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H 7775 EX 17. Jahrgang Heft 8, August 1976 Physikalische Medizin und Rehabilitation Zeitschrift für praxisnahe Medizin z. *•- Flacar Zur Behandlung metabolisch-toxischer Leberschäden (Hepatosen-Fettleber) Flacar unterstutzt die Regeneration der geschadigten und überlasteten Leber durch Bereitstellung des physiologischen Methylgruppen- donators BETAIN BETAIN in Flacar bedeutet bessere Synthese transportabler Phosphatide, bessere Fettausschleusung Keine Kontraindikationen Flacar ist ein wohlschmeckendes Feingranulat Es ist in Wasser leicht löslich in 100 g sind enthalten Betainrjihydrogencitrat 40 g, Sorbit DAB 7 24 g, Corng et Excio ad 100g 100g Granulat DM 15,70 (Preisanäenjngen vorbeha ten) Dr. Willmar Schwabe Karlsruhe Inhaltsverzeichnis Ankündigungen I Aus dem Verbandsleben MI u. 176 R. F. Weiß, Editorial . . . . 157 W. Zimmermann, Die Rolle der Naturheilverfahren in der Klinik 158 W. Schoeppe, Die Bedeutung der pathophysiologischen Vor- gänge bei zunehmender Nie- reninsuffizienz für den Krank- heitsverlauf der chronischen Glomerulonephritis 160 B. Brisse, Klinik der Herzinsuf- fizienz 165 C. Voß, Thermographie der Ko- ronarinsuffizienz (Kurzfassung) 167 K. Franke, Naturheilverfahren im Kolleg und in der ärztlichen Fortbildung 168 H. L. Walb, Diät in der Herz- therapie 170 H. Mattern, Das Gesundheits- bewußtsein — ein Auftrag des hausärztlich tätigen Allgemein- arztes 172 Anerkennung der Honorare für „Außenseitermethoden" durch die Krankenkassen . . . . 175 F. X. Schober, Krankheitskosten 175 Aus der pharmazeutischen Industrie XIX 3110 Uelzen 1 Postfach 120/140 - Tel. (0581) 1 7021

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H 7775 EX

17. Jahrgang

Heft 8 , August 1976

Physikalische Medizinund Rehabilitation

Zeitschrift für praxisnahe Medizin

z. *•- FlacarZur Behandlungmetabolisch-toxischer Leberschäden(Hepatosen-Fettleber)

Flacar unterstutzt die Regenerationder geschadigten und überlastetenLeber durch Bereitstellung desphysiologischen Methylgruppen-donators BETAINBETAIN in Flacar bedeutetbessere Synthesetransportabler Phosphatide,bessere Fettausschleusung

Keine Kontraindikationen

Flacar ist ein wohlschmeckendesFeingranulat Es ist in Wasser leichtlöslich in 100 g sind enthaltenBetainrjihydrogencitrat 40 g,Sorbit DAB 7 24 g, Corng et Excioad 100g 100g Granulat DM 15,70(Preisanäenjngen vorbeha ten)

Dr. Willmar SchwabeKarlsruhe

Inhaltsverzeichnis

A n k ü n d i g u n g e n I

A u s d e m V e r b a n d s l e b e n MI u. 176

R. F. Weiß, Ed i to r ia l . . . . 157

W. Zimmermann, Die Rolle derNaturheilverfahren in der Klinik 158

W. Schoeppe, Die Bedeutungder pathophysiologischen Vor-gänge bei zunehmender Nie-reninsuffizienz für den Krank-heitsverlauf der chronischenGlomerulonephritis 160

B. Brisse, Klinik der Herzinsuf-fizienz 165

C. Voß, Thermographie der Ko-ronarinsuffizienz (Kurzfassung) 167

K. Franke, Naturheilverfahrenim Kolleg und in der ärztlichenFortbildung 168

H. L. Walb, Diät in der Herz-therapie 170

H. Mattern, Das Gesundheits-bewußtsein — ein Auftrag deshausärztlich tätigen Allgemein-arztes 172

Anerkennung der Honorare für„Außenseitermethoden" durchdie Krankenkassen . . . . 175

F. X. Schober, Krankheitskosten 175

Aus der pharmazeutischenIndustrie XIX

3110 Uelzen 1

Postfach 120/140 - Tel. (0581) 1 7021

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Ankündigungen

Programm des 51. Arztlichen Fortbildungskongresses desZentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren e. V.mit den angeschlossenen Gesellschalten und Arbeitsgemein-schaftensowie der Ärztlichen Gesellschaft für Physiotherapie —Kneippärztebund e. V.und dem Deutschen Zentralverein homöopathischerÄrzte e. V.in Zusammenarbeit mitder Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur e. V.und der Internationalen Medizinischen Gesellschaft für B'.ut-und Geschwulstkrankheiten e. V.

vom 11. bis 19. September 1976, Freudenstadt im Schwarz-wald

ProgrammVortagung der Internationalen medizinischen Gesellschaftfür Neuraltherapie nach Huneke e. V.

Mittwoch, den 8. September 197620 15 UhrHotel Rappen, Begrußungsabend

Donnerstag, den 9. September 1976vormittagsDas Vegetative Überforderungssyndrom

nachmittagsPodiumsdiskussion mit den Referenten des Vormittages

Freitag, den 10. September 1976vormittagsNeuraltherapie im Kindesalter

nachmittagsFilm über die Neuraltherapie von Obermed -Rat Dr medF Hopfer, Wienanschließend Podiumsdiskussion mit den Referenten desVormittags17.15 UhrHotel Rappen, kleiner Saal — Mitgliederversammlung20 15 UhrHotel Rappen — Gesellschaftsabend

51. Fortbildungskongreß des Zentralverbandes der Ärzte fürNaturheilverfahren e. V.

Sonnabend, den 11. September 1976Gemeinschaftstagung mit der Intern medizinischen Gesell-schaft für Neuraltherapie nach Huneke e. V.

vormittagsDas Oberbauchsyndrom

nachmittagsEröffnung des 51. Fortbildungskongresses

Sonntag, den 12. September 1976Tagung der Internationalen Gesellschaft für Eiektroakupunk-tur nach Dr. Voll e. V.- 20 Jahre Elektroakupunktur —vormittags und nachmittags

Montag, den 13. September 1976vormittagsFortsetzung der Tagung der Internationalen Gesellschaft fürElektroakupunktur nach Dr. Voll e. V.abendsLichtbildervortrag „Vom Wasser und der Lymphe"

gegen Alterserkrankungen

GERIATRICUM-SCHWARZHAUPT

Orale Procain-Therapie durch sinnvolle Katalysator-Haematoporphyrin-Komblnation

bei degenerativen Beschwerden psychischer undphysischer Art wie Abbauerscheinungen, cerebraleund periphere Mangeldurchblutungen, Claudicatiointermittens, reduziertes Hör- und Sehvermögen,Konzentrations- und Gedächtnisschwache, depres-sive Verstimmungen, Arthrosen.1 x taglich 1 Kapsel mindestens 5 Monate Nebenwirkungen In seltenenFällen Procamallergie Kontraindikationen nicht bekannt Hinweis DieProcaintherapie soll wahrend einer Sulfonamidbehandlung zur Infektions-bekampfung unterbrochen werden da Procam die Sulfonamidwirkungerheblich reduziert

Zus ProcainhydYochfond 50 mg Kaematoporpnyrm 0 2 mg Magnesiumcarbonicum 30 mg und Spuren von Natnumhydrogenphosphat, Kalmm-chlond und Magnesiumhydrogenphosphat

30 Kapseln DM 13,80 - 60 Kapseln DM 24,50 150 Kapseln DM 49,50

Nicht allgemein kassenübiich

Begleitschein Schrifttum und kostenloses Versuchsmuster von K H.3 erbeten

CPersönllche Unterschrift und Stempel des Arztes) Phys

Phys Med u Reh Heft 8 1976

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®

Gut verträgliches wohlschmeckendes und deshalb besonders fürKinder geeignetes Granulat zur Dauerbehandlung von Erkrankungenlymphatischer und exsudahver Genese.Bestandteile: Calcium carb D 30, Fucus D 6, Graphites D 30, Lyco-podiumD30, Sulfur D 30aa 0,2 g, Faex nat 20 g in 100 g Granulat.Ind.kation: Lymphatismus, Tonsillenhypertroprue, AdenddeWucherungen.

Reg.-Nr. 49355Apothekenpflichtig

Gegenindikationen, Nebenwirkungen,Unverträglichkeiten: nicht bekannt.

Dosierung: Kleinkinder 3x1 Messer-spitze, Schulkinder 3-5x'/2 Teelöffel.

Packungen: OP 80,0 Granulat DM 8,20Großpackung 500,0 Granulat DM 38,20

'84; Regensburg 2

Dienstag, den 14. September 1976

vormittagsHomöopathie-Darmerkrankungen

nachmittagsTagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Haemaio-gene Oxydationstherapie e. V.

abends 20.00 UhrMitgliederversammlung des Zentralverbandes der Ärzte fürNaturheilverfahren e. V.

1. Satzungsänderung2. Mitgliedsbeitrag

Mittwoch, den 15. September 1976

vormittagsProktologie — Prostata

Donnerstag, den 16. September 1976

vormittagsCerebrale Durchblutungsstörungen

nachmittagsOhrgeräusche

abendsFilm „Landbau ohne Gift" (Der biologische Landbau ausärztlicher Sicht)

Freitag, den 17. September 1976

vormittagsFieberhafte Erkrankungen im Kindesalter

nachmittagsHydrotherapie

Sonnabend, den 18. September 1976vormittags:Tagung der Deutschen Ärztegeseilschaft für Akupunktur e. V.

Im Anschluß an den Fortbildungskongreß findet von derInternationalen medizinischen Gesellschaft für Blut- undGeschwulstkrankheiten eine Krebstagung statt:

Sonnabend, den 18. September 1976

vormittags und nachmittags

Sonntag, den 19. September 1976vormittags

Die Gesellschaft für Arzneipftanzenforschung lädt einzu einem Kolloquium über Phytopharmaka und neuesArzneimitteEgesetz,

„Zulassungsvoraussetzungen am Beispiel Crataegus."

Einfuhrung und Diskussionsleitung Prof. E. Reinhard

Gesetzliche Grundlagen Min.-Rat Dr. K. Feiden

Zum Vorgehen bei der Erstellung von Zulassungsvoraus-setzungen Prof. Schnieders

Pharmakognosie, Inhaltstoffe, Analytik der Inhaltstoffe, Mög-lichkeiten der chemischen Standardisierung von Crataegus-zubereitungen Prof. H. Wagner

Experimentelle Pharmakologie, Möglichkeit einer biologi-schen Standardisierung von Crataeguszubereitungen

Prof. H. P. T. Ammon

Therapie mit Crataegus Prof. V. Böhlau

Diskussionsvorschlag für Herstellungsregeln von Crataegus-zubereitungen Prof. E. Graf

Diskussion

Zeiteinteilung: Referate etwa 2 Stunden; Diskussion etwa2 Stunden. Bei starkem Interesse wird die Diskussion amNachmittag fortgesetzt.

Ort: München, Institut für pharmazeutische Arzneimittel-lehre, Karlstraße 29.

Zeit: Mittwoch, 8. September 1976, Beginn 9.00 h c. t., Endegegen 13.00 h.

Als eine der in § 25 Abs. 6 2. AMG angesprochenen Fach-gesellschaften möchte die Gesellschaft für Arzneipflanzen-forschung mit diesem Kolloquium an einem konkreten Bei-spiel die Möglichkeiten der Arbeit einer Expertenkommis-sion „Phytopharmaka" aufzeigen und eine möglichst um-fassende Diskussion über Zulassungsrichtlinien von Phyto-pharmaka initiieren.

Wir laden daher alle Interessenten sehr herzlich ein, sichan der Diskussion im Kolloquium zu beteiligen.

Prof. Dr. H. WAGNERTagungsleiter

Prof. Dr. E. REINHARD1. Vorsitzender derGesellschaft fürArzneipflanzenforschung

RECORSAJSI-LIQLJIO.Rein phytologisches Kardiotonicum für die kleine HferztherapieCrataegus-Adonistherapie des Altersherzens

Altersherz, coronare Durchblutungsstörungen, ApoplexieprophylaxeHochdruckherz,Ga5trakard.Syndrom.In 100 ml: Rutin solub.0,6g.Alkohol.Auszüge aus: Crataegus 37,5 g.AdoniSiVisc.alb.ää8,7g,Apiumgrav.,Auricul.ää73g,Val.13g,Cola4,3g. • 30ml DM5,40Recorsan-Geselischaften Gräfelfing und Lüneburg

83 Phys Medl. u Reh Heft 8, 1976

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Aus dem Verbandsleben

An unsere Mitglieder und Freunde

Einen großen Ärzteverband wie unseren Zentralverband,durch die heutigen wirtschaftlichen und berufspolitischenSchwierigkeiten hindurchzufuhren und weiterzuentwickeln,erfordert Mühe, Arbeit und auch Opfer. Unsere Zielset-zung schränkt den Kreis der interessierten Ärzte ein. UnsereMitglieder suchen neue und erweiterte Möglichkeiten imRahmen der ärztlichen Therapie. Unser Ziel muß es sein,die bei uns geübten Methoden und Wege für die Praxisnutzbar zu machen und in den Rahmen der Gesamtmedizinso einzufügen, daß man nicht von „Außenseitermethoden"sprechen kann. Schon manches ist erreicht, noch viel istzu tun.

1. Dazu gehört die von April bis Juni gestartete Frage-bogenaktion. Eine erhebliche Zahl wurde ausgefüllt an dieGeschäftsstelle gegeben. Die Mehrzahi fehlt noch und dasist unverstandlich. Der Fragebogen ist zeitsparend auf deneinfachsten Nenner zur elektronischen Auswertung ge-bracht und erfordert kaum Mühe und Zeit. Das geplanteNachschlageverzeichnis von Ärzten der verschiedenen Na-turheilverfahren, die entsprechenden Sanatorien, Kliniken,Arzte und Institute, die geeignet und bereit sind, Nach-wuchs auszubilden, durfte so wichtig und wertvoll sein, daßsich jeder Arzt für Naturheilverfahren, Homöopathie undandere bei uns vertretene Methoden nun endlich der klei-nen Mühe des Ausfüllens unterziehen sollte, sofern dasnoch nicht geschehen ist.

2. Phytotherapie: Die jahrelangen Diskussionen und Kämpfeum das neue Arzneimittelgesetz haben die Bedeutung undden ärztlichen Wert der Phytotherapie wesentlich verstärktund sind uns Anlaß, auf den nächsten FreudenstadterFortbildungskongressen Grundzüge und wesentliche Ka-pitel der Arzneipflanzentherapie im Sinne einer sachgerech-ten Verordnung anzubieten.

In diesem Zusammenhang ist der Zentralverband daraninteressiert, in seinen Reihen Mitglieder zu finden, die

a) über das normale Maß hinaus arzneipflanzliche undphytotherapeutische Kenntnisse und Erfahrungen habenoder/und

b) sich eingehender für die Phytotherapie interessieren.Interessenten zu a) oder b) bitten wir, sich schriftlich odermündlich mit der Geschäftsstelle oder Dr. Breidenbach un-mittelbar, auch auf der Freudenstädter Tagung, in Verbin-dung zu setzen. Bitte nicht hinausschieben oder vergessen!

3. Der Verband sucht dringend Mitglieder im südwestdeut-schen Raum, die bereit waren, im Vorstand mit organisato-rischem Geschick mitzuarbeiten. Gedacht ist an jüngereKollegen im Alter bis Anfang/Mitte Fünfzig. Wer hatte evtl.Lust zur Verbandstätigkeif Ein Gesprach mit dem Vorstandist völlig unverbindlich.

4. Wir bitten auch um Teilnahme an der Mitgliederversamm-lung, Dienstag, 14. 9., 20 Uhr. Leider wird auch der Beitragzur Diskussion stehen, da die allgemeine Preiserhöhung,die gestiegenen Zeitschriftenkosten und organisatorischeGründe einen vermehrten Kostenaufwand gebracht haben.Seither monatlich 3,33 DM einschl. Zeitschrift. Zu erwägenist eine Anhebung auf 5,— DM monatlich. Auch hier sindMeinungsäußerungen zur Klarung sehr erwünscht.

Wir hoffen auf gute Resonanz.

Mit freundlichen GrüßenIhr BREIDENBACH

1 Herstellung

Ja

OSTEOCHONDRSN®nach Prof. Dr. H. Dyckerhoffist die Basis-Therapie bei osteochondrotischen Ab-nutzungserscheinungen im Bereich des Bewe-gungsapparates, der Wirbelsaule und besondersder kleinen Wirbelgelenke.OSTEOCHONDRIN® enthalt deshalb Ribonuklein-säuren (RNS) aus den Organen und Geweben, diebei diesen Prozessen erwiesenermaßen geschä-digt sind.Hyaluronidase fördert die Resorption und guteVerteilung der injizierten Substrate durch Permea-tionssteigerung.Zusammensetzung: 1 Ampulle zu 5 ml enthalt ca 6 mg Ribonu-kleinsäuren, gewonnen aus gleichen Teilen Bandscheibe, Syno-via, Knorpel (fetal), Placenta (Jungtier), Ribonukleinsäure ausHefe und 50 mg Procain1 Ampulle zu 150 i E Hyaluronidase (ca 1 mg) Trockensubstanzzum AuflösenIndikationen: Vertebragene Erkrankungen, wie Osteochondrose,Osteoporose, Arthrosis deformans, Spondylosis, BrachialgieDosierung und Anwendungsweise: Je nach Schwere der Erkran-kung können jeden 2 Tag durchschnittlich bas zu 4 AmpullenOSTEOCHONDRIN® mit Hyaluronidase i m injiziert werdenOSTEOCHONDRIN® ist mit jeder anderen REGENERESE mischbar

Nebenwirkungen und Begleiterscheinungen sind nicht bekanntVorsicht ist geboten bei Allergie-Anamnese, evtl laßt man dieHyaluromdase-Ampulle wegKontraindikationen: Gicht (Störung des Punnstoffwechsels)Hyaluronidase soll nicht in infiziertes Gewebe oder maligneTumoren injiziert werdenBesondere Hinweise: Antibiotika (bei bakteriellen entzündlichenErkrankungen, septischen Prozessen), deren Wirkung auf einerHemmung der Protein-Biosynthese beruht Behandlung mitZytostatika (Immunsuppressiva) und energtereichen (ionisieren-den) Strahlen können die Wirkung von OSTEOCHONDRIN8 ab-schwachenDarreichungsformen und Packungsgroßen:O P. 5 Ampullen OSTEOCHONDRIN8 zu 5 ml und

5 Ampullen Hyaluronidase zu 150 i E DM 81 20

Vertrieb

Müller/Göppingen • Chemisch-Pharmazeutische Fabrik

Phys Med u Reh. Heft 8, 1976 Hl

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17. Jahrgang

August 1976 Heft 8

Physikalische Medizinund Rehabilitation

Zeitschrift für praxisnahe MedizinSchriftleitung:H. Haferkamp, Mainz, Ft. F. Weiß, Marstetten-Aitrach,K. Schimmel, München, und K. H. Caspers, Bad Füss/ng.Organ des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfah-ren e. V., Sitz Stuttgart.

Wissenschaftlicher Beirat:H Bialonski {Bad Godesberg) — F. Brantner (Villach) — N. Breiden-bach (Beuren) — P. Dosch (München) — H. Fleischhacker (Wien) —

K. Franke (Bad Lauterberg) — P. Frick (Mainz) — H. G. Gultner (Dres-den) — H. Harmsen (Hamburg) — W. H. Kahlert (Bad Salzuflen) —J. Kaiser (Bad Worishofen) - K. Kötschau (Schloßberg) — H. Kolb(Wetzlar) — H. Krauß (Berl)n-Buch) — W. Küster (Magdeburg) —R. v. Leitner (Berlin) — H. Mensen (Bad Rothenfelde) — W. v. Na-thusius (Hirzenhain/Oberhessen) — H. Paul (Bad Godesberg) —A. Pischinger (Wien) — H. P. Rusch (Frankfurt/M.) — H. Seyfarth(Rostock) — W. Schauwecker (Bensheim) — E. G. Schenck (Aachen) —H. Schlüter (Berleburg) — O. Schumacher-Wandersieb (Bad Munster-eifel) — E Höllischer (Baden-Baden) — H. L. Walb (Homberg/KreisAlsfeld) — W. Zabel (Berchtesgaden) — W. Zimmermann (München).

Editorial

Kennzeichen unserer Zeit ist die Überfülle auf allen Gebie-ten der Wissenschaft. Der Fortschritt ist so groß, daß viel-fach schon Spezialisten enger Forschungsrichtungen nichtmehr alles übersehen können, was weltweit erarbeitet undpubliziert wird Die Folgen sind dann nicht selten gleich-artige Arbeiten, die Zeit und Geld verschlingen, in der Re-gel sogar Geld aus öffentlichen Kassen oder des Staates,also letztlich des Steuerzahlers

Die Enformationslawine der GegenwartErschreckend deutlich wird dies auf dem Gebiet der wis-senschaftlichen Publikationen. Sie haben einen Umfang an-genommen, der sie unüberschaubar macht. Daran habenauch große internationale Biographien wie der Index medi-cus und die Current Contens, das französische RepertoireBiomed und die hollandischen Exzerpta medica nicht vielgeändert. Wer nach einer speziellen Literaturstelle sucht,muß sich mühsam in vielen Stunden, Tagen und selbst Wo-chen hier durcharbeiten, und das kann langer dauern alsseine eigentliche wissenschaftliche Arbeit. In der Pressemedicale (79, 1763, Nr. 40) beschreibt G. Fabiani von derUniversität Rennes die Situation, die verschieden ist, jenachdem ob es sich um einen Arzt der Praxis, eines Uni-versitatshospitals oder um einen Forscher an einem Insti-tut handelt Alle stehen jedoch vor den gleichen Schwierig-keiten. Keiner kann mehr als einen kleinen Teil der Lite-ratur lesen, die ihn speziell interessiert. Um überhaupteinigermaßen weiterzukommen, braucht er Übersichten undZusammenfassungen, also das, was man die Sekundär-literatur nennt. Es wurde schon früher einmal an dieserStelle darauf hingewiesen, daß diese oft geringschätzig be-trachtete Sekundärliteratur einen hohen Stellenwert imwissenschaftlichen Schrifttum besitzt und daß ihre Autorennicht minder hochwissenschaftlich einzuschätzen sind alsdiejenigen von Originalarbeiten, ja daß ste noch weit mehrals diese über einen großen Überblick und über ein ordnen-des Vermögen verfügen müssen.

Wie läßt sich die Informationslawine in den Griff bekommen?Bei dieser Situation wundert es nicht, daß sich der Staataufgerufen fühlt, hier helfend einzugreifen. Im Innenmini-sterium von Minister Matthofer wird gegenwartig der Planentwickelt, durch ein luD-Programm (Information + Doku-

mentation) Abhilfe zu schaffen, nicht nur auf dem Gebietder Medizin, sondern der Wissenschaft überhaupt. Darüberberichtete Prof Arntz am 19 Januar 1976 in Bonn auf einerVeranstaltung des Ministeriums. Um der enormen Vergeu-dung von Volksvermögen durch standige Wiederholungenvon Experimenten und Untersuchungen entgegenzuwirken,soll ein Informationssystem aufgebaut werden, das unterEinschaltung von Großrechenanlagen und ManuskriptdepotsAntworten auf spezielle Fragen zu geben vermag. Das klingtsehr gut und zeitgemäß, aber es fragt sich doch, ob die Be-wältigung dieser Aufgabe nicht die vorhandenen Möglich-keiten übersteigt und vor allem, ob gerade der Staat dazuberufen ist. Wir haben ein hochentwickeltes Verlagswesen,das sehr wohl in der Lage sein wurde, zur Losung dieserAufgaben maßgebend beizutragen.

Gefahr für die Fachzeitschriften?So erhebt sich dann auch alsbald Kritik an diesem staat-lichen Vorhaben Dr Helmut Schachenmeyer (München)fragt, ob die der Fachpresse von Prof Arntz vorgehaltenenMangel und Versäumnisse tatsachlich gegeben sind (ZV +ZV 24, 908. 1976) In der luD-Broschure der Bundesregie-rung wird von einer praxisorientierten Informationsvermitt-lung und einer aufgabebezogenen Auswahl und Aufberei-tung relevanter Informationen gesprochen. Die Entschei-dung darüber, wo im Rahmen einer solchen Zielsetzungdie Grenze staatlicher Publizistik liegt, sei zugleich eineEntscheidung über Tod oder Leben einer mehr oder mindergroßen Zahl von Fachzeitschriften. Einem sinnvollen Fort-schritt werden sich die Fachzeitschriften nicht widersetzen,wenn sichergestellt ist, daß der Staat bestimmte Grenzennicht überschreitet. Es ist weiterhin zu fordern, daß Vorhan-denes nicht zerstört wird, solange nichts Besseres an dieseStelle gesetzt werden kann. Wörtlich heißt es weiter: „Außerder Beschrankung der Haushaltsmittel ist kein naturlichesRegulativ zu erkennen Die Nachfrage wird es, angesichtsdes ideologisch gefärbten Denksansatzes, kaum sein sollen.Damit ist die Gefahr der Verschwendung groß."

Zielloses Lesen besser als planvolles Suchen?Auf eine andere hochinteressante Tatsache weist Dr. Scha-chenmeyer noch hin. Es ist eine aite Erfahrung, daß einanscheinend zielloses Lesen in den Zeitschriften häufiger

Phys Med u Reh Heft 8, 1976 " 1 5 7

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und mehr zu eigenen wichtigen Erkenntnissen zu fuhrenvermag als ein planvolles Suchen, für das sich heute derAusdruck „browsing" eingeführt hat. Er ist abgeleitet vondem Wort , brown' und bedeutet „braun machen oder, braun werden , nämlich von der Fülle der durchgesehenenund schon bräunlich vergilbten Zeitschriften Das soll nundurch ein neues luD-Programm überflüssig werden In Ein-zelfällen mag dies zutreffen und auch hilfreich sein Aberjeder der Berge von verstaubten und vergilbten Zeitschrif-ten durchgearbeitet hat, wird letztlich zu der Erkenntnis kom-men, daß er damit für das eigene Denken und Forschen beiweitem nicht die Forderung bekam die er erwartet hatteDas Erringen einer großen Übersicht wird durch das Ver-sinken in Einzelheiten immer mehr erschwertWeiterhin weist auch Dr Schachenmeyer darauf hin daß dieRolle des Herausgebers einer Fachzeitschrift gar nicht hochgenug eingeschätzt werden kann Das Auswahlen der In-formationen und die Zusammenstellung derselben muß alsein kreativer Vorgang begriffen werden denn er setzt dieKenntnisse differenzierter Informationsbedurfnisse des Le-serkreises voraus Das ist eine eigenständige publizistischeLeistung, wie sie der zitierte französische Autor ebenfallsbeschreibt

Überflutung mit anglo-amenkanischen FachausdruckenGerade von Frankreich ging in allerletzter Zeit eine Aktionaus, die sich gegen das Überhandnehmen von anglo-amen-kamschen Fachausdrucken in unserer Fachliteratur wendetEs werden für Frankreich verbindliche Normen eingeführt,die solche Neuprägungen durch einfache franzosischeWorter ersetzen sollen, ohne daß die Verständigung dar-unter leidet Das wäre auch bei uns dringend notwendigWas früher Lateinisch und Griechisch für die Fachwissen-

schaftler bedeutete, wird heute durch die anglo-amerikam-sche Sprache ersetzt Es wimmelt m unseren Fachzeitschrif-ten von derartigen Wortprägungen, die geradezu betonthäufig anstelle von deutschen Fachausdrucken übernom-men werdenDie Autoren glauben dadurch ihre Wissenschaftlichkeit"unter Beweis stellen zu können So wird, um nur einigesWenige anzuführen, gesprochen von Screening (Filterunter-suchung), von Retrival (Wiederauffinden), von Compliance(Zuverlässigkeit), von Blas (Vorurteil), von Evaluation (Be-urteilung), von randomisieren (ziellos auswählen) und vie-lem anderen mehr In Speziai-Fachzeitschnften liest manz B wie selbstverständlich von Cardiac Output (Herzaus-stoß = Herzminutenvolumen) usw Sicher ist es gut, daß zu-mal die jüngere Generation unserer Arzte und Wissen-schaftler über eine gute Kenntnis der englischen Sprachemit ihren amerikanischen Varianten verfugt denn sie istheute notwendig, weil der Schwerpunkt der Forschung weit-gehend in die USA übergegangen ist Jedoch durfte eineBesinnung auf eigene Werte, wie sie sich nun in Frankreichanbahnt auch bei uns durchaus möglich und zu erstrebensein Gerade die deutsche Sprache verfugt über eine unge-mein große Möglichkeit einer verstandlichen Ausdrucks-weise Naturlich wird man die weltweite Verbreitung man-cher neuer Wortschöpfungen wie etwa Streß" nicht ein-schränken wollen und können, denn hier hat ein fremdlän-disches Wort eine neue Bedeutung bekommen die sichdurch nichts anderes ersetzen laßt Das aber wird sich dochimmer nur auf wenige Ausnahmefalle beschranken Jeden-falls sollte man sich dessen bewußt sein, daß der allzureichliche Gebrauch von Amenkanismen noch kein Beweislur den wissenschaftlichen Wert einer Arbeit ist

R F Weiß

w. Zimmermann Die Rolfe der SSfaf urheifverfahren in der Klinik

Heilen und Wissenwollen sind Alternative einer Klinik derenNiederschlag sich zur Therapie oder Diagnostik wendetEine Klinik für NHV muß frei sein von den in unserer Zeitoft überspitzten Forderungen einer chemischen und physi-kalischen Diagnostik, die für eine therapeutische Zielsetzungoft gegenstandslos wird Eine Klinik für Nafurheilweisen istein Haus, das sich betont der Therapie verschrieben hatDer Weg zu diesem Ziel ist kein Außenseiterweg, er wirdallein von der Zweckmäßigkeit der Therapie im Hinblickauf den Patienten diktiert Gerade wir sollten uns dadurchauszeichnen, daß wir kritisch und unmonoman das unter-nehmen was uns als bester Weg erscheint — auch wennes eine schulmedizinische Therapie istIn Anbetracht der sturmischen Entwicklung einer Technisie-rung in unserer Medizin und einer expansiven biochemi-schen und chemisch-pharmazeutischen Therapie müssenwir unsere Therapieformen neu überdenken, auch evtl revi-dieren Dies umsomehr, als wesentliche Anteile der NHVals Präventiv- und Rehabilitationsmaßnahmen ohnehin indie vor- und nachklinischen Behandlungen integriert wur-den Das Kurhaus und die Kurklinik sind feste Bestandteifeunseres heutigen Gesundheitswesens Was bleibt also fürein Krankenhaus der Naturheilweisen?Zunächst die Befreiung von reformerischen Tendenzen, Be-freiung von Alternativpostulaten — hie Naturmedizin — hieSchule Unsere Aufgaben kommen auf uns zu Seien es dieBereiche der Fehlernahrung der Umweltbelastung der

allergisch-toxischen Belastungen der zunehmenden Ersatz-und Kunststofftherapie unserer Zeit Unser Postulat mußsein daß wir die Freiheit und Weitherzigkeit einer empiri-schen Therapie in unser medizinisches Denken einbauenim Hinblick auf den Nutzen den unsere Patienten darausziehen können Wenn wir eine solche Therapie, die zumTeil jahrhundertealte Volkserfahrung einbezieht, mit allerKritikfähigkeit betreiben, wobei wir unsere Grenzen besserkennen sollten als die Laienbehandler, die sich ebenfallssolcher Therapieformen bedienen — so haben wir ein wirk-sames Äquivalent zu der immer mehr mit Risiko behaftetenChemotherapie der Schule Ernst Kretschmer sagte einmalin einem anderen Zusammenhang, was einmal war wirdnicht einmal zerstört, sondern uberformt. An uns liegt es zuverformen, der heutigen Zeit anzupassen Wissenschaftlicheoder rationale Medizin ist Universitatsmedizin, sie ist dieForm von Forschung und Lehre, die wir alle durchlaufenhaben Naturheilmedizin ist praktische Medizin mit der Ziel-setzung einer Heilung oder Hilfe um jeden Preis — wenndie Grenzen des Vertretbaren eingehalten werden So be-trachtet, verbietet diese Art keineswegs auch die Registereiner anderen Behandlung zu ziehen wenn es der Augen-blick erfordert und der Preis nicht hoher einzuschätzen ist,als der, den wir mit einer anderen Losung akzeptieren Wirstehen mit unserer Therapie nicht nur vor der Aufgabe, daßwir nicht schaden, sondern auch im Brennpunkt der Kritik,wenn wir mit einer unwirksamen Therapie schaden Dabei

158 Phys Med u Reh Heft 8 1976

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geht es keineswegs um eine anerkannte wissenschaftlicheTherapie, sondern um unsere Verantwortlichkeit, die wirmit unserer Therapie zu tragen haben.Damit unterscheidet sich eine naturbezogene Therapie inden Händen eines Arztes wesentlich von der eines Heil-praktikers oder Medizinmannes. Der eine handelt aus demWissen seiner Möglichkeiten, der andere aus der Unkennt-nis pathophysiologischer Zusammenhänge nicht selten imSinne eines Dilettanten, der die Schwierigkeiten nicht er-kennt, die auch in einer naturgemäßen Therapie liegen kön-nen. Es ist nicht Sache eines Behandlerszu prüfen, ob seineMethode hermeneutisch erklärbar oder naturwissenschaft-lich nachweisbar ist, sondern es ist Sache des Arztes, inKenntnis einer Diagnose, eines pathophysiologischen Zu-sammenhanges das Bestmögliche für den Patienten zuunternehmen. Empirische Therapie ist nicht Gegenstandnaturwissenschaftlicher Untersuchungen, sondern allein demArzt anheimgestellt, der seine eigene Urteilsfähigkeit be-sitzt, die ihm Ausbildung und Erfahrung geschult hat.Meine Damen und Herren,

erlauben Sie mir zu diesen Ausführungen ein Zitat vonHufeland einzuflechten, das Richtlinie für unser Handelnsein kann. „Jetzt hingegen ist es das Schicksal fast allerhöheren und verfeinerten Menschenklassen, fast allerStädtebewohner, daß ihre Natur schon jenen Grad vonKraft und regulärer Wirksamkeit verloren hat, der zur Allein-hilfe in Krankheiten hinreichend ist. Ein künstliches Lebenfordert eine künstliche Heilung."Wir leben bekanntlich in einer Zeit des Kunststoffersatzes.Auch in der Therapie machen wir davon mehr oder wenigerreichlich Gebrauch. Denken Sie an Schrittmacher, an Ge-lenkersatz, an künstliche Gefäße, an Herzklappenersatz,künstliche Niere und Reanimation. Damit haben wir uns vonjeder natürlichen Regulation entfernt und neue therapeu-tische Hilfen beansprucht, die unser Behandlungsrisikoebenfalls neu überdenken lassen. Nicht genug damit. UnsereErnährung, die nicht nach Vitalstoffen, oder gar nach bio-logischen Regeln, sondern kommerziellen Belangen aus-gesucht wird, macht es zunehmend schwieriger, Natürlich-keit zu vertreten.

Wir haben z. B. in den letzten Jahren darauf verzichtet. Roh-kostformen zu verabreichen, nachdem wir damit Gefahr lau-fen, daß Insektizide und Verschönungsmittel bei unserenGärtnereien in Ballungszentren mehr Schaden am Binde-gewebe anrichten, als man Nutzen von einer solchen Kost-umstellung erwarten dürfte. Der Ausweg in einen biologi-schen Landbau kann solange nicht diskutiert werden, so-lange wir mit einem Patientengut zu tun haben, das sichfinanziell solchen Luxus nicht erlauben kann, geschweigedie Tatsache, daß sie fast alle den Werbemanipulationenunserer Medien viel schneller erliegen, als dem warnenderhobenen Finger ihres Arztes. So wird künstliches Lebeneine künstliche Therapie induzieren, wie es Huieland vor-ausgesagt hat, und unsere Aufgabe gleicht der jenes Rittersohne Furcht und Tadel, wenn wir nicht umdenken und Rela-tionen schaffen.

So wie die Mechanisierung und Industrialisierung denSchatten der Umweltbelastung mit sich gebracht hat, so hatdie chemisch-pharmazeutische Erschließung unseres Arznei-marktes auch zu negativen Merkmalen unserer Therapiegeführt, von denen Contergan nicht allein beispielhaft ge-blieben ist. Naturheilweisen haben aus dieser Entwicklungnicht etwa naturheilerischen Fanatismus zu vertreten, son-dern echte Aufgaben zu erfüllen, die uns die Zeit diktiert.Es gilt keine Alternative zur Schulmedizin zu schaffen, son-dern therapeutische Wege zu gehen, die mit zur Bewältigungeiner Vielzahl von Aufgaben in der Medizin beitragen kön-nen.

Für die Klinik der Naturheilweisen gibt es keine diagnosti-schen und betrieblichen Probleme, die anders wären, als injedweder Fachklinik ähnlicher Größenordnung, es gibt nureine Abwandlung therapeutischer Möglichkeiten dort, wo esgilt, eine subtoxische Therapie mit einer weniger toxischenauszutauschen, eine künstliche Therapie mit einer mehrnatürlichen, eine schlechte Ernährung mit einer wenigerschlechten zu ersetzen.

Aufgaben der Klinik für Naturheilweisen sind:

I.Pflege der natürlichen Heilverfahren wie Sonne, Licht,Wasser und Bewegung (Aufgaben, die wir ebenso auchin Sanatorien finden)

2. Ausbau und Anwendung naturgemäßer Verfahren derReiz- und Umstimmungstherapie

3. Eine Alternative gegen die künstlichen Einflüsse in derMedizin, Therapie, wobei auch die Integrierung empiri-scher Maßnahmen möglich ist

4. Dialog mit dem Patienten im Sinne der Aufklärung, Ord-nungstherapie und Führung

Zu 1. möchte ich auf die Sanatoriumstherapie verweisen, diein der Klinik der Vor-, Früh- und Nachbehandlung vielfachAnwendung findet.

Zu 2. Naturheilverfahren sind Reiz- und Umstimmungsver-fahren, denen eine doppelsinnige Reaktionsweise zugrundeliegt. Es handelt sich also um Zuwenig oder Zuviel, um eineMinus- oder Plusvariante des Lebens. Am besten kann diesam Beispiel der Diätetik erörtert werden. Die Probleme derStoffwechselerkrankungen und Ernährung sind gekenn-zeichnet durch Überschuß und Mangel. Naturgemäße Heil-weisen sind Maßnahmen der Selbstregulierung, sei esFasten oder Selektivkost. Eine große Zahl anderer natur-heilerischer Maßnahmen sind an die Umstimmung geknüpft,Wärme-Kältereiz, Fieber- und Neuraltherapie, Bindegewebs-einflüsse durch Lymphdrainage oder Heilgymnastik.

Zu 3. Empirische Therapieformen sind die Aschner-Metho-den der Ausleitung und Ableitung. Blutegel, Schröp'en,Aderlaß, Eigenblut, Schwitzprozeduren u. a. m. Aber auchdie Phytotherapie kann neben der Homöopathie eine breitePalette anbieten, die gezielte Heilmaßnahmen gestattet, ohnedie Forderung der Wirkung zu ignorieren.Schließlich sei 4. der Dialog mit dem Patienten als wich-tiger Therapiefaktor angesprochen. Der in zunehmendemMaße aufgeklärte Patient verlangt nicht nur die Information,die seinen Zustand betrifft, er verlangt hingeführt zu wer-den an die Quellen seiner Krankheit, seiner Existenzgefähr-dung. Je glaubwürdiger die Mitteilung des Arztes an denPatienten wird, desto mehr bestehen die Chancen zur Wand-lung krankmachenden Verhaltens. Das erfordert Zeit undärztliches Engagement, es ist aber die einzige Form, dienegativ beeinflußte Meinung der Bevölkerung gegenüberärztlichen und therapeutischen Handelns zu beeinflussen.Wir haben hierbei mehrfach am Beispiel des Rauchens auf-fallendes Verständnis und kooperatives Verhalten erlebenkönnen.

Lassen Sie mich zusammenfassen. Naturheilverfahren habenin einer Klinik unter der kritischen Sichtung der AlternativeTherapieschaden und -nutzen resp. Wirkung eine bedeut-same Rolle. Grundlage jeder Therapie ist Umstimmung derReaktionsbereitschaft, bei uns Fasten oder Kostwechsel,Neuraltherapie unter der Beurteilung möglicher oder not-wendiger anderer Maßnahmen. Daneben die Möglichkeitender Ausleitung und Ableitung, die Umstellung chemischerMedikamente auf pflanzliche oder homöopathische Arznei-therapie. Keine Alternative, kein Außenseitertum, sondernernsthafte Auseinandersetzung mit Möglichkeiten und Scha-

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den Das Krankenhaus für Naturheilweisen ist ein Haus derTherapie —, wenn Sie wollen einer Therapie um jeden Preismit der Zielsetzung auf den Erfolg unter Beibehaltung deralten Regel cito tuto et lucundo Die Möglichkeiten des Hel-fens sind im Prinzip unbegrenzt, wenn aber Grenzen, soliegen sie an unserer eigenen Unzulänglichkeit. Helfen und

Heilen darf keine Prestige- oder Standpunktsfrage sein, siemuß dort zur Faszination des Arztes werden, wo seine Mög-lichkeiten schier unerschöpflich sind, weil sie die Quellender Krankheit erfaßt, in der Natur, im weitesten Sinne

Anschrift des Verfassers Dr med W Zimmermann Facharzt fürinnere Krankheiten Wolfratshauser Straße 49f 8023 Pullach

w. scnoeppe Die Bedeutung der pathophysiologischen Vorgänge bei zunehmenderNiereninsuffizienz für den Krankheitsverlauf der chronischenGlomerulonephritis

Das Thema und seine Erörterung gehen davon aus, daß esunter Anwendung verschiedener Methoden für Morphologieund Funktion gelingt, theoretisch den krankheitserzeugen-den und den krankhaften Prozeß selbst, dessen was wirunter der Diagnose Glomerulonephritis zusammenfassenzu beschreiben Am Einzelereignis der individuellen Formder Krankheit eines Menschen, so wie wir es als Arztebeobachten und vom klinischen Krankheitsbild her be-schreiben ist zu überprüfen ob sich die Einzelheiten dertheoretisch zusammengefaßten Gesamtvorstellung bewahr-heiten ob sie korngiert oder verworfen werden müssen

Die Annäherung an das Problem Glomeruonephntis unddurch diese Krankheit ausgeloste Pathomechanismen ge-schieht durch den Versuch bekannte morphologische oderphysiologisch funktionelle Phänomene im Prozeß der fort-schreitenden sich standig ändernden oder auch therapeu-tisch gebremsten und beeinflußten Krankheit vergleichendzu prüfen Es ist weiterhin zu fragen, welche biologischenMechanismen durch die Krankheit geändert, fehlgesteuertoder gehemmt werden Lassen sich darüber hinaus — diesist eine wichtige praktische Frage — aus klinischen Beob-achtungen und Untersuchungsresultaten Einblicke gewin-nen in den Krankheitsverlauf aus denen die Prognose derErkrankung abzuleiten ist und die Therapie begründet undihr Effekt bewiesen werden kannIch schicke voraus, daß wir auch heute noch trotz vielerFortschritte im einzelnen von dem Idealziel weit entferntsind, die Genauigkeit der Einordnung im Einzelfalle unddamit genaue Prognosestellung einer chronischen Glomeru-lonephritis zu erreichen Wenn man bedenkt, daß unterden 25 000 Patienten, die 1973 sich in Europa einer Be-handlung mtt der kunstlichen Niere unterzogen, über13 000 waren, d h 52 Prozent, die an einer Glomerulone-phritis als Grundkrankheit litten so ergibt sich allein dar-aus der Zwang die Erkrankung so früh wie möglich zuerkennen, sie so genau wie möglich zu beobachten undeinzuschlagende Wege der Behandlung immer wieder vonneuem kritisch zu bedenken Wir rechnen heute mit 40 bis60 Uramiekranken, die pro Jahr und Million der Bevölke-rung einer Behandlung mit der künstlichen Niere oder einerTransplantation bedürfen Über die Hälfte Kranke mit chro-nischer Glomerulonephritis Bedenkt man, daß die mittlereKrankheitsdauer 8 bis 10 Jahre betragt, so laßt sich etwaabschätzen, wie groß das Problem auch im konservativenBereich ist Zunächst einige Bemerkungen zur normalenAnatomie und Physiologie der Niere als Definition der Me-chanismen im einzelnen, auf die sich die Glomerulone-phritis auswirken kann

Anatomie und Physiologie der NiereGehen wir zunächst auf die Anatomie der Niere ein sohandelt es sich ja um ein sehr reich durchblutetes Ge-webe, dessen Gefaßarchitektur von der Arterie über In-

terlobar- und Bogenartenen hin bereits die makroskopischeDifferenzierung zwischen Rinden- und Markregion des Or-gans erkennen laßt Die Interlobularartenen die in dieRindenregion ziehen, fuhren über kleine, muskulär ver-sorgte Artenolenstrecken zu den Gefaßknaulen der Glo-meruii, Kapillarnetze die von den alten Physiologen undAnatomen als Wundernetze insofern bezeichnet wurden, alssich in diesem Kapillarsystem keine Stoffwechselaktivitatin Form eines Sauerstoffverbrauchs zeigte Von der zufuh-renden Arterie, dem sogenannten Vas afferens über dievom Mesangium gehaltenen Schlingen der glomerularenKapillarknauel erfolgt der Übergang zum sogenannten VasEfferens immer noch ein arterielles, also sauerstoffgesattig-tes Blut führendes Gefäß, das erst in das eigentliche Ka-pillarnetz der Niere übergeht, nämlich die Kapillaren, welchedie Aufgabe haben, das Nierengewebe der Parenchymzeilenalso der Tubuluszellen, mit Sauerstoff zu versorgen Inparalleler Organisation fuhren die Venen wieder zurück inden großen Kreislauf Dieses eine Stromungssystem derNiere hat am jeweiligen Glomerulus den Beginn eineszweiten Stromungssystems, des sogenannten Tubulusappa-rates Die glomerularen Kapillarschlingen sind umgebenvon der ßowmanschen Kapsel, dem Beginn des Tubulus-systems das sich in charakteristischer Weise unterteilt inproximalen Anteil gestreckten unterschiedlich iangen An-teil der Henleschen Schleife und distal gewundenen Teilbis hin zum Sammelrohr erstreckt, das schließlich in dasNierenbecken einmundet Die vorwiegende Lokahsation derGlomerula liegt in der Rindenregion, die den Konzentrie-rungsvorgang besonders betreffenden Schleifenanteile desNephron liegen in äußerer und innerer MarkzoneDie Funktion des einzelnen Nephron bestimmt in der Ge-samtsumme die Funktion der Niere Man kann bereits ausder Struktur des Gewebes ableiten daß die Durchstro-mungsraten im Vergleich zu anderen Organen hoch seinmüssen und so verhalt es sich auch Vom gesamten Herz-zeitvolumen fließen durch die Nieren etwa 20 Prozent Ab-solut ausgedruckt erhalt die Niere also von einem Herzmi-nutenvolumen von 6 Litern 1,2 Liter Von diesen 1 2 Li-tern, die pro Minute durch die Nieren fließen, werden etwa10 Prozent als Filtrat in der glomerularen Kapillare abge-preßt, d h 120 ccm/min treten an der glomerularen Ka-pillare durch die filtrierenden Kräfte in den Bowma/ischen-Kapselraum ein und durchfließen als Pnmarham die Tubuli

Die Funktion der glomerularen Kapillare ist beschreibbarals Filter an dem eine relativ große Menge an Flüssigkeitden Blutstrom verlaßt und parallel zu diesem durch daszweite Rohrensystem der Niere geschleust wirdHier wird die Grundfunktion I der Niere, nämlich die Filtra-tion, ergänzt durch eine zweite besonders bedeutsameGrundfunktion II, die Resorption Wahrend der Passagedurch das Tubulussystem wird der Primarharn auf etwa1 Prozent des ursprunglichen Volumens reduziert die in

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Lösung befindlichen Substanzen, wie Elektrolyte, bleibendem Körper durch die resorptive Tätigkeit der Tubulus-zellen erhalten. Vor allem Natrium und Chlorid werdenrückresorbiert, sie ziehen die Wassermoleküle nach sich,so daß der Körper davor bewahrt wird, Flüssigkeit undSalze zu verlieren. Durch eine dritte Grundfunktion, nämlichdiejenige der Sekretion, wird die Qualität des Primärharnsverändert, weil durch eine sekretorische Leistung der Tu-buluszellen Substanzen zur Ausscheidung kommen, dieallein durch die Filtration nicht ausreichend ausgeschiedenwerden können.

Dieses Grundschema der selektiven Ausscheidungsleistungdurch 1. Filtration, 2. Resorption und 3. Sekretion wird er-gänzt durch verschiedene Mechanismen der unterschied-lichen Feineinstellungen durch übergeordnete Systeme,Kontrollsysteme, die eine Anpassung an die unterschied-lichen Erfordernisse des Stoffwechsels ermöglichen. Hiersei einmal hingewiesen auf das wichtige Kontrollsystem dersogenannten juxtaglomerularen Apparate, morphologischgenau definierter zellulärer Strukturen, die zwischen denzuführenden und abführenden Gefäßen des jeweiligenGlomerulus liegen, die aber andererseits den Beginn desdistaien gewundenen Tubulusabschnittes an den Ur-sprungsort dieses einzelnen Nephrons zurückführen. Inder sogenannten Makula-densa-Region des Tubulus findenwir eine natriumempfindliche Stelle, die wahrscheinlichKonzentrationsänderungen für Natrium sofort weiterleitetund bei Gefahr des Verlustes dieses wichtigsten extra-zellulären Kations als Auslöser dafür gilt, daß durch Kon-traktion des zuführenden Arteriolengefäßes das Blutangebotan die glomerulären Schlingen abnimmt und damit diefiltrierte Menge verkleinert wird. Weitere Kontrollsystemehormoneller Natur greifen an unterschiedlichen Strukturender Tubuli an, so etwa das Mineralocorticoid Aldosteron,welches ebenfalls für die Erhaltung von Natrium im Körpersorgt durch eine erhöhte Resorption oder aber das Adiu-retin, welches als Hypophysenhinterlappenhormon die Per-meabilität der Tubuluszellen für Wasser je nach dem Was-serangebot im Organismus ändert und beeinflußt.

Die die Hydrodynamik des Nierenorgans bestimmendenVorgänge von Filtration, Resorption und Sekretion werdenergänzt durch Grundfunktionen der Niere, die sich auf dengesamten Körper nicht nur im Sinne der filternden Ent-schlackung auswirken, sondern die Bedeutung hormonellerRegulationen besitzen. Stichwortartig seien hier genannt,das die Blutbildung beeinflussende Hormon Erythropoetin,dessen Fehlen zur Anämie führt. Weiterhin ist von Bedeu-tung, die in der Niere erfolgende Umwandlung von Vita-min D in ein Molekül mit hormonartiger Wirkung, das soge-nannte 1,25-DHCC, welches die Resorption von Calcium imDarm fördert. Schließlich wird im bereits erwähnten juxta-glomerularen Apparat, das Ferment Renin produziert, wel-ches aus der Leber kommende Vorstufen umwandelt inAngiotensin II, das stärkste bisher bekannte, den Blutdrucksteigender Hormon, dem in der gesamten Kreislaufregu-lation große Bedeutung zukommt.

Das Krankheitsbild der GlomerulonephritisWas geschieht nun im Falle einer Erkrankung, die wir alsGlomerulonephritis kennen. Das morphologische Substrat,an dem sich die Erkrankungsvorgänge abspielen, seiensie akuter oder chronischer Natur, ist in erster Linie dieStruktur des Glomerulus. Die Kapillaren werden gehaltenvom sogenannten Mesangium. Die Kapillarwand ist defi-niert durch das vorhandene Endothel, weiterhin die soge-nannte filternde Basalmembran, auf der Außenseite zurßowmanschen Kapsel hin sitzen die sogenannten Podo-zyten den Schlingen auf und geben diesen mit ihren Fuß-

fortsätzen eine stabile Form und Struktur. Die ist dasfilternde Organ.Störungen dieser Struktur treten in zwei Hauptformen auf.Beide tragen nicht primär das Zeichen einer direkten Ein-wirkung von Bakterien auf die Struktur selbst, wie wir dasetwa von der Pyelonephritis her kennen, bei der Bak-terien direkt im Gewebe den entzündlichen Reiz setzen,sondern die glomeruläre Kapillare erleidet eine Störungdurch eine außerhalb der Niere sitzende Entzündungsreak-tion auf immunologischem Wege, d. h. Entzündungsprozessesind bereits in Gang gesetzt, deren Teilvorgänge nunmehrdie Veränderung an der glomerulären Kapillare auslösen.Antigen etwa von Streptokokken im Hals-Nasen-Rachen-raum wird eingeschwemmt und löst Antikörperbildung aus.Es kommt zur Formung von löslichen Antigen-Antikörper-komplexen, die mit dem Blutstrom an die glomeruläre Ka-pillare gelangen, dort von dem Filter aufgenommen werdenund im Verlaufe des Krankheitsprozesses auch durch diesesFilter hindurch geschleust werden. Dies ist der eine Haupt-weg einer Erkrankungsentstehung an der glomerulärenKapillare. Der zweite Weg, auf dem eine solche Reaktionabläuft, beinhaltet die Bildung von Antikörpern, die gegensie Substanz des Filters selbst gerichtet sind und sich dortals Antibasalmembran-Antikörper niederschlagen und aufdiese Weise den Krankheitsprozeß auslösen. LetzteresPhänomen beobachten wir bei rasch fortschreitenden akutenNephritiserkrankungen, wie dem sogenannten Goodpasture-Syndrom, einer Erkrankung, bei der durch wahrscheinlichäußere Einwirkung die Basalmembran der Alveolen in denLungen so verändert wird, daß sie Antigeneigenschaftenerhält. Hiergegen gebildete Antikörper verhalten sich ge-genüber der Basalmembran der glomerulären Kapillarenin der Niere nicht unterschiedlich, sie lagern sich dortin einer linearen Form, d. h. gleichmäßig verteilt, ab.

Dieser Vorgang sei an drei Beispielen demonstriert (Abb. 1):

1. Immunologische Mechanismen an der glomerulärenMembran bei akuter Nephritis.

2. Immunologische Prozesse bei der chronischen Glome-rulonephritis.

3. Immunologische Prozesse bei der Antibasalmembran-Antikörpernephritis.

Die immunologische Differenzierung gelingt dem Histologenmit Hilfe von markierten fluoreszierenden Antikörpern.Es läßt sich schon aus diesen wenigen schematischen Bei-spielen ableiten, daß das Krankheitsbild der Glomerulo-

O Complement

• Mesangiumzellen

P Protein - - Fibrin

o o Blutplättchen

Abb. 1I Lineare Ablagerung bei Antibasalmembranantikörper-

nephritisII Schollenförmige Ablagerung von Antigen-Antikörperkom-

plexen in der Basalmembran bei akuter Glomeruio-nephritis

III Granuläre Ablagerung von Antigen-Antikörperkomplexenin der Basalmembran bei chronischer Glomerulonephritis

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nephritis demnach individuell unterschiedlich wie vielge-staltig auftreten kann Schematisieren wir die Einzelformenin ihrer klinischen Erscheinung, so ergibt sich darüberhinaus ein weiteres Problem aus der Berücksichtigung deseinmal eingetretenen Schadens in der Gesamtfunktion derNieren. Unter den klinischen Formen kennen wir die akutnephntischen Formen, die mit dem Leitsymptom der Ha-matune einhergehen, Erythrozytenzylinder im Sedimenterkennen lassen und die klassischen Formen von Odem-bildung und Hochdruck nach sich ziehen. Hierunter fallendie Formen der klassischen akuten Glomerulonephritiden,wie wir sie im Erwachsenenalter heute weniger beobachten,die bereits genannten rasch progredienten Erkrankungenoder auch rezidivierend auftretende, z. T. makroskopischdeutliche nephrogene Hamatunen, es sei die Sonderformder nephritischen Manifestation allgemein vasculärer Er-krankungen ebenfalls genannt. Die zweite Hauptform, inder diese Erkrankung auftritt, ist die Ausprägung einesnephrotischen Syndromes. Wir trennen heute die Nephrosenicht mehr als eigenständiges Krankheitsbild von der Glo-merulonephritis ab, wissen wir doch, daß die krankhaftenGrundprozesse, wie etwa Schädigung der Membran odermesangiale Proliferation durchaus gleichlaufend in denmorphologischen Untersuchungen in Erscheinung tretenkönnen Hier liegt klinisch das Hauptgewicht auf dem Leit-symptom Odem bei schwerer Proteinurie, also Eiweißver-lust, von über 3 g/24 Stunden Beide Formen, falls siein eine chronische Erkrankung übergehen, fuhren, wie letzt-lich auch die Pyelonephritis, in einem spateren Stadium zudem Bild der generalisierten Folgen einer chronischen Aus-scheidungsstörung der Nieren — der Niereninsuffizienz —mit ihren unterschiedlichen Ausprägungen. Von besondererBedeutung sind die versteckten und asymptomatisch odernur mit wenigen Symptomen auftretenden Formen schlei-chender chronischer Erkrankungen der Glomeruli, vondenen wir heute mit Sicherheit sagen können, daß sie sichüber viele Jahre, ja Jahrzehnte hinziehen können, bis sieals chronische Niereninsuffizienz in Erscheinung treten

Tab. 1: GlomerulonephritisBekannte Veränderliche in Bildung, Ablagerung und Ge-websschadigung durch Antigen-Antikorperkomplexe

Tab. 2- Glomerulonephritis

Pathophysiologischer Mechanismus Mittler

Antigen

Antikörper

Komplement

Typ, Menge, Anzahl von AntigenStarke, Dauer der Einwirkungzeitliche FolgeDauer des Verbleibens imKreislauf

Typ: KlasseUnterteilungen von KlassenRelationen verschiedenerKlassen zueinander

Affinitat, Aviditat

Mengebiologische Aktivität

Glomerulare Lokalisation kreislaufbedingte Wirkungender Ag-Ak Komplexe: allgemein, lokal

Permeabilitatsanderungcytotrope Antikörper

Beseitigung derAg-Ak Komplexe:

Entzündungsaktivitätder Komplexe:

Hemmung entzündeterFolgereaktionen:

RESallgemein, lokal (Mesangium)Komplementakt i vierungThrombozytenakti vierungGerinnung

FibrinolysePlasmin (-ogenaktivator)KomptementinhibitorenEntfernung von Komplement undIgG durch Proteolyse

I Lösliche Komplexe fuhren zurGlomerulonephritis KinineA Akut

Antigene Komplement1. Streptokokken Leukozyten2. Lues Gerinnung3 Virus unbekannt4. unbekannt

B Chronisch1. endogen

a) DNAb) Tumorantigenec) Thyreoglobuhnd) IgG, IgMe) unbekannt

2 exogena) Malariab) Streptokokkenc) Staphylokokkend) Au SH Antigene) Virus

Kinine!l Glomerulare Antibasalmembranantikörper Komplement

Gerinnung

III Kryoglobulinablagerung

IV Allergene |gj=a) Pollen Histaminb) Medikamente Serotoninc) weitere unbek. Allergene SRS-A

Auswirkungen der GlomerulonephritisEs ist klar, daß die unterschiedliche Ausprägung derKrankheit von zahlreichen Faktoren des Entzundungsvor-ganges selbst abhängig ist, wie sie in der folgenden Ta-belle zusammenfassend aufgezeichnet sind (Tab. 1).

Die unterschiedliche Ausprägung der Erkrankung kann ab-hangen vom Antigen, dessen Typ, Menge, die Dauer derEinwirkung und die zeitliche Abfolge des Einwirkens imKreislauf von unterschiedlicher Wirkung auf die Besetzungund Störung der Membranen im Glomerulus sein kann. DieAntikörper spielen in ihrer Menge, in ihrer Effektivitätebenfalls eine Rolle, sie können unterschiedlich stark ge-bildet werden, schließlich spielt das Komplement als Ver-bindungsglied im Entzündungsvorgang eine wichtige, jaentscheidende Rolle. Wieweit Komplement aktiviert wird,entscheidet wiederum, welche Folgeveranderungen sichetwa an den Thrombozyten ergeben, wie Gerinnungsvor-gange in den Kapillaren bereits früh zu einer Verminderungder Filtrationsleistung, weil Verminderung der Filtrations-fläche erfolgt, führen können. Gegenregulationen sindebenfalls mit in die Überlegungen einzubeziehen.

Ohne auf die Einzelheiten dieses komplizierten lneinan-dergreifens eingehen zu wollen, sei mit der folgenden Ta-belle kurz darauf hingewiesen, daß wir über die klassischeForm der Poststreptokokken-Nephritis heute bereits einegrößere Zahl von Auslösefaktoren kennen, bei denen Vi-rusinfekte eine bedeutende Rolle spielen (Tab. 2). Eben-falls bedeutsam, aber in vollem Umfange noch nicht ge-klart, ist die Einwirkung äußerer Umstände, wie die Ex-position gegenüber Kohlenwasserstoffen, von denen expe-rimentell nachgewiesen ist, daß sie ein Krankheitsbild vomGoodpasture-Typ auslosen können und klinisch sich Hin-weise dafür ergeben, daß solche Kranke häufiger in derVorgeschichte über eine entsprechende Exposition berichtenkönnen. Neuere Hypothesen glauben dies auch für die

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chronische Glomerulonephntis geltend machen zu können,ein Faktum, dem sicher gesteigerte Aufmerksamkeit zuschenken ist.

Wirkt ein Reiz, wie die Ablagerung von Antigen-Antikor-perkomplexen ständig auf die biologische Struktur derglomerularen Kapillare ein, so löst er Mechanismen aus,die diesen Reiz beseitigen sollten. Der Pathologe weistuns dies entweder als eine Verdickung der Basalmembrannach, ein histologisches Bild, das häufig in Verbindung mitdem klinischen Bild der nephrotischen Erkrankung einher-geht oder aber es kommt zur verstärkten Proiiferation derMesangiumzellen, denen sowohi hinsichtlich der Abwehr-funktion, wie auch der Strukturbildung der Basalmembraneine Bedeutung zukommt. Solange es nicht zu einer ein-deutigen Beseitigung des pathogenetischen Faktors in derAtiologie kommt, bleiben aber solche Vorgänge erhaltensie sind unterschiedlich stark in ihrer klinischen und sicht-baren Ausprägung und führen in das Problem der chro-nischen Anpassung der gestörten Strukturen und zellu-laren Funktionen bei der Glomerulonephntis hinein.

Betrachtet man dies vom praktisch klinischen Standpunkt,so ergeben sich rein schematisch die in der folgenden Ab-bildung aufgezeichneten Möglichkeiten. Zunächst beobach-ten wir am Patienten ein klinisches Syndrom. Im Vorder-grund der Beschwerden stehen z. B. Ödeme, Hochdruck,Hamatune. Es können jedoch genau so nur wenige Smp-tome sein, die vielleicht zufällig im Rahmen einer Arbeits-schutzuntersuchung, im Rahmen einer Musterung entdecktwerden oder vom Patienten als kurzfristig auftretende Ha-matune berichtet werden. Unsere Aufgabe, diese Prozessezu analysieren, leiten unterschiedliche diagnostische Maß-nahmen ein. Neben der klinischen Untersuchung, derFeststellung biochemischer Veränderungen, die vor allemder Klärung dienen: wieweit ist die Funktion der Niereeingeschränkt, besteht bereits eine Retention von harn-pflichtigen Substanzen, wie Harnstoff oder Kreatimn, sindentzündliche Veränderungen, etwa im Sediment als Ery-throzytune oder Zylindrune zu beobachten Bei Beobach-tung der Prozesse zeigt sich eine unterschiedliche Ver-laufscharakteristik, die vor allem über den zeitlichen Ab-lauf Aufschlüsse ergibt, daraus wiederum ist unsererseitsdiagnostisch das Entwicklungsstadium der Erkrankungeinzugrenzen. Von der Klarung der Atiologie einerseits,wie auch der biologischen Anpassung des Organismusandererseits, hängt letztlich ab, welche Folgerungen sichhinsichtlich der Prognose des Krankheitsbildes für uns er-geben und welche therapeutischen Konsequenzen zu zie-hen sind (Abb. 2).

Für die akut nephritischen Prozesse finden sich im Ver-lauf unterschiedliche Charaktenstika {Abb. 3). In seltenenFällen akutes Nierenversagen mit Anurie, die Anwendungder künstlichen Niere ist erforderlich. In der Mehrzahl derFalle Heilung ohne Verbleiben von irgendwelchen Sym-

GLOMERULONEPHRITI S

Beobachtung I

klinisches Syndrom

1Verlaufscharaktenstik

Analyse |

Pathogenese(Aetiologie )

biologische Anpassung

- MorphologieDiagnostik ~- Biochemie

I Aettologie

Entwicklungsstadium

Fo lge rung |

. l> | He,

A k u t e N e p h r i t i s

AkutesNierenversagen

L-

r1

Nephrotisches Syndrommit Hamatune

u n g

f l1>

Symptomfreie

Hamatuneund

Prot&mune

^ ^ Chronische

Nieren Insuffizienz-

1Abb 3 • Verlaufsmöglichkeiten der akuten Glomerulo-nephntis nach Cameron. Natural History of Glomerulo-nephniis in Black: Renal Disease Oxford 1972.

ptomen In einer leider nicht zu vernachlässigenden ZahlEntwicklung eines nephrotischen Syndroms, also Ödeme,Eiweißverlust mit Hamatune oder aber es verbleibt eineohne stärkere klinische Symptome bestehende Mehraus-scheidung von Erythrozyten. Diese Stadien können über-gehen in die chronische Niereninsuffizienz.

Auswirkungen der NephroseEin ähnliches Verhalten läßt sich bei dem möglicherweiseals Spontanerkrankung primär zu beobachtenden Nephro-tischen Syndrom feststellen (Abb. 4) Wiederum ist beieinem kleinen Teil der Patienten ein akutes Nierenversa-gen Ursache raschen Eingreifens. In der Mehrzahl derFalle symptomfreie Intervalle, die mit Blut- und Eiweiß-ausscheidung einhergehen und in die chronische Nieren-insuffizienz übergehen. In einem Teil der Falle kommt eszu einer mehr oder weniger langen Heilungsphase, wobeiRezidive leider immer wieder beobachtet werden.

AkutesNierenversagen

SymptomfreieHamatune uProtemune

Nephrotisches Syndrom

mit Hamatune

ohne Hamatune

A

ChronischeNierenInsuffizienz

SymptomfreieProteinune

Heilung ?

Abb. 4. Verlaufsmoglichkeiten des nephrotischen Syndromsnach Cameron' Natural History of Glomerulonephntis inBlack: Renal Disease, Oxford 1972.

Was bedeutet dies für die eingangs schematisierten Funk-tionen. Unabhängig von der Manifestationsart der Erkran-kung lassen sich zeitlich stereotyp ablaufende Funktions-anderungen beobachten, die sich bei der Mehrzahl derPatienten im Laufe von mehreren Jahren entwickeln Dasfolgende Schema charakterisiert Vorgange in einer ver-einfachten, wenn auch etwas übertriebenen Form (Abb. 5)

Von den uns zuganglichen Funktionen sei zunächst einmal

P o l y u n s c h e Kompensa t i on /

PrognoseTherapie

Abb. 2. Glomerulonephntis

G l o m e r u l a r e F ü t r a t i o n s r a t eIGFR ) 100 120 m I min

Pseudonormune

\\

\

Z e i tAbb. 5

Phys Med u Reh Heft 8, 1976 1 6 3

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eingegangen auf die Funktion FlussigkeitsausscheidungGehen wir davon aus daß normalerweise ein Harnvolumenvon 0,7 bis 1,2 mf/min zur Ausscheidung kommt so istfestzustellen, daß über lange Zeit einer chronischen Er-krankung der Niere dieses Volumen erhalten bleibt Kommtes zum Parenchymverlust, zur Minderfunktion der Nierenso beobachten die Patienten häufig eine vermehrte Harn-ausscheidung wir sprechen dann von einer polyunschenKompensation Diese geht in spaten Stadien über in diePhase der Oligune und beim endgültigen Versagen derNierenfunktion in die Anurie Untersuchen wir welcheFunktion dem zugrundeiiegt, so sei an die schematischenmorphologischen Darstellungen erinnert Ablagerung vonFremdsubstanzen, also Antigen-Antikorperkomplexen oderAntibasalmembran-Antikorpern in der Membran der fil-trierenden Kapillaren lost Reaktionen aus in Form vonDurchlässigkeit der Membran für Eiweiß einerseits inForm von Proliferation des Mesangiums oder gar des Kap-selepithels andererseits Gelingt eine Beseitigung der An-tigen-Antikorperkomplexe nicht, so laufen diese Prozesseweiter, es kommt zur Einengung der Kapillaren, Genn-nungsvorgange laufen ab, es kommt schließlich zur Ver-ödung, so daß ein Blutstrom nicht mehr besteht Dies be-deutet aber Verlust an Filtrationsflache und damit Verlustan Filtrationsvolumen Die Grundfunktion Filtration nimmtalso im chronischen Prozeß der Erkrankung ab Messendkönnen wir uns diesen Vorgang zuganglich machen durchdie Kreatinm-Clearance Kreatinin — eine Schlackensub-stanz die nur filtriert und von der Tubuluszelle wedersezermert noch reabsorbiert wird ist wenn wir ihre Ge-samtausscheidung messen ein guter Indikator für dieseGrundfunktion, und beobachtet man die Veränderung dieserFunktion im Laufe der chronischen Erkrankung, so findenwir einen mehr oder weniger kontinuierlichen Ruckgang desFiltrates Man kann daraus auf einen zunehmenden Ver-lust der Filtrationsflache schließen Immer weniger Kapil-laren in immer weniger Glomeruli liefern Filtrat, die nach-geschalteten Tubuli erhalten weniger Primarharn, mit demVeröden der kapillaren Schlingen im Glomerulus und demSistieren der Filtration veröden auch die Tubuli Die we-nigen verbleibenden offenen Harnkanalchen werden aberihrer Aufgabe der Reabsorption noch lange Zeit gerecht,wenn auch in vermindertem Umfange Die Verminderungder Grundfunktion Reabsorption bei solchen Krankheitenist sichtbar in der Polyune Schon eine kleine Änderungder tubularen Ruckresorption von Natrium und damit fürWasser fuhrt zu einer Steigerung der Ausscheidung Imweiteren Krankheitsverlauf kann diese biologische An-passung bis zu einer Reduktion des Fiitrates auf etwa10 Prozent des Ausgangswertes wirksam bleiben Eineweitere Reduktion fuhrt zum Zusammenbruch dieses müh-sam aufrecht erhaltenen Gleichgewichts der Funktionen

100 100

Vor Antibiotika und

Kortikosteroiden —H340

?••••' gestorben

I I Proteinurie

0

Antibiotika und Diuretika

1840- 1955

gebessert

Freilich muß dieses Gleichgewicht in zunehmendem Maßedurch pathologische Veränderungen im Gesamtorganismuserkauft werden Wiederum am Beispiel eines Indikators,hier des Harnstoffs, der nicht mehr in ausreichendem Maßeausgeschieden werden kann Eine Reduktion des Filtratesum etwa 40 bis 50 Prozent bzw der Ruckgang der Krea-tmin-Clearance von 120 auf 60 ml/min/Korperoberflachefuhrt zu einer dauernden Erhöhung des Harnstoffes, dessenKonzentration im Blut mit zunehmendem Verlust an Fil-tratflache ansteigt Es sind immer wieder Kranke zu be-obachten, die von all dem kaum etwas berichten oder ver-spuren, bei denen wir Harnstoffkonzentrationen von 400oder 500 mg/100 ml Blut messen können, ohne daß diesvorher bekannt war Der Organismus kann also solche Ver-änderungen kompensieren Dies gilt auch für andere Sub-stanzen oder Ionen wie z B Calcium, für WasserstoffionenFrühzeitig machen sich Folgeerscheinungen einer verän-derten Ausscheidung von Phosphor bemerkbar, Knochen-veranderungen treten im Laufe der Anpassung an die Nie-reninsuffizienz relativ früh auf ebenso wie Veränderungenetwa des Glukosestoffwechsels der Hormonproduktionoder ganzer Organleistungen

Das Krankheitsbild der UrämieDie extreme Steigerung der Ungleichgewichte kennen wirim Krankheitsbild der Uramie Hier ist eine Anpassung andie veränderten schließlich toxischen Bedingungen desStoffwechsels nicht mehr möglich Wir finden Veränderun-gen am Zentralnervensystem, neurologische Ausfalle imSinne der uramischen Neuropathie Wir finden Verände-rungen in der Blutbildung in Form der renalen AnämieDiese ist Folge der toxischen Einwirkung von Stoffwech-selschlacken auf die Blutbildung einerseits, aber auchFolge des Verlustes an Erythropoetin aus der Niere an-dererseits denn dieses Hormon wird durch das schrump-fende Organ nicht mehr in entsprechender Menge akti-viert oder produziert Die Ernährung der Muskelzellen istgestört morphologisch faßbar als uramische Myopathie, eskommt zu den bereits genannten deutlichen Veränderungendes Knochenstoffwechsels infolge eines sekundären Hy-perparathyreoidismus der ausgelost ist durch eine schlech-tere Calciumaufnahme im Darm einerseits und Calcium-mobilisierung und Ausscheidung andererseits, wie auchdurch die Retention von Phosphat

Alle diese Vorgange, die in ihren Überschneidungen sichim Einzelfalle unterschiedlich manifestieren, fuhren hin zutherapeutischen FragenZweifellos sind auf diesem Gebiet im Laufe der zuneh-menden Erkenntnisse der Erkrankungen der Niere Er-folge erzielt worden Als Beispiel sei die Esnwirkungsmog-lichkeit auf die nephrotischen Verlaufsformen bei Kindernhingewiesen (Abb 6) Vor 1940 standen hier praktisch keine

Jahre

Antibiotika, Diuretika undKortikosteroide. BPhandlungder Hvpovolamie 1955 — •

Abb 6 Uberlebensratenvon Kindern mit Nephrosenach Black- Rena/ Disease,Oxford 1972

1 6 4 Phys Med u Reh Heft 8 1976

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therapeutischen Möglichkeiten zur Verfugung Innerhalbeines Beobachtungszeitraumes von 5 Jahren starben etwa3A der Patienten Vi zeigte eine Besserung Es war alsoein Zustand, der mehr oder weniger eines Alles- oderNichtsgesetz in der Natur dieser Erkrankung andeuteteNach 1940 fanden antibiotische Mittel zunehmend Auf-nahme in die Therapie. Die gefährlichen Infektionen beiNephrosen mit Verlust an Innenglobulmen konnten be-kamoft werden Die Flussigkeitsretention konnte durch im-mer wirksamere Diuretica bekämpft werden, die Zahl dergebesserten Falle nahm auf 60 Prozent deutlich zu, esverblieb ein kleiner Rest von Patienten mit bestehenderpersistenter Eiweißausscheidung, der Anteil der todlichenFalle konnte vermindert werden

Mit noch genauerer Kenntnis der pathophysiologischenZustande und Einführung der Corticosteroide in die Be-handlung, noch unbekannt ob als immunsuppressiveMaßnahme oder lokal eingreifende strukturbeeinflussende

Behandlung, ließ sich der tödliche Verlauf der Erkrankungweiterhin gunstig beeinflussenMit der zunehmenden Kenntnis der Immunprozesse, dieden Krankheitsverlauf beeinflussen, sind Überlegungen zuweiteren therapeutischen Eingriffen angestellt worden Nochsteht uns hierzu ausreichende Kenntnis aus vergleichen-den Untersuchungen nicht zur Verfugung, ein Faktum dasauch auf die Natur der Erkrankung als langsam, z T auchdiskontinuierlich verlaufenden Prozessen zurückzuführenist Freilich sind wir andererseits heute in der Lage dentödlichen Verlauf vieler dieser Erkrankungen mit Hilfe derLangzeitbehandlung mit der künstlichen Niere oder durchTransplantation abwenden zu können Ziel aller dieser Be-mühungen wird jedoch sein, diese Erkrankungen so frühwie möglich zu erkennen und sie so früh wie möglichwirksam bekämpfen zu können

Anschrift des Verfassers Prof Dr med W Schoeppe TheodorStern-Kai 7 6000 Frankfurt 70

B. Brisse Klinik der Herzinsuffizienz

Die Beurteilung der Herzfunktion in Ruhe und der An-passungsfähigkeit an alltägliche und extreme Belastung er-folgt vorrangig nach den anamnestischen Angaben derPatienten und klinischen Untersuchungsbefunden, d hphysikalischer Untersuchung, EKG und Rontgenkontrolleder Thoraxorgane In den meisten Fallen weisen nämlicherst die sekundären Funktionsstörungen verschiedenerOrgane auf die kardiale Erkrankung hm Hierzu zahlen diebereits für den Laien augenfälligen Symptome Dyspnoe,Zyanose, Ödeme und Herzrhythmusstorungen, ebenso dieZeichen der zerebralen Minderdurchblutung die bei alterenPatienten im Vordergrund stehen können Diese Symptomesind oft nicht nur Ausdruck der verminderten Herzleistungselbst, sondern auch auf die sekundären Regulations-mechanismen der Peripherie zurückzuführen, so daß kar-diale und extrakardiale Faktoren Schweregrad und Verlaufdes Krankheitsbildes bestimmen können

Pathogenese der HerzinsuffizienzDer relativ einheitlichen klinischen Symptomatik steht einbesonders vielfaltiges Krankheitsspektrum in der Patho-genese der Herzinsuffizienz gegenüber (Tab 1) Es lassensich Erkrankungen unterscheiden, die zu einer Druck- bzwVolumenbelastung des Herzens fuhren und von einer wei-teren Gruppe abgrenzen, deren pathogenetische Ursacheim Myokard selbst liegt Hierzu müssen die sekundäre Be-teiligung des Herzens im Ablauf zahlreicher Allgemein-erkrankungen z B Entzündungen, Tumoren, toxischerReaktionen endokriner und metabolischer Störungen, und

Tab 1 Ursachen der Herzinsuffizienz

1 Druckbelastunga) Hypertonie im großen und kleinen Kreislaufb) Herzklappenfehler mit Stenose

2 Volumenbelastunga) av Fistelb) Imks-rechts-Shuntc) Klappeninsuffizienz

3 Pnmar myokardiale Herzinsuffizienza) Entzündung, Tumor toxische Reaktion u ab) Endokrine und metabolische Störungenc) , Myokardiopathien

die sog Kardiomyopathien gerechnet werden Eine Zu-nahme gerade dieser letztgenannten Erkrankungen hat inden vergangenen Jahren zu einer stärkeren Beachtung undintensiven Forschung gefuhrt Nach Goodwin (1, 2) sindpathogenetisch 4 Gruppen der Kardiomyopathien zu unter-scheiden

1 die kongestive Kardiomyographie mit dünnem Ventrikel-myokard, Herzdilatation und Herzinsuffizienz

2 die hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie mit asym-metrischer Hypertrophie des linken und, in 25 Prozent derFalle, auch des rechten Ventrikels und Behinderung derAusflußbahn ohne Herzdilatation,

3 die konstriktive (restriktive) Kardiomyopathie infolge ver-mehrter Ventnkelsfeifigkeit, z ß bei fnfiftrationen (Amy-loidose) und

4 die obliterative Kardiomyopathie mit Obliteration derVentnkellumma und atrioventnkularer Regurgitation z Bbei Endomyokardfibrose und fibroplastischer EndokarditisLoffler

Ätiologische Faktoren bleiben bei dieser in der Klinik ge-brauchlichen Einteilung weitgehend außer Betracht (3) Zuihrer Klarung wäre in vielen Fallen mindestens eine Myo-kardbiopsie (4) erforderlich, so daß eine ätiologische Diffe-rentialdiagnostik oft mtra vitam nicht möglich ist

Klinische Diagnostik(Anpassungsmechanismen, Stadien der Herzinsuffizienz)In den frühen Stadien der Erkrankung kann die Einschrän-kung der Herzleistung zunächst durch verschiedene kar-diale und extrakardiale Mechanismen kompensiert werdenDiese Regulationen werden in Abhängigkeit von demSchweregrad der Herzinsuffizienz unter verschiedenen Be-lastungen durchbrochen, so daß eine klinische Symptomatikmanifest wird Für die myokardiale Kontraktilitat sind außerdem Kontraktilitatseigenfaktor des Myokards und der Herz-frequenz die enddiastolische Faserlange und -dehnung desInken Ventrikels (Preload) und der Widerstand gegen dieventrikulare Ejektion (Afterload) von Bedeutung (5) Überden Fran/c-Sfa/7/ng-Mechanismus und eine ventrikulareHypertrophie werden vorwiegend der Preload und Afterloadbeeinflußt (6) Eine gleichzeitige Steigerung des Sympathi-

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HERZINSUFFIZIENZ

Anstieg desenddiastolischenVentrikeldruckes

• Herzrhythmusstorungen.

MVerminderung von

, Herzleistung undCoronardurchblutung

Verminderungdes Sauerstoffangebotesim Myokard(erhöhte av-Differenz)

Verminderung des HZV

Abnahme des Aortendruckes,periphere Minderdurchblutung(Niere)

Freisetzung vonRenin/Angiotensin/ALDOSTERON

ÖDEME

erhöhte•*- sympathiko-adrenale

Stimulation

Steigerung der

Inotropie^ \ Chronotropie,Bathmotropie(Re/zbildung,Erregungsleitung)

Tab 2 Wechselwirkungen hamodynamischer und endokriner Regulationsmechanismen bei Herzinsuffizienz

kotonus verändert sämtliche genannten Faktoren (7) (Tab 2)Sie fuhrt zu einer Steigerung der Inotrophie und Chrono-tropie begünstigt allerdings auch das Auftreten von Herz-rhythmusstorungen In Abhängigkeit von der Ausprägungder Erkrankung werden diese Kompensationsmechanismenunter verschiedenen Bedingungen durchbrochen so daßeine Einteilung des klinischen Schweregrades der Herz-insuffizienz möglich wird Nach Roskamm (8) unterscheidetman 4 Stadien der gestörten Herzfunktion

1 Kontraktionsschwache bei Belastung,

2 Kontraktronsschwache in Ruhe,

3 Belastungsmsuffizienz (latente Herzinsuffizienz) und

4 Ruheinsuffizienz

Im 1 und 2 Stadium wird erst bei Belastung oder bereitsin Ruhe eine Zunahme des Fran/c-Sfar/mg-Mechanismuserforderlich, der noch zur Kompensation ausreicht Im Sta-dium 3 sind das HZV unter Belastung bereits vermindertund die gemischt venöse O2-Spannung infolge starkerO2-Ausschopfung des Blutes erniedrigt, trotz Zunahme desF/-a/?/c-Sfa/-//r7g-Mechanismus Im Stadium 4 bestehen dieseVeränderungen bereits in Ruhe In der Klinik sind dahervorwiegend Stadium 3 und 4 von Bedeutung Eine Dia-gnostik der ersten 2 Stadien erfordert den Einsatz speziellerinvasiver Methoden die oft auch zum Nachweis des Sta-diums 3 notwendig sind Im Rahmen einer quantitativen Be-

urteilung des Krankheitsbildes sind diese Befunde im Zu-sammenhang mit den klinischen Untersuchungsdaten undder rontgenologischen Herzgroße und -kontraktilitat sowieelektro- und mechanokardiographischen Veränderungen zusehen (9) Auch rontgenologisch kann nämlich die Herz-insuffizienz an der fast immer vorhandenen Herzvergröße-rung im Ventrikelbereich, der Volumenzunahme des linkenVorhofs und der veränderten Lungengefaßfullung im Sinneeiner Lungenstauung erkannt werden Eine Linksinsuffizienzfuhrt nämlich zum Anstieg des linken Vorhofdruckes, desPulmonalvenendruckes und folglich auch des Pulmonai-kapillardruckes (PCP) Dieser kann auch ambulant mit Hilfedes sogenannten Einschwemmkathetensmus relativ einfachgemessen werden (10) Die verlängerten Kreislaufzeiten las-sen sich mit Hilfe einer Farbstoffverdunnungskurve auch inder Praxis nachweisen (11, 12)

Die Symptomatik der akuten Herzinsuffizienz wird durchrasch einsetzende Druck- oder Volumenanderungen aus-gelost, die zu einer Abnahme des HZV fuhren und primärauf einem Versagen des rechten (Lungenembolie) oder deslinken Ventrikels (Herzinfarkt, intermittierende Tachykardieund Bradykardie) beruhen Entsprechend stehen die Zeichender penpheren Mangeldurchblutung bzw der Stauung imkleinen (Lungenodem) oder im großen Kreislauf im Vorder-grund Das klinische Bild wird in beiden Faffen durchHypoxie und Zentralisation überlagert (13) die zum kardio-genen Schock fuhren können Der klinische Verlauf ist nichtnur abhangig von der zeitig einsetzenden symptomatischen

1 6 6 Phys Med u Reh Heft 8, 1976

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Therapie, sondern wesentlich auch von der Kompensations-moglichkeit des intakten oder vorgeschadigten Myo-kards u a

Insuffizienz hervorrufen. Die klinische Symptomatik wirdauch durch die Stimulierung des sympathikoadrenalenSystems und der Aldosteronsekretion geprägt

Veränderungen der Kreislaufregulation

(Hyperaldosteronismus, Sympathikotonus)

Die klinische Symptomatik der akuten und chronischenHerzinsuffizienz wird nicht nur durch die kardiale sondernebenso durch die extrakardiale Regulation beeinflußt(Tab 2) Die Verminderung des HZV und damit der Organ-durchblutung fuhrt zu einer gesteigerten Renin/Angiotensm/Aldosteronsekretion Auf diese Weise wird die renale Na-Ruckresorption begünstigt Gleichzeitig nimmt das Blutvolu-men vorwiegend im Niederdrucksystem zu so daß die Aus-bildung von Ödemen beginnt Es konnte gezeigt werden, daßdieser erhöhte Aldosteronspiegel zur Ödembildung erfor-derlich ist und nur unter gleichzeitiger Verminderung desHZV dieses Symptom hervorruft Der therapeutische Erfolgvon Aldosteronantagonisten bestätigt diese Befunde (13)

Wahrend die Steigerung des zentralen Venendrucks bishernur unzureichend erklart werden kann, ist die Bedeutungdes Sympathikotonus für die vermehrte arterielle Tonisie-rung unbestritten (13). Hiermit wird eine ausreichende Ver-sorgung einzelner Organe gesichert, die bei Zunahme derHerzinsuffizienz und damit auch des Sympathikotonus z. Bim kardiogenen Schock (14) zur Zentralisation des Kreis-laufs fuhrt Die vermehrte Katecholaminfreisetzung wurdesowohl am Herzen selbst wie in der Peripherie einschließ-lich Nebennierenmark nachgewiesen (15, 16, 17) Ebensowie im Gefaßsystem dient dieser erhöhte Sympathikotonusam Herzen zunächst der Anpassung bzw der Kompensationder Herzinsuffizienz. Die Inotropie wird über eine Aktivie-rung der langsamen Ca-Strome gesteigert (18) Gleichzeitigbegünstigt der erhöhte Noradrenalin-Spiegel das Auftretenvon Extrasystolen und Tachykardien, die eine Herzinsuffi-zienz verstarken (17) oder klinisch manifest werden lassen

ZusammenfassungDas Zusammenspiel hamodynamischer und endokrinerRegulationsmechanismen bestimmt unter physiologischenund pathophysiologischen Bedingungen die Funktion deskardiovaskulären Systems Eine Durchbrechung der Regu-lationskreise fuhrt zu mangelnder Anpassungsfähigkeit anBelastung und schließlich zur Ruheinsuffizienz SowohlDruck- wie Volumenbelastung als auch primär myokardialeErkrankungen können diese Funktionsstörung bzw Herz-

L I T E R A T U R V E R Z E I C H N I S1 Goodwin, J F The cardiomyopathies Royal College of Physi-

cians Symposium, 1966 Edinburgh p 762 Goodwin, J F, H Gordon A Hollmann and M B Bishop Clini

cal aspects of cardiomyopathies Brit med J 1 (1961) 693 Mc Kinney, B Pathology of the cardiomyopathies, p 5 Butter-

worth 19744 Mosslacher, H und J Slany Myokardbiopsie Z Kreislaufforsch

Band 60 Heft 4, S 2895 Roelandt, J, G T Meester, N Bernhard and P G Hugenholtz

The assessment of ventricular funotion in cardiac insufficiencyIn Das chronisch kranke Herz Ed H Roskamm und H ReindellF K Schattauer Verlag Stuttgart, New York 1973 S 369

6 Remdeli, H Parameter der Herzinsuffizienz im Hinblick auf Diagnose und Prognose In Herzinsuffizienz S 506 Ed H ReindellJ Keul E Doll Georg Thieme Verlag Stuttgart 1968

7 Chidsey, Ch A and E Braunwald Sympathetic activity andneurotransmitter depletion in oongestive heart failure PharmacolRev Vol 18 No 1, part 1 p 685

8 Roskamm H Funktionsprufungen von Herz und Kreislauf SandozAG Nürnberg 1971

9 Remdell, H Die Bedeutung von Rontgenologie und Ruhe-EKG fürdie Funktionsdiagnostik des Herzens (Gesetzmäßigkeiten derrontgenologisch nachweisbaren Form und Größenänderung desHerzens ) In Das chronisch kranke Herz, S 257, Ed H Roskammund H Remdeil, F K Schattauer Verlag Stuttgart New York 1973

10 Roskamm, H, H Weidemann, B Metnecke, J Petersen undH Remdell Die Diagnostik einer beginnenden Herzinsuffizienz mitHilfe eines Einschwemmkatheterverfahrens Z Kreislaufforsch 59(1970) 119

11 Günther, K H Die Bestimmung der Kreislaufzelten In KlinischeIndikatordilutionstechnik, S 45 VEB Gustav Fischer Verlag Jena1971

12 Bender, F. Farbstoffverdunnungsmethode mit zentraler und pen-pherer Injektion In Kreislaufmessungen 5 Freiburger Kolloquium1965, S 161, Ed H Reindell, H Kiepzig Werk Verlag Dr EdmundBanaschewski 1966

13 Scholmench, P Klinik der akuten und chronischen Herzinsuffi-zienz In Verhandlungen der Dtsch Ges f KreislaufforschungBand 34 Herzdilatation und Herzinsuffizienz S 64 Ed R Thauerund C Albers, Dr Dietrich Steinkopf Verlag Darmstadt 1968

14 Dietzmann, R H, L H Romero and C B Beckmann Themfluence of the sympathetic nervous System during cardiogenicshook Surg Gynec Obstet 137 (1973) 773

15 Bnsse, B, und F Bender Katecholamine und 11-Hydroxykortikoideim Serum herzinsuffizienter Patienten unter Belastung Verh ddtsch Ges f Innere Medizin Wiesbaden, 77 Band, 1971, S 469

16 Bnsse B , und F Bender Adrenalin- und Noradrenahnbestimmungen im Serum nach Verapamil bei Herzinsuffizienz Med Welt 22(1971) 207

17 Bnsse, B Herz und Kreislauf Biochemische und pharmakoio-gische Grundlagen In Sturm/Birkmayer Klinische Pathologie desvegetativen Nervensystems Band 1 Gustav Fischer Verlag Stutt-gart 1976

18 F/eckenstem A J Janke H J Döring and O Leder Myocar-dial fiber necrosis due to mtracellular Ca overload •—• a newprinciple in cardiac pathophysiology In Myocardial Biology p563 Ed N S Dhalla, Urban und Schwarzenberg Munchen-Berlin-Wien 1974

Anschrift des Verfassers Pnv-Doz Dr med B Bnsse Med Univ-Klinik Westring 3 4400 Munster

c. voß Thermographie der Koronarinsuffizienz (Kurzfassung)

Seitdem die von Dr £ Schwamm Anfang der 50er Jahreinaugurierte medizinische Thermographie erst zögernd, inden letzten Jahren aber allmählich zunehmend Eingang inPraxen und Kliniken findet nimmt auch die entsprechendeLiteratur allmählich an Umfang zu In dieser überwiegenneben Grundlagenforschung Berichte über vielfaltigen Ein-satz in der Krankheits-, speziell Tumorfruherkennung, hierganz besonders Mammatumoren

Obwohl Warmebildung im Organismus u a auch mit Durch-blutung eng zusammenhangt gibt es m W noch keine be-

merkenswerte kardiovaskuläre Thermographie-Literatur,trotz der Erstrangigkeit der Kreislauf-, vor allem der Koronar-erkrankungen

Wahrend der nunmehr IVzjahngen allgememarztlichenTätigkeit wurde versucht ein koronarinsuffizienztypischesWarmemuster (Thermogramm) der Haut herauszufinden DieMessungen sind mit dem von Dr Schwamm und Reeh ent-wickelten, von den Physikalisch-technischen WerkstattenHeimann (Wiesbaden-Dotzheim) gebauten Infrarotstrah-lungsmeßgerat (Infrarot-Punktmeßgerat Bolometer-Gerat)

Phys Med u Reh Heft 8 1976 167

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durchgeführt worden Es mußten erst Erfahrungen zur Fest-legung der Meßpunkte gesammelt werden Als thermischzuverlässig erwiesen sich im linken vorderen und seitlichenThoraxbereich folgende Hautpunkte Supra- und Infraclavi-cularmitte, Sternoklavikulargelenke 2 bis 6 Rippe und dieentsprechenden Stellen gegenüber entlang der vorderenAxillerlime Nach rund 100 Messungen ließen sich 4 Gruppenabgrenzen Den Infrarot-Meßergebmssen wurden elektro-kardiographtsche Aufzeichnungen gegenübergestellt Ge-messen wurde 30- bis 65jahnge Patienten beiderlei Ge-schlechts Die Koronarinsuffizienz wird wie üblich so defi-niert Klinisch eine Angina pectons, elektrokardiographischeine unter der Null-Linie verlaufende muldenförmige hori-zontale Senkung der ST-Strecke oder manchmal auch eineverlängerte QT-Dauer

1 Gruppe Klinisch und Stichprobenhaft auch elektrokardio-graphisch herzkreislaufgesunde Personen InfrarotmessungHypotherme Differenzwerte (bezogen auf den Meßwert derStirnmitte, wie bei allen Messungen mit dem Schwamm-schen Gerat) um 1 bis 2 Gracl, d h normale (elastische) bisüberschießende Reaktionen (thermische Reaktionen), nachAbkuhlungsreiz durch Kaltwasserhandbad

2 Gruppe Klinisch Pracordialschmerz (Herzneurose) EKGunauffällig Infrarot Hypotherme Differenzwerte, nach Ab-kuhlungsreiz 0 bis 0 5 Grad, d h eingeschränkte Elastizitätbzw Regulationsfahigkeit

3 Gruppe Herzinfarkt 1970/72 EKG ab 1974 wieder unauf-fällig Differenzwerte um ± 0, d h Unelastizitat, Regu-lationsstarre

4 Gruppe Koronarinsuffizienz im Sinne obiger DefinitionTypisches EKG mit ST-Senkung Infrarot- Teil hypothermeDifferenzwerte, auch nach Abkuhlungsreiz, teils O-Differenz,teils Asymmetrie der Wärmegrade links und rechts, d hsehr widersprüchliches Ergebnis, kein insuffizienztypischesWarmemuster

Die mit Infrarot-Geraten arbeitenden Kliniker werden ge-beten, ihre stationären Möglichkeiten auszuschöpfen, Tages-Warmeprofile anzufertigen und die Versuchsreihen auszu-dehnen vor allem auch Storfaktoren zu identifizieren Viel-leicht laßt sich dann doch noch ein koronannsuffizienz-typisches Thermogramm ermitteln

Anschrift des Verfassers Dr tned C Voß Zeppelinstraße 2 2130 Ro-tenburg (Wumme)

K. Franke Naturheilverfahren im Kolleg und In der ärztlichen Fortbildung

In der alten Approbationsordnung waren Prüfungen auchüber die sogenannten Naturheilverfahren ebenso wie ihrUnterricht in mehreren medizinischen Disziplinen vorge-schrieben Die neuen Vorschriften sehen sowohl 1 im„Nichtoperativen Stoffgebiet" vor die „physikalische Be-handlung, die Prävention und Rehabilitation und die Patho-physiologie der Regulationsstorungen und der psychoso-matischen Krankheiten" Auch 2 im „Operativen Stoffgebiet"sind die „Indikationen zur physikalischen Behandlung undebenso der Prävention und Rehabilitation zu überprüfen"Die gleiche Vorschrift gilt auch für 3 das „Nervenheil-kundliche Stoffgebiet' und für 4 das ,Ökologische Stoff-gebiet", wobei besonders die „Wechselbeziehungen derUmwelt, Gesellschaft und Arbeit genannt werden mit derBeseitigung ökologischer Schadensfaktoren' Hier sind fer-ner die , Gesundheitspnnzipien der Sozialmedizin, der ge-sundheitlichen Betreuung der Bevölkerung und sozio-oko-nomische Probleme der Krankheit' angeführtAuch der Senat für ärztliche Fortbildung dem ich mit ange-höre, hat in den letzten Jahren die Praventtvmedtztn alswichtiges Fortbildungsprogramm stets mit. aufgestelltEs ist wohi jetzt in der Lehrmedizin wie in der Öffentlichkeitunbestritten, daß die sogenannten Zivilisationskrankheitenund die Risikofaktoren durch eine heute noch vorwiegendbetriebene Chemopharmakotherapie nichl ausreichend be-kämpft werden können Dies ist nur über eine Reaktions-oder Regulationstherapie (Grote, F Hoff, von Neergard)möglich Sie veranlaßt mit Hilfe der seit der Warmbluterzeitstandig wirksam gewesenen Umweltreize der Bewegungder Wechsel-Temperatureinflusse, den Organismus so zureagieren, daß eine der wichtigsten Grundfunktionen derGesundheit im menschlichen Leben reaktionsrasch gewahr-leistet waren Die Temperaturkonstanz im Korperinnern indem engen Bereich von 37 bis 38,5 Grad C sowie ein syste-matisches Kreislauftrainmg bei der Arbeit die früher alseine ,Mutter der Gesundheit deswegen bezeichnet wurdeEine derartige kurativ und präventiv wirksame Regulations-therapie bieten aber nur die Nafurheifverfahren besonders

im Sinne einer Ganzheits-Physiotherapie nach Kneipp Nursie gibt die Möglichkeit, die durch die Domestikation undTechnisierung ausgelosten tiefgreifenden Umweltanderun-gen wieder in eine gesundheitlich optimalere Lebens- undVerhaltensweise zu korngieren Aus dem früheren Bewe-gungsgeschopf Mensch ist eine Treibhauspflanze gewordenWelch gewaltigen gesundheitlichen und voikswirtschaft-lichen Schaden dadurch hervorgerufen sind, geht aus fol-genden Unterlagen hervor

1 Nach einer Schätzung des Bundesgesundheitsmmisten-ums hat allein im letzten Jahr in der Bundesrepublik dieBehandlung von Krankheiten, die auf eine falsche Ernäh-rung zurückgehen (insbesondere Übergewicht, Herz- undStoffwechselerkrankungen) etwa 3,5 Milliarden Mark ge-kostet Hierbei ist der Produktionsausfall durch Krank-heitsfehltage noch nicht miiberucksicht/gt

2 Dasselbe Ministerium schätzt den Schaden, der derVolkswirtschaft jahrlich durch , raucherbedingte" Gesund-heitsstörungen und vorzeitige Sterbefalle entsteht, aufetwa 30 Milliarden Mark im Jahr Dabei sind jahrlich etwa100 000 Fruhrentner die auf Nikotinmißbrauch zurückzu-führen sind

3 Erkrankungen der Luftwege, insbesondere die sogenann-ten banalen Erkältungskrankheiten, stehen an erster Stelledes Arbeitsausfalles wegen Krankheit Sie wurden mitungefähr 1 6 Milliarden Mark schon vor 10 Jahren bezif-fert (Wannenwetsch) mit 35,3 Millionen ausgefallenenArbeitstagen bei früher 28, jetzt fast 32 Prozent aller AOK-Mitgheder Auch eine Untersuchung in der Schweiz hatteergeben daß die meisten Entschuldigungen für ein Feh-len der Kinder in der Schule auf Erkältungskrankheitenberuhten mit etwa 34 Prozent, wahrend alle anderen Er-krankungen erst mit weitem Abstand folgten

4 Ein jetzt , geänderter Speisezettel' konnte im Jahr 70 000Burgern der Bundesrepublik das Leben retten Zur Zeiterleiden jahrlich bis zu 600 000 Bundesbürger einen Herz-infarkt wobei etwa 130 000 Falle tödlich enden Auch

168 Phys Med u Reh Heft 8 1976

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hierbei sind Ernahrungsfehler mit über 50 Prozent betei-ligt

5 Rund 25 Millionen Einwohner sind bei uns rheumakrank,etwa 20 000 Patienten davon müssen jährlich vorzeitiginvalide geschrieben werden Folgen des Bewegungs-mangels wurden jetzt mit jahrlich 10 Milliarden vonNellerowitz, Berlin, angegeben

6 Die Ausgaben für Krankenhausaufenthalte, die jetzt schonetwa 130 DM pro Tag betragen, durften in wenigen Jah-ren auf 300 bis 500 DM ansteigen Im Jahre 1985 wurdenstatt jetzt ein Viertel etwa zwei Drittel unseres Sozialpro-duktes von den Ausgaben für Gesunderhaltung aufge-zehrt sein

Deshalb sollten in den ärztlichen Fortbildungsveranstaltun-gen, wie dies der Kneipparztebund von Anfang an ebensowie der Zentralverband der Arzte für Naturheilverfahren undwir in den Fruhjahrsfortbildungskursen mit der Ärztekam-mer Bezirksstelle Gottingen seit 23 Jahren getan haben, dienatürlichen Heilverfahren stets neben den klinischen undpharmakologischen Referaten mit eingesetzt werdenAuch in meinen seit 3 Jahren in der Medizinischen Univer-sitätsklinik Gottingen gehaltenen Vorlesungen mit demLehrauftrag , Naturheilverfahren" — übrigens die bisher ein-zigen in der BRD— und jetzt als „physikalische Therapie mitbesonderer Bevorzugung der Naturheilverfahren = Physio-therapie" bezeichnet, ist eine Gelegenheit, den Studentenin klinischen Semestern anhand von Krankheitsfällen derAlltagspraxis zusätzliche oder ergänzende hydrotherapeu-tische, Bewegungs-, diätetische und physiotherapeutischeMaßnahmen einschließlich Neural- und Homootherapie dar-zulegen und in den balneologischen Exkursionen in unse-rem Kneippheilbad am eigenen Korper zu demonstrierenHierbei wird auch eingehend auf die gunstige Einwirkunghinsichtlich der sozialen Belastung durch Arzneieinsparungerwähnt

Was man alles mit einer derartigen Praventivmedizin errei-chen kann, möge aus der in meinem Hause durchgeführtenDoktordissertation, der „Lauterberger VW-Kneippstudie"(Franke, Jungmann, Ohlsen) zu ersehen sein Danach ha-ben Mitglieder des Volkswagenwerkes, die bei uns seitetwa 20 Jahren Kneippkuren durchführten nach einer vier-wochigen Kur erreicht, daß in den folgenden zwei Jahrendie Zahl der Krankmeldungen und der Krankheitsfehltageum 50 bis 66 Prozent nach einwandfreien statistischen Er-hebungen zurückgegangen war Bei vielen war sogar dieserRuckgang im zweiten Jahr noch großer als im ersten alsBeweis, daß tatsächlich durch diese Kuren, wie wir sie hierdurchfuhren eine Gesundheitsbildung oder Umerziehungstattgefunden hat, die sich über längere Zeit sehr gunstigauswirkte In der Praxis heißt das, wenn der damalige Kran-kenstand von etwa 7 bis 8 Prozent bei diesen Mitgliedern fürzwei Jahre auf etwa 2 bis 3 Prozent zurückgegangen ist, daßdann — nach H Schaefer— allein an Krankheitskosten undFruhrentenersparmssen für unser Land ein Betrag vonetwa 50 Milliarden Mark zu verzeichnen wäre, wenn diesallgemein durchgeführt werden wurde

In den Studentenvorlesungen konnte man, insbesondereauf dem Gebiete der Allgememmedizin, bei den üblichenKrankheiten den Einsatz von einfachen naturlichen Anwen-dungen mit ihren physiologischen Wirkungen begründenund dabei eine oft erhebliche Einsparung von bisher meistim Übermaß benutzten Medikamenten erreichen Es ist be-dauerlich, bei dieser Gelegenheit festzustellen, wie wenigdie Studenten noch heute von einer derartigen Reaktions-therapie gehört habenIn der Klinikausbildung wird in Zukunft statt der bisherigenGroßvorlesungen mehr ein Seminar- oder Kurs-Unterrricht

in den Vordergrund gestellt Dabei sollte neben den Haupt-klinikern auch der Physiotherapeut mit vertreten seinBei einem abschließenden Ruckblick über die letzten40 Jahre unserer Betätigung auf dem Gebiete der Natur-heilverfahren ist festzustellen, daß aus den seinerzeitigenvon der Lehrmedizin meist scheei und sektiererhaft ange-sehenen Naturaposteln, die mit Schillerkragen, Sandalenund oft ungepflegt aussehenden Haaren — was heute auchnicht mehr auffallen wurde — morgens im nassen Grasherumstapften sich nur vegetarisch ernährten und gegenSchutzimpfungen, Bohnenkaffee und Digitalisbehandlungwaren jetzt eine moderne auf wissenschaftlichen Grund-lagen beruhende Reiz- und Reaktionstherapie geworden ist,die auf den Universitäten sich zunehmend durchgesetzt hatVon ihr sagte der Schweizer Kliniker Schubach , Der neueBegriff des Anpassungs- oder Adaptationssyndromes nachSelye ist im Grunde nichts anderes als eine wissenschaft-lich belegte Interpretation des uralten Begriffes Naturkraft 'Wir konnten schon vor dem letzten Krieg in einer neu ge-schaffenen Naturheilabteilung eines großen KrankenhausesDoktordissertationen anfertigen lassen über , Magen-geschwursbehandlung mit Frischsaften nach Bircher-Ben-ner' und Arthrosenbehandlung mit Rohkosttagen und hei-ßen Sandsacken' In Jena hatte ich nach dem Weggangvon den Lehrstuhlinhabem für Naturheilkunde Prof Kleinund Prof Kotschau, deren Vorlesungen weiter abzuhaltenIm Kriege hatten R F Weiß im russischen Kriegsgefange-nenlager und wir im nördlichen Rußland in den Lazarettenund Ambulanzen reichlich Gelegenheit die entspannende,fiebersenkende und wohltuende Wirkung einfacher Kaltwas-seranwendungen, wie Abwaschungen und Wickel, einzuset-zen Ähnliches erlebten wir spater in der Kriegsgefangen-schaft in Kreuznach bei den von den amerikanischen Ärztenanfangs als unmöglich und spater in ihrer Wirkung bestaun-ten einfachen Methoden bei hochfieberhaften Ruhr- tndanderen Kranken Wir Naturarzte trafen uns nach dem Zu-sammenbruch zuerst in München und im Jahre danach r.achGründung des Zentralverbandes der Naturarzte unter Mit-wirkung der Kneipparzte Hoff und Kaiser im Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart Dort konnten wir schon die neue-sten Ergebnisse der B-Vitaminforschung in unsere Voll-kornbrotaktion mit einbeziehen

In unseren heutigen Kongressen gilt es als selbstverständ-lich, daß zum Hauptthema zuerst der Hochschulforscher undKliniker das Grundsatzreferat halt und anschließend unserehydro-, phyto- und kinessotherapeutischen Erfahrungen, so-wie die der Diätetik zur Diskussion gestellt werden In die-sem Zusammenhang sei erwähnt, daß kürzlich das nieder-sachsische Kultusministerium meinen Lehrauftrag für Natur-heiikunde an der Medizinischen Klinik Gottingen, erneut be-stätigte

Wenn jetzt wohl allgemein unbestritten ist, daß die moderneMedizin ohne eine systematische Prävention und Gesund-heitsbildung auf diesem Gebiete nicht mehr auskommt, soist unser Beitrag einmal auf dem Sektor der wissenschaft-lichen Forschung und ihrer Weitergabe an die Studentenund in den ärztlichen Fortbildungskursen und zum anderendurch eine umfassende Volksaufklarung, wie sie die Kneipp-idee von Anfang an als vordringlich betrieben hat, als vor-bildlich zu betrachten Ihre Auswirkung auf die Entlastungunserer so bedrohlich werdenden sozialen Belatung wurdeebenfalls nachgewiesen und sollte deshalb von den offi-ziellen medizinischen und sozialpolitischen Stellen mehrbeachtet und vor allem verwirklicht werden

Anschrift des Verfassers Prof Dr med K Franke Kirchberg 15,3422 Bad Lauterberg

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H. L. waib Diät in der Herztherapie

Daß man mit Ernährung Krankheit und Gesundheit beein-flussen kann ist den Ärzten schon seit langem bekanntErwin Balz Leibarzt des japanischen Kaisers, beobachtetedaß seine Rikschafahrer die sich nur mit einer HandvollReis ernähren ihn ohne Schwierigkeiten über Berge trans-portieren konnten und diese Leistung nachließ als er sieversuchsweise nur mit Fleisch ernährteIn meiner über 40jahngen Landpraxis machte ich die Beob-achtung, daß Herzkranke häufig nach einer schweren undspaten Abendmahlzeit plötzlich am Infarkttod starbenAls Leiter meiner Klinik in der ich eine entsprechende Diätals Basistherapie verabreiche, finde ich immer wieder denWert einer gezielten Diätetik als einer schonenden Herz-therapie bestätigt

Geht man davon aus daß man viele Faktoren im Leben derPatienten arztlich gesehen nicht andern kann z B seinenBerufsstreß oder seine Lebensgewohnheiten kann man im-merhin den Versuch machen ihn diätetisch umzustellendamit er seine Streßsituationen besser verkraften kannMerkt der Patient eine Besserung seines Befindens nachseiner diätetischen Umstellung so findet er sich meistensdazu bereit dem ärztlichen Rat zu folgen und seiner neuenErnährung treu zu bleiben Zwar gibt es viele diätetischeRichtungen und so viele Diäten wie der Mensch Organehat aber auch noch mehr Ernahrungsberater

Aufgaben der DiätFür den Herzkranken kann die Ernährung, wenn sie ihnbelastet, zu einem sehr risikoreichen Faktor werden SeineMahlzeiten sollten zumindest den fioemho/dschen Sympto-menkomplex vermeiden helfenZwerchfellhochstand und Garungen die ihn verursachensind grundsätzlich eine sehr große Belastung für jedenHerz- und Kreislaufkranken Ich habe deshalb von allenDiäten der Hayschen Trennkost den Vorzug gegeben Sieverhindert durch die Trennung von Eiweiß und Kohlen-hydraten innerhalb einer Mahlzeit die Garung weitgehendstund schont somit Herz und Kreislauf Ich mochte das aneinem Beispiel erläuternEine 56jahnge Patientin mit Myocardschaden ÜbergewichtLeberstauung und Wassersucht wurde von der medizini-schen Universitätsklinik in eine Herzklinik nach Bad Nau-heim verlegt Nach mehrmonatiger dortiger Behandlungwurde sie nach Hause entlassen Der Begleitbrief enthieltunter anderem die Worte daß ich wohl als behandelnderArzt nur noch den Leichenschein für sie ausstellen könneda alle therapeutischen Maßnahmen erschöpft seien undein Weiterleben nicht mehr möglich sei und sie den Trans-port wohl nicht überstehe Ich verordnete ihr die HayscheTrennkost und zwar morgens Milch und Obst, mittagsFleisch und Gemüse roh und gekocht, abends Kohlenhydrateund Gemüse roh und gekocht als HauptrichthnieDie Frau die sehr am Leben hing und die Entwicklungihrer Enkeltochter noch erleben wollte führte diese Maß-nahmen gewissenhaft und konsequent durch, mit dem Er-folg daß sie noch 6 Jahre lang lebte und ihren kleinenHaushalt versehen konnte

Wirkungen der DiätDie Verdauung der Eiweißnahrung wie Fleisch Fisch undEier, hangt in erster Linie von der Wirkung des Pepsins imMagensaft ab Da Pepsin nur bei positiver Saure arbeitet,erschweren wir nach Ansicht Hays die Verdauung wennwir zur selben Mahlzeit reichlich Starkemehlnahrung essenAuch nach Heilmeyer können die weiteren Verdauungsfer-

mente nur dann optimal wirken wenn der Speisebrei imMunde entsprechend vorbereitet wurde

Durch eine mangelhafte Verdauung der Kohlenhydrate ent-steht Meteonsmus und Garung und durch eine mangelhafteVerdauung von Eiweiß entstehen Fäulnis und die bekanntengiftigen Stoffwechselprodukte wie Indol und Skatol Manbedenke daß ein 1 qcm großes Kartoffelstuckchen nach3 Stunden erst bis zu einer Tiefe von 2 bis 3 mm angedautwird, also auch ein Beweis dafür, wie wichtig es ist diesenschwierigen Verdauungsvorgang nicht nur durch die Tren-nung sondern auch durch ausgiebiges Kauen zu erleich-ternIst das Saure-Basen-Gleichgewicht über längere Zeit ge-stört so entsteht eine Acidose oder eine AlkaloseSander stellte fest daß alle schweren Erkrankungen voneiner latenten Acidose begleitet sind, Diabetes mellitus,Rheuma Arthritis und auch der Herzinfarkt sind einige Bei-spiele dafür und Hay sagt ,Wir erkranken weil wir nichtdie natürliche Widerstandskraft gegen Saureruckstande,Bazillen und Nervenerschopfung habenAußerdem haben in allerjungster Zeit amerikanische For-scher experimentell bewiesen, daß Stoffwechselfaktoren dieantibaktenelle Aktivität der Lungen hemmenAlle Vorgange der humoralen und zellularen Abwehr wer-den durch den Ernährungszustand des Gesamtorganismusentscheidend beeinflußt Die erste Stufe der Nutzbar-machung von Nahrungsmitteln sowohl für die Energiepro-duktion als auch für andere Zwecke besteht in einer hydro-lytischen Spaltung von Makromolekülen und Nahrungsmit-teln zu kleinen Bausteinen

Biologisch ausgedruckt werden die Nahrungsmittel durchdie Verdauung löslich gemacht, eine Vorbedingung für dieResorption durch den Darm Prozesse die der Verdauungim Darm sehr ähnlich sind kommen auch in den meistenGeweben vor, wenn Reservestoffe zu Ernergieproduktenmobilisiert werden oder wenn beschädigte Gewebe derAutolyse unterliegen, z B beim Infarkt

Zusammensetzung der DiätDer chemische Aufbau des menschlichen Korpers fordertdie Zufuhr einer Nahrung, die etwa zwei Drittel basenbil-dendes Obst und Gemüse voraussetzt und ein Drittel saure-bildende Die zivilisierten Menschen leben meist umge-kehrt Das Resultat unserer gemischten Nahrung ist keinSaure Basen-Gleichgewicht, wie es analog dem chemischenAufbau unseres Korpers gefordert werden mußte, sondernein Saure-UberschußDie Verdauung wird durch die kombinierte Tätigkeit vielerspezifischer Enzyme bewirkt von denen jedes einzelne dieHydrolyse einer Verbindung oder eine Anzahl engverwand-ter Verbindungen besorgt Bei lang dauernden Ernahrungs-fehlern und damit chronischen chemischen Reizen kanndas Epithel mit Atypien antwortenEs gibt keine Konstante des Zellkerns und seiner intimstenTeile den Chromosomen, den Genen, den Erbanlagen siealle sind im Laufe des Lebens durch äußere Einflüsse undbesonders auch durch die Ernährung veränderlich Damitwird bewiesen daß mit einer gesteuerten Nahrung durch-aus eine Änderung des Zellmilieus besonders der Kern-struktur zu erreichen ist Bisher wurde das immer bestrittenDer englische Forscher Burkitt beobachtete daß bei nichtdenaturierter Nahrung die Verdauung beschleunigt wirdweshalb sich weniger Bakterien im Darm ansiedeln könnenwahrend bei längerem Verweilen der Nahrung im Darmdurch Fäulnis eine größere Gefahr für den Darm und auchfür das Entstehen von Carcmom bestehe

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Bekanntlich besitzt der Körper einen erheblichen Basenvor-rat durch die Fähigkeit der gesunden Niere, Ammoniak zubilden. Dieses vermag die im Blut herangebrachten Säurenzu neutralisieren und die Alkalireserve zu stabilisieren. DasLeistungsvermögen der Niere, Ammoniak zu bilden, ist aberhäufig durch den verminderten Kapillardruck bei dem ge-schädigten Kreislauf bei Herzkrankheiten mehr oder minderstark herabgesetzt. Hierdurch kommt es zu einer Acidoseund zu einer absinkenden Alkalireserve.

Wert der TrennkostBei der Untersuchung Rheumakranker, die sich mit der üb-lichen Mischkost ernährten und Patienten, die Trennkostzu sich nahmen, konnten wir durch Kontrolle des Kohlen-säurediagramms nach van Syke die bessere Stoffwechsel-lage der Patientin, die die Trennkost zu sich nahm, klinischnachweisen, gegenüber der Patientin, die Mischkost aß.Der gesamte Ablauf aller Lebensvorgänge einschließlich desnormalen Wachstums ist an die im Durchschnitt konstanteZusammensetzung des Blutes gebunden, die in der Isother-mie, der Isotonie und der lsoionie ihren Ausdruck findetund eine isoelektrische Reaktionslage hervorruft.Blattgrün und Hämoglobin unterscheiden sich nur durch einMagnesium- bzw. Eisenmolekül in der Strukturform.Selye und Schweizer Forscher wiesen darauf hin, daß sichsogar durch die Ernährung arterioskierotisch verdichtete undveränderte Gefäßwände normalisieren lassen. Sehr gün-stige Beobachtungen mit Trennkost stellte Gottheiner beider Rehabilitation von Infarktpatienten fest. Ebenso beob-achteten bedeutende Leistungssportler eine verkürzte Erho-lungshpase, größere Leistungsfähigkeit und geringere Herz-belastung bei Trennkost.Die Trennkost besitzt infarktprophylaktische Eigenschaften,steigert die Choiesterinolyse und wirkt antithrombotisch.Der Quickwert sinkt im Durchschnitt bei 80 Prozent meinerKlinikpatienten ab. Bei über 90 Prozent unserer Patienten,die eine Cholesterinämie hatten, sank im Durchschnitt nach4wöchentlicher Verabfolgung der Trennkost der Choleste-rinspiegel zur Norm, und damit sind die Voraussetzungender Arteriosklerose und ihrer Folgeerscheinung, der Koro-narsklerose, mit Belastung des Kreislaufs wesentlich zubessern.Nach Krone aus dem Max-Planck-Institut ist absolut sicher-gestellt, daß durch die Ernährung der Stoffwechsel der Zel-len in negativem oder positivem Sinne geändert werdenkann. Die Chemorezeptoren spielen neben der nervalenBeeinflussung eine Hauptrolle. Alle nervösen, hormonalenund fermentativen Regulationsvorgänge sind von der nor-malen Zusammensetzung des Blutes absolut abhängig.Der Chemismus des Blutes hat eine zentrale physiologischeBedeutung. Aber die heute in allen Kulturländern ganz all-gemein übliche Nahrung bietet keine Gewähr für einen aus-geglichenen Blutchemismus als erste Voraussetzung einesguten Gesundheitszustandes. Es muß weiter gesagt werden,daß bei dem Streß der heutigen Zeit, der Hast, die dieMenschen selber verursachen, die vegetative Dystonie eineweit größere Rolle spielen mag als je zuvor. Diese wiederumbedingt psychosomatisch gesehen Krankheiten und funktio-neile Organstörungen, auch der Verdauungsorgane. Eswird darum für die Dauer gesehen nicht gleichgültig sein,was und wie man ißt und welcher Diätetik man zustimmt.Abänderungen innerhalb der Trennkost, wie Weglassen vonEiweiß aus religiösen oder anderen Gründen oder ähnlicheAbänderungen sind bei speziellen Organschäden, wie Herz,Leber oder Niere, innerhalb der Trennung möglich, aber dasPrinzip muß bestehen bleiben. Physikalische Momente derErnährung beobachteten und beschrieben Hauswirt undCracmar, die folgende Feststellungen trafen:

1. Kohlenhydrate und Fett bzw. Eiweißstoffe und Fett, erge-ben jeweils für sich positive bioelektrische Potentiale.

2. Mischt man Kohlenhydrate und Eiweißstoffe, so ergebensich weit höhere positive Potentiale, da sich die gleich-namigen Potentiale der beiden Nahrungsstoffe addieren.Diese schädliche Überpositivierung wird durch die Hay-sche Trennkost vermieden.

Die Wirkung der Trennkost kann man auch mit dem Croon-schen Verfahren messen.Elektronenmikroskopische Untersuchungen ergaben, daß dievegetativen Endfasern nicht in der Zelle, sondern im Inter-zellulärraum enden.Nach Pischinger bilden Bindegewebe, Kapillare, Lymph-kapillare und vegetatives Endnetz die funktionelle Einheit,das System der Grundregulation.Bei der Beurteilung der Herzerkrankungen darf nicht über-sehen werden, daß durch falsche Ernährung die Gefahr fürdas kranke Herz trotz ausreichender Medikation verschlim-mert wird.Auch der von Forsgreen entdeckte biologische Leberrhyth-mus, dem für diese Entdeckung der Nobelpreis verliehenwurde, dürfte für den Herzkranken von Bedeutung sein.Forsgreen wies den Tag- und Nachtrhythmus der Leberzel-len nach, der in der Trennkost Berücksichtigung bei derEinteilung der Mahlzeiten findet und zwar Fleisch mittagsund Kohlenhydrate nachmittags und abends bis 18 Uhr.Die Einteilung der Nahrungsmittel, aus denen die Mahlzei-ten bestehen sollen, ist auf einer Tabelle aufgezeichnet inunserem Buch die Haysche Trennkost, von dem jetzt die27. Auflage im Karl Haug Verlag erschienen ist.Eine dem biologischen Rhythmus entsprechende Mahlzeitbelastet den Körper weniger und die Symbiosefenkung istwirksamer.Im Labor jederzeit nachprüfbar ist die bei Trennkost meß-bar größere Ausscheidung im Verhältnis zu jeder anderenKostform. Darüber sind in unserer Kiinik zahllose Versucheangestellt worden, die sich jederzeit wiederholen und nach-prüfen lassen. Außerdem sollte man soweit wie möglichdenaturierte Nahrungsmittel vermeiden, nicht denaturiertesättigen schneller, wodurch sich die Menge der Nahrungs-aufnahme erheblich verringert.Bei allen Herz- und Kreislaufkrankheiten sollten mehrerekleine Mahlzeiten, gleich welcher Kostform, den mengen-mäßig großen Mahlzeiten vorzuziehen sein. Aber in derTrennung bekommen sie besser. Bei häufig vorliegenderResorptions- und Fermentschwäche ist selbstverständlichmedikamentöse Therapie notwendig.Das Lebensgeschehen spielt sich in einem sehr engenRahmen ab, zwischen einem pH-Wert von 6 und 7,5. Klein-ste Verschiebungen des Blutes in den eigentlich nicht mehrbegreifbaren Konzentrationen können über Leben und Todentscheiden.

Erfolge der DiätDas rasche Verschwinden des Völlegefühls und dadurch dieHerstellung des „juste Milieu" wie die Franzosen sagen,quittiert gerade der Herzkranke als dankbare Erleichterung.Wenn man bedenkt, daß ein Drittel der Bevölkerung lautStatistik an Herz-Kreislauf-Krankheiten sterben, so ist essicher nicht überflüssig, sich über Eßgewohnheiten Gedan-ken zu machen, die den Gefäß- und Herzkranken weiter-helfen. Allerdings kann eine Neuerkenntnis und Ernäh-rungsform nicht erzwungen werden, sondern kann lediglichdem empfohlen werden, der ihrer bedarf.In einer Verlautbarung der American Heart Association, be-titelt: „Ernährung und Herzkrankheiten" heißt es: Die Ent-stehung arteriosklerotischer Erkrankungen der Herzkranz-gefäße, Ursache der meisten Herzanfälle, wird von ver-

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schiedenen Faktoren beeinflußt. Wissenschaftliche Untersu-chungen zeigen immer deutlicher daß die Ernährung einerder wichtigeren Faktoren ist ' Daß Coronargefaßerkran-kungen durch entsprechende Ernährung hinauszuzögernoder zu verhindern sind, beruht auf der Feststellung, daßdas Erkrankungsrisiko durch Senkung des Choiesterms so-wie anderer Fette im Blut herabgesetzt werden kann Un-tersuchungen an Bevolkerungsgruppen in den VereinigtenStaaten und anderswo haben einen Zusammenhang zwi-schen dem Gehalt an Cholesterm und anderen Fetten imBlut einerseits und dem Auftreten von Erkrankungen derHerzkranzgefaße andererseits ergeben So treten bei Be-volkerungsgruppen mit einem niedrigen Cholestennspiegelund einer niedrigen Konzentration anderer Blutfette Coro-narerkrankungen seltener auf als bei Bevolkerungsgruppenmit höherem Blutlipidgehalt Diese Ergebnisse sind inso-fern von Bedeutung, als eine Korrelation zwischen der üb-lichen Nahrung und der Konzentration von Cholestenn undanderen Fetten im Blut aufgezeigt worden istArtenosklerose bzw Coronarsklerose ist als Krankheitschon seit mehr als 4000 Jahren bekannt Schon ÄgyptensPharaonen litten daran An ihren Mumien ließ sich das nochnachweisen

Daß die Entstehung der Artenosklerose allerdings von derErnährung abhangig ist wurde erst in neuester Zeit bestä-tigt Die Folgen der Artenosklerose und der Coronarskle-rose wie Herzinfarkt, Schlaganfalle, Nierenversagen kon-frontieren jeden Arzt in der täglichen PraxisEin gerade kürzlich abgeschlossener Großversuch derAmerican Heart Association" hat auch bestätigt daß eine

stark cholestennhaltige Diät zu hochgradiger Artenoskle-rose fuhrt Erstmalig erwies sich damit, entgegen der bis-her gültigen Lehrmeinung, daß eine einmal entstandeneArtenosklerose nicht als unabwendbares Schicksal geltenmußFür alle von uns durfte es beruhigend sein, einen bessern-den und zugleich vorbeugenden Einfluß auf Herz- undKreislauferkrankungen durch die Trennkost zu habenNiemand wird allerdings in der Lage sein, ihren Wert richtigeinzuschätzen, es sei denn durch Versuche bei sich selberoder bei seinen Patienten Als Basistherapie ist die Trenn-kost von großem Wert für jede zusatzliche Herzbehandlungund deren Erfolg

Anschrift des Verfassers Dr med Ludwig Walb Am hohen Tor 12,6313 Homberg/Ohm

HJ. Mattem Das Gesundheitsbewußtsein — ein Auftrag des hausärztlich tätigenAllgemeinarztes

Durch das Interaktionsfeld zwischen Patient und Arzt be-wegt sich heute eine Kette neuartiger therapeutischer,technischer und sozialer Dienste eine zunehmende Spe-zialisierung medizinischer Leistungen Ist da noch Raum füreinen hausarztlichen Auftrag in Fragen der Lebensführung''Ist unser Patient nicht schon so aufgeklart, so mundig, sovorinformiert uncf auch mitbestimmend, daß unser Ro/ten-verstandnis nicht mehr zeitgemäß ist?

Die Wirklichkeit unserer Sprechstunde gibt uns AntwortDort begegnet uns Tag für Tag der „homo patjens" Er be-gegnet uns millionenfach, in vielgestaltiger SubjektivitätLeidend, unsicher, einsam, hilflos Und das bei einerpatientenorientierten Medizin, die zum Wohle dieser sichkrankfuhlenden Menschen großartige Institutionen geschaf-fen hat und für die Zukunft die Segnung eines totalen medi-zinischen Service plant

Der ärztliche Alltag gibt uns im affektiven Bereich unsererPartnerschaft mit dem Kranken die Bestätigung dieses an-fangs in Frage gestellten hausarztlichen Auftrages Da er-fahren wir, daß der Mensch, der zu uns kommt, der zu Bettliegt, oft krank ist an seinem Amte, seiner Arbeit, seinerEhe, ja auch an seiner Gesellschaft Wir erleben dabei wieschwer es ist das Feld der Gesundheit gegen den Bereichder Krankheit abzugrenzen Die Grenzen sind fließend

Nun sagt man heute Das Gesundheitsbewußtsein unseresVolkes sei erwacht In Zahien heißt das In den Jahren 1960bis 1973 war der Kostenanstieg von 9 5 Milliarden auf49 Milliarden Bis 1978 rechnet man mit 100 Milliarden Aus-gaben für die gesetzliche Krankenversicherung In Zahlenheißt das weiter Jährlich werden etwa 700 000 Patienten ineigene und fremde Kurheime entsandt Hier wird, so meineich, das Solidaritatsprmzip der Versichertengemeinschaftüberstrapaziert und ein ungeheures Potential der Gesund-heitsfuhrung weitgehend unkontrolliert verbraucht

Lebt die Bevölkerung heute gesundheitsbewußter?Sagen diese Zahlen aber zugleich etwas aus über die Be-reitschaft der Bevölkerung gesundheitsbewußter zu leben'Hat die Lebensführung mit der Entwicklung der modernenWelt schnttgehalten? Sind nicht vielmehr die seelischenKräfte, die den Menschen hatten instand setzen können,diese neue Welt mit ihrer Überfülle an Eindrucken, ihremorganisatorischen Betneb und ihren Leistungsanforderungenauch innerlich zu verarbeiten, zurückgeblieben?

Ist weiterhin die beschämende Höhe unserer Verkehrsopferein Zeichen sinnvoller Lebensführung? Ist da nicht mittenIm Frieden eine neue Unmenschlichkeit und Barbarei überuns gekommen und die Einsicht in das Unersetzliche, Un-wiederbringliche jedes einzelnen Menschenlebens ver-lorengegangen?

Auf Permanenz programmierte psychische und physischeÜberforderungen haben eine Vielzahl an Krankheiten mitver-ursacht Allen voran der Bluthochdruck, der Herzinfarkt, einegroße Zahl vegetativer und neurotischer Störungen Hinzukommt durch die industrielle Produktion die Umgestaltungder Umwelt mit ihren krankmachenden Faktoren wie Lärm,Luft und Wasserverschmutzung Der Konsum endlich, dieheilige Kuh unserer Wohlstandsgesellschaft, brachte

Übergewicht, Stoffwechselerkrankungen, Mißbrauch vonNikotin und Alkohol mit ihren Folgeerscheinungen Nochglaubt unsere Gesellschaft, diese Schädigungen durch prä-ventive und rehabilitative Maßnahmen kompensieren zukönnen Die Einstellung unserer Gesellschaft zu Krankheitund Medizin ist mehr als widersprüchlich Der Patient vonheute befindet sich besonders in der Krankenhaussituationauf einer der , oralen Phase" seiner Kindheit ahnlichenEbene Sein Dasein ist Einnahme von Medikamenten undEmpfang von pflegenschen Zuwendungen

Wir befinden uns doch heute in unserer arztlichen Tätigkeit

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einem im wesentlichen sich passiv verhaltenden Krankengegenüber. Die gegenwärtige Struktur unserer Sozialver-sicherung fordert zudem das Konsumverlangen des Patien-ten und provoziert geradezu den Anspruch. Der moderneSozialpatient ist aber im Gegensatz zu früheren Zeitendurch populärwissenschaftliche Information in Presse, Rund-funk und Fernsehen weitgehend aufgeklärt. Das fordert denArzt, gibt ihm aber auch zugleich die Möglichkeit, denPatienten eher für eine gesunde Lebensführung zu moti-vieren. Der Allgemeinarzt, der in fast allen Fällen auch derHausarzt ist, befindet sich daher heute in einer durch diefortschreitende Spezialisierung veränderten Situation, diezugleich seine integrative Funktion akzentuiert.Der Patient wird unter dem Aspekt des heute medizinischMöglichen sicherlich optimal therapiert Aber, die Speziali-sierung fuhrt zur Aufteilung des Patienten in seine Organeund zur Abnahme der Interaktion zwischen Patient und Arztund zu einem Verlust von Verantwortung für den einzelnenKranken. Der Zwang zum Erfolg im Detail erschwert oft dieRealisierung eines gemeinsamen Behandlungszieles unterden einzelnen Spezialisten. Und schließlich das Erreichteals Summe optimaler Teilerfolge erweist sich oft spaterals fragwürdig. Der eine oder andere Teilerfolg im Verlaufeiner Behandlung erscheint vielleicht in irgendeiner „Er-folgsstatistik", aber die Verzweiflung, die Einsamkeit undVerlassenheit des kranken Menschen geht unter in derHektik des medizinischen Alltags.

Angesichts dieser Situation hat auch die psychosomatischeMedizin einen anderen Stellenwert bekommen Der Schwei-zer Psychiater Poldinger sieht dann eine Reaktion auf denVerlust des Hausarztes Aber wie dem auch sei, der Arztdes Vertrauens, der in jene magische Dimension Patient —Arzt, die nicht nur rational erklärbar ist, Eingang findet, be-gleitet auch in unserer Zeit in dem weitaus größten Teilden kranken und sich krankfuhienden Menschen. Sicher istwohl, daß wir den Prototyp des Hausarztes alter Prägung,der seinen ihm vertrauten Patienten nach bestem Wissenund Gewissen versorgte, durch selbstrezeptierte Medika-mente individuell behandelte, den vergangenen Jahrzehntenzuzurechnen ist Ebenso ist es errte Tatsache, daß sich inunserer Leistungsgesellschaft ein Großteil der Patientenzum Spezialisten hingezogen fühlt und ihm willig alle ge-wünschten Organe darbietet in der Hoffnung, mit differen-zierter Diagnose und Therapie den Behandlungsraum zuverlassen.

Diese Gesamtsituation zwingt uns Arzte, die wir patienten-nah, menschennah tatig sind, Grundlagen einer sinnvollenLebensführung zu erarbeiten, selbst zu begreifen und be-greiflich zu machen

Eine Feldstudie niedergelassener ÄrzteAuf dem Wege in Fragen einer gesundheitsbewußtenLebensführung zu wissenschaftlich belegbaren Ergebnissenzu kommen, haben wir, die niedergelassene Ärzteschaft inHeidelberg, in Zusammenarbeit mit unserer Universität seitüber 5 Jahren eine Forschungsarbeit, bezogen auf den Herz-infarkt, durchgeführt. Diese Arbeit hat schon zu interessan-ten Teilergebnissen gefuhrt.

Der interdisziplinäre Forschungsansatz umgreift außer unsPraktikern Kreislaufphysiologen, Biochemiker, Soziologen,Biostatiker, Psychosomatiker, Psychologen und Theologen,die ihre Erfahrung standig miteinander austauschen. Wiebedeutsam dabei die Mitarbeit der niedergelassenen Arzteist, verdeutlicht die Tatsache, daß in 67 Prozent der Anfalls-ort Wohnung, Haus und Garten war; nur in 9 Prozent dieKlinik und in 6 Prozent der ArbeitsplatzDie Studie wurde 1970 nach den methodischen Empfeh-

lungen der WHO eingerichtet bei einer Grundgesamtheitvon 304 000 Einwohnern Die multifaktonelle Genese geradedes Herzinfarktes erforderte diesen breiten Forschungs-ansatz, um die Gesamtzusammenhange zu finden. Dabeiwar und ist die aktive Mitwirkung des Hausarztes von ent-scheidender Bedeutung, denn er hat sich tagtäglich mit denErscheinungsformen der coronaren Herzerkrankungen, vondenen der Infarkt nur eine darstellt, auseinanderzusetzen.Durch seine Möglichkeiten der Langzeitbeobachtung undKenntnis der sozialen Umwelt vermag nur er wichtige Datenaus diesem Bereich für die Forschung beizutragen.

Langzeitbeobachtung der HerzinfarkteAus dieser Forschungsarbeit lassen Sie mich auf ein wich-tiges Teilergebnis hinweisen, das den Erfolg eines gesund-heitsbewußten Verhaltens bei Mannern mit Angina pectonsin der Vorgeschichte zeigt. Die Patienten mit Angina pec-toris ohne Infarkt hatten ein gesundheitsbewußteres Ver-halten als die Patienten mit Angina pectons und Infarkt

Ein weiteres wichtiges Ergebnis war das Rauchverhaltender Infarktpatienten mit und ohne Angina pectoris im Ver-gleich zu der Gruppe mit und ohne Prodromalsyndrome.Schon 2 Jahre nach dem Infarktgeschehen war die Gruppemit Angina pectoris in der Anamnese zu 34 Prozent wiederzu den alten Rauchgewohnheiten zurückgekehrt, wahrendbei den anderen Gruppen der Prozentsatz deutlich niedrigerblieb. Hier sind wohl noch psychologische Faktoren ausdem Bereich des Irrationalen im Spiel, die wir noch nichtgenau kennen Es ist jedenfalls zwecklos, gute Ratschlagezu erteilen oder gar Drohungen auszusprechen. Luban-Plozza spricht von dem guten Vergleich des Straßenschildesmit der Aufschrift „Vorsicht Steinschlag", vor dem wohlnoch kein Autofahrer umgekehrt ist Dieses Hinweisschildist ein Alibi für die Behörde, das Rauchverbot ein Alibi fürden Arzt.

Die angeführte gemeinsame Forschungsarbeit Klinik—Praxissollte beispielhaft sein und dazu beitragen, dem nieder-gelassenen Arzt, besonders dem hausarztlich tatiger All-gemeinarzt, zu neuem Selbstverstandnis zu verhelfen Diewissenschaftlichen Postulate der Zukunft dürfen nfcht mehrnur auf dem selektierten Krankengut der Klinik beruhen,es müssen mehr und mehr die Beobachtungen und Erfah-rungen der Praxis in die Forschung einfließen. Wir müssenversuchen, im Gespräch mit der Universität all das zu ver-balisieren, was uns an biographischen Daten aus Familie,Umwelt, Arbeit usw. zur Verfugung stehtWenn wir in unserer Beratung zu einer gesundheits-bewußteren Lebensführung wirksam sein wollen, muß unserEngagement aber über den Beitrag zur Forschung nochhinausgehen.

Aus den epidemiologischen Forschungen wissen wir, daßdie durch den Wohlstand bedingte Änderung der Lebens-gewohnheit schuld ist an der Zunahme der Herz- und Kreis-lauferkrankungen. Die nicht nur medizinische, sondern auchsozialmedizinische Dimension mag der Kostenaufwand ver-deutlichen, der alle Leistungen, die mit dem Herzinfarktzusammenhängen, beinhaltet. Es sind jahrlich ca 35 Mil-liarden. Die vergangenen Jahre haben aber gezeigt, alleAufklärungsarbeit in Presse und Funk haben keine Ände-rung der Lebensgewohnheiten erreicht

Wieslocher Modell: Prophylaxe-GruppenSo erscheint mir der Hinweis auf den modellhaften Einsatzvon 7 niedergelassenen Ärzten in unserem Raum ange-bracht. Das sogenannte „Wieslocher Modell". Es beinhaltet7 Prophylaxe-Gruppen mit z. Z. 180 Teilnehmern Inwöchentlichen Sportstunden unter Leitung eines Sport-

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lehrers, betreut von einem Arzt, der aktiv teilnimmt, werdenHerz und Kreislauf überwacht und getestet. Im Anfang stehteine kostenlose Untersuchung, die Cholesterin, Neutralfette,Harnsäure und EKG umfaßt. Ergänzt wird das sportlicheProgramm durch Aufklärungsvorträge und Diätberatung. DieVerlaufskontrollen der blutchemischen Werte, d. h. derRisikofaktoren im Stoffwechselbereich haben nach einemJahr Gruppenarbeit folgende Ergebnisse gebracht:

In Prozent der Anzahl der Teilnehmer:

Abnahme des Cholesterins.Abnahme der NeutralfetteAbnahme der HarnsäureGewichtsreduktion

78 Porzent80 Prozent42 Prozent68 Prozent

bzw. in Prozent des Ausgangswertes der einzelnen Werteausgedrückt:

Abnahme der Harnsäure um 13,9 ProzentAbnahme des Cholesterins um 17,1 ProzentAbnahme der Neutralfette um 25 Prozent,

Dieses „Wieslocher Modell" hat bewiesen, daß die freiePraxis fähig ist, in effizienter und wirtschaftlich tragbarerWeise cfie Bevölkerung zu gesundheitsbewußrerem Ver-halten zu führen.Beide Beispiele zeigen, daß der Hausarzt zum entscheiden-den Informant für die universitäre Forschung werden kann,da er durch seinen besonderen Zugang zur Welt des Patien-ten Kausalzusammenhänge aufspüren kann, die der Klinikverborgen bleiben.Wir müssen dabei z. B. auch der Frage nachgehen, inwie-weit ist der Mensch bereit in einer machbaren Welt selbstals Subjekt für ein sinnvolles Leben tätig zu werden, dadoch bekannt ist, daß übermäßiges Rauchen bei Männernund Frauen chronische Bronchitiden, Lungenemphyseme,Lungenkrebs, periphere, arterielle Durchblutungsstörungen,vorzeitigen Herzinfarkt und Duodenal-Ulcera fördern.Eine ja ebenso große Anzahl Frauen und Männer, erwerbensich krankmachende Fettsucht mit Herz- und Kreislauf-erkrankungen, schwer einstellbaren Diabetes und Stein-leiden, schließlich Schäden durch Alkoholabusus, personaleFehlhaltungen in der Lebensführung, Unfähigkeit in der Be-wältigung von Konfliktsituationen mit psychosomatischenFolgezuständen und zunehmenden suizidalen Kurzschluß-handlungen. Eine Untersuchung, die Laberke in Esslingenan 100 Männern aller Berufsstände durchführte, ist dabeivon Interesse. Die Mehrzahl gab die Arbeit als Ursache ihrerErkrankungen an. Bei 40 bis 70 Prozent dieser Patientenbestanden aber belastende persönliche Einstellungen,Spannungen in Familie und Betrieb, aber auch Maßlosig-keit in Ernährung und Genußmitteln, Mangel an Schlaf undBewegung und Mangel an sinnvoller Erholung in Freizeitund Urlaub. Arbeit, so meine ich, auch wenn sie erheblicheAnstrengungen erfordert, macht unter normalen sozial-hygienischen Verhältnissen in der Regel nicht krank. Auchdie Zivilisation an sich ist nicht pathogen.Wird nicht Gesundheit als zu selbstverständlich angenom-men und die eigene Leistung durch ein zu ausgedehntesVersicherungs- und Kurwesen verhindert? Dennoch müssenwir Wege suchen, um wirksam aufzuklären und gesund-heitliche Eigenverantwortung zu wecken. Erfahrungsgemäßist die beste Einflußmöglichkeit in der aktuellen Krankheits-situation. Der sich gesundfühlende Erwachsene verschanztsich gern hinter Beruf, Geld, Prestige usw. Bei Jugendlichenkommt man im Pubertätsalter schon zu spät. Eine gesund-heitsgemäße Einstellung in bezug auf das Rauchen, denAlkohol, das Sexualleben werden da als Feigheit verkannt.

Ist Gesundheit erlernbar?Gesundheit ist weitgehend ein erlernbares Verhalten undKranksein nicht nur erblich und schicksalhaft bedingt. Wirkönnen Vorsorgeuntersuchungen amtlich organisieren, kol-lektive Schäden, die durch Luft- und Wasserverschmutzungverursacht werden, gesetzlich mindern. Entscheidend istjedoch die gesundheitsfördernde Motivation des einzelnen.Die anthropologische Interpretation der Gesundheit siehtden Menschen als Subjekt.

Zwei wichtige Bereiche der hausärztlichen Einflußnahmesind nun das Kind und die Familie. Kinder, wenn richtig inGesundheätsfragen unterrichtet, besonders die 4- bis 10jäh-rigen, beobachten mit lebendigem Interesse Vater undMutter und korrigieren ohne Erbarmen deren gesundheits-widriges Verhalten. Es ist eben ein Unterschied, ob eineFrau ihrem Mann das Kettenrauchen täglich vorwirft oderob der Vater von seinem 10jährigen Töchterchen im emotio-nalen Bereich liebevoll ermahnt wird. Verbote sind in derGesundheitserziehung meist nutzlos. Information und affek-tive Ansprache sind wirksamer. Wieder besinnen sollte mansich auf neue Funktionen der Familie als der wichtigstensozialen Kleingruppe. Neu nur insofern, als man alther-gebrachte Funktionen unter veränderten äußeren Umständenwieder beleben sollte. Die Medizin in der heutigen Strukturist zweifellos zur Bewältigung kurzfristiger Aufgaben fähig,ein echter Fortschritt zum Wohl des Patienten. Es ist heuteaber doch so, daß die Familie des Patienten bei einerlängerdauernden Krankheit vom medizinischen Handelnmeist isoliert bleibt. Die Krankheit vollzieht sich nicht mehrin der vertrauten häuslichen Atmosphäre, sondern oft hinterverschlossenen Türen steriler Behandlungsräume. Noch istdie gegenwärtige Medizin so strukturiert, daß ihr Handeinsich von der Geburt bis zum Sterben anonym fern der Fami-lie vollzieht. So bleibt der Kranke mit seinen Ängsten, seinerVerzweiflung oft allein. Hier ist für die hausärztliche Tätig-keit des Allgemeinarztes ein weites, dankbares Feld derEinflußnahme.

Eine Neubewertung der Familie sollte dazu führen, daß sieals „Notgemeinschaft" mehr Verantwortung für das krankeMitglied zu übernehmen bereit wäre. Das geschädigte Kind,der psychisch Kranke, der Krebskranke, der pflegebedürftigealte Mensch und schließlich der Sterbende lassen sich dannnur in eine Familie integrieren, wenn sie von Anfang aneinen Platz in ihr hatten.

Schließlich sollten wir als Hausärzte auch Einigkeit errei-chen über den Begriff Gesundheit; das Ziel, zu dem wir denuns anvertrauten Patienten führen sollten. Gesundheit alssolche gibt es nicht. Gesundheit als Wohlbefinden zu defi-nieren, ist unzureichend. Demokrit sah Gesundheit als dieHarmonie aller menschlichen Verhältnisse zur Umwelt. Nir-gends in der Geschichte findet man das heutige, soge-nannte Recht auf Gesundheit, was oft auch ein Anspruchauf Schicksalslosigkeit ist. Gesundheit ist, wie Schippergeses formuliert, ein Habitus. Wir sind immer nur potentiellgesund und damit auch relativ krank.

Ich meine, wir sollten in unserer hausärztlichen Tätigkeitschließlich bemüht sein, das menschliche Leben im Vorfelddes Todes nicht zu manipulieren und den Menschen auchan den Grenzen körperlichen Versagens nicht mehr undmehr zum Objekt einer bewundernswerten Prothetik werdenzu lassen.

Anschrift des Verfassers: Dr. med. H. Mattern, Dantestraße 10 c,6900 Heidelberg.

1 7 4 Phys. Med. u. Reh. Heft 8, 1976

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Anerkennung der Honorare für „Außenseitermethoden" durch die Krankenkassen

Unterschiedliche Regelungen für Arzte und Heilpraktiker?Dem Vorstand des Zentralverbandes der Ärzte für Natur-heilverfahren wurden auf dem letzten Ärztekongreß in Freu-denstadt einige Fragen der Honorierung von „wissenschaft-lich nicht anerkannten Heilmethoden" durch die Kranken-kassen vorgelegt und im Vorstand ausführlich diskutiert.Da sich dabei recht schwierige juristische Probleme er-

gaben und sich eine sehr unterschiedliche Handlung durchdie Kassen zeigte, forderte der Vorstand den Syndikus desVerbandes, Herrn Rechtsanwalt Dr. Franz X. Schober, auf,ein Gutachten zu erstatten Zunächst schickt uns Herr Dr.Schober die folgende Darstellung des gegenwartigen Stan-des und fordert die Mitglieder des Verbandes auf, gleich-artige oder ähnlich gelagerte Falle mitzuteilen ff F. Weiß

F. x. Schober Krankheitskosten

Ceterum censeo:

1. Aufsatz

Vergütung durch Krankenkassen (RVO und Ersatzkassen,sonstige gesetzliche Krankenversicherungstragerund Privat-versicherungen} für ärztliche Leistungen aufgrund Behand-lungsweisen die „wissenschaftlich nicht allgemein aner-kannt" sind?

(Akupunktur, Elektroakupunktur, Neuraltherapie, HOT etc)

1. Dem Vorstand des „Zentralverbandes der Arzte für Natur-heilverfahren" (ZAN) werden in zunehmendem Maße, so-wohl von Einzelmitgliedem wie von Ärztegesellschaften,die kooperatives Mitglied des ZÄN sind, mitgeteilt, daßfür ärztliche Leistungen aufgrund von Behandlungsweisen,die „wissenschaftlich nicht allgemein anerkannt sind"(siehe die vorstehend in Klammer aufgeführten Behand-lungsmethoden1) von einzelnen Kassen (sowohl von ge-setzlichen Krankenversicherungstragem, wie auch Privat-krankenkassen) eine unterschiedliche Hononerungspraxisausgeübt wird.So sind Falle bekannt, in denen beispielsweise

a) eine Ersatzkasse eine Behandlung mit namhaften Be-tragen an ein Kassenmitglied erstattet hat, bei demdurch eine der vorbeschriebenen Methoden eine ent-scheidende Gesundheitsbesserung erzielt werdenkonnte, nachdem vorher jahrelange klinische Behand-lungen ergebnislos verlaufen sind,

b) die berechneten Arztkosten aufgeteilt werden, in denenärztliche Leistungen für Behandlungen nach einer dervorgenannten Methoden nicht erstattet, dagegen La-borleistungen und/oder physikalische Leistungen ver-gütet werden,

c) in denen wegen des Zusammenhangs der ärztlichenLeistung mit einer „wissenschaftlich nicht anerkanntenMethode" Labor- und physikalische Leistungen auchnicht erstattet werden,

d) Privatkassen die Tätigkeiten von Heilpraktikern ganzoder teilweise verguten, jedoch Leistungen von Ärztenmit dem sattsam bekannten Hinweis auf „wissen-schaftlich nicht anerkannte Heilmethode" in vollemUmfange abgelehnt werden,

c) Medikamente, insbesondere homöopathische Heilmit-tel, Phytotherapeutika, Nosoden etc. wegen des Zu-sammenhangs mit den verschiedenen Heilmethodenebenfalls nicht erstattet werden, während sie ganzoder teilweise dann bezahlt werden, wenn sie voneinem Heilpraktiker „verordnet" werden.

Eine Gegenüberstellung der bisher dem Vorstand bekanntgewordenen Falle laßt ein Bild unerträglicher Erstattungs-wiMkur einzelner Kassen erkennen, die weder von natur-

heilkundlich ausgerichteten Ärzten, noch den dem ZÄNangeschlossenen Verbanden, bzw. Arztegesellschaften,noch vom ZÄN selbst tatenlos hingenommen werdenkann, ganz zu schweigen von der skandalösen Erstat-tungspraxis von Behandlungskosten, jenachdem dieseangefallen sind bei einem Heilpraktiker, und dort ganzoder teilweise vergütet werden, dagegen nicht bei einemArzt infolge Behandlung mit einer „wissenschaftlich nichtanerkannten Heilmethode", sogenannten Außenseiter-methoden, wenn bereits mehr als 50 Prozent der ge-samten deutschen Schulmediziner naturheilkundlich aus-gerichtete Methoden anwenden und entsprechende Medi-kamente, wie homöopathische Heilmittel, Phytotherapeu-tika, Nosoden etc verordnen?

2 Es werden zur Zeit von verschiedenen Patienten ent-sprechende Erstattungsprozesse bei unterschiedlichenGerichtsinstanzen gefuhrt, z. B.

a) Bayerisches Landessozialgencht München (wegen Be-handlung mit EAP, Sozialgericht Nürnberg als ersteInstanz hat Klager, also Patient, Recht und hat dieBeklagte (BEK) zur Zahlung verurteilt; mutige Ent-scheidung mit beachtlichen Argumenten')

b) Landessoziaigencht Essen (wegen Neuraltherapie,1. Instanz teilweise zugunsten Klager, teilweise zu-gunsten Kasse)

c) Oberverwaltungsgencht Mannheim (wegen EAP, Ver-waltungsgericht Stuttgart als 1 Instanz abgelehnt, 2Instanz ermittelt sehr sorgfaltig und hat bisher Stel-lungnahmen von verschiedenen Verbanden eingeholt,insbesondere auch vom Bundesministerium für Arbeitund Sozialordnung Bonn)

In diesen Prozessen wurde bisher das entscheidende Ge-wicht auf die Frage der „wissenschaftlich allgemein an-erkannten Heilmethode" gelegt

(Dieses Problem wird noch Gegenstand eines besonderenAufsatzes sein')

Die Frage einer willkürlichen und damit ermessensfehler-haften Behandlung einzelner Kassenmitglieder wurde indiesen Prozessen, insbesondere mangels ausreichendemMaterials, m. E. noch zu wenig angesprochen. Um aberauch hier den Richtern Gelegenheit zu Rechtsausführungenüber den Grundsatz der Gleichbehandlung zu geben unddem Gleichheitsgrundsatz gegenüber den Kassen auch inanderer Weise gehörend Durchsetzung zu verschaffen, be-nötigt der ZAN die Mithilfe aller seiner Mitglieder, die auchgleichzeitig von diesen Ausfuhrungen unmittelbar ange-sprochen sein durften, weil dieses Problem wohl schon infast jeder naturheilkundlich ausgerichteten Praxis aufge-treten sein durfte.

Phys Med u Reh Heft 8, 1976 1 7 5

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Diese Mithilfe soll darin bestehen, daß die Mitglieder des2ÄN entsprechend Material von ihren Patienten über dieunter Ziffer 1 geschilderten Vergütungspraxis sammeln unddem Sekretariat des ZÄN (Frau Frey) Freudenstadt-Kmebismitteilen.

Der ZAN würde es begrüßen, wenn auch Erstattungsfallevorgelegt werden konnten, die sich von den vorgeschilder-ten unterscheiden, um ein möglichst großes Spektrum derderzeitigen Vergütungshandhabung der einzelnen Kassenzu erreichen Je zahlreicher die unterschiedliche Erstattungs-praxis nachweisbar ist, um so starker mußte der Eindruckund die Wirkung bei den zuständiger? Stellen, insbesondereGerichten und nicht zuletzt auch beim Patienten und damitder Öffentlichkeit sein.

Der ZÄN bittet daher möglichst bald entsprechende Fallevorzulegen.Nochmals:Jedes Mitglied ist dazu aufgerufen, daß Erstattungswillkürbeseitigt wird!

Wenn — wie das leider bei anderen Umfragen häufig derFall ist — nur einige wenige Mitglieder sich hier der ge-wünschten Mühe unterziehen, und die dem ZÄN bekanntwerdenden Falle von der Zahl her nicht von wesentlichemGewicht sind, wird sich schwerlich der gewünstche Erfolgerreichen lassen.

Anschrift des Verfassers Dr. jur. Franz X Schober, Karlstraße 11,8660 Munchberg

Aus dem Verbandsieben

Sanitätsrat Dr. Jos. H. Kaiser 70 Jahre alt

Am 1. September dieses Jahres wird der Ehrenvorsitzendeder Ärztlichen Gesellschaft für Physiotherapie, Kneippärzte-bund e. V und Mitbegründer des Zentralverbandes derArzte für Naturheilverfahren, Herr Sanitätsrat Dr med Jos.H. Kaiser, Bad Wonshofen, 70 Jahre alt Zu diesem Festtagwünschen die Verbände, seine Freunde, Mitarbeiter undSchüler dem Jubifar alles Gute für sein persönliches Wohl-ergehen, insbesondere Gesundheit, aber auch weiterhin Ar-beitsfreude und Erfolg bei seiner Lebensaufgabe, derKneipptherapie als universelles System einer naturgemäßenLebensweiseGeboren wurde Dr Kaiser in Mülheim an der Ruhr, wo erauch seine Reifeprüfung ablegte Danach absolvierte er seinMedizinstudium in Bonn, Berlin, München und Köln. Wah-rend dieser Studienzeit erkrankte er schwer an einer Sepsisund Lungengangrane; dabei machte er die erste Bekannt-schaff mit der Kneipptherapre, die dann seinen gesamtenweiteren Lebensweg bestimmte. Im Alter von 20 Jahren, am27. Februar 1927, wurde er bei der Neubegrundung seinesheimatlichen Kneipp-Vereins in Mulheim (Ruhr) Schriftfüh-rer, und damit war der Anfang zu seiner nunmehr fast 50-jahngert verbandspo/itischen Betätigung gelegt 1929 legteer als cand med in Bad Wonshofen seine Prüfung alsKneipp-Bademeister ab, famulierte dort bei bekanntenKneipparzten (Dr. Kaplerer und Dr. Flamm) und begannseine für die Kneipptherapie spater so überaus wichtigeZusammenarbeit mit Christian Fey, dem spateren 1 Vorsit-zenden des Kneipparztebundes, seinem Vorganger in die-sem Amt1932 erhielt der Jubilar an der Universität in Bonn seineApprobation und Promotion. Danach baute er als jungerAssistenzarzt am St -Josepbs-HospjtaJ in WuppertaJ-EJber-Feld eine Kneipp-Badeabteilung auf, erstmaiig zu dieser Zeitin einem deutschen Krankenhaus. 1934 ließ Dr. Kaiser sichin eigener Praxis in Dresden nieder. Von dort gründete erden Kneippkurort Berggießhubel, der unter seiner ärztlichenLeitung zu einem der bedeutendsten Kneippkurorte auf-stieg Neben seiner kneipparztlichen Praxis begann Dr. Kai-ser die erfolgreiche Ausbildung von jungen Kneipparzten —kein Kneipparzt hat so viele Schuler wie Dr Kaiser — dar-über hinaus entfaltete er eine rege schriftstellerische undVortragstätigkeit.1947 mußte Dr. Kaiser aus Berggießhubel in der sowjeti-

schen Besatzungszone nach Westdeutschland fliehen. NachZwischenstationen in Bad Lauterberg, Badenweiler und BadPeterstal gründete er dann 1950 den Kneippkurort Boppardmit Eröffnung des Kneipp-Krankenhauses St. Ursula undder Kneipp-Gesundheitsschule, beides Hauser und Betnebe,die zu den größten und besten dieser Art in der Bundes-republik zu zahlen sind. Als Leiter der Bopparder Gesund-heitsschuie hat er bis heute dort Tausende Kneipp-Bademei-ster ausgebildet und geprüft. Von 1951 bis 1962 war Dr.Kaiser gleichzeitig auch Leiter der Abteilung für biologischeHeilweisen am Kursanatorium in Bad Neuenahr

In diese Jahre fällt die außerordentlich vielseitige und er-folgreiche verbandspolftische Tätigkeit von Dr Kaiser, er ist(der einzige noch lebende) Mitbegründer des Zentralver-bandes der Ärzte für Naturheilverfahren Mit seinem FreundDr. Christian Fey schuf er die Grundlagen für die Anerken-nung der Kneipptherapie beim Deutschen Baderverbandund bei den amtlichen Steilen 1960 übernahm Dr. Kaiserdie Leitung des Kneippärztebundes, 1962 nach dem plötz-lichen Tode von Dr. Fey zog Dr. Kaiser dann nach Bad Wo-nshofen. Viele Jahre war er Präsident des deutschenKneippbundes (bis 1967), er war der Gründer und 1. Präsi-dent der internationalen Konföderation der Kneippbewe-gung Auch in anderen Gremien, z. B Deutscher Baderver-band und Verband Deutscher Badeärzte, hat Dr. Kaiser er-folgreich für die Kneipptherapie mitgearbeitet Viele kneipp-arztliche Einfuhrungs- und Fortbildungslehrgange im In- undAusland hat Dr Kaiser organisiert und geleitet, er warHauptschriftleiter der „Allgemeinen Therapeutik" und Mit-arbeiter der „Kneipp-Blatter" und Verfasser vieler Aufsatzeund Bücher aus dem Gebiet der Kneipptherapie KernWunder, daß für diesen unermüdlichen und kompromißlosenEinsatz für die Kneipptherapie Herr Dr. Kaiser viele Eh-rungen zuteil wurden, zuletzt 1975 die Verleihung des TitelsSanitatsrat, die er weniger für seine Arbeit, sondern mehrals allgemeine Anerkennung der Bedeutung der modernenKneipptherapie als aktive Gesundheitspflege ansieht. Auchals Ehrenvorsitzender des Kneipparztebundes fühlt sich derSiebzigjährige dieser Aufgabe nach wie vor verpflichtet, dasie ihm Auftrag und Lebensinhalt ist. Dazu wünschen ihmdie Gratulanten mit Dank für all das von ihm Geleistete wei-terhin Erfolg und sagen ihm als Geburtstagsgeschenk ihreMitarbeit und Mithilfe zu — im Sinne des Vermächtnissesvon Sebastian Kneipp. O. Schumacher-Wandersieb

176 Phys Med u Reh Heft 8, 1976

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Nachruf für unseren Mitarbeiter Reg.-ObersanitätsratDr. Horst Leonhardt

Am 20. Juli 1976 erlitt un-ser Mitarbeiter Horst Leon-hardt einen Herzschlag aufder Straße in Salzburg. Erbefand sich auf dem Wegzur Landesregierung, umdort einen Verdienstordenentgegenzunehmen fürseine Verdienste auf demGebiet der Gesundheits-fürsorge.

Geboren am 3. 2. 1918 inSchäßburg führte seinStudienweg über Berlin,wo er bei Professor Sauer-bruch studierte und arbei-tete. 1945 kam er nach

Mautenburg (Land Salzburg) zurück und arbeitete dort dreiJahre afs Schufzahnarzt. 1948 siedelte er nach Salzburgüber. Dort gründete er die Schulzahnklinik, der er seitdieser Zeit angehörte 1950 startete er als einer der erstenin Osterreich die Fluoraktion, die in Presse und Rundfunksehr beachtet wurde. 1967 wird von Leonhardt die öster-reichische Gesellschaft für Familienplanung und Sexualer-ziehung in Salzburg gegründet, die 1970 von ProfessorHussfer, nachdem Leonhardt seinen ersferr Herzinfarkt er-litten hatte, übernommen und in Wien weitergeführt wurde.

Nach Genesung von seinem HerzmuskeHnfarkt hat Leon-hardt in führender Position in der österreichischen Arbeits-gemeinschaft für Volksgesundheit in der LandesgruppeSalzburg gewirkt und viele gesundheitspolitische Aktionenin Angriff genommen, so die Antiraucher-Kampagne, in denSchulen gegen Haltungsschäden, Zahnputzbeutelaktion,Zahngesundheitswochen, Fluortablettenaktion, ferner einGesundheitsinstitut geschaffen. Die Krönung seiner ge-sundheitspolitischen Arbeit war seine Ausstellung „Wir undunsere Umwelt", die auf meine Veranlassung auf dem

50 Kongreß des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheil-verfahren in Freudenstadt gezeigt wurde

Ein Konzentrat des Inhaltes seiner Ausstellung wurde indem Heft des ML-Verlages „Wir und unsere Umwelt" ver-öffentlicht. Leonhardt ist seit 1967 Mitglied der Internatio-nalen Gesellschaft für Elektroakupunktur. Er war vielseitigan den Problemen der EAV interessiert und hat frühzeitigdie Elektroakupunktur in ihrer großen Bedeutung bezüglichder Fruhdiagnostik und prophylaktischen Therapie erkannt.

Er hat dieselbe auch in seine schulzahnärztliche Arbeit ein-gebaut. Darüber hinaus hat er als Kurarzt die Elektro-akupunktur im Vollerer Hof bei Salzburg und im Kneipp-kurhaus St. Rupert in Großgmain ausgeführt.

Leonhardt gehörte zu den Stillen, die sich nie in den Vor-dergrund stellten. Ich kam in näheren Kontakt mit ihmdurch seine hervorragend geschriebene Aufklärungsschrift„Akupunktur und Elektroakupunktur nach Voll". 1973 er-schien sie erstmals, und die 2. Auflage wurde im Jahre1976 herausgebracht. Leonhardt hat das Werk „Die Einfüh-rung in die Elektroakupunktur nach Voll", 1. Band fastfertiggestellt und bereits am zweiten Band intensiv gearbei-tet. Die ausführliche Gestaltung dieses Werkes brachte esmit sich, daß sich zwischen Leonhardt und mir eine har-monische und für jeden Partner bereichernde Zusammen-arbeit entwickelte Stets war er für die EAV zu Opfernbereit. Es ist zutiefst zu bedauern, daß dieser aktive Geistnun nicht mehr wirken kann.

Als besondere Überraschung für ihn und als Dank für seineEAV-Arbeit wollte ich ihm am diesjährigen Kongreß derInternationalen Gesellschaft für Eiektroakupunktur anläßlichdes 20jahrigen Bestehens im September in Freudenstadtseine Schrift „Akupunktur und Elektroakupunktur nach Voll"in spanisch überreichen.

Leider hat es das Schicksal anders gewollt. Unsere Ge-sellschaft hat einen wertvollen Mitarbeiter verloren, der sichimmer verpflichtet fühlte, geistig neues Gut in vielenArtikeln und Schriften herauszubringen.

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XVIII Phys Med u Reh Heft 8, 1976

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Unser Autor Dr. Horst Leonhardt ist tot

Bei unserem letzten Treffen in Freudenstadt im Frühjahr1976 bestand er auf einer vertraglichen Fixierung unsererjahrelangen gemeinsamen Arbeit.War es Vorahnung seines allzufrühen Todes?Dr. Leonhardt war ein stiller Mensch. Alles Laute war ihmunerträglich.

Mit Dr. Leonhardt zusammenzuarbeiten, war uns immer eineFreude. Zielsicher erkannte er die wesentlichen Probleme,und er verstand sie schnell zu meistern.Wir bewunderten nicht nur seine Intelligenz, sondern eben-so seine Bescheidenheit und seinen liebenswerten öster-reichischen Charme.Wie vertraglich vereinbart, werden wir in enger Zusammen-arbeit mit der Internationalen Gesellschaft für Elektroaku-punktur nach Voll sein Grundlagenwerk:

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Phys. Med. u. Reh. Heft 8, 1976 XIX

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Anwendung und DosierungDie erforderliche Tagesdosis liegt zwischen Vi und 4 Ta-bletten (2 bis 16 mg) in der Mehrzahl der Falle betragt sie1 bis 2 Tabletten, die zumeist in einer einzigen Gabe un-mittelbar nach dem Frühstück verabreicht werden HöhereTagesdosen sollten auf zwei oder drei Gaben verteilt wer-den

Besondere HinweiseHypoglykanische Reaktionen sind selten Sie treten amehesten zu Beginn der Therapie bei Patienten auf, die mitniedrigen Dosen auskommen Um keine hypoglykanischenReaktionen zu provozieren, muß die Diät genau eingehaltenwerden (keine Nahrungskarenz ohne Dosisreduktion)

Außerdem ist Alkoholgenuß sowie ungewohnt schwere kör-perliche Arbeit zu vermeiden Die gleichzeitige Gabe wir-kungsbeeinfiussender Medikamente ist zu beachten (Einzel-heiten im wissenschaftlichen Prospekt)Wahrend Belastungssituationen (z. B InfektionskrankheitenOperationen, Streß, Schwangerschaft, längere Steroid-behandlung) ist o*t die vorübergehende Umstellung auf In-sulin notwendig

WirkungsweisePro-Diaban ist ein in sehr niedriger Dosierung wirksamesPräparat Oral zugefuhrtes Pro-Diaban wird rasch und voll-standig resorbiert. Es fuhrt bei einem noch funktionsfähigenInselzellapparat zu einer schnellen und kurzdauernden In-sulmfreisetzung mit einer Dynamik, die ähnlich wie nacheinem Glucosereiz beim Gesunden ablauft Im Zusammen-wirken mit Glucose wird vor allem die Insulinausschuttunggesteigert deren Dauer jedoch nicht wesentlich verlängertDie Ausscheidung erfolgt sowohl in unveränderter Formüber die Nieren als auch nach Aufspaltung in der LeberDaher ist auch bei gestörter Nieren-und/oder Leberfunktiondie Gefahr einer Kumulation des Wirkstoffs gering

Handelsformen30 Oblongtabletten zu 4 mg 18,10 DM

100 Oblongtabletten zu 4 mg 46 10 DM

HerstellerBayer LeverkusenSchering AG Berhn/Bergkamen

HerausgeberZentralverband der Arzte für Naturheilverfahren e V , sowie die demZentralverband angeschlossenen Gesellschaften und Arbeitsgemein-schaftenInternationale Gesellschaft für Elektroakupunktur nach Dr Voll e VDeutsche Gesellschaft für Elektroneuraldiagnostik und -therpie nachCroon e VArbeitsgemeinschaft für Haematogene OxydationstherapieInternationale Gesellschaft für Homotoxikologie und antihomotoxischeTherapie e Vintemationaie medizinische Gesellschaft für Neuralfherapie nach Hu-neke e V ,Deutsche Gesellschaft für Thermographie e V ,Arbeitsgemeinschaft für SymbioselenkungArbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge,Arbeitsgemeinschaft für Phytofherapie

Schriftleitung:Dr med H Haferkamp, 65 Mainz 22, Am Eselsweg 81, Tel 3 49 42,Dr. med. R F. Weiß, 7971 Marstetten-Aitrach,Dr med K Schimmer, 8 München 90 Sanatonumsplafz 2Dr med K H Caspers 8399 Bad Fussing

Mitteilungen der Schriftleitung:Zuschriften mit Originalen (wissenschaftlichen Beitragen) Referateredaktionelle Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden anHerrn Dr Haferkamp erbetenOriginalien und Beitrage, die zur Veröffentlichung kommen, werdenhonoriert Die Schriftleitung behalt sich jedoch den Zeitpunkt derVeröffentlichung vorGrundsätzlich werden nur Erstveröffentlichungen angenommenAlle Manuskripte sind direkt an die Schriftleitung zu richten Grund-sätzlich werden nur solche Arbeiten angenommen die vorher wederim Inland noch im Ausland veröffentlicht worden sind Die Manu-skripte dürfen auch nicht gleichzeitig anderen Blattern zum Abdruckangeboten werden — Mit der Annahme des Manuskriptes erwirbtder Verlag für die Dauer der gesetzlichen Schutzfrist die ausschließ-liche Befugnis zur Wahrnehmung der Verwertungsrechte im Sinne des§ 15 f des Urheberrechtsgesetzes — Übersetzung, Nachdruck — auchvon Abbildungen — Vervielfältigung auf fotomechanischem oderähnlichem Wege oder im Magnetton Verfahren, Vortrag, Funk- undFernsehsendung sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen —auch auszugsweise — sind nur mit schriftlicher Zustimmung des Ver-lages gestattet — Für den persönlichen Gebrauch dürfen von Bei-tragen oder Teilen von diesen einzelne Kopien hergestellt werden —Jede im Bereich eines gewerblichen Unternehmens hergestellte Kopiedient im Sinne von § 54, Abs 2 UrhG gewerblichen Zwecken und istgebührenpflichtig Die Gebuhr betragt DM —40 je vervielfältigteSeite Sie wird entrichtet entweder durch Anbringen einer entspre-chenden Wertmarke oder durch Bezahlung an die VG WissenschaftGmbH, Großer Hirschgraben 17/21, Frankfurt a M , von der weitereEinzelheiten zu erfragen sind

Die Beitrage dürfen daher nicht in gleichem oder ähnlichem Wortlautan anderer Stelle veröffentlicht werdenEs wird gebeten, die Bebilderung der Beitrage im üblichen Rahmenzu halten da sonst die Mehrkosten berechnet bzw bei der Hono-nerung in Abzug gebracht werden mußten

Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortungübernommen Rucksendung erfolgt nur wenn Ruckporto beigefugt istArbeiten unter der Rubrik Erfahrungen aus der Praxis' stellen nichtunbedingt die Meinung der Schriftleitung darDie Nennung von Markenbezeichnungen laßt keinerlei Rückschlüssezu ob es sich um geschützte Zeichen handelt

Sonderdrucke:Von Originalbeitragen erhalten die Verfasser auf Verlangen 30 Son-derdrucke kostenlos Dies muß jedoch mit dem Einreichen des Manu-skriptes ausdrücklich vermerkt werden Wird eine höhere Stückzahlgewünscht, so erfolgt für diese eine Berechnung

Nachdruck:Alle Rechte auch die des auszugsweisen Nachdruckes der foto-metihantschen Wiedergabe und der Übersetzung bleiben dem Verlagnach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen vorbehaltenNachdruck, auch auszugsweise ist nur mit genauer Quellenangabegestattet und bedarf bei Originalbeitragen der schriftlichen Genehmi-gung des Verlages Für innerbetriebliche fotomechanische Verviel-faltigung gilt das Rahmenabkommen des Borsenverems des Deut-schen Buchhandels mit dem BDI vom 14 6 1958 (10-Pf-Wertmarkepro Seite)

Verlag:Mediz.msch Literarische Verlagsgesellschaft mbH3110 Uelzen 1, Postfach 120/140

Anzeigenverwaltung: Marlis Jess, 3110 Uelzen 1, Postfach 120/140

Anzeigenpreisliste: Zur Zeit gilt die Liste Nr 13Erfulfungsort und Gerichtsstand Uelzen

Erscheinungsweise: Einmal im Monat

BezugsbedingungenDer Bezugspreis betragt jährlich 60— DM einschl 5 5 % UST imAusland zuzüglich Versand für Mitglieder des Zentralverbandes undanderer mit |hm zusammenarbeitender Verbände 30 — DM Für Stu-denten und Arzte in nicht vollbezahlter Stellung jährlich 30,— DMEinzelhefte werden zum Preis von je 8,— DM abgegeben Abonne-mentsgebuhren sind nach Rechnungserhalt fallig und zahlbar nettoKasseBei Nichterscheinen infolge höherer Gewalt besteht kein Anspruchauf Ersatz oder Ruckerstattung eingezahlter BezugsgebuhrenDie Zeitschrift wird so lange geliefert bis Abbestellung erfolgt, diespätestens 30 Tage vor Halbjahresschluß im Besitz der Buchhandlungbzw Postanstalt des Verlages sein muß

Zahlungen:Auf das Postscheckkonto Hamburg 2 392 16-201, Vereinsbank Hamburg14/04 110 Dresdner Bank, Zweigstelle Eppendorf, Konto Nr 4 271385Gerichtsstand Uelzen

Druck: C Beckers Buchdruckerei 3110 Uelzen 1, Ringstraße 4 Telefon(05 81) 1 70 21, Telex 9 1 326

Diese Ausgabe umfaßt 40 Seiten und Umschlag

XX Phys Mffid u Reh Heft 8, 1976

Page 28: Flacar - zaen.gruen.netzaen.gruen.net/archiv/pdf/1976/1976-08.pdf · Zusammensetzung: 1 Ampulle zu 5 ml enthalt ca 6 mg Ribonu- kleinsäuren , gewonne n aus gleiche Teile Bandscheibe

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BeilagenhinweisDieser Ausgabe liegt eine Beilageder Fa. Synthera Dr. Friedrichs & Co.,5630 Remscheid 11, Postfach 110 268, bei.Wir bitten um freundliche Beachtung.

Im Sanatorium Hillersbach der Landes-Versicherungsanstalt Hessen bei Orten-

berg (Oberhessen) tritt der derzeitige Chefarzt, Dr.von Nathusius, in Kürze in den Ruhestand. Deshalbist die Stelle des

Chefarztes(BesGr A 16 BBesG)

neu zu besetzen.

Ferner wird für das Sanatorium ein

Oberarzt(BesGr A 15 BBesG)

gesucht.

Bewerber sollen möglichst Fachärzte für innereKrankheiten sein und über gute Kenntnisse in Rönt-gen- und Labordiagnostik, EKG und Spirometne ver-fügen.

Das Sanatorium umfaßt 115 Betten für Männer undhat moderne diagnostische und therapeutische Ein-richtungen. Behandelt werden insbesondere Funk-tionsstörungen der inneren Organe, Stoffwechsel-störungen und Erkrankungen des Bewegungsappa-rates.

Heilmaßnahmen: Naturheilverfahren und physika-lische Therapie, vorwiegend Balneotherapie (auchKneippanwendungen) und Bewegungstherapie; außer-dem: Diätetik, Gesundheitsberatung, kleine Psycho-therapie, ergänzende medikamentöse Therapie.

Das Sanatorium befindet sich in ruhiger, landschaft-lich schöner Lage des Vogelsberges, an einem Stau-see, von Waldern umgeben. Alle Schulen sind innäherem Umkreis vorhanden (Schultransport durchHausbus).Einfamilienhaus kann zu günstigen Bedingungen ge-mietet werden. Arztliche Nebentatigkeit wird im Rah-men der bestehenden Richtlinien zugelassen. Die imöffentlichen Dienst üblichen Leistungen wie Tren-nungsentschadigung, Umzugskostenvergutung undBeihilfen werden nach den gesetzlichen Bestimmun-gen gewährt.

Bewerbungen mit Lebenslauf, Lichtbild und den üb-lichen Unterlagen erbeten an die Landesversiche-rungsanstalt Hessen — Abt. Krankenversicherung —Städelstraße 28, 60C0 Frankfurt a. M. 70. TelefonischeAnfragen können unter (06 11) 6 05 25 31 erfolgen.

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ElektroakupunkturVoll, Topographische Lage der Meßpunkte derElektroakupunkturBildband I, 168 Seiten, 3. Auflage, Ganzleinen, ISBN 3-88136-001-8 DM 98,-Bfldband ff, 168 Seiten, Ganzfeinen, fSBN 3-88136-020-4 DM 98,—

Voll, Kopf herde — Diagnostik und Therapiemittels EJektroakupunktur- und Medikamententestung296 Seiten, gebunden, Alkorfoliierung, ISBN 3-88136-021-2 DM 120,—

Meßpunkte — Elektroakupunktur-OrganometrieDie Tafel zeigt 162 Meßpunkte der EAP bzw. Organometrie in ihrer topographischen Lage auf6 verschiedenen Abbildungen. Von diesen Punkten sind 123 Punkte der klassischen Akupunk-tur bekannt. 39 Punkte sind von der EAP erarbeitet worden.Landkartenform, 64 x 95 cm • DM 100,—

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Leonhardt, Akupunktur und Elektroakupunktur nach Voll2. Auflage, geheftet, 28 Seiten, ISBN 3-88136-038-7 DM 3,50

Voll, Wechselbeziehungen von odontogenen Herden zu Organenund Gewebssystemen4. Sonderheft, 108 Seiten, broschiert, ISBN 3-88136-027-1 DM 24,-

Voll, Gelöste und ungelöste Problemeder Elektroakupunktur-Diagnostfk und -Therapie5. Sonderheft, 32 Seiten, broschiert, ISBN 3-88136-028-X DM 2,90

Voll, 20 Jahre Elektroakupunktur-Diagnostik undElektroakupunktur-Therapie mit niederfrequentenStromimpulsen nach Voll7. Sonderheft, 80 Seiten, broschiert, ISBN 3-88136-000-X DM 28,-

Weitere Werke sind in Vorbereitung, und vergriffene Titel werden z. T. neu aufgelegt.

Fordern Sie bitte Prospekte an.

MEDIZINISCH LITERARISCHE VERLAGSGESELLSCHAFT mbHPostfach 120/140 • 3110 UeJzen 1