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THEMA BAU UND BETRIEB] FIRMEN INFO FLUGHAFENTECHNIK IN DER OPER DAS VOLLAUTOMATISIERTE DEKORATIONSLAGER IM MUSIKTHEATER LINZ Im April 2013 wurde das neue Musiktheater in Linz eröffnet. Viel Applaus gab es während der Eröffnungs- woche für die ersten Aufführungen und die moderne Bühnentechnik. Von der Öffentlichkeit nahezu unbe- merkt blieb das innovative Lagerkonzept, das die ICM Airport Technics als Generalunternehmer umgesetzt hat. Direkt hinter der Bühne ein vollautomatisiertes Kulissen- sowie ein Prospektlager. Die Theaterlogistik gab besondere technische Anforderungen an die Fördertechnik und an das Lagerverwaltungssystem vor. ien und Salzburg stehen bislang für die große Operntradition Öster- reichs. Beide zählen unter Kennern zu den bedeutendsten Spielstätten weltweit. Mit dem neuen Musiktheater hat die Stadt Linz nun die Möglichkeit, in diese Riege aufzu- schließen. Auf dem Festakt zur Eröffnung er- gänzte Bürgermeister Franz Dobusch die An- sprache des Bundespräsidenten und betonte: Mit diesem Jahrhundertbau zähle Linz zur ers- ten Liga europäischer Kulturstädte. Aufgrund der technischen Ausstattung und seiner Nied- rigenergiebauweise gilt das Opernhaus zudem europaweit als das modernste. Platzmangel fördert Kreativität So einzigartig wie das Gebäude nach dem Entwurf des britischen Architekten Terry Pawson (siehe BTR 3/13) ist auch das Lagerkonzept, das die ICM Airport Technics, ein Unternehmen der Unitechnik Group, umgesetzt hat. Der Grund für die besonde- re Ausführung des Kulissenlagers als fünfge- schossige Stahlfachwerkkonstruktion lag im rela- tiv knappen Raumangebot in unmittelbarer Büh- nennähe. „Als wir den Auftrag für die Lagertechnik erhielten, waren Gebäude und Statik bereits vor- gegeben und ließen sich nicht mehr ändern. Im intensiven Austausch mit der technischen Leitung und dem Bühnenmeister haben wir dann eine Lö- sung zur Förder- und Steuerungstechnik entwi- ckelt, für die es weltweit bislang noch keinerlei Erfahrungswerte gibt", umreißt ICM-Projektma- nager Alexander Bitzer die größte Herausforde- rung bei der Konzeptionsarbeit. Dass der Spezialist für Logistik im Flughafenum- feld seine Kompetenzen auch in die Theaterwelt einbringt, ist dabei keine Ausnahme. Weitere Projekte hat das Unternehmen zum Beispiel be- reits an den Opernhäusern in München und Oslo abgeschlossen. Technisch sind diese aber mit dem neuen Musiktheater nicht zu vergleichen, da die Kulissenlager in beiden Fällen als Außen- lager konzipiert wurden und entsprechend mehr Lagerplatz bieten. Die integrierte Lösung in Linz spart Zeit und Transportwege zwischen Lager und Spielstätte und schont damit auch die Um- welt. „Die Theaterwelt ist klein und gut vernetzt. Nach unserer europaweiten Ausschreibung wussten wir daher sehr bald, welche Anbieter für uns in Frage kommen. Anhand der bekannten Referenzen hat uns ICM das passende Leistungs- spektrum und vor allem die geforderte Qualität geboten", begründet Johannes Boehner von der Technischen Leitung des Landestheaters Linz die Auswahl des Lieferanten zur Realisierung dieses einzigartigen Lagerkonzepts. Kulissen in Bewegung Auf fünf Ebenen bietet das Kulissenlager ins- gesamt 55 Stellplätze. Jeweils elf der einge- setzten Container mit einer Grundfläche von 8,2 x 2,4 Metern und einer Nutzlast von 2,5 Tonnen werden mittels Rollen- und Kettenför- derer in Längs- bzw. Querrichtung bewegt und rotieren auf jeder Lagerebene im Uhrzeiger- sinn. Über einen Lift werden die einzelnen Con- tainer dann auf einem von insgesamt sechs im Übergabebereich angedockten Lafettenwagen ausgefördert und können so vom Bühnenper- sonal manuell auf der Bühne verfahren sowie be- und entladen werden. Die technische Raffi- nesse dieser Lösung liegt in dem sogenannten „chaotischen" Lagerprinzip begründet, das eine optimale Raumnutzung ermöglicht. Wie in einem riesigen Verschiebespiel werden die einzelnen Container so lange umgelagert, bis die gewünschte Einheit den Lift erreicht, der diese dann zum Übergabebereich befördert. Abläufe und Prioritäten definieren „Bei der Lagerkonzeption und speziell der Pro- grammierung der verwaltenden Software muss- ten wir zunächst die Abläufe und Prioritäten des Theaters genau definieren. Bei unseren Bespre- chungen wurde schnell klar, dass das Theater einerseits viel Wert auf eine energieeffiziente Gestaltung legt, andererseits aber auch Um- schlagzeiten und Benutzerfreundlichkeit nicht außer Acht gelassen werden dürfen", erläutert Bitzer die Optimierungsaufgabe. Für die Priori- sierung mussten zunächst die konkreten Anfor- derungen des Musiktheaters bestimmt werden: Wie viele Container werden im Schnitt pro Auf- führung angefragt? Und in welcher Reihenfolge? Wie viele verschiedene Aufführungen sollen ins- gesamt eingelagert werden? Wie hoch darf der maximale Energieverbrauch sein? Welche Ge- räuschemission ist zulässig? Welche Wartezeiten sind bei der Auslagerung akzeptabel? Antworten auf diese und andere Fragen sowie weitere Szenarioanalysen waren erforderlich, um das Lagerverwaltungssystem möglichst ge- nau auf die spezifischen Kundenwünsche die- ses Prototyps anzupassen. Die Software wurde von ICM gemeinsam mit einem Lieferanten spe- ziell für dieses Projekt entwickelt und ange- passt — aufbauend auf bekannten Modulen der Steuerungstechnik. Die Auslagerung eines Con- ci BTR BTR 4.2013

FIRMEN INFO FLUGHAFENTECHNIK IN DER OPER · Konzept Green Opera Abends geben die Theatermitarbeiter nun auf einem Touchscreen ihre Auslageraufträge ein, die das System dann bis zum

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THEMA BAU UND BETRIEB]

FIRMEN INFO

FLUGHAFENTECHNIK IN DER OPER DAS VOLLAUTOMATISIERTE DEKORATIONSLAGER IM MUSIKTHEATER LINZ

Im April 2013 wurde das neue Musiktheater in Linz eröffnet. Viel Applaus gab es während der Eröffnungs-

woche für die ersten Aufführungen und die moderne Bühnentechnik. Von der Öffentlichkeit nahezu unbe-

merkt blieb das innovative Lagerkonzept, das die ICM Airport Technics als Generalunternehmer umgesetzt

hat. Direkt hinter der Bühne ein vollautomatisiertes Kulissen- sowie ein Prospektlager. Die Theaterlogistik

gab besondere technische Anforderungen an die Fördertechnik und an das Lagerverwaltungssystem vor.

ien und Salzburg stehen bislang für

die große Operntradition Öster-

reichs. Beide zählen unter Kennern

zu den bedeutendsten Spielstätten weltweit.

Mit dem neuen Musiktheater hat die Stadt Linz nun die Möglichkeit, in diese Riege aufzu-

schließen. Auf dem Festakt zur Eröffnung er-

gänzte Bürgermeister Franz Dobusch die An-

sprache des Bundespräsidenten und betonte:

Mit diesem Jahrhundertbau zähle Linz zur ers-

ten Liga europäischer Kulturstädte. Aufgrund

der technischen Ausstattung und seiner Nied-

rigenergiebauweise gilt das Opernhaus zudem

europaweit als das modernste.

Platzmangel fördert Kreativität

So einzigartig wie das Gebäude nach dem Entwurf

des britischen Architekten Terry Pawson (siehe

BTR 3/13) ist auch das Lagerkonzept, das die ICM

Airport Technics, ein Unternehmen der Unitechnik

Group, umgesetzt hat. Der Grund für die besonde-

re Ausführung des Kulissenlagers als fünfge-

schossige Stahlfachwerkkonstruktion lag im rela-

tiv knappen Raumangebot in unmittelbarer Büh-

nennähe. „Als wir den Auftrag für die Lagertechnik

erhielten, waren Gebäude und Statik bereits vor-

gegeben und ließen sich nicht mehr ändern. Im

intensiven Austausch mit der technischen Leitung

und dem Bühnenmeister haben wir dann eine Lö-

sung zur Förder- und Steuerungstechnik entwi-ckelt, für die es weltweit bislang noch keinerlei

Erfahrungswerte gibt", umreißt ICM-Projektma-

nager Alexander Bitzer die größte Herausforde-

rung bei der Konzeptionsarbeit.

Dass der Spezialist für Logistik im Flughafenum-

feld seine Kompetenzen auch in die Theaterwelt

einbringt, ist dabei keine Ausnahme. Weitere

Projekte hat das Unternehmen zum Beispiel be-

reits an den Opernhäusern in München und Oslo

abgeschlossen. Technisch sind diese aber mit

dem neuen Musiktheater nicht zu vergleichen, da die Kulissenlager in beiden Fällen als Außen-

lager konzipiert wurden und entsprechend mehr

Lagerplatz bieten. Die integrierte Lösung in Linz

spart Zeit und Transportwege zwischen Lager

und Spielstätte und schont damit auch die Um-

welt. „Die Theaterwelt ist klein und gut vernetzt.

Nach unserer europaweiten Ausschreibung

wussten wir daher sehr bald, welche Anbieter für

uns in Frage kommen. Anhand der bekannten

Referenzen hat uns ICM das passende Leistungs-

spektrum und vor allem die geforderte Qualität

geboten", begründet Johannes Boehner von der

Technischen Leitung des Landestheaters Linz die

Auswahl des Lieferanten zur Realisierung dieses

einzigartigen Lagerkonzepts.

Kulissen in Bewegung

Auf fünf Ebenen bietet das Kulissenlager ins-

gesamt 55 Stellplätze. Jeweils elf der einge-

setzten Container mit einer Grundfläche von

8,2 x 2,4 Metern und einer Nutzlast von 2,5

Tonnen werden mittels Rollen- und Kettenför-

derer in Längs- bzw. Querrichtung bewegt und

rotieren auf jeder Lagerebene im Uhrzeiger-

sinn. Über einen Lift werden die einzelnen Con-tainer dann auf einem von insgesamt sechs im

Übergabebereich angedockten Lafettenwagen

ausgefördert und können so vom Bühnenper-

sonal manuell auf der Bühne verfahren sowie

be- und entladen werden. Die technische Raffi-

nesse dieser Lösung liegt in dem sogenannten

„chaotischen" Lagerprinzip begründet, das

eine optimale Raumnutzung ermöglicht. Wie

in einem riesigen Verschiebespiel werden die

einzelnen Container so lange umgelagert, bis

die gewünschte Einheit den Lift erreicht, der

diese dann zum Übergabebereich befördert.

Abläufe und Prioritäten definieren

„Bei der Lagerkonzeption und speziell der Pro-

grammierung der verwaltenden Software muss-

ten wir zunächst die Abläufe und Prioritäten des

Theaters genau definieren. Bei unseren Bespre-

chungen wurde schnell klar, dass das Theater

einerseits viel Wert auf eine energieeffiziente

Gestaltung legt, andererseits aber auch Um-

schlagzeiten und Benutzerfreundlichkeit nicht

außer Acht gelassen werden dürfen", erläutert

Bitzer die Optimierungsaufgabe. Für die Priori-

sierung mussten zunächst die konkreten Anfor-

derungen des Musiktheaters bestimmt werden:

Wie viele Container werden im Schnitt pro Auf-

führung angefragt? Und in welcher Reihenfolge?

Wie viele verschiedene Aufführungen sollen ins-

gesamt eingelagert werden? Wie hoch darf der

maximale Energieverbrauch sein? Welche Ge-

räuschemission ist zulässig? Welche Wartezeiten

sind bei der Auslagerung akzeptabel?

Antworten auf diese und andere Fragen sowie

weitere Szenarioanalysen waren erforderlich,

um das Lagerverwaltungssystem möglichst ge-nau auf die spezifischen Kundenwünsche die-

ses Prototyps anzupassen. Die Software wurde

von ICM gemeinsam mit einem Lieferanten spe-ziell für dieses Projekt entwickelt und ange-

passt — aufbauend auf bekannten Modulen der

Steuerungstechnik. Die Auslagerung eines Con-

ci BTR BTR 4.2013

FO

TO

S: ©

ICM

Vollautomatisiertes Lagersystem für kundenspezifische Wünsche Fünf Ebenen bieten insgesamt 55 Stellplätze.

tainers dauert nun, je nach Standort im Lager,

systembedingt bis zu 50 Minuten. Ein Grund

dafür: Die Fördertechnik arbeitet besonders

energiesparend und leise. Auf diese Weise fügt

sich auch die Lagertechnik in das Niedrigener-

giekonzept des Gebäudes ein.

Konzept Green Opera

Abends geben die Theatermitarbeiter nun auf

einem Touchscreen ihre Auslageraufträge ein,

die das System dann bis zum nächsten Morgen

umgesetzt hat. So geht im täglichen Betrieb

keine Zeit verloren. „Die Energieeffizienz der

Anlage wirkt sich auch positiv auf das Gesamt-

budget des Theaters aus. In der sehr kollegia-

len Zusammenarbeit mit ICM und weiteren

Partnern konnten wir die Betriebskosten so

gering wie möglich halten. Das Konzept einer

Green Opera ist für uns kein reiner Selbst-

zweck", betont Boehner.

„Rigoletto", „King Arthur" oder „Der Rosenka-

valier" — während der ersten Opernaufführun-

gen im neuen Linzer Musiktheater konnten

Vorteile und Leistungsfähigkeit des Kulissen-

lagers bereits unter Beweis gestellt werden.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Projekt-

und Startphase steht ICM dem Musiktheater

auch weiterhin als langfristiger Ansprechpart-

ner für künftige technische Optimierungen

und Serviceleistungen zur Verfügung.

HTTP://ICM-AIRTEC.COM