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ZEITSCHRIFT FOR N TJ M I S M A TI K herausgegeben von J. MENADIER und K. REGLIXG SECHSUNDDREISSIQSTER BAND BERLIN W E I D M ANN SCHE BUCHHANDLUNG 1926

FOR N TJ M I S M A TI K - American Numismatic Societynumismatics.org/zfn/38060000322966/86297.pdfvoran, mit einem Feldzeichen in der rechten Hand, nach deni Triumphwagen zurtickblickend

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  • Z E I T S C H R I F T

    F O R

    N TJ M I S M A TI K

    h e r a u s g e g e b e n v o n

    J. MENADIER und K. REGLIXG

    SECHSUNDDREISSIQSTER BAND

    B E R L I NW E I D M ANN SCHE BUCHHANDLUNG1 9 2 6

  • E i n B r o n z e m e d a i l l o n v o n A s s o s .

    Das unten beschriebene Medaillon g^ehort zn dcm iiherreiclieiinumismatischen Material, das durcb die vieijahrijren Ausj^rnhungeiinnter Leitung des Herrn Prof. Pliarraakowsky in Olhia entdecktworden ist. Gegenwartis: steht dies Material der Akademie fiirKiilturgesciiichte zur VerfUgang. Das genannte j\[edail!on wiirdeiiicht an Ort and Steile aosgegraben, sondern in Olbia ini Jaliro 1909"vvahrend der Ausgrabungen angekauft. Genauere Angabe uherseine Herkunft gibt das Ausgrabungstagebnch leider nicht. Daaber die ganze Oberfiaehe des Medaillons von eincr dickcn ScluclitHost und Erde bedeckt war nnd keine Spuren von lic^iDigungs-versuchen zu sehen waren, so wird os wobl niebt von forn iu*r-^^ekommen, sondern eher irgendwo in der Niihe des antikon Stadt-bezirkes kurz vorher aiifgefunden worclen sein.

    Jetzt ist das Medaiilou nach erfolgter Genehmigiing der Akademie ini Mlinzkabinot der Erinitage gereinigt worden und kannfolgendermaf^en beschrieben werden.

    Vs. Ai^TOKAIM Al 'Pl l . . . . r ingsiun. nrustbi ld desKaisers r. mit krausem Haar und Bart, iorbeerbekriinzt, iin Panzerndt daruber gesehlageneni PaludamentuiD, das auf der recbtenSchulter durch eine Fibel zusammengehalten wird. Perlenkreis.

    Hs. ei l lC TPTI r ingsum , . LCIQNlV ini Ab-schnitt, Der Kaiser mit eincm Zweig in der erhobenen recbtenHand im Triamphwagen, der von vier Pferden gezogen wird,iiach links. Den Pferden schreitet Roma in kriegerischer Rustung')voran, mit einem Feldzeichen in der rechten Hand, nach deniTriumphwagen zurtickblickend. Im Hintergrund ein auf einemSockel erriehtetes Tropaum, zu beiden Seiten sitzt je ein Ge-faugener, Perlenkreis.

    Gr. 42 mm; 4:̂ ,41 gj t-i ; Dicke 4 mm.Die Figur konnte auch Virtns sein. Vgl. C. Robert, Archaol.

    Hermenentik, Berlin 1919. S. G9.

  • A. Z 0 g" r a p b : Eiu Brouzemcilaillon voii Assos. 6 9

    Obwohl die Uinsehrift der Vs. uieht vollig erhalten ist. kaunvom ikonogriiphischen Stuudpuukt aus kaiiin gezweifelt werdeu,dal.) das Bildiiis den Kaiser Comniodus darstellt. AuDerdeinsdu'inen aiif das AVPH der Umschrift die allerdiugs sebr ver-wisehteii tJucbstaben KOM folgen. Auch wird dies durcbdie Aiialofiie des spiiter zu erwiibneuden Medaillons voii MytilenebeKtiitiji't. Pjbenso unterliê t es kuiueni Zweifei, daR der Stadt-naine hii Absebiiitt als AEEIQX zu er-iiuzen ist, da der erstevon den erbalteneu Hacbstaben ein sicberes ist iind davor nurein Scbriftzeiebeii steben kouute. Somit ist die Herstellung inJ'JfpErjUX ausgescblossen. Leider ist die zweite Hiilfte der Uru-

    schrift (lev Ks., iibpresehen Ton item SehluB-.4, dasimiu-els wegeu iu (l.-ii Abschnitt gerate.i ist so vol ig 'clallllle \ ersuche, (leu lieamteunaraen fbleiben mllssen. Nacb deu Aufaugsbuchstabeu "scbeinlicb das roinische PriiuonieD iind Nomen TtM>t Swdches miudesteus i.och zwcimal tlir ver-

    Trotz der sehlechteii Erbaitung lohut das . c <ofientiiehung, da es alle bisher n>eines WissensJIuuzen von Assos aus der Kaiserzeit in. Durebmessei ubcrtr.ftt )

    X d y . c m , ; i " " " u iof the Americ. School of Class. Stud, at Athens I 1 ° _« a., ei^ ^ "L.eoB l u m o r N u m . Z t s c b r . X V I > r . o a .

    2) Nur Miouiiet II 024 Xr. 65, als OroUe f—ca. 40 mui) bezeicbnet, koinnit iltiti whIm'.

  • 7 0 A. Z 0 g r ap Ii:

    und dabei voni typologiscben Staodpunkt aus ein gewisses Jnter-esse darbietet. Qberbaupt ist die Zahl der erhaltenen Knisor-niUuiien rou Assos sehr ger'mg. Unter den ersteii Kaiseni bc-schriinkt sich der Typeiivorrat ihrer lUickseiten auf die beideitauf den autononien MUiizen Ubiichen Typeii dea Stadtwappens —des Jiegeuden Greifen — und des Kopfes der Lokalg-fittin Athena').Spater gesellen sich dazu die ebeufalls scljon seit der autonouieuZeit̂ J iiufgenominene Figur der Athenâ ) wie auch Figuren audererGottheiten (Zeus, Asklepios) nebst einigen auf ibren Kultus sichbezieheiiden Darstellungeu (darunter augenseheinJicb eiue Perfconi-iikatioD — eine weibliche Gestalt luit einem GefiiB in der Haiid)*̂ ).Demgegeniiber gibt uuser iledaillon ineines ^Vissens zum ersten-nial eine Scbilderuug der Kaisertaten. Dies ware in Assos mu subegjeiflicher, ala die Anwesenheit einer scheinbar zahlreielien undeinfiufireichen Gruppe romischer Kaufleute in dieser Stadt niehr-mals durch die Insciiriften bestiitigt wird^ darunter mehrereWidmungeu an Kaiser und Kaiserinnen seitens der SfadtgemeindeOder eitjzeiner Beamten

    Die naehste Aualogie zu unserein Medaillon bietet ein Me-daillon von Mytilene dar"). In alien Einzelheiten sowohi dorDaratellung des Triuinphzuges auf der Jis., wie des Kaiserbildnisses

    ') Miouiiet II r;23 Nr. 58—60; Imhoof-lauiner Kl. M. S. 5081; B. JL C, Troas etc. S. 38 Xr. E. Babcldu Invent. Waddiugton

    S. 36 Nr. 063, 66J.Babelou 1. c. Nr. 655; idem Traiie Tf. CLXIII 28; J. Hirscii

    Kat. XXV Samml. Pbilipseu Tf. XXII Nr. 1886, Vgl. J. de Foville, LeSliisee V 1908 S. 4-1. Es ist allerdings za bemorken, (lai3, wiihrend bierunzweifelhaft ein archaisches Idol der Atheua wiedergegeben wird, anf Kaiser-iniiDzeu, uach den Bescbreibungen zu urteileu, cine gewohnlicbe kouveii-tiouelle Gestalt der Gcittiu vorkotumt.

    ') ilioDuet II 524 61: I m h oo £ - B1 uin e r Kl. 31. S. 37 Xr. 2.') Miounet ibid. Nr. 62-65; B. M. C. Troas S. 38 Nr. 25; Imhoof-Blniner Num. Ztscbr. XVJ 265 Xr. 83; idem Kl. M. S. 37 Xr. 1; Engel

    Eev. Num. 1884 S. 20; Babelon luv. Wadd. Nr. 665—668.Sterrett I. c. S. 30 XIII; 32 XIV; 35 XV; 50 XXVI; 58 XXIX u. a.

    8) Mionuet III 54 Nr. 150; Suppl. VI 08 Nr. 104; G. MacdonaldHunter, Coll. II 318 Nr. 16; Egger Kat. XLVI 1914 Samml. ProwoTf. XIII Nr. 801. Dies letztere Stuck allcin wiirde geniigeu, uni die vonMacdonald ausgesprocheneu Bedenken gegeu die Autlientizitiit do.«* Coinniodua-Bildnisses zu widerlegeu.

  • Ei t i Bronzemedai l lou vou Assos. 7 1

    n u f c k * r \ ' s . s l i m i n e n d i e M U n z b i k l e r b c i d e r S t i i d t e i i b e r e i n . N u r i s t

    bier die dem Triiimphwag'en voransehreitende Figur siclier iniiim-lich, also eher eiii Krieg'cr, AufJerdein liabeu die Medaillousnocli das gemeiiisam. daft in beiden Fallen ein Tel) der IJmscliriftder J{s. in den Abschnitt ul>ertragen uiid vom Stadtuaincn diirclieinen vertikalen Strich abgetrennt Avird.

    Als genieinsaines i^Iodell der beiden Kiickseitenbilder istaufi'enscheinlich das romiscbe Medaillon des L. Veriis auzunehmeD,diirch das seine Siege iiber Arnicnier uiid Farther gefeiert werden ^).\ om Jetztereu ^Ycieht die Darstellung- des Triuniplizug-es in unseremFall nur darin ab. dali die Figur des gefatigcnen feiudliebenKonigs fehlt und das Tropiium uicht wie dort auf einer beweg-lichen Plattform von Soldaten getragen ini Triumpiiznge selbstteilnehmend wiedergegebeu ist, sondern, auf einem bolien Soekelerricbtet, ein feststehendes Denkmal darsteilt, an dem das trium-phierende Hecr vorliberziebt'-). Als AiiiaO fur diese Priigung derbeiden Stiidte konnte der Triumph gedient haben, den KaiserCoinmodus bald uacb seiner Tlironbesteiguug ini Jalire 180 n. Cbr.i n K o n i f c i o r t c .

    IJnzwrifelhaft ist aber die fuhrende Hoile ini Entlebuou dieserDarstellung aus dem Typenschatz roniiscber Miinzeu den Jlytileniieru'zuzusehreibeD. Denn wiibrend in Assos dies Bild bisher eiozelnsteht, tretVcn wir in der Priigung von Mytilene eiue Auzabl soldier,die sich auf die Kaisertriumplie beziehen. Dabei stellt eiu iVle-daillon des L. Verns") durcb die Beifiigung des Titelsseine Beziehung auf deu ariiieniseben Sieg dieses Kaisers fest.Ein anderes"*), obwobl es den Namen des Coniniodus tragt zeigtibu zusamnien mit seinem Vater im Triumphwagen, ^ie das aufroraiscbeu Miinzen, die des M, Aurelius Triumph vom Jabre

    ') Froehner Les medaillous de I'eaipire Roinaiu S.91; H. A. GrueberRoman uiedaiHons in the Br. Jlns, S, 18 Nr. 2 Tf. XXV 2; Fr, GiiecehiI medaglioni Romaui II 47 Xr. 17-10 Tf. 73, 2; 71, 4; H. Coheu Monu.imperiales 111 199 Xr. 3u2, 303.

    Dali es sicb iii diesem Fall elier uin koiiventionolles Zubebor eine?Triuniphbildes, als etwa uni ein bestimrates Denkmal liaiulelt, dariiber siebeK. Regliiig Die autiken JI. Xordgrieciictilands I S. 035 uud B. PickArcb-ep. Mittb. XV 20. Dagegen vgl. tlenselbcn Die ant. M. Nordgr. I S. 314.

    M i O Q i i e t i l l 5 3 N r . l l ' i .ihld. Nr. 1 19.

  • 7 2 A. Zo graph: Eiii Bronzeraedaillon \'oi\ Asso:<

    176 11. Chr, rerherrlichen, vorkommt^). ICiidlicb kehrt dasselbe i^Iotivdes triumpliierefideii Kaisers iinter Cnraculla nocbmnis in Mytilenewieder - ) .

    Die AufiiiuUing- des besproeheuen Medailloiis vou Assos irgend-\ v o i n d e r N i i h e d e s a n t i k e n O l h i a i s t . t r o t z d c m c s e h e r e i n eGederiknuinze als ein eigentliches GeldstUck davstellt, keineswegsunmogUeh. Solche medaillenartige MUnzeu, aus Anla/3 irgendwelcherFeierlichkeiten ausgepriigt, wurden scbeinbar von den Besueherndicser Feier zam Audeuken heimgebracbt und werden ofters sehr"vveit von ihreii Aosgabeorten anfgefanden^), Es kann nur biuzu-gefitgt werden, daB die in bosporaniscben Gnibei-n sich biiufigfiudenden goldenen Brakteaten, in den meisten Fallon Verzieruugvon Diademen, die augenscbeinlich aus lokalen Werkstatten stammen^unter andereu Mliiizbildern auch solche von Medaillous klein-asiatischer Stadte in getriebener Arbeit wiedergeben ^).

    Cohea 1. c. lit Nr. 367. lu welcliem Grade diese Darstellnng^del' W'irkliclikeit entspricht, darnber sicbc v. Roltden in Pauly-VVtssowaBR . - E . 1 2 8 0 2 .

    B. JI. C, Troas S. 209 Nr. 212; ilioiinet II[ 57 Nr. UiR. Auch in derSaniinlung' der Ermitage befindet sich ein derartigefj Stiick.

    G. 3[acdoi)ald Coin types, their origin and development S. 160Vgl. anch A, Blanch et Nniii. Ztschr. XLVI 1918 S. 202.

    Vgl. da3 Diadem Arch. Anz. XX 1905 S. 60 (abgeh. Otschet d, Arch»Komm. f. d. Jahr 1904 S. 7*2 F. 1(^8), das das Bildnis de« Gordian III. nach( l e m I t e d a i l l o n v o n H e r a k l e i a — B a b e l o n - R e i i i a c h B e c i i e i l d e s i n o n n , g r .de r Ajjie niiiieure Tf. LXII 1 — wiederholt; zn domselben Fnnd gehort nocliein Diadem, welches die Vs. des quasi-aatonomeu Jiledaillous derselbeu Stadt— Babelon-Reiuach Tf. LVIL 11 — wiecierg^t.

    E r m i t a g e , 1 2 . J u n i 1 9 2 5 . A . Z o g r a p b .