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First-MOVE Datenblatt First-MOVE Datenblatt Revision 1.2 (14.11.2013) Vorbereitet von: Dipl.-Ing. Claas Olthoff

First-MOVE Datenblatt Revision 1.2 (14.11.2013) · Der Downlink der Housekeeping-, Experiment- und Bilddaten wird im VHF Band, ebenfalls mit einer theoretischen Datenrate von 9,6

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First-MOVE Datenblatt

First-MOVE Datenblatt

Revision 1.2 (14.11.2013)

Vorbereitet von:

Dipl.-Ing. Claas Olthoff

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ..................................................................................................................... 1

2 Mechanische Eigenschaften ....................................................................................... 2

3 Elektrische Eigenschaften .......................................................................................... 4

4 Kommunikationssystem.............................................................................................. 6

5 On-Board Rechner ...................................................................................................... 9

6 Sicherheitsmechanismen ...........................................................................................10

7 Nutzlast .......................................................................................................................12

8 Lageregelung ..............................................................................................................16

9 Missionsziele ..............................................................................................................17

10 Projektziele .................................................................................................................20

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1 Einleitung

First-MOVE ist ein Kleinsatellitenprojekt am Lehrstuhl für Raumfahrttechnik (LRT) der

Technischen Universität München (TUM) mit dem Hauptziel der praktischen Ausbildung von

Studenten. Dieses Ziel wird durch eine Einbindung der Studenten in allen Phasen des

Projekts, zum Teil auch unter Eigenverantwortlichkeit, erreicht. Ein Mitarbeiter des Lehrstuhls

hat die Position des technischen und programmatischen Projektleiters inne.

Das Projekt wurde 2006 auf Initiative von Studenten des LRT ins Leben gerufen und wird seit

2008 vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gefördert. Der Start von First-MOVE

soll am 21. November 2013 um 8:10:11 Uhr MEZ mit einer russischen Dnepr Rakete vom

Startplatz Yasny aus erfolgen.

Dieses Dokument soll eine Übersicht über die technischen Eigenschaften und Fähigkeiten

von First-MOVE geben und die Missionsziele erläutern.

Abbildung 1: Missionsabzeichen von First-MOVE

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2 Mechanische Eigenschaften

First-MOVE wurde nach dem CubeSat Standard (Stand: 2008) gebaut und ist ein sogenannter

1 Unit (1U) CubeSat. Dies begrenzt die Masse des Satelliten auf 1 kg und die Dimensionen (in

der Startkonfiguartion) auf 10 x 10 x 10 cm. Im Detail sind diese Werte leicht anders (siehe

Tabelle unten). Für nähere Informationen sei der aktuelle CubeSat Standard als Referenz

genannt (http://www.cubesat.org).

Die folgenden Bilder zeigen die Dimensionen von First-MOVE. Im vollständig integrierten

Zustand hat der Satellit eine Masse von 912 g, erfüllt also auch die Massenvorgabe des

CubeSat Standards.

Masse: 912 g

Höhe 113,5 mm

Breite 100 mm

Länge 100 mm

Spannweite 378 mm

Abbildung 2: First-MOVE mit ausgeklappten Solarzellen

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Abbildung 3: First-MOVE in der Startkonfiguration mit eingeklappten Solarzellen

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3 Elektrische Eigenschaften

Der Satellit hat insgesamt 16 Solarzellen an Bord, welche von der Firma AzurSpace hergestellt

und dem Projekt durch eine freundliche Spende von EADS Astrium, Space Power Division, in

Ottobrunn zur Verfügung gestellt wurden. Die Zellen, vom Typ Triple-Junction, haben einen

Wirkungsgrad von knapp unter 30%. Vier der Solarzellen sind nicht mit dem

Stromversorgungsystem verbunden, denn sie sollen im Weltraum als Teil der Mission

vermessen werden. Hierzu mehr im Kapitel Funktionen. Die Solarpanele auf denen jeweils

zwei einzelne Zellen untergebracht sind, dienen zur Energiegewinnung. An Bord des

CubeSats gibt es ein zugekauftes Stromversorgungssystem (Electrical Power System, EPS)

der Firma ClydeSpace. Dieses beherbergt eine Lithium Polymer Batterie mit einer Kapazität

von 1250 mAh, wodurch im Nominalmodus ein Betrieb von etwa 2,5 bis 3 Stunden möglich

ist.

Anzahl Solarzellen 16

Typenbezeichnung TJ Solar Cell 3G30C-Advanced

Zellen zur Stromerzeugung 12

Batteriekapazität 1250 mAh

Durchschnittlicher Stromverbrauch 300 mAh bei 7 V Versorgungsspannung

Abbildung 4: Ein Solarpanel von First-MOVE

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Abbildung 5: ClydeSpace Power System

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4 Kommunikationssystem

Der Satellit hat ein UHF/VHF Kommunikationssytem an Bord. Die zugehörige Elektronik wurde

von der Firma ISIS beschafft. Das Antennensystem ist eine Eigenentwicklung des Lehrstuhls

für Raumfahrttechnik. Der Datenuplink wird im UHF auf einer Frequenz von 435,5226 MHz

und einer Datenrate von maximal 9,6 kbit/s durchgeführt. Der Downlink der Housekeeping-,

Experiment- und Bilddaten wird im VHF Band, ebenfalls mit einer theoretischen Datenrate

von 9,6 kbit/s, auf 145,970 MHz durchgeführt,. Die tatsächlichen Datenraten, auf Grund von

Paketierungsoverhead und anderen Verlusten deutlich niedriger als der theoretische

Maximalwert, können erst im Orbit während dem Betrieb bestimmt werden.

Als Antennen kommen zwei am LRT aus Nitinoldraht gefertigte λ/2 Dipolantennen an Bord

zum Einsatz.

Uplinkfrequenz 435,5226 MHz

Downlinkfrequenz 145,9700 MHz

Uplinkdatenrate 9,6 kbit/s (theoretisch)

Downlinkdatenrate 9,6 kbit/s (theoretisch)

Abbildung 6: Funkgerät von ISIS

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Auf der Bodenstationsseite wurde auf dem Dach des Lehrstuhlgebäudes ein Drehstand für

die UHF und VFH Antennen aufgebaut. Dieser basiert auf einem kommerziell erhältlichen

Rotor. Für die UHF Kommunikation kommen zwei Helixantennen zum Einsatz, im VHF Band

werden zwei X-Quad-Yagi Antennen genutzt.

Abbildung 7: UHF und VHF Antennen am S-Band-Drehstand auf dem Dach des LRT

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Abbildung 8: Missionskontrollraum

Am Lehrstuhl gibt es ebenfalls einen kleinen Missionskontrollraum von dem aus die Antennen

auf dem Dach angesteuert werden und die Kommunikation mit dem Satelliten im Orbit

durchgeführt wird.

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5 On-Board Rechner

Der Bordcomputer von First-MOVE ist ebenfalls eine Eigenentwicklung des Lehrstuhls für

Raumfahrttechnik. Herzstück ist ein ATMEL ARM 9 Prozessor der die Flugsoftware

beherbergt. Zusätzlich gibt es noch drei weitere Speicherbausteine die zum Speichern und

Prozessieren der Daten verwendet werden. Wie man auf Abbildung 8 erkennt, ist eine kleine

Kamera fester Bestandteil des On-Board Data Handling (OBDH) Boards. Die Kamera wird im

Kapitel Nutzlast noch ausführlicher beschrieben.

Per Software wird die Taktfrequenz des Satelliten der momentanen Arbeitslast angepasst um

Energie zu sparen. Zusätzlich zum internen Speicher des Hauptprozessors gibt es noch

weitere Zusatzspeicher. Ein 128 MB großer NAND Flash-Baustein, vorgesehen als

Massenspeicher, einen 32 MB großen SD-RAM Chip der auf Grund seiner Schnelligkeit als

Arbeitsspeicher für den Prozessor genutzt wird und einen 512 KB großen magnetoresistiven

RAM (M-RAM) der nicht anfällig für Bitflips ist. Daher wird letzterer für die Speicherung des

Betriebssystems und anderer, missionskritischer Daten verwendet.

Prozessor AT91SAM9260

NAND Flash (128 MB) NAND01GW3B2BN6

SD-RAM (32 MB) MT48LC16M16A2

M-RAM (512 KB) MR2A16A

Abbildung 9: First-MOVE OBDH Board mit Kamera

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6 Sicherheitsmechanismen

Die Umgebungsbedingungen im Weltraum und die Komplexität eines Satellitensystems

erfordern ein hohes Maß an Verlässlichkeit des Satellitenbusses. Um diese Verlässlichkeit

sicherzustellen gibt es einige Sicherheitsmechanismen an Bord von First-MOVE. Diese sind

auf zwei Platinen konzentriert die ebenfalls am LRT entwickelt wurden und im Projektjargon

Safety Boards genannt werden.

Kernstück ist eine sogenannte Latch-Up Sicherung. Diese Schaltung, sowie alle anderen auf

den Safety Bords, ist vollständig Software-frei und basiert nur auf Schaltungslogik. Sie teilt

den vom Stromversorgungsystem bereitgestellten 3,3 V Bus in vier getrennte Busse auf und

überwacht diese auf wenige Milliampere genau. Wenn durch einen Teilcheneinschlag eine

Spannungsbrücke zwischen zwei Bauteilen entsteht und dadurch der Stromverbrauch auf

einem der überwachten Busse über den vorher festgelegten Grenzwert steigt, schaltet die

Latch-Up Sicherung die Stromzufuhr zum gesamten Satelliten kurzzeitig ab um die

Spannungsbrücke zu vernichten. Beim erneuten Hochfahren des Satelliten nach einem Latch-

Up kann der auslösende Bus von der Software identifiziert werden. Diese Daten werden

gespeichert und beim nächsten Überflug zusammen mit den Housekeeping Daten zum Boden

gefunkt.

Als weitere Barriere gegen Latch-Ups befindet sich auf dem EPS eine ähnliche Schaltung,

diese überwacht jedoch nur den 3,3 V und 5 V Bus.

Eine weitere Kernfunktion der Safety Boards ist die sogenannte Hardcommanding Unit (HCU).

Mit dieser Schaltung ist es möglich, auch bei einem Ausfall der Software über das Funkgerät

ein Zurücksetzen des Satelliten auszulösen. Wie auch bei der Latch-Up Sicherung ist diese

Funktion völlig Software-frei und benötigt außer Strom nur eine Verbindung zum Funkgerät.

Als letzte auf den Safety Boards befindliche Funktion ist der sogenannte Watchdog Timer zu

nennen. Dieser ist im Prinzip eine Uhr die alle 24 Stunden die Software zurücksetzen kann.

Auch hier ist die Schaltung völlig ohne Software realisiert. Im Falle eines Empfangs und einer

erfolgreichen Dekodierung eines beliebigen Befehls von der Bodenstation durch den

Satelliten, erfolgt eine Zurücksetzung der Uhr auf 24 Stunden. Sollte nun ein Softwareproblem

die Kommunikation mit dem Satelliten stören, führt der Watchdog Timer zu einer

automatischen Zurücksetzung des Satelliten nach 24 Stunden.

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Abbildung 10: First-MOVE Safety Boards

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7 Nutzlast

7.1 Solarzellen

Direkt nach Projektbeginn wurde damit begonnen eine passende Nutzlast für First-MOVE zu

finden. Die zu diesem Zeitpunkt (2006/2007) noch relativ neuentwickelten Triple-Junction-

Solarzellen wurden seitens der Space Power Division von EADS Astrium zum Zweck einer

Vermessung der Zellen im Weltraum als Spende zur Verfügung gestellt. So wurde der Satellit

um dieses Experiment herum aufgebaut. Um die Solarzellen auf der Außenseite des Satelliten

unterbringen zu können ohne dabei die Fläche der Zellen zur Stromerzeugung zu verringern,

wurden ausklappbare Solarpanele und ein passender Ausklappmechanismus entwickelt.

Um Solarzellen zu charakterisieren misst man die Stärke des Zellenstroms in Abhängigkeit

von der angelegten Lastspannung. Dazu wird auf einer speziellen Platine die Lastspannung

der Zellen von 0 bis 3,3 V variiert. Da die Zellen eine Leerlaufspannung von etwa 2,6 V haben,

ist sichergestellt, dass der gesamte Betriebsbereich durchfahren wird. Bei diesen Messungen

ist es natürlich zwingend notwendig die Lichtverhältnisse an der Zelle zu kennen. Auf der Erde

lassen sich diese durch einen entsprechenden Messaufbau festlegen, im Weltraum auf einem

taumelnden Satelliten sind die Lichtverhältnisse unbekannt und ändern sich mit der Zeit relativ

schnell. Daher wurden auf die Seiten des Satelliten auf denen die zu vermessenden Zellen

angebracht sind Sonnensensoren installiert. Diese liefern parallel zur Vermessung der

Solarzellen selbst Daten über den Einfallswinkel der Sonnenstrahlen auf die Solarzelle und

deren Intensität. Mit den gewonnenen Daten kann dann das Verhalten der Solarzellen im

Weltraum charakterisiert werden, insbesondere mit Hinblick auf Veränderungen über die

gesamte Missionsdauer.

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Abbildung 11: Experiment-Platine

Abbildung 12: Sonnensensor

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Abbildung 13: Experimentzelle mit Sonnensensor

7.2 Temperatursensoren

Die thermale Auslegung von Satelliten ist eine Kunst für sich. Die Sicherstellung der

Einhaltung der thermischen Grenzen der Bauteile, ohne tatsächlichen Flug in den Weltraum,

beinhaltet komplexe Computermodelle und lange Testkampagnen in einer Thermal-Vakuum-

Kammer. Hierbei basieren die Computermodelle anfangs immer auf Annahmen bezüglich der

Temperaturleitfähigkeit der verschiedenen Verbindungen und Werkstoffpaarungen innerhalb

des Satelliten. Diese Annahmen werden während der Testkampagnen in einer Thermal-

Vakuum-Kammer überprüft und wenn nötig korrigiert. Da keine Thermal-Vakuum-Kammer die

dynamische Weltraumumgebung im niedrigen Erdorbit exakt nachbilden kann, werden genau

definierte Temperaturprofile gefahren um die Korrelation des Computermodells

durchzuführen. Die eigentliche Simulation eines Erdumlaufs wird dann im Computer gemacht.

Die endgültige Verifikation des Computermodells erfolgt erst wenn der Satellit im Orbit ist. Bei

First-MOVE soll dies durch die Integration von deutlich mehr Temperatursensoren als in

vergleichbaren Missionen erleichtert werden. Es wurde versucht jede größere Komponente

mit einem Temperatursensor zu bestücken. Aus diesem Grund können die insgesamt 23

Temperatursensoren zur Nutzlast des Satelliten hinzugezählt werden.

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Abbildung 14: An der Struktur eingeklebter Temperatursensor

7.3 Kamera

Als dritten Bestandteil der Nutzlast ist die Kamera zu nennen. Diese Eigenentwicklung basiert

auf einem kommerziell erhältlichen 1 Megapixel CCD Chip und einem selbstgebauten

Objektiv. Die Kamera ist durch ihre geringe Auflösung für detaillierte

Erdbeobachtungsaufgaben ungeeignet, des Weiteren ist noch nicht bekannt wie das taumeln

des Satelliten die Bildqualität beeinflusst. Die Kamera dient daher allein der

Öffentlichkeitsarbeit und der Motivation der beteiligten Studenten.

Abbildung 15: Kamera, integriert mit dem OBDH Board

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8 Lageregelung

Große Satelliten haben meist ein aktives Lageregelungssystem mit dem sich die Ausrichtung

des Satelliten relativ zur Erde oder zur Sonne einstellen lässt. Diese Systeme basieren auf

chemischen oder elektrischen Antrieben mit Düsen und Tanks oder auf großen

Reaktionsrädern oder Magnetspulen. Aufgrund des begrenzten Platzes innerhalb eines 1U

CubeSats und der geringen Erfordernisse von Seiten der Hauptnutzlast und des

Kommunikationssystems zur Ausrichtung des Satelliten wurde ein passives

Lageregelungssystem in First-MOVE integriert. Dieses besteht aus einem

Permanentmagneten und sogenannten Hysteresestäben. Der Permanentmagnet ist fest mit

der Struktur des Satelliten verbunden und dient zur Ausrichtung von First-MOVE am

Erdmagnetfeld. Da sich das lokale Magnetfeld für den Satelliten während eines Orbits ständig

ändert und mit nur einem Magneten auch noch eine Drehung um dessen Achse möglich ist,

muss ein Dämpfungsmechanismus vorgesehen werden. Dieser dient zur Vermeidung von

unkontrollierten Schwingungen. Herkömmliche Dämpfungsmechanismen scheiden aufgrund

der Abwesenheit eines dichten Umgebungsmediums im Weltraum von Vornherein aus – die

Dämpfung erfolgt aus diesem Grund mittels Hysteresestäben. Diese bestehen aus einem

weichmagnetischen, und somit leicht magnetisierbaren, Material. Die Magnetisierung durch

das Erdmagnetfeld baut in den Hysteresestäben einen Teil der kinetischen (rotations-) Energie

ab, somit rotiert der Satellit langsamer.

Es wird erwartet, dass sich eine Rotationsrate von etwa 2 Umdrehungen pro Minute einstellt.

Da solche Systeme aber schwer zu modellieren sind, ist dies nur eine Vermutung.

Es ist geplant, bei einem guten Verlauf der Mission und ausreichender Datenmenge von der

Hauptnutzlast, die Sonnensensoren zur Informationsgewinnung über die Drehrate des

Satelliten zu verwenden.

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9 Missionsziele

Aufbauend auf den tatsächlichen Funktionen die das System First-MOVE hat können die Ziele

der eigentlichen Satellitenmission folgendermaßen definiert und hierarchisiert werden:

9.1 Empfang des CW und AX.25 Beacons

Das Aussenden des CW und AX.25 Beacons ist eine der grundlegendsten Funktionen von

First-MOVE. Die Funktionalität wird fast ausschließlich vom Funkgerät, einem Kaufteil,

bereitgestellt, nur der Inhalt des Beacons wird vom OBDH Board generiert. Das CW Beacon

entspricht den folgenden Zeichen in Morsecode: „MOVE1“.

Das AX.25 Beacon beinhaltet das sogenannte Snapshot Register (SR). Das SR ist eine kleine

Anzahl kritischer Telemetriewerte, zum Beispiel Batteriespannung, Ladestrom und einige

Temperaturen.

Die CW und AX.25 Beacons werden abwechselnd im Abstand von 60 Sekunden ausgesendet.

Der Empfang der Beacons bedeutet für das Erreichen der Missionsziele, dass die kritischsten

Komponenten auf dem Satelliten einwandfrei funktioniert haben. Die Solarpanele sind

rechtzeitig und vollständig ausgeklappt worden, der Bordrechner ist hochgefahren und läuft

und das Funkgerät funktioniert.

9.2 Ping-Pong-Kommunikation des Satelliten

Für einfache Kommunikationstests wurde ein Ping-Pong Datenaustauschprogramm

implementiert. Die Bodenstation sendet das Ping, ein kurzer Befehl ohne Parameter, an den

Satelliten. Wenn der Befehl am Satelliten sauber empfangen wird und korrekt decodiert und

verarbeitet wird, sendet der Satellit das Pong zurück. Dies ist ebenfalls ein kleines

Datenpaket, was nur ein leeres Datenframe beinhaltet. Somit kann die Kommandierung

verifiziert werden.

9.3 Empfang & Auswertung von Housekeeping Daten während eines Überflugs

In dem AX.25 Beacon sind die wichtigsten Werte über den Zustand des Satelliten enthalten.

Um weitere Daten abzufragen ist ein Telekommando vom Boden aus notwendig. In diesem

Kommando werden Parameter übergeben welche aktuellen Werte (z.B. Temperatur,

Spannungen, Sonnensensormesswerte,…) abgefragt werden. Im Anschluss an den Empfang

an Bord des Satelliten werden die Daten vom On-Board Computer abgefragt und an den

Boden übertragen. Das Missionsziel ist erreicht wenn diese Übertragung von der

Bodenstation empfangen werden kann und die abgefragten Werte demoduliert und angezeigt

werden.

9.4 Empfang von Experimentdaten

Wie in Kapitel 7.1 beschrieben, ist die Hauptnutzlast des Satelliten ein Experiment zur

Vermessung von Solarzellen. Jede Messung produziert ein Datenpaket was etwa 7 KB groß

ist. Während eines Überfluges werden mehrere dieser Messungen durchgeführt. In den

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darauffolgenden Überflügen werden dann die Messdaten heruntergeladen. Es dauert etwa

dreieinhalb Minuten um ein Datenpaket herunterzuladen. Mit einer speziellen Software

werden die Datenpakete anschließend am Boden verarbeitet und die Messwerte visualisiert.

Sobald aussagekräftige Kurven von allen vier Experimentzellen bei unterschiedlichen

Einstrahlungswinkeln der Sonne am Boden empfangen und ausgewertet wurden, ist dieses

Missionsziel erfüllt.

9.5 Empfang von Dauermessungen, insbesondere Thermaldaten

Wie in Kapitel 7.2 ist ein weiterer Bestandteil der Nutzlast von First-MOVE die große Anzahl

von Temperatursensoren. Über einen Befehl der Bodenstation kann ein Programm auf dem

Satelliten gestartet werden, welches bestimmte Temperatursensoren über einen festgelegten

Zeitraum immer wieder abfragt und die Ergebnisse in ein Datenpaket schreibt. Nach

Abschluss der Messreihe kann das Datenpaket heruntergeladen werden. Mit den

gewonnenen Thermaldaten soll das Thermalmodell des Satelliten am Boden weiter verfeinert

werden. Dieses Missionsziel ist erfüllt, wenn ein Datenpaket empfangen und ausgewertet

wurde, welches Daten von allen Temperatursensoren über einen kompletten Orbit hinweg,

also 90 Minuten, beinhaltet.

9.6 Erfolgreicher Test der HCU im Orbit

Die in Kapitel 6 beschriebene Hardcommanding Unit (HCU) ist eigentlich ein

Sicherheitsmechanismus der nur benutzt werden sollte, falls an Bord des Satelliten etwas

schief gelaufen ist, zum Beispiel ein Absturz des Betriebssystems. Die Technologie hinter der

HCU wurde zwar am Boden vielfach erfolgreich getestet, da es aber eine Neuentwicklung ist

die in dieser Form noch nie im Weltraum benutzt wurde, ist es ein Missionsziel, die

Funktionsfähigkeit des Systems nachzuweisen. Die HCU soll auch in den nachfolgenden

Satellitenprojekten des LRT zum Einsatz kommen und ein erfolgreicher Test in der

tatsächlichen Einsatzumgebung ist bei der Vermarktung von neuartigen Technologien ein

Muss. Das Missionsziel gilt als erfüllt, wenn beide möglichen Kommandos (Hard Reset und

Soft Reset) der HCU erfolgreich ausgeführt wurden.

9.7 Empfang von Bildern

Als Sahnehäubchen auf der Mission ist der Empfang von Bildern das letzte Missionsziel von

First-MOVE. Diese Funktion wurde erst spät im Entwurfsprozess zum Satelliten hinzugefügt,

daher besteht hier die größte Gefahr von Fehlern. Bilder werden während einem Überflug über

die Bodenstation in Garching per Kommando ausgelöst. Die Software an Bord des Satelliten

komprimiert das aufgenommene Bild auf eine Dateigröße von etwas unter 1 MB. Aufgrund

der sehr langsamen Datenverbindung zur Bodenstation wird es mehr als 25 längere Überflüge

über Garching benötigen um ein Bild vollständig herunter zu laden. Die Software legt daher

neben dem Bild in voller Auflösung auch eine Miniatur des Bildes an, welche nur 3 bis 7 KB

groß ist. Somit sollte es möglich sein, einige wenige Miniaturen pro Überflug herunterzuladen.

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Das Bild mit der vielversprechendsten Miniatur wird dann für den Download in voller

Auflösung ausgewählt. Das Missionsziel ist erfüllt, sobald ein Bild heruntergeladen ist und in

der Bodenstationssoftware angezeigt wird.

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10 Projektziele

10.1 Ausbildung von Studenten

Das Kernziel des Projektes war die Ausbildung von Studenten im Bereich der

Satellitentechnik. Durch die Einbindung von mehr als 70 Studenten, und zeitweise 4-5

Doktoranten an dem Lehrstuhl für Raumfahrttechnik wurde dieses Ziel äußerst erfolgreich

erreicht. Studenten konnten nicht nur im eigenen Labor praktische Erfahrungen mit Hardware

von Elektronik bis Mechanik sammeln. Vor allem die intensive Begleitung des fertigen

Satelliten durch die zahlreichen Tests vor dem Start (Temperatur und Vakuumtest, Vibrations-

und Beschleunigungstests, Elektromagnetische Kompatibilitätstests) führt zu vertieften

Einblicken in die Projektabläufe der Raumfahrtindustrie.

10.2 Sammeln von technischer Erfahrung

Vor dem Beginn des Projekts First-MOVE hatte der Lehrstuhl für Raumfahrttechnik als

Institution allenfalls theoretisches Wissen und Erfahrung in Entwicklung und Bau von

Kleinsatelliten. Das langfristige Ziel des Lehrstuhls ist neuartige Technologien für Satelliten zu

entwickeln. Um dieses Ziel zu erreichen werden auch praktische Kenntnisse im Satellitenbau

benötigt. Dieses Wissen lässt sich nur dadurch erlangen, indem man an einem

Satellitenprojekt mitwirkt, und zwar von der ersten Idee bis zur Durchführung des

Missionsbetriebst. Die vielen technischen Feinheiten und konstruktiven Details lassen sich

nicht theoretisch in Vorträgen und Seminaren vermitteln. Genau diese Dinge hat der Lehrstuhl

für Raumfahrttechnik durch seine Mitarbeiter und die vielen studentischen Arbeiten gelernt.

Über das Nachfolgeprojekt MOVE 2 ist ebenfalls gesichert, dass das Wissen am Lehrstuhl

erhalten bleibt und weiter vertieft wird, das Projektziel ist also erreicht.