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Sie nutzen den Wind und trotzen den Wellen: Wenn Katamarane bei großen Sportevents wie jetzt in Rio de Janeiro über das Meer jagen, stockt den Zuschauern vor dem Fernseher der Atem. Künſtig sollen die Segler direkt vor den Augen des Publikums über das Wasser fliegen. Segelprofi Roland Gäbler und Evonik bauen ein neues Highspeed-Boot, das in Landnähe gesegelt wird und schon bei leichtem Wind abhebt. Fliegende Boote Bisher kommen die Hightech-Materialien von Evonik in Flugzeugen vor. Jetzt will Segelprofi Roland Gäbler damit Boote abheben lassen. Product Story Nr. 76, 15. August 2016 Evonik Industries AG Rellinghauser Straße 1–11 45128 Essen Kontakt Konzernpresse Dr. Edda Schulze telefon +49 201 177-2225 [email protected] Fachpresse Carolin Kather telefon +49 2365 49-9011 [email protected]

Fliegende Boote - corporate.evonik.com · Roland Gäbler ist Kritiker und Fan zugleich. Er sprudelt über vor Begeisterung für die Kraft des Wassers und die Macht des Windes. Und

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Page 1: Fliegende Boote - corporate.evonik.com · Roland Gäbler ist Kritiker und Fan zugleich. Er sprudelt über vor Begeisterung für die Kraft des Wassers und die Macht des Windes. Und

Sie nutzen den Wind und trotzen den Wellen: Wenn Katamarane bei großen Sportevents wie jetzt in Rio de Janeiro über das Meer jagen, stockt den Zuschauern vor dem Fernseher der Atem. Künftig sollen die Segler direkt vor den Augen des Publikums über das Wasser fliegen. Segelprofi Roland Gäbler und Evonik bauen ein neues Highspeed-Boot, das in Landnähe gesegelt wird und schon bei leichtem Wind abhebt.

Fliegende BooteBisher kommen die Hightech-Materialien von Evonik in Flugzeugen vor. Jetzt will Segelprofi Roland Gäbler damit Boote abheben lassen.

Product Story Nr. 76, 15. August 2016

Evonik Industries AG Rellinghauser Straße 1–11 45128 EssenKontakt Konzernpresse Dr. Edda Schulze telefon +49 201 177-2225 [email protected] Fachpresse Carolin Kather telefon +49 2365 49-9011 [email protected]

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Beim Segeln macht Roland Gäbler so schnell niemand etwas vor. Der Profisportler aus Bremen hat mehr als 70 internationale Meis-terschaften gewonnen, ist mehrfacher Welt- und Europameister und holte Bronze bei den Olympischen Sommerspielen in Sydney. Einen Traum hat der 52-Jährige aber noch: Er möchte mit Segel-sport Stadien füllen.

„Viele Regatten finden weit weg vom Publikum statt, weil die Boote die Weite und den Wind des offenen Meeres brauchen“, sagt Gäbler. „Das tut mir im Herzen weh. Die Menschen sollen am Strand oder an der Kaimauer sitzen und die Katamarane sehen. Wie im Stadion, zum Greifen nah.“ Roland Gäbler meint das wört-lich. Auch wenn seine Muskeln nach einem Wettkampf schmerzen und nach einer heißen Dusche schreien, geht der 52-Jährige zu den Zuschauern, beantwortet Fragen, schreibt Autogramme. Se-geln zum Anfassen nennt Gäbler das. Segeln für alle. Dass die Re-alität oft anders aussieht, weiß er genau.

Product Story Nr. 76, Seite 2, 15. August 2016

„Ich möchte mehr Menschen für das Segeln begeistern: Sie sollen am Strand sitzen und die Boote vor ihren Augen über das Wasser fliegen sehen. Mit den Hightech-Materialien von Evonik bauen wir einen Katamaran, mit dem der Traum in Erfüllung geht.“ Roland Gäbler, Olympia-Medaillen-GewinnerQ

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Roland Gäbler ist Kritiker und Fan zugleich. Er sprudelt über vor Begeisterung für die Kraft des Wassers und die Macht des Windes. Und dafür, dass Mensch und Natur beim Segeln zu Athletik und Artistik verschmelzen. „Die maritime Kultur liegt uns im Herzen“, sagt Gäbler und meint damit sich und seine Ehefrau Nahid, mit der er seit 2009 gemeinsam segelt.

Schon einmal schien sein Traum vom Segeln für jedermann zum Greifen nahe. 2003 rief Gäbler die Champions Race ins Leben, eine Rennserie mit kurzen, spannenden Wettfahrten und großer Nähe zum Publikum. „Damals hatten die Boote nicht genug Po-wer“, sagt er heute, 13 Jahre später. Die Katamarane waren ab-hängig von den Launen des Windes. War der zu flau, in Landnähe keine Seltenheit, konnten sie nicht starten. Zum Leidwesen der Zuschauer. „Wer bleibt denn ein oder zwei Stunden sitzen in der Hoffnung, dass es doch noch losgeht? Niemand.“

SpeedFoiler immun gegen Launen des Windes Der SpeedFoiler soll die alten Segel-Schwächen ausgleichen. Gemein-sam mit dem Essener Spezialchemiekonzern Evonik hat Gäbler einen Carbon-Katamaran entwickelt, der von zwei Personen gesegelt wird – in Landnähe. Dieser ist mit 7,62 Metern Länge und einem Gewicht von 178 Kilogramm vergleichsweise klein und leicht. Gleichzeitig verfügt das Boot über eine große Segelfläche. So reicht dem Speed-Foiler schon leichter Wind, damit er über das Wasser fliegt.

Product Story Nr. 76, Seite 3, 15. August 2016

Sie sind ein eingespieltes Team - im Leben und beim Sport: Roland Gäbler und seine in Dänemark geborene Ehefrau Nahid segeln seit 2009 zusammen.Q

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Foilen heißt das in der Seglersprache. Die Foils sehen aus wie gebogene Schwerter und befinden sich mittig unter den beiden Rümpfen. Sie funktionieren wie Flügel beim Flugzeug. Nimmt das Segelboot durch den Wind Fahrt auf, erzeugen die Foils Auftrieb und heben den Rumpf aus dem Wasser. Der Widerstand wird ge-ringer, das Boot auf den Foils immer schneller. „Wir können eine Geschwindigkeit von 70 Kilometern pro Stunde erreichen – in Sichtweite der Zuschauer“, sagt Gäbler.

Das geringe Gewicht des SpeedFoilers ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Der Katamaran muss zugleich extrem stabil sein, um den Naturkräften zu trotzen. Wind und Wasser, Salz und Son-nenlicht dürfen ihm nichts anhaben. Das Spezialmaterial für den SpeedFoiler hat Evonik entwickelt und produziert: Für die Stabilität sorgen in ein Harz getränkte Carbonfasern. Sie sind so dünn wie ein menschliches Haar und werden in vielen Schichten überein-andergelegt. Diese Carbonmatten haben die Eigenschaften eines

DER SPEEDFOILERLänge: 7,62 mBreite: 4,26 mMasthöhe: 12 mGewicht: 178 kgGeschwindigkeit: bis 70 km/h

Mast

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geflochtenen Zopfes, sind fest und flexibel zugleich. Damit keine Faser entwischt, hält ein Harz sie in der richtigen Form. Das funk-tioniert nach dem Prinzip eines Zweikomponentenklebers. Erst mit dem Evonik Produkt VESTANAT® PP und dem Härter VESTAMIN® entfaltet das Harz seine volle Wirkung und wird fest. Der Zusatz-stoff NANOPOX® macht das Material zudem widerstandsfähig, da-mit es nicht bricht, wenn zwei Boote aneinander geraten.

Das Ruder und die Foils sind komplett aus diesem Carbonfaser-Verbund-Werkstoff, auch Composites genannt, hergestellt. Um beim Rumpf einige Kilo zu sparen, ist er wie ein Sandwich gebaut: außen Composites, innen der robuste und zugleich leichte Strukturschaum ROHACELL®. „Mit den Hightech-Materialien holen wir die letzten Prozent Leistung aus dem Boot“, sagt Dr. Gudio Streukens, Chemiker bei Evonik.

Der Spezialchemiekonzern hat sich dabei seines Know-how und seiner Erfahrung aus der Automobil- und Luftfahrtindustrie be-dient. Die Produkte und die Technologie für den stabilen Leicht-bau kommen bereits in Formel-1-Autos und im Airbus zum Ein-satz. „Jetzt lassen wir damit auch Boote fliegen“, so Streukens.

Apropos Fliegen: Weil sich der Rumpf des SpeedFoilers so schnell hebt, spielte der Wasserwiderstand bei der Konstruktion eine un-tergeordnete Rolle. Stattdessen feilte der Bootsdesigner Martin Fischer an der Aerodynamik und verbesserte die Flugfähigkeit: Der breite Steg, der die beiden Rümpfe verbindet und Trampolin genannt wird, unterstützt den Auftrieb. Zudem verfügt der Kata-maran über unterschiedlich große Wechselsegel, die je nach Stärke des Windes auf den zwölf Meter hohen Mast aufgezogen werden. Bläst es heftig, kommt das kleine, 28 Quadratmeter große Tuch zum Einsatz. Weht der Wind schwach, muss das Code Zero ran, ein Riesensegel von 90 Quadratmetern – der Fläche einer Vier-Zimmer-Wohnung.

„Das Boot kann von einer bis sieben Windstärken gesegelt wer-den – vom Wind, der lediglich kleine Kräuselwellen aufwirft bis zu einem, der Bäume in Bewegung bringt“, sagt Roland Gäbler. „Das entspricht 97 Prozent aller Windbedingungen. Also fast im-mer.“ Damit ist der SpeedFoiler beinah immun gegen die Launen

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des Wetters. Regatten können dann so pünktlich und zuverlässig beginnen wie Fußballspiele, verspricht Gäbler. Er hofft, dass der Segelsport dann auch mehr Fans anzieht – vor die Fernseher und in die natürlichen Stadien, die Seeufer und Strände.

Internationaler Foiling World Cup in Planung Im Oktober 2016 soll der erste SpeedFoiler fertig sein. Dann gehen Roland Gäbler und seine Frau Nahid mit dem Boot bei be-kannten Regatten wie der Kieler Woche an der Start. Das soll je-doch nur der Anfang sein: „Wir möchten ein eigenen internationa-len Wettbewerb ins Leben rufen: Beim Foiling World Cup treten die besten internationalen Segler gegeneinander an.“ Die Regatta soll Halt auf der ganzen Welt machen, in Europa, dem Mittleren Osten, Asien und Amerika. „Das wird die Formel 1 der Zukunft: schnell, spektakulär und ökologisch. Wind und Wasser sind unser Benzin“, sagt Gäbler und ergänzt: „Und natürlich nah am Publi-kum, zum Anfassen.“

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