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<html><head><title> THEO STEMPER/PETER WASTL

Fitness/Gesundheitssport in der Ausbildung sportwissenschaftl icherStudiengänge an deutschen Hochschulen </title></head><body>

1 Fragestellung

Gesundheitssportliche und fitnessorientierte Be-wegungsangebote haben in Schule, Verein undFreizeitindustrie in den letzten Jahren eine enor-me Bedeutung erlangt. Ursächlich für diese Ent-wicklung ist einerseits die seit langem erhobeneForderung zahlreicher Meinungsbildner aus Poli-tik, Medizin, Pädagogik, Soziologie und Psycholo-gie nach stärkerer Beachtung gesundheitsrele-vanter Aspekte von Bewegung und Sport, ande-rerseits die teilweise damit initiierte gestiegeneNachfrage "unsportlicher" Menschen nach ad-äquaten Angeboten.

Damit einhergehend ist eine rege Diskussion dar-über zu beobachten, ob Sport überhaupt gesundund oder fit macht bzw. hält, und wenn ja, welcheForm sportlicher Aktivität den höchsten Ge-sundheits- bzw. Fitnesswert beanspruchen kann.

Im Bereich der Schule sind zum Thema "Sportund Gesundheit" seit kurzem zwei größere Pro-jekte zu finden, die im Gegensatz zu zahlreichenlokalen Vorläufern landesweit umgesetzt werdensollen (STIBBE 1991, 156ff.). In Nordrhein-West-falen heißt das Vorhaben "Gesundheitserziehungin der Schule durch Sport" (seit 1987), in Bayernhandelt es sich um einen Klassenwett-bewerb mitdem Titel "Die fitteste Schulklasse" (seit 1988).Beide Projekte sind von den jeweiligen Kultusmi-nisterien initiiert und in Zusammenarbeit mit Hoch-schulen (Wuppertal, Bayreuth) und der AOKdurchgeführt.

Auch im Bereich des außerschulischen Sportszeichnet sich in immer stärkerem Maße die Ten-denz zum Gesundheitssport bzw. zu Fitnessange-boten ab.

RIEDER (1989) stellt in seiner Analyse über "Mög-lichkeiten der Gesundheitserziehung im Sport-verein" für den Raum Baden-Württemberg dar,daß bereits das Angebot zahlreicher Vereine denneueren Tendenzen in Richtung auf ein veränder-tes Körper- und Gesundheitsbewußtsein Rech-nung trägt, jedoch noch in vielen Vereinen zahlrei-che Erweiterungsmöglichkeiten denkbar sind.Größere Initiativen zum gesundheitsorientiertenSport sind u.a. vom Landessportbund Berlin, demHamburger Sportbund und dem SchwäbischenTurnerbund bekannt (vgl. STIBBE 1991, 159ff.).

Zahlreiche Bildungsträger (z.B. VHS, kirchlicheBildungswerke) und Verbände der freien Wohl-fahrtspflege (z.B. AWO) sind inzwischen diesemBeispiel gefolgt und haben gesundheitssportlicheKurse in ihr Angebot aufgenommen.

Besondere Bedeutung haben gesundheitssport-liche Angebote auch im Betriebssport seit Anfangder 80er Jahre erlangt. Vorreiter dieser Bewegungist die Karlsruher Arbeitsgruppe "WAGUS", der in-zwischen zahlreiche weitere Anbieter gefolgt sind.

Am prägnantesten jedoch werden Fitnesstrainingund Gesundheitssport von kommerziellen Einrich-tungen angeboten. An erster Stelle sind hier diemittlerweile ca 5.000 Fitness-Center bzw. Sport-Studios zu nennen, in denen neben dem klas-sischen "gerätegestützen Fitnesstraining" zurAusbildung von Kraft- und Ausdauereigenschafteninzwischen auch vielfältige Kursangebote zur Ent-spannung, als Rückenschule oder als Funktions-gymnastik usw. zu finden sind. In ähnlicher Deut-lichkeit hat auch die Touristik-Branche ihreklassischen Sportarten-Angebote um den gesund-heitsorientierten und fitnessbetonten Sport erwei-tert.

Nicht zuletzt haben aus stark präventivmedizi-nisch geprägter Sicht zahlreiche Kranken- bzw.Gesundheitskassen ein umfangreiches gesund-heitssportliches Kursangebot aufgebaut.

Angesichts dieser enormen Bedeutung, dieGesundheitssport und Fitnesstraining inzwischenfür den schulischen und außerschulischenBereich erlangt haben, stellt sich die Frage,inwieweit auch die Sportlehrer-Ausbildung diesergewandelten Situation Rechnung trägt. Werdenüberhaupt Angebote im Rahmen derLehramtsausbildung zu dieser Thematikgemacht? Wenn ja, sind diese für dieSportlehrerausbildung verpflichtend? Welche Zu-satzangebote über die schulorientierte Ausbildunghinaus werden gemacht? Gibt es Projekte, dieeine gesundheitssportliche Ausrichtung haben?Welche Kontakte bestehen von Hochschulen zuAnbietern gesundheitssportlicher Aktivitäten imaußerschulischen Bereich? Besteht nicht sogardie Gefahr, daß gutgemeinte Projekte daranscheitern, daß die institutionellen Bedinungendiesen entgegenstehen, weil Lehrer nicht oder nurunzureichend aus- bzw. auch fortgebildet wer-den? Und sind die Ausbildungsinhalte mit dafür

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verantwortlich, daß dem "traditionell" ausgebilde-ten Sportlehrer die Kompetenz für den Bereich"Fitness/Gesundheitssport" abgesprochen wird,wie es bereits bei manchen Fitness-Studios, Bil-dungsträgern und Gesundheitskassen im Düssel-dorfer Raum geschehen ist.

2 Methodik

Um herauszufinden, welchen Stellenwert "Fitness/Gesundheitssport" in der Sportlehrerausbildungeinnimmt, führten wir 1992 eine Erhebung mittelsFragebogen durch.

Der Fragebogen beinhaltete Fragen zur jeweiligenInstitution, zum Angebot von "Fitness/Gesund-heitssport" im Lehramtsstudium sowie weiterenStudiengängen (Diplom, Magister u.a.). Es wurdenach dem Pflichtcharakter (Pflicht-, Wahlpflicht-oder Wahlveranstaltung) und dem Veranstal-tungstyp (Seminar, Übung u.ä.) sowie der Prü-fungsrelevanz gefragt. Abschließend wurden Fra-gen zur Kooperation mit außeruniversitären Fit-ness-/Gesundheitseinrichtungen, Organisationender Fitness-Branche und Geräteherstellern ge-stellt.

Der Fragebogen wurde am 10.12.1991 an alle 62Institute für Sport und/oder Sportwissenschaft(en)verschickt. Die Hochschulen, von denen nach dreiMonaten keine Antwort vorlag, wurden am10.03.1992 nochmals angeschrieben. Ergänzenddazu wurden die Vorlesungsverzeichnisse derHochschulen vom WS 1992/93 auf themenbezo-gene Angebote hin durchgesehen.

3 Ergebnisse

3.1 Befragte Hochschulen

Insgesamt wurden 62 Institute für Sport und/oderSportwissenschaft(en) befragt. Nach Rücksen-dung der Fragebögen und Überprüfung der Ange-bote wurden 5 Hochschulen aus der Auswertungherausgenommen, da sie keine Ausbildungsgän-ge für das Lehramt Sport anbieten. Im einzelnenbetrifft dies die entsprechenden Institute an derUniversität Bonn (z.Zt. nur Alterssport), der Uni-GHS Siegen und Uni-GHS Duisburg (Ausbil-dungsgang Lehramt läuft aus, nur noch Hoch-schulsport) sowie die TU Clausthal-Zellerfeld undUniversität Mannheim (nur Hochschulsport).

Von den 57 verbleibenden Hochschulen antworte-ten 35 nach dem ersten Anschreiben. Weitere 14antworteten auf die Nachfrage. Von 8 Hoch-schulen (FU Berlin, Greifswald, Jena, Leipzig, PH

Ludwigsburg, Osnabrück, Saarbrücken, Zwickau)bekamen wir keine Antwort (vgl. Tab. 1).

Tab. 1: Rücklaufquote bei der Befragung

Hochschulen gesamt 62Hochschulen mit Sportausbildung 57Rücklauf bei Befragung 49

Bei der Daten-Auswertung haben wir Veranstal-tungen nicht berücksichtigt, die eindeutig dem Be-reich "Rehabilitation/Behindertensport" oder"Sporttherapie" zuzuordnen sind.

3.2 Ausbildungsangebote im LehramtsstudiumSport (LA)

Von den 49 Hochschulen, die den Fragebogenausgefüllt zurückgesendet haben, bieten lediglich16 Einrichtungen Veranstaltungen zur Thematik"Fitness/Gesundheitssport" im LA an. Dabei kannnach Pflicht- und Wahlangeboten unterschiedenwerden (vgl. Tab. 2).

Tab. 2: Ausbildungsangebote "Fitness/Gesundheitssport"im Lehramtsstudium Sport

Angebote gesamt 16davon Pflicht 3 (19%)davon Wahlpflicht 3 (19%)davon Wahlfach/Projekte 10 (62%)

Die einzelnen Ausbildungsangebote werden inden folgenden Tabellen - differenziert nach Hoch-schulen bzw. Instituten mit verpflichtenden Veran-staltungen (Tab. 3), Veranstaltungen im Bereich"Wahlpflicht" (Tab. 4) und fakultativ als Wahlfachoder Projekt angebotenen Veranstaltungen (Tab.5) - dargestellt. Benannt werden die jeweiligenVeranstaltungstypen (Projekt, Proseminar, Semi-nar, Übung, Vorlesung), die Zahl der Semester-wochenstunden (SWS) und der Teilnehmer (TN)der Veranstaltung sowie deren Titel bzw. Inhalt.

Daneben gaben einige Hochschulen explizit an,daß themenbezogene Aspekte innerhalb andererLehrveranstaltungen abgehandelt werden, so z.B.

- in sportmedizinischen oder trainingswissen-schaftlichen, aber auch

- in sportpädagogischen oder -psychologischenVeranstaltungen, sowie

- in Veranstaltungen zur Praxis und Theorie derSportarten, besonders in der Leichtathletik undGymnastik, wo immer auch Elemente desgesundheitsorientierten Sports zu finden sind.

Diese Angaben werden hier nicht weiter separataufgeführt.

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Tab. 3: Pflichtveranstaltungen "Fitness/Gesundheitssport" im LA

Tab. 4: Wahlpflichtveranstaltungen im LA

Tab. 5: Wahlveranstaltungen und Projekte "Fitness/Gesundheitssport" im LA

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Prüfungsrelevanz der Ausbildung

Die Pflicht- und Wahlpflichtangebote werden voninsgesamt 6 Hochschulen mit Teilnahme-Scheinbzw. qualifiziertem Schein nach Klausur oderpraktischer Überprüfung testiert. Die Prüfungs-Modalitäten an Universitäten mit Wahlangebotenund zusätzlichen Ausbildungsmöglichkeiten sindbei dieser Auswertung nicht berücksichtigt.

Die Frage nach der Relevanz des Bereichs "Fit-ness/Gesundheitssport" für die Staatsexamens-Note wurde zumeist verneint. Lediglich die Univer-sitäten München und Düsseldorf gaben explizitan, daß die Prüfungsergebnisse in den ausge-wählten Veranstaltungen zum Bereich "Fitness/Gesundheitssport" in die Staatsexamens-Noteeingehen. Viele weitere Hochschulen gaben an,daß gesundheitsbezogene Themen Inhalt derschriftlichen oder/und mündlichen Staatexamens-Prüfung sein können (Tab. 6).

3.3 "Fitness/Gesundheitssport" in weiteren Ausbil-dungsgängen

An insgesamt sieben Hochschulen werden zu-sätzlich zum Lehramtsstudium weitere Ausbil-dungsgänge mit Inhalten aus dem Bereich "Fit-ness/Gesundheitssport" angeboten (Tab. 7). DenAngaben zufolge ist besonders in Bayreuth, Biele-feld und Tübingen mit ca. 20-30 SWS ein erheb-licher Anteil des Studienumfangs im Rahmen derDiplom-Studiengänge in diesem Bereich abzulei-sten.An insgesamt 5 Universitäten werden Angebotemit Bezug zu "Fitness/Gesundheitssport" bzw.Tab. 6: Prüfungsrelevanz von Veranstaltungen im Bereich

"Fitness/Gesundheitssport"

Universität Schein NoteDarmstadt Übung.: Schein;

Seminar: Klausur neinDüsseldorf Übungs-Schein jaLüneburg Seminar-Schein neinMünchen Seminar-/Übungs-Schein jaPotsdam Teilnahmebestätigung neinRegensburg Teilnahme-Schein nein

Prävention als Aufbau- oder Ergänzungsstudien-gang gemacht. Dabei sind jeweils ca. 20 SWS derAusbildungsgänge dieser Thematik gewidmet(Tab. 8).

3.4 Kontakte zu Einrichtungen der Bereiche"Fitness" und "Gesundheit"

Die Frage nach Kontakten zu Einrichtungen imUmfeld der Hochschulen, die im Fitness- bzw. Ge-sundheitsbereich tätig sind, wurde von 22 Univer-sitäten bejaht. Dabei dominierten Kontakte zu

- Fitness-Studios bzw. Centren (8 mal explizit),- Einrichtungen der Krankenkassen, besonders

der AOK (7 mal explizit), sowie- Kliniken/Kureinrichtungen/Rehaeinrichtungen

(8 mal explizit) (vgl. Tab. 9).

Tab. 7: Ausbildungsangebote in Studiengängen mit akademischem Abschluß (Diplom, Magister)

Tab. 8: Ausbildungsangebote in Aufbau- und Ergänzungsstudiengängen

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Tab. 9: Kontakte und Kooperationen zu/mit Fitness- und/oder Gesundheitseinrichtungen

Universität Einrichtungen (Nennungen: 22)

Augsburg Krankenkassen; Erwachsenbildung;Kommune; gewerbliche Anbieter

Bayreuth vielfältige, besonders Industrie

Bielefeld IDIS; uni-intern (Gesundheitswiss.)

Bremen GeSpuEr (Dr. Samsel)

Dortmund Fitness-Studios

Düsseldorf Fitness-Center; AOK Düsselorf;Düsseldorfer Sport Reha Center

Frankfurt Kliniken, Kureinrichtungen

Göttingen Promotio GmbH (Reha und Ges.sport)

Hannover Fitness-Center u.ä. (für Praktika)

Karlsruhe AOK Ges.zentrum; Fitness-Studios;Badischer Turner Bund

Kiel Uni Reha-Einrichtungen

Koblenz-Landau Gesundheits Park Koblenz;Dryander-Klinik Bad Ems

Köln DSHS AOK; Fitness-Studios (LSB:Ratingen);ACR Köln-Brück

Konstanz AOK (Sommersportprojekt)

Lüneburg Fitness-Center in Hamburg

München diverse

Münster Vita-Concept (Fit-Center), Prämed, VGS

Paderborn Zentren in Paderborn

Potsdam Institut. für Sportmedizin Uni

Stuttgart DHP-Gem.Stud.; Ges.amt; Rehamed;Inst. für Sportmedizin

Tübingen AOK; Fitness-Studios; Kurkliniken

Würzburg 11 Präv/Reha-Gruppen; AOK Würzburg;8 Reha-Kliniken; Modifit-Center

3.5 Kooperation mit Organisationen derFitness-Branche

Die Frage zur Kooperation mit Organisationen derFitness-Branche wurde von 12 Universitäten posi-tiv beantwortet. Die häufigsten Kontakte (9) beste-hen zum DVGS (Deutscher Verband für Gesund-heitssport und Sporttherapie, Köln), bei dem eini-ge Mitarbeiter der Universitäten sogar als Funk-tionsträger eingebunden sind (Tab. 10).

Tab. 10: Kooperation von Universitäten mit Organisationender Fitness-Branche

Universität Organisation (Nennungen: 12)

Bayreuth DVGS (Kommis.); weitere lose Kontakte

Dortmund DVGS

Düsseldorf DSSV

Essen DVGS (informell)

Freiburg Uni DVGS (Lehrgangsinfos)

Göttingen DVGS (Mitglied)

Heidelberg Uni DVGS (Vorsitz.: Dr. HUBER, Heidelberg)

Karlsruhe Forum Gesunder Rücken

Köln DSHS DVGS (Sem.)

Münster DVGS (Mitgl.)

Paderborn Sportmed. Projekt

Würzburg DVGS (Curriculum Kommission)

3.6 Kontakte zu Geräteherstellern derFitness-Branche

Insgesamt 13 Universitäten pflegen Kontakte zuGeräteherstellern, wobei Firmen aus dem Kraft-trainings-Bereich am häufigsten genannt werden.Es stellt sich jedoch keine Firma als dominant her-aus (Tab. 11).

Tab. 11: Kontakte der Universitäten zu Geräteherstellern

Universität Hersteller (Nennungen: 13)

Bayreuth verschiedene

Dortmund Kettler, Ense-Parsit

Düsseldorf Peter's Gym; Gym 80; Inko; Galaxy

Frankfurt Spielgeräte, Fitness, Med. Geräte

Freiburg Uni Beri; Schnell

Göttingen Cybex, Loredan, Life-Fitness

Hannover Koelbel

Heidelberg Uni Germania, Dynafit, Polar

München o.A. (Entwicklung von Geräten?)

Münster Protech

Potsdam Koelbel

Stuttgart Sportgeräte Benz

Würzburg Eibe (Röttingen)

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4 Diskussion

Fitness und Gesundheitssport haben im Ausbil-dungskanon deutscher Hochschulen derzeit keinenennenswerte Bedeutung. Im Lehramtsstudiumführen nur drei Hochschulen verbindliche Veran-staltungen an, weitere vier bieten Wahlpflichtan-gebote.

Offensichtlich dominiert weiterhin die traditionelleBetonung der klassischen Sportarten, wie dieauch in den Curricula der Länder vorgesehensind. Erst kürzlich stellte auch BIRKMEYER in derZeitschrift "sportunterricht" (5/1993) fest, daß ausseinem pädagogischen Verständnis heraus in An-lehnung an SÖLL Sportarten wie Leichtathletik,Schwimmen oder Gerätturnen für den Bereich derSchule höher zu bewerten sind als Freizeitsportar-ten wie Surfen oder Skateboardfahren. Von Fit-ness und Gesundheitssport war erst gar nicht dieRede.

Aus unserer Sicht stellt sich die Frage, ob weiter-hin (a) die bedenklichen Entwicklungen in der ge-sundheitlichen Situation von Schülerinnen undSchülern aufgrund von Bewegungsmangel undmotorischer Unterforderung ohne curriculare Kon-sequenzen in der Lehrerausbildung bleiben kön-nen und ob man (b) einen Bereich wie das "Fit-nesstraining", in dem neuesten Schätzungen zu-folge etwa 2.500.000 bis 4.000.000 Menschen re-gelmäßig in Fitness-Studios oder Gesundheits-Zentren trainieren, und weitere 2.000.000 mitHeimtrainingsgeräten, in der universitären Ausbil-dung ignorieren kann.

Immerhin hat dieser Bereich inzwischen einenStellenwert erreicht, der von den Mitgliederzahlenher die meisten Fachverbände im DeutschenSportbund übertrifft.

Wir halten es für dringend erforderlich, daß demBereich Fitness und Gesundheitssport ein höhe-rer Stellenwert eingeräumt wird. Wir schließenuns damit einer Position an, die bereits 1988 aufdem Symposium "Freizeit- und Breitensport" inBerlin in ähnlicher Form von BOECKH-BEHRENS

vertreten wurde (BOECKH-BEHRENS 1989).

Damit soll jedoch nicht auf die klassischen Sport-arten mit vorwiegender Wettkampforientierungverzichtet werden, die ohne Zweifel auch in denDimensionen des Sich-Vergleichens, Bewertensoder Sich-Einordnens ihren pädagogischen Werthaben (vgl. DIGEL 1991).

5 "Düsseldorfer Modell"

Wir schlagen in Ergänzung zu den bisherigenLehramtsstudiengängen eine Mittelposition vor,die den neuen Entwicklungen im Bereich von Fit-ness und Gesundheitssport Rechnung trägt, ohneBewährtes aufzugeben. Wir orientieren uns kon-zeptionell am Bayreuther Ausbildungsmodell von1988 (BOECKH-BEHRENS 1989), und bieten einemehrsemestrige Ausbildung als Wahlpflichtfachim Rahmen des Lehramtsstudiums an. Im Unter-schied zur Bayreuther Diplom-Ausbildung ist je-doch der Stundenumfang auf maximal 7 SWS (3Grund- und 4 Schwerpunktfach) begrenzt, da essich um Veranstaltungen im Rahmen der Lehr-amtsausbildung handelt.

In den beiden Veranstaltungen des Grundstudi-ums steht die Erarbeitung der wichtigen Einfluß-faktoren von motorischer Fitness im Zentrum. Ver-anstaltung I geht vorwiegend auf die unterschied-lichen Aspekte des Muskeltrainings ein. Dabeigehen wir auf die Entwicklung der Krafteigen-schaften und der Beweglichkeit ebenso ein wieauf die diagnostischen Verfahren und konzeptio-nelle Abgrenzungen und Definitionen. Veranstal-tung II behandelt unter der Überschrift "Cardio-Fit-ness" die Ziele und Inhalte des gesundheits- undleistungsorientierten Ausdauertrainings. Danebenwerden in den beiden Veranstaltungen begleitendpädagogisch-didaktische Aspekte von Fitness undGesundheit angesprochen, und aktuelle Entwick-lungen kritisch beleuchtet. Struktur- und Marktas-pekte sowie die Material- und Gerätekunde wer-den ergänzend behandelt.

Das Hauptstudium besteht aus zwei Veranstaltun-gen zu je 2 SWS mit den Ausbildungsinhalten:Funktionsgymnastik, Rückenschule, Wassergym-nastik, Entspannung und Fitness-Ernährung. Be-

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Neuerscheinung - Neuerscheinung - Neuerscheinung - NeuerscheinungSchriften der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft, Band 63

V. GERHARDT/B. WIRKUS (Hrsg.): Sport und Ästhetik.Tagung der dvs-Sektion Sportphilosophie in Köln 1992. 180 Seiten, 24.-- DM (Mitgliederpreis)

Mitglieder richten Ihre Bestellung bitte an die dvs-Geschäftsstelle, Von-Melle-Park 8, D-20146 Hamburg,Nicht-Mitglieder direkt an den Academia Verlag, Postfach 1663, D-53734 St. Augustin.

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gleitend zur 2. Veranstaltung sind mindestens fünfHospitationen in verschiedenen Fitness- undGesundheitseinrichtungen durchzuführen, die mitzwei eigenen Lehr- bzw. Unterrichtsversuchenabgeschlossen werden.

Die abschließende Prüfung findet je zur Hälfte alstheoretische und praktische Prüfung statt. DieInhalte der Theorieprüfung (Klausur bzw. Kollo-quium) ergeben sich aus den oben genanntenAusbildungsinhalten. Für die praktische Überprü-fung wurde eine eigene Testbatterie aus motori-schen Fitness-Tests, kombiniert mit einer Demon-stration und Erläuterung ausgewählter Fitness-Übungen entwickelt

Die Ausbildungskonzeption liegt in Form einerBroschüre seit Beginn der Ausbildung im Jahre1988 vor (neueste Auflage STEMPER/WASTL

1993).

Literatur

BOECKH-BEHRENS, W.-U.: Konzeption der Ausbildung Gesund-heit und Fitness an der Universität Bayreuth.In: BINNEWIES, H./DESSAU, J./THIEME, B. (Red.): Freizeit-und Breitensport '88. Teil II. Ahrensburg 1989, 40-55

BIRKMEYER, W.: Im Brennpunkt.In: sportunterricht 42 (1993), 5, 185

DIGEL, H.: Wettkampfsport im Verein und im Verband - einekulturelle Notwendigkeit. In: DIGEL, H. (Hrsg.): Wettkampf-sport - Wege zu einer besseren Praxis. Aachen 1991, 9-17

KULTUSMINISTERIUM DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN UND

DIE AOK IN NORDRHEIN - WESTFALEN: Gesundheits-erziehung in der Schule durch Sport. Handreichung für diePrimarstufe. Bonn 1987Handreichung für dieSekundarstufe I. Bonn 1987

RIEDER, H. et al.: Möglichkeiten der Gesundheitserziehung imSportverein. (Herausgegeben von der Landesarbeitsge-meinschaft für Gesundheitserziehung Baden-Württemberge.V. VUD). Freudenstadt 1989

STEMPER, T./WASTL, P.: Fitness - Ausbildungsinhalte und Prü-fungsanforderungen. (Broschüre des Instituts für Sportwis-senschaft). Düsseldorf 1993

STIBBE, G.: Aktuelle Projekte und Initiativen zum Thema Sportund Gesundheit. In: KÜPPER, D./KOTTMANN, L. (Hrsg.):Sport und Gesundheit. Schorndorf 1991, 153-164

ZIESCHANG, K./BOECKH-BEHRENS, W.-U./HÖRMANN, G.: Die fitteSchulklasse. Materialien zum Klassenwettbewerb für die 7.und 8. Jahrgangsstufe. Frankfurt/Main 1991

Theo STEMPER/Peter WASTL

Heinrich-Heine-UniversitätInstitut für SportwissenschaftUniversitätsstr. 1, Geb. 28.0140225 Düsseldorf </body></html>

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