31
FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

FH-KursWissensmanagement

Formale Grundlagen I – Teil 2(a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

Page 2: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 2

Wissensrepräsentation

Symbolisch:– rot(gerhards(auto))

Grafisch:

Page 3: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 3

Wissensrepräsentation

Aus der symbolischen Wissensrepräsentation muss, unter Einsatz von Regeln, neues Wissen abgeleitet werden können (Schlussfolgerung, Inferenz).

Anforderungen an Wissensrepräsentationssprachen:– Repräsentationszulänglichkeit

– Schlusszulänglichkeit

– Schlusseffizienz

– Klare Syntax und Semantik

– Natürlichkeit

Page 4: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 4

Wissensrepräsentation

Repräsentationssprache Logik:– z.B.: fA X(vogel(X) fliegt(X))

– aber:• ist nicht sehr effizient

• kann nicht gut mit Zeit, Meinungen und Unsicherheiten umgehen (modale und temporale Logik nicht effizient)

Frames und Semantische Netze– Wissen wird als Sammlung von Objekten und ihren Eigenschaften

dargestellt

Page 5: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 5

Wissensrepräsentation

Frames und Semantische Netze– Es existieren Klassen und Objekte (Instanzen)

– Eigenschaften können über Vererbung weitergegeben werden

– IF-THEN-Regeln können Ereignisse mit Aktionen verknüpfen• „Produktionsregeln“ (production rules)

– Es werden vererbungsbasierte Schlußfolgerungen möglich

Page 6: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 6

Wissensrepräsentation

Page 7: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 7

Wissensrepräsentation

Semantische Grundlagen– Was bedeuten die Elemente (Terme)?

• z.B. Analogie zur Mengenlehre: Menge der Elefanten, Elemente der Menge etc.

• Ohne genaue Bedeutungsklärung können semantische Netze nicht sinnvoll verwendet werden!

Page 8: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 8

Wissensrepräsentation

Frames– … sind eine Variante der semantischen Netze

– … speichern alle erforderlichen Eigenschaften eines Elements als Dateneinheit

– Die Eigenschaften selbst werden durch sog. Slots repräsentiert

– Diese enthalten Slot-Werte

Page 9: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 9

Wissensrepräsentation

Beispiel:– Säugetier:

• Oberklasse: Tier

• hat_Teil: Kopf

– Elefant:• Oberklasse: Säugetier

• Farbe: Grau

• Größe: groß

– Nellie:• Instanz von: Elefant

• mag: Äpfel

Page 10: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 10

Wissensrepräsentation

Frame-Systeme– … enthalten überschreibbare Standardwerte in den Slots

– … gestatten u.U. Mehrfachvererbung (aus mehreren Oberklassen zugleich, z.B. könnte Clyde zugleich Elefant und Zootier sein wo ist seine Heimat? Für solche Regelkonflikte müssen Lösungen bereitstehen!)

– Es ist möglich, dass Slots selbst wieder Frames enthalten

– Slots können auch Prozeduren enthalten (procedural attachments), welche immer dann ausgeführt werden, wenn der Wert des Slots abgefragt wird

– Viele Dinge können mit Frames nur schwierig dargestellt werden (Negation, Disjunktion, Quantifizierungen)

Page 11: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 11

Wissensrepräsentation

Prädikatenlogik – Syntax:– Atomare Sätze werden mittels Operatoren verknüpft:

• und (Konjunktion)

• oder (Disjunktion)

• nicht (Negation)

• Folgerung (Implikation)

• Äquivalenz

Page 12: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 12

Wissensrepräsentation

Prädikatenlogik – Syntax - Beispiel:

• ich_fahre_gern_auto und ich_kann_autofahren (Konjunktion)

• ich_esse_gerne_kuchen oder ich_esse_gerne_früchte (Disjunktion)

• nicht ich_esse_gerne_kohl (Negation)

• wenn ich_esse_gerne_kuchen dann ich_esse_oft_kuchen (Implikation)

• wenn ich_esse_gerne_kuchen dann ich_esse_oft_kuchen und umgekehrt (Äquivalenz)

Page 13: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 13

Wissensrepräsentation

Prädikatenlogik – Semantik:• Kann mittels Wahrheitstafeln festgelegt werden:

X Y X oder Y

w w w

w f w

f w w

f f f

Page 14: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 14

Wissensrepräsentation

Prädikatenlogik – Beweistheorie:• Modus Ponens (inference rule):

A, A B

--------------

B

Aus „A“ ist wahr und „wenn A dann B“ ist wahr

folgt „B“ ist wahr.

Page 15: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 15

Wissensrepräsentation

Prädikatenlogik – Beweistheorie:• Resolution:

A o B, n B o C

-------------------

A o C

Aus „A oder B“ und „non B oder C“

folgt „A oder C“.

Page 16: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 16

Wissensrepräsentation

Prädikatenlogik – Syntax:– Konstantensymbole (klein geschrieben, z.B. franz)

– Variablen (groß geschrieben, z.B. X)

– Funktionale Ausdrücke (z.B. vater(franz) )

Page 17: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 17

Wissensrepräsentation

Prädikatenlogik – Syntax – Beispiel in Prolog:

vater(karl,franz).

vater(klaus,karl).

grossvater(X,Y) :-

vater(X,Z),

vater(Z,Y).

Erst kommt die Folgerung, danach die Bedingungskette.

Hornklauseln (nur eine Folgerung ist syntaktisch darstellbar).

Page 18: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 18

Wissensrepräsentation

Prädikatenlogik – Syntax – Probleme:

– Unsicherheit („Morgen regnet es vielleicht“)

– Standardsituationen („Hier regnet es normalerweise nicht“)

– Meinungen („Ich glaube morgen wird es nicht regnen“)

– Zeit bzw. Veränderungen im Zeitablauf

Page 19: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 19

Wissensrepräsentation

Prädikatenlogik – Syntax:

Prinzipiell kann alles, was in Frames repräsentiert wird, in die Prädikatenlogik übersetzt werden (aber NICHT UMGEKEHRT) die Prädikatenlogik hat eine stärkere Repräsentationsadäquanz als Frame-Systeme (representational adequacy).

Page 20: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 20

Wissensrepräsentation

Regelbasierte Systeme:

Page 21: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 21

Wissensrepräsentation

Regelbasierte Systeme:

Page 22: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 22

Wissensrepräsentation

Regelbasierte Systeme: Backward Chaining

Fakten: r, s, t, u, v, w

Regeln: y & w -> x

u & z -> y

r -> z

Goal: x

Page 23: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 23

Wissensrepräsentation

Regelbasierte Systeme: Backward Chaining

Page 24: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 24

Wissensrepräsentation

Regelbasierte Systeme: Forward Chaining

Fakten: r, s, t, u, v, w

Regeln: y & w -> x

u & z -> y

r -> z

Die Regeln werden einzeln abgearbeitet, d.h. es werden nacheinander die Fakten z, y und x der Faktenbank hinzugefügt (implizites Regelwissen in explizites Faktenwissen transformiert).

Page 25: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 25

Wissensrepräsentation

Regelbasierte Systeme:

– Forward Chaining: Data Driven (Aktionen werden ausgeführt)

– Backward Chaining: Goal Driven (Hypothesen werden bewiesen bzw. Anfragen beantwortet)

Page 26: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 26

Wissensrepräsentation

Regelbasierte Systeme - Beispiel:

Page 27: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 27

Wissensrepräsentation

Regelbasierte Systeme – Beispiel Forward Chaining:

Fakt smoky wird hinzugefügtFakt fire wird hinzugefügtAktion switch_on_sprinklers wird ausgeführt

Page 28: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 28

Wissensrepräsentation

Regelbasierte Systeme – Beispiel Backward Chaining:

Hypothese switch_on_sprinklers soll überprüft werdenDazu muss fire bewiesen werdenDazu muss smoky bewiesen werden

q.e.d.

Page 29: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 29

Wissensrepräsentation

Regelbasierte Systeme – Beispiel Backward Chaining:

Page 30: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 30

Wissensrepräsentation

Regelbasierte Systeme:

– PROLOG verwendet Backward Chaining mit Tiefensuche und verfügt über

– eingebauten Mustervergleich (pattern matching)

– Anwendungsbeispiel für Backward Chaining: MYCIN (Diagnose bakterieller Infektionen für rechtzeitige Therapie)

– Anwendungsbeispiel für Forward Chaining: XCON (Konfiguration von VAX-Computern)

Page 31: FH-Kurs Wissensmanagement Formale Grundlagen I – Teil 2 (a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann)

a.o.Univ.Prof. Dr. Franz Hörmann 31

Wissensrepräsentation

Anwendungssoftware zum Wissensmanagement:

– AXON Idea Processor (http://web.singnet.com.sg/~axon2000/)