwiefern beeinflusst die unterschiedli-che Herkunft der Jugendlichen dieInhalte des Unterrichts und dieUnterrichtsgestaltung?

Erklären Sie, was man unter einerZEP-Schule versteht.

Zur Problemstellung

Welches Verhältnis hat François zuBeginn des Films zu seinen Schülern/innen? Wie verändert sich dieses imLaufe des Films? Was ist der Aus-gangspunkt für diese Veränderung?

Nennen Sie Lerninhalte, die von denSchülern/innen im Unterricht themati-siert werden. Welchen Lernstoffen ver-weigern sie sich und warum?

Beschreiben Sie die Ziele, die Françoisin seinem Unterricht verfolgt. Mit wel-chen Methoden versucht er, diese zuerreichen?

Welche Rolle spielen Sprache undAusdrucksfähigkeit in DIE KLASSE?

Inwiefern zeigt der Film die Schule alssozialen und kulturellen Mikrokosmos?

Definieren Sie den Begriff „Parallel-gesellschaft“. Warum ist dieser Begriffumstritten?

Bewerten Sie das rassistisch geprägteVokabular der Schüler/innen und ihreAbgrenzung zu dem „weißen Franzo-sen“ François. Begründen Sie IhreEinschätzung.

Welche gesellschaftlichen Problemeaus der Lebenswelt der Jugendlichenspiegeln sich in den Diskussionen imKlassenzimmer wider?

Zur Filmsprache

Vergleichen Sie den deutschen TitelDIE KLASSE mit dem französischenOriginaltitel ENTRE LES MURS(„Zwischen den Wänden“). WelcheSchwerpunkte setzen die beiden Titel?

Welchen Zeitabschnitt hat LaurentCantet für seinen Film gewählt und mitwelchen filmischen Mitteln wird diesverdeutlicht?

Was zeichnet ein Kammerspiel aus? Inwiefern ist DIE KLASSE ein Kammer-spiel? Nennen Sie weitere Kammer-spiele, die Ihnen aus Literatur und Filmbekannt sind.

Welche Gestaltungsmittel verleihendem Spielfilm DIE KLASSE seinendokumentarischen Charakter? Wessen Geschichte(n) erzählt derFilm? Beschreiben Sie den dramatur-gischen Aufbau des Films. Wie wirdSpannung erzeugt?

Welche Einstellungsgrößen herrschenin DIE KLASSE vor? Welche Wirkungerzielt die besondere Art der Kamera-führung?

Beschreiben Sie die Bedeutung derTonebene im Film. Warum wird aufMusik verzichtet? Vergleichen Sie auchdie Verwendung von Musik in anderenFilmen.

Zur exemplarischenSequenzanalyse

Wie gelingt es dem Film, die Ge-schichte zu „öffnen“ und auch solcheAspekte einzubinden, die eigentlich„jenseits der Mauern“ stattfinden?

Wodurch bezieht der Film dieZuschauenden als stille Beobachter/innen in die Handlung ein? Mit wel-chen ästhetischen Mitteln verstärkt erden Eindruck der Authentizität?

In welchem Verhältnis stehen dieDialoge und die Montage?

Welche Einstellungsgrößen dominierenin dieser Sequenz?

Zu den Materialien

Nennen Sie andere Filme über dieSchule. Wie werden die Lehrer/innenin diesen Filmen dargestellt, wie dieSchüler/innen? Inwiefern sind sichdiese Filme ähnlich, worin unterschei-den sie sich?

Welche Kompetenzen kann die Schuleneben der Vermittlung von Wissen undder Fähigkeit, Wissen zu strukturieren,Enja Riegel zufolge fördern?

Wie könnte ein modernes und zeitge-mäßes Verständnis von Bildung aus-sehen?

Benennen Sie die Hauptursachen fürdie Benachteiligung von Migranten/innen im deutschen Schulsystem.Diskutieren Sie mögliche Ansätze zurLösung des Problems.

■ ■ Fragen

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15Filmheft DIE KLASSE

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■Arbeitsblatt

Aufgabe 1: Figurengestaltung untersuchen

a) Bilden Sie zu je einer der Filmfiguren Expertengruppen mit 3-4 Schülern/innen:Esméralda, Khoumba, Carl, Souleymane, Wei, Nassim, Arthur, Monsieur Marin.

b)Beobachten Sie diese Figur während des Films daraufhin, wie sie sich imUnterricht und gegenüber ihren Mitschülern/innen verhält. Was erfahren Siedabei über:

• ihre Eigenschaften und Handlungsmotive? • ihre Vorlieben, Abneigungen und Talente? • ihre Rolle in der Klasse, über ihre Eltern? c) Stellen Sie gruppenweise die Entwicklung Ihrer Figur in einem Steckbrief,

Tagebucheintrag oder einem Kurzvortrag dar.

Aufgabe 2: Schülerbilder und Lehrerbilder hinterfragen

Erörtern Sie in einer „stummen Diskussion“, wie der Film das Verhältnis vonSchüler/innen und Lehrkräften darstellt.

a) Bilden Sie zwei Gruppen. Eine Gruppe versetzt sich in die Rolle derSchüler/innen, die andere in die Rolle der Lehrer/innen im Film.

b)Legen Sie zwei große Plakate an gegenüberliegende Wände desKlassenzimmers. Sie dürfen nun nicht mehr miteinander sprechen, können aber auf den Plakaten eine „stumme Diskussion“ führen:

• Wie sehen die Lehrer/innen im Film die Schüler/innen? • Was denken Ihrer Meinung nach die Schüler/innen über die Lehrenden?c) Ist das dargestellte Verhältnis realistisch? Finden Sie innerhalb Ihrer Gruppe

eine gemeinsame Begründung für die Aussage. Stellen Sie anschließend deranderen Gruppe ihre Diskussionsergebnisse vor.

Aufgabe 3: Unterrichtslektüre analysieren

Esmeralda und Khoumba beschweren sich, dass ausschließlich westlicheNamen in den Beispieltexten ihrer Schulbücher verwendet werden. Fällt Ihnendies auch in Ihren Schulbüchern auf?

a) Bilden Sie Expertengruppen und analysieren Sie Ihre Deutsch-, Französisch-oder Englischbücher daraufhin, ob die Personen in den Bildern, Fotos und mitihren Namen unsere heutige Einwanderungsgesellschaft repräsentieren.

b)Entwerfen Sie eine Schulbuchseite, auf der sie sich repräsentiert fühlen, zueinem Thema Ihrer Wahl.

Aufgabe 4: Eine Zukunftswerkstatt gestalten: In welche Schule würde ich gerne gehen?

a) Was möchten Sie an Ihrer Schule verändern (beispielsweise das Klassenzim-mer, die Mitbestimmungsformen oder die Freizeitgestaltung)? Bilden SieExpertengruppen zu einem Thema Ihrer Wahl.

b)Recherchieren Sie mit ihrer Gruppe eine interessante Schule in Ihrem Umkreis(beispielsweise Europaschule, Waldorfschule, reformpädagogische Schule).Notieren Sie Fragen, die Sie dortigen Gesprächspartnern/innen stellen wollen.

c) Besuchen Sie die Schule, machen Sie dort Filmaufnahmen und führen SieInterviews mit Schülern/innen und Lehrkräften auf der Grundlage IhresFragebogens durch.

d)Montieren Sie das Material zu einer Kurzreportage über ihr Thema.e) Präsentieren Sie den Film in der Klasse. Diskutieren Sie die gesichteten Vorschläge

und entwickeln sie ein gemeinsames Konzept für Ihr Schul-/Klassenprofil.

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Filmheft DIE KLASSE16

■ ■ Unterrichtsvorschläge

Methoden/Sozialform

a) Gruppenarbeit (GA): Rekapitulieren derHandlungsschritte, die Souleymanes Schulausschlussvorausgegangen sind (Moderationskarten, Cluster)b) GA: Sammeln von Faktoren, die auf Souleymane undFrançois Marin einwirken; Erstellen eines Schaubildesals Lernposterc) Rollenspiel: Entwickeln unterschiedlicherKonfliktlösungsstrategien d) GA: Auf der Grundlage der verschiedenen Lösungs-vorschläge jeweils ein Storyboard mit fünf Einstellungenerarbeiten, die Szene filmen und präsentieren. e) Plenum (PL): Diskussion der Konfliktlösungsmöglich-keiten und deren filmischer Umsetzung

a) PL: Filmsichtung b) Expertengruppen: Ausgesuchte Filmszenen analysie-ren, in denen die Schüler/innen und Lehrkräfte charak-terisiert werden. c) GA: Vergleich der medialen Inszenierungsformen undÄsthetik im "klassischen" und dokumentarisch anmu-tenden Spielfilmd) Ergebnisse im Plenum präsentieren

PL: Brainstormen, welche grammatischen Strukturen imDeutschen gesellschaftliche Hierarchien transportieren (beispielsweise "Sie"-Form) und deren historischeEntstehungsgeschichte recherchieren

EA: charakteristische Szenen bestimmen und derenmedienspezifische Umsetzung in Buch und Film vergleichen

a) Einzelarbeit: Fotos, Erzählungen oder Gegenständevom Herkunftsort der Familienangehörigen mitbringenund auf einer Weltkarte die Herkunftsorte der Familienund die Wege, die diese zurückgelegt haben, markieren b) ein Partnerinterview führen über Erinnerungen an dasfamiliäre Herkunftsland und die Bedeutung der ethni-schen Zugehörigkeit für das Selbstverständnis derFamilie

EA: Ein Selbstporträt in einem Medium eigener Wahlerstellen (Text, Bild, Foto, Film, Skulptur) und die Wahldes Mediums sowie die besonderen Inhalte begründen

Thema

Konflikte im Schulalltag:Entstehung, Analyse undLösungsmöglichkeiten

Filmvergleich: Schüler- undLehrerbilder in den Filmen DERCLUB DER TOTEN DICHTER(Peter Weir, 1989) und DIEKLASSE (Laurent Cantet, 2008)

Reflexion über die Funktion von Sprache

Arbeit im Medienverbund:Vergleich der autobiografischenRomanvorlage "Entre les murs"von François Bégaudeau(2006) mit dem gleichnamigenFilm von Laurent Cantet (2008)

Wir kommen alle von irgendwoher... – Migration als festerBestandteil unserer persön-lichen und nationalenGeschichte und Gegenwart

Das bin ich – Erstellung einesSelbstporträts

Fach

Sozialkunde, Ethik

Deutsch

Französisch(Sek. II)

Geschichte/Ethik(Sek. I)

Kunst(Zusammenarbeit mit Ethik möglich)

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S 1Filmtitel. – Kurz vor dem Beginn desneuen Schuljahres: François Marintrinkt in einem Cafe einen Espressound macht sich auf den Weg in dieSchule. – In der Schule werden neueTische angeliefert und die Klassenzim-mer geputzt. – Das Schulpersonal unddas Kollegium stellt sich den neuenLehrer/innen des Collèges vor. 00:00-00:04

S 2François sorgt für Ruhe im Klassen-zimmer und begrüßt die Schüler/innender 4ème, deren Klassenlehrer er ist.Er diskutiert mit ihnen über die Zeitver-schwendung durch die Unruhe. Da dieHälfte der Schüler/innen neu in derKlasse ist, schreiben alle ihre Namenauf Zettel. Esméralda fordert, dassauch François seinen Namen an dieTafel schreibt. – François arbeitet imLehrerzimmer.00:04-00:08

S 3François bespricht in seiner Klasseunbekannte Wörter eines Textes. AlsWei nach der Bedeutung von „Österrei-cherin“ fragt, beschwert sich Esméral-da. Souleymane hat seine Schul-sachen vergessen. Ein Beispielsatz mitdem Namen „Bill“ läutet eine neueDiskussion ein. Die arabischstämmigenSchülerinnen fordern auch nicht-westli-che Namen ein. – Ein neuer Kollegefragt François, ob er mit seiner KlasseVoltaires „Candide“ besprechen könn-te. François hält diesen Stoff für zuschwierig.00:08-00:14

S 4In der 4ème findet eine schriftlichePrüfung statt. Die Schüler/innen kritisie-ren, dass sie etwas über die „veraltete“Zeitform des Subjonctif imparfait lernensollen. Souleymane fragt François zurgroßen Erheiterung der Klasse, ob erhomosexuell sei. François verneint. – In

der Pause fotografiert Souleymane andere Schüler/innen. 00:14-00:23

S 5François wirft seinen Schülern/innenvor, sie könnten sich nur wenige Se-kunden konzentrieren. Vor allemKhoumba protestiert lautstark. – ImLehrerzimmer macht ein Techniklehrerseiner Frustration über das Desinte-resse und respektlose Verhalten einerKlasse Luft. Seine Kollegen/innenhören schweigend und betreten zu.00:23-00:27

S 6Khoumba weigert sich, aus AnneFranks „Tagebuch“ vorzulesen.François fordert die Schüler/innen auf,ein Selbstportrait zu schreiben. Es entspinnt sich ein lebhaftesGespräch über Gefühle und Persön-liches, über Scham und Disziplin. –Nach der Stunde fordert François vonKhoumba, sie solle einen Aufsatz überRespekt schreiben und sich für ihrunhöfliches Verhalten entschuldigen.Schließlich geht Khoumba darauf ein,behauptet aber dann, sie habe ihreEntschuldigung nicht ernst gemeint.Wütend tritt François gegen einenStuhl. 00:27-00:40

S 7Bei einer abendlichen Konferenzdiskutieren der Schulleiter, die Lehrer/innen und Elternvertreter/innen überdie Einführung eines Punktesystems

zum Ahnden von Regelverstößen.Ebenso leidenschaftlich wird imAnschluss über die Preiserhöhung desschuleigenen Kaffeeautomaten disku-tiert. – In seinem Fach findet Françoisden Aufsatz von Khoumba.00:40-00:45

S 8Die Schüler/innen schreiben an ihremSelbstportrait. Im Off ist KhoumbasAufsatz zu hören. Esméralda hat sichauf einen anderen Platz gesetzt, weil sie sich mit Khoumba gestritten hat.Esméralda, Wei und Rabah tragen ihrePortraits vor. Souleymane wird gerügt,weil er nur einen Satz geschrieben hatund sich der Aufgabe verweigert. Ineinem Streit mit Esméralda verweist erauf einen poetischen Satz, der auf sei-nen Oberarm tätowiert ist. Der Schul-leiter betritt das Klassenzimmer undstellt Carl, einen neuen Mitschüler, vor.– Nach der Schulstunde begrüßtFrançois Carl unter vier Augen. 00:45-00:57

S 9In der Sprechstunde redet Françoisunter anderem mit den Eltern undFamilienangehörigen von Wei, Nassim,Arthur und Souleymane.00:57-01:02

S 10Souleymane zeigt seinen Klassen-kameraden/innen Fotos von seinerMutter. Khoumba und Esméralda ver-tragen sich wieder. François präsen-tiert Souleymanes fotografisches

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17Filmheft DIE KLASSE

ProtokollSequenzprotokoll

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Filmheft DIE KLASSE18

Selbstportrait. Carl liest der Klasseseine Selbstdarstellung vor.01:02-01:08

S 11Eine Lehrerin erzählt ihren Kollegen/innen, dass Weis Mutter aus Frank-reich ausgewiesen werden soll, weilsie eine illegale Einwanderin ist. Sieschlägt vor, Geld zu sammeln, um dasGerichtsurteil anzufechten. Eine ande-re Lehrerin verkündet ihre Schwanger-schaft.01:08-01:11

S 12Einige Schüler spielen in der Pause aufdem Schulhof Fußball. Souleymaneund ein anderer schwarzer Schülerbeschimpfen sich.01:11-01:12

S 13Der Marokkaner Nassim berichtet vorder Klasse über sein Interesse an Fuß-ball. Arthur rechtfertigt seine unge-wöhnliche Kleidung, die seine Identifi-kation mit der Gothic-Szene zeigt.Boubacar bricht eine Lanze für dieFußballmannschaft der Elfenbeinküste.Als der von den Antillen stammendeCarl erklärt, dass er Fan der französi-schen Nationalmannschaft sei, be-zeichnet ihn Souleymane als Verräterund beschimpft dann seineMitschüler/innen und seinen Lehrer.François geht mit ihm sofort zumSchulleiter.01:12-01:19

S 14In Anwesenheit der beiden Klassen-vertreterinnen Esméralda und Louisediskutieren die Lehrer/innen über dieZeugnisbeurteilungen. Esméralda ver-lässt kichernd die Besprechung. Vorallem wird über Souleymanes Verhaltengeredet. François plädiert für die For-mulierung, er stoße an die Grenzen seiner schulischen Leistungsfähigkeit.01:19-01:25

S 15François versucht, ein Gedicht zu ana-lysieren. Cherif und Souleymanebeschweren sich über die Ergebnisseder Lehrerkonferenz, von denen ihnenEsméralda und Louise erzählt haben.Die Schüler/innen werfen François vor,er habe Souleymane darin beleidigt.François kontert, er hätte sich in derKonferenz für ihr ständiges Kicherngeschämt. So verhielten sich nur„Schlampen“. Souleymane versucht,die Mädchen zu verteidigen, wird belei-digend gegenüber François und ver-lässt wütend den Raum. Dabei verletzter Khoumba versehentlich mit seinerTasche. – François schreibt einen Be-richt. – François bespricht den Vorfallmit dem Schulleiter. Der schulischeDisziplinarrat soll einberufen werden.01:25-01:32

S 16Eine Kollegin spricht François wegender Beschimpfung seiner Schülerinnenan. – Auf dem Schulhof stellt FrançoisEsméralda und Louise zur Rede.Mehrere Schüler/innen kommen hinzu.

François versucht, seine Wortwahl zurechtfertigen. Carl bezeichnet Lehrkräf-te, die Schüler/innen von der Schuleverweisen, als „Arschlöcher“. – Khoum-ba erzählt François auf dem Flur, dassSouleymanes Vater ihn wieder nachMali schicken würde, falls er die Schuleverlassen müsse. – François sitzt rau-chend alleine in der Schulcafeteria. 01:32-01:37

S 17Das Lehrerkollegium bespricht denVorfall und die möglichen Folgen fürSouleymane. – Schüler/innen befindensich auf dem Weg ins Klassenzimmer. –Der Schulleiter konfrontiert François mitden gegen ihn erhobenen Vorwürfen.François soll seinen Bericht ergänzen. –François überarbeitet im Lehrerzimmerdie Schilderung des Vorfalls.01:37-01:46

S 18Der Disziplinarrat tagt unter der Leitungdes Schuldirektors, unter anderem inAnwesenheit von François, Souleymaneund dessen Mutter. Souleymane über-setzt die Erläuterungen des Schulleitersfür seine Mutter. Diese entschuldigt sichin seinem Namen und erklärt mehrfach,er sei ein guter Sohn. – Der Disziplinar-rat stimmt für einen Ausschluss vonSouleymane. – Souleymane verlässt mit seiner Mutter die Schule.01:46-01:52

S 19François resümiert mit seinen Schüler/innen am letzten Tag des Schuljahresdie vergangenen Monate. Nachdem erdie gebundenen Selbstportraits ausge-teilt hat, gesteht ihm eine Schülerinschamhaft, sie habe nichts gelernt. –Auf dem Schulhof spielen die Schüler/innen gegen die Lehrer/innen Fußball. –Die Klassenzimmer sind leer. Von drau-ßen sind die anfeuernden Rufe derSchüler/innen zu hören. – Abspann (leises Geraune von Menschen auf dem Schulhof). 01:52-02:02

tokoll

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19Filmheft DIE KLASSE

Schule, Lehren undLernen im FilmEs gibt ein Thema, bei dem alle mitre-den können, und das ist die Schule.Wir alle haben mit der Institution posi-tive oder negative Erfahrungen gesam-melt. Dementsprechend groß ist dieZahl der Filme, die sich mit der Schul-zeit, mit dem Verhältnis zwischenSchülern/innen und Lehrern/innen undauch mit der Art der Wissensvermitt-lung befassen. Hauptakteure/innenund Zentrum vieler kommerziell erfolg-reicher Schulfilme sind Lehrkräfte,deren Leidenschaft für ihren Beruf undunkonventionelle Unterrichtsmethodikdie Schüler/innen mitreißen. Diesescharismatische Lehrerbild wird beson-ders in US-amerikanischen Filmen ver-mittelt. In einem „Schule machenden“Meilenstein des Genres, DIE SAATDER GEWALT (Richard Brooks, 1955),wird der Typus des idealistischenPädagogen (Glenn Ford) mit derDarstellung einer Problemschule inmit-ten eines Ghettos in der Bronx ver-knüpft. Auch DANGEROUS MINDS –WILDE GEDANKEN (John N. Smith,1995) spielt in einem konfliktgeladenenUmfeld, in dem ethnische Auseinan-dersetzungen und Gewalt zur Tages-ordnung gehören. Hier gelingt es derLehrerin und Ex-MarinesoldatinLouanne Johnson (Michelle Pfeiffer),einer Klasse von Latinos und Afro-Amerikanern glaubhaft die Notwen-digkeit des Unterrichts, des respekt-vollen Umgangs miteinander, vor allemaber auch das Vertrauen in die eige-nen Fähigkeiten zu vermitteln. DerFilm, der als „viel zu schön, um wahrzu sein“ kritisiert wurde, basiert eben-so auf einer wahren Geschichte wieFREEDOM WRITERS (Richard LaGra-venese, 2007), wo Hilary Swank alsjunge Lehrerin Erin Gruwell im Ghettovon Los Angeles unterrichtet. DieLehrkräfte sind in diesen Filmen stetsEinzelkämpfer/innen, die sich sowohlgegen tonangebende Klassen-Machos

SCHLUGEN IHN (1959) wie der jungeProtagonist Antoine ein Erziehungs-heim durchleidet, in dem ein selbst-herrlicher Lehrer ein hartes, patrioti-sches Regiment führt. Der Film, derdie Nouvelle Vague mitbegründete,steht für einen gesellschaftlichenAufbruch und eine allmähliche Abkehrvon autoritären Erziehungsmethoden.Ein ganz ähnliches Thema, allerdingsmit positivem Ausgang, behandelt dasSchuldrama DER TRAUM (Niels ArdenOplev, 2005), das im Jahr 1969 inDänemark situiert ist. Inspiriert von den demokratischen Idealen desschwarzen Bürgerrechtlers MartinLuther King lehnt sich der 13-jährigeFrits gegen die Prügelmethoden sei-nes tyrannischen Schulrektors auf –und bleibt am Ende erfolgreich.

Realistische Darstellungen des LehrerberufsGerade in französischen Filmen wirdauch der multikulturelle Schullalltag mitden Lehrkräften als stille Helden/innenthematisiert. LE PLUS BEAU MÉTIERDU MONDE (Gérard Lauzier, 1996)lautet der trotzige Titel eines Schul-dramas mit Gérard Depardieu alseinem Lehrer, der in einem PariserVorort unterrichtet. Ähnlich unspekta-kulär, realitätsnah und spannend wieDIE KLASSE von Laurent Cantet(2008) porträtiert auch der Dokumen-tarfilm SEIN UND HABEN (NicolasPhilibert, 2002) den Lehrerberuf alsBerufung.

wie gegen resignierte Vorgesetztedurchsetzen müssen und derenPrivatleben durch ihr Engagementbeeinträchtigt wird. Das Happy-Endbesteht darin, verfeindete Schüler-gruppen zu versöhnen und aus krimi-nellen Milieus zu lösen sowie ethni-sche Differenzen zu begleichen. Nichtsturer Drill ist das pädagogische Mittelder Wahl, sondern der instinktive Rück-griff auf die schönen Künste wie Musik– in DANGEROUS MINDS etwa BobDylan-Songs – oder Literatur (AnneFranks „Tagebuch“) in FREEDOMWRITERS. Der musische Anreiz zurKreativität und zum Erkennen dereigenen Gefühle via literarischerVorbilder wird besonders in DERCLUB DER TOTEN DICHTER (PeterWeir, 1989) demonstriert. Das wohlpopulärste Schuldrama mit seinemflamboyanten Literaturlehrer JohnKeating (Robin Williams), der dieSchüler/innen für Shakespeare be-geistert, gehört jedoch zum Subgenreder Internatsfilme. Anders als in Pro-blemschulen à la DIE SAAT DERGEWALT geht es hier gerade nichtdarum, das schulische Chaos zu bändigen, sondern um die Öffnungelitärer Traditionsschulen – der Filmspielt 1959 – für unkonventionelleIdeen.

Gegen autoritäre StrukturenTraditionell befassen sich viele Filmemit der Schule als Ort der Repressionund schwarzen Pädagogik. Aus Schü-lersicht zeigt etwa François TruffautsKlassiker SIE KÜSSTEN UND SIE

Materialien■ ■ Materialien

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Filmheft DIE KLASSE20

Aktuelle PISA-Debatte?In Deutschland ist dagegen, nach den„Lausbubenfilmen“ der Nachkriegszeit,den „Lümmelfilmen“ und den schlüp-frigen „Schulmädchenreports“ längereZeit das Thema Unterricht und Lehrenim Kino vergessen worden und erst in jüngerer Zeit auf die Leinwändezurückgekehrt. Einen düsteren Blickauf die Institution Schule wirft dassemidokumentarische Drama DERWALD VOR LAUTER BÄUMEN (MarenAde, 2003) mit einer Junglehrerin, diean renitenten Schülern/innen undgleichgültigen Kollegen/innen zer-bricht. Mit politischen Machstrukturensetzt sich hingegen der Kinofilm DIEWELLE (Dennis Gansel, 2008) ausein-ander, in dem ein beliebter und enga-gierter Lehrer seinen Schülern/innenmit einem Experiment die Mechanis-men des Faschismus deutlich machenwill. Doch die aktuellen PISA- undRütli-Debatten werden zumindest bisher im deutschen Kino weitgehendignoriert. Um Authenzität bemühteEinblicke in den heutigen Schulalltagfinden sich allerdings in HubertusSiegerts Dokumentarfilm KLASSEN-LEBEN (2005). Beispielhaft seien aucheinige Fernsehfilme genannt wie DIEDEUTSCHSTUNDE (Theo Teucher2007) mit einer dreijährigen Beob-achtung einer multikulturellen BerlinerOberschule und KLASSENKAMPF(2008) von Uli Kick.

Birgit Roschy: Schule, Lehren und Lernen im Film, in:www.kinofenster.de

Respekt, Demokratieund VerantwortungDie meisten Vorschläge, die in den letzten Jahren diskutiert und manchmalauch umgesetzt wurden, hatten nur einZiel, wenn es um die Frage ging, wieunser Bildungssystem zu verbessernund Schule wirkungsvoller zu machensei: Bessere Schulleistungen, gemes-sen an internationalen und nationalenLeistungstests! Das ist sicher wün-schenswert. Wichtiges im Gedächtniszu behalten und zu reflektieren, logi-sches Denken, die Fähigkeit, Wissenzu ordnen und miteinander zu verknüp-fen, all das sind wichtige Kompeten-zen, in denen Schüler unbedingtgeschult und trainiert werden sollten.Aber Schulen werden noch zu mehrgebraucht. Wo sonst können Schülerlernen, mit anderen Menschen, derenGesellschaft sie sich nicht ausgesuchthaben, respektvoll umzugehen, ge-meinsam zu arbeiten und zusam-menzuleben? Wo sonst wird dieDemokratiefähigkeit von Kindern undJugendlichen geübt?Weil eine offene Gesellschaft nur über-leben kann, wenn eine große Zahl vonMenschen bereit ist, am kommunalenLeben und den politischen und gesell-schaftlichen Entscheidungsprozessenteilzuhaben, ist die öffentliche Schuleheute notwendigerweise auch eine„Bürgerschule“. In ihrem Alltag musserfahrbar sein, wie man in einemGemeinwesen Verantwortung überneh-men kann, wie man seine Kräfte undFähigkeiten nicht nur zum eigenen

Nutzen einsetzt, sondern für dasGemeinwohl. Schlimmer als das durch-schnittlich zu geringe Leistungsniveauder Schüler scheint mir, dass an zuwenigen Schulen den Schülern erns-thafte Verantwortung zugemutet wird.

aus: Enja Riegel: Schule kann gelin-gen! Bonn 2004, S. 61 (SchriftenreiheBand 446 der Bundeszentrale fürpolitische Bildung)

Ursachen der Benachteiligung vonMigranten im deutschenSchulsystem

Außerschulische AspekteDie gesellschaftliche Organisation vonschulischer Bildung setzt – im deut-schen Bildungssystem mehr noch alsin anderen Ländern – familiäre Res-sourcen voraus. Dazu zählen Kennt-nisse über die Bildungsinstitutionen,ihre Arbeits- und Funktionsweise unddie Rolle der Lehrenden. Solche Ein-blicke in Bildungseinrichtungen entste-hen vor allem durch die Teilhabe ankommunikativen Netzwerken, die dasschulische Geschehen umgeben:Elternabende, Elternsprechstundenund informelle Kontakte zwischenEltern. Die Beteiligung an diesenNetzwerken ist häufig nur Migranten-eltern möglich, die über entsprechendeBildungserfahrungen, Sprachkennt-nisse und kulturelles Kapital verfügen.[...] Neben die Bildungsferne tritt diesozial-ökonomische Schlechterstellungder Migrantenfamilien, denn die Chan-cen auf einen hohen Bildungserfolgverringern sich durch ein niedrigesEinkommen der Familie deutlich.

Innerschulische Aspekte: Strukturdefizite des deutschenSchulsystemsBei innerschulischen Gesichtspunktenkann zwischen zwei Aspekten unter-schieden werden: der kulturell und lin-gual einseitigen Praxis deutscher Schu-len sowie der Ungleichbehandlung

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21Filmheft DIE KLASSE

durch institutionelle Diskriminierung.Beide können anhand der Struktur-mängel des deutschen, gegliedertenSekundarschulsystems aufgezeigtwerden – wie die folgende Aufzählungverdeutlicht, die sich an den Argu-menten von Georg Auernheimer orientiert:

1. Frühe Schullaufbahn-entscheidungenDie frühe Trennung der Bildungswegeim deutschen Schulsystem ist einProblem: Schülerinnen und Schülermit ungünstigen Eingangsvoraus-setzungen können ihren Rückstandbei schulischen Anforderungen gegen-über Gleichaltrigen kaum aufholen.Insgesamt dürften eine spätere Schul-laufbahnentscheidung und ein Ganz-tagsschulsystem von großem Vorteilsein – speziell für Kinder mit eineranderen Erstsprache und aus schul-fremdem Milieu. [...]

2. Differenzierung derBildungswegeDie Orientierung an leistungshomoge-nen Lerngruppen beeinflusst denUnterrichtsstil und schafft keinen An-lass zur Verbesserung diagnostischerKompetenzen. Die schwächeren oderschwächer erscheinenden Schülerin-nen und Schüler können immer „nachunten“ abgegeben werden. Die Kon-zentration leistungsschwacher Schü-lerinnen und Schüler wirkt sich dabeileistungsmindernd aus, weil sie sichnur schwer gegenseitig anregen kön-nen. Empirische Untersuchungen zeigen, dass leistungsheterogeneGruppen den Schwächeren zugutekommen, ohne dass die leistungsstar-ken Schülerinnen und Schüler in ihrerEntwicklung beeinträchtigt werden.

3. Hauptschulen als„Ausländerschulen“Negative Effekte auf das Lernverhaltenkommen auch durch den sogenann-ten Pygmalion-Effekt zustande.Danach wirken sich die Erwartungender Lehrer auf die Schülerleistungenaus. Auch gesellschaftliche Vorstellun-

Über den Regisseur Laurent Cantet

Laurent Cantet wurde 1961 im franzö-sischen Melle als Sohn eines Lehrer-paares geboren und ist Regieabsol-vent des renommierten Pariser Institutdes Hautes Études Cinématogra-phiques (IDHEC). Nach Abschluss seines Studiums drehte er im Auftragdes Fernsehens den DokumentarfilmUN ÉTÉ À BEYROUTH (1990) überden Krieg im Libanon. Im Anschlusswar Cantet als Regieassistent unterMarcel Ophüls tätig. Den Beginn seiner eigenen Karriere als Regisseurmarkieren zwei Kurzfilme. TOUS À LA MANIF (1993), der im selben Jahrden renommierten Jean-Vigo-Preiserhielt, und JEUX DE PLAGE (1995),ein verstörender Film über eine Vater-Sohn-Beziehung. Mit Unterstützungdes deutsch-französischen Fernseh-senders arte entstanden seine erstenbeiden Spielfilme: der noch für dasFernsehen gedrehte LES SANGUI-NAIRES (1997) und der KinofilmRESSOURCES HUMAINES (1999), indem ein Betriebswirtschaftsstudent alsPraktikant in der Firma seines Vaterseine Befragung durchführt. Erst späterkennt er, dass die Arbeit der Um-strukturierung des Betriebes dient.Cantet erhielt für RESSOURCESHUMAINES den César als bestesErstlingswerk. Auch seine nächstenRegiearbeiten wurden auf zahlreichenFestivals ausgezeichnet: AUSZEIT(L’EMPLOI DU TEMPS, 2001) erzähltvon der Identitätskrise eines Mannes,IN DEN SÜDEN (VERS LE SUD, 2005)handelt von drei US-Amerikanerinnen,die in Haiti eine Affäre mit einem jungen Einheimischen eingehen. DIE KLASSE (2008) ist sein fünfterSpielfilm.

gen können dazu beitragen, dass dieZuweisung zur Hauptschule als Stig-matisierung und als „Bildungssack-gasse“ empfunden werden. Der damitverbundene Mangel an Perspektivenbegünstigt Resignation und beein-trächtigt die Lernmotivation.

4. Institutionelle DiskriminierungDie Selektionslogik des mehrgliedrigendeutschen Schulsystems begünstigtdie institutionelle Diskriminierung vonMigrationskindern. Der Begriff „institu-tionelle Diskriminierung“ erklärt dasschlechtere Abschneiden von Schüler-innen und Schülern aus Migrationsfa-milien nicht als absichtliche Benachtei-ligung durch das Lehrpersonal. Viel-mehr wird damit umschrieben, dassdie Schule als Organisation die Mög-lichkeit hat, ihre Schülerinnen undSchüler entlang des Kriteriums „ethni-sche Zugehörigkeit“ zu unterscheiden.Aufgrund der mehrgliedrigen Strukturdes Bildungssystems werden Lehr-personen Entscheidungen nahe gelegt,die objektiv diskriminierend wirken,obwohl sie von guten Absichten getra-gen werden.

aus: Lisa Britz (2007): Bildungsun-gleichheit und Ansätze interkulturellerPädagogik (Auszug), www.bpb.de

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Filmheft DIE KLASSE22

Zu Filmsprache

Arijon, Daniel: Grammatik der Film-sprache, Frankfurt am Main 2003

Bordwell, David/Thompson, Kristin:Film Art, New York 20047

Kamp, Werner/Rüsel, Manfred: Vom Umgang mit Film, Berlin 2004

Kandorfer, Pierre: Lehrbuch derFilmgestaltung. Theoretisch-techni-sche Grundlagen der Filmkunde, Gau-Heppenheim 2003

Monaco, James: Film verstehen.Kunst, Technik, Sprache, Geschichteund Theorie des Films und derMedien, Reinbek 2000

Zu Schule, Pädagogik und Bildung

Arbeitsgruppe Internationale Ver-gleichsstudie: Vertiefender Vergleichder Schulsysteme ausgewählter PISA-Teilnehmerstaaten, Bonn 2003(Bildungsreform Band 2 des Bundes-ministeriums für Bildung undForschung)

Bégaudeau, François: Entre les murs,Paris 2006 (deutsch: Die Klasse,Frankfurt am Main 2008)

Bundeszentrale für politische Bildung:Bildungsreformen, Bonn 2005 (AusPolitik und Zeitgeschichte 12/2005)

Literaturhinweise Links

Gudjons, Herbert: PädagogischesGrundwissen. Überblick – Kompen-dium – Studienbuch, Stuttgart 200810

Hormel, Ulrike/Scherr, Albert: Bildungfür die Einwanderungsgesellschaft,Bonn 2005 (Schriftenreihe Band 498der Bundeszentrale für politischeBildung)

Riegel, Enja: Schule kann gelingen!Bonn 2004 (Schriftenreihe Band 446der Bundeszentrale für politischeBildung)

von Hentig, Hartmut: Die Schule neudenken. Eine Übung in pädagogischerVernunft, Weinheim 20085

Zu Migration

Herbert, Ulrich: Geschichte derAusländerpolitik in Deutschland, Bonn2003 (Schriftenreihe Band 410 derBundeszentrale für politische Bildung)

Süssmuth, Rita: Migration undIntegration: Testfall für unsereGesellschaft, München 2006

Treibel, Anette: Migration in modernenGesellschaften. Soziale Folgen vonEinwanderung, Gastarbeit und Flucht,Weinheim 2008

www.entrelesmurs-lefilm.frFranzösische Website des Films, diemehrere Video-Interviews mit denDarstellern/innen enthält

www.bender-verlag.de/lexikon Online-Filmlexikon des Bender Verlags

www.bpb.deWebsite der Bundeszentrale für politi-sche Bildung, enthält unter anderemein Themen-Spezial über „Schule und Integration“ (Rubrik Themen –Gesellschaft) und ein Dossier„Migration“

www.kinofenster.deFilmpädagogisches Online-Angebotder Bundeszentrale für politischeBildung und der Vision Kino gGmbH,das sich insbesondere an Lehrer/innen und Multiplikatoren/innen wendet

www.vierundzwanzig.deWissensportal der DeutschenFilmakademie, in dem sich nebeneinem filmsprachlichen Glossar auchausführliche Beschreibungen derFilmgewerke finden

http://clg-francoise-dolto.scola.ac-paris.frHomepage des Collège FrançoiseDolto im 20. Arrondissement vonParis, aus dem die Laiendarsteller/innen von DIE KLASSE stammen

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Stefan StilettoGeboren 1976. Studierte Päda-gogik (Diplom) mit SchwerpunktMedienpädagogik in Trier undBielefeld und beschäftigte sich insbesondere mit dem ThemaFilmkompetenz. Volontariat bei der Bundeszentrale für politischeBildung 2005-2007. Arbeitet seit2002 als Autor filmpädagogischerTexte sowie als Referent imBereich der Filmbildung.

■ ■ ■ ■Autor

Filmpädagogisches, themenorientiertesBegleitmaterial zu ausgewählten nationa-len und internationalen Kinofilmen. Auf 16 bis 24 Seiten Inhalt, Figuren, Themaund Ästhetik des Films; außerdemFragen, Materialien, ein detailliertesSequenzprotokoll und Literaturhinweise.Aktuelle sowie bereits vergriffene Heftesind auch online abrufbar unterwww.bpb.de/filmhefte

Publikationsverzeichnis Frühjahr 2009

Lichter Bestell-Nr. 3231 Lumumba Bestell-Nr. 3176 Luther Bestell-Nr. 3197Meer is nich Bestell-Nr. 3148 Montag Bestell-Nr. 3220 Moolaadé Bestell-Nr. 3162Mossane Bestell-Nr. 3178 Muxmäuschenstill Bestell-Nr. 3188 Das Netz Bestell-Nr. 3186 Der neunte Tag Bestell-Nr. 3183Ostpunk! Too Much Future Bestell-Nr. 3151Preußisch Gangstar Bestell-Nr. 3150 Propaganda vergriffen Requiem Bestell-Nr. 3165 Rosenstraße vergriffen Der Rote Kakadu Bestell-Nr. 3167 Sankofa Bestell-Nr. 3175 Schildkröten können fliegen Bestell-Nr. 3169 Das Schloss im Himmel Bestell-Nr. 3156Das schreckliche Mädchen Bestell-Nr. 3194 Der Schuh Bestell-Nr. 3210 Sommersturm Bestell-Nr. 3185 Sophie Scholl – Die letzten Tage Bestell-Nr. 3179 Die Sprungdeckeluhr Bestell-Nr. 3207 Status Yo! Bestell-Nr. 3182 Strajk – Die Heldin von Danzig Bestell-Nr. 3154 Swetlana Bestell-Nr. 3224 Touki Bouki Bestell-Nr. 3174Der Traum Bestell-Nr. 3155 We Feed the World Bestell-Nr. 3159Wie Feuer und Flamme vergriffenDas Wunder von Bern Bestell-Nr. 3228 Yaaba Bestell-Nr. 3177 Zulu Love Letter Bestell-Nr. 3161Zur falschen Zeit am falschen Ort Bestell-Nr. 3158

100 Schritte Bestell-Nr. 3191 Ali vergriffenAlles auf Zucker! Bestell-Nr. 3181 Am Ende kommen Touristen Bestell-Nr. 3152American History X Bestell-Nr. 3223 Atash Bestell-Nr. 3172 Beautiful People Bestell-Nr. 3203 Ben X Bestell-Nr. 3147Black Box BRD vergriffenBlackout Journey Bestell-Nr. 3168Blue Eyed vergriffen Bowling for Columbine vergriffen Buud Yam Bestell-Nr. 3173 Comedian Harmonists Bestell-Nr. 3205 Die Distel Bestell-Nr. 3219Do the Right Thing Bestell-Nr. 3208 Drei Tage Bestell-Nr. 3209 East is East Bestell-Nr. 3199 Ein kurzer Film über die Liebe Bestell-Nr. 3214 Elling Bestell-Nr. 3196 Erin Brockovich Bestell-Nr. 3193 Esmas Geheimnis Bestell-Nr. 3157Die fetten Jahre sind vorbei Bestell-Nr. 3184Free Rainer – Dein Fernseher lügt Bestell-Nr. 3149 Fremder Freund Bestell-Nr. 3195 Gegen die Wand Bestell-Nr. 3187 Geheime Wahl Bestell-Nr. 3192 Ghetto Bestell-Nr. 3163Goodbye Bafana Bestell-Nr. 3153 Good Bye, Lenin! Bestell-Nr. 3234 Hass Bestell-Nr. 3206 Hejar Bestell-Nr. 3227 Im Gully Bestell-Nr. 3212Im toten Winkel – Hitlers Sekretärin vergriffen In This World Bestell-Nr. 3229 Die Jury Bestell-Nr. 3200 Kick it like Beckham Bestell-Nr. 3190 Kinder des Himmels Bestell-Nr. 3232 Die Klasse Bestell-Nr. 3146 Klassenleben Bestell-Nr. 3180 Knallhart Bestell-Nr. 3166 Kombat Sechzehn Bestell-Nr. 3171 Korczak Bestell-Nr. 3213 Kroko Bestell-Nr. 3189 Kurische Nehrung Bestell-Nr. 3211 Das Leben der Anderen Bestell-Nr. 3164 Das Leben ist schön vergriffen Leni ... muss fort Bestell-Nr. 3222

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Politisches Wissen im Internet www.bpb.de

Thema Schule und Integration?Eine Fülle weiterer Informationen und Materialien bietet www.bpb.de, die Website derBundeszentrale für politische Bildung. Der Themenschwerpunkt „Schule und Integration“liefert Fakten, Analysen und Lösungsvorschläge zu den Problemfeldern Chancengleichheitim Bildungswesen und Schule in der Migrationsgesellschaft. Konkretes Unterrichtsmaterialbieten die Themenblätter „Lust auf Lernen?“ (Nr. 22), „Getrennte Welten? – Migranten inDeutschland“ (Nr. 43) und „Inländisch, ausländisch, deutschländisch“ (Nr. 67). Die Beilageder Wochenzeitschrift Das Parlament, Aus Politik und Zeitgeschichte, vertieft die Themen„Bildung und Chancen“ (49/2008), „Hauptschule“ (28/2007), „Bildungsreformen“ (03/2005)und „Integration“ (22-23/2007). Sämtliche Materialien können online bestellt oder als PDFheruntergeladen werden. Das Buch „Interkulturell denken und handeln“ aus der bpb-Schriftenreihe befasst sichebenso mit theoretischen und historischen Hintergründen wie mit der Praxis der Interkul-turalität, so auch am Beispiel von Spracherwerb, Schule und Bildung.Im Jugendmagazin www.fluter.de hinterfragt die Ausgabe „Bildung“ (Nr. 13, 12/2002 –01/2003) unter anderem den Sinn von Ganztagsschulen und das fluter-Heft „Klassen Ziel...nach dem PISA-Schock“ (Nr. 5, 12/2002) stellt alternative Unterrichtsmodelle und Schul-projekte vor. Auf www.kinofenster.de, dem Onlineportal für Filmbildung der bpb und derVision Kino gGmbH, wird der Film DIE KLASSE in der Januarausgabe 2009 mit demSchwerpunkt „Schulfilme“ besprochen. Ergänzend liefert die Suchfunktion Filmbespre-chungen, Hintergrundtexte und filmpädagogische Begleitmaterialien zum Thema. Das bpb-Filmheft zu dem Film KLASSENLEBEN bietet didaktische Begleitmaterialien zu einemdokumentarischen Schulfilm über eine integrative Grundschule.